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1


Ich hasste diese ewigen Pflichten! Auch ohne diese regelmäßigen Treffen hatte ich schon genug mit der Schule zu tun und nun musste ich mich auch noch mindestens einmal die Woche mit dem Schulleiter treffen, zum Kotzen war das! Warum hatte ich mich nochmal zum Schulsprecher wählen lassen? Ach ja, weil mein ach so bester Freund ja der Meinung war, dass ich dazu mehr als geeignet war. Der konnte in Zukunft auf mich warten, während ich im Büro des alten Kauzes saß und mir seine Vorschläge und Probleme anhörte, an denen ich als Schulsprecher zwangsläufig mit beteiligt war.
Eigentlich hatte ich in meinem Abschlussjahr auch so schon genug zu tun und mein Privatleben kam viel zu kurz, meine letzte Beziehung war schon viel zu lang her und mein letztes Date der totale Reinfall gewesen. Die Mädchen schwirrten um mich herum wie Fliegen um einen Misthaufen. Obwohl ich mich jetzt nicht gerade als Misthaufen betrachten würde, ganz im Gegenteil. Ich war ziemlich eitel und ging auch dem entsprechend nur top gestylt aus dem Haus, dank meiner spendablen Eltern besaß ich ausschließlich teure Markenklamotten und regelmäßige Friseurbesuche sicherten mir eine beinahe immer gleich aussehende und moderne Frisur für meine rostbraunen Haare.
Ich fühlte mich geschmeichelt bei so viel Aufmerksamkeit, aber trotzdem reizten mich die Mädchen in kurzen Hosen und tief ausgeschnittenen Tops schon seit einer Weile nicht mehr. Ein Skiurlaub in Italien hatte mir deutlich gemacht, dass auch ein Junge als Bettpartner nicht zu verachten war und seitdem war es mir egal, welches Geschlecht meine Opfer, wie Zack, mein bester Freund, sie nannte, hatten, solange sie gut aussahen und nicht völlig unerfahren waren.
Seitdem ich nach einem meiner Basketballspiele vor lauter Freude über unseren Sieg stürmisch über meinen damaligen Freund hergefallen war, war es kein Geheimnis mehr, dass auch ein Junge die Chance hatte in meinem Bett zu landen, oder ich in seinem und zufrieden stellte ich danach ein paar schüchterne Blicke von den verschiedensten Kerlen fest, auch von solchen, von denen ich es niemals erwartet hätte.

Als ich endlich aus dem muffigen Büro raus war und den leeren Korridor zum Ausgang der Schule entlang schritt, hörte ich, wie eine der Flurtüren zufiel und jemand die Treppe herunterkam, als ich gerade daran vorbei lief. Ich sah nach oben und ein blonder, kleiner Junge sah mich überrascht an. Hinter seiner schon fast riesigen Brille huschten dunkelblaue Augen hin und her und senken den Blick dann auf die Stufen.
Der Unterricht war schon lange zu ende, was machte er noch hier? Ich blieb stehen und wartete, bis der Blonde die letzten Stufen hinter sich gebracht hatte. „Was machst du denn noch hier?“, erkundigte ich mich also und der wesentlich Kleinere sah mich nervös an, seine Haare verdeckten fast den restlichen Teil seines Gesichtes, der nicht schon von der Brille eingenommen wurde.
„Ich…ich…gehörte zu der C-Computer-AG.“, stammelte er und krallte eine Hand in den Tragegurt seine Umhängetasche. Er war also einer von diesen Strebern, die für die Schulhomepage verantwortlich waren und die Tage oft in der Schule verbrachten, um irgendwelche Rechner zu reparieren oder über all den Technik- und Softwarekram zu quatschen. Ich würde diese Leute nie verstehen, aber gut, wenn sie Spaß daran hatten.
„D-Darf ich jetzt g-gehen?“, fragte er leise und ich sah ihn verwundert an. „Ich hab doch gar nicht gesagt, dass du nicht gehen darfst.“, antwortete ich und er huschte an mir vorbei zum Ausgang, ich sah ihm kurz nach. Wer war das? Ich kannte fast alle Schüler, abgesehen von den ganz Kleinen auch die aus den unteren Jahrgängen, aber diesen hatte ich noch nie gesehen. War wohl auch kein Wunder, so unscheinbar, wie er gewesen war, vermutlich hing er in den Pausen bei den ganzen anderen Strebern rum, die eh alle gleich aussahen und bei denen niemand auffiel, wenn man sie überhaupt mal sah. Auch in den meisten Pausen verkrochen sie sich oft in den Computerräumen.
Draußen schloss ich mein Fahrrad ab und radelte nach Hause. Bald würde es Zeit werden auf den Bus umzusteigen, der Herbst wich schon fast dem Winter und langsam aber sicher wurde es mir zu kalt.


Ich hatte gerade die Haustür aufgeschlossen und das Haus betreten, als das Telefon klingelte. Ich warf die Tür ins Schloss und meine Tasche unter die Garderobenhaken und lief ins Wohnzimmer. „Nicolas Jansen.“, meldete ich mich und klemmte mir den Hörer zwischen Kopf und Schulter, um aus meiner Jacke zu schlüpfen. „Endlich bist du Zuhause, ich hab schon mehrmals versucht dich anzurufen. Hast du heute schon mal deinen Laptop angehabt? Elisa hat an die halbe Schule eine Nachricht geschickt, sie schmeißt ne riesige Hausparty, ihre Eltern sind übers Wochenende nicht da und du weißt genau, wie groß deren Haus ist. Das wird Wahnsinn!“, plapperte Zack am Ende der Leitung und ich atmete laut aus. „Jetzt mach doch nicht so einen Stress hier. Aber eine Party klingt gar nicht so schlecht, vielleicht findet sich da ja was zum mit nach Hause nehmen.“ Zack lachte über meine Aussage. „Super, dann sehen wir uns da?“ Ich stimmte zu und wir legten auf.
Elisas Haus war tatsächlich ziemlich groß und wenn so viele Leute kommen würden, dann würde die Party auch ziemlich gut werden, außerdem brauchte ich zu Fuß nur fünf Minuten.

