Ich lag entspannt auf einer Sonnenliege in unserem Garten, hatte die Augen geschlossen und ließ mir von der lauten Musik aus meinem iPod das Hirn leerpusten. Ein perfekter Tag in den Sommerferien, bis es plötzlich dunkler wurde, als ich die Augen aufschlug, stand meine 6-jährige Schwester vor mir. „Mama sagt, du sollt rein kommen.“, quakte sie und rannte auch schon zurück. Seufzend erhob ich mich, stellte die Musik aus und folgte meiner kleinen Schwester.
„Ich habe eine kleine Überraschung für euch.“, verkündete meine Mutter, als ich mich in der Küche auf einen Stuhl fallen ließ, der kleine Quälgeist, der mich reingeholt hatte saß auf dem Boden und aß ein Eis. „Was denn? Was denn? Was denn?“ Ich verdrehte die Augen und sah meine Mutter an, die Jana liebevoll über den Kopf strich. „Eigentlich konnten wir ja nicht in den Urlaub fahren, da euer Vater keinen Urlaub bekommen hat, das hat sich kurzfristig geändert, wenn er heute Abend nach Hause kommt, werden wir alle zusammen die Taschen packen und dann fahren wir für drei Wochen in die Alpen, da werden wir auf einem kleinen Bauernhof Ferien machen.“ Meine Mutter war offensichtlich stolz auf ihre Idee und meine kleine Schwester quietschte erfreut. „Wir fahren auf den Bauernhof, wir fahren auf den Bauernhof.“, sang sie und ihre Augen funkelten mich freudig an. „Hast du das gehört Leo? Wir fahren auf den Bauernhof!“ „Ja, ich hab’s gehört. Aber Mama, was soll ich denn da? Kann ich nicht hier bleiben?“, protestierte ich und erntete dafür einen strengen Blick. „Kommt gar nicht in Frage, du kommst mit! Wir werden dich nicht drei Wochen allein lassen.“ Damit war das Thema beendet und ich versuchte mich schon mal mit dem Gedanken anzufreunden, meine Ferien zur Hälfte auf einem stinkenden Bauernhof mitten in der Pampa zu verbringen und nicht mit meinen Freunden im Freibad oder auf Partys.
„Es wird dir da gefallen, die Familie hat mehrere Kinder und auch einen netten Sohn in deinem Alter, Daniel heißt er, ich kenne die Familie, weil er auf das Internat geht. Sie sind wirklich nett.“, versuchte meine Mutter mir den Urlaub noch etwas schmackhafter zu machen. Sie war Lehrerin an einem Internat, dass sich auf die Förderung von Jugendlichen im Bereich der Naturwissenschaften spezialisiert hatte, was bedeutete, dass der Kerl ein Genie sein würde und ich war mir sicher, dass er ein totaler Nerd oder ein arroganter Sack war, der mit Sicherheit eine Brille trug. Vielleicht hatte er ja ein paar gutaussehende Freunde. Ja, ich war oberflächlich und ja, ich stand auf Kerle und da konnte ich mich ja austoben, wenn wir sowieso nur drei Wochen bleiben würden.
Am Abend packte ich eine große Reisetasche mit allem, was ich benötigen würde und hoffte, dass es dort einen Internetzugang geben würde, als ich meinen Laptop in der dafür vorgesehenen Tasche verpackte. Meine Mutter hatte gesagt, dass es dort einen See gab, also landete meine Badehose in der Tasche, mehrere Tops und T-Shirts, in denen ich gut aussah und figurbetonte Hosen und Shorts flogen hinterher. Ich war fest entschlossen da in diesem Kuhkaff mindestens irgendeinen Kerl aufzureißen. Ich sah in den Spiegel, der an der Tür meines Kleiderschranks angebracht war und musterte mich kritisch. Meine braunen Haare trug ich schon den ganzen Tag ungemacht, ich hatte ja schließlich das Haus nicht verlassen, meine grünen Augen wurden dank der Ferien mal nicht von Augenringen geziert, ich sah leicht genervt aus. Ich hob mein T-Shirt ein Stück und spannte den Bauch an, grinste, als ich sah, dass sich das Training bezahlt gemacht hatte. Zufrieden lief ich ins Bad und sammelte dort sämtliche Dinge ein, die ich mitnehmen wollte, aber am nächsten Tag nicht mehr brauchen würde, Shampoo, Duschgel und all so ein Zeug.
Ich schloss grad den Reißverschluss meiner Tasche, als mein Vater ins Zimmer kam. „Leo, sei bitte nett zu den Leuten, ja? Es ist wirklich freundlich von ihnen, dass wir dort so kurzfristig Urlaub machen können.“, begrüßte er mich und ich runzelte die Stirn. „Ich bin immer nett.“, sagte ich trotzig und sah ihn beleidigt an. „Du weißt was ich meine.“ „Ist ja gut, ich benehme mich.“, brummte ich und mein Vater lächelte mir zufrieden zu, ehe er wieder verschwand. Mein Gott, ich war eben manchmal etwas launisch, welcher Mensch in Alter von 16 Jahren war das nicht? Ich beschloss meinen Eltern einen Gefallen zu tun und zumindest zu versuchen so zu tun, als würde es mir da gefallen.
Ich musste um fünf Uhr am Morgen aufstehen. Um fünf! Mürrisch, schlecht gelaunt und nur am rummeckern lief ich durchs Haus, aß ein halbes Brötchen und putzte mir im Halbschlaf die Zähne, zog mir bequeme Sachen an und saß schließlich eine halbe Stunde später mit meiner Familie im Auto. Die vergangene Nacht war recht lang gewesen, nachdem ich drei meiner Freunde über einen Videochat mein Lied geklagt hatte und sie mich bemitleidet hatten, trotzdem wünschten sie mir viel Spaß und ich versprach mich bei ihnen zu melden, sollte es am Ende der Welt ein Handynetz oder Internet geben.
Der Versuch im Auto zu schlafen wurde von Jana zu Nichte gemacht, weil sie mich die ganze Zeit voll brabbelte oder sang oder irgendwas anderes tat, um mich von schlafen abzuhalten, selbst mein iPod übertönte sie nicht.
„Mama, wie lange fahren wir ungefähr?“, fragte ich, als wir schon zwei Stunden über die Autobahn gefahren waren. „Noch etwa vier Stunden mein Schatz, aber ich denke, wir können gleich eine Pause machen.“ Das war eine gute Idee, meine Schwester quengelte schon seit einer halben Stunde rum, weil sie auf Toilette musste und auch ich würde mir gern die Beine vertreten und wir steuerten den nächsten Rastplatz an. Während meine Mutter mit Jana zu den Toilettenhäusern verschwand, packte mein Vater belegte Brötchen, Tee und Kaffee aus. Ich schnappte mir die Flasche Cola, die ich mir eingepackt hatte und nahm einen Schluck von der kühlen Flüssigkeit, obwohl es erst früher Morgen war, merkte man schon, wie warm es noch werden würde und ich war froh, nur ein paar dünne Shorts angezogen zu haben.
Bei der Weiterfahrt hatte ich schließlich Glück, denn Jana hielt endlich den Mund und schlief schließlich ein und ich schloss ebenfalls die Augen und versank im Land der Träume, wachte erst wieder auf, als das Auto ruckelte. Ich öffnete die Augen und rieb mit der Hand über mein Gesicht. Wir fuhren über eine holprige Straße durch ein kleines Dorf, ein Stück entfernt, am Ende der Straße, konnte man ein großes, mehrstöckiges Haus erkennen, dahinter erstreckten sich große Wiesen und Weiden mit Tieren darauf, überall wo man hinsah, richteten sich die Berge steil in die Höhe, der Himmel war strahlend blau und die Luft flimmerte in der drückenden Mittagshitze. Die Häuser des Dorfes hatten den Charme einer Altstadt und waren wirklich schön, ich hatte es mir schlimmer vorgestellt und auch der Hof, den wir jetzt befuhren, war schon und gepflegt, die Balkone des Hauses wurden von großen Blumenbüschen geschmückt, ich hörte das Wiehern eines Pferdes, als ich ausstieg und meine Sonnenbrille aufsetzte. Hier waren wir also, hier sollte ich die nächsten drei Wochen verbringen. Vielleicht würde es doch gar nicht so schlimm werden.
„Daniel, wo steckst du denn?“ Ich stellte den Besen bei Seite und trat aus dem Pferdestall heraus. „Hier bin ich Papa, was ist denn?“ Mein Vater, ein großer Mann mit blonden Haaren, kam auf mich zugeeilt. „Hast du den Kuhstall schon ausgemistet?“ Ich nickte. „Super, dann kannst du ins Haus gehen und deiner Mutter ein bisschen helfen, ich übernehme den Pferdestall. Deine Lehrerin Frau Ziegler hat angerufen, sie und ihre Familie nehmen unser Angebot doch an und machen spontan drei Wochen Urlaub hier, sie kommen schon morgen an, deine Mutter braucht Hilfe beim Herrichten der Zimmer, Kaja ist noch nicht zurück.“, informierte mein Vater mich und war schon im Stall verschwunden, bevor ich überhaupt irgendwas sagen konnte.
Ich besuchte ein Internat, meine Eltern hatten meiner Deutschlehrerin einen Urlaub hier angeboten, weil sie sich sehr um mich gekümmert hatte wir sehr dankbar dafür waren und ich war mir sicher, dass es ihr und ihrer Familie hier sehr gefallen würde. Ich für meinen Teil liebte das Dorf und den Hof sehr, die Umgebung war traumhaft und ich ritt gerne mit meinem Pferd Trevor aus und genoss die Landschaft.
„Ah Daniel, da bist du ja! Ist es nicht schön, dass Familie Ziegler doch noch kommt?“, fragte meine Mutter freudig und wuselte in der Küche herum. „Ja, ich freu mich drauf.“, antwortete ich. „Sie bekommen die beiden obersten Zimmer, das sind die schönsten, meinst du nicht?“ Ich nickte und meine Mutter drückte mir einen Stapel Bettwäsche und Handtücher in die Hand. „Lüfte bitte kräftig in dem Doppelzimmer und bezieh das Bett, leg die Handtücher in das Bad, das Zimmer wird der Sohn von Frau Ziegler bekommen, er hat ja dein Alter, kümmre dich dann doch bitte um ihn, damit ihm hier nicht langweilig werden wird.“, wies meine Mutter mich an und ich stieg nach oben in den zweiten Stock, um die Aufgaben zu erledigen.
Ich mochte die beiden obersten Zimmer, das eine war ein Familienzimmer, ein Doppelbett in der einen Hälfte des Zimmers und in einem abgetrennten Bereich, der mit Hilfe eines Regals deutlich erkennbar war, stand noch ein Einzelbett für ein Kind oder einen dritten Mitreisenden, dazu gehörte ein kleines Bad. Alles war im ländlichen Stil und gemütlich eingerichtet. Das andere Zimmer hatten wir erst im vergangenen Jahr renoviert, ein großes Doppelbett stand in der Mitte unter einem der Fenster, an der Seite konnte man eine Tür öffnen und einen Balkon betreten und selbstverständlich hatte auch dieses Zimmer ein eigenes Bad, ebenfalls frisch renoviert und mit einer ziemlich großen Dusche. Das Zimmer hatte nicht einen ganz so ländlichen Stil, war eher modern, aber es passte trotzdem zum Rest des Hauses und war deswegen besonders beliebt bei jugendlichen Gästen, ich vermutete, dass meine Mutter deswegen den Sohn von Frau Ziegler hier einquartiert hatte.
Ich öffnete alle Fenster und die Balkontür, legte die Handtücher auf das kleine Schränkchen im Bad und bezog das Bett mit der blau karierten Bettwäsche, die meine Mutter mir gegeben hatte.
Wie der Junge wohl war? Hoffentlich war er nicht eines dieser verwöhnten Großstadtkinder, wie ich sie auf dem Internat kennen gelernt hatte, diese konnte ich auf den Tod nicht ausstehen und es wäre vorprogrammiert, dass er sich unter diesen Umständen hier nicht wohl fühlen würde. Aber meine Lehrerin war sehr nett und ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie einen unsympathischen Sohn hatte.
Nachdem ich fertig war, erkundigte ich mich noch, ob ich irgendwas zu erledigen hatte und da dies nicht der Fall war, zog ich mich um und sattelte Trevor und führte ihn zu unserem Reitplatz. Wenn ich auf dem Internat war, ritt ich in einem Reitstall in der Nähe, aber nur einmal in der Woche und die Pferde dort waren längst nicht so gut trainiert und so sensibel wie mein schwarzer Trevor. Seine Schritte waren federnd und bequem zu sitzen, er reagierte wunderbar einfach auf jegliche Art von Hilfen und es war einfach nur schön ihn zu reiten. Da ich aber erst seit ein paar Tagen zurück auf dem Hof war, da die Sommerferien erst begonnen hatten, wollte ich nicht direkt uns Gelände, da ich ihn länger nicht geritten war, also übte ich ein paar Dressurfiguren mit ihm und stellte fest, dass er noch immer so angenehm war, wie in den Osterferien.
„Ihr seid so ein perfektes Team, es ist, als würdest du ihn jeden Tag reiten.“, rief Kaja, meine Schwester, mir vom Zaun aus zu und ich blickte in ihre Richtung, sie lächelte mich an, neben ihr stand unser kleiner Bruder Lars, er war 7 Jahre alt und ich brachte ihm ab und an auf einem unserer Ponys etwas reiten bei, er sah mir oft zu und ich genoss die Bewunderung, die er mir entgegen brachte.
Aus dem Stall kam einer der Angestellten, Toni, er winkte mir zu und ich grinste zurück, dann konzentrierte ich mich wieder auf Trevor und versuchte nicht an das zu denken, was Toni und ich gestern in der Scheune angestellt hatten. Ich hatte ihm geholfen die Pferdeboxen neu einzustreuen, beim Holen des Strohs war ich übermütig geworden und hatte den 19-Jährigen mit dem Stroh beworfen, worauf eine kleine Schlacht entstand, die damit endete, dass ich unter ihm im Stroh lag und wir uns gegenseitig anlachten. Dabei sah ich tief in seine dunklen Augen, plötzlich hatte er sich zu mir herunter gebeugt und mich geküsst. Erschrocken waren wir nach dieser kurzen Berührung wieder auseinander gefahren und hatten uns angesehen. „Ich steh auf Jungs und Mädchen.“, hatte ich geflüstert und grinste. „Ich auch.“, gab er zurück und zog mich aus dem Stroh, griff nach meiner Hand und ich folgte ihm in den hinteren Teil der Scheune, dort lehnte er sich an die Wand und wir versanken in mehreren, leidenschaftlichen Küssen, bis wir gerufen wurden. Mit roten Wangen und Lippen, zerzausten Haaren und einem eingemeißelten Grinsen setzten wir unsere Arbeit fort und versuchten uns vor meiner Familie nichts anmerken zu lassen.
Bevor Toni nach Hause ging, trafen wir uns noch einmal im Stall und versteckten uns in einer der leeren Pferdeboxen. Meine Eltern wussten, dass ich bisexuell war, aber ich wusste nicht, wie gut sie es finden würden, wenn ich mit dem Stallknecht rummachte. Sie alberten wieder ein bisschen herum und neckten uns mit viel Körperkontakt, Küssen und Bissen und ich musste mich erst einmal beruhigen, bevor ich wieder ins Haus gehen konnte, nachdem Toni sich grinsend verabschiedet hatte.
Meine Mutter hatte am Abend meiner ältere Schwester, meinen kleinen Bruder und mich ermahnt, wir sollten uns benehmen und uns von unserer besten Seite zeigen. Das war eigentlich völlig unnötig, wir waren immer freundlich und höflich, das war selbstverständlich und auch nötig, wir hatten auch öfter Wanderer oder Radfahrer als Gäste, oder kleine Familien, die Urlaub machten. Wir versprachen ihr jedoch, dass wir uns benehmen würden und verschwanden dann ins Bett.
Eine Frau, die ihre Haare zu einem geflochtenen Zopf gebunden hatte, kam freudig auf uns zu und schüttelte erst meinen Eltern und dann mir die Hand, ich rang mir ein Lächeln ab. „Herzlich willkommen bei uns, ich bin Heike, ich hoffe doch, euch gefällt, was ihr seht.“, plapperte sie fröhlich und meine Mutter nickte. „Es ist wirklich traumhaft schön hier. Ich denke, wir sollten hier die Formalitäten lassen, ich heiße Katarina, das ist mein Mann Jörg und unsere Kinder Leo und Jana.“ Die Frau, Heike, nickte und bedeutete uns, ihr zu folgen. Sie führte uns ins Haus in eine Bauernküche, die wirklich gemütlich war, am Kochbereich wuselte eine junge Frau herum, die sich umdrehte und lächelte, als wir eintraten. Sie begrüßte uns und stellte sich als Heikes Tochter Kaja vor.
Durch eine Tür kam ein kleiner Junge angelaufen, der nicht viel älter sein konnte als meine kleine Schwester, somit hatte zumindest sie jemanden, mit dem sie spielen konnte.
„Kaja, wo ist dein Bruder?“, richtete Heike das Wort an ihre Tochter und diese zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung, ich schätze mal im Stall.“ Heike sah uns entschuldigend an. „Meinen Mann und meinen zweiten Sohn werdet ihr später kennen lernen, jetzt…“ Sie wurde durch die Tür unterbrochen, durch die ein Junge kam, der etwa mein Alter hatte und somit wohl ihr Sohn und der Schüler meiner Mutter sein musste. Ich musste zugeben, ich war wirklich positiv überrascht.
Seine Haare waren von einem hellen Blond, er trug sie weder besonders kurz, noch lang, sie standen wild aber gutaussehend von seinem Kopf ab. Ein Paar grün-blaue Augen sah uns überrascht an. Er war hübsch, keine Frage und unter der lockeren Kleidung verbarg sich mit Sicherheit ein Körper, der nicht von schlechten Eltern war, wären wir allein gewesen, hätte ich anerkannt gepfiffen. Der Urlaub könnte doch noch sehr vielversprechend werden.
„Tut mir Leid für die Verspätung. Ich bin Daniel.“, stellte er sich vor und atmete tief durch, er hatte sich wohl ziemlich beeilt. „Gut dass du da bist, dann kannst du Leo direkt sein Zimmer zeigen und ich kümmere mich um seine Eltern und seine kleine Schwester.“ Daniel nickte und bedeutete mir mit einem Kopfnicken, ihm zu folgen, seine Mutter sprach noch kurz mit meinen Eltern und ich hörte unsere kleinen Geschwister schon miteinander plappern.
Schwungvoll öffnete er die Tür, hinter der sich ein recht schönes Zimmer befand. „Das wär dein Reich für die nächsten drei Wochen, du hast das Zimmer ganz für dich allein, dort rechts führt eine Tür in ein Bad, das ist ebenfalls deins und links gelangst du auf einen Balkon.“, erklärte er mir, als er hinter mir das Zimmer betrat. Mit dem Doppelbett würde sich doch sicherlich noch so einiges anstellen lassen.
