Es würde regnen, der blonde Junge konnte es riechen. Noch so eine Eigenschaft, bei der er nicht wusste, ob er sie lieben oder hassen sollte. Allerdings hatte sie ihn vor kräftigen Regenschauern auf seinem Weg von Irland nach London geschützt.
Nun saß er auf einer Treppe vor einem Wohngebäude in London und wusste nichts mit sich anzufangen. Er hatte es geschafft endlich weg zu kommen und er wollte immer nach London, ohne triftigen Grund. Jetzt wo er da war, wusste er nicht, was er tun sollte.
Seine Füße taten ihm weh. Man hatte ihm beigebracht auf zwei Beinen zu laufen und er fand es noch immer komisch, außerdem war es ihm viel zu anstrengend. Leider aber auch nötig, um nicht aufzufallen.
„Hey, kann ich dir helfen?“ Überrascht hob der Junge den Kopf und sah in das Gesicht eines Lockenkopfes, strahlend grüne Augen blitzten ihm entgegen und ein Lächeln lag auf den Lippen des Unbekannten. Nervös zog der Blonde seine Kapuze weiter über den Kopf und versuchte den Drang zu unterdrücken, unruhig mit seinem Schwanz zu schlagen, den er unter seinem Hoddie versteckt hatte. Auch das Verstecken hatte er gelernt, er war ein Meister darin.
„Du siehst ziemlich durchgefroren aus, willst du mit nach oben kommen?“, fragte der Unbekannte und der Blonde überlegte einen Moment. Es war gefährlich für ihn Menschen zu vertrauen, aber da er sowieso nicht wusste, was er tun sollte, nickte er und stand auf. Außerdem wollte er es nicht riskieren in einen Regenschauer zu geraten. Er hasste Regen.
„Ich bin Harry.“, stellte der andere sich vor und streckte seine Hand aus. So machten es die Menschen, so begrüßte man sich, also ergriff der Blonde nach kurzem Zögern die Hand. „N-Niall.“, antwortete der Blonde. Er war sich nicht sicher, ob er wirklich so hieß, aber sein Besitzer hatte ihn immer so genannt und an einen anderen Namen konnte er sich nicht erinnern. Außerdem mochte er den Namen, auch wenn er seinen Besitzer nicht gemocht hatte. Aber er war ja auch nun nicht mehr das Eigentum eines anderen, diese Zeit war vorbei.
Harry war ein vielseitiger Mensch. Er arbeitete tagsüber drei Tage die Woche in einer Bäckerei und an den Wochenenden trat er abends in kleinen Kneipen oder Clubs auf, dann war er Sänger. Ab und zu jobbte er als Kurier und lieferte Post und Pakete an große Unternehmen aus. Er machte immer das, was er wollte oder arbeitete dort, wo man ihn gerade brauchte.
Seine Heimatstadt hatte er verlassen, kaum dass er 18 geworden war. Damit hatte er seiner Mutter das Herz gebrochen, aber sein Stiefvater hatte ihn gehasst, Harry hätte es dort nicht noch länger ausgehalten. Allerdings hatte der Umzog nach London auch bedeutet, dass er die Schule abbrechen musste, aber das war es ihm wert gewesen. Mit einem guten Abschluss hätte er eh nichts anfangen können, tief in seinem Herzen war er ein Musiker und er würde der Welt schon noch zeigen, was er alles drauf hatte.
Harry war auch sehr Kontaktfreudig und der Fremde, der vor der Tür seines Wohnhauses saß, schien ihm irgendwie verloren und Harry konnte ihn ja nicht einfach so da sitzen lassen. Deswegen hatte er ihn auch zu sich eingeladen und er freute sich, weil der Fremde angenommen hatte.
„Du kannst die Kapuze absetzen.“, lachte Harry, als sie seine Wohnung im obersten Stock erreicht hatten. Niall schüttelte nur den Kopf und folgte dem Schulter zuckenden Harry in dessen Küche.
„Möchtest du Tee?“ Niall hatte keine Ahnung, wie Tee schmeckte, sein Besitzer hatte sich manchmal welchen gemacht, aber Niall durfte ihn nie probieren. Die einzigen Getränke, die der Blonde kannte, waren Wasser und Milch. „Ja.“, stimmte er trotzdem zu.
Harry war aufgefallen, dass sein Gast sehr wortkarg war, aber das störte ihn nicht. Vielleicht war er ja auch einfach nur schüchtern oder hatte einen schlechten Tag gehabt.
Er reichte seinem Besuch die dampfende Tasse und dieser hob das Getränk an seine Lippen. „Pass auf, das ist doch heiß!“, rief Harry noch, aber da war es schon zu spät und Niall ließ vor Schreck die Tasse fallen. Ein Schmerzenslaut drang aus seinem Mund und hörte sich verdächtig nach einem Miau an und Niall schlug die Hände vor seinen Mund, während er mit weit geöffneten Augen zwischen Harry und dem Fußboden hin und her sah.
„Tut es doll weh? Willst du ein Glas Wasser?“, fragte Harry besorgt, der Blonde schüttelte den Kopf und kniete sich nieder, um die Scherben einzusammeln. „Ich mach das schon, bevor du dich schneidest.“ Harry kniete sich neben Niall. „Du hast geklungen wie eine Katze.“, kicherte der Lockenkopf und Niall starrte ihn an. „I-ich bin keine K-Katze.“
Es fiel ihm schwer ganze Sätze zu sprechen. Er hatte er erst sehr spät gelernt überhaupt etwas zu sagen, was englisch klang und viele Dinge verstand er nicht, sein Vokabular war ziemlich begrenzt. Zudem war es für Niall nicht einfach mit den spitzen Zähnen und der schmalen Katzenzunge vernünftig zu reden, er stotterte etwas und beschränkte sich deswegen meistens auf einzelne Worte.
„Das hab ich doch auch gar nicht gesagt.“, entschuldigte Harry sich, verwundert über die Reaktion seines Gastes. Zusammen sammelten sie die Scherben ein und Harry holte einen Lappen, um den Tee aufzuwischen.
„Sorry.“ Harry winkte ab und machte Niall einen neuen Tee. Diesem war das Missgeschick äußerst peinlich. Aber woher hätte er auch wissen können, dass Tee so heiß war? Seine Zunge fühlte sich noch immer etwas taub an.
Die beiden setzten sich schließlich vor den Fernseher. Niall wusste, was das war, aber er durfte bei seinem Besitzer nicht dabei sein, wenn dieser Fernsehen geguckt hatte. Der Blonde war begeistert von den bewegten Bildern und hätte sich am liebsten genau vor den Bildschirm gesetzt, da sein Gastgeber aber auf dem Sofa saß, blieb Niall ebenfalls dort sitzen, um keinen komischen Eindruck zu hinterlassen.
„Wo kommst du eigentlich her?“, fragte Harry und wendete seinen Blick vom Fernseher ab, um Niall anzusehen. Dieser hatte gar nicht mitbekommen, dass der Lockenkopf versuchte ein Gespräch mit ihm anzufangen, er war viel zu begeistert von dem, was er sah, ein Fußballspiel.
„Niall?“, versuchte Harry es erneut und lächelte, als er sah, wie fixiert sein Gast auf den Fernseher war. Egal, wie seltsam der Blonde sich benahm, Harry fand es nicht komisch, sondern eher interessant.
„Niall!“ Dieses Mal reagierte der Angesprochene und drehte sich zu Harry, einen entschuldigenden Ausdruck im Gesicht. „Du magst Fußball?“ Niall zuckte mit den Schultern, er wusste nicht was Fußball war, aber wenn es das war, was er gerade gesehen hatte, dann mochte er es wahrscheinlich.
„Wo kommst du her?“, wiederholte Harry und sah Niall an. „Irland.“ „Und was hat dich noch London verschlagen?“
Harry lächelte Niall so freundlich an, dass dieser sich sofort willkommen fühlte. Er konnte sich nicht an sein ganzes Leben erinnern, aber noch nie hatte ihn jemand so angelächelt. Als Kind war er zu seinem Besitzer gekommen, hatte für ihn gekocht und geputzt, Wäsche gewaschen, war einkaufen gegangen und hatte alles für ihn getan. Wenn er seine Aufgaben nicht richtig erledigt hatte, hatte er Niall geschlagen.
Das alles nur, weil Niall einfach kein richtiger Mensch war. Die Leute traten ihm misstrauisch gegenüber, für sie war er ein Tier und kein Mensch, er hatte keine gerechte Behandlung verdient.
„Alles okay?“ Vorsichtig legte Harry dem Blonden eine Hand auf den Arm und Niall zuckte erschrocken zusammen. „Tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken.“, entschuldigte Harry sich schnell und zog seine Hand zurück.
„Ich…Ich muss g-gehen.“, stammelte Niall und sprang auf. Dabei rutschte ihm die Kapuze von Kopf. Schnell versuchte er sie sich wieder über die verräterischen Ohren zu ziehen, aber es war schon zu spät, Harry hatte sie gesehen und starrte Niall mit offenem Mund an. Dieser stand da wie erstarrt und wusste nicht, was er tun sollte.
Langsam stand Harry auf, er wollte
seinen Gast nicht erschrecken. „Du…du
hast…Katzenohren?!“, fragte er ungläubig und Niall
senkte den Kopf. Er zupfte etwas an seinen Klamotten herum und kurz
darauf schlug ein Katzenschanz hinter seinem Rücken nervös
hin und her.
„Oh.“, machte Harry und streckte eine
Hand nach Niall aus, dieser wich zurück und duckte sich etwas.
„Ganz ruhig, ich tu dir nichts.“, flüsterte der
Lockenkopf und hob beide Hände. „Du f-findest mich
b-bestimmt genau so…so komisch, w-wie alle a-anderen.“,
stotterte der Blonde und bewegte unruhig seine Ohren.
„Nein,
tue ich nicht. Ich bin nur überrascht. Darf…darf ich
deine Ohren anfassen?“ Energisch schüttelte Niall den
Kopf. „D-Du wirst mir w-weh t-tun.“ „Nein, ich
werde ganz vorsichtig sein. Ich verspreche es.“ Langsam ging
Harry auf den Blonden zu und streckte seinen Arm aus.
„Ich
bin vorsichtig.“, flüsterte er und legte seine Hand auf
Nialls Kopf, genau zwischen die Ohren. Langsam bewegte der Lockenkopf
die Finger zum rechten Ohr des Blonden und strich darüber, als
seine Finger den Ansatz berührten, schnurrte Niall und hörte
auch sofort wieder damit auf. Mit aufgerissenen Augen sprang er ein
Stück zurück.
Nialls Besitzer hatte ihm immer verboten
zu schnurren, er sollte sich benehmen. Außerdem hatte er ihm
oft gegen die Ohren geschlagen, eine von Nialls empfindlichsten
Stellen. Manchmal, wenn kleine Kinder zu Besuch gewesen waren, hatten
diese an seinen Ohren gezogen. Noch nie hatte jemand sie so sanft
berührt.
„Scht, ist okay. Ich wusste nicht, dass du
schnurren kannst. Das muss dir doch nicht unangenehm sein.“,
versuchte Harry den anderen zu beruhigen. Niall ob vorsichtig den
Kopf. „I-Ich darf n-nicht.“, murmelte er und ließ
sich an der Wand, bis zu der er zurück gewichen war, hinunter
gleiten.
„Was darfst du nicht?“, fragte Harry und ging
vor dem Blonden in die Knie. „Schnurren.“ „Ich weiß
nicht, wer das gesagt hat, aber du darfst das, wenn du hier bist. Mir
macht das nichts aus. Ich finde das niedlich.“ Niall mauzte
überrascht und schlug sie die Hand vor den Mund. „Du
kannst miauen? Was bist du?“ Eindringlich sah Harry seinen Gast
an. „I-Ich weiß nicht. Ein M-Mensch. Eine K-Katze.
I-Irgendwas. B-Bitte schlag m-mich nicht o-o-oder bring m-mich
w-weg.“, flehte der Kleinere und Harry streckte die Arme nach
ihm aus, was den Blonden erneut zusammen zucken ließ.
„Alles
ist gut. Ich will dich nur umarmen.“ Niall versteifte sich, als
Harry seine Arme um ihn legte, aber als dessen großen, warmen
Hände sanft über seinen Rücken strichen, entspannte
Niall sich ein wenig. Als Harry vorsichtig Nialls Nacken kraulte,
schnurrte dieser erneut.
„Es ist okay.“, flüsterte
Harry und dieses Mal hörte Niall nicht wieder auf. „Siehst
du, ich tue dir nichts.“ Der Lockenkopf ließ Niall wieder
los. „Willst du mir erzählen, wie du hier her gekommen
bist und warum überhaupt?“
Niall nickte, also stand
Harry auf und reichte seinem Gast die Hand. „Komm, wir setzen
uns auf die Couch, das ist bequemer.“ „D-Da wo i-ich
h-h-her komme, d-durfte ich d-das nie.“ Harry schüttelte
den Kopf. „Vergiss einfach, was du alles nicht durftest, hier
darfst du alles, was ich auch tue.“ Zögernd ergriff Niall
die Hand des Lockenkopfes und ließ sich hochziehen.
Sie
setzten sich wieder auf Harrys kleine Couch und Niall begann zu
erzählen. Er erzählte, dass er schon sein ganzes Leben bei
seinem Besitzer verbracht hatte und Harry war schockiert, weil Niall
einen solchen gehabt hatte. Niall wusste nichts über seine
Eltern oder wo er her kam. Er erzählte, dass sein Besitzer ihn
geschlagen hatte und dass er alle tun musste, was von ihm verlangt
wurde und dass er vieles nicht durfte.
Niall erzählte, dass
er schon immer nach London wollte, weil er einmal etwas über
London in einem Buch gesehen hatte, es waren nur Bilder gewesen,
Niall konnte nicht lesen. Dann war er weg gelaufen und war heimlich
auf Zügen mitgefahren oder war gelaufen, irgendwie hatte er es
nach London geschafft.
„Du kannst hier bleiben, wenn
du das möchtest. Ich verdiene genug Geld, damit wir da beide von
Leben können.“, bot Harry nach Nialls Vortrag an und der
Blonde sah ihn überrascht an. „A-Aber w-warum bist d-d-du
so n-nett zu m-mir?“ Er war es nicht gewohnt, dass Menschen
freundlich zu ihm waren.
„Das, was dir passiert ist, ist
schrecklich und ich möchte dir helfen.“, erklärte
Harry. „Ich bin auch froh, wenn ich ein bisschen Gesellschaft
habe und ich mag dich.“ Harry mochte Niall tatsächlich, er
konnte nicht erklären warum, aber der Kleinere war ihm auf eine
seltsame Art und Weise sympathisch und Harry hatte das Gefühl
ihn beschützen zu müssen.
„W-Was muss i-ich d-dann
tun?“ „Du musst nichts tun. Du bist jetzt frei und darfst
machen, was du willst.“, wiederholte Harry, anscheinend wollte
oder konnte Niall das einfach nicht glauben.
„Pass auf, ich
zeige dir jetzt, wo das Bad ist und dann gebe ich dir ein paar
Klamotten, okay?“, schlug Harry vor, als ihm auffiel, wie
verdreckt die Sachen des Blonden waren. „Du g-gibst mir
e-einfach s-so Sachen?“, wunderte Niall sich, folgte dann aber
dem lächelnden Lockenkopf.
„Hier kannst du duschen und…“
„N-Nein! B-B-Bitte n-n-nicht!“, schrie Niall sofort und
drückte sich in die letzte Ecke des Raumes. „Hey, alles
ist gut. Du musst nicht duschen, wenn du das nicht willst.“,
versuchte Harry seinen aufgeregten Gast du beruhigen und ging
vorsichtig auf ihn zu. „I-Ich…I-Ich m-musste i-i-immer
duschen, m-m-mein B-Besitzer h-hat mich g-g-gezwungen.“,
stammelte der Blonde verzweifelt, Harry spürte, dass er
zitterte, als er eine Hand auf die Schulter seines Gegenübers
legte.
„Ich zwinge dich nicht dazu. Magst du Wasser gar
nicht oder magst du nur Duschen nicht?“ „I-Ich mag e-es
nicht, w-wenn Wasser von o-oben kommt, w-w-wie R-Regen.“,
erklärte Niall und presste die Sachen an sich, die Harry ihm
gegeben hatte. „Guck mal.“ Harry ging zur Dusche. „Du
kannst den Duschkopf abnehmen und ihn dahin halten, wo du willst und
du kannst auch einstellen, wie warm das Wasser sein soll und wie viel
Wasser aus der Dusche kommen soll.“, demonstrierte Harry und
Niall nickte langsam.
„I-Ich versuche e-es.“,
beschloss er und Harry lächelte. „Du kannst mich rufen,
wenn was ist.“, bot der Lockenkopf an und verließ dann
das Bad, damit Niall in Ruhe duschen, oder was auch immer, tun
konnte.
Harry kam es vor wie eine glückliche
Fügung, dass er sich für den Rest der Woche freigenommen
hatte, denn es war gerade einmal Dienstag. So konnte er in Ruhe
seinen Gast kennen lernen, zumindest, wenn dieser bleiben wollte.
Harry hoffte das, denn er mochte Niall und er wollte ihm zeigen, wie
schön ein Leben sein konnte, wenn man tun und lassen konnte, was
man wollte.
Außerdem war Harry sich sicher, dass es bestimmt
noch mehr Menschen, wie Nialls Besitzer gab und diese den Blonden
sofort wieder einsperren und für sich beanspruchen würden
und das wollte er Niall ersparen.
„Ich b-bin jetzt
f-fertig.“ Harry sah lächelnd zu Niall, der etwas verloren
im Türrahmen zum Wohnzimmer stand. „Du kannst deine alten
Sachen in den Wäschekorb im Bad werfen und ich werde sie
waschen. Außerdem sollten wir dir vielleicht ein paar Sachen
kaufen, meine sind dir zu groß.“, lachte der Lockenkopf
und Niall sah an sich herunter.
Tatsächlich war das Shirt,
das er trug, ganz schön lang und die Hose rutschte ihm fast von
den schmalen Hüften. „D-Das g-geht schon. Du m-m-musst mir
n-nichts kaufen. I-Ich mag d-diese S-Sachen.“ Niall gefielen
die Sachen wirklich, sie waren so schön locker und bequem, so
etwas hatte er nie gehabt.
„Na schön, für Zuhause
geht das ja, aber wir sollten dir zumindest ein oder zwei Hosen und
ein paar Oberteile kaufen, wenn du nach draußen gehen möchtest.
Ich kann dir dann eine Mütze geben, die du über seine Ohren
ziehen kannst.“ Niall nickte und setzte sich schüchtern an
das Ende des Sofas.
„Du darfst dich ruhig richtig
hinsetzen, du kannst auch die Beine hochnehmen, so wie ich das
mache.“, bot Harry an und deutete auf seine Beine, die er auf
der Couch ausgestreckt hatte. „Fühl dich wie Zuhause.“,
ergänzte er und Niall starrte ihn an. „Zuhause? A-Also
s-so als w-wenn i-ich hier w-wohne und das m-mir gehört?“,
fragte er ungläubig und Harry nickte, lächelte nachsichtig.
„Ich hab doch gesagt, du wohnst jetzt auch hier. Natürlich
nur, wenn du das willst.“ „I-ich würde d-d-das schon
g-gern.“, meinte Niall schüchtern und knetete seine Hände.
„Gut, dann kannst du hier bleiben.“, beschloss Harry und
grinste.
Ein Blick auf die Uhr verriet dem Lockenkopf, dass es
Zeit zum Abendessen war. „Ähm…was isst du denn
so?“, fragte er Niall und der zuckte mit den Schultern.
„Meistens h-hab ich M-Milch bekommen u-und B-Brot. O-Oder
Nudeln oder R-Reis.“ „Gut, dann kochen wir jetzt Nudeln
mit Tomatensoße.“, beschloss Harry und hielt Niall seine
Hand hin, um ihn vom Sofa hoch zu ziehen.
Zusammen begaben die
beiden sich in die Küche und Harry kramte in den Schränken
nach den benötigten Zutaten, während Niall schüchtern
herum stand und nicht wusste, was er tun sollte. „Setz dich
ruhig irgendwo hin. Auf die Arbeitsplatte oder an den Tisch oder
so.“
„I-Ich mag H-Höhen.“, erklärte
Niall und schwang sich geschmeidig auf die Arbeitsplatte. Er
verschränkte die Hände in seinem Schoß und baumelte
ein bisschen mit den Beinen. Harry kam nicht drum herum, das niedlich
zu finden.
Der Lockenkopf setzte das Wasser auf und mischte schon
etwas Tomatenmark mit ein paar Kräutern, bis das Wasser kochte
und er die Nudeln hinein tun konnte. „Ich habe die ganze Woche
frei, aber normalerweise arbeite ich in einer Bäckerei und am
Wochenende singe ich meistens irgendwo.“, versuchte Harry ein
Gespräch in Gang zu bringen.
„W-Wenn du w-willst,
k-k-kann ich a-auch a-arbeiten.“, schlug Niall vor und Harry
schüttelte den Kopf. „Nein, das musst du nicht. Es ist
bestimmt nicht einfach dich dabei zu verstecken und ich verdiene
genug Geld. Außerdem schickt mir meine Mutter manchmal
Geld.“
Nialls Magen knurrte laut und er presste die Hände
darauf, Harry lachte leise. „Wann hast du denn das letzte Mal
was gegessen?“, wollte er wissen und Niall zuckte mit den
Schultern. „I-Ich weiß n-nicht mehr g-genau.“ „Dann
wird es Zeit, dass du etwas in den Magen bekommst.“
Er
lächelte Niall an und holte schon einmal Teller aus dem Schrank,
dann hängte Harry ein Sieb in die Spüle und drehte den Herd
ab. Vorsichtig, um das heiße Wasser nicht ab zu bekommen,
schüttete er die Nudeln in das Sieb und wedelte ein bisschen mit
der Hand, damit der Dampf sich verzog.
Niall sprang von der
Arbeitsfläche und nahm beide Teller in die Hand, damit Harry
ihnen was auf tun konnte. „S-so viel?“, fragte Niall
ungläubig, als er sah, dass Harry ihm genauso viel auftat wie
sich selbst. „Natürlich, du sollst doch satt werden.“
Harry goss Soße über beide Portionen, nahm Niall seinen
Teller ab und deutete dann auf den Tisch. Nach kurzem Zögern
folgte der Blonde Harry und setzte sich ihm gegenüber.
„Ich
d-durfte n-nie am T-Tisch sitzen.“ „Es tut mir so leid,
was man mit dir getan hat.“, seufzte Harry und legte eine Hand
auf Nialls Arm, der auf dem Tisch ruhte. „Ich verspreche dir,
dass ich nie so sein werde.“ Der Blonde lächelte dankbar
und griff zu seiner Gabel.
Die beiden aßen schweigend und
Niall fühlte sich mehr als wohl. Noch nie war jemand so nett zu
ihm gewesen und noch nie hatte er so viel gedurft und Harry machte es
auch gar nichts aus, wenn er sich komisch verhielt. Es nervte den
Blonden nur, dass er immer noch stotterte. Er würde gerne so
schön reden können wie sein Gastgeber, aber er bekam es
einfach nicht. Er war es auch nicht gewohnt so viel zu reden, er
durfte nie viel reden. Vielleicht würde Niall es mit der Zeit
noch lernen.
„Du kannst in meinem Bett
schlafen und ich schlafe auf der Couch.“, beschloss Harry
später, als beide müde wurden und schlafen wollten.
„A-Aber, das i-ist d-doch dein B-Bett!“, protestierte
Niall und Harry schüttelte lächelnd den Kopf. „Das
ist schon okay.“ „A-Aber es i-ist s-s-so groß,
w-wir können d-d-doch beide d-darin s-schlafen. I-Ich kann
a-auch auf den B-Boden schlafen, das m-musste ich s-sonst auch
i-i-immer.“ „Kommt gar nicht in Frage! Aber wenn es dich
nicht stört dann können wir hier beide schlafen.“
„I-Ich h-hab Angst a-allein und w-wenn es d-dunkel ist. Er
h-hat mich i-immer e-eingesperrt w-wo kein F-Fenster und k-kein
L-Licht war.“, erzählte Niall leise und senkte den Kopf,
seine Wangen brannten und waren sicher rot.
„Dann bleibe ich
bei dir, dann musst du keine Angst haben. Wir können auch die
Vorhänge auf lassen, dann kommt Licht herein.“ Vorsichtig
nickte Niall und er war wirklich dankbar, weil Harry so viel
Verständnis hatte. „Danke.“, flüsterte er und
krabbelte auf einer Bettseite und die Decke. Dort machte er sich so
klein und schmal wie möglich, einmal, weil er immer so schlief,
weil er sonst gefroren hätte, und auch, damit er Harry keinen
Platz wegnahm.
„Du kannst ruhig weiter ins Bett rutschen.
Nimm dir so viel Platz, wie du brauchst.“, meinte Harry, als
hätte er Nialls Gedanken gelesen. Dann löschte der
Lockenkopf das Licht und legte sich auf die andere Seite des
Bettes.
„Schlaf gut, Niall.“ „D-Du auch,
H-Harry.“
Am nächsten Morgen wurde Harry
wach, weil es intensiv nach Kaffee und Pancakes roch. Irritiert
setzte er sich in seinem Bett auf und sah sich um, Niall war nicht
da, also stand er auf machte sich auf die Suche nach dem
Blonden.
Harry fand ihn in der Küche, sein Gast stand am Herd
und goss gerade den letzten Teig in eine Pfanne.
„Guten
Morgen. Was ist denn hier los?“, fragte Harry und Niall drehte
sich zu ihm um. „Ich h-hab Frühstück g-g-gemacht, so
w-wie ich das i-immer gemacht h-habe.“, erklärte der
Katzen-Junge und deutete auf den gedeckten Tisch. „I-Ich wusste
n-nicht, ob d-du lieber T-Tee o-oder Kaffee m-magst, d-deswegen hab
ich b-b-beides gemacht.“
„Das wäre doch gar nicht
nötig gewesen. Du musst nicht für mich kochen.“ Harry
nahm Niall den Pfannenwender aus der Hand und machte eine
Kopfbewegung zum Tisch. „Iss schon mal, bevor die ersten
Pancakes kalt werden.“ Zögerlich setzte Niall sich und
nahm sich genauso vorsichtig etwas zu Essen.
„Jetzt greif
schon zu.“, ermutigte Harry ihn und beförderte den
Pancake, mit Schwung aus seinem Handgelenk, in die Luft, wo dieser
sich drehte und schließlich auf der anderen Seite wieder in der
Pfanne landete.
„D-Das will ich a-auch k-können!“,
staunte Niall und der Lockenkopf grinste. „Ich kann es dir
irgendwann beibringen, wenn du willst. Aber jetzt essen wir erst
einmal und überlegen, was wir heute machen.“ Harry legte
den Pancake zu den anderen und setzte sich dann zu Niall an den
Tisch.
„Was willst du denn heute machen? Klamotten kaufen,
hier bleiben und Filme gucken, nach draußen gehen?“,
fragte er und Niall zuckte unentschlossen mit den Schultern. „S-Sonst
habe i-ich immer g-g-geputzt o-oder gekocht o-oder aufgeräumt.
I-Ich d-durfte n-nie was machen.“ Harry seufzte. „Okay,
dann bleiben wir heute erst einmal hier und du erzählst mir ein
bisschen was über dich.“, beschloss er.
„A-Aber
i-ich stott-ttere.“, protestierte der Blonde und sah beschämt
auf seinen Teller. „Na und? Das kriegen wir auch noch hin, dann
üben wir halt ein bisschen Sprechen. Hör mal, es stört
mich nicht, dass du stotterst oder manche Sachen nicht kennst oder
dass du Katzenohren und einen Schwanz hast. Genauso wenig, wie die
Tatsache, dass du schnurren und miauen kannst.“ Niall hob den
Kopf und sah direkt in Harrys lächelndes Gesicht.
