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Valentin sagte nichts, bis ich ihn in mein Zimmer verfrachtet hatte und ihn auffordernd ansah.
„Warum bist du einfach weggelaufen? Und dann sitzt du nachts in der Kälte auf der Bank, wieso? Lass uns einfach morgen darüber reden und ins Bett gehen.“ Er starrte mich aus seinen blauen Augen an und ich trat einen Schritt auf ihn zu. „Denkst du, ich bin sauer auf dich?“, fragte ich leise und er nickte. „Naja, ich fand es überraschend und ich verstehe es nicht, weil ich dachte, wir wären beste Freunde, aber ich hab doch gesagt, wir reden morgen darüber, also gehen wir jetzt Schlafen, außerdem bist du immer noch ganz kalt.“, erklärte ich und der Größere begann sich mechanisch auszuziehen, genau wie ich und wir legten uns wieder ins Bett, das inzwischen kalt war, Valentin strahlte auch Kälte ab und ich rückte an ihn, damit ihm schneller warm werden würde.
„Jascha, das halt ich nicht aus.“, wisperte Valentin nach kurzer Zeit und ich rückte etwas ab. Was meinte er? „Ich…Ach man Jascha, stell dich doch nicht so dumm!“, fluchte er leise und ich zuckte zusammen. Ich rückte noch weiter ab und drehte ihm den Rücken zu. Was konnte ich denn dafür, wenn er in solchen Rätseln sprach und ich ihn nicht verstand? „Es tut mir leid. Ich weiß einfach nicht, was ich dir sagen soll und wie ich es dir erklären soll.“, kam es entschuldigend von dem Größeren. „Wie wäre es einfach mal mit der Wahrheit?“, giftete ich und schmollte weiter. „Du hast es so gewollt.“ Valentin machte eine Pause und seufzte, dann beugte er sich über mich, seine Lippen waren dicht an meinem Ohr. „Ich liebe dich. Das ist die Wahrheit.“, hauchte er, bewegte sich keinen Millimeter, während ich unter ihm eine Gänsehaut bekam und mein Gedankenkarusell sich wieder drehte.
Das war einfach nicht möglich! Er war mein bester Freund, er konnte mich nicht lieben, jedenfalls nicht so.
„Ich weiß, das schockt dich vermutlich und ich wollte es dir auch nie sagen, nur heute, deine Nähe. Ich konnte einfach nicht mehr anders und du machst mich wahnsinnig mit deiner Anwesenheit. Ich muss nur wissen, was du denkst. Bitte hass mich nicht.“, flehte der Blonde und er tat mir leid. Es muss schwer für ihn gewesen sein, wenn ich ständig seine Nähe gesucht hatte und er solche Gefühle für mich hegte. Trotzdem hatte der Kuss mir gefallen und ich war verwirrt.
„Ich…fand es schön und ich weiß, dass ich dich mit niemandem teilen will und du mir ganz viel wert bist. Außerdem könnte ich dich niemals hassen.“ Valentin lehnte sich nicht mehr über mich, stattdessen legte er sich wieder hin und zog mich an sich. „Was machen wir jetzt?“, fragte er leise und ich brummte unbestimmt, ich wusste es doch selbst nicht. „Wir sollten das Gespräch auf morgen früh verlegen.“, schlug ich vor und tatsächlich schlief ich kurz darauf ein.


Hatte ich das alle geträumt? Wohl eher nicht, ich lag fest in Valentins Armen und hatte keine Möglichkeit aus diesen zu entkommen, wenn ich gewollt hätte. Ich wusste immer noch nicht, was ich ihm sagen sollte, weil ich selbst keine Ahnung hatte, was ich wollte. Liebte ich ihn oder hatte ich Gefühle für ihn? Waren das, was ich fühlte doch mehr als freundschafliche Gefühle? Er hatte es wirklich geschafft mich vollkommen aus der Bahn zu werfen und machte es nicht besser, als er sich bewegte und gähnte, jetzt musste ich mich entscheiden.
„Morgen.“, nuschelte der Blonde und ich drehte mich zu ihm um. „Küss mich.“, forderte ich und erntete dafür einen irritierten Gesichtsausdruck, dann lächelte mein bester Freund und beugte sich zu mir herüber, in meinem Magen fing es schon in freudiger Erwartung an zu flattern, bevor wir uns überhaupt berührten und ich hatte meine Antwort.
„Warte.“, stoppte ich ihn, kurz bevor unsere Lippen sich traten und er zog sich enttäuscht zurück, wollte sich wegdrehen und ich schlug mir innerlich an die Stirn. Wie wenig Taktgefühl konnte ein Mensch eigentlich haben?
„Ich hab meine Antwort, ich weiß nicht woher die Erkenntnis auf einmal kommt, aber ich will dich.“, stellte ich fest und war von mir selbst überrascht, als ich mich schon fast auf Valentin stürzte und ihn verlangend küsste.
Es war ein wunderbares Gefühl seine warmen Lippen zu fühlen, seine blonden Haare unter meinen Händen, die erhitzte Haut an meiner eigenen und das alles gekrönt von dem Gefühl der Zusammengehörigkeit. Wie konnte ich nur so lange brauchen, um das zu verstehen? Diese Situation erschien mir so selbstverständlich und so natürlich, als hätten wir sie schon hunderte Male erlebt und trotzdem war sie neu und aufregend und hätte ich es gekonnt, ich hätte die Zeit abgehalten, um ewig in diesem Moment fest zu stecken.

„Woher kommt denn diese plötzliche Erkenntnis?“, fragte mein Freund belustigt, als ich von ihm abließ und wir uns mit roten Lippen grinsend musterten. „Ich weiß es nicht, aber du kennst mich. Ich brauch für alles etwas länger.“, scherzte ich und legte meinen Kopf auf seine Brust, sein Herz schlug viel zu schnell und ich sah ihn von unten an. „Du verursachst eben Herzrasen bei mir.“, lächelte der Größere und ich lächelte zurück, dann suchte ich seine Hand und verschränkte sie mit meiner.
„Lass uns im Bett frühstückten, noch einen Film gucken und den Tag verbummeln.“, schlug ich vor und spielte mit dem Armband an Valentins Handgelenk. „Und was ist mit Bio?“ „Mir fällt einiges ein, was viel besser ist, als Lernen und diese ganzen Sachen stehen auf der Liste auch davor, also vergiss das ganz schnell wieder.“, nörgelte ich und wurde in die Seite geknufft. „Eigentlich hast du Recht, ich denke wir können viel bessere und sinnvollere Sachen anstellen. Vor allem Bessere.“
Wenn er noch etwas sagen wollte, dann würde ich wohl nie erfahren was es war, denn ich verschloss seinen Mund mit meinem, bevor er noch auf die Idee kommen würde, dass Lernen doch eine gute Idee war.

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Texte: Alle Rechte liegen bei mir.
Bildmaterialien: Alle Rechte liegen bei mir.
Tag der Veröffentlichung: 16.12.2012

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