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Wir liefen los und ich erzählte Dave, welches Problem ich mit diesem Kerl hatte, was mein Job und mein Chef damit zu tun hatten und warum ich mich nicht dagegen wehren konnte. Die Kälte kroch unter meine warme Jacke und ich zog mir die Mütze tiefer ins Gesicht, an der angrenzenden Straße konnte man die Weihnachtsbeleuchtung der Geschäfte sehen. Weihnachten, das Fest der Liebe. Von wegen, ich hielt nicht besonders viel davon.

„Das tut mir leid für dich, aber warum suchst du dir nicht einfach einen anderen Arbeitsplatz?“, fragte Dave und fuhr sich durch die Haare. „Naja, ich hatte mich bei mehreren Cafés beworben und bin nur dort angenommen worden, ich wüsste nicht, wo ich sonst arbeiten sollte, sonst wäre ich da schon längst weg, das kannst du mir glauben.“, schnaubte ich. „Mein Cousin hat einen Copy-Shop in der Innenstadt, ich kann ihn ja fragen, ob er Hilfe gebrauchen kann.“, schlug Dave vor. „Das wär nett, aber nein danke, ich liebe das Kellern, ich würde so gerne in einem anderen Café arbeiten. Ich schau mich ja schon ständig um, aber ich finde einfach nichts.“ Resigniert ließ ich die Schultern hängen. „Wenn ich was höre, dann sag ich dir Bescheid, wenn du willst.“, bot Dave an und ich lächelte. „Das wär nett, gib mir mal dein Handy, dann kann ich dir meine Nummer einspeichern.“ Der Angesprochene reichte mir sein Handy und ich erstellte einen neuen Kontakt in seinem Telefonbuch, dann gab ich es ihm zurück.

„Du weißt nicht zufällig wie ich von hier aus in die Nordstadt komme, mit welchem Bus oder so?“, fragte Dave wir vor meinen Zuhause stehen blieben. „Hast du nicht…“ „Ja, ich weiß, aber das war vielleicht nicht ganz die Wahrheit.“, gab er zu und errötete. „Ich wollte dir helfen.“ Wie er so dastand, etwas verlegen, weil er nicht ganz die Wahrheit gesagt hatte, leicht rot im Gesicht, mit den zerzausten Haaren, sah er schon ziemlich niedlich aus, ich lächelte. „Danke.“, murmelte ich. „Naja, also der Bus fährt nicht so regelmäßig, wenn du willst, kannst du ja noch mit reinkommen und wir gucken mal im Internet.“ Dave nickte, ich brachte mein Rad in die Garage und schloss die Haustür auf.

„Also der nächste fährt in fünf Minuten, das schaffst du nicht mehr bis zur Haltestelle, der danach kommt erst in einer Dreiviertelstunde.“, informierte ich den Braunhaarigen, der es sich auf meinem Sofa bequem gemacht hatte. „Ich kann ja zu Fuß gehen.“ „Quatsch, weißt du, wie weit das ist? Keine Sorge, ich hab kein Problem damit, dass du hier bist.“, versicherte ich ihm. Das hatte ich wirklich nicht, er war schon ziemlich süß. Ich wusste ja eigentlich gar nicht, ob er überhaupt auf Jungs stand, aber ich rechnete mir auch nichts besonders aus.