In der Küche lag ein Zettel von meiner Mutter. Sie schrieb mir, dass mein Mittagessen im Kühlschrank stand und sie erst später nach Hause kommen würde. Ich schob mir also mein Essen in die Mikrowelle und nahm mir den dampfenden Teller dann mit nach oben in mein Zimmer.
Tatsächlich erwartete auch mich eine Nachricht, die mich über die Party informierte, sobald ich meinen Laptop hochgefahren hatte und ich schrieb Elisa, dass ich kommen würde und bekam auch prompt eine Antwort. „Auf dich freu ich mich besonders.“ Ich lachte auf. Elisa war nun wirklich nicht mein Typ und selbst angetrunken würde ich nichts mit ihr anfangen, aber das musste sie ja nicht wissen, also sparte ich mir eine Antwort und checkte ein paar andere Nachrichten, während ich meinen Auflauf aß.

Nach einer ausgiebigen Dusche stand ich am Abend schließlich vor meinem mehr als großen Kleiderschrank und überlegte, was ich anziehen sollte. Ich zog eine Jeans aus dem Schrank, befand sie als untauglich und warf sie auf mein Bett, genauso verfuhr ich mit den nächsten drei Hosen, bis mir eine sehr dunkelblaue Jeans in die Hände kam. An einem Knie war ein Riss drin und die Ränder der Hosenbeine waren ausgefranst. Die Hose landete also nicht auf dem Bett bei den anderen, sondern auf meinem Schreibtischstuhl. Fehlte nur noch ein Oberteil. Nachdem ich etwas gewühlt hatte, entschied ich mich für ein graues Shirt mit V-Ausschnitt, dessen Ärmel bis zu den Ellenbogen gingen.
Ich ließ das Handtuch, das ich mir um die Hüften gewickelt hatte, auf den Boden fallen und zog ein paar Shorts aus der Schublade und zog mich an. Tatsächlich gefiel mir meine Auswahl ziemlich gut und ich fand, dass mein großer, sportlicher Körper darin gut zur Geltung kam.
Zufrieden ging ich ins Bad und föhnte meine Haare, ehe ich sie mit viel Mühe und Haargel in Form brachte. Ich trug noch etwas von meinem Parfum auf und entschied, dass ich so definitiv jemanden finde würde, der mich nach Hause begleiten würde.

2


„Hier ist ja schon ziemlich was los!“, schrie ich gegen die laute Musik an, als Zack und ich das Haus betraten, das man schon fast als Villa bezeichnen konnte. „Nico, schön, dass du da bist. Hallo Zack.“ Elisa kam mit zwei Flaschen Bier auf und zugeeilt und drückte uns diese in die Hand. Zack hob fragend eine Augenbraue und ich schüttelte leicht den Kopf, um seine stumme Frage zu beantworten. Nein, mir war heute nicht nach weiblicher Gesellschaft.
Trotzdem ließ ich es zu, dass Elisa sich bei mir unterhakte und ins Wohnzimmer zog, wo bereits einige Leute tanzten. Die Küche beinhaltete eine Bar, auf der allerhand Getränke und dahinter zwei Typen aus meinem Jahrgang standen, die diese an die Gäste verteilten.
„Ich muss erstmal noch ein paar Leuten hallo sagen, wir sehen uns später.“ Elisa verschwand wieder und ich konnte mich voll und ganz auf mein abendliches Ziel konzentrieren. Interessiert ließ ich meine Blicke über die tanzende Masse gleiten und entdeckte am Rand auf einer Couch einen Jungen aus der Elften. Er war auch einer derer, die mir heimliche Blicke zuwarfen und sich nicht wirklich trauten weiter zu gehen. Somit hatte ich schon gefunden, was ich suchte.
Zielstrebig steuerte ich das Sofa an und setzte mich neben den Braunhaarigen, dieser drehte überrascht den Kopf zu mir und ich lächelte ihn offen an. „Du heißt Siro, richtig?“, fragte ich, der Jüngere nickte leicht und festigte den Griff um sein Glas. „Ich bin Nico.“, stellte ich mich vor, auch wenn mir bewusst war, dass er das bereits wusste.
„Ich weiß, wer du bist. Jeder weiß das.“, antwortete er und lächelte schüchtern. Irgendwie musste ich es schaffen, dass er sich etwas entspannte und lockerer wurde, sonst würde das heute wohl nichts werden. „Willst du tanzen?“ Ich stand auf und hielt ihm auffordernd eine Hand hin, zögernd griff er danach und stellte sein leeres Glas auf den Couchtisch. Mit Schwung zog ich ihn hoch, sodass er strauchelte und in meinen Armen landete. „Nicht so stürmisch.“, raunte ich in sein Ohr und Siro entfernte sich mit rotem Gesicht ein Stückchen von mir. Es war ja schon fast zu einfach ihn verlegen zu machen.
Ohne weiteres Gerede zog ich den Kleineren in die Menschenmenge, die schon etwas größer geworden war und bewegte mich rhythmisch zur Musik. Siros Tanzstil war nicht der beste, den ich je gesehen hatte, aber er tanzte auch nicht wirklich schlecht und taute dabei zumindest etwas auf.

