Cover

Prolog

Hey ihr Crazy Mofos :)
Wir sind es, Kris (Careless), Hannah (msroselove) und Trish (HotMetalGirl ♥)!

Wir haben beschlossen zusammen eine Geschichte zu schreiben und (kleine Vorwarnung!), sie gehört nicht zu den witzigen Liebesgeschichten, die wir sonst alle schreiben. Wir haben (keine Ahnung mehr warum) über ziemlich traurige Videos über 1D geredet und wir waren so in der Trauerstimmung, dass wir einfach mal was in der Art schreiben wollten.

Lieder die ich empfehlen kann, um sie während des Lesens zu hören und die uns mehr oder weniger inspiriert haben:
https://www.youtube.com/watch?v=NnPKBwO4-P8 (Terrible Things - Mayday Parade)
https://www.youtube.com/watch?v=l5oqPQjAJ8Y (A Sad Piano Instrumental - Medley)
https://www.youtube.com/watch?v=iIqimoNyEBQ (When I look at you - Miley Cyrus)
https://www.youtube.com/watch?v=8BRJTyIC9lE (Stay - Rihanna)

Ich hoffe, dass es euch trotz benötigter Taschentücher ansprechen wird und es so rüber kommt, wie wir uns es vorstellen.
Eure 3 CrazyMofos :)

Unprepared - Louis

„Wisst ihr, was wir hier sollen?“, fragte ich Zayn und Niall, die schon auf der Couch vor Uncle Simons Büro saßen. Komisch, dass Liam noch nicht hier war. Sonst war er doch immer der Erste. Harry zog mich auf die Couch zu den anderen Beiden. Verwirrt blickte ich mich um. Jeder schaute uns mitleidig an, aber warum?
„Warum schauen die uns alle so komisch an?“, fragte mein Freund irgendwann. Gut, ich war nicht der Einzige, der die Blicke der Anderen bemerkt hatte. Ich nahm seine Hand auf meinen Schoss und begann an seinen Fingern herum zu spielen. Seit gut einem Jahr waren wir nun zusammen und vor ungefähr drei Monaten hatten wir es endlich öffentlich gemacht. Wenn ich ehrlich war, war ich total froh darüber, dass es endlich raus war, weil die ganze Geheimniskrämerei mir ein bisschen auf die Nerven ging. Gott sei Dank hatten es die Directioner oder Crazy Mofos, wie Niall sie liebevoll nannte, gut aufgenommen. Alle hatten akzeptiert, dass ich Harry und nicht mehr Eleanor liebte.

„Oh man, der soll sich beeilen! Eigentlich bin ich mit Perrie verabredet, aber jetzt muss ich das schon wieder absagen, weil Simon uns sprechen will…“, beschwerte sich Zayn und Niall kicherte. Ja, er hatte das Problem mit einer Freundin nicht, aber irgendwann würde unser kleiner Ire auch seine Prinzessin finden. Harry hatte seine Hand weggenommen und fuhr mir lächelnd durch die Haare. „Man Haz, lass das! Du zerstörst meine Frisur!“, versuchte ich ihn grinsend daran zu hindern. Stattdessen lächelte er mich nur an und machte weiter. Na toll… Das brachte wohl alles nichts…
„Ihr seid echt so süß!“, grinste Niall und lehnte sich zurück. „Man, ich hab Hunger!“, sagte er irgendwann. Okay, das Warten war echt anstrengend. Erstens weil wir nicht wussten, was Simon von uns wollte, zweitens beunruhigte es uns, dass Liam nicht kam und drittens hassten wir es zu warten. Liam war der Einzige, der uns immer ruhig halten konnte. Irgendwann begann Niall unruhig auf und ab zu gehen. Simons Sekretärin sagte ihm dann irgendwann genervt, dass er sich hinsetzen sollte, weil es sie nervös machte. Sie konnte uns auch nicht sagen, was los war. Warum wollte uns denn niemand sagen, ob irgendwas Schlimmes passiert war oder wir nur hergerufen worden waren, um unser neues Album zu besprechen…

„Jungs?“, Simon Cowell erschien in der Tür. „Ihr könnt rein kommen!“ Zögernd standen wir auf. Normalerweise war er immer zu Scherzen aufgelegt und lächelte uns an, aber an dem Tag war seine Miene ernst. Hatten wir irgendetwas verbrochen, dass er so schauen musste?
„Aber Liam ist noch gar nicht da!“, sagte Niall und zeigte auf die Tür. „Ihr könnt ja trotzdem schon mal reinkommen. Wollt ihr was zu trinken?“, sagte Simon und gab seiner Sekretärin ein Zeichen uns unsere üblichen Getränke zu holen. Schweigend saßen wir auf den Stühlen um seinen Schreibtisch. Ein Fünfter war erst gar nicht aufgestellt. Was hatte das zu heißen? Ich griff nach Harrys Hand. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass Simon nicht so tolle Nachrichten hatte. Susan, Simons Assistentin, kam mit den Getränken herein und stellte sie vor uns auf den Tisch. „Ist Liam immer noch nicht da?“, fragte Niall ungeduldig. Normalerweise war Liam doch zuverlässig und äußerst pünktlich. Er kam nur zu spät, wenn wirklich was Schlimmes vorgefallen war. „Ich bring ihn um, wenn er nicht in den nächsten fünf Minuten auftaucht!“, zischte Harry und Zayn nickte. Er wollte seinen freien Tag mit Perrie verbringen. Normalerweise hatten Harry und ich geplant auszuschlafen und im Bett zu frühstücken, aber nein, Simon musste uns ja um sieben aus dem Bett klingeln, damit wir eine Stunde später bei ihm im Büro antanzen konnten. „Vielleicht musst du das ja gar nicht mehr!“, sagte Susan schnippisch zu Harry und verließ dann den Raum. Moment! Was hatte sie gesagt?
„Was?“, fragte Harry auch verständnislos und wandte seinen Blick zu unserem Manager. Auch Niall, Zayn und ich sahen ihn entgeistert an. Was hatte der Satz zu bedeuten? „Ja, also. Ich habe eine weniger gute Nachricht für euch. Liams Eltern haben heute Nacht bei mir angerufen und mir etwas Schreckliches mitgeteilt.“ Kurz schluckte er und fuhr dann fort: „Liam ist gestern Nacht bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Es tut mir leid.“ Seine letzten Worte waren nur noch ein Flüstern. Für ihn waren wir wie Söhne gewesen, auf die er aufpassen musste. Es fiel ihm sehr schwer uns diese Nachricht zu überbringen.
„Was?“, fragte Niall ungläubig nach. „Ja, Liam ist tot!“, sagte unser Manager mit fester Stimme. Nein, das konnte nicht sein! Das war wie ein Schlag in die Magengrube. Mein bester Freund sollte tot sein? Warum ausgerechnet er? Der, der immer auf uns aufgepasst hatte, uns zurück gehalten hatte, wenn wir es übertrieben hatten. Wer sollte uns jetzt noch zusammen falten, wenn wir mal wieder Mist gebaut hatten? Ich spürte, wie sich zwei Arme um mich schlangen und mich fest umarmten. Meinen Kopf versteckte ich an Harry Schulter und versuchte die Tränen zu unterdrücken, doch diesen Kampf konnte ich nicht gewinnen. Meine Gefühle überrannten mich und ich ließ es einfach zu. Ich war zu schwach um mich dagegen zu wehren. Kurze Zeit später hörte ich nur noch eine Tür zu knallen und schaute auf. Zayn hatte das Büro Hals über Kopf verlassen. Was war bloß mit Zayn? Mit Tränen in den Augen schaute ich zu Niall, der wie ein Häufchen Elend in seinem Stuhl saß und sein Gesicht in den Händen vergraben hatte. Ohne zu zögern stand ich auf und nahm ihn in den Arm. Harry tat es mir gleich. Niall war schon immer der Sensibelste von uns gewesen und für ihn war Liam nur mehr als ein Bruder und bester Freund gewesen. Das hatte mir Harry irgendwann erzählt. Ich versuchte für Niall stark zu sein und meine Tränen zurück zu halten, was mir jedoch nicht gelang.
„Komm wir gehen heim!“, flüsterte Harry und packte Niall am Arm. Mit der anderen Hand griff er mich und zog mich hoch. Wie konnte er nur so stark sein und einen kühlen Kopf bewahren? Harry hatte keine Tränen in den Augen, aber man sah ihm an, dass es ihm sehr schwer fiel diese zurückzuhalten. An der Tür flüsterte ich ihm noch zu: „Du musst nicht stark sein!“

Stay Strong - Harry

Wir nahmen uns ein Taxi zu Louis und meiner Wohnung, keiner von uns wäre in der Lage gewesen Auto zu fahren. Niall, Louis und ich saßen auf dem Rücksitz, ich in der Mitte und die anderen beiden an mich gelehnt. Ich wollte stark für sie sein und hielt meine Tränen zurück.
Wir nahmen Niall erst einmal mit zu mir und Louis, wir konnten ihn ja nicht allein lassen. Sein bester Freund war gestorben. Liam war alles für Niall gewesen, das wussten wir alle und vermutlich war der Tod unseres Freundes für den kleinen Iren besonders schlimm. Ich wusste, dass Niall ihn geliebt hatte, mehr als er sollte vielleicht. Nun hatte er nicht mehr die Chance, um Liam dies zu gestehen.



Ich hatte die beiden ins Wohnzimmer begleitet und war in die Küche verschwunden. Erschöpft lehnte ich mich an die Arbeitsplatte und schlug die Hände vor mein Gesicht. Für mich war Liam immer ein großer Bruder gewesen. Ich brauchte ihn, wir alle brauchten ihn!
Energisch stieß ich mich ab und nahm drei Tassen aus dem Schrank, dabei fiel mir Liams Lieblingstasse ins Auge, aus der er immer getrunken hatte, wenn er bei uns gewesen war. Tränen bildeten sich in meinen Augen und ich ballte meine Hände zu Fäusten. Das Leben war so unfair! Liam war der liebste, freundlichste, gerechteste und beste Mensch gewesen, den ich jemals kennen gelernt hatte. Wie konnte so jemand nur sterben? Womit hatte ausgerechnet er es verdient zu sterben?
Ich setzte also Wasser auf, hängte die Teebeutel in die Tassen und zog mein Handy aus der Tasche. Ich wählte die drei, die Kurzwahltaste für Zayn, und wartete darauf, dass er abnahm. Fast eine Minute lang ließ ich es klingeln, dann legte ich wieder auf. Wenn er nicht mit mir reden wollte, würde er schon seine Gründe haben. Vielleicht war es auch einfach nur Zayns Art, um Liam zu trauern.
Der Wasserkocher piepte und ich goss das heiße Wasser in die Tassen, ehe ich sie auf ein Tablett stellte und ins Wohnzimmer balancierte. Louis und Niall saßen genauso da, wie ich sie zurück gelassen hatte, zusammengesunken, bleich, weinend und ziellos an die Wand starrend.
„Möchtet ihr Tee?“, fragte ich leise und löste damit ihre Apathie für einen kurzen Augenblick. „Liam hat immer Tee für mich gemacht.“, flüsterte Niall mit erstickter Stimme und rollte sich auf dem Sofa zu einer kleinen Kugel zusammen, die Beine an die Brust gezogen, das Gesicht gegen die Knie gedrückt.
Ich setzte mich neben ihn und strich durch seine blonden Haare. Louis saß auf meiner anderen Seite und ich legte einen Arm um seine Schultern, weinend vergrub er wieder das Gesicht an meiner Schulter.
Ich wollte stark sein für die beiden, auf eine Art und Weise damit auch Liams Rolle des Banddaddys übernehmen und ich wusste, dass das keine leichte Aufgabe war. Aber einer musste es tun, sonst wären wir in unserer Trauer unter gegangen und das wollte ich nicht zulassen.
„Ich…ich hab ihn geliebt…und…ich…ich…er…ich wollte doch…ich…“, stammelte Niall zusammenhangslos und schlurzte laut. „Scht. Ich weiß, es ist schrecklich, du musst nicht darüber reden.“, wisperte ich und hob vorsichtig seinen Kopf und bettete ihn dann in meinem Schoß.
Ich wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, während wir einfach nur da saßen. Sogar mir liefen irgendwann leise ein paar Tränen über die Wangen, als ich an all die Momente mit Liam denken musste. Wie er für mich da gewesen war, als ich unsicher war, was ich für Louis fühlte. Wie Liam uns immer zusammen gehalten hatte. Wie er uns auf einer Pressekonferenz verteidigt hatte, nachdem Louis und ich uns geoutet hatten. Wie Liam einfach immer unser Liam war und auf uns aufgepasst hatte.



Gegen Abend klingelte das Telefon. Liams Eltern informierten uns über die Beerdigung, die in seiner Heimat, Wolverhampton, stattfinden sollte. Wir sprachen der Familie unser Beileid aus und versicherten, dass wir kommen würden. Ich hoffte, dass Zayn auch von dem Termin erfahren hatte. Auch wenn er nicht mit uns reden wollte, wusste ich, dass es ihm wichtig war bei der Beerdigung dabei zu sein.
„Meint ihr, wir sollten etwas singen? Vielleicht Liams Lieblingssong?“, fragte Louis und Niall schüttelte heftig den Kopf. „Ich kann nicht.“, hauchte er. Inzwischen waren seine Tränen versiegt, aber seine Stimme war ganz kratzig und er war noch immer total fertig. Nicht mal etwas gegessen hatte er und er wollte auch nichts, egal was und wie oft ich ihm etwas anbot.
„Ich sollte auch gehen.“, meinte der Ire dann und wollte aufstehen, aber Louis und ich zogen ihn im gleichen Moment zurück auf unsere Couch. „Nichts da. Du bleibst bei uns, bis es dir wieder besser geht.“, erklärte Louis und ich nickte.
„Wir lassen dich doch nicht allein in deiner Wohnung hocken.“, bekräftigte ich und auf Nialls Gesicht zeigte sich sogar ein kleines Lächeln, zumindest versuchte er zu lächeln. „Das ist nett von euch.“, murmelte er und nahm sich doch einen der Kekse, die ich auf den Tisch gestellt hatte.



„Meinst du, wir können es verantworten Niall über Nacht allein auf der Couch zu lassen?“, fragte ich Louis, als unser bester Freund gerade im Bad war. „Ich bin mir nicht sicher. Vielleicht wäre es besser, wenn wir alle zusammen in unserem Bett schlafen, groß genug ist es ja und niemand ist allein.“, schlug Louis vor und lehnte sich an mich.
„Das find ich auch gut.“, antwortete ich und hauchte einen kleinen Kuss an die Schläfe meines Freundes, bevor ich ihn vorsichtig in eine aufrechte Position schob und aufstand. „Ich geh mal noch mehr Bettzeug vorbereiten und ich finde, dann sollten wir schlafen gehen.“, meinte ich, Louis nickte. „Ich räume noch ein bisschen auf und sag Niall Bescheid.“, beschloss er und erhob sich ebenfalls.

Say Goodbye - Niall

2 Tage später - Beerdigung

„Niall, kommst du?", ertönte Harrys Stimme leise hinter mir. Ich stand schweigend vor dem großen Spiegel, der im Flur meiner Wohnung stand und starrte mich, eine fremde Person, an. Rote, müde Augen sahen mich an und es schien, als hätte das Blau in seinen Augen den Glanz verloren. Seine blondierten Haare waren verstrubbelt und man sah deutlich den Ansatz.
Es ist schwer zu begreifen, dass ich das selbst war. Meine Tränen waren längst versiegt und zurück geblieben war eine leere Hülle aus Trauer und Schmerz. Ich fühlte mich taub, ohne Gefühle. Mir wurde das Wichtigste aus meinem Leben gerissen und ich begriff es immer noch nicht.
Warum er? Warum mein Liam? Diese Fragen geisterten schon seit zwei Tagen durch meinen Kopf, seitdem Simon uns die Nachricht überbracht hatte. Eine Hand legte sich sanft auf meine Schulter und erst da registrierte ich Harry, der hinter mir stand und mich mitfühlend ansah. Er war Derjenige von uns, der am besten die ganze Situation meisterte, obwohl er selbst am Abgrund seiner Gefühle stand.
Ich unterdrückte einen weiteren Heulkrampf, der sich anbahnte und richtete meine Krawatte. Das letzte Mal, als ich diesen Anzug anhatte, war es zu einem fröhlicheren Anlass gewesen. Ich sah durch den Spiegel in Harrys ebenfalls geröteten Augen und nickte nur leicht, um ihm zu verstehen zu geben, dass ich so weit war. Aber war ich das? Nein.

„Hey Niall!"
Louis wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und umarmte mich. Ich ließ es geschehen, erwiderte die Umarmung jedoch nicht. Ich hatte keine Kraft meine Arme zu heben. Wie hypnotisiert starrte ich auf die versammelten Menschen um uns herum. Weiter vorne stand er. Ein schwarzer Sarg, in dem Liam liegen sollte. Das konnte nicht wahr sein. Das war nur ein schlechter Scherz.
Ich merkte, wie mir bereits wieder die Tränen die Wange herunter liefen. Louis ließ mich los und sagte noch irgendwas, doch ich beachtete ihn nicht und trat nach vorne. In der Kapelle, in der wir standen, hatten nicht sehr viele Leute Platz, doch es reichte gerade noch für alle. Ich bahnte mir einen Weg durch die Menschen hindurch, gedanklich weit weg, ohne irgendwas mitzubekommen, was in meinem Umfeld geschah.
Direkt vor dem Sarg blieb ich stehen und starrte auf die angesammelten Blumenkränze, die davor lagen. Ein Bild stand dort ebenfalls, auf dem Liam mir fröhlich zulächelte. Warum tat er mir das an? Wieso ging er einfach? Wieso ließ er mich hier zurück? Wieso ließ er mir nicht mal die Chance ihm zu sagen, was ich wirklich fühlte? Mit einem Tränenschleier vor den Augen stand ich da und bekam viel zu spät mit, was um mich herum geschah.

„... wieso haust du einfach ab und gehst nicht mal an dein beschissenes Handy? Verdammt noch mal, weißt du eigentlich, dass wir hier durch die Hölle gehen und uns auch noch Sorgen um dich machen mussten? Was wäre gewesen, wenn dir auch noch was passiert wäre? Denkst du das hätte einer von uns dann noch gepackt? Glaubst du, du bist der einzige, der am Ende ist?"
Louis stand da, Zayn vor ihm, und hielt den Halbpakistaner am Kragen seines Hemdes fest, während er ihn verzweifelt anschrie. Zayn zeigte keine Reaktion und ließ es schweigend über sich ergehen, während sich jeder in der Kapelle zu ihnen wandte und mit einem Mal bedrückende Stille herrschte. Harry versuchte Louis von Zayn wegzubekommen und Vernunft einzuflößen, doch Louis war zu aufgewühlt, als dass ihn jemand in dem Moment hätte bändigen können. Wäre ich nicht wie gelähmt gewesen, hätte ich genauso reagiert. Ich starrte gebannt wie jeder andere zu den dreien hin und vergaß für einen Moment, weshalb wir hier waren.
Louis brach wieder in Tränen aus. Zayn zog seinen Bandkollegen in eine Umarmung und sah weiterhin ausdruckslos auf irgendeinen Punkt in der Ferne. Harry versuchte vergeblich beruhigend auf seinen Freund einzureden, während der Pfarrer versuchte, die Leute auf ihre Plätze zu scheuchen. Ich sah zu ihm hin. Wieso weinten die Leute? Warum waren wir hier? Wieso liefen alle in schwarz herum?
Verwirrt ging ich auf einen Platz, neben dem bereits Harry, Louis und Zayn Platz genommen hatten und lauschte den Worten des Pfarrers, ohne die Bedeutung der Wörter zu verstehen. Ich dachte an früher, an die Zeit bei The X-Factor, an die Konzerte und an gedrehte Videos. Wenn wir unter uns waren, ohne Presse oder anderen Leuten und wir zu fünft sämtliche Leute in unserer Umgebung auf Trab gehalten hatten. Wo war das alles hin? Sollte das jetzt etwa vorbei sein?
Irgendwas Warmes war an meiner Wange und als ich es wegwischte, erkannte ich, dass es Tränen waren. Ich fühlte mich wie in Trance versetzt, oder als würde ich träumen. Harry neben mir stand auf und schritt nach vorne. Verwirrt sah ich ihm nach. Er stellte sich vor alle anderen und räusperte sich. Als würde ich durch eiskaltes Wasser fallen, kam ich zurück in die Realität. Gemischte Gefühle, bestehend aus Trauer, Schmerz und Verwirrung rauschten durch meinen Körper. Ich nahm jedes noch so kleine Geräusch wahr und die Bedeutung von Harrys Worten brannte sich in meinen Kopf ein und ließ mich nicht mehr los.
„Wir sind heute hier, weil ein Mensch aus unserem Leben getreten ist, den wir alle schrecklich vermissen werden. Liam war für mich wie ein Bruder, den ich nie hatte. Er war jemand, der uns, Louis, Zayn, Niall und mich, geliebt hat und auf uns aufgepasst hat. Wir waren ein Haufen Chaoten Liam hat trotzdem dafür gesorgt, dass wir werden, was wir heute sind.
Er war der gerechteste und organsierteste, gleichzeitig auch der liebste und fürsorglichste Mensch, den ich jemals in meinem Leben kennen lernen durfte.
Er war noch so jung und hat so viel überstanden, es ist nicht fair, dass ein Unfall ihn sein Leben gekostet hat. Wir werden ihn alle vermissen, die Band ganz besonders, wenn wir sind nur durch Liam so weit gekommen. Er war unser Banddaddy und in unseren Herzen wird er es auch immer bleiben. Ich habe ihm so viel zu verdanken und ich weiß, dass auch die anderen drei das so sehen."
Er hielt kurz inne. Immer mehr Tränen bahnten sich den Weg über meine Wange und ich konnte Harry durch meinen Tränenschleier hindurch fast nicht mehr erkennen. Wieso hatte man ihn mir weggenommen? Wieso?
„Zum Schluss wollen Louis und ich noch Liams Lieblingssong singen. ‚End of May’ von Michael Bublé..."
Seine Stimme brach ab und er wartete, bis Louis sich erhoben hatte und neben ihm stand. Von irgendwo erklang Hintergrundmusik und ich erkannte das Lied. Ich schüttelte immer wieder den Kopf, als die beiden anfingen zu singen. Trotz, dass sie geweint hatten, klangen sie klar und deutlich durch den Raum. Ich hatte das Gefühl, Harry hätte Liam bereits ersetzt, da er versuchte alles am Laufen zu halten und mir wurde immer mehr bewusst, dass das hier endgültig war. Liam war weg und er würde nicht mehr wieder kommen.
Nach dieser Erkenntnis konnte ich nicht mehr klar denken. Das einzige woran ich mich erinnerte ist, dass ich aufstand um nach vorne zu laufen, ich wurde jedoch von jemandem zurück gehalten.
„Liam!", rief ich immer wieder verzweifelt und sank auf die Knie, meinen Kopf in meinen Händen vergrabend, während die Tränen immer mehr meine Sicht verschwimmen ließen. Jemand setzte sich neben mich und umarmte mich von hinten, während das Lied leise in meinem Kopf weiter spielte.

Left alone - Louis

Ich sah, wie Harry nach dem Lied zu Niall trat und ihn daran hinderte zum Sarg zu laufen. Nur mit Mühe und Not hatte ich das Lied zu Ende singen können. Es machte mich einfach fertig Liam einfach so gehen zu lassen. Wie sollte es jetzt weiter gehen? Würde es One Direction weiterhin geben? Nein, ohne Liam war One Direction nicht mehr One Direction!
Stumm setzte ich mich auf meinen Stuhl und wartete bis alles vorbei war. Leute traten zu uns und sprachen ihr Beileid aus. Warum nur Liam? Harry saß die ganze Zeit bei Niall und redete auf ihn ein. Klar, ging es ihm schlecht, aber mein Freund interessierte sich ja noch nicht mal, wie es mir ging… Eine halbe Stunde später konnten wir endlich den Rückweg antreten. Zwar hatte man uns noch eingeladen zum Trauerschmaus bei Liams Eltern vorbeizuschauen, doch weder Niall noch ich waren in der Lage dazu. Nachdem wir uns von Liams Eltern verabschiedet hatten, schaute ich mich nach Zayn um. Es tat mir total leid, was ich vorhin zu ihm gesagt hatte, doch ich fand ihn nicht. Vielleicht war er schon nach Hause gefahren… Er würde sich schon melden, versuchte ich mir einzureden. 
Wir setzten Niall bei sich zu Hause ab, weil er alleine sein wollte. Harry fragte mich, ob das eine gute Idee gewesen war, als Niall die Tür zugemacht hatte. Wortlos zuckte ich mit den Schultern. Was interessierte mich grad Niall? Das war ein bisschen hart, aber ich musste jetzt erstmal selbst mit der Situation klar kommen. In unserer Wohnung setzte ich mich auf unser Bett und schaute aus dem Fenster. Die Regentropfen peitschten gegen die Scheibe und rollten dann herunter.
„Schatz, willst du einen Tee?“, fragte Harry und ich nickte ohne mich umzudrehen. Vermutlich stand er in der Tür und wartete auf meine Reaktion. Fünf Minuten später stand er mit zwei Tassen in der Hand neben mir und hielt mir Eine hin. „Danke.“, flüsterte ich nur und trank einen kleinen Schluck. Zwei starke Arme schlangen sich um mich und eine Hand strich beruhigend über meinen Rücken. Wie schaffte es Harry nur so stark zu sein? Wie konnte er das? Er übernahm so zu sagen Liams Job. Warum? Liam konnte man doch nicht einfach so ersetzen! Vielleicht wollte er das auch gar nicht, aber trotzdem. Der Junge mit den braunen Locken hätte d doch wenigstens Gefühle zeigen können!
Es machte mich fast krank zu sehen, dass es ihm scheinbar nichts ausmachte. Noch nie hatte ich ihn vor mir oder Niall weinen sehen. Die ganzen Tränen, die Niall und ich vergossen hatten, wischte er jedes Mal lächelnd weg und versuchte uns zu beruhigen.
Nach einer Weile stand er auf und sagte: „Ich fahr noch mal zu Niall und schau wie es ihm geht. Ich hab den Schlüssel zu seiner Wohnung von Liams Wohnung. Willst du mitkommen?“ Schon wieder kümmerte er sich um Niall… Konnte er sich nicht einmal um mich kümmern? Ich wusste wie schwach Niall war, aber ich fühle genau gleich. Dachte Harry etwa, dass ich das besser verkraftete, nur weil ich älter war oder Liam nicht geliebt hatte? Liam war mir mindestens genauso wichtig wie Harry. Wie Zayn und Niall. Für Harry hatte ich andere Gefühle, jedoch stellte ich alle auf eine gleiche Ebene und bevorzugte keinen!
Dann saß ich hier alleine und schaute wieder aus dem Fenster. Der Tee war inzwischen kalt geworden. Trotz der Jacke, die ich trug, begann ich zu zittern. Ich fühlte mich so alleine. Allein gelassen. Harry war einfach gegangen ohne gefragt zu haben, ob es für mich in Ordnung war, wenn ich alleine blieb. Die Stunden vergingen und ich rührte mich nicht. Meinen Tränen ließ ich freien Lauf. Es war ja eh niemand da, der mich trösten konnte. Warum sollte ich mich dann beruhigen? 
Schon zwölf Uhr nachts. Harry war jetzt schon seit sechs Stunden bei Niall. Wie es mir ging, interessierte ihn wohl nicht… Nach einer weiteren halben Stunde begann mein Handy zu klingeln. Eine SMS von unserem Manager Simon:

Hey Louis,
Ich habe die Pressemitteilung geschrieben und verschickt. Bitte schaut, dass ihr nichts sagt, was ich nicht reingeschrieben habe. In zwei Wochen wird noch mal eine Pressekonferenz stattfinden um über Liams Tod zu berichten. Alle weiteren Termine sind bis auf weiteres abgesagt. Harry und Niall wissen schon bescheid, doch Zayn geht nicht an sein Handy. Kannst du bitte versuchen ihn zu erreichen?
Simon Cowell

Die Presse… Simon… Und wo war eigentlich Zayn? Verdammt… So viele Fragen schwirrten mir im Kopf herum, doch die zwei größten und die, die mich am meisten belasteten, waren, wie Liam gestorben war und warum Harry sich nicht für meine Gefühle interessierte. Liam war bei einem Autounfall gestorben, aber wie? Wurde er umgefahren? War er eventuell betrunken gewesen? Nein, Liam und betrunken Autofahren, das ist total absurd!
Gegen zwei Uhr nachts legte ich mich ins Bett und versuchte zu schlafen, doch das Gefühl allein gelassen zu sein, ließ nicht nach. Es wurde stärker. Viel stärker… Harry würde wohl bei Niall übernachten und augenblicklich schossen mir Fotos von Narrymomenten in den Kopf. Nein, das konnte nicht sein. Harry würde mich niemals betrügen! Ich rollte mich zusammen und schloss die Augen. Die Beerdigung. Nialls Zusammenbruch. Liams Lachen. Alles schoss mir im Kopf herum und zeigte mir verschiedene Situation, die wir alle gemeinsam erlebt hatten. Mein Bauch zog sich zusammen. Die Gedanken an Liam waren einfach nur ein Schmerz…

What to do? - Harry

Natürlich hätte ich auch für Louis da sein müssen, aber ich hatte unglaubliche Angst um Niall. Er war sensibel, zerbrechlich und auf eine Art und Weise schwach, die mir gar nicht gefiel. Ich hatte Angst, dass er sich etwas antun könnte. Bei Louis wüsste ich, dass er so etwas nicht tun würde, dafür liebte er sein Leben viel zu sehr, auch wenn er gerade um unseren besten Freund trauerte.
Bei Niall war ich mir nicht so sicher. Ich wusste nicht, ob er nicht vielleicht überreagieren würde, wenn ihn die Trauer um Liam so sehr fertig machte. Vielleicht verspürte er den Wunsch wieder bei ihm zu sein und würde ihm in den Tod folgen. Das konnte ich nicht zulassen, Louis, Zayn und ich würden es nicht noch einmal verkraften einen besten Freund, einen Bruder zu verlieren.
Auch Liam hätte das nicht gewollt. Er hätte nicht gewollt, dass wir uns einfach aufgaben und uns zurückzogen. Für Liam war das Leben etwas Wertvolles, etwas Großes und etwas, was nicht einfach wegwarf. Ich hoffte, dass Niall sich daran erinnern und halten würde.



Nachdem ich so gut wie den ganzen Tag bei Niall verbracht hatte, wollte ich am Abend eigentlich nach Hause fahren und für Louis da sein, aber leider gestaltete es sich etwas schwierig Niall allein zu lassen.
„Harry, bitte, nein…ich…du…verlass mich nicht, geh nicht….nicht allein lassen.“, flehte und weinte Niall und klammerte sich praktisch an meinem Arm fest. „Ihr lasst mich…allein…alle.“, schniefte er und ich zog ihn in eine Umarmung.
„Ich lass dich nicht allein, versprochen. Louis ist auch für dich da und Zayn meldet sich bestimmt bald wieder.“, versprach ich und strich ihm durch die Haare. Langsam schob ich ihn Richtig Schlafzimmer und dann auf sein Bett.
„Leg dich schon mal hin, ich bringe dir Tee.“, flüsterte ich und mit steifen Bewegungen folgte Niall meinen Anweisungen. Im Türrahmen drehte ich mich noch einmal um und lächelte traurig. Er sah so klein und verloren aus.
Es dauerte bis weit nach Mitternacht, bis Niall endlich schlief und selbst dann traute ich mich nicht nach Hause zu fahren, denn ich wusste nicht, wie er drauf reagieren würde, wenn er wieder aufwachte. Eigentlich wollte ich Louis noch anrufen und ihm Bescheid geben, dass ich über Nacht bei dem Iren bleiben würde, aber ich wusste nicht, ob mein Freund schon schlief und ich wollte ihn nicht wecken.