Ich sah öffnete die Balkontür und trat nach draußen, mir bot sich ein wundervoller Ausblick auf die Berge, ein kleines Wäldchen und viele Wiesen. „Gefällt es dir hier?“, fragte Daniel und trat neben mich. „Ich würde zwar ein Hotel am Strand an der Südsee dem hier vorziehen, aber es ist gar nicht so schlecht.“, antwortete ich und zog mein Handy aus der Tasche, kein Netz, na toll. „Mit Cocktails, Sand und Meer kann ich dir hier nicht dienen, einen See hätte ich im Angebot. Handyempfang hast du nur unten auf dem Hof.“ Ich verdrehte die Augen und seufzte. Sollte ich jetzt jedes Mal nach unten auf den Hof laufen, wenn ich mein Handy benutzen wollte? „Das ist hier auf dem Land eben so. Aber wir haben W-LAN, du hast zumindest Internet in deinem Zimmer, wenn dich das aufmuntern sollte.“, bemerkte Daniel, der meine Reaktion wohl richtig gedeutet hatte. „Das ist ja schon mal was.“, brummte ich und ging wieder rein. „Wenn ich was für dich tun kann, dann sag Bescheid.“ Ich schüttelte den Kopf und Daniel verschwand, ich setzte mich auf dem Bett nieder und ließ mich nach hinten fallen.
So schlecht war es wirklich nicht, ich hatte Internet, Heike war nett und vor allem Daniel war wirklich sehr ansehnlich. Ich grinste bei dem Gedanken daran, was ich hier alles so anstellen könnte. Voraussetzung war natürlich, dass er auf Jungs stand und sollte er das nicht tun, dann würde ich eben dafür sorgen.
Ich stand wieder auf und holte meine Tasche aus dem Auto, schleppte sie die Treppe hoch und warf sie auf mein Bett. Meine Sachen landeten anschießend mehr oder weniger ordentlich in dem Schrank und ich stellte meinen Laptop auf den kleinen Tisch, die leere Tasche schob ich unter das Bett, dann besichtigte ich das Bad. Das war sauber und ordentlich, die Dusche war angenehm groß und ich konnte wirklich zufrieden mit der Unterkunft sein.
Nach meiner Inspektion ging ich zurück in die Küche, meine Mutter saß dort mit Heike am Tisch und die beiden unterhielten sich angeregt.
„In etwa einer Stunde wird es Mittagessen geben, du kannst dich ja bis dahin auf dem Hof umsehen, Daniel läuft sicherlich auch irgendwo rum.“, informierte Heike mich, als sie mich sah und ich verließ nickend das Haus, vor der Tür traf ich auf meine kleine Schwester und den kleinen Jungen von vorhin. „Guck mal Leo ich hab schon einen Freund gefunden. Das ist Lars und er hat gesagt, dass die hier gaaanz viele Ponys haben.“, rief Jana aufgeregt, als sie mich sah. „Das ist ja schön.“, rief ich zurück und lächelte halbherzig, dann machte ich mich auf den Weg zu einem der Gebäude, um zu sehen, ob ich Daniel irgendwo finden würde, immerhin hatte ich in den nächsten drei Wochen so einiges vor, ob er sich darauf einlassen würde, war zwar eine andere Frage, aber ein Versuch war es auf jeden Fall wert.
Grinsend schob ich die Tür einen Spalt auf und schloss sie geräuschlos fast wieder, nur einen kleinen Spalt ließ ich offen und beobachtete interessiert, was sich dort vor mir abspielte.
Ich wusste nicht so wirklich, was ich von Leo halten sollte, er schien jetzt nicht total begeistert von dem Hof und der Idee hier Urlaub zu machen, aber immerhin brummte er nicht lustlos vor sich hin und legte schlechte Laune an den Tag. Aber ich würde ihm den Urlaub hier schon versüßen, dafür würde ich schon sorgen.
Nachdem ich mich versichert hatte, dass er erst einmal nichts mehr brauchen würde, machte ich mich auf den Weg in den Pferdestall. Toni war gerade dabei, die Mittagsration für die Pferde zu verteilen und ich schlich mich von hinten an ihn heran, als ich meine Arme um seinen Bauch schlang, zuckte er erschrocken zusammen. „Oh Gott Daniel, bist du wahnsinnig?“, keuchte er erschrocken und ich ließ ihn los, damit er sich umdrehen konnte. „Wer weiß.“, grinste ich und griff nach der zweiten Schaufel in dem großen Futterkasten und half Toni die Tiere zu füttern.
„Und wie sind die Leute so?“, fragte er interessiert. „Meine Lehrerin kenn ich ja schon, ihr Mann ist, glaub ich, auch ganz nett, die haben eine kleine Tochter, die ist wirklich niedlich und ich glaube, sie wird sich gut mit Lars verstehen. Tja und der Sohn Leo ist schon ziemlich nett anzusehen.“ Toni warf seine Schaufel in den Behälter und kam langsam auf mich zu. „Muss ich jetzt etwa Angst vor Konkurrenz haben?“, fragte er leise und blieb dicht vor mir stehen. „Ich weiß nicht, was denkst du denn?“, fragte ich neckend zurück und lehnte mich weiter nach hinten, als er versuchte mich zu küssen. Immer wieder wich ich ihm spielerisch aus, bis er mich kurzer Hand festhielt und gierig seine Lippen auf meine presste. Er schob mich küssend vor sich her, bis ich mit dem Rücken gegen eine der Boxentüren stieß, ich lehnte mich leicht dagegen und legte meine Arme um Tonis Hals.
„Daniel, wo bist du?“ Wir fuhren auseinander und ich richtete meine Kleidung und meine Haare, die Toni ziemlich zerwühlt hatte, seine Lippen waren rot und meine sahen vermutlich nicht anders aus. Ich atmete tief durch und trat aus dem Stall heraus in die drückende Mittagshitze, Leo stand auf dem Hof und sah mich grinsend an. „Da bist du ja, ich hab dich gesucht, deine Mutter meinte, dass es bald Essen gibt und ich mir ja bis dahin den Hof ansehen könnte, aber allein ist das langweilig.“ Er sah mich bittend an und ich zuckte mit den Schultern. „Dann zeig ich dir den Hof.“, bot ich an und er grinste. Hinter mir trat Toni aus dem Stall und legte seine Hand auf meinen Rücken, fuhr ihn herunter und ließ seine Hand kurz auf meinem Hintern ruhen, ehe er sie weg nahm und dann ganz unschuldig an mir und Leo vorbei lief. Ehe er in Richtung der Scheune verschwand, grinste er mich noch einmal vielsagend an.
„Wer war das denn?“, fragte Leo und hob eine Augenbraue, nachdem er sich nach Toni umgedreht hatte. „Unser Stallknecht Toni.“, antwortete ich schlicht und deutete auf den Pferdestall. „Dann zeig ich dir mal alles.“ Er folgte mir in das kleine Gebäude, in dem sich links und rechts je sieben Boxen befanden. „Das ist eben unser Pferdestall, da hinten kommt man zur Sattelkammer. Wenn du willst, dann kann ich dir ja mal eine Reitstunde geben.“ Abwehrend hob Leo die Hände und schüttelte den Kopf. „Ganz sicher nicht, du bekommst mich niemals auf so ein Tier drauf!“, protestierte er und zuckte zusammen, als eine braune Stute ihren Kopf über die Boxentür hob und Leo an stupste, ich lachte laut auf. „Das werden wir ja noch sehen.“
Ich strich der Stute über den Hals und wir verließen den Stall wieder, draußen auf dem Hof zeigte ich zu einem anderen Gebäude aus rotem Backstein. „Das ist unser Kuhstall, der ist nur im Moment leer, da die Kühe alle draußen auf den Weiden sind, da gibt es nichts zu sehen. Hinterm Haus ist noch eine große Scheune und unser Heuboden, ist auch nicht so spannend und ich glaube den Misthaufen willst du nicht sehen.“ Leo schüttelte den Kopf. „Naja, dann ist da unser Reitplatz.“ Ich zeigte auf einen eingezäunten Sandplatz. „Ist ja schon ziemlich groß euer Hof.“, bemerkte Leo und ich hörte etwas Bewunderung in seiner Stimme.
„Jungs, es gibt Essen.“ Die Stimme meiner Mutter drang von der Haustür zu uns herüber und wir liefen zum Haus, in der großen Küche setzten wir uns alle an den Tisch, meine Mutter stellte mehrere Schalen mit Gemüse, Nudeln und Fleisch auf den Tisch, typische Hausmannskost und ich liebte die Kochkünste meiner Mutter und meiner Schwester, besonders, wenn ich nach den Ferien wieder zurück ins Internat fuhr, sehnte ich mich geradezu danach.
„Daniel? Dürfen Jana und ich gleich reiten? Oh bitte, kannst du uns Reitunterricht geben? Das wäre ganz ganz ganz toll.“, bettelte mein kleiner Bruder mit leuchtenden Augen und schaufelte sich eine Portion Nudeln in den Mund, das kleine Mädchen neben ihm sah mich schüchtern an, aber man konnte sehen, dass sie hoffte, dass ich ja sagen würde.
„Also von mir aus gern.“ Ich sah meine Mutter nach Zustimmung suchend an und sie nickte, Frau Ziegler tat es ihr nach. „Au ja! Wir reiten gleich!“, freuten die beiden Kleinen sich und ich grinste. „Dann suchen wir gleich einen Helm für dich aus und dann gehen wir Pferde putzen.“, sprach ich Jana direkt an und sie strahlte mich an.
Wir aßen alle in Ruhe zu Ende, lachten und redeten und Jana und Lars rutschten unruhig und hibbelig auf der Bank herum.
„Dann kommt mal mit.“, forderte ich sie auf, als der weibliche Teil meiner Familie begann den Tisch abzuräumen. Mein Vater nahm sich seine Autoschlüssel und mir fiel ein, dass er mir was aus dem Dorf mitbringen sollte. „Papa, wenn du ins Dorf fährst, kannst du dann bei Schulzes vorbei fahren und mir da Buch mitbringen, dass ich dort bestellt habe, bitte?“ Er nickte, brummte und war verschwunden, Lars zog ungeduldig an meiner Hand. „Ich komm ja schon. Leo, kommst du auch mit?“ „Ja, Leo, bitte komm mit. Bitte bitte bitte!“ Er verdrehte zwar seufzend die Augen, kam aber tatsächlich mit nach draußen, seine Schwester schnappte sich seine Hand und lief hüpfend neben ihm her.
Ich holte eines unserer Ponys aus dem Stall, einen brauen Wallach, Lars jubelte. „Das ist der Zettel und der ist sooo lieb und der ist ganz toll.“, erzählte er Jana, die dem Pony ehrfürchtig über den Hals strich. Ich zog ein Leckerli aus meiner Tasche und hielt es ihr hin, sie legte es auf ihre offene Hand und hielt es Zettel hin, als dieser es vorsichtig von ihrer Hand nahm, lächelte sie glücklich.
Mit den beiden putzte ich den kleinen Wallach draußen auf dem kleinen Putzplatz, Leo hatte sich auf den Balken gesetzt, an dem das Pony angebunden war und sah zu.
Daniel und Toni war deutlich anzusehen, was die beiden im Stall angestellt hatten, wenn ich sie nicht sowieso gesehen hätte, hätte ich es auch so gewusst und ich musste mir jegliches Kommentar dazu verkneifen.
Toni war ja auch nicht zu verachten, groß, muskulös und eine ziemlich nette Rückansicht. Die hatte Daniel allerdings auch und er provozierte es ja geradezu, dass ich darauf starrte, als er sich bückte und die Hufe von diesem Pony säuberte. Mir lag einiges auf der Zunge, aber ich schluckte die Worte herunter um Rücksicht auf unsere kleinen Geschwister zu nehmen. Es würde sich bestimmt noch eine Möglichkeit bieten, um Daniel zu sagen, wie gut seine Hose seinen Hintern zur Geltung brachte.
Er führte das Pony auf den Reitplatz und klinkte eine Art Leine in die Trense, hob meine kleine Schwester in den Sattel und das Pony lief im Kreis um Daniel herum. Er machte ein paar Gleichgewichtsübungen mit Jana, ich saß am Zaun uns sah zu, stellte fest, dass er wirklich gut mit Kindern umgehen konnte.
„Er ist ein toller Reitlehrer, in den Ferien gibt er öfter Unterricht und er reitet selbst auch ganz fantastisch.“ Ich hatte gar nicht bemerkt, dass Kaja sich zu mir gesellt hatte, sie lehnte mit den Unterarmen auf dem Zaun und winkte Lars zu, der jetzt ganz stolz auf dem Pony saß und die Zügel in der Hand hielt.
„Ich hab von so was keine Ahnung, aber ich denke, er macht das gut.“, antwortete ich. „Er gibt dir bestimmt auch eine Stunde, wenn du magst.“ „Nein danke, ich setz mich nicht auf etwas drauf, was selbstständig denken kann.“, wehrte ich ab und Kaja lachte. Außerdem konnte man mit der Zeit doch auch viel sinnvollere Sachen anstellen.
„Daniel meinte, im Haus gibt es W-LAN, ich würd gerne meinen Freunden schreiben.“ Ich sprang vom Zaun und Kaja nickte. „Ja, stimmt. Im Haus hängt eine kleine Tafel neben der Treppe, da steht das Passwort drauf.“ Ich bedankte mich und ging langsam zum Haus, unterwegs lief ich diesem Toni über den Weg, er nickte mir freundlich zu und ich zwinkerte, was er definitiv gesehen hatte, er ging aber nicht darauf ein und ich betrat grinsend das Haus. Den würde ich auch noch rumkriegen.
Ich schrieb meinen Freunden, dass es ganz okay sei und dass ich die drei Wochen sicherlich überleben würde, surfte noch so in bisschen im Internet und schaltete den Laptop recht schnell wieder ab. Ich wusste nicht so wirklich, was ich machen sollte und sah aus dem Fenster, Daniel führte das braune Reittier wieder in den Stall, gefolgt von den beiden kleinen Nervensägen und ich beschloss zu ihnen zu gehen und mich ein bisschen mit Daniel zu unterhalten.
„Hast du mich gesehen Leo? Daniel hat gesagt, ich hab das ganz toll gemacht, obwohl ich das noch nie gemacht habe.“ Freudestrahlend blinzelte Jana mich an und ich strich ihr flüchtig über die Haare. „Du hast das wirklich gut gemacht.“, lobte ich sie und sie lief fröhlich zurück zu Lars, um mit ihm zusammen das Pony zu putzen, Daniel lehnte am Balken und sah schmunzelnd zu.
„Du hast es gar nicht gesehen.“, sagte er schlicht und fuhr sich durch die blonden Haare. „Doch, aber nur den Anfang.“, verteidigte ich mich mehr oder weniger und er lachte auf. „Naja, immerhin etwas. Du bist wohl nicht wirklich begeistert von dem Urlaub hier.“ Lars hielt ihm eines der Putzwerkzeuge hin und Daniel bückte sich wieder, um die Hufe zu versorgen, somit blieb mir eine Antwort erspart. Ich sollte mich wohl wirklich etwas mehr bemühen, so schlecht war es hier wirklich nicht.
Das Abendessen war unglaublich gut gewesen, genauso wie das Mittagessen und ich lobte es, was mir zufriedene Blicke meiner Eltern einbrachte, aber deswegen tat ich das nicht. Daniel sah mich mit einem undefinierbaren Blick an, ich wusste nicht wirklich, ob er glaubte, was ich gesagt hatte oder nicht.
Unsere Familien saßen noch eine Weile zusammen, dann wurden Lars und Jana ins Bett gebracht und ich verabschiedete mich auch, ich wollte noch einmal meine Mails abrufen, etwas Musik hören und dann auch schon schlafen gehen, meine letzte Nacht war ja nicht wirklich erholsam gewesen.
Ich stieg gerade die Treppe nach oben, als eine Stimme nach mir rief, ich drehte mich und sah Daniel vor mir stehen. „Meine Mutter fragt, ob du noch irgendwas brauchst und ich soll dir Gesellschaft leisten, wenn du dich eben dort unten gelangweilt hast.“ Ich hob eine Augenbraue. Er sollte mir Gesellschaft leisen? „Naja, wenn du nicht unbedingt was dagegen hast, dann klar, komm mit, aber du musst nicht.“ Es wäre auch ziemlich seltsam, wenn er nur mit mir reden würde, weil seine Mutter das wollte.
Schweigend stiegen wir die Treppen nach oben und ich öffnete meine Zimmertür und beschloss, die kühle Abendluft herein zu lassen, also riss ich alle Fenster auf, Daniel hatte es sich auf dem Stuhl bequem gemacht, ich setzte mich im Schneidersitz auf das Bett.
„Ich soll dir auch noch sagen, dass du ab 22 Uhr leiser sein sollst, dann ist sozusagen Nachtruhe, weil meine Eltern morgens früh aufstehen müssen.“, informierte er mich und ich nickte. „Ich find es hier aber schön.“, warf ich ein, Daniel brummte, ein wirkliches Gespräch wollte nicht in Gang kommen.
„Du musst ja wirklich gut sein, wenn du auf das Internat gehst.“, versuchte ich erneut und Daniel fuhr sich mit der Hand in den Nacken. „Naja, so gut nun auch wieder nicht, ich bin halt in Bio und Chemie ganz gut, ich geh da nur hin, weil ich Tiermedizin studieren will und die Chancen auf einen Platz sind eben größer.“, erklärte er. „Ich hasse Chemie, ich war so schlecht darin und bin froh, dass ich das endlich abgewählt habe.“ Mein Gegenüber lachte. „Das ist eigentlich gar nicht so schwer, das basiert rein auf logischem Denken.“ Ich warf ihm einen Blick zu, der ihm sagen sollte, dass Chemie absolut nicht logisch war und als er das bemerkte, lachte er nur noch mehr. „Vielleicht erscheint es auch nur mir logisch.“, lenkte er ein und ich nickte kräftig. „Oh ja, das wird es sein. Sag mal dieser Toni ist schon ein ziemlicher Leckerbissen.“ Belustigt sah ich dabei zu, wie Daniel unruhig auf dem Stuhl herumrückte und seine Wangen leicht rot schimmerten. „Du stehst auf Jungs?“, fragte er wenig einfallsreich. „Sonst hätte ich das ja wohl nicht gesagt. Läuft da was zwischen euch?“ Er schüttelte heftig den Kopf und stand auf. „So ein Quatsch. Ich werd dann auch mal gehen, man sieht sich morgen. Und denk nochmal über mein Angebot nach, falls du doch noch Reiten lernen willst.“ Er nickte mir zu und verließ das Zimmer, ich grinste wie ein Honigkuchenpferd, da lief also nichts, soso.
Ich zog mein Shirt und die dünnen Shorts aus und legte mich nur in Boxershorts ins Bett und war kurz darauf auch schon eingeschlafen.
Woher wusste Leo, dass zwischen mir und Toni was lief? Oder warum vermutete er das?
Völlig verwirrt hatte ich sein Zimmer verlassen und war in mein eigenes gelaufen. Er stand also auch auf Kerle, das war ja zumindest schon mal etwas, mit dem ich was anfangen konnte, dass mit Toni war ja auch nichts Ernstes und Leo schien auch nur auf Spaß aus zu sein.
„Dein Buch kommt heute erst an Daniel, aber wie wäre es, wenn du Leo das Dorf zeigst und dann kannst du es direkt abholen.“, schlug mein Vater beim Frühstück vor und ich sah den Braunhaarigen an, der noch ziemlich müde am Frühstückstisch saß, er zuckte mit den Schultern. „Also ich muss ja eh ins Dorf, wenn du mitwillst…“ Leo nickte und mampfte weiter schweigend sein Frühstück.
Toni grinste mir zu, also ich später draußen mit Leo auf dem Hof stand, dann verschwand er im Stall und ich widmete meine ganze Aufmerksamkeit dem gähnenden Morgenmuffel. „Bis zum Dorf laufen wir ungefähr eine Viertelstunde.“, informierte ich ihn und dachte, dass er sich das jetzt wohl anders überlegen wurde, aber er folgte mir, als ich auf das Hoftor zuging.