„Wollen wir uns noch was zu trinken holen?“ Um mit dem Braunhaarigen reden zu können, musste ich mich vorbeugen und ihm direkt ins Ohr sprechen, damit er mich verstand. „Gerne.“ Wir schlängelten uns aus der Menge heraus und steuerten die Theke an. „Zwei Bacardi-Cola.“, gab ich eine Bestellung auf und drehte mich zu Siro. „Das ist doch okay, oder?“ „Naja…ich hab noch nie Bacardi getrunken. Ich trink auch sonst kaum Alkohol.“, gestand er. „Du wirst das mögen, glaub mir.“
Zwei Gläser wurden mir zugeschoben und ich reichte eins an den Jüngeren weiter. Er nippte an dem Getränk und lächelte mich anschließend erneut an. „Das ist wirklich nicht schlecht.“, stellte er fest und leckte sich über die Lippen. „Kommst du mit nach draußen?“ Ich machte eine Kopfbewegung in Richtung der Terrassen Tür und als ich losging, folgte Siro mir. Auf der Terrasse standen zwei Heizstrahler, es war also nicht besonders kalt draußen, dafür waren dort weniger Menschen und man konnte sich in Ruhe unterhalten, weil es nicht so laut war.
„Du hast doch bestimmt eine Freundin, oder?“, erkundigte ich mich und grinste. „Nein, ich hab’s nicht so mit Mädchen. Wie kommst du überhaupt darauf?“ „Na, bei deinem Aussehen wundert es mich schon, dass du nicht vergeben bist.“, gab ich zu und mein Gegenüber errötete schonwieder. Ich beugte mich etwas vor und streifte mit den Lippen fast sein Ohr, bevor ich zu sprechen anfing. „Du bist ziemlich niedlich.“, hauchte ich mit verführerischer Stimme und Siro erschauderte kurz, dann stellte ich mich wieder aufrecht hin und grinste leicht. Verlegen nahm der Jüngere noch einen Schluck aus seinem Glas und leerte es damit. „Ich geh mir mal noch was holen.“, informierte er mich und verschwand im Haus.
Himmel, es war ja wahnsinnig einfach ihn rumzukriegen! Aber ich hatte sowieso nicht so große Lust mich anzustrengen und vielleicht konnte ich ja schon in einer Stunde mit ihm verschwinden, dann war ich zwar nur gut zwei Stunden da, aber ich hatte ja auch gefunden, was ich gesucht hatte. Siro erschien mir zwar etwas unerfahren aber er war zu niedlich um ihn wieder aufzugeben und es interessierte mich, wie er mich, vor Lust gefangen, mit seinen grünen Hundeaugen ansehen würde.

In Gedanken hing ich bereits bei mir zu Hause im Bett, als der süße Elftklässler zurück kam, in der Hand hielt er ein blaues Gemisch. Er nahm einen Schluck und sah erstaunt das Glas an. „Das schmeckt richtig gut, hätte ich irgendwie nicht gedacht.“ Ich fragte mich, was zum Teufel das sein sollte. „Darf ich probieren?“, fragte ich und ignorierte, dass der Jüngere mir das Glas hinhielt, sondern neigte mich vor und küsste ihn einfach. Seine weichen Lippen schmeckten nach Orangensaft und irgendwas anderem, aber er hatte Recht, es schmeckte tatsächlich gut.
„Das war überraschend.“, nuschelte der Kleine fuhr sich unsicher durch die Haare, nachdem ich meine Lippen von seinen genommen hatte. „Magst du keine Überraschungen?“, erkundigte ich mich. „Doch, doch. Das war ja auch eine schöne Überraschung.“, gab er zu und ich war mir ziemlich sicher, dass ich heute Nacht nicht allein einschlafen würde.
Dummerweise störte uns aber die blonde Gastgeberin, indem sie übertrieben lächelnd auf mich zukam. „Nico, ich hab dich schon überall gesucht!“ Sie hakte sich wieder bei mir unter und sah seitlich zu mir hoch, Siro schien sie gar nicht wahr zu nehmen. „Jetzt hast du mich ja gefunden. Was gibt’s denn?“ „Ich wollte deine Gesellschaft genießen.“, säuselte sie und klimperte mit den Wimpern. „Leider bist du da etwas zu spät dran.“ Nicht grob aber deutlich entzog ich ihr meinen Arm und legte ihn um Siros Schultern. „Wenn da so ist, dann will ich mal nicht weiter stören.“ Elisa klang zwar etwas enttäuscht aber zumindest hatte sie eingesehen, dass sie keine Chance hatte und verschwand wieder.
Siro und ich gingen auch wieder rein und gesellten uns zu den Tanzenden im Wohnzimmer. Beim Tanzen legte ich meine Hände an die Hüften des Kleineren und zog ihn nah an mich heran. Nebenbei erkundigte ich mich, ob er schon mit einem Kerl im Bett gewesen war und stellte erfreut fest, dass er zumindest nicht vollkommen unerfahren war, auch wenn zwischen ihm und anderen Jungs noch nicht allzu viel gelaufen war. Immerhin wusste er, was er zu tun hatte, wenn ein nackter Kerl neben ihm lag.

Nach einer Weile war Siro etwas angetrunken und ich entschied, dass das der richtige Zeitpunkt war, um ihn zu fragen, ob er Lust hatte die Nacht bei mir zu verbringen. „Sag mal, wie kommst du eigentlich nach Hause?“ Wir standen auf der Terrasse und der Kleinere hatte sich etwas an mich gelehnt. „Mit ‘nem Taxi.“, antwortete er und sah mich an. „Du kannst auch noch mit zu mir kommen, wenn du Lust hast.“, schlug ich vor und nach kurzer Überlegung nickte der Braunhaarige. „Jetzt sofort?“, fragte er und ich zuckte mit den Schultern. „Wie du willst.“ Er legte seine Arme um meinen Hals und sah mich an, kicherte leise, ehe er sich auf die Zehenspitzen stellte und mich küsste. Angetrunken war er auf jeden Fall mutiger.
„Lass und jetzt gehen.“, beschloss Siro und wir gingen rein. Auf dem Weg zur Haustür traf ich Zack, an seinem Arm hing ein Mädchen, das ich vom Sehen kannte und wir nickten uns zu. Wir waren beide erfolgreich gewesen.


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Die Story ist noch nicht mal 24 Stunden online und hat schon 39 Herzen ?! WOW *_* Dankeschön :)
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3


