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Tee und andere Missgeschicke

Es würde regnen, der blonde Junge konnte es riechen. Noch so eine Eigenschaft, bei der er nicht wusste, ob er sie lieben oder hassen sollte. Allerdings hatte sie ihn vor kräftigen Regenschauern auf seinem Weg von Irland nach London geschützt.
Nun saß er auf einer Treppe vor einem Wohngebäude in London und wusste nichts mit sich anzufangen. Er hatte es geschafft endlich weg zu kommen und er wollte immer nach London, ohne triftigen Grund. Jetzt wo er da war, wusste er nicht, was er tun sollte.
Seine Füße taten ihm weh. Man hatte ihm beigebracht auf zwei Beinen zu laufen und er fand es noch immer komisch, außerdem war es ihm viel zu anstrengend. Leider aber auch nötig, um nicht aufzufallen.


„Hey, kann ich dir helfen?“ Überrascht hob der Junge den Kopf und sah in das Gesicht eines Lockenkopfes, strahlend grüne Augen blitzten ihm entgegen und ein Lächeln lag auf den Lippen des Unbekannten. Nervös zog der Blonde seine Kapuze weiter über den Kopf und versuchte den Drang zu unterdrücken, unruhig mit seinem Schwanz zu schlagen, den er unter seinem Hoddie versteckt hatte. Auch das Verstecken hatte er gelernt, er war ein Meister darin.
„Du siehst ziemlich durchgefroren aus, willst du mit nach oben kommen?“, fragte der Unbekannte und der Blonde überlegte einen Moment. Es war gefährlich für ihn Menschen zu vertrauen, aber da er sowieso nicht wusste, was er tun sollte, nickte er und stand auf. Außerdem wollte er es nicht riskieren in einen Regenschauer zu geraten. Er hasste Regen.
„Ich bin Harry.“, stellte der andere sich vor und streckte seine Hand aus. So machten es die Menschen, so begrüßte man sich, also ergriff der Blonde nach kurzem Zögern die Hand. „N-Niall.“, antwortete der Blonde. Er war sich nicht sicher, ob er wirklich so hieß, aber sein Besitzer hatte ihn immer so genannt und an einen anderen Namen konnte er sich nicht erinnern. Außerdem mochte er den Namen, auch wenn er seinen Besitzer nicht gemocht hatte. Aber er war ja auch nun nicht mehr das Eigentum eines anderen, diese Zeit war vorbei.


Harry war ein vielseitiger Mensch. Er arbeitete tagsüber drei Tage die Woche in einer Bäckerei und an den Wochenenden trat er abends in kleinen Kneipen oder Clubs auf, dann war er Sänger. Ab und zu jobbte er als Kurier und lieferte Post und Pakete an große Unternehmen aus. Er machte immer das, was er wollte oder arbeitete dort, wo man ihn gerade brauchte.
Seine Heimatstadt hatte er verlassen, kaum dass er 18 geworden war. Damit hatte er seiner Mutter das Herz gebrochen, aber sein Stiefvater hatte ihn gehasst, Harry hätte es dort nicht noch länger ausgehalten. Allerdings hatte der Umzog nach London auch bedeutet, dass er die Schule abbrechen musste, aber das war es ihm wert gewesen. Mit einem guten Abschluss hätte er eh nichts anfangen können, tief in seinem Herzen war er ein Musiker und er würde der Welt schon noch zeigen, was er alles drauf hatte.
Harry war auch sehr Kontaktfreudig und der Fremde, der vor der Tür seines Wohnhauses saß, schien ihm irgendwie verloren und Harry konnte ihn ja nicht einfach so da sitzen lassen. Deswegen hatte er ihn auch zu sich eingeladen und er freute sich, weil der Fremde angenommen hatte.


„Du kannst die Kapuze absetzen.“, lachte Harry, als sie seine Wohnung im obersten Stock erreicht hatten. Niall schüttelte nur den Kopf und folgte dem Schulter zuckenden Harry in dessen Küche.
„Möchtest du Tee?“ Niall hatte keine Ahnung, wie Tee schmeckte, sein Besitzer hatte sich manchmal welchen gemacht, aber Niall durfte ihn nie probieren. Die einzigen Getränke, die der Blonde kannte, waren Wasser und Milch. „Ja.“, stimmte er trotzdem zu.
Harry war aufgefallen, dass sein Gast sehr wortkarg war, aber das störte ihn nicht. Vielleicht war er ja auch einfach nur schüchtern oder hatte einen schlechten Tag gehabt.
Er reichte seinem Besuch die dampfende Tasse und dieser hob das Getränk an seine Lippen. „Pass auf, das ist doch heiß!“, rief Harry noch, aber da war es schon zu spät und Niall ließ vor Schreck die Tasse fallen. Ein Schmerzenslaut drang aus seinem Mund und hörte sich verdächtig nach einem Miau an und Niall schlug die Hände vor seinen Mund, während er mit weit geöffneten Augen zwischen Harry und dem Fußboden hin und her sah.
„Tut es doll weh? Willst du ein Glas Wasser?“, fragte Harry besorgt, der Blonde schüttelte den Kopf und kniete sich nieder, um die Scherben einzusammeln. „Ich mach das schon, bevor du dich schneidest.“ Harry kniete sich neben Niall. „Du hast geklungen wie eine Katze.“, kicherte der Lockenkopf und Niall starrte ihn an. „I-ich bin keine K-Katze.“
Es fiel ihm schwer ganze Sätze zu sprechen. Er hatte er erst sehr spät gelernt überhaupt etwas zu sagen, was englisch klang und viele Dinge verstand er nicht, sein Vokabular war ziemlich begrenzt. Zudem war es für Niall nicht einfach mit den spitzen Zähnen und der schmalen Katzenzunge vernünftig zu reden, er stotterte etwas und beschränkte sich deswegen meistens auf einzelne Worte.
„Das hab ich doch auch gar nicht gesagt.“, entschuldigte Harry sich, verwundert über die Reaktion seines Gastes. Zusammen sammelten sie die Scherben ein und Harry holte einen Lappen, um den Tee aufzuwischen.
„Sorry.“ Harry winkte ab und machte Niall einen neuen Tee. Diesem war das Missgeschick äußerst peinlich. Aber woher hätte er auch wissen können, dass Tee so heiß war? Seine Zunge fühlte sich noch immer etwas taub an.


Die beiden setzten sich schließlich vor den Fernseher. Niall wusste, was das war, aber er durfte bei seinem Besitzer nicht dabei sein, wenn dieser Fernsehen geguckt hatte. Der Blonde war begeistert von den bewegten Bildern und hätte sich am liebsten genau vor den Bildschirm gesetzt, da sein Gastgeber aber auf dem Sofa saß, blieb Niall ebenfalls dort sitzen, um keinen komischen Eindruck zu hinterlassen.
„Wo kommst du eigentlich her?“, fragte Harry und wendete seinen Blick vom Fernseher ab, um Niall anzusehen. Dieser hatte gar nicht mitbekommen, dass der Lockenkopf versuchte ein Gespräch mit ihm anzufangen, er war viel zu begeistert von dem, was er sah, ein Fußballspiel.
„Niall?“, versuchte Harry es erneut und lächelte, als er sah, wie fixiert sein Gast auf den Fernseher war. Egal, wie seltsam der Blonde sich benahm, Harry fand es nicht komisch, sondern eher interessant.
„Niall!“ Dieses Mal reagierte der Angesprochene und drehte sich zu Harry, einen entschuldigenden Ausdruck im Gesicht. „Du magst Fußball?“ Niall zuckte mit den Schultern, er wusste nicht was Fußball war, aber wenn es das war, was er gerade gesehen hatte, dann mochte er es wahrscheinlich.
„Wo kommst du her?“, wiederholte Harry und sah Niall an. „Irland.“ „Und was hat dich noch London verschlagen?“
Harry lächelte Niall so freundlich an, dass dieser sich sofort willkommen fühlte. Er konnte sich nicht an sein ganzes Leben erinnern, aber noch nie hatte ihn jemand so angelächelt. Als Kind war er zu seinem Besitzer gekommen, hatte für ihn gekocht und geputzt, Wäsche gewaschen, war einkaufen gegangen und hatte alles für ihn getan. Wenn er seine Aufgaben nicht richtig erledigt hatte, hatte er Niall geschlagen.
Das alles nur, weil Niall einfach kein richtiger Mensch war. Die Leute traten ihm misstrauisch gegenüber, für sie war er ein Tier und kein Mensch, er hatte keine gerechte Behandlung verdient.


„Alles okay?“ Vorsichtig legte Harry dem Blonden eine Hand auf den Arm und Niall zuckte erschrocken zusammen. „Tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken.“, entschuldigte Harry sich schnell und zog seine Hand zurück.
„Ich…Ich muss g-gehen.“, stammelte Niall und sprang auf. Dabei rutschte ihm die Kapuze von Kopf. Schnell versuchte er sie sich wieder über die verräterischen Ohren zu ziehen, aber es war schon zu spät, Harry hatte sie gesehen und starrte Niall mit offenem Mund an. Dieser stand da wie erstarrt und wusste nicht, was er tun sollte.

Niall

Langsam stand Harry auf, er wollte seinen Gast nicht erschrecken. „Du…du hast…Katzenohren?!“, fragte er ungläubig und Niall senkte den Kopf. Er zupfte etwas an seinen Klamotten herum und kurz darauf schlug ein Katzenschanz hinter seinem Rücken nervös hin und her.
„Oh.“, machte Harry und streckte eine Hand nach Niall aus, dieser wich zurück und duckte sich etwas. „Ganz ruhig, ich tu dir nichts.“, flüsterte der Lockenkopf und hob beide Hände. „Du f-findest mich b-bestimmt genau so…so komisch, w-wie alle a-anderen.“, stotterte der Blonde und bewegte unruhig seine Ohren.
„Nein, tue ich nicht. Ich bin nur überrascht. Darf…darf ich deine Ohren anfassen?“ Energisch schüttelte Niall den Kopf. „D-Du wirst mir w-weh t-tun.“ „Nein, ich werde ganz vorsichtig sein. Ich verspreche es.“ Langsam ging Harry auf den Blonden zu und streckte seinen Arm aus.
„Ich bin vorsichtig.“, flüsterte er und legte seine Hand auf Nialls Kopf, genau zwischen die Ohren. Langsam bewegte der Lockenkopf die Finger zum rechten Ohr des Blonden und strich darüber, als seine Finger den Ansatz berührten, schnurrte Niall und hörte auch sofort wieder damit auf. Mit aufgerissenen Augen sprang er ein Stück zurück.
Nialls Besitzer hatte ihm immer verboten zu schnurren, er sollte sich benehmen. Außerdem hatte er ihm oft gegen die Ohren geschlagen, eine von Nialls empfindlichsten Stellen. Manchmal, wenn kleine Kinder zu Besuch gewesen waren, hatten diese an seinen Ohren gezogen. Noch nie hatte jemand sie so sanft berührt.
„Scht, ist okay. Ich wusste nicht, dass du schnurren kannst. Das muss dir doch nicht unangenehm sein.“, versuchte Harry den anderen zu beruhigen. Niall ob vorsichtig den Kopf. „I-Ich darf n-nicht.“, murmelte er und ließ sich an der Wand, bis zu der er zurück gewichen war, hinunter gleiten.
„Was darfst du nicht?“, fragte Harry und ging vor dem Blonden in die Knie. „Schnurren.“ „Ich weiß nicht, wer das gesagt hat, aber du darfst das, wenn du hier bist. Mir macht das nichts aus. Ich finde das niedlich.“ Niall mauzte überrascht und schlug sie die Hand vor den Mund. „Du kannst miauen? Was bist du?“ Eindringlich sah Harry seinen Gast an. „I-Ich weiß nicht. Ein M-Mensch. Eine K-Katze. I-Irgendwas. B-Bitte schlag m-mich nicht o-o-oder bring m-mich w-weg.“, flehte der Kleinere und Harry streckte die Arme nach ihm aus, was den Blonden erneut zusammen zucken ließ.
„Alles ist gut. Ich will dich nur umarmen.“ Niall versteifte sich, als Harry seine Arme um ihn legte, aber als dessen großen, warmen Hände sanft über seinen Rücken strichen, entspannte Niall sich ein wenig. Als Harry vorsichtig Nialls Nacken kraulte, schnurrte dieser erneut.
„Es ist okay.“, flüsterte Harry und dieses Mal hörte Niall nicht wieder auf. „Siehst du, ich tue dir nichts.“ Der Lockenkopf ließ Niall wieder los. „Willst du mir erzählen, wie du hier her gekommen bist und warum überhaupt?“
Niall nickte, also stand Harry auf und reichte seinem Gast die Hand. „Komm, wir setzen uns auf die Couch, das ist bequemer.“ „D-Da wo i-ich h-h-her komme, d-durfte ich d-das nie.“ Harry schüttelte den Kopf. „Vergiss einfach, was du alles nicht durftest, hier darfst du alles, was ich auch tue.“ Zögernd ergriff Niall die Hand des Lockenkopfes und ließ sich hochziehen.
Sie setzten sich wieder auf Harrys kleine Couch und Niall begann zu erzählen. Er erzählte, dass er schon sein ganzes Leben bei seinem Besitzer verbracht hatte und Harry war schockiert, weil Niall einen solchen gehabt hatte. Niall wusste nichts über seine Eltern oder wo er her kam. Er erzählte, dass sein Besitzer ihn geschlagen hatte und dass er alle tun musste, was von ihm verlangt wurde und dass er vieles nicht durfte.
Niall erzählte, dass er schon immer nach London wollte, weil er einmal etwas über London in einem Buch gesehen hatte, es waren nur Bilder gewesen, Niall konnte nicht lesen. Dann war er weg gelaufen und war heimlich auf Zügen mitgefahren oder war gelaufen, irgendwie hatte er es nach London geschafft.



„Du kannst hier bleiben, wenn du das möchtest. Ich verdiene genug Geld, damit wir da beide von Leben können.“, bot Harry nach Nialls Vortrag an und der Blonde sah ihn überrascht an. „A-Aber w-warum bist d-d-du so n-nett zu m-mir?“ Er war es nicht gewohnt, dass Menschen freundlich zu ihm waren.
„Das, was dir passiert ist, ist schrecklich und ich möchte dir helfen.“, erklärte Harry. „Ich bin auch froh, wenn ich ein bisschen Gesellschaft habe und ich mag dich.“ Harry mochte Niall tatsächlich, er konnte nicht erklären warum, aber der Kleinere war ihm auf eine seltsame Art und Weise sympathisch und Harry hatte das Gefühl ihn beschützen zu müssen.
„W-Was muss i-ich d-dann tun?“ „Du musst nichts tun. Du bist jetzt frei und darfst machen, was du willst.“, wiederholte Harry, anscheinend wollte oder konnte Niall das einfach nicht glauben.
„Pass auf, ich zeige dir jetzt, wo das Bad ist und dann gebe ich dir ein paar Klamotten, okay?“, schlug Harry vor, als ihm auffiel, wie verdreckt die Sachen des Blonden waren. „Du g-gibst mir e-einfach s-so Sachen?“, wunderte Niall sich, folgte dann aber dem lächelnden Lockenkopf.



„Hier kannst du duschen und…“ „N-Nein! B-B-Bitte n-n-nicht!“, schrie Niall sofort und drückte sich in die letzte Ecke des Raumes. „Hey, alles ist gut. Du musst nicht duschen, wenn du das nicht willst.“, versuchte Harry seinen aufgeregten Gast du beruhigen und ging vorsichtig auf ihn zu. „I-Ich…I-Ich m-musste i-i-immer duschen, m-m-mein B-Besitzer h-hat mich g-g-gezwungen.“, stammelte der Blonde verzweifelt, Harry spürte, dass er zitterte, als er eine Hand auf die Schulter seines Gegenübers legte.
„Ich zwinge dich nicht dazu. Magst du Wasser gar nicht oder magst du nur Duschen nicht?“ „I-Ich mag e-es nicht, w-wenn Wasser von o-oben kommt, w-w-wie R-Regen.“, erklärte Niall und presste die Sachen an sich, die Harry ihm gegeben hatte. „Guck mal.“ Harry ging zur Dusche. „Du kannst den Duschkopf abnehmen und ihn dahin halten, wo du willst und du kannst auch einstellen, wie warm das Wasser sein soll und wie viel Wasser aus der Dusche kommen soll.“, demonstrierte Harry und Niall nickte langsam.
„I-Ich versuche e-es.“, beschloss er und Harry lächelte. „Du kannst mich rufen, wenn was ist.“, bot der Lockenkopf an und verließ dann das Bad, damit Niall in Ruhe duschen, oder was auch immer, tun konnte.

Zuhause?

Harry kam es vor wie eine glückliche Fügung, dass er sich für den Rest der Woche freigenommen hatte, denn es war gerade einmal Dienstag. So konnte er in Ruhe seinen Gast kennen lernen, zumindest, wenn dieser bleiben wollte. Harry hoffte das, denn er mochte Niall und er wollte ihm zeigen, wie schön ein Leben sein konnte, wenn man tun und lassen konnte, was man wollte.
Außerdem war Harry sich sicher, dass es bestimmt noch mehr Menschen, wie Nialls Besitzer gab und diese den Blonden sofort wieder einsperren und für sich beanspruchen würden und das wollte er Niall ersparen.


„Ich b-bin jetzt f-fertig.“ Harry sah lächelnd zu Niall, der etwas verloren im Türrahmen zum Wohnzimmer stand. „Du kannst deine alten Sachen in den Wäschekorb im Bad werfen und ich werde sie waschen. Außerdem sollten wir dir vielleicht ein paar Sachen kaufen, meine sind dir zu groß.“, lachte der Lockenkopf und Niall sah an sich herunter.
Tatsächlich war das Shirt, das er trug, ganz schön lang und die Hose rutschte ihm fast von den schmalen Hüften. „D-Das g-geht schon. Du m-m-musst mir n-nichts kaufen. I-Ich mag d-diese S-Sachen.“ Niall gefielen die Sachen wirklich, sie waren so schön locker und bequem, so etwas hatte er nie gehabt.
„Na schön, für Zuhause geht das ja, aber wir sollten dir zumindest ein oder zwei Hosen und ein paar Oberteile kaufen, wenn du nach draußen gehen möchtest. Ich kann dir dann eine Mütze geben, die du über seine Ohren ziehen kannst.“ Niall nickte und setzte sich schüchtern an das Ende des Sofas.
„Du darfst dich ruhig richtig hinsetzen, du kannst auch die Beine hochnehmen, so wie ich das mache.“, bot Harry an und deutete auf seine Beine, die er auf der Couch ausgestreckt hatte. „Fühl dich wie Zuhause.“, ergänzte er und Niall starrte ihn an. „Zuhause? A-Also s-so als w-wenn i-ich hier w-wohne und das m-mir gehört?“, fragte er ungläubig und Harry nickte, lächelte nachsichtig. „Ich hab doch gesagt, du wohnst jetzt auch hier. Natürlich nur, wenn du das willst.“ „I-ich würde d-d-das schon g-gern.“, meinte Niall schüchtern und knetete seine Hände. „Gut, dann kannst du hier bleiben.“, beschloss Harry und grinste.
Ein Blick auf die Uhr verriet dem Lockenkopf, dass es Zeit zum Abendessen war. „Ähm…was isst du denn so?“, fragte er Niall und der zuckte mit den Schultern. „Meistens h-hab ich M-Milch bekommen u-und B-Brot. O-Oder Nudeln oder R-Reis.“ „Gut, dann kochen wir jetzt Nudeln mit Tomatensoße.“, beschloss Harry und hielt Niall seine Hand hin, um ihn vom Sofa hoch zu ziehen.
Zusammen begaben die beiden sich in die Küche und Harry kramte in den Schränken nach den benötigten Zutaten, während Niall schüchtern herum stand und nicht wusste, was er tun sollte. „Setz dich ruhig irgendwo hin. Auf die Arbeitsplatte oder an den Tisch oder so.“
„I-Ich mag H-Höhen.“, erklärte Niall und schwang sich geschmeidig auf die Arbeitsplatte. Er verschränkte die Hände in seinem Schoß und baumelte ein bisschen mit den Beinen. Harry kam nicht drum herum, das niedlich zu finden.
Der Lockenkopf setzte das Wasser auf und mischte schon etwas Tomatenmark mit ein paar Kräutern, bis das Wasser kochte und er die Nudeln hinein tun konnte. „Ich habe die ganze Woche frei, aber normalerweise arbeite ich in einer Bäckerei und am Wochenende singe ich meistens irgendwo.“, versuchte Harry ein Gespräch in Gang zu bringen.
„W-Wenn du w-willst, k-k-kann ich a-auch a-arbeiten.“, schlug Niall vor und Harry schüttelte den Kopf. „Nein, das musst du nicht. Es ist bestimmt nicht einfach dich dabei zu verstecken und ich verdiene genug Geld. Außerdem schickt mir meine Mutter manchmal Geld.“
Nialls Magen knurrte laut und er presste die Hände darauf, Harry lachte leise. „Wann hast du denn das letzte Mal was gegessen?“, wollte er wissen und Niall zuckte mit den Schultern. „I-Ich weiß n-nicht mehr g-genau.“ „Dann wird es Zeit, dass du etwas in den Magen bekommst.“
Er lächelte Niall an und holte schon einmal Teller aus dem Schrank, dann hängte Harry ein Sieb in die Spüle und drehte den Herd ab. Vorsichtig, um das heiße Wasser nicht ab zu bekommen, schüttete er die Nudeln in das Sieb und wedelte ein bisschen mit der Hand, damit der Dampf sich verzog.
Niall sprang von der Arbeitsfläche und nahm beide Teller in die Hand, damit Harry ihnen was auf tun konnte. „S-so viel?“, fragte Niall ungläubig, als er sah, dass Harry ihm genauso viel auftat wie sich selbst. „Natürlich, du sollst doch satt werden.“ Harry goss Soße über beide Portionen, nahm Niall seinen Teller ab und deutete dann auf den Tisch. Nach kurzem Zögern folgte der Blonde Harry und setzte sich ihm gegenüber.
„Ich d-durfte n-nie am T-Tisch sitzen.“ „Es tut mir so leid, was man mit dir getan hat.“, seufzte Harry und legte eine Hand auf Nialls Arm, der auf dem Tisch ruhte. „Ich verspreche dir, dass ich nie so sein werde.“ Der Blonde lächelte dankbar und griff zu seiner Gabel.
Die beiden aßen schweigend und Niall fühlte sich mehr als wohl. Noch nie war jemand so nett zu ihm gewesen und noch nie hatte er so viel gedurft und Harry machte es auch gar nichts aus, wenn er sich komisch verhielt. Es nervte den Blonden nur, dass er immer noch stotterte. Er würde gerne so schön reden können wie sein Gastgeber, aber er bekam es einfach nicht. Er war es auch nicht gewohnt so viel zu reden, er durfte nie viel reden. Vielleicht würde Niall es mit der Zeit noch lernen.



„Du kannst in meinem Bett schlafen und ich schlafe auf der Couch.“, beschloss Harry später, als beide müde wurden und schlafen wollten. „A-Aber, das i-ist d-doch dein B-Bett!“, protestierte Niall und Harry schüttelte lächelnd den Kopf. „Das ist schon okay.“ „A-Aber es i-ist s-s-so groß, w-wir können d-d-doch beide d-darin s-schlafen. I-Ich kann a-auch auf den B-Boden schlafen, das m-musste ich s-sonst auch i-i-immer.“ „Kommt gar nicht in Frage! Aber wenn es dich nicht stört dann können wir hier beide schlafen.“ „I-Ich h-hab Angst a-allein und w-wenn es d-dunkel ist. Er h-hat mich i-immer e-eingesperrt w-wo kein F-Fenster und k-kein L-Licht war.“, erzählte Niall leise und senkte den Kopf, seine Wangen brannten und waren sicher rot.
„Dann bleibe ich bei dir, dann musst du keine Angst haben. Wir können auch die Vorhänge auf lassen, dann kommt Licht herein.“ Vorsichtig nickte Niall und er war wirklich dankbar, weil Harry so viel Verständnis hatte. „Danke.“, flüsterte er und krabbelte auf einer Bettseite und die Decke. Dort machte er sich so klein und schmal wie möglich, einmal, weil er immer so schlief, weil er sonst gefroren hätte, und auch, damit er Harry keinen Platz wegnahm.
„Du kannst ruhig weiter ins Bett rutschen. Nimm dir so viel Platz, wie du brauchst.“, meinte Harry, als hätte er Nialls Gedanken gelesen. Dann löschte der Lockenkopf das Licht und legte sich auf die andere Seite des Bettes.
„Schlaf gut, Niall.“ „D-Du auch, H-Harry.“



Sprachstunde

Am nächsten Morgen wurde Harry wach, weil es intensiv nach Kaffee und Pancakes roch. Irritiert setzte er sich in seinem Bett auf und sah sich um, Niall war nicht da, also stand er auf machte sich auf die Suche nach dem Blonden.
Harry fand ihn in der Küche, sein Gast stand am Herd und goss gerade den letzten Teig in eine Pfanne.
„Guten Morgen. Was ist denn hier los?“, fragte Harry und Niall drehte sich zu ihm um. „Ich h-hab Frühstück g-g-gemacht, so w-wie ich das i-immer gemacht h-habe.“, erklärte der Katzen-Junge und deutete auf den gedeckten Tisch. „I-Ich wusste n-nicht, ob d-du lieber T-Tee o-oder Kaffee m-magst, d-deswegen hab ich b-b-beides gemacht.“
„Das wäre doch gar nicht nötig gewesen. Du musst nicht für mich kochen.“ Harry nahm Niall den Pfannenwender aus der Hand und machte eine Kopfbewegung zum Tisch. „Iss schon mal, bevor die ersten Pancakes kalt werden.“ Zögerlich setzte Niall sich und nahm sich genauso vorsichtig etwas zu Essen.
„Jetzt greif schon zu.“, ermutigte Harry ihn und beförderte den Pancake, mit Schwung aus seinem Handgelenk, in die Luft, wo dieser sich drehte und schließlich auf der anderen Seite wieder in der Pfanne landete.
„D-Das will ich a-auch k-können!“, staunte Niall und der Lockenkopf grinste. „Ich kann es dir irgendwann beibringen, wenn du willst. Aber jetzt essen wir erst einmal und überlegen, was wir heute machen.“ Harry legte den Pancake zu den anderen und setzte sich dann zu Niall an den Tisch.
„Was willst du denn heute machen? Klamotten kaufen, hier bleiben und Filme gucken, nach draußen gehen?“, fragte er und Niall zuckte unentschlossen mit den Schultern. „S-Sonst habe i-ich immer g-g-geputzt o-oder gekocht o-oder aufgeräumt. I-Ich d-durfte n-nie was machen.“ Harry seufzte. „Okay, dann bleiben wir heute erst einmal hier und du erzählst mir ein bisschen was über dich.“, beschloss er.
„A-Aber i-ich stott-ttere.“, protestierte der Blonde und sah beschämt auf seinen Teller. „Na und? Das kriegen wir auch noch hin, dann üben wir halt ein bisschen Sprechen. Hör mal, es stört mich nicht, dass du stotterst oder manche Sachen nicht kennst oder dass du Katzenohren und einen Schwanz hast. Genauso wenig, wie die Tatsache, dass du schnurren und miauen kannst.“ Niall hob den Kopf und sah direkt in Harrys lächelndes Gesicht.
„Okay.“ Er lächelte ebenfalls und wandte sich dann wieder seinem Essen zu. Harry fand, dass das schon ein Schritt in die richtige Richtung war. Jetzt musste er dem Blonden nur noch erklären, dass er nicht für ihn zu arbeiten brauchte.