„Okay.“
Er lächelte ebenfalls und wandte sich dann wieder seinem Essen
zu. Harry fand, dass das schon ein Schritt in die richtige Richtung
war. Jetzt musste er dem Blonden nur noch erklären, dass er
nicht für ihn zu arbeiten brauchte.
„Also, deinen Namen kannst du
doch sagen ohne dabei zu stottern, oder?“ Niall nickte und
Harry fuhr fort. „Gut, dann versuch mal zu sagen: ‚Ich
heiße Niall.‘ Versuch es einfach langsam.“ Niall
setzte sich in den Schneidersitz und richtete sich etwas auf. „Ich
h-heiße…Ich heiße Niall.“, brachte er
langsam hervor und ließ die Schultern sinken. „I-Ich kann
d-das n-nicht.“, klagte er und machte ein enttäuschtes
Gesicht, sodass Harry sofort Mitleid mit dem Kleineren hatte.
„Ich
konnte auch nicht von Anfang an sprechen.“ „D-Du bist
j-ja a-auch keine h-halbe Katze.“, gab Niall trotzig zurück
verschränkte die Arme vor der Brust, Harry lachte. „Das
stimmt, aber ich musste trotzdem sprechen lernen und ich habe als
Kind gelispelt und heute kann ich wunderbar sprechen, also wirst du
das auch lernen.“, prophezeite der Lockenkopf und nickte Niall
zu. „Nochmal.“
„N-Na schön. Ich. Heiße.
Niall.“ Der Blonde lächelte glücklich und Harry
strahlte ebenfalls. „Siehst du, es geht doch und wenn du das
jetzt noch als ganzen Satz schaffst, bist du richtig gut.“ „Ich
heiße Niall.“ Er sprach immer noch ziemlich langsam, aber
es klappte immerhin fehlerfrei, Niall war stolz auf sich selbst.
„Ist
doch gar nicht so schwer, oder?“, neckte Harry seinen Gast, der
nickte. „Gut, dann sag mir mal wie alt du bist und wann du
Geburtstag hast.“, forderte Harry Niall auf und der Blonde
versuchte sich genau darauf zu konzentrieren, was er sagen
wollte.
„Ich bin…19. Aber ich weiß n-nicht,
wann ich G-Geburtstag habe. Ich g-glaube im S-September.“
Resigniert ließ Niall den Kopf hängen. „Hey, nicht
traurig sein, das war gar nicht so schlecht.“ Dieses Mal war
Niall nicht so leicht aufzumuntern und Harry rutschte näher an
ihn heran, legte einen Arm um seine Schultern. Überrascht sah
Niall ihn an.
„Es ist nicht schlimm, wenn du bei manchen
Worten Schwierigkeiten hast, das kriegen wir alles hin.“ „Aber
es ist s-s-so s-schwer!“ „Natürlich ist es schwer,
wenn es einfach wäre, wäre es ja auch langweilig.“,
lachte Harry und entlockte auch Niall ein leichtes Grinsen. „Deswegen
kannst du auch stolz sein, wenn du Fortschritte machst. Also mach
jetzt ein fröhlicheres Gesicht und dann suchen wir einen Film
aus, den wir gucken können.“ Niall lächelte
tatsächlich und Harry sprang auf.
„Was willst du
gucken? Was Lustiges oder was Romantisches oder lieber was
Gruseliges?“, fragte der Lockenkopf und Niall zuckte mit den
Schultern. „Was ist r-romantisch?“ „Ähm…also
das sind Filme, wo es um Liebe und so was geht.“, versuchte
Harry zu erklären und der Kleinere nickte. „Gibt es
l-lustig und r-romantisch zusammen?“ Harry drehte sich zu
seinem DVD-Regal, was eine beachtliche Sammlung an verschiedenen
Filmen beinhaltete.
„Wir können einen meiner
Lieblingsfilme gucken, der heißt ‚Tatsächlich…Liebe‘.“
Niall nickte und Harry zog die Hülle aus dem Regal, bevor er
sich dem Fernseher und dem darauf stehenden DVD-Player zuwandte.
„Ich
denke, der wird dir gefallen.“, meinte er, als er sich wieder
zu dem Blonden setzte und mit der Fernbedienung den Film startete.
„Bestimmt.“, lächelte Niall und schnurrte leise, als
Harry ihn am Ohr kraulte.
„Das gefällt dir, was?“,
fragte der Lockenkopf grinsend und Niall nickte schüchtern. „Das
hat n-noch nie j-jemand bei mir g-gemacht. Aber ich m-mag das.“,
sagte er langsam, damit er nicht stotterte und Harry lächelte.
„Du lernst schnell.“, lobte er und kraulte weiter Nialls
rechtes Ohr, während der Vorspann des Films lief.
Niall
lehnte sich der kraulenden Hand entgegen und schnurrte leise vor sich
hin. Er war froh, dass er Harry getroffen hatte, weil dieser so nett
zu ihm war und ihn sogar kraulte und es gar nicht schlimm fand, wenn
er schnurrte.
„Ich wollte schon immer eine Katze haben, aber
ich hab keine Zeit für ein Haustier. Jetzt hab ich Mitbewohner
und Katze in einem, das find ich gut.“, meinte Harry und
erntete erst einen entrüsteten Blick von Niall, bevor der Blonde
grinste. „Ich bin k-keine Katze. Aber ich m-mag es h-hier.
Zuhause.“ Harry lächelte.
„Stimmt, du bist keine
Katze, du bist viel besser. Aber du schnurrst und das macht dich
ziemlich katzenartig, also hör bloß nicht damit auf, mir
gefällt das.“ Die beiden grinsten sich an und
konzentrierten sich dann auf den Fernseher, da die erste Szene des
Films gerade begann.
„Niall, aufwachen.“
Obwohl es erst früher Mittag war, war Niall während des
Films eingeschlafen und lag halb auf Harry, den Kopf auf dessen Schoß
gebettet. Harry versuchte den Blonden aufzuwecken.
Er spielte ein
wenig mit den weichen Ohren, die eine ähnliche Fellfarbe hatten,
wie Nialls blonde Haare. Dieser schnurrte im Schlaf, wurde aber nicht
wach und Harry schüttelte grinsend den Kopf.
„Kleiner,
wach auf.“ Harry rüttelte leicht an der Schulter des
Schlafenden und dieser gähnte, dabei entblößte er
spitze Eckzähne und eine Zunge, die schmaler war, als die eines
gewöhnlichen Menschen.
„Kätzchen.“, lachte
der Lockenkopf und Niall rieb sich verschlafen die Augen.
„K-Kätzchen? Hast du m-mich gerade K-Kätzchen
genannt?“, fragte er beleidigt und Harry nickte. „Immerhin
bist du jetzt wach und das war mein Ziel.“ „Ich s-schlafe
eben g-gern.“, erklärte Niall müde und drehte sich,
sodass er mit dem Gesicht zu Harrys Bauch gewandt da lag, und schloss
wieder die Augen. „D-Du riechst g-gut.“, murmelte er und
war schon wieder eingeschlafen.
Harry lachte leise und kraulte
Niall zwischen seinen Ohren, der Blonde schnurrte leise im Schlaf. Da
Harry nicht aufstehen konnte und auch nicht wirklich wollte, weil er
es niedlich fand, wie Niall auf seinem Schoß schlief, griff der
Lockenkopf nach der Fernbedienung und zappte durch die
Fernsehkanäle.
Allerdings lief nichts, was ihn wirklich
interessierte und Harry ging schnell dazu über Niall weiter zu
kraulen und zu beobachten, wie dieser dabei im Schlaf lächelte.
Harry hatte immer noch Mitleid mit ihm, er verstand nicht, wie man
Niall so was antun konnte, er wirkte so unschuldig und lieb. Seine
Schwanzspitze zuckte leicht hin und her und Harry grinste.
„Na, endlich wach?“,
neckte Harry den gähnenden Niall, als dieser etwa eine Stunde
später wieder wach wurde. „Mhm.“, brummte Niall und
streckte sich, bevor er sich aufrichtete und Harry mit großen
Augen anblinzelte. „T-Tut mir l-leid, dass i-ich auf dir
g-gelegen habe.“ „Ach was, ist doch nicht schlimm. Hast
du Hunger?“ Nialls Magen knurrte bevor er antworten konnte und
die beiden grinsten sich an.
„Dann lass uns was kochen.“,
beschloss Harry und ging in die Küche, um in den Untiefen seiner
Kühltruhe nach etwas zu Essen zu suchen. Allerdings herrschte
dort gähnende Leere, genau wie im Kühlschrank.
„Normalerweise
esse ich in der Bäckerei oder hole mir auf dem Rückweg
was.“, erklärte Harry entschuldigend und nahm sich einen
Flyer von der Pinnwand. „Magst du Chinesisch?“, fragte er
Niall und dieser zuckte mit den Schultern. „W-Weiß ich
nicht.“ „Das ist mit Nudeln und Hühnchen und Gemüse,
das schmeckt dir bestimmt.“, prophezeite Harry und griff zum
Telefon, um zwei Portionen gebratene Nudeln zu bestellen.
„Und, schmeckt es dir?“
Niall kaute, legte den Kopf schief und nickte, nachdem er herunter
geschluckt hatte. „Das ist l-lecker.“, beschloss er und
schaufelte hungrig das Essen in seinen Mund. „Nicht so hastig,
nicht, dass du dich verschluckst.“, lachte Harry und fing
selbst an zu essen, allerdings weniger schnell als Niall.
„Vielleicht
sollten wir heute doch noch einkaufen gehen. Willst du hierbleiben
oder mitkommen?“, fragte Harry und Niall zuckte, wieder einmal,
mit den Schultern. „I-Ich weiß nicht. D-Darf ich d-denn
mit?“, fragte er schüchtern. „Wenn du möchtest.
Ich kann aber auch erst einmal alleine gehen und dir ein paar
Klamotten mitbringen und nächstes Mal kannst du mitkommen.“
Niall nickte zu Harrys Angebot. „D-Darf ich d-dann ein
b-bisschen F-Fernsehen gucken?“ „Natürlich. Ich
brauch auch nicht lange.“, versicherte der Lockenkopf.
Als Harry wieder kam, lang Niall auf
dem Bauch auf der Couch und sah eine Zusammenfassung eines
Fußballspiels, dabei bewegte sein Schwanz sich in einem
gleichbleibenden Rhythmus von links nach rechts. Harry blieb einen
Moment im Türrahmen stehen und sah sich das grinsend an.
„I-Ich
hab d-dich gehört.“, meinte Niall und Harry zuckte ertappt
zusammen. „Du hörst wohl auch so gut, wie eine Katze mit
deinen putzigen Ohren, was?“, lachte er und Niall drehte den
Kopf. „N-Nicht ganz, a-aber fast.“, erklärte er und
Harry nickte. „Ich bring mal die Einkäufe weg.“ „Ich
h-helfe dir.“ Sofort sprang Niall auf und folgte Harry in die
Küche.
„Das ist nett von dir. Aber du musst mir nicht
immer helfen, nur, wenn du es wirklich willst.“, wehrte Harry
lächelnd ab und räumte die Milch in den Kühlschrank.
„Ich will d-das, als D-Dankeschön.“, wiedersprach
Niall und reichte Harry weitere Lebensmittel, die in den Kühlschrank
gehörten.
„Ist doch selbstverständlich.“
„Nein.“ „Diskutieren wir das einfach nicht
weiter.“, lachte Harry und wuschelte zwischen seinen Ohren
durch Nialls Haare, dieser lehnte sich der Hand entgegen und
seufzte.
„Was willst du heute noch machen?“, fragte
Harry und räumte grinsend eine große Familienpackung
Nudeln in den Schrank. „K-Können wir n-noch ein bisschen
F-Fernsehen gucken? I-Ich mag d-das.“ „Klar können
wir das.“ Niall lächelte dankbar und folgte Harry ins
Wohnzimmer.
Auf der Suche nach etwas
Interessantem, blieb Harry für einen kurzen Moment bei einem
Film hängen, der sich um einen Hund drehte, Niall knurrte leise.
„Magst du keine Hunde?“, fragte Harry belustigt und
schaltete weiter, Niall entspannte sich etwas. „Nein.“,
presste er hervor. „Sie m-mögen mich a-auch nicht.“
„Armes Kätzchen.“, lachte Harry und der Blonde sah
ihn beleidigt an.
„Ach komm, hör auf zu schmollen.“
Entspannt schloss Niall die Augen, als Harry ihn am Ohr kraulte.
„D-Das ist fies!“, protestierte Niall schnurrend, konnte
sich trotzdem nicht dagegen wehren, dass es ihm gefiel, was Harry
tat.
„Du bist einfach zu niedlich.“, lachte Harry,
Niall antwortete nicht, sondern schnurrte einfach weiter, wickelte
seinen Schwanz um Harrys Hüfte, der neben ihm saß. „Was
wird das den jetzt?“, fragte der Lockenkopf und Niall öffnete
die Augen. „Reflex.“, erklärte er knapp und lehnte
sich gegen Harrys Schulter. „Du bist schon ziemlich
kuschelbedürftig oder? Aber du hast ja auch einiges nachzuholen.
Du kleines Kätzchen.“, neckte Harry ihn wieder, dafür
leckte Niall ihm mit seiner rauen Katzenzunge über die Hand des
Lockenkopfes.
„Ey!“, protestierte dieser und Niall
lachte. „Okay, vielleicht habe ich das verdient.“, gab
Harry zu und der Blonde nickte lachend. „Ich werde dich
trotzdem Kätzchen nennen. Jeder braucht einen Spitznamen.“,
beschloss Harry und ignorierte Nialls brummenden Protest.
Das Telefon klingelte und Niall
zuckte erschrocken zusammen. „Nicht so schreckhaft.“,
lachte Harry und schob den Blonden etwas von sich, damit er aufstehen
konnte. „Hallo?“, meldete er sich. „Harry Edward
Styles! Ich warte seit einer Stunde auf dich!“, antwortete
Louis, Harrys bester Freund seitdem sie klein waren, er klang
ziemlich verärgert und Harry schlug sich die Hand gegen die
Stirn. „Scheiße! Tut mir leid Lou, ich hab es vergessen,
ich…mir ist etwas, jemand, dazwischen gekommen.“,
entschuldigte der Lockenkopf sich und sah zu Niall, der ihn fragend
ansah.
„Jemand? Aha. Hast du mal wieder einen unschuldigen
Jungen nach deinem letzten Auftritt aufgerissen?“, lachte Louis
und Harry konnte sich vorstellen, wie sein braunhaariger Freund mit
den Augenbrauen wackelte. „Louis! Natürlich nicht!“,
entrüstete Harry sich und Louis lachte nur noch mehr. „Jaja,
natürlich, du bist ja selbst so unschuldig.“, neckte er
Harry und dieser schnaubte.
„Ist es schlimm, wenn wir uns
heute nicht mehr sehen?“ „Ich dachte, ich kann ja bei dir
vorbei kommen und diesen gewissen jemand kennen lernen.“,
schlug Louis vor. „Das…das ist etwas…“
Harry wurde von der Türklingel unterbrochen. „Warte mal
kurz.“ Er stand auf, um zu öffnen. Vor seiner Tür
stand Louis mit einem Handy in der Hand und einem fetten Grinsen im
Gesicht.
„Warum wundert mich das jetzt nicht?“, fragte
Harry und hielt seinem Freund die Tür auf. „Sehr
freundlich von dir.“, grinste Louis. „H-Harry?“,
rief Niall aus dem Wohnzimmer und der Gerufene lief zu dem
Blonden.
„W-Wer ist d-das?“, fragte Niall ängstlich
und Harry legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Mein bester
Freund, er heißt Louis. Wir werden ihm das gleich alles
erklären.“, versprach Harry, Niall schüttelte heftig
den Kopf. „E-Er wird m-mich k-k-komisch finden u-und g-gemein
s-sein!“, jammerte er und legte seine Hände über die
weichen Ohren auf seinem Kopf.
„Louis ist nett und er würde
das niemals tun, er…“ „Ich bin also…Was zum
Teufel?“, platzte Louis dazwischen und starrte Niall an. Dieser
versuchte sich so klein wie möglich zu machen und drückte
sich in die hinterste Ecke der kleinen Couch.
„Harry,
würdest du die Freundlichkeit besitzen und mir das erklären?“,
fragte Louis fassungslos und drehte sich zu seinem besten Freund.
„Ähm, also…das ist Niall.“, begann Harry und
setzte sich neben den verängstigten Blonden. „Er…er
hat Katzenohren! Und einen Schwanz!“ „Louis!“,
mahnte Harry und legte einen Arm um Nialls Schultern. „Ja gut,
er hat halt Katzenohren und einen Schwanz und er ist vielleicht auch
sonst ziemlich katzenartig, aber reg dich nicht so auf!“
Schnaufend
ließ Louis sich auf den Sessel fallen. „I-Ich s-sollte
g-gehen.“, stammelte Niall leise und wollte aufstehen, aber
Harry hielt ihn zurück. „Nichts da, du bleibst hier.“,
bestimmte er und Niall sah ängstlich zu Louis. „Er muss
das nur kurz verarbeiten, ich bin mir sicher, dass er das nicht
schlimm findet.“, versicherte Harry seinem neuen Mitbewohner,
Louis nickte leicht.
„Er hat Recht. Ich…Ich hatte
nicht erwartet, dass…dass jemand wie du hier sein würde.“
„J-Jemand wie i-ich? Du f-findest m-mich komisch?!“,
heulte Niall auf und Louis schüttelte schnell den Kopf, als
Harry ihn böse anstarrte. „Nein, nein. Nicht komisch, nur
ungewohnt. Es gibt eben nicht so viele Menschen, die…die
irgendwie auch ein bisschen wie eine Katze sind.“, versuchte
Louis zu erklären. „Ich hab nichts gegen dich und wenn
Harry dich mag, dann mag ich dich auch.“, versicherte er und
Niall entspannte sich etwas, drückte sich aber trotzdem immer
noch an Harrys Seite.
„O-Okay.“ „Ich hole uns
Chips.“ Harry wuschelte durch Nialls Haare und stand auf.
„W-Was sind C-Chips?“, fragte der Blonde und Harry
lächelte. „Zeig ich dir gleich, du wirst das mögen.“,
versprach er und bedeutete Louis mit einem Blick, ihm zu folgen.
„Musstest du so sein?“,
fragte Harry barsch, während er eine Tüte Chips aus dem
Schrank holte. „Tut mir leid, dass ich nicht darauf eingestellt
war, einen Hybrid in deinem Haus zu treffen.“, maulte Louis
zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. „Einen
was?“ „Einen Hybrid. Sag bloß du weißt nicht,
was Niall ist?“ „Also in erster Linie ist Niall ein
Mensch! Das, was du gerade gesagt hast, werde ich im Internet
nachlesen. Ich hab ihn gestern vor meinem Haus getroffen und er
ist…ich weiß nicht, wie ich dir das erklären soll,
nur muss ich Niall besser kennen lernen, weißt du? Ich will ja
nicht unhöflich sein, aber…“ „Schon klar, ich
bin dir nicht böse. Wenn man mal von den Ohren und dem Schwanz
absieht, passt er aber gut in dein Beuteschema.“, lachte Louis,
umarmte Harry und verschwand, bevor er etwas erwidern konnte.
Harry
wurde klar, dass Louis Recht hatte. Harrys Eroberungen waren oft
blond und Niall war tatsächlich ziemlich niedlich, aber Harry
würde es nicht wagen die Hilflosigkeit des Kleineren
auszunutzen, dann wäre er nicht besser als der Mann, bei dem er
gelebt hatte.
„W-Wo ist L-Louis?“ „Ich
hab ihn nach Hause geschickt.“, erklärte Harry und stellte
eine Schale auf den Tisch, neugierig sah Niall hinein und holte einen
Chip heraus. „S-Sind das C-Chips?“, fragte er und Harry
nickte. „Probier' sie mal.“, forderte er den Blonden auf
und dieser steckte sich den Chip zögerlich in den Mund und
strahlte dann. „Das s-schmeckt gut.“, stellte er fest und
der Lockenkopf grinste.
„Louis hat gesagt, du bist ein
Hybrid.“, warf Harry ein und Niall zuckte mit den Schultern.
„I-Ich weiß nicht.“ „Ich werde das
herausfinden.“, versicherte Harry und griff ebenfalls in die
Schale. „I-Ich glaube, L-Louis ist n-nett. Oder?“, fragte
Niall schüchtern und Harry lachte. „Das ist er. Er ist
mein bester Freund und ich kenne ihn mein ganzes Leben lang. Er war
nur ein bisschen überrascht, aber ich bin mir sicher, wenn er
mal wieder hier ist, dann werdet ihr euch gut verstehen.“ Niall
nickte und stopfte sich eine neue Portion Chips in den Mund.
„Ich
esse dir nichts weg, keine Sorge.“, grinste Harry und Niall
senkte verlegen den Kopf. „M-Manchmal, da m-musste i-ich
s-s-schnell essen, s-sonst h-hat er mir d-den R-Rest
weg-weggenommen.“, erklärte Niall und zog die Beine
an.
„Das wusste ich nicht. Es tut mir leid.“,
entschuldigte Harry sich betroffen und hielt Niall die Schale hin.
„Hier kannst du so viel und so oft essen, wie du willst und
auch wann immer du willst.“ Der Blonde hob den Kopf und
lächelte. „I-Ich mag dich.“ „Ich dich auch,
Kätzchen.“, grinste Harry und kraulte Niall am Ohr.
Inzwischen störte es ihn gar nicht mehr, dass Harry ihn Kätzchen
nannte, weil es ein ganz persönlicher Spitzname war.
Niall war wieder eingeschlafen und
Harry vermutete, dass der Blonde noch erschöpft von seiner Reise
war. Er ließ ihn also in Ruhe auf der Couch liegen und ging in
die Küche, um sich einen Tee zu machen.
Während der Tee
zog, holte Harry sich seinen Laptop aus dem Schlafzimmer und öffnete
den Internetbrowser. Er suchte nach dem, was Louis gesagt hatte, nach
Hybriden und er fand einiges dazu. Laut Definition waren es
Kreuzungen aus verschiedenen Arten oder Rassen, aber meistens bezog
sich dies auf Tiere und dann auf welche, die sich, zumindest
teilweise, ähnlich waren.
Vermutlich war Niall das Produkt
irgendeines verrückten Experiments eines noch verrückteren
Wissenschaftlers. Harry beschloss dem Blonden nichts davon zu
erzählen, Niall würde sich sonst sicherlich schlecht
fühlen, weil er so anders war.
„Harry?“ Überrascht
sah der Lockenkopf auf und sah Niall, der im Türrahmen stand,
sich müde die Augen rieb, eine von Harrys Jogginghosen so tief
sitzend, dass es aussah, als würde er sie gleich verlieren. „Was
ist denn?“ „I-Ich hab m-mich gewundert. D-Du warst weg.“,
erklärte Niall und setzte sich zu Harry an den kleinen
Tisch.
„W-Was ist das?“, fragte er und zeigte auf
Harrys Laptop. „Ein Laptop, damit kann man ganz viele Sachen
machen, aber das zeige ich dir irgendwann anders.“, erklärte
Harry und klappte das Gerät zu.
„Ähm…I-Ich
hab H-Hunger.“, murmelte Niall und Harry lächelte. „Du
kleiner Nimmersatt. Aber es ist eh bald Zeit fürs Abendessen,
was möchtest du denn?“, fragte er. „K-Können
wir Pf-Pfannkuchen machen? U-Und kannst d-du mir z-zeigen, w-wie das
g-geht, mit d-der Pf-Pfanne?“ „Klar.“, bestätigte
Harry und sprang auf, ehe er alle Zutaten für den Teig zusammen
suchte. Zusammen mit Niall rührte er alle Zutaten zusammen, dann
erhitzte er zwei Pfannen und gab etwas Butter hinein.
„Also,
du machst erst ganz normal Teig in die Pfanne und dann musst du
warten, bis der fest ist, sonst…“ Harry unterbrach
seinen Erklärungsversuch und fing schallend an zu lachen. Niall
hatte versucht den Teig, kurz nachdem er ihn in die Pfanne gefüllt
hatte, in die Luft zu werfen, aber der Pfannkuchen war noch nicht
richtig fest, sodass Niall über und über mit halbfesten
Teig bedeckt war.
Peinlich berührt lief Niall rot an und
versuchte den Teig aus seinen Haaren und von seinen Ohren zu sammeln.
„I-Ich wollte…i-ich…“ „Hey, ist doch
nicht schlimm, das ist mir am Anfang auch passiert.“, beruhigte
Harry ihn und befeuchtete ein Geschirrtuch. „Komm, ich helfe
dir.“ Vorsichtig wischte er die klebrige Masse von Nialls Ohren
und kraulte ihn anschließend kurz.
„So und jetzt
nochmal.“, beschloss Harry und füllte Teig in beide
Pfannen. „Du musst einen Moment warten.“ Niall nickte
verstehend und die beiden warteten geduldig, bis Harry befand, dass
der Teig fest genug war.
„Und dann aus dem Handgelenk.“
Er machte es vor und der Pfannkuchen drehte sich in der Luft und
landete perfekt in Harrys Pfanne. „Jetzt du.“ Zögernd
griff Niall nach der Pfanne und warf den Pfannkuchen in die Luft. Er
drehte sich auch, landete allerdings auf Harry, der nicht mehr
rechtzeitig ausweichen konnte.
Harry lachte und Niall stand
betreten neben ihm. „T-Tschuldigung. Ich…I-Ich…“
Immer wenn ihm etwas peinlich oder unangenehm war, hatte er Probleme
beim Sprechen, das war sogar Harry aufgefallen.
„Kein
Problem.“, lachte der Lockenkopf und befreite sich von dem halb
fertigen Pfannkuchen. „Das ist auch nicht so einfach, aber du
lernst das noch.“ „D-Du bist n-n-nicht böse? O-Oder
schlägst m-mich?“, fragte Niall erleichtert und Harry
schüttelte schnell den Kopf. „Nein, warum sollte ich? Das
kann doch jedem Mal passieren.“ „O-Okay. A-Aber ich
w-will nicht m-mehr.“, beschloss Niall und setzte sich neben
dem Herd auf die Arbeitsfläche.
„Musst du ja auch
nicht. Wir üben das ein anderes Mal.“ Harry machte die
Pfannkuchen allein und Niall sah genau zu, wie der Lockenkopf die
Pfannkuchen in die Luft warf und wieder mit der Pfanne auffing. Er
wollte das auch so gern können.
„Du hast immer noch Teig am
Ohr.“, lachte Harry, als er zusammen mit Niall die Pfannkuchen
und zwei Teller ins Wohnzimmer brachte. „Wo?“ „Komm
mal her.“ Niall trat vor Harry und dieser löste vorsichtig
einen kleinen Teigklumpen aus dem kurzen Fell an Nialls rechtem Ohr.
„D-Danke.“, murmelte der Kleinere leise und setzte sich
auf die Couch, Harry ließ sich daneben fallen.
„Wir
können ja nach dem Essen nochmal ein bisschen Sprechen üben.
Oder ich bringe dir bei, wie du deinen Namen schreibst.“,
schlug Harry vor, stand auf und holte Papier und einen Stift,
ignorierend, dass Niall immer noch aß.
„Ich schreibe
es dir vor und du machst es nach, okay?“ Niall nickte nur und
sah Harry dabei zu, wie er Nialls Namen auf das Blatt schrieb,
langsam und groß. „Jetzt du!“ Harry hielt dem
Blonden den Stift hin und schob ihm das Blatt zu. Langsam und mit
zittrigen Händen versuchte Niall die Buchstaben nachzuschreiben.
Das ‚N‘ war spiegelverkehrt und das ‚a‘ war
nicht ganz so wie das von Harry, trotzdem Niall ganz zufrieden mit
seinem Ergebnis.