„Du wohnst auch in so einem schönen Haus!“, staunte der Kleine, als wir Arm in Arm mein Haus betraten. „Weißt du was auch schön ist? Mein Bett.“, gab ich zurück und grinste, Siro fing an zu kichern. „Dann zeig es mir doch.“, schlug er vor und ich steuerte die Treppe nach oben an. Während wir die Treppen nach oben stiegen, küsste ich Siros Hals unterhalb seines Ohres und knabberte leicht an der empfindlichen Haut, was den Jüngeren zum Seufzen brachte.
Oben im Flur verschloss ich schließlich seine Lippen und erforschte seine Mundhöhle, schob ihn in mein Zimmer und schloss die Tür mit dem Fuß. Uns weiter küssend arbeiteten wir uns zum Bett vor und ich schubste den Kleineren darauf und musterte ihn verlangend, ehe ich mich über ihn kniete und wieder seinen Hals verwöhnte. Nebenbei wanderte ich mit meinen Händen unter das Shirt des Braunhaarigen und strich an seinen Seiten entlang und eine Gänsehaut überzog die helle Haut des Jüngeren.
Ich zog ihm das Shirt über den Kopf senkte meinen Mund auf eine seiner Brustwarzen, scharf zog Siro die Luft ein und griff nach meinem Oberteil. Flinke Finger fanden ihren Weg darunter und wanderten über meinen Rücken. Ich richtete mich auf und schlüpfte aus meinem Oberteil, Siro legte seine Hände auf meinen Bauch und fuhr mit den Händen meinen Oberkörper entlang, bevor er sich selbst etwas aufrichtete und sich meinen Hals entlang zu meinen Brustwarzen über meine erhitzte Haut küsste.
Der Kleinere drückte mich nach hinten und kaum lag ich mit dem Rücken auf der Matratze, saß er schon auf meinen Hüften und bewegte sein Becken aufreizend über meine Körpermitte. Ich legte meine Hand in seinen Nacken und zog ihn zu mir herunter, um ihn gierig zu küssen. Seinen Rücken entlang streichelnd, wanderte ich mit meinen Händen zu seinem Hintern und drückte Siro näher an mich, gleichzeitig keuchten wir in den Kuss. Er fasste zwischen uns und machte sich an meinem Hosenknopf zu schaffen, als er ihn geöffnet hatte, rutschte er tiefer und zog mir den Stoff von den Beinen, meine Shorts folgten.
Warme Lippen berührten die Erhebung meines Hüftknochens und eine freche Zunge zog eine feuchte Spur in Richtung meiner Erregung. Der Jüngere umfasste diese mit einer Hand und senkte schließlich seinen Mund über die empfindliche Spitze. Mit geschlossenen Augen lag ich da und genoss die Behandlung, mit einer Hand fuhr ich durch die weichen Haare meines Bettpartners und stöhnte leise.
„Komm hoch.“, raunte ich nach einiger Zeit und kaum war der Kopf des Braunhaarigem nah genug an meinem, da küsste ich ihn um den Verstand, dabei wechselten wir die Positionen und ich kam auf ihm zum Liegen. Mit einer Hand fuhr ich seinen Oberkörper nach unten und öffnete seine Hose, Siro strampelte sie sich von den Beinen und ich glitt mit meiner Hand in seine Shorts, er keuchte auf.
Langsam massierte ich seine Erregung und Siro schob mir sein Becken entgegen, bat nach mehr. Tatsächlich waren seine grünen Augen lustverhangen und über die halb geöffneten Lippen drang ein ebenso lustvolles Stöhnen, das etwas lauter wurde, als ich Siros Forderungen nachgab und den Druck um seine Erregung erhöhte.
Seine Hand fand den Weg zurück zu meiner Körpermitte und wir lagen keuchend und stöhnend nebeneinander und raubten uns küssend den letzten Sauerstoff. Genau in dem Moment, als bei mir das erlösende Ziehen einsetzte, biss Siro mir leicht in die Unterlippe und gab mir damit den Rest. Ich verspannte mich kurz und fiel dann schwer atmend in die Kissen, genau wie der Kleinere neben mir.


Ich wurde wach, weil jemand in meinem Zimmer herumtapste und als ich die Augen öffnete, sah ich, dass Siro gerade dabei war sich anzuziehen. „Morgen.“, brummte ich und richtete mich auf, meine Bettdecke verdeckte gerade mal das Nötigste und als der Jüngere mich ansah, starrte er krampfhaft in mein Gesicht. „Hallo.“, antwortete er leise und kniete sich hin, um seine Schuhe zu binden. Mir war es nur recht, dass er ging, dann musste ich nicht versuchen ihn irgendwie los zu werden, ohne dabei allzu unfreundlich zu sein.
„Ich…ähm, ich geh dann mal. Bis irgendwann?“, verabschiedete er sich und sah mich fragend an. „Ciao.“ Ich nickte ihm zu und Siro verließ mein Zimmer, ging leise die Treppe nach unten und kurz darauf fiel die Haustür ins Schloss.
Entspannt legte ich mich wieder hin und schloss die Augen, nachdem ich festgestellt hatte, dass es eindeutig zu früh zum Aufstehen war. Mit Siro war es eigentlich recht nett gewesen, aber ich wollte es nicht auf eine Wiederholung anlegen, ich schlief nur in den seltensten Fällen mehr als einmal mit der gleichen Person, einfach um zu vermeiden, dass jemand dachte ich würde ihn besonders mögen oder sogar noch eine Beziehung anfangen wollen.

„Verdammt was willst du?“ Ich war gerade wieder eingeschlafen, als mein Handy mich wieder aus dem Schlaf riss. Das Telefon befand sich dummerweise in meiner Hosentasche und die Hose lag irgendwo in meinem Zimmer und mein bester Freund rief natürlich nicht nur einmal an, sondern betrieb schon beinahe Telefonterror. Damit begrub er meine Hoffnungen das Klingeln ignorieren zu können und einfach weiter zu schlafen.
„Hab ich dich geweckt?“, fragte der Vollidiot tatsächlich überrascht und ich stand kurz davor einfach aufzulegen und mein Handy auszuschalten. „Was glaubst du wohl, warum ich erst nach dem fünften Mal rangegangen und schlecht gelaunt bin?“, maulte ich und schlug mir gedanklich an die Stirn. Wie dämlich konnte ein Mensch eigentlich sein?
„Na gut, wie auch immer. Jedenfalls, wie war deine Nacht?“ „Deswegen rufst du an? Wirklich, ist das dein Ernst? Wenn ich dich in die Finger bekomme Zack, dann mach dich auf was gefasst!“, zeterte ich los und konnte es nicht fassen, dass dieser Arsch mich deswegen aus den Federn gerissen hatte. „Kein Grund gleich so auszuflippen! Ich hab gedacht du wärst wach.“, versuchte Zack sich zu verteidigen. „Dann hätte es doch genügt einmal anzurufen! Mein Schlaf ist mir heilig, dass weißt du doch. Aber wenn es dich so brennend interessiert, meine Nacht war ziemlich gut und ich vermute, dass deine es auch war, sonst hättest du nicht angerufen und damit ich mich zumindest noch etwas entspannen kann, bevor ich aufstehen muss, um etwas zu essen, werde ich jetzt auflegen. Wir sehen uns Montag.“
Ich drückte den roten Hörer und warf mein Handy neben mich auf die Matratze. Die Herbstsonne schien hell in mein Zimmer und Schlafen hatte sich für den Morgen auch erledigt. Im Haus hörte ich niemanden, meine Mutter schlief wohl noch, da sie lange gearbeitet hatte, also stand ich auf und ging leise ins Bad. Eine warme Dusche würde mir jetzt sicher ziemlich gut tun.