Am nächsten Morgen fühlte ich mich wie gerädert, weil ich die Nacht auf der Couch verbracht hatte und auch da nicht richtig schlafen konnte, weil ich fast nur geweint hatte. Diese Momente der Schwäche gönnte ich mir nur, wenn ich allein war. Irgendjemand musste einen einigermaßen kühlen Kopf bewahren und ich hatte nun mal beschlossen, dass ich diesen Job übernahm.
Ich stand erst einmal auf und machte mir einen Tee und während das Wasser kochte, rief ich Louis an. Es dauerte eine Weile bis er abnahm und dann meldete er sich mit verschlafener Stimme.
„Ach, meldest du dich auch mal?“, giftete er mich an und ich verdrehte die Augen. „Tut mir leid, Babe. Aber Niall ging es wirklich schlecht und er hat fast einen hysterischen Anfall bekommen, als ich gehen wollte. Ich glaube nicht, dass wir ihn allein lassen…“ „Du meinst, dass du ihn nicht allein lassen solltest.“, fuhr Louis dazwischen und ich seufzte.
„Hör mal, es tut mir wirklich leid. Ich weiß, dass das auch für dich nicht leicht ist. Vielleicht sollten wir darüber nachdenken, ob wir nicht ein Bett oder eine Luftmatratze in unser Schlafzimmer schaffen und Niall dann eine Weile bei uns wohnt. Ich habe wirklich Angst, dass er sich was antut und den Tod von Liam nicht verarbeitet. Wir sind seine besten Freunde, es ist unsere Pflicht ihm zu helfen.“
„Man Harry! Ich versteh das ja, aber ich will auch Zeit mit dir verbringen, mir geht es auch schlecht und ich brauche auch Unterstützung.“, protestierte Louis und ich goss mir das fertige Wasser in eine Tasse.
„Deswegen soll er ja bei uns einziehen, dann können wir alle füreinander da sein und keiner ist allein.“ Louis antwortete nicht ich hörte, wie jemand in die Küche getapst kam. Ich lächelte Niall an und deutete auf das Handy in meiner Hand, während ich mit den Lippen Louis Namen formte.
Der Ire nickte und setzte sich dann an den Tisch. Ich nahm meine Tasse und stellte sie ihm vor die Nase, ich konnte mir auch einen neuen Tee machen. Am anderen Ende der Leitung hörte ich Louis laut die Luft aus seinen Lungen ausstoßen.
„Na schön. Bring ihn mit, ich seh zu, dass ich ein anständiges Bett finde.“, stöhnte er und ich musste lächeln. „Du bist der Beste, Lou. Ich liebe dich, wir sehen uns später.“, verabschiedete ich mich und legte auf.
„Du kommst mit zu Louis und mir und wirst erstmal bei uns wohnen. Du solltest nicht allein sein und wir wollen dich auch nicht allein lassen.“, erklärte ich Niall, der mich nur teilnahmslos ansah.
„Hast du mich gehört?“, fragte ich vorsichtig nach und er nickte mechanisch. „Ich geh dann ein paar Sachen für dich einpacken. Möchtest du was Essen oder mit ins Schlafzimmer kommen oder lieber erst duschen?“ Gleichgültig zuckte er mit den Schultern, ich seufzte.
Vermutlich musste man ihm in der nächsten Zeit sagen was er tun sollte, damit er überhaupt etwas machte. „Dann komm erstmal mit.“, beschloss ich und er folgte mir langsam ins Schlafzimmer. Dort drückte ich ihn sanft auf das Bett, bevor ich seinen Koffer vom Schrank holte und ihn aufgeklappt auf den Boden legte.
Wahllos warf ich einige Klamotten in den Koffer, bis mir ein T-Shirt in die Hände fiel, das Liam gehörte. Zum Glück hatte Niall es nicht gesehen und ich stopfte es schnell in die hinterste Ecke seines Schrankes, weil ich nicht wusste, wie er darauf reagieren würde und ich verzichtete gern darauf, dass Niall einen erneuten Zusammenbruch bekam, das musste wirklich nicht sein.
Eine halbe Stunde später waren wir abfahrbereit, nachdem ich Niall noch beim Zähne putzen beaufsichtigt und er sich etwas Richtiges angezogen hatte. Schnell wusch ich noch unser benutztes Geschirr ab und dann verließen wir die Wohnung erst einmal für eine Weile.

Problems over Problems - Niall

Verängstigt und schweißgebadet schreckte ich mit einem leisen Schrei auf. Verwirrt sah ich mich um, bis sich meine Augen an die Dunkelheit in dem Raum gewöhnt hatten. Durch das Fenster kam nur wenig Licht rein, da die Rollläden ein Stück zugezogen waren und der Mond von Wolken bedeckt wurde.
Ich suchte mein Handy und fand es schließlich neben mir. 04:03 Uhr. Ich suchte nach einem Lichtschalter und fand einen neben der Tür. Ich wollte ihn anschalten, hielt jedoch inne, als ich zwei Stimmen dumpf durch die Tür vernahm, die sich anscheinend stritten. Vorsichtig und leise öffnete ich die Tür einen Spalt, um besser hören zu können.
„...es tut mir leid, aber Niall braucht nun mal unsere Hilfe! Ich dachte du wärst einverstanden damit!"
„Ja, aber was ist mit mir? Denkst du, ich komm damit klar? Glaubst du, weil ich älter bin steck ich das leichter weg? Nur weil ich Liam nicht auf die gleiche Art geliebt habe wie Niall bin ich automatisch weniger verletzt und traurig wegen seinem Tod? "
„Das habe ich niemals behauptet Louis! Aber Niall ist nun mal der Sensibelste von uns allen und Zayn ist abgehauen, also müssen wir uns um ihn kümmern!"
Beide Personen schwiegen einen Moment . Ich realisierte langsam, dass es Louis und Harry waren, die redeten und mir fiel wieder ein, wo ich war. Ich hatte bei den beiden auf einer Luftmatratze im Schlafzimmer übernachtet, da Harry sich Sorgen um mich gemacht hatte.
„Und wie soll es jetzt weiter gehen? Liam ist tot, Zayn ist abgehauen und du kümmerst dich um Niall und ich sitze dumm rum? Und dann noch die Presse? Die Fans? Das packt vielleicht einer nicht?"
„Deswegen soll Niall auch nicht mit.", antwortete Harry knapp, ohne auf Louis Vorwurf einzugehen.
„Ach und du gehst davon aus, dass ich das überstehe?"
„Louis ich..."
Ich schloss leise wieder die Tür und bekam den Rest des Gespräches nicht mehr mit. Ich hatte genug gehört. Ich lief zurück zu der Luftmatratze und ließ mich drauf fallen. Ich vergrub meinen Kopf zwischen meinen Händen und begann still zu weinen. Ich konnte es immer noch nicht fassen, dass Liam tot war. Und nun stritten sich sogar Harry und Louis wegen mir, während von Zayn jede Spur fehlte. Ich wischte mir die Tränen weg, die nicht aufhören wollten und legte mich wieder hin. Nach langer Zeit fiel ich in einen ruhelosen Schlaf.



Als ich wieder aufwachte, war es bereits elf Uhr. Ich stand auf und verschwand unbemerkt im Bad. Ich schlüpfte unter die Dusche und ließ das heiße Wasser an mir herablaufen, ohne es wirklich zu merken. Ich trocknete mich ab und zog mich an, bevor ich in die Küche lief. Ich setzte mich an den Tisch und starrte an die Wand. Ich bemerkte Louis erst gar nicht, bis er mit lautem Scheppern einen Teller in den Schrank stellte.
Ich zuckte vor Schreck zusammen und sah zu ihm rüber. Er beachtete mich nicht weiter und räumte weiterhin lautstark das Geschirr rein.
„Louis, kannst du das nicht etwas leiser machen?", ertönte Harrys Stimme hinter mir und ich zuckte abermals zusammen. Louis sah Harry böse an, räumte danach aber etwas leiser die Teller in den Schrank.
„Wie geht es dir, Niall?", fragte er mich und sah mich mit seinen grünen Augen beruhigend an. Ich zuckte unmerklich mit den Schultern und starrte wieder an die Wand. Wie sollte es mir schon gehen? Mir ging es beschissen. Und jetzt war Liam nicht mal da um mich zu trösten. Jetzt konnte er mich nicht mal in den Arm nehmen, wie sonst oder mit mir zusammen einen DVD-Marathon starten, bis ich wieder bessere Laune hatte.
Er hatte mich verlassen. Einfach so. Er ließ mich einfach zurück. Warum tat er mir das an? Wieder liefen mir die Tränen über die Wange und ich wischte sie schnell weg, bevor es noch jemand bemerkte.
„Hey Niall! Was ist los?"
Besorgt kam Harry zu mir und kniete sich neben mich, während er beruhigend über meinen Rücken streichelte. Louis sah zu uns rüber und verschwand dann aus der Küche. Irgendwas in Louis Blick ließ mich erschaudern. Ich wusste nicht, ob es Eifersucht oder Hass war, oder was ganz anderes. Ich wollte mich wirklich nicht dazwischen drängen, doch Harry hatte darauf bestanden. Verzweifelt vergrub ich wieder den Kopf zwischen meinen Händen und begann haltlos zu schluchzen.
Das war einfach alles zu viel für mich. Harry versuchte mich zu beruhigen, doch ich weinte einfach weiter, ohne zu reagieren. Irgendwann nahm er mich einfach in den Arm und legte beruhigend die Arme um mich, während ich sein T-Shirt voll heulte. Mein Kopf war leer. Ich dachte an nichts, aber die Tränen wollten nicht aufhören. Ich krallte mich an ihm fest und vergrub meinen Kopf an seiner Schulter. Es fühlte sich befreiend an und doch ging es mir immer noch nicht gut, als ich mich nach einiger Zeit wieder von ihm löste und er sich schweigend am Wasserkocher zu schaffen machte.
Ich beobachtete ihn, ohne wirklich zu merken, was er da tat, bis er mir eine dampfende Tasse Tee in die Hand drückte und sich zu mir setzte. Wir schweigen eine Zeit lang, während er mich die ganze Zeit besorgt musterte, bis ich das Wort ergriff. Meine Stimme klang zerbrechlich und verweint.
„Solltest du nicht lieber bei Louis sein?"
Er schüttelte nur den Kopf, während er an seinem Tee nippte.
„Ich will dich jetzt nicht alleine lassen!"
Ich schwieg. Ich war zwar froh, dass er bei mir war, doch ich wollte nicht zwischen ihm und Louis stehen, ein Klotz am Bein sein. Wir starrten beide weiterhin unsere Tassen an. Ich fühlte mich immer noch leer und wie gerädert. Ich stand schweigend auf und lief zurück ins Schlafzimmer, ohne Harry weiter zu beachten und legte mich, nachdem ich die Tasse auf den Nachtschrank gestellt hatte, wieder auf die Luftmatratze. Ich beobachtete die Wand, während ich in meinen Erinnerungen an Liam versank.

Terrible Words - Louis

Ganz ehrlich… Ich stand unter der Dusche und ließ mir das warme Wasser über den Körper laufen. Wütend ballte ich die Faust zusammen. Warum war ich eigentlich wütend oder war dies nur eine Form der Enttäuschung, der Eifersucht? Natürlich verstand ich, dass Harry sich um Niall kümmern wollte, aber deswegen musste er mich doch nicht vernachlässigen! Sah er denn nicht, wie schlecht es mir ging? Wie am Ende ich war? Kraftlos und eine Leere in meinem Herzen. Es fühlte sich so an, als würde mir ein Teil herausgerissen. Erst der Tod von Liam und jetzt auch noch Harry, der sich ständig nur um Niall kümmerte… Zayn war ebenfalls abgehauen. Wollte das denn nie aufhören?

Zitternd sprang ich aus der Dusche. Das Wasser war mittlerweile kalt geworden. Während ich mir die Haare trocknete und meine Zähne putze, betrachtete ich mein Gesicht im Spiegel. Blass. Ich sah nicht viel besser aus als Niall es tat. Lediglich Harry hatte kaum Augenringe. Wie schaffte er es nur so stark zu bleiben?

„Louis?“, eine kraftlose Stimme ertönte hinter der Tür. „Kann ich auch mal ins Bad?“ Langsam wurde es mir echt zu bunt. Die Wut kochte wieder in mir hoch und ich riss die Tür auf. „Jetzt machst du dich schon bei uns breit und kannst nicht mal fünf Minuten warten bis ich fertig bin?! Ganz ehrlich mir geht das so auf die Nerven. Ständig sitzt du rum und heulst. Harry ist die ganze Zeit bei dir! Wie es mir geht, interessiert wohl keinen! Mir geht es auch nicht viel besser als dir, Niall!“, begann ich zu schreien. Es tat gut die ganze Wut, Enttäuschung und Eifersucht rauszulassen. „Denkst du mich nimmt das Ganze nicht mit? Liam war der Bruder für mich, den ich niemals gehabt hatte. Und bevor du fragst, mir geht es beschissen! Niall, Harry kümmert sich die ganze Zeit nur um dich und lässt mich links liegen, weil er denkt du bist zerbrechlicher als ich, aber in Wirklichkeit glaube ich, dass ich mindestens genauso zerbrechlich bin wie du! Nur, weil ich der Ältere von uns beiden bin, heißt, dass nicht, dass ich damit einfacher klar komme und ich brauch Harry auch, aber anscheinend scheint dieser das nicht zu verstehen… Du, ich verstehe, dass du jemanden brauchst, der dir hilft, aber Harry dir die ganze Zeit unter den Nagel zu reißen, finde ich einfach nur egoistisch.“, ich merkte gar nicht, wie ich anfing zu schreien. Mein Körper zitterte vor Wut und ich hatte Tränen in den Augen. Die ganzen Erinnerungen mit Liam schmerzten mir einfach zu sehr. Der kleine Ire sah mich mit großen Augen an, die sich langsam mit Tränen füllten und ich realisierte, was ich gerade gesagt hatte. Erschrocken schlug ich mir eine Hand auf den Mund. Ich hatte das zu meinem besten Freund gesagt, obwohl ich das gar nicht wollte.

Niall drängelte sich an mir vorbei und schloss die Badtür hinter sich. Was hatte ich da gerade getan? Wütend auf mich selbst, packte ich mir einen Hausschlüssel und verließ die Wohnung. Wie konnte ich nur so dumm sein und meinem besten Freund Dinge vorwerfen, für die er gar nichts konnte? In meinem Auto drehte ich erstmal voll die Musik auf und versuchte mich zu beruhigen. Sicher lenkte ich den Ford Puma durch den Stadtverkehr von London. An einem kleinen See weit außerhalb hielt ich an.

Da saß ich nun am Ufer und dachte nach. Wie konnte ich nur so dumm sein und Niall das alles an den Kopf werfen? Der blonde Ire konnte am wenigsten dafür… Meine Enttäuschung gegenüber Harry und die Trauer machten mich einfach unzumutbar. Vielleicht sollte ich mir einen Auszeit nehmen wie Zayn und ein paar Tage wegfliegen. Da die Pressekonferenz erst in zwei Wochen war… Heute wurde der Tod von Liam bekannt gegeben… Die Klatschmagazine würden sich das Maul darüber zerreißen, ob Liam Schuld war oder was er getan hatte. Niemand konnte sich diesen Unfall erklären. Man fand Liam in einem Gebüsch, aber sich erklären, wie er dahin kam, konnte sich niemand. Die Polizei vermutete, dass er getrunken hatte, aber wir kannten doch alle Liam. Mein bester Freund würde niemals betrunken Autofahren. Dazu war oder besser gesagt war er zu vernünftig gewesen…

Dring, dring. Mein Iphone klingelte nun zum tausendsten Mal und ich schaute drauf. Harry. Seit Stunden saß ich nun hier und dachte über die Zukunft, die Vergangenheit und jetzt nach. Wie soll es denn weiter gehen? Sollte ich ran gehen oder sollte ich nicht? Mein Finger bewegte sich Richtung Hörertaste, immerhin war Harry noch mein Freund, aber ich glaubte, dass er mir erstmal vorhalten würde, was ich falsch gemacht hatte, wie Liam es immer getan hatte. Liam… Schon wieder traten mir die Tränen in die Augen.

„Louis, was habe ich dir immer gesagt? Fallen darfst du, aber niemals aufgeben!“, hörte ich eine Stimme in meinem Unterbewusstsein sagen. Das war das, was Liam mir immer wieder gesagt hatte, als ich so eine Angst hatte, dass das Management das mit Harry nicht erlauben würde. Sie hatten es auch drei Mal zurückgewiesen und erst beim vierten Mal sahen sie ein, wie ernst es uns beiden war.

Sollte ich nach Hause und mich bei Niall entschuldigen oder sollte ich mich erstmal beruhigen? Ich wusste es ging weiter, doch die Frage war, wie. Hatte One Direction noch eine Zukunft oder würden wir uns alle voneinander verabschieden, weil Niall und ich nicht mit den Schmerzen klar kamen? Was war überhaupt mit Zayn? Dieser war einfach nach der Beerdigung abgehauen, ohne ein Wort. Auch auf meine Anrufe reagierte er nicht. Im Moment sah es weniger danach aus, als würden wir vier noch zusammen halten und uns wieder versöhnen. Liam war eben der Banddaddy, der versucht hatte jedem Streit aus dem Weg zu gehen und uns immer wieder dazu ermutigt hatte einander zu verzeihen. Doch was war jetzt? Was würde aus uns werden? Würde Harry diese Rolle übernehmen? Nein, er könnte Liam niemals ersetzen. Niemand konnte das!

Let him go - Harry

Ich stand in der Küche und hörte laute Stimmen im Flur, kurz darauf fiel die Haustür ins Schloss und es war still. Draußen hörte man kurz darauf das Aufheulen eines Motors und ein Quietschen von Autoreifen.
„Louis? Niall?“, rief ich, bekam aber keine Antwort. Ich sah in jeden Raum und konnte keinen der Beiden finden. Blieb nur noch das Badezimmer, aus dem ich leises Schniefen hören konnte, als ich vor der Tür stand.
„Niall? Louis?“, fragte ich und klopfte vorsichtig an. Es kratzte etwas im Schloss und ein leises Knacken war zuhören. Langsam drückte ich die Klinke herunter und die Tür schwang auf.
Vor der Tür saß Niall, das Gesicht in den Händen vergrabend, der schmale Körper wurde von seinen Weinkrämpfen geschüttelt und er bot einfach nur einen erbärmlichen Anblick. Zumindest wusste ich nun, dass es Louis war, der die Wohnung verlassen hatte.
Ich ging vor Niall in die Knie und nahm ihn in den Arm. „Was ist denn los, Kleiner?“, fragte ich leise und strich ihm durch die Haare, tiefer über seinen Rücken und rieb dort kleine Kreise.
„Ich…ich…ich gehe.“, stammelte er und schob mich schon fast grob von sich, sodass ich nach hinten kippte und ihn verwirrt ansah, als er auf einmal aufstand. „Vergiss es!“, protestierte ich und rappelte mich ebenfalls auf. So einfach kam er mir nicht davon.
„Was ist denn überhaupt passiert?“, fragte ich und hielt den Blonden an den Handgelenken fest, damit er mir nicht davon lief. Kurz versuchte er sich aus meinem Griff zu befreien, aber dann wurde ihm wohl klar, dass er keine Chance hatte und senkte den Blick.
„Hat es etwas mit Louis zu tun?“, fragte ich und er nickte langsam. „Du musst es mir sagen, Niall.“ Er schluckte und hob dann wieder den Kopf, traurig sah er mich an. „Er hat das sicher nicht so gemeint.“, wisperte er und schonwieder rollten einzelne Tränen über sein Gesicht.
„Was hat er denn gesagt?“, hackte ich nach und er wiederholte stockend die Worte meines Freundes. Ich war echt sauer! Wie konnte Louis das nur tun? Niall ging es schlecht genug und wenn ihm mein Verhalten nicht passte, dann sollte er mir das gefälligst selbst sagen und nicht Niall dafür verantwortlich machen!
„Leg dich ein bisschen hin, du bleibst hier. Keine Wiederrede. Es gibt auch bald etwas zu essen.“, meinte ich zu dem kleinen Blonden vor mir und wischte seine Tränen weg, bevor ich einen kleinen Kuss auf seine Stirn hauchte und ihn ins Schlafzimmer schob.





„Man Louis, geh an dein beschissenes Handy, wofür hast du es denn sonst?! Ich will doch nur mit dir reden. Bitte komm wieder nach Hause oder ruf mich zurück. Ich…ich liebe dich.“, quasselte ich ihm schon zum bestimmt dreißigsten Mal auf seine Mailbox, aber der werte Herr dachte ja gar nicht daran, mal zurück zu rufen, geschweige denn wieder in dieser Wohnung aufzutauchen.
Seufzend setzte ich mich auf die Couch und fuhr mir mit der Hand über mein Gesicht. Das ging alles so nicht weiter. Wir mussten uns alle zusammen etwas überlegen, was wir tun sollten, damit wir nicht mehr so sehr trauerten.
Natürlich war es wichtig und auch richtig um Liam zu trauern, aber dies sollte nicht unser zukünftiges Leben bestimmen. Ich fragte mich außerdem, was aus der Band werden sollte. Ohne Liam fehlte jemand, nicht nur jemand, der seine Parts sang, sondern allein schon Liam als Person.
Als One Direction weiter zu machen, kam für mich nicht in Frage. Vielleicht konnten wir aber weiterhin Musik machen, unter einem anderen Namen. Aber das war etwas, was noch in weiter Ferne lag und erst einmal nicht das Wichtigste war.
Ich schaltete den Fernseher ein und zappte durch die verschiedenen Kanäle, bis ich etwas fand, was meine Aufmerksamkeit auf mich zog. Ein Promimagazin, das gerade ein Bild von Liam zeigte, auf dem er fröhlich in die Kamera lächelte.
„Liam Payne, Mitglied der zurzeit angesagtesten Boyband One Direction, ist in den vergangenen Tagen tödlich verunglückt. Dies ließ der Manager der Band heute verkünden. Genaue Umstände sind uns nicht bekannt, ebenso wenig gibt es Statements von den übrigen Bandmitgliedern. Eine Pressekonferenz ist in zwei Wochen geplant. Die Fans der Band trauern über den Verlust ihres Superstars und sprengen damit sämtliche soziale Netzwerke wie Facebook, Twitter oder den Bloggerdienst Tumblr.“
Ich schaltete weg, wollte nichts darüber hören und auch keine Bilder von Liam sehen. Ich fing an zu weinen und auf einmal hatte ich eine Hand auf der Schulter. Als ich aufsah, sah ich Niall dort stehen. Kommentarlos setzte er sich neben mich und schlang seine Arme um mich. Er weinte ebenfalls, also saßen wir beide einfach nur da und ließen den Tränen freien Lauf.



Irgendwann hörte ich ein Kratzen im Türschloss und sah auf, als jemand das Wohnzimmer betrat. „Louis!“, rief ich, machte mich sanft von Niall los und umarmte meinen Freund. „Ich hab mir Sorgen um dich gemacht, wo warst du?“, fragte ich, aber er schüttelte nur den Kopf.
„Niall?“, der Blonde sah auf. „Es tut mir leid. Ich hatte das heute nicht zu dir sagen dürfen, denn es stimmt nicht. Ich glaube, ich sollte mir eine Auszeit nehmen. In ein paar Tagen komm ich wieder.“
Bevor ich eigentlich bemerkt hatte, was Louis gesagt hatte, war er schon im Schlafzimmer verschwunden und ich rannte ihm nach.
„Du kannst doch jetzt nicht gehen!“, rief ich, als ich sah, wie er ein paar Sachen in eine Tasche warf. „Du musst dich um Niall kümmern und ich brauche Zeit für mich.“, erklärte er und sah mich an. „Ich muss nachdenken.“
„Aber ich brauche dich genauso!“ Verzweifelt zog Louis mich in eine Umarmung und strich mir über den Rücken. „Du kannst mich anrufen, wenn du willst. Auch wenn ich am liebsten die nächsten Tage mit niemandem sprechen will.“, murmelte er in mein Ohr und schob mich von sich, drückte mir einen kurzen Kuss auf die Lippen und verließ das Schlafzimmer. Wehmütig sah ich ihm hinterher.

Please don’t leave me - Niall

Ich sah Louis hinterher, wie er mit gepackter Tasche die Wohnung verließ, ohne mich noch eines weiteren Blickes zu würdigen. Harry kam aus dem Schlafzimmer und sah verzweifelt zur Türe. Ich stand schweigend da und versuchte zu verstehen, was gerade passiert war.
„Er ist weg...", murmelte ich und leichte Panik machte sich in mir breit. Erst Liam, dann Zayn und jetzt auch Louis. Louis hatte zwar gemeint, dass er wiederkommen würde, aber wer garantierte mir das? Vielleicht würde er ja nicht wieder kommen und ich war daran schuld? Ich war froh, dass Harry sich um mich kümmerte, doch ich wollte nicht zwischen ihnen stehen.
„Ja...", hörte ich Harry traurig sagen und sah eine einzelne Träne in seinem Gesicht. Ich schluckte schwer.
„Er... er ist weg... und ich... ich bin schuld!", wimmerte ich und sank an der Wand zu Boden. Dass einer meiner besten Freunde wegen mir wegging, hatte ich nicht erwartet. Schuldgefühle überhäuften mich und ich brach wieder in Tränen aus.
„Nein Niall, das liegt nicht an dir, er braucht nur Zeit!", versuchte Harry mich zu beruhigen und kniete sich neben mich. Beruhigend strich er mir über den Rücken und umarmte mich. Eine Weile saßen wir schweigend so da, bis ich ihn irgendwann zur Seite schob und aufstand. Verwundert folgte er mir in die Küche, sagte jedoch nichts.
Ich machte den Wasserkocher an und holte zwei Tassen aus dem Schrank. Es fühlte sich so unwirklich an, als würde mein Körper einfach Handeln und mein Geist nicht wirklich anwesend sein. Ich wartete, bis das Wasser warm war, währenddessen starrte ich einfach nur die Wand an und ignorierte Harry, der immer noch hinter mir stand und mich zu beobachten schien.
Ich holte zwei Teebeutel und goss das heiße Wasser in die Tassen, danach trug ich beide ins Wohnzimmer und setzte mich vor den Fernseher. Harry setzte sich daneben und ich drückte ihm eine der Tassen in die Hand.
„Es tut mir leid!", nuschelte ich und nippte an dem Tee. Ich verzog nicht mal das Gesicht, als das heiße Getränk mir meine Zunge verbrannte. Es war ein angenehmer Schmerz. Er fühlte sich besser an als der, der viel tiefer saß.
„Niall, dir muss das nicht leid tun!", hielt Harry dagegen und setzte die Tasse ab. Er setzte sich schräg hin, damit er mich besser ansehen konnte und zog meinen Kopf sanft in seine Richtung, sodass ich ihm in sein Gesicht sehen musste.
„Niemand macht dir Vorwürfe! Louis ist einfach nur nervlich am Ende, so wie wir alle. Ich hab falsch reagiert und ihn nicht ernst genommen. Wenn jemand Schuld hat, dann ich!", redete er weiter auf mich ein und ich nickte nur, bevor ich auf den ausgeschalteten Fernseher starrte.
„Wollen wir uns einen Film anschauen, um mal auf andere Gedanken zu kommen?", fragte Harry vorsichtig nach und nickte nur wieder stumm. Er zog irgendeine DVD aus dem Regal und legte sie in den Player. Danach setzte er sich wieder neben mich und schaltete den Fernseher an.
Er hatte ‚Ich einfach unverbesserlich‘ rein gemacht. Ich saß stocksteif da, trank meinen Tee und verfolgte nur halb den Film. Harry bemerkte das und stupste mich an.
„Niall, du kannst es dir ruhig bequem machen.", sagte er mit sanfter Stimme und lächelte mich traurig an. Sein Anblick zerbrach mir fast das Herz. Ich wusste, dass er gedanklich genauso nicht anwesend war und an Louis dachte. Ich schüttelte den Kopf.
„Schon okay.", erwiderte ich und biss mir leicht auf die Lippen, um eine erneute Heulattacke zu unterdrücken.
„Na los, komm schon her.", murmelte er und streckte einen Arm aus, um mir anzudeuten, dass ich mich an ihn kuscheln sollte. Ich schüttelte wieder den Kopf und Harry richtete sich auf. Er entzog meinen verkrampften Fingern vorsichtig die Tasse und stellte sie auf den Tisch. Danach machte er es sich wieder bequem und zog mich an ihn heran.
Vorsichtig legte er einen Arm um mich und die Decke über uns drüber. Ich fühlte mich schlecht, weil eigentlich Louis statt meiner hier liegen sollte. Ich vergrub den Kopf auf Harrys Schulter und ließ stumm ein paar vereinzelte Tränen zu, die ich nicht mehr zurück halten konnte. Ich starrte auf den Fernseher, ohne wirklich zu registrieren, was dort geschah. Harry hatte seinen Arm um mich gelegt und hielt sich verkrampft in meinem T-Shirt fest.
Es war eine komische Situation, für uns beide. Er dachte wahrscheinlich an Louis und meine Gedanken schweiften wieder zu Liam ab. Wie er immer darauf bestanden hatte ‚Toy Story‘ zu gucken, oder wie er uns immer alle zusammen gescheucht hatte, damit wir uns aussprachen, wenn es mal wieder Streit gab.
Mit einem Tränenschleier vor den Augen und den Gedanken an Liam, verfiel ich irgendwann in einen unruhigen Schlaf.



„Hey Schlafmütze! Aufstehen."
Ich blinzelte mehrmals, bevor ich richtig sehen konnte und entdeckte Harry der vor mir stand, Augenringe und verstrubbelte Frisur. Er sah schlimm aus und hatte wieder geweint. Ich sah mich kurz um und erkannte, dass ich im Bett von Louis und ihm lag. Verwundert sah ich zu Harry.
„Ich hab dich gestern hier her getragen, weil du mir sonst von der Couch gerutscht wärst." Mit einem müden Lächeln verschwand er aus der Tür und ließ mich zurück. Ich versuchte die herannahenden Erinnerungen an den Vorabend zu verdrängen und ging unter die Dusche.
Nachdem ich fertig war, lief ich in die Küche, um mir einen Tee zu machen. Dort stand bereits Essen und Teller auf dem Tisch.
„Ich hab keinen Hunger.", murmelte ich und setzte mich auf einen Platz. Ich starrte einfach nur auf den Teller und wartete ab.
„Niall, du musst was essen. Bitte!", flehte Harry und sah mich verzweifelt an. Ich seufzte leise auf und nahm mir eine Semmel. Lustlos zerpflückte ich sie und steckte mir ab und zu ein Stück in den Mund. Mir war eh schon schlecht und durch das Essen hatte ich das Gefühl, dass es sich noch verschlimmerte.
„Wir sollten mal raus gehen.", meinte Harry nach einer Weile und ich richtete den Blick auf ihn. Ich sah ihn anscheinend so verständnislos an, dass er aufseufzte.
„Niall, wir müssen auch mal wieder nach draußen gehen. Es reicht ja, wenn wir eine Runde im Park laufen. Da ist so gut wie nie jemand.", versuchte er mich dafür zu begeistert. Ich nickte nur monoton, wollte ihm einen Gefallen tun, obwohl ich nicht wirklich in der Lage war, draußen herum zu laufen.
Aber ich wollte Harry nicht zur Last fallen. Das hatte er nicht verdient, wo er sich doch so um mich kümmerte. Da würde ich einmal durch den Park laufen schon irgendwie überleben. Vielleicht schaffte ich es ja wenigstens für einen Moment nicht an Liam zu denken...