„Das ist gar nicht so schlecht.“,
lobte Harry und tätschelte Nialls Schulter. „Ich hab eine
Idee. Morgen kaufe ich dir ein Heft, mit dem Kinder Schreiben lernen,
da musst du nur die Buchstaben nachschreiben und irgendwann lernst du
auch ganze Worte und ich bringe dir bei, wie man liest. Dann kannst
du irgendwann vielleicht sogar ganze Bücher lesen, während
ich nicht hier bin.“ Harry war begeistert von seiner Idee und
grinste breit. „O-Okay.“, stimmte Niall zu und aß
weiter.
Als die beiden zusammen abwuschen, sang Harry leise vor
sich hin und Niall sah ihn mit großen Augen an. „D-Das
ist s-schön.“, staunte er und Harry lächelte.
„Dankeschön. Ich singe am Wochenende, damit ich Geld
verdiene.“ „K-Kannst du für m-mich s-singen?“,
fragte Niall und sah Harry aus seinen großen, blauen Augen an.
„Kann ich machen.“, erwiderte Harry.
Später am Abend lagen sie beide
in Harrys Bett. „S-Singst du?“, fragte Niall und Harry
nickte. „Was willst du denn hören?“ „I-Ich
weiß nicht. I-Ich kenne n-nichts.“, gestand Niall. Harry
knipste die kleine Lampe auf seinem Nachttisch aus und kraulte Niall
am Ohr. „Vielleicht gefällt dir das ja.“, flüsterte
Harry und setzte dann dazu an, leise ‚Let it be‘ zu
singen, während er weiter Nialls Ohren kraulte.
Der Blonde
schnurrte mit geschlossenen Augen und lauschte Harrys Stimme. Er fand
es schön, wie Harry sang und es machte ihn müde. Als der
Lockenkopf fertig gesungen hatte, war Niall schon
eingeschlafen.
„Schlaf gut, Kätzchen.“, flüsterte
Harry grinsend und schloss die Augen, um ebenfalls zu schlafen.
Als Harry am nächsten Morgen
wach wurde, lag Niall neben ihm, die blonden Haare kitzelten Harry im
Gesicht, weil der Kleinere sich an ihn geschmiegt hatte. Für
einen freien Tag war es noch viel zu früh zum Aufstehen,
deswegen schloss Harry noch einmal die Augen und wollte weiter
schlafen, als er ein leises Wimmern hörte. Er öffnete seine
Augen und richtete sich etwas auf, um über den Rücken des
Blonden in sein Gesicht zu sehen. Dessen Gesichtszüge waren
angespannt und Harry rüttelte leicht seiner Schulter.
„Niall.“,
flüsterte der Lockenkopf und strich vorsichtig über die
weichen Ohren, die aus den Haaren des Blonden hervor guckten.
„Nein…“, wimmerte Niall erneut und zog die Beine
an seinen Körper.
„Niall!“ Harry rüttelte
stärker an dem zierlichen Körper, überrascht riss der
Katzen-Junge seine Augen auf. „H-Harry?“, fragte er
verwirrt und blinzelte verschlafen. Dann realisierte er, was er
geträumt hatte und seine Augen füllten sich mit
Tränen.
„Hey, nicht weinen. Alles ist gut, du hast nur
geträumt.“, versuchte Harry ihn zu beruhigen und schlang
seine Arme um den Blonden. „E-Er w-wollte mich mit-mitnehmen,
e-er hat m-m-mich ge-gefunden. D-Das d-darf nicht p-p-passieren.“,
weinte Niall und wickelte seinen Schwanz Halt suchend um Harrys
Taille.
„Ich bin hier, dir passiert nichts. Er kann dich
nicht finden und ich bin da und lasse nicht zu, dass er dich
mitnimmt.“, flüsterte Harry und streichelte den Rücken
des Blonden mit der einen Hand und kraulte ihn mit der anderen Hand
zwischen den Ohren. „Ich passe auf dich auf.“, versprach
er und Nialls Weinen ebbte ab.
„S-Sorry.“, murmelte er
an Harrys Schulter und wollte sich aus der Umarmung befreien, aber
Harry ließ ihn nicht los. „Ist doch nicht schlimm. Jeder
träumt mal schlecht und es ist auch nicht schlimm dann zu
weinen.“, erklärte Harry und wuschelte durch Nialls
Haare.
„Sollen wir weiter schlafen oder schon frühstücken?“
„I-Ich will n-nicht a-aufstehen.“, nuschelte Niall und
schloss die Augen. Er fand es viel zu bequem an Harrys Seite in dem
warmen Bett. Harry war das recht, er wollte genauso wenig aufstehen,
um wieder einzuschlafen, war er aber zu wach. Trotzdem genoss er es
einfach da zu liegen und nichts zu tun.
Wie von selbst fanden
seine Finger ihren Weg zwischen Nialls Ohren und kraulten ihn sanft.
Der Blonde schnurrte leise vor sich hin und schmiegte sich Harrys
Hand entgegen, genoss jede Sekunde dieser sanften Berührungen.
„Du
bist niedlich.“, lachte Harry leise und Niall schob seine
Unterlippe vor. „Ey, das ist was Gutes, nicht schmollen.“
Niall kicherte und errötete, als sein Kichern in ein kurzes
Miauen überging. „Siehst du, du bist niedlich.“,
beschloss Harry und grinste.
„K-Kannst d-du noch-nochmal
singen?“ Schnurren und Sprechen gleichzeitig fiel Niall nicht
gerade leicht und er war froh, dass er den Satz einigermaßen
verständlich hervor gebracht hatte. „Wieder das Lied von
gestern Abend?“, fragte Harry und Niall nickte, also sang der
Lockenkopf noch einmal ‚Let it be‘ für den
Kleineren, die Stimme noch ganz rau vom Schlafen.
„I-Ich
find d-d-das so sch-schön.“, schwärmte Niall und
lächelte glücklich. „Freut mich.“, grinste
Harry und streckte sich. „Wir sollten aufstehen, du kannst ja
duschen gehen, während ich uns was zu essen mache. Nimm dir
einfach ein paar Sachen aus meinem Schrank.“ Die beiden standen
auf und während Niall sich Klamotten aus Harrys Schrank nahm,
ging der Lockenkopf in die Küche und kochte ein paar Eier,
stellte Milch und Cornflakes auf den Tisch und wartete auf Niall.
„Ich hab dir vom Einkaufen
gestern eine Jeans mitgebracht und einen Hoddie, damit du erstmal was
hast. Wollen wir heute noch ein paar Sachen kaufen gehen? Dann kann
ich dir auch das Schreibheft kaufen und wir gucken mal, ob es noch
was gibt, was du haben willst.“, schlug Harry nach dem
Frühstück vor, Niall legte den Kopf schief und
überlegte.
„I-Ich weiß n-nicht. K-Können wir
d-das a-auch Morgen m-machen?“ „Klar, wann immer du
willst, wir haben ja Zeit, es ist ja erst Donnerstag. Was willst du
denn dann machen?“ „I-Ich…I-Ich hab eine G-Gitarre
in d-deinem Z-Zimmer gesehen.“, fing Niall an und Harry
grinste. „Ach die, die gehört mir nicht, das ist Liams, er
muss sie letztes Mal hier vergessen haben. Liam ist ein Freund von
mir. Vielleicht kann er dir ja irgendwann beibringen zu
spielen.“
„I-Ich, also, i-ich k-kann das- G-Glaube
ich.“, gab Niall zu und Harry hob eine Augenbraue. „Dann
hol sie her und zeig mir, was du kannst.“ Der Blonde holte die
Gitarre und legte sie über seinen Schoß.
„D-Da,
wo i-ich herkomme, d-da gab e-es auch e-eine und n-niemand hat sie
b-benutzt und d-dann h-hab ich m-manchmal w-was damit g-gemacht.
A-Aber ich d-durfte das n-nicht, i-ich hab es h-heimlich gemacht.“,
erklärte er und legte seine Hände an die Saiten des
Instruments.
„Kannst du denn Noten lesen?“, fragte
Harry und Niall schüttelte den Kopf. „W-Was sind N-Noten?“
„Erkläre ich dir wann anders.“ Niall spielte ein
paar Töne und Harry vermutete, dass sie vollkommen willkürlich
waren, aber sie klangen harmonisch, wahrscheinlich hatte der Blonde
so lange herum experimentiert, bis es gut klang.
„Das ist
toll.“, befand Harry und lächelte. „Vielleicht kann
Liam dir zeigen wie man Noten liest und sie auf der Gitarre spielt,
dann können wir zusammen singen.“ „A-Aber ich k-kann
nicht s-singen.“, protestierte Niall. „Hast du es schon
mal versucht?“ „Nein.“ Harry grinste und wuschelte
durch die blonden Haare seines Gegenübers. „Dann weißt
du das doch gar nicht. Dass du ein bisschen stotterst, ist ja nicht
schlimm. Wir lernen dann einfach den Text und dann klappt das schon.
Aber erst einmal lernst du ein bisschen Schreiben und ein bisschen
besser Sprechen, wenn du das willst und dann fragen wir Liam. Das ist
ganz schön viel.“, fiel Harry auf.
„A-Aber ich
w-will lernen!“, warf Niall ein und sah den Lockenkopf mit
großen Augen an. Wer konnte da schon wiederstehen? „Kannst
du ja auch, aber nicht alles auf einmal.“, lachte Harry und
räumte die Schalen in die Spüle. Niall spielte weiter auf
der Gitarre und Harry summte vor sich hin.
Er kannte den Blonden
gerade zwei Tage und es kam ihm vor, als wären es schon ein paar
Wochen. Er mochte ihn und er fand es niedlich, wie er schnurrte, wenn
man ihn zwischen den Ohren kraulte oder wie er mit kindlicher Neugier
alles erfragte, was er nicht kannte. Oder wie er sich immer so
schüchtern verhielt oder ihm so viel peinlich war. Harry war
froh, dass Niall auf seiner Treppe gesessen hatte.
Harry und Niall verbrachten den Tag auf der Couch vor dem Fernseher, weil der Blonde noch immer wahnsinnig fasziniert von der Flimmerkiste war. Harry fand es niedlich, wie der Kleinere sich für solche simplen Dinge begeistern konnte. Wahrscheinlich hätte er das Gleiche getan, wenn er keinen Fernseher gekannt hätte. Niall tat ihm leid, weil er so mies behandelt worden war.
„Willst du Katzenzungen?“,
fragte Harry beiläufig und Niall drehte ruckartig dem Kopf zu
ihm. „K-Katzenz-zungen?“, fragte er ungläubig und
Harry lachte. „Keine richtigen Katzenzungen. Die sind aus
Schokolade und haben einfach die Form von Katzenzungen, deswegen
heißen sie so.“, erklärte Harry und Niall schnaubte
erleichtert. „S-Sag das d-doch gleich!“
Harry stand
lachend auf und holte die Katzenzungen. „Ich bin mir sicher,
dass dir die Schokolade schmeckt.“ Misstrauisch nahm Niall sich
ein Stück aus der Packung und steckte es sich in den Mund.
Sofort fing er an zu schnurren.
„Oh.“, machte er
zusätzlich und schloss die Augen. „Schmeckt es dir?“,
fragte Harry grinsend und Niall nickte kräftig. „Du kannst
alles haben, wenn du willst.“, bot Harry an und der Blonde sah
ihm mit strahlenden Augen an. „Wirklich?“ „Natürlich.“,
lächelte der Lockenkopf und positionierte sich vor dem
DVD-Regal.
„Wir können ‚Fluch der Karibik gucken‘
wenn du willst.“, meinte Harry und zog die Hülle aus dem
Regal. „K-Kenn ich nicht.“ „Gefällt dir
bestimmt.“ Zuversichtlich schob er die CD in den Player.
„W-Wenn du das m-magst, mag i-ich es b-bestimmt auch.“
Niall lächelte und Harry grinste. „W-Weil ich d-dich
mag.“, fügte der Blonde noch hinzu, Harry wuschelte ihm
durch die Haare und kraulte ihm hinter einem Ohr.
„Ich mag
dich auch.“ Und das stimmte, Niall war einfach zu niedlich, um
ihn nicht zu mögen und er hatte sich schon längst einen
Platz in Harrys Herz ergattert. Der Lockenkopf hatte das dumpfe
Gefühl, dass das noch nicht alles war und er hatte Angst Gefühle
zu entwickeln, die er nicht haben sollte. Er wollte es nicht
ausnutzen, dass Niall auf eine gewisse Art und Weise auf ihn
angewiesen war. Aber er machte ihn schon ein wenig verrückt mit
seiner unschuldigen Art und seinem Verhalten.
Sie sahen sich also
den Film an und Niall futterte glücklich seine Schokolade.
Zumindest so lange, bis Harry sich heimlich ein Stück nahm, was
von dem Blonden natürlich nicht unbemerkt blieb, also fing er an
zu schmollen. „Ach komm schon, einen bekomme ich doch, oder?“,
fragte Harry und Niall schüttelte den Kopf. „D-Du hast
ge-gesagt, dass ich a-alle haben k-kann.“
„Bitte?“
Harry schob die Unterlippe vor und Niall legte den Kopf schief. „Na
s-schön.“, stimmte er zu und beide fingen an zu lachen.
Gegen Ende des Films, nachdem Niall
seine Schokolade aufgegessen hatte, war er wieder eingeschlafen und
Harry beobachtete ihn, wie er zusammen gerollt auf der Couch lag. Er
fand, dass der Blonde ziemlich viel schlief, vielleicht lag es
einfach daran, dass Niall eine halbe Katze war.
Harry ließ
ihn schlafen, als er nach dem Film in die Küche ging und Lasagne
machte, in der Hoffnung, dass Niall diese mögen würde. Er
schob das Essen gerade in den Ofen, als er aus dem Wohnzimmer ein
lautes Geräusch und dann ein protestierendes Miauen
hörte.
„Niall?“, rief Harry und lief ins
Wohnzimmer, der Blonde saß verschlafen blinzend auf dem
Fußboden vor dem Sofa und rieb sich den Arm. „Alles
okay?“, fragte Harry gesorgt und half Niall wieder auf die
Beine. „G-Glaub s-schon.“, murmelte der Kleinere und ließ
sich auf die Couch plumpsen. „I-Ich bin vom S-Sofa
ge-gefallen.“ Harry fing laut an zu lachen und schlug sich eine
Hand vor den Mund, als Niall beleidigt die Unterlippe vorschob.
„Tut
mir leid, aber ich finde das gerade ziemlich lustig.“,
entschuldigte er sich und piekte Niall in den Bauch, der Kleinere
kicherte. „Bist du kitzelig?“, fragte Harry und ließ
sich neben Niall nieder. „W-Was i-ist…“, setzte
der Blonde an, konnte seinen Satz aber nicht mehr beendeten, weil
Harry ihn an den Seiten kitzelte und er laut lachen
musste.
„S-S-Stopp!“, kicherte Niall und Harry ließ
von ihm ab. „Das ist kitzelig sein.“, erklärte Harry
und wuschelte seinem Gegenüber durch die Haare. Niall drückte
seine kleinen Finger in Harrys Seiten, aber zu seiner Enttäuschung
reagierte der Lockenkopf nicht. „D-Das ist g-gemein.“,
maulte Niall und drehte sich beleidigt weg, Harry lachte.
„Sorry
Kätzchen, aber so ist das nun mal. Ich sollte nach der Lasagne
sehen, willst du mitkommen?“ Kaum hatte Harry das Essen
erwähnt, sprang der Blonde auf. Er schien wirklich ein
Essensliebhaber zu sein und Harry grinste.
„Ich glaube ich
locke dich einfach immer mit Essen, wenn du bockig bist.“ Niall
starrte ihn bespielt böse an und kicherte, als Harry ihm in die
Seite knuffte. „Du bist d-doof.“, jammerte der Kleinere
und schlang seine Arme schützend um sich. „Aber du bist so
niedlich, ich kann nicht anders.“ Niall brummte unbestimmt und
stapfte in die Küche, gefolgt von einem lachenden Harry.
„Morgen gehen wir Einkaufen,
okay?“, fragte Harry beim Essen und Niall nickte langsam.
„A-Aber er wird m-mich nicht f-finden, o-oder?“, fragte
er nach und Harry schüttelte den Kopf. „Ich glaube nicht,
dass er weiß, dass du hier bist und ich werde auf dich
aufpassen, versprochen.“, versicherte Harry und lächelte.
„D-Danke. I-Ich bin f-froh, w-weil ich h-hier sein d-darf. D-Du
bist s-so nett zu m-mir.“
Niall schniefte und wischte sich
eine Träne aus dem Augenwinkel, sofort sprang Harry auf und
umarmte ihn. „Hey, nicht weinen. Es ist doch alles gut. Es ist
nicht fair, was man mit dir gemacht hat, du bist so niedlich und
knuffig und süß und nett und ich mag dich und du hast es
verdient, dass man dich so behandelt. Nicht weinen. Alles ist gut.“,
flüsterte Harry und streichelte sanft den Rücken des
Blonden.
„I-Ich bin n-nur so f-froh.“, murmelte Niall
und schmiegte sich an Harry, der jetzt die weichen Katzenohren
kraulte, Niall beruhigte sich langsam und schnurrte leise. „Komm
her.“ Vorsichtig hob Harry ihn hoch, was den Blonden überrascht
miauen ließ, und trug ihn in ins Wohnzimmer.
„Ich bin
gleich wieder da.“, lächelte er und warf eine Decke über
Niall, ehe er in der Küche alles abräumte und abwusch. Sein
Herz sollte nicht so schnell schlagen, definitiv nicht.
Niall lag im Wohnzimmer auf dem Sofa und fragte sich, warum sein Bauch so seltsam kribbelte. So ein Gefühl kannte er nicht und es verwirrte ihn. Vermutlich war es nur eins der seltsamen Dinge, mit denen er als Halbmensch und Halbkatze zu kämpfen hatte und er beschloss dem Gefühl keine weitere Beachtung zu schenken, obwohl es ihm gefiel, es machte ihn irgendwie fröhlich.
Währenddessen machte Harry eine
warme Milch mit Honig, seine Mutter hatte ihm diese auch immer
gemacht, wenn es ihm nicht gut ging und er war überzeugt, dass
sie Niall auch helfen würde, um sich wieder zu beruhigen. Sich
selbst machte Harry auch eine Tasse, er brauchte ebenfalls
Beruhigung.
Also ging er mit beiden Tassen ins Wohnzimmer, wo der
Blonde bis zum Hals zugedeckt da lag und ihn mit großen Augen
ansah. „D-Du hättest m-mich nicht t-tragen m-müssen.“
„Hab ich aber.“, antwortete Harry grinsend und stellte
die dampfenden Tassen auf den kleinen Couchtisch. „Das ist
warme Milch mit Honig. Ich bin mir sicher, du magst das, pass auf,
die ist heiß.“, warnte der Lockenkopf und Niall nickte,
nahm vorsichtig die Tasse in die Hand und lächelte.
„Das
r-riecht gut.“, schwärmte er und nippte an dem Getränk.
„Und es s-schmeckt.“, fügte er hinzu und Harry
lächelte. „Ich wusste, du magst das.“ Harry nahm
sich seine Tasse und setzte sich an das Ende des Sofas, an dem Niall
mit seinem Kopf lag, diesen hob er vorsichtig an und bettete ihn dann
auf seinem Schoß.
Beide saßen einfach nur da und
schwiegen, tranken zwischendurch ihre warme Milch, bis Harrys Handy
klingelte und er es umständlich aus der Tasche zog. „Ja?“
„Harry, ich bin grad durch die Innenstadt gelaufen, weil ich
ein Geschenk für Elli kaufen wollte, als mir ein Mann einen
Flyer in die Hand gedrückt hat. Ich wollte den schon wegwerfen,
aber dann hab ich richtig draufgeguckt und da war ein Bild drauf.“,
brabbelte Louis und Harry verdrehte die Augen. „Aha.“
„Lass mich doch fertig erzählen! Das ist ein Bild von
Niall, zumindest sieht es ihm ziemlich ähnlich und er hat eine
Mütze auf. Ich bin gerade auf dem Weg zu dir und zeig es dir.
Vielleicht irre mich auch, auf jeden Fall steht auf dem Zettel, dass
der Mann diesen Jungen sucht.“ Harry schnappte nach Luft.
„Wann
bist du da?“ „In fünf Minuten.“, gab Louis
Auskunft. „Dann bis gleich.“ Die beiden legten auf.
„A-Alles o-okay?“, fragte Niall besorgt und sah Harry mit
aufgerissenen Augen an. „Das weiß ich noch nicht genau.“,
antwortete Harry und kraulte Niall hinter den Ohren, um sich selbst
und den Blonden zu beruhigen.
„W-Wie m-meinst du d-das?“,
fragte Niall panisch und wollte sich aufsetzen, aber Harry drückte
ihn sanft zurück in seine liegende Position. „Nicht
aufregen, okay? Ich hab dir versprochen, dass dir nichts passiert und
ich halte meine Versprechen.“, flüsterte Harry und Niall
nickte langsam.
„Zeig her!“, begrüßte
Harry Louis, als dieser kurze Zeit später an der Tür
klingelte. Der Lockenkopf riss seinem besten Freund den Zettel aus
der Hand und starrte darauf. Kein Zweifel, das war Niall, vielleicht
ein oder zwei Jahre jünger, aber es war Niall. Der Mann, der
sich den Blonden wie ein Haustier gehalten hatte, war also in der
Stadt und suchte den Flüchtigen.
„W-Was ist?“,
fragte der Kleinere, als Harry, gefolgt von Louis, ins Wohnzimmer
kam. „Das bist du, oder?“ Harry hielt ihm den Zettel hin
und Nialls Augen wurden groß. „E-Er s-s-sucht m-mich!
H-Harry! W-W-Was…“ Tränen kullerten aus den blauen
Augen und Harry zog den aufgeregten Blonden auf seinen Schoß
und in eine feste Umarmung, während Louis betreten daneben
stand.
„Wusste er vielleicht, dass du London magst? Aber es
ist eigentlich egal, er wird dich nicht finden. Dich hat bestimmt
niemand gesehen und wenn, dann kann sich niemand mehr an dich
erinnern und wir gehen einfach nicht raus und er wird schon
irgendwann wieder gehen.“, flüsterte Harry und Niall
versteckte sein Gesicht in dem Nacken des Lockenkopfes. „I-I-Ich
h-hab A-Angst.“, schniefte er und klammerte sich an Harrys
T-Shirt fest.
„Tief durchatmen. Er kann nicht wissen, dass
du hier bist.“, versuchte Harry es weiter. Niall tat ihm so
leid, sicherlich hatte er gehofft, dass er seinem Besitzer, ein
anderes Wort hatte Harry für diesen Mann nicht, entkommen war.
Jetzt suchte er Niall plötzlich, es musste furchtbar
sein.
„Harry hat Recht und er wird auf dich aufpassen und
ich bin auch noch da und ich passe mit auf.“, versprach Louis
und Niall sah ihn an, die Augen rot umrandet und geschwollen.
„W-W-Wirklich?“ „Natürlich, Kleiner.“,
lächelte Harry und wuschelte dem Blonden durch die Haare.
Niall
versuchte sich ebenfalls an einem Lächeln, aber er war viel zu
ängstlich dafür. Er rollte sich klein zusammen, wie er
konnte und schmiegte sich an Harry, vergrub das Gesicht im T-Shirt
des Lockenkopfes, inhalierte den Duft, der Niall schon so vertraut
vorkam.
„Gib mir mal bitte die Decke.“, bat Harry und
Louis reichte ihm das Gewünschte, vorsichtig breitete Harry sie
über sich und Niall aus. „Ich hab keine Zeit, eigentlich
bin ich in genau…“ Louis sah auf seine Uhr „…zehn
Minuten mit Eleanor verabredet. Wir sehen uns.“, verabschiedete
er sich schnell und Harry winkte ihm zu. „Grüß sie
von mir.“, rief er seinem besten Freund hinterher, der gerade
die Tür hinter sich schloss.
„Er wird schon wieder
verschwinden, er kann gar nicht wissen, wo du bist.“ Harry
wanderte mir seiner Hand in Nialls Haare und weiter zu seinem Ohr,
kraulte ihn sanft. „D-Du p-passt auf m-mich auf?“, fragte
Niall leise, seine Worte wurden durch den Stoff gedämpft.
„Klar.“, lächelte Harry und legte sein Kinn auf
Nialls Kopf.
„D-Du bist t-toll.“, nuschelte Niall
lächelnd und schnurrte. „Du auch Kätzchen.“,
antworte Harry. „Ich?“ Überrascht sah der Blonde ihn
an. „Natürlich. Ich weiß nicht, was man dir immer
erzählt hat, aber du bist toll.“, versicherte Harry und
tippte mit seinem Finger gegen Nialls Nase, dieser kicherte leise.
„Außerdem bist du niedlich.“, fügte Harry
grinsend hinzu und dafür streckte Niall ihm die Zunge heraus,
eine schmale Katzenzunge.
Es war so einfach ihn abzulenken und
Harry war froh, weil es so einfach war. Sein Beschützerinstinkt
zwang ihn dazu, dafür sorgen zu wollen, dass Niall nicht traurig
oder ängstlich war. Vielleicht mochte er den Blonden auch nur
sehr gerne, aber eigentlich war der Grund ja auch egal.
„Dann können wir morgen
aber nicht einkaufen gehen. Aber ich bring dir alles mit, du musst
mir nur sagen, was du haben willst.“, meinte Harry, als die
beiden noch immer zusammen gekuschelt auf dem Sofa saßen.
„O-Okay.“, murmelte Niall und vergrub sich noch tiefer in
der Decke.
Gedankenverloren fuhr Harry ihm durch die Haare und
kraulte ihn ein wenig. Niall fühlte sich mehr als wohl und er
war froh, weil Harry versprochen hatte auf ihn aufzupassen. Außerdem
kribbelte sein Bauch wieder und er mochte das Gefühl.
„Gibt
es denn etwas, was du haben willst?“, fragte Harry und Niall
überlegte. „I-Ich b-brauche nichts.“, meinte er
dann. „Sicher? Kein Besonderes Essen oder irgendwas anders, was
du schon immer mal haben wolltest?“ Niall schüttelte erst
den Kopf, dann fiel ihm aber doch noch etwas ein.
„D-Doch.
K-Kannst du v-vielleicht w-wieder Sch-Schokolade mit-mitbringen?“,
fragte er schüchtern nach und Harry lächelte. „Sicher
doch, du musst nicht so schüchtern nachfragen, ich hab doch
gesagt, du sollst mir sagen, wenn du was haben willst.“
„O-Okay.“
Am Abend rief Zayn an, ein Bekannter
von Harry und Barkeeper in einer der Bars, in denen der Lockenkopf
auftrat. „Sieht man dich morgen?“, fragte der
Halbpakistani. „Nein, ich hab frei, ich bin erst nächste
Woche wieder da.“, erwiderte Harry und nahm das schnurlose
Telefon mit ins Schlafzimmer, wo Niall schon auf einer Seite des
Bettes unter der Decke lag.
„Das wird ja ein langweiliges
Wochenende.“, lachte Zayn und Harry grinste. „Du schaffst
das schon. Vielleicht habt ihr ja einen anderen Liveact.“ Aus
dem Schrank zerrte Harry sich ein T-Shirt, das er zum Schlafen tragen
wollte. Niall beobachtete ihn die ganze Zeit aufmerksam.
„Die
sind lange nicht so gut, wie du.“, lachte Zayn und Harry fiel
mit ein, während er sich umständlich sein Oberteil auszog.
„Schleimer.“ „So bin ich.“, antwortete Zayn.
„Wir sehen uns dann nächste Woche.“, verabschiedete
Harry sich und legte auf, anschließend zog er sich sein
Schlafshirt über. Niall starrte immer noch.