„Jetzt rück schon raus mit der Sprache, zwischen dir und Toni geht es doch heiß her.“, griff Leo das Thema vom Vortag wieder auf und ich schob meine Hände in die Hosentaschen meiner kurzen Jeans. „Ich weiß gar nicht, wie du darauf kommst.“, drückte ich mir vor einer Antwort und hoffte, dass er nicht weiter nachfragen würde. Doch genau das tat er natürlich. „Dein Blick und dein Aussehen, als ich dich gestern gerufen habe, sahen schon sehr danach aus, als hättet ihr was nicht mehr ganz jugendfreies im Stall getrieben.“ Er grinste triumphierend, als mir die Gesichtszüge entglitten, als ich mich wieder gefangen hatte, überlegte ich, was ich sagen sollte. „Ich wusste, ich hatte Recht, aber hey, ich kann’s voll nachvollziehen.“, redete er einfach weiter und ich konnte mir meine Antwort sparen und brummte nur. „Seid ihr zusammen?“, fragte Leo weiter und ich schüttelte den Kopf. „Nein, werden wir wohl auch nie sein, aber ich wäre der Letzte, der sich beschweren würde. Er sieht ja gut aus, aber da hört’s dann auch schon auf und in fünf Wochen bin ich ja auch wieder weg.“, erklärte ich, wenn er es eh schon wusste, dann konnte ich auch darüber reden. „Na dann.“, antwortete Leo schlicht und wir liefen weiter schweigend den unebenen Weg entlang.
Das erste Gebäude auf unserem Weg war die Buchhandlung, aber ich wollte das Buch, was ich mir dort bestellt hatte, ein Fachbuch für Tiermedizin, auf dem Rückweg abholen, da es sowohl groß, als auch schwer war, also lief ich weiter.
„Da vorn zum Beispiel ist die Schneiderei von guten Freunden meiner Familie.“ Ich zeigte auf ein schönes Bauernhaus. „Aber können die Leute denn allein von so was leben? Ich meine das Dorf ist ja nicht gerade groß und da reichen die Einnahmen doch gar nicht oder?“, fragte Leo und sah kritisch zu der kleinen Schneiderei. „Naja, die meisten vermieten noch kleine Ferienwohnungen oder Zimmer, arbeiten in der kleinen Stadt hier in der Nähe oder halten sich ein paar Tiere. Aber es reicht schon zum Leben.“, gab ich Auskunft und wir gingen weiter.
„Daaaaaniel!“ Aus der kleinen Apotheke kam ein rothaariges Mädchen gelaufen, dass mir stürmisch um den Hals fiel, sodass ich fast mit ihr nach hinten gefallen wäre. Lachend drehte ich mich mit ihr im Kreis und sie ließ mich los. „Mensch Nika, da bist du ja! Ich hab mich schon gefragt, wann du endlich kommst, ich bin schon seit fast einer Woche da.“ Ich deutete mit meiner Hand zwischen Leo und Nika hin und her. „Nika, Leo. Leo, Nika.“, stellte ich vor und meine beste Freundin musterte Leo interessiert. „Schön dich kennen zu lernen. Jedenfalls, ich hatte ein paar Probleme mit der Anreise und ich bin auch nur bis zum Dorffest da, dann geht’s nach Spanien.“, plapperte sie. „Dorffest?“, warf Leo dazwischen und sah mich fragend an. „Ja, Ende der Woche ist hier ein kleines Fest in der Scheune von Nikas Eltern und ich wollte hingehen, du kannst ja mitkommen, wenn du magst.“, bot ich lächelnd an und er nickte. „ich muss dann auch wieder los, aufräumen und dekorieren, sind ja nur noch zwei Tage. Ich würd mich freuen, wenn du den Schnuckel da mitbringen würdest.“ Sie zwinkerte Leo zu, der sie breit angrinste. „Sorry Süße, ich steh auf nicht auf Mädchen.“ Nika zuckte mit den Schultern. „Egal, ich mag dich trotzdem.“ Ich verfolgte den Schlagabtausch der beiden, der mit dem Lachen von uns dreien beendet wurde und dann lief sie winkend davon.
„Ist die immer so?“, fragte Leo belustigt und ich nickte. „Ja, ist sie, das ist vollkommen normal, aber ich mag diese Art an ihr einfach total gerne.“ „Sie ist wirklich ganz cool. Dann freu ich mich auf das Fest.“ Er grinste schonwieder so komisch. „Willst du noch was von dem Dorf sehen? Sonst könnten wir jetzt mein Buch abholen und wieder nach Hause gehen.“ „Wenn es nichts spannendes mehr gibt, dann klar.“ Wir drehten also um und steuerten den Buchladen an.
Die Glocke über der Eingangstür klingelte, als ich die schwere Tür aufdrückte und ein Mann mittleren Alters kam aus dem hinteren Teil des Ladens. „Ach Daniel, hallo. Du bist sicher hier, um dein Buch zu holen.“ Er wühlte kurz unter dem Ladentisch und zog die dicke Lektüre hervor, Leos Augen wurden fast Teller groß. „Und so was liest du? Einfach so? In der Freizeit?“, fragte er fassungslos und starrte auf das Buch, dass ich nun entgegen nahm, ich lachte amüsiert und auch Herr Schulze schmunzelte. „Ja, in der Tat das tue ich.“, antworte ich und wir verabschiedeten uns. „Genie.“, murmelte Leo, als wir aus der Tür heraus traten, ich nahm dies mit Genugtuung zur Kenntnis.
Auf dem Rückweg unterhielten wir uns gut, ich erzählte ein bisschen was über das Dorffest, wie es auf dem Internat so lief und Leo seinerseits erzählte mir, wie er die Freizeit verbrachte und was ihn sonst so interessierte. Er trug ein relativ enges, ärmelloses Oberteil und wenn ich leicht zur Seite schielte, dann konnte ich zumindest erahnen, was sich darunter befand. Da kam mir eine Idee.
„Sag mal, was hältst du von einem Ausflug zum See in den nächsten Tagen?“ Leo überlegte kurz und stimmte dann zu. „Klingt nach ner ziemlich guten Idee, bei dem Wetter ist das bestimmt ne schöne Abkühlung.“ Oder es würde besonders heiß werden, bei dem Gedanken musste ich grinsen.
Der Tag verging ziemlich ereignislos. Wir aßen zum Mittag, ich ritt ein wenig mit Trevor, Leo sah mir zu, anschließend unterhielten wir uns noch ein wenig, der Braunhaarige lachte viel und es schien ihm hier doch irgendwie zu gefallen.
Toni sah ich nur zweimal kurz im Stall, aber wir waren nie allein und sahen uns deswegen nur vielsagend an.
Ich hatte mich nach dem Abendessen mit meinem Buch in meinem Zimmer verkrochen und lag bäuchlings auf dem Bett, als es leise an mein Fenster klopfte. Als ich den Kopf hob, sah ich, dass Toni vor diesem stand und grinsend gegen das Glas klopfte, ich erhob mich und öffnete es soweit, dass er heran kommen konnte.
„Wir haben uns heute viel zu wenig gesehen.“, stellte er fest und drehte den Schlüssel in meiner Zimmertür herum. „Ja, das find ich auch.“
Ich ließ es zu, dass er mich an den Hüften packte und mich zum Bett schob, er schubste mich und ich fiel nach hinten, er ließ sich auf mich fallen, stützte sich aber mit den Armen seitlich ab, ich streckte meinen Arm nach hinten und klappte das Buch zu, legte es auf den Nachttisch.
Warme Lippen trafen meine und eine freche Zunge suchte sich gierig ihren Weg, breitwillig hieß ich sie willkommen und bog mich Toni entgegen, seine raue Hand hatte schon den Weg unter mein Shirt gefunden und fuhr nun über meine erhitzte Haut, strich an den Seiten entlang, ich seufzte und bog den Hals zurück, als er sich über mein Kinn bis zu meinem Hals küsste. Dort biss und küsste er die dünne Haut, entlockte mir ein leises Stöhnen und zog mir dann ungeduldig mein Oberteil aus, sein eigenes landete daneben und ich hob die Hände, strich über die festen Muskeln seiner Oberarme und seiner Brust.
Mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck fuhr er meine Arme entlang, ergriff meine Handgelenke und hielt sie über meinem Kopf zusammen. „Gefällt dir, was du siehst?“, wisperte er in mein Ohr und der Klang seiner rauen Stimme jagte mir einen Schauer über den Rücken. „Ist ganz nett.“, gab ich frech zurück und Toni sah mich entrüstet an. „Ganz nett also? Das wirst du noch bereuen.“ Langsam strich er mit dem Finger meine Brust herunter, über meinen Bauch, bis zum Bund meiner Hose und wieder zurück, dann senkte er seine Lippen auf meine Brustwarze und saugte leicht daran, leckte darüber und zog feuchte Spuren über meine Haut bis hin zu meinem Bauchnabel, meine Arme ließ er los und ich ließ meine Hände über seinen Rücken gleiten, durchfuhr seine Haare.
Seine Zunge stupste in meinen Bauchnabel und ich krümmte mich zusammen. „Das kitzelt.“, keuchte ich, als er sein Spiel wiederholte und mich mit festem Griff auf der Matratze hielt, ich wand mich unter ihm und erst als ich leise anfing zu lachen, wanderte er weiter, flinke Finger öffneten meinen Gürtel, er zog meine Hose samt Boxershorts von meinen schlanken Beinen und stürzte sich mit Lippen, Zähnen und Zunge auf die Innenseite meiner Oberschenkel, meine Erregung war mir deutlich anzusehen, trotzdem machte Toni keine Anstalten, sich darum zu kümmern.
„Toni, bitte…“, bettelte ich fast keuchend und er grinste zu mir hoch. „Selbst schuld.“ Ich warf den Kopf zurück, als er unerwartet mit seiner Zunge über die empfindliche Spitze fuhr, ich biss mir in den Handrücken, um nicht zu laut aufzustöhnen. Ich wollte mein Becken heben, als er seine Lippen einsetzte, aber ich wurde wieder mit festem Griff fixiert und seufzte frustriert auf, er war einfach viel zu langsam und das wusste er ganz genau. „Toni…“, keuchte ich ungeduldig und er tat mir den Gefallen und steigerte das Tempo. Mein Atem würde immer schneller, ich hatte die Augen geschlossen und konzentrierte mich nur auf das Gefühl in meinem Unterleib, ein leichtes Ziehen setzte ein und Toni stoppte.
„Du Arsch!“, protestierte ich, mein Mund wurde von seinen Lippen verschlossen und weitere Proteste erstickt, er zog flink seine Hose aus, ich spürte, dass er ebenso erregt war wie ich und er führte seine Hand zwischen uns, ich zuckte zusammen, als ich die fremde Männlichkeit spürte und das Ziehen setzte wieder ein, als Toni anfing seine Faust zu bewegen.
Ich verkrampfte und etwas Warmes traf meinen Bauch, kurz nach mir erstickte Toni sein Stöhnen in dem Kissen neben meinem Kopf, sackte auf mir zusammen und rollte sich von mir herunter, schwer atmend lagen wir nebeneinander. Ich angelte ein Paket Taschentücher vom Nachttisch, zog zwei heraus und reichte eins Toni, wir säuberten uns flüchtig, als ich den Kopf zu ihm drehte, grinste er mich an. „Das war mehr als nett.“, lachte ich und küsste seinen schon ganz wunden Lippen. „Das will ich doch hoffen.“
Wir lagen noch etwas nebeneinander und kuschelten etwas, dann stand Toni auf und zog sich an. „Man sieht sich.“, hauchte er an meine Lippen und küsste mich noch einmal verlangend, ehe er wieder aus dem Fenster kletterte und verschwand.
Als ich am nächsten Morgen müde die Treppe herunterschlürfte und die Küche betrat, sah Daniel mit einem fetten Grinsen, offensichtlich nicht nur vom Schlafen zerzauste Haaren und einen Ausdruck im Gesicht, der praktisch jeden zeigte, was er wohl letzte Nacht getrieben hatte. Ich wusste es, ich hatte selbst oft genug so ausgesehen. Auf seiner Hand konnte ich eine rote Spur erkennen.
Ich grinste in mich hinein und setzte mich an den Tisch, grüßte freundlich in die Runde. „Was habt ihr denn heute so vor Leo? Daniel?“, fragte Heike und ich zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht, ein bisschen in der Sonne liegen, faulenzen, denke ich.“, antwortete ich und biss in mein Brötchen. „Ich wollte mit Trevor ins Gelände, sonst hatte ich auch nichts vor.“ Er würde also heute Nachmittag nicht da sein? Dann konnte ich mein Glück wohl nochmal bei Toni versuchen. Grinsend aß ich auf.
Nach dem Frühstück fing ich Daniel ab. Ich baute mich vor ihm auf und grinste ihn wissend an. „Wie war deine Nacht?“, fragte ich scheinheilig und Daniel verdrehte die Augen. „Wieso fragst du?“, stellte er die Gegenfrage. „Hast du heute mal in den Spiegel geguckt?“ Irritiert sah er mich an und ich lachte auf. „Man sieht es dir einfach an.“, sagte ich schlicht und ging dann schmunzelnd davon.
Ich verbrachte den Vormittag vor meinem Laptop und legte mich später mit einer Decke und meinen iPod nach draußen, als ich sah, dass Daniel auf einem schwarzen Pferd den Hof verließ, rappelte ich mich hoch und ging in den Stall, dort fand ich Toni, der gerade eine Box ausmistete.
„Na.“, machte ich mich aufmerksam, als ich mich gegen eine der Türen lehnte, meine Hose tief auf den Hüften, sodass ein Stück meiner Haut zu sehen war, da mein Shirt, natürlich nur zufällig, hochgerutscht war.
Toni sah auf, musterte mich kurz und setzte seine Arbeit dann fort, frustriert fuhr ich mir durch die Haare. „Was machst du denn, wenn du damit fertig bist?“, fragte ich also. „Dann miste ich die nächste Box aus.“, antwortete Toni und warf einen Haufen Mist in die Schubkarre neben ihm. War ich denn völlig uninteressant für ihn? „Und wenn du alle Boxen fertig hast?“ „Was willst du eigentlich?“ Toni richtete sich genervt auf und stützte sich auf der Mistgabel ab. Ich trat einen Schritt auf ihn zu, bis ich ziemlich dicht vor ihm stand und sah leicht nach oben, er war ein kleines Stück größer als ich. „Kannst du dir das nicht denken?“, flüsterte ich und grinste vielsagend. „Doch kann ich und ich hab keinerlei Interesse daran.“, wies er mich ab und setzte seine Arbeit fort. Ich stapfte wütend aus den Stall, zurück zu meiner Decke und ließ mich darauf fallen.
Er hatte mich abgewiesen?! Wirklich? Beleidigt steckte ich mir die Kopfhörer in die Ohren und legte mich wieder in die Sonne, mein Shirt zog ich aus, sollte Toni halt so tun, als würde ich ihn nicht interessieren, vielleicht würde er seine Meinung ja ändern, wenn er mich so sah.
Ich beobachtete, wie Toni die Schubkarre zum Misthaufen fuhr und bemerkte, wie Kaja ihn ansah, als die in diesem Moment aus dem Haus trat. Dieser Kerl hatte eindeutig zu viele Verehrer, aber gut, er war auch wirklich zum Anbeißen, das war Daniel allerdings auch, dieser kam gerade zurück von seinem Ausritt, sein Gesicht war leicht gerötet, sehr niedlich.
„Herein.“ Es hatte an meine Tür geklopft, nach dem Abendessen war ich in meinem Zimmer verschwunden, ich war noch immer gefrustet, weil ich bei Toni keinen Erfolg hatte, das war ich gar nicht gewohnt. Daniel trat ein und grinste so, als wüsste er ganz genau, was passiert war. „Ich hab gehört, du hast Toni an gegraben?“, fragte er auch gleich und ich brummte. „Ja und er hat mich abgewiesen, das kenn ich so gar nicht.“ Mein Besuch lachte auf. „Wie meinst du das denn jetzt?“ „Guck mich an! Ich hab sogar schon Heteros überzeugen können.“, prahlte ich. „Meine Damen und Herren, darf ich vorstellen, Leo, die Arroganz in Person.“, neckte der Blonde mich und ich sah ihn beleidigt an. „Ey, was kann ich denn dafür, wenn es so ist?“ Er schüttelte schmunzelnd den Kopf. „Wie wär’s, wenn wir morgen zum See fahren, so als Aufmunterung, wenn es dich so wurmt, dass du abgeblitzt bist.“, schlug er vor und ich überlegte. Daniel und ich, alleine am See, nur in Badehosen, im Wasser. Das klang definitiv nach einem Plan, der mich aufmuntern würde, also stimmte ich zu.
„Gut, dann gehen wir morgen nach dem Frühstück los, ich frag Kaja, ob sie uns Mittagessen einpackt.“ Daniel stand auf und verließ winkend mein Zimmer. Zufrieden streckte ich mich auf meinem Bett aus und verschränkte die Arme hinter meinem Kopf. Wenn ich schon Toni nicht haben konnte, dann würde ich zumindest Daniel kriegen.
„Wir gehen dann los.“, verabschiedete Daniel sich von seiner Mutter und wir wollten gerade das Haus verlassen, als Heike uns noch einmal zurück rief. „Jungs, wartet, wollt ihr die beiden Kleinen nicht mitnehmen?“, fragte sie freundlich und wir schüttelten beide schnell den Kopf. „Das ist einfach total anstrengend und wir wollen einfach nur entspannen.“, erklärte Daniel und ich nickte zustimmend. „Na schön, dann viel Spaß euch beiden.“ Mit Picknickkorb, Handtüchern und einer Decke bewaffnet verließen wir den Hof und steuerten ein kleines Wäldchen an.
„Wow, das ist wirklich schön.“, staunte ich, als wir an dem kleinen See angekommen waren. Auf der einen Seite säumte er das kleine Wäldchen, aus dem wir gekommen waren, ein Stück weiter lag eine Wiese und am anderen Ende schlossen sich die Berge an. Das Wasser glitzerte klar und blau.
„Ja, da hast du Recht.“, stimmte Daniel mir zu und wir legten die Decke in den Halbschatten eines Baumes, ich zog mir mein Shirt über den Kopf und angelte die Sonnencreme aus dem Korb. Auffordernd hielt ich Daniel die Tube hin. „Bitte?“, fragte ich und grinste und er lachte, griff aber nach der Sonnencreme und ich legte mich auf den Bauch, knäulte mein Handtuch zu einem Kissen zusammen und schloss die Augen. Die kühle Sonnencreme tropfte auf meine warme Haut und ich erschauderte. „Stell dich nicht so an.“, scherzte Daniel und ich schnaubte, dann fuhr er mit seinen Händen über meinen Rücken und verteilte die Creme, viel zu schnell war er fertig. „Beine.“, brummte ich und er lachte wieder. „Du bist so faul, weißt du das eigentlich?“, fragte er belustigt, begann aber trotzdem meine Beine ebenfalls einzucremen. „Ich bin nicht faul, ich zeig mich auch gleich dafür erkenntlich.“, antwortete ich und setzte mich hin, als die Hände von meinen Beinen verschwanden.
„Dann zeig mal was du kannst.“, forderte Daniel mich auf und legte sich auf die Decke, nachdem er sich ebenfalls von dem störenden Oberteil befreit hatte. Ich gab einen Kleks auf meine Hand und legte sie auf den Rücken des Blonden, strich über die entspannten Rückenmuskeln und verteilte die Creme gründlich, sehr gründlich. Als ich seine Seiten berührte, zuckte er leicht zusammen, er war wohl kitzelig. Ich strich nochmal von oben nach unten über den ganzen Rücken und stoppte genau an seinem Hosenbund, dann rückte ich weiter nach unten und cremte seine Beine ein.
