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„Ach hallo Valentin, schön dich mal wieder zu sehen. Jascha, ich fahre gleich zur Arbeit, ich habe Nachtschicht, macht keinen Blödsinn, Essen steht im Kühlschrank, es wird wohl auch für euch beide reichen, wenn Valentin hier essen möchte.“, begrüßte und verabschiedete meine Mutter sich, denn kaum eine Minute später war sie aus der Haustür verschwunden.
„Ich mag deine Mutter.“, lachte Valentin und hängte seine Jacke auf, kickte die Schuhe von den Füßen. „Weiß ich, sie dich auch.“, brummte ich und entledigte mich meiner vielen, warmen Sachen. „Wir essen später oder?“ Valentin nickte und ich lief an der Küche vorbei in mein Zimmer, schaltete den Fernseher an und kramte ein paar DVDs aus meinem Regal. „Was gucken wir?“, richtete ich mich an meinen besten Freund, der es sich schon auf meinem Bett bequem gemacht hatte.
„Hast du was da, was wir noch nicht dreihundert Mal gesehen haben?“, lachte Valentin und stand auf, um einen Blick auf meine Auswahl zu werden, dann griff er nach der Hülle von Illuminati. „Den kenn ich noch nicht, wann hast du den denn geguckt? Ich wollte mir den schon immer mal angucken.“ Ich zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung, irgendwann mal, aber der ist gut.“
Ich nahm ihm die Hülle aus der Hand und legte die DVD in den Player. „Was zu knabbern?“ Valentin nickte und ging los, um eine Tüte Chips zu holen, er kannte sich in meinem Haus mindestens so gut aus wie in seinem eigenen. Außerdem war es so was wie ein Ritual, ich startete den Vorspann des Films, dann ging ich Getränkte holen, während mein bester Freund sich um die Knabbereien kümmerte.
Ich dunkelte noch den Raum ab und dann saßen wir beide mit je einer Flasche Eistee und einer Schale Chips auf meinem Bett, ziemlich aneinander gekuschelt, und sahen uns den Film an.


„Jascha, hey, Jascha, wach auf.“ Ich grummelte verschlafen und sah dann direkt in Valentins Gesicht. „Was ‘n?“, nuschelte ich und gähnte, er lächelte. „Du bist beim Film eingeschlafen, jetzt ist er zu Ende und ich dachte, wir gehen dann richtig ins Bett.“, erklärte der Blonde und kletterte unter der Decke hervor und ging zu seinem Rucksack, der in einer Ecke meines Zimmers stand. Während ich noch versuchte soweit wach zu werden, um mich ausziehen und mir die Zähne putzen zu können, zog Valentin sich sein Shirt über den Kopf und mir fiel das erste Mal wirklich auf, was für einen Wahnsinns Körper er hatte. Wie konnte ein Mensch solche Muskeln haben, die so klar und schön definiert waren? Ich blinzelte und wandte den Blick ab und schlug die Decke zurück. Während ich die Getränke und das restliche Essen auf meinen Schreibtisch räumte, versuchte ich krampfhaft nicht zu Valentin zu starren, gleichzeitig fragte ich mich, was mit mir los war.
Ich schob mein plötzliches Interesse für den Körper meines besten Freundes auf meine Müdigkeit und zog mich bis auf meine Boxershorts aus, ehe ich zurück in mein Bett krabbelte und mir die warme Decke bis zum Kinn zog. Valentin legte sich, ebenfalls nur mit einer Shorts bekleidet, neben mich und knipste die Nachttischlampe neben ihm aus.
Ich lauschte seinen ruhigen Atemzügen in der Dunkelheit und der Geruch seines Parfüms oder Aftershave stieg mir leicht in die Nase. Ich versuchte unauffällig näher an ihn heran zu rücken, ein Arm schob sich unter meinen Kopf, legte sich um meine Schultern und ich wurde an Valentins Körper gezogen. „Jascha.“, nuschelte er sanft in mein Ohr und sein warmer Atem traf auf meinen Nacken, eine wohlige Gänsehaut breitete sich auf meinem Körper aus. Entspannt kuschelte ich mich noch enger an ihn, Valentin begann meinen Haaransatz im Nacken zu kraulen und ich seufzte, das fühlte sich so angenehm an.
„Jascha, ich muss dir was sagen.“, brummte Valentin nach einer Weile und ich richtete meinen Kopf so, dass ich glaubte ihn anzusehen, was in der völligen Dunkelheit natürlich nicht viel Sinn machte. „Ich…also ich…“, stotterte mein bester Freund und brach ab. Was war denn so schlimm, dass er es nicht sagen konnte? „Was denn?“, fragte ich nach und hörte, wie Valentin tief einatmete.
Kurz darauf spürte ich, wie die Hand in meinem Nacken den Griff verstärkte und der Blonde seine Lippen dann schon fast verzweifelt auf meine presste. Ich war viel zu perplex und irgendwie zu reagieren, selbst wenn ich gekonnt hätte, hätte ich nicht gewusst, was ich tun sollte. Meine Lippen kribbelten, als Valentin von mir abließ, der Kuss war schon irgendwie schön gewesen, aber wir waren doch beste Freunde und ich stand nicht auf Jungs. Zumindest glaubte ich das.
„Du…“, hauchte ich, dann raschelte die Bettdecke und der warme Körper entfernte sich, enttäuscht schloss ich kurz die Augen. „Ich gehe besser.“ Im Dunkeln zog mein bester Freund sich an. „Aber du kannst jetzt nicht einfach gehen, ich mein…“ „Doch.“, unterbrach der Blonde mich scharf und drückte die Klinke herunter, ich saß aufrecht im Bett und beobachtete die schwachen Umrisse seiner Silhouette. „Aber…“ „Man sieht sich.“ Meine Zimmertür schloss sich und dann hörte ich die Haustür ebenfalls ins Schloss fallen, während ich noch immer verwirrt in meinem Bett saß und mich fragte, was das gewesen sein sollte. Ich legte mich wieder hin, aber es war längst nicht so warm, wie mit Valentin an meiner Seite, das Kissen roch nach ihm, aber es war nur ein schwacher Ersatz und eine Träne verließ mein Auge.