„Also, deinen Namen kannst du doch sagen ohne dabei zu stottern, oder?“ Niall nickte und Harry fuhr fort. „Gut, dann versuch mal zu sagen: ‚Ich heiße Niall.‘ Versuch es einfach langsam.“ Niall setzte sich in den Schneidersitz und richtete sich etwas auf. „Ich h-heiße…Ich heiße Niall.“, brachte er langsam hervor und ließ die Schultern sinken. „I-Ich kann d-das n-nicht.“, klagte er und machte ein enttäuschtes Gesicht, sodass Harry sofort Mitleid mit dem Kleineren hatte.
„Ich konnte auch nicht von Anfang an sprechen.“ „D-Du bist j-ja a-auch keine h-halbe Katze.“, gab Niall trotzig zurück verschränkte die Arme vor der Brust, Harry lachte. „Das stimmt, aber ich musste trotzdem sprechen lernen und ich habe als Kind gelispelt und heute kann ich wunderbar sprechen, also wirst du das auch lernen.“, prophezeite der Lockenkopf und nickte Niall zu. „Nochmal.“
„N-Na schön. Ich. Heiße. Niall.“ Der Blonde lächelte glücklich und Harry strahlte ebenfalls. „Siehst du, es geht doch und wenn du das jetzt noch als ganzen Satz schaffst, bist du richtig gut.“ „Ich heiße Niall.“ Er sprach immer noch ziemlich langsam, aber es klappte immerhin fehlerfrei, Niall war stolz auf sich selbst.
„Ist doch gar nicht so schwer, oder?“, neckte Harry seinen Gast, der nickte. „Gut, dann sag mir mal wie alt du bist und wann du Geburtstag hast.“, forderte Harry Niall auf und der Blonde versuchte sich genau darauf zu konzentrieren, was er sagen wollte.
„Ich bin…19. Aber ich weiß n-nicht, wann ich G-Geburtstag habe. Ich g-glaube im S-September.“ Resigniert ließ Niall den Kopf hängen. „Hey, nicht traurig sein, das war gar nicht so schlecht.“ Dieses Mal war Niall nicht so leicht aufzumuntern und Harry rutschte näher an ihn heran, legte einen Arm um seine Schultern. Überrascht sah Niall ihn an.
„Es ist nicht schlimm, wenn du bei manchen Worten Schwierigkeiten hast, das kriegen wir alles hin.“ „Aber es ist s-s-so s-schwer!“ „Natürlich ist es schwer, wenn es einfach wäre, wäre es ja auch langweilig.“, lachte Harry und entlockte auch Niall ein leichtes Grinsen. „Deswegen kannst du auch stolz sein, wenn du Fortschritte machst. Also mach jetzt ein fröhlicheres Gesicht und dann suchen wir einen Film aus, den wir gucken können.“ Niall lächelte tatsächlich und Harry sprang auf.
„Was willst du gucken? Was Lustiges oder was Romantisches oder lieber was Gruseliges?“, fragte der Lockenkopf und Niall zuckte mit den Schultern. „Was ist r-romantisch?“ „Ähm…also das sind Filme, wo es um Liebe und so was geht.“, versuchte Harry zu erklären und der Kleinere nickte. „Gibt es l-lustig und r-romantisch zusammen?“ Harry drehte sich zu seinem DVD-Regal, was eine beachtliche Sammlung an verschiedenen Filmen beinhaltete.
„Wir können einen meiner Lieblingsfilme gucken, der heißt ‚Tatsächlich…Liebe‘.“ Niall nickte und Harry zog die Hülle aus dem Regal, bevor er sich dem Fernseher und dem darauf stehenden DVD-Player zuwandte.
„Ich denke, der wird dir gefallen.“, meinte er, als er sich wieder zu dem Blonden setzte und mit der Fernbedienung den Film startete. „Bestimmt.“, lächelte Niall und schnurrte leise, als Harry ihn am Ohr kraulte.
„Das gefällt dir, was?“, fragte der Lockenkopf grinsend und Niall nickte schüchtern. „Das hat n-noch nie j-jemand bei mir g-gemacht. Aber ich m-mag das.“, sagte er langsam, damit er nicht stotterte und Harry lächelte. „Du lernst schnell.“, lobte er und kraulte weiter Nialls rechtes Ohr, während der Vorspann des Films lief.
Niall lehnte sich der kraulenden Hand entgegen und schnurrte leise vor sich hin. Er war froh, dass er Harry getroffen hatte, weil dieser so nett zu ihm war und ihn sogar kraulte und es gar nicht schlimm fand, wenn er schnurrte.
„Ich wollte schon immer eine Katze haben, aber ich hab keine Zeit für ein Haustier. Jetzt hab ich Mitbewohner und Katze in einem, das find ich gut.“, meinte Harry und erntete erst einen entrüsteten Blick von Niall, bevor der Blonde grinste. „Ich bin k-keine Katze. Aber ich m-mag es h-hier. Zuhause.“ Harry lächelte.
„Stimmt, du bist keine Katze, du bist viel besser. Aber du schnurrst und das macht dich ziemlich katzenartig, also hör bloß nicht damit auf, mir gefällt das.“ Die beiden grinsten sich an und konzentrierten sich dann auf den Fernseher, da die erste Szene des Films gerade begann.

Kätzchen

„Niall, aufwachen.“ Obwohl es erst früher Mittag war, war Niall während des Films eingeschlafen und lag halb auf Harry, den Kopf auf dessen Schoß gebettet. Harry versuchte den Blonden aufzuwecken.
Er spielte ein wenig mit den weichen Ohren, die eine ähnliche Fellfarbe hatten, wie Nialls blonde Haare. Dieser schnurrte im Schlaf, wurde aber nicht wach und Harry schüttelte grinsend den Kopf.
„Kleiner, wach auf.“ Harry rüttelte leicht an der Schulter des Schlafenden und dieser gähnte, dabei entblößte er spitze Eckzähne und eine Zunge, die schmaler war, als die eines gewöhnlichen Menschen.
„Kätzchen.“, lachte der Lockenkopf und Niall rieb sich verschlafen die Augen. „K-Kätzchen? Hast du m-mich gerade K-Kätzchen genannt?“, fragte er beleidigt und Harry nickte. „Immerhin bist du jetzt wach und das war mein Ziel.“ „Ich s-schlafe eben g-gern.“, erklärte Niall müde und drehte sich, sodass er mit dem Gesicht zu Harrys Bauch gewandt da lag, und schloss wieder die Augen. „D-Du riechst g-gut.“, murmelte er und war schon wieder eingeschlafen.
Harry lachte leise und kraulte Niall zwischen seinen Ohren, der Blonde schnurrte leise im Schlaf. Da Harry nicht aufstehen konnte und auch nicht wirklich wollte, weil er es niedlich fand, wie Niall auf seinem Schoß schlief, griff der Lockenkopf nach der Fernbedienung und zappte durch die Fernsehkanäle.
Allerdings lief nichts, was ihn wirklich interessierte und Harry ging schnell dazu über Niall weiter zu kraulen und zu beobachten, wie dieser dabei im Schlaf lächelte. Harry hatte immer noch Mitleid mit ihm, er verstand nicht, wie man Niall so was antun konnte, er wirkte so unschuldig und lieb. Seine Schwanzspitze zuckte leicht hin und her und Harry grinste.



„Na, endlich wach?“, neckte Harry den gähnenden Niall, als dieser etwa eine Stunde später wieder wach wurde. „Mhm.“, brummte Niall und streckte sich, bevor er sich aufrichtete und Harry mit großen Augen anblinzelte. „T-Tut mir l-leid, dass i-ich auf dir g-gelegen habe.“ „Ach was, ist doch nicht schlimm. Hast du Hunger?“ Nialls Magen knurrte bevor er antworten konnte und die beiden grinsten sich an.
„Dann lass uns was kochen.“, beschloss Harry und ging in die Küche, um in den Untiefen seiner Kühltruhe nach etwas zu Essen zu suchen. Allerdings herrschte dort gähnende Leere, genau wie im Kühlschrank.
„Normalerweise esse ich in der Bäckerei oder hole mir auf dem Rückweg was.“, erklärte Harry entschuldigend und nahm sich einen Flyer von der Pinnwand. „Magst du Chinesisch?“, fragte er Niall und dieser zuckte mit den Schultern. „W-Weiß ich nicht.“ „Das ist mit Nudeln und Hühnchen und Gemüse, das schmeckt dir bestimmt.“, prophezeite Harry und griff zum Telefon, um zwei Portionen gebratene Nudeln zu bestellen.



„Und, schmeckt es dir?“ Niall kaute, legte den Kopf schief und nickte, nachdem er herunter geschluckt hatte. „Das ist l-lecker.“, beschloss er und schaufelte hungrig das Essen in seinen Mund. „Nicht so hastig, nicht, dass du dich verschluckst.“, lachte Harry und fing selbst an zu essen, allerdings weniger schnell als Niall.
„Vielleicht sollten wir heute doch noch einkaufen gehen. Willst du hierbleiben oder mitkommen?“, fragte Harry und Niall zuckte, wieder einmal, mit den Schultern. „I-Ich weiß nicht. D-Darf ich d-denn mit?“, fragte er schüchtern. „Wenn du möchtest. Ich kann aber auch erst einmal alleine gehen und dir ein paar Klamotten mitbringen und nächstes Mal kannst du mitkommen.“ Niall nickte zu Harrys Angebot. „D-Darf ich d-dann ein b-bisschen F-Fernsehen gucken?“ „Natürlich. Ich brauch auch nicht lange.“, versicherte der Lockenkopf.





Als Harry wieder kam, lang Niall auf dem Bauch auf der Couch und sah eine Zusammenfassung eines Fußballspiels, dabei bewegte sein Schwanz sich in einem gleichbleibenden Rhythmus von links nach rechts. Harry blieb einen Moment im Türrahmen stehen und sah sich das grinsend an.
„I-Ich hab d-dich gehört.“, meinte Niall und Harry zuckte ertappt zusammen. „Du hörst wohl auch so gut, wie eine Katze mit deinen putzigen Ohren, was?“, lachte er und Niall drehte den Kopf. „N-Nicht ganz, a-aber fast.“, erklärte er und Harry nickte. „Ich bring mal die Einkäufe weg.“ „Ich h-helfe dir.“ Sofort sprang Niall auf und folgte Harry in die Küche.
„Das ist nett von dir. Aber du musst mir nicht immer helfen, nur, wenn du es wirklich willst.“, wehrte Harry lächelnd ab und räumte die Milch in den Kühlschrank. „Ich will d-das, als D-Dankeschön.“, wiedersprach Niall und reichte Harry weitere Lebensmittel, die in den Kühlschrank gehörten.
„Ist doch selbstverständlich.“ „Nein.“ „Diskutieren wir das einfach nicht weiter.“, lachte Harry und wuschelte zwischen seinen Ohren durch Nialls Haare, dieser lehnte sich der Hand entgegen und seufzte.
„Was willst du heute noch machen?“, fragte Harry und räumte grinsend eine große Familienpackung Nudeln in den Schrank. „K-Können wir n-noch ein bisschen F-Fernsehen gucken? I-Ich mag d-das.“ „Klar können wir das.“ Niall lächelte dankbar und folgte Harry ins Wohnzimmer.



Auf der Suche nach etwas Interessantem, blieb Harry für einen kurzen Moment bei einem Film hängen, der sich um einen Hund drehte, Niall knurrte leise. „Magst du keine Hunde?“, fragte Harry belustigt und schaltete weiter, Niall entspannte sich etwas. „Nein.“, presste er hervor. „Sie m-mögen mich a-auch nicht.“ „Armes Kätzchen.“, lachte Harry und der Blonde sah ihn beleidigt an.
„Ach komm, hör auf zu schmollen.“ Entspannt schloss Niall die Augen, als Harry ihn am Ohr kraulte. „D-Das ist fies!“, protestierte Niall schnurrend, konnte sich trotzdem nicht dagegen wehren, dass es ihm gefiel, was Harry tat.
„Du bist einfach zu niedlich.“, lachte Harry, Niall antwortete nicht, sondern schnurrte einfach weiter, wickelte seinen Schwanz um Harrys Hüfte, der neben ihm saß. „Was wird das den jetzt?“, fragte der Lockenkopf und Niall öffnete die Augen. „Reflex.“, erklärte er knapp und lehnte sich gegen Harrys Schulter. „Du bist schon ziemlich kuschelbedürftig oder? Aber du hast ja auch einiges nachzuholen. Du kleines Kätzchen.“, neckte Harry ihn wieder, dafür leckte Niall ihm mit seiner rauen Katzenzunge über die Hand des Lockenkopfes.
„Ey!“, protestierte dieser und Niall lachte. „Okay, vielleicht habe ich das verdient.“, gab Harry zu und der Blonde nickte lachend. „Ich werde dich trotzdem Kätzchen nennen. Jeder braucht einen Spitznamen.“, beschloss Harry und ignorierte Nialls brummenden Protest.

Louis

Das Telefon klingelte und Niall zuckte erschrocken zusammen. „Nicht so schreckhaft.“, lachte Harry und schob den Blonden etwas von sich, damit er aufstehen konnte. „Hallo?“, meldete er sich. „Harry Edward Styles! Ich warte seit einer Stunde auf dich!“, antwortete Louis, Harrys bester Freund seitdem sie klein waren, er klang ziemlich verärgert und Harry schlug sich die Hand gegen die Stirn. „Scheiße! Tut mir leid Lou, ich hab es vergessen, ich…mir ist etwas, jemand, dazwischen gekommen.“, entschuldigte der Lockenkopf sich und sah zu Niall, der ihn fragend ansah.
„Jemand? Aha. Hast du mal wieder einen unschuldigen Jungen nach deinem letzten Auftritt aufgerissen?“, lachte Louis und Harry konnte sich vorstellen, wie sein braunhaariger Freund mit den Augenbrauen wackelte. „Louis! Natürlich nicht!“, entrüstete Harry sich und Louis lachte nur noch mehr. „Jaja, natürlich, du bist ja selbst so unschuldig.“, neckte er Harry und dieser schnaubte.
„Ist es schlimm, wenn wir uns heute nicht mehr sehen?“ „Ich dachte, ich kann ja bei dir vorbei kommen und diesen gewissen jemand kennen lernen.“, schlug Louis vor. „Das…das ist etwas…“ Harry wurde von der Türklingel unterbrochen. „Warte mal kurz.“ Er stand auf, um zu öffnen. Vor seiner Tür stand Louis mit einem Handy in der Hand und einem fetten Grinsen im Gesicht.
„Warum wundert mich das jetzt nicht?“, fragte Harry und hielt seinem Freund die Tür auf. „Sehr freundlich von dir.“, grinste Louis. „H-Harry?“, rief Niall aus dem Wohnzimmer und der Gerufene lief zu dem Blonden.
„W-Wer ist d-das?“, fragte Niall ängstlich und Harry legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Mein bester Freund, er heißt Louis. Wir werden ihm das gleich alles erklären.“, versprach Harry, Niall schüttelte heftig den Kopf. „E-Er wird m-mich k-k-komisch finden u-und g-gemein s-sein!“, jammerte er und legte seine Hände über die weichen Ohren auf seinem Kopf.
„Louis ist nett und er würde das niemals tun, er…“ „Ich bin also…Was zum Teufel?“, platzte Louis dazwischen und starrte Niall an. Dieser versuchte sich so klein wie möglich zu machen und drückte sich in die hinterste Ecke der kleinen Couch.
„Harry, würdest du die Freundlichkeit besitzen und mir das erklären?“, fragte Louis fassungslos und drehte sich zu seinem besten Freund. „Ähm, also…das ist Niall.“, begann Harry und setzte sich neben den verängstigten Blonden. „Er…er hat Katzenohren! Und einen Schwanz!“ „Louis!“, mahnte Harry und legte einen Arm um Nialls Schultern. „Ja gut, er hat halt Katzenohren und einen Schwanz und er ist vielleicht auch sonst ziemlich katzenartig, aber reg dich nicht so auf!“
Schnaufend ließ Louis sich auf den Sessel fallen. „I-Ich s-sollte g-gehen.“, stammelte Niall leise und wollte aufstehen, aber Harry hielt ihn zurück. „Nichts da, du bleibst hier.“, bestimmte er und Niall sah ängstlich zu Louis. „Er muss das nur kurz verarbeiten, ich bin mir sicher, dass er das nicht schlimm findet.“, versicherte Harry seinem neuen Mitbewohner, Louis nickte leicht.
„Er hat Recht. Ich…Ich hatte nicht erwartet, dass…dass jemand wie du hier sein würde.“ „J-Jemand wie i-ich? Du f-findest m-mich komisch?!“, heulte Niall auf und Louis schüttelte schnell den Kopf, als Harry ihn böse anstarrte. „Nein, nein. Nicht komisch, nur ungewohnt. Es gibt eben nicht so viele Menschen, die…die irgendwie auch ein bisschen wie eine Katze sind.“, versuchte Louis zu erklären. „Ich hab nichts gegen dich und wenn Harry dich mag, dann mag ich dich auch.“, versicherte er und Niall entspannte sich etwas, drückte sich aber trotzdem immer noch an Harrys Seite.
„O-Okay.“ „Ich hole uns Chips.“ Harry wuschelte durch Nialls Haare und stand auf. „W-Was sind C-Chips?“, fragte der Blonde und Harry lächelte. „Zeig ich dir gleich, du wirst das mögen.“, versprach er und bedeutete Louis mit einem Blick, ihm zu folgen.



„Musstest du so sein?“, fragte Harry barsch, während er eine Tüte Chips aus dem Schrank holte. „Tut mir leid, dass ich nicht darauf eingestellt war, einen Hybrid in deinem Haus zu treffen.“, maulte Louis zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. „Einen was?“ „Einen Hybrid. Sag bloß du weißt nicht, was Niall ist?“ „Also in erster Linie ist Niall ein Mensch! Das, was du gerade gesagt hast, werde ich im Internet nachlesen. Ich hab ihn gestern vor meinem Haus getroffen und er ist…ich weiß nicht, wie ich dir das erklären soll, nur muss ich Niall besser kennen lernen, weißt du? Ich will ja nicht unhöflich sein, aber…“ „Schon klar, ich bin dir nicht böse. Wenn man mal von den Ohren und dem Schwanz absieht, passt er aber gut in dein Beuteschema.“, lachte Louis, umarmte Harry und verschwand, bevor er etwas erwidern konnte.
Harry wurde klar, dass Louis Recht hatte. Harrys Eroberungen waren oft blond und Niall war tatsächlich ziemlich niedlich, aber Harry würde es nicht wagen die Hilflosigkeit des Kleineren auszunutzen, dann wäre er nicht besser als der Mann, bei dem er gelebt hatte.



„W-Wo ist L-Louis?“ „Ich hab ihn nach Hause geschickt.“, erklärte Harry und stellte eine Schale auf den Tisch, neugierig sah Niall hinein und holte einen Chip heraus. „S-Sind das C-Chips?“, fragte er und Harry nickte. „Probier' sie mal.“, forderte er den Blonden auf und dieser steckte sich den Chip zögerlich in den Mund und strahlte dann. „Das s-schmeckt gut.“, stellte er fest und der Lockenkopf grinste.
„Louis hat gesagt, du bist ein Hybrid.“, warf Harry ein und Niall zuckte mit den Schultern. „I-Ich weiß nicht.“ „Ich werde das herausfinden.“, versicherte Harry und griff ebenfalls in die Schale. „I-Ich glaube, L-Louis ist n-nett. Oder?“, fragte Niall schüchtern und Harry lachte. „Das ist er. Er ist mein bester Freund und ich kenne ihn mein ganzes Leben lang. Er war nur ein bisschen überrascht, aber ich bin mir sicher, wenn er mal wieder hier ist, dann werdet ihr euch gut verstehen.“ Niall nickte und stopfte sich eine neue Portion Chips in den Mund.
„Ich esse dir nichts weg, keine Sorge.“, grinste Harry und Niall senkte verlegen den Kopf. „M-Manchmal, da m-musste i-ich s-s-schnell essen, s-sonst h-hat er mir d-den R-Rest weg-weggenommen.“, erklärte Niall und zog die Beine an.
„Das wusste ich nicht. Es tut mir leid.“, entschuldigte Harry sich betroffen und hielt Niall die Schale hin. „Hier kannst du so viel und so oft essen, wie du willst und auch wann immer du willst.“ Der Blonde hob den Kopf und lächelte. „I-Ich mag dich.“ „Ich dich auch, Kätzchen.“, grinste Harry und kraulte Niall am Ohr. Inzwischen störte es ihn gar nicht mehr, dass Harry ihn Kätzchen nannte, weil es ein ganz persönlicher Spitzname war.

Lessons

Niall war wieder eingeschlafen und Harry vermutete, dass der Blonde noch erschöpft von seiner Reise war. Er ließ ihn also in Ruhe auf der Couch liegen und ging in die Küche, um sich einen Tee zu machen.
Während der Tee zog, holte Harry sich seinen Laptop aus dem Schlafzimmer und öffnete den Internetbrowser. Er suchte nach dem, was Louis gesagt hatte, nach Hybriden und er fand einiges dazu. Laut Definition waren es Kreuzungen aus verschiedenen Arten oder Rassen, aber meistens bezog sich dies auf Tiere und dann auf welche, die sich, zumindest teilweise, ähnlich waren.
Vermutlich war Niall das Produkt irgendeines verrückten Experiments eines noch verrückteren Wissenschaftlers. Harry beschloss dem Blonden nichts davon zu erzählen, Niall würde sich sonst sicherlich schlecht fühlen, weil er so anders war.



„Harry?“ Überrascht sah der Lockenkopf auf und sah Niall, der im Türrahmen stand, sich müde die Augen rieb, eine von Harrys Jogginghosen so tief sitzend, dass es aussah, als würde er sie gleich verlieren. „Was ist denn?“ „I-Ich hab m-mich gewundert. D-Du warst weg.“, erklärte Niall und setzte sich zu Harry an den kleinen Tisch.
„W-Was ist das?“, fragte er und zeigte auf Harrys Laptop. „Ein Laptop, damit kann man ganz viele Sachen machen, aber das zeige ich dir irgendwann anders.“, erklärte Harry und klappte das Gerät zu.
„Ähm…I-Ich hab H-Hunger.“, murmelte Niall und Harry lächelte. „Du kleiner Nimmersatt. Aber es ist eh bald Zeit fürs Abendessen, was möchtest du denn?“, fragte er. „K-Können wir Pf-Pfannkuchen machen? U-Und kannst d-du mir z-zeigen, w-wie das g-geht, mit d-der Pf-Pfanne?“ „Klar.“, bestätigte Harry und sprang auf, ehe er alle Zutaten für den Teig zusammen suchte. Zusammen mit Niall rührte er alle Zutaten zusammen, dann erhitzte er zwei Pfannen und gab etwas Butter hinein.
„Also, du machst erst ganz normal Teig in die Pfanne und dann musst du warten, bis der fest ist, sonst…“ Harry unterbrach seinen Erklärungsversuch und fing schallend an zu lachen. Niall hatte versucht den Teig, kurz nachdem er ihn in die Pfanne gefüllt hatte, in die Luft zu werfen, aber der Pfannkuchen war noch nicht richtig fest, sodass Niall über und über mit halbfesten Teig bedeckt war.
Peinlich berührt lief Niall rot an und versuchte den Teig aus seinen Haaren und von seinen Ohren zu sammeln. „I-Ich wollte…i-ich…“ „Hey, ist doch nicht schlimm, das ist mir am Anfang auch passiert.“, beruhigte Harry ihn und befeuchtete ein Geschirrtuch. „Komm, ich helfe dir.“ Vorsichtig wischte er die klebrige Masse von Nialls Ohren und kraulte ihn anschließend kurz.
„So und jetzt nochmal.“, beschloss Harry und füllte Teig in beide Pfannen. „Du musst einen Moment warten.“ Niall nickte verstehend und die beiden warteten geduldig, bis Harry befand, dass der Teig fest genug war.
„Und dann aus dem Handgelenk.“ Er machte es vor und der Pfannkuchen drehte sich in der Luft und landete perfekt in Harrys Pfanne. „Jetzt du.“ Zögernd griff Niall nach der Pfanne und warf den Pfannkuchen in die Luft. Er drehte sich auch, landete allerdings auf Harry, der nicht mehr rechtzeitig ausweichen konnte.
Harry lachte und Niall stand betreten neben ihm. „T-Tschuldigung. Ich…I-Ich…“ Immer wenn ihm etwas peinlich oder unangenehm war, hatte er Probleme beim Sprechen, das war sogar Harry aufgefallen.
„Kein Problem.“, lachte der Lockenkopf und befreite sich von dem halb fertigen Pfannkuchen. „Das ist auch nicht so einfach, aber du lernst das noch.“ „D-Du bist n-n-nicht böse? O-Oder schlägst m-mich?“, fragte Niall erleichtert und Harry schüttelte schnell den Kopf. „Nein, warum sollte ich? Das kann doch jedem Mal passieren.“ „O-Okay. A-Aber ich w-will nicht m-mehr.“, beschloss Niall und setzte sich neben dem Herd auf die Arbeitsfläche.
„Musst du ja auch nicht. Wir üben das ein anderes Mal.“ Harry machte die Pfannkuchen allein und Niall sah genau zu, wie der Lockenkopf die Pfannkuchen in die Luft warf und wieder mit der Pfanne auffing. Er wollte das auch so gern können.