„Fertig.“, verkündete ich und er drehte sich auf den Rücken und grinste mich an. „Hast du gut gemacht.“, lobte er mich und streckte sich lang auf der Decke aus. „Ich bin dafür, erstmal in der Sonne zu liegen.“, schlug er vor und ich brummte zustimmend, weil er schon die Augen geschlossen hatte, also legte ich mich hin, schob das Handtuch wie ein Kissen unter meinen Kopf und schloss ebenfalls entspannt die Augen.
Ich musste weggedöst sein, zumindest rüttelte Daniel sanft an meiner Schulter und ich schlug blinzelnd die Augen auf. „Hey du Schlafmütze, kommst du mit ins Wasser?“, fragte er frech und brachte sich schnell außer Reichweite meiner Faust, mit der ich halbherzig nach ihm schlug. Ich rappelte mich auf und kniff die Augen zusammen, die helle Sonne blendete mich. „Klar.“
Zusammen liefen wir auf das kühle Nass zu und stoppten erst, als wir schon bis zum Bauch im Wasser standen. „Das tut gut!“, lachte Daniel und ich nickte, in der Hitze des Vormittags war die Abkühlung des Wassers wirklich angenehm.
Ich holte aus und schleuderte Daniel eine Ladung Wasser entgegen, er gab ein undefinierbares Geräusch von sich und sah mich entrüstet an, ehe er bedrohlich grinsend auf mich zulief, ich lachte auf und flüchtete in das tiefere Wasser. Leider holte der Blonde mich ein und warf sich auf mich, sodass wir beide vollständig unter Wasser landeten. Prustend und lachend steckten wir die Köpfe aus dem Wasser. „Du bist ganz schön langsam!“, neckte Daniel mich und flüchtete nun vor mir. Ich und langsam? Von wegen! Ich tauchte unter, als ich direkt hinter dem Kleineren war und zog an seinem Bein, er fiel und platschte ins Wasser.
Als er wieder auftauchte, war ich schon fast am Ufer angekommen und lachte ihn an. „Du Feigling, komm wieder her!“, protestierte er und stemmte die Hände in die Hüften. „Kannst mich ja holen, wenn du es schaffst.“, gab ich zurück. Daniel lief los und ich flüchtete in Richtung des kleinen Wäldchens, als er schon dicht am Ufer angekommen war.
Immer wieder sah ich über meine Schulter und verlangsamte meine Schritte, bis er mich fast eingeholt hatte, dann lief ich wieder schneller, hinter einem Baum stoppte ich, sodass dieser uns trennte und sah links daran vorbei. „Wer ist jetzt langsam, hm?“, fragte ich und achtete darauf, dass Daniel mich nicht erwischte, während wir um den Baum herumtänzelten. „Du hattest bloß einen Vorteil.“, verteidigte er sich und blieb stehen. „Und wie lange willst du eigentlich noch um diesen Baum herumrennen?“, setzte er hinterher und ich zuckte mit den Schultern. „Solange, bis ich keine Angst mehr vor deiner Rache haben muss.“, antwortete ich. „Da kannst du lange drauf warten.“ Überraschend lief Daniel auf mich zu und ich hatte keine Zeit mehr um ihm auszuweichen, als ich mich umdrehte, schlang der Kleine seine Arme von hinten um mich und hielt mich fest. Sein nasser Körper schmiegte sich an meinen und ich spürte seinen Atem auf meinem Rücken. „Und jetzt?“, fragte ich gespannt. „Ich…weiß auch nicht.“, hauchte der Blonde gegen meinen Rücken und wir standen kurz so da, bis er seinen Griff lockerte und ich mich umdrehen konnte, er ließ seine Arme fallen und wir standen uns nah gegenüber. Seine blau-grünen Augen sahen mich durchdringend und interessiert an, wie hypnotisiert starrte ich sie an.
Ein Wassertropfen fiel aus seinen Haaren in sein Gesicht, glitt seine Wange herunter, über sein Kinn weiter den Hals entlang, über den schlanken Überkörper, die leichten Ansätze seiner Bauchmuskeln und sickerte schließlich in seine Hose, den gesamten Weg hatte ich meinen Blick nicht von diesem Tropfen gewendet.
„Könntest…könntest du mich vielleicht nicht so anstarren?“, flüsterte Daniel nach einer gefühlten Ewigkeit und ich zwang mich wieder sein Gesicht anzusehen.
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Ich blicke in grüne Augen, die hell in dem Kontrast mit den braunen Haaren, die Leo nass von Kopf hingen, strahlten. Der Blick dieser Augen wanderte mehrmals und sehr intensiv über meinen Körper. Ich bat Leo damit aufzuhören und er sah mich an, musterte mein Gesicht, meine Haut fing an zu kribbeln. Als ich einen leichten Druck auf meinen Hüften spürte und nach unten sah, stellte ich fest, dass mein Gegenüber seine Hände darauf platziert hatte und mich leicht, aber auch etwas bestimmend festhielt. Ich wehrte mich nicht, mein Kopf war vollkommen leergefegt, normalerweise hätte ich mich auch nicht gewehrt, aber irgendwas gesagt, irgendeinen Spruch losgelassen, ihn geneckt oder provoziert, aber dieses Mal wartete ich einfach nur darauf, was er tun würde.
Leo bewegte seine Finger ein wenig und strich über die Haut an meinen Seiten und an meinem Bauch, meine Haut kribbelte nur noch stärker, dort, wo er mich berührte.
Ich sah wieder nach oben, Leos Augen wirkten schon fast glasig, er neigte sich vor, sein Mund berührte fast mein Ohr. „Du bist verdammt heiß, schön und niedlich und das alles gleichzeitig, das macht mich wahnsinnig.“, hauchte er, sein warmer Atem strich über meine Haut und ich erschauderte, außerdem errötete ich bei diesem Kompliment. Ich zuckte zusammen, als er mit der Zunge die Außenkante meines Ohrs nachfuhr.
Er richtete sich wieder auf und ich versuchte unauffällig durchzuatmen, der Kerl vor mir brachte mich vollkommen durcheinander, zumal er mich jetzt auch noch zufrieden anlächelte. „Ich bring dich ganz schön aus der Fassung, oder?“, fragte er selbstgefällig und lehnte sich wieder leicht vor. „Und wenn schon.“, gab ich möglichst kühl zurück, seine Aussage brachte mich dazu, wieder einigermaßen denken zu können. Dieser Arsch war echt arrogant, das war ja schon fast nicht mehr zum Aushalten. Nicht, dass er sich es nicht erlauben konnte, aber er musste es ja auch nicht so heraushängen lassen.
Ich machte einen Schritt nach hinten, seine Hände glitten von meinen Hüften und er sah mich leicht enttäuscht an, als ich an ihm vorbei marschierte und unseren Liegeplatz ansteuerte. Dort legte ich mich bäuchlings auf die Decke und legte meinen Kopf auf das Handtuch, unter das ich meine Arme geschoben hatte, Leo war mir gefolgt und saß auf der Decke, musterte mich schonwieder, also drehte ich den Kopf in die andere Richtung.
Ich beschloss, ihm erstmal keine oder nur wenig Aufmerksamkeit zu schenken, Leo brauchte nun wirklich nicht glauben, dass er sich alles erlauben konnte, nur weil er gut aussah und verführerisch sein konnte, ich wusste, dass es ihn wurmte, wenn ich daran dachte, wie beleidigt er nach Tonis Abfuhr gewesen war.
Ich genoss einfach die warmen Sonnenstrahlen auf meiner Haut und schloss die Augen, ich hörte Leo in dem Korb wühlen und kurz darauf das Startgeräusch meiner Digitalkamera, die ich eingepackt hatte. Weitere Geräusche verrieten mir, dass er ein Foto gemacht und die Kamera danach wieder ausgeschaltet hatte und auch wenn mich interessierte, was er fotografiert hatte, hielt ich mich an meinen Plan und ignorierte das Ganze.
„Ja gut, ich hab’s verstanden, der Spruch war scheiße, tut mir leid.“, brummte der Braunhaarige nach einer kurzen Weile und ich drehte mich auf die Seite und sah ihn an. „Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung.“, antwortete ich schlicht und legte mich auf den Rücken, schloss wieder die Augen, er sollte sich schon etwas anstrengen. „Ach komm schon! Bist du wirklich beleidigt?“, fragte er und rutschte dichter an mich heran, ich spürte seine Knie an meiner Seite. „Natürlich nicht, du bist mir nur zu selbstüberzeugt.“, erklärte ich. „Aber ich…“ „Jetzt denk gut darüber nach, was du sagen willst, wenn du heute noch was bestimmtes vorhast.“, unterbrach ich ihn und er sah mich verwundert an, ich grinste. Ich hatte nie behauptet, dass ich etwas dagegen hätte, bestimmte Dinge mit ihm zu veranstalten, aber offensichtlich war er durch meine Schmoll-Aktion davon ausgegangen.
„…meinte das doch gar nicht so.“, rettete er sich schließlich und beugte sich zu mir herunter, eine Hand legte er auf meine Brust. „Was denkst du denn, was ich heute noch so geplant hatte?“, fragte er leise. „Jetzt tu bloß nicht so unschuldig, was sollte das vorhin sonst gewesen sein?“, konterte ich und grinste frech, ehe ich auf keuchte, weil Leos Hand zu einer meiner Brustwarzen gewandert war und er dort hinein gekniffen hatte. Ich streckte eine Hand aus und legte sie in den Nacken des Braunhaarigen, zog ihn bis dicht vor mein Gesicht. „Also?“, fragte ich und leckte mir über die trockenen Lippen, die kurz darauf von Leos in Beschlag genommen wurden.
Fordernd bewegte er seine weichen Lippen gegen meine, gierig neckte seine Zungenspitze mich, bis ich meine Lippen teilte und er meine Mundhöhle erforschte. Er schwang ein Bein über mich und lehnte nun über mir, links und rechts mit den Beinen abgestützt, eine Hand noch immer auf meiner Brust, die andere in meinen Haaren vergraben.
Als Daniel gerade damit begann meinen Oberkörper mit Küssen und leichten Bissen zu übersehen und seine Hand langsam aber sich in meinen Badeshorts verschwand, hörte ich ein Rascheln und ich schob den Größeren von mir. Mit erhitzten Gesichtern, geröteten Lippen und zeltartigen Hosen, die wir mit unseren Handtüchern verdeckten, sahen wir zu dem Rand des Wäldchens, aus dem meine Schwester nun kam. Warum denn ausgerechnet jetzt?
„Daniel du musst zurück zum Hof kommen, Toni sagt, er braucht dringend deine Hilfe bei den Pferden und Papa braucht dich später auch, der Traktor ist kaputt und du musst Heu schleppen helfen.“, erklärte sie ihr Erscheinen und musterte uns kurz wissend grinsend. „In 20 Minuten sollt ihr bitte wieder da sein.“, fügte sie hinzu und ging wieder, Leo ließ sich resigniert stöhnend auf die Decke fallen. „Das ist doch nicht ihr Ernst!“, fluchte er und ich dachte genau das Gleiche, das konnte doch wirklich nicht wahr sein.
Trotzdem machten wir uns zehn Minuten später mit gepackten Sachen, angezogen und vor allem wieder beruhigt, aber unbefriedigt auf den Rückweg.
Oh, ich hätte Toni erschlagen können, weil er unbedingt Daniels Hilfe brauchte! Es hätte mich nicht einmal gewundert, wenn er ihn nur zu sich bestellt hatte, weil er nicht wollte, dass wir uns vergnügten.
Frustriert pfefferte ich mein Handtuch auf die Kommode im Bad und befreite mich von meiner Badehose, dann stieg ich unter den kühlen Wasserstrahl der Dusche und wusch mir den getrockneten Schweiß und den Frust von der Haut. Kurz überlegte ich, ob ich das unbefriedigte Gefühl selbst vertreiben sollte, dann entschied ich mich dagegen und beschloss, nach dem Abendessen zu Daniel zu gehen.
Daraus wurde jedoch nichts, ich unterhielt mich zwar mit dem Blonden beim Abendessen, er erzählte mir, wobei Toni seine Hilfe benötigt hatte und auch wenn ich keine Ahnung davon hatte, erschien es mir noch immer so, als hätte Toni das eigentlich auch allein geschafft und wollte nur nicht, dass Daniel und ich Zeit mit einander verbrachten.
Als ich dann eine halbe Stunde nach dem Essen an Daniels Tür klopfte, weil er erst Duschen wollte, öffnete Toni die Tür. Innerlich verdrehte die Augen, lächelte ihn aber freundlich an. „Ist Daniel da?“, fragte ich und der Dunkelhaarige schüttelte den Kopf. „Der ist noch im Bad.“, beantwortete er knapp meine Frage und machte auch keine Anstalten mich in das Zimmer zu lassen, er hatte die Tür gerade so weit geöffnet, dass er mit mir reden konnte. „Dann kannst du mich doch trotzdem schon mal reinlassen.“ „Hör mal zu Kleiner, ich will hier n netten Abend mit Daniel verbringen, also verzieh dich.“, maulte er und wollte mir die Tür vor der Nase zuschlagen. Das war jetzt wohl nicht sein Ernst! Ich stellte meinen Fuß in den Türrahmen und setzte ein süffisantes Grinsen auf. „Wir könnten auch alle zusammen einen netten Abend verbringen.“, schlug ich vor und biss mir seitlich auf die Unterlippe, Toni sah mich genervt an. „Ganz bestimmt nicht. Jetzt verschwinde endlich.“, versuchte er wieder mich los zu werden. „Daniel sagt, ihr seid nicht zusammen.“, sagte ich schlicht und er zog eine Augenbraue hoch, langsam aber sicher ging er mir auf die Nerven. „Sind wir auch nicht, aber ich kenn ihn länger und ich bin nun mal vor dir da gewesen, also mach das du weg kommst.“ Ich schnaubte entrüstet, machte auf dem Absatz kehrt und lief die Treppe nach oben.
Was glaubte dieser Arsch eigentlich wer er war? War Daniel ein Objekt auf das man Besitzansprüche hatte oder was? Der Kleine konnte ja wohl selbst entscheiden, was er wollte. Der Tag war, bis auf die kleine Einlage am See, wirklich deprimierend gewesen, und ich hätte wirklich nichts dagegen gehabt, Zeit mit Toni und Daniel zu verbringen, ganz und gar nicht. Aber nein, dank diesem Idioten lag ich jetzt allein in meinem viel zu großen Bett und starrte grimmig die Tür an.
Ich stand wieder auf und öffnete die Balkontür, atmete die frische Luft ein und versuchte mir einzureden, dass ich meine Chance wohl noch bekommen würde. Als ich nach draußen trat und mich über das Geländer lehnte, hörte ich von unten ein leises Stöhnen und ich ging wieder rein und schmiss die Tür zu, das Glas klirrte verdächtig, überlebte die Erschütterung aber.
Konnten sie nicht zumindest leise dabei sein?! Ich zog mich bis auf meine Unterwäsche aus, kramte meinen iPod hervor, steckte mir die Kopfhörer in die Ohren und legte mich mit lauter Musik ins Bett. Scheiß Tag.
Ich stand vor Daniels Tür und klopfte an, der Blonde öffnete mir lächelnd, zog mich am Handgelenk in sein Zimmer. Auf dem Bett saß Toni, er grinste vielsagend, außerdem trug er kein Oberteil und unter seiner gebräunten Haut konnte man die festen, kräftigen Muskeln sehen. Gespannt sah ich zwischen den beiden hin und her, wurde von Daniel weiter gezogen, sanft auf das Bett gedrückt, lag mit dem Kopf auf Tonis Schoß. Dieser beugte sich runter und presste seine Lippen hart auf meine, ein komisches Gefühl, so verkehrt herum geküsst zu werden. Warme Hände streichelten meinen Bauch, schoben meinen Shirt nach oben und als ich Luft holte und nach unten sah, senkte Daniel gerade seine Lippen auf eine meiner Brustwarzen und ich atmete zischend ein, Toni nahm wieder Besitz von meinem Mund.
Er hob meinen Kopf ein Stück an und stand auf, Daniel saß neben mir und beschäftigte sich noch immer mit meinem Oberkörper und Toni machte es ihm nach, setzte sich auf die andere Seite, seine rauen Hände erkundeten meine Haut, Zähne bohrten sich vorsichtig in meinen Hals und kurz darauf umspielte Daniels Zunge die meine, ich zerrte ihm das T-Shirt vom Körper und er befreite mich ebenfalls von dem unliebsamen Stoff. Seine Zunge zog feuchte Spuren über mein Kinn zu meinem Hals, mein Ohrläppchen wurde ebenfalls mit Aufmerksamkeit beschenkt und ich begann leise zu stöhnen, in meiner Jeans baute sich Druck auf. Der Geruch von Schweiß mischte sich in die Luft, die mir viel zu heiß vorkam und ich drängte der Hand, die sich gerade an meiner Hose zu schaffen machte, mein Becken entgegen. Der blaue Stoff verschwand von meinen Beinen, meine Shorts wanderten hinterher und zwei Paar heiße Lippen stürzten sich gierig auf meinen Lendenbereich, auf meine Oberschenkel und meine Hüftknochen, brannten förmlich auf meiner Haut und kamen meiner Erregung quälend langsam näher. Ich wollte mich aufrichten und aktiv werden, wollte Daniel mit dem Problem helfen, was sich in seiner Hose abzeichnete, wurde aber von Toni bestimmend auf die Matratze gedrückt und ich zuckte mit dem Becken, als der Blonde seine Lippen über meine Erregung senkte und mit seiner Zunge umspielte, mein Stöhnen wurde von Tonis Lippen eingefangen, die sich wieder auf meine legten, sanft knabberte er an meiner Unterlippe und entlockte mir zusätzliche Wohllaute.
Er küsste sich abwärts und gesellte sich zu dem Kleineren und ich hatte das Gefühl wahnsinnig zu werden, als zwei gierige Münder sich mehr als intensiv um meine Männlichkeit kümmerten. Ich zuckte unruhig, hatte eine Hand in das Laken gekrallt und versuchte mit der anderen jeden Zentimeter von einem der beiden anderen zu erreichen, die mich immer weiter an meine Grenzen trieben, zusätzlich ihre Hände über meinen Körper wandern ließen und ich nicht mehr wusste, auf wen oder was ich mich konzentrieren sollte.
Ein kurzer Aufschrei entkam mir und als ich die Augen öffnete, sah ich noch, wie Daniel Toni eine kleine, weiße Spur vom Kinn leckte, ehe die beiden mich grinsend ansahen.
Verwirrt wachte ich auf und stellte dann verärgert fest, dass ich wirklich einen feuchten Traum gehabt hatte. War ich nicht eigentlich zu alt für so was? Ich stand im Dunkeln auf und tapste zum Schrank, wo ich im Mondschein nach einer frischen Shorts suchte, die andere auszog und ins Bad warf, ehe ich mich wieder ins Bett legte. Wirklich ein scheiß Tag.
Irgendwie war Toni komisch gewesen, beim letzten Mal war er wirklich zärtlich und auch liebevoll gewesen, dieses Mal war er schon fast grob und schien nur auf Befriedigung aus gewesen zu sein.