Home - Louis

Verzweifelt saß ich im Auto… War es wirklich die richtige Entscheidung mir ein paar Tage Zeit zu nehmen und nach Hause zu fahren? War es richtig gewesen Harry alleine zu lassen? Immerhin hat Zayn uns auch schon alleine gelassen…
Louis! Hör auf dir so viele Gedanken zu machen! Du brauchst ein paar Tage Zeit und musst auf andere Gedanken kommen. Da ist ein Ausflug nach Hause bestimmt richtig.
Die Zwillinge und die anderen Beiden würden mich schon auf andere Gedanken bringen. Außerdem konnte ich mir in Ruhe Gedanken über das machen, wie es weiter gehen sollte und wie ich die Pressekonferenz überleben sollte.
Liam… Ohne Liam war One Direction eben nicht mehr One Direction! Ich konnte nicht mit dem Gedanken leben einfach so weiter zu machen. Eines stand fest! Es musste sich was ändern! Liam war immer einer gewesen zu dem ich immer hingehen konnte. Er hörte mir bedingungslos zu und wen hatte ich jetzt? Niemanden!
Harry hatte mich nicht ernst genommen! Er hatte sich die ganze Zeit um Niall gekümmert… Niall war nervlich am Ende, aber mir ging es nicht besser! Tränen rollten mir bei den Gedanken an Harry über die Wange.
Meinen Wagen fuhr ich an den Fahrbahnrand und legte meinen Kopf zurück. Ruhig Louis! Noch eine halbe Stunde Fahrt, dann hast du es geschafft… Ich wischte meine Tränen weg und schaute, bevor ich weiter fuhr, noch auf mein Handy. Eine Nachricht von Harry:

Hey Schatz,
Schreib mir, wenn du zu Hause angekommen bist. Das Wetter ist mir nicht ganz so geheuer und ich mache mir Sorgen um dich!
Ich liebe Dich,
Harry

Sorgen… Ja ne, war klar. Wahrscheinlich saß er mit Niall auf dem Sofa und schaute einen Film… Das Wetter war wirklich nicht das Beste. Es war mittlerweile dunkel und es regnete, was meine Sicht nicht gerade besser machte.
Sollte ich Zuhause anrufen oder einfach hereinschneien? Immerhin konnte ich mich noch entscheiden, ob ich zu meinem Dad oder zu meiner Mum wollte. Nach kurzem Überlegen entschied ich mich dann zu meiner Mum zu fahren, meinen Dad konnte ich ja zwischendurch immer noch besuchen. Außerdem war bei Mum mehr los mit den ganzen Kindern. Ich liebte meine Halbschwestern einfach!
Schnell startete ich den Motor und fuhr vorsichtig weiter. Gegen halb Zwölf nachts kam ich dann endlich zu Hause an. Im Auto schrieb ich noch schnell Harry, dass ich jetzt Zuhause war und er sich keine Sorgen machen brauchte.
Nachdem ich meine Tasche genommen hatte, schloss ich leise die Tür auf, weil es ja unter der Woche war und ich meine Schwestern nicht wecken wollte. Im Wohnzimmer hörte ich noch den Fernseher laufen, deswegen machte ich vorsichtig die Glastür auf, welche den Flur und das Wohnzimmer trennte.
„Mark bist du das?“, fragte die verschlafene Stimme meiner Mutter, als ich die Tür öffnete. „Nein Mum, ich bin‘s!“, sagte ich und machte einen Schritt ins Zimmer. „Oh Lou!“ Meine Mum sprang auf und umarmte mich.
„Ich hab dich so vermisst!“, flüsterte sie und ich drückte ihr einen Kuss auf die Wange. „Ich dich auch!“, flüsterte ich und drückte sie noch mal fest. „Das mit Liam tut mir so leid, Schatz!“, sagte sie und schaute mich an, doch ich winkte ab. Jetzt wollte ich nicht über Liam reden. Vielleicht morgen, aber nicht jetzt.
„Kann ich kurz zu Lottie, Fizzy, Phoebe und Daisy?“, fragte ich, weil ich nicht wusste, ob es ihr recht war, wenn ich sie jetzt noch weckte. Sie nickte und kam mit mir nach oben. „Geh schlafen! Du siehst total müde aus! Ich mach das morgen mit den Mädels, dann musst du nicht aufstehen.“, erklärte ich ihr und duldete keine Widerrede.
Mum sah so übermüdet aus und ich wollte, dass sie wenigstens ein bisschen Zeit zum Schlafen hatte. Wenigstens solange ich da war.

„Lottie, bist du wach?“, flüsterte ich, als ich mich an der Ältesten von den Vieren ans Bett setzte. Lottie und Fizzy teilten sich ein Zimmer und die Zwillinge ebenfalls. Vorsichtig machte ich leise die Nachttischlampe an und schaute auf die beiden schlafenden Mädchen. Sanft rüttelte ich an ihren Armen und die Beiden öffneten die Augen.
„Lou!“, rief Lotti und sprang mir in den Arm. Auch Fizzy realisierte, dass ich da war und kam ebenfalls. „Wir haben dich so vermisst!“, sagte die Jüngere von Beiden und sie umarmten mich noch mal fest. „Ich bleibe für ein paar Tage und dann können wir ganz viel machen, aber jetzt geht bitte wieder schlafen! Ich wollte nur Bescheid sagen, dass ich wieder da bin.“, flüsterte ich und drückte ihnen einen Kuss auf die Stirn. Als sie wieder im Bett lagen, löschte ich das Licht und schloss leise die Tür.

Die Tür gegenüber gehörte Phoebe und Daisy. Auch die beiden lagen schlafend in ihren Betten, doch Daisy schlug die Augen auf und machte das Licht an, als ich an ihr Bett trat. „Louis!“, schrie sie begeistert auf und rannte auf mich zu.
Oh ich liebte meine Familie einfach und ich fühlte mich in diesen Momenten mehr als wohl. „Kommst du mit rüber?“, fragte ich sie und sie nickte. Phoebe wollte ich schlafen lassen, weil sie morgens immer so genervt war, wenn man sie nachts weckte. Daisy würde in einer halben Stunde eh in mein Bett kriechen, weswegen ich sie gleich mit rüber nahm.
Nachdem ich im Bad war, legte ich mich zu meiner kleinen Schwester und nahm sie in den Arm. „Lou, wie lange bleibst du?“, fragte sie und ich antwortete ihr: „Ich weiß es nicht, aber ein paar Tage auf jeden Fall! Und jetzt schlaf am besten, dass du morgen fit für die Schule bist!“ Sie kuschelte sich in meinen Arm und ein paar Minuten später war sie eingeschlafen.
Der Mond schien durchs Fenster in den Raum und ich schaute an die Decke. Es war verdammt noch mal die richtige Entscheidung hierher zu kommen, egal wie schwer es mir fiel Harry und Niall alleine zu lassen. Hier fühlte ich mich wohl und geborgen. Außerdem konnte ich meine Mutter ein bisschen entlasten.
Die vier Mädels waren manchmal alles andere als einfach. Mark, mein Stiefvater, arbeitete den ganzen Tag und somit war Mum mehr oder weniger auf sich allein gestellt. Man sah ihr an, dass es sie extrem anstrengte. Die Augenringe, die ich vorhin bemerkt hatte, sagten Vieles über den stressigen Alltag aus und wie sie immer versuchte es allen recht zu machen.
Deswegen liebte ich sie auch! Meine Familie unterstützte mich immer bei allem und jetzt konnte auch mal ihnen unter die Arme greifen. Egal wie. Damit schloss ich die Augen und schlief ein.

Progress - Harry

Es war komisch ohne Louis, Zayn und Liam. Nicht, dass ich Nialls Gesellschaft nicht gut fand, aber die anderen fehlten mir sehr. Genau wie sie auch Niall fehlten, der sich noch immer die Schuld an Louis Weggang gab.



Niall war sehr apathisch gewesen, als wir durch den Park spaziert waren. Wenn ich etwas sagte, dann antwortete er gar nicht oder nur sehr einsilbig. Ich musste mir etwas einfallen lassen, um ihn aus seiner Starre heraus zu locken, aber auch als wir wieder Zuhause waren, fiel mir nichts ein, was ich hätte tun können.
Wenn ich ihm Essen anbot, nahm er es nur, wenn ich ihn drängte, an Duschen und Zähne Putzen musste ich ihn ebenfalls erinnern. Allerdings hatte ich dadurch weniger Zeit um an Liam zu denken oder daran, dass Louis irgendwo saß, enttäuscht war und nicht mehr mit mir reden wollte.
Trotzdem tat es mir weh den kleinen Nialler so zu sehen. Wobei er das nicht einmal mehr war. Er verhielt sich nicht einmal ansatzweise so, wie man es von ihm gewohnt war. Ein Teil von ihm war mit Liam verschwunden und ich fragte mich, ob ich diesen Teil jemals wieder sehen würde.



Zwei Tage nach Louis Verschwinden saßen Niall und ich auf der Couch und starrten ins Leere. Der Ire hatte ein Kissen auf dem Schoß, um das er seine Arme geschlungen hatte. Nachdenklich sah ich ihn an.
„Niall, das geht so nicht. Wir können nicht den ganzen Tag um Liam trauern und unser altes Leben so sehr vernachlässigen. Das würde er nicht wollen.“, sagte ich leise und sein Kopf drehte sich ruckartig, blaue, matte Augen sahen mich an.
„Aber wir können ihn doch nicht einfach vergessen.“ Nialls Stimme war schwach und klang zerbrechlich, schon fast krank. „Das will ich doch nicht und das sollten wir auch nicht. Aber wir sollten uns auch nicht so gehen lassen.“
Langsam nickte er und blinzelte mich an. „Aber ich weiß nicht, was ich tun soll. Egal was ich mache, es erinnert mich an Liam und ich kann dann nur weinen und weiter um ihn trauern.“, schniefte er und wischte sich über die Augen.
Ich nahm ihn in den Arm und streichelte seinen Rücken. „Sag mir, was du jetzt gern machen würdest.“, forderte ich den Blonden auf und spürte, wie er mit den Schultern zuckte.
„Komm schon, es muss doch etwas geben.“, versuchte ich es weiter. „Vielleicht…“, fing Niall an und brach wieder ab. „Sag schon.“ „Ich dachte, dass wir vielleicht Fifa spielen könnten, aber ich finde es nicht richtig, wenn wir Spaß haben, wenn…“
„Er würde es wollen, das weißt du genau.“, unterbrach ich ihn und schob ihn von mir, die Hände an seinen Schultern. „Na schön.“, stimmte Niall zu und sah mich noch immer traurig an.
ich stand auf und schaltete die Konsole an, holte die Kontroller und setzte mich dann wieder zu Niall. Zögerlich nahm der den Kontroller entgegen, als ich das Spiel startete.
Wir waren nicht mit einer so großen Begeisterung dabei wie sonst, aber das Spiel lenkte ab und Niall lächelte sogar, als er eine Runde gewann. Das war eigentlich alles, was ich wollte. Dass Niall für einen Moment nicht an Liam dachte und ein bisschen Spaß hatte.
Wir spielten zwei Stunden, bis uns langweilig wurde und wir alles wieder ausmachten. Wieder herrschte eine Stille, die mir nicht gefiel und ich sah zu Niall. Er drehte die Fernbedienung in seinen Händen und starrte darauf.
„Es ist seltsam. Irgendwie…das tat gut…aber das will ich nicht. Wir können doch nicht einfach so normale Dinge tun und uns freuen, wenn er weg ist.“, murmelte er und ich legte ihm eine Hand auf die Schulter, erschrocken zuckte der Blonde zusammen.
„Hey, ich hab dir doch gesagt, dass das so nicht geht und das Liam wollen würde, dass wir nicht so tief in unserer Trauer versinken. Du musst ja nicht glücklich durch die Gegend springen, das erwartet niemand.“, meinte ich und er nickte langsam.
„Aber es ist so schwer.“ Ich seufzte und nahm ihm die Fernbedienung aus der Hand. „Ich weiß. Aber wir schaffen das.“, versprach ich und schaltete den Fernseher an. Allerdings kam nichts, was wir gucken wollten und es war auch Zeit für ein Abendessen, deswegen nahm ich Niall mit in die Küche und wir machten uns Nudeln mit Soße.
„Ich hoffe, Louis kommt bald wieder. Es tut mir leid.“, murmelte Niall und sah zu Boden. „Das ist nicht deine, sondern meine Schuld. Er braucht seine Zeit und wenn diese vorbei ist, dann kommt er bestimmt wieder.“, antwortete ich und rührte in der Soße.
„Mich interessiert wirklich, wo Zayn ist. Und warum er einfach so abgehauen ist und sich nicht meldet.“, fügte ich noch hinzu und sah aus dem Augenwinkel, wie der Ire nickte.
„Hoffentlich kommt er zur Pressekonferenz. Aber davor hab ich Angst, also vor der Presse.“ „Wir schaffen das.“ Ich schlang meine Arme um Niall und legte mein Kinn auf seinen Kopf, er vergrub das Gesicht an meiner Brust.
Das Zischen des überkochenden Nudelwassers ließ mich die Umarmung lösen. Schnell nahm ich mir einen Topflappen und nahm den Topf vom Herd herunter. Ich goss den Inhalt durch ein Sieb und stellte die Flamme unter der Soße ab.
Schweigend aßen Niall und ich unser Abendessen. Der Tag kam mir vor wie ein kleiner Fortschritt und ich war fest entschlossen, dass es noch mehr solcher Fortschritte geben sollte.



Niall war schon ins Bett gegangen und als ich schließlich nach einer Dusche ins Schlafzimmer kam, lag er auf der Gästematratze. Seufzend hob ich ihn hoch und legte ihn in Louis und mein Bett. Erstens war das bequemer und keiner musste sich alleine fühlen.
Ich vermisste Louis sehr. Ohne ihn war es irgendwie komisch. Außerdem hatte ich das Gefühl, dass nichts mehr so sein würde wie zuvor, wenn Louis wieder kam und auch wenn Zayn wieder auftauchte. Irgendwas würde passieren, das wusste ich und das machte mir Angst.
Besorgt legte ich meine Arme um Niall und vergrub mein Gesicht in seinen Haaren, versteckte es vor dem Rest der Welt, der offenbar wollte, dass wir alle litten. Als ob es nicht reichte, wenn wir ein Mitglied, einen Bruder, Freund und Geliebten verloren. Nein, Louis und Zayn mussten auch noch verschwinden und Niall und mich allein lassen.
Ich konnte mich nicht zwischen Wut, Trauer und Verzweiflung entscheiden und verdrängte alle Gedanken, indem ich anfing in meinen Gedanken zu zählen. Ich wusste, dass das half um irgendwann einzuschlafen.

Gotta look forward - Niall

Als ich am nächsten Tag aufwachte, fühlte sich meine Luftmatratze komischerweise weicher als sonst an und irgendwas Schweres hing über meiner Brust. Ich blinzelte mehrmals und sah mich dann in dem halbdunklen Raum um. Erst da merkte ich, dass ich nicht auf dem Boden, sondern in Louis und Harrys Bett lag. Harry war direkt neben mir und hatte seinen Arm um mich geschlungen.
Etwas verwirrt und so leise und vorsichtig wie möglich, wollte ich seinen Arm von mir runternehmen, um ins Bad gehen zu können, doch Harry zog mich noch dichter an sich heran und nuschelte irgendwas Unverständliches. Ich fühlte mich komisch an seiner Seite und versuchte mich aus seiner Umklammerung zu befreien, doch er hielt mich dadurch nur fester an sich gepresst und ich drohte schon, erdrückt zu werden.
„Harry!", flüsterte ich und stupste ihn an, doch er schlief seelenruhig weiter, während er mich an sich presste, wie ein Teddy. Teddy... das ließ mich wieder an Liam denken. Ich spürte, wie die Tränen wieder hoch kamen, doch ich schüttelte den Kopf. Nein! Ich hatte gerade ein anderes Problem.
„Harry!", sagte ich diesmal lauter und drückte meine Hände gegen Harrys Brust, doch sein Klammergriff schien aus Stahl zu sein.
„HARRY!"
Diesmal schrie ich ihn fast an und endlich ließ er mich los. Ich fiel fast aus dem Bett raus, da ich mich so gegen ihn gestemmt hatte. Verwirrt schlug Harry die Augen auf und sah zu mir rüber.
„Was n' los?", nuschelte er und setzte sich auf. Ich sah ihn bloß wütend an und stand auf, um ins Bad zu gehen.
„Niall? Niall, warte!", rief Harry mir hinterher, doch da war ich bereits im Bad und hatte die Tür hinter mir geschlossen. Ich drehte den Schlüssel um und rutschte an der Tür zu Boden. Tränen liefen über meine Wange und ich vergrub meinen Kopf in meinen Händen. Warum erinnerte mich alles nur an Liam? Warum machte es mich sogar fertig, wenn Harry mich im Schlaf umarmte? Meine Gedanken schweiften wieder ab zu Louis, der mich wahrscheinlich dafür hassen würde. Wie war ich überhaupt in das Bett gelangt?
„Niall! Tut mir leid. Ich hab das nicht bemerkt im Schlaf. Bitte, komm wieder raus", hörte ich auf einmal Harrys Stimme hinter der Tür und ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht. Ich holte einmal tief Luft und stand dann auf. Ich sah in den Spiegel, der gegenüber an der Wand hing. Ich sah schlimm aus. Meine Haare hingen mir wirr auf dem Kopf. Meine Augen hatten jeglichen Glanz verloren und waren rot vom vielen weinen. Augenringe waren darunter und ich sah mager aus.
Das hätte Liam niemals gewollt, dass ich mich so gehen ließ, dachte ich mir und ballte die Hand zur Faust. Aber warum sollte ich auf mich achten, wenn er nicht mehr hier war? Wieso sollte ich glücklich sein und er nicht? hielt eine innere Stimme dagegen. In mir drinnen herrschte ein Zwiespalt, denn ich nicht loswurde.
Ich fasste einen Entschluss. Das ganze sollte ein Ende haben und ich wollte nicht, dass wegen mir der Rest der Band sich auseinander lebte, weil ich mit dem ganzen nicht klar kam. Ein altes Sprichwort kam mir in Sinn: Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz. Vielleicht würde ich es auch irgendwann schaffen.
Ich trat aus dem Bad und lief an Harry vorbei. Ich beachtete ihn nicht und nahm mir frische Klamotten aus dem Schrank. Danach verschwand ich wieder im Bad und machte mich fertig.
Ich duschte lange und ausgiebig und richtete meine Haare so, dass wenigstens diese nicht mehr so zerzaust wirkten. Als ich aus dem Bad trat, war Harry in der Küche und bereitete Frühstück für uns vor. Louis war anscheinend immer noch nicht zurück und eine weitere Nachricht von ihm, hatte Harry auch nicht erhalten. Als er mich sah, setzte er an, etwas zu sagen, doch ich unterbrach ihn.
„Schon okay Harry. Du kannst nichts dafür..."
„Niall es tut mir wirklich leid!"
„Harry es ist okay!"
Er nickte und wir setzten uns, um etwas zu essen. Wir schweigen, bis ich irgendwann das Wort wieder ergriff.
„Ich will zu ihm..."
Harry sah verwirrt und gleichzeitig besorgt auf.
„Was..."
„Ich will zu seinem Grab…"
Harry sah mich verständnislos an und legte das Messer zur Seite, dass er bis eben noch in der Hand hatte.
„Niall, ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist!"
Ich schüttelte den Kopf.
„Ich muss einfach hin. Bitte!" Ich sah flehend in seine grünen Augen und er nickte stumm.
„Wenn du es willst...“
„Danke Harry." Danach schwiegen wir wieder.
Nach dem Essen räumte ich den Rest weg und suchte nach meiner Jacke.
„Du willst das wirklich, Niall?", fragte Harry nochmal nach und ich nickte nur. Er nahm die Schlüssel und zusammen gingen wir runter zum Auto. Die Fahrt verlief schweigend und ich starrte die ganze Zeit aus dem Fenster. Mein Kopf war leer und ich beobachtete die Landschaft, die an uns vorbei zog.
Erst als wir da waren, löste ich mich aus meiner Starre und stieg aus dem Auto aus. Vor mir war der Friedhof. Der Anblick schockierte mich nicht sehr, doch als wir uns auf den Weg in Richtung Liams Grab machten, fühlte ich mich immer komischer, als wenn jemand kleine Nadeln in meinen Körper rammte.
Als wir dann endlich vor seinem Grab standen, stand ich reglos da und starrte auf das Grab. Ohne es zu merken, krallte ich mich an Harrys Arm fest, während ich die schwarzen Buchstaben auf dem Grab ansah. Nur langsam verstand ich, was dort stand:



Liam James Payne

*29.08.1993
+ 23.05.2013

Was man tief in seinem Herzen besitzt, kann man durch den Tod nicht verlieren. In Gedanken an unseren Sohn, Bruder, Enkel, Freund und Banddaddy



Ohne Vorwarnung sank ich auf die Knie und brach wieder in Tränen aus. Das war einfach zu viel. Wieso war er einfach gegangen? Warum hatte er mich zurück gelassen? Ich konnte ihm nicht mal sagen, wie ich fühlte.
Ich spürte wie jemand seine Arme um mich schlang. Es beruhigte mich, Harry neben mir zu haben. Wie gebannt starrte ich durch meinen Tränenschleier auf das Grab, während meine Gedanken weiter rotierten.

Distance - Louis

„Daisy, was willst du auf dein Brötchen?“, fragte ich das Mädchen, welches die ganze Nacht bei mir geschlafen hatte. Mum hatte ich schlafen lassen und machte die Mädchen jetzt fertig.
„Marmelade!“, rief sie und machte sich dann auf den Weg nach oben. Klamotten hatte ich mit den beiden Zwillingen schon zusammen rausgesucht und heute Mittag würde ich mit ihnen shoppen gehen. Also mit allen Vieren. Das konnte ja was werden. Fizzy ließ sich von Lottie helfen und dann drängten sie sich alle ins Bad.
Ich fragte mich echt wie sie das schafften alle ins Bad zu passen. Ich hatte Mum angeboten das Haus umzubauen, dass sie mehr Platz hatten oder ihr ein Neues zu kaufen, aber sie wollte nie.



„Hier sind eure Brote!“, ich hielt allen vieren ihre Boxen hin. Gott sei Dank hatte Mum sie beschriftet und ich hoffte, dass ich mir alles merken konnte. „Lou?“, fragte mich Phoebe, die heute Morgen ganz begeistert in meine Arme gestürmt kam. „Bringst du uns zur Schule?“ Lächelnd schaute ich sie an und strich ihr über die Haare.
„Klar doch!“ Schnell schnappte ich mir eine dünne Jacke und begleitete die Mädchen nach draußen Wir wohnten nie weit von der Schule weg. Lotti und Fizzy mussten aber mit der Straßenbahn fahren. Da die Station direkt auf dem Weg zur Schule der beiden Jüngsten lag, brachten wir sie noch dort hin.
„Passt auf euch auf okay!“, verabschiedete ich mich von den Kleinsten vor der Schule. „Ich koche euch heute Mittag was Schönes und dann gehen wir shoppen okay?“, fragte ich und die Beiden nickten.
Zum Abschied drückte ich beiden einen Kuss auf die Haare und sie rannten in die Schule. Phoebe drehte sich auf dem halben Weg noch mal und rannte zurück. Heute Morgen hatte ich ihr zwei Zöpfe geflochten und davon ist einer wohl aufgegangen.
„Lou? Kannst du den noch mal machen?“, fragte sie und ich kniete mich neben sie nieder und grinste. „Klar!“ Keine zwei Minuten später hatte ich ihre langen Haare zu einem Zopf geflochten und sie strahlte fröhlich. „Ich bin sooo froh, dass du wieder da bist!“, flüsterte sie in mein Ohr und drückte mir einen Kuss auf die Wange. Dann rannte sie zu ihren Freundinnen.



So was brauchte ich denn alles für heute Mittag? Mit dem Einkaufswagen stand ich im Supermarkt und überlegte. Pasta. Ich wollte die Nudeln selbst machen. Erstens weil ich mich ablenken musste und zweitens weil ich eh Zeit hatte. Die Mädels werden alle erst kurz nach eins von der Schule kommen und wir hatten mit Mühe und Not gerade mal acht Uhr. Nachdem ich für meinen Einkauf ungefähr eine Stunde gebraucht hatte bis ich alles hatte und durch die Straßen mit den vollen Einkaufstüten schlenderte.
„Lou, bist du das?“, fragte plötzlich eine Stimme von der anderen Straßenseite. Da stand sie. Hannah Walker, meine allererste Freundin. Seit Jahren hatte ich sie nicht mehr gesehen, was vielleicht auch daran lag, dass ich mit Eleanor zusammen war und jetzt mit Harry zusammen bin. Harry… Alles durchzuckte mich und ich setzte mein geübtes Fakelächeln auf.
„Das tut mir so Leid mit Liam…“, sagte sie, als sie vor mir stand und mich umarmte. „Nein, ist in Ordnung. Ich will nicht drüber reden“, winkte ich ab und fragte sie, wie es ihr so ginge. „Ach ganz gut. Es ist ja ewig her, dass wir uns nicht mehr gesehen haben!“, meinte sie und ich nickte. Fast drei Jahre war es jetzt her. Wusste sie von meinen Beziehungen? „Wie geht es denn dir und Harry?“, fragte sie und beantwortete somit meine Frage.
Da ich nicht darüber reden wollte, sagte ich nur, dass alles gut war und ich hierhergekommen bin um aus London rauszukommen, aber Harry nicht mitwollte. Damit gab sie sich zufrieden und fragte, ob sie mich ein Stück begleiten konnte. Ich war froh über Gesellschaft und stimmte zu. Wir redeten ein bisschen und an der Straßenbahnhaltestelle in der Nähe von meinem Haus trennten wir uns. Schnell tauchten wir noch Handynummern aus und beschlossen in den nächsten Tagen mal was zu unternehmen.



„Lou! Das war sooo lecker! Du musst öfter für uns kochen!“, rief Lotti in die Küche, als ich gerade den Nachtisch holte. Extra für die Mädels hatte ich Eis mitgebracht, weil ich wusste, dass sie es liebten. Typisch Kinder eben.
Eine Stunde später, als dann auch endlich die Küche gemacht war, konnten wir los shoppen gehen. Mum lieh mir ihr Auto und ich schickte sie mit einem Gutschein für die Massage zur Wellnessoase, den ich heute Morgen besorgt hatte. Sie musste sich dringend entspannen. Mark war zurzeit auf Geschäftsreise in den Vereinigten Staaten und kam erst in einer Woche wieder.
„Mädels, wo wollt ihr als erstes hin?“, fragte ich, als wir im Auto saßen. Sie nannten mir einen Shop und ich fuhr in das Westfieldcenter, wo dieser war. Zusammen machten wir die Läden unsicher und kamen fünf Stunden später total fertig zuhause an. Ich hatte Mum angerufen und sie hatte schon Essen gemacht, dass sie pünktlich ins Bett kamen.



Sollte ich Harry schreiben oder soll ich nicht? Nachdenklich lag ich abends im Bett und überlegte. Eigentlich wollte ich ja Abstand, aber wollte ich, dass er denkt, dass es auch ohne ihn geht? Warum? Harry, Zayn, Niall, Liam… Das waren wir mal. One Direction. Jetzt waren wir allerhöchstens noch Directionless oder hopeless, perspectiveless… Niemand wusste, wie es weiter gehen sollte. Zayn war weg und jetzt blieben auch nur noch Harry, Niall und ich. Aber da wir uns ja eh stritten. In fünf Tagen musste ich wieder zurück sein, weil dort dann die Pressekonferenz war und wir uns noch besprechen sollten mit Simon, wie es weiter ging mit „One Direction“. Ich war eher im Moment dafür, dass jeder seinen eigenen Weg ging. Ich könnte es nicht verkraften, dass wir Musik ohne Liam machten. Ohne ihn fühlte ich mich leer. Still liefen mir die Tränen runter. Liam… Mein bester Kumpel. Er war weg. Es fühlte sich an, als wäre mir ein Stück meines Herzens rausgerissen worden.
„Lou?“, eine Stimme ertönte hinter mir und zwei Arme schlagen sich um mich. Meine Mutter nahm mich in den Arm, wie sie es früher immer gemacht hatte. „Ich weiß es ist schwer und du brauchst Zeit, aber bitte, versprich mir eins. Hör nie auf Musik zu machen! Ob mit Harry, Niall und Zayn oder alleine, aber ich weiß es ist dein Leben und du gehörst dahin. Wir werden dich immer unterstützen und du kannst immer nach Hause kommen, wenn etwas ist das weißt du!“, flüstert sie und drückte mich noch mal fest. „Danke Mum.“, flüsterte ich schwach und schloss die Augen.

Little Kiss - Harry

Als Niall und ich am Abend wieder in Louis und meiner Wohnung saßen, dachte ich immer noch darüber nach, ob es gut gewesen war mit dem Blonden zum Friedhof zu fahren. Andererseits half es ihm vielleicht dabei den Tod von Liam zu verarbeiten und mehr wollte ich nicht. Wenn es ihm in den nächsten Tagen tatsächlich wieder besser gehen sollte, dann war es das wert, dass er praktisch zusammen gebrochen war.
Im Moment rührte er jedoch, wie immer, lustlos in seinem Essen und starrte die Tischplatte an. Das mit der Aktion am Morgen tat mir auch noch immer leid. Aber ich war es nun mal gewohnt in dem Bett zu liegen und mit jemandem zu Kuscheln und im Schlaf unterschied ich eben nicht zwischen Louis und anderen Personen.
Louis. Ich hatte irgendwie kaum an ihn gedacht und sofort bereitete sich ein schlechtes Gewissen in mir aus. Ich vermisste ihn schon irgendwie. Aber ich hatte ihn auch schon mehr vermisst. Vielleicht lag es einfach an der gesamten Situation.
Ich wusste nicht, ob ich ihn anrufen sollte. Er war ja gefahren, weil er Abstand wollte und dann wollte er sicher nicht, dass ich ihn mit Anrufen oder Nachrichten belästigte. Wenn er wollte, dann würde er sich schon melden, da war ich mir sicher.



„Niall?“ Er saß auf der Luftmatratze und ich auf dem großen Doppelbett. „Wenn du willst, dann kannst du in dem Bett schlafen und ich schlafe auf der Luftmatratze, dann hast du es bequemer.“, schlug ich vor, aber er schüttelte nur langsam den Kopf.
„Geht schon.“, murmelte er und brachte sich in eine liegende Position. „Oder ich beherrsche mich heute Nacht, dann kannst du auf Louis Seite schlafen.“, wagte ich einen weiteren Versuch, aber ich bekam keine Antwort. „Es tut mir wirklich leid.“, redete ich also weiter, aber das brachte nichts.
„Gute Nacht.“, wisperte ich noch und legte mich dann schlafen. Zumindest war das mein Plan, aber ich konnte einfach nicht einschlafen und ich spürte genau, dass auch Niall nicht schlief, sein Atem war nicht gleichmäßig genug, das hörte ich.
Genervt rollte ich mich von einer Seite auf die nächste und seufzte. Dann hörte ich leises Rascheln einer Bettdecke und leise Schritte, die sich meinem Bett näherten, schon stand Niall auch schon vor mir.
„Harry?“, flüsterte er und sah mich mit großen Augen an. „Kannst…kannst du mich vielleicht in den Arm nehmen?“, fragte er verlegen und ich nickte einfach nur, während ich die Bettdecke zurück klappte, damit er darunter kriechen konnte.
Als er neben mir lag, schlang ich meine langen Arme um ihn und er vergrub sein Gesicht in meiner Halsbeuge. Stoßweise traf sein heißer Atem meine Haut und ich erschauderte, gleichzeitig strich ich über seinen Rücken, bis sich seine Brust gleichmäßig gegen meine bewegte und ich wusste, dass er eingeschlafen war.
Nachdenklich sah ich auf Nialls verstrubelte Haare und schloss dann die Augen. Unwillkürlich fragte ich mich, was genau ich eigentlich für eine Beziehung zu Niall hatte. Noch nie hatten wir so eng nebeneinander gelegen, wenn man das von der letzten Nacht außer Acht ließ, da das ja keine Absicht gewesen war.
ich kam zu keinem Ergebnis, weil ich viel zu müde war, um anständig nachdenken zu können. Ich lehnte stattdessen meine Stirn gegen Nialls Kopf und versuchte zu schlafen. Dieses Mal gelang es mir.