„Du hast immer noch Teig am Ohr.“, lachte Harry, als er zusammen mit Niall die Pfannkuchen und zwei Teller ins Wohnzimmer brachte. „Wo?“ „Komm mal her.“ Niall trat vor Harry und dieser löste vorsichtig einen kleinen Teigklumpen aus dem kurzen Fell an Nialls rechtem Ohr. „D-Danke.“, murmelte der Kleinere leise und setzte sich auf die Couch, Harry ließ sich daneben fallen.
„Wir können ja nach dem Essen nochmal ein bisschen Sprechen üben. Oder ich bringe dir bei, wie du deinen Namen schreibst.“, schlug Harry vor, stand auf und holte Papier und einen Stift, ignorierend, dass Niall immer noch aß.
„Ich schreibe es dir vor und du machst es nach, okay?“ Niall nickte nur und sah Harry dabei zu, wie er Nialls Namen auf das Blatt schrieb, langsam und groß. „Jetzt du!“ Harry hielt dem Blonden den Stift hin und schob ihm das Blatt zu. Langsam und mit zittrigen Händen versuchte Niall die Buchstaben nachzuschreiben. Das ‚N‘ war spiegelverkehrt und das ‚a‘ war nicht ganz so wie das von Harry, trotzdem Niall ganz zufrieden mit seinem Ergebnis.
„Das ist gar nicht so schlecht.“, lobte Harry und tätschelte Nialls Schulter. „Ich hab eine Idee. Morgen kaufe ich dir ein Heft, mit dem Kinder Schreiben lernen, da musst du nur die Buchstaben nachschreiben und irgendwann lernst du auch ganze Worte und ich bringe dir bei, wie man liest. Dann kannst du irgendwann vielleicht sogar ganze Bücher lesen, während ich nicht hier bin.“ Harry war begeistert von seiner Idee und grinste breit. „O-Okay.“, stimmte Niall zu und aß weiter.
Als die beiden zusammen abwuschen, sang Harry leise vor sich hin und Niall sah ihn mit großen Augen an. „D-Das ist s-schön.“, staunte er und Harry lächelte. „Dankeschön. Ich singe am Wochenende, damit ich Geld verdiene.“ „K-Kannst du für m-mich s-singen?“, fragte Niall und sah Harry aus seinen großen, blauen Augen an. „Kann ich machen.“, erwiderte Harry.



Später am Abend lagen sie beide in Harrys Bett. „S-Singst du?“, fragte Niall und Harry nickte. „Was willst du denn hören?“ „I-Ich weiß nicht. I-Ich kenne n-nichts.“, gestand Niall. Harry knipste die kleine Lampe auf seinem Nachttisch aus und kraulte Niall am Ohr. „Vielleicht gefällt dir das ja.“, flüsterte Harry und setzte dann dazu an, leise ‚Let it be‘ zu singen, während er weiter Nialls Ohren kraulte.
Der Blonde schnurrte mit geschlossenen Augen und lauschte Harrys Stimme. Er fand es schön, wie Harry sang und es machte ihn müde. Als der Lockenkopf fertig gesungen hatte, war Niall schon eingeschlafen.
„Schlaf gut, Kätzchen.“, flüsterte Harry grinsend und schloss die Augen, um ebenfalls zu schlafen.

Alptraum und eine Gitarre

Als Harry am nächsten Morgen wach wurde, lag Niall neben ihm, die blonden Haare kitzelten Harry im Gesicht, weil der Kleinere sich an ihn geschmiegt hatte. Für einen freien Tag war es noch viel zu früh zum Aufstehen, deswegen schloss Harry noch einmal die Augen und wollte weiter schlafen, als er ein leises Wimmern hörte. Er öffnete seine Augen und richtete sich etwas auf, um über den Rücken des Blonden in sein Gesicht zu sehen. Dessen Gesichtszüge waren angespannt und Harry rüttelte leicht seiner Schulter.
„Niall.“, flüsterte der Lockenkopf und strich vorsichtig über die weichen Ohren, die aus den Haaren des Blonden hervor guckten. „Nein…“, wimmerte Niall erneut und zog die Beine an seinen Körper.
„Niall!“ Harry rüttelte stärker an dem zierlichen Körper, überrascht riss der Katzen-Junge seine Augen auf. „H-Harry?“, fragte er verwirrt und blinzelte verschlafen. Dann realisierte er, was er geträumt hatte und seine Augen füllten sich mit Tränen.
„Hey, nicht weinen. Alles ist gut, du hast nur geträumt.“, versuchte Harry ihn zu beruhigen und schlang seine Arme um den Blonden. „E-Er w-wollte mich mit-mitnehmen, e-er hat m-m-mich ge-gefunden. D-Das d-darf nicht p-p-passieren.“, weinte Niall und wickelte seinen Schwanz Halt suchend um Harrys Taille.
„Ich bin hier, dir passiert nichts. Er kann dich nicht finden und ich bin da und lasse nicht zu, dass er dich mitnimmt.“, flüsterte Harry und streichelte den Rücken des Blonden mit der einen Hand und kraulte ihn mit der anderen Hand zwischen den Ohren. „Ich passe auf dich auf.“, versprach er und Nialls Weinen ebbte ab.
„S-Sorry.“, murmelte er an Harrys Schulter und wollte sich aus der Umarmung befreien, aber Harry ließ ihn nicht los. „Ist doch nicht schlimm. Jeder träumt mal schlecht und es ist auch nicht schlimm dann zu weinen.“, erklärte Harry und wuschelte durch Nialls Haare.
„Sollen wir weiter schlafen oder schon frühstücken?“ „I-Ich will n-nicht a-aufstehen.“, nuschelte Niall und schloss die Augen. Er fand es viel zu bequem an Harrys Seite in dem warmen Bett. Harry war das recht, er wollte genauso wenig aufstehen, um wieder einzuschlafen, war er aber zu wach. Trotzdem genoss er es einfach da zu liegen und nichts zu tun.
Wie von selbst fanden seine Finger ihren Weg zwischen Nialls Ohren und kraulten ihn sanft. Der Blonde schnurrte leise vor sich hin und schmiegte sich Harrys Hand entgegen, genoss jede Sekunde dieser sanften Berührungen.
„Du bist niedlich.“, lachte Harry leise und Niall schob seine Unterlippe vor. „Ey, das ist was Gutes, nicht schmollen.“ Niall kicherte und errötete, als sein Kichern in ein kurzes Miauen überging. „Siehst du, du bist niedlich.“, beschloss Harry und grinste.
„K-Kannst d-du noch-nochmal singen?“ Schnurren und Sprechen gleichzeitig fiel Niall nicht gerade leicht und er war froh, dass er den Satz einigermaßen verständlich hervor gebracht hatte. „Wieder das Lied von gestern Abend?“, fragte Harry und Niall nickte, also sang der Lockenkopf noch einmal ‚Let it be‘ für den Kleineren, die Stimme noch ganz rau vom Schlafen.
„I-Ich find d-d-das so sch-schön.“, schwärmte Niall und lächelte glücklich. „Freut mich.“, grinste Harry und streckte sich. „Wir sollten aufstehen, du kannst ja duschen gehen, während ich uns was zu essen mache. Nimm dir einfach ein paar Sachen aus meinem Schrank.“ Die beiden standen auf und während Niall sich Klamotten aus Harrys Schrank nahm, ging der Lockenkopf in die Küche und kochte ein paar Eier, stellte Milch und Cornflakes auf den Tisch und wartete auf Niall.





„Ich hab dir vom Einkaufen gestern eine Jeans mitgebracht und einen Hoddie, damit du erstmal was hast. Wollen wir heute noch ein paar Sachen kaufen gehen? Dann kann ich dir auch das Schreibheft kaufen und wir gucken mal, ob es noch was gibt, was du haben willst.“, schlug Harry nach dem Frühstück vor, Niall legte den Kopf schief und überlegte.
„I-Ich weiß n-nicht. K-Können wir d-das a-auch Morgen m-machen?“ „Klar, wann immer du willst, wir haben ja Zeit, es ist ja erst Donnerstag. Was willst du denn dann machen?“ „I-Ich…I-Ich hab eine G-Gitarre in d-deinem Z-Zimmer gesehen.“, fing Niall an und Harry grinste. „Ach die, die gehört mir nicht, das ist Liams, er muss sie letztes Mal hier vergessen haben. Liam ist ein Freund von mir. Vielleicht kann er dir ja irgendwann beibringen zu spielen.“
„I-Ich, also, i-ich k-kann das- G-Glaube ich.“, gab Niall zu und Harry hob eine Augenbraue. „Dann hol sie her und zeig mir, was du kannst.“ Der Blonde holte die Gitarre und legte sie über seinen Schoß.
„D-Da, wo i-ich herkomme, d-da gab e-es auch e-eine und n-niemand hat sie b-benutzt und d-dann h-hab ich m-manchmal w-was damit g-gemacht. A-Aber ich d-durfte das n-nicht, i-ich hab es h-heimlich gemacht.“, erklärte er und legte seine Hände an die Saiten des Instruments.
„Kannst du denn Noten lesen?“, fragte Harry und Niall schüttelte den Kopf. „W-Was sind N-Noten?“ „Erkläre ich dir wann anders.“ Niall spielte ein paar Töne und Harry vermutete, dass sie vollkommen willkürlich waren, aber sie klangen harmonisch, wahrscheinlich hatte der Blonde so lange herum experimentiert, bis es gut klang.
„Das ist toll.“, befand Harry und lächelte. „Vielleicht kann Liam dir zeigen wie man Noten liest und sie auf der Gitarre spielt, dann können wir zusammen singen.“ „A-Aber ich k-kann nicht s-singen.“, protestierte Niall. „Hast du es schon mal versucht?“ „Nein.“ Harry grinste und wuschelte durch die blonden Haare seines Gegenübers. „Dann weißt du das doch gar nicht. Dass du ein bisschen stotterst, ist ja nicht schlimm. Wir lernen dann einfach den Text und dann klappt das schon. Aber erst einmal lernst du ein bisschen Schreiben und ein bisschen besser Sprechen, wenn du das willst und dann fragen wir Liam. Das ist ganz schön viel.“, fiel Harry auf.
„A-Aber ich w-will lernen!“, warf Niall ein und sah den Lockenkopf mit großen Augen an. Wer konnte da schon wiederstehen? „Kannst du ja auch, aber nicht alles auf einmal.“, lachte Harry und räumte die Schalen in die Spüle. Niall spielte weiter auf der Gitarre und Harry summte vor sich hin.
Er kannte den Blonden gerade zwei Tage und es kam ihm vor, als wären es schon ein paar Wochen. Er mochte ihn und er fand es niedlich, wie er schnurrte, wenn man ihn zwischen den Ohren kraulte oder wie er mit kindlicher Neugier alles erfragte, was er nicht kannte. Oder wie er sich immer so schüchtern verhielt oder ihm so viel peinlich war. Harry war froh, dass Niall auf seiner Treppe gesessen hatte.

Katzenzungen und andere süße Dinge

Harry und Niall verbrachten den Tag auf der Couch vor dem Fernseher, weil der Blonde noch immer wahnsinnig fasziniert von der Flimmerkiste war. Harry fand es niedlich, wie der Kleinere sich für solche simplen Dinge begeistern konnte. Wahrscheinlich hätte er das Gleiche getan, wenn er keinen Fernseher gekannt hätte. Niall tat ihm leid, weil er so mies behandelt worden war.



„Willst du Katzenzungen?“, fragte Harry beiläufig und Niall drehte ruckartig dem Kopf zu ihm. „K-Katzenz-zungen?“, fragte er ungläubig und Harry lachte. „Keine richtigen Katzenzungen. Die sind aus Schokolade und haben einfach die Form von Katzenzungen, deswegen heißen sie so.“, erklärte Harry und Niall schnaubte erleichtert. „S-Sag das d-doch gleich!“
Harry stand lachend auf und holte die Katzenzungen. „Ich bin mir sicher, dass dir die Schokolade schmeckt.“ Misstrauisch nahm Niall sich ein Stück aus der Packung und steckte es sich in den Mund. Sofort fing er an zu schnurren.
„Oh.“, machte er zusätzlich und schloss die Augen. „Schmeckt es dir?“, fragte Harry grinsend und Niall nickte kräftig. „Du kannst alles haben, wenn du willst.“, bot Harry an und der Blonde sah ihm mit strahlenden Augen an. „Wirklich?“ „Natürlich.“, lächelte der Lockenkopf und positionierte sich vor dem DVD-Regal.
„Wir können ‚Fluch der Karibik gucken‘ wenn du willst.“, meinte Harry und zog die Hülle aus dem Regal. „K-Kenn ich nicht.“ „Gefällt dir bestimmt.“ Zuversichtlich schob er die CD in den Player. „W-Wenn du das m-magst, mag i-ich es b-bestimmt auch.“ Niall lächelte und Harry grinste. „W-Weil ich d-dich mag.“, fügte der Blonde noch hinzu, Harry wuschelte ihm durch die Haare und kraulte ihm hinter einem Ohr.
„Ich mag dich auch.“ Und das stimmte, Niall war einfach zu niedlich, um ihn nicht zu mögen und er hatte sich schon längst einen Platz in Harrys Herz ergattert. Der Lockenkopf hatte das dumpfe Gefühl, dass das noch nicht alles war und er hatte Angst Gefühle zu entwickeln, die er nicht haben sollte. Er wollte es nicht ausnutzen, dass Niall auf eine gewisse Art und Weise auf ihn angewiesen war. Aber er machte ihn schon ein wenig verrückt mit seiner unschuldigen Art und seinem Verhalten.
Sie sahen sich also den Film an und Niall futterte glücklich seine Schokolade. Zumindest so lange, bis Harry sich heimlich ein Stück nahm, was von dem Blonden natürlich nicht unbemerkt blieb, also fing er an zu schmollen. „Ach komm schon, einen bekomme ich doch, oder?“, fragte Harry und Niall schüttelte den Kopf. „D-Du hast ge-gesagt, dass ich a-alle haben k-kann.“
„Bitte?“ Harry schob die Unterlippe vor und Niall legte den Kopf schief. „Na s-schön.“, stimmte er zu und beide fingen an zu lachen.



Gegen Ende des Films, nachdem Niall seine Schokolade aufgegessen hatte, war er wieder eingeschlafen und Harry beobachtete ihn, wie er zusammen gerollt auf der Couch lag. Er fand, dass der Blonde ziemlich viel schlief, vielleicht lag es einfach daran, dass Niall eine halbe Katze war.
Harry ließ ihn schlafen, als er nach dem Film in die Küche ging und Lasagne machte, in der Hoffnung, dass Niall diese mögen würde. Er schob das Essen gerade in den Ofen, als er aus dem Wohnzimmer ein lautes Geräusch und dann ein protestierendes Miauen hörte.
„Niall?“, rief Harry und lief ins Wohnzimmer, der Blonde saß verschlafen blinzend auf dem Fußboden vor dem Sofa und rieb sich den Arm. „Alles okay?“, fragte Harry gesorgt und half Niall wieder auf die Beine. „G-Glaub s-schon.“, murmelte der Kleinere und ließ sich auf die Couch plumpsen. „I-Ich bin vom S-Sofa ge-gefallen.“ Harry fing laut an zu lachen und schlug sich eine Hand vor den Mund, als Niall beleidigt die Unterlippe vorschob.
„Tut mir leid, aber ich finde das gerade ziemlich lustig.“, entschuldigte er sich und piekte Niall in den Bauch, der Kleinere kicherte. „Bist du kitzelig?“, fragte Harry und ließ sich neben Niall nieder. „W-Was i-ist…“, setzte der Blonde an, konnte seinen Satz aber nicht mehr beendeten, weil Harry ihn an den Seiten kitzelte und er laut lachen musste.
„S-S-Stopp!“, kicherte Niall und Harry ließ von ihm ab. „Das ist kitzelig sein.“, erklärte Harry und wuschelte seinem Gegenüber durch die Haare. Niall drückte seine kleinen Finger in Harrys Seiten, aber zu seiner Enttäuschung reagierte der Lockenkopf nicht. „D-Das ist g-gemein.“, maulte Niall und drehte sich beleidigt weg, Harry lachte.
„Sorry Kätzchen, aber so ist das nun mal. Ich sollte nach der Lasagne sehen, willst du mitkommen?“ Kaum hatte Harry das Essen erwähnt, sprang der Blonde auf. Er schien wirklich ein Essensliebhaber zu sein und Harry grinste.
„Ich glaube ich locke dich einfach immer mit Essen, wenn du bockig bist.“ Niall starrte ihn bespielt böse an und kicherte, als Harry ihm in die Seite knuffte. „Du bist d-doof.“, jammerte der Kleinere und schlang seine Arme schützend um sich. „Aber du bist so niedlich, ich kann nicht anders.“ Niall brummte unbestimmt und stapfte in die Küche, gefolgt von einem lachenden Harry.



„Morgen gehen wir Einkaufen, okay?“, fragte Harry beim Essen und Niall nickte langsam. „A-Aber er wird m-mich nicht f-finden, o-oder?“, fragte er nach und Harry schüttelte den Kopf. „Ich glaube nicht, dass er weiß, dass du hier bist und ich werde auf dich aufpassen, versprochen.“, versicherte Harry und lächelte. „D-Danke. I-Ich bin f-froh, w-weil ich h-hier sein d-darf. D-Du bist s-so nett zu m-mir.“
Niall schniefte und wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel, sofort sprang Harry auf und umarmte ihn. „Hey, nicht weinen. Es ist doch alles gut. Es ist nicht fair, was man mit dir gemacht hat, du bist so niedlich und knuffig und süß und nett und ich mag dich und du hast es verdient, dass man dich so behandelt. Nicht weinen. Alles ist gut.“, flüsterte Harry und streichelte sanft den Rücken des Blonden.
„I-Ich bin n-nur so f-froh.“, murmelte Niall und schmiegte sich an Harry, der jetzt die weichen Katzenohren kraulte, Niall beruhigte sich langsam und schnurrte leise. „Komm her.“ Vorsichtig hob Harry ihn hoch, was den Blonden überrascht miauen ließ, und trug ihn in ins Wohnzimmer.
„Ich bin gleich wieder da.“, lächelte er und warf eine Decke über Niall, ehe er in der Küche alles abräumte und abwusch. Sein Herz sollte nicht so schnell schlagen, definitiv nicht.

Schlechte Nachrichten

Niall lag im Wohnzimmer auf dem Sofa und fragte sich, warum sein Bauch so seltsam kribbelte. So ein Gefühl kannte er nicht und es verwirrte ihn. Vermutlich war es nur eins der seltsamen Dinge, mit denen er als Halbmensch und Halbkatze zu kämpfen hatte und er beschloss dem Gefühl keine weitere Beachtung zu schenken, obwohl es ihm gefiel, es machte ihn irgendwie fröhlich.



Währenddessen machte Harry eine warme Milch mit Honig, seine Mutter hatte ihm diese auch immer gemacht, wenn es ihm nicht gut ging und er war überzeugt, dass sie Niall auch helfen würde, um sich wieder zu beruhigen. Sich selbst machte Harry auch eine Tasse, er brauchte ebenfalls Beruhigung.
Also ging er mit beiden Tassen ins Wohnzimmer, wo der Blonde bis zum Hals zugedeckt da lag und ihn mit großen Augen ansah. „D-Du hättest m-mich nicht t-tragen m-müssen.“ „Hab ich aber.“, antwortete Harry grinsend und stellte die dampfenden Tassen auf den kleinen Couchtisch. „Das ist warme Milch mit Honig. Ich bin mir sicher, du magst das, pass auf, die ist heiß.“, warnte der Lockenkopf und Niall nickte, nahm vorsichtig die Tasse in die Hand und lächelte.
„Das r-riecht gut.“, schwärmte er und nippte an dem Getränk. „Und es s-schmeckt.“, fügte er hinzu und Harry lächelte. „Ich wusste, du magst das.“ Harry nahm sich seine Tasse und setzte sich an das Ende des Sofas, an dem Niall mit seinem Kopf lag, diesen hob er vorsichtig an und bettete ihn dann auf seinem Schoß.



Beide saßen einfach nur da und schwiegen, tranken zwischendurch ihre warme Milch, bis Harrys Handy klingelte und er es umständlich aus der Tasche zog. „Ja?“ „Harry, ich bin grad durch die Innenstadt gelaufen, weil ich ein Geschenk für Elli kaufen wollte, als mir ein Mann einen Flyer in die Hand gedrückt hat. Ich wollte den schon wegwerfen, aber dann hab ich richtig draufgeguckt und da war ein Bild drauf.“, brabbelte Louis und Harry verdrehte die Augen. „Aha.“ „Lass mich doch fertig erzählen! Das ist ein Bild von Niall, zumindest sieht es ihm ziemlich ähnlich und er hat eine Mütze auf. Ich bin gerade auf dem Weg zu dir und zeig es dir. Vielleicht irre mich auch, auf jeden Fall steht auf dem Zettel, dass der Mann diesen Jungen sucht.“ Harry schnappte nach Luft.
„Wann bist du da?“ „In fünf Minuten.“, gab Louis Auskunft. „Dann bis gleich.“ Die beiden legten auf. „A-Alles o-okay?“, fragte Niall besorgt und sah Harry mit aufgerissenen Augen an. „Das weiß ich noch nicht genau.“, antwortete Harry und kraulte Niall hinter den Ohren, um sich selbst und den Blonden zu beruhigen.
„W-Wie m-meinst du d-das?“, fragte Niall panisch und wollte sich aufsetzen, aber Harry drückte ihn sanft zurück in seine liegende Position. „Nicht aufregen, okay? Ich hab dir versprochen, dass dir nichts passiert und ich halte meine Versprechen.“, flüsterte Harry und Niall nickte langsam.



„Zeig her!“, begrüßte Harry Louis, als dieser kurze Zeit später an der Tür klingelte. Der Lockenkopf riss seinem besten Freund den Zettel aus der Hand und starrte darauf. Kein Zweifel, das war Niall, vielleicht ein oder zwei Jahre jünger, aber es war Niall. Der Mann, der sich den Blonden wie ein Haustier gehalten hatte, war also in der Stadt und suchte den Flüchtigen.
„W-Was ist?“, fragte der Kleinere, als Harry, gefolgt von Louis, ins Wohnzimmer kam. „Das bist du, oder?“ Harry hielt ihm den Zettel hin und Nialls Augen wurden groß. „E-Er s-s-sucht m-mich! H-Harry! W-W-Was…“ Tränen kullerten aus den blauen Augen und Harry zog den aufgeregten Blonden auf seinen Schoß und in eine feste Umarmung, während Louis betreten daneben stand.
„Wusste er vielleicht, dass du London magst? Aber es ist eigentlich egal, er wird dich nicht finden. Dich hat bestimmt niemand gesehen und wenn, dann kann sich niemand mehr an dich erinnern und wir gehen einfach nicht raus und er wird schon irgendwann wieder gehen.“, flüsterte Harry und Niall versteckte sein Gesicht in dem Nacken des Lockenkopfes. „I-I-Ich h-hab A-Angst.“, schniefte er und klammerte sich an Harrys T-Shirt fest.
„Tief durchatmen. Er kann nicht wissen, dass du hier bist.“, versuchte Harry es weiter. Niall tat ihm so leid, sicherlich hatte er gehofft, dass er seinem Besitzer, ein anderes Wort hatte Harry für diesen Mann nicht, entkommen war. Jetzt suchte er Niall plötzlich, es musste furchtbar sein.
„Harry hat Recht und er wird auf dich aufpassen und ich bin auch noch da und ich passe mit auf.“, versprach Louis und Niall sah ihn an, die Augen rot umrandet und geschwollen. „W-W-Wirklich?“ „Natürlich, Kleiner.“, lächelte Harry und wuschelte dem Blonden durch die Haare.
Niall versuchte sich ebenfalls an einem Lächeln, aber er war viel zu ängstlich dafür. Er rollte sich klein zusammen, wie er konnte und schmiegte sich an Harry, vergrub das Gesicht im T-Shirt des Lockenkopfes, inhalierte den Duft, der Niall schon so vertraut vorkam.
„Gib mir mal bitte die Decke.“, bat Harry und Louis reichte ihm das Gewünschte, vorsichtig breitete Harry sie über sich und Niall aus. „Ich hab keine Zeit, eigentlich bin ich in genau…“ Louis sah auf seine Uhr „…zehn Minuten mit Eleanor verabredet. Wir sehen uns.“, verabschiedete er sich schnell und Harry winkte ihm zu. „Grüß sie von mir.“, rief er seinem besten Freund hinterher, der gerade die Tür hinter sich schloss.
„Er wird schon wieder verschwinden, er kann gar nicht wissen, wo du bist.“ Harry wanderte mir seiner Hand in Nialls Haare und weiter zu seinem Ohr, kraulte ihn sanft. „D-Du p-passt auf m-mich auf?“, fragte Niall leise, seine Worte wurden durch den Stoff gedämpft. „Klar.“, lächelte Harry und legte sein Kinn auf Nialls Kopf.
„D-Du bist t-toll.“, nuschelte Niall lächelnd und schnurrte. „Du auch Kätzchen.“, antworte Harry. „Ich?“ Überrascht sah der Blonde ihn an. „Natürlich. Ich weiß nicht, was man dir immer erzählt hat, aber du bist toll.“, versicherte Harry und tippte mit seinem Finger gegen Nialls Nase, dieser kicherte leise. „Außerdem bist du niedlich.“, fügte Harry grinsend hinzu und dafür streckte Niall ihm die Zunge heraus, eine schmale Katzenzunge.
Es war so einfach ihn abzulenken und Harry war froh, weil es so einfach war. Sein Beschützerinstinkt zwang ihn dazu, dafür sorgen zu wollen, dass Niall nicht traurig oder ängstlich war. Vielleicht mochte er den Blonden auch nur sehr gerne, aber eigentlich war der Grund ja auch egal.

Heimliche Gefühle

„Dann können wir morgen aber nicht einkaufen gehen. Aber ich bring dir alles mit, du musst mir nur sagen, was du haben willst.“, meinte Harry, als die beiden noch immer zusammen gekuschelt auf dem Sofa saßen. „O-Okay.“, murmelte Niall und vergrub sich noch tiefer in der Decke.
Gedankenverloren fuhr Harry ihm durch die Haare und kraulte ihn ein wenig. Niall fühlte sich mehr als wohl und er war froh, weil Harry versprochen hatte auf ihn aufzupassen. Außerdem kribbelte sein Bauch wieder und er mochte das Gefühl.
„Gibt es denn etwas, was du haben willst?“, fragte Harry und Niall überlegte. „I-Ich b-brauche nichts.“, meinte er dann. „Sicher? Kein Besonderes Essen oder irgendwas anders, was du schon immer mal haben wolltest?“ Niall schüttelte erst den Kopf, dann fiel ihm aber doch noch etwas ein.
„D-Doch. K-Kannst du v-vielleicht w-wieder Sch-Schokolade mit-mitbringen?“, fragte er schüchtern nach und Harry lächelte. „Sicher doch, du musst nicht so schüchtern nachfragen, ich hab doch gesagt, du sollst mir sagen, wenn du was haben willst.“ „O-Okay.“





Am Abend rief Zayn an, ein Bekannter von Harry und Barkeeper in einer der Bars, in denen der Lockenkopf auftrat. „Sieht man dich morgen?“, fragte der Halbpakistani. „Nein, ich hab frei, ich bin erst nächste Woche wieder da.“, erwiderte Harry und nahm das schnurlose Telefon mit ins Schlafzimmer, wo Niall schon auf einer Seite des Bettes unter der Decke lag.
„Das wird ja ein langweiliges Wochenende.“, lachte Zayn und Harry grinste. „Du schaffst das schon. Vielleicht habt ihr ja einen anderen Liveact.“ Aus dem Schrank zerrte Harry sich ein T-Shirt, das er zum Schlafen tragen wollte. Niall beobachtete ihn die ganze Zeit aufmerksam.
„Die sind lange nicht so gut, wie du.“, lachte Zayn und Harry fiel mit ein, während er sich umständlich sein Oberteil auszog. „Schleimer.“ „So bin ich.“, antwortete Zayn. „Wir sehen uns dann nächste Woche.“, verabschiedete Harry sich und legte auf, anschließend zog er sich sein Schlafshirt über. Niall starrte immer noch.
„Bist du müde?“, fragte Harry ihn und ging Richtung Tür. „Du kannst ja schon mal schlafen, ich komme gleich wieder, ich rufe nur noch mal eben Louis an.“, schlug der Lockenkopf vor, als Niall nicht antwortete und der Blonde nickte, Harry verschwand lächelnd und machte das Licht aus, ließ die Tür aber ein Stückchen offen.
Niall schloss die Augen, aber er wusste, dass er nicht würde schlafen können. In den zwei Nächten bei Harry hatte er sich so sehr daran gewöhnt, dass der Jüngere neben ihm schlief, sodass er gar nicht mehr ohne dessen Anwesenheit schlafen konnte. Aber Niall fand das nicht schlimm, er konnte auch genauso gut auf Harry warten.