4


Meine nächste Station war die Küche, um zu frühstücken. Ich machte mir eine Schale Müsli und nahm sie mit in mein Zimmer, wo ich mich zurück in mein Bett legte und den Fernseher einschaltete. Ich zappte mich durch die Programme und blieb bei einem Musiksender stehen, dann stand ich auf und holte mir meinen Laptop vom Schreibtisch. Während dieser hochfuhr, begann ich bereits zu essen und grinste schließlich, als ich Bilder von der Party im Internet sah. Ich hatte definitiv nichts verpasst, es war eine gute Idee gewesen den Kleinen mit nach Hause zu nehmen.

Gegen Abend rief Zack mich noch einmal an und entschuldigte sich für seine Weck-Aktion, aber ich war schon gar nicht mehr so sauer wie am Morgen. Er schwärmte fast ununterbrochen über das Mädchen, mit dem er fast die gesamte Zeit auf der Party verbracht hatte und ich war irgendwann so genervt, dass ich einfach auf Durchzug schaltete und nicht weiter zuhörte.
Ich mochte Zack wirklich gern, aber manchmal, da war er einfach so euphorisch und ging mir dermaßen auf den Keks, dass ich ihn einfach ignorierte und wartete, bis er fertig war.
„Jedenfalls treffe ich sie wahrscheinlich morgen nochmal.“, beendete mein bester Freund seinen Monolog und ich atmete erleichtert auf. „Schön für dich.“, war alles, was ich dazu zu sagen hatte. „Ich weiß, dass du kein Freund von Beziehungen bist, aber meinst du nicht, dass dir eine mal ziemlich gut tun würde? Es gibt doch echt tolle Mädchen und auch ein paar nette Kerle an der Schule.“ „Zack, das Gespräch hatten wir doch schon mindestens eine Million Mal und du weißt, wie ich dazu stehe. Beziehungen bringen nur Probleme und am Ende trennt man sich und alle sind unglücklich. Darauf kann ich verzichten, da spring ich lieber von Bett zu Bett oder lasse Leute in meines. Ich brauch diesen Gefühlskram auch gar nicht.“
Ich hörte, wie Zack am anderen Ende der Leitung seufzte. „Nur weil es bei deinen Eltern schief gelaufen ist, bedeutet das nicht, dass es auch bei dir nicht klappt. Versuch es doch einfach, vielleicht wird es für dich doch eine richtig glückliche Zeit und selbst wenn ihr dann am Ende getrennte Wege geht, dann hast du zumindest eine neue Erfahrung gemacht und dann kannst du immer noch beschließen für immer allein zu bleiben.“ „Kann ja sein, dass du Recht hast, aber ich habe gar keine Gefühle für niemanden, außer vielleicht für mich selbst.“, wiedersprach ich. „Weil du sie gar nicht zulassen willst. Pass auf, wir machen einen Deal. Du gehst einfach mal ohne Vorbehalte in die Schule und sucht nicht ständig nach neuen Opfern, sondern nach jemandem, den du magst und diesen jemand lernst du einfach mal besser kennen. Wenn das in die Hose geht, dann mach mich dafür verantwortlich, aber versuch es wenigstens mal.“, redete Zack weiter auf mich ein.
„Mein Gott, wenn du dann aufhörst mir auf den Keks zu gehen, bitte. Vier Wochen, wenn ich ab Montag in den nächsten vier Wochen jemanden finde, den ich kennen lernen will, dann hast du gewonnen und wenn nicht, dann lässt du mich mit dem Thema ein für alle Mal in Ruhe. Deal?“ „Einverstanden. Aber ich will immer bestens informiert sein, wenn etwas passiert.“, forderte er und ich stimmte zu.

Ob das wirklich so eine gute Idee war? Naja, aber weil ich mich sowieso nicht verlieben würde, hätte ich das Thema damit in vier Wochen abgeschlossen und ich brauchte mir keine Sorgen mehr zu machen, dass Zack es irgendwann wieder ansprach. Ich glaubte nicht an Liebe und den ganzen Gefühlsquatsch und brauchen tat ich beides erst recht nicht.


„Denk an unsere Abmachung.“, erinnerte Zack mich natürlich am Montag in der Schule an unser Gespräch und ich nickte abwesend. Wir standen in der Eingangshalle, in ein paar Minuten würde der Unterricht beginnen und ich war einfach nur müde. Mein Vater war uns am Sonntag besuchen gekommen und er und meine Mutter hatten sich schließlich wieder ziemlich gestritten, ich hörte Tassen zerbrechen und schließlich die Haustür knallen. Meine Mutter hatte geweint und ich wusste nicht, was ich tun sollte, also war ich einfach in meinem Zimmer geblieben und hatte mit angehört, wie sie später in ihrem Bett lag und immer noch weinte.