„Liam. Liam. Liam.“ Ich wurde wach, weil Niall den Namen unseres verstorbenen Freundes immer wieder vor sich hin brabbelte, dabei aber weiter schlief. Es war drei Uhr nachts und ich war hellwach, also beobachtete ich Niall, wie er immer wieder seine Lippen bewegte und „Liam.“ sagte.
Plötzlich riss er panisch die Augen auf und starrte mich an, ich starrte zurück, keiner von uns bewegte sich, bis Niall blinzelte, weil ein paar Tränen seine Sicht verschleierten.
„Alles ist gut.“, flüsterte ich und nahm ihn wieder in den Arm.
„Er…er war da…und er…er hat mich geliebt.“, schluchzte Niall und ich drückte ihn fester an mich, ließ meine Hände wieder über seinen Rücken wandern. Langsam beruhigte er sich wieder und weil ich es bei Louis auch immer tat, wenn er weinte, hauchte ich Niall ebenfalls einen federleichten Kuss auf die Schläfe. Es war einfach ein Reflex.
Er rückte ein Stück von mir ab und sah mich an, ich konnte nicht einmal erahnen, was er dachte, weil er mich einfach nur ganz normal ansah. „Ich…“ Niall schüttelte den Kopf und ich hielt wieder den Mund.
„Das…das hat sich…irgendwie gut angefühlt.“, murmelte Niall und seine Finger strichen über seine Schläfe, während er mich weiter ansah. „Liam hat das auch manchmal gemacht. Freundschaftlich, wenn es mir schlecht ging. Es hat sich genauso angefühlt.“, brabbelte er weiter und ich war mir nicht sicher, mit wem genau er eigentlich sprach, mit mir oder mit sich selbst.
„Lass uns weiter schlafen.“, schlug ich einfach vor und legte mich wieder hin, zog Niall in eine liegende Position und deckte uns zu. Meine Gedanken schwirrten immer noch um diesen Kuss auf Nialls Schläfe. Ich küsste nur Louis. Und meine Mum. Was zum Teufel hatte ich mir also dabei gedacht? Bestimmt war es ein einfacher Reflex gewesen und außerdem hatte es geholfen, denn Niall schlief wieder wie ein Baby und ich konnte ohne schlechtes Gewissen meine Augen schließen und Schafen.
Ohne schlechtes Gewissen stimmte vielleicht nicht. Ich hatte ein schlechtes Gewissen gegenüber Louis, aber er musste davon ja nichts erfahren und außerdem war es auch nichts gewesen. Das war alles ohne Bedeutung und ohne irgendeinen Hintergedanken.
Ein Reflex und nichts weiter. Ich liebte Louis und ich freute mich schon darauf, wenn er endlich wieder da war und ich ihn in meine Arme schließen konnte. Und ihn wieder küssen konnte.

Memories – Niall

Als ich aufwachte, war die Bettseite neben mir leer. Verwirrt richtete ich mich auf und sah mich um. Ich hatte damit gerechnet, Harry neben mir vorzufinden, doch dieser war nicht im Raum. Ich schwang meine Beine über die Kante und gähnte ausgiebig, bevor ich mich hochhievte und Richtung Bad schlurfte.

Seitdem ich Harry dazu überredet hatte, auf den Friedhof zu gehen, war ich noch verwirrter als vorher. Einerseits hatte ich das Gefühl, dass es mir besser ging, doch andererseits hatte ich auch noch mehr Schuldgefühle, obwohl es keinen Grund für diese gab. Es war einfach zu schwierig ohne ihn normal weiter zu leben. Das war einfach nicht richtig. Es fühlte sich einfach zu falsch an.

Als ich mich fertig gemacht hatte, ging ich in Richtung Küche, wo bereits eine halb leere Tasse Kaffee stand, doch von Harry keine Spur. Ich setzte Wasser auf, für neuen Kaffee und setzte mich auf einen der Stühle, während ich gedankenverloren vor mich hinstarrte.

„Dein Wasser ist fertig!", riss mich eine raue Stimme aus meinen Gedanken und als ich aufblickte, sah ich in Harrys grüne Augen, doch bevor ich noch was sagen konnte, nahm dieser seinen Kaffee und ging schweigend aus der Küche raus.

Verwirrt sah ich ihm nach und machte mir einen Tee. Danach folgte ich ihm ins Wohnzimmer, wo er vor dem Fernseher saß und sich irgendeine Soap ansah.

„Harry?", fragte ich vorsichtig nach, aber von dem Jungen kam keine Reaktion. Ich beließ es dabei und setzte mich neben ihn.

Im Augenwinkel bemerkte ich, wie Harry unmerklich ein Stück wegrutschte. Hatte ich irgendwas falsch gemacht? Ich starrte in meine Tasse und merkte, wie mir wieder Tränen in die Augen stiegen. Ich blinzelte sie weg und versuchte mich auf die Fernsehserie zu konzentrieren, was mir aber nicht wirklich gelang.

Eine Zeit lang saßen wir schweigend nebeneinander, als die Türklingel ging. Wir sahen beide auf und Harry stand auf, um nach zu sehen, wer es war.

Ich folgte ihm langsam und hielt im Flur inne, als ich Karen Paynes Stimme erkannte. Liams Mutter. Was machte sie hier? An dem Klang ihrer Stimme merkte man, dass sie das Ganze noch nicht wirklich verarbeitet hatte, was auch verständlich war.

„Hey Harry. Wie geht es dir?", fragte sie den Jüngeren.

„Die Frage ist eher, wie geht es dir?"

„Ich habe meinen einzigen Sohn verloren... Also wäre es gelogen, wenn ich jetzt sagen würde, es ginge mir schon besser... Wo sind denn Louis und die anderen beiden?"

Harry zögerte, bevor er antwortete.

„Louis brauchte mal eine Auszeit und ist zu seiner Familie gefahren. Zayn wahrscheinlich auch und Niall ist zurzeit hier."

Wieder eine kurze Gesprächspause, bevor Karen sich wieder zu Wort meldete.

„Ich wollte auch nicht lange stören, aber ich bin wegen des Testaments hier..." Ihre Stimme brach ab. Die Tränen, die sie versuchte zu unterdrücken und die Erinnerungen ließen sie kurz aufschluchzen, soweit ich ihn dem Flur aus der Ecke heraus erkennen konnte. Ich biss die Zähne aufeinander um nicht selbst wieder anfangen zu heulen.

„Karen, das können wir auch verschieben."

„Nein, nein schon okay. Wir wollten das mit euch allen zusammen besprechen, wenn es euch passt. Aber ich wollte auch das hier vorbei bringen, für ihn. Vielleicht ist der Zeitpunkt noch nicht da, aber es ist besser, wenn du es ihm gibst, wenn er soweit ist."

„Werde ich. Grüß die beiden Mädchen von mir."

„Alles wird wieder gut! Das wird schon wieder!", versuchte Karen sich und Harry Mut zuzusprechen, aber es klang sehr verzweifelt und sie war selbst nicht von ihren Worten überzeugt. Harry drückte sie noch kurz, bevor er die Türe schloss und in Richtung seines Zimmers lief. Ich folgte ihm rasch und holte ihn ein, als er dabei war etwas in seinen Schrank zu schließen.

„Was ist das?", fragte ich und Harry drehte sich überrascht um.

„Nichts, Niall!", versuchte er sich heraus zu reden, doch sein Versuch, das Etwas hinter seinem Rücken zu verstecken, misslang ihm. Er zögerte, doch dann holte er es hervor, als er meinen Blick sah und hielt es mir hin. Es war eine schwarze, schlichte Schachtel

„Das hat mir Karen mitgebracht. Es ist von Liam an dich. Ich wollte es dir eigentlich noch nicht geben, weil die Situation..."

„Glaubst du, die Situation wird später besser sein?", unterbrach ich ihn und drehte mich um. Ich verließ sein Zimmer und verbarrikadierte mich im Bad. Harry war mir, Gott sei Dank, nicht gefolgt. Ich setzte mich auf den Boden, an die Türe gelehnt und stellte die Schachtel vor mir ab. Ich traute mich nicht, sie zu öffnen. Zu groß waren die Angst und die Ungewissheit, was darin sein könnte.

Nach langem Dasitzen und die Schachtel Anstarren, entschied ich mich dann doch wenigstens den Deckel an zu heben und einen Blick zu riskieren. Doch es war zu dunkel und somit erweiterte ich den Spalt, bis der Deckel ganz ab war.

Mir fielen sofort die ganzen Gegenstände ins Auge, die darin waren. Es war eine Sammelbox, aus alten Kindheitstagen und Stücke, durch die er sich immer an früher erinnern konnte.

Ich wusste das, weil einige Sachen mir bekannt vorkamen. Er hatte sie mir mal gezeigt. Ein alter Teddy war in der Box, ein Fotoalbum, ein alter Pulli, der in der Wäsche eingelaufen war und den er von seinem Vater geschenkt bekommen hatte und ein Armband auf dem Daddy Direction stand. Sogar eine alte Rassel, wahrscheinlich aus Babytagen, fand ich darin und seine Einladung zu `The xFactor' und eine alte CD auf der Video Diaries stand. Diese Erinnerungsstücke von Liam in der Hand zu halten, stimmten mich traurig, aber irgendwie bekam ich das Gefühl, dass er trotz seines Todes bei uns wäre. Dass er, so skurril es klang, durch diese Gegenstände noch existierte. Ein kleines, trauriges Lächeln erschien auf meinen Lippen, als ich das Foto unten in der Schachtel fand, auf dem wir Fünf glücklich in die Kamera strahlten. Das erste Bild von One Direction.

Ich wollte schon aufstehen und zu Harry gehen, um ihm das Bild zu zeigen, als mir ein Brief am Boden der Schachtel auffiel. Man konnte ihn fast nicht von der Farbe der Innenseiten der Box unterscheiden, doch ich hatte ihn gesehen. Vorsichtig holte ich ihn raus und drehte ihn um. Er war dick und schwer und das deutete darauf hin, dass er mehrere Blätter enthielt. In der klaren Handschrift Liams, war geschrieben: Für Niall

Mit zitternden Händen öffnete ich den Umschlag und hätte ihn beinahe komplett zerrissen, doch ich atmete kurz tief durch, um mich wieder zu fassen, dann faltete ich die beschriebenen Seiten auf um zu lesen.


Lieber Niall,

Ich weiß nicht, ob ich es jemals über mich bringen werde, es dir persönlich zu sagen, oder dir wenigstens diesen Brief auszuhändigen, aber falls doch, dann hat es mich sehr viel Überwindung gekostet. Du bist mein bester Freund, seit ich dich kenne. Seit ich dich bei `The xFactor' gesehen habe, weiß ich, du bist etwas Besonderes und ich bin ehrlich froh, dass man uns fünf zu einer Band zusammengeschlossen hat. Aber das sind alte Geschichten. Ich weiß ich kann mit dir über alles reden, genauso, wie du mit mir über alles reden kannst, wenn du willst. Ich bin, wie du weißt seit längerem nicht mehr mit Danielle zusammen und das hat auch einen Grund. Ich weiß, dass du mich sehr oft gefragt hast und ich dir nie eine korrekte, ehrliche Antwort darauf gegeben habe, aber ich hatte zu viel Angst unsere Freundschaft aufs Spiel zu setzten. Ich habe Angst, dass du mir aus dem Weg gehst, wenn ich dir den wahren Grund verrate und ich habe Angst, dass du mich dann nicht mehr wie deinen besten Freund siehst. Ich habe mich bisher niemandem anvertraut und selbst meine Familie weiß es nicht, aber mir ist klar geworden, dass ich nicht mehr... normal bin. Mich interessieren die Mädchen nicht mehr wirklich. Nicht im Sinne von, ich hab zurzeit eine Phase. Was ich eigentlich sagen wollte ist... ja ich stehe auf Männer. Warum auch immer, aber es ist einfach passiert. Es ist wegen jemandem passiert, der mir wichtig ist. Vielleicht siehst du das ja nicht so eng. Klar was ist schon so falsch daran, wenn sein bester Kumpel schwul ist. Wird zwar ein bisschen komisch, aber was soll's? Wie wäre es mit einem Doppeldate mal, auch wenn es komisch rüber kommt, wenn ein Mädchen mit drei Jungs ausgeht.

Aber genau das ist der Punkt. Es zerreißt mich innerlich, dass so etwas sein könnte. Es bricht mir das Herz dich mit jemand anderem zu sehen. Mich mit jemandem zu sehen, den ich nicht aus tiefstem Herzen liebe, aber noch schlimmer, dich zu verlieren. Ja Niall, du bist der Grund, du hast mich verändert und in mir Gefühle geweckt, die ich vorher nie kannte. Ja Niall James Horan, ich liebe dich! Und es tut gut, dass es endlich raus ist. Aber ich will nicht, dass deswegen unsere Freundschaft zu Bruch geht. Ich kann es verstehen, wenn du nicht genauso fühlst, aber bitte wende dich jetzt nicht von mir ab! Es wird hart, aber ich versuche damit klar zu kommen. Noch schlimmer, als unerwiderte Liebe ist es, deine Freundschaft zu verlieren.

Ich hoffe, du lässt dir das ganze durch den Kopf gehen und fällst deine Entscheidung so, wie du es für richtig hältst.

Aber egal was passiert, ich werde immer für dich da sein.

In Liebe, Liam


Die letzten Zeilen konnte ich durch meinen Tränenfluss fast gar nicht mehr sehen. Ich fühlte mich wie benebelt, wie in einer Traumwelt gefangen, nichts schien real. Liam liebte mich! Das war alles, was in diesem Moment zählte. Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht, behielt den Zettel in der Hand und öffnete die Tür. Ich musste zu Harry, ihm diese Nachricht erzählen. Eine Welle an Glücksgefühlen kam in mir auf.

„Harry?", rief ich und lief durch den Flur, auf der Suche nach ihm.

„Harry, ich...", setzte ich an, als ich ihm im Wohnzimmer fand, stockte aber, als ich die Koffer bemerkte und sah, wie Harry und Louis dastanden und sich umarmten. Louis war zurück. Und er sah schlimm aus. Beide wandten den Kopf zu mir und lösten sich. Harry schwieg und starrte zu Boden. Er wich, wie schon den ganzen Tag über, meinem Blick aus. Nur Louis sah zu mir und rang sich ein gekünsteltes Lächeln ab.

„Niall... wie geht‘s dir?"

Man konnte an seiner Stimme hören, dass er am liebsten mit Harry alleine gewesen wäre. Ich nickte nur und unterdrückte die wiederkommenden Tränen.

„Ganz gut... a-alles bestens. Wir h-haben dich vermisst L-Louis!", stotterte ich vor mich hin, drehte mich um und rannte wieder ins Bad. Ich sperrte mich ein und ließ den Brief zu Boden fallen, bevor ich zum Waschbecken ging und mir kaltes Wasser ins Gesicht spritzte, während mir heiße Tränen die Wange runter liefen. Ich war verzweifelt. Ich war wieder in der Realität.

Vielleicht hatte Liam mich geliebt, aber er hatte mir nie den Brief gegeben. Vielleicht hatten seine Gefühle irgendwann wieder aufgehört. Und jetzt war er tot. Louis war endlich wieder da, aber Harry ignorierte mich und ich wusste nicht mal warum. Bei Louis hatte ich das Gefühl, es wäre ihm lieber, wenn ich endlich zurück zu mir ziehen würde. Und Liam war tot. Tod durch einen Unfall. Aus dem Leben gerissen.
Wütend kickte ich den Teddy durch den Raum, bis er gegen das Klo prallte. Ich setzte mich auf den Badewannenrand und starrte in den Spiegel. Rote, verweinte Augen und ein mehr als verzweifelter und verletzter Gesichtsausdruck. Ich war nicht mehr ich selbst. Das war nicht mehr mein Leben. Keiner wollte mich mehr hier. Liam war weg. Würden sie mich auch so vermissen? Bei diesen Gedanken fiel mein Blick auf die Rasierklingen, die neben den Zahnbürsten lag.



Escape - Louis

Nachdem ich Niall kurz begrüßt hatte, war er ohne ein weiteres Wort im Bad verschwunden. Was war denn mit ihm los? Es tat mir ja total leid, dass ich einfach abgehauen war, aber ich hatte einfach Abstand gebraucht. Gestern Nacht war mir klar geworden, dass es ein Fehler war einfach zu verschwinden. Also hatte ich mich ins Auto gesetzt und war heute Morgen so schnell wie es ging zurück gefahren. Ich hatte Harry einfach so sehr vermisst und Niall auch. Der junge Ire war jedoch völlig geschockt gewesen, dass ich wieder da war und war sofort wieder abgehauen. Natürlich wollte ich wissen was los war und fragte Harry, was die ganze Zeit denn passiert sei.
„Liams Mutter hat eine Kiste mit Erinnerungen für Niall vorbei gebracht. Sie haben seine Wohnung ausgeräumt und diese für Niall gefunden.“, erklärte mein Freund mir und ich nickte. „Ich geh kurz nach ihm schauen, auch wenn er mich wahrscheinlich am aller wenigsten sehen will.“, sagte ich nach einer halben Stunde in der Niall immer noch nicht aus dem Bad gekommen war. 
„Niall?“, vorsichtig klopfte ich an die Tür und wartete auf eine Antwort, doch ich bekam keine. Auch nach mehrmaligem Klopfen bekam ich immer noch keine Antwort und drückte die Türklinke runter, doch die Tür war verschlossen. „Niall… Kannst du bitte aufmachen?“, fragte ich verzweifelt, doch der Ire gab immer noch keine Antwort.
„Lass mich mal.“, Harry schob mich sanft zur Seite und klopfte an die Tür. „Niall, mach bitte auf!“, probierte es der Jüngste von uns und tatsächlich öffnete sich die Tür. Der blonde Junge trat heraus mit einem Karton unter dem Arm. Wahrscheinlich war es die Kiste, die Harry vorhin erwähnt hatte.
„Ich geh nach Hause… Macht euch einen schönen Tag!“, flüsterte er und ging Richtung Tür. „Wenn du irgendwas brauchst, ruf bitte an!“, sagte Harry noch, blieb aber stehen. Eigentlich hatte ich erwartet, dass er Niall hinterher laufen würde. Die Wohnungstür fiel ins Schloss und Harry blieb immer noch wie erstarrt stehen. Als ich eine Hand auf seine Schulter legte, zuckte er zusammen und ging weg. Was war nur mit ihm los? Die Begrüßung vorhin war auch schon so zögerlich gewesen. 
Ich verstand die Welt nicht mehr… Niall rannte weg, als er mich sah. Harry war total abweisend und Zayn war erst gar nicht hier… Was hatte ich bloß falsch gemacht? Sollte ich Harry hinterher gehen? Obwohl ich ihn eigentlich alleine lassen wollte, entschied ich mich dafür hinterher zu gehen und mit ihm zu reden. 
„Bitte Lou, ich will alleine sein!“, flüsterte Harry kraftlos. Was war nur mit ihm los? Früher hätte er so etwas nie gesagt. Ich war immer für ihn da gewesen und was war ich jetzt? Eine Klette an seinem Bein, oder was? „Harry, ich will dir doch nur helfen!“, flüsterte ich und kniete mich vor ihn. Der Junge mit den braunen Haaren schaute mich nicht an, sondern auf den Boden vor dem Bett, auf dem er saß. 
„Bitte Lou, lass mich einfach in Ruhe!“, seine Stimme klang energischer und ich war vollkommen überrascht. So hatte mein Freund nie mit mir geredet. Weder als wir zusammen waren und auch nicht als wir nur beste Freunde gewesen waren. Harry versuchte die Tränen in seinen Augen wegzublinzeln und schaute an mir vorbei. Sein Blick war starr auf das Fenster gerichtet. Ich probierte ein letztes Mal mit ihm zu reden, doch er schickte mich aus dem Zimmer raus. 
Mir wurde es, ehrlich gesagt, zu dumm. Ich nahm meine Jacke vom Haken und eine Sonnenbrille, damit man mich nicht erkannte, dann trat ich vor die Tür. Natürlich regnete es wieder. Passte ja perfekt zu meiner Stimmung. Meine Kapuze zog ich mir über den Kopf und ging los. Ziellos irrte ich umher und versuchte mich auf andere Sachen zu konzentrieren, doch irgendwie schaffte ich es nicht. Irgendwann setzte ich mich in die hinterste Ecke eines Cafés und versuchte alles um mich herum zu vergessen, doch es war einfacher gesagt als getan. 
Ich spielte ein bisschen mit meinem Iphone rum und schaute dann meine Kontaktliste durch. Ich brauchte dringend jemand zum reden. In solchen Fällen wäre Liam meine erste Wahl gewesen, doch das war ja leider nicht möglich… 
Ich scrollte weiter bis ich schließlich bei Hannah Walker landete. Sollte ich sie anrufen? Sie hatte mir ja angeboten, dass ich immer zu ihr kommen konnte, wenn etwas war. Sie kannte mich einfach… Ich entschied mich dagegen, weil ich glaubte, dass Harry das nicht gewollt hätte. Als Nächstes blieb ich bei ‚Vain like Zayn‘ hängen. Zayn’s Kontakname… Sollte ich ihn anrufen? Ohne groß nachgedacht zu haben, drückte ich auf den grünen Hörer und hielt mir das Handy ans Ohr.
„Lou, ist alles okay?“, fragte Zayn, als er ans Telefon ging. „Ja, aber ich brauch nur jemanden zum Reden… Kommst du nach London? Die Pressekonferenz ist eh in zwei Tagen.“, fragte ich und unterdrückte mir die Tränen. Die Pressekonferenz… Gut Louis! Jetzt tief ein und ausatmen! Du schaffst das. 
„Ich komm so schnell ich kann, okay? Wenn du willst, kannst du in meine Wohnung. Du weißt doch wo der Zweitschlüssel liegt oder?“, fragte der Schwarzhaarige verständnisvoll. Kurz redete ich noch mit ihm und Zayn sagte, dass er morgen früh in London sein würde. Nachdem ich meinen Tee ausgetrunken hatte, machte ich mich auf den Weg zu Zayns Wohnung. Ich brauchte einfach ein bisschen Abstand von Harry auch wenn ich ihn so vermisst hatte… Ich verstand einfach nicht, was mit meinem Freund los war.
Den Schlüssel fand ich an besagter Stelle und ging in die Wohnung. Auf der Arbeitsplatte in der Küche, die man unmittelbar nach dem Flur betrat, lag eine leichte Schicht Staub, Zayn war wohl seit Liams Tod nicht mehr hier gewesen… Im Wohnzimmer sah es nicht besser aus. Das Regal, in dem der Fernseher stand, war ebenfalls mehr grau als schwarz. Langsam trat ich heran. Die meisten Bretter waren mit Fotos vollgestellt. Eins fiel mir besonders ins Auge. Das erste Foto, welches es jemals von One Direction gab… Vorsichtig nahm ich es hoch und setzte mich über das Foto gelehnt aufs Sofa. Ohne, dass ich es wollte, begannen mir die Tränen zu laufen und still strich ich über Liams Gesicht. Warum musste es ausgerechnet ihn erwischen? In solchen Situationen vermisste ich ihn einfach. Der Junge, der einen nur in den Arm nahm und versuchte mich wieder aufzumuntern. Jetzt konnte ich das Schluchzen nicht mehr zurückhalten und legte das Foto weg. Mein Gesicht versteckte ich in einem Kissen und irgendwann schlief ich dann endlich ein.

Confused - Harry

Ich bekam den kleinen Kuss auf Nialls Schläfe nicht mehr aus meinem Kopf. Egal was ich tat, der Gedanke verschwand einfach nicht. Dann stand auf einmal Louis vor der Tür. Mit ihm hatte ich am Wenigsten gerechnet und auch Niall war offenbar nicht besonders erfreut.



Ich war so ein Genie! Ich saß allein im Schlafzimmer, weinte und hatte Louis schonwieder dazu gebracht zu verschwinden, große Klasse. Wieder dachte ich an Niall, musste mir vorstellen, wie er ganz allein in seiner Wohnung hockte und sich die Erinnerungskiste ansah.
Ruckartig stand ich auf und mir wurde ein Moment schwarz vor Augen, weil mein Kreislauf seit Tagen so instabil war. Nachdem ich mich kurz gesammelt hatte, nahm ich mir eine Jacke und die Autoschlüssel und fuhr zu Niall. Wenn wir beide allein waren, dann konnten wir auch zusammen allein sein.
Der Londoner Verkehr war wie immer total dicht und ich fuhr ziemlich langsam durch die überfüllten Straßen, die vom Regen feucht glänzten. Überall liefen Menschen umher und ich fragte mich, ob sie wohl ähnliche Probleme hatten, wie wir.
Als ich an einer Ampel stand, sah ich eine Frau, die ein kleines Mädchen an der Hand hatte. Die Kleine trug einen pinken Regenmantel und dazu passende Gummistiefel. Freudig sprang sie von einer Pfütze in die nächste. Manchmal würde ich mich auch gern über so banale Dinge freuen, aber ich hatte das Gefühl, dass es einfach nicht mehr möglich war, sobald man ein gewisses Alter erreicht hatte.
Nur Louis, weil er einfach nicht einsehen wollte, dass er erwachsen wurde, und Liam hatten es immer wieder geschafft mir zu zeigen, wie wertvoll auch die ganz kleinen Dinge im Leben waren.
Liam hatten wir bereits verloren und ich hatte das Gefühl, dass ich auch kurz davor stand Louis zu verlieren. Ich wusste nicht, wann alles so anders zwischen uns geworden war, aber auf einmal war es einfach so.



„Was willst du hier?“, fuhr Niall mich an, als ich vor seiner Tür stand und klingelte. „Louis ist weg und ich dachte, ich komm vorbei und guck, wie es dir geht.“, meinte ich und Niall öffnete mir missmutig die Tür, sodass ich eintreten konnte.
„Ich kann auch auf mich selbst aufpassen.“, nörgelte er und ging in Richtung Küche. „Das weiß ich, aber ich glaube es ist einfach nicht gut, wenn im Moment einer von uns allein ist.“ „Louis ist auch allein, oder nicht?“, antwortete Niall mir und sah mir fest in die Augen.
„Ich weiß nicht, wo er ist.“, gab ich schuldbewusst zu und bemerkte selbst, dass ich nicht einmal versucht hatte es herauszufinden. Ich hätte ihn zumindest anrufen können.
„Wie auch immer.“, seufzte der Blonde vor mir und setzte Wasser für Tee auf. Anschließend setzten wir uns mit unseren Teetassen ins Wohnzimmer. Niall war irgendwie verändert.
So als würde es ihm etwas besser gehen, seitdem er die Kiste bekommen hatte. Vielleicht konnte er damit seine Trauer bewältigen. Das wäre wirklich gut, denn wir konnten uns alle nicht für immer verkriechen.
Blieb nur noch die Frage, wo Zayn sich herum trieb. Hoffentlich würde er zur Pressekonferenz erscheinen. Ein wenig Angst hatte ich ja schon, ich wollte mich ungern der ganzen Welt stellen und erklären müssen, wie es jetzt weiter gehen sollte, zumal wir noch nicht darüber geredet hatten.
Niall starrte die ganze Zeit die Wand und sagte kein Wort und ich traute mich auch nicht die Stille zu durchbrechen, da es schien, als würde er über etwas Wichtiges nachdenken. Vielleicht würde er mich später noch daran Teil haben lassen. Sein Gesichtsausdruck war irgendwie kalt und emotionslos, ich war mir nicht sicher, was ich besser fand. Wenn er weinte, oder wenn er so war wie in diesem Moment.
„Ich wünschte, ich hätte es ihm gesagt. Oder er hätte den Mut gehabt, um es mir zu sagen.“, flüsterte Niall. Seine Worte hingen schwer im Raum. „Wir hätten so glücklich sein können. Wir hätten nur ein bisschen Mut gebraucht.“, sprach er weiter.
„Weißt du, er hat mich geliebt. Warum muss ich das erst erfahren, nachdem er gestorben ist?“ Niall sah mir direkt in die Augen und ich schluckte. Tiefe Trauer konnte ich in den blauen Augen erkennen.
„Manche Dinge geschehen einfach. Auch wenn sie furchtbar sind. Wir können nichts dagegen tun, wir können uns nur damit abfinden und nach vorne sehen und hoffen, dass in der Zukunft alles besser wird.“ Was für abgedroschene Worte das waren, merkte ich erst, als ich sie ausgesprochen hatte.
„Aber ich will keine bessere Zukunft. Ich will, die Vergangenheit wieder haben und dann will ich so viel ändern. Dann würde Liam nicht in das Auto steigen und er würde noch leben.“, schniefte Niall und schon stiegen Tränen in seine Augen.
„Wenn Liam jetzt sterben sollte, dann sollte er das. Dann ist es egal, was du wann und wie getan hättest. Er wäre trotzdem gestorben und du hättest nichts daran ändern können. Gib dir keine Schuld für etwas, für das du nichts kannst.“
Ich rutschte an Niall heran und nahm ihn in den Arm. Immer wieder strich ich mit meiner Hand über seinen Rücken und versuchte ihn zu beruhigen. Er war noch nicht so weit, um über Liams Tod zu reden, geschweige denn ihn auch nur ansatzweise zu verarbeiten.
Vielleicht war das wirklich zu viel verlangt. Er hatte ihn wirklich geliebt, wenn Louis sterben würde, dann würde mich das auch so fertig machen. Denjenigen zu verlieren, der den ersten und obersten Platz im eigenen Herzen hatte, war das Schlimmste, was einem passieren konnte.
„Das, was ich jetzt sage, klingt hart, aber es ist die Wahrheit. Ich schwöre dir, dass du jemanden finden wirst, den du genauso liebst, wie du Liam geliebt hast und dieser jemand wird auch dich so lieben, wie Liam es getan hat. Das bedeutet nicht, dass du Liam vergessen sollst, aber du solltest dir die Chance geben, dein Leben weiter zu leben. Liam hätte das auch gewollt.“
„Ich weiß nicht, ob ich das kann.“, weinte Niall und ich strich ihm durch die Haare. „Es muss nicht sofort sein. Lass dir Zeit. Irgendwann wirst du es schaffen, das weiß ich.“, versprach ich.

Last Words - Niall

Schweigend saßen wir eine Weile nebeneinander, bis ich raus sah und merkte, dass es dunkler wurde.
„Du solltest gehen!", meinte ich dann und stellte die Tasse ab. Ich zog die Ärmel meines Hoodies weiter runter und stand auf. Harry sagte nichts, stellte ebenfalls seine Tasse ab und sah mich dann lange an. Ich stand nur da und erwiderte seinen Blick.
„Wäre es nicht besser, wenn ich hier übernachten würde?", sagte er und ich schüttelte nur den Kopf.
„Du solltest besser nach Hause. Wenn Louis zu Hause ist, würde er sich bestimmt nicht so freuen, wenn du wieder hier wärst!"
Eine Spur von Traurigkeit lag in meiner Stimme, weil es mir lieber gewesen wäre, wenn Harry dageblieben wäre, doch ich wollte nicht, dass Louis noch mehr Grund dazu hatte, wütend auf mich zu sein.
„Du hast wahrscheinlich Recht...", meinte Harry und stand ebenfalls auf. Ich folgte ihm bis zur Türe. Er nahm seine Schlüssel und seine Jacke und trat nach draußen. Er drehte sich noch kurz zu mir um.
„Pass auf dich auf.", sagte er zum Abschied und verschwand dann. Ich stand wie angewurzelt in der Türe und sah ihm nach. Erleichtert atmete ich auf und schloss die Türe hinter mir. Danach ging ich ins Bad. Mein Blick fiel zuerst in die Ecke, in der der Wäschekorb stand und aus dem das Handtuch ragte, das ich vorhin benutzt hatte. Wenn man genauer hinsah konnte man auf dem roten Handtuch einen dunklen Fleck erkennen. Ich schob vorsichtig den rechten Ärmel meines Hoodies hoch und betrachtete den Verband, der darum war. Ich machte ihn vorsichtig ab und sah die zwei feinen, roten Striche genauer an, die dort an meinem Handgelenk zu erkennen waren. Genau daneben verlief eine Vene. Nachdenklich betrachtete ich es weiterhin und dachte über Harrys Worte nach.
Wäre es richtig, weiter zu leben und glücklich zu sein? Ging das überhaupt? Konnte ich nach Liam überhaupt noch jemanden lieben? Konnte mich jemand lieben? Ich war nicht mehr Derselbe. Ich war nur noch eine Hülle, die vor sich hinlebte. Mein Blick richtete sich auf und ich sah in den Spiegel. Mein Äußeres hatte sich nicht wirklich verändert. Ich sah immer noch fertig aus. Ich sah auf den Waschbecken Rand und sah die Rasierklinge, die ich von Harry und Louis mitgenommen hatte. Sollte ich... aber Harrys Worte gingen mir nicht mehr aus dem Kopf. Ich wusste, dass es falsch war, was ich gemacht hatte und ich mir nur damit selbst schadete. Aber ich konnte nicht anders. Der Schmerz, der tief innen drinnen saß, zerfraß mich fast. Ist es falsch, diesen Schmerz mit einem Schmerz zu überdecken?
Ich schüttelte den Kopf, um die Gedanken los zu werden und suchte im Schrank nach einem neuen Verband. Ich unterdrückte das Verlangen, nach der Rasierklinge zu greifen und verband mir meinen Arm neu. Danach zog ich mir andere Sachen an und kroch unter die Decke. Es war so still und einsam in meinem Zimmer und ich vermisste es, neben Harry zu schlafen, vermisste seinen Arm um mich herum und meine Gedanken glitten immer mehr ab in einen ruhelosen Traum, indem immer wieder verwirrende Bilder auftauchten von Liam oder sogar Harry.