„Hast du den Mann heute nochmal gesehen?“ Harry saß in der Küche und telefonierte mit Louis. „Nein, nur als er mir den Zettel gegeben hat. Aber trotzdem solltest du vielleicht vorsichtig sein und in nächster Zeit nicht mit Niall nach draußen gehen, ich hab das Gefühl, dass dieser Kerl nicht so schnell aufgeben wird.“ „Das glaube ich auch.“, antwortete Harry besorgt und spielte mit der Tischdecke.
„Du machst dir ganz schön große Sorgen um den Kleinen.“, bemerkte Louis und Harry verdrehte die Augen, auch wenn sein bester Freund das nicht sehen konnte. „Er tut mir eben leid und ich mag ihn und ich will nicht, dass er weiter so ein menschenunwürdiges Leben führen muss.“, erklärte Harry und hätte sich beinahe selbst überzeugt. Vielleicht waren das ja tatsächlich alle Gründe.
„Natürlich Haz, natürlich. Ich bin müde und muss, im Gegensatz zu dir, morgen arbeiten. Wir sehen uns.“ „Arsch. Bis dann.“, brummte Harry und hörte noch kurz, wie Louis lachte, bevor er auflegte. Harry brachte das Telefon zurück zur Ladestation und ging dann ins Schlafzimmer.
„Du schläfst ja noch gar nicht.“, stellte er überrascht fest, als Niall ihn mit seinen großen, blauen Augen ansah. „I-Ich hab a-auf d-dich ge-gewartet.“, gab er zu und Harry lächelte. „Jetzt bin ich ja hier.“ Der Lockenkopf schlüpfte aus seiner Jogginghose und krabbelte unter die Decke, das Mondlicht, dass durch das Fenster in den Raum schien, spendete genug Licht, sodass er sehen konnte, wie Niall ein kleines Lächeln auf den Lippen hatte. Harry fand ihn wirklich niedlich.
„Kätzchen, kannst du mir sagen, wie der Mann heißt, bei dem du gelebt hast?“, fragte Harry. „C-Cormac O`S-Sullivan, g-glaube ich.“, antwortete Niall leise und zog die Beine an. Harry tat es direkt leid, dass er gefragt und Niall wieder an ihn erinnert hatte. „Keine Angst. Ich wollte das nur wissen, falls ich ihm zufällig über den Weg laufe.“, erklärte er und Niall nickte langsam.
Harry öffnete seine Arme und sah Niall auffordernd an. „Komm her.“, lächelte er und nach kurzem Zögern, rutschte Niall an den Größeren heran und ließ sich fest umarmen. Er kuschelte sich schon fast in Harrys Arme und vergrub das Gesicht an dessen Schulter. Bei ihm fühlte Niall sich wirklich sicher. Außerdem fühlte er wieder dieses Kribbeln, das er so gern mochte und er lächelte.
Harry bemerkte irgendwann, dass der Blonde eingeschlafen war, aber er ließ ihn trotzdem nicht los, es fühlte sich irgendwie richtig an, ihn so fest zu halten und zu beschützen. Kurz spielte er mit dem Gedanken, ob Louis nicht vielleicht Recht hatte, mit seinen Andeutungen. Aber man verliebte sich nicht innerhalb von drei Tagen in jemanden, den man nicht kannte. So etwas gab es einfach nicht. Es war bestimmt nur sein Beschützerinstinkt und die Sympathie, die Harry für Niall empfand, mehr war da sicherlich nicht.
Harrys innerliche Unruhe weckte Niall wieder und er sah den Lockenkopf besorgt an. „A-Alles okay?“, fragte er leise und Harry zuckte erschrocken zusammen. „Du bist wach?“ Niall brummte zustimmend. „D-Du denkst z-zu unruhig.“, erklärte er und wickelte seinen Schwanz um seine eigene Hüfte. „Tut mir leid.“, grinste Harry und wuschelte ihm durch die Haare. „Ü-Über was d-denkst du n-nach?“, fragte Niall neugierig. „Ach, über so ein paar Sachen.“, wich Harry aus und wendete den Blick ab.
„Lass uns schlafen.“, beschloss er dann und Niall nickte, auch wenn er wusste, dass Harry ihm nicht die ganze Wahrheit sagte, aber er war viel zu schüchtern, um weiter nach zu fragen, er wollte Harry nicht verärgern oder so etwas in der Art. Er würde schon einen Grund haben, wenn er es Niall nicht sagen wollte.
„Schlaf gut Kleiner.“ Harry wuschelte ihm ein letztes Mal durch die Haare und schloss dann die Augen. „D-Du auch.“, antwortete Niall und gähnte, bevor er seinen Kopf halb auf Harrys Schulter und halb auf das Kopfkissen legte und zufrieden einschlief.

Fußball

„Ich bin wieder da!“, rief Harry durch die ganze Wohnung stellte schnaufend die beiden Einkaufstüten neben sich ab. Niall kam aus dem Wohnzimmer in den Flur geflitzt und griff nach einer der Tüten, um sie in die Küche zu tragen, Harry folgte ihm mit der anderen.
„Ich hab dir ein paar Sachen mitgebracht.“ Aus einer der Tüten zog Harry ein Schreiblernheft für Kinder, ein paar Bleistifte, eine Packung mit Flitzstiften, einen Collegeblock, ein Buch zum Lesen Lernen und zwei Tafeln Schokolade. All das drückte er Niall in die Hand und lächelte.
„Ich pack nur schnell aus und zeige dir dann, was du damit alles machen kannst.“, meinte Harry und räumte die Einkäufe in die Schränke, Niall stand irritiert und glücklich im Türrahmen und lächelte.
Noch nie hatte ihm jemand so viele Sachen gekauft oder ihm überhaupt einen Wunsch erfüllt. Sein Besitzer wäre nie auf die Idee gekommen und sonst war niemand da gewesen, der dies hätte tun können.



„Also, das ist ein Schreiblernheft.“ Harry schlug die erste Seite auf. „Guck, da sind Linien und dir werden die Buchstaben vorgemalt, auf jeder neuen Seite ein anderer Buchstabe, bis du das ganze Alphabet kannst und auf den Linien kannst du das üben. Danach geht es mit einfachen Worten weiter und dann zeige ich dir auch, wie man diese liest, aber erstmal kannst du ja versuchen die Buchstaben richtig zu schreiben.“, erklärte er.
Er nahm die Packung mit den Bleistiften riss diese auf. „Hier sind Bleistifte und da in der anderen Schachtel sind Filzstifte, ich dachte, falls du dich mal langweilst oder so, dann kannst du damit ja irgendwas machen. Ich weiß, eigentlich malen nur kleine Kinder, aber…“ „D-Danke.“, unterbrach Niall ihn und hielt einen der Bleistifte in der Hand, drehte ihn zwischen seinen Fingern und lächelte vor sich hin.
„D-Das ist w-wirklich n-nett von dir.“ Harry winkte ab und zog das Buch zu sich heran. „Hier mit kannst du lesen üben, wenn du willst. Im Prinzip ist das ganz einfach, weil da immer Bilder abgedruckt sind und daneben das Wort steht.“ Wild blätterte Harry durch das Buch. „Hier zum Beispiel ist das Bild einer Katze und daneben steht dann Katze und weil du ja weißt, die man das ausspricht, weißt du auch, wie man die Buchstaben ausspricht und dann kannst du vielleicht auch etwas lesen, obwohl du vorher nicht weißt, was da steht. Verstehst du?“
Niall schwirrte etwas der Kopf von Harry komplizierter Erklärung, aber er glaubte sie verstanden zu haben und nickte. „Dann noch ein Block, auf dem du Malen und Schreiben kannst und Schokolade.“ Harry deutete auf die entsprechenden Sachen und lehnte sich dann zurück gegen die Lehne der Couch, während Niall eine der beiden Schokoladentafeln von der Alufolie befreite.
„I-Ist das wie Katzen-Katzenzungen?“, fragte der Blonde misstrauisch, als er die Tafel kritisch betrachtete. „Klar. Schokolade gibt es in ganz vielen verschiedenen Formen.“, versicherte Harry ihm und brach ein Stück an der vorgesehenen Kante ab und hielt es Niall vor den Mund. Dieser probierte und befand, dass er auch diese Art von Schokolade mochte.
„Zu diesem Wohnhaus gehört ein kleines Gartengrundstück. Was hältst du davon, wenn wir ein bisschen nach draußen gehen, du dir eine Mütze aufsetzt und wir ein bisschen Fußball spielen?“, fragte Harry und Niall drehte sich zu ihm.
„A-Aber ich k-kann das d-doch g-gar nicht!“ Harry lachte und wuschelte ihm durch die Haare. „Na und? Ich auch nicht.“, grinste er und zog Niall auf die Füße. „Außerdem kann ich dir dann mal zeigen, was ich dir mitgebracht habe.“
Er zog den verdatterten Kleineren ins Schlafzimmer und holte aus einer Tüte eine graue Jeans und ein blaues, schlichtes Shirt. „Ich hoffe, dass dir das gefällt und passt.“, meinte Harry und Niall sah sich die Sachen an. „D-Danke. I-Ich mag s-sie.“
Niall zog sich den geliehenen Hoddie von Harry über den Kopf und Harry befand, dass Nialls Äußeres ganz und gar nicht zu verachten war. Eigentlich fand er ihn sogar ziemlich heiß. Schnell verbot Harry sich diese Gedanken wieder und war dann doch so taktvoll, um sich umzudrehen, als Niall aus der Jogginghose schlüpfte.



Nachdem der Blonde sich umgezogen hatte, die Sachen passten ihm ziemlich gut, reichte Harry ihm eine schwarze Beanie, die Niall sich über die Ohren ziehen konnte. Sie zogen sich ihre Schuhe an, Harry holte einen Ball und dann gingen sie zusammen in den Garten.
Dort war keiner der anderen Mieter zu sehen, so dass sie ungestört kicken konnten. Harry ließ den Ball auf den Boden fallen und trat mit dem Fuß dagegen, sodass er bis zu Niall rollte und vor ihm liegen blieb.
„Einfach gegentreten, mehr ist es nicht.“, ermutigte Harry ihn und Niall folgte der Anweisung. Etwas ungeschickt traf er den Ball und dieser rollte mehr an Harry vorbei, aber der Lockenkopf reagierte schnell und fing den Ball ab, bevor er in eine Hecke rollte.
„Siehst du, ist doch gar nicht schwer, oder?“ Niall schüttelte den Kopf und lächelte verlegen.
Eine Weile schossen sie den Ball hin und her und Niall wurde mit jedem Schuss sicherer, gegen Ende war er sogar ziemlich gut darin den Ball in die Richtung zu lenken, in die er den Ball haben wollte und damit brachte er Harry ganz schön ins Schwitzen. Niall machte sich nämlich einen Spaß daraus immer dort hin zu schießen, wo Harry gerade nicht stand und kicherte jedes Mal, wenn Harry hin fiel, über den Ball stolperte oder in eine Hecke kriechen musste.



„Du bist fies!“, maulte Harry gespielt beleidigt und stürzte sich auf Niall, zusammen gingen sie zu Boden, Harry landete weich auf dem Blonden, der etwas schmerzhaft aufschrie, weil er genau auf seinem Schwanz lag, was alles andere als bequem war.
Allerdings blieb ihm nicht viel Zeit, um darüber nachzudenken, denn Harry fing wieder an ihn zu kitzeln und schon bald wandte er sich lachend und den großen Händen des Lockenkopfes und versuchte zu entkommen.
„H-Harry.“, kicherte Niall und der Angesprochene ließ von ihm ab. Die beiden sahen sich einfach nur in die Augen. Harry fand, dass Niall schöne Augen hatte und in diesem Moment blickte ihm dieses klare, helle Blau total unschuldig entgegen.
Vorsichtig strich er dem Blonden eine verirrte Haarsträhne aus der Stirn und sah ihn lächelnd an, während seine Hand an Nialls Wange verweilte. Er konnte sich einfach nicht von diesen Augen lösen, von diesem Moment, diesem schönen Augenblick und Niall lag wie versteinert da, wusste nicht, was er tun sollte.

Kribbeln

Nialls Körper kribbelte überall. Besonders stark dort, wo Harrys warmer, hektischer Atem auf sein Gesicht traf und kleine Stromstöße durchzuckten ihn an der Stelle, an der der Größere seine Hand an seiner Wange liegen hatte. Niall atmete flach. Das Kribbeln in seinem Bauch wurde fast unerträglich.
Harry sah dem Blonden noch immer in die Augen und konnte sich einfach nicht entscheiden, was er tun sollte und was er eigentlich wollte. Schweren Herzens riss er sich von diesen Augen los und stand auf. Auffordernd hielt er Niall eine Hand hin und zog ihn vorsichtig auf die Füße.
„Sorry.“, grummelte der Lockenkopf und hob den Ball auf. „Lass uns rein gehen und etwas zu Essen machen und danach können wir ja gucken, was so für Filme laufen.“, schlug er vor und Niall nickte.



Harry schob ihnen zwei Fertigpizzen in den Ofen und machte Salat, den er extra frisch gekauft hatte. Niall half ihm und schnitt die Tomaten klein, aber die ganze Zeit schwiegen die beiden.
Es war nicht direkt unangenehm, aber Harry spürte deutlich, dass diese Situation im Garten irgendwie zwischen ihnen lag. Er konnte sich selbst ohrfeigen, weil er sich nicht richtig unter Kontrolle gehabt hatte.
Natürlich war Niall niedlich und er mochte ihn auch sehr gern, aber er konnte es nicht zulassen, dass er den Kleineren überforderte oder ihn zu etwas drängte, was er nicht wollte.
Niall hingegen dachte immer noch darüber nach, wie er sich gefühlt hatte. Er befand, dass es sich gut angefühlt hatte, auch wenn sein Bauch fast unerträglich gekribbelt hatte, aber das Gefühl von Harrys warmer, großer Hand war toll gewesen. Sowieso fühlte er sich bei Harry sehr geborgen und sicher.
Sie hingen also beide ihren Gedanken nach, während sie kochten und vielleicht waren die Tomatenscheiben, die Niall schnitt deswegen so krumm, weil er immer und immer wieder diese Situation in seinem Kopf durchspielte und vielleicht wurde Harrys Dressing etwas salzig, weil er einen Moment zu lange an seinen Blonden Mitbewohner dachte.



Sie brachten ihr Essen ins Wohnzimmer und Harry schaltete den Fernseher an. Beim Zappen durch die Kanäle stellte er fest, dass ‚Jurrasic Park‘ lief und erst vor knappen fünf Minuten angefangen hatte.
„Wollen wir das gucken?“, fragte er Niall und dieser zuckte mit den Schultern. „D-Die sehen a-aus, wie d-das Sp-Spielzeug von d-den K-Kindern, die m-manchmal da w-waren.“, meinte er, als ein paar Dinosaurier eingeblendet wurden.
„Hatte er Kinder?“ „N-Nein, aber s-seine Sch-Schwester.“ Harry nickte verstehend und nahm sich ein Stück Pizza. „Soll ich was anderes anmachen?“ „I-Ist sch-schon okay.“ Harry ließ den Film also an und sie aßen schweigend, beide auf den Film konzentriert.
Der Lockenkopf überließ Niall einen Teil seiner Pizza und bekam dafür ein dankbares Lächeln geschenkt und nachdem sie fertig gesessen hatten, zog Niall die Beine an und lehnte sich leicht gegen Harry, den Kopf auf der Schulter des Größeren liegend.
Die Atmosphäre war entspannt und Harry genoss es wirklich, er hatte Angst gehabt, dass Niall ihm vielleicht böse sein würde, offenbar war er das aber nicht und der Lockenkopf konnte erleichtert ausatmen.
Er war mit seinen Gedanken so weit abgedriftet, dass er gar nicht bemerkt hatte, dass der Film immer spannender wurde, er bemerkte es erst, als Niall sich ängstlich an ihn drückte. Ein paar Raptoren versuchten gerade die beiden Kinder zu fangen.
„Alles gut.“, flüsterte Harry und legte seinen Arm um Niall, zog ihn etwas näher an sich, sodass der Kleinere sein Gesicht an Harrys Brust verstecken konnte, wenn er es wollte. Tatsächlich kniff Niall an der einen oder anderen Stelle fest die Augen zusammen und suchte Schutz bei Harry.
Der Lockenkopf kraulte ihn dann zwischen den Ohren und flüsterte ihm beruhigende Worte zu. Er konnte nicht behaupten, dass es ihm nicht gefiel, wie Niall mit ihm kuschelte. Niall selbst gefiel es ebenfalls, deswegen machte er sich auch nicht die Mühe, sich wieder aufrecht hinzusetzen, stattdessen blieb er einfach halb auf Harry liegen und ließ sich die Ohren kraulen.



„Lass uns ins Bett gehen.“ Harry sah Niall an und stellte fest, dass der Blonde schlief. Er sah so friedlich aus, sodass es Harry nicht übers Herz brachte ihn zu wecken, also schob er seine Arme unter den Rücken und die Beine des Kleineren und hob ihn hoch.
Vorsichtig, um Niall nicht zu wecken, trug er ihn ins Schlafzimmer und legte ihn ins Bett. Da Niall eine von Harrys Jogginghosen trug, fiel es dem Lockenkopf leicht sie dem Blonden von den Beinen zu ziehen. Das Shirt ließ er ihm und deckte ihn dann zu.
Harry ging zurück, machte den Fernseher und die Lichter aus, brachte das Geschirr in die Küche, schloss die Haustür ab. Als er ins Schlafzimmer zurückkehrte, saß Niall aufrecht im Bett und rieb sich die Augen.
„Du bist ja wieder wach.“ Der Lockenkopf setzte sich auf die Bettkannte und sah Niall besorgt an. „D-Du warst w-weg.“, gähnte er und ließ sich wieder nach hinten in die Kissen sinken. Harry schmunzelte. „Kannst du nicht schlafen, wenn ich nicht da bin?“, fragte er und Niall brummte etwas Unverständliches.
Harry zog sich bis auf seine Boxershorts aus und krabbelte auf seiner Seite unter die Decke. Kaum lag er, rutschte Niall an ihn heran. „Noch Angst?“ „Mhm.“, antwortete der Blonde und war schon wieder fast eingeschlafen.
Harry fiel das nicht so leicht. Langsam aber sicher musste er akzeptieren, dass er wohl doch ein bisschen verknallt in den kleinen Blonden war. Er war geradezu vernarrt in diese unschuldige, niedliche und unbedarfte Art und diese großen, blauen Augen.

Niall konnte nicht schlafen, weil Harry so unruhig war, genau wie in der Nacht zuvor. Er verfluchte diese Fähigkeit sofort zu merken, wenn einen Menschen etwas bedrückte, denn dann machte er sich selbst auch Sorgen.
„H-Harry?“, fragte er leise und der Angesprochene drehte den Kopf zu ihm. „N-Nerve ich d-dich? S-Soll ich w-wieder g-gehen?“ Niall war der festen Überzeugung, dass es etwas mir ihm zu tun hatte.
Harry holte erschrocken Luft. „Oh Gott nein! Ich mag dich wirklich gern und ich will nicht, dass du wieder gehst!“ Er zog den Kleineren in eine Umarmung und streichelte dessen Rücken. „Wie kommst du denn darauf?“ „D-Du b-bist s-s-so…d-du d-denkst s-so viel.“, stammelte Niall und schloss die Augen.
„Aber das hat doch nichts damit zu tun, dass ich will, dass du gehst. Ich mag dich wirklich!“, versicherte Harry und nahm Nialls Kinn in seine Hand, um den Kopf des Blonden etwas anzuheben. „Verstanden?“, fragte Harry lächelnd und Niall nickte. Harry beugte sich vor und drückte Niall einen kleinen Kuss gegen die Schläfe.

Lernen

Den ganzen nächsten Morgen konnte Niall nur an diesen kleinen Kuss denken, den Harry ihm auf die Schläfe gegeben hatte. Es hatte sich gut angefühlt und Niall hoffte, dass Harry das öfter tun würde.
Harry hingegen überlegte, wie er Niall endlich und vollkommen davon überzeugen konnte, dass er ihn mochte und wollte, dass er bei ihm blieb. Niall sollte nicht immer zweifeln und denken, dass er bei Harry nicht willkommen war.





Harry beschloss die Wohnung ein wenig auf Vordermann zu bringen und nachdem er Niall überzeugt hatte, dass dieser ihm nicht helfen musste, hatte der Blonde sich in das Schlafzimmer verzogen.
Dort breitete er alles aus, was er von Harry geschenkt bekommen hatte. Er nahm sich einen Bleistift und schlug die erste Seite in dem Schreibheft auf. Dort war ein ‚A‘ abgebildet, einmal in groß und einmal in klein, darunter waren freie Linien.
Niall erinnerte sich an das, was Harry gesagt hatte und schrieb die beiden Varianten des Buchstaben immer wieder auf, bis die Linien voll waren. Dabei bemerkte er, dass der Buchstabe auch in seinem Namen vorkam, er wusste es noch, weil Harry ihn seinen Namen hatte schreiben lassen.
Hektisch blätterte in dem Heft, bis er das ‚I‘ fand, was ebenfalls in seinem Namen vorkam. Dies übte er, dann ging er zum ‚L‘ und zum ‚N‘ über, auch diese Seiten schrieb er komplett voll.
Niall nahm den Block und die bunten Filzstifte. Auf das erste Blatt im Block schrieb er sorgfältig in jeder Farbe seinen Namen, darauf bedacht jeden Buchstaben besonders schön zu machen.
Als er fertig war, riss er das Blatt aus dem Block und faltete es, bevor er es auf Harrys Kopfkissen legte und lächelte. Niall wollte, dass Harry stolz auf ihn war und er wollte Harry zeigen, dass er lernen wollte und sich ganz viel Mühe gab. Vielleicht würde er sich ja darüber freuen. Plötzlich kam Niall eine Idee und er sprang auf, um Harry suchen zu gehen.



„H-Harry?“ „Was ist denn?“ Der Lockenkopf wischte gerade die Küche. „W-Wie schreibt man d-deinen N-Namen?“, wollte Niall schüchtern wissen und hielt Harry Papier und Stift unter die Nase. Harry lächelte und notierte seinen Namen fein säuberlich und leserlich auf dem Fetzen.
„Danke.“ Glücklich lief Niall zurück und suchte die Buchstaben aus Harrys Namen in seinem Übungsheft, um anschließend auch Harrys Namen in jeder Farbe seiner Filzstifte auf ein Blatt zu schreiben. Er faltete das Blatt und legte es neben den anderen Zettel auf Harrys Kopfkissen.





„Wie wäre es, wenn ich dir ein Spiel beibringe?“, fragte Harry am Abend. Es war wirklich problematisch, dass er und Niall nicht raus gehen konnten, denn Harry wollte Niall so viel zeigen und nicht immer nur in der Wohnung hocken. Um etwas Abwechslung zu bekommen, wollte er Niall Mensch-ärgere-dich-nicht zeigen.
„Okay.“ Harry klappte den Karton auf und holte das Spielbrett heraus. „Welche Farbe willst du?“, fragte er den Blonden. „G-Grün.“ Der Lockenkopf holte also grüne und rote Figuren aus dem Karton und stellte sie auf das Spielbrett. Anschließend begann er Niall zu erklären, wie das Spiel funktionierte.
Zu Beginn hatte Niall Probleme sich alles zu merken und wollte schon aufgeben, aber Harry ermutigte ihn weiter zu spielen und am Ende schlug der Blonde ihn sogar.
„War doch gar nicht so schwer, oder?“, fragte Harry und Niall schüttelte grinsend den Kopf. „Noch eine Runde?“ „Ja, b-bitte.“ Die beiden Jungs stellten ihre Figuren wieder auf und fingen von vorn an.



„Gewonnen!“, jubelte Harry, als er gerade sein letztes Spielmännchen ins Haus setzte. Niall hätte vielleicht noch drei Würfe gebraucht, dann wäre er ebenfalls fertig gewesen, es war eine ziemlich knappe Entscheidung. Niall streckte Harry die Zunge heraus und der Lockenkopf grinste zurück.
„Wollen wir die Sachen einpacken und dann schlafen gehen?“ Niall nickte heftig, denn er wollte unbedingt, dass Harry sah, was er für ihn gemacht hatte. Deswegen beeilte er sich Harry zu helfen die Spielutensilien wieder einzupacken und dann verschwand er im Bad, während Harry schon mal ins Schlafzimmer ging.
Im Schlafzimmer sah Harry die beiden Zettel auf seinem Kopfkissen und neugierig faltete er sie auseinander. Er sah, dass Niall mit viel Mühe seinen eigenen Namen vielfach aufgeschrieben hatte und auf dem anderen Blatt fand Harry seinen Namen. Er freute sich, weil Niall so viel Spaß am Lernen hatte und es rührte Harry, weil Niall sich so viel Mühe gegeben hatte und ihm diese Zettel offenbar beschenkt hatte.
Harry faltete sie wieder sorgfältig zusammen und legte sie auf seinen Nachttisch, ehe er sich umzog und auf Niall wartete. Der Blonde ließ auch nicht mehr lange auf sich warten und kam mit geröteten Wangen ins Schlafzimmer getapst.
„Dankeschön. Ich hab mich gefreut, das hast du wirklich schön gemacht.“, sagte Harry lächelnd und Niall hob schüchtern die Mundwinkel.
„D-Danke.“ „Komm her.“ Harry hielt seine Arme auf und umarmte dann Niall, als der Blonde vor ihm stand. Zufrieden drückte Niall sein Gesicht an Harrys Schulter, er mochte es sehr, wie der Lockenkopf roch. Nach Freiheit, Schutz und Glück.
„Weißt du, ich bin echt froh, dass du vor meiner Tür gesessen hast. Du bist noch nicht mal eine Woche hier, aber ich hab das Gefühl, als würde ich dich schon sehr lange kennen und ich mag dich wirklich sehr.“, flüsterte Harry und vergrub sein Gesicht in Nialls Haaren. Sein Atem kitzelte Niall an den Ohrspitzen und er kicherte leise.
„Was ist los?“, fragte Harry. „D-Das kitzelt. Dein A-Atem.“, antwortete Niall und lachte, als Harry leicht gegen die weichen Ohren pustete. „Lass uns ins Bett gehen.“ Kaum lagen sie, rutschte Niall an Harry heran und seufzte, als der Größere seine Arme um ihn legte.
Er fühlte sich so sicher und geborgen und er war richtig glücklich. Wahrscheinlich so glücklich, wie er es noch nie in seinem Leben gewesen war.