„Wer kommt den heute alles mit zum Dorffest?“, fragte Kaja beim Frühstück fröhlich und ich erinnerte mich wieder daran, dass ich ja mit Leo dahin gehen wollte, dieser wirkte an diesem Morgen schlecht gelaunt. „Also ich wollte mit Leo hingehen, oder?“, antwortete ich meiner Schwester, Leo grummelte zustimmend. „Wir wollten auch alle hingehen, mit Jana und Lars.“, warf meine Mutter ein und die beiden Kleinen hibbelten schon auf ihren Stühlen herum und freuten sich offensichtlich sehr. „Toni wollte auch mit, hat er mir gestern erzählt.“, berichtete mein Vater und ich sah, wie Leo die Augen verdrehte. Ob die beiden gestern aneinander geraten waren und sie deswegen so schlechte Laune hatten?
Ich übte etwas Springen mit Trevor und musste wieder einmal feststellen, wie schlecht ich eigentlich darin war, frustriert räumte ich nach einer Stunde den Platz auf und brachte Trevor zurück in den Stall, Toni stand an der Box gelehnt und grinste mich an. „Du solltest beim Dressurreiten bleiben.“, stellte er fest und öffnete mir die Tür. „Ach halt den Mund.“, brummte ich und löste den Sattelgurt. „Was ist denn los?“ Toni nahm mir den Sattel ab und brachte ihn in die kleine Kammer. „Was war gestern mit dir los?“, fragte ich zurück, als er wieder kam, er sah mich verwundert an. „Nichts war los, warum fragst du?“ „Vergiss es.“, winkte ich ab und räumte die restlichen Sachen weg, ließ ihn stehen und ging ins Haus, fest entschlossen Leo zu fragen, ob er was damit zu tun hatte.
„Da bist du! Sag mal, bist du gestern auf Toni getroffen und habt ihr euch gestritten?“, fragte ich direkt, als ich Leo in der Küche fand, er unterhielt sich mit Kaja, die sich sofort aus dem Staub machte, als ich sie ansah. „Ich wollte gestern nach dem Abendessen nochmal zu dir und als ich an deine Tür geklopft habe, hat er aufgemacht und hat mich angemault, dass ich verschwinden soll, weil er einen schönen Abend mit dir verbringen wollte und ich offensichtlich unerwünscht war.“, gab er Auskunft und ich schnaubte. „Ich glaube, er hat irgendwelche Ansprüche auf dich.“, redete er weiter und nahm sich einen Apfel. „Ich hab doch gesagt, dass wir nicht zusammen sind.“, wiedersprach ich. „Scheint er anders zu sehen.“ Leo zuckte mit den Schultern und verließ dich Küche. Ich sollte dringend mit Toni reden!
Vor dem Fest hatte ich jedoch keine Lust mehr dazu und als wir alle im Hof darauf warteten, dass wir vollständig waren, um los zu gehen, spannte meine Schwester den Dunkelhaarigen in ein Gespräch ein, was mir auch irgendwie Recht war. Wenn ich die beiden so beobachtete, dann hätte man meinen können, dass meine Schwester über beide Ohren in ihn verliebt war.
Also Leo aus dem Haus kam und wir endlich losgehen konnten, staunte ich nicht schlecht, er sah wirklich verboten gut aus. Seine enge, kurze Jeans saß tief auf seiner Hüfte, das ärmellose, rote Oberteil, betonte seine Figur unglaublich gut und durch eine schlichte Lederkette mit einem quadratischen Anhänger wurde der Blick auf seinen schlanken Hals gelenkt, die Haare hatte er offensichtlich mit viel Sorgfalt gestylt. Insgesamt war er wirklich zum Anbeißen und ich freute mich schon sehr auf den Abend.
Obwohl es noch nicht dunkel war, brannte das kleine Feuer auf der Wiese hinter der Scheune von Nikas Eltern bereits, ein paar Leute der Dorffeuerwehr bewachten es.
In der Scheune war ein Büffet aufgebaut, jeder im Dorf trug etwas dazu bei und meine Mutter brachte gerade unseren Anteil zu Nikas Mutter, die Musik lief schon und überall standen Bänke und Tische, an die man sich setzen konnte, Nikas Vater stand an einem Grill. Leo ließ seinen Blick über den Platz schweifen und nickte gut gelaunt. „Sieht nett aus.“ Bevor ich antworten konnte, kam Nika auf uns zu und fiel erst mir und dann Leo um den Hals, der sie verwirrt ansah. „Ich hab doch gesagt, ich mag dich.“, lachte sie und ich grinste bei Leos Anblick. Das rothaarige Mädchen drückte uns zwei Bierfalschen in die Hand und trank einen Schluck von ihrer Cola, dann zog sie uns zu dem Grill.
„Hallo Daniel, wer ist dein Begleiter? Was kann ich für euch tun, was wollt ihr essen?“, fragte Nikas Vater mit tiefer Stimme. Ich stellte ihm Leo vor und orderte zwei Würstchen, eine der Pappunterlagen mit einem Würstchen drückte ich Leo in die Hand und wir balancierten Essen und Trinken zu einem Tisch, an dem noch niemand saß, Nika war zu ihrer Mutter gelaufen, um ihr zu helfen.
„Kann ich mich zu euch setzen?“ Als ich aufsah, stand ein schwarzhaariger Junge mit Lippenpiercing vor uns, der mir bekannt vor kam und ich überlegte fieberhaft, woher ich ihn kannte. Er setzte sich und grinste. „Du hast keine Ahnung wer ich bin, richtig?“, lachte er auf und als ich das hörte, fiel es mir wieder ein. „Olli?!“ Überrascht grinste ich ihn an. „Du…deine Haare! Du hast dich ganz schön verändert.“, stellte ich fest und er nickte. „Ich wohn ja jetzt bei meinem Bruder und gerade du müsstest eigentlich wissen, wie die Stadt einen beeinflussen kann.“ Ich nickte zustimmend und mir fiel Leo wieder ein. „Leo, das ist Olli, Olli, Leo.“, stellte ich vor und sie nickten sich zu. „Ich wollte nur kurz vorbei schauen, wer denn alles so da ist. Außerdem hab ich gehört, dass du an beiden Ufern fischt und da dachte ich mir, geh ich dich doch mal suchen und frage nach.“ Ich nickte bestätigend. „Das tu ich tatsächlich.“ Ich griff nach dem Kinn von Leo, drehte ihn zu mir und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen ehe ich ihn grinsend los ließ und er mich verwundert ansah, Olli lachte. Als ich mich wieder zu ihm drehte, sah ich Toni, der missmutig davon stapfte, aber das war mir herzlich egal, vielleicht hatte er ja verstanden, dass wir kein Paar waren und ich ihm nicht gehörte.
„Ich werd dann auch wieder verschwinden, ich hab jemanden zuhause warten.“ Er zwinkerte uns zu, verabschiedete sich und ging. „Er ist auch nett.“, stellte Leo fest und trank sein Bier aus, ich nahm ihm die leere Flasche ab und brachte diese und meine zu Nika, die gerade Getränke verteilte und orderte zwei neue Flaschen, Toni stand am Büffet und musterte mich finster, ich zog eine Augenbraue nach oben und lehnte mich provozierend dicht an Leo an, als ich mein Bein über die Bank schwang um mich wieder zu ihm zu setzen.
Irgendwann zog ich meine Kamera aus der Hosentasche und machte mehrere Fotos von uns beiden, dann fotografierten wir uns gegenseitig und lachten dabei, Toni tauchte nicht mehr auf.
Der Abend war ziemlich lustig und unterhaltsam, zwischendurch tanzte ich mit Leo, küsste ihm kurz, ließ ihm aber nicht die Möglichkeit mehr zu tun oder selbst aktiv zu werden, immer wieder klickte meine Kamera. Wir tranken immer mehr Bier und irgendwann bemerkte ich die Wirkung des Alkohols, kicherte fast ununterbrochen und suchte mehr und mehr den Körperkontakt mit Leo, dem das ziemlich zu gefallen schien, er hatte stützend einen Arm um meine Taille gelegt und grinste mich an. „Ich sollte dich wohl mal langsam zurück zum Hof bringen.“, stellte er fest und er schob mich zu unseren Eltern. „Wir gehen dann schon mal zurück.“, informierte er sie und wir schlugen den Weg zur Dorfstraße ein, als Toni auftauchte. „Wo willst du mit ihm hin? Du hast ihn ja völlig abgefüllt!“, fuhr Toni meinen Begleiter an und bevor dieser antworten kann, tippte ich mit einem Finger gegen Tonis Brust. „Hat er gar nicht! Ich geh jetzt mit ihm nach Hause, nerv nicht!“, lallte ich und zog den grinsenden Leo an ihm vorbei. „Daniel warte, ich…“ „Du hast ihn doch gehört, also geh weiter feiern.“, fuhr Leo ihm ins Wort und wir liefen die Straße entlang.
„Ich weiß gar nicht, was er hat, weil wir sind ja gar kein Paar und ich liebe ihn auch gar nicht, ich kann machen was ich will.“, plapperte ich und legte meinen Kopf auf die Schulter des Größeren, ich hatte richtig gute Laune. „Weiß ich doch.“, antwortete Leo. „Guck mal die Sterne sind total schön, oder? Ich bin gerne nachts draußen und guck mir Sterne an.“, redete ich weiter und Leo lachte leise. Ich zog seinen Arm von mir und nahm seine Hände, dann drehte ich mich mit ihm im Kreis und lachte, Leo fiel mit ein, bis ich ins Straucheln kam und er mich festhielt, bevor ich hinfiel. „Danke.“, lallte ich und lehnte mich an ihn, er roch gut.
Als wir durch das Hoftor gingen, fiel mein Blick auf die Scheune und ich grinste. „Komm, ich zeig dir den Heuboden.“ Ich griff nach Leos Hand und zog den verblüfften Jungen einfach hinter mir her, kletterte eine Leiter nach oben und er folgte mir. Durch eine Luke fiel das Mondlicht auf den Heuboden und ich legte mich an der hellsten Stelle ins Heu, Leo sah mich schmunzelnd an. „Und jetzt?“, fragte er und setzte sich neben mich. „Ich hatte noch nie was mit ‘nem Kerl auf’em Heuboden.“, antwortete ich und leckte mir über die Lippen, der Braunhaarige grinste und setzte sich auf meine Hüfte. „Dann wollen wir das mal ändern.“, konnte er noch hervorbringen, bevor ich ihn zu mir zog und ihn gierig küsste, gleichzeitig an seinem Oberteil zog und jeden Fetzen Haut mit meinen Fingern erkundete.
Ich stöhnte auf, als er mir spielerisch in den Hals biss und anschließend kleine Küsse auf der Stelle verteilte, bevor er an der Haut saugte und seine Finger unter mein T-Shirt wanderten. Mein ganzer Körper kribbelte schonwieder und ich streifte ihm den roten Stoff von Körper, drehte mich mit ihm und küsste Leos Brust, seine Brustwarzen, leckte darüber und zog feuchte Spuren zu seinem Hosenbund. Durch den Alkohol etwas benebelt und ungeschickt öffnete ich seine Hose und zog sie samt Shorts von seinen Hüften, bevor ich meine Lippen über seine Erregung senkte. Der Braunhaarige keuchte auf und krallte sich in meine Haare, was mich anspornte. Ich fuhr mit einer Hand über seinen Körper, mit der anderen unterstützte ich die Tätigkeiten meiner Zunge, bis ich ins Heu gerückt würde. Ich konnte gar nicht so schnell reagieren, da lagen meine Sachen schon neben Leos, dieser bahnte sich qualvoll langsam seinen Weg von meinem Hals abwärts zu meinen Brustwarzen, neckte diese, wanderte weiter zu meinem Bauchnabel, entlockte mir leise Wohllaute, tiefer zu meinen Lenden, ehe er das Spiel wiederholte, was ich zuvor mit ihm gespielt hatte.
Ich räkelte mich wohlig unter seiner Behandlung und kam für meinen Geschmack viel zu schnell, Leo war einfach zu gut. Nachdem ich wieder zu Atem gekommen war, stürzte ich mich schon fast auf ihn und beendete ebenfalls, was ich angefangen hatte.
„Und, wie findest du’s auf dem Heuboden?“, fragte ich schläfrig, wir lagen nebeneinander da, hatten nur unsere Shorts wieder angezogen, mein Kopf ruhte auf Leos Brust. „Sehr gut.“, antwortete dieser und streichelte meinen Kopf. „Aber wir sollten langsam ins Haus gehen.“ „Ich will aber nicht aufstehen, ich bin zu müde.“, grummelte ich und gähne demonstrativ, außerdem umklammerte ich ihn, damit er nicht aufstehen konnte. „Ist ja gut, ich renn ja nicht weg.“, beruhigte er mich und küsste mich zärtlich, ich schloss die Augen und atmete seinen Geruch, vermischt mit dem Geruch von Befriedigung und Heu ein, ehe ich in Reich der Träume glitt, mit einem Lächeln auf den Lippen.
Sonnenstrahlen kitzelten mein Gesicht und ich musste niesen, als mir der Staub von Heu um die Nase wehte und ich diesen einatmete. Mein Kopf pochte unangenehm, ich war nicht ganz so betrunken wie Daniel gewesen, aber trotzdem spürte ich die Auswirkungen des Alkohols. Außerdem war da ein warmer Körper neben mir und nur langsam wurde mir bewusst, wo ich eigentlich war und vor allem mit wem. Der Blonde hatte seinen Kopf auf meine Brust gebettet und schlief noch seelenruhig, ihm würde es aber auch nicht besser gehen, wenn er aufwachen würde. Ich hob meinen freien Arm und sah auf meine Uhr, elf Uhr, das Frühstück hatten wir schon mal verpasst.
Als ich an die letzte Nacht zurück dachte, musste ich grinsen und ich streichelte den Rücken des Kleineren, der immer noch friedlich schlief. Toni hatte jetzt hoffentlich verstanden, dass er keine Ansprüche auf Daniel hatte und ich hatte endlich bekommen, was ich wollte, ob nun betrunken oder nicht.
Ich wollte Daniel nicht wecken und wirklich aufstehen auch nicht, also schloss ich nochmal die Augen und versuchte weiter zu schlafen.
„Leo, wach auf, es ist schon Mittag.“ Etwas unsanft rüttelte Daniel an meiner Schulter und suchte seine Klamotten zusammen als ich die Augen aufschlug, in meinem Kopf feierte eine Horde kleiner Männchen offensichtlich irgendwas und ich schloss stöhnend die Augen. „Jetzt jammre nicht und steh auf, unsere Eltern fragen sich bestimmt schon wo wir sind.“, forderte Daniel mich erneut auf und warf mir meine Klamotten zu. „Hetz mich doch nicht so.“ Ich fuhr mir mit den Händen über das Gesicht und durch die Haare, dann schlüpfte ich in meine Sachen. „Hast du überhaupt keine Kopfschmerzen?“, fragte ich ungläubig und Daniel schüttelte den Kopf. „Nein, mir geht’s super.“ Dabei hatte er doch viel mehr getrunken als ich!
Als er hinter dem ersten großen Haufen aus Heu verschwand folgte ich ihm schließlich. „Wir sollten das wiederholen.“, beschloss ich, nachdem ich die Leiter komplett herunter geklettert war und grinste Daniel an. „Ja, vielleicht.“, antwortete er, küsste mich noch einmal kurz und verschwand dann Richtung Haus. Ich sah ihm kurz nach. Für eine Wiederholung würde ich schon sorgen.
„Du arroganter Arsch! Glaubst du wirklich du kannst jeden haben oder was? Wie bist du nur auf die bescheuerte Idee gekommen Daniel abzufüllen, nur damit du ihn dann vögeln kannst?! Ich hab euch heute Morgen gesehen.“ Wütend stand Toni mir gegenüber und hätten Blicke töten können, wäre ich auf der Stelle umgefallen und nie wieder aufgestanden. „Musst du so schreien? Außerdem hab ich ihn nicht abgefüllt, das hab ich dir gestern schon gesagt und es war auch seine Idee auf den Heuboden zu gehen, also hör auf hier so einen Stress zu schieben, wenn du keine Ahnung hast. Was kann ich denn dafür, wenn du dich in den Kleinen verknallt hast und er nichts von dir wissen will?“. Maulte ich zurück und wartete die Antwort nicht ab, sondern marschierte ins Haus, vor dem Toni mich abgefangen hatte.
Für wen hielt er sich eigentlich? Offenbar hatte er es immer noch nicht verstanden.
Ohne auf jemanden zu treffen, gelangte ich in mein Zimmer. Dort holte ich mir frische Kleidung aus dem Schrank und sprang erst einmal unter die Dusche, an meiner Haut klebte Heustaub und manchmal wirkte kühles Wasser Wunder bei Kopfschmerzen.
Tatsächlich fühlte ich mich nach dem Duschen schon etwas frischer und nicht mehr ganz so erschlagen wie nach dem Aufwachen. Ich wickelte mein Handtuch um meine Hüften und trat nach draußen auf den Balkon, die warme Sonne trocknete meine Haut recht schnell und ich schloss für einen kurzen Moment entspannt die Augen.
„Hey.“ Leicht erschrocken drehte ich mich um und sah Daniel vor mir stehen. „Ich hab geklopft aber du hast nicht geantwortet, also dachte ich, ich komm einfach rein.“, erklärte er sein Erscheinen und ich nickte. „Du solltest Toni endlich mal klar machen, dass ihr nicht zusammen seid. Er hat mich schonwieder angemacht deswegen.“, meinte ich und ging an Daniel vorbei zurück ins Bad um mich anzuziehen. Ich ließ die Tür angelehnt. „Warum begreift er es denn nicht endlich mal?! Er nervt mich.“, seufzte Daniel. „Dann solltest du mal deutlicher werden.“, schlug ich vor und kam aus dem Bad zurück.
Der Blonde saß auf meinem Bett und sah mich an, also ging ich auf ihn zu und stellte mich vor ihn. „Sag ihm, du hast was Besseres gefunden.“ Ich grinste Daniel an, der mir in die Seite knuffte. „Ja, ganz toller Plan, wirklich.“, brummte er sarkastisch und lief sich schwer ausatmend nach hinten fallen. Ich setzte mich auf seine Hüfte und sah Daniel von oben an. „Eigentlich ist es mir egal, was du ihm sagst, Hauptsache er geht mir nicht ständig auf den Keks.“ „Ist ja gut, ich rede mit ihm.“ „Aber vorher haben wir noch ein bisschen Spaß zusammen, oder?“, raunte ich in das Ohr des Blonden und neckte sein Ohrläppchen mit meiner Zunge. „Ich würd ja gerne, aber ich hab noch ein paar Sachen zu erledigen.“ Daniel schob mich von sich und setzte sich auf, enttäuscht sah ich ihn an. „Ich schlag dir was vor. Wenn du dir morgen von mir eine Reitstunde geben lässt und dich nicht allzu dumm anstellst, dann hab ich ne kleine Überraschung für dich.“, unterbreitete er mir sein Angebot und grinste. „Was für eine Überraschung wäre das denn?“, hakte ich nach. „Mit dem Bett hier lässt sich doch bestimmt einiges anstellen.“
Ich überlegte kurz. Wollte ich mich wirklich zum Deppen machen und mich auf so ein selbstdenkendes Vieh setzen, damit ich die Nacht mit Daniel verbringen konnte? Nach kurzem Zögern stimmte ich zu. „Na schön, dann bis später.“ Der Blonde ließ sich noch einmal dazu hinreißen mich zu küssen, bevor er grinsend verschwand. Die Reitstunde würde sicher eine Katastrophe werden.