„Niall, alles okay bei dir?", fragte Harry mich schon wieder und sah mich besorgt aus seine grünen Augen an. Ich beachtete ihn nicht. Schon seit Anfang an saßen wir beide schweigend vor Simons Büro, weil er mit uns noch etwas besprechen wollte. Von Zayn keine Spur bisher, genauso wenig wie von Louis, doch ich hatte keine Lust Harry zu fragen, ob er wusste, wo Louis war.
„Ja.", erwiderte ich leise, um ihn zu beruhigen, doch er schien nicht wirklich überzeugt. Doch bevor er noch etwas sagen konnte, öffnete sich die Tür und wir sahen beide gleichzeitig auf. Dort standen Louis und Zayn und beide sahen zu uns rüber. Harry stand sofort auf und schloss Louis in die Arme. Das ganze versetzte mir leicht einen Stich ins Herz. Aber warum? War ich etwa eifersüchtig? Bevor ich jedoch weiter darüber nachdenken konnte, trat Zayn näher an mich heran, Louis und Harry redeten leise über irgendwas, und setzte an, mir etwas zu sagen, doch ich ließ ihn nicht zu Wort kommen, stand auf und umarmte ihn einfach. Er erwiderte die Umarmung und ich spürte etwas Nasses auf meiner Haut. Er schien zu weinen.
„Niall, es tut mir so leid. Das hätte nicht passieren dürfen, ich...", er hielt inne und schweig wieder. Ich wusste nicht, was er damit genau meinte, aber ich ging davon aus, dass er von seinem Verschwinden redete.
„Schon okay Zayn. Keiner nimmt dir das übel!", versuchte ich ihn zu beruhigen. Ich hatte Angst, dass der Halbpakistani zusammenklappen würde. Es schien ihn richtig fertig zu machen und ich war erstaunt darüber, dass ich es schaffte, ihn zu beruhigen, obwohl ich selbst am Ende meiner Kräfte war. Ich bekam nur am Rande mit, dass Simon uns zu sich herein bat. Wir besprachen den folgenden Tag, da dann die Pressekonferenz stattfand. Ich hörte nicht wirklich zu, war zu sehr damit beschäftigt, auf Zayn Acht zu geben, da dieser wie ein Häufchen Elend auf dem Stuhl saß und zu nichts mehr wirklich fähig war. Irgendwas musste geschehen sein, denn Louis, Harry und ich redeten die ganze Zeit auf ihn ein, sagten ihm, dass es okay wäre, dass er abgehauen war, doch er bekam sich gar nicht mehr ein. Als Simon meinte, dass er das Testament da hätte, weil Karen es nicht übers Herz brachte es mit uns durchzusprechen, richtete ich meine Aufmerksamkeit wieder auf ihn.
„Ich werde es einfach vorlesen... Dieser hier ist an uns gerichtet. Er hat sein Testament in zwei Schriftstücke unterteilt. Eins geht an Familie und Freunde, das hier an euch...", erklärte Simon, und man merkte ihm an, dass er damit immer noch zu kämpfen hatte, dass Liam tot war. Er holte einen Brief hervor, zog die Blätter hervor und begann nach einem Räuspern zu lesen:



Dieser Teil des Testamentes geht an Niall James Horan, Louis William Tomlinson, Zayn Jawaad Malik, Harry Edward Styles und Simon Cowell.
Da der größte Teil verschenkt wurde oder an meine Familie ging, habe ich mir etwas anderes für euch überlegt, im Falle ich werde sterben. Ihr sollt nicht ohne etwas von mir leben, außer ihr wollt es. Es würde mir nur sehr viel bedeuten, wenn ihr es annehmen würdet.
Als erstes an alle. Ich schenke euch Niall, Louis, Harry und Zayn vierzig Prozent meines Geldes, was dann gerecht aufgeteilt wird. Ich weiß, ihr habt selbst genug, doch ihr sollt mit dem Anteil von mir euch etwas kaufen, was ihr euch immer gewünscht habt, aber nie euer Geld für verwenden wolltet, weil ihr lieber an die anderen gedacht habt. Dafür bewundere ich euch bis heute.
Das war der erste Teil. Der zweite richtet sich an jeden einzelnen Persönlich.



Als erstes an Niall. Dir möchte ich meine Gitarre geben, die in meinem Zimmer steht. Ich weiß, du hast sie immer geliebt und mochtest es, wenn ich auf ihr gespielt habe. Ich hoffe du nimmst das Geschenk an.
Als nächstes Zayn. Ich weiß, es ist bescheuert und nur klein, aber ich finde, er hat eine besondere Bedeutung, zumindest für mich. Dir will ich Zayn, den riesen Lolli geben, den du einst bei mir vergessen hast. Ich hoffe, er wird dir genauso den Schreibtisch verschönern, wie mir und nebenbei dich an mich erinnern.
Louis du verrückter Vogel! Ich weiß, Geschenke soll man nicht zurück geben. Aber in dem Fall haben wir es ja beide zusammen gemacht und du hast ihn mir überlassen. Ich hoffe die L-Statue ist dir noch in Erinnerung geblieben. In den letzten Jahren sind sogar noch mehr Erinnerungsstücke dran geklebt worden. Unser L. Louis und Liam. Ich hoffe du vergisst mich nicht, deinen Anfangsbuchstaben Kumpel!
Harry, ich weiß, dass ist das Unkreativste, was man machen kann, aber ich hoffe trotzdem, dass du es magst. Es ist ein T-Shirt, was ich mir mal für dich überlegt hatte, doch am Ende fand ich es zu bescheuert. Du wirst noch früh genug sehen, warum ich es dir dann doch nicht gegeben habe, aber man kann als Erinnerungsstück ansehen. Ich hoffe dir bedeutet es so viel wie mir...Und zum Schluss noch Simon. Es hat lange gebraucht, bis mir eingefallen ist, was ich dir geben könnte, doch dann fiel mir etwas ein, was ich schon vor Jahren verdrängt hatte. Es ist ein kleines Buch, indem ich eigene, geschriebene Songtexte stehen habe. Vielleicht kannst du sie verwenden. Es würde mir sehr viel bedeuten, wenn du wenigstens mal reinschauen würdest.



Lasst den Kopf nicht hängen. Auch wenn ich nicht mehr da bin, bedeutet ihr mir trotzdem noch sehr viel und ich hoffe, ihr nehmt euch das nicht alles zu sehr zu Herzen und lebt euer Leben weiter. Macht die Musik weiter, für unsere Fans und existiert für mich weiter. Ihr seid wie Brüder für mich geworden und ich will nur das Beste für euch.

In Liebe,
Liam Payne



Tränen brannten in meinen Augen, genauso wie in denen der anderen. Selbst Simon konnte sie sich nicht verkneifen. Wortlos stand ich auf, zog Zayn mit und Harry zog Louis nach oben. Als hätten wir uns abgesprochen, gingen wir um den Tisch herum und schlossen alle Simon in die Arme. Eine Weile standen wir so da, keiner sagte etwas, oder rührte sich von der Stelle. Wir waren einfach nur füreinander da.

Public - Louis

Simon ist lustig… Uns das Testament eröffnen und morgen ist dann gleich die Pressekonferenz angesetzt… Verdammt, warum nur? Hätte er es nicht danach machen können? Die ganzen Wunden, die ansatzweise begannen zuheilen, wurden dadurch wieder aufgerissen. Auf die Frage, wie es mit One Direction weiter gehen sollte, hatten wir immer noch keine Antwort. 
Harry und ich lagen schweigend im Bett und jeder schien nachzudenken. Was war bei Zayn heute passiert? Ich war so froh, dass er für mich da gewesen war, auch wenn er selbst am Ende seiner Kräfte war, wie man gesehen hatte. Die ganze Sache mit Harry machte mich einfach fertig. Heute Morgen hatte er mich gefragt, wo ich war und als ich ihm verraten hatte, dass ich bei Zayn war, wurde er plötzlich sauer. War das denn überhaupt noch eine Beziehung zwischen uns oder war das mehr noch ein Muss?
„Lou?“, unterbrach Harry die Stille. „Harry, ich will schlafen. Bitte...“, murmelte ich, weil ich keine Lust hatte mit ihm zu reden. Worüber denn? Wir würden uns doch sowieso nur streiten…
Ich konnte die Nacht über nicht wirklich schlafen, weil ich einfach viel zu aufgeregt war wegen der heutigen Pressekonferenz. Ich brauchte jetzt einfach einen Freund, der mich in den Arm nahm und mir half. Ich brauchte keinen, der mir ständig sagen will, was falsch ist und über unsere „Beziehung“ reden will. 
Im Studio in dem die Pressekonferenz stattfinden würde, wuselten schon jede Menge Leute rum. Als ich Zayn sah, wie er total verzweifelt in seinem Stuhl saß und weinte, ließ ich Harrys Hand los und nahm den Halbpakistani in den Arm. Ich war froh ein bisschen Abstand von den Beziehungsproblemen von Harry und mir zu bekommen.
„Es tut mir so Leid Lou…“, flüsterte Zayn und schaute mich an. Seine Augen waren gerötet und er sah einfach nur aus, als hätte er diese Nacht kein Auge zugemacht. „Bitte Zayn. Hau nicht wieder ab nach der Pressekonferenz. Wir schaffen das zusammen! Wir schaffen das!“, flüsterte ich und strich ihm beruhigend über den Rücken. Zayn war komplett fertig mit der Welt und ich kann das echt verstehen, nachdem was er mir gestern erzählt hatte.
„Jungs, kommt ihr? Es geht los!“, sagte Simon. Auch ihn nahm der Tod Liams mit, das sah man ihm deutlich an. Er versuchte es zwar zu überspielen, aber das gelang ihm nicht immer.
Die Pressekonferenz würde eröffnet und wir betraten den Raum. Heute waren nur vier Stühle gerichtet und jeder setzte sich an seinen Platz. Ganz links der Platz neben mir blieb leer und es fühlte sich an, wie eine Lücke, weil dort normalerweise Liam saß. 
Eigentlich sollte jetzt jemand etwas sagen, doch niemand traute sich. Es herrschte einfach eine unangenehme Stille in dem Raum. Früher hatten wir immer so viel gelacht, wenn wir hierher kamen. Liam oder ich hatten das Wort ergriffen, aber im Moment fühlte ich mich dafür nicht zuständig. Liam war nicht da. Sofort traten mir Tränen in die Augen, dann ergriff Harry das Wort: „Es ist jetzt zwei Wochen her seitdem Liam tot ist und wie man bestimmt sieht, geht es uns nicht gut damit… Immerhin wurde unser bester Freund, unser Bruder aus dem Leben gerissen. Im Moment haben wir damit zukämpfen wieder den normalen Alltag herzustellen und werden für weiteres alle Veranstaltungen absagen, was hoffentlich verständlich für alle ist. Es tut uns wahnsinnig Leid für die Directioner, aber wir sollten unsere eigene Gesundheit in den Vordergrund stellen.“ Er machte keine Anstalten noch weiteres zusagen, also ergriff ich das Wort. Es sollte jetzt einfach rauskommen, worauf alle warteten. Nämlich eine Antwort auf die Frage, wie es mit uns weiter gehen würde.
„Jetzt zu der Frage, worauf alle warten. Wie wird es mit One Direction weiter gehen. Um ehrlich zu sein, wir wissen es nicht! Ohne Liam fehlt ein wichtiger Teil der Band. Unser Banddaddy. Man konnte immer zu ihm kommen, wenn man was brauchte oder reden wollte und immer aber auch immer versuchte er einem zu helfen! One Direction ist nicht mehr One Direction, wenn jemand fehlt. Ohne eine Person bin ich nicht bereit weiter hin unter dem Namen One Direction Musik zumachen. Ich glaube den Anderen geht es genauso.“ Ich machte kurz eine Pause und schaute die Anderen an, die zustimmend nickten. 
„Ob wir vier zusammen Musik machen, wissen wir auch noch nicht. Wir müssen erstmal mit dem Verlust klar kommen und dann schauen wir weiter. Es war ein riesiger Schock für uns alle, als wir diese Nachricht erfahren hatten, doch leider könne wir jetzt auch nichts ändern außer probieren damit klarzukommen“, Niall ergriff das Wort und mich wunderte es, wie gefasst seine Stimme doch war. Die letzten zwei Wochen hatte er kaum einen Ton herausbekommen und jetzt schwingt er große Reden?
Ich blickte zu Zayn, der rechts neben mir saß. Er sah aus wie ein Häufchen Elend und ich hatte Angst, dass er jeden Moment zusammen klappen würde. Er hatte sein Gesicht inter einer Fassade versteckt und sein Ausdruck blieb kalt, doch seine Augen sagten was ganz anderes. Unter dem Tisch nahm ich seine Hand und drückte sie aufmunternd, doch er reagiert nicht mal. Er war gefangen, wie in einer Trance und bekam nicht einmal mit, als ihm eine Frage gestellt wurde. Niall stupste ihn an und er reagierte in dem er aufsah. Der Reporter wiederholte seine Frage: „Zayn, wo sind Sie die letzten zwei Wochen gewesen? Niemand hatte sie in London gesehen?“
„Ich war nicht hier. Ich brauchte einfach ein bisschen Zeit für mich und bin weggefahren“, sagte er nur und in seinen Augen blitzte erneut der Schmerz auf. Ich hielt seine Hand noch immer. Seine Hand hatte sich verkrampft, als ihm diese Frage gestellt wurde und in seinen Augen bildeten sich Tränen. Ich hatte Angst, dass er zusammen bricht, deswegen stand ich auf und half Zayn hoch. Er war total schwach und hatte keine Kraft mehr. Ich sagte zu Niall, dass ich ihn hier raus bringe und sie die Pressekonferenz weiter machen sollten. Es war einfach zu viel für Zayn. 
Ich öffnete die Tür zu dem Raum, in dem wir zuvor drinnen waren. Keiner war hier. Ich nahm ihn in den Arm und versuchte ihn zu beruhigen. Zayn stand plötzlich auf und trat gegen den Tisch. „ICH KANN NICHT MEHR, Lou!“, schrie er und begann zu schluchzen. Er fiel auf die Knie und ich wusste nicht was ich machen sollte. Liam? Wo bist du, wenn ich dich brauche?
Irgendetwas musste ich tun, also stand ich auf und nahm den verzweifelten Halbpakistani in den Arm und versuchte ihn zu beruhigen. „Was soll ich nur machen?“, flüsterte er.

Fight - Harry

Na super, da rannte Louis mit Zayn nach draußen und Niall und ich mussten die Pressekonferenz allein zu Ende bringen. Es war auch schon so schwer genug für uns, da mussten die beiden nicht auch noch einfach verschwinden.
wir beantworteten also die letzten Fragen und folgten dann Louis und Zayn in den Aufenthaltsraum. Die beiden saßen auf einer Couch, fest ineinander verschlungen und Louis streichelte unaufhörlich über Zayns Rücken.
Vielleicht hätte der Anblick mich traurig oder wütend machen sollen, aber ich spürte nichts. Keinen Schmerz, keine Trauer, rein gar nichts.
Die beiden bemerkten nicht einmal, wie Niall und ich den Raum betraten, erst als wir uns ebenfalls auf die große Couch setzten, saß Louis auf und lächelte mich an.
„Tut mir leid.“, formte er mit seinen Lippen und ich nickte. Dann starrte ich wieder geradeaus auf die Wand.
Das Testament und die Erklärung vor der Presse machten es so endgültig. Liam war tot und er würde nicht mehr zu uns zurückkommen. Dabei war das mein einziger Wunsch. Aber wie sollte ich es bezahlen Liam wieder zu uns zurück zu holen? Es war unmöglich.
Tränen stiegen in meinen Augen auf und bevor die Erste überhaupt über meine Wange rollen konnte, schlang Niall seine Arme um mich und ich konnte mein Gesicht an seiner Brust verstecken.
Eigentlich hätte es Louis sein sollen, der mich tröstete, aber wie so Vieles hatte sich auch das nach Liams Tod verändert. Ich fragte mich, was sich wohl noch alles ändern würde und ich bekam Angst. Angst vor der Zukunft.
Es war das erste Mal nach Liams Tod, dass ich vor den anderen weinte. Ich hatte eigentlich versucht stark zu sein, aber wie sollte ich stark sein, wenn wir Denjenigen verloren hatte, der immer für uns stark gewesen war?
„Jungs?“ Paul und Simon stießen zu uns und als ich aufsah, konnte ich sogar bei Simon feuchte Augen sehen. Er hatte selbst gesagt, dass wir wie Söhne für ihn seien. Wie musste es sein, seinen Sohn zu verlieren?
Ich verspürte das plötzliche Bedürfnis etwas für Liams Familie zu tun. Aber ich wusste nicht, was ich tun konnte. Vielleicht würde mir ja noch etwas einfallen.
Vielleicht konnten wir einen oder auch mehrere Songs, die Liam Simon vermacht hatte, aufnehmen und ihn widmen. Vielleicht wachte ja sein Geist über uns und würde es hören, wenn wir für ihn sangen.



Am Abend saßen Louis und ich in unserer Wohnung. Wir hatten seitdem wir zuhause waren kaum ein Wort miteinander gewechselt. Ich hielt diese Stille nicht mehr aus.
„Wie geht es Zayn?“, fragte ich und er zuckte mit den Schultern. „Hast du doch gesehen, scheiße geht es ihm.“, antwortete Louis knapp und ich seufzte.
„Was würdest du davon halten, wenn wir in den Urlaub fahren?“, fragte ich weiter und wieder zuckte er mit den Schultern.
„Meinst du, dass das eine gute Idee ist? Wir können doch die anderen nicht allein lassen und außerdem…ehrlich gesagt, wir streiten uns doch im Moment viel zu oft, um es länger als einen Tag allein mit einander auszuhalten.“, gab er dann zu und sah mich an, traurig sah ich zurück.
„Vielleicht würde ein Urlaub uns helfen alles wieder gerade zu biegen.“, wisperte ich und griff nach Louis Hand. Sie war eiskalt, genau wie meine.
„Ich weiß nicht Haz…Ich hab kein gutes Gefühl dabei. Lass es uns hier gerade biegen und dann können wir noch immer Urlaub machen. Außerdem müssen wir für die anderen da sein.“
„Du durftest einfach abhauen, Zayn war auch die ganze Zeit weg und wenn ich dich bitte einfach mal für eine kleine Weile zu verschwinden, ist es auf einmal eine schlechte Idee?“, knurrte ich und Louis fuhr sich seufzend durch die Haare.
„Abzuhauen war auch eine schlechte Idee, das ist mir aber erst klar geworden, als es schon zu spät war.“, versuchte Louis mich zu beruhigen und legte seine Hand auf mein Bein.
„Aber jetzt ist doch erst einmal Ruhe. Zayn ist auch wieder da, Niall und er haben sich. Warum sollten wir nicht auch wieder Zeit für uns haben? Ist es zu viel verlangt, wenn ich Zeit mit meinem Freund verbringen will?“, giftete ich und sprang auf.
„Hazza…“
„Nichts Hazza! Sag doch einfach, wenn du nicht willst und rede dich nicht mit irgendwelchen Ausreden heraus! Da hab ich keine Lust drauf und es verletzt mich, weißt du das eigentlich? Weißt du eigentlich wie sehr ich mich nach dir sehne, mich danach sehne einfach nur ein bisschen Zeit mir dir zu verbringen? Zu vergessen was passiert ist? Zu vergessen wer wir sind? Natürlich nicht! Du hast doch keine Ahnung.“, schrie ich ihn an und stürmte aus dem Wohnzimmer.
„Harry warte.“, rief Louis mir verzweifelt hinterher und ich hörte ihn ebenfalls in den Flur laufen. Ich riss meine Jacke vom Haken und machte die Tür auf.
„Bitte geh nicht!“ Geknickt stand Louis im Türrahmen zum Wohnzimmer und sah mich an. Ich war zu wütend, wenn ich noch länger bei ihm geblieben wäre, dann wäre ich nur noch wütender geworden.
„Doch, ich gehe. Du bist auch einfach verschwunden.“, erklärte ich kalt, nahm noch meine Schlüssel und verschwand.
Sofort umhüllte mich die kalte Nachtluft und ich zog den Reißverschluss meiner Jacke höher. Langsam beruhigte ich mich wieder und bekam auch prompt ein schlechtes Gewissen. Ich hätte Louis nicht so anschreien müssen, das war nicht nötig gewesen.
Aber ich war auch zu stolz um meinen Fehler einzugestehen und zurück zu laufen. Außerdem war mir kalt und ich war schon längst ganz woanders. Genau vor Nialls Wohnung.
Wie von selbst hatten meine Füße mich dorthin getragen. Wenn ich schon einmal da war, dann konnte ich auch klingeln und schauen, wie es ihm ging. Niall öffnete mir sogar, sah mich aber überrascht an.
„Was machst du denn hier?“, fragte er und trat bei Seite, damit ich reinkommen konnte.
„Ich hatte Streit mit Lou und dann bin ich abgehauen.“, gab ich leise zu und zog meine Jacke aus. „Willst du Tee?“, fragte Niall und ich nickte.

What happend – Niall

Ich war etwas überrascht, als Harry vor meiner Türe stand.
„Was machst du denn hier?“, fragte ich ihn und trat zur Seite, um ihn herein zu lassen.
„Ich hatte Streit mit Lou und dann bin ich abgehauen.", gab er leise zu und zog seine Jacke aus.
„Willst du Tee?", fragte ich ihn und er nickte. Ich ging in die Küche um Wasser aufzusetzen und Harry folgte mir. Als ich die Tassen aus dem Schrank holte, bemerkte Harry etwas, was ich total vergessen hatte.
„Niall, was ist das an deinem Handgelenk?" Verwundert sah ich zu ihm und dann auf das besagte. Erschrocken riss ich meine Augen auf. Ich trug nur ein T-Shirt, da ich mit keinem Besuch gerechnet hatte und somit konnte man den Verband ziemlich gut sehen.
„N-nix?" Es klang mehr wie eine Frage und Harry merkte es.
„Niall! Was hast du da gemacht?" Er nahm mir behutsam die Tassen aus der Hand und machte sich an dem Verband zu schaffen, den ich erst vor ein paar Stunden erneuert hatte. Ich hatte es erneut getan. Der Tag hatte mir einfach zu schaffen gemacht.
„Harry, ich hab mich nur an einer Kante verletzt. Nichts Dramatisches!", versuchte ich mich aus der Situation zu retten, doch da hatte er bereits den Verband unten und man konnte die neuen feinen, roten Striche erkennen.
„Niall, hast du dich etwa geritzt?", fragte Harry fassungslos und mir traten wieder Tränen in die Augen. Ich entzog ihm meine Hand, entriss ihm den Verband und lief ins Wohnzimmer. Ich setzte mich auf die Couch und versuchte mir den Verband wieder hinzu machen, doch ich versagte. Ich konnte durch den Tränenschleier vor meinen Augen nichts mehr klar erkennen.
„Warte, ich helfe dir!“, sagte Harry, setzte sich neben mich und stellte zwei dampfende Tee Tassen auf den Tisch.
„S-schon okay.", erwiderte ich, doch Harry ließ nicht locker und verband mir vorsichtig mein schmerzendes Handgelenk. Er fragte nicht nach, schweig nur und konzentrierte sich auf meine Hand. Ich fühlte mich komisch. Ich wollte nicht, dass es jemand wusste und nun musste es ausgerechnet Harry erfahren. Was er nun von mir dachte?
„Niall. Wieso bist du nicht zu mir gekommen und hast mit mir geredet? Warum tust du selber weh?", stellte mir Harry, nachdem er fertig war, dann doch die Frage.
Ich zögerte und starrte vor mich auf den Boden, bevor ich antwortete.
„Weil ich mich nicht wieder zwischen dich und Louis drängen wollte", gestand ich ihm.
„Das machst du doch gar nicht!"
„Doch!", wiedersprach ich ihm und zog die Beine an mich heran. Ich schlang meine Arme um meinen Körper und unterdrückte das Zittern, das sich in meinem Körper breit machte. Mir war nicht wirklich kalt, aber die Situation war so anders. Ich hätte niemals gedacht, an so einem Punkt in meinem Leben anzukommen.
„Niall.“ Harrys Stimme war beruhigend und sanft, doch ich ignorierte ihn und unterdrückte die wiederkommenden Tränen.
„Es wäre besser, wenn ich weggehen würde. Ich mache euch allen eh nur Probleme und dränge mich dazwischen. Mich würde doch keiner vermissen!", redete ich mir ein und die Tränen liefen erneut über meine Wangen.
Harry rückte ein Stück zu mir herüber und hob sanft aber mit festem Griff mein Kinn nach oben, damit ich ihm ins Gesicht gucken musste. Ich erkannte ebenfalls Tränen in seinen Augen, was mich sehr wunderte.
„Das stimmt nicht Niall! Red dir bitte nicht so was ein! Es wäre die Hölle für uns alle, wenn du jetzt ebenfalls verschwinden würdest."
„Ach wirklich? Deswegen ist Zayn abgehauen? Und Louis? Und Louis schien ziemlich wütend auf mich! Und du würdest mich auch nicht vermissen, immerhin hast du Louis und ich niemanden. Mich würd..."
Ich wurde mitten im Satz unterbrochen, weil Harrys Lippen plötzlich auf meinen lagen. Ich schnappte erschrocken nach Luft und wollte zurückschrecken, doch es fühlte sich einfach zu gut an. Zögernd erwiderte ich den Kuss. Es war falsch, das war mir bewusst, denn ich küsste gerade den Freund eines meiner besten Freunde. Doch ich wollte auch wieder etwas fühlen, nicht mehr der einsame, ausgeschlossene und innerlich kaputte Junge sein, dem man nur hinterher rennen musste, damit er sein Leben auf die Reihe bekam. Ich fühlte mich bei Harry geborgen und seit langem mal wieder verstanden. Ich konnte in diesem kleinen Moment alles was um mich herum geschehen war vergessen. War das denn so schlimm?
Viel zu schnell löste er sich von mir und sah mich erschrocken an. Erst da wurde mir wieder bewusst, was wir getan hatten.
„Niall, es... es tut mir leid!", meinte er schockiert über sich selbst, stand schnell auf und holte seine Jacke. Bevor ich ihm noch folgen konnte, fiel die Türe bereits ins Schloss und ich blieb alleine zurück. Eine drückende Stille herrschte mit einem mal um mich herum und das Gefühlschaos in mir brach herein. Verzweifelt vergrub ich meinen Kopf in meinen Händen und schämte mich dafür, was ich getan hatte. Was würde nur Liam von mir denken?

Zayn? - Louis

Scheiße… Was hatte ich denn schon wieder getan? Mein Gesicht vergrub ich in meinen Händen und dachte nach. Warum hatten wir uns alle so verändert? Wie konnte die Trauer einen Menschen nur so verändern? 
Ich erkannte Harry nicht wieder. Er war nicht mehr der Mensch in den ich mich einmal verliebt hatte. Wo war nur der lustige Spaßvogel hin? Mir war klar, dass wir nicht wie blöd durch die Gegend springen konnten, aber ab und zu sollten wir schon mal wieder ein bisschen lachen. Wenn es ihm so scheiße gehen sollte, warum zeigte er das nie? Warum hat er alles in sich hinein gefressen oder nur Niall gezeigt? War er nicht mein Freund? Hätte er nicht mit mir über seine Probleme reden sollen?
Ich stand auf und setzte mich auf die Fensterbank, wo zurzeit mein Lieblingsplatz war. Oft starrte ich einfach nur aus dem Fenster ins Leere. Es war einfach so viel passiert. Der Tod von Liam, Zayn ist abgehauen, der Streit mit Harry, ich bin abgehauen, der nächste Streit mit Harry, ich konnte zu Zayn, die Pressekonferenz, ein völlig aufgelöster und verzweifelter Zayn und schon wieder der Streit mit Harry…
Warum musste das jetzt alles auf einmal kommen? Wenn das so weiter gehen würde, waren wir kurz davor, dass unsere Freundschaft auseinander brechen würde. Das war jedoch das Letzte was Liam wollte. Die Pressekonferenz war vorhin schon der Horror gewesen. Wahrscheinlich war es am besten, wenn wir uns trennen würden. Also nicht freundschaftlich, sondern nur musikmäßig… Zayn war ein Wrack und wenn das so weiter gehen würde, waren wir das alle…
Zayn… Als ich am Abend vor der Pressekonferenz abgehauen war, konnte ich Gott sei Dank zu ihm. Drei Stunden später war er hier gewesen und hatte mich getröstet, auch wenn ich jetzt wusste, dass er es eher nötig gehabt hatte. Wenn ich doch nur jemandem erzählen könnte, warum Zayn weg war… Aber ich hatte es ihm versprochen und er sollte es selbst machen! Die ganze Nacht hatten wir uns gegenseitig getröstet und versucht mit Liams Tod klar zu kommen, aber irgendwie hatte das nicht funktioniert…
Fuck… Hätte ich Zayn alleine lassen sollen nach der Pressekonferenz? Ich hab ihn noch ins Haus gebracht und ihn ins Bett gelegt, einen Tee gemacht, aber dann hatte Harry mich raus gezogen. Was wäre wenn…?
Erschrocken stand ich auf, suchte meinen Autoschlüssel und rannte zu meinem Auto. Wie dumm konnte ich nur sein und ihn alleine lassen? Er war schon so am Ende und ich hatte mich von Harry einfach rausziehen lassen. Ich musste sofort zu ihm! Wäre ja nicht auszudenken, wenn… Ich konnte meine Gedanken nicht zu Ende bringen. Nein, das dürfte nicht passieren!
„Maaaaaan, macht schon!“, ungeduldig trommelte ich gegen das Lenkrad meines Autos. Ich wollte so schnell ich konnte zu Zayn, aber der fucking Londoner Stadtverkehr ließ das ja nicht zu… Warum kann es nicht einmal schnell gehen, wenn man will? Nein, es muss ja immer dann schnell gehen, wenn man Zeit hat. Ich drückte ungeduldig auf die Hupe, doch für die Ampelschaltung konnten die Anderen ja auch nichts…
Zayn wohnte etwas außerhalb, deswegen konnte ich nicht hinlaufen wie bei Liam und Niall… Innerlich verfluchte ich Zayns Wohnungswahl, aber er wollte ja alles so haben, wie er es sich vorgestellt hatte… Zu Fuß wäre ich hundert pro schneller gewesen… Immer dieser komische Umweg, weil es durch die Stadt noch viel länger dauern würde, aber draußen war ja wunderschöner Sonnenschein und wer weiß wie viele Directioner heute auf Londons Straßen herum liefen.
Manchmal ist es echt anstrengend berühmt zu sein. Ich liebe unsere Fans, aber im Moment waren sie mehr als nervig, wenn sie sich auf einen stürzen. Wir brauchen einfach Zeit für uns und ein bisschen frische Luft schnappen ist erst möglich, wenn man in den neunzig Minuten entfernten Wald fährt… 
Endlich war ich bei Zayn angekommen. Sein Auto stand schon mal da. Das ist also gut. Mir war es vollkommen egal, ob mein Auto im Halteverbot stand. Es ging mir nur um Zayn und darum ob es ihm gut ging. Was interessiert mich da ein Halteverbotsschild?
Ich drückte die Klingel immer und immer wieder, doch keiner öffnete. Auch noch fünf weiteren Minuten rührte sich nichts in der Wohnung. Ich ging einmal ums Haus herum und schaute, ob in der Wohnung Licht brannte, da es schon dunkel geworden war. Verdammt Zayn, wo bist du nur?! Warum machst du die verdammte Tür nicht auf?
Ich griff zu meinem Handy und probierte ihn zu erreichen. Das Freizeichen erklang und es tutete. Tuuuut, tuuuut, tuuut. 
„Man Zayn geh an dein Handy! Wofür hast du das denn?“, zischte ich uns legte wieder auf, als die Mailbox erklang. Wieder und wieder drückte ich auf die Klingel und rief ihn an, doch es passierte nichts. 
Tränen stiegen mir in die Augen und ich setzte mich auf die Stufen vor der Tür. Was ist wenn wirklich das eingetreten war, was ich nicht wollte? Zayn kann doch nicht einfach… Die Leute, die an mir vorbeiliefen schauten mich mitleidig an, aber ich ignorierte das. Alles was mich gerade interessierte war, wo Zayn sich aufhielt. Immer wieder schrieb ich ihm Nachrichten, doch es passierte nichts… Auch eine Stunde später hatte ich keine Antwort.
Zayn, wo warst du nur?