Traum und Realität

Als Harry aufwachte, war die Bettseite neben ihm leer. Harry wunderte sich, Niall wartete doch sonst auch immer, bis er aufwachte. Harry hörte keine Geräusche in der Wohnung und stand auf, um den Blonden zu suchen.
Als er die Tür zum Badezimmer aufmachte, trat Niall gerade aus der Dusche und blieb, genau wie Harry, vor Schock stehen. Niall versuchte seinen Katzenschwanz zu benutzen, um zumindest seine pikanteste Körperzone zu verdecken, dann drehte er sich peinlich berührt um.
Harry wusste nicht, wie ihm geschah, sein Gehirn setzte vollkommen aus. „Warum versteckst du deinen wundervollen Körper?“, fragte er und Niall drehte seinen Kopf überrascht um. „D-Du f-findest m-mich sch-schön?“
„Wunderschön.“, flüsterte Harry und legte seine Arme von hinten um Nialls Bauch, legte sein Kinn auf die Schulter des Blonden. Harry fand ihn wirklich wunderschön. Die helle Haut des Blonden war makellos und Harry fand seinen Körperbau geradezu perfekt.
„H-Harry?“
„H-Harry?“
„Harry?!“ Der Lockenkopf blinzelte und sah dann Nialls Gesicht vor sich. Er fragte sich, was zur Hölle er da geträumt hatte. Vor allem, weil sich das auch deutlich in seiner Hose abzeichnete.
„E-Es hat ge-geklingelt.“, erklärte Niall und Harry fluchte innerlich. Er konnte jetzt nicht aufstehen! Aber ihm blieb ja wohl nichts anderes übrig, also sprang er aus dem Bett und schlüpfte schnell in eine weite Jogginghose.
„Warte hier.“, wies er Niall an und tapste dann zur Tür, versuchte auf dem Weg noch seine Haare etwas zu richten. Harry öffnete die Tür einen Spalt breit und sah Liam vor der Tür stehen.
„Hey Liam. Bitte nimm es mir nicht übel, aber ich kann dich gerade nicht reinlassen und ich kann es dir auch nicht erklären.“ Liam hob eine Augenbraue und sah seinen Freund an.
„Okay? Ich frag einfach nicht nach und warte einfach auf einen Anruf.“, beschloss er und drehte sich um, um wieder zu gehen.
„Liam?“ Der Gerufene sah Harry nochmal an. „Danke.“ Sie lächelten und dann ging Liam, Harry schloss die Tür und ging wieder zu Niall, der etwas verloren und mit einem fragenden Gesichtsausdruck, auf dem Bett saß.
„Das war Liam, aber ich hab ihm gesagt, dass er nicht reinkommen kann und ich es ihm irgendwann erkläre.“ „A-Aber d-doch nicht w-wegen m-mir, oder?“, fragte Niall und Harry setzte sich neben ihn.
„Du weißt doch, wie Louis reagiert hat, ich glaube zwar nicht, das Liam auch so reagieren würde, aber ich will ihm das jetzt nicht alles erklären und ich wusste ja auch nicht, ob es okay für dich ist, wenn er rausfindet, dass du Katzenohren und einen Katzenschwanz hast.“, erklärte der Lockenkopf und Niall nickte langsam.
Er streckte sich und dabei rutschte sein Shirt ein Stück nach oben und gab den Blick auf seinen Bauch und einen Teil seines Rückens frei. Erschrocken schnappte Harry nach Luft.
„I-Ich… I-Ich…“, stammelte Niall und zerrte den Stoff wieder über seinen Körper. Sanft hielt Harry Nialls Hände fest und hob das Shirt wieder an, dieses Mal, bis er fast den ganzen Rücken sehen konnte.
Die Haut des Blonden war übersäht mit alten Narben, fast verblassten blauen Flecken und Striemen, die aussahen, als hätte jemand Niall mit einem Gürtel oder etwas ähnlichem geschlagen.
„Niall! War er das?“, fragte Harry, noch immer schockiert. Er war außerdem entsetzt, dass Niall nichts gesagt hatte oder er es nicht selbst schon lange bemerkt hatte. Der Blonde vergrub das Gesicht in den Händen und fing an zu weinen. Sein ganzer Körper zitterte. Der Lockenkopf ließ das T-Shirt los und legte seine Arme um den schluchzenden Jungen vor ihm.
„Scht. Dir tut keiner mehr was, schon vergessen? Ich hab es dir versprochen. Darf ich mir das jetzt ansehen? Ich tu dir auch nicht weh, ich will nur gucken, ob du doll verletzt bist.“, wisperte Harry und nahm Nialls Kopf zwischen seine Finger und zwang den Blonden mit sanfter Gewalt ihm in die Augen zu sehen.
„I-Ich…I-Ich w-w-will n-nicht, d-dass…dass d-du d-das si-siehst.“, stammelte Niall und rollte sich auf dem Bett zu einer kleine Kugel zusammen. Harry legte sich daneben und nahm ihn wieder in die Arme.
„Du musst es mir natürlich nicht zeigen. Aber ich kann dir da vielleicht eine Creme drauf machen, damit es besser wird.“ Niall schüttelte nur den Kopf und vergrub sein Gesicht in dem Kissen vor ihm.
Er wurde geschlagen, wenn er Fehler gemacht hatte und er hasste es, dass man all das auf seinem Rücken sehen konnte. Er wollte nicht, dass Harry es sah, Niall schämte sich und er fand, dass er schrecklich aussah.
Langsam beruhigte er sich wieder, Harry war daran nicht ganz unschuldig, denn er hatte Niall beruhigend über den Rücken gestrichen, leise liebe Worte in Nialls Ohr geflüstert und ihn festgehalten.
„Wollen wir was Essen? Ich glaube es ist noch Schokolade da und Schokolade macht glücklich.“ Niall kicherte leise und nickte. „O-Okay.“ Harry stand auf zog Niall vom Bett hoch.



Den ganzen Tag versuchte Harry zwei Bilder aus seinem Kopf zu vertreiben. Das Bild von einem nackten Niall aus seinem Traum und das Bild von Nialls ramponierter Haut. Das eine machte ihn total wahnsinnig und das andere betroffen und beides konnte er nicht gebrauchen, wenn er versuchten wollte Niall wieder ein bisschen aufzumuntern.
Am liebsten wäre mit dem Blonden wieder in den Garten gegangen, aber der Regen machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Langsam gingen Harry die Ideen aus, aber Niall schien sehr zufrieden zu sein, als sie schließlich wieder zusammen auf der Couch lagen und einen Film sahen.
Solange es Niall gefiel, war Harry auch glücklich und er machte sich einen Spaß daraus den Blonden an den Ohren zu kraulen und ein bisschen zu kitzeln. Niall hatte so ein schönes Lachen und wenn er kicherte, hörte sich das für Harry unglaublich niedlich an.
„Ich muss morgen wieder arbeiten. Ich steh dann ziemlich früh morgens auf und bin dann So gegen Mittag wieder da. Ist das okay, wenn du dann allein bist?“ Eigentlich wollte Harry Niall nämlich gar nicht allein lassen.
„J-Ja. F-Früher war i-ich auch m-mal a-allein.“ „Okay, du musst mir nur versprechen, dass du die Tür nicht auf machst, weil du ja nie weißt, wer dahinter ist. Und natürlich, dass du nicht raus gehst, ansonsten kannst du machen was du willst.“
Niall nickte und Harry sah auf die Uhr. Wenn er nicht verschlafen wollte, dann sollte er ins Bett gehen. Der Blonde begleitete ihn und Harry beobachtete ihn noch eine Weile, nachdem er eingeschlafen war. Er fragte sich, wie lange er es noch schaffen würde so viel Zeit und Nähe mit dem Blonden zu verbringen, ohne nicht doch irgendwann etwas Falsches zu sagen oder zu tun.

Ein kleiner Test

Niall wurde nicht wach, als Harry aufstand, also machte der Lockenkopf sich leise fertig. Bevor er zur Bäckerei fuhr, warf er noch einen kurzen Blick in das Schlafzimmer. Der Blonde hatte sich weiter Harrys Seite gerollt, das Gesicht im Kissen vergraben und schnurrte im Schlaf leise vor sich hin. Harry lächelte und verließ dann die Wohnung. Es war gerade einmal fünf Uhr und die Sonne ging erst auf.



Gegen neun Uhr wurde Niall wach und sah sich verwirrt und verschlafen um, weil er sich wunderte, wo Harry war. Dann fiel ihm ein, dass dieser ja arbeiten musste. Enttäuscht legte Niall sich auf den Rücken und sah die Decke an. Er wusste nicht, was er den ganzen Tag lang machen sollte, wenn Harry nicht da war.
Niall beschloss erst einmal zu duschen und sich etwas zu Essen zu machen und danach zu entscheiden, was er machen könnte. Beim Anziehen fiel sein Blick auf den Block und das Lernheft und er beschloss einfach darin weiter zu üben.
Jedes Mal, wenn er einen Buchstaben konnte, schrieb er noch ein Blatt auf seinem Block damit voll. So bemerkte Niall gar nicht, wie die Zeit verging und Harry fand ihn schließlich im Schlafzimmer, als er von der Arbeit kam.
„Hey Kleiner.“, begrüßte Harry den Blonden, der überrascht zusammen zuckte. „H-Hallo.“, antwortete er und sein Magen knurrte, als Harry ihm eine Tüte zeigte. „Guck mal, ich hab uns was vom Italiener mitgebracht. Ich geh schon mal in die Küche und mach es warm.“, meinte der Lockenkopf und Niall nickte.
Während Harry also das Essen warm machte, räumte Niall seine Sachen zusammen und ging dem Jüngeren dann hinterher. Gerade als Harry den zweiten Teller aus der Mikrowelle holte, betrat Niall die Küche und setzte sich an den Tisch.
Zunächst aßen sie schweigend, aber jedes Mal, wenn Harry Niall ansah, kribbelte wieder der Bauch des Blonden und er beschloss, dass er Harry endlich fragen musste, was das bedeutete.
„Harry?“ „Was ist denn?“ Niall druckste ein bisschen herum. „A-also. M-manchmal, wenn du m-mich an-anguckst, dann h-hab ich s-so ein k-komisches G-Gefühl im B-Bauch. So ein b-bisschen wie w-wenn du m-mich k-kitzelst.“, erklärte er und Harry entglitten für einen Moment diese Gesichtszüge.
„Und du möchtest wissen, was das bedeutet?“ Niall nickte und der Lockenkopf seufzte. „Also…Gott, wie erkläre ich das am besten? Weißt du, was Liebe ist?“ Niall legte den Kopf schief.
„I-Ich hab m-mal ge-gehört, dass d-das ist, w-wenn z-zwei Menschen ver-verliebt sind und s-sich m-mögen.“ Harry nickte. „Genau und so ein Kribbeln, dass kann ein Zeichen dafür sein, dass man verliebt ist.“, erklärte er und Niall lächelte.
„A-also bin ich v-verliebt in d-dich?“, fragte er und Harry zuckte mit den Schultern. „Ja, vielleicht.“ „D-Das ist d-doch gut, oder?“ Verunsichert sah der Blonde zwischen seinem Teller und Harry hin und her.
„Verliebt sein ist immer gut. Das ist was Tolles. Ich frage mich nur, ob du wirklich verliebt bist oder ob du mich einfach nur magst. Weil, weißt du Niall, ich glaube nämlich, dass ich in dich verliebt bin und ich wäre traurig, wenn du mich gar nicht liebst, sondern das nur denkst.“, murmelte Harry und Niall stand auf.
„A-Aber ich m-mag d-dich doll! Z-Zu mir w-war n-noch nie j-jemand so nett!“ protestierte er, als er vor Harry stand. „Deswegen ja. Vielleicht denkst du nur, dass du verliebt in mich bist, weil ich als Einziger bisher so nett zu dir war.“ Verzweifelt sahen sie sich in die Augen.
„Niall, ich wünsche mir das wirklich, aber…“ Weiter kam Harry nicht, weil der Blonde einfach seine Arme um ihn schlang und ihn umarmte. Sanft strich Harry ihm über den Rücken. „Okay pass auf, ich mache jetzt was und du sagst mir dann, was du gefühlt hast, ja?“, flüsterte Harry und schob Niall etwas von sich weg, als dieser nickte.
Zärtlich nahm der Lockenkopf das Gesicht seines Gegenübers in seine Hände und legte seine Lippen leicht auf die des anderen. Nur kurz und ohne viel Druck. Für Harry war es der schönste Kuss, den er je gehabt hatte.
„Und?“, fragte er leise und Niall strahlte ihn an. „D-Das war sch-schön. M-Mein B-Bauch hat w-wieder ge-gekitzelt und m-mein Mund auch. U-Und m-mir ist g-ganz w-warm.“, erklärte der Blonde und Harry lächelte glücklich.
„Vielleicht bist du ja doch in mich verliebt.“, wisperte er und strich Niall über die Wange, der Kleinere schmiegte sich direkt an und schnurrte leise. Er war glücklich, genau wie Harry. Der Lockenkopf hätte nun wirklich nicht damit gerechnet, dass der Blonde sich vielleicht in ihn verlieben könnte.
„W-Was macht m-man, w-wenn man v-verliebt ist?“, fragte Niall und Harry zog ihn auf seinen Schoß. „Also wenn man zusammen ist, dann küsst man sich, so wie wir gerade. Und man macht ganz viel zusammen und kuschelt und noch ein paar andere Sachen, die ich dir irgendwann mal zeige. Aber vor allem kuschelt man und küsst sich.“
Niall kicherte, als Harry ihm gegen die Nase tippte und dann einen Kuss darauf setzte. „A-Aber w-wir haben d-doch s-sonst auch ge-gekuschelt.“ Harry grinste. „Ja schon, aber wenn man verliebt ist, dann ist das viel schöner, weil man dann weiß, dass der andere einen auch so gerne mag und man ihn dann auch immer wieder küssen kann.“
Das restliche Essen war inzwischen kalt und Harry schob Niall vorsichtig von seinem Schoß. „Wir räumen schnell ab und dann überlegen wir uns, was wir heute machen, ja?“, schlug er vor und der Blonde nickte enthusiastisch.
Das Essen stellte Harry für später in den Kühlschrank, Niall würde bestimmt Hunger bekommen. Dann gingen die beiden ins Wohnzimmer und kuschelten sich auf die Couch.
„D-Das ist w-wirklich sch-schöner.“, lachte Niall und rollte sich an Harrys Seite zu einer kleinen Kugel zusammen, den Schwanz über die Hüfte des Lockenkopfes gelegt. Dieser kraulte ihn sanft zwischen den Ohren und brachte Niall damit zum Schnurren.
„Was willst du heute machen?“, fragte Harry. „I-Ich weiß n-nicht.“, bekam er als Antwort, also machte er den Fernseher an, denn damit war Niall eigentlich immer einverstanden. Er liebte diese sich bewegenden Bilder einfach und Harry fand es niedlich, wie er sich dafür begeisterte. Früher als Kind war er auch so gewesen.

Urlaub

Am nächsten Morgen betrat Harry fröhlich pfeifend die Bäckerei und bereitete den Laden auf den ersten Kundenansturm am Morgen vor. Dabei stellte er einen der frischen Cupcakes bei Seite und beschloss diesen später für Niall mitzunehmen.
Er stellte gerade frisches Brot, ein paar Torten und Kuchen in die Auslage, als die Ladentür klingelte. Ein relativ großer und breiter Mann betrat die kleine Bäckerei und sah sich suchend um, als Harry ihm ins Auge fiel, grinste er erfreut.
„Guten Tag, O`S-Sullivan mein Name. Ich wollte fragen, ob es möglich wäre, dass ich hier ein Suchplakat aufhänge. Wissen sie, mein Neffe ist unglücklicherweise geistig verwirrt und ich hatte meiner Schwester versprochen auf ihn Acht zu geben, aber er ist mir leider davon gelaufen und ich finde ihn nicht wieder.“
Der Mann sprach mit einem starken irischen Akzent und der Name kam Harry auch bekannt vor. Er hoffte nur, dass auf dem Plakat gleich nicht Nialls Gesicht zu sehen war. Seine Hoffnung wurde zerstört, als dieser O`S-Sullivan ihm einen Zettel reichte.
„Haben sie den Jungen zufällig gesehen?“, fragte er und Harry schüttelte den Kopf. „Es tut mir leid, was ihnen passiert ist. Wenn ich ihn sehe, werde ich sie natürlich anrufen und das Plakat werde ich selbstverständlich in die Tür kleben, damit auch jeder es sieht. Ich hoffe sehr, dass sie ihren Neffen finden.“, erklärte Harry und lächelte höflich.
„Sie sind ein sehr netter junger Mann. Vielen Dank für ihre Hilfe.“, bedankte der Mann sich und verließ dann die Bäckerei. Harry atmete auf. Der Mann war ihm schon unsympathisch gewesen, bevor er gewusst hatte, wer das war.
Allerdings wusste Harry jetzt, dass Nialls Besitzer noch immer in der Stadt war. Vielleicht sollte er mit Niall ein wenig weg fahren. In den Bungalow seines Dads zum Beispiel. Da waren sie bestimmt sicher und wenn sie nach ein oder zwei Wochen zurückkehren würden, dann wäre dieser O`S-Sullivan bestimmt weg.
Harry fand seinen Plan recht gut, er musste nur noch seine Chefin fragen, ob er frei und vielleicht einen Lohnvorschuss bekam. Er war eigentlich immer sehr zuverlässig und seine Chefin vertraute ihm, deswegen glaubte Harry nicht, dass das ein Problem war.



„Niall!“, rief Harry, als er mit seinem Rucksack und dem Cupcake die Wohnung betrat. „I-Ich bin h-hier.“, rief Niall aus der Küche zurück und als Harry der Stimme des Kleineren folgte, sah der diesen gerade Sandwiches machen.
„Na du.“, begrüßte Harry seinen Freund und küsste ihn kurz, Niall lächelte und schmiegte sein Gesicht an Harrys Brust. „Du kleines Kätzchen.“, lachte Harry und wuschelte ihm durch die Haare.
„Wir machen Urlaub. Wir fahren in ein kleines Haus an der Küste. Das gehört meinem Dad, aber er ist nie da.“, erklärte Harry, der tatsächlich einen Lohnvorschuss und Urlaub bekommen hatte und das sogar gleich für zwei Wochen. Er hätte seine Chefin küssen können, so sehr hatte er sich gefreut.
„Warum?“, fragte Niall und sah den Lockenkopf mit großen Augen an. „Ich habe Lust dazu und ich glaube, das wird uns gut tun. Dann kann ich dir auch noch ein paar Sachen beibringen und dir zeigen, was man als Paar so machen kann.“, versprach Harry und Niall nickte enthusiastisch.
„Wir essen jetzt und dann packen wir unsere Sachen. Meinst du, du traust dich Zug zu fahren?“, fragte Harry vorsichtshalber und Niall schnaubte entrüstet. „N-Natürlich.“ Der Lockenkopf grinste und nahm dann den Teller mit den Sandwiches und stellte ihn auf den Esstisch.



„Hey Lou. Kannst du mir ein paar Gefallen tun?“, fragte Harry später am Telefon, während Niall duschte. „Klar, was denn?“ „Passt du ein bisschen auf meine Wohnung auf und holst die Post rein und so und sagst mir Bescheid, wenn Nialls Besitzer nicht mehr hier rum rennt? Ich fahre mit ihm zu dem Bungalow. Und wir sind jetzt zusammen.“, berichtete Harry und Louis lachte.
„War ja klar. Aber sicher, ich werde die Augen offen halten und ruf dich dann an.“, versprach Harrys bester Freund und schon tapste Niall aus dem Bad ins Schlafzimmer.
„Okay Louis, wir sehen uns dann bald.“, verabschiedete Harry sich und legte auf, dann drehte er sich zu Niall, der Harrys Bademantel trug.
„Freust du dich?“, fragte der Lockenkopf und legte seine Hände an Nialls Hüfte. „Ja.“, antwortete der Blonde und blinzelte Harry an. „D-Das wird be-bestimmt t-toll.“, meinte er dann und schüttelte seine nassen Haare, machte auch Harry nass.
„Ey.“, lachte Harry und zog Niall spielerisch am Ohr, der Blonde kicherte und sprang nach hinten, stolperte über den geöffneten Koffer und wäre zu Boden gefallen, wenn Harry ihn nicht aufgefangen hätte.
„Nicht so stürmisch.“, lachte der Lockenkopf und Niall versteckte sein hochrotes Gesicht in Harrys Halsbeuge. „Komm, wir packen die restlichen Sachen.“, schlug Harry vor und drückte Niall einen Kuss auf die Schläfe.

Aufbruch und Ankunft

Harry wusste, dass es riskant war mit Niall Zug zu fahren, aber er besaß nun mal kein Auto und auch keinen Führerschein und Niall vermutlich ebenso wenig. Deswegen suchte Harry auch eine Zugverbindung ziemlich früh am Morgen, wenn noch nicht so viele Menschen unterwegs sein würden.



Früh am Morgen verließen sie also die Wohnung machten sich auf den Weg zum Bahnhof, der nur zehn Minuten Fußweg von Harrys Wohnung entfernt lag.
„Du weißt, dass ich das nicht böse meine, was ich jetzt sage. Bitte, wenn jemand etwas fragt, dann lass mich reden, weil du vielleicht sonst auffällst und du darfst auch die Mütze nicht abnehmen. Versuch einfach unauffällig zu sein.“, meinte Harry und Niall nickte.
„Sch-schon okay.“, gab er zurück. Harry reichte ihm eine Sonnenbrille, mit der Anweisung, dass der Blonde sie aufsetzen sollte, sobald es hell wurde. Den Rest des Weges legten sie schweigend zurück.



Tatsächlich waren kaum Menschen am Bahnhof und Harry und Niall fielen auch nicht weiter auf. Sie suchten in aller Seelenruhe das Gleis und als der Zug einfuhr, setzten sie sich in diesen. Damit war der schlimmste Teil, zumindest empfand Harry das so, überstanden.
Er hatte Angst, das Niall von jemandem erkannt werden konnte oder das sogar dieser Kerl aus dem Laden wieder auftauchte. Allerdings machte es die Sache um einiges einfacher, seitdem Harry wusste, wie Nialls Besitzer aussah. So konnte er ihn zumindest schon von weitem erkennen.
Im Zug hatten sie fast einen ganzen Wagon für sich allein und kaum war der Zug losgefahren, lehnte Niall seinen Kopf an Harrys Schulter und schloss die Augen, döste ein wenig vor sich hin.
Harry sah aus dem Fenster und dachte darüber nach, was für ein Glück er eigentlich hatte. Wenn der kleine Blonde nicht vor seiner Haustür gesessen hätte, wäre Harry wohl immer noch von einem Bett ins nächste gesprungen und hatte nicht dieses wunderbare Gefühl von Liebe spüren können. Er war nie ein Mensch für feste Bindungen gewesen, aber bei Niall war das alles vollkommen anders.
Die Landschaft rauschte in Halbdunkel an Harry vorbei und sein lächelndes Gesicht spiegelte sich in der Scheibe. Er war sich sicher, dass die zwei Wochen in dem kleinen Haus wundervoll werden würden. Man konnte von dem kleinen Wintergarten direkt auf das Meer sehen und hörte morgens das Kreischen der Möwen und das Rauschen des Meeres.
Bei gutem Wetter konnte man auf der Terrasse frühstücken und die frische, morgendliche Seeluft einatmen. Harry war als Kind gern dort gewesen, hatte Drachen steigen lassen, war Schwimmen und Schnorcheln gegangen und hatte lange Strandspaziergänge mit seinen Eltern gemacht.
Zumindest, als diese noch zusammen gewesen waren und Harry ein gutes Verhältnis zu beiden gehabt hatte. Mit seiner Mutter verstand er sich zwar noch immer gut, aber das Verhältnis der beiden war trotzdem sehr unterkühlt, was wohl auch daran lag, dass sie sich kaum zu Gesicht bekamen.



Zwei Stunden später ertönte eine Durchsage und Harry weckte sein kleines Kätzchen schweren Herzens. „Niall, wach auf. Wir sind gleich da.“, wisperte er und der Blonde blinzelte ihn an. „Schon?“ Der Lockenkopf nickte und stand auf, um die Koffer aus der Gepäckablage zu hieven.
Der kleine Bahnhof, in dem der Zug hielt, war ziemlich herunter gekommen und die Beiden steuerten einen Taxistand an. Harry nannte das Dorf, das am nächsten an dem kleinen Bungalow gelegen war.
Dort mussten sie noch in einem kleinen Supermarkt ein paar Einkäufe erledigen, bevor sich die letzten zwei Kilometer zu Fuß zum Haus laufen würden.



„Ich f-finde es sch-schön hier.“, befand Niall, als er und Harry das Haus betraten und ihre Taschen im Flur abstellten. Die Einkaufstüten brachte der Lockenkopf in die Küche und dann riss er erst einmal alle Fenster auf, da die Luft so stickig war. Offenbar war lange niemand mehr in diesem Haus gewesen, aber Harry hatte auch mit nichts anderem gerechnet.
„Komm, ich zeig dir, wo wir schlafen.“ Er nahm Niall bei der Hand und zog ihn in das kleine, gemütliche Schlafzimmer. Das ganze Haus war mit hellen Holzmöbeln möbliert, das Bett war aus Buchenholz und nahm fast den ganzen Raum ein, weil es groß und wuchtig war. An der gegenüberliegenden Seite befand sich noch ein heller Schrank mit einem großen Spiegel.
Niall warf sich auf die Matratze und streckte sich genüsslich aus. „Das ist be-bequem.“, stellte er fest und schloss die Augen, Harry lachte. „Hey, noch nicht schlafen, wir müssen erst noch auspacken und etwas zum Mittagessen kochen.“
„Aber w-wir sind s-so früh auf-aufgestanden.“, schmollte der Blonde und schob die Unterlippe vor. „Dann bleib du liegen und ich koche uns was.“, beschloss Harry und drückte dem Kleineren einen Kuss auf die Wange, bevor er lächelnd das Schlafzimmer verließ.
In der Küche räumte er alles weg, was die beiden eingekauft hatten und überlegte dann, was er kochen sollte. Schließlich entschied er sich dazu eine Pizza selbst zu machen und rührte den Teig an.
Er war so vertieft in seine Arbeit, dass er gar nicht merkte, dass Niall irgendwann im Türrahmen stand und ihm zusah. Erst als Harry sich umdrehte, um die Pizza in den Ofen zu schieben, bemerkte er den Blonden.
„Wieder wach?“, fragte er lächelnd und Niall nickte. „Ohne d-dich kann ich n-nicht r-richtig schlafen.“, gestand er und schlang seine Arme um Harry, drückte das Gesicht an dessen Brust.
Sanft küsste Harry Nialls Stirn und lehnte seinen Kopf gegen den des anderen. So standen sie eine kleine Weile in der Küche und genossen die Nähe des anderen. Harry wusste schon in diesem Moment, dass der Urlaub eine gute Idee gewesen war.

