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Meinen Schal fest um meinen Hals geschlungen, das Gesicht tief darin vergraben, stand ich immer noch frierend vor dem Café und wartete. Ich war auch ziemlich doof, ich war viel zu früh, dafür musste ich nun frieren. Aber ich hatte Angst ihn zu verpassen, nicht dass Noah am Ende noch dachte, ich würde nicht wollen.
Noah kam pünktlich um 16 Uhr, er stieg aus seinem Auto und winkte mir zu. Schnell wechselte ich die Straßenseite und sah ihn verlegen an. „Schön, dass du gekommen bist.“ Ich nickte und stieg auf der Beifahrerseite ein. Im Inneren des Autos war es schön warm und ich zog meine Handschuhe aus. „Es ist nicht weit.“, informierte Noah mich, ehe er den Motor startete und losfuhr.

„Willkommen in meiner Wohnung.“ Einladend hielt Noah die elegante, schwarze Tür auf und ich trat staunend in den Flur. Die Wohnung war riesig! Der Flur ging direkt über in ein Wohnzimmer, dahinter konnte man die offene Küche und einen kleinen Essbereich sehen und ich vermutete, dass hinter der Ecke eine Tür ins Bad und ins Schlafzimmer führen würde.
Auch hier stand überall weihnachtliche Dekoration und Noah hatte ihm Wohnzimmer sogar einen kleinen Baum aufgestellt, der schön geschmückt war.
„Gib mir deine Jacke.“, forderte Noah mich auf und ich ließ sie von meinen Schultern gleiten, der Ältere hängte sie ordentlich am Haken auf. „Danke.“ Er nickte mir zu und ging an mir vorbei ins Wohnzimmer, bis zu der kleinen Theke, die Küche und Wohnraum trennte. „Möchtest du was trinken? Oder etwas essen?“ Etwas verloren stand ich in dem schlicht, aber elegant eingerichteten Wohnzimmer und schüttelte den Kopf. Er goss sich ein Glas Wasser ein und deutete auf das Sofa. „Setz dich doch.“ Ich kam der Aufforderung nach und ließ mich auf dem weichen Polster nieder.
„Du fragst dich sicherlich, warum du herkommen solltest, nicht wahr?“ Noah setzte sich auf einen Sessel und stellte das Glas auf das Tischchen daneben, ich nickte. „Nun, das, was ich dir jetzt sage, mag dir komisch vorkommen, wenn du willst, dass ich schweige oder wenn du gehen möchtest, dann musst du mir das sagen.“ „O-okay.“ Was zum Teufel wollte er denn?
„Weißt du Manu, ich ertrage den Gedanken schon lange nicht mehr, dich teilen zu müssen. Es zerreißt mich förmlich zu wissen, dass ich nicht der Einzige bin, der dich berühren darf. Immer wenn ich daran denke, dass dort andere Männer sind, die dich küssen, dann…“ „Du bist der Einzige, der mich küsst und küssen darf.“, unterbrach ich ihn leise und sah weiterhin auf meine Hände. Wohin würde seine Rede führen?
„Ähm, okay. Das ist schön zu wissen.“ Er lächelte sanft, ich konnte es aus dem Augenwinkel sehen, ehe er weiter sprach. „Jedenfalls ist es für mich immer schwerer geworden zu akzeptieren, dass es noch andere Männer gibt. Ich mag dich wirklich gern Manu. Deswegen wollte ich mich auch mit dir mal nur so treffen und mich mit dir unterhalten, mehr über dich erfahren, auch wenn ich noch immer kaum etwas über dich weiß, aber das ist okay. Ich genieße jede Sekunde mit dir, nicht nur die der körperlichen Befriedigung, sondern jede, die ich irgendwie mit dir verbringen darf.
Ich möchte dich nicht mehr teilen und ich möchte dich am liebsten jeden Tag, jede Stunde sehen. Ich möchte die Lachen sehen und der Grund dafür sein, genauso wie für dein wunderschönes Lächeln, das ich so selten auf deinen Lippen sehe. Ich will der Erste sein, den du morgens siehst und der Letzte, wenn du abends einschläft und vor allem möchte ich neben dir einschlafen und aufwachen.“