„Bist du
müde?“, fragte Harry ihn und ging Richtung Tür. „Du
kannst ja schon mal schlafen, ich komme gleich wieder, ich rufe nur
noch mal eben Louis an.“, schlug der Lockenkopf vor, als Niall
nicht antwortete und der Blonde nickte, Harry verschwand lächelnd
und machte das Licht aus, ließ die Tür aber ein Stückchen
offen.
Niall schloss die Augen, aber er wusste, dass er nicht
würde schlafen können. In den zwei Nächten bei Harry
hatte er sich so sehr daran gewöhnt, dass der Jüngere neben
ihm schlief, sodass er gar nicht mehr ohne dessen Anwesenheit
schlafen konnte. Aber Niall fand das nicht schlimm, er konnte auch
genauso gut auf Harry warten.
„Hast du den Mann heute
nochmal gesehen?“ Harry saß in der Küche und
telefonierte mit Louis. „Nein, nur als er mir den Zettel
gegeben hat. Aber trotzdem solltest du vielleicht vorsichtig sein und
in nächster Zeit nicht mit Niall nach draußen gehen, ich
hab das Gefühl, dass dieser Kerl nicht so schnell aufgeben
wird.“ „Das glaube ich auch.“, antwortete Harry
besorgt und spielte mit der Tischdecke.
„Du machst dir ganz
schön große Sorgen um den Kleinen.“, bemerkte Louis
und Harry verdrehte die Augen, auch wenn sein bester Freund das nicht
sehen konnte. „Er tut mir eben leid und ich mag ihn und ich
will nicht, dass er weiter so ein menschenunwürdiges Leben
führen muss.“, erklärte Harry und hätte sich
beinahe selbst überzeugt. Vielleicht waren das ja tatsächlich
alle Gründe.
„Natürlich Haz, natürlich. Ich
bin müde und muss, im Gegensatz zu dir, morgen arbeiten. Wir
sehen uns.“ „Arsch. Bis dann.“, brummte Harry und
hörte noch kurz, wie Louis lachte, bevor er auflegte. Harry
brachte das Telefon zurück zur Ladestation und ging dann ins
Schlafzimmer.
„Du schläfst ja noch gar nicht.“,
stellte er überrascht fest, als Niall ihn mit seinen großen,
blauen Augen ansah. „I-Ich hab a-auf d-dich ge-gewartet.“,
gab er zu und Harry lächelte. „Jetzt bin ich ja hier.“
Der Lockenkopf schlüpfte aus seiner Jogginghose und krabbelte
unter die Decke, das Mondlicht, dass durch das Fenster in den Raum
schien, spendete genug Licht, sodass er sehen konnte, wie Niall ein
kleines Lächeln auf den Lippen hatte. Harry fand ihn wirklich
niedlich.
„Kätzchen, kannst du mir sagen, wie der Mann
heißt, bei dem du gelebt hast?“, fragte Harry. „C-Cormac
O`S-Sullivan, g-glaube ich.“, antwortete Niall leise und zog
die Beine an. Harry tat es direkt leid, dass er gefragt und Niall
wieder an ihn erinnert hatte. „Keine Angst. Ich wollte das nur
wissen, falls ich ihm zufällig über den Weg laufe.“,
erklärte er und Niall nickte langsam.
Harry öffnete
seine Arme und sah Niall auffordernd an. „Komm her.“,
lächelte er und nach kurzem Zögern, rutschte Niall an den
Größeren heran und ließ sich fest umarmen. Er
kuschelte sich schon fast in Harrys Arme und vergrub das Gesicht an
dessen Schulter. Bei ihm fühlte Niall sich wirklich sicher.
Außerdem fühlte er wieder dieses Kribbeln, das er so gern
mochte und er lächelte.
Harry bemerkte irgendwann, dass der
Blonde eingeschlafen war, aber er ließ ihn trotzdem nicht los,
es fühlte sich irgendwie richtig an, ihn so fest zu halten und
zu beschützen. Kurz spielte er mit dem Gedanken, ob Louis nicht
vielleicht Recht hatte, mit seinen Andeutungen. Aber man verliebte
sich nicht innerhalb von drei Tagen in jemanden, den man nicht
kannte. So etwas gab es einfach nicht. Es war bestimmt nur sein
Beschützerinstinkt und die Sympathie, die Harry für Niall
empfand, mehr war da sicherlich nicht.
Harrys innerliche Unruhe
weckte Niall wieder und er sah den Lockenkopf besorgt an. „A-Alles
okay?“, fragte er leise und Harry zuckte erschrocken zusammen.
„Du bist wach?“ Niall brummte zustimmend. „D-Du
denkst z-zu unruhig.“, erklärte er und wickelte seinen
Schwanz um seine eigene Hüfte. „Tut mir leid.“,
grinste Harry und wuschelte ihm durch die Haare. „Ü-Über
was d-denkst du n-nach?“, fragte Niall neugierig. „Ach,
über so ein paar Sachen.“, wich Harry aus und wendete den
Blick ab.
„Lass uns schlafen.“, beschloss er dann und
Niall nickte, auch wenn er wusste, dass Harry ihm nicht die ganze
Wahrheit sagte, aber er war viel zu schüchtern, um weiter nach
zu fragen, er wollte Harry nicht verärgern oder so etwas in der
Art. Er würde schon einen Grund haben, wenn er es Niall nicht
sagen wollte.
„Schlaf gut Kleiner.“ Harry wuschelte
ihm ein letztes Mal durch die Haare und schloss dann die Augen. „D-Du
auch.“, antwortete Niall und gähnte, bevor er seinen Kopf
halb auf Harrys Schulter und halb auf das Kopfkissen legte und
zufrieden einschlief.
„Ich bin wieder da!“,
rief Harry durch die ganze Wohnung stellte schnaufend die beiden
Einkaufstüten neben sich ab. Niall kam aus dem Wohnzimmer in den
Flur geflitzt und griff nach einer der Tüten, um sie in die
Küche zu tragen, Harry folgte ihm mit der anderen.
„Ich
hab dir ein paar Sachen mitgebracht.“ Aus einer der Tüten
zog Harry ein Schreiblernheft für Kinder, ein paar Bleistifte,
eine Packung mit Flitzstiften, einen Collegeblock, ein Buch zum Lesen
Lernen und zwei Tafeln Schokolade. All das drückte er Niall in
die Hand und lächelte.
„Ich pack nur schnell aus und
zeige dir dann, was du damit alles machen kannst.“, meinte
Harry und räumte die Einkäufe in die Schränke, Niall
stand irritiert und glücklich im Türrahmen und
lächelte.
Noch nie hatte ihm jemand so viele Sachen gekauft
oder ihm überhaupt einen Wunsch erfüllt. Sein Besitzer wäre
nie auf die Idee gekommen und sonst war niemand da gewesen, der dies
hätte tun können.
„Also, das ist ein
Schreiblernheft.“ Harry schlug die erste Seite auf. „Guck,
da sind Linien und dir werden die Buchstaben vorgemalt, auf jeder
neuen Seite ein anderer Buchstabe, bis du das ganze Alphabet kannst
und auf den Linien kannst du das üben. Danach geht es mit
einfachen Worten weiter und dann zeige ich dir auch, wie man diese
liest, aber erstmal kannst du ja versuchen die Buchstaben richtig zu
schreiben.“, erklärte er.
Er nahm die Packung mit den
Bleistiften riss diese auf. „Hier sind Bleistifte und da in der
anderen Schachtel sind Filzstifte, ich dachte, falls du dich mal
langweilst oder so, dann kannst du damit ja irgendwas machen. Ich
weiß, eigentlich malen nur kleine Kinder, aber…“
„D-Danke.“, unterbrach Niall ihn und hielt einen der
Bleistifte in der Hand, drehte ihn zwischen seinen Fingern und
lächelte vor sich hin.
„D-Das ist w-wirklich n-nett von
dir.“ Harry winkte ab und zog das Buch zu sich heran. „Hier
mit kannst du lesen üben, wenn du willst. Im Prinzip ist das
ganz einfach, weil da immer Bilder abgedruckt sind und daneben das
Wort steht.“ Wild blätterte Harry durch das Buch. „Hier
zum Beispiel ist das Bild einer Katze und daneben steht dann Katze
und weil du ja weißt, die man das ausspricht, weißt du
auch, wie man die Buchstaben ausspricht und dann kannst du vielleicht
auch etwas lesen, obwohl du vorher nicht weißt, was da steht.
Verstehst du?“
Niall schwirrte etwas der Kopf von Harry
komplizierter Erklärung, aber er glaubte sie verstanden zu haben
und nickte. „Dann noch ein Block, auf dem du Malen und
Schreiben kannst und Schokolade.“ Harry deutete auf die
entsprechenden Sachen und lehnte sich dann zurück gegen die
Lehne der Couch, während Niall eine der beiden Schokoladentafeln
von der Alufolie befreite.
„I-Ist das wie
Katzen-Katzenzungen?“, fragte der Blonde misstrauisch, als er
die Tafel kritisch betrachtete. „Klar. Schokolade gibt es in
ganz vielen verschiedenen Formen.“, versicherte Harry ihm und
brach ein Stück an der vorgesehenen Kante ab und hielt es Niall
vor den Mund. Dieser probierte und befand, dass er auch diese Art von
Schokolade mochte.
„Zu diesem Wohnhaus gehört ein
kleines Gartengrundstück. Was hältst du davon, wenn wir ein
bisschen nach draußen gehen, du dir eine Mütze aufsetzt
und wir ein bisschen Fußball spielen?“, fragte Harry und
Niall drehte sich zu ihm.
„A-Aber ich k-kann das d-doch
g-gar nicht!“ Harry lachte und wuschelte ihm durch die Haare.
„Na und? Ich auch nicht.“, grinste er und zog Niall auf
die Füße. „Außerdem kann ich dir dann mal
zeigen, was ich dir mitgebracht habe.“
Er zog den
verdatterten Kleineren ins Schlafzimmer und holte aus einer Tüte
eine graue Jeans und ein blaues, schlichtes Shirt. „Ich hoffe,
dass dir das gefällt und passt.“, meinte Harry und Niall
sah sich die Sachen an. „D-Danke. I-Ich mag s-sie.“
Niall
zog sich den geliehenen Hoddie von Harry über den Kopf und Harry
befand, dass Nialls Äußeres ganz und gar nicht zu
verachten war. Eigentlich fand er ihn sogar ziemlich heiß.
Schnell verbot Harry sich diese Gedanken wieder und war dann doch so
taktvoll, um sich umzudrehen, als Niall aus der Jogginghose
schlüpfte.
Nachdem der Blonde sich umgezogen
hatte, die Sachen passten ihm ziemlich gut, reichte Harry ihm eine
schwarze Beanie, die Niall sich über die Ohren ziehen konnte.
Sie zogen sich ihre Schuhe an, Harry holte einen Ball und dann gingen
sie zusammen in den Garten.
Dort war keiner der anderen Mieter zu
sehen, so dass sie ungestört kicken konnten. Harry ließ
den Ball auf den Boden fallen und trat mit dem Fuß dagegen,
sodass er bis zu Niall rollte und vor ihm liegen blieb.
„Einfach
gegentreten, mehr ist es nicht.“, ermutigte Harry ihn und Niall
folgte der Anweisung. Etwas ungeschickt traf er den Ball und dieser
rollte mehr an Harry vorbei, aber der Lockenkopf reagierte schnell
und fing den Ball ab, bevor er in eine Hecke rollte.
„Siehst
du, ist doch gar nicht schwer, oder?“ Niall schüttelte den
Kopf und lächelte verlegen.
Eine Weile schossen sie den Ball
hin und her und Niall wurde mit jedem Schuss sicherer, gegen Ende war
er sogar ziemlich gut darin den Ball in die Richtung zu lenken, in
die er den Ball haben wollte und damit brachte er Harry ganz schön
ins Schwitzen. Niall machte sich nämlich einen Spaß daraus
immer dort hin zu schießen, wo Harry gerade nicht stand und
kicherte jedes Mal, wenn Harry hin fiel, über den Ball stolperte
oder in eine Hecke kriechen musste.
„Du bist fies!“, maulte
Harry gespielt beleidigt und stürzte sich auf Niall, zusammen
gingen sie zu Boden, Harry landete weich auf dem Blonden, der etwas
schmerzhaft aufschrie, weil er genau auf seinem Schwanz lag, was
alles andere als bequem war.
Allerdings blieb ihm nicht viel Zeit,
um darüber nachzudenken, denn Harry fing wieder an ihn zu
kitzeln und schon bald wandte er sich lachend und den großen
Händen des Lockenkopfes und versuchte zu entkommen.
„H-Harry.“,
kicherte Niall und der Angesprochene ließ von ihm ab. Die
beiden sahen sich einfach nur in die Augen. Harry fand, dass Niall
schöne Augen hatte und in diesem Moment blickte ihm dieses
klare, helle Blau total unschuldig entgegen.
Vorsichtig strich er
dem Blonden eine verirrte Haarsträhne aus der Stirn und sah ihn
lächelnd an, während seine Hand an Nialls Wange verweilte.
Er konnte sich einfach nicht von diesen Augen lösen, von diesem
Moment, diesem schönen Augenblick und Niall lag wie versteinert
da, wusste nicht, was er tun sollte.
Nialls Körper kribbelte
überall. Besonders stark dort, wo Harrys warmer, hektischer Atem
auf sein Gesicht traf und kleine Stromstöße durchzuckten
ihn an der Stelle, an der der Größere seine Hand an seiner
Wange liegen hatte. Niall atmete flach. Das Kribbeln in seinem Bauch
wurde fast unerträglich.
Harry sah dem Blonden noch immer in
die Augen und konnte sich einfach nicht entscheiden, was er tun
sollte und was er eigentlich wollte. Schweren Herzens riss er sich
von diesen Augen los und stand auf. Auffordernd hielt er Niall eine
Hand hin und zog ihn vorsichtig auf die Füße.
„Sorry.“,
grummelte der Lockenkopf und hob den Ball auf. „Lass uns rein
gehen und etwas zu Essen machen und danach können wir ja gucken,
was so für Filme laufen.“, schlug er vor und Niall nickte.
Harry schob ihnen zwei Fertigpizzen
in den Ofen und machte Salat, den er extra frisch gekauft hatte.
Niall half ihm und schnitt die Tomaten klein, aber die ganze Zeit
schwiegen die beiden.
Es war nicht direkt unangenehm, aber Harry
spürte deutlich, dass diese Situation im Garten irgendwie
zwischen ihnen lag. Er konnte sich selbst ohrfeigen, weil er sich
nicht richtig unter Kontrolle gehabt hatte.
Natürlich war
Niall niedlich und er mochte ihn auch sehr gern, aber er konnte es
nicht zulassen, dass er den Kleineren überforderte oder ihn zu
etwas drängte, was er nicht wollte.
Niall hingegen dachte
immer noch darüber nach, wie er sich gefühlt hatte. Er
befand, dass es sich gut angefühlt hatte, auch wenn sein Bauch
fast unerträglich gekribbelt hatte, aber das Gefühl von
Harrys warmer, großer Hand war toll gewesen. Sowieso fühlte
er sich bei Harry sehr geborgen und sicher.
Sie hingen also beide
ihren Gedanken nach, während sie kochten und vielleicht waren
die Tomatenscheiben, die Niall schnitt deswegen so krumm, weil er
immer und immer wieder diese Situation in seinem Kopf durchspielte
und vielleicht wurde Harrys Dressing etwas salzig, weil er einen
Moment zu lange an seinen Blonden Mitbewohner dachte.
Sie brachten ihr Essen ins
Wohnzimmer und Harry schaltete den Fernseher an. Beim Zappen durch
die Kanäle stellte er fest, dass ‚Jurrasic Park‘
lief und erst vor knappen fünf Minuten angefangen hatte.
„Wollen
wir das gucken?“, fragte er Niall und dieser zuckte mit den
Schultern. „D-Die sehen a-aus, wie d-das Sp-Spielzeug von d-den
K-Kindern, die m-manchmal da w-waren.“, meinte er, als ein paar
Dinosaurier eingeblendet wurden.
„Hatte er Kinder?“
„N-Nein, aber s-seine Sch-Schwester.“ Harry nickte
verstehend und nahm sich ein Stück Pizza. „Soll ich was
anderes anmachen?“ „I-Ist sch-schon okay.“ Harry
ließ den Film also an und sie aßen schweigend, beide auf
den Film konzentriert.
Der Lockenkopf überließ Niall
einen Teil seiner Pizza und bekam dafür ein dankbares Lächeln
geschenkt und nachdem sie fertig gesessen hatten, zog Niall die Beine
an und lehnte sich leicht gegen Harry, den Kopf auf der Schulter des
Größeren liegend.
Die Atmosphäre war entspannt und
Harry genoss es wirklich, er hatte Angst gehabt, dass Niall ihm
vielleicht böse sein würde, offenbar war er das aber nicht
und der Lockenkopf konnte erleichtert ausatmen.
Er war mit seinen
Gedanken so weit abgedriftet, dass er gar nicht bemerkt hatte, dass
der Film immer spannender wurde, er bemerkte es erst, als Niall sich
ängstlich an ihn drückte. Ein paar Raptoren versuchten
gerade die beiden Kinder zu fangen.
„Alles gut.“,
flüsterte Harry und legte seinen Arm um Niall, zog ihn etwas
näher an sich, sodass der Kleinere sein Gesicht an Harrys Brust
verstecken konnte, wenn er es wollte. Tatsächlich kniff Niall an
der einen oder anderen Stelle fest die Augen zusammen und suchte
Schutz bei Harry.
Der Lockenkopf kraulte ihn dann zwischen den
Ohren und flüsterte ihm beruhigende Worte zu. Er konnte nicht
behaupten, dass es ihm nicht gefiel, wie Niall mit ihm kuschelte.
Niall selbst gefiel es ebenfalls, deswegen machte er sich auch nicht
die Mühe, sich wieder aufrecht hinzusetzen, stattdessen blieb er
einfach halb auf Harry liegen und ließ sich die Ohren kraulen.
„Lass uns ins Bett gehen.“
Harry sah Niall an und stellte fest, dass der Blonde schlief. Er sah
so friedlich aus, sodass es Harry nicht übers Herz brachte ihn
zu wecken, also schob er seine Arme unter den Rücken und die
Beine des Kleineren und hob ihn hoch.
Vorsichtig, um Niall nicht
zu wecken, trug er ihn ins Schlafzimmer und legte ihn ins Bett. Da
Niall eine von Harrys Jogginghosen trug, fiel es dem Lockenkopf
leicht sie dem Blonden von den Beinen zu ziehen. Das Shirt ließ
er ihm und deckte ihn dann zu.
Harry ging zurück, machte den
Fernseher und die Lichter aus, brachte das Geschirr in die Küche,
schloss die Haustür ab. Als er ins Schlafzimmer zurückkehrte,
saß Niall aufrecht im Bett und rieb sich die Augen.
„Du
bist ja wieder wach.“ Der Lockenkopf setzte sich auf die
Bettkannte und sah Niall besorgt an. „D-Du warst w-weg.“,
gähnte er und ließ sich wieder nach hinten in die Kissen
sinken. Harry schmunzelte. „Kannst du nicht schlafen, wenn ich
nicht da bin?“, fragte er und Niall brummte etwas
Unverständliches.
Harry zog sich bis auf seine Boxershorts
aus und krabbelte auf seiner Seite unter die Decke. Kaum lag er,
rutschte Niall an ihn heran. „Noch Angst?“ „Mhm.“,
antwortete der Blonde und war schon wieder fast eingeschlafen.
Harry
fiel das nicht so leicht. Langsam aber sicher musste er akzeptieren,
dass er wohl doch ein bisschen verknallt in den kleinen Blonden war.
Er war geradezu vernarrt in diese unschuldige, niedliche und
unbedarfte Art und diese großen, blauen Augen.
Niall konnte nicht schlafen, weil
Harry so unruhig war, genau wie in der Nacht zuvor. Er verfluchte
diese Fähigkeit sofort zu merken, wenn einen Menschen etwas
bedrückte, denn dann machte er sich selbst auch
Sorgen.
„H-Harry?“, fragte er leise und der
Angesprochene drehte den Kopf zu ihm. „N-Nerve ich d-dich?
S-Soll ich w-wieder g-gehen?“ Niall war der festen Überzeugung,
dass es etwas mir ihm zu tun hatte.
Harry holte erschrocken Luft.
„Oh Gott nein! Ich mag dich wirklich gern und ich will nicht,
dass du wieder gehst!“ Er zog den Kleineren in eine Umarmung
und streichelte dessen Rücken. „Wie kommst du denn
darauf?“ „D-Du b-bist s-s-so…d-du d-denkst s-so
viel.“, stammelte Niall und schloss die Augen.
„Aber
das hat doch nichts damit zu tun, dass ich will, dass du gehst. Ich
mag dich wirklich!“, versicherte Harry und nahm Nialls Kinn in
seine Hand, um den Kopf des Blonden etwas anzuheben. „Verstanden?“,
fragte Harry lächelnd und Niall nickte. Harry beugte sich vor
und drückte Niall einen kleinen Kuss gegen die Schläfe.
Den ganzen nächsten Morgen
konnte Niall nur an diesen kleinen Kuss denken, den Harry ihm auf die
Schläfe gegeben hatte. Es hatte sich gut angefühlt und
Niall hoffte, dass Harry das öfter tun würde.
Harry
hingegen überlegte, wie er Niall endlich und vollkommen davon
überzeugen konnte, dass er ihn mochte und wollte, dass er bei
ihm blieb. Niall sollte nicht immer zweifeln und denken, dass er bei
Harry nicht willkommen war.
Harry beschloss die Wohnung ein
wenig auf Vordermann zu bringen und nachdem er Niall überzeugt
hatte, dass dieser ihm nicht helfen musste, hatte der Blonde sich in
das Schlafzimmer verzogen.
Dort breitete er alles aus, was er von
Harry geschenkt bekommen hatte. Er nahm sich einen Bleistift und
schlug die erste Seite in dem Schreibheft auf. Dort war ein ‚A‘
abgebildet, einmal in groß und einmal in klein, darunter waren
freie Linien.
Niall erinnerte sich an das, was Harry gesagt hatte
und schrieb die beiden Varianten des Buchstaben immer wieder auf, bis
die Linien voll waren. Dabei bemerkte er, dass der Buchstabe auch in
seinem Namen vorkam, er wusste es noch, weil Harry ihn seinen Namen
hatte schreiben lassen.
Hektisch blätterte in dem Heft, bis
er das ‚I‘ fand, was ebenfalls in seinem Namen vorkam.
Dies übte er, dann ging er zum ‚L‘ und zum ‚N‘
über, auch diese Seiten schrieb er komplett voll.
Niall nahm
den Block und die bunten Filzstifte. Auf das erste Blatt im Block
schrieb er sorgfältig in jeder Farbe seinen Namen, darauf
bedacht jeden Buchstaben besonders schön zu machen.
Als er
fertig war, riss er das Blatt aus dem Block und faltete es, bevor er
es auf Harrys Kopfkissen legte und lächelte. Niall wollte, dass
Harry stolz auf ihn war und er wollte Harry zeigen, dass er lernen
wollte und sich ganz viel Mühe gab. Vielleicht würde er
sich ja darüber freuen. Plötzlich kam Niall eine Idee und
er sprang auf, um Harry suchen zu gehen.
„H-Harry?“ „Was
ist denn?“ Der Lockenkopf wischte gerade die Küche. „W-Wie
schreibt man d-deinen N-Namen?“, wollte Niall schüchtern
wissen und hielt Harry Papier und Stift unter die Nase. Harry
lächelte und notierte seinen Namen fein säuberlich und
leserlich auf dem Fetzen.
„Danke.“ Glücklich lief
Niall zurück und suchte die Buchstaben aus Harrys Namen in
seinem Übungsheft, um anschließend auch Harrys Namen in
jeder Farbe seiner Filzstifte auf ein Blatt zu schreiben. Er faltete
das Blatt und legte es neben den anderen Zettel auf Harrys
Kopfkissen.
„Wie wäre es, wenn ich
dir ein Spiel beibringe?“, fragte Harry am Abend. Es war
wirklich problematisch, dass er und Niall nicht raus gehen konnten,
denn Harry wollte Niall so viel zeigen und nicht immer nur in der
Wohnung hocken. Um etwas Abwechslung zu bekommen, wollte er Niall
Mensch-ärgere-dich-nicht zeigen.
„Okay.“ Harry
klappte den Karton auf und holte das Spielbrett heraus. „Welche
Farbe willst du?“, fragte er den Blonden. „G-Grün.“
Der Lockenkopf holte also grüne und rote Figuren aus dem Karton
und stellte sie auf das Spielbrett. Anschließend begann er
Niall zu erklären, wie das Spiel funktionierte.
Zu Beginn
hatte Niall Probleme sich alles zu merken und wollte schon aufgeben,
aber Harry ermutigte ihn weiter zu spielen und am Ende schlug der
Blonde ihn sogar.
„War doch gar nicht so schwer, oder?“,
fragte Harry und Niall schüttelte grinsend den Kopf. „Noch
eine Runde?“ „Ja, b-bitte.“ Die beiden Jungs
stellten ihre Figuren wieder auf und fingen von vorn an.
„Gewonnen!“, jubelte
Harry, als er gerade sein letztes Spielmännchen ins Haus setzte.
Niall hätte vielleicht noch drei Würfe gebraucht, dann wäre
er ebenfalls fertig gewesen, es war eine ziemlich knappe
Entscheidung. Niall streckte Harry die Zunge heraus und der
Lockenkopf grinste zurück.
„Wollen wir die Sachen
einpacken und dann schlafen gehen?“ Niall nickte heftig, denn
er wollte unbedingt, dass Harry sah, was er für ihn gemacht
hatte. Deswegen beeilte er sich Harry zu helfen die Spielutensilien
wieder einzupacken und dann verschwand er im Bad, während Harry
schon mal ins Schlafzimmer ging.
Im Schlafzimmer sah Harry die
beiden Zettel auf seinem Kopfkissen und neugierig faltete er sie
auseinander. Er sah, dass Niall mit viel Mühe seinen eigenen
Namen vielfach aufgeschrieben hatte und auf dem anderen Blatt fand
Harry seinen Namen. Er freute sich, weil Niall so viel Spaß am
Lernen hatte und es rührte Harry, weil Niall sich so viel Mühe
gegeben hatte und ihm diese Zettel offenbar beschenkt hatte.
Harry
faltete sie wieder sorgfältig zusammen und legte sie auf seinen
Nachttisch, ehe er sich umzog und auf Niall wartete. Der Blonde ließ
auch nicht mehr lange auf sich warten und kam mit geröteten
Wangen ins Schlafzimmer getapst.
„Dankeschön. Ich hab
mich gefreut, das hast du wirklich schön gemacht.“, sagte
Harry lächelnd und Niall hob schüchtern die
Mundwinkel.
„D-Danke.“ „Komm her.“ Harry
hielt seine Arme auf und umarmte dann Niall, als der Blonde vor ihm
stand. Zufrieden drückte Niall sein Gesicht an Harrys Schulter,
er mochte es sehr, wie der Lockenkopf roch. Nach Freiheit, Schutz und
Glück.
„Weißt du, ich bin echt froh, dass du vor
meiner Tür gesessen hast. Du bist noch nicht mal eine Woche
hier, aber ich hab das Gefühl, als würde ich dich schon
sehr lange kennen und ich mag dich wirklich sehr.“, flüsterte
Harry und vergrub sein Gesicht in Nialls Haaren. Sein Atem kitzelte
Niall an den Ohrspitzen und er kicherte leise.
„Was ist
los?“, fragte Harry. „D-Das kitzelt. Dein A-Atem.“,
antwortete Niall und lachte, als Harry leicht gegen die weichen Ohren
pustete. „Lass uns ins Bett gehen.“ Kaum lagen sie,
rutschte Niall an Harry heran und seufzte, als der Größere
seine Arme um ihn legte.