Zweisamkeiten

Als der Wecker piepte, der Harry daran erinnern sollte, dass die Pizza fertig war, löste der Lockenkopf die Umarmung und rettete das Essen vor dem Verbrennen.
„Das r-riecht toll!“, schwärmte Niall und Harry beeilte sich, die große Pizza in mehrere kleine Stücke zu teilen und sie auf zwei Teller zu verteilen. Niall bekam ein Stück extra und der Blonde grinste seinen Freund glücklich an.
„Danke.“ Sie trugen die Teller und etwas zum Trinken in das kleine Wohnzimmer. Nachdem Harry ein wenig an der Antenne gedreht hatte, konnten sie sogar Fernsehen gucken und nach einigem Suchen, entschieden sie sich für einen Musiksender.
Hungrig aßen die Beiden die Pizza, die, wie Harry fand, ganz gut gelungen war. Anschließend stellten sie die Teller auf den kleinen Tisch und Niall kuschelte sich an den Größeren, rollte sich praktisch zu einer kleinen Kugel zusammen und drückte sein Gesicht in Harrys T-Shirt.
Dieses roch nach Harry und mit diesem Geruch verband Niall viele Dinge. Heimat, Schutz, Geborgenheit und Liebe. Noch nie in seinem Leben hatte er sich so wohl gefühlt.
Er hob den Kopf ein Stück und stellte fest, dass Harry ihn lächelnd beobachtete. Die grünen Augen des Lockenkopfes schimmerten freudig und er lächelte noch mehr, als Niall ihn direkt ansah.
„K-Kannst du noch-nochmal das m-machen, was du ge-gemacht hast, a-als d-du was t-testen w-wolltest?“, fragte der Kleinere verlegen und Harry wuschelte ihm durch die Haare.
„Dich küssen, meinst du?“ Niall nickte und Harry legte sanft eine seiner großen Hände an die Wange seines Gegenübers und küsste ihn vorsichtig. Je mehr Niall sich ihm entgegen bog, desto mehr Druck übte er aus.
„Man kann sich auch noch anders küssen.“, erklärte Harry anschließend und Niall sah ihn fragend an. „Ich zeig es dir.“, flüsterte der Lockenkopf und beugte sich erneut ein Stück nach unten. Dieses Mal stupste er mit seiner Zunge fragend gegen die Lippen des Blonden, der schon fast erschrocken zusammen zuckte, dann aber die Lippen ein wenig teilte, sodass Harry seine Zunge ein Stück vorschieben konnte.
Vorsichtig erkundete er Nialls Mund, forderte dessen Zunge zu einem Spiel, einem kleinen Tanz auf und nach einer kleinen Weile begann der Ire den Kuss zu erwidern und seine Hände in Harrys Oberteil zu krallen.
„D-Das…das fühlt s-sich g-gut an.“, keuchte Niall, als die Beiden den Kuss lösen mussten, das sie sonst zu ersticken drohten. „Das ist gut.“, antwortete Harry und rieb seine Nase an Nialls, dieser kicherte leise.
Sanft malte der Lockenkopf kleine Kreise auf Nialls Rücken, ließ seine Hand hoch zu dessen Nacken wandern und wuschelte durch die weichen, blonden Haare, kraulte die Katzenohren, während Niall bei dieser Behandlung wieder anfing zu schnurren.
Das Schnurren machte Harry schläfrig und er merkte, wie er langsam aber sicher weg dämmerte. Er nahm sich fest vor nicht einzuschlafen, sondern aufzustehen und mit Niall in das Schlafzimmer zu gehen, damit sie nicht auf der kleinen Couch schlafen mussten. Aber er hatte seinen Plan noch nicht einmal zu Ende gedacht, da war er schon eingeschlafen.



„Harry?“ Leise flüsterte Niall den Namen des Lockenkopfes. Es war bereits Abend, als Niall aufgewacht war. Außerdem lag Harry halb auf ihm drauf und er hatte keine Chance sich zu bewegen, dummerweise würde er allerdings gern das Bad aufsuchen.
„Harry! B-Bitte, wach a-auf.“ „Mhm?“, brummte Harry und vergrub das Gesicht tiefer in dem Kissen, das auf der Couch lag. „I-Ich…Ich m-muss mal.“, erklärte Niall und rüttelte an Harrys Schulter.
„Was?“ Verschlafen richtete der Größere sich auf und gab Niall damit die Chance zum Aufstehen. So schnell er konnte, lief er ins Badezimmer, verwirrt sah Harry ihm hinterher.
„Ich m-musste mal u-und du h-hast auf mir ge-gelegen.“, erklärte Niall noch einmal, als er wieder da und Harry lachte. „Tut mir leid.“, grinste er und breitete seine Arme aus, damit Niall wieder zu ihm kam.
„M-Macht ja nichts.“ Zufrieden kuschelte sich Niall zurück in Harrys starke Arme. Wenn es nach Niall ginge, dann würde er den ganzen Tag nichts anderes tun, als mit Harry zu kuscheln.
„Wollen wir rüber ins Schlafzimmer gehen?“, fragte der Lockenkopf, Niall zuckte mit den Schultern. „Ich b-bin nicht m-müde.“ „Wir müssen ja nicht schlafen.“, lachte Harry und hob den Blonden hoch, der überrascht auf quietschte.
Vorsichtig trug Harry ihn im Brautstyle durch das Wohnzimmer und den kleinen Flur bis in das Schlafzimmer. Niall kicherte, als Harry ihn auf das Bett warf und sich danach über ihn kniete.
Harry lächelte, während er Nialls Gesicht musterte und stellte fest, dass der Blonde dabei rot anlief und verlegen zur Seite sah. Sanft tupfte der Lockenkopf kleine Küsse auf die Wangen und die Stirn des Blonden, arbeitete sich über seine Nase bis zu seinem Mund vor und platzierte dort einen längeren Kuss.
Seine Hände verschwanden in den weichen, blonden Haaren und auch Nialls Hände zogen spielerisch, aber zärtlich an Harrys braunen Locken. Heftig erwiderte der Blonde den Kuss und Harry seufzte auf.
Dafür, dass Niall noch nie in seinem Leben geküsst worden war, bis Harry dies getan hatte, war er ein fantastischer Küsser, zumindest fand Harry das und wenn es nach ihm gegangen wäre, dann hätte er nicht aufgehört den Blonden zu küssen.
Da er aber noch etwas länger etwas von diesem wunderbaren Gefühl haben wollte, ließ er von dem Kleineren ab und legte sich neben ihn. Sofort bettete Niall seinen Kopf auf Harrys Brust.
„Ich bin froh, dass du ausgerechnet vor meiner Haustür gesessen hast.“, murmelte Harry und Nialls Haare und der Blonde brummte zustimmend. „I-Ich bin a-auch froh. Am L-Liebsten will ich f-für immer b-bei dir b-bleiben.“
Harry wusste, wie viel diese Worte eigentlich bedeuteten und mit 19 Jahren schon zu sagen mit einer Person für immer zusammen zu bleiben, war schon sehr wagemutig. Trotzdem hätte er nichts dagegen, den Rest seines Lebens mit dem kleinen Blonden zu verbringen, auch wenn dieses Gefühl allein durch seine verliebte Naivität kam.
„Ich werde so lange bei dir sein, wie du das willst.“, versprach der Lockenkopf und schlang seine Arme um Nialls schlanken Körper, presste ihn fest an sich.
„Ich liebe dich.“, nuschelte er in Nialls Nacken, aber der Blonde bekam dies nicht mehr mit, da er schon längst eingeschlafen war. Die drei Worte waren nicht einfach so dahin gesagt, Harry fühlte tatsächlich so.

Sentimentalitäten

Harry wachte auf, als Niall noch schlief. Vorsichtig stand er auf und ging in die Küche, um dort ein Frühstück vorzubereiten.
Anschließend ging er Niall wecken, indem er den Blonden sanft wach küsste. Niall grummelte und öffnete schläfrig die Augen, als er Harry genau vor sich erkannte, lächelte er und schlang seine Arme um den Nacken des Lockenkopfes.
„Morgen.“, grinste Harry und hauchte Niall noch einen Kuss auf die Lippen. „Morgen.“, antwortete dieser und rollte sich an Harrys Seite zusammen, nachdem er ihn wieder ins Bett gezogen hatte.
„In der Küche wartet Frühstück auf uns. Tee, Pancakes, Toast und Schokolade, die man aufs Brot machen kann.“ Das klang mehr als verlockend und Niall hob den Kopf. „Das g-gibt es?“, fragte er erstaunt und Harry nickte.
„Komm mit und du kannst es probieren.“ Das ließ Niall sich nicht zweimal sagen und sprang förmlich aus dem Bett. Harry nahm seine Hand und so gingen sie zusammen in die Küche.



Niall aß vier Scheiben Toast mit der ‚Brotschokolade‘ wie er es nannte und zusätzlich noch drei Pancakes damit. Harry sah ihm fasziniert dabei zu und fragte sich, wo diese Unmengen von Essen nur verschwanden. Denn eine tolle Figur hatte Niall allemal.
„Wie wäre es mit einem Spaziergang am Wasser?“, fragte Harry den Blonden, als sie zusammen abwuschen und Niall nickte. „Gerne.“ Sie räumten also zu Ende auf, zogen sich vernünftige Kleidung, ihre Schuhe und Jacken an und verließen das kleine Haus.
Es war ein wenig windig und fürsorglich legte Harry seinen Arm um Nialls Schultern, dieser legte seinen Arm um die Hüfte seines Freundes und zusammen steuerten sie den kleinen Strand an.
Schweigend liefen sie am Wasser entlang, auf dem sie die Sonne spiegelte. Die Wellen rauschten und Möwen flogen kreischend umher. Beide hingen sie ihren Gedanken nach.
„Harry…“, fing Niall an und sah den Lockenkopf von der Seite an. „Was ist denn?“ „Du hast d-doch gesagt, d-dass man m-mehr machen k-kann, wenn man zu-zusammen ist.“, erklärte Niall sein Anliegen und Harry lächelte.
„Und du willst wissen, was das ist, richtig?“ Niall nickte. „Weißt du…ich bin schlecht darin Sachen zu erklären…“ „Finde ich n-nicht.“, unterbrach Niall ihn und Harry grinste. „Naja jedenfalls kann ich solche Sachen nicht erklären. Ich zeige sie dir aber, versprochen.“
Harry lächelte und Niall lächelte zurück, dann beugte der Lockenkopf sich etwas nach unten und stahl sich einen Kuss von den weichen Lippen seines Freundes. Dabei spürte er, dass Niall ein wenig zitterte, also zog er ihn in eine Umarmung.
„Wollen wir langsam zurückgehen? Dir ist kalt oder?“, wisperte er. „Ein b-bisschen.“, gab Niall zu und Harry wuschelte ihm durch die Haare. Am Strand war niemand, also musste er auch keine Mütze tragen. Notfalls hatte er noch eine Kapuze, wenn doch jemand kommen sollte.
„Komm. Und wenn wir da sind, dann mach ich uns Tee.“, versprach Harry, nahm Niall an der Hand und dann liefen sie den Weg wieder zurück.



Mit zwei Tassen Tee und ein paar Keksen machten die beiden es sich im Wintergarten gemütlich und sahen nach draußen. Aus dem Wind war inzwischen ein Sturm geworden und es regnete praktisch Bindfäden.
Nialls Schwanz schlug in einem immer gleichen Rhythmus von Links nach rechts, während er aus dem Fenster starrte und die Wassertropfen dabei beobachtete, wie sie an der Scheibe herunter glitten.
„Ich hab m-mehrmals versucht weg-weg zulaufen.“, wisperte Niall und stellte seine Tasse ab, die er die ganze Zeit in den Händen gehalten hatte. „A-Aber ich h-hab es nie ge-geschafft. Bis zum l-letzten M-Mal.“
„Komm her.“, verlangte Harry und schlang dann seine Arme um Nialls Mitte, als dieser es sich auf seinen Schoß bequem machte. „Du hast es jetzt geschafft und du bist in Sicherheit und du musst nie wieder zurück.“, murmelte er und tupfte kleine Küsse auf den Nacken des Blonden, sodass dieser wohlig seufzte.
„A-Aber was ist, w-wenn du m-mich nicht m-mehr h-haben willst?“, fragte er und drehte seinen Kopf zu Harry. „Das wird nicht passieren.“, versprach dieser und drückte Niall einen Kuss auf die Lippen.
„Du bist mir viel zu wichtig, um dich wieder gehen zu lassen. Es sei denn, du willst gehen, dann lasse ich es auch zu. Du bist jetzt frei und du kannst tun und lassen, was du willst.“ Der Gedanke Niall gehen zu lassen, schmerzte Harry und er nahm eine von Nialls Händen und verschränkte sie mit seiner eigenen.
Niall antwortete nicht mehr und Harry sagte ebenfalls nichts mehr. Sie saßen nur da und starrten in den Regen, bis Nialls Magen knurrte.



Am Abend lagen sie zusammen gekuschelt im Bett und Harry ließ seine Hand unaufhörlich durch Nialls weiche Haare wandern. Das Gefühl war einfach zu gut um es nicht zu tun. Niall hingegen ließ seine Finger über Harrys Brust wandern, immer in kleinen, kreisenden Bewegungen. Selbst durch das T-Shirt, das Harry trug, fühlte es sich für ihn so an, als würde Niall kleine Stromstöße durch seinen Körper jagen.
Außerdem spürte Harry, wie sich noch etwas anderes an ihm regte, was ihm klar machte, dass er Niall bald wohl einiges zeigen müsste. Wobei er schon fast wieder ein schlechtes Gewissen bekam. Der Blonde war so unschuldig. Aber Harry war das auch mal gewesen, auch wenn es kaum glauben mochte.
„Was hältst du davon, wenn wir morgen zusammen baden?“, wisperte Harry in die Dunkelheit hinein, in der Hoffnung, dass Niall noch nicht schlief. „Okay.“, bekam er aber eine leise, schläfrige Antwort. Harry lächelte.
„Gute Nacht Kleiner.“, flüsterte er und suchte im Dunkeln nach Nialls Gesicht, als er es mit beiden Händen umfasst hatte, suchte er mit seinen Lippen die von Niall, bis er erneut fündig wurde und den Blonden noch zu einem kleinen Duell herausforderte, bevor sie schließlich einschliefen.

Badespaß

„Ich bin gleich wieder da. Ich bereite nur schon mal das Bad vor.“, versprach Harry und drückte Niall einen Kuss auf die Lippen. „Okay.“ Der Blonde lächelte und wandte sich wieder dem Fernseher zu.
Harry ging auf die Terrasse und pflückte etwas Efeu und ein paar Rosenblüten, beide Pflanzen rankten sich um den kleinen Schuppen im Garten.
Seine Beute trug Harry ins Badezimmer, wo er sie auf den Badewannenrand und das Mobiliar legte und ein paar Kerzen dazwischen stellte, die er in einem Schrank im Wohnzimmer gefunden hatte.
Er wollte, dass die Atmosphäre romantisch war, vielleicht auch ein wenig kitschig. Es sollte schön sein, etwas Besonderes. Harry plante nicht Niall direkt alles zu zeigen. Er wollte langsam aber sich immer weiter einen Schritt wagen, bis sie irgendwann bei dem letzten, entscheidenden angekommen waren.
Aber bis dahin war es noch weit und Harry wusste das. Er wusste auch, dass er nichts überstürzen durfte, aber er war sich sicher, dass er es schaffen würde. Auch wenn es ihm schwer fiel Niall nicht einfach auf eine Matratze zu drücken und besinnungslos zu küssen. Diese blauen Augen und das unschuldige Lächeln machten ihn einfach wahnsinnig, er konnte nichts dafür.
Harry kippte etwas von dem Badezusatz, den er extra noch am Vormittag gekauft hatte, in die Badewanne und stellte das warme Wasser an. Sofort roch es in dem kleinen Raum nach Milch und Honig, gemischt mit dem Duft der Pflanzen. Zufrieden betrachtete Harry sein Werk und verließ das Bad, um Niall zu holen.
„Kommst du?“, fragte Harry, als er den Kopf durch die Wohnzimmertür steckte und Niall drehte sich zu ihm um. „Ja.“ Freudig sprang der Blonde auf und griff nach Harrys Hand, die er ihm hin streckte.
„H-Harry?“, fragte Niall unsicher, als sie im Badezimmer standen. „Was ist denn?“ „Du…du d-darfst n-nicht meinen R-Rücken an-angucken.“, bat Niall und senkte den Blick.
„Natürlich Kleiner. Wenn du das nicht willst, dann mach ich es auch nicht.“, versprach Harry und gab Niall einen Kuss auf die Stirn. Dann standen sie einfach nur vor einander und sahen sich an.
„Ähm…wir sollten uns mal in die Wanne legen. Sonst ist das Wasser kalt.“, meinte Harry und zog sich sein Shirt über den Kopf. Dann öffnete er seine Hose und zog sie von seinen Beinen, in Shorts stand er vor Niall.
„Du b-bist schön.“, nuschelte der Blonde und Harry grinste. „Dankeschön. Weißt du, wer noch schön ist? Und niedlich? Und süß?“, fragte er und legte seine Arme um Niall, vergrub sein Gesicht in der Halsbeuge des Blonden.
„Wer?“, fragte dieser, unschuldig wie er war. „Du.“, lachte Harry und Niall erschauderte, als der warme Atem seinen Hals traf. „Gar nicht.“, protestierte er, aber seine Wangen waren trotzdem rot angelaufen.
Harry ließ ihn los, sodass Niall sich ausziehen konnte. Rücksichtsvoll versuchte der Lockenkopf nicht auf den demolierten Rücken des Blonden zu sehen, stattdessen zog er seine Shorts aus und stieg in das stark schäumende Badewasser.
Harry stellte das Wasser aus und tauchte einmal komplett unter. Als er wieder auftauchte, stieg Niall gerade in die Badewanne, er wusste nur nicht, wo er sich hinsetzen sollte.
„Komm her.“, lächelte Harry und breitete seine Arme aus, während er gleichzeitig die Narben, die er sehen konnte, ignorierte. Zögerlich setzte Niall sich und lehnte seinen Rücken gegen Harrys Bauch. Sofort schlang der Größere seine Arme um dem schmalen Körper vor ihm.
„Das r-riecht gut.“, murmelte Niall und lehnte seinen Kopf mit geschlossenen Augen zurück, sodass er auf Harrys Schulter zum Liegen kam. „Gut, dass du das magst.“, wisperte Harry und strich mit einer Hand über die weiche Haut auf Nialls Bauch.
Als er sich mit seinen Händen Nialls Seiten näherte, kicherte der Blonde und versuchte Harrys Fingern zu entkommen. Dummerweise rutschte er dabei auch auf Harrys Körpermitte herum, sodass der Lockenkopf sich ein Stöhnen verkneifen musste. Aber er hörte auf Niall zu kitzeln. Stattdessen malte er kleine Kreise auf seine Brust und seinen Bauch und tupfte kleine Küsse in seinen Nacken. Nialls Kopf fiel zur Seite, damit Harry mehr Platz hatte und der Blonde seufzte.
Plötzlich zuckte er erschrocken zusammen und sah Harry mit aufgerissenen Augen an. „H-H-Harry! I-Ich…da…d-da ist w-was.“, stammelte er fast panisch und Harry sah ihn verwirrt an. „Was?“ „U-Unter meinem B-B-Bauch.“, erklärte Niall und der Lockenkopf nahm sein Gesicht sanft zwischen seine Hände.
„Das fühlt sich gut an, stimmt’s?“, wisperte er und Niall nickte langsam. „Weißt du, wenn man sich liebt, dann hab ich ja gesagt, dann küsst man sich und kuschelt und macht noch andere Sachen. Das, was du da fühlst, ist etwas, was passiert, wenn man manche Sachen zusammen macht. Aber es wird sich toll anfühlen, versprochen.“, flüsterte Harry weiter und küsste Nialls weiche Lippen.
„Ich w-will wissen, w-wie sich d-das an-anfühlt.“, murmelte Niall und Harrys rechte Hand verschwand im Wasser. Spielerisch glitten seine Finger über Nialls Brust herunter bis zu der Erektion, die sich bei dem Blonden gebildet hatte.
Niall zuckte, als Harrys Hand sich darum legte, aber schon bald schloss der stöhnend die Augen und vergrub sein Gesicht in Harrys Halsbeuge. Gedämpft traf sein Atem Harrys Haut und der Lockenkopf erschauderte.
„Harry, Harry, Harry…“ murmelte Niall auf Dauerschleife und seine Hand fasste fest um Harrys Arm. „Das…ich…Harry…“, stammelte er und krallte sich in Harrys Arm, als er kam.
Sein gesamter Körper spannte sich an und sackte dann kraftlos in Harrys Armen zusammen. Harry drückte seine Lippen auf Nialls Schläfe.
„Und? Hat es sich gut angefühlt?“, wisperte er und Niall konnte nur nicken. „Komm, wir gehen schlafen.“, schlug Harry vor, auch wenn seine eigene Erregung noch immer vorhanden war. Aber darum ging es jetzt nicht.
„Mhm…“, brummte Niall, also schob Harry ihn vorsichtig in eine aufrechte Position und ließ das Wasser ablaufen.
„Komm Kleiner.“ Harry kletterte aus der Badewanne und half Niall auf die Füße. Zärtlich wickelte er ihn in ein großes, flauschiges Badetuch und schloss ihn dann in eine Umarmung.
„Ich bin m-müde.“, murmelte Niall und lehnte sich gegen Harry. „Ich weiß. Abtrocknen und dann schlafen wir.“ Mit dem Handtuch rubbelte er den Blonden trocken, anschließend trocknete er sich selbst ab und nackt wie sie waren gingen sie ins Schlafzimmer.
„Hier.“ Harry reichte Niall eine Boxershorts und ein T-Shirt und nachdem der Blonde beides angezogen hatte, kroch er unter die Decke und gähnte.
„K-Kommst du?“, fragte er und streckte einen Arm nach Harry aus. „Bin ja schon da.“, lachte dieser und schlüpfte, nachdem er sich ebenfalls etwas angezogen hatte, zu Niall unter die Bettdecke.
„Schlaf schön, Kleiner.“, wisperte Harry und schlang seine Arme um den Kleineren. „Nacht.“, brummte Niall und kuschelte sich zufrieden in Harrys starke Arme.

Kuscheln

„Niall, aufwachen.“, flüsterte Harry am nächsten Morgen und beobachtete, wie der Blonde seine Augen öffnete und ihn ansah. Niall gähnte, dabei entfloh ihm ein kurzes Miau und Harry lachte auf, das Niall sein rotes Gesicht im Kissen versteckte.
„Du bist so niedlich.“, grinste der Lockenkopf und schob ein paar Haarsträhnen bei Seite, damit er Nialls Schläfe küssen konnte. Der Blonde brummte was in das Kissen und kuschelte sich wieder an Harry.
„Was ist?“, fragte dieser und begann die weichen Ohren von Niall zu kraulen. „W-Will nicht auf-aufstehen.“, murmelte dieser und blinzelte verschlafen.
„Sollen wir den ganzen Tag im Bett verbringen? Wir können auch im Wohnzimmer ein bisschen Platz machen und dann die Matratze dahin legen. Dann können wir unsere Sachen rüber räumen und den ganzen Tag rumliegen.“ Harry war völlig begeistert von seiner Idee, während Niall nur müde nickte.
„Willst du duschen und ich räume um?“, fragte der Lockenkopf und Niall nickte erneut und richtete sich auf. „Du b-bist s-so munter.“, grummelte er und rieb sich die Augen, Harry lachte.
„Ach komm schon, stell dich nicht so an. Die Dusche wird dich wach machen.“, prophezeite er und sammelte das Bettzeug ein, damit er dieses schon mal in das Wohnzimmer bringen konnte.
„Kalt!“, protestierte Niall, sprang auf und verschwand dann im Bad, während Harry wieder lachte und dann gut gelaunt ein Lied vor sich hin pfiff, als er die Matratze ins Wohnzimmer hievte, das Bettzeug und andere Kissen darauf warf und dann in Küche ging und Frühstück machte.
Er schob Aufbackbrötchen in den Ofen und schmierte anschließend vier Hälften davon mit Nialls geliebten Schokoladenaufstrich und machte sich selbst zwei Hälften mit Käse und eine mit Salami.
Schnell hatte er noch einen Apfel und zwei Bananen geschnitten und wurde gerade mit allem fertig, als Niall wieder aus dem Badezimmer kam. Der Blonde war nur in ein Handtuch gewickelt und seine Haare waren noch ein wenig feucht.
„Zeih dich an und dann komm, es gibt Essen.“, meinte Harry und deutete mit dem Kopf auf die Teller in seiner Hand, mit denen er gerade ins Wohnzimmer gehen wollte. Nialls Augen leuchten förmlich auf und er ging lächelnd ins Schlafzimmer, um sich dort etwas zum Anziehen heraus zu suchen.
Mit einem von Harrys Pullovern und einer Jogginghose bekleidet, ging er ins Wohnzimmer und ließ sich von dem Lockenkopf auf dessen Schoß ziehen.
„Heute ist das richtige Wetter um drinnen zu kuscheln, Guck mal, es regnet und stürmt.“, meinte Harry und deutete nach draußen. Tatsächlich klatschten große Tropfen an die Scheiben und die Bäume vor dem Fenster bogen sich stark. Der Himmel war fast schwarz und es ertönte ein leises Grummeln in der Ferne.
Niall wandte den Blick vom Fenster ab und drückte sich mehr an Harry. Er mochte schon keinen Regen, aber vor allem hasste er Gewitter. Die waren nicht gut für seine empfindlichen Ohren und außerdem hatte er Angst vor den Blitzen.
„Hier.“ Harry hielt dem nachdenklichen Blonden eine Brötchenhälfte hin und dankbar nahm dieser sie in die Hand und biss davon ab. Die Brötchen waren noch ein bisschen warm und der Aufstrich dadurch ein wenig flüssig.
„Kannst du m-mir w-was er-erzählen?“, bat Niall und lehnte sich an Harry. „Was willst du denn wissen?“, fragte dieser und Niall zuckte mit den Schultern. „Alles!“ Harry lachte und nahm sich eine weitere Brötchenhälfte.
Dann fing er an Niall zu erzählen, warum er in London lebte und was er für ein Verhältnis zu seiner Familie hatte. Aufmerksam hörte Niall zu und aß zufrieden sein Frühstück.
Harry erzählte, wie er einmal mit Louis und Liam zusammen in ein Freibad eingebrochen waren und dann vor der Polizei geflüchtet waren. Wie Liam danach den beiden anderen eine Standpauke gehalten hatte, weil er genau gewusst hatte, was für eine schlechte Idee das gewesen war.