Donfusion - Harry

Planlos rannte ich davon. Weg von Niall, weg von dem Gefühl irgendwo tief in mir, weg von dem großen Fehler, denn ich begangen hatte. Ich hatte einen Freund, verdammt! Dann konnte ich doch nicht einfach Niall küssen. Ich liebte Louis doch.
Es war dunkel und kalt und ich war eine Weile einfach nur durch die Gegend gelaufen, bis ich vor einem kleinen Waldstück stand. In der Nähe stand eine Bank und ich ließ mich darauf fallen.
Mein Gesicht vergrub ich in meinen Händen und verfluchte mich selbst. Was war eigentlich in mich gefahren? Ich konnte mir nicht einmal selbst erklären, warum ich Niall geküsst hatte. Er hatte davon gesprochen, dass er sich ungeliebt fühlte und keiner ihn vermissen würde und ich wollte ihm das Gegenteil beweisen.
Dafür hätte ich ihn nicht küssen müssen, dass wusste ich auch, aber ich hatte in dem Moment gedacht, dass es einfach das Richtige war. Ich hatte nicht an Louis gedacht, nicht an das, was das alles zwischen uns verändern könnte, zwischen Niall und Louis verändern könnte. Ich hatte nur an Niall gedacht und ich hatte den Kuss genossen, auch wenn ich es ungern zugeben wollte.
Mein ganzer Kopf war voll mit Gedanken an den Blonden, für Louis war kaum ein Platz und ich fing an zu weinen. Uns allen ging es so verdammt schlecht, Louis und ich stritten uns nur noch und dann hatte ich ihn auch noch so hintergangen.
Ich war ein furchtbarer Freund. Und außerdem auch noch ein furchtbarer Mensch. Bestimmt hatte ich Niall total verwirrt. Er hatte Liam geliebt und ich war mit Louis zusammen, sicherlich war er irritiert, warum ich ihn geküsst hatte.
Ich musste mit Niall reden, ihm erklären, dass es ein Versehen war und die Sache nichts zwischen uns verändern sollte. Entschlossen zog ich mein Handy aus meiner Tasche und wählte Nialls Nummer. Die vielen verpassten Anrufe und ungelesenen Nachrichten von Louis ignorierte ich.
Beim ersten Versuch nahm Niall nicht ab, also wartete ich ein paar Minuten und rief ihn nochmal an. Weil er wieder nicht abnahm, stand ich von der Bank auf und versuchte mich zu orientieren. Offenbar war ich eine Weile gelaufen, denn ich hatte keine Ahnung, wo ich war.
Ich ging einfach los und traf nach ein paar Metern auf eine Straße und eine kleine Reihe mit Geschäften. An einer Tankstelle rief ich mir ein Taxi und ließ mich zu Nialls Wohnung fahren.



Ich hatte noch einen Schlüssel aus der Zeit, als es Niall so schlecht ging. Nachdem Niall mir auch nach dem dritten Klingeln nicht öffnete, nahm ich eben diesen Schlüssel und machte mir selbst auf.
„Niall?“, rief ich, als ich die Wohnungstür öffnete und aus dem Schlafzimmer erklang ein Wimmern.
„Niall? Bist du im Schlafzimmer?“ Ich klopfte an und die Tür öffnete sich von allein, weil sie nur angelehnt war. Es war dunkel, aber durch das Licht der Straßenlaternen die durch das Fenster schienen, konnte ich erkennen, dass jemand auf dem Bett lag.
„Nialler?“ Ich legte ihm eine Hand auf die Schulter, aber er drehte sich weg und wimmerte wieder. „Komm schon, rede mit mir.“, bat ich und setzte mich auf die Bettkante.
„Ich weiß doch, dass es Mist war. Aber es ist passiert. Ich will nicht, dass der Kuss zwischen uns steht und irgendetwas verändert. Wir sind alle emotional belastet und ich verspreche dir, dass es nicht nochmal passiert.“, wisperte ich und hörte Stoff rascheln.
„Harry…was…was ist, wenn ich will, dass es nochmal passiert? Liam würde nichts Gutes von mir denken, wenn ich Louis, einen guten Freund, einen Bruder, hintergehe, aber ich kann nicht anders. Ich brauche dich.“ Nialls Stimme war brüchig und kratzig, ich schluckte.
„Liam würde nichts Schlechtes von dir denken. Es ist nicht schlecht, wenn man zu seinen Gefühlen steht und versucht glücklich zu sein.“, murmelte ich und schaltete die Nachttischlampe an. Niall blinzelte, er sah schrecklich verweint und total fertig aus.
Auf dem Bettlaken war ein roter Fleck und ich nahm sein rechtes Handgelenk in die Hand. Der Verband fehlte und es waren frische Wunden da, die noch ein wenig glänzen.
„Nicht…“ Niall versuchte sich meinem Griff zu entziehen und seinen Arm zu verstecken, aber ich hielt ihn mit sanfter Gewalt fest. „Komm, wir machen das sauber und verbinden es wieder.“, bestimmte ich und zog Niall vom Bett. Auf wackligen Beinen folgte er mir ins Bad.
„Versprich mir, dass du damit aufhörst. Ich bin für dich da und Zayn und Louis sind für dich da, egal, was du tust. Du hast deinen Bruder, deine Familie. Es gibt so viel mehr Lösungen, als diese.“
Beschämt senkte er den Kopf und sah zu, wie ich seine Wunden säuberte und einen Verband drum herum wickelte.
„Lass ihn dran und wenn du wieder das Gefühl hast, dass du dich verletzen musst, dann komm zu mir.“, bat ich und der Blonde nickte langsam.
„Sieh mich an.“, forderte ich sanft und er sah mich tatsächlich an. „Geht doch.“, lächelte ich und stand auf. Niall erhob sich ebenfalls und dann standen wir voreinander.
„Was ist jetzt mit uns?“, fragte Niall leise und ich zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht. Ich will nicht, dass sich etwas zwischen uns verändert.“
„Es hat sich so gut angefühlt.“, murmelte Niall und schlang plötzlich seine Arme um mich. Kurz war ich überrascht, aber dann erwiderte ich die Umarmung. Ich hatte keine Ahnung, wie ich mich Niall und Louis gegenüber verhalten sollte, ich wusste nicht einmal, was ich eigentlich wollte und denken sollte.

Desperation - Niall

Zwei Tage war nun die Pressekonferenz her und in den zwei Tagen, saß ich nun alleine in meiner Wohnung und starrte mit leerem Blick aus dem Schlafzimmer Fenster. Hunger hatte ich keinen und ich stand nur auf, um etwas zu trinken oder aufs Klo zu gehen. Seit zwei Tagen meldete ich mich nicht bei meinen Freunden und ignorierte die Anrufe und SMS. Ich versuchte meine Gedanken und Gefühle zu unterdrücken, aber es ging nicht. Immer wieder musste ich an den Kuss mit Harry denken.
Ich machte mir Vorwürfe, da ich damit Louis und auch Liam hintergangen habe. Ich schämte mich dafür, dass ich mehr davon wollte. Vielleicht lag es daran, dass Harry als Einziger da war für mich, als es mir schlecht ging, denn der Gedanke daran, dass Harry und Louis zusammen sind, machte mich rasend. Ich hatte mich damals so für sie beide gefreut und jetzt war ich eifersüchtig. Ich war mir nicht mal mehr im Klaren, was für Gefühle ich überhaupt hatte. Liebte ich immer noch Liam oder liebte ich Harry?
Mein Herz weigerte sich zu einer Aussage, mein Kopf war zweigespalten. Einerseits wollte ich Harry. Ich fühlte mich bei ihm geborgen und geliebt. Ich würde am liebsten mit ihm verschwinden, ein neues Leben beginnen und vergessen, was geschehen ist. Andererseits kann ich Louis, einem meiner besten Freunde nicht den Freund wegnehmen. Und ich liebte doch Liam und meine Freunde konnte ich doch jetzt auch nicht im Stich lassen. Obwohl die anderen beiden, bis auf Harry abgehauen waren.
Verzweifelt schlug ich meinen Kopf gegen die Scheibe. Angenehmerer Schmerz machte sich bemerkbar. Ich starrte auf den Verband um mein Handgelenk. Es wäre so einfach. Ich musste an Harrys Worte denken. Ich konnte es ihm nicht antun.
Hin und her gerissen, stand ich auf und suchte nach meinem Handy. Als ich es eingeschalten hatte, erschien ein Bild von Liam und mir. Tränen stiegen mir in die Augen. Mit verschwommener Sicht tippte ich eine Nachricht an Harry und schmiss dann das Gerät auf mein Bett, die eingegangenen Anrufe und Sms ignorierend. Danach setzte ich mich wieder auf die Fensterbank und starrte nach draußen.
Es hatte nicht lange gedauert, als ich die Tür hörte, wie sie leise ins Schloss fiel.
„Niall?", hörte ich Harrys bekannte Stimme und atmete erleichtert aus. Der Drang, die Rasierklinge in die Hand zu nehmen war immer größer geworden, doch jetzt war er da.
„Niall, hier steckst du. Alles okay bei dir?", fragte Harry im Türrahmen und sah mich besorgt an. Ich hob den Kopf und schüttelte den Kopf. Dann vergrub ich ihn wieder zwischen meinen Armen. Harry kam zu mir herüber und umarmte mich von hinten.
„Was ist denn los?", fragte er sanft. Seine Nähe fühlte sich verdammt gut an... Ich antwortete ihm nicht, sondern umklammerte mein verletztes Handgelenk.
„Niall, du hast doch nicht...", fragte Harry entsetzt, doch ich schüttelte den Kopf.
„Aber du wolltest...", meinte er etwas beruhigter. Ich zögerte und nickte dann. Harry drehte mich vorsichtig zu sich herum und sah mir besorgt in die Augen.
„Niall..." Er schien etwas sagen zu wollen, ließ es dann jedoch. Er schloss die Augen und atmete tief durch. Seine Hände ruhten noch auf meinen Schultern. Ich wollte nicht, dass er so besorgt aussah. Ich wollte noch mehr Nähe. Reiß dich zusammen Horan, er ist nur ein guter Freund, versuchte ich mir immer und immer wieder einzureden, doch ich scheiterte.
Ohne zu überlegen, krallte ich meine Finger in Harry Shirt und zog ihn näher zu mir heran. Er öffnete überrascht die Augen, doch bevor er fragen konnte, presste ich bereits meine Lippen auf seine. Ich wusste, dass es falsch war. Ich wusste, dass es der größte Fehler meines Lebens war und ich wusste, dass meine Freundschaft in dem Moment auf dem Spiel stand. Doch überraschenderweise riss sich Harry nicht los.
Er zögerte anfangs, schien hin und her gerissen zu sein, dann entschied er sich dazu, seine Arme um mich zu schlingen und den Kuss zu erwidern. Ich spürte unter meinen Händen, wie dünn Harry geworden ist. Wo man sonst nur Muskeln spüren konnte, war da nur noch Haut und Knochen. Seine Hände pressten sich krampfhaft gegen meinen Rücken und drückten mich noch näher an ihn. Ich spürte seine Verzweiflung, und seine Trauer. Es fühlte sich gut an, ihn so nahe bei sich zu haben und für einen Moment vergaßen wir alles um uns herum.
Für uns zählte nur dieser eine Kuss. Wir lösten uns erst voneinander, als wir beide Luft brauchten und da wurde uns erst wieder bewusst, was wir gerade taten. Harry ließ mich sofort los und stolperte zurück.
„Scheiße!", entfuhr es ihm. Er setzte sich auf die Bettkante und vergrub verzweifelt seinen Kopf zwischen seinen Händen. Er bereute es und das schmerzte.
„E-es tut mir l-leid...", stammelte ich und Tränen traten mir in die Augen.
Harry schüttelte nur den Kopf.
„Verdammt nochmal Niall...",flüsterte Harry und sah mich leidendem Blick an. Würde er mich jetzt hassen?

Louis - Fear

Jetzt saß ich nun seit zwei Tagen an Zayns Bett und beobachtete ihn. Vor ungefähr einer halben Stunde war er eingeschlafen und ich konnte die letzten Tage mal Revue passieren lassen. Der Tag der Pressekonferenz war einfach der Horror gewesen. Der Pakistani war so schwach und ich ließ ich auch noch alleine… Wie blöd konnte ich eigentlich sein? Vor allem nachdem Zayn mir erzählt hatte wieso es ihm so scheiße ging.



*Flashback*



„Verdammte scheiße Zayn, wo bist du nur?“, fluchte ich und schaute in Twitter. Vielleicht verrieten mir die Directioner wo er war. Ich suchte und suchte… Aber irgendwie fande ich nichts bis zu dem einen Tweet:



1DUpdate: Zayn’s standing in the window of ‘The Park Tower Knightsbridge’ Hotel.



Darunter war ein Foto, wo Zayn am Fenster stand und nach unten schaute. Soweit ich das erkennen konnte, waren Tränen in seinen Augen und er zögerte, ob er springen sollte. Was macht er nur?

Ich rannte los. Ich wär zu Fuß viel schneller und außerdem war es nicht weit von seiner Wohnung entfernt. Wie konnte ich es dazu nur kommen lassen? Warum war ich nicht bei ihm geblieben?

„Zayn!“, schrie ich, als ich ankam. Tausende von Directioner standen davor und beobachteten, was passieren würde. Verdammt… Wie sollte ich da durch kommen? Ein paar Mädchen drehten sich zu mir um und schrieen: „Oh mein Gott. Da ist Louis Tomlinson!“ Weitere drehten sich um und sie rannten auf mich zu, doch ich ignorierte sie. Ich musste verdammte scheiße da durch.

Zayn löste einen Fuß vom Fensterbrett und ich schrie noch einmal laut: „Zayn, lass den Scheiß!“ Der Halbpakistani schaute aber nicht auf. Er starrte immer noch auf einen Punkt in der Tiefe… Verdammt… Das waren mindestens 20 Meter. Zayn, was machst du nur?



Ich rannte los und boxte mich durch die Menge. Ein paar Directioner stellten sich mir in den Weg, aber ich schubste sie einfach nur zur Seite. Es war mir grad scheiß egal! Alles was ich wollte, war meinen besten Freund von dem Fenster weg holen.

Als ich noch circa dreißig Meter von dem Gebäude entfernt war, schrie ich noch mal: „Zayn!“ Der Sänger schaute sich um, aber sah mich anscheinend nicht. Verzweifelt boxte ich mich weiter durch. Es wurde immer schwerer, weil die Mädchen sie förmlich an den Eingang drängten. Immer wieder schrie ich Zayns Namen, doch er sah mich nicht. Jetzt stand ich genau unter dem Fenster. Ein letztes Mal rief ich seinen Namen und hoffte, dass er mich endlich sehen würde, doch er tat es nicht. Warum mussten hier so viele Leute sein?

Tränen stiegen mir in die Augen und ich ging zur Tür: „Bitte lassen sie mich rein. Mein bester Freund steht am Fenster und will springen! Bitte ich muss das verhindern!“ Der Portier nickte und ließ mich rein. Welches Zimmer hatte er denn?

„Können sie mir sagen, welches Zimmer Zayn Malik hat?“, fragte ich an der Rezeption nach und der Rezeptionist schaute mich verwirrt an. „Man beeilen sich! Er will aus dem Fenster springen!“, schrie ich ihn verzweifelt an und er nannte mir seine Zimmernummer. Vierter Stock… Verdammt! Warum musste er so hoch. Ungeduldig wartete ich auf den Fahrstuhl, doch es dauerte mir zu lange. Was wenn er bereits gesprungen war? Was wenn ihm was passiert war?

„Zayn!“, ich haute an die Zimmertür. „Mach die verdammte Tür auf!“ Keine Reaktion. „Zayn, wenn du die verdammte Tür nicht aufmachst, dann trete ich sie ein!“, drohte ich weiter, aber auch darauf hatte ich keine Reaktion.

Ich hatte so verdammte Angst um Zayn, da trat ich einfach die Tür ein. Mir war das scheiß egal wie teuer das wurde. Ich wollte nur meinen besten Freund von dem Fenster wegholen. Krachend landete die Tür auf dem Boden und ich schaute zum Fenster. Zayn stand immer noch dort mit Tränen in den Augen.

„Bleib wo du bist!“, Zayns Stimme brach ab, aber ich blieb stehen. Was wenn er wirklich springen will. „Bitte Zayn! Du machst es uns nur noch schwerer“, flüsterte ich und ließ meinen Tränen ebenfalls freien Lauf. „Das ist doch keine Lösung.“

„Und ob das eine ist! Louis du weißt nicht was ich gerade durchmache! Du weißt nicht wie ich mich fühle! Kennst du das Gefühl? Nein!“, schrie er mich an und ich machte einen Schritt auf ihn zu.

„Zayn, bitte!“, flüsterte ich und ging noch einen Schritt auf ihn zu. Noch zwei Meter trennten uns und Zayn sah mich an. Seine Augen glitzerten durch die ganzen Tränen und seine Haut war total blass. „Zayn bitte, wir können doch über alles reden!“, versuchte ich es noch einmal und Zayn setzte einen Schritt zurück ins Zimmer. Ich streckte meine Hand nach seiner aus und zog ihn zu mir ins Zimmer. Den schwachen Halbpakistani in eine Umarmung und flüsterte: „Bitte tu mir nie wieder so was an!“

Schluchzend lag er mir in den Armen und konnte nicht mehr. Es war am besten, wenn ich ihn jetzt nach Hause bringe. „Ich bring dich nach Hause okay?“, fragte ich ihn und er nickte. Schnell rief ich an der Rezeption an und ließ mir ein Taxi zum Hinterausgang bestellen. Vorne würde es garantiert nicht durchkommen, wenn die Directioner wussten, dass wir in dem Hotel waren.

Gott sei Dank wussten sie nicht, wo Zayns oder meine Wohnung war. Am besten ist es, wenn wir zu ihm fahren, da wir bei mir vermutlich auf Harry treffen würden und ich glaube nicht, dass das so praktisch wäre.

Ich trug den Halbpakistani nach unten. Er lag wie eine leblose Puppe in meinen Armen und hatte die Augen geschlossen.



*Flashback Ende*



Genau, wie eine Puppe lag er auf dem Bett und schlief. Dunkle Augenringe schmückten seine blasse Haut. Er sah so zerbrechlich aus…

Ich schrieb Harry eine SMS:

Bin bei Zayn ihm geht es nicht gut. Weiß nicht wann ich nach Hause komme…Lou xx

Harry - Decision

Der Kuss mit Niall haute mich um. Verdammt, ich sollte nicht einen meiner besten Freunde küssen und es genießen, während ich nicht wusste, wo mein Freund steckte und wie es ihm ging.
Aber ich konnte nicht anders. Wie sollte ich auch? Niall war einfach…er war einfach Niall und er konnte jeden um den Finger wickeln, auch wenn er das vielleicht nicht wusste.
Ich wusste, dass es falsch war ihn wieder zu küssen, aber ich tat es trotzdem. Ich konnte ihm einfach nicht wiederstehen.
Nachdem ich Nialls Lippen wieder freigegeben hatte, schlang ich meine Arme um ihn und vergrub mein Gesicht in seinem Nacken. Das konnte doch alles einfach nicht wahr sein!



Seit unserem Streit hatten Louis und nicht gesprochen oder gesehen und die SMS war das erste Zeichen von ihm.
Zayn war ihm anscheinend wichtiger als ich, aber ich sollte mich vielleicht auch nicht beschweren, immerhin hatte ich nicht versucht ihn anzurufen oder ihn zu sehen. Trotzdem tat es weh.
Niall und ich hatten uns nach dem Kuss einfach auf das Bett gesetzt und uns angeschwiegen. Ich wollte ihm so viel sagen, aber ich wusste nicht was und nicht wie und überhaupt war ich viel zu verwirrt, um überhaupt einen Ton aus meinem Mund zu bekommen.
Ich antwortete Louis nicht und schob mein Handy nur wieder in meine Hosentasche. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Niall mich beobachtete und ich drehte meinem Kopf zu ihm.
„Harry…“, fing er an, aber ich legte ihm meinen Finger auf die Lippen und sah ihn traurig an.
„Ich weiß es nicht Niall. Ich weiß, dass du wissen willst, was wir sind, ich will es genau so, aber ich weiß es nicht.“, murmelte ich und nahm meine Hand wieder weg, aber Niall ergriff sie und verschränkte unsere Finger.
„Kannst du hier bleiben? Ich fühl mich so einsam, leer und verlassen.“, wisperte er und ich nickte.
„Natürlich. Ich hab dir doch gesagt, dass ich immer für dich da bin.“, erklärte ich und er lehnte sich mir entgegen um mich zu umarmen. Ich erwiderte die Umarmung und brauchte den Halt genauso sehr wie er.
Ich verfluchte das Chaos in meinem Kopf und mein Gewissen, dass mir einredete, dass ich das alles ganz schnell mit Louis zu klären hatte, aber das war etwas, an das ich noch gar nicht denken wollte.
Ich ertappte mich bei dem Gedanken, mir zu wünschen, dass Louis Schluss machen würde. Sicherlich wäre es für mich ziemlich hart, aber dann musste ich ihn nicht verletzen und auch kein schlechtes Gewissen mehr haben.
Ich war so ein egoistischer Mensch. Grummelnd schloss ich die Augen und lehnte meine Stirn an Nialls Schulter. Dieses Gedankenkarusell war echt nicht zum Aushalten.
Nialls Hand strich unablässig über meinen Rücken und ich hörte ihn etwas murmeln.
„Was hast du gesagt?“, fragte ich leise und er hob etwas den Kopf, damit ich ihn besser verstehen konnte.
„Ich hab gesagt, dass du nicht immer stark sein musst. Ich kann auch für dich da sein.“, wiederholte er seine Worte und ich lächelte.
„Danke Nialler.“, wisperte ich und drückte ihn noch etwas fester an mich.
„Du zerquetscht mich.“, kicherte er, gedämpft durch mein T-Shirt, worin er sein Gesicht gedrückt hatte. Sein warmer Atem drang durch den Stoff und traf meine Haut, ich erschauderte.
Ich lockerte die Umarmung wieder etwas und Niall rückte etwas von mir ab. Das hinterließ eine unangenehme Leere, die mir gar nicht gefiel.
So wie er vor mir saß, fiel mir auf, dass Niall dünn geworden war. Er war zuvor schon immer recht schlank gewesen, aber er sah schon fast krankhaft dünn aus. Wobei ich auch nicht besser aussah, das wusste ich.
„Du bist dünn geworden.“, sagten Niall und ich im gleichen Moment und als wir uns in die Augen sahen, mussten wir beide lachen.
„Eigentlich ist das nicht zum Lachen.“, stellte ich fest und stand auf. „Deswegen machen wir uns jetzt etwas zu essen.“, beschloss ich, aber Niall schüttelte den Kopf.
„Ich hab nichts da.“, murmelte er und ich zuckte mit den Schultern.
„Eine Karte von einem Lieferservice wirst du doch wohl haben, oder nicht?“, grinste ich und er nickte. Ich reichte ihm meine Hand, um ihn hochzuziehen, aber ich zog mit so viel Kraft, dass Niall stolperte und in meinen Armen landete.
„Nicht so stürmisch.“, wisperte ich ihm ins Ohr und als ich in sein Gesicht sah, stellte ich fest, dass Niall errötet war. Er rückte etwas von mir ab und sah den Boden an.
Ohne ein weiteres Wort zog ich ihn mit mir mit, damit wir nach einer Karte eines Lieferanten suchen konnten, Nialls Hand ließ ich aber nicht los und ihn schien das nicht zu stören.
Das erste Mal seit Liams Tod ging es mir irgendwie gut. Ich fühlte mich frei und unbeschwert und dieses Mal hatte ich kein schlechtes Gewissen.
Warum sollte ich mein Leben nicht weiter leben und es genießen? Liam wollte es und ich sah das erste Mal ein, dass es richtig war.
Es brachte doch nichts, wenn wir uns vergruben. Das hatte ich den anderen Jungs zwar immer und immer wieder gesagt, aber jetzt glaubte ich wirklich daran.
Vielleicht konnte ich so Niall endlich aus seinem Loch ziehen. Vielleicht glaubte er mir, wenn ich selbst auch an das glaubte, was ich sagte.
Vielleicht konnte ich mit so einer positiven Einstellung auch die Probleme mit Louis wieder ins Reine bringen und vielleicht konnten Niall, Louis, Zayn und ich am Ende als gute Freunde weiter leben.
ich war richtig optimistisch in diesem Moment und mein schlechtes Gewissen war wie weggeblasen, weil ich glaubte, dass alles wieder gut werden würde.
Also kuschelte ich mit Niall auf dem Sofa, bis unser Essen kam und anschließend nahm ich mir vor Louis anzurufen.
Zu irgendwas musste diese Euphorie ja gut sein, selbst wenn sie half die Probleme mit meinem Freund zu regeln.

Niall - Unnecessary

Nachdem wir aufgegessen hatten und nebenbei einen Film angeguckt hatten, stand Harry auf und zog sein Handy raus.

"Wo willst du hin?", fragte ich panisch, da ich Angst hatte, das er weggehen würde.

"Ich will Louis anrufen. Ich bin gleich wieder da" Er lächelte mich an und verschwand aus dem Wohnzimmer. Bei Louis Namen versetzte es mir einen Stich ins Herz. Ich wusste, dass es falsch war, dass ich eifersüchtig auf einen meiner besten Freunde war und mir wünschte, er würde nicht mehr mit Harry zusammen sein. Aber ich konnte nicht gegen meine Gefühle machen. Zwar liebte ich immer noch Liam, aber er würde niemals wieder kommen. Ich dachte ich könnte niemals wieder etwas für jemanden empfinden, aber dank Harry hatte sich das Verändert. Ich zog die Beine an und vergrub meinen Kopf zwischen ihnen. Er war Louis Freund. Er konnte Harry ihm nicht einfach wegnehmen. Aber mir ging es ohne Harry nicht gut. Er war der einzige der mich verstand. Ich seufzte leise, stand auf und ging in die Küche. Ich holte mir etwas zu trinken, als ich Harrys Stimme vernahm. Ich trat näher an die andere Tür heran, um besser hören zu können, was er sprach.

"... Louis... Ich weiß und ich verstehe dich ja... Ja, aber... Lou... Ich liebe dich! Ich will, dass das zwischen uns wieder wird. Ich wünsche mir doch bloß, dass es so wird wie vorher... Ich weiß, dass es schwer ist. Lass es uns doch wenigstens versuchen... Können wir uns vielleicht treffen...?"

Weiter hörte ich erst gar nicht zu. Harry wollte, dass es zwischen ihm und Louis so wird wie früher. Er würde mich alleine lassen. Mit leichten Tränen in den Augen ging ich zurück ins Wohnzimmer und setzte mich. Ich versuchte einen klaren Gedanken zu fassen, doch es ging nicht. Ich überlegte, was ich nun machen sollte und entschied dann, an die frische Luft zu gehen. Ich nahm meine Jacke und meine Schlüssel und verließ die Wohnung. Draußen kam mir frischer Wind entgegen und ich zog meine Jacke an, da es mich leicht fröstelte. Ich legte die Kapuze über meinen Kopf und zog sie tief ins Gesicht, damit mich keiner sofort erkannte. Ich lief den Weg entlang ohne auf die Leute in meiner Umgebung zu achten. Wenn ich jemanden anrempelte, ließ ich sie eiskalt stehen, ohne mich zu entschuldigen. Nach einiger Zeit wurde der Weg immer unregelmäßiger und es tauchten mehr Bäume am Straßenrand auf. Ich suchte mir eine Parkbank und setzte mich hin. Ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen und versuchte nicht nachzudenken, was sich als sehr schwierig herausstellte. Meine Gedanken kreisten um Liam. Er hatte mich einfach so verlassen. Und Harry. Er wollte unbedingt wieder, dass alles so wie früher wurde. Und Louis? Und Zayn? Nichts würde mehr so wie früher sein...

Hatte ich denn überhaupt noch jemanden? Wäre es nicht besser und einfacher, einfach abzuhauen? Vielleicht war es besser, wenn ich zurück nach Irland gehen würde. Mich würde eh keiner vermissen. Ich mischte mich nur in Beziehungen ein und zog alle noch mehr runter. Nach langer Überlegung, griff ich nach meinem Handy und rief meinen Bruder an. Nach einer halben Ewigkeit, so schien es mir, nahm er endlich ab.

"Niall. Na Kleiner, alles okay bei dir?"

"Hi Greg. Ja... Nein, nicht wirklich..."; gestand ich. Es tat gut die Stimme meines Bruders zu hören.

"Was ist denn los?"

"Keine Ahnung, es ist in letzter Zeit einfach zu viel Passiert und ich weiß einfach nicht mehr wo mir der Kopf steht..."

"Du weißt, dass du bei uns und auch bei Mum immer herzlich willkommen bist?"

Ich nickte, bis ich merkte, dass er das gar nicht sehen konnte.

"Ja... und danke... Vielleicht komme ich für ein paar Tage, oder länger zu euch... Ich muss schaun..."

"Mach das. Ich muss jetzt leider los. Wir hören uns. Bis dann"

"Bis dann"

Ich legte auf. Lange Zeit saß ich einfach nur da und starrte mit leerem Blick vor mich hin. Was sollte ich nur machen?

Ending - Louis

„Nein, Harry, ich kann jetzt nicht hier weg! Ich hab Zayn versprochen, dass ich ihn nicht alleine lasse. Du hast doch mitbekommen was passiert ist“, erklärte ich Harry die Situation. Natürlich will ich mich wieder mit ihm vertragen, aber ich kann Zayn auch nicht alleine lassen.

„Du bist jetzt seit zwei Tagen durchgängig bei Zayn“, sagte Harry und unternahm den Versuch mich zu überreden. „Na und? Du bist doch auch seit zwei Tagen bei Niall. Außerdem geht es ihm beschissen!“, sagte ich und langsam wurde ich wütend. Warum verstand er denn nicht, dass ich für meinen besten Freund da sein wollte. Er hatte doch von dem Selbstmordversuch gelesen, der in sämtlichen Zeitungen abgedruckt wurde. Mich wunderte es, dass Simon dazu noch nichts gesagt hatte. Na ja egal.