Warum hatte er mich geküsst? War er in mich verliebt und wollte mir das sagen? Aber warum war er dann gegangen? Warum war er so kalt gewesen? Meine Gedanken drehten sich immer schneller im Kreis und trotzdem kam ich zu keinem Ergebnis.
Ich stand wieder auf, machte eine kleine Lampe an und setzte mich in meine Fensterbank, mein Blick fiel auf meinen Schreibtisch, das Lebkuchenherz, das ich Valentin geschenkt hatte, lag noch da. Draußen schneite es wieder und obwohl es mitten in der Nacht war, saß draußen jemand auf der Bank, die am Eingang des Parks saß. Beim genaueren Hinsehen zuckte ich erschrocken zusammen, als ich feststellte, dass es Valentin war, der dort saß, ohne Schal oder Mütze. War er jetzt völlig wahnsinnig geworden?
So schnell ich konnte, schlüpfte ich in irgendwelche Klamotten, griff mir das Herz vom Schreibtisch, zog mir halbherzig meine Schuhe an und verließ mit Schlüsseln in der Hand das Haus.

„Jascha, du kannst nicht ohne Jacke draußen herum laufen.“, rügte Valentin mich, als ich mir vor ihn stellte. Ich stemmte die Hände in die Hüften und versuchte ein Zittern zu unterdrücken, wütend funkelte ich ihn an. „Willst du mich veraschen? Wer sitzt denn ohne Schal und Mütze hier draußen und erfriert? Was willst du damit bezwecken? Eigentlich ist es mir auch ziemlich egal, du kommst jetzt wieder mit ins Haus und wärmst dich auf. Oder du gehst jetzt sofort nach Hause, aber dann nimm das hier mit.“, motzte ich und hielt ihm das Herz hin. Er nahm es und drehte es in den Händen, machte aber keine Anstalten aufzustehen, also zerrte ich ihn am Arm hoch und lockerte den Griff erst, als wir vor der Haustür standen, wir war nämlich kalt und ich wollte so schnell wie möglich wieder ins Warme.

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Texte: Alle Rechte liegen bei mir.
Bildmaterialien: Alle Rechte liegen bei mir.
Tag der Veröffentlichung: 16.12.2012

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