„W-Warum bist du n-nicht mit L-Louis zu-zusammen?“, fragte Niall irgendwann, als Harry erzählte wie die beiden sich kennen gelernt hatten und was sie schon alles zusammen erlebt hatten. Harry stockte und lachte dann.
„Weißt du, Louis steht nicht auf Männer. Die Menschen sind ein bisschen komisch und viele denken, dass ein Mann und eine Frau zusammen sein müssen. Aber es können auch Männer mit Männern und Frauen mit Frauen zusammen sein. Es kommt darauf an, was man lieber mag.
Aber Louis mag Frauen lieber und er hat auch eine tolle Freundin, sie heißt Eleanor. Vor ein paar Jahren, als ich gemerkt habe, dass ich Männer lieber mag, da war ich ein bisschen verliebt in Louis, aber ich wusste, dass ich keine Chance haben würde.
Naja, es war auch nur eine kleine Schwärmerei und ich bin froh, dass Louis mein bester Freund ist. Es ist, als wäre er mein Bruder und damit bin ich mehr als zufrieden und glücklich.
Außerdem hab ich ja dich. Du bist viel niedlicher und süßer und toller und atemberaubender und noch viel mehr anders als Louis.“, erklärte Harry und legte einen Arm um Nialls Schultern.
„Achso.“, nuschelte Niall und versuchte seine roten Wangen zu verbergen. Er konnte einfach nicht damit umgehen, wenn Harry ihm solche Sachen sagte. Außerdem konnte er so etwas nicht sagen, ohne dabei zu stottern und hielt dann lieber den Mund. Dabei wollte er Harry auch so gern sagen, was er alles toll an ihm fand.
Plötzlich krachte ein lauter Donner und ein Blitz erhellte den dunklen Himmel über dem Bungalow. Erschrocken zuckte Niall zusammen und drückte sich enger an Harry.
„Du hast Angst, hm?“, fragte dieser, zog die Decke mehr über Niall und sich und nahm den zitternden Blonden in seine Arme.
„Ich bin da, alles ist gut. Dir kann nichts passieren.“, flüsterte er Niall zu und streichelte seinen Rücken. Ein weiterer Donner ertönte und Niall wimmerte leise, bevor er anfing zu weinen und zu schluchzen.
„Hey, nicht weinen. Ich bin bei dir. Hier ist es sicher und alles ist gut. Nichts und niemand tut dir was, solange ich bei dir bin.“, versprach der Lockenkopf und wischte Niall die Tränen aus dem Gesicht.
„D-D-Danke.“, murmelte Niall und rollte sich zu einer kleinen Kugel an Harrys Seite zusammen.

Sorgen

Eine Woche nach Nialls und Harrys Ankunft in dem Ferienhaus erhielt der Lockenkopf einen Anruf von Louis.
„Du hättest dich mal melden können! Außerdem hab ich schon mehrmals versucht dich anzurufen. Liam stand vorgestern vor meiner Tür und Zayn hat mich auch schon gefragt, wo du steckst.“, beschwerte der Ältere sich.
„Tut mir leid, ich war…beschäftigt.“, meinte Harry entschuldigend und Louis schnaubte, sagte aber nichts.
„Jedenfalls hab ich diesen Besitzer von dem Kleinen wieder gesehen. Er saß in einem schwarzen Geländewagen, der vor deinem Wohnhaus geparkt war. Ich hab ihn gesehen, als ich gestern bei dir nach der Post schauen wollte. Ich weiß nicht, wie lange er dort schon sitzt und wie lange er da noch sitzen wird. Ruf mich auf jeden Fall an, bevor ihr nach Hause kommt, damit ich sehen kann, ob es sicher ist. Wenn dieser Kerl dann immer noch da ist, dann musst du dir eine Alternative überlegen.“ Etwas geplättet von den neuen Informationen, ließ Harry sich auf die Couch fallen.
„Woher weiß er denn, wo Niall sein könnte? Nur du weißt, dass er bei mir ist und eigentlich dürfte ihn niemand gesehen haben. Wir müssen in einer Woche wieder zurück, ich muss arbeiten und Geld verdienen, sonst verliere ich meine Wohnung und wir können uns auch sonst nichts mehr leisten.“ Harry war mehr als verzweifelt und Louis hörte es genau.
„Pass auf, ich mach dir einen Vorschlag. Liam, Zayn und ich, wir kommen morgen zu euch und du erklärst den anderen beiden die ganze Sache, damit wir uns alle zusammen was überlegen können, falls dieser Kerl noch da ist. Geld sollte kein Problem sein, ich kann dir was leihen, El hat gerade einen großen Modeljob bekommen und wir haben genug Geld.“, erklärte Louis und Harry seufzte.
„Danke Lou. Aber ich will dein Geld nicht, wirklich nicht. Dann bring die beiden morgen her und ich erkläre Niall in der Zeit alles.“ „W-Was ist m-mit mir?“, fragte auch in dem Moment der Blonde und Harry winkte ihn zu sich.
„Bis morgen dann.“, verabschiedete er sich und Louis und er beendeten das Gespräch. Der Lockenkopf zog Niall auf seinen Schoß und umarmte ihn.
„Wer w-war das?“, fragte der Kleinere und drehte sich, damit er Harry ansehen konnte. „Das war Louis. Dein alter Besitzer steht vor unserem Haus in London und beobachtet die Wohnung. Vielleicht können wir in einer Woche noch gar nicht nach Hause fahren. Aber morgen kommen Louis und zwei Freunde von mir uns besuchen und dann überlegen wir uns, was wir machen können, damit er verschwindet.“
„E-Er…Er d-d-darf m-mich nicht f-finden! W-Will b-bei dir…bei dir b-b-bleiben! Ich…I-Ich…“, stammelte Niall und brach in Tränen aus. Harry hatte damit schon gerechnet und nahm ihn sanft in die Arme.
„Hey, ich hab dir doch versprochen, dass dir nichts passiert, schon vergessen? Er kann uns nichts tun und er wird uns auch nichts tun, er wird dich nicht finden und du kannst bei mir bleiben.“, murmelte er dem Blonden ins Ohr und rieb über seinen Rücken.
„Louis und Zayn und Liam sind alle gute Freunde von mir und wir werden alles tun, damit er uns nicht findet und er wird dich auch nicht kriegen. Du bist mir viel zu wichtig, als das ich dich wieder verlieren könnte. Ich liebe dich doch.“, fuhr Harry fort und Niall richtete sich etwas auf, damit er Harry ansehen konnte.
„D-Du l-liebst mich?“, schniefte er und seine blauen Augen hatte er weit aufgerissen. Der Lockenkopf lächelte sanft und schob eine Haarsträhne aus Nialls Gesicht, bevor er die Tränen von seinen Wangen wischte.
„Ja, genau das tue ich. Deswegen werde ich auch alles tun, damit ich dich nicht wieder verliere.“, antwortete er und umfasste Nialls Gesicht mit seinen Händen, bevor er ihm einen Kuss auf die Lippen drückte.
„I-Ich…Ich l-l-liebe d-dich a-auch. G-G-Glaub i-ich.“, murmelte Niall und Harry lächelte ihn an. „So, wir haben nicht mehr so viel Zeit allein, was machen wir noch?“, fragte er und Niall zuckte mit den Schultern, im gleichen Moment knurrte sein Magen und Harry lachte auf.
„Ich mach uns mal ein Mittag- oder vielleicht doch eher ein Abendessen. Es ist ja schon fast zu spät zum Mittagessen. Was willst du machen?“ Sanft schob Harry den Blonden von seinem Schoß und stand auf.
„I-Ich übe.“ Noch einmal wischte Niall sich über das Gesicht, um auch die letzten Tränen verschwinden zu lassen, dann verließ er das Wohnzimmer und holte seine Lernhefte. Lächelnd sah Harry ihm hinterher und ging dann in die Küche.
Es war nicht mehr viel da und er hätte schon längst wieder einkaufen müssen. Wenn seine Freunde kamen, dann brauchte er definitiv mehr Essen. Zuerst aber zauberte er aus den Eiern, ein paar Pilzen und etwas Speck aus dem Kühlschrank zwei Omeletts, während Niall am Tisch saß und über den verwirrenden Buchstaben brütete.
Er konnte inzwischen alle Buchstaben schreiben, aber in dem Heft, in dem er Lesen lernen sollte, fiel es ihm schwer den Sinn hinter der Anordnung der Buchstaben zu finden.
Harry unterbrach Nialls anstrengende Grübelei, als er ihm einen Teller vor die Nase stellte und ihm Besteck reichte.
„Ich erzähl dir ein bisschen was über Liam und Zayn, okay? Damit du morgen weißt, wer das ist. Wir werden ihnen auch erklären müssen, dass du zu einem Teil Katze bist und warum du bei mir bist und dein Besitzer dich sucht. Aber sie sind tolle Freunde und sie werden dich mögen.“, meinte Harry und setzte sich dem Blonden gegenüber.
„W-Wirklich?“, fragte dieser mit großen Augen und ängstlichem Gesichtsausdruck. „Ja wirklich. Und wenn nicht, dann müssen sie eben wieder gehen.“ Harry grinste und Niall lächelte leicht, bevor er sich etwas Essen in den Mund schob.
„Aber mach dir keine Sorgen, alles wird gut werden.“, versprach Harry noch, bevor er sich auch seinem Essen widmete.

Krisenbesprechung

Am nächsten Morgen standen Zayn, Liam und Louis schon um acht Uhr morgens vor der Tür und klopften so laut es ihnen möglich war.
Harry brauche eine Weile, bis er aus seinem Schlaf erwachte und das Klopfen hörte, er stand auf und ließ seine brummenden Freunde herein.
„Warum so früh?“, grummelte der Lockenkopf und begleitete seine Freunde in das Wohnzimmer. „Wartet hier, ich wecke Niall und dann komm ich wieder.“, murmelte er und ging zu dem Blonden ins Schlafzimmer.
„Aufwachen Kleiner. Die anderen sind da.“ Niall gähnte und rieb sich die Augen, bevor er sie aufschlug. Sanft drückte Harry seine Lippen gegen Nialls Schläfe und lächelte.
„Meine Freunde sind da. Bei du hier und werde in Ruhe wach und zieh dir was an, ich will Zayn und Liam erstmal die Situation erklären und sie darauf vorbereiten, dass du Katzenohren und einen Katzenschwanz hast.“, erklärte Harry und Niall senkte deprimiert den Kopf.
„Ich b-b-bin ko-komisch, o-oder?“, fragte er leise und Harry kniete sich neben das Bett, damit er dem Blonden ins Gesicht sehen konnte.
„Du bist einzigartig und wundervoll. Du bist anders, aber das bedeutet nicht, dass du schlechter oder weniger wert bist als andere. Du bist auch nicht komisch. Du bist toll, so wie du bist. Man ist es nur nicht gewohnt, dass ein Mensch Teile eines Tieres besitzt. Deswegen will ich es Liam und Zayn erst erklären, bevor…“
„Harry, wo…Oh.“ Liam stand in der Tür und sah verwirrt zwischen Harry und Niall hin und her. Sein Blick huschte immer wieder zu den Ohren auf dem Kopf des Blonden und dem Schwanz, der bewegungslos auf den weißen Laken lag.
„Liam, geh einfach ins Wohnzimmer und warte, bis ich da bin.“ Harrys Stimme war ernst und Liam drehte sich tatsächlich um und ging.
„E-Er h-h-hasst m-mich.“, jammerte Niall und Harry nahm ihn in den Arm. „Ach Quatsch. Es ist wie mit Louis, der war auch nur überrascht. Ich geh das jetzt erklären und dann komm ich dich holen und du kannst die beiden kennen lernen.
„A-Aber ich w-will nicht a-a-allein sein.“ Mit großen Augen sah Niall den Lockenkopf an und dieser seufzte ergeben. Wie sollte er so einem Blick auch wiederstehen?
„Na schön, dann komm mit.“, gab er nach und Niall stand auf. Das T-Shirt, das er zum Schlafen getragen hatte, gehörte eigentlich Harry und war dementsprechend etwas länger und viel zu weit.
Harry nahm seine Hand und zusammen gingen sie ins Wohnzimmer, wo Louis gerade versuchte Liam zu beruhigen und Zayn daneben saß und nichts verstand. Zumindest nicht, bis sein Blick auf Niall fiel und ihm der Unterkiefer herunter klappte.
„Öhm, hey.“, meinte Harry und ließ sich auf dem Sessel nieder, mit Niall auf seinem Schoß.
„Harry, du hast ein bisschen was zu erklären, glaube ich.“, murmelte Liam und Zayn nickte nur, während Louis da saß und grinste.
„Ich, ähm, ja. Also das ist Niall und naja, wir sind zusammen. Er saß auf meiner Treppe und ich hab ihn auf einen Tee eingeladen und dann hab ich herausgefunden, dass er zum Teil Katze ist. Das nennt man auch Hybrid. Jedenfalls ist er weggelaufen aus Irland vor seinem alten Besitzer, aber der ist in London und sucht nach Niall und er hat irgendwie heraus gefunden, dass er bei mir ist und wo wir wohnen und jetzt steht er vor der Wohnung und wir sind nur hier, weil wir gehofft haben, dass er bald verschwindet, aber es scheint, als würde er nicht so schnell gehen, wenn er jetzt weiß wo wir wohnen. Wir brauchen Hilfe, irgendwie müssen wir es schaffen, dass dieser Mann wieder geht und wo anders nach Niall sucht und am besten nie wieder nach London kommt und Niall in Sicherheit ist. Ich hab ihm versprochen, dass ihm nichts passieren wird und ich auf ihn aufpasse und dieser Mann ihn nicht kriegt und ich will das Versprechen halten und ich kann ihn nicht verlieren, nicht an einen Mann, der ihn behandelt wie ein Tier und ihn einsperrt und traumatisiert und arbeiten lässt.“, ratterte Harry herunter und atmete tief durch.
„Okay warte. Also Niall ist zum Teil eine Katze und wird von einem Mann gesucht bei dem er früher gelebt hat und ihn wie ein Tier gehalten hat. Er ist jetzt dein Freund und du willst ihn beschützen?“, fasste Liam zusammen und Harry nickte.
„Entschuldige die Frage aber… Kannst du sprechen Niall?“, fragte Zayn und der Blonde schnaubte entrüstet.
„Ja, k-kann ich! N-Nur n-nicht so g-gut.“, erklärte er trotzig und funkelte Zayn an, der abwehrend die Hände hob.
„Okay tut mir leid. Ich hab mich das nur gefragt.“ Louis lehnte sich nach vorn und stützte die Arme auf seine Oberschenkel.
„So, wenn das jetzt geklärt ist, sollten wir darüber nachdenken, wie wir diesen Mann wieder loswerden. Ich finde, dass Harry und Niall auf jeden Fall so lange hier bleiben sollten, wie es geht. Wenn ihr Beiden dann unbedingt zurück müsst und der Kerl immer noch da ist, dann müsst ihr vielleicht bei einem von uns wohnen. Zayn, Liam, ihr seid doch dabei den Beiden zu helfen?“ Auffordernd sah Louis die beiden an und sie nickten stumm.
„Gut, wenn das geklärt ist, haben wir noch das Problem, dass er wohl kaum von allein gehen wird. Vielleicht sollte einer von uns ihn anrufen und ihm sagen, dass wir das Suchplakat gesehen haben und ihn in eine andere Richtung schicken.“, schlug Louis vor und Liam schüttelte den Kopf.
„Ich glaube nicht, dass das klappt. Wenn er wirklich den Tipp mit Harrys Wohnung bekommen hat, dann glaube ich nicht, dass er plötzlich woanders hinfahren wird. Aber vielleicht glaubt er irgendwann, dass es nur ein Irrtum war, wenn Niall und Harry nicht dort auftauchen. Dann fährt er bestimmt irgendwann von allein weiter. Deswegen find ich die Idee gar nicht so schlecht, dass die beiden bei einem von uns bleiben.“, erklärte er und Harry legte den Kopf schief.
„Wir wollen euch aber nicht zur Last fallen.“, murmelte er und drückte Niall etwas fester an sich. „Das tut ihr gar nicht. Wir wollen euch nur helfen und ihr braucht definitiv unsere Hilfe. Ich kenn diesen Mann nicht, aber ich weiß nicht, was er tun würde, um Niall wieder zu bekommen und ich will nicht riskieren, dass einer von euch in Gefahr gerät, oder Niall verschwindet und dein Herz bricht, Haz.“, meinte Louis eindringlich und sah seinem besten Freund in die Augen.
„Okay… Aber erst einmal bleiben wir hier. Ich rufe meine Chefin an und frage, ob ich noch eine Woche frei haben kann. Das Geld reicht bis dahin noch. Dann wären wir in zwei Wochen zurück in London. Vielleicht hat er bis dahin ja aufgegeben.“, gab Harry nach und seufzte.

Zayn

Auch nach zwei weiteren Wochen stand Nialls alter Besitzer noch immer vor der Wohnung der beiden. Louis rief regelmäßig an und informierte Harry über alles und der Lockenkopf wurde immer verzweifelter. Er musste wieder arbeiten und zurück nach London.
Allerdings konnten Niall und er nicht einfach so zurück, sie mussten dann bei einem der Jungs wohnen, aber eigentlich hatte keiner von Harrys Freunden genug Platz für zwei Leute.
Bei Louis und Eleanor war genug Platz, allerdings musste dann jemand Louis Freundin erklären, was Niall war und eigentlich wollte Harry da gern drauf verzichten.
Bisher hatten sie immer Glück gehabt und jeder war normal mit Niall umgegangen, aber je mehr von ihm erfuhren, desto wahrscheinlicher war es auch, dass jemand sich ihm gegenüber ablehnend verhalten würde.
Außerdem wollte Harry seinem besten Freund nicht zur Last fallen. Das hatte er in der Vergangenheit schon getan und er wollte Louis nicht immer etwas schuldig sein.
Allerdings musste er zurück, mit den drei Wochen Urlaub hatte er schon die Nerven seiner Chefin strapaziert und wenn er den Job behalten wollte, musste er wieder arbeiten. Und Harry brauchte den Job.
Niall dagegen hatte gar nichts dagegen, dass er Harry in der Hütte ganz für sich allein hatte. Allerdings bemerkte der Blonde, dass etwas mit seinem Freund nicht stimmte und er sich Sorgen machte.
Niall gab sich selbst die Schuld daran, weil Harry ohne ihn die ganzen Probleme nicht haben würde, aber Harry redete ihm das schlechte Gewissen schnell wieder aus. Denn Harry liebte den Kleinen viel zu sehr, als dass er zulassen könnte, dass er traurig war.



Am letzten Tag holte Zayn Harry und Niall mit dem Auto ab, damit sie nicht wieder Zug fahren mussten. Außerdem hatte er einen Vorschlag, den er den beiden erklären wollte.
Während Niall also schon im Auto saß und fast wieder schlief, weil es erst dämmerte, brachten Zayn und Harry das Gepäck ins Auto.
„Was hältst du davon, wenn ihr beiden erst einmal in meine Wohnung zieht und ich bei euch wohne? Dann kann ich den Kerl im Auge behalten und ihr seid nicht in Gefahr. Oder besser gesagt, Niall ist nicht in Gefahr.“, erklärte Zayn und Harry schüttelte den Kopf.
„Nein, das ist doch total umständlich und…“
„Harry, Ich kenn dich schon seitdem du in London lebst und in diesem Club auftrittst. Wenn ich eins über dich gelernt habe, dann, dass du die Menschen, die du liebst, beschützen willst und Niall ist dabei deine Nummer eins. Mir ist das doch vollkommen egal, wo ich wohne, ich bin doch eh nur zum Schlafen da. Und zum Essen vielleicht noch, aber sonst bin ich meistens unterwegs.“, unterbrach Zayn ihn und der Lockenkopf nickte zögernd.
„Na schön. Aber du weißt, dass du jetzt was bei mir gut hast?“, grinste Harry und die beiden stiegen in das Auto ein. Harry nahm hinten neben Niall Platz und Zayn selbst setzte sich hinter das Lenkrad.
„Hey Kleiner. Wir wohnen jetzt bei Zayn und Zayn wohnt bei uns.“, meinte Harry und Niall drehte verschlafen den Kopf zu ihm, blinzelte ihn an.
„Oh…okay.“, murmelte er und sah zu Zayn. „D-Danke.“, lächelte er und Zayn sah dies in dem Rückspiegel.
„Gern geschehen.“, meinte der Schwarzhaarige und fuhr auf die Autobahn. Ihm war nicht wohl bei der Sache die beiden wieder nach London zu bringen. Obwohl Zayn Niall erst kennen gelernt hatte und Louis, Liam und er einen Tag nach dem ersten Treffen wieder gefahren waren, hatte er den Blonden in sein Herz geschlossen.
Niall hatte einfach eine Art an sich, die einen dazu zwang ihn einfach zu mögen und ihn beschützen zu wollen. Zayn verstand, warum Harry so vernarrt in ihn war. Wäre Zayn nicht schon lange verliebt und wäre Niall sein Typ und nicht mit Harry zusammen, dann würde er sich vielleicht auch in ihn verlieben.
Zayns Gedanken schweiften zu Liam. Er hatte Liam über Harry kennen und schätzen gelernt und inzwischen war da mehr. Allerdings wusste er nichts über Liams Sexualität, vielleicht sollte er mal Harry danach fragen.
Zayn war schon lange allein. Er vertraute nur wenig Menschen. Sein Vater hatte ihn geschlagen und seine Schwester missbraucht, seine Mutter hatte nur dabei zugesehen. Zu seinen Eltern hatte er keinen Kontakt mehr und seine Schwester besuchte er einmal in der Woche in einer Klink.
Das war auch der Grund, warum er in London lebte. Seine Schwester hatte versucht sich umzubringen, weil sie das alles nicht mehr ausgehalten hatte. Jetzt wohnte sie in einer Klink und versuchte mit einer Therapie ihr Leben wieder unter Kontrolle zu bekommen und den Missbrauch von ihrem Vater zu verarbeiten.
Zayn versuchte sie dabei so gut es ging zu unterstützen, aber das war auch für ihn nicht immer ganz einfach.
Einmal hatte Zayn Liam seine ganze Lebensgeschichte anvertraut, aber auch nur, weil er betrunken gewesen war. Aber anschießend hatte er es nicht bereut und Liam verurteilte ihn nicht. Zayn vertraute ihm und er wusste auch, dass Liam es wert war, dass man ihm vertraute.



„Also hier ist die Küche, da gegenüber das Bad, hinten links das Schlafzimmer und das Wohnzimmer habt ihr ja schon gesehen.“, beendete Zayn die Tour durch seine Wohnung und sah die beiden anderen an.
„Gefällt es euch?“, wollte er wissen und Niall nickte, Harry sah Zayn dankbar an.
„Es ist perfekt, ich hoffe, dass du deine Wohnung bald wieder haben kannst.“, meinte der Lockenkopf, aber Zayn winkte ab. „Ach was, so lange Niall sicher ist, bleibe ich gerne in eurer Wohnung.“, erklärte er nur und Niall lächelte glücklich.
„D-Danke. I-Ich mag d-dich.“ Harry legte seinem Freund einen Arm über die Schultern und grinste Zayn an.
„Ich bin echt froh dich zu kennen.“ Zayn lächelte die beiden an und ging in das Schlafzimmer, um sich eine Tasche mit Sachen zu packen.
„Ich schau immer mal wieder bei euch, also bei mir, vorbei und berichte dann, wie es in eurer Wohnung aussieht.“, bestimmte Zayn und schulterte seine Tasche.
„Danke nochmal.“, wiederholte Harry an der Haustür und Zayn umarmte ihn kurz. „Du weißt, für meine Freunde mach ich alles.“, erinnerte er den Lockenkopf und ging dann.

Einbruch

Etwas mehr als eine Woche lang passierte nichts Besonderes. Harry ging nach wie vor arbeiten und Niall lernte weiter fleißig lesen. Harry hatte ihm nach der Arbeit ein Märchenbuch gekauft, mit extra großer Schrift und vielen Bildern und Niall hatte sich sehr darüber gefreut. Immer, wenn Harry nicht da war, dann las er in dem Buch und sobald der Lockenkopf zurück war, erzählte Niall ihm, was er gelesen hatte.
Harry freute sich, weil sein Freund so motiviert war und so viel lernen wollte und weil er wirklich Fortschritte machte. Auch das Sprechen fiel ihm schon leichter, zumindest wenn er nicht unter Druck stand oder sich aufregte oder ähnliches.



Aufgeregt betrat Zayn seine Wohnung, die im Moment von Harry und Niall bewohnt wurde. „Harry?“, rief er und der Lockenkopf streckte seinen Kopf aus der Küchentür.
„Was gibt es Zayn? Willst du mitessen? Ich mache Lasagne.“, fragte Harry fröhlich und Zayn seufzte. Die gute Stimmung musste er gleich zu Nichte machen.
„Harry in deine Wohnung wurde eingebrochen.“, erklärte Zayn, als er in die Küche kam und Harry viel der Kochlöffel aus der Hand.
„Bitte was? Fehlt was? Ist was kaputt? Geht es dir gut? Warst du dabei?“, bestürmte er Zayn mit Fragen und der Halbpakistani schüttelte den Kopf.
„Es ist nur ein bisschen was durchwühlt worden, aber soweit ich weiß, fehlt nichts und ich hab es nur gesehen, als ich vom Einkaufen wieder kam und ich hab mich schon gewundert, warum der Mann nicht mehr da war. Ich hab jedenfalls alles so gelassen und bin erstmal hier her gekommen. Er muss wissen, dass du Niall aufgenommen hast ,die Frage ist nur, woher er das weiß.“, erklärte Zayn und Harry ließ sich verzweifelt auf einen Stuhl fallen.
„Scheiße Zayn, was soll ich denn jetzt machen? Wenn er mich schon so gefunden hat, dann wird er uns auch hier finden, er wird Niall finden und ihn wieder mitnehmen. Zayn, das kann ich nicht zulassen! Du musst mir helfen, wir müssen…“
„Harry, beruhig dich erstmal. Vielleicht kannst du zur Polizei gehen und den Einbruch melden und sagen, dass dir dieses Fahrzeug aufgefallen ist. Louis hat sich das Kennzeichen notiert. Du musst ja nichts weiter erwähnen.“, versuchte Zayn ihn zu beruhigen.
„Meinst du, das ist eine gute Idee? Was ist mit Niall? Wenn sie seinen Ausweis sehen wollen oder so?“, fragte Harry zweifelnd. „Er bleibt einfach hier und wir halten ihn aus der Sache raus.“
„Harry? Oh, hallo Z-Zayn?“ Niall kam in die Küche und sah die beiden verwundert an, als sie ihn sorgenvoll musterten.
„Ni, ich muss mal in unserer Wohnung vorbei schauen und dann zur Polizei fahren, Zayn bleibt bei dir und erklärt dir alles, was du wissen musst.“, meinte Harry und sprang auf. Als er an dem Blonden vorbei kam, gab er ihm noch einen kurzen Kuss auf die Stirn und verschwand dann.