Er fühlte sich so sicher und
geborgen und er war richtig glücklich. Wahrscheinlich so
glücklich, wie er es noch nie in seinem Leben gewesen war.
Als Harry aufwachte, war die
Bettseite neben ihm leer. Harry wunderte sich, Niall wartete doch
sonst auch immer, bis er aufwachte. Harry hörte keine Geräusche
in der Wohnung und stand auf, um den Blonden zu suchen.
Als er die
Tür zum Badezimmer aufmachte, trat Niall gerade aus der Dusche
und blieb, genau wie Harry, vor Schock stehen. Niall versuchte seinen
Katzenschwanz zu benutzen, um zumindest seine pikanteste Körperzone
zu verdecken, dann drehte er sich peinlich berührt um.
Harry
wusste nicht, wie ihm geschah, sein Gehirn setzte vollkommen aus.
„Warum versteckst du deinen wundervollen Körper?“,
fragte er und Niall drehte seinen Kopf überrascht um. „D-Du
f-findest m-mich sch-schön?“
„Wunderschön.“,
flüsterte Harry und legte seine Arme von hinten um Nialls Bauch,
legte sein Kinn auf die Schulter des Blonden. Harry fand ihn wirklich
wunderschön. Die helle Haut des Blonden war makellos und Harry
fand seinen Körperbau geradezu
perfekt.
„H-Harry?“
„H-Harry?“
„Harry?!“
Der Lockenkopf blinzelte und sah dann Nialls Gesicht vor sich. Er
fragte sich, was zur Hölle er da geträumt hatte. Vor allem,
weil sich das auch deutlich in seiner Hose abzeichnete.
„E-Es
hat ge-geklingelt.“, erklärte Niall und Harry fluchte
innerlich. Er konnte jetzt nicht aufstehen! Aber ihm blieb ja wohl
nichts anderes übrig, also sprang er aus dem Bett und schlüpfte
schnell in eine weite Jogginghose.
„Warte hier.“,
wies er Niall an und tapste dann zur Tür, versuchte auf dem Weg
noch seine Haare etwas zu richten. Harry öffnete die Tür
einen Spalt breit und sah Liam vor der Tür stehen.
„Hey
Liam. Bitte nimm es mir nicht übel, aber ich kann dich gerade
nicht reinlassen und ich kann es dir auch nicht erklären.“
Liam hob eine Augenbraue und sah seinen Freund an.
„Okay?
Ich frag einfach nicht nach und warte einfach auf einen Anruf.“,
beschloss er und drehte sich um, um wieder zu gehen.
„Liam?“
Der Gerufene sah Harry nochmal an. „Danke.“ Sie lächelten
und dann ging Liam, Harry schloss die Tür und ging wieder zu
Niall, der etwas verloren und mit einem fragenden Gesichtsausdruck,
auf dem Bett saß.
„Das war Liam, aber ich hab
ihm gesagt, dass er nicht reinkommen kann und ich es ihm irgendwann
erkläre.“ „A-Aber d-doch nicht w-wegen m-mir,
oder?“, fragte Niall und Harry setzte sich neben ihn.
„Du
weißt doch, wie Louis reagiert hat, ich glaube zwar nicht, das
Liam auch so reagieren würde, aber ich will ihm das jetzt nicht
alles erklären und ich wusste ja auch nicht, ob es okay für
dich ist, wenn er rausfindet, dass du Katzenohren und einen
Katzenschwanz hast.“, erklärte der Lockenkopf und Niall
nickte langsam.
Er streckte sich und dabei rutschte sein
Shirt ein Stück nach oben und gab den Blick auf seinen Bauch und
einen Teil seines Rückens frei. Erschrocken schnappte Harry nach
Luft.
„I-Ich… I-Ich…“, stammelte
Niall und zerrte den Stoff wieder über seinen Körper. Sanft
hielt Harry Nialls Hände fest und hob das Shirt wieder an,
dieses Mal, bis er fast den ganzen Rücken sehen konnte.
Die
Haut des Blonden war übersäht mit alten Narben, fast
verblassten blauen Flecken und Striemen, die aussahen, als hätte
jemand Niall mit einem Gürtel oder etwas ähnlichem
geschlagen.
„Niall! War er das?“, fragte Harry,
noch immer schockiert. Er war außerdem entsetzt, dass Niall
nichts gesagt hatte oder er es nicht selbst schon lange bemerkt
hatte. Der Blonde vergrub das Gesicht in den Händen und fing an
zu weinen. Sein ganzer Körper zitterte. Der Lockenkopf ließ
das T-Shirt los und legte seine Arme um den schluchzenden Jungen vor
ihm.
„Scht. Dir tut keiner mehr was, schon vergessen?
Ich hab es dir versprochen. Darf ich mir das jetzt ansehen? Ich tu
dir auch nicht weh, ich will nur gucken, ob du doll verletzt bist.“,
wisperte Harry und nahm Nialls Kopf zwischen seine Finger und zwang
den Blonden mit sanfter Gewalt ihm in die Augen zu
sehen.
„I-Ich…I-Ich w-w-will n-nicht,
d-dass…dass d-du d-das si-siehst.“, stammelte Niall und
rollte sich auf dem Bett zu einer kleine Kugel zusammen. Harry legte
sich daneben und nahm ihn wieder in die Arme.
„Du
musst es mir natürlich nicht zeigen. Aber ich kann dir da
vielleicht eine Creme drauf machen, damit es besser wird.“
Niall schüttelte nur den Kopf und vergrub sein Gesicht in dem
Kissen vor ihm.
Er wurde geschlagen, wenn er Fehler gemacht
hatte und er hasste es, dass man all das auf seinem Rücken sehen
konnte. Er wollte nicht, dass Harry es sah, Niall schämte sich
und er fand, dass er schrecklich aussah.
Langsam beruhigte
er sich wieder, Harry war daran nicht ganz unschuldig, denn er hatte
Niall beruhigend über den Rücken gestrichen, leise liebe
Worte in Nialls Ohr geflüstert und ihn festgehalten.
„Wollen
wir was Essen? Ich glaube es ist noch Schokolade da und Schokolade
macht glücklich.“ Niall kicherte leise und nickte.
„O-Okay.“ Harry stand auf zog Niall vom Bett hoch.
Den ganzen Tag versuchte Harry zwei
Bilder aus seinem Kopf zu vertreiben. Das Bild von einem nackten
Niall aus seinem Traum und das Bild von Nialls ramponierter Haut. Das
eine machte ihn total wahnsinnig und das andere betroffen und beides
konnte er nicht gebrauchen, wenn er versuchten wollte Niall wieder
ein bisschen aufzumuntern.
Am liebsten wäre mit dem Blonden
wieder in den Garten gegangen, aber der Regen machte ihm einen Strich
durch die Rechnung. Langsam gingen Harry die Ideen aus, aber Niall
schien sehr zufrieden zu sein, als sie schließlich wieder
zusammen auf der Couch lagen und einen Film sahen.
Solange es
Niall gefiel, war Harry auch glücklich und er machte sich einen
Spaß daraus den Blonden an den Ohren zu kraulen und ein
bisschen zu kitzeln. Niall hatte so ein schönes Lachen und wenn
er kicherte, hörte sich das für Harry unglaublich niedlich
an.
„Ich muss morgen wieder arbeiten. Ich steh dann ziemlich
früh morgens auf und bin dann So gegen Mittag wieder da. Ist das
okay, wenn du dann allein bist?“ Eigentlich wollte Harry Niall
nämlich gar nicht allein lassen.
„J-Ja. F-Früher
war i-ich auch m-mal a-allein.“ „Okay, du musst mir nur
versprechen, dass du die Tür nicht auf machst, weil du ja nie
weißt, wer dahinter ist. Und natürlich, dass du nicht raus
gehst, ansonsten kannst du machen was du willst.“
Niall
nickte und Harry sah auf die Uhr. Wenn er nicht verschlafen wollte,
dann sollte er ins Bett gehen. Der Blonde begleitete ihn und Harry
beobachtete ihn noch eine Weile, nachdem er eingeschlafen war. Er
fragte sich, wie lange er es noch schaffen würde so viel Zeit
und Nähe mit dem Blonden zu verbringen, ohne nicht doch
irgendwann etwas Falsches zu sagen oder zu tun.
Niall wurde nicht wach, als Harry aufstand, also machte der Lockenkopf sich leise fertig. Bevor er zur Bäckerei fuhr, warf er noch einen kurzen Blick in das Schlafzimmer. Der Blonde hatte sich weiter Harrys Seite gerollt, das Gesicht im Kissen vergraben und schnurrte im Schlaf leise vor sich hin. Harry lächelte und verließ dann die Wohnung. Es war gerade einmal fünf Uhr und die Sonne ging erst auf.
Gegen neun Uhr wurde Niall wach und
sah sich verwirrt und verschlafen um, weil er sich wunderte, wo Harry
war. Dann fiel ihm ein, dass dieser ja arbeiten musste. Enttäuscht
legte Niall sich auf den Rücken und sah die Decke an. Er wusste
nicht, was er den ganzen Tag lang machen sollte, wenn Harry nicht da
war.
Niall beschloss erst einmal zu duschen und sich etwas zu
Essen zu machen und danach zu entscheiden, was er machen könnte.
Beim Anziehen fiel sein Blick auf den Block und das Lernheft und er
beschloss einfach darin weiter zu üben.
Jedes Mal, wenn er
einen Buchstaben konnte, schrieb er noch ein Blatt auf seinem Block
damit voll. So bemerkte Niall gar nicht, wie die Zeit verging und
Harry fand ihn schließlich im Schlafzimmer, als er von der
Arbeit kam.
„Hey Kleiner.“, begrüßte Harry
den Blonden, der überrascht zusammen zuckte. „H-Hallo.“,
antwortete er und sein Magen knurrte, als Harry ihm eine Tüte
zeigte. „Guck mal, ich hab uns was vom Italiener mitgebracht.
Ich geh schon mal in die Küche und mach es warm.“, meinte
der Lockenkopf und Niall nickte.
Während Harry also das Essen
warm machte, räumte Niall seine Sachen zusammen und ging dem
Jüngeren dann hinterher. Gerade als Harry den zweiten Teller aus
der Mikrowelle holte, betrat Niall die Küche und setzte sich an
den Tisch.
Zunächst aßen sie schweigend, aber jedes
Mal, wenn Harry Niall ansah, kribbelte wieder der Bauch des Blonden
und er beschloss, dass er Harry endlich fragen musste, was das
bedeutete.
„Harry?“ „Was ist denn?“ Niall
druckste ein bisschen herum. „A-also. M-manchmal, wenn du
m-mich an-anguckst, dann h-hab ich s-so ein k-komisches G-Gefühl
im B-Bauch. So ein b-bisschen wie w-wenn du m-mich k-kitzelst.“,
erklärte er und Harry entglitten für einen Moment diese
Gesichtszüge.
„Und du möchtest wissen, was das
bedeutet?“ Niall nickte und der Lockenkopf seufzte. „Also…Gott,
wie erkläre ich das am besten? Weißt du, was Liebe ist?“
Niall legte den Kopf schief.
„I-Ich hab m-mal ge-gehört,
dass d-das ist, w-wenn z-zwei Menschen ver-verliebt sind und s-sich
m-mögen.“ Harry nickte. „Genau und so ein Kribbeln,
dass kann ein Zeichen dafür sein, dass man verliebt ist.“,
erklärte er und Niall lächelte.
„A-also bin ich
v-verliebt in d-dich?“, fragte er und Harry zuckte mit den
Schultern. „Ja, vielleicht.“ „D-Das ist d-doch gut,
oder?“ Verunsichert sah der Blonde zwischen seinem Teller und
Harry hin und her.
„Verliebt sein ist immer gut. Das ist
was Tolles. Ich frage mich nur, ob du wirklich verliebt bist oder ob
du mich einfach nur magst. Weil, weißt du Niall, ich glaube
nämlich, dass ich in dich verliebt bin und ich wäre
traurig, wenn du mich gar nicht liebst, sondern das nur denkst.“,
murmelte Harry und Niall stand auf.
„A-Aber ich m-mag d-dich
doll! Z-Zu mir w-war n-noch nie j-jemand so nett!“ protestierte
er, als er vor Harry stand. „Deswegen ja. Vielleicht denkst du
nur, dass du verliebt in mich bist, weil ich als Einziger bisher so
nett zu dir war.“ Verzweifelt sahen sie sich in die
Augen.
„Niall, ich wünsche mir das wirklich, aber…“
Weiter kam Harry nicht, weil der Blonde einfach seine Arme um ihn
schlang und ihn umarmte. Sanft strich Harry ihm über den Rücken.
„Okay pass auf, ich mache jetzt was und du sagst mir dann, was
du gefühlt hast, ja?“, flüsterte Harry und schob
Niall etwas von sich weg, als dieser nickte.
Zärtlich nahm
der Lockenkopf das Gesicht seines Gegenübers in seine Hände
und legte seine Lippen leicht auf die des anderen. Nur kurz und ohne
viel Druck. Für Harry war es der schönste Kuss, den er je
gehabt hatte.
„Und?“, fragte er leise und Niall
strahlte ihn an. „D-Das war sch-schön. M-Mein B-Bauch hat
w-wieder ge-gekitzelt und m-mein Mund auch. U-Und m-mir ist g-ganz
w-warm.“, erklärte der Blonde und Harry lächelte
glücklich.
„Vielleicht bist du ja doch in mich
verliebt.“, wisperte er und strich Niall über die Wange,
der Kleinere schmiegte sich direkt an und schnurrte leise. Er war
glücklich, genau wie Harry. Der Lockenkopf hätte nun
wirklich nicht damit gerechnet, dass der Blonde sich vielleicht in
ihn verlieben könnte.
„W-Was macht m-man, w-wenn man
v-verliebt ist?“, fragte Niall und Harry zog ihn auf seinen
Schoß. „Also wenn man zusammen ist, dann küsst man
sich, so wie wir gerade. Und man macht ganz viel zusammen und
kuschelt und noch ein paar andere Sachen, die ich dir irgendwann mal
zeige. Aber vor allem kuschelt man und küsst sich.“
Niall
kicherte, als Harry ihm gegen die Nase tippte und dann einen Kuss
darauf setzte. „A-Aber w-wir haben d-doch s-sonst auch
ge-gekuschelt.“ Harry grinste. „Ja schon, aber wenn man
verliebt ist, dann ist das viel schöner, weil man dann weiß,
dass der andere einen auch so gerne mag und man ihn dann auch immer
wieder küssen kann.“
Das restliche Essen war inzwischen
kalt und Harry schob Niall vorsichtig von seinem Schoß. „Wir
räumen schnell ab und dann überlegen wir uns, was wir heute
machen, ja?“, schlug er vor und der Blonde nickte
enthusiastisch.
Das Essen stellte Harry für später in
den Kühlschrank, Niall würde bestimmt Hunger bekommen. Dann
gingen die beiden ins Wohnzimmer und kuschelten sich auf die
Couch.
„D-Das ist w-wirklich sch-schöner.“,
lachte Niall und rollte sich an Harrys Seite zu einer kleinen Kugel
zusammen, den Schwanz über die Hüfte des Lockenkopfes
gelegt. Dieser kraulte ihn sanft zwischen den Ohren und brachte Niall
damit zum Schnurren.
„Was willst du heute machen?“,
fragte Harry. „I-Ich weiß n-nicht.“, bekam er als
Antwort, also machte er den Fernseher an, denn damit war Niall
eigentlich immer einverstanden. Er liebte diese sich bewegenden
Bilder einfach und Harry fand es niedlich, wie er sich dafür
begeisterte. Früher als Kind war er auch so gewesen.
Am nächsten Morgen betrat Harry
fröhlich pfeifend die Bäckerei und bereitete den Laden auf
den ersten Kundenansturm am Morgen vor. Dabei stellte er einen der
frischen Cupcakes bei Seite und beschloss diesen später für
Niall mitzunehmen.
Er stellte gerade frisches Brot, ein paar
Torten und Kuchen in die Auslage, als die Ladentür klingelte.
Ein relativ großer und breiter Mann betrat die kleine Bäckerei
und sah sich suchend um, als Harry ihm ins Auge fiel, grinste er
erfreut.
„Guten Tag, O`S-Sullivan mein Name. Ich wollte
fragen, ob es möglich wäre, dass ich hier ein Suchplakat
aufhänge. Wissen sie, mein Neffe ist unglücklicherweise
geistig verwirrt und ich hatte meiner Schwester versprochen auf ihn
Acht zu geben, aber er ist mir leider davon gelaufen und ich finde
ihn nicht wieder.“
Der Mann sprach mit einem starken
irischen Akzent und der Name kam Harry auch bekannt vor. Er hoffte
nur, dass auf dem Plakat gleich nicht Nialls Gesicht zu sehen war.
Seine Hoffnung wurde zerstört, als dieser O`S-Sullivan ihm einen
Zettel reichte.
„Haben sie den Jungen zufällig
gesehen?“, fragte er und Harry schüttelte den Kopf. „Es
tut mir leid, was ihnen passiert ist. Wenn ich ihn sehe, werde ich
sie natürlich anrufen und das Plakat werde ich
selbstverständlich in die Tür kleben, damit auch jeder es
sieht. Ich hoffe sehr, dass sie ihren Neffen finden.“, erklärte
Harry und lächelte höflich.
„Sie sind ein sehr
netter junger Mann. Vielen Dank für ihre Hilfe.“, bedankte
der Mann sich und verließ dann die Bäckerei. Harry atmete
auf. Der Mann war ihm schon unsympathisch gewesen, bevor er gewusst
hatte, wer das war.
Allerdings wusste Harry jetzt, dass Nialls
Besitzer noch immer in der Stadt war. Vielleicht sollte er mit Niall
ein wenig weg fahren. In den Bungalow seines Dads zum Beispiel. Da
waren sie bestimmt sicher und wenn sie nach ein oder zwei Wochen
zurückkehren würden, dann wäre dieser O`S-Sullivan
bestimmt weg.
Harry fand seinen Plan recht gut, er musste nur noch
seine Chefin fragen, ob er frei und vielleicht einen Lohnvorschuss
bekam. Er war eigentlich immer sehr zuverlässig und seine Chefin
vertraute ihm, deswegen glaubte Harry nicht, dass das ein Problem
war.
„Niall!“, rief Harry,
als er mit seinem Rucksack und dem Cupcake die Wohnung betrat. „I-Ich
bin h-hier.“, rief Niall aus der Küche zurück und als
Harry der Stimme des Kleineren folgte, sah der diesen gerade
Sandwiches machen.
„Na du.“, begrüßte Harry
seinen Freund und küsste ihn kurz, Niall lächelte und
schmiegte sein Gesicht an Harrys Brust. „Du kleines Kätzchen.“,
lachte Harry und wuschelte ihm durch die Haare.
„Wir machen
Urlaub. Wir fahren in ein kleines Haus an der Küste. Das gehört
meinem Dad, aber er ist nie da.“, erklärte Harry, der
tatsächlich einen Lohnvorschuss und Urlaub bekommen hatte und
das sogar gleich für zwei Wochen. Er hätte seine Chefin
küssen können, so sehr hatte er sich gefreut.
„Warum?“,
fragte Niall und sah den Lockenkopf mit großen Augen an. „Ich
habe Lust dazu und ich glaube, das wird uns gut tun. Dann kann ich
dir auch noch ein paar Sachen beibringen und dir zeigen, was man als
Paar so machen kann.“, versprach Harry und Niall nickte
enthusiastisch.
„Wir essen jetzt und dann packen wir unsere
Sachen. Meinst du, du traust dich Zug zu fahren?“, fragte Harry
vorsichtshalber und Niall schnaubte entrüstet. „N-Natürlich.“
Der Lockenkopf grinste und nahm dann den Teller mit den Sandwiches
und stellte ihn auf den Esstisch.
„Hey Lou. Kannst du mir ein
paar Gefallen tun?“, fragte Harry später am Telefon,
während Niall duschte. „Klar, was denn?“ „Passt
du ein bisschen auf meine Wohnung auf und holst die Post rein und so
und sagst mir Bescheid, wenn Nialls Besitzer nicht mehr hier rum
rennt? Ich fahre mit ihm zu dem Bungalow. Und wir sind jetzt
zusammen.“, berichtete Harry und Louis lachte.
„War
ja klar. Aber sicher, ich werde die Augen offen halten und ruf dich
dann an.“, versprach Harrys bester Freund und schon tapste
Niall aus dem Bad ins Schlafzimmer.
„Okay Louis, wir sehen
uns dann bald.“, verabschiedete Harry sich und legte auf, dann
drehte er sich zu Niall, der Harrys Bademantel trug.
„Freust
du dich?“, fragte der Lockenkopf und legte seine Hände an
Nialls Hüfte. „Ja.“, antwortete der Blonde und
blinzelte Harry an. „D-Das wird be-bestimmt t-toll.“,
meinte er dann und schüttelte seine nassen Haare, machte auch
Harry nass.
„Ey.“, lachte Harry und zog Niall
spielerisch am Ohr, der Blonde kicherte und sprang nach hinten,
stolperte über den geöffneten Koffer und wäre zu Boden
gefallen, wenn Harry ihn nicht aufgefangen hätte.
„Nicht
so stürmisch.“, lachte der Lockenkopf und Niall versteckte
sein hochrotes Gesicht in Harrys Halsbeuge. „Komm, wir packen
die restlichen Sachen.“, schlug Harry vor und drückte
Niall einen Kuss auf die Schläfe.
Harry wusste, dass es riskant war mit Niall Zug zu fahren, aber er besaß nun mal kein Auto und auch keinen Führerschein und Niall vermutlich ebenso wenig. Deswegen suchte Harry auch eine Zugverbindung ziemlich früh am Morgen, wenn noch nicht so viele Menschen unterwegs sein würden.
Früh am Morgen verließen
sie also die Wohnung machten sich auf den Weg zum Bahnhof, der nur
zehn Minuten Fußweg von Harrys Wohnung entfernt lag.
„Du
weißt, dass ich das nicht böse meine, was ich jetzt sage.
Bitte, wenn jemand etwas fragt, dann lass mich reden, weil du
vielleicht sonst auffällst und du darfst auch die Mütze
nicht abnehmen. Versuch einfach unauffällig zu sein.“,
meinte Harry und Niall nickte.
„Sch-schon okay.“, gab
er zurück. Harry reichte ihm eine Sonnenbrille, mit der
Anweisung, dass der Blonde sie aufsetzen sollte, sobald es hell
wurde. Den Rest des Weges legten sie schweigend zurück.
Tatsächlich waren kaum Menschen
am Bahnhof und Harry und Niall fielen auch nicht weiter auf. Sie
suchten in aller Seelenruhe das Gleis und als der Zug einfuhr,
setzten sie sich in diesen. Damit war der schlimmste Teil, zumindest
empfand Harry das so, überstanden.
Er hatte Angst, das Niall
von jemandem erkannt werden konnte oder das sogar dieser Kerl aus dem
Laden wieder auftauchte. Allerdings machte es die Sache um einiges
einfacher, seitdem Harry wusste, wie Nialls Besitzer aussah. So
konnte er ihn zumindest schon von weitem erkennen.
Im Zug hatten
sie fast einen ganzen Wagon für sich allein und kaum war der Zug
losgefahren, lehnte Niall seinen Kopf an Harrys Schulter und schloss
die Augen, döste ein wenig vor sich hin.
Harry sah aus dem
Fenster und dachte darüber nach, was für ein Glück er
eigentlich hatte. Wenn der kleine Blonde nicht vor seiner Haustür
gesessen hätte, wäre Harry wohl immer noch von einem Bett
ins nächste gesprungen und hatte nicht dieses wunderbare Gefühl
von Liebe spüren können. Er war nie ein Mensch für
feste Bindungen gewesen, aber bei Niall war das alles vollkommen
anders.
Die Landschaft rauschte in Halbdunkel an Harry vorbei und
sein lächelndes Gesicht spiegelte sich in der Scheibe. Er war
sich sicher, dass die zwei Wochen in dem kleinen Haus wundervoll
werden würden. Man konnte von dem kleinen Wintergarten direkt
auf das Meer sehen und hörte morgens das Kreischen der Möwen
und das Rauschen des Meeres.
Bei gutem Wetter konnte man auf der
Terrasse frühstücken und die frische, morgendliche Seeluft
einatmen. Harry war als Kind gern dort gewesen, hatte Drachen steigen
lassen, war Schwimmen und Schnorcheln gegangen und hatte lange
Strandspaziergänge mit seinen Eltern gemacht.
Zumindest, als
diese noch zusammen gewesen waren und Harry ein gutes Verhältnis
zu beiden gehabt hatte. Mit seiner Mutter verstand er sich zwar noch
immer gut, aber das Verhältnis der beiden war trotzdem sehr
unterkühlt, was wohl auch daran lag, dass sie sich kaum zu
Gesicht bekamen.
Zwei Stunden später ertönte
eine Durchsage und Harry weckte sein kleines Kätzchen schweren
Herzens. „Niall, wach auf. Wir sind gleich da.“, wisperte
er und der Blonde blinzelte ihn an. „Schon?“ Der
Lockenkopf nickte und stand auf, um die Koffer aus der Gepäckablage
zu hieven.
Der kleine Bahnhof, in dem der Zug hielt, war ziemlich
herunter gekommen und die Beiden steuerten einen Taxistand an. Harry
nannte das Dorf, das am nächsten an dem kleinen Bungalow gelegen
war.
Dort mussten sie noch in einem kleinen Supermarkt ein paar
Einkäufe erledigen, bevor sich die letzten zwei Kilometer zu Fuß
zum Haus laufen würden.
„Ich f-finde es sch-schön
hier.“, befand Niall, als er und Harry das Haus betraten und
ihre Taschen im Flur abstellten. Die Einkaufstüten brachte der
Lockenkopf in die Küche und dann riss er erst einmal alle
Fenster auf, da die Luft so stickig war. Offenbar war lange niemand
mehr in diesem Haus gewesen, aber Harry hatte auch mit nichts anderem
gerechnet.
„Komm, ich zeig dir, wo wir schlafen.“ Er
nahm Niall bei der Hand und zog ihn in das kleine, gemütliche
Schlafzimmer. Das ganze Haus war mit hellen Holzmöbeln möbliert,
das Bett war aus Buchenholz und nahm fast den ganzen Raum ein, weil
es groß und wuchtig war. An der gegenüberliegenden Seite
befand sich noch ein heller Schrank mit einem großen
Spiegel.
Niall warf sich auf die Matratze und streckte sich
genüsslich aus. „Das ist be-bequem.“, stellte er
fest und schloss die Augen, Harry lachte. „Hey, noch nicht
schlafen, wir müssen erst noch auspacken und etwas zum
Mittagessen kochen.“
„Aber w-wir sind s-so früh
auf-aufgestanden.“, schmollte der Blonde und schob die
Unterlippe vor. „Dann bleib du liegen und ich koche uns was.“,
beschloss Harry und drückte dem Kleineren einen Kuss auf die
Wange, bevor er lächelnd das Schlafzimmer verließ.
In
der Küche räumte er alles weg, was die beiden eingekauft
hatten und überlegte dann, was er kochen sollte. Schließlich
entschied er sich dazu eine Pizza selbst zu machen und rührte
den Teig an.
Er war so vertieft in seine Arbeit, dass er gar nicht
merkte, dass Niall irgendwann im Türrahmen stand und ihm zusah.
Erst als Harry sich umdrehte, um die Pizza in den Ofen zu schieben,
bemerkte er den Blonden.
„Wieder wach?“, fragte er
lächelnd und Niall nickte. „Ohne d-dich kann ich n-nicht
r-richtig schlafen.“, gestand er und schlang seine Arme um
Harry, drückte das Gesicht an dessen Brust.
Sanft küsste
Harry Nialls Stirn und lehnte seinen Kopf gegen den des anderen. So
standen sie eine kleine Weile in der Küche und genossen die Nähe
des anderen. Harry wusste schon in diesem Moment, dass der Urlaub
eine gute Idee gewesen war.