„Der Direktor möchte gerne mit ihnen sprechen, kommen sie bitte mit.“ Es hatte gerade geklingelt, als die Sekretärin auf mich zukam und mich bat mitzukommen. „Sagst du Bescheid, dass ich später komme?“, wandte ich mich an Zack, dieser nickte und ich folgte der Frau, die ungeduldig mit dem Fuß gewippt hatte. Ich mochte sie nicht, sie war meistens unfreundlich zu jedem, der ihr über den Weg lief.
Sie hielt mir die Tür zum Direktorenbüro auf und ich trat in den Raum. „Ah, schön, dass sie da sind. Setzen sie sich doch.“ Ich ließ mich auf den Stuhl vor dem großen Schreibtisch fallen und wartete gespannt darauf, was der alte Kauz nun wieder von mir wollte. „Wie sie ja wissen gibt es eine Menge Arbeitsgemeinschaften an unserer Schule, die alle von einem Lehrer betreut werden müssen und diese Stunden werden natürlich auch bezahlt. Dafür fehlt uns nun das Geld oder wir müssen vor der Schulbehörde mehr Stunden beantragen. Dafür benötigt die Schule für jede Arbeitsgemeinschaft eine Begründung, warum diese weiter bestehen soll und welche Kosten damit verbunden sind. Ich möchte sie bitten diese Aufgabe zu übernehmen und sich in den kommenden zwei Wochen die verschiedenen Arbeitsgemeinschaften anzusehen und zu bewerten.“
Ich konnte es mir gerade noch verkneifen die Augen zu verdrehen. Ich sollte mir jede verdammte AG ansehen und sie zusätzlich auch noch bewerten? „Ich weiß, dass damit eine Menge Arbeit verbunden ist, aber da es sich um Belange der Schüler handelt, da diese Teil der Arbeitsgemeinschaften sind, sind sie als Schulsprecher dafür verantwortlich.“ Ach so lief das, nur weil er keine Lust hatte die Arbeit zu übernehmen musste ich dafür herhalten. Große Klasse, wirklich.
Der Direktor schob mir eine Liste über den Tisch. „Dort sind alle Termine der Treffen verzeichnet, damit sie einen Überblick behalten. Sie können wieder in den Unterricht gehen.“ Ich nickte dem Direktor zu und verließ das Büro durch das Sekretariat, nickte auch der Schreckschraube zu und machte mich auf den Weg zu meinem Klassenzimmer.
Als ob ich nichts Besseres zu tun hätte, als mir jeden Nachmittag in den nächsten zwei Wochen in der Schule um die Ohren zu schlagen. Ich warf einen Blick auf den Zettel, montags trafen sich die verschiedenen Musikgruppen, dann würde ich mir diese wohl heute ansehen.

5


„Was wollte er von dir?“, raunte Zack mir, als ich mich neben ihn gesetzt hatte, nachdem ich mit etwas Verspätung beim Matheunterricht erschienen war. „Ich soll die AGs bewerten, erklär ich dir später.“ Ich packte meinen Kram aus und folgte erst einmal dem Unterricht, im Gegensatz zu meinem besten Freund war mir mein Abi nämlich wichtig und manchmal war ich wohl auch etwas zu ehrgeizig, aber das war immer noch besser als zu faul zu sein.

„Ich darf mir jetzt in den nächsten zwei Wochen jeden Tag irgendwelche AGs angucken, um sie dann zu bewerten und zu entscheiden, ob sie notwendig sind und ob die Ausgaben dafür gerechtfertigt sind und so weiter.“, jammerte ich in der Pause und Zack sah mich mitfühlend an. „Das ist ja scheiße. Aber es ist auch eine super Gelegenheit, um ein paar Leute kennen zu lernen, du musst es mal positiv sehen.“ „Ich will überhaupt nichts positiv sehen, wenn ich jeden Tag bis fünf in der Schule hocke!“, motzte ich und kramte den Plan aus meiner Umhängetasche.
„Percussion-AG und der Chor, das wird heute bestimmt richtig gut für meine Ohren.“, seufzte ich und sah mir die Kriterien an, zu denen ich etwas zu schreiben hatte. „Man, das ist ja sau viel zu tun.“, stellte Zack fest, der mir über die Schulter sah und er hatte Recht, da kam eine Menge Arbeit auf mich zu.

Ich verabschiedete mich also nach der letzten Stunde von Zack und ein paar anderen Freunden und machte mich langsam auf den Weg zu den Musikräumen. Die Leiterin des Chors schien mich dort schon zu erwarten. „Der Schulleiter sagte mir schon, dass sie demnächst kommen würden.“, begrüßte sie mich freundlich. Ich fragte mich, ob sie damit versuchte mich davon zu überzeugen, dass ihre AG wichtig war.
Wir betraten den Raum und ich setzte mich auf einen Stuhl in der Ecke. „Wie viele Mitglieder hat der Chor den im Moment?“, erkundigte ich mich und holte die Liste und einen Stift aus meiner Tasche. „Fünf, leider. Wir hoffen noch immer, dass es mehr werden.“ „Sind fünf Leute für einen Chor auch nicht etwas wenig?“, hakte ich skeptisch nach und notierte die Zahl auf meiner Liste. „Nun ja, es ist möglich.“ Offensichtlich fürchtete Frau Loring um ihre AG.
Unser Gespräch wurde unterbrochen, als zwei Schülerinnen den Raum betraten. Eine davon kannte ich sogar.
An unserer Schule gab es zu Weihnachten eine Aktion, bei der man einen Euro zahlte und dafür einen Zettel bekam, auf diesem konnte man einen Weihnachtsgruß schreiben und den eigenen Namen, sowie den Namen der Person, an den der Gruß gehen sollte. Am letzten Schultag vor den Weihnachtsferien verteilte die Schülervertretung die Weihnachtsgrüße zusammen mit einem Schokoweihnachtsmann. Im letzten Jahr hatte ich geschlagene 38 Weihnachtsmänner gehabt, darunter war auch der Weihnachtsgruß von einer blonden Zehntklässlerin gewesen, die mich nun schüchtern ansah.
Ich machte mir immer den Spaß und bedankte mich persönlich bei jedem für den Weihnachtsgruß, es war amüsant mit anzusehen, wie manche, vor allem jüngere Mädchen, dabei fast durch einen zu hohen Puls und Herzrasten ohnmächtig zu werden schienen.