Tatsächlich war die Wohnung verwüstet und durchsucht worden, aber auch Harry stellte fest, dass nichts fehlte. Er griff also zum Telefon und wollte die Polizei anrufen, als er das Quietschen der Haustür vernahm. Eigentlich wollte er sie schon lange ölen, aber in dem Moment war er froh es nicht getan zu haben.
Leise schlich er sich durch das Wohnzimmer bis zur Tür und warf vorsichtig einen Blick um die Ecke. Im Flur stand Nialls alter Besitzer und eine Welle Adrenalin schoss durch Harrys Adern. Er trat einen Schritt zurück und überlegte fiberhaft, was er jetzt tun sollte.
Auf dem Wohnzimmertisch standen noch Zayns Einkäufe, die er in der Eile wohl da stehen gelassen hatte. Aus einer der Tüten ragte eine Glasflasche hervor und Harry griff schnell danach, anschließend stellte er sich wieder neben die Wohnzimmertür.
Er hörte die Schritte des Mannes im Flur immer näher kommen und sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Er konnte an nichts anderes denken, als an Niall und dass er ihn beschützen musste. Nichts anderes war wichtig. In dem Moment, in dem Harry den Fuß des Einbrechers sehen konnte, machte er einen Sprung nach vorn und schlug zu.
Die Flasche zersprang und Nialls Besitzer ging zu Boden. Sofort machte sich Panik in Harry breit, ob er den Mann wohl getötet haben könnte und er kniete sich neben ihn, um den Puls zu überprüfen. Dieser war glücklicherweise noch vorhanden und Harry atmete erleichtert auf. Das Adrenalin verschwand langsam und Harry wusste, was er tun musste. Die Polizei und einen Krankenwagen rufen.
Während er dies tat, behielt er den bewusstlosen Mann am Boden genau im Auge und keine fünf Minuten später hörte er die Sirenen vor dem Wohnhaus.
Ein Beamter ließ sich von Harry den Vorfall erklären und Harry schilderte, dass er nach Hause kam und seine Wohnung verwüstet vorfand und schließlich von dem Mann überrascht worden war.
Durch eine Überprüfung vor Ort stellte die Polizei fest, dass es sich bei Nialls Besitzer um einen gesuchten Verbrecher aus Irland handelte, der auch in England gesucht wurde, unter anderem wegen Körperverletzung, Waffenhandel und versuchtem Mordes.
Harry atmete erleichtert auf. So schnell würden sie den Kerl wohl nicht wieder sehen und Niall würde endlich in Sicherheit sein.
Der Beamte erklärte Harry noch, dass er seine Aussage nochmal auf der Wache abgeben und alles unterschrieben werden musste, aber der Lockenkopf hörte gar nicht richtig zu. Denn das Einzige, was für ihn zählte, war, dass Niall endlich in Sicherheit war, sie wieder zurück in die Wohnung konnten und keine Angst mehr zu haben brauchten.

Sicherheit

Zayn hatte in der Zeit, in der Harry in seiner Wohnung gewesen war, Liam und Louis angerufen und die beiden waren zu Zayn gefahren. Niall drehte fast durch, weil er nicht wusste wie es Harry ging und ob sein Besitzer vielleicht noch da war.
Dann klingelte Zayns Handy und Harry meldete sich, um zu erzählen, dass sie in Sicherheit waren und er alles erzählen wollte, wenn er wieder bei Zayn war.
Seine Freunde und Niall saßen bis zu seinem Erscheinen wie auf heißen Kohlen, weil sie unbedingt wissen wollten, was passiert war.
Als Harry dann schließlich ankam, fiel er als erstes Niall um den Hals und drückte den Blonden fest an sich, sodass dieser fast keine Luft mehr bekam.
„Niall, er ist weg. Er liegt im Krankenhaus und dann kommt er für eine lange Zeit ins Gefängnis und du bist sicher vor ihm. Wir können wieder in unsere Wohnung und haben sie ganz für uns allein und alles wird gut.“, brabbelte Harry glücklich und Niall versuchte sich etwas von ihm wegzudrücken.
„Harry…Luft.“, nuschelte er und der Lockenkopf ließ ihn frei und lachte.
„Sorry Kleiner, aber ich bin so froh darüber.“, grinste er und drückte Niall einen Kuss auf die Lippen, bevor er sich seinen Freunden zuwandte. Er setzte sich auf einen von Zayns Sesseln und zog Niall auf seinen Schoß, bevor er die ganze Geschichte erzählte.



„Sorry Zaynie, deine Wasserfalsche musste leider daran glauben, aber es war für einen guten Zweck.“, lachte Harry am Ende und die anderen fielen mit ein.
„Zayn, du hast unser süßes Liebespaar gerettet.“, meinte Liam und klopfte ihm auf die Schulter, während er ihn anlächelte. Unsicher lächelte Zayn zurück und sah dann auf seine Hände in seinem Schoß.
„Das ist echt fantastisch.“, stellte Louis fest und nahm sich einen Keks aus der Schale, die immer bei Zayn auf dem Tisch stand.
„Dann ziehen wir auch morgen direkt zurück in unsere Wohnung, heute müssen wir noch hier bleiben, weil die Polizei noch da beschäftigt ist und erst morgen unsere Wohnung freu geben kann.“, erklärte Harry.
„Aber Niall und ich schlafen auf der Couch, dann kannst du dein Bett wieder haben.“, fügte er hinzu, aber Zayn winkte ab.
„Quatsch, ich halte es auch eine Nacht ohne mein Bett aus.“, bestimmte Zayn und dann fingen die Jungs an über verschiedene Sachen zu sprechen. Harry hörte nicht zu. Er fragte sich immer noch, wie Nialls Besitzer sie gefunden hatte und er beschloss ihn einfach zu besuchen. Unter Polizeiaufsicht konnte ja nichts passieren. Er musste es einfach wissen.
„Harry?“, wisperte Niall und riss den Lockenkopf aus seinen Gedanken.
„Was ist denn?“ Harry nahm Nialls Hand in seine und strich mit dem Daumen über den Handrücken des anderen.
„Ich liebe dich.“, flüsterte Niall verlegen und Harry lächelte ihn an. „Und ich liebe dich.“, gab Harry zurück und Liam lachte.
„Ihr hört uns gar nicht zu.“, beschwerte er sich. „Lass sie doch, sie sind halt verliebt.“, warf Zayn ein und lächelte die beiden an, den Blick, den Liam ihn dann zuwarf, bemerkte er nicht, Harry dafür schon.



Als Louis und Liam sich am Abend verabschiedeten, fing Harry Liam vorher ab.
„Du solltest Zayn nach einem Date fragen und ihn nicht nur heimlich anschmachten.“, stellte der Lockenkopf fest und Liam lief auf der Stelle rot an.
„Ich schmachte ihn gar nicht heimlich an!“, protestierte er und Harry lachte nur. „Natürlich nicht Liam. Komm schon, dass ich offensichtlich. Zayn würde sich darüber freuen.“ Liam sah ihn zweifelnd an.
„Meinst du?“ Harry nickte umarmte ihn dann. „Ich weiß es. Also beweg demnächst mal deinen Hintern zu ihm.“, lachte er ihm noch ins Ohr und verabschiedete sich dann.
Niall war schon ins Schlafzimmer gegangen und deswegen sagte Harry noch schnell Zayn gute Nacht und ging dann zu seinem blonden Freund, der schon unter der Bettdecke lag, als Harry den Raum betrat.
„Na?“, fragte er und Niall lächelte ihn breit an. „Beeil dich.“, verlangte er und Harry lachte.
„Ich komm ja schon.“ Schnell schlüpfte er aus seiner Jeans und dem Hoddie und schlüpfte zu Niall unter die Decke.
„Du warst so mutig.“, murmelte der Blonde und schmiegte sich an Harry, seinen Katzenschwanz um die Hüfte seines Freundes gelegt.
„Weil ich an dich denken musste und wollte, dass du endlich in Sicherheit bist. Ich brauch dich doch an meiner Seite.“, erwiderte Harry und vergrub sein Gesicht in Nialls Haaren, genau zwischen den weichen Katzenohren.
„Und morgen, wenn wir endlich wieder nach Hause können, dann räumen wir da ordentlich auf und machen uns ganz viel leckeres Essen und Snacks und dann holen wir den Fernseher in unser Schlafzimmer und liegen den ganzen Tag da und Essen und kuscheln und gucken fernsehen.“, versprach Harry und Niall kicherte leise.
„Das ist toll. Das sind Sachen, die ich am…am liebsten mag.“ Harry lachte und kraulte Niall hinter einem Ohr.
„Weiß ich doch. Jetzt lass uns schlafen.“, meinte Harry und schlang seine Arme um den schlanken Körper des Blonden und dieser seufzte zufrieden.
„Gute Nacht.“, gähnte er und schob seinen Kopf unter Harrys Kinn.



Zayn dagegen konnte nicht so einfach schlafen. Er dachte immer noch die ganze Zeit an Liam und ging sich damit schon selbst auf die Nerven. Er sollte sich den Braunhaarigen aus dem Kopf schlagen, es war doch eher unwahrscheinlich, dass er sich in ihn verlieben würde. Aber so einfach, wie Zayn sich das vorstellte, war das eben nicht.
Was er nicht wusste, war, dass Liam ein paar wenige Kilometer entfernt in seinem eigenen Bett lag, an Zayn dachte und einen Entschluss fasste.
Er musste Zayn um ein Date bitten und es musste perfekt werden.

Glücklich

Zayn half Harry und Niall am nächsten Tag ihre Wohnung wieder auf Vordermann zu bringen und die beiden schließlich ins Krankenhaus zu fahren. Zwar war der Halbpakistani nicht besonders von der Idee überzeugt, dass Harry und Niall dessen alten Besitzer gegenüber treten wollten, aber es war Harrys Entscheidung und nicht seine.



Niall hatte Angst. Er klammerte sich mit all der Kraft, die er aufbringen konnte an Harrys Hand, sodass dieser zwischenzeitlich das Gesicht schmerzhaft verzog. Aber der Lockenkopf sagte nichts, fragte sich nur bei dem Personal durch und überredete den Beamten, der den Mann bewachen sollte, ihnen ein paar Minuten zu geben, damit sie sich unterhalten konnten.
Nialls alter Besitzer schlief und Harry rüttelte an dessen Schulter. Handschellen verhinderten, dass er das Bett verließ und während er aufwachte, nahmen Harry und Niall einen gewissen Sicherheitsabstand ein.
„Was…“, grummelte der Mann und schlug die Augen auf. Sofort weiteten sie sich, als er seinen Besuch erkannte, mit dem er definitiv nicht gerechnet hatte.
„Niall!“, rief er freudig und wollte aufstehen, aber er ließ sich stöhnend zurück in die Kissen sinken und hielt sich mit seiner freien Hand den Kopf.
„Sie! Sie haben uns in den letzten Wochen das Leben zur Hölle gemacht! Wie haben sie uns gefunden? Woher wussten sie, dass Niall bei mir war?“, polterte Harry los und starrte den verhassten Mann feindselig an.
„Du kamst mir komisch vor, als ich dir das Plakat gezeigt habe. Die meisten haben komisch auf die Geschichte reagiert, nur du hast sie mir geglaubt. Du sahst nicht überrascht aus. Also bin ich dir gefolgt und habe leider nur noch bemerkt, wie du mit dem Ausreißer abgehauen bist. Ich habe die Bäckerei beobachtet und als du da wieder aufgetaucht bist, habe ich gehofft Niall wieder zu finden. Schade, dass es nicht geklappt hat.“, erklärte er freundlich und Harry schüttelte den Kopf. Er fragte sich, warum er ihm alles so brühwarm auftischte und sich nicht aufregte.
„Ich hab verloren, ich seh es ein. Die Polizei hat mich und ich werde ins Gefängnis wandern, da führt kein Weg dran vorbei.“, beantwortete O`Sullivan Harrys stumme Frage.
„W-Warum? W-Warum hast d-d-du m-mich so be-behandelt?“, wisperte Niall und Harry legte beschützend einen Arm um ihn.
„Du bist ein Tier, du hast es nicht anders verdient.“ Die Kälte in der Stimme des Mannes war geradezu spürbar und Harry warf ihm noch einen vernichtenden Blick zu, bevor er Niall in Richtung Tür schob.
„Lass uns gehen, wir sind hier fertig.“, meinte er noch laut, bevor er mit seinem zitternden Freund das Krankenzimmer verließ und den Ausgang des Gebäudes ansteuerte.
„H-Hab ich das wirklich v-verdient?“ Harry seufzte. Niall hatte gerade gelernt nicht mehr zu stottern, er hatte gelernt stolz auf sich zu sein und sich als Menschen zu betrachten. Vielleicht war dieser Besuch nicht gut gewesen, aber Niall hatte selbst darauf bestanden mitzukommen. Harry konnte diesem bittenden Blick mit den großen blauen Kulleraugen einfach nichts abschlagen.
„Hey, du weißt ich liebe dich. Zayn und Liam und Louis mögen dich auch alle und du bist wundervoll. Hör nicht auf das, was er sagt. Du weißt, dass er ein schlechter Mensch ist und dir das all die Jahre nur eingeredet hat.“ Harry zog Niall vor der Tür in eine feste Umarmung und nahm dann seine Hand, um mit ihm zu Zayns Auto zu laufen.
Darin wartete der Schwarzhaarige schon ungeduldig und trommelte mit seinen Fingern auf dem Lenkrad herum.
„Da seid ihr ja! Ich bin ein bisschen in Eile.“, erklärte er und startete den Motor, kaum das Niall und Harry die Türen des Autos geschlossen hatten.
„Wo willst du denn so plötzlich hin?“, fragte der Lockenkopf und schnallte sich an. Er saß zusammen mit Niall auf dem Rücksitz, damit er ihm näher sein konnte.
„Ich…also…naja…Es besteht eventuell die Möglichkeit, dass…naja das Liam mich auf ein Date eingeladen hat.“, nuschelte Zayn vor sich hin und Harry grinste breit. Er freute sich sehr für seine beiden Freunde. Liam hatte lange keine Beziehung gehabt und war oft enttäuscht worden und Zayn verdiente jemandem, dem er vertrauen konnte.
„Grins nicht so, Styles.“, knurrte Zayn und versuchte die aufkommende Röte in seinen Wangen zu ignorieren.
„Ach Zaynie, ich freu mich einfach nur sehr für dich.“, lachte Harry und kraulte Niall durch die blonden Haare, nachdem er ihm die Mütze vom Kopf gezogen hatte.
„Ich freu mich auch.“ Bei dem Gedanken an Liam musste Zayn unwillkürlich lächeln und er zwang sich selbst dazu sich auf den Straßenverkehr zu konzentrieren. Er verzichtete gern darauf das Date mit Liams ins Krankenhaus zu verlegen.
Er setzte also die beiden Turteltauben auf seiner Rückbank bei deren Wohnung ab und fuhr noch einmal nach Hause, um sich umzuziehen und frisch zu machen.
Harry hatte noch sein Versprechen einzulösen, dass zwar den Besuch im Krankenhaus nicht vorgesehen hatte, aber trotzdem erfüllt werden musste.
Während Niall das Popcorn in die Mikrowelle schob und Gummibärchen und Chips in Schalen schüttete, trug Harry den Fernseher ins Schlafzimmer und stellte ihn auf die Kommode. Niall war stolz, weil er schon viel selbstständiger geworden war und es schaffte die Mikrowelle allein zu bedienen.
Er stellte alles auf ein Tablett, inklusive zweier Gläser und einer Flasche Eistee, und trug alles ins Schlafzimmer.
Dort dunkelte Harry gerade den Raum ab und schüttelte die Kissen auf, damit sie es auch bequem hatten.
„Du bist ein Goldschatz.“ Harry küsste Niall auf die Wange und sie stellten das Essen in die Mitte des Bettes, damit sie es beide gut erreichen konnten.
Allerdings gefiel dies Harry nach den ersten fünf Minuten, in denen sie einen Film sahen, nicht, weil er so nicht vernünftig mit Niall kuscheln konnte. Er stellte also alles bei Seite forderte Niall auf sich zwischen seine Beine zu setzen, den Rücken an Harrys Brust gelehnt.
Mit dieser Position waren sie beide zufrieden und Harry fühlte sich in diesem Moment wie der glücklichste Mensch auf der Welt. Niall erging es nicht anders und auch ein paar Kilometer weiter in einem kleinen Stadtpark gab es zwei Menschen, die nicht hätten glücklicher sein können.

Ziam

Zayn und Liam schlenderten schweigend durch den Park. Liam hatte den Schwarzhaarigen zum Essen eingeladen, sie waren spanisch essen gewesen und hatten beschlossen noch einen Spaziergang zu machen.
Der Spätsommer war vorüber und langsam aber sicher machte sich der Herbst breit. Die Blätter der Bäume färbten sich bunt und ein kühler Wind wirbelte sie von den Ästen davon über den Boden des Parks.
Zayn machte seine Jacke zu und steckte die Hände in die Taschen, während er mit Liam durch die Dämmerung lief. Es war die Zeit, in der es dunkel wurde, aber noch nicht dunkel genug war, damit die Lichter im Park angingen. Kaum ein Mensch war zu sehen, nur ein paar Jogger und Leute mit ihren Hunden liefen den Beiden ab und an über den Weg.
„Zayn…Ich bin froh, weil du mir einmal alles über dich erzählt hast, auch wenn du betrunken warst. Ich mag dich, weißt du und ich wünsche mir, dass du mir vertraust und eine schöne Seite des Lebens kennen lernen kannst.“, murmelte Liam in die Stille hinein, beide sahen weiter geradeaus auf den Weg.
„Niemand weiß davon, nicht einmal Harry und ich kenne ihn hier in London am längsten von all meinen Freunden. Ich kann nicht so einfach vertrauen, aber dir kann ich vertrauen.“, antwortete Zayn und nahm seine Hände aus den Taschen.
Bei jedem Schritt streifte seine Hand die von Liam und irgendwann griff dieser einfach zu und verschränkte seine Finger mit Zayns. Gleichzeitig sahen sie denn anderen an und lächelten.
„Ich weiß, dass ist vielleicht der älteste und schlechteste Spruch, aber: Willst du vielleicht noch mit zu mir kommen und einen Kaffee trinken?“, fragte Liam und grinste, genau wie Zayn.
„Mir doch egal, wie schlecht oder alt der Spruch ist. Klar komm ich mit.“, lachte der Halbpakistani und zusammen steuerten beide den Parkausgang an.
Liam hatte Zayn schon von Zuhause abgeholt und so fuhren sie auch mit dem Wagen des Braunhaarigen. Die Fahrt verbrachten sie schweigend, angenehm schweigend. Liam und Zayn waren beide nicht Freunde großer Worte, zumal diese oft nicht nötig waren.
Viel schöner war es das Rauschen des Windes zuhören, der durch den kleinen Spalt eines geöffneten Fensters in das Auto wehte, die leisen Klänge des Radios oder das Bellen eines Hundes auf dem Bürgersteig.
Liams Wohnung war ein Ebenbild seines Selbst. Aufgeräumt und ordentlich, aber wohnlich und man fühlte sich willkommen. Zumindest tat Zayn das, genau so, wie er sich immer willkommen und geborgen fühlte, wenn er in Liams Augen sah.
Sie tranken tatsächlich Kaffee und beobachteten sich gegenseitig, lächelten und Liam erzählte von seinem Zuhause in Wolverhampton. Von seinen Eltern und seinen Schwestern und Zayn hing an seinen Lippen, wortwörtlich. Es war nebensächlich, was Liam sagte, auch wenn Zayn alles in sich aufsog. Es war, wie der Braunhaarige seine Lippen bewegte, seine Zungenspitze ab und an darüber gleiten ließ und wie sich die Mundwinkel hoben, als Liam Zayns Blick bemerkte.
Schnell beugte er sich etwas vor und hauchte dem Schwarzhaarigen einen Kuss auf die Lippen. Kurz, süß und besser als alles andere auf dieser Welt.
Die Gesichter nur Millimeter voneinander entfernt, lächelten sie sich verliebt an und Zayn lehnte seine Stirn gegen die von Liam.
„Bleibst du heute hier?“, fragte Liam leise und Zayn nickte, so gut ihm das in dieser Position möglich war.
„Ich will nur, dass du eine Sache weißt, wenn du dich auf das hier einlässt, auf uns.“, wisperte Zayn und lehnte sich zurück. Sein Gesichtsausdruck war Ernst geworden und Liam sah ihn unsicher an.
„Du kennst meine Geschichte. Sie hat Spuren auf meinem Körper hinterlassen, die nicht mehr verschwinden werden und mich für immer zeichnen.“, erklärte Zayn und Liam nickte langsam.
„Das sind Dinge die zu dir gehören und ich will dich ganz. Ob mit oder ohne Narben. Du weißt selbst, dass du wunderschön bist und dich nichts entstellen kann.“ Zayn errötete bei diesem Kompliment und senkte lächelnd den Kopf.
„Du bist der Erste, der das sagt.“, murmelte er und Liam hob sanft sein Kinn an. „Dann waren alle anderen blind oder eifersüchtig und wollten es nicht erkennen.“, flüsterte er und eine Träne rollte aus Zayns Auge. Er war glücklich, so glücklich wie er es schon lange nicht mehr gewesen war. Wenn er überhaupt jemals so ein Glücksgefühl verspürt hatte. Vielleicht, als er von Zuhause geflüchtet war. Aber das Glück mit Liam, das war ein anderes Glück, es war warm in seinem Bauch, schwindelerregend in seinem Kopf und schon fast schmerzhaft in seinem Herzen. Es war ein guter Schmerz.
„Nicht weinen.“, wisperte Liam und wischte die Träne weg, zog den Halbpakistani in eine Umarmung und vergrub das Gesicht in dessen Nacken.
Liam wollte Zayn nie wieder loslassen, ihn nicht mehr gehen lassen und ihm zeigen, wie es sich anfühlte, geliebt zu werden. Liebe war etwas, das wachsen musste, Liam wusste das, aber er hatte tiefe Gefühle für den Schwarzhaarigen, tiefer als eine Schwärmerei und tiefer als eine einfache Verliebtheit.
Zayn fühlte all das, was er in seiner Kindheit vermisst hatte. Liebe, Geborgenheit, das Gefühl verstanden zu werden. Er wusste auch, dass er Liam bald mit in die Klinik nehmen wollte, seine Schwester würde ihn kennen lernen wollen.
Auch wenn sie diejenige der beiden Geschwister war, die sich das Leben nehmen wollte, so wollte sie auch immer, dass es jemanden gab, der Zayn retten würde. Retten vor den Gedanken, die ihn täglich verfolgten, von seinem Vater und seiner weinenden Mutter. Sie wollte diesen Jemand kennen lernen und sehen, wer ihren Bruder glücklich machte. Wer ihre Familie glücklich machte. Den Zayn war die einzige Familie, die sie hatte.

Happy End

Ohne den Druck mit Nialls Besitzer im Nacken, wurden Niall und Harry unbeschwert und glücklich. Sie konnten raus gehen, besonders oft waren sie im Park und spielten Fußball, oft mit Louis zusammen, oder mit Liam und Zayn, die allerdings lieber aneinander klebten, als mitzuspielen.
Eleanor hatten die Jungs in das Geheimnis eingeweiht und sie war zwar geschockt gewesen, hatte sich aber schnell damit abgefunden und behandelte Niall nicht anders als zuvor.
Harry wusste, dass er einen richtigen Job brauchte und er fand ein Angebot für eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann in einem Modegeschäft.
Das bedeutete aber, dass er seinen Job in der Bäckerei aufgeben musste und auch, dass er nicht mehr so oft in den Bars auftreten konnte. Er und Niall würden weniger Geld haben.
Der Blonde flehte ihn an, dass er den Job in der Bäckerei übernehmen könnte, aber der Lockenkopf war skeptisch. Er kannte seine Chefin gut, aber war sich nicht sicher, ob sie hin einstellen würde, wenn er ein Teil Katze war.
Harry wollte, dass Niall selbstständig werde und letztendlich fuhren sie zusammen in die Bäckerei. Eine Stunde lang saßen sie mit Harrys Chefin da und erzählten ihr die ganze Geschichte. Zunächst hielt sie es für einen Witz, aber als Niall ihr die Ohren zeigte, glaubte sie es.
Tatsächlich war sie damit einverstanden, dass Niall in der Bäckerei Harrys Job übernahm. Es stellte sich heraus, dass der Blonde bei den Kunden sehr beliebt war mit seiner freundlichen, süßen Art. Natürlich trug er immer eine Mütze, aber das fiel niemandem wirklich auf.
Harry gefiel seine Ausbildung gut, er hatte Spaß mit den Kunden und das ein oder andere Mädchen erlag seinem Charme. Aber nur Niall zählte für den Lockenkopf und die beiden waren auch den letzten Schritt in ihrer Beziehung gegangen.



„Wie war dein Tag, Kätzchen?“, fragte Harry, als er von der Arbeit nach Hause kam. Inzwischen war Weihnachtszeit und im Haus roch es nach Keksen und einfach nach Weihnachten.
„Gut, heute kamen ein paar Kinder in den Laden und wollten sich süße Sachen kaufen und ein Mädchen hatte kein Geld, sie hat angefangen zu weinen, als die anderen Kinder sie ausgelacht haben. Dafür hat sie den schönsten Cupcake von mir bekommen.“, erzählte Niall und Harry wuschelte ihm grinsend durch die Haare.
„Du bist so süß.“, lachte er und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen, noch immer errötete der Blonde, wenn Harry ihm ein Kompliment machte.
„Wie war es bei dir?“, fragte Niall und die beiden setzten sich auf die Couch.
„Es ging so. Ich hatte extrem viele Kunden mit Reklamationen und kurz vor Weihnachten ist es eh schon immer so stressig. Außerdem konnte ich manche Sachen nicht zurück nehmen und dann wurden die Leute frech und am Ende hat der Chef heute drei Leute aus dem Laden geworden.“, erzählte Harry und lehnte seinen Kopf gegen Nialls Schulter.
„Warum riecht es eigentlich so nach Keksen?“, fragte er und Niall kicherte.
„Ich hab gebacken. Liam war heute kurz hier und hat mir ein bisschen geholfen, nachdem wir Gitarre gespielt haben. Er hat gesagt ich lerne schnell. Außerdem fragt er, ob sie am ersten Weihnachtsfeiertag vorbei kommen können und Louis und El haben auch gefragt. Ich hab ja gesagt.“, lachte der Blonde und Harry piekte ihm in die Seite.
„Entscheidest du über meinen Kopf hinweg?“, fragte er und zog Niall zu einem langen Kuss heran.
„Und jetzt geh deine Kekse retten, bevor sie verbrennen?“, keuchte er an die Lippen des Blonden und Niall stand auf, um in die Küche zu gehen.



Was Harry nicht wusste, war, dass Liam Niall dabei geholfen hatte einen Urlaub für ihn und Harry zu organisieren, in einer kleinen Skihütte in Frankreich.
Und Niall wusste nicht, dass Harry ihm zum Geburtstag einen Ring schenken wollte, eine Art Symbol für ihre Zusammengehörigkeit.
Harry&Niall.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 08.06.2013

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