„Bitte Louis, ich möchte nur, dass wieder alles so wird wie früher!“, flüsterte Harry verzweifelt. Darauf sagte ich erstmal nichts. So wie früher… Nichts wird wieder wie früher! Liam ist tot! Wie sollte da was wieder wie früher werden? „Nichts wird wieder wie früher Harry!“, zischte ich. „Liam ist tot, also kann nichts wie früher werden!“ Louis, beruhig dich, versuchte ich mich zu beruhigen und normal weiter zusprechen. „Weißt du, Harry, ich will jetzt für Zayn da sein und ich glaube das funktioniert nicht, wenn wir uns ständig streiten. Wir sind kaum noch zuhause, sondern du haust irgendwann einfach ab zu Niall und ich sitze da wie bestellt und nicht abgeholt… Kannst du dir vorstellen, wie ich mich gefühlt habe, als Zayn nicht da war?“ Ich ließ ihm keine Zeit um zu antworten. „Ja, wie das fünfte Rad am Wagen. Ich glaube es ist einfach besser, wenn wir unsere Beziehung erstmal auf Eis legen und versuchen mit der Situation klar zu kommen, dann kann sich auch keiner beschweren“, löste ich unser Beziehung in Luft auf. Es versetzte mir einen Stich ins Herz, weil ich Harry immer noch liebte, aber unter solchen Bedingungen wollte ich keine Beziehung führen.

„Aber Lou“, flüsterte Harry und ich vermutete, dass ihm Tränen über die Wangen liefen. Verdammt… Warum war ich so nah am Wasser gebaut. Bei mir stahl sich ebenfalls eine Träne aus meinen Augen und ich wischte sie schnell weg. Dann legte ich einfach so auf. Ich konnte das nicht. Seufzend ließ ich mich auf Zayns Sofa plumpsen und vergrub mein Gesicht in meinen Händen.

Alles was jetzt zählte war Zayn. Ich musste stark für ihn sein. Er hatte zu viel mitgemacht und hatte eine Person verdient, die sich um ihn kümmerte und die für ihn da war.

„Lou“, fragte eine schwache Stimme und ich schaute auf. Zayn stand in der Tür und schaute zu mir. „Alles in Ordnung?“, fragte mich der Halbpakistani und ich nickte. Ich wollte ihn nicht mit der Trennung von Harry belasten. Zayn sah so zerbrechlich aus, wie er da stand. Er hatte verdammt noch mal so viel abgenommen.

„Hast du Hunger?“, fragte ich ihn und er schüttelte den Kopf. „Zayn, du musst irgendwann wieder was essen. Ich koche uns jetzt was und dann isst du was. Auch wenn’s nur ein bisschen ist, aber tu es Liam zu liebe!“, sagte ich und der Junge mit den schwarzen Haaren nickte. Ich stand auf und ging zu ihm. Ohne etwas zu sagen nahm ich ihn in den Arm und hielt ihn einfach nur fest. Schwach lehnte er sich gegen mich und versuchte seine Tränen zurück zuhalten. Er hatte die letzten zwei Tage so viel geweint, was natürlich auch verständlich war. Die Situation war nicht gerade einfach für ihn.

„Du setzt dich jetzt aufs Sofa und ich mach dir einen Tee, okay?“, fragte ich ihn und er nickte. Ich verschwand in die Küche und brachte den Wasserkocher zum laufen. Mal schauen, was wir da haben zum kochen. Gestern war ich kurz einkaufen und hatte auch Fleisch besorgt, welches ich jetzt in der Pfanne anbriet. Die Nudeln kochte ich ebenfalls und als alles fertig war, rief ich ihn.

Nachdem wir was gegessen hatten, setzten wir uns aufs Sofa und ich schaltete den Fernseher ein. Nachrichten na toll. „Nach dem Selbstmordversuch des Sängers Zayn Malik aus One Direction…“, begann die Nachrichtensprecherin. Ich nahm die Fernbedienung und wollte umschalten, da sagte Zayn: „Lass es. Ich will wissen was sie über mich sagen…“

„Zayn Malik saß unsgefähr zwei Stunden an eine Fenster im vierten Stock und schaute nach unten. Wahrscheinlich trieb ihn der Tod seines besten Freundes und Bandkollegen Liam Payne soweit. Louis Tomlinson, ein weitere Bandmitglied, hatte versucht ihn aufzuhalten und schlug sich durch die Masse der Fans, die sich Directioner nennen. Immer wieder schrie er Zayns Namen, doch der Halbpakistani sah ihn nicht. Etwa zehn Minuten später schaute Zayn in den Raum rein und wir vermuten, dass Louis dort stand und auf ihn einredete. Weitere Minuten später war er dann verschwunden. Seitdem hatte man nichts mehr von One Direction gehört oder gesehen. Twitter bleibt leer und auch auf den Straßen trifft man die Jungs nicht mehr an. Jetzt bleibt nur noch eine Frage: Wo waren Harry Styles und Niall Horan? Gibt es bei den Jungs etwa Streit? Wir bleiben dran“, damit beendete die Moderatorin das Thema und stieg auf ein neues um.

Seufzend schaltete ich ab und schaute zu meinem besten Kumpel, der keine Reaktion von sich zeigte. „Und wie soll es jetzt weiter gehen?“, fragte ich ihn. Schulterzuckend stand er auf und zog seine Jacke an. In die Schuhe schlüpfte er schnell. „Was machst du?“, fragte ich weiter. „Ich brauch ein bisschen frische Luft“, antwortete er knapp und ich nickte. „Soll ich mitkommen?“

„Wenn du willst“, Zayn schaute mich nicht an, sondern nahm seinen Haustürschlüssel und lief zur Tür. Schnell zog ich meine Schuhe an und lief ihm hinterher. Ich wollte ihn nicht alleine lassen. Ich hatte einfach Angst, dass er es noch mal probieren könnte.

Beginning - Harry

Weinend ließ ich mich auf den Küchenstuhl sinken. Ich war so positiv eingestellt gewesen, ich hatte Hoffnung gehabt. Hoffnung, dass alles gut werden würde. Louis hatte alle diese Hoffnungen zerstört. Er wollte mich nicht mehr, Zayn war ihm wichtiger.
Ich stand auf und ging ins Wohnzimmer, wo Niall noch immer saß. Ich brauchte jetzt eine Umarmung. Aber Niall war nicht mehr im Wohnzimmer und auch sonst nirgendwo. Alle hatten mich verlassen, niemand wollte mehr etwas mit mir zu tun haben.
Was hatte ich getan, dass alle vor mir davon rannten? Tränen liefen unaufhörlich über meine Wangen und ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen.
Das war alles nicht fair! Ich wollte doch, dass alles besser wurde, ich wollte doch nur mein normales Leben zurück! Liam hätte uns nicht einfach so verlassen dürfen, wir brauchten ihn alle.



Eine Weile saß ich da und weinte, bis ich die Haustür zuschlagen hörte. Ich sah auf und erblickte Niall, der am Eingang des Wohnzimmers vorbei lief. Schnell sprang ich auf und folgte ihm, im Schlafzimmer blieb er vor seinem Schrank stehen.
„Wo warst du?“ Meine Stimme klang brüchig und schwach. Selbst ein Räuspern half nicht.
„Draußen. Ich dachte, wenn du wieder zurück zu Lou gehst, dann kann ich zu meiner Familie fahren.“, murmelte der Blonde und öffnete eine große Sporttasche.
„Nein!“ Schon fast panisch riss ich ihm das Gepäckstück aus der Hand und sah ihn flehend an.
„Bitte Niall! Ich geh nicht zurück zu Louis. Er hat Schluss gemacht und du kannst mich nicht auch noch verlassen. Ich brauche doch jemanden. Ich brauche dich.“, wimmerte ich und meine Augen füllten sich erneut mit Tränen.
„Harry…“, wisperte Niall und legte dann seine Arme um mich. Erleichtert ließ ich mich gegen ihn fallen und genoss das warme Gefühl von Geborgenheit und Zuneigung.
„Bitte…verlass mich nicht auch noch.“, murmelte ich und Niall strich mir über den Rücken.
„Scht, alles gut. Ich bleib doch bei dir. Hör auf zu weinen.“, flüsterte er und schob mich etwas von sich, damit wir uns anschauen konnten. Sanft wischte er mir die Tränen von meinen Wangen und ich schloss die Augen. Noch nie hatte sich etwas so gut angefühlt wie die Berührung von Nialls etwas rauen Fingerspitzen auf meinen Wangen.
„Sieh' mich an.“, flüsterte Niall, ich konnte seinen Atem auf meinem Gesicht spüren. Langsam öffnete ich meine Augen und starrte direkt in die des Blonden, direkt in das klare Blau, das mich immer an das Meer an den Südseestränden erinnerte.
„Lass uns schlafen gehen. Es ist spät.“, murmelte er und ich nickte langsam. Während ich mich ins Bett legte, räumte Niall die Tasche wieder weg und schloss den Schrank, dann legte er sich zu mir.
„Louis ruft dich bestimmt bald wieder an und dann wird alles gut.“, flüsterte der Blonde mir ins Ohr und legte seine Arme um mich.
„Ich weiß nicht, ob ich das will. Ich was überhaupt nicht mehr, was ich will. Oder wen ich will.“, antwortete ich leise und rutschte näher an Niall heran.
„Das findest du schon noch heraus. Morgen.“, murmelte er und drückte sein Gesicht in meine Halsbeuge. Sein heißer Atem kitzelte meine Haut und ich musste unwillkürlich lächeln.



Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war das Bett neben mir leer, dafür stand eine Tasse Tee auf dem Nachttisch, mit einem Zettel darunter.
Ich bin Einkaufen, wir wollen ja nicht verhungern. Ich brauch auch nicht lang. Niall
Lächelnd nahm ich die Tasse und trank einen Schuck von dem Tee. Der hatte genau die richtige Temperatur, also konnte Niall noch nicht so lang weg sein.
Ich lehnte mich mit dem Rücken an das Kopfteil des Bettes und wärmte meine kalten Hände an der roten Tasse. Noch immer konnte ich nicht fassen, dass Louis einfach alles wegwarf, was wir zusammen aufgebaut hatten.
Gerade als ich meinen Tee ausgetrunken hatte, trat Niall ins Schlafzimmer. Ich hatte ihn gar nicht kommen hören, so sehr war ich in meinen Gedanken versunken. Als er mich sah, lächelte er und ich grinste zurück.
„Schlafmütze.“, neckte er mich und setzte sich auf die Bettkante.
„Hättest mich ja wecken können.“, konterte ich und er lachte.
„Du hast so süß ausgesehen, ich wollte dich nicht wecken.“, erkläre er und wir sahen uns mit geröteten Wangen an. Verlegen kratzte Niall sich am Hinterkopf und ich sah auf die Bettdecke.
„Kommst du wieder ins Bett?“, fragte ich, um die Stille zu durchbrechen und rutschte etwas in die Mitte, damit Niall sich zu mir legen konnte.
Ich legte einen Arm um seine Schultern und spielte mit seinen Haaren, während sein Kopf halb auf meiner Schulter lag und wir einfach nur da lagen und schwiegen.
Ich spürte in meiner Magengegend ein warmes Gefühl und auch wenn ich es mir nur ungern eingestehen wollte, ich hatte Gefühle für Niall. Gefühle die über Freundschaft hinaus gingen und die ich eigentlich nicht haben sollte. Nicht, wenn Louis und ich gerade erst getrennt waren.
Auch dieser Gedanke tat plötzlich nicht mehr so weh. Sicherlich, wir waren lange zusammen gewesen und Louis bedeutete mir noch immer viel, aber Niall tat das auch und er konnte vielleicht die Lücke füllen, die Louis hinterlassen hatte.
Ich drehte meinen Kopf zu dem Blonden und sah ihn an, starrte in seine blauen Augen. Dann, ohne Vorwarnung, drückte ich ihm einen sanften Kuss auf die Lippen und schloss die Augen. Es fühlte sich richtig an, so verdammt richtig.
Niall küsste zurück und seine Hand fuhr in meine Locken, meine legte ich an seine Wange und wir küssten uns langsam, zärtlich und mit so viel Gefühl, dass ich nicht wusste, wohin mit all meinen Glückshormonen.
„Harry.“, wisperte der Blonde an meine Lippen und lehnte seine Stirn an meine.
„Bist du dir dieses Mal sicher? Ich ertrage es nicht, wenn du mich wieder verlässt, gehst, weil du dich wieder mit Lou vertragen hast oder weil du merkst, dass du zu ihm gehörst. Bitte sag mir, dass du bei mir bleibst.“, flehte er und ich öffnete die Augen.
„Niall, sieh mich an.“ Er schlug die Augen auf und darin sah ich Angst, Verzweiflung und Hoffnung.
„Ich bin mir sicher. Ich bin mir so sicher wie noch nie.“, antwortete ich ihm und unsere Lippen trafen sich zu noch einem Kuss.

Home - Niall

Glücklich schlang ich einen Arm um Harry und zog ihn noch näher zu mir heran. Er strich mir sanft über die Wange. Als wir uns wieder voneinander lösten, lächelte er mich an. Wir sahen uns eine Zeit lang gegenseitig in die Augen des anderen und genossen die Stille, die zwischen uns herrschte. Sie war angenehm und gleichzeitig beruhigend. Meine Gedanken waren leer. Ich dachte nicht an Liams Tod, oder dass Louis mit Harry Schluss gemacht hatte. Ich dachte nicht an Zayn, der einen Selbstmordversuch hinter sich hatte, von dem ich nur über Nachrichten etwas mitbekommen hatte. Ich dachte nicht One Direction, die Band, die wir waren, die uns zusammengeführt hat. Ich dachte an gar nichts. Ich war einfach nur glücklich und zufrieden und ich hätte in dem Moment am liebsten die ganze Welt umarmt. Ich dachte ich könnte so etwas nie wieder fühlen, aber Harry hatte mir gezeigt, dass das nicht stimmte. Nach langer Zeit unterbrach ich unser Schweigen.

"Du, Harry...?"

"Ja Niall?"

Ich zögerte und musterte Harrys wunderschönen grünen Augen, die, so wie meine vor Glück strahlten. Das war das erste Mal seit langem wieder.

"Ich... Ich wollte mal wieder nach Hause und... ich wollte dich frage, ob du mit mir kommen willst? Nur für ein paar Tage"

Die letzten Worte nuschelte ich schon fast. Ich sah auf Harrys Brust und spielte mit seinem T-Shirt herum, da ich leicht nervös war. Er drückte sanft mein Kinn nach oben, damit ich in seine Augen sehen musste. Er lächelte.

"Gerne!"

Ein breites Grinsen erschien auf meinem Mund ich vergrub meinen Kopf an seiner Halsbeuge. Er legte beide Arme um mich und drückte mich nah an sich, als hätte er Angst, ich würde sonst einfach verschwinden. Niemals... Das würde ich ihm nicht antun. Sein wundervoller Duft stieg mir in die Nase und ich schloss die Augen, um den Moment auszukosten. So glücklich wie jetzt, hatte ich mich schon lange nicht mehr gefühlt. So frei und unbeschwert. Ich merkte nicht, wie ich langsam wegdämmerte und in einen wunderschönen Traum fiel, in dem alle glücklich waren.



"Niall! Na los steh auf Schlafmütze! Sonst esse ich dir deine Pizza weg!", hörte ich eine vertraute Stimme aus der Ferne. Bei dem Wort Pizza wurde ich schlagartig wach. Ich öffnete meine Augen und setzte mich auf.

"Nein, die Pizza ist meins!", rief ich empört aus meinem Schlafzimmer raus in das Bad und schlüpfte erst mal unter die Dusche, um mich frisch zu machen. Danach zog ich mir eine Jogging Hose und eine Hoodie an und lief in die Küche. Der angenehme Geruch von Pizza lag in der Luft und ich setzte mich mit freudiger Erwartung an den Tisch. Harry kam mit zwei Pizzen in der Hand an den Tisch und stellte mir meinen Teller vor die Nase.

"Du bist ein Schatz Harry! Ich war schon völlig am verhungern!", meinte ich und machte mich gleich über mein Essen her. Ich stockte, als ich merkte, dass Harry mich zu beobachten schien.

"Isch wasch?", fragte ich erstaunt mit vollem Mund und Harry schüttelte nur den Kopf.

"Nein. Alles okay", antwortete er und begann dann auch zu essen. Ich kaute und schluckte runter und sah Harry dann besorgt an.

"Wirklich?"

Er nickte. Da ich ihn immer noch skeptisch ansah, begann er zu lächeln und sah mir tief in die Augen. Ein wohliges Kribbeln machte sich bei seinem intensiven Blick in meiner Magengegend breit.

"Ich bin einfach nur froh, dass du wieder isst!"

Ich lächelte, er lächelte. Wann waren wir das letzte Mal so glücklich gewesen?



"Niall, schön dich zu sehen!", rief meine Mutter erfreut und man sah ihr an, dass sie kurz vor einem Heulkrampf stand. Ihr jüngerer Sohn, der sich so selten Blicken ließ und erst vor kurzem einen ziemlichen Schicksalsschlag erleiden musste, kam zurück nach Hause. Sie umarmte mich und schien mich gar nicht mehr loslassen zu wollen. Nachdem sie es dann doch irgendwann geschafft hatte, umarmte ich auch meinen Dad, der bisher schweigend daneben gestanden hatte und ebenfalls fast weinte und zum Schluss meinen Bruder, der als Einzigster gefasst schien und sich einfach nur freute, mich zu sehen. Harry und ich waren abends noch vor dem Fernseher gesessen und hatten beschlossen, am nächsten Tag nach Irland zu fliegen. Harry hatte nach langer Überwindung Louis nur SMS geschrieben, wo wir waren, damit er sich nicht wunderte. Ich freute mich, meine Familie mal wieder in den Arm nehmen zu können. Harry stand etwas abseits und starrte auf seine Füße. Er schien sich etwas verloren vor zukommen, doch das änderte sich, da sich meine Mum sofort um ihn kümmert. Sie umarmte ihn ebenso herzlich, wie mich und schob ihn zum Esstisch, an dem wir alle Platz nahmen.

"Es freut mich wirklich, dass ihr beide gekommen seid. Wie geht es euch?", bestürmte sie uns gleich und stellte jedem eine Tasse Kakao hin. Das hatte sie früher immer gemacht, wenn es mir schlecht ging. Ich fand es süß und Harry schien sich ebenfalls zu freuen. Er griff unter dem Tisch nach meiner Hand und ich drückte sie. Ich lächelte ihn an und er lächelte zurück.

"Ganz gut eigentlich", antwortete ich dann meiner Mum und sah sie an. Wir redeten alle sechs über dies und das, vergaßen die Zeit und lachten viel. Es schien alles so unbeschwert. Sie vermieden die Fragen, wie es uns nach Liams Tod ging und wie es mit uns weiter lief. Ich verschwieg ihnen das mit Harry, aber nur, weil ich noch nichts überstürzen wollte. Ich wollte es langsam angehen, es nicht gleich wieder zerstören. Ich wollte vor allem Harry Zeit geben, immerhin lag das Mit Louis gerade mal zwei Tage zurück. Ich schaffte es zum Glück in seiner Nähe nicht an das Ganze zu denken, was in England passiert war. Ich verdrängte es in die hinterste Ecke meines Kopfes und genoss es, mit Harry in meinem Heimatland zu sein. Louis hatte sich nicht gemeldet und Zayn ebenfalls nicht.

Wir waren bereits seit drei Tagen da und Harry und ich lagen abends auf meinem Bett und sahen fern. Ich war an ihn gekuschelt, wie es immer der Fall war und genoss seine Wärme, die von ihm ausging.

"Niall?"

Ich hob meinen Kopf und sah in seine grünen Augen.

"Ja Harry?", fragte ich interessiert.

"Danke"

"Wofür?"

"Für alles" Ich schenkte ihm ein Lächeln. Er beugte sich ein Stück zu mir runter und küsste mich sanft. Ich erwiderte es. Der Kuss wurde immer leidenschaftlicher und ich vergrub meine Hand in Harrys Locken. Ich entlockte ihm ein leises Stöhnen und musste grinsen. Er zog mich näher an sich und rollte sich auf mich. Er zwängte mich zwischen seine Beine und verlagerte sein Gewicht auf seine abgestützten Arme, die neben mir lagen. Er Küsste mich wieder und seine Hand wanderte mein Shirt nach unten bis zu meinem Hosenbund. Ich spürte, wie seine warme Hand sich langsam den Weg unter meinem Shirt nach oben bahnte und sanft über meinen Bauch wanderte. Es entlockte mir ein leiser Seufzer und ich vergrub meine Hand wieder in Harrys Haaren, um ihn noch näher an mich heran zu ziehen. Er schob sanft mein Shirt nach oben und zog es mir über den Kopf, nachdem wir uns kurz von unserem Kuss gelöst hatten. Er betrachtete mich. Ich fühlte mich etwas unwohl, da ich mich immer noch so mager und gebrechlich fand, obwohl ich, dank Harry meinen Appetit wieder hatte und in den letzten Tagen ziemlich viel gegessen hatte. Und es war das erste Mal, dass ich was mit einem Jungen hatte. Harry sah mir in die Augen. Seine spiegelten seine Lust wieder und schienen dunkler als sonst. Trotzdem sah er mich nur an und bewegte sich nicht.

"Wenn du das nicht willst, oder es dir einfach zu früh ist...", setzte er an, doch ich unterbrach ihn mit einem Kopfschütteln.

"Das ist es nicht. Ich will nicht, dass du aufhörst!"

Er beugte sich lächelnd runter und küsste meinen Hals entlang. Ich entspannte mich allmählich und schloss die Augen. Ich genoss seine Berührungen, seine Nähe. Harry wusste, was er tat und ich fühlte mich so unglaublich sicher bei ihm.

Future - Louis

Vergeblich versuchte ich Niall oder Harry zu erreichen, aber keine der Beiden ging an sein Handy. In den Wohnungen waren sie auch nicht. Was ist da los? Normalerweise ging Harry immer an sein Handy. Selbst über Zayns Handy ging er nicht ran…

Simon hatte mir vor ein paar Stunden eine Nachricht geschrieben, dass er wissen will wie es mit One Direction weiter geht. Ja, das war auch bei mir die große Frage. Wirklich darüber gesprochen haben wir nicht, aber ich wusste, dass unter keinen Umständen weiterhin unter dem Namen One Direction Musik machen würde. Zayn ging es genauso soweit ich wusste. Wir hatten irgendwann das Thema gewechselt, weil es uns einfach zu sehr schmerzte.

„Soll ich was kochen?“, fragte der Schwarzhaarige und ich nickte. Mit Zayn ging es wieder bergauf und er begann wieder Freude am Leben zu haben. Zumindest tat er wenigstens so. Trotzdem hörte ich ihn jeden Abend weinen, aber ich sagte nichts. Zayn wollte, dass ich dachte, dass alles in Ordnung war.

„Zayn?“, fragte ich beim Essen. Ich musste ihm das mit Simon, also mit der Nachricht erzählen. Der Halbpakistani schaute auf und fragte, was los war. „Simon hat mir vorhin eine Nachricht geschickt. Er will endlich wissen, wie es mit One Direction weiter geht, aber ich erreiche weder Niall noch Harry…“, erzählte ich ihm und Zayns Blick senkte sich.

„Ich werde nicht weiter unter One Direction singen! Das habe ich dir schon mal gesagt“, sagte er mit fester Stimme und ich nickte. „Ich weiß… Ich doch auch nicht, aber ich hab später einen Termin bei Simon. Er hat verschiedene Ideen und die will er mir vorstellen…“ Der Jüngere nickte und ich fragte, ob er mitkommen wollte, weil ich ihn ungern hier alleine lassen wollte. Er stimmte zu und zwei Stunden später machten wir uns auf den Weg zu Simon. Wahrscheinlich würde es wieder ein Vortrag werden bei dem wir uns anhören mussten, wie toll es doch wäre, wenn wir ohne Liam weiterhin unter dem Namen One Direction weitermachen würden.

„Hey ihr Beiden, wie geht es euch so?“, fragte Simon, als er uns die Tür zu seinem Büro öffnete. Zayn zuckte mit den Schultern und ich sagte: „Den Umständen entsprechend.“ Der Braunhaarige vor uns nickte und bat uns rein.

„Wo sind denn Harry und Niall?“, fragte er und wir zuckten mit den Schultern. Die Beiden waren ja nicht erreichbar und seit Tagen hatte ich keine Nachricht mehr von Harry bekommen. Das tat verdammt weh. Auch wenn ich kein Anrecht mehr darauf habe, aber dass er vielleicht für unsere Beziehung kämpfen würde, hätte ich gedacht. Ich habe ja Schluss gemacht, aber deswegen brauch mal ja nicht ganz den Kontakt abbrechen. Wir sind immerhin noch eine Band. Wohl eher eine Halbe.

„Okay, habt ihr euch irgendwie gestritten?“, fragte unser Manager und ich schaute zu Boden. Er war wie ein zweiter Dad für uns, deswegen hieß er auch Uncle Simon bei uns und ich wusste, dass ich es ihm sagen konnte, weil er es früher oder später eh rausbekommen wird. „Ja, wir haben uns getrennt. Es wurde einfach alles zu viel“, gab ich zu und Zayn packte unter dem Tisch meine Hand. Beruhigend strich er mit seinem Daumen und lächelte mich aufmunternd an.

„Das tut mir leid“, sagte Simon, aber lenkte sofort wieder ab, weil er endlich sagen wollte, was er schon angekündigt hatte. „Also praktisch haben wir nur drei Möglichkeiten, die ich mir überlegt habe. Die Erste wäre, dass ihr weiterhin unter dem Namen One Direction Musik macht. Liams Solos werden aufgeteilt und wir nehmen das neuste Album noch mal neu auf.“

„Niemals! One Direction gibt es nicht ohne Liam!“, sagte Zayn bestimmt und Simon nickte. „Ihr müsst das auch nicht jetzt entscheiden. Setzt euch mit Harry und Niall zusammen. Die zweite Möglichkeit ist, dass ihr einen neuen Namen nehmt und ein neues Album aufnehmt auf dem nur ihr vier zuhören seid und die letzte, dass ihr euch auflöst und vielleicht ein Abschiedskonzert für Liam macht. Ob ihr danach die zweite Möglichkeit aufgreift, dass kann man ja immer noch nach dem Konzert entscheiden.“ Simon hatte seinen Vortrag beendet und mein Handy klingelte. Ich hatte eine SMS von Harry und Niall.



Hey ihr beiden,

was ist los? Wir sind bei Nialls Eltern in Irland und kommen in drei, vier Tagen wieder. Was gibt’s denn dringendes?

Harry und Niall



Ich schrieb zurück, dass wir heute Abend skypen müssen und die Beiden waren einverstanden. Simon sagte ich noch, wo die Beiden steckten und er nickte. „Wenn ihr wollt, könnt ihr auch noch mal für vier Tage nach Hause fahren“, sagte er und wir nickten. Ob wir das wirklich tun würden, wusste ich noch nicht. Ich wollte nicht alleine sein und schon gar nicht alleine nach Hause fahren.

„Zayn, was hälst du davon, wenn wir nach Hause fahren, so wie Simon es vorgeschlagen hat?“, fragte ich den Halbpakistani und der schaute mich verwirrt an. „Ja, eben nicht alleine, sondern zu zweit… Zwei Tage bei dir und zwei Tage bei mir?“, erklärte ich ihm meine Idee und er stimmte zu. Ich glaub ein bisschen Abwechslung tat uns beiden ganz gut. Zayn würden seine Geschwister auf Trab halten, genauso wie mich meine!

Dann packten wir unsere Sachen, dass wir nach dem Skypegespräch sofort losfahren konnten. Zayns Mum hatten wir bereits angerufen und sie wusste bescheid, dass wir spät kommen würden. Wir durften hier einfach nicht versauern. Unser Leben geht weiter! Nur, weil man uns einen Menschen entrissen hat, kann man doch nicht sein eigenes Leben aufgeben. Liam hätte das auch nicht gewollt.

Wir setzten uns aufs Bett und legten den Laptop zwischen uns. Dann warteten wir auf den Anruf von Niall und dem Lockenkopf. Leise begann Zayn zu singen. Das hatte er seit Liams Tod nicht mehr gemacht. Hoffentlich war das ein Zeichen, dass es auch ihm jetzt besser ging.

Bad Times vs. Good Times - Harry

Die Vorstellung, dass Lou gleich auf dem Bildschirm von Nialls Laptop auftauchen würde, machte mir ein wenig Angst, aber immerhin musste ich ihm nicht in der Realität gegenüber stehen und das war dann doch etwas Gutes.
Als der Blonde neben mir das Gespräch entgegen nahm, fiel bei uns allen die Begrüßung irgendwie kühl aus. Die Stimmung war seltsam und das machte mir Angst. Zwischen uns hatte nie eine komische Stimmung geherrscht. Nicht, als wir einfach so eine Band wurden, nicht nach einen Streit, nicht nachdem wir bei X-Factor verloren hatten, nicht einmal, als Louis und ich uns gegenüber den anderen Jungs geoutet hatten. Dies war das erste Mal und das machte die Situation nicht gerade angenehmer.
„Hey Leute.“, fing Louis an und nach einem kurzen Vorgeplänkel erklärte er uns, was Simon im vorgeschlagen.
„One Direction gibt es ohne Liam nicht.“, sagten Niall und ich gleichzeitig und Zayn und Lou nickten.
„Für uns auch nicht. Aber wir finden, dass es auf jeden Fall ein Abschiedskonzert geben sollte. Das hat Liam verdient und dann können wir immer noch schauen, was wir dann machen. Und wenn wir in einem Jahr wieder Musik machen wollen, dann können wir das tun.“, erklärte er und ich nickte langsam.
„Wann soll das Konzert denn sein?“, fragte Niall und mich interessierte das auch.
„Keine Ahnung, aber Simon meinte wir sollten auch erst einmal nach Hause fahren, also fahren Zayn und ich erst zu seiner Familie und dann zu meiner und dann treffen wir uns in vier Tagen alle in London.“ Louis Worte jagten mir einen kleinen Stich ins Herz, weil er und Zayn so unzertrennlich geworden waren. Allerdings war es bei Niall und mir ja auch nicht anders geworden und deswegen sollte ich mich wohl auch nicht beschweren.
„Dann sehen wir uns in vier Tagen. Ich freu mich, wenn wir endlich alle wieder zusammen sind und vielleicht einen schönen Grund haben, um uns zu treffen.“ In Nialls Augen konnte ich Tränen glänzen sehen und ich nahm seine Hand, aber so, dass man es in der Kamera nicht sah. Ich konnte Louis noch nicht sagen, dass Niall mehr oder minder seinen Platz eingenommen hatte.
„Das Abschiedskonzert wird wundervoll werden.“, flüsterte Zayn, es war das Erste, was er bis dahin gesagt hatte und auch seine Augen füllten sich mit Tränen.
„Wir sehen uns dann.“, verabschiedete ich mich, weil ich merkte, wie Niall neben mir zu zittern anfing und jeden Moment in Tränen ausbrechen würde.
„Bis dann.“, meinte Lou noch und dann beendeten wir den Videoanruf.
„Hey, komm her.“, flüsterte ich und zog Niall in meine Arme, sofort fing er an zu weinen und ich strich ihm über den Rücken. Ich war mir nicht ganz sicher warum er weinte, aber er würde es mir sagen, sobald er aufgehört hatte zu weinen, da war ich mir sicher.
„Die Idee ist so schön und Liam würde sich so sehr darüber freuen. Ich muss mir vorstellen, wie er vielleicht von oben auf uns herab schaut und lächelt, weil er weiß, dass wir es für ihn tun und er die Musik immer geliebt hat und immer lieben wird.“, wisperte Niall, seine Stimme dämpfte sich, weil er sein Gesicht noch immer an meiner Brust vergraben hatte, aber ich verstand ihn trotzdem.
„Ja, du hast Recht. Die Vorstellung ist wunderschön.“, stimmte ich zu und ließ meine Hand durch seine Haare gleiten. Sie waren so schön weich und immer wenn ich darin herum wühlte, dann ging von ihnen der Geruch seines Shampoos aus und dieses roch nach Erdbeeren. Erdbeeren waren für mich immer ein Symbol für Sommer, Glück und Zufriedenheit, deswegen beruhigte mich dieser Geruch immer unglaublich.
„Harry du machst meine Frisur kaputt.“, jammerte Niall und hob seinen Kopf um mich böse anzufunkeln. Das misslang ihm aber, weil er einfach nicht böse gucken konnte, deswegen lachte ich nur und küsste seine Nasenspitze.
„Welche Frisur?“, fragte ich noch und er schnaubte nur, bevor er mir in den Bauch piekte und ich zusammen zuckte.
„Wag es ja nicht!“, lachte ich, als Niall mich angrinste.
„Was? Das? Und das? Und das?“ Dabei piekte er mich in die Seiten oder in meinen Bauch und ich robbte halb über das Bett um seinen Fingern zu entkommen, aber Niall warf sich auf mich drauf, sodass er auf meinem Rücken lag und ich mit dem Bauch auf der Matratze.
„Niall, geh runter von mir!“, verlangte ich, während er seine Finger noch immer über meine Seiten wandern ließ und ich es nur mit Mühe verhindern konnte zu lachen.
„Was ist wenn nicht?“, fragte er frech und ich schaffte es mich umzudrehen und mich über ihn zu beugen.
„Dann küsste ich dich besinnungslos.“, murmelte ich an seine Lippen, bevor sie meine zu einem Kuss trafen. Nialls Arme legten sich um meinen Nacken und ich stützte mich links und rechts von ihm ab.
Tatsächlich ließ ich erst von ihm ab, als wir beide schon schwer atmeten und ich grinste, weil Niall mit seinen roten Wangen und Lippen so niedlich aussah.
„Ich sollte dir öfter auf die Nerven gehen, wenn das meine Bestrafung ist.“, meinte er und ich rollte mich neben ihn. Sofort legte er seinen Kopf auf meine Brust und malte kleine Muster auf mein Shirt, das meinen Bauch bedeckte.
„Du kleines Monster.“, lachte ich und pustete in seinen Nacken, was ihm zum Kichern brachte und mich zum Lachen. Niall hob seinen Kopf, damit er mir die Zunge heraus strecken konnte und legte ihn dann zurück auf meine Brust.
„Ich hab Hunger.“, murmelte er und ich seufzte theatralisch.
„Was, es ist Zeit für meinen Mitternachtssnack.“, brummte Niall beleidigt und ich lachte.
„Es ist gerade mal neun Uhr abends.“, antwortete ich und er grummelte irgendwas vor sich hin, bevor er aufstand.
„Hey warte, ich komm mit.“, lachte ich und zusammen gingen wir nach unten in die Küche. Nialls Eltern saßen im Wohnzimmer und sahen Fernsehen, während wir uns jeder ein Sandwich machten und damit wieder nach oben in Nialls altem Zimmer verschwanden.
Wir sahen ebenfalls Fernsehen, während wir aßen und kuschelten. Ich war wirklich glücklich mit dem blonden Iren und auch wenn es komisch war, dass wir vielleicht so etwas wie ein Paar waren, obwohl Lou und ich gerade erst getrennt waren, fühlte es sich richtig an. Das war alles was zählte, es musste sich richtig und gut anfühlen und das tat es auf jeden Fall.