Als der Wecker piepte, der Harry
daran erinnern sollte, dass die Pizza fertig war, löste der
Lockenkopf die Umarmung und rettete das Essen vor dem
Verbrennen.
„Das r-riecht toll!“, schwärmte Niall
und Harry beeilte sich, die große Pizza in mehrere kleine
Stücke zu teilen und sie auf zwei Teller zu verteilen. Niall
bekam ein Stück extra und der Blonde grinste seinen Freund
glücklich an.
„Danke.“ Sie trugen die Teller und
etwas zum Trinken in das kleine Wohnzimmer. Nachdem Harry ein wenig
an der Antenne gedreht hatte, konnten sie sogar Fernsehen gucken und
nach einigem Suchen, entschieden sie sich für einen
Musiksender.
Hungrig aßen die Beiden die Pizza, die, wie
Harry fand, ganz gut gelungen war. Anschließend stellten sie
die Teller auf den kleinen Tisch und Niall kuschelte sich an den
Größeren, rollte sich praktisch zu einer kleinen Kugel
zusammen und drückte sein Gesicht in Harrys T-Shirt.
Dieses
roch nach Harry und mit diesem Geruch verband Niall viele Dinge.
Heimat, Schutz, Geborgenheit und Liebe. Noch nie in seinem Leben
hatte er sich so wohl gefühlt.
Er hob den Kopf ein Stück
und stellte fest, dass Harry ihn lächelnd beobachtete. Die
grünen Augen des Lockenkopfes schimmerten freudig und er
lächelte noch mehr, als Niall ihn direkt ansah.
„K-Kannst
du noch-nochmal das m-machen, was du ge-gemacht hast, a-als d-du was
t-testen w-wolltest?“, fragte der Kleinere verlegen und Harry
wuschelte ihm durch die Haare.
„Dich küssen, meinst
du?“ Niall nickte und Harry legte sanft eine seiner großen
Hände an die Wange seines Gegenübers und küsste ihn
vorsichtig. Je mehr Niall sich ihm entgegen bog, desto mehr Druck
übte er aus.
„Man kann sich auch noch anders küssen.“,
erklärte Harry anschließend und Niall sah ihn fragend an.
„Ich zeig es dir.“, flüsterte der Lockenkopf und
beugte sich erneut ein Stück nach unten. Dieses Mal stupste er
mit seiner Zunge fragend gegen die Lippen des Blonden, der schon fast
erschrocken zusammen zuckte, dann aber die Lippen ein wenig teilte,
sodass Harry seine Zunge ein Stück vorschieben
konnte.
Vorsichtig erkundete er Nialls Mund, forderte dessen Zunge
zu einem Spiel, einem kleinen Tanz auf und nach einer kleinen Weile
begann der Ire den Kuss zu erwidern und seine Hände in Harrys
Oberteil zu krallen.
„D-Das…das fühlt s-sich
g-gut an.“, keuchte Niall, als die Beiden den Kuss lösen
mussten, das sie sonst zu ersticken drohten. „Das ist gut.“,
antwortete Harry und rieb seine Nase an Nialls, dieser kicherte
leise.
Sanft malte der Lockenkopf kleine Kreise auf Nialls Rücken,
ließ seine Hand hoch zu dessen Nacken wandern und wuschelte
durch die weichen, blonden Haare, kraulte die Katzenohren, während
Niall bei dieser Behandlung wieder anfing zu schnurren.
Das
Schnurren machte Harry schläfrig und er merkte, wie er langsam
aber sicher weg dämmerte. Er nahm sich fest vor nicht
einzuschlafen, sondern aufzustehen und mit Niall in das Schlafzimmer
zu gehen, damit sie nicht auf der kleinen Couch schlafen mussten.
Aber er hatte seinen Plan noch nicht einmal zu Ende gedacht, da war
er schon eingeschlafen.
„Harry?“ Leise flüsterte
Niall den Namen des Lockenkopfes. Es war bereits Abend, als Niall
aufgewacht war. Außerdem lag Harry halb auf ihm drauf und er
hatte keine Chance sich zu bewegen, dummerweise würde er
allerdings gern das Bad aufsuchen.
„Harry! B-Bitte, wach
a-auf.“ „Mhm?“, brummte Harry und vergrub das
Gesicht tiefer in dem Kissen, das auf der Couch lag. „I-Ich…Ich
m-muss mal.“, erklärte Niall und rüttelte an Harrys
Schulter.
„Was?“ Verschlafen richtete der Größere
sich auf und gab Niall damit die Chance zum Aufstehen. So schnell er
konnte, lief er ins Badezimmer, verwirrt sah Harry ihm
hinterher.
„Ich m-musste mal u-und du h-hast auf mir
ge-gelegen.“, erklärte Niall noch einmal, als er wieder da
und Harry lachte. „Tut mir leid.“, grinste er und
breitete seine Arme aus, damit Niall wieder zu ihm kam.
„M-Macht
ja nichts.“ Zufrieden kuschelte sich Niall zurück in
Harrys starke Arme. Wenn es nach Niall ginge, dann würde er den
ganzen Tag nichts anderes tun, als mit Harry zu kuscheln.
„Wollen
wir rüber ins Schlafzimmer gehen?“, fragte der Lockenkopf,
Niall zuckte mit den Schultern. „Ich b-bin nicht m-müde.“
„Wir müssen ja nicht schlafen.“, lachte Harry und
hob den Blonden hoch, der überrascht auf quietschte.
Vorsichtig
trug Harry ihn im Brautstyle durch das Wohnzimmer und den kleinen
Flur bis in das Schlafzimmer. Niall kicherte, als Harry ihn auf das
Bett warf und sich danach über ihn kniete.
Harry lächelte,
während er Nialls Gesicht musterte und stellte fest, dass der
Blonde dabei rot anlief und verlegen zur Seite sah. Sanft tupfte der
Lockenkopf kleine Küsse auf die Wangen und die Stirn des
Blonden, arbeitete sich über seine Nase bis zu seinem Mund vor
und platzierte dort einen längeren Kuss.
Seine Hände
verschwanden in den weichen, blonden Haaren und auch Nialls Hände
zogen spielerisch, aber zärtlich an Harrys braunen Locken.
Heftig erwiderte der Blonde den Kuss und Harry seufzte auf.
Dafür,
dass Niall noch nie in seinem Leben geküsst worden war, bis
Harry dies getan hatte, war er ein fantastischer Küsser,
zumindest fand Harry das und wenn es nach ihm gegangen wäre,
dann hätte er nicht aufgehört den Blonden zu küssen.
Da
er aber noch etwas länger etwas von diesem wunderbaren Gefühl
haben wollte, ließ er von dem Kleineren ab und legte sich neben
ihn. Sofort bettete Niall seinen Kopf auf Harrys Brust.
„Ich
bin froh, dass du ausgerechnet vor meiner Haustür gesessen
hast.“, murmelte Harry und Nialls Haare und der Blonde brummte
zustimmend. „I-Ich bin a-auch froh. Am L-Liebsten will ich
f-für immer b-bei dir b-bleiben.“
Harry wusste, wie
viel diese Worte eigentlich bedeuteten und mit 19 Jahren schon zu
sagen mit einer Person für immer zusammen zu bleiben, war schon
sehr wagemutig. Trotzdem hätte er nichts dagegen, den Rest
seines Lebens mit dem kleinen Blonden zu verbringen, auch wenn dieses
Gefühl allein durch seine verliebte Naivität kam.
„Ich
werde so lange bei dir sein, wie du das willst.“, versprach der
Lockenkopf und schlang seine Arme um Nialls schlanken Körper,
presste ihn fest an sich.
„Ich liebe dich.“, nuschelte
er in Nialls Nacken, aber der Blonde bekam dies nicht mehr mit, da er
schon längst eingeschlafen war. Die drei Worte waren nicht
einfach so dahin gesagt, Harry fühlte tatsächlich so.
Harry wachte auf, als Niall noch
schlief. Vorsichtig stand er auf und ging in die Küche, um dort
ein Frühstück vorzubereiten.
Anschließend ging er
Niall wecken, indem er den Blonden sanft wach küsste. Niall
grummelte und öffnete schläfrig die Augen, als er Harry
genau vor sich erkannte, lächelte er und schlang seine Arme um
den Nacken des Lockenkopfes.
„Morgen.“, grinste Harry
und hauchte Niall noch einen Kuss auf die Lippen. „Morgen.“,
antwortete dieser und rollte sich an Harrys Seite zusammen, nachdem
er ihn wieder ins Bett gezogen hatte.
„In der Küche
wartet Frühstück auf uns. Tee, Pancakes, Toast und
Schokolade, die man aufs Brot machen kann.“ Das klang mehr als
verlockend und Niall hob den Kopf. „Das g-gibt es?“,
fragte er erstaunt und Harry nickte.
„Komm mit und du kannst
es probieren.“ Das ließ Niall sich nicht zweimal sagen
und sprang förmlich aus dem Bett. Harry nahm seine Hand und so
gingen sie zusammen in die Küche.
Niall aß vier Scheiben Toast
mit der ‚Brotschokolade‘ wie er es nannte und zusätzlich
noch drei Pancakes damit. Harry sah ihm fasziniert dabei zu und
fragte sich, wo diese Unmengen von Essen nur verschwanden. Denn eine
tolle Figur hatte Niall allemal.
„Wie wäre es mit einem
Spaziergang am Wasser?“, fragte Harry den Blonden, als sie
zusammen abwuschen und Niall nickte. „Gerne.“ Sie räumten
also zu Ende auf, zogen sich vernünftige Kleidung, ihre Schuhe
und Jacken an und verließen das kleine Haus.
Es war ein
wenig windig und fürsorglich legte Harry seinen Arm um Nialls
Schultern, dieser legte seinen Arm um die Hüfte seines Freundes
und zusammen steuerten sie den kleinen Strand an.
Schweigend
liefen sie am Wasser entlang, auf dem sie die Sonne spiegelte. Die
Wellen rauschten und Möwen flogen kreischend umher. Beide hingen
sie ihren Gedanken nach.
„Harry…“, fing Niall
an und sah den Lockenkopf von der Seite an. „Was ist denn?“
„Du hast d-doch gesagt, d-dass man m-mehr machen k-kann, wenn
man zu-zusammen ist.“, erklärte Niall sein Anliegen und
Harry lächelte.
„Und du willst wissen, was das ist,
richtig?“ Niall nickte. „Weißt du…ich bin
schlecht darin Sachen zu erklären…“ „Finde
ich n-nicht.“, unterbrach Niall ihn und Harry grinste. „Naja
jedenfalls kann ich solche Sachen nicht erklären. Ich zeige sie
dir aber, versprochen.“
Harry lächelte und Niall
lächelte zurück, dann beugte der Lockenkopf sich etwas nach
unten und stahl sich einen Kuss von den weichen Lippen seines
Freundes. Dabei spürte er, dass Niall ein wenig zitterte, also
zog er ihn in eine Umarmung.
„Wollen wir langsam
zurückgehen? Dir ist kalt oder?“, wisperte er. „Ein
b-bisschen.“, gab Niall zu und Harry wuschelte ihm durch die
Haare. Am Strand war niemand, also musste er auch keine Mütze
tragen. Notfalls hatte er noch eine Kapuze, wenn doch jemand kommen
sollte.
„Komm. Und wenn wir da sind, dann mach ich uns
Tee.“, versprach Harry, nahm Niall an der Hand und dann liefen
sie den Weg wieder zurück.
Mit zwei Tassen Tee und ein paar
Keksen machten die beiden es sich im Wintergarten gemütlich und
sahen nach draußen. Aus dem Wind war inzwischen ein Sturm
geworden und es regnete praktisch Bindfäden.
Nialls Schwanz
schlug in einem immer gleichen Rhythmus von Links nach rechts,
während er aus dem Fenster starrte und die Wassertropfen dabei
beobachtete, wie sie an der Scheibe herunter glitten.
„Ich
hab m-mehrmals versucht weg-weg zulaufen.“, wisperte Niall und
stellte seine Tasse ab, die er die ganze Zeit in den Händen
gehalten hatte. „A-Aber ich h-hab es nie ge-geschafft. Bis zum
l-letzten M-Mal.“
„Komm her.“, verlangte Harry
und schlang dann seine Arme um Nialls Mitte, als dieser es sich auf
seinen Schoß bequem machte. „Du hast es jetzt geschafft
und du bist in Sicherheit und du musst nie wieder zurück.“,
murmelte er und tupfte kleine Küsse auf den Nacken des Blonden,
sodass dieser wohlig seufzte.
„A-Aber was ist, w-wenn du
m-mich nicht m-mehr h-haben willst?“, fragte er und drehte
seinen Kopf zu Harry. „Das wird nicht passieren.“,
versprach dieser und drückte Niall einen Kuss auf die
Lippen.
„Du bist mir viel zu wichtig, um dich wieder gehen
zu lassen. Es sei denn, du willst gehen, dann lasse ich es auch zu.
Du bist jetzt frei und du kannst tun und lassen, was du willst.“
Der Gedanke Niall gehen zu lassen, schmerzte Harry und er nahm eine
von Nialls Händen und verschränkte sie mit seiner
eigenen.
Niall antwortete nicht mehr und Harry sagte ebenfalls
nichts mehr. Sie saßen nur da und starrten in den Regen, bis
Nialls Magen knurrte.
Am Abend lagen sie zusammen
gekuschelt im Bett und Harry ließ seine Hand unaufhörlich
durch Nialls weiche Haare wandern. Das Gefühl war einfach zu gut
um es nicht zu tun. Niall hingegen ließ seine Finger über
Harrys Brust wandern, immer in kleinen, kreisenden Bewegungen. Selbst
durch das T-Shirt, das Harry trug, fühlte es sich für ihn
so an, als würde Niall kleine Stromstöße durch seinen
Körper jagen.
Außerdem spürte Harry, wie sich noch
etwas anderes an ihm regte, was ihm klar machte, dass er Niall bald
wohl einiges zeigen müsste. Wobei er schon fast wieder ein
schlechtes Gewissen bekam. Der Blonde war so unschuldig. Aber Harry
war das auch mal gewesen, auch wenn es kaum glauben mochte.
„Was
hältst du davon, wenn wir morgen zusammen baden?“,
wisperte Harry in die Dunkelheit hinein, in der Hoffnung, dass Niall
noch nicht schlief. „Okay.“, bekam er aber eine leise,
schläfrige Antwort. Harry lächelte.
„Gute Nacht
Kleiner.“, flüsterte er und suchte im Dunkeln nach Nialls
Gesicht, als er es mit beiden Händen umfasst hatte, suchte er
mit seinen Lippen die von Niall, bis er erneut fündig wurde und
den Blonden noch zu einem kleinen Duell herausforderte, bevor sie
schließlich einschliefen.
„Ich bin gleich wieder da. Ich
bereite nur schon mal das Bad vor.“, versprach Harry und
drückte Niall einen Kuss auf die Lippen. „Okay.“ Der
Blonde lächelte und wandte sich wieder dem Fernseher zu.
Harry
ging auf die Terrasse und pflückte etwas Efeu und ein paar
Rosenblüten, beide Pflanzen rankten sich um den kleinen Schuppen
im Garten.
Seine Beute trug Harry ins Badezimmer, wo er sie auf
den Badewannenrand und das Mobiliar legte und ein paar Kerzen
dazwischen stellte, die er in einem Schrank im Wohnzimmer gefunden
hatte.
Er wollte, dass die Atmosphäre romantisch war,
vielleicht auch ein wenig kitschig. Es sollte schön sein, etwas
Besonderes. Harry plante nicht Niall direkt alles zu zeigen. Er
wollte langsam aber sich immer weiter einen Schritt wagen, bis sie
irgendwann bei dem letzten, entscheidenden angekommen waren.
Aber
bis dahin war es noch weit und Harry wusste das. Er wusste auch, dass
er nichts überstürzen durfte, aber er war sich sicher, dass
er es schaffen würde. Auch wenn es ihm schwer fiel Niall nicht
einfach auf eine Matratze zu drücken und besinnungslos zu
küssen. Diese blauen Augen und das unschuldige Lächeln
machten ihn einfach wahnsinnig, er konnte nichts dafür.
Harry
kippte etwas von dem Badezusatz, den er extra noch am Vormittag
gekauft hatte, in die Badewanne und stellte das warme Wasser an.
Sofort roch es in dem kleinen Raum nach Milch und Honig, gemischt mit
dem Duft der Pflanzen. Zufrieden betrachtete Harry sein Werk und
verließ das Bad, um Niall zu holen.
„Kommst du?“,
fragte Harry, als er den Kopf durch die Wohnzimmertür steckte
und Niall drehte sich zu ihm um. „Ja.“ Freudig sprang der
Blonde auf und griff nach Harrys Hand, die er ihm hin
streckte.
„H-Harry?“, fragte Niall unsicher, als sie
im Badezimmer standen. „Was ist denn?“ „Du…du
d-darfst n-nicht meinen R-Rücken an-angucken.“, bat Niall
und senkte den Blick.
„Natürlich Kleiner. Wenn du das
nicht willst, dann mach ich es auch nicht.“, versprach Harry
und gab Niall einen Kuss auf die Stirn. Dann standen sie einfach nur
vor einander und sahen sich an.
„Ähm…wir sollten
uns mal in die Wanne legen. Sonst ist das Wasser kalt.“, meinte
Harry und zog sich sein Shirt über den Kopf. Dann öffnete
er seine Hose und zog sie von seinen Beinen, in Shorts stand er vor
Niall.
„Du b-bist schön.“, nuschelte der Blonde
und Harry grinste. „Dankeschön. Weißt du, wer noch
schön ist? Und niedlich? Und süß?“, fragte er
und legte seine Arme um Niall, vergrub sein Gesicht in der Halsbeuge
des Blonden.
„Wer?“, fragte dieser, unschuldig wie er
war. „Du.“, lachte Harry und Niall erschauderte, als der
warme Atem seinen Hals traf. „Gar nicht.“, protestierte
er, aber seine Wangen waren trotzdem rot angelaufen.
Harry ließ
ihn los, sodass Niall sich ausziehen konnte. Rücksichtsvoll
versuchte der Lockenkopf nicht auf den demolierten Rücken des
Blonden zu sehen, stattdessen zog er seine Shorts aus und stieg in
das stark schäumende Badewasser.
Harry stellte das Wasser aus
und tauchte einmal komplett unter. Als er wieder auftauchte, stieg
Niall gerade in die Badewanne, er wusste nur nicht, wo er sich
hinsetzen sollte.
„Komm her.“, lächelte Harry und
breitete seine Arme aus, während er gleichzeitig die Narben, die
er sehen konnte, ignorierte. Zögerlich setzte Niall sich und
lehnte seinen Rücken gegen Harrys Bauch. Sofort schlang der
Größere seine Arme um dem schmalen Körper vor
ihm.
„Das r-riecht gut.“, murmelte Niall und lehnte
seinen Kopf mit geschlossenen Augen zurück, sodass er auf Harrys
Schulter zum Liegen kam. „Gut, dass du das magst.“,
wisperte Harry und strich mit einer Hand über die weiche Haut
auf Nialls Bauch.
Als er sich mit seinen Händen Nialls
Seiten näherte, kicherte der Blonde und versuchte Harrys Fingern
zu entkommen. Dummerweise rutschte er dabei auch auf Harrys
Körpermitte herum, sodass der Lockenkopf sich ein Stöhnen
verkneifen musste. Aber er hörte auf Niall zu kitzeln.
Stattdessen malte er kleine Kreise auf seine Brust und seinen Bauch
und tupfte kleine Küsse in seinen Nacken. Nialls Kopf fiel zur
Seite, damit Harry mehr Platz hatte und der Blonde seufzte.
Plötzlich
zuckte er erschrocken zusammen und sah Harry mit aufgerissenen Augen
an. „H-H-Harry! I-Ich…da…d-da ist w-was.“,
stammelte er fast panisch und Harry sah ihn verwirrt an. „Was?“
„U-Unter meinem B-B-Bauch.“, erklärte Niall und der
Lockenkopf nahm sein Gesicht sanft zwischen seine Hände.
„Das
fühlt sich gut an, stimmt’s?“, wisperte er und Niall
nickte langsam. „Weißt du, wenn man sich liebt, dann hab
ich ja gesagt, dann küsst man sich und kuschelt und macht noch
andere Sachen. Das, was du da fühlst, ist etwas, was passiert,
wenn man manche Sachen zusammen macht. Aber es wird sich toll
anfühlen, versprochen.“, flüsterte Harry weiter und
küsste Nialls weiche Lippen.
„Ich w-will wissen, w-wie
sich d-das an-anfühlt.“, murmelte Niall und Harrys rechte
Hand verschwand im Wasser. Spielerisch glitten seine Finger über
Nialls Brust herunter bis zu der Erektion, die sich bei dem Blonden
gebildet hatte.
Niall zuckte, als Harrys Hand sich darum legte,
aber schon bald schloss der stöhnend die Augen und vergrub sein
Gesicht in Harrys Halsbeuge. Gedämpft traf sein Atem Harrys Haut
und der Lockenkopf erschauderte.
„Harry, Harry, Harry…“
murmelte Niall auf Dauerschleife und seine Hand fasste fest um Harrys
Arm. „Das…ich…Harry…“, stammelte er
und krallte sich in Harrys Arm, als er kam.
Sein gesamter Körper
spannte sich an und sackte dann kraftlos in Harrys Armen zusammen.
Harry drückte seine Lippen auf Nialls Schläfe.
„Und?
Hat es sich gut angefühlt?“, wisperte er und Niall konnte
nur nicken. „Komm, wir gehen schlafen.“, schlug Harry
vor, auch wenn seine eigene Erregung noch immer vorhanden war. Aber
darum ging es jetzt nicht.
„Mhm…“, brummte
Niall, also schob Harry ihn vorsichtig in eine aufrechte Position und
ließ das Wasser ablaufen.
„Komm Kleiner.“ Harry
kletterte aus der Badewanne und half Niall auf die Füße.
Zärtlich wickelte er ihn in ein großes, flauschiges
Badetuch und schloss ihn dann in eine Umarmung.
„Ich bin
m-müde.“, murmelte Niall und lehnte sich gegen Harry. „Ich
weiß. Abtrocknen und dann schlafen wir.“ Mit dem Handtuch
rubbelte er den Blonden trocken, anschließend trocknete er sich
selbst ab und nackt wie sie waren gingen sie ins
Schlafzimmer.
„Hier.“ Harry reichte Niall eine
Boxershorts und ein T-Shirt und nachdem der Blonde beides angezogen
hatte, kroch er unter die Decke und gähnte.
„K-Kommst
du?“, fragte er und streckte einen Arm nach Harry aus. „Bin
ja schon da.“, lachte dieser und schlüpfte, nachdem er
sich ebenfalls etwas angezogen hatte, zu Niall unter die
Bettdecke.
„Schlaf schön, Kleiner.“, wisperte
Harry und schlang seine Arme um den Kleineren. „Nacht.“,
brummte Niall und kuschelte sich zufrieden in Harrys starke Arme.
„Niall, aufwachen.“,
flüsterte Harry am nächsten Morgen und beobachtete, wie der
Blonde seine Augen öffnete und ihn ansah. Niall gähnte,
dabei entfloh ihm ein kurzes Miau und Harry lachte auf, das Niall
sein rotes Gesicht im Kissen versteckte.
„Du bist so
niedlich.“, grinste der Lockenkopf und schob ein paar
Haarsträhnen bei Seite, damit er Nialls Schläfe küssen
konnte. Der Blonde brummte was in das Kissen und kuschelte sich
wieder an Harry.
„Was ist?“, fragte dieser und begann
die weichen Ohren von Niall zu kraulen. „W-Will nicht
auf-aufstehen.“, murmelte dieser und blinzelte
verschlafen.
„Sollen wir den ganzen Tag im Bett verbringen?
Wir können auch im Wohnzimmer ein bisschen Platz machen und dann
die Matratze dahin legen. Dann können wir unsere Sachen rüber
räumen und den ganzen Tag rumliegen.“ Harry war völlig
begeistert von seiner Idee, während Niall nur müde
nickte.
„Willst du duschen und ich räume um?“,
fragte der Lockenkopf und Niall nickte erneut und richtete sich auf.
„Du b-bist s-so munter.“, grummelte er und rieb sich die
Augen, Harry lachte.
„Ach komm schon, stell dich nicht so
an. Die Dusche wird dich wach machen.“, prophezeite er und
sammelte das Bettzeug ein, damit er dieses schon mal in das
Wohnzimmer bringen konnte.
„Kalt!“, protestierte
Niall, sprang auf und verschwand dann im Bad, während Harry
wieder lachte und dann gut gelaunt ein Lied vor sich hin pfiff, als
er die Matratze ins Wohnzimmer hievte, das Bettzeug und andere Kissen
darauf warf und dann in Küche ging und Frühstück
machte.
Er schob Aufbackbrötchen in den Ofen und schmierte
anschließend vier Hälften davon mit Nialls geliebten
Schokoladenaufstrich und machte sich selbst zwei Hälften mit
Käse und eine mit Salami.
Schnell hatte er noch einen Apfel
und zwei Bananen geschnitten und wurde gerade mit allem fertig, als
Niall wieder aus dem Badezimmer kam. Der Blonde war nur in ein
Handtuch gewickelt und seine Haare waren noch ein wenig feucht.
„Zeih
dich an und dann komm, es gibt Essen.“, meinte Harry und
deutete mit dem Kopf auf die Teller in seiner Hand, mit denen er
gerade ins Wohnzimmer gehen wollte. Nialls Augen leuchten förmlich
auf und er ging lächelnd ins Schlafzimmer, um sich dort etwas
zum Anziehen heraus zu suchen.
Mit einem von Harrys Pullovern und
einer Jogginghose bekleidet, ging er ins Wohnzimmer und ließ
sich von dem Lockenkopf auf dessen Schoß ziehen.
„Heute
ist das richtige Wetter um drinnen zu kuscheln, Guck mal, es regnet
und stürmt.“, meinte Harry und deutete nach draußen.
Tatsächlich klatschten große Tropfen an die Scheiben und
die Bäume vor dem Fenster bogen sich stark. Der Himmel war fast
schwarz und es ertönte ein leises Grummeln in der Ferne.
Niall
wandte den Blick vom Fenster ab und drückte sich mehr an Harry.
Er mochte schon keinen Regen, aber vor allem hasste er Gewitter. Die
waren nicht gut für seine empfindlichen Ohren und außerdem
hatte er Angst vor den Blitzen.
„Hier.“ Harry hielt
dem nachdenklichen Blonden eine Brötchenhälfte hin und
dankbar nahm dieser sie in die Hand und biss davon ab. Die Brötchen
waren noch ein bisschen warm und der Aufstrich dadurch ein wenig
flüssig.
„Kannst du m-mir w-was er-erzählen?“,
bat Niall und lehnte sich an Harry. „Was willst du denn
wissen?“, fragte dieser und Niall zuckte mit den Schultern.
„Alles!“ Harry lachte und nahm sich eine weitere
Brötchenhälfte.
Dann fing er an Niall zu erzählen,
warum er in London lebte und was er für ein Verhältnis zu
seiner Familie hatte. Aufmerksam hörte Niall zu und aß
zufrieden sein Frühstück.
Harry erzählte, wie er
einmal mit Louis und Liam zusammen in ein Freibad eingebrochen waren
und dann vor der Polizei geflüchtet waren. Wie Liam danach den
beiden anderen eine Standpauke gehalten hatte, weil er genau gewusst
hatte, was für eine schlechte Idee das gewesen war.
„W-Warum bist du n-nicht mit
L-Louis zu-zusammen?“, fragte Niall irgendwann, als Harry
erzählte wie die beiden sich kennen gelernt hatten und was sie
schon alles zusammen erlebt hatten. Harry stockte und lachte
dann.