Der Rest des Tages verließ ziemlich ereignislos, ich verbrachte die meiste Zeit in meinem Zimmer oder auf dem Balkon und döste vor mich hin oder saß an meinem Laptop. Dabei erfuhr ich von meinen Freunden, dass zu Hause auch nicht wirklich etwas los war und ich nicht viel verpasste.
Erst zum Abendessen kam ich wieder heraus und zu meinem Missfallen saß Toni mit am Tisch. Demonstrativ setzte ich mich auf die Bank neben Daniel, sodass dieser nun zwischen mir und Toni saß. Während die Erwachsenden sich fröhlich unterhielten, neigte ich mich etwas zu dem Blonden. „Was macht er hier beim Essen?“, zischte ich leise und griff zur Tarnung nach einer Schale mit Kartoffeln. „Mein Vater hat ihm zum Essen eingeladen, ich kann doch auch nichts dafür.“, bekam ich leise als Antwort.
Missmutig stopfte ich mein Essen in mich hinein und musste mir anhören, wie Toni fast ununterbrochen redete und dabei auch noch krampfhaft versuchte Daniels Aufmerksamkeit zu erringen. Das Schlimmste war, dass dieser blonde Teufel auch noch darauf einging!
„Ich bin ziemlich müde, ich würde gern schon mal gehen und mich hinlegen.“, verabschiedete ich mich, als gerade alle fertig geworden waren. Meistens war es so, dass wir uns alle noch etwas unterhielten, aber darauf hatte ich nun wirklich keine Lust. Meine Mutter nickte mir verständnisvoll zu und ich stand auf, lächelte halbherzig in die Runde und verschwand dann.
Wir waren gerade mal knapp eine Woche hier und ich musste noch ganze zwei Wochen diesen nervigen Tino ertragen, das würde ich niemals überstehen!
„Ja.“, brummte ich patzig, ich saß mit dem Rücken gegen die Wand gelehnt auf meinem Bett und spielte ein Spiel auf meinem Handy. Meine Tür öffnete sich einen Spalt breit, ein blonder Haarschopf schob sich durch die Öffnung. „Darf ich reinkommen?“ „Wenn’s sein muss.“ Daniel trat ein und schloss leise die Tür hinter sich. „Was ist denn los?“, fragte er schon fast führsorglich und ließ sich im Schneidersitz am Ende meines Bettes nieder. „Das meinst du nicht ernst! Toni geht mir total auf die Nerven und dann sitzt er beim Essen und versucht mit aller Kraft deine Aufmerksamkeit zu bekommen und du reagierst auch noch voll darauf! Ich dachte du wolltest mit ihm reden und ihm mal ehrlich sagen was Sache ist, damit er nicht ständig versucht dazwischen zu funken, wenn du so mit ihm umgehst, dann wird das ja nie was!“, maulte ich direkt los und verschränkte die Arme vor meiner Brust, das Handy legte ich auf den Nachtschrank. „Jetzt sei doch nicht so eifersüchtig! Ich rede morgen mit ihm. Außerdem hat er überhaupt nicht versucht meine Aufmerksamkeit zu erlangen, so gehen wir immer miteinander um und das sind wir auch schon, bevor wir was am Laufen hatten.“ „Ich bin überhaupt nicht eifersüchtig!“, wiedersprach ich Daniel, dieser grinste nur leicht vor sich hin, sagte aber nichts. Warum sollte ich denn eifersüchtig sein?
„War das alles, wegen dem du gekommen bist?“ Daniel nickte und stand auf. „Wir sehen uns morgen. Und vergiss nicht, du reitest morgen, sonst gibt es keine Belohnung.“, erinnerte er mich und lachte, als ich die Augen verdrehte und ließ mich wieder allein.
Leo regte sich vollkommen unnötig auf und ich wusste auch gar nicht, wo genau sein Problem lag. Er musste sich eingebildet haben, dass Toni besonders auf meine Aufmerksamkeit aus gewesen war. So eifersüchtig war Leo allerdings schon ganz süß.
Da ich aber keine Lust auf weiteren Stress zwischen den beiden hatte, beschloss ich Toni auf die Zeit zu vertrösten, wenn Leo und seine Familie wieder abgereist waren.
Schon am nächsten Morgen, noch vor dem Frühstück, fand ich Gelegenheit dazu, als ich in den Stall kam, um nach Trevor zu sehen. Toni mistete gerade die Boxen aus und lächelte mich an, lehnte die Mistgabel an die Wand und kam auf mich zu. „Nein warte, ich muss mit dir reden.“, stoppte ich den Älteren, als er im Begriff war mich an sich zu ziehen und zu küssen. „Was ist denn los?“, verwundert sah er mich an, ich deutete auf zwei Strohballen in der Stallgasse und wir setzten uns darauf.
„Hör mal, ich dachte es sei klar, dass wir nicht zusammen sind. Du musst aufhören Leo immer so anzufahren, er ist wirklich nett. Lass mich einfach die nächsten zwei Wochen Spaß mit ihm haben, dann ist er eh wieder weg und dann bin ich ganz für dich da.“, erklärte ich ruhig und sah in ziemlich beleidigte, braune Augen. „Ich hab ja auch nie behauptet, dass wir zusammen sind, es stört mich nur, dass dieser arrogante Arsch hier auftaucht und meint, dass er sich alles erlauben kann. Außerdem kannst du mit mir nicht so umspringen und dir aussuchen, wann was läuft und wann nicht, da hab ich keine Lust drauf. Entweder wir lassen es und wenn dieser Leo dann weg ist, dann hast du Pech oder aber du servierst ihn ab.“ „Ach jetzt stell dich nicht so an, wenn wir nicht zusammen sind kann es dir doch egal sein und dann hast du auch kein Recht mir ein Ultimatum zu stellen.“, regte ich mich auf. „Ich will mich aber nicht so von dir behandeln lassen, das hab ich auch überhaupt nicht nötig.“, blaffte Toni zurück, ich sprang auf und funkelte ihn wütend an. „Gut, dann kann ich ja jetzt zu Leo gehen.“
Aufgebracht stapfte ich aus dem Stall und drehte mich nicht um, als Toni noch einmal nach mir rief.
Was glaubte er eigentlich, wer er war? Er hatte mir nicht im Geringsten vorzuschreiben, was ich zu tun oder zu lassen hatte und mit wem ich mir ein Bett teilte! Ich war mir irgendwie ziemlich sicher, dass er trotzdem wieder angekrochen kommen würde, wenn Leo wieder abgereist war, auch, wenn Toni das abstritt. Er würde schon sehen, was er davon hatte, ich ließ mir bestimmt nichts von ihm sagen.
„Guten Morgen.“, rief meine Schwester mir gut gelaunt zu, als ich in die Küche kam, ich lief brummend an ihr vorbei und schlug den Weg zu Leos Zimmer ein, in das ich auch sofort reinplatzte, nachdem ich angeklopft hatte.
„Ja, kein Problem, komm ruhig rein, auch wenn ich dich nicht darum gebeten habe, ich steh ja auch bloß ohne Klamotten im Zimmer herum.“, maulte Leo und hob schnell das Handtuch vom Boden auf, um es sich um die Hüfte zu wickeln. „Als ob ich dich nicht sowieso schon so gesehen hätte.“, brummte ich und legte mich auf das Bett, verschränkte die Arme hinter meinem Kopf und sah die Decke an.
„Jaja. Wie kommst du überhaupt auf die Idee so früh am Morgen hier rein zu platzen? Sag bloß ich muss mich doch nicht auf ein Pferd setzen.“, fragte Leo erfreut und ich hörte, wie die Schranktüren zu gingen und das Handtuch wieder auf den Boden fiel. „Vergiss es! Ich will dich einmal auf einem Pferd sehen. So schwer ist das auch gar nicht, wie du vielleicht denkst. Aber ich bin eigentlich hier, weil ich sauer bin. Toni hat mich vor die Wahl zwischen ihm und dir gestellt. Was denkt er sich denn? Er ist überhaupt nicht in der Position mir irgendwas zu sagen oder mich vor eine Wahl zu stellen!“ „Weißt du, was ich glaube? Der Kerl steht voll auf dich und ist jetzt sauer, weil wir was miteinander hatten. Oder haben.“ Ohne Vorwarnung warf Leo sich, nur halb angezogen, auf mich drauf und hielt meine Hände fest, bevor er mit seiner frechen Zunge meinen Mund eroberte.
Zuerst versuchte ich mich gegen Leo zu wehren, dann gab ich schließlich doch nach und küsste zurück, der Kuss schmeckte nach Zahnpasta. Leo ließ meine Hände los und ich fuhr damit durch seine feuchten Haare. „Du willst dich doch nur drücken.“, raunte ich an die Lippen des Braunhaarigen und sah noch kurz, wie er grinste, bevor er sich mit einem weiteren Kuss vor der Antwort drückte, die ich sowieso schon kannte.
„Leo! Leo! Mama hat gesagt ich soll dich holen. Es gibt Frühstück.“ Ertappt sahen wir beide zur Tür, die lautstark aufgerissen wurde und in dessen Rahmen nun ein kleines Mädchen stand und uns mit offenem Mund und großen Augen ansah. Was musste sie sich auch denken, wenn Leo, ohne Shirt, auf mir lag und wir uns verlangend küssten?
„Was macht ihr da?“, fragte die Kleine auch gleich und ihr großer Bruder stand auf und kniete sich vor sie. „Wenn Daniel dir nachher noch einmal Reitunterricht gibt und ich später mit dir spiele, versprichst du mir dann, dass du dann niemandem sagst, was du gesehen hast?“, fragte er leise und sie bekam große Augen. „Ich darf nochmal reiten?“, hakte sie ungläubig nach und Leo nickte. „Na gut, ich sag es nicht weiter.“, stimmte sie zu. „Dann geh schon mal zum Frühstück und sag, dass wir gleich da sind.“ Jana nickte kräftig und rannte dann davon.
„Also nochmal Reitunterricht für die kleinen Nervensägen.“, seufzte ich theatralisch und sah Leo gespielt vorwurfsvoll an, denn eigentlich war ich froh, wenn die Kleine nicht jedem erzählen würde, was sie gesehen hatte, vor allem unseren Eltern, das musste wirklich nicht sein. „Besser, als wenn sie gleich runter rennt und durch die ganze Küche schreit, was sie gesehen hat!“, rechtfertigte Leo sich und hob das ärmellose Shirt auf, dass er vorhin vor dem Schrank hatte fallen gelassen, bevor er sich auf mich geworfen hatte.
„War doch nicht so gemeint! Du hast ja Recht. Außerdem kann ich dann dich gleich mit unterrichten.“ Ich stand auf und grinste den Braunhaarigen an, der gequält zurück lächelte. „Du wirst es überleben. Und jetzt komm, ich hab Hunger.“ „Aber meine Haare sind noch nicht gemacht!“, protestierte Leo und wollte im Bad verschwinden. „Vergiss es, du kommst jetzt mit, du siehst auch so gut aus.“ Ich schnappte sein Handgelenk und zog den überraschten Leo aus dem Zimmer.
Ob es wirklich stimmen konnte, was er über Toni gesagt hatte? Dass dieser tatsächlich eifersüchtig war, weil er Gefühle für mich hatte? Wenn das so war, dann war ich ein ziemliches Arschloch gewesen und hatte ihn wohl auch ziemlich verletzt. Ich sollte wohl nochmal mit ihm reden.
„Da seid ihr ja!“, begrüßte meine Mutter uns freundlich, als Leo und ich in der Küche auftauchten und uns zu unseren kleinen Geschwistern auf die Bank setzten. Ich schnappte mir ein Brötchen aus dem Korb und reichte diesen an Leo weiter, schon fast in Rekordgeschwindigkeit zerschnitt und belegte ich mein Brötchen, um dann glücklich hinein zu beißen. Ich hatte einen Mordshunger.
„Und was habt ihr heute so vor?“, fragte mein Vater und blätterte nebenbei in der Zeitung. „Ich wollte Lars und Jana nochmal ein bisschen reiten lassen und Leo wollte das auch gern mal versuchen.“ Nur mühsam konnte ich einen Schmerzensschrei unterdrücken, als der Erwähnte unter dem Tisch mein Schienbein trat. Vorwurfsvoll sah ich ihn an.
„Das ist ja schön Leo. Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass du tatsächlich reiten würdest.“, freute seine Mutter sich und der Braunhaarige grinste schräg. „Ich dachte, ich versuch das einfach mal.“, antwortete er und sein Vater nickte ihm anerkennend zu.
„Dürfen wir dann wieder auf Zettel reiten? Bitte, bitte.“ Ich nickte den beiden Kleinen zu und sie sahen sich lachend an und jubelten leise. „Darf Leo auch Zettel reiten?“, fragte Jana und ich fing an zu lachen. „Nein, für den ist er viel zu groß, dann berührt er ja mit den Füßen den Boden.“ Die Kleine kicherte. „Leo darf Jonny reiten.“ „Jonny ist ganz schön, der ist ganz doll braun und sieht aus wie Schokolade und ist ganz lieb.“, beschrieb mein kleiner Bruder den ruhigen Wallach und ich nickte zustimmend, Leos Gesicht entspannte sich etwas.
„Ach und Oliver hat heute Morgen für dich angerufen Daniel. Er wollte irgendwann am Nachmittag vorbei kommen.“, berichtete meine Mutter und begann das Geschirr wegzuräumen. „Ich bin sowieso den ganzen Tag da.“ Lars und Jana sprangen auf. „Reiten wir jetzt gleich?“, fragten sie aufgeregt und sprangen vor mir herum. „Nein, nicht jetzt, ein bisschen später, ihr könnt ja solange mit den Kaninchen spielen, oder ihr fragt Toni, ob er euch ein bisschen hilft ein anderes Pony zu putzen.“, schlug ich den beiden vor und verschwand aus dem Trubel der Küche in mein Zimmer.
Wieder in Gedanken an das Gespräch mit Toni und mit den Worten von Leo im Kopf öffnete ich die Tür und erschrak etwas, als ich Toni auf meinem Bett sitzen sah. „Das ist doch scheiße gelaufen heute Morgen und ich wollte nochmal mit dir reden.“, erklärte er unaufgefordert seine Anwesenheit, ich setzte mich auf meinen Schreibtischstuhl und sah ihn auffordernd an. „Ich will dir doch gar nichts vorschreiben, aber ich find es nicht gut, wenn du einfach so entscheidest, wann wir was mit einander haben und wann nicht.“ „Kann es sein, dass du irgendwelche Gefühle entwickelt hast und jetzt eifersüchtig bist? Dann sollten wir das, was wir hatten nämlich endgültig beenden. Ich hatte Spaß und allein darum ging es mir auch, ich bin nicht in dich verliebt oder so was, tut mir leid.“ Enttäuscht sah Toni mich an. „Glaubst du, da könnte sich noch was entwickeln?“, fragte er hoffnungsvoll, ich schüttelte den Kopf. „Nein, sicherlich nicht, sorry.“
Der Ältere stand auf und stellte sich vor mich. „Krieg ich noch einen Kuss?“ „Wenn es hilft und es nicht nur noch schlimmer macht.“ Der Dunkelhaarige beugte sich zu mir nach unten und wir tauschten einen letzten Kuss. „Danke.“ Toni richtete sich wieder auf und ging zur Tür. Dort drehte er sich noch einmal zu mir um, lächelte halbherzig und ging.
Man konnte wirklich sehen, wie traurig er gewesen war und ich fühlte mir schrecklich, weil ich Schuld daran war. Aber was sollte ich auch machen? Woher sollte ich denn auch wissen, dass er mehr in unseren Treffen gesehen hatte?
Toni war jetzt wohl keine Konkurrenz mehr für mich und das passte mir sehr gut in den Kram, ich hatte keine Lust mich ständig vor ihm zu rechtfertigen. Dass ich mich trotzdem auf einem Pferd zum Deppen machen musste, passte mir eher weniger. Aber was tat ich nicht alles, damit so ein süßer und gleichzeitig ziemlich heißer Typ wie Daniel die Nacht in meinem Bett verbrachte?!
„Hier, versuch mal, ob dir mein Helm passt.“ Daniel warf mir einen schwarzen Helm zu, denn ich ungeschickt auffing und auf meinen Kopf setzte. „Wenn du ihn zugemacht hast und er nicht wackelt, wenn du den Kopf bewegst, dann passt er.“, rief Daniel aus der Box heraus, in der er stand und ich bewegte meinen Kopf etwas hin und her, der Helm saß fest. „Er passt.“, informierte ich den Blonden, der mich nun zu sich winkte. Als ich vor ihn zum Stehen kam, hielt er mir den Strick hin, den er am Halfter eines braunen Pferdes festgemacht hatte und dieses Pferd war nicht gerade klein. Da sollte ich rauf?
Wiederwillig nahm ich den Strick und führte dieses Monster hinter Daniel her aus dem Stall nach draußen zu dem Anbinder, an dem schon das kleine Pony stand. Jana und Lars waren schon eifrig dabei das Tier zu putzen und hatten dabei offensichtlich eine Menge Spaß.
Ich klinkte das Pferd an einer Kette fest, die an dem Holzbalken befestigt war und setzte den Helm wieder ab. „Also gut, ich zeig dir jetzt, was du machen musst.“ Daniel stellte sich neben mich und reichte mir irgendein Utensil aus Gummi und erklärte mir dann, was ich zu tun hatte.
Wie sollte ich das bloß überleben ohne mich völlig vor Daniel zu blamieren? Er sollte mich ja nicht für einen Volltrottel halten. Einen Rückzieher konnte ich aber auch nicht mehr machen, also musste ich da wohl oder übel durch und beobachtete Daniel, wie er einen Sattel auf den Rücken des Pferdes legte und den Gurt fest zog. Kurze Zeit später drückte er mir noch die Zügel in die Hand lächelte aufmunternd. „Mach nicht so ein Gesicht, du kriegst das schon hin.“ Er küsste mich kurz, so kurz und überraschend, dass ich gar nicht darauf reagieren konnte. Verwundert sah ich ihm hinterher, als er zu unseren Geschwistern ging, diese schienen auch fertig zu sein, denn Daniel winkte mich heran und wir liefen alle zusammen mit den beiden Reittieren zu dem großen Sandplatz.
Daniel hob Jana auf das kleine Pony und kam dann zu mir, während Lars die Zügel hielt, zu mir. Ich setzte den Helm wieder auf und schluckte. „Also, ich halte Jonny fest und drücke gegen dein Gewicht, du musst den linken Fuß in den Steigbügel stellen und dich dann mit Schwung vom Boden wegdrücken und schnell das rechte Bein über den Rücken schwingen. Halt dich dabei vorne und hinten am Sattel fest und wippe vorher ein paar Mal auf der Stelle, dann ist es einfacher.“, wies der Blonde mich an und ich sah verwirrt über den Sattel hinweg in seine blauen Augen. Was sollte ich wann tun?
Daniel lachte kurz auf und umrundete das braune Tier. „Also, stell deinen Fuß hier rein.“ Er hielt etwas aus Metall fest, was wohl der Steigbügel sein musste. Ich hob das rechte Bein und wollte den Fuß darein stellen, als Daniel mich stoppte. „Den anderen Fuß. Außer, du möchtest rückwärts reiten.“, kicherte er und ich wechselte schnell das Bein. „Gut und jetzt wartest du kurz bis ich wieder auf der anderen Seite stehe und dir Bescheid gebe und dann stößt du dich vom Boden ab. Aber vorher wippst du noch so ein bisschen, so zwei, drei Mal.“ Daniel machte die Bewegung vor und nachdem ich genickt hatte, ging er zurück auf die andere Seite. „Dann mal los.“
Ich tat das, was Daniel mir gezeigt hatte und stieß mich dann vom Boden ab, mit dem einem Fuß hing ich im Steigbügel und ich versuche kläglich das andere Bein über den Rücken des Tieres zu schwingen, was mir beim besten Willen nicht gelingen wollte, also rutschte ich zurück auf den Boden. Na toll, ich kam ja nicht mal auf das Vieh drauf und blamierte mich schon vor der eigentlichen Reitstunde.