Es klingelte und offiziell begann nun die Stunde, es waren aber nur vier der fünf Mitglieder anwesend, trotzdem begann die Leiterin mit ihrem Programm. Ich lehnte mich nach hinten und sah entspannt zu. Die vier Mädchen machten ein paar Stimmübungen und schließlich begannen sie ein Lied zu singen, dass die Gruppe beim Weihnachtskonzert und vier Wochen singen sollte. Es klang nicht wirklich schrecklich, gut war allerdings auch was anderes.
Ich sah auf meine Uhr, wartete bis die Gruppe fertig gesungen hatte und stand dann auf. „So, ich werde mir noch eine weitere AG ansehen müssen. Ich denke, dass der Schulleiter sie dann demnächst informieren wird.“ Ich reichte Frau Loring die Hand, nickte den Mädchen zu und verließ den Raum. Ich zweifelte ja schon etwas an der Sinnhaftigkeit des Chors, eigentlich zu wenig Mitglieder und dann erschienen noch nicht mal alle. Ob es das wirklich wert war?
Zwei Räume weiter fand ich die Percussion-AG vor, das Trommeln war bis vor die Tür zu hören. Nachdem mein mehrfaches Klopfen immer noch nicht erhört worden war, betrat ich einfach den Raum und ein paar Schüler hörten auf zu spielen, sodass sich der Leiter zumindest umdrehte. „Ah, Nicolas! Willkommen! Setzen sie sich doch und hören sie sich die Probe an.“, begrüßte er mich überschwänglich und deutete auf einen Stuhl. Ich nahm Platz und wollte gerade fragen, wie viele Schüler zu der Gruppe gehörten, als diese schonwieder anfing zu trommeln, also wartete ich, bis sie das Stück beendet hatten.
„Die Anzahl der Schüler, die dazu gehören, ist welche?“, fragte ich also und Herr Thiemann drehte sich zu mir. „27 Schüler, 13 Jungen und 14 Mädchen.“ Er schien wirklich gut vorbereitet zu sein. Ich hörte mir noch ein weiteres Stück an und verabschiedete mich. Theoretisch blieb mir noch Zeit das Orchester zu besuchen, aber meine Ohren klingelten schon und ich verschob den Besuch auf den folgenden Montag und fuhr lieber nach Hause.
Das sollte ich jetzt jeden Tag durchmachen? Na ganz toll, das würden ja unglaublich langweilige zwei Wochen werden. Ich verfluchte wieder Zack, weil dieser mich überredet hatte, mich zum Schulsprecher wählen zu lassen und meine eigene Dummheit dem Vorschlag zugestimmt zu haben.
Missmutig stapfte ich nach draußen und sah kritisch den Himmel an, an dem graue Regenwolken hingen, wenn ich trocken nach Hause kommen wollte, musste ich mich wohl beeilen. Mit großen Schritten ging ich zu den Fahrradständern und blieb überrascht stehen, als ich den kleinen, blonden Streber vom Freitag an einem Fahrrad stehen sah. Trafen die Freaks sich etwa jeden Tag?
„Hey.“, rief ich und der Kleine drehte den Kopf ruckartig in meine Richtung. „Wie oft trefft ihr euch mit eurer AG?“, fragte ich und kam näher. „Das…das kommt da-darauf an. S-so drei o-oder vier Mal die…Woche.“, stammelte er und versuchte sein Fahrradschloss zu öffnen. Er schien ziemlich nervös zu sein. „Das ist ganz schön oft.“, brummte ich und ging zu meinem Rad, das zwei Meter weiter stand, um es abzuschließen.
„Ich komme wahrscheinlich diese Woche mal vorbei und guck mir das an.“, informierte ich den Jüngeren, der noch immer wie angewurzelt neben seinem Rad stand und mit dem Schloss kämpfte. „Klemmt dein Schloss?“ Ich lehnte mein Rad gegen die Eisenhalterung und stellte mich neben den Blonden. Sein Schloss klemmte nicht, aber jemand hatte Kaugummi über das Schlüsselloch geklebt. Offensichtlich war ihm das ziemlich peinlich. „Wie heißt du?“ „Henry.“, antwortete der Jüngere leise.
„Ich helfe dir.“ Aus meiner Tasche kramte ich ein Paket mit Taschentüchern und versuchte dann mit einem der Tücher das Kaugummi vom Schloss zu lösen. Ich war sicherlich nicht begeistert davon, aber es war verdammt gemein so was zu tun und auch wenn ich Henry nicht kannte und auch normalerweise mit Strebern wie ihm nicht redete, so tat er mir doch leid und Ungerechtigkeit konnte ich nicht leiden, zumindest nicht, wenn sie gegen jemanden gerichtet war, der sich überhaupt nicht wehren konnte. So wie der Blonde aussah und sich verhielt, war er dazu sicher nicht in der Lage.
„Jetzt müsste es gehen.“ Henry steckte den Schlüssel ins Schloss und dieses öffnete sich einwandfrei. „D-danke.“ „Weißt du, wer das gewesen sein könnte?“, erkundigte ich mich und warf das Tuch in Richtung Mülleimer und traf sogar, mein Gegenüber schwieg. „Hör mal, das muss dir nicht peinlich sein oder so und ich will dir helfen, weil das wirklich ziemlich mies ist.“, erklärte ich. „Ich weiß nicht…wer das…war.“ Er sah zu Boden und steckte seine Schlüssel in die Jackentasche. „Ich muss los.“ „Wenn du darüber reden willst, kannst du ja zu mir kommen.“, rief ich ihm hinterher, als Henry sich auf sein Rad schwang und davon fuhr.
Er schien vor irgendjemandem Angst zu haben und ich beschloss heraus zu finden vor wem und dem Kleinen zu helfen. Unschuldige, wehrlose Menschen zu triezen fand ich überhaupt nicht lustig.

6


Dafür, dass ich dem Kleinen geholfen hatte, musste ich letztendlich doch im Regen nach Hause fahren und kam völlig durchnässt dort an. Sobald ich im Haus war, streifte ich mir meine Klamotten ab und trug den Berg nassen Stoff in die Waschküche und hängte meine Sachen dort auf. Das Einzige, was den Regen trocken überstanden hatte, waren meine Boxershorts und ich lief nur mit diesen bekleidet in mein Zimmer, um mir ein paar bequeme Sachen anzuziehen.
Ich hörte meine Mutter nicht im Haus hantieren, also ging ich davon aus, dass sie arbeitete. Seit der Trennung meiner Eltern stürzte sie sich gerade zu und die Arbeit und verbrachte viel Zeit in dem Krankenhaus, in dem sie tätig war. Der Job tat ihr gut und lenkte sie ab, besonders gerade jetzt, nach dem erneuten Streit mit meinem Vater.
Ich verstand nicht, wie sich zwei Menschen, die sich so sehr geliebt hatten, wie meine Eltern, so schrecklich gemein zu einander sein konnten. In einer verstaubten Kiste unter dem Bett meiner Mutter hatte ich beim Aufräumen Fotos gefunden. Meine Eltern waren viel gereist, hatten Konzerte besucht, ein schönes Leben geführt. Jetzt war alles kaputt und da wunderte Zack sich tatsächlich, dass ich mit dem ganzen Scheiß nichts zu tun haben wollte?