„Weißt du, Louis steht nicht auf Männer.
Die Menschen sind ein bisschen komisch und viele denken, dass ein
Mann und eine Frau zusammen sein müssen. Aber es können
auch Männer mit Männern und Frauen mit Frauen zusammen
sein. Es kommt darauf an, was man lieber mag.
Aber Louis mag
Frauen lieber und er hat auch eine tolle Freundin, sie heißt
Eleanor. Vor ein paar Jahren, als ich gemerkt habe, dass ich Männer
lieber mag, da war ich ein bisschen verliebt in Louis, aber ich
wusste, dass ich keine Chance haben würde.
Naja, es war auch
nur eine kleine Schwärmerei und ich bin froh, dass Louis mein
bester Freund ist. Es ist, als wäre er mein Bruder und damit bin
ich mehr als zufrieden und glücklich.
Außerdem hab ich
ja dich. Du bist viel niedlicher und süßer und toller und
atemberaubender und noch viel mehr anders als Louis.“, erklärte
Harry und legte einen Arm um Nialls Schultern.
„Achso.“,
nuschelte Niall und versuchte seine roten Wangen zu verbergen. Er
konnte einfach nicht damit umgehen, wenn Harry ihm solche Sachen
sagte. Außerdem konnte er so etwas nicht sagen, ohne dabei zu
stottern und hielt dann lieber den Mund. Dabei wollte er Harry auch
so gern sagen, was er alles toll an ihm fand.
Plötzlich
krachte ein lauter Donner und ein Blitz erhellte den dunklen Himmel
über dem Bungalow. Erschrocken zuckte Niall zusammen und drückte
sich enger an Harry.
„Du hast Angst, hm?“, fragte
dieser, zog die Decke mehr über Niall und sich und nahm den
zitternden Blonden in seine Arme.
„Ich bin da, alles ist
gut. Dir kann nichts passieren.“, flüsterte er Niall zu
und streichelte seinen Rücken. Ein weiterer Donner ertönte
und Niall wimmerte leise, bevor er anfing zu weinen und zu
schluchzen.
„Hey, nicht weinen. Ich bin bei dir. Hier ist es
sicher und alles ist gut. Nichts und niemand tut dir was, solange ich
bei dir bin.“, versprach der Lockenkopf und wischte Niall die
Tränen aus dem Gesicht.
„D-D-Danke.“, murmelte
Niall und rollte sich zu einer kleinen Kugel an Harrys Seite
zusammen.
Eine Woche nach Nialls und Harrys
Ankunft in dem Ferienhaus erhielt der Lockenkopf einen Anruf von
Louis.
„Du hättest dich mal melden können!
Außerdem hab ich schon mehrmals versucht dich anzurufen. Liam
stand vorgestern vor meiner Tür und Zayn hat mich auch schon
gefragt, wo du steckst.“, beschwerte der Ältere sich.
„Tut
mir leid, ich war…beschäftigt.“, meinte Harry
entschuldigend und Louis schnaubte, sagte aber nichts.
„Jedenfalls
hab ich diesen Besitzer von dem Kleinen wieder gesehen. Er saß
in einem schwarzen Geländewagen, der vor deinem Wohnhaus geparkt
war. Ich hab ihn gesehen, als ich gestern bei dir nach der Post
schauen wollte. Ich weiß nicht, wie lange er dort schon sitzt
und wie lange er da noch sitzen wird. Ruf mich auf jeden Fall an,
bevor ihr nach Hause kommt, damit ich sehen kann, ob es sicher ist.
Wenn dieser Kerl dann immer noch da ist, dann musst du dir eine
Alternative überlegen.“ Etwas geplättet von den neuen
Informationen, ließ Harry sich auf die Couch fallen.
„Woher
weiß er denn, wo Niall sein könnte? Nur du weißt,
dass er bei mir ist und eigentlich dürfte ihn niemand gesehen
haben. Wir müssen in einer Woche wieder zurück, ich muss
arbeiten und Geld verdienen, sonst verliere ich meine Wohnung und wir
können uns auch sonst nichts mehr leisten.“ Harry war mehr
als verzweifelt und Louis hörte es genau.
„Pass auf,
ich mach dir einen Vorschlag. Liam, Zayn und ich, wir kommen morgen
zu euch und du erklärst den anderen beiden die ganze Sache,
damit wir uns alle zusammen was überlegen können, falls
dieser Kerl noch da ist. Geld sollte kein Problem sein, ich kann dir
was leihen, El hat gerade einen großen Modeljob bekommen und
wir haben genug Geld.“, erklärte Louis und Harry
seufzte.
„Danke Lou. Aber ich will dein Geld nicht, wirklich
nicht. Dann bring die beiden morgen her und ich erkläre Niall in
der Zeit alles.“ „W-Was ist m-mit mir?“, fragte
auch in dem Moment der Blonde und Harry winkte ihn zu sich.
„Bis
morgen dann.“, verabschiedete er sich und Louis und er
beendeten das Gespräch. Der Lockenkopf zog Niall auf seinen
Schoß und umarmte ihn.
„Wer w-war das?“, fragte
der Kleinere und drehte sich, damit er Harry ansehen konnte. „Das
war Louis. Dein alter Besitzer steht vor unserem Haus in London und
beobachtet die Wohnung. Vielleicht können wir in einer Woche
noch gar nicht nach Hause fahren. Aber morgen kommen Louis und zwei
Freunde von mir uns besuchen und dann überlegen wir uns, was wir
machen können, damit er verschwindet.“
„E-Er…Er
d-d-darf m-mich nicht f-finden! W-Will b-bei dir…bei dir
b-b-bleiben! Ich…I-Ich…“, stammelte Niall und
brach in Tränen aus. Harry hatte damit schon gerechnet und nahm
ihn sanft in die Arme.
„Hey, ich hab dir doch versprochen,
dass dir nichts passiert, schon vergessen? Er kann uns nichts tun und
er wird uns auch nichts tun, er wird dich nicht finden und du kannst
bei mir bleiben.“, murmelte er dem Blonden ins Ohr und rieb
über seinen Rücken.
„Louis und Zayn und Liam sind
alle gute Freunde von mir und wir werden alles tun, damit er uns
nicht findet und er wird dich auch nicht kriegen. Du bist mir viel zu
wichtig, als das ich dich wieder verlieren könnte. Ich liebe
dich doch.“, fuhr Harry fort und Niall richtete sich etwas auf,
damit er Harry ansehen konnte.
„D-Du l-liebst mich?“,
schniefte er und seine blauen Augen hatte er weit aufgerissen. Der
Lockenkopf lächelte sanft und schob eine Haarsträhne aus
Nialls Gesicht, bevor er die Tränen von seinen Wangen
wischte.
„Ja, genau das tue ich. Deswegen werde ich auch
alles tun, damit ich dich nicht wieder verliere.“, antwortete
er und umfasste Nialls Gesicht mit seinen Händen, bevor er ihm
einen Kuss auf die Lippen drückte.
„I-Ich…Ich
l-l-liebe d-dich a-auch. G-G-Glaub i-ich.“, murmelte Niall und
Harry lächelte ihn an. „So, wir haben nicht mehr so viel
Zeit allein, was machen wir noch?“, fragte er und Niall zuckte
mit den Schultern, im gleichen Moment knurrte sein Magen und Harry
lachte auf.
„Ich mach uns mal ein Mittag- oder vielleicht
doch eher ein Abendessen. Es ist ja schon fast zu spät zum
Mittagessen. Was willst du machen?“ Sanft schob Harry den
Blonden von seinem Schoß und stand auf.
„I-Ich übe.“
Noch einmal wischte Niall sich über das Gesicht, um auch die
letzten Tränen verschwinden zu lassen, dann verließ er das
Wohnzimmer und holte seine Lernhefte. Lächelnd sah Harry ihm
hinterher und ging dann in die Küche.
Es war nicht mehr viel
da und er hätte schon längst wieder einkaufen müssen.
Wenn seine Freunde kamen, dann brauchte er definitiv mehr Essen.
Zuerst aber zauberte er aus den Eiern, ein paar Pilzen und etwas
Speck aus dem Kühlschrank zwei Omeletts, während Niall am
Tisch saß und über den verwirrenden Buchstaben brütete.
Er
konnte inzwischen alle Buchstaben schreiben, aber in dem Heft, in dem
er Lesen lernen sollte, fiel es ihm schwer den Sinn hinter der
Anordnung der Buchstaben zu finden.
Harry unterbrach Nialls
anstrengende Grübelei, als er ihm einen Teller vor die Nase
stellte und ihm Besteck reichte.
„Ich erzähl dir ein
bisschen was über Liam und Zayn, okay? Damit du morgen weißt,
wer das ist. Wir werden ihnen auch erklären müssen, dass du
zu einem Teil Katze bist und warum du bei mir bist und dein Besitzer
dich sucht. Aber sie sind tolle Freunde und sie werden dich mögen.“,
meinte Harry und setzte sich dem Blonden gegenüber.
„W-Wirklich?“,
fragte dieser mit großen Augen und ängstlichem
Gesichtsausdruck. „Ja wirklich. Und wenn nicht, dann müssen
sie eben wieder gehen.“ Harry grinste und Niall lächelte
leicht, bevor er sich etwas Essen in den Mund schob.
„Aber
mach dir keine Sorgen, alles wird gut werden.“, versprach Harry
noch, bevor er sich auch seinem Essen widmete.
Am nächsten Morgen standen
Zayn, Liam und Louis schon um acht Uhr morgens vor der Tür und
klopften so laut es ihnen möglich war.
Harry brauche eine
Weile, bis er aus seinem Schlaf erwachte und das Klopfen hörte,
er stand auf und ließ seine brummenden Freunde herein.
„Warum
so früh?“, grummelte der Lockenkopf und begleitete seine
Freunde in das Wohnzimmer. „Wartet hier, ich wecke Niall und
dann komm ich wieder.“, murmelte er und ging zu dem Blonden ins
Schlafzimmer.
„Aufwachen Kleiner. Die anderen sind da.“
Niall gähnte und rieb sich die Augen, bevor er sie aufschlug.
Sanft drückte Harry seine Lippen gegen Nialls Schläfe und
lächelte.
„Meine Freunde sind da. Bei du hier und werde
in Ruhe wach und zieh dir was an, ich will Zayn und Liam erstmal die
Situation erklären und sie darauf vorbereiten, dass du
Katzenohren und einen Katzenschwanz hast.“, erklärte Harry
und Niall senkte deprimiert den Kopf.
„Ich b-b-bin
ko-komisch, o-oder?“, fragte er leise und Harry kniete sich
neben das Bett, damit er dem Blonden ins Gesicht sehen konnte.
„Du
bist einzigartig und wundervoll. Du bist anders, aber das bedeutet
nicht, dass du schlechter oder weniger wert bist als andere. Du bist
auch nicht komisch. Du bist toll, so wie du bist. Man ist es nur
nicht gewohnt, dass ein Mensch Teile eines Tieres besitzt. Deswegen
will ich es Liam und Zayn erst erklären, bevor…“
„Harry,
wo…Oh.“ Liam stand in der Tür und sah verwirrt
zwischen Harry und Niall hin und her. Sein Blick huschte immer wieder
zu den Ohren auf dem Kopf des Blonden und dem Schwanz, der
bewegungslos auf den weißen Laken lag.
„Liam, geh
einfach ins Wohnzimmer und warte, bis ich da bin.“ Harrys
Stimme war ernst und Liam drehte sich tatsächlich um und
ging.
„E-Er h-h-hasst m-mich.“, jammerte Niall und
Harry nahm ihn in den Arm. „Ach Quatsch. Es ist wie mit Louis,
der war auch nur überrascht. Ich geh das jetzt erklären und
dann komm ich dich holen und du kannst die beiden kennen
lernen.
„A-Aber ich w-will nicht a-a-allein sein.“ Mit
großen Augen sah Niall den Lockenkopf an und dieser seufzte
ergeben. Wie sollte er so einem Blick auch wiederstehen?
„Na
schön, dann komm mit.“, gab er nach und Niall stand auf.
Das T-Shirt, das er zum Schlafen getragen hatte, gehörte
eigentlich Harry und war dementsprechend etwas länger und viel
zu weit.
Harry nahm seine Hand und zusammen gingen sie ins
Wohnzimmer, wo Louis gerade versuchte Liam zu beruhigen und Zayn
daneben saß und nichts verstand. Zumindest nicht, bis sein
Blick auf Niall fiel und ihm der Unterkiefer herunter klappte.
„Öhm,
hey.“, meinte Harry und ließ sich auf dem Sessel nieder,
mit Niall auf seinem Schoß.
„Harry, du hast ein
bisschen was zu erklären, glaube ich.“, murmelte Liam und
Zayn nickte nur, während Louis da saß und grinste.
„Ich,
ähm, ja. Also das ist Niall und naja, wir sind zusammen. Er saß
auf meiner Treppe und ich hab ihn auf einen Tee eingeladen und dann
hab ich herausgefunden, dass er zum Teil Katze ist. Das nennt man
auch Hybrid. Jedenfalls ist er weggelaufen aus Irland vor seinem
alten Besitzer, aber der ist in London und sucht nach Niall und er
hat irgendwie heraus gefunden, dass er bei mir ist und wo wir wohnen
und jetzt steht er vor der Wohnung und wir sind nur hier, weil wir
gehofft haben, dass er bald verschwindet, aber es scheint, als würde
er nicht so schnell gehen, wenn er jetzt weiß wo wir wohnen.
Wir brauchen Hilfe, irgendwie müssen wir es schaffen, dass
dieser Mann wieder geht und wo anders nach Niall sucht und am besten
nie wieder nach London kommt und Niall in Sicherheit ist. Ich hab ihm
versprochen, dass ihm nichts passieren wird und ich auf ihn aufpasse
und dieser Mann ihn nicht kriegt und ich will das Versprechen halten
und ich kann ihn nicht verlieren, nicht an einen Mann, der ihn
behandelt wie ein Tier und ihn einsperrt und traumatisiert und
arbeiten lässt.“, ratterte Harry herunter und atmete tief
durch.
„Okay warte. Also Niall ist zum Teil eine Katze und
wird von einem Mann gesucht bei dem er früher gelebt hat und ihn
wie ein Tier gehalten hat. Er ist jetzt dein Freund und du willst ihn
beschützen?“, fasste Liam zusammen und Harry
nickte.
„Entschuldige die Frage aber… Kannst du
sprechen Niall?“, fragte Zayn und der Blonde schnaubte
entrüstet.
„Ja, k-kann ich! N-Nur n-nicht so g-gut.“,
erklärte er trotzig und funkelte Zayn an, der abwehrend die
Hände hob.
„Okay tut mir leid. Ich hab mich das nur
gefragt.“ Louis lehnte sich nach vorn und stützte die Arme
auf seine Oberschenkel.
„So, wenn das jetzt geklärt
ist, sollten wir darüber nachdenken, wie wir diesen Mann wieder
loswerden. Ich finde, dass Harry und Niall auf jeden Fall so lange
hier bleiben sollten, wie es geht. Wenn ihr Beiden dann unbedingt
zurück müsst und der Kerl immer noch da ist, dann müsst
ihr vielleicht bei einem von uns wohnen. Zayn, Liam, ihr seid doch
dabei den Beiden zu helfen?“ Auffordernd sah Louis die beiden
an und sie nickten stumm.
„Gut, wenn das geklärt ist,
haben wir noch das Problem, dass er wohl kaum von allein gehen wird.
Vielleicht sollte einer von uns ihn anrufen und ihm sagen, dass wir
das Suchplakat gesehen haben und ihn in eine andere Richtung
schicken.“, schlug Louis vor und Liam schüttelte den
Kopf.
„Ich glaube nicht, dass das klappt. Wenn er wirklich
den Tipp mit Harrys Wohnung bekommen hat, dann glaube ich nicht, dass
er plötzlich woanders hinfahren wird. Aber vielleicht glaubt er
irgendwann, dass es nur ein Irrtum war, wenn Niall und Harry nicht
dort auftauchen. Dann fährt er bestimmt irgendwann von allein
weiter. Deswegen find ich die Idee gar nicht so schlecht, dass die
beiden bei einem von uns bleiben.“, erklärte er und Harry
legte den Kopf schief.
„Wir wollen euch aber nicht zur Last
fallen.“, murmelte er und drückte Niall etwas fester an
sich. „Das tut ihr gar nicht. Wir wollen euch nur helfen und
ihr braucht definitiv unsere Hilfe. Ich kenn diesen Mann nicht, aber
ich weiß nicht, was er tun würde, um Niall wieder zu
bekommen und ich will nicht riskieren, dass einer von euch in Gefahr
gerät, oder Niall verschwindet und dein Herz bricht, Haz.“,
meinte Louis eindringlich und sah seinem besten Freund in die
Augen.
„Okay… Aber erst einmal bleiben wir hier. Ich
rufe meine Chefin an und frage, ob ich noch eine Woche frei haben
kann. Das Geld reicht bis dahin noch. Dann wären wir in zwei
Wochen zurück in London. Vielleicht hat er bis dahin ja
aufgegeben.“, gab Harry nach und seufzte.
Auch nach zwei weiteren Wochen stand
Nialls alter Besitzer noch immer vor der Wohnung der beiden. Louis
rief regelmäßig an und informierte Harry über alles
und der Lockenkopf wurde immer verzweifelter. Er musste wieder
arbeiten und zurück nach London.
Allerdings konnten Niall und
er nicht einfach so zurück, sie mussten dann bei einem der Jungs
wohnen, aber eigentlich hatte keiner von Harrys Freunden genug Platz
für zwei Leute.
Bei Louis und Eleanor war genug Platz,
allerdings musste dann jemand Louis Freundin erklären, was Niall
war und eigentlich wollte Harry da gern drauf verzichten.
Bisher
hatten sie immer Glück gehabt und jeder war normal mit Niall
umgegangen, aber je mehr von ihm erfuhren, desto wahrscheinlicher war
es auch, dass jemand sich ihm gegenüber ablehnend verhalten
würde.
Außerdem wollte Harry seinem besten Freund nicht
zur Last fallen. Das hatte er in der Vergangenheit schon getan und er
wollte Louis nicht immer etwas schuldig sein.
Allerdings musste er
zurück, mit den drei Wochen Urlaub hatte er schon die Nerven
seiner Chefin strapaziert und wenn er den Job behalten wollte, musste
er wieder arbeiten. Und Harry brauchte den Job.
Niall dagegen
hatte gar nichts dagegen, dass er Harry in der Hütte ganz für
sich allein hatte. Allerdings bemerkte der Blonde, dass etwas mit
seinem Freund nicht stimmte und er sich Sorgen machte.
Niall gab
sich selbst die Schuld daran, weil Harry ohne ihn die ganzen Probleme
nicht haben würde, aber Harry redete ihm das schlechte Gewissen
schnell wieder aus. Denn Harry liebte den Kleinen viel zu sehr, als
dass er zulassen könnte, dass er traurig war.
Am letzten Tag holte Zayn Harry und
Niall mit dem Auto ab, damit sie nicht wieder Zug fahren mussten.
Außerdem hatte er einen Vorschlag, den er den beiden erklären
wollte.
Während Niall also schon im Auto saß und fast
wieder schlief, weil es erst dämmerte, brachten Zayn und Harry
das Gepäck ins Auto.
„Was hältst du davon, wenn
ihr beiden erst einmal in meine Wohnung zieht und ich bei euch wohne?
Dann kann ich den Kerl im Auge behalten und ihr seid nicht in Gefahr.
Oder besser gesagt, Niall ist nicht in Gefahr.“, erklärte
Zayn und Harry schüttelte den Kopf.
„Nein, das ist doch
total umständlich und…“
„Harry, Ich kenn
dich schon seitdem du in London lebst und in diesem Club auftrittst.
Wenn ich eins über dich gelernt habe, dann, dass du die
Menschen, die du liebst, beschützen willst und Niall ist dabei
deine Nummer eins. Mir ist das doch vollkommen egal, wo ich wohne,
ich bin doch eh nur zum Schlafen da. Und zum Essen vielleicht noch,
aber sonst bin ich meistens unterwegs.“, unterbrach Zayn ihn
und der Lockenkopf nickte zögernd.
„Na schön. Aber
du weißt, dass du jetzt was bei mir gut hast?“, grinste
Harry und die beiden stiegen in das Auto ein. Harry nahm hinten neben
Niall Platz und Zayn selbst setzte sich hinter das Lenkrad.
„Hey
Kleiner. Wir wohnen jetzt bei Zayn und Zayn wohnt bei uns.“,
meinte Harry und Niall drehte verschlafen den Kopf zu ihm, blinzelte
ihn an.
„Oh…okay.“, murmelte er und sah zu
Zayn. „D-Danke.“, lächelte er und Zayn sah dies in
dem Rückspiegel.
„Gern geschehen.“, meinte der
Schwarzhaarige und fuhr auf die Autobahn. Ihm war nicht wohl bei der
Sache die beiden wieder nach London zu bringen. Obwohl Zayn Niall
erst kennen gelernt hatte und Louis, Liam und er einen Tag nach dem
ersten Treffen wieder gefahren waren, hatte er den Blonden in sein
Herz geschlossen.
Niall hatte einfach eine Art an sich, die einen
dazu zwang ihn einfach zu mögen und ihn beschützen zu
wollen. Zayn verstand, warum Harry so vernarrt in ihn war. Wäre
Zayn nicht schon lange verliebt und wäre Niall sein Typ und
nicht mit Harry zusammen, dann würde er sich vielleicht auch in
ihn verlieben.
Zayns Gedanken schweiften zu Liam. Er hatte Liam
über Harry kennen und schätzen gelernt und inzwischen war
da mehr. Allerdings wusste er nichts über Liams Sexualität,
vielleicht sollte er mal Harry danach fragen.
Zayn war schon lange
allein. Er vertraute nur wenig Menschen. Sein Vater hatte ihn
geschlagen und seine Schwester missbraucht, seine Mutter hatte nur
dabei zugesehen. Zu seinen Eltern hatte er keinen Kontakt mehr und
seine Schwester besuchte er einmal in der Woche in einer Klink.
Das
war auch der Grund, warum er in London lebte. Seine Schwester hatte
versucht sich umzubringen, weil sie das alles nicht mehr ausgehalten
hatte. Jetzt wohnte sie in einer Klink und versuchte mit einer
Therapie ihr Leben wieder unter Kontrolle zu bekommen und den
Missbrauch von ihrem Vater zu verarbeiten.
Zayn versuchte sie
dabei so gut es ging zu unterstützen, aber das war auch für
ihn nicht immer ganz einfach.
Einmal hatte Zayn Liam seine ganze
Lebensgeschichte anvertraut, aber auch nur, weil er betrunken gewesen
war. Aber anschießend hatte er es nicht bereut und Liam
verurteilte ihn nicht. Zayn vertraute ihm und er wusste auch, dass
Liam es wert war, dass man ihm vertraute.
„Also hier ist die Küche,
da gegenüber das Bad, hinten links das Schlafzimmer und das
Wohnzimmer habt ihr ja schon gesehen.“, beendete Zayn die Tour
durch seine Wohnung und sah die beiden anderen an.
„Gefällt
es euch?“, wollte er wissen und Niall nickte, Harry sah Zayn
dankbar an.
„Es ist perfekt, ich hoffe, dass du deine
Wohnung bald wieder haben kannst.“, meinte der Lockenkopf, aber
Zayn winkte ab. „Ach was, so lange Niall sicher ist, bleibe ich
gerne in eurer Wohnung.“, erklärte er nur und Niall
lächelte glücklich.
„D-Danke. I-Ich mag d-dich.“
Harry legte seinem Freund einen Arm über die Schultern und
grinste Zayn an.
„Ich bin echt froh dich zu kennen.“
Zayn lächelte die beiden an und ging in das Schlafzimmer, um
sich eine Tasche mit Sachen zu packen.
„Ich schau immer mal
wieder bei euch, also bei mir, vorbei und berichte dann, wie es in
eurer Wohnung aussieht.“, bestimmte Zayn und schulterte seine
Tasche.
„Danke nochmal.“, wiederholte Harry an der
Haustür und Zayn umarmte ihn kurz. „Du weißt, für
meine Freunde mach ich alles.“, erinnerte er den Lockenkopf und
ging dann.
Etwas mehr als eine Woche lang
passierte nichts Besonderes. Harry ging nach wie vor arbeiten und
Niall lernte weiter fleißig lesen. Harry hatte ihm nach der
Arbeit ein Märchenbuch gekauft, mit extra großer Schrift
und vielen Bildern und Niall hatte sich sehr darüber gefreut.
Immer, wenn Harry nicht da war, dann las er in dem Buch und sobald
der Lockenkopf zurück war, erzählte Niall ihm, was er
gelesen hatte.
Harry freute sich, weil sein Freund so motiviert
war und so viel lernen wollte und weil er wirklich Fortschritte
machte. Auch das Sprechen fiel ihm schon leichter, zumindest wenn er
nicht unter Druck stand oder sich aufregte oder ähnliches.
Aufgeregt betrat Zayn seine Wohnung,
die im Moment von Harry und Niall bewohnt wurde. „Harry?“,
rief er und der Lockenkopf streckte seinen Kopf aus der
Küchentür.
„Was gibt es Zayn? Willst du mitessen?
Ich mache Lasagne.“, fragte Harry fröhlich und Zayn
seufzte. Die gute Stimmung musste er gleich zu Nichte machen.
„Harry
in deine Wohnung wurde eingebrochen.“, erklärte Zayn, als
er in die Küche kam und Harry viel der Kochlöffel aus der
Hand.
„Bitte was? Fehlt was? Ist was kaputt? Geht es dir
gut? Warst du dabei?“, bestürmte er Zayn mit Fragen und
der Halbpakistani schüttelte den Kopf.
„Es ist nur ein
bisschen was durchwühlt worden, aber soweit ich weiß,
fehlt nichts und ich hab es nur gesehen, als ich vom Einkaufen wieder
kam und ich hab mich schon gewundert, warum der Mann nicht mehr da
war. Ich hab jedenfalls alles so gelassen und bin erstmal hier her
gekommen. Er muss wissen, dass du Niall aufgenommen hast ,die Frage
ist nur, woher er das weiß.“, erklärte Zayn und
Harry ließ sich verzweifelt auf einen Stuhl fallen.
„Scheiße
Zayn, was soll ich denn jetzt machen? Wenn er mich schon so gefunden
hat, dann wird er uns auch hier finden, er wird Niall finden und ihn
wieder mitnehmen. Zayn, das kann ich nicht zulassen! Du musst mir
helfen, wir müssen…“
„Harry, beruhig dich
erstmal. Vielleicht kannst du zur Polizei gehen und den Einbruch
melden und sagen, dass dir dieses Fahrzeug aufgefallen ist. Louis hat
sich das Kennzeichen notiert. Du musst ja nichts weiter erwähnen.“,
versuchte Zayn ihn zu beruhigen.
„Meinst du, das ist eine
gute Idee? Was ist mit Niall? Wenn sie seinen Ausweis sehen wollen
oder so?“, fragte Harry zweifelnd. „Er bleibt einfach
hier und wir halten ihn aus der Sache raus.“
„Harry?
Oh, hallo Z-Zayn?“ Niall kam in die Küche und sah die
beiden verwundert an, als sie ihn sorgenvoll musterten.
„Ni,
ich muss mal in unserer Wohnung vorbei schauen und dann zur Polizei
fahren, Zayn bleibt bei dir und erklärt dir alles, was du wissen
musst.“, meinte Harry und sprang auf. Als er an dem Blonden
vorbei kam, gab er ihm noch einen kurzen Kuss auf die Stirn und
verschwand dann.
Tatsächlich war die Wohnung
verwüstet und durchsucht worden, aber auch Harry stellte fest,
dass nichts fehlte. Er griff also zum Telefon und wollte die Polizei
anrufen, als er das Quietschen der Haustür vernahm. Eigentlich
wollte er sie schon lange ölen, aber in dem Moment war er froh
es nicht getan zu haben.