Ich schluckte. War das nicht so was wie eine Liebeserklärung gewesen? Ich hob leicht den Kopf und sah Noah an, dieser lächelte nach wie vor, seine Augen strahlten erwartungsvoll, das Licht der Deckenlampe brach sich glitzernd darin. Was sollte ich antworten?
„Also, weißt du…ich weiß nicht genau, was ich dazu sagen soll. Du bist auf jeden Fall anders als die anderen Männer, irgendwie bist du kein einfacher Kunde. Ich…ich fand es schön, als wir uns in diesem Café getroffen haben und ich dir einfach nur zuhören konnte. Nur…ich brauche das Geld und ich muss arbeiten um studieren zu können und es ist leicht verdient, die Wohnung muss auch bezahlt werden. Ich weiß nicht genau, was ich fühle, ich bin in einer Familie aufgewachsen, wo man nicht über Gefühle geredet hat, möglicherweise kann ich dir gar nicht das geben, was du verlangst.“ Resigniert ließ ich die Schultern hängen und seufzte, ich war eben kein gefühlvoller Mensch und mit Worten konnte ich auch nicht so gut umgehen, wie Noah.
Sowieso, ich war viel schlechter in allem. Er hatte viel mehr Geld und konnte sich besser ausdrücken, er wusste, was er wollte und ich war einfach nur ein erbärmlicher, junger Mann, der nichts hatte.

„Ich verlange nichts von dir, ich würde mir nur wünschen, dass du deinen Job aufgibst, du kannst hier wohnen und ich kann dir auch das Studium bezahlen und bestimmt findest du einen besseren Job. Ich bin dir hoffnungslos verfallen Manu, ich würde alles tun, damit du glücklich bist und damit du so leben kannst, wie du es willst und ich möchte ein Teil von diesem Leben sein, wenn du mich lässt.“ Er stand auf und legte seinen Arm um meine Schultern, er roch so gut. „Aber ich habe nichts, ich bin ein Niemand, schon fast erbärmlich. Ich weiß nicht mehr, mit wie vielen Männern ich schon geschlafen habe, irgendwann habe ich aufgehört zu zählen. Ich kann dir nichts geben, außer meinen Körper und ich kann es nicht annehmen, dass du mir alles bezahlst, das wäre viel zu viel verlangt. Ich mag dich schon ziemlich gern und die Vorstellung, glücklich zu sein und auch hier zu wohnen, klingt wirklich toll, aber…“
„Manu, warte, stopp. Weißt du eigentlich was du da sagst? Ich habe dich immer für einen stolzen, selbstbewussten, jungen Mann gehalten, aber anscheinend bist du voller unbegründeter Zweifel. Du musst dich überhaupt nicht auf deinen Körper reduzieren, du hast so viel mehr zu bieten, selbst wenn ich davon nur einen kleinen Teil gesehen habe, weiß ich das, auf keinen Fall bist du ein Niemand. Vor allem nicht für mich, du bist etwas Besonderes, ein hübscher Mann, der auch wirklich liebenswert ist, einen richtigen Job verdient hat, ein schönes Leben. Es ist mir egal, mit wie vielen Männern du geschlafen hast, es ist mir bewusst, ich war doch selbst einer von ihnen. Tu dir selbst den Gefallen und sträube dich nicht gegen das, was du willst. Ich liebe dich und ich möchte, dass es dir gut geht, ich erwarte auch gar nicht, dass du meine Gefühle erwiderst, aber vielleicht tust du es ja eines Tages doch und das würde mich sehr glücklich machen, aber es macht mich schon glücklich, wenn du hier bleiben würdest und wenn ich dir helfen und für dich da sein kann.“

Eine Träne tropfte aus meinem Auge, eine zweite glitt mein Gesicht hinab und tropfte von meinem Kinn zu der ersten auf meine verwaschene Jeans. Es war schon fast zu schön um wahr zu sein. Er war einfach perfekt, auf seine eigene Art und Weise.
„Ich hoffe, es sind Freudentränen.“, flüsterte Noah liebevoll und zog meinen Kopf an seine Brust, hielt mich fest und ließ mich weinen.

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Texte: Alle Rechte liegen bei mir.
Bildmaterialien: Alle Rechte liegen bei mir.
Tag der Veröffentlichung: 16.12.2012

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