Ich stellte mich unter die Dusche, um mich von dem warmen Wasser aufwärmen zu lassen. Dabei dachte ich wieder an den kleinen Streber aus der Schule und ich war mir ziemlich sicher, dass er genau wusste, wer für das Kaugummi an seinem Schloss verantwortlich war, ich verstand allerdings nicht, warum er mir nichts sagte. Hatte er Angst, dass man ihm wehtat oder weiter schikanierte, wenn er redete?
Die Sache ließ mich einfach nicht mehr los und ich nahm mir vor, nochmal mit ihm zu reden, spätestens, wenn ich mir die AG ansah. Ich würde den Kleinen schon dazu bringen mir zu sagen wer das war.

„Wie war deine Besichtigung?“, fragte Zack, als er am Abend bei mir anrief. „Laut. Warum bin ich nochmal Schulsprecher geworden? Ach ja, richtig, mein bester Freund hat mich dazu überredet.“, grummelte ich und Zack lachte auf. „Stell dich nicht so an, insgeheim hast du es doch auch gewollt. Hast du denn schon wen kennen gelernt?“ Typisch Zack, gleich mit der Tür ins Haus fallen, er hatte keinen Sinn für Taktgefühl.
„Nein, du wirst schon erfahren, wenn es so sein sollte.“ Da viel mir die Sache mit diesem Henry wieder ein und ich beschloss, Zack zu fragen, ob er darüber eventuell etwas wusste. Ich schilderte ihm, was passiert war. „Hast du eine Ahnung, welcher Arsch das gewesen sein konnte?“ „Du kennst doch David, oder? Also er ist nicht ein typischer Schul-Rowdy oder so was in der Art, aber ich hab schon gehört, dass er durchaus die Schüler aus den unteren Jahrgängen schikaniert oder sie von Bänken vertreibt, wenn er da sitzen will und so was. Ob er was mit dem Kaugummi zu tun hat, kann ich dir nicht sagen, aber zu ihm passen würde es schon. Immer auf den Kleinen rumhacken.“, erzählte Zack mir.
Ich kannte David, er ging in unseren Jahrgang, ich hatte mit ihm zusammen Philosophie und er war ein absoluter Dummkopf. Wirklich, besonders klug war er nicht und große Mühe das zu verstecken gab er sich auch nicht und so wurde ich regelmäßig Zeuge seiner seltsamen Gedanken, die auch oft genug unseren Lehrer zu verwirren schienen. Dass David ein Grobian sein sollte, konnte ich mir ziemlich gut vorstellen und so jemand brauchte auch keinen Grund, um das Fahrradschloss eines Schwächeren zu verkleben.
„Dann werde ich mal mit ihm reden. Oder ich frage erstmal den Kleinen, ob David es war, ich bin mir sehr sicher, dass er genau weiß, wer sich an seinem Schloss zu schaffen gemacht hat.“ „Warum interessiert dich das eigentlich so?“, hakte Zack nach, seine Stimme hatte eine eigenartige Betonung. „Was meinst du?“ „Ich frage mich nur, warum dich dieser kleine Streber so interessiert. Sonst kümmern die Technik-Freaks doch auch nicht.“, präzisierte mein bester Freund seine Aussage. „Sonst sind sie auch nicht Opfer von irgendwelchen Vollidioten. Du weißt genau, dass ich Ungerechtigkeit überhaupt nicht ab kann und deswegen interessiert mich das Ganze auch. Was hast du denn gedacht?“ „Ach nichts.“, wiegelte mein Gesprächspartner ab und wir wechselten das Thema und redeten über belangloses Zeug.


Es war gar nicht so einfach, Henry irgendwo zu erwischen, erst einmal war er verdammt unscheinbar und obwohl ich gezielt nach ihm suchte, fand ich ihn nicht. Vermutlich hing er in einem der PC-Räume und stellte sonst was dort an.
Bei meiner Suche traf ich aber auf einen Jungen meines Jahrgangs, von dem ich wusste, dass er zur Computer-AG gehörte, also fragte ich ihn nach Henry, erntete allerdings erst einmal einen seltsamen Blick. „Was willst du von ihm?“, erkundigte Lars sich bei mir. „Ich muss ihn was fragen, was nur uns was angeht.“ „Hör mal, er hat es schon schwer genug, da musst nicht auch noch du kommen und auf ihm herum haken.“ Wütend sah Lars mich an und ich schüttelte irritiert den Kopf. „Was denkst du denn bitte von mir, was ich tue? Ich hab ihm gestern bei etwas geholfen und will ihn dazu etwas fragen.“, rechtfertigte ich mich, auch wenn es eigentlich keinen Grund dazu gab.
„Du warst das? Entschuldige. Er hat mir gestern Abend geschrieben, was mit seinem Schloss war und dass jemand ihm geholfen hat, er hat nur nicht von dir gesprochen. Weißt du denn, wer das war?“ Lars‘ angespannte Körperhaltung erschlaffte und er lächelte entschuldigend. „Ich hab eine Vermutung, deswegen will ich auch mit ihm reden. Die Pause ist nur gleich vorbei, wenn du ihn siehst, sag ihm bitte, dass ich mit ihm reden will und ihn in der nächsten Pause hier treffe.“, bat ich den Schwarzhaarigen und dieser nickte.
Offenbar war das mit dem Kaugummi nicht der erste Vorfall gewesen, was nur noch mehr bestätigte, dass Henry wusste, wer das war und ich würde ihn schon dazu bringen mir das zu verraten. Ich spürte etwas, das sich wie Erleichterung anfühle, Angesicht der Tatsache, dass er in Lars offenbar so etwas wie einen Freund hatte. Der kleine Blonde kam mir so verloren vor.

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Texte: Alle Rechte liegen bei mir.
Bildmaterialien: Bearbeitung bei mir, am Bild besitze ich keine Rechte.
Tag der Veröffentlichung: 30.12.2012

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