Thoughts - Niall

Die letzten Tage mit Harry zusammen in Irland waren wirklich schön und erholsam gewesen und ich konnte zum ersten Mal seit dem Unfall wirklich sagen, dass ich glücklich war. Ich konnte für eine Zeit vergessen, was alles um mich herum geschehen war und konzentrierte mich nur darauf, den Lockenkopf glücklich zu sehen. Die Trennung von Louis war trotz allem nicht sehr einfach gewesen. Es wird Harry nicht sehr leicht fallen, Lois zu gestehen das er jetzt mehr oder weniger mit mir zusammen ist, aber was konnte man schon gegen Gefühle machen? Ich selbst hatte nie erwartet, dass ich nach Liam nochmal jemanden so lieben konnte, doch bei Harry war es so. Er ist etwas besonderes. Er hat vor mir mehr Gefühle gezeigt als vor Louis und das musste was heißen. Trotz allem hoffte ich sehr, dass Louis und auch Zayn so schnell wie möglich wieder glücklich wurden. Sie hatten beide genauso viel durch gemacht wie Harry und ich. Vielleicht war es nur Einbildung aber ich hatte das Gefühl, dass zwischen Louis und Zayn sich was entwickelt haben könnte. So wie Harry für mich da gewesen war, war Louis für Zayn dagewesen. Während die Wolken an meinem Fenster vorbeizogen und ich Harry neben mir an mich gelehnt schlief, dachte ich über das Konzert nach und wie es danach wohl weiter gehen würde. Jetzt wo es wieder nach London zurück ging wurde ich immer aufgeregter und eine innere Angst machte sich in mir breit. Was wäre wenn wir jetzt schon allein dadurch dass Harry und Louis sich getrennt hatten nicht mehr zusammen halten würden? Wenn die Gruppe durch die vielen Ereignisse sich nur noch nebeneinander stellen würde um der Welt etwas vorzuspielen, aber in Wirklichkeit am liebsten jeder wo anders wäre? Ich fühlte mich schuldig und irgendwie auch als Hauptgrund dafür, dass die Freundschaft vielleicht kaputt gehen könnte. Liams Tod hätte uns zusammen schweißen müssen, aber sie hat uns auseinander getrieben. einzig Harry und ich haben uns zusammen gerauft. und Zayn und Louis so wie es aussah...

"Hey... Alles okay bei dir?", riss mich Harrys verschlafene Stimme irgendwann aus meinen Gedanken. Ich sah zu ihm und schüttelte den Kopf.

"Alles okay. Schlaf weiter!", meinte ich und lächelte ihn schwach an. An Harrys Blick konnte ich sehen, dass er mir nicht glaubte, doch er ließ es sein mich zu Fragen was los war und kuschelte sich wieder an mich. Ich sah wieder raus und versuchte das schlechte Gefühl und die Angst zu verdrängen.



Nachdem wir endlich im Flughafen angekommen waren und uns durch eine ziemlich große Directioner Gruppe durchgekämpft hatten, die wohl von unserer Ankunft mitbekommen hatte, stiegen wir in unseren Van und fuhren zu Simon. Als wir ankamen, waren Zayn und Louis bereits da. Wir hatten vor nochmal alles durchzusprechen. Harry betrat vor mir als erster das Büro und ich nach ihm. Mein Blick fiel als erstes auf Louis, der neben Zayn auf einem der Stühle saß und dessen Hand hielt. Zayn sah sofort auf als wir reinkamen und für einen Moment herrschte eisige Stille im Raum. Ich konnte die Gesichtsausdrücke und Emotionen der anderen nicht deuten. Am liebsten hätte ich kehrt gemacht und wäre raus gerannt. Weg, einfach weg und zurück nach Irland mit Harry. Alles wieder vergessen und abschalten. Nachdem wir uns alle schweigend angesehen hatten, stand Zayn auf und gegen meine Erwartungen schloss er Harry und mich gleichzeitig in die Arme. Louis tat es ihm gleich, nachdem er einige Sekunden gezögert hatte und selbst Simon schloss dich der Kuschelgruppe an. Wir standen einfach da und hielten uns fest. Das erste Mal seit langem wieder. Keiner weinte, oder sagte ein Wort. Nachdem wir uns alle nach einiger Zeit wieder gelöst hatten, fing Zayn als erster an zu reden:

"Wir haben euch vermisst!"

"Wir euch auch!", nuschelte Harry und sah ab und an mal zu Louis hoch, der wiederrum öfter zu Zayn sah. Es versetzte mir einen leichten Stich, doch ich riss mich zusammen. Wir setzten uns alle und nach ein wenig Smalltalk besprachen wir dann, was wir am Konzert machen würden. Am Ende verließen wir zusammen das Büro und vor der Tür fingen Zayn und Harry gleichzeitig an zu sagen:

"Ich muss euch was sagen..." Wir fingen alle vier an zu lachen, hörten aber schnell wieder auf und sahen betreten zu Boden, bevor Harry zuerst anfing.

"Louis ich.. wir... müssen mal reden..."

Ich sah ihn etwas verwundert an, konnte mir dann aber denken worum es ging. Lou nickte dann ergriff Zayn das Wort und was er uns erzählte, war etwas, womit ich nie gerechnet hatte.

The Truth - Zayn

Flashback 23.05.2013

Es war der Horror. Ich fühlte mich schrecklich und der verdammte Alkohol machte es nicht besser. Ich beachtete die Mädchen nicht, die mich aus der Entfernung anschmachteten und diskutierten, ob sie mich ansprechen sollten. Wieso hatte sie Schluss gemacht? Warum? Sie hatte mir noch nicht mal eine Erklärung abgegeben. Einfach nur: Es ist aus. Ihre einzigen Worte. Hatte ich das verdient? Was hatte ich denn falsch gemacht?

"Zayn?" Ich drehte mich nicht um. Die Stimme war mir nur allzu vertraut, doch ich wollte ihn nicht sehen. Ich wollte keinen sehen. Die Mädchen wurden aufgeregter und ich konnte ihre Freude förmlich spüren. Zwei One Direction Mitglieder waren greifbar nahe. Warum sie aber nicht einfach rüber kamen, verstand ich nicht. Aber das war mir auch egal. Ich wollte meine Ruhe. Ich ignorierte Liam, der sich neben mich an die Bar setzte und trank einen weiteren Schluck von meinem Bier. Ich hatte keine Ahnung mehr, was ich schon alles getrunken hatte, aber es schien viel gewesen zu sein, denn meine Sicht war leicht verschwommen und mein Kopf fühlte sich wie benebelt.

"Hey, Zayn! Rede mit mir!"

Ich wollte nicht reden. Ich wollte nicht in Liams mitleidige Augen sehen. Ich konnte zwar immer zu ihm, wenn es mir schlecht ging, mit ihm über alles reden, doch in dem Moment ging es einfach nicht. Ich wollte erst Antworten, bevor ich irgendwem etwas davon erzählte. Ich stand entschlossen auf, knallte dem Barkeeper das Geld hin und zwängte mich durch die Menge hindurch nach draußen. Sie beachteten mich nicht wirklich, weshalb ich sehr froh war. Nur leider folgten mir Liam und die drei Mädchen, die mich schon die ganze Zeit angestarrt hatten.

"Seit ihr nicht Zayn Malik und Liam Payne von One Direction?", fragte die eine aufgeregt und ich sah sie durch meine verschleierte Sicht böse an.

"Und selbst wenn. Lasst mich in Ruhe!", zischte ich sie wütend an und sie wich erschrocken zurück. Während ich versuchte mein Auto aufzusperren, schien Liam mit den Mädchen zu reden und nachdem ich endlich den Schlüssel ins Schloss gesteckt und das Auto aufgesperrt hatte, ließ ich mich auf den Sitz fallen. Ich steckte den Schlüssel ins Zündschloss und drehte ihn um. Der Motor heulte auf und ich wollte schon losfahren, als die Beifahrertür aufging und Liam sich rein setzte.

"Zayn, tu das nicht!", meinte er und wollte mich davon abhalten, doch ich trat das Gaspedal durch und fuhr schlitternd vom Parkplatz. Liam krallte sich am Sitz fest, bleib aber ruhig. Nachdem ich mich in den Verkehr eingefädelt hatte, was ziemlich schwierig war, da ich leicht im Zickzack fuhr, versuchte Liam auf mich einzureden.

"Zayn, was auch immer passiert ist, regel es wann anders. Es ist zu gefährlich, wenn du im betrunkenen Zustand fährst"

"Dann hättest du nicht einsteigen dürfen. Ich werde das regeln, wann ich es will!"

"Bist du verrückt? Ich lass meinen besten Freund doch nicht alleine betrunken fahren. Und wenn du es unbedingt jetzt regeln willst, dann lass mich hinters Steuer!", versuchte er es. Ich bog auf einen Landstraße ab und gab mehr Gas. Es schien keine Menschenseele zu fahren, da es bereits dunkel war und somit war es nicht allzu schlimm, das ich nicht ganz meine Spur halten konnte und mehr auf der Gegenfahrbahn fuhr.

"Verdammt Zayn! Lass den Scheiß und lass mich fahren!", schrie er schon fast, als ich eine Kurve fast nicht richtig erwischte. Sein Gerede nervte mich und ich trat auf die Bremse. Liam und ich zog es nach vorne, doch Liam war wenigstens angeschnallt und wurde sofort wieder in den Sitz zurück geschleudert. Er sah mich etwas böse und trotzdem mitleidig an.

"Du kannst doch nicht einfach mitten auf der Straße halten. Wenn jemand entgegenkommt?", schimpfte er, doch ich hörte nicht weiter auf ihn, schaltete mein Auto aus und stieg aus. Ich lief in die Richtung aus der ich gekommen war und schenkte dem mir nachrufenden Liam keine Beachtung. Wenn er meinte, dann soll er doch machen. Ich ignorierte alles um mich herum und lief stur geradeaus, ohne mich umzudrehen. Ich hörte, wie sich ein Motor näherte, konnte jedoch nicht sagen, aus welcher Richtung. Auf einmal hörte ich nur noch quietschende Reifen, das aufeinander knallen von Metall und etwas schien sich zu überschlagen. alles passierte in Sekundenbruchteilen und bevor ich mich ganz umdrehen konnte, um zu sehen, was soeben hinter mir geschehen war, brauste ein dunkles Auto ohne Licht an mir vorbei und verschwand in die Nacht. Ich sah dem Auto hinterher und dann hinter mich auf die Stelle, an der mein Auto vor wenigen Sekunden noch gestanden hatte. Wo war es hin? Ich spürte den Alkohol deutlich in mir und ich musste mich anstrengen, um überhaupt was zu verstehen. Langsam und schwankend lief ich den Weg zurück. Ich spürte die Kälte nicht, die mich umgab und nahm nichts mehr wirklich war. Was war gerade passiert? War ich schon so alkoholisiert, dass ich nicht mehr sagen konnte, ob ich überhaupt hierher gefahren war? Ich sah mich um, aber da war kein Auto. Das was vor wenigen Minuten an mir vorbei gefahren war, war dunkler als meins, soweit ich in der Dunkelheit erkennen konnte.

"L-Liam?", fragte ich nervös in die Nacht hinaus, bekam aber nur erdrückende Stille als Antwort. Ich lief weiter auf die Stelle zu, an der ich glaubte, dass mein Auto gestanden hatte und sah mich nochmals um. Ich erkannte einen großen dunklen Fleck a Straßenrand, den man nur undeutlich durch den schwachen Mondschein sehen konnte. Langsam begriff mein Hirn, was das war und ich lief, oder besser gesagt schwankte darauf zu, fiel fast den Abhang runter und blieb letzten Endes direkt neben der Fahrertür stehen. Das Auto schien sich überschlagen zu haben und hatte vorne einige Dellen. Es stand auf dem Kopf und das Fenster auf der Beifahrerseite war kaputt. Ich versuchte verzweifelt die Tür auf der Fahrerseite aufzubekommen, ließ es dann aber bleiben und ging einmal um das Auto. Ich schaffte es irgendwie die Tür aufzubekommen und krabbelte in das Innere. Soweit ich erkennen konnte, hatte Liam die Seit gewechselt gehabt, bevor der Unfall passiert war.

"Liam!", rief ich immer wieder, um ihn zu Bewusstsein zu bekommen und versuchte ihn vom Gurt zu befreien und ihn aus dem Auto zu ziehen. Es war alles nicht sehr einfach, da mein Gehirn immer noch benebelt war und meine Gliedmaßen sich schwer anfühlten. Aber es ging um einen meiner besten Freunde. Nachdem ich ihn ins Gras gezogen hatte, ließ ich mich erschöpft neben ihn gleiten und sah ihn verzweifelt und unter Tränen an. Liam schien halb bei Bewusstsein und seine Lider flatterten.

"Zayn?", fragte er schwach. Ich brach vollends in Tränen aus.

"E-es tut m-mir leid Li. I-ch hätte nicht b-betrunken fahren sollen! U-und das A-auto nicht mitten a-auf der Fahrbahn st-stehen lassen!", schluchzte ich. Liam hob schwach seine Hand und legte sie auf meine. Ich konnte überall Verletzungen sehen und ich spürte etwas warmes auf meiner Hand. Doch ich ignorierte es vorerst, und suchte verzweifelt nach meinem Handy um den Rettungsdienst zu rufen.

"Zayn, schon gut. Es ist nicht deine schuld", versuchte er mich mit schwacher, fast kaum hörbarer Stimme zu beruhigen.

"Doch! Ich bin schuld und ich muss den Krankenwagen rufen. Liam es tut mir so leid!", sagte ich mit etwas festerer Stimme und versuchte die Nummer des Krankenhauses einzutippen, doch meine Sicht war so verschwommen, dass ich mich immer wieder vertippte.

"Zayn... tust du mir einen Gefallen?", fragte Liam schwach und ich sah verzweifelt von meinem Handy auf.

"Li..."

"Bitte!"

Ich nickte.

"Pass auf die anderen Jungs auf. Lasst euch nicht unterkriegen und bitte haltet zusammen. Für mich. Versprichst du mir das?", fragte er leise. Ich nickte wieder. Zufrieden schloss Liam seine Augen. Seine Hand entspannte sich und entglitt meiner. Ich registrierte erst zu spät, was soeben passiert war.

"Liam?", fragte ich, doch keine Reaktion.

"Liam!", sagte ich nochmals, diesmal lauter. Ich wiederholte es, rüttelte an ihm und schrie ihn letzten Endes sogar an. Verzweifelt legte ich mein Kopf auf seine Brust, doch ich konnte keinen Herzschlag hören. Ich vergrub mein Gesicht in seinem Shirt, das sich ziemlich nass anfühlte und begann richtig zu weinen. Was hatte ich nur getan?

The last Goodbye - Louis

Ich ergriff Zayns Hand, weil ich genau wusste, dass diese Unterstützung jetzt brauchte, denn ich wusste, dass es alles Andere als einfach für ihn war, das zu erzählen. Der Schwarzhaarige schaute niemand and, sondern richtete seinen Blick auf den Boden und versuchte seine Maske, die er sonst nur mir gegenüber absetzte, bei zu behalten.

Auch Harry und Niall bemerkten, dass es Zayn damit nicht gut ging und waren erstmal geschockt, als sie das hörten. Die Beiden schauten den Halbpakistani ungläubig an und ich nahm ihn in den Arm, weil ich Tränen in seinen Augen sah.

In Nialls Augen sah ich ein gefährliches Blitzen und ich hoffte nur für Zayn, dass der junge Ire ihm jetzt nichts an den Kopf knallen würde. Ich sah zu Harry und gab ihm ein Zeichen, dass wir vielleicht nach dem Konzert noch mal in Ruhe reden sollten. Der Lockenkopf verstand es und meinte: „Niall, wir gehen und lassen das Ganze mal sacken!“ Niall löste sich aus seiner Schockstarre, aber umarmte mich und Zayn zur Verwunderung, bevor er das Gebäude verließ.

In Zayns Wohnung angekommen parkten wir in der Tiefgarage, dass kein Directioner, die zum Teil seit Tagen das Haus belagerten, sah, wie es Zayn ging. Er brauchte jetzt vor allem eins: Ruhe. Wir hatten noch zwei Tage bis zum Konzert und ich hoffte, dass es Zayn soweit gut ging bis dahin. Simon hatte mit den Tontechnikern geredet, dass niemand Liams Part bekommt, sondern wir ihn einfach nur als instrumental durchlaufen lassen würden. Eine Band würden wir ebenfalls nicht bekommen, weil es um Liam und uns ging und nicht um die Band. Niall würde zwar ab und zu Gitarre spielen, aber der Rest wird einfach Playback angespielt.

Ich brachte Zayn, der im Bett lag einen Tee und ließ ihn dann alleine. Der Halbbrite würde mich schon rufen, wenn er mich bräuchte.

Die zwei Tage vergingen wie im Flug und wir mussten gegen zwölf im Stadion sein, damit wir noch einen Soundcheck machen konnten. Danach ging es für uns in die Maske und in unsere Klamotten. Wir hatten auf ein Meet& Greet vor dem Konzert verzichtet, weil wie selbst alle mit uns beschäftigt waren und bestimmt keine Nerven dafür hätten.

Das Wembleystation war einfach riesig, aber wir wollten, dass so viel Directioner wie möglich teilnehmen konnten. Die Karten hatten wir selbst so billig gemacht, dass wir null auf null rauskamen, weil wir nichts an diesem Konzert verdienen wollten. Es war für Liam und da wollten wir kein Geld.

Nach dem Soundcheck hatten wir noch mal Zeit bis wir in die Maske mussten. Niall vertrieb sich die Zeit mit Essen und Gitarre spielen. Zayn starrte aus dem Fenster und sagte einfach nichts. Ich unterhielt mich ein bisschen mit Harry, weil ich diese Stille im Raum sonst nicht ausgehalten hätte.

Natürlich tut es mir weh ihn so mit Niall zu sehen, aber ich war glücklich, dass sich die Beiden gefunden hatten. Ich hatte schließlich auch Zayn gefunden. Er war einfach der Richtige das spürte ich.

Nervös stand ich hinter der Bühne und wartete bis wir endlich drauf gehen konnten. Ich wollte dieses schöne, aber gleichzeitgi auch schreckliche Ereignis ganz schnell hinter mich bringen und am Besten dann mit allen versöhnen!

Ich schaute Zayn hinter der Bühne noch einmal in die Augen, lächelte leicht und ging dann auf die Bühne, als es soweit war. Tausende von Menschen schreien und in mir kam wieder das alte Gefühl hoch, doch als ich meinen Blick über die Mädchen in der ersten Reihe schweifen ließ, sah ich, dass sie weinten. Sie weinten, weil wir uns danach wahrscheinlich auflösen würden. Den Teil mussten wir auch noch hinter uns bringen und ich hatte die tolle Aufgabe gekriegt, dass irgendwie in der Mitte des Konzerts zu Verkünden.

„Hey ihr“, begrüßte Harry die Menge leise. Als er die Bilder an der Leinwand sah, die Liam zeigten, kamen uns allen die Tränen. „Ihr wisst ja warum wir hier sind“, begann er. „Wir wollten heute Liam verabschieden und ihm danken, dass er immer für uns da war! Als bester Freund, Daddy Direction und Bandkollege! Hier ist unser erstes Lied für ihn!“

Die Melodie von Torn wurde angestimmt. Es war der Song, der uns zu dem gemacht hatte, was wir heute sind oder bis vor kurzem waren. Liams Part war gleich der Erste und mir lief eine Träne über die Wange. Zayn kam zu mir und nahm mich in den Arm auch er weinte und wir schauten uns zusammen die Diashow an bis wir dran waren.

Ich war froh, dass ich kein Solo hatte in dem ersten Song und ich drückte Zayn noch einmal fest bevor er sein kleines Solo singen musste. Wahrscheinlich war der erste Song der schlimmste von allen.

Als nächstes sangen wir What makes you beautiful und More than this, wobei Liams Parts immer wieder leise blieben. Selbst die Directioner sangen nicht mit. Bei unseren Parts umso mehr. Ich wischte mir immer wieder die Tränen weg, wenn Liam eingeblendet wurde oder eben die Parts als instrumental blieben, und ich versuchte stark zu bleiben, aber es klappte nicht so ganz…

The last Goodbye - Harry

Ich gab Zayn nicht die Schuld. Ich konnte es nicht und ich wusste auch, dass es Zayn nicht helfen würde, wenn wir ihm die Schuld geben würden. Außerdem konnte man nichts mehr ändern.
Mich befriedigte der Gedanke, dass Liam vor seinem Tod in die Augen eines Menschen sehen konnte, der ihm sehr viel bedeutet hatte. Liam war nicht allein gewesen als er starb und das war etwas, was mir bei der Trauerbewältigung sehr weiter half.
Bei Niall sah das etwas anders aus. Als wir beide in seiner Wohnung ankamen, fegte er den Bilderrahmen mit einem Foto von der Band von der Kommode um Flur, trommelte wütend gegen die Wand und brach schließlich weinend zusammen.
„Scheiße Niall was soll das?“, schrie ich und hob ihn dann vorsichtig hoch, damit er nicht in die Scherben des Rahmes trat oder fasste.
Im Wohnzimmer legte ich ihn auf die Couch und bettete seinen Kopf in meinem Schoß. Langsam streichelte ich seinen Kopf und wartete, bis sein Körper sich nicht mehr vor lauter Weinkrämpfen schüttelte.
„Ich weiß, dass du jetzt sauer auf Zayn bist und ihm vielleicht auch die Schuld an Liams Tod gibst. Aber das bringt nichts und dadurch wird nichts besser.“, murmelte ich und drückte einen kleinen Kuss auf seine Schläfe. Er erwiderte nichts und weinte weiter, bis er einschlief.



Das Konzert war Hölle und Himmel zugleich. Einerseits fühlte ich mich wohl, weil wir endlich wieder sangen und weil wir es für Liam taten, auf der anderen Seite fühlte es sich auch furchtbar an ohne Liam zu singen, ohne ihn hinter der Bühne nervös zu sein und ohne ihn herum zu albern.
Das Schlimmste war, als Louis kurz vor Ende von ‚More Than This‘ weinend zusammenbrach und sein Gesicht gegen seine Knie drückte. Bevor ich mich überhaupt bewegen konnte, kniete Zayn schon neben ihm und flüsterte ihm irgendwas ins Ohr. Erschrocken musste ich feststellen, dass ich zwar eine kleine Eifersucht spürte, aber sie nicht sehr stark war. Ich war über Louis hinweg, ich hegte keine Gefühle mehr für ihn, die über Freundschaft hinausgingen.
Allerdings war es auch etwas Gutes, ich wusste, dass meine Gefühle voll und ganz Niall gehörten, so wie es auch sein sollte.
Niall stand auch gerade neben mir, als ich Louis und Zayn beobachtete, sein Gesicht spiegelte die Sorge wieder, die auch ich hatte. Führsorglich legte ich meinen Arm um seine Schultern und zog ihn zu mir heran, gleichzeitig hob ich mein Mikro, um etwas zu sagen, bevor der nächste Song laufen würde.
„Ich denke, ihr werdet es uns nicht übel nehmen, wenn wir mal einen Moment Pause machen, oder?“ Die Fans waren leise, keiner sagte etwas, also gingen Niall und ich zu den anderen beiden und zusammen mit Zayn schafften wir Lou erst einmal von der Bühne.
Mitarbeiter brachten uns Wasser und Niall und ich ließen Zayn allein, um Louis zu beruhigen. Ich hatte das Gefühl, dass die beiden inzwischen eine ganz besondere Verbindung aufgebaut hatten, ähnlich wie Niall und ich und ich hatte auch das Gefühl, dass Zayn Louis in diesem Moment am ehesten helfen konnte.
Ein Stück von den beiden entfernt ließ ich mich an der Wand zu Boden gleiten und schloss kurz die Augen. Ich spürte wie sich jemand neben mich setzte und ich wusste auch, dass es Niall war. Erschöpft ließ er seinen Kopf auf meiner Schulter nieder.
„Na?“, murmelte ich und verschränkte unsere Finger zwischen uns.
„Ich vermisse ihn.“, antwortete Niall, aber es war anders als sonst. Er sagte es so, als sei er mehr über den Verlust hinweg als noch vor ein paar Tagen. Das war gut.
„Ich vermisse ihn auch.“, gab ich ehrlich zu und Niall seufzte kaum hörbar.
„Versprichst du mir, dass du bei mir bleibst? Ich kann nicht noch jemanden verlieren und ich habe Angst, dass wir Zayn und Louis verlieren, wenn das hier vorbei ist, weil Liam nicht mehr da ist und alles auseinander bricht.“ Mit seinen großen, blauen Augen sah Niall mich an und ich hauchte einen Kuss auf seine Stirn.
„Natürlich bleibe ich bei dir. Aber ich glaube auch nicht, dass wir die anderen verlieren werden.“, antwortete ich und schon winkte uns Zayn zu sich herüber.
„Wir können weiter machen.“, meinte er und Louis lächelte uns schwach an.
„Du musst nicht singen, wenn du es nicht schaffst. Es reicht, wenn du dabei bist.“, ermutigte ich ihn und alle zusammen gingen wir zurück auf die Bühne. Nun wirklich das letzte Mal für immer, oder zumindest eine lange Zeit, dass wir gemeinsam eine Bühne betreten würden.

The last Goodbye - Niall

Ich war geschockt nach Zayns Worten und blieb starr sitzen, nicht fähig irgendwas zu sagen. Ich starrte den Halbpakistani einfach nur an. In mir regte sich Wut. Wut darüber, dass Zayn schuld an Liams Tod hatte. Ich hätte ihm am liebsten alles Mögliche an den Kopf geknallt, doch als ich Zayn stumm dasitzen sah, bemüht normal zu wirken, ließ ich es. Irgendwie konnte ich ihn auch verstehen. Ich bekam Harrys Worte nur am Rande mit. Ich umarmte Zayn und Louis zum Abschied und lief Harry dann hinterher. Zuhause angekommen schmiss ich erst mal aus Wut einen Bilderrahmen runter. Harry versuchte mich zu beruhigen, doch ich brach einfach weinend zusammen und bekam nichts mehr wirklich mit. Zayns Worte hatten ein einziges Gefühlschaos bei mir verursacht. Ich war wütend, andererseits konnte ich ihn verstehen. Ich wusste einfach nicht mehr wo vorne und hinten war. Und bald war das Konzert. Ob ich das schaffen würde...



Nachdem sich Louis wieder einigermaßen gefasst hatte, betraten wir zusammen das wahrscheinlich letzte Mal die Bühne. Was sich uns da bot, war überwältigend und traurig zu gleich. Jeder einzelne Fan stand mit erhobenen Armen da. In der einen eine Lichtquelle, zum großen Teil Handy und in der anderen ein Zettel. Das Ganze ergab ein großes Bild wo Liam we love you stand. Harry neben mir fing auf einmal an hemmungslos zu weinen. Ich nahm ihn Arm und versuchte ihn zu trösten. Im Hintergrund wurden Twitter Nachrichten gezeigt. In den meisten stand: Liam we miss you! Liam we love you! Liam think about you! You'll always stay in our hearts!

Überwältigt und halbwegs wieder gefangen hatten, sangen wir noch den Rest, bis das Ende kam. Um die anderen zu entlasten, die alle ziemlich fertig aussahen und ich mich noch am meisten halten konnte, trat ich vor und begann zu reden.

"Wir danken euch, dass ihr mit dabei wart... bei unserem vorerst letzten Konzert. Wir haben entschieden, und ich hoffe ihr versteht uns, dass wir unter dem Namen ´One Direction´ nicht weiter machen werden. Ob wir irgendwie weiter machen werden ist ungewiss, wir brauchen Zeit um uns darüber klar zu werden. Bevor das hier zu Ende ist, gibt es noch ein Lied. Wir haben es zusammen geschrieben, als... als Liam noch lebte. Es wird niemals veröffentlicht, aber wir wollen es für euch zum Abschluss singen.", Zum Ende hin wurde meine Stimme immer schwächer. Während die Band die Töne von Story of my life begannen, stellte wir uns zusammen und hielten uns in den Armen, während wir das letzte Mal zusammen als One Direction sangen. Die Halle erfüllte ein Lichtermehr und es war so still, während die Directioner unserem Lied lauschten.

Nachdem das Lied zu Ende war, gingen wir von der Bühne und auf der Leinwand wurden zum endgültigen Abschluss Bilder und Videos gezeigt.

Wir selbst wollten uns das nicht antun, da die anderen eh fast vor einem Zusammenbruch standen. Wir verschwanden in unserem Tourbus, machten es uns bequem und fingen an zu Reden. Die ganze restliche Nacht und den Morgen hindurch redeten wir, sahen uns Tweets zum Konzert an und konnten sogar zum ersten Mal seit langem wieder offen zueinander sein und zusammen lachen.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 15.06.2013

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
An alle Crazy Mofos und vorallem an die, die uns immer unterstützen und unsere Bücher/Kurzgeschichten lesen ♥ Danke

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