Leise schlich er sich durch das
Wohnzimmer bis zur Tür und warf vorsichtig einen Blick um die
Ecke. Im Flur stand Nialls alter Besitzer und eine Welle Adrenalin
schoss durch Harrys Adern. Er trat einen Schritt zurück und
überlegte fiberhaft, was er jetzt tun sollte.
Auf dem
Wohnzimmertisch standen noch Zayns Einkäufe, die er in der Eile
wohl da stehen gelassen hatte. Aus einer der Tüten ragte eine
Glasflasche hervor und Harry griff schnell danach, anschließend
stellte er sich wieder neben die Wohnzimmertür.
Er hörte
die Schritte des Mannes im Flur immer näher kommen und sein Herz
schlug ihm bis zum Hals. Er konnte an nichts anderes denken, als an
Niall und dass er ihn beschützen musste. Nichts anderes war
wichtig. In dem Moment, in dem Harry den Fuß des Einbrechers
sehen konnte, machte er einen Sprung nach vorn und schlug zu.
Die
Flasche zersprang und Nialls Besitzer ging zu Boden. Sofort machte
sich Panik in Harry breit, ob er den Mann wohl getötet haben
könnte und er kniete sich neben ihn, um den Puls zu überprüfen.
Dieser war glücklicherweise noch vorhanden und Harry atmete
erleichtert auf. Das Adrenalin verschwand langsam und Harry wusste,
was er tun musste. Die Polizei und einen Krankenwagen rufen.
Während
er dies tat, behielt er den bewusstlosen Mann am Boden genau im Auge
und keine fünf Minuten später hörte er die Sirenen vor
dem Wohnhaus.
Ein Beamter ließ sich von Harry den Vorfall
erklären und Harry schilderte, dass er nach Hause kam und seine
Wohnung verwüstet vorfand und schließlich von dem Mann
überrascht worden war.
Durch eine Überprüfung vor
Ort stellte die Polizei fest, dass es sich bei Nialls Besitzer um
einen gesuchten Verbrecher aus Irland handelte, der auch in England
gesucht wurde, unter anderem wegen Körperverletzung,
Waffenhandel und versuchtem Mordes.
Harry atmete erleichtert auf.
So schnell würden sie den Kerl wohl nicht wieder sehen und Niall
würde endlich in Sicherheit sein.
Der Beamte erklärte
Harry noch, dass er seine Aussage nochmal auf der Wache abgeben und
alles unterschrieben werden musste, aber der Lockenkopf hörte
gar nicht richtig zu. Denn das Einzige, was für ihn zählte,
war, dass Niall endlich in Sicherheit war, sie wieder zurück in
die Wohnung konnten und keine Angst mehr zu haben brauchten.
Zayn hatte in der Zeit, in der Harry
in seiner Wohnung gewesen war, Liam und Louis angerufen und die
beiden waren zu Zayn gefahren. Niall drehte fast durch, weil er nicht
wusste wie es Harry ging und ob sein Besitzer vielleicht noch da
war.
Dann klingelte Zayns Handy und Harry meldete sich, um zu
erzählen, dass sie in Sicherheit waren und er alles erzählen
wollte, wenn er wieder bei Zayn war.
Seine Freunde und Niall saßen
bis zu seinem Erscheinen wie auf heißen Kohlen, weil sie
unbedingt wissen wollten, was passiert war.
Als Harry dann
schließlich ankam, fiel er als erstes Niall um den Hals und
drückte den Blonden fest an sich, sodass dieser fast keine Luft
mehr bekam.
„Niall, er ist weg. Er liegt im Krankenhaus und
dann kommt er für eine lange Zeit ins Gefängnis und du bist
sicher vor ihm. Wir können wieder in unsere Wohnung und haben
sie ganz für uns allein und alles wird gut.“, brabbelte
Harry glücklich und Niall versuchte sich etwas von ihm
wegzudrücken.
„Harry…Luft.“, nuschelte er
und der Lockenkopf ließ ihn frei und lachte.
„Sorry
Kleiner, aber ich bin so froh darüber.“, grinste er und
drückte Niall einen Kuss auf die Lippen, bevor er sich seinen
Freunden zuwandte. Er setzte sich auf einen von Zayns Sesseln und zog
Niall auf seinen Schoß, bevor er die ganze Geschichte erzählte.
„Sorry Zaynie, deine
Wasserfalsche musste leider daran glauben, aber es war für einen
guten Zweck.“, lachte Harry am Ende und die anderen fielen mit
ein.
„Zayn, du hast unser süßes Liebespaar
gerettet.“, meinte Liam und klopfte ihm auf die Schulter,
während er ihn anlächelte. Unsicher lächelte Zayn
zurück und sah dann auf seine Hände in seinem Schoß.
„Das
ist echt fantastisch.“, stellte Louis fest und nahm sich einen
Keks aus der Schale, die immer bei Zayn auf dem Tisch stand.
„Dann
ziehen wir auch morgen direkt zurück in unsere Wohnung, heute
müssen wir noch hier bleiben, weil die Polizei noch da
beschäftigt ist und erst morgen unsere Wohnung freu geben
kann.“, erklärte Harry.
„Aber Niall und ich
schlafen auf der Couch, dann kannst du dein Bett wieder haben.“,
fügte er hinzu, aber Zayn winkte ab.
„Quatsch, ich
halte es auch eine Nacht ohne mein Bett aus.“, bestimmte Zayn
und dann fingen die Jungs an über verschiedene Sachen zu
sprechen. Harry hörte nicht zu. Er fragte sich immer noch, wie
Nialls Besitzer sie gefunden hatte und er beschloss ihn einfach zu
besuchen. Unter Polizeiaufsicht konnte ja nichts passieren. Er musste
es einfach wissen.
„Harry?“, wisperte Niall und riss
den Lockenkopf aus seinen Gedanken.
„Was ist denn?“
Harry nahm Nialls Hand in seine und strich mit dem Daumen über
den Handrücken des anderen.
„Ich liebe dich.“,
flüsterte Niall verlegen und Harry lächelte ihn an. „Und
ich liebe dich.“, gab Harry zurück und Liam lachte.
„Ihr
hört uns gar nicht zu.“, beschwerte er sich. „Lass
sie doch, sie sind halt verliebt.“, warf Zayn ein und lächelte
die beiden an, den Blick, den Liam ihn dann zuwarf, bemerkte er
nicht, Harry dafür schon.
Als Louis und Liam sich am Abend
verabschiedeten, fing Harry Liam vorher ab.
„Du solltest
Zayn nach einem Date fragen und ihn nicht nur heimlich
anschmachten.“, stellte der Lockenkopf fest und Liam lief auf
der Stelle rot an.
„Ich schmachte ihn gar nicht heimlich
an!“, protestierte er und Harry lachte nur. „Natürlich
nicht Liam. Komm schon, dass ich offensichtlich. Zayn würde sich
darüber freuen.“ Liam sah ihn zweifelnd an.
„Meinst
du?“ Harry nickte umarmte ihn dann. „Ich weiß es.
Also beweg demnächst mal deinen Hintern zu ihm.“, lachte
er ihm noch ins Ohr und verabschiedete sich dann.
Niall war schon
ins Schlafzimmer gegangen und deswegen sagte Harry noch schnell Zayn
gute Nacht und ging dann zu seinem blonden Freund, der schon unter
der Bettdecke lag, als Harry den Raum betrat.
„Na?“,
fragte er und Niall lächelte ihn breit an. „Beeil dich.“,
verlangte er und Harry lachte.
„Ich komm ja schon.“
Schnell schlüpfte er aus seiner Jeans und dem Hoddie und
schlüpfte zu Niall unter die Decke.
„Du warst so
mutig.“, murmelte der Blonde und schmiegte sich an Harry,
seinen Katzenschwanz um die Hüfte seines Freundes gelegt.
„Weil
ich an dich denken musste und wollte, dass du endlich in Sicherheit
bist. Ich brauch dich doch an meiner Seite.“, erwiderte Harry
und vergrub sein Gesicht in Nialls Haaren, genau zwischen den weichen
Katzenohren.
„Und morgen, wenn wir endlich wieder nach Hause
können, dann räumen wir da ordentlich auf und machen uns
ganz viel leckeres Essen und Snacks und dann holen wir den Fernseher
in unser Schlafzimmer und liegen den ganzen Tag da und Essen und
kuscheln und gucken fernsehen.“, versprach Harry und Niall
kicherte leise.
„Das ist toll. Das sind Sachen, die ich
am…am liebsten mag.“ Harry lachte und kraulte Niall
hinter einem Ohr.
„Weiß ich doch. Jetzt lass uns
schlafen.“, meinte Harry und schlang seine Arme um den
schlanken Körper des Blonden und dieser seufzte zufrieden.
„Gute
Nacht.“, gähnte er und schob seinen Kopf unter Harrys
Kinn.
Zayn dagegen konnte nicht so einfach
schlafen. Er dachte immer noch die ganze Zeit an Liam und ging sich
damit schon selbst auf die Nerven. Er sollte sich den Braunhaarigen
aus dem Kopf schlagen, es war doch eher unwahrscheinlich, dass er
sich in ihn verlieben würde. Aber so einfach, wie Zayn sich das
vorstellte, war das eben nicht.
Was er nicht wusste, war, dass
Liam ein paar wenige Kilometer entfernt in seinem eigenen Bett lag,
an Zayn dachte und einen Entschluss fasste.
Er musste Zayn um ein
Date bitten und es musste perfekt werden.
Zayn half Harry und Niall am nächsten Tag ihre Wohnung wieder auf Vordermann zu bringen und die beiden schließlich ins Krankenhaus zu fahren. Zwar war der Halbpakistani nicht besonders von der Idee überzeugt, dass Harry und Niall dessen alten Besitzer gegenüber treten wollten, aber es war Harrys Entscheidung und nicht seine.
Niall hatte Angst. Er klammerte sich
mit all der Kraft, die er aufbringen konnte an Harrys Hand, sodass
dieser zwischenzeitlich das Gesicht schmerzhaft verzog. Aber der
Lockenkopf sagte nichts, fragte sich nur bei dem Personal durch und
überredete den Beamten, der den Mann bewachen sollte, ihnen ein
paar Minuten zu geben, damit sie sich unterhalten konnten.
Nialls
alter Besitzer schlief und Harry rüttelte an dessen Schulter.
Handschellen verhinderten, dass er das Bett verließ und während
er aufwachte, nahmen Harry und Niall einen gewissen
Sicherheitsabstand ein.
„Was…“, grummelte der
Mann und schlug die Augen auf. Sofort weiteten sie sich, als er
seinen Besuch erkannte, mit dem er definitiv nicht gerechnet
hatte.
„Niall!“, rief er freudig und wollte aufstehen,
aber er ließ sich stöhnend zurück in die Kissen
sinken und hielt sich mit seiner freien Hand den Kopf.
„Sie!
Sie haben uns in den letzten Wochen das Leben zur Hölle gemacht!
Wie haben sie uns gefunden? Woher wussten sie, dass Niall bei mir
war?“, polterte Harry los und starrte den verhassten Mann
feindselig an.
„Du kamst mir komisch vor, als ich dir das
Plakat gezeigt habe. Die meisten haben komisch auf die Geschichte
reagiert, nur du hast sie mir geglaubt. Du sahst nicht überrascht
aus. Also bin ich dir gefolgt und habe leider nur noch bemerkt, wie
du mit dem Ausreißer abgehauen bist. Ich habe die Bäckerei
beobachtet und als du da wieder aufgetaucht bist, habe ich gehofft
Niall wieder zu finden. Schade, dass es nicht geklappt hat.“,
erklärte er freundlich und Harry schüttelte den Kopf. Er
fragte sich, warum er ihm alles so brühwarm auftischte und sich
nicht aufregte.
„Ich hab verloren, ich seh es ein. Die
Polizei hat mich und ich werde ins Gefängnis wandern, da führt
kein Weg dran vorbei.“, beantwortete O`Sullivan Harrys stumme
Frage.
„W-Warum? W-Warum hast d-d-du m-mich so
be-behandelt?“, wisperte Niall und Harry legte beschützend
einen Arm um ihn.
„Du bist ein Tier, du hast es nicht anders
verdient.“ Die Kälte in der Stimme des Mannes war geradezu
spürbar und Harry warf ihm noch einen vernichtenden Blick zu,
bevor er Niall in Richtung Tür schob.
„Lass uns gehen,
wir sind hier fertig.“, meinte er noch laut, bevor er mit
seinem zitternden Freund das Krankenzimmer verließ und den
Ausgang des Gebäudes ansteuerte.
„H-Hab ich das
wirklich v-verdient?“ Harry seufzte. Niall hatte gerade gelernt
nicht mehr zu stottern, er hatte gelernt stolz auf sich zu sein und
sich als Menschen zu betrachten. Vielleicht war dieser Besuch nicht
gut gewesen, aber Niall hatte selbst darauf bestanden mitzukommen.
Harry konnte diesem bittenden Blick mit den großen blauen
Kulleraugen einfach nichts abschlagen.
„Hey, du weißt
ich liebe dich. Zayn und Liam und Louis mögen dich auch alle und
du bist wundervoll. Hör nicht auf das, was er sagt. Du weißt,
dass er ein schlechter Mensch ist und dir das all die Jahre nur
eingeredet hat.“ Harry zog Niall vor der Tür in eine feste
Umarmung und nahm dann seine Hand, um mit ihm zu Zayns Auto zu
laufen.
Darin wartete der Schwarzhaarige schon ungeduldig und
trommelte mit seinen Fingern auf dem Lenkrad herum.
„Da seid
ihr ja! Ich bin ein bisschen in Eile.“, erklärte er und
startete den Motor, kaum das Niall und Harry die Türen des Autos
geschlossen hatten.
„Wo willst du denn so plötzlich
hin?“, fragte der Lockenkopf und schnallte sich an. Er saß
zusammen mit Niall auf dem Rücksitz, damit er ihm näher
sein konnte.
„Ich…also…naja…Es besteht
eventuell die Möglichkeit, dass…naja das Liam mich auf
ein Date eingeladen hat.“, nuschelte Zayn vor sich hin und
Harry grinste breit. Er freute sich sehr für seine beiden
Freunde. Liam hatte lange keine Beziehung gehabt und war oft
enttäuscht worden und Zayn verdiente jemandem, dem er vertrauen
konnte.
„Grins nicht so, Styles.“, knurrte Zayn und
versuchte die aufkommende Röte in seinen Wangen zu
ignorieren.
„Ach Zaynie, ich freu mich einfach nur sehr für
dich.“, lachte Harry und kraulte Niall durch die blonden Haare,
nachdem er ihm die Mütze vom Kopf gezogen hatte.
„Ich
freu mich auch.“ Bei dem Gedanken an Liam musste Zayn
unwillkürlich lächeln und er zwang sich selbst dazu sich
auf den Straßenverkehr zu konzentrieren. Er verzichtete gern
darauf das Date mit Liams ins Krankenhaus zu verlegen.
Er setzte
also die beiden Turteltauben auf seiner Rückbank bei deren
Wohnung ab und fuhr noch einmal nach Hause, um sich umzuziehen und
frisch zu machen.
Harry hatte noch sein Versprechen einzulösen,
dass zwar den Besuch im Krankenhaus nicht vorgesehen hatte, aber
trotzdem erfüllt werden musste.
Während Niall das
Popcorn in die Mikrowelle schob und Gummibärchen und Chips in
Schalen schüttete, trug Harry den Fernseher ins Schlafzimmer und
stellte ihn auf die Kommode. Niall war stolz, weil er schon viel
selbstständiger geworden war und es schaffte die Mikrowelle
allein zu bedienen.
Er stellte alles auf ein Tablett, inklusive
zweier Gläser und einer Flasche Eistee, und trug alles ins
Schlafzimmer.
Dort dunkelte Harry gerade den Raum ab und
schüttelte die Kissen auf, damit sie es auch bequem hatten.
„Du
bist ein Goldschatz.“ Harry küsste Niall auf die Wange und
sie stellten das Essen in die Mitte des Bettes, damit sie es beide
gut erreichen konnten.
Allerdings gefiel dies Harry nach den
ersten fünf Minuten, in denen sie einen Film sahen, nicht, weil
er so nicht vernünftig mit Niall kuscheln konnte. Er stellte
also alles bei Seite forderte Niall auf sich zwischen seine Beine zu
setzen, den Rücken an Harrys Brust gelehnt.
Mit dieser
Position waren sie beide zufrieden und Harry fühlte sich in
diesem Moment wie der glücklichste Mensch auf der Welt. Niall
erging es nicht anders und auch ein paar Kilometer weiter in einem
kleinen Stadtpark gab es zwei Menschen, die nicht hätten
glücklicher sein können.
Zayn und Liam schlenderten
schweigend durch den Park. Liam hatte den Schwarzhaarigen zum Essen
eingeladen, sie waren spanisch essen gewesen und hatten beschlossen
noch einen Spaziergang zu machen.
Der Spätsommer war vorüber
und langsam aber sicher machte sich der Herbst breit. Die Blätter
der Bäume färbten sich bunt und ein kühler Wind
wirbelte sie von den Ästen davon über den Boden des
Parks.
Zayn machte seine Jacke zu und steckte die Hände in
die Taschen, während er mit Liam durch die Dämmerung lief.
Es war die Zeit, in der es dunkel wurde, aber noch nicht dunkel genug
war, damit die Lichter im Park angingen. Kaum ein Mensch war zu
sehen, nur ein paar Jogger und Leute mit ihren Hunden liefen den
Beiden ab und an über den Weg.
„Zayn…Ich bin
froh, weil du mir einmal alles über dich erzählt hast, auch
wenn du betrunken warst. Ich mag dich, weißt du und ich wünsche
mir, dass du mir vertraust und eine schöne Seite des Lebens
kennen lernen kannst.“, murmelte Liam in die Stille hinein,
beide sahen weiter geradeaus auf den Weg.
„Niemand weiß
davon, nicht einmal Harry und ich kenne ihn hier in London am
längsten von all meinen Freunden. Ich kann nicht so einfach
vertrauen, aber dir kann ich vertrauen.“, antwortete Zayn und
nahm seine Hände aus den Taschen.
Bei jedem Schritt streifte
seine Hand die von Liam und irgendwann griff dieser einfach zu und
verschränkte seine Finger mit Zayns. Gleichzeitig sahen sie denn
anderen an und lächelten.
„Ich weiß, dass ist
vielleicht der älteste und schlechteste Spruch, aber: Willst du
vielleicht noch mit zu mir kommen und einen Kaffee trinken?“,
fragte Liam und grinste, genau wie Zayn.
„Mir doch egal, wie
schlecht oder alt der Spruch ist. Klar komm ich mit.“, lachte
der Halbpakistani und zusammen steuerten beide den Parkausgang
an.
Liam hatte Zayn schon von Zuhause abgeholt und so fuhren sie
auch mit dem Wagen des Braunhaarigen. Die Fahrt verbrachten sie
schweigend, angenehm schweigend. Liam und Zayn waren beide nicht
Freunde großer Worte, zumal diese oft nicht nötig
waren.
Viel schöner war es das Rauschen des Windes zuhören,
der durch den kleinen Spalt eines geöffneten Fensters in das
Auto wehte, die leisen Klänge des Radios oder das Bellen eines
Hundes auf dem Bürgersteig.
Liams Wohnung war ein Ebenbild
seines Selbst. Aufgeräumt und ordentlich, aber wohnlich und man
fühlte sich willkommen. Zumindest tat Zayn das, genau so, wie er
sich immer willkommen und geborgen fühlte, wenn er in Liams
Augen sah.
Sie tranken tatsächlich Kaffee und beobachteten
sich gegenseitig, lächelten und Liam erzählte von seinem
Zuhause in Wolverhampton. Von seinen Eltern und seinen Schwestern und
Zayn hing an seinen Lippen, wortwörtlich. Es war nebensächlich,
was Liam sagte, auch wenn Zayn alles in sich aufsog. Es war, wie der
Braunhaarige seine Lippen bewegte, seine Zungenspitze ab und an
darüber gleiten ließ und wie sich die Mundwinkel hoben,
als Liam Zayns Blick bemerkte.
Schnell beugte er sich etwas vor
und hauchte dem Schwarzhaarigen einen Kuss auf die Lippen. Kurz, süß
und besser als alles andere auf dieser Welt.
Die Gesichter nur
Millimeter voneinander entfernt, lächelten sie sich verliebt an
und Zayn lehnte seine Stirn gegen die von Liam.
„Bleibst du
heute hier?“, fragte Liam leise und Zayn nickte, so gut ihm das
in dieser Position möglich war.
„Ich will nur, dass du
eine Sache weißt, wenn du dich auf das hier einlässt, auf
uns.“, wisperte Zayn und lehnte sich zurück. Sein
Gesichtsausdruck war Ernst geworden und Liam sah ihn unsicher an.
„Du
kennst meine Geschichte. Sie hat Spuren auf meinem Körper
hinterlassen, die nicht mehr verschwinden werden und mich für
immer zeichnen.“, erklärte Zayn und Liam nickte
langsam.
„Das sind Dinge die zu dir gehören und ich
will dich ganz. Ob mit oder ohne Narben. Du weißt selbst, dass
du wunderschön bist und dich nichts entstellen kann.“ Zayn
errötete bei diesem Kompliment und senkte lächelnd den
Kopf.
„Du bist der Erste, der das sagt.“, murmelte er
und Liam hob sanft sein Kinn an. „Dann waren alle anderen blind
oder eifersüchtig und wollten es nicht erkennen.“,
flüsterte er und eine Träne rollte aus Zayns Auge. Er war
glücklich, so glücklich wie er es schon lange nicht mehr
gewesen war. Wenn er überhaupt jemals so ein Glücksgefühl
verspürt hatte. Vielleicht, als er von Zuhause geflüchtet
war. Aber das Glück mit Liam, das war ein anderes Glück, es
war warm in seinem Bauch, schwindelerregend in seinem Kopf und schon
fast schmerzhaft in seinem Herzen. Es war ein guter Schmerz.
„Nicht
weinen.“, wisperte Liam und wischte die Träne weg, zog den
Halbpakistani in eine Umarmung und vergrub das Gesicht in dessen
Nacken.
Liam wollte Zayn nie wieder loslassen, ihn nicht mehr
gehen lassen und ihm zeigen, wie es sich anfühlte, geliebt zu
werden. Liebe war etwas, das wachsen musste, Liam wusste das, aber er
hatte tiefe Gefühle für den Schwarzhaarigen, tiefer als
eine Schwärmerei und tiefer als eine einfache Verliebtheit.
Zayn
fühlte all das, was er in seiner Kindheit vermisst hatte. Liebe,
Geborgenheit, das Gefühl verstanden zu werden. Er wusste auch,
dass er Liam bald mit in die Klinik nehmen wollte, seine Schwester
würde ihn kennen lernen wollen.
Auch wenn sie diejenige der
beiden Geschwister war, die sich das Leben nehmen wollte, so wollte
sie auch immer, dass es jemanden gab, der Zayn retten würde.
Retten vor den Gedanken, die ihn täglich verfolgten, von seinem
Vater und seiner weinenden Mutter. Sie wollte diesen Jemand kennen
lernen und sehen, wer ihren Bruder glücklich machte. Wer ihre
Familie glücklich machte. Den Zayn war die einzige Familie, die
sie hatte.
Ohne den Druck mit Nialls Besitzer
im Nacken, wurden Niall und Harry unbeschwert und glücklich. Sie
konnten raus gehen, besonders oft waren sie im Park und spielten
Fußball, oft mit Louis zusammen, oder mit Liam und Zayn, die
allerdings lieber aneinander klebten, als mitzuspielen.
Eleanor
hatten die Jungs in das Geheimnis eingeweiht und sie war zwar
geschockt gewesen, hatte sich aber schnell damit abgefunden und
behandelte Niall nicht anders als zuvor.
Harry wusste, dass er
einen richtigen Job brauchte und er fand ein Angebot für eine
Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann in einem Modegeschäft.
Das
bedeutete aber, dass er seinen Job in der Bäckerei aufgeben
musste und auch, dass er nicht mehr so oft in den Bars auftreten
konnte. Er und Niall würden weniger Geld haben.
Der Blonde
flehte ihn an, dass er den Job in der Bäckerei übernehmen
könnte, aber der Lockenkopf war skeptisch. Er kannte seine
Chefin gut, aber war sich nicht sicher, ob sie hin einstellen würde,
wenn er ein Teil Katze war.
Harry wollte, dass Niall selbstständig
werde und letztendlich fuhren sie zusammen in die Bäckerei. Eine
Stunde lang saßen sie mit Harrys Chefin da und erzählten
ihr die ganze Geschichte. Zunächst hielt sie es für einen
Witz, aber als Niall ihr die Ohren zeigte, glaubte sie
es.
Tatsächlich war sie damit einverstanden, dass Niall in
der Bäckerei Harrys Job übernahm. Es stellte sich heraus,
dass der Blonde bei den Kunden sehr beliebt war mit seiner
freundlichen, süßen Art. Natürlich trug er immer eine
Mütze, aber das fiel niemandem wirklich auf.
Harry gefiel
seine Ausbildung gut, er hatte Spaß mit den Kunden und das ein
oder andere Mädchen erlag seinem Charme. Aber nur Niall zählte
für den Lockenkopf und die beiden waren auch den letzten Schritt
in ihrer Beziehung gegangen.
„Wie war dein Tag, Kätzchen?“,
fragte Harry, als er von der Arbeit nach Hause kam. Inzwischen war
Weihnachtszeit und im Haus roch es nach Keksen und einfach nach
Weihnachten.
„Gut, heute kamen ein paar Kinder in den Laden
und wollten sich süße Sachen kaufen und ein Mädchen
hatte kein Geld, sie hat angefangen zu weinen, als die anderen Kinder
sie ausgelacht haben. Dafür hat sie den schönsten Cupcake
von mir bekommen.“, erzählte Niall und Harry wuschelte ihm
grinsend durch die Haare.
„Du bist so süß.“,
lachte er und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen, noch immer
errötete der Blonde, wenn Harry ihm ein Kompliment machte.
„Wie
war es bei dir?“, fragte Niall und die beiden setzten sich auf
die Couch.
„Es ging so. Ich hatte extrem viele Kunden mit
Reklamationen und kurz vor Weihnachten ist es eh schon immer so
stressig. Außerdem konnte ich manche Sachen nicht zurück
nehmen und dann wurden die Leute frech und am Ende hat der Chef heute
drei Leute aus dem Laden geworden.“, erzählte Harry und
lehnte seinen Kopf gegen Nialls Schulter.
„Warum riecht es
eigentlich so nach Keksen?“, fragte er und Niall kicherte.
„Ich
hab gebacken. Liam war heute kurz hier und hat mir ein bisschen
geholfen, nachdem wir Gitarre gespielt haben. Er hat gesagt ich lerne
schnell. Außerdem fragt er, ob sie am ersten Weihnachtsfeiertag
vorbei kommen können und Louis und El haben auch gefragt. Ich
hab ja gesagt.“, lachte der Blonde und Harry piekte ihm in die
Seite.
„Entscheidest du über meinen Kopf hinweg?“,
fragte er und zog Niall zu einem langen Kuss heran.
„Und
jetzt geh deine Kekse retten, bevor sie verbrennen?“, keuchte
er an die Lippen des Blonden und Niall stand auf, um in die Küche
zu gehen.
Was Harry
nicht wusste, war, dass Liam Niall dabei geholfen hatte einen Urlaub
für ihn und Harry zu organisieren, in einer kleinen Skihütte
in Frankreich.
Und Niall wusste nicht, dass Harry ihm zum
Geburtstag einen Ring schenken wollte, eine Art Symbol für ihre
Zusammengehörigkeit.
Harry&Niall.
Tag der Veröffentlichung: 08.06.2013
Alle Rechte vorbehalten