Während ich mich innerlich verfluchte, kam Daniel wieder auf meine Seite und drückte leicht meine Schulter. „Kein Problem. Willst du’s nochmal so versuchen?“, fragte er und ich schüttelte den Kopf. „Na gut, dann anders. Winkle mal dein linkes Bein an.“ Ich tat, was mir gesagt wurde und Daniel griff nach meinem Unterschenkel. „Okay, ich zähle bis drei und bei jeder Zahl wippst du wieder, bei drei stößt du dich wieder kräftig ab.“ „Wenn das wieder nicht klappt, gebe ich auf.“, murmelte ich resigniert und griff nach dem Sattel. „Das klappt schon. Eins, zwei und drei.“ Ich stieß mich ab, Daniel drückte mich an meinen Bein nach oben und ich schaffte es tatsächlich in den Sattel.
„Siehst du, es geht doch. Jonny ist auch nicht gerade der Kleinste, wenn man das vorher noch nie gemacht hat, dann ist es auch gar nicht so einfach ohne Hilfestellung nach oben zu kommen.“, versuchte Daniel mich aufzumuntern und legte die Zügel über den Hals, damit ich sie festhalten konnte. Er zeigte mir noch kurz, wie ich dies zu tun hatte und führte das Pferd dann zu dem kleinen Pony.
„Lars, du führst Jana jetzt eine Runde um den Platz.“ Der kleine Junge nickte und tapste los. Daniel fing an meine Haltung zu korrigieren. „Das Wichtigste ist, dass du gerade sitzt, die Haken etwas nach unten drückst und nicht nervös bist, dann sitzt du schon mal ziemlich sicher.“ „Haha, sehr lustig.“, brummte ich, als Daniel mich angrinste und wieder die Leine in die Trense einklinkte. „Okay, Jonny läuft jetzt gleich im Kreis um mich herum und du musst einfach nur das tun, was ich sage.“ Der Blonde machte ein paar Schritte nach hinten.
„Drück mal mit deinen Unterschenkeln leicht gegen Jonny.“ Ich übte leichten Druck auf und schon setzte der Braune sich in Bewegung. Leicht erschrocken hielt ich mich vorne am Sattel fest, weil Daniel die Zügel am Hals festgemacht hatte. „Keine Panik. So und jetzt wieder gerade sitzen und einfach mal ein bisschen auf dein Gefühl hören und mitschwingen.“, wies Daniel mich an. „Mein Gefühl sagt mir, dass ich nicht hier sitzen sollte.“, antwortete ich und versuchte trotzdem seine Ratschläge umzusetzen und nicht nach unten zu sehen, das war höher, als ich gedacht hatte.
„Drück nochmal mit den Schenkeln, Jonny ist ein bisschen langsam.“, lachte Daniel und bückte sich nach einer Peitsche, die neben ihm lag. Tatsächlich beschleunigte das Pferd, als ich der Anweisung des Blonden folgte. „Lass mal den Sattel los und verkrampf dich nicht so. Streck mal beide Arme zur Seite.“ „Bist du wahnsinnig? Du legst es tatsächlich darauf an, dass ich hier runter falle, oder?“ Zögernd löste ich meinen Griff vom Sattel und legte meine Hände auf meine Knie. Sobald ich hier herunter kam, würde ich Daniel an die Gurgel springen.
„Ach Quatsch. Sogar Jana kann das, komm schon, nur kurz. Von mir aus auch erst den einen und dann den anderen Arm und dann erst beide. Denk an deine Überraschung.“, lockte Daniel mich und ich seufzte ergeben. „Du Arsch.“, murrte ich und hob langsam meinen linken Arm. Es war aber auch verdammt wacklig und hoch und ich war alles andere als ruhig.
„Halt dich wieder fest und dann lass ich Jonny gleich antraben. Ich zähle dann immer abwechselnd eins und zwei, bei eins stehst du auf und bei zwei setzt du dich wieder hin. Bereit?“ Ich hatte es inzwischen geschafft mich etwas zu entspannen und sogar für einen kurzen Augenblick beide Arme zur Seite gestreckt.
„Ich bin eigentlich überhaupt nicht bereit, aber was bleibt mir denn anderes übrig?“, seufzte ich und griff fest nach dem Sattel. „Wenn du das geschafft hast, dann darfst du absteigen.“, versprach Daniel und holte leicht Schwung mit der Peitsche. Jonny veränderte seinen Schritt und plötzlich war ich nicht mehr so entspannt, dieses Pferd ging verdammt holprig. „Und jetzt los. Eins, zwei, eins zwei.“, fing Daniel an zu zählen und ich versuchte in seinem Zähl-Rhythmus aufzustehen und mich wieder zu setzen, was gar nicht so einfach war, wie ich gedacht hatte.
„Es geht doch. Beim Aufstehen die Knie nicht ganz durchdrücken, versuch mal dich von Jonnys Schritten hochfedern zu lassen.“ Auf was sollte ich denn noch alles achten?
„Ich kann nicht mehr.“, rief ich nach ein paar Runden und keuchte schon fast. Niemals hätte ich gedacht, dass Reiten so anstrengend sein konnte. „Gut, dann setz dich hin und lehn dich etwas zurück.“, wies Daniel mich an und tatsächlich verfiel Jonny in den bequemen Gang vom Anfang. „Hättest wohl nicht gedacht, dass Reiten so schwer sein kann, was?“, zog Daniel mich auf und wickelte die Leine um seinen Arm, während er auf mich zukam. „Nein, hätte ich nicht.“, gab ich zu. „So schlecht warst du trotzdem nicht und es sah auch gar nicht übel aus, als du mal ordentlich gesessen hast. Du könntest jetzt noch eine Runde alleine reiten oder absteigen.“
Eigentlich war mir eher nach Absteigen zu Mute, aber vielleicht konnte ich Daniel ja noch ein wenig beeindrucken. „Ich versuch’s mal eine Runde allein.“, meinte ich und griff nach den Zügeln, die der Blonde mir hinhielt. „Lenken kannst du mit leichtem Ziehen am Zügel und wie du antreibst, weißt du ja.“ Unsere kleinen Geschwister kamen auch gerade von ihrer Runde zurück und ich ließ Jonny loslaufen. Wenn man sich erst einmal daran gewöhnt hatte, war es gar nicht ein schlechtes Gefühl auf einem Pferd zu sitzen. Ich hatte zwar nicht vor das irgendwann noch einmal zu machen, aber zumindest wusste ich jetzt, dass Reiten nicht totaler Mist war.
So dumm hatte sich Leo gar nicht angestellt, sicherlich war er unsicher gewesen und ein Reiter sah anders aus, aber für sein erstes Mal war er wirklich nicht schlecht gewesen. Möglicherweise konnte ich ihn ja irgendwann nochmal zu einer zweiten Runde überreden.
„Also? Was ist denn jetzt meine tolle Überraschung?“, erkundigte Leo sich neugierig, als wir nach der Reitstunde im Stall standen und den ganzen Kram verstauten. „Bist du dir sicher, dass du überhaupt gut genug warst, um deine Belohnung zu bekommen?“ Ich sah Leo ernst an und verschränkte die Arme vor der Brust. Als meinem Gegenüber fast die Gesichtszüge entglitten, musste ich mir ein Lachen verkneifen.
„Ach komm schon, so übel war ich doch gar nicht! Was hast du denn erwartet? Ich meine, ich hab das noch nie gemacht, dann kann ich das nicht gleich so perfekt wie andere und dafür, dass ich gar nicht überzeugt von der ganzen Sache war, war ich echt nicht schlecht. Willst du mir wirklich erzählen, dass ich meine Überraschung nicht bekomme und heute allein in meinem großen und kalten Bett liegen muss? Daniel, dass…“ „Jetzt reg dich ab!“, unterbrach ich Leo kichernd und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen, sodass sich unsere Lippen kaum berührten.
„Das war ein Witz, natürlich bekommst du deine Belohnung. Du warst wirklich nicht schlecht und eigentlich hast du die Überraschung schon allein dafür verdient, dass du dich überhaupt auf Jonny gesetzt hast.“ Der Braunhaarige versuchte mich böse anzufunkeln, aber seine Mundwinkel zuckten und schließlich grinste er. „Du wirklich fies, weißt du das eigentlich?“, warf er mir vor und kam gespielt drohend auf mich zu, also wich ich kichernd zurück, bis ich über einen Heuballen stolperte und auf diesem zum Liegen kam.
Leo nutzte meine hilflose Position, kniete sich über mich und fing an mich an den Seiten zu kitzeln. Lachend versuchte ich seine Hände abzuwehren, was mir nicht gelang, also versuchte ich Leo auszuweichen, was genauso scheiterte. „Leo…bitte…ich kann…nicht…mehr.“, kicherte ich keuchend und mein Peiniger hörte grinsend auf. „Das hast du davon.“, stellte er nüchtern fest und kletterte von mir herunter, sodass ich auch aufstehen konnte.
Ich klopfte mir das Heu von meinen Klamotten und sah Leo beleidigt an. „Nur weil du keinen Spaß verstehst. Da kann ich ja nichts für. Ich hab’s mir anders überlegt, du warst doch nicht gut genug, kannst heute alleine schlafen gehen.“ Ich drehte mich um, damit Leo mein Grinsen nicht sah und ging Richtung Stalltür. „So schlimm war das doch nicht, es tut mir leid. Daniel, warte doch!“, rief der Braunhaarige mir reumütig hinterher, ich blieb trotzdem nicht stehen und kurz bevor ich zur Tür raus war, schlangen sich zwei Arme um meinen Bauch und ich wurde an einen warmen Körper gezogen.
„Es tut mir leid.“, wiederholte Leo und hielt mich einfach fest. Ich erwiderte nichts, weil ich es in dem Moment ziemlich schön fand so gehalten zu werden. „Es ist wirklich einfach dich zu veraschen.“ Ich drehte meinen Kopf und grinste Leo an, dem man im Gesicht ansehen konnte, wie sehr es ihn ärgerte, dass er mir schonwieder geglaubt hatte. „Du bist halt glaubwürdig.“, nuschelte der Braunhaarige in meine Haare und pustete seinen warmen Atem über meinen Nacken, ich erschauderte.
„Wir sollten das auf heute Abend und ich mein Bett verlegen, finde ich.“ Leo ließ mich los und ich drehte mich um. „Ist wahrscheinlich ne ziemlich gute Idee. Außerdem müsste das Mittagessen auch bald soweit sein und ich hab Hunger, dich zu unterrichten hat mich echt viel Kraft gekostet.“ Lachend sprang ich ein Stück nach hinten, als Leo versuchte mich zu schlagen. „Können wir das Thema nicht einfach abhaken?“, bat er und ich nickte, ehe wir beide den Stall verließen und zum Wohnhaus gingen.
„Ihr riecht nach Stall, zieht euch bitte um, es gibt gleich Essen.“, empfing meine Mutter uns, als wir in die Wohnküche kamen und ich nickte Leo zu, bevor ich weiter lief und mein Zimmer ansteuerte, hinter mir hörte ich, wie Leo die Treppe nach oben ging.
Ich freute mich ja schon etwas auf den Abend, ich mochte auch Leo wirklich gern, bis auf diese sehr arroganten Charakterzüge war er echt nett und lustig. Ich fragte mich, ob ich Leo nicht doch etwas zu sehr mochte, dafür, dass ich ihn erst eine Woche kannte. Vielleicht lag es auch am Sommer und der Sonne und meine immer guten Laune, dass ich mich einfach in seiner Nähe wohl fühlte und die ersten Anzeichen von Verliebtheit spürte. Sicherlich würde das alles wieder verschwinden, sobald er und seine Familie abgereist waren und dann war die Sache erledigt.
Nach dem Mittagessen machte ich mich nochmal auf den Weg zum Stall, weil ich selbst noch etwas reiten wollte, um in den nächsten Tagen mit Trevor mal wieder ins Gelände zu gehen. Als ich am Hoftor vorbei lief, sah ich jemanden auf unseren Hof zukommen und ich blieb stehen. Mit der Hand schirmte ich meine Augen gegen das Sonnenlicht ab und erkannte Olli, der fröhlich grinsend auf mich zukam.
„Ach stimmt, du wolltest ja noch vorbei kommen. Hat dein Erscheinen ein bestimmten Grund?“, fragte ich, als der Junge mit den schwarz gefärbten Haaren vor mir stand. „Ich dachte wir könnten uns ein bisschen unterhalten, darüber, was wir so gemacht haben im letzten Jahr.“ Das dürfte eine ziemlich lange Unterhaltung werden, aber damit hatte ich überhaupt kein Problem.
„Klar, warum nicht. Was hältst du davon, wenn wir uns an unseren alten Lieblingsplatz setzen?“ Olli nickte begeistert und wir gingen um das Stallgebäude herum zur Scheune. Dort kletterten wir auf den Heuboden und ließen uns in der Nähe eines Fensters in das weiche Heu fallen. Als wir noch zur Grundschule gegangen waren, hatten wir oft auf dem Heuboden gespielt und ihn zu unserem Geheimversteck auserkoren. Unwillkürlich musste ich an Leo denken und grinste.
„Na, an was denkst du gerade?“, erkundigte Olli sich neugierig und schichtete etwas Heu auf, um seinen Kopf darauf zu legen. „Ach, ich war mit Leo nach dem Dorffest hier oben, nichts Wichtiges.“ „Ach komm schon, hör auf mir was vorzumachen, dieser Kerl sieht nicht gerade unwichtig aus.“ Olli zwinkerte mir zu und ich verdrehte die Augen. „Er ist der Sohn meiner Lehrerin und die Familie macht hier Urlaub. Er sieht halt gut aus und ist auch sonst ganz cool.“ „Und ihr habt voll was am Laufen und du magst ihn.“, vermutete Olli und sah mich triumphierend an. „Naja, ich kenn ihn eben erst eine Woche, aber mögen tu ich ihn schon. Das geht wieder weg, wenn sie abreisen. Aber jetzt erzähl du mal, du bist ja letzten Sommer zu deinem Bruder gezogen. Wie ist es so in der Großstadt?“
„Es ist viel besser als hier im Dorf. Mein Bruder ist ja auch ziemlich cool drauf, er ist ja selbst erst 22 Jahre und solange ich keine Scheiße baue und in der Schule nicht allzu schlecht bin, darf ich eigentlich machen, was ich will. Guck mich an, ich hab so ziemlich alles das gemacht, was ich bei meinen Eltern nicht gedurft hätte, aber jetzt wo sie es gesehen haben, finden sie es auch nicht mehr so schlimm. Vielleicht sind sie auch einfach nur froh, dass ich Freunde und Anschluss gefunden habe.“ Olli lachte auf und ich stimmte mit ein. „Die Leute an meiner Schule sind auch nett und total in Ordnung, mit den Lehrern komm ich auch klar, ich bin vollkommen zufrieden. Der Umzug war einer der besten Entscheidungen in meinem Leben, würd ich sagen.“, erzählte Olli.
„Und wen hattest du zu Hause warten?“, fragte ich neugierig und hob grinsend eine Augenbraue. „Ich hab ja ein bisschen ausprobiert und wie du weißt, haben Jungs auch so ihre Vorteile. Außerdem sind die Mädchen da auch nicht so toll, oder sie haben für mich einfach den Reiz verloren, jedenfalls ist mein Freund mitgekommen. Wir fahren aber in zehn Tagen wieder zurück, dann ist mein Bruder eine Weile nicht da und ich hab die Wohnung für mich allein.“ Wieder lachten wir beide. Olli war also auch zum anderen Ufer übergewandert.
„Vielleicht kann deine Schwester ja dich, Leo, Adrian und mich in die Stadt fahren, dann können wir alle zusammen weg gehen. Was hältst du davon?“, schlug Olli vor. „Die Idee find ich gut, aber nicht mehr heute oder? Heute geht das sowieso nicht mehr, aber in zwei Tagen, Samstag, da ist eh mehr los, da könnten wir fahren.“ Olli nickte zustimmend und holte sein Handy aus der Tasche. „Guck, das ist Adrian.“ Der Schwarzhaarige hielt mir ein Foto unter die Nase, auf dem er und ein anderer Junge mit ebenfalls schwarzen Haaren abgebildet waren. Beide lächelten und der andere Junge hatte den Arm um Ollis Hüfte gelegt, dieser war außerdem etwas kleiner als sein Freund.
„Süß seid ihr zusammen. Wie lange schon?“ „Fast fünf Monate.“, erzählte Olli stolz und lächelte.
Wir redeten noch etwas über das Leben in der Stadt und was genau wir sonst so machten, lachten dann über Geschichten aus unserer gemeinsamen Schulzeit und irgendwann befand Olli, dass es Zeit war wieder nach Hause zu gehen und seinen Freund nicht länger warten zu lassen.
„Wir sehen uns dann die Tage, ich ruf einfach morgen nochmal bei euch an.“, verabschiedete er sich am Hoftor. „Ich frag meine Schwester nachher noch, ob sie uns fährt, vielleicht sind meine Eltern ja auch so nett. Mal gucken, ob Leo überhaupt Lust hat, aber…“ „Wozu hab ich Lust?“, hörte ich den Braunhaarigen hinter mir und als ich mich umdrehte, grinste er mich an. „Erzähl ich dir später in aller Ausführlichkeit. Direkt nach dem Abendessen. In deinem Zimmer.“, lachte ich und Olli sah mich verwundert an, ich tat es mit einer Handbewegung ab. „Bis dann.“, verabschiedete ich mich auch und Olli verließ den Hof.
„Wo warst du denn die ganze Zeit, ich hab dich gesucht.“, fragte Leo neugierig, als wir zum Haus zurückgingen. „Ich hab ein bisschen mit Olli gequatscht.“ „Ein bisschen es gut, das waren bestimmt drei oder vier Stunden.“ Ich sah auf meine Uhr und Leo hatte tatsächlich Recht, wir hatten wirklich drei Stunden auf dem Heuboden gesessen.
„Dann ist es ja bald schon wieder Zeit fürs Abendessen. Danach geh ich noch duschen und dann komm ich zu dir, ja? Ich will noch die Stunde bis zum Essen zum Reiten nutzen, wir sehen uns später.“ Ich ließ Leo vor dem Haus stehen und lief zum Stall. Ich musste unbedingt noch eine Runde reiten.
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So viele Herzen *_*
Danke :)
Also, ich überlege, ob ich Ollis Geschichte, also sein Leben in der Stadt und wie er Adrian kennen gelernt hat und so weiter auch nochmal schreibe, nicht ganz so lang wie die Story hier, aber so ein paar Kapitelchen würden das schon werden.
Natürlich nur, wenn auch Interesse besteht und wenn, dann wird es wohl nicht jetzt sofort sein, aber ich würde mir schonmal eine Handlung überlegen.
Ich würde mich dazu ziemlich über eine Rückmeldung freuen :)
Während des Abendessens stieß ich Daniel unter dem Tisch immer mal wieder mit meinem Knie an und grinste dann, mich hatte so eine innere Unruhe erfasst und ich freute mich schon sehr auf Später. Daniel ließ sich nichts anmerken und aß in aller Seelenruhe weiter.
