„Ich liebe die Stimmung auf einem Weihnachtsmarkt einfach so sehr, das kannst du dir nicht vorstellen!“ Überall leuchteten bunte Lichter, egal wo man hinging, man konnte sich von Weihnachtsmusik berieseln lassen, es roch nach süßem Gebäck, Punsch und leckerem Essen, die Atmosphäre war toll.
„Man sieht dir die Begeisterung ja an, ich kann es mir sehr gut vorstellen.“, lachte Valentin und schob mir meine Mütze ins Gesicht, gespielt empört sah ich ihn an, als ich sie wieder gerichtet hatte. „Das war gemein!“, entrüstete ich mich und schlug ihn freundschaftlich. „Gar nicht wahr.“, verteidigte der Blonde sich und schob mich in die Menschenmenge. „Also, was willst du zuerst machen?“, fragte er und ich legte den Kopf schief, überlegte. „Ich hab Hunger, lass uns irgendwo was Essen gehen.“, schlug ich vor und drängelte mich an den Menschen vorbei, nachdem Valentin genickt hatte.
Eine Viertelstunde später standen wir kauend an einem Stehtisch, ich versuchte mit einer kleinen Plastikgabel meine Kräuterpilze aufzuspießen, was sich als schwieriges Unterfangen heraus stellte und Valentin zum Lachen brachte. „Hör auf mich auszulachen, das ist gemein! Du hast es ja auch ganz einfach mit deinen Kartoffelpuffern.“, maulte ich und stach schon fast gewaltsam in das Schälchen, natürlich ohne einen Pilz zu erwischen. „Du machst das ja auch ziemlich umständlich, Jaschalein.“ Ich hasste es, wenn er meinen Namen verniedlichte, beleidigt sah ich ihn an, was ihn nicht sonderlich zu kümmern schien, er nahm mir die Gabel aus der Hand, stach damit spielend einfach einen Pilz auf und hielt ihn mir vor den Mund. Ich zog mit meinen Zähnen den Pilz von der Gabel und lächelte schief. „Danke.“, brummte ich und nahm die Gabel zurück. „Versuch’s mal mit Ruhe und ein bisschen Geschick.“, riet Valentin mir und ich grummelte.
Er wusste immer alles besser, aber er rettete mir in der Schule auch regelmäßig den Arsch, ich wüsste nicht, was ich ohne ihn machen würde. Valentin war sowieso ziemlich toll und ich war froh, dass er mein bester Freund war, dann sah ich ihn nämlich sehr oft. Manchmal wünschte ich mir, dass er nie oder nicht in naher Zukunft eine Freundin finden würde, dann müsste ich ihn teilen und das wollte ich nicht, er war mein Valentin.
„Jetzt geht es wirklich besser.“ Valentin nickte mir zufrieden zu und warf seine Pappunterlage in den Mülleimer in der Nähe unseres Tisches. „Kann ich heute bei dir pennen? Dann muss ich morgen nicht wieder kommen, wenn ich dir noch Bio erklären soll.“, fragte er, als er zurück kam, ich nickte. „Klar doch.“ Der Blonde lächelte und fuhr sich durch die Haare, seine Wangen waren von der Kälte leicht rosa. „Ist dir gar nicht kalt, so ohne Mütze und Schal?“, wollte ich verwundert wissen und er schüttelte den Kopf, mit einem Schulterzucken tat ich es ab.
Nachdem ich aufgegessen hatte, liefen wir weiter, blieben mal hier und mal da stehen, tranken Punsch und Glühwein, heißen Kakao mit Sahne und fanden schließlich einen Stand, der hervorragende Schmalzkuchen verkaufte. Direkt daneben verkaufte eine junge Frau verschiedene Mützen, ich kramte etwas Kleingeld aus meiner Tasche und erstand eine Weihnachtsmütze, die ich Valentin auf den Kopf setzte, als er konzentriert vor dem Schmalzkuchenstand wartete und die Lebkuchenherzen studierte. „Mensch Jascha, erschreck mich nicht so.“, nuschelte er und zog die Mütze vom Kopf, um sie sich anzusehen. „Du keiner Spinner.“, neckte er mich und ich streckte ihm die Zunge heraus.
Mein Blick fiel auf die Auslage des Standes und meine Augen funkelten bei dem Anblick so vieler Süßigkeiten und mein Magen grummelte. Aber ich hatte schon so viel gegessen und gerade erst das letzte Schmalzkuchenstück verrückt, sodass ich mich gegen weitere Süßigkeiten entschied und mich wieder zu meinem besten Freund drehte, der gerade in Lebkuchenherz überreicht bekam, neugierig trat ich neben ihn.
„Ich finde, das passt sehr gut zu dir.“, grinste er und hielt mir das Herz entgegen, roter Zuckerguss zierte den Rand und in weiß stand in der Mitte ‚verrückter Chaot‘, ich lachte. „Ja, das passt wohl tatsächlich zu mir.“, gab ich zu und hängte mir mein Geschenk um den Hals, im selben Augenblick fiel mir ein Lebkuchenherz ins Auge, das perfekt zu Valentin passte.
„Dreh dich um und nicht gucken!“, verlangte ich ernst und er tat, was ich sagte, drehte sich grinsend um und ich ging zum Tresen, um das Herz zu kaufen.
„Lieblingsmensch? Wie süß von dir.“, bedankte er sich, als ich mit dem Herz zu ihm zurück kehrte und schief lächelte. „Stimmt doch.“, brummte ich und wir gingen weiter.
Bald hatten wir alles gesehen und steuerten die Bushaltestelle an, dessen Bus uns zu mir nach Hause bringen würde.
„Langsam wird mir doch kalt.“ Ich vergrub meine Hände tief in meinen Taschen und versuchte mein Gesicht noch weiter hinter meinem Schal zu verstecken. „Zehn Minuten musst du noch aushalten.“, informierte Valentin mich und ich rollte mit den Augen. Der Größere stellte sich vor mich und schlang seine langen Arme um meinen Körper, zog mich fest an sich und versuchte mich so zu wärmen. Leider war seine Jacke von außen so kalt, dass es nicht viel nutzte, was ich ihm auch sagte.
Kurzer Hand öffnete er seine Jacke und zog sie dann so weit es ging um mich, eng aneinander gedrängt standen wir an der Haltestelle und langsam wurde mir wirklich wärmer. Ich konnte das Klopfen seines Herzens hören und die ruhigen Atemzüge spüren.
„Besser?“, flüsterte der Blonde an mein Ohr und ich brummte zustimmend. Wir standen so da, bis der Bus kam, in dessen Inneren war es zum Glück angenehm warm. „Du hast jetzt wegen mir aber nicht gefroren oder?“, fragte ich nach, als Valentin seine Jacke wieder geschlossen hatte, manchmal war ich echt egoistisch und dachte erst im zweiten Moment an meine Mitmenschen. „Ach was, so kalt ist es auch gar nicht.“, wiegelte er ab und lächelte mich warm an, ich war beruhigt.
Texte: Alle Rechte liegen bei mir.
Bildmaterialien: Alle Rechte liegen bei mir.
Tag der Veröffentlichung: 16.12.2012
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