„Sind deine Eltern gar nicht da? Ich kehrte gerade mit einer Flasche Eistee und zwei Gläsern aus der Küche zurück, Dave stand vor meinem CD-Regal und sah mich an. „Nein, die sind arbeiten.“, erklärte ich kalt. Sie kümmerte es nicht, was ich sonst den ganzen Tan machte, Hauptsache ich kümmerte mich um mich selbst und stellte keinen Blödsinn an. „Du hast n guten Musikgeschmack.“, bemerkte Dave und setzte sich wieder auf das kleine Sofa, ich nickte dankend und stellte die Sachen auf den Tisch.
Schweigend saßen wir nebeneinander und nippten von unseren Getränken, ich wusste nicht, wie ich ein Gespräch anfangen sollte und räusperte mich. „Warum hast du mich eigentlich nach meinem Namen gefragt? Also im Café?“, fragte ich Dave, der mich überrascht ansah. „Ich fand dich sympathisch.“, antwortete er leise. „Und vielleicht wollte ich dich auch ein bisschen kennen lernen.“, gab er noch leiser zu. „Hast du auch dieses seltsame Gefühl?“ Wenn er es hatte, dann wusste er genau, was ich meinte. Er zog mich einfach in seinen Bann, obwohl ich ihn nicht kannte und ich wollte nichts anderes, als ihn zärtlich zu küssen und mit ihm zu kuscheln, das war wohl das, was andere Liebe auf den ersten Blick nannten, ich würde es eher als Verliebt auf den ersten Blick bezeichnen, aber es lief ja auf das Gleiche hinaus. „Meinst du dieses Kribbeln und dieses…komische Verlangen?“, fragte Dave leise zurück, ich nickte. Er rutschte dichter an mich heran und sah mir tief in die Augen, er hatte leuchtend grüne Augen, ich hatte noch nie jemanden gesehen, dessen Augenfarbe eine solche Intensität besessen hatte. „Meinst du…wir sollten…nachgeben?“, wisperte er und legte den Kopf schief. Ich wusste es nicht. Sollten wir? Warum eigentlich nicht, was hatten wir den zu verlieren?
Ich hob meine Hand und legte sie auf Daves warme Wange, er erschauderte und lächelte leicht, dann neigte ich mich zu ihm und berührte seine Lippen hauchzart mit meinen. Diese kleine Berührung verursachte einen Sturm von Gefühlen in mir, ich glaubte den Jungen schon ewig zu kennen, das Kribbeln in meinem Bauch breitete sich auf meinen ganzen Körper aus, ich spürte das Gefühl von Verliebtheit mit solch einer Wucht, dass mir Schwindelig wurde.
Zögernd legte er seine Arme um meinen Nacken und zog mich näher an ihn heran und irgendwie schaffte ich es ihn auf meinen Schoß zu befördern, unser Kuss blieb unschuldig, zärtlich, sanft und fragend.
„Man sagt, dass Weihnachten das Fest der Liebe ist und vielleicht ist es ja ein kleines Weihnachtswunder.“, flüsterte Dave an meine Lippen, ich lehnte meine Stirn an seine und hatte die Augen geschlossen. „Ich glaube eigentlich nicht an Weihnachten, also das es das Fest der Liebe ist und so weiter, aber möglicherweise hast du Recht. Vielleicht bist du tatsächlich mein persönliches Weihnachtswunder. Es hat so gut getan mit dir zu reden und die Sache mit diesem Arsch heute und irgendwie konnte ich das wegen dir alles vergessen. Willst du denn mein persönliches Weihnachtswunder sein?“, gab ich genauso leise zurück, die Situation hatte wirklich etwas magisches. „Wenn du dann mein Weihnachtswunder bist.“ Auch mit geschlossenen Augen fand ich die Lippen des anderen, verteilte viele kleine Küsse auf ihnen und seufzte glücklich.


Dave verpasste an diesem Tag noch den ein oder anderen Bus und den Tag danach verbrachte ich bei ihm. Die Weihnachtszeit verging, der Zauber, der uns vereinte, blieb. Auch wenn es seltsam war eine Beziehung mit jemandem zu beginnen, hatte es etwas wunderschönes nach und nach alle Seiten von Dave zu entdecken, wir hatten Gemeinsamkeiten, die uns verbanden und waren in manchen Dingen sehr verschieden, aber gerade dadurch ergänzten wir uns beinahe perfekt.
Vielleicht war es wirklich ein Weihnachtszauber, möglicherweise war es auch Liebe auf den ersten Blick oder auch nichts davon, aber was auch immer es war, ich war dankbar dafür.
Dave half mir einen neuen Job zu finden, ich sagte meinem Chef und dem Ekel von Gast meine Meinung und fühlte mich großartig.


Drei Monate waren seit unserem ersten Treffen vergangen, wir lagen in Daves Bad und sahen uns einen Film an, er lag mit dem Kopf auf meiner Brust, ich hatte meinen Arm über seinen Rücken gelegt und genoss die Nähe zu Dave. Irgendwann richtete er sich auf und sah mich schon fast verträumt an. „Was ist?“, fragte ich neugierig und zog ihn an meine Seite, hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn. „Ich liebe dich, mein Weihnachtsengel.“, wisperte er und ich strahlte ihn an. „Ich dich auch, du kleines Weihnachtswunder.“, gab ich leise zurück und drückte ihn in die Kissen, um ihn um den Verstand zu küssen.

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Texte: Alle Rechte liegen bei mir.
Bildmaterialien: Alle Rechte liegen bei mir.
Tag der Veröffentlichung: 07.12.2012

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