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„Du Kai? Du…du hast doch mal gesagt, dass du…naja…auch auf Jungs stehst…oder?“, wisperte der Jüngere unsicher, ich nickte leicht. „Ja…warum?“ Konnte das sein? „Weil…naja, könntest du…also könntest du dir vorstellen…also nur so rein theoretisch…nun ja, also mich zu…küssen?“, stotterte er und senkte errötet den Kopf, noch immer hatten wir die Arme um den jeweils anderen gelegt, schon fast viel zu extrem spürte ich seine Anwesenheit in jeder Faser meines Körpers.
„Also…“ „Nein, schon…schon gut, war…war ne doofe Frage.“, wurde einfach unterbrochen. Dachte er, ich wollte ihn zurückweisen? Ich löste einen Arm von dem schlanken Körper und hob mit zwei Fingern sein Kinn an. „Hey, lass mich ausreden. Ich kann mir das sogar ziemlich gut vorstellen.“ Ich träumte jede Nacht davon, natürlich konnte ich mir das vorstellen. „Oh…ähm, achso. Und…und würdest du das auch…tun?“, fragte er weiter und sah mich aus großen Augen an, die Wangen immer noch ganz rot, er war einfach niedlich, wahnsinnig niedlich. „Wenn du das auch möchtest.“ Ganz zaghaft nickte er, es war nur eine kurze, kaum sichtbare Kopfbewegung, aber sie reichte mir, um meine Beherrschung aufzugeben, sodass ich mich die wenigen Zentimeter nach vorn lehnte, noch einmal in dies unglaublichen Augen sah und dann küsste ich ihn. Ganz kurz und ganz unschuldig.
„Das war kein Kuss!“, beschwerte Timo sich, die Augen geschlossen, wartend, also lehnte ich mich noch einmal vor und mich erwarteten schon leicht geöffnete Lippen und eine freche Zungenspitze, die trotzdem schüchtern darauf wartete, dass ich den ersten Schritt tat und nur zu gern neckte ich Timo und forderte ihn heraus.
„Besser?“, hauchte ich an die Lippen des Jüngeren und spürte seinen Atem auf meinem Gesicht, als er antwortete. „Viel besser.“ Wir brachten etwas Abstand zwischen uns und sahen uns verlegen an. Ich hatte mir immer fest vorgenommen, den Jüngeren nicht anzufassen, geschweige denn zu küssen und jetzt war es doch passiert. Konnten wir denn trotzdem noch Freunde sein? Eine Beziehung wäre so gut wie unmöglich, drei Jahre Altersunterschied, er ging noch zur Schule, lebte bei seinen Eltern, ich studierte, hatte meine eigene Wohnung, das würde alles niemals funktionieren.

Die Fahrt mit dem Riesenrad war vorbei, wir stiegen aus und blieben am Rand eines Standes stehen. Wir hatten kein Wort mehr miteinander gesprochen. Plötzlich schob sich eine warme Hand in meine und als ich den Jüngeren ansah, lächelte er schüchtern. Sanft entzog ich ihm meine Hand, enttäuscht und traurig senkte er den Kopf. „Das geht nicht, ich glaube du siehst mehr, als da vielleicht ist.“ Es brach mir das Herz, ihm eine Abfuhr erteilen zu müssen und seine Augen schimmerten verdächtig, als er zu mir hochsah. „Aber Kai! Du…ich hab doch gedacht…ich bin wirklich in dich verliebt!“, flüsterte er verzweifelt. Ich hätte wohl glücklich sein sollen, weil er meine Gefühle erwiderte, aber ich schüttelte den Kopf. „Du bist 16, du hast ganz andere Vorstellungen von Liebe und einer Beziehung als ich, das geht nicht.“, erklärte ich. „Behandle mich nicht wie ein Kind! Drei Jahre sind nichts, rein gar nichts! Such doch nicht nach Ausreden, wo keine nötig sind. Bitte!“ Warum musste er es mir denn so schwer machen, mich mit diesem flehenden Blick ansehen? „Wenn du keine Gefühle für mich hast, dann sag es.“, forderte er, ich schwieg und sah ihn einfach nur an.

Sollten wir es versuchen? In unserer Freundschaft hatten wir uns auch immer gut ergänzt, vielleicht war das ja auch in einer Beziehung möglich. Aber waren unsere Interessen und Ansprüche, Erwartungen und Erfahrungen nicht ziemlich verschieden? Ich würde ihn verlieren, wenn ich ihn jetzt abwies, schlimmer konnte es doch nicht werden, warum sträubte ich mich dann noch so? Eigentlich hatte ich doch immer auf genau diesen Moment gewartet.

Ich griff nach seiner Hand und verschränkte unsere Finger. Timo strahlte mich vollkommen glücklich an, wie noch nie zuvor. „Du hast immer zu viele Zweifel und bist viel zu nachdenklich.“, warf er mir lächelnd vor und stellte sich auf die Zehenspitzen, um mir einen Kuss auf die Lippen zu hauchen. Er hatte ja Recht, ich dachte viel zu viel nach.

Wir schlenderten Händchen haltend über den restlichen Teil des Weihnachtsmarktes und ich konnte nicht anders, als ihm ständig verliebte Blickte zu zuwerfen.
„Ich bin ziemlich froh über das, was heute passiert ist, weißt du das eigentlich? Ich hätte das niemals auf die Reihe bekommen, glaube ich.“, flüsterte ich von hinten in das Ohr des Kleineren, als wir vor einem weiteren Verkaufsstand stehen blieben. „Ich weiß.“, gab er frech zurück und ich schnaubte entrüstet. „War nur ein Witz.“, verteidigte er sich auch gleich wieder und ich küsste seine Schläfe.
Mein Blick fiel auf die Waren des Standes, Schmuck. Armbänder, Ketten, Ringe, Ohrstecker, eben alles, was man sich vorstellen konnte und ich entdeckte zwei Armbänder, die offensichtlich zusammen gehörten.
„Geh doch schon mal da vorne hin und bestell uns was zu trinken, ich komm gleich.“, wies ich meinen Freund an und er ging stirnrunzelnd los, fragte aber nicht weiter nach.

„Wow, das ist schön.“, hauchte er schließlich begeistert, als ich kurz danach am Getränkestand auftauchte und ihm ein grünes Nylonarmband vor die Nase hielt, dass aus verschiedenen Fäden geknüpft war, in der Mitte hatte man eine schwarze Perle eingearbeitet. Ich band ihm das Armband um und schob dann meinen Ärmel etwas nach oben, an meinem Arm befand sich das Gleiche Armband, jedoch in blau, Timo legte seine Arme um mich. „Du bist so toll, weißt du das?“ Er drückte seine Dankbarkeit in einem langen, zärtlichen Kuss aus und ließ mich dann los.


„Für so was würde ich immer wieder Riesenrad fahren. Und wenn ich ehrlich bin, ich wollte eigentlich nicht mit, weil ich diese ganzen glücklichen Pärchen nicht ertragen konnte und wollte, mit dem Wissen, dass ich das mit dir nie haben würde.“, gab ich ehrlich zu, als wir später wieder in meiner Wohnung angekommen waren und es uns in meinem Bett bequem gemacht hatten, der Fernseher lief und zeigte irgendeinen Spielfilm. „Offensichtlich hast du da falsch gelegen.“, grinste der Kleine und legte sich, mit dem Rücken gegen meinen Bauch gelehnt, zwischen meine Beine und ich schlang von hinten meine Arme um seinen flachen Bauch. „Danke, das weiß ich jetzt auch.“, brummte ich sarkastisch und küsste seinen Nacken, fing dann an kleine Muster mit meiner Zungenspitze zu zeichnen. „Lass das, das kitzelt.“, kicherte der Blonde und versuchte mir auszuweichen, was von seiner Position aus nicht wirklich gelang, also machte ich in ungerührt weiter, bis er anfing zu lachen.
„Du bist gemein.“, beschuldigte er mich gespielt schmollend und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich mag dein Lachen aber. Und du bist niedlich, wenn du schmollst.“, lachte ich und Timo drehte ruckartig dem Kopf, verschloss meine Lippen mit seinem Mund.
„Du bist unmöglich.“ „Nein, ich bin verliebt.“, wiedersprach ich und nutzte Zunge und Lippen dann, um ihm küssend den Verstand zu rauben.

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Texte: Alle Rechte liegen bei mir.
Bildmaterialien: Alle Rechte liegen bei mir.
Tag der Veröffentlichung: 09.12.2012

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