„Du kannst auch bei mir duschen. Oder mit mir.“, raunte ich dem Blonden zu, als dessen Mutter anfing den Tisch abzuräumen und Geschirrgeklapper den Raum erfüllte. „Na schön.“ Verwirrt sah ich ihn an und grinste, ich hätte nicht gedacht, dass Daniel ja sagen würde, aber umso besser. Wir verließen die Küche und machten uns auf den Weg nach oben.
„Ich würde sagen die Dusche ist doch groß genug für uns beide, oder?“, lachte ich und zog mir mein Shirt über den Kopf. „Definitiv.“, bestätigte der Kleinere und entledigte sich ebenfalls seiner Klamotten, bis wir nur noch in Shorts da standen. Ich bewegte mich langsam auf den Blonden zu und hakte meine Finger links und rechts in den Bund seiner Shorts. Den Blick fest auf seine Augen geheftet schob ich den Bund langsam nach unten, bis mir der Stoff entglitt und zu Boden fiel. Daniel tat es mir nach und schließlich standen wir vollkommen unbekleidet voreinander.
Ich ging zur Dusche und stellte das Wasser an, als es warm genug war stieg ich in die Kabine, Daniel folgte mir und ich schloss die klappbare Plastiktür. Warm und angenehm rieselte das Wasser über unsere Körper, ich schloss die Augen und hielt das Gesicht unter den Wasserstrahl, bis ich das Geräusch einer geöffneten Duschgel Flasche hörte.
Daniel hielt mein Duschgel in der Hand und gab einen Kleks auf seine Hand und rieb seine Hände aneinander, bis ein ordentlicher Schaumberg entstand. Dann legte er seine Hände auf meine Brust und bewegte sie kreisförmig über meinen gesamten Oberkörper. Ich drehte mich um und der Kleinere verteilte den Schaum auch auf meinem Rücken und massierte ihn zusätzlich. „Nicht, dass du morgen Muskelkater hast.“, kicherte er.
Rückartig drehte ich mich um und zog ihn in meine Arme, sodass Daniel ebenfalls eingeseift war. Ich streichelte über seinen Rücken bis nach unten zu seinem Hintern und legte meine Hände darauf. Der Blonde legte seine Arme um meinen Hals und sah mich lächelnd an. Langsam neigte ich meinen Kopf nach unten und küsste ihn schließlich, erst federleicht und sanft, dann fester und fordernder. Frech spielten unsere Zungen miteinander und als ich Daniel näher an mich drückte, keuchten wir beide auf.
„Lass uns das ins Bett verlegen.“, flüsterte Daniel an meine Lippen, als ich mit einer Hand zwischen uns fuhr, ich nickte. Wir wuschen uns alle Schaumreste vom Körper und stellten das Wasser aus. Nachdem ich mir ein Handtuch umgewickelt hatte, ging ich mit einem zweiten Handtuch auf Daniel zu und legte es ihm um die Schultern, hielt es vorne aber noch fest und hinderte ihn so daran sich von mir zu entfernen. Leicht grinsend musterte ich den schlanken Körper des Blonden.
Man sah fast überall leichte Muskelansätze unter der hellen Haut, wodurch Daniels Körper gut definiert wirkte. Als ich meinen Blick weiter nach unten schweifen ließ, sah ich, dass auch ihn das Spiel in der Dusche nicht kalt gelassen hatte, genau wie mich und ich machte mich daran den schlanken Hals und Nacken meines Gegenübers mit meinen Lippen zu erkunden.
Daniel seufzte leise, als ich leicht an der Vertiefung zwischen Hals und Schlüsselbein knabberte und er legte den Kopf etwas zur Seite. Ich ließ das Handtuch los und achtlos am Boden liegen, mein eigenes segelte ebenfalls zu Boden, als ich meine Hände auf Daniels Hüften legte und ihn zur Badezimmertür raus schob. Inzwischen belagerte ich wieder seine Lippen und wir fielen küssend auf mein Bett.
Ich kniete mich über den Blonden und dieser rutschte etwas weiter auf das Bett, legte dann seine Hände wieder auf meine Brust und strich über meine Brustwarzen. Er drückte mich zur Seite liebkoste meinen Hals, meine Schultern und wanderte schließlich mit seinen Lippen tiefer, um erneut meine Brustwarzen zu streifen. Daniel zog eine Spur aus leichten Bissen bis zu meinem Hüftknochen, küsste sich an meinen Leisten entlang und biss sich schließlich wieder nach oben. Mit einer Hand streichelte er die Innenseiten meiner Oberschenkel.
„Willst du deine Belohnung jetzt haben?“ Daniel grinste von unten zu mir nach oben, ich atmete schwerer und nickte fahrig und zuckte zusammen, als der Blonde seine Zungenspitze in meinen Bauchnabel stieß und dann eine feuchte Spur zu meinen Lenden zog. Erleichtert stöhnte ich auf, als Daniel seinen Mund um meine Erregung schloss. Meine Hand fuhr durch die feuchten, blonden Haare des Kleineren und schloss genießerisch die Augen.
Der Blonde brachte es immer wieder fertig mich so weit zu treiben, bis ich das erlösende Ziehen spürte und dann wieder aufzuhören. „Daniel!“, zischte ich mit rauer Stimme und schielte nach unten. Offensichtlich hatte er dann doch Mitleid mit mir und hörte dieses Mal nicht auf, sondern ließ die Erlösung zu.
Befriedigt und entspannt lag ich auf der weichen Matratze und küsste Daniels weiche Lippen, als dieser wieder mit mir auf Augenhöhe lag. Ich tastete mich seinen Körper entlang zu seiner Körpermitte und legte meine Faust um die Erregung des Blonden, der in den Kuss hinein stöhnte. Leicht bog er den Rücken durch und schob mir sein Becken entgegen.
Es dauerte nicht lange, bis Daniel kam und ich streckte mich über ihn hinweg, um ein Paket Taschentücher aus meinem Nachtschrank zu angeln. Damit reinigte ich uns notdürftig und ließ mich dann auf den Rücken fallen. Der Kleinere lag auf der Seite und sah mich leicht lächelnd an. „Hat dir die Belohnung gefallen?“ „Sehr sogar.“, gab ich zurück und grinste. Daniel legte seinen Kopf auf meine Brust und ich fuhr mit meinen Fingern seinen Nacken entlang über seinen Rücken und wieder zurück. Er hatte unglaublich weiche Haut.
„Olli hat seinen Freund aus der Stadt mitgebracht und gefragt ob du und ich Lust hätten am Samstag in die nächste Stadt zu fahren. Da können wir ein bisschen feiern und was trinken und so. Hast du Lust?“, durchbrach Daniel die Stille. „Klar, warum nicht.“, stimmte ich zu. Es würde sicher lustig werden und vielleicht lief dann wieder was zwischen dem Blonden und mir. Außerdem war dieses Mal kein Toni da, der uns die Stimmung mies machen wollte. Obwohl dieser ja sowieso abgeschrieben war.
„Super, find ich gut.“ Daniel drehte den Kopf und lächelte mich an, ich neigte mich etwas vor und stahl mir einen Kuss von seinen Lippen. Dann hob ich meine Beine etwas an und versuchte die Decke unter uns hervor zu ziehen, was mir nicht wirklich gelang. „Warte.“, lachte Daniel und krabbelte bei Seite. Zusammen schafften wir es irgendwie die Decke von uns zu befreien und breiteten sie über uns aus.
Der Kleinere legte sich eng an meine Seite und einen Arm über meinen Bauch, relativ schnell war er eingeschlafen. Im letzten Sonnenlicht des Tages beobachtete ich ihn beim Schlafen und kraulte seinen Haaransatz im Nacken. Eine Haarsträhne rutschte in Daniels hübsches Gesicht und ich schob sie bei Seite, um sein Gesicht weiter beobachten zu können. Er war ja schon ziemlich niedlich.
Vielleicht konnten wir uns ja auch nach den Ferien treffen, immerhin wohnten wir ja während der Schulzeit in der gleichen Stadt. Unglaublich, dass es solche Typen auf dem Internat gab, an dem meine Mutter unterrichtete, ich dachte immer, dass es dort nur solche bebrillten Streber gab, die ihre Hemden bis zum letzten Knopf schlossen und sich nicht für ihre Umwelt, geschweige denn für irgendwelche Mädchen oder Typen, interessierten. Möglicherweise war Daniel auch einfach nur ein Glücksgriff, aber eigentlich war es mir egal unter welchem Umständen ich ihn getroffen hatte, er versüßte mir immerhin meine Ferien und das reichte mir. Wenn ich so darüber nachdachte, dann war es doch gar nicht so schlecht hier, wie ich am Anfang gedacht hatte.
Ich schloss die Augen, legte meinen Arm um Daniels Rücken und gähnte. Langsam dämmerte ich weg und schlief ein.
Im Halbschlaf fuhr ich mit der Hand über meinen Hals, weil irgendwas an diesem kribbelte. Als das Kribbeln nach meiner Handbewegung noch immer nicht aufhörte und zusätzlich jemand leise lachte, wurde ich langsam wach und schlug die Augen auf. Es waren Leos zerzausten Haare gewesen, die meinen Hals gekitzelt hatten, da der Braunhaarige gerade wieder mit seinen Lippen von meinem Nacken abließ. Vermutlich hatte er dort einen Knutschfleck hinterlassen.
„Du bist ganz schön dreist, ich armes, wehrloses Opfer.“, gähnte ich und schmiegte mich an den warmen Körper neben mir. „Solche Chancen muss man nutzen. Außerdem war mir langweilig und ich wollte dir nicht weiter beim Schlafen zusehen, sondern die Zeit sinnvoller nutzen.“, grinste Leo und streichelte meinen Rücken herunter, bis er meine Hüfte erreicht hatte, dort ließ er die Hand liegen.
„Und was hattest du dir da so vorgestellt?“, fragte ich unschuldig lächelnd und malte mit meinem Finger Muster und Linien auf Leos nackten Bauch. „Ich halte das hier für einen guten Anfang.“ In Sekundenschnelle begrub Leo mich unter sich und presste seine Lippen auf meine.
Überrascht öffnete ich den Mund und der Größere nutzte den Moment, um seine freche Zunge durch meine Lippen hindurch in meinen Mund gleiten zu lassen. Wie ein Stromschlag fuhr ein Kribbeln durch meinen ganzen Körper, erreichte Haarspitzen und jeden Quadratzentimeter Haut. Ich presste mich an Leo und verschränkte meine Hände in seinem Nacken, minimierte jeglichen Abstand, so gut es mir möglich war. Oh man, anscheinend war ich wirklich etwas in den arroganten Braunhaarigen verschossen, so wie mein Bauch kribbelte und ich mich über die simple Berührung unserer Lippen freute.
Ich nahm sein Gesicht in meine Hände und schob es etwas von mir, verwundert sah er mich an, weil ich unseren Kuss dafür unterbrochen hatte. „Was ist?“, wollte er wissen und musterte mich mit seinen grünen Augen schon fast besorgt. „Nichts. Ich will nur erstmal wach werden und ein bisschen hier neben dir liegen.“ Leo nickte leicht und rutschte von mir herunter, sodass wir wieder nebeneinander lagen, einen Arm hatte er um meinen Rücken gelegt und zog mich somit an sich.
„Aber küssen darf ich dich, oder?“ „Kannst ja versuchen mich wie bei Dornröschen wach zu küssen.“, schlug ich lachend vor und legte mich gerade auf den Rücken, die Arme seitlich am Körper und schloss die Augen. Ich spürte, wie Leo sein Gewicht verlagerte und dann warmen Atem auf meinem Gesicht. Sanft und zärtlich berührte er mit den Lippen meinen Mund und entfernte sich wieder ein Stück, ich regte mich nicht, also wiederholte Leo den Kuss, etwas stärker und ich blinzelte. Noch einmal küsste er mich, legte seine Hand an meine Wange und knabberte leicht an meiner Unterlippe.
„Gut geschlafen, Dornröschen?“, witzelte Leo und ich streckte mich demonstrativ und gähnte. „Oh ja. Und ich bin lang nicht mehr so schön geweckt worden.“, antwortete ich mit verstellt hoher Stimme und wir fingen an zu lachen. „Du trägst dann also demnächst Kleider und webst und spinnst Wolle oder was auch immer und ich komme dann auf meinem Pferd heran geritten, um dich zu retten?“, kicherte der Braunhaarige und ich sah ihn schräg an. „Dann sollten wir die Rollen tauschen, ich bin definitiv der bessere Reiter.“ Entrüstet warf der Größere sich wieder auf mich und piekte mit seinen flinken Fingern in meine Rippen. Ich lachte noch mehr als davor sowieso schon und als ich schließlich Leos Hände zu packen bekam, schnaufte ich und versuchte meine Lungen schnell mit Sauerstoff zu füllen.
„Ich kann dir natürlich auch das Reiten beibringen, damit du den Prinzen spielen kannst.“, schlug ich versöhnlich vor und grinste. „Sehr nett von dir, Dornröschen.“ „Ach halt doch den Mund.“, brummte ich und küsste den Braunhaarigen, damit er tatsächlich die Klappe hielt.
„Kaja, kann ich dich was fragen?“ Ich hatte meiner Schwester nach dem Frühstück geholfen den Tisch abzuräumen und stand nun freundlich lächelnd neben ihr. „War ja klar, dass du was von mir willst, wenn du mir schon hilfst. Schieß los, was kann ich für dich tun.“, lachte sie und ich kratzte mich verlegen im Nacken. War ich so einfach zu durchschauen?
„Würdest du Leo, Olli, dessen Freund und mich morgen Abend in die Stadt fahren? Und vielleicht sogar auch wieder abholen?“, bat ich und räumte das abgetrocknete Geschirr in den Schrank. „Hinbringen kann ich euch, aber ihr könnt ja mit einem Taxi zurückkommen. Wenn ihr euch die Kosten teilt, dann ist es auch gar nicht so teuer.“ „Du bist die Beste, danke.“ „Für meinen kleinen Bruder mach ich doch fast alles.“, lachte sie und ich verließ die Küche, um Olli anzurufen und ihm zu sagen, dass unser Stadtbesuch klappen würde.
Anschließend hatte ich endlich Zeit, um mit Trevor ins Gelände zu gehen, also holte ich mir meine Reitsachen, machte den schwarzen Wallach fertig und sagte meinem Vater Bescheid, dass ich die nächsten Stunden im Gelände sein würde. Winkend verließ ich den Hof und ritt erst einmal Richtung Dorf.
Kurz bevor ich an den ersten Gebäuden vorbei ritt, bog ich links ab und Trevors federnden Schritte hörten sich dumpf auf dem weichen Feldweg an. An diesem Tag war es nicht so höllisch warm wie an den anderen, die Sonne schien trotzdem angenehm warm vom Himmel, an dem ein paar weiße Schäfchenwolken zu sehen waren.
So waren die Ferien doch eigentlich perfekt. Super tolles Wetter, ein Ausritt mit einem guten Pferd und wach werden neben einem Jungen, der ganz und gar nicht zu verachten war. Vor meinem inneren Auge tauchte Leos Gesicht auf und ich lächelte leicht. Ein kleines Bisschen glücklich war ich schon darüber, dass meine Lehrerin doch mit ihrer Familie bei uns Urlaub machte. Vielleicht konnte ich Leo nach den Ferien ja noch ein paar Mal treffen, wenn er das wollte, möglicherweise würde sich da mehr entwickeln. Allerdings glaubte ich, dass der Braunhaarige nicht so darüber dachte, wie ich es tat. Ich konnte mir vorstellen, dass ich einfach nur eine Ferienbekanntschaft für ihn war und nichts weiter.
Nach einer Kurve trabte ich an und ließ mich durch Trevors federnde Schritte von meinen Gedanken befreien, tortzdem beschloss ich, Leo bei einer guten Gelegenheit mal darauf anzusprechen, was er über uns dachte. Wenn es für ihn den ein uns gab.
Als ich einen Sandweg erreichte, trieb ich mein Pferd weiter an und galoppierte so schnell wie Trevor eben rennen konnte an den Feldern vorbei, der Weg stieg leicht an, ich legte mich flach über den Hals meines schwarzen Freundes und der Wind rauschte in meinen Ohren. So fühlte sich Freiheit an und ich konnte nichts gegen mein Grinsen tun, so glücklich war ich, endlich wieder in einem rasanten Tempo mit Trevor durch das Gelände zu fegen. Immerhin verschwanden die Gedanken an Leo vollständig.
Ich kam genau pünktlich zum Mittagessen zurück, danach verkrümelte ich mich in mein Zimmer, um weiter in dem Buch zu lesen, dass ich mir bestellt hatte. Die Texte waren nicht einfach, aber mit etwas Mühe und einem anderen Fachlexikon verstand ich sie trotzdem. Ich war gerade gut in den Stoff eingetaucht, als es klopfte und ich seufzte leise genervt.
„Ja?!“ Meine Tür ging auf und Leo kam grinsend herein. „Bei so einem schönen Wetter hockst du drin und wälzt dieses Buch?“, fragte er ungläubig und warf sich zu mir aufs Bett. „Manchmal brauch ich das.“ Ich lag auf der Seite und hatte den Kopf auf meinem Arm aufgestützt. „Ich kann dich dann auch in Ruhe weiter lesen lassen, wenn du willst.“ Der Braunhaarige wollte wieder aufstehen, ich griff nach seiner Hand und hielt ihn auf, meine Hand kribbelte. „Du kannst auch ihr bleiben. Warum bist du denn hergekommen?“
„Ach ich weiß nicht, mir war langweilig und dann dachte ich, ich such dich mal. Du könntest mir erzählen, was wir morgen Abend in der Stadt alles so machen können.“, schlug der Größere vor. Ich fing also an ihm zu erzählen, was für Bars und Clubs es in der nächsten Stadt gab, diese war zwar längst nicht so groß wie unsere Heimatstadt, aber es gab zumindest eine kleine Auswahl an Lokalitäten, die gar nicht mal so schlecht waren.
„Klingt doch gut, ich freu mich.“ Ich lächelte und Leo sprach weiter. „Es könnte dann natürlich sein, dass ich nicht mehr bis nach oben komme, wenn wir wieder zu Hause sind, weil ich dann zu müde bin, meinst du es wäre möglich Asyl in deinem Bett zu bekommen?“ „Du bist unmöglich!“, lachte ich, nickte aber. „Sehr gütig von dir.“ Leo beugte sich zu mir herüber und brachte seinen Mund direkt neben mein Ohr. „Dornröschen.“, hauchte er und ich schubste ihn gespielt beleidigt weg.
„Das werde ich wohl nicht so schnell wieder los.“, grummelte ich. „Nein.“, bestätigte der Braunhaarige und zerzauste meine Haare. „Für Rapunzel reicht es wohl nicht ganz.“, überlegte er und wir fingen wieder an zu lachen.
An solche Momente und Situationen könnte ich mich gewöhnen.
Ich war froh, dass man auch in dieser Einöde irgendwo ein bisschen feiern und etwas trinken gehen konnte, also stand ich am Samstagabend frisch geduscht vor meinem Schrank und versuchte aus den Sachen, die ich mitgenommen hatte etwas heraus zu suchen, dass für diesen Anlass geeignet war. Glücklicherweise hatte ich eine enge Jeans eingepackt, die zwar mehr aus Löchern als aus Stoff bestand, aber trotzdem noch gut saß und auch gut aussah. Dazu streifte ich mir ein lockeres, ärmelloses, hellblaues Shirt über den Kopf und komplettierte mein Outfit mit einer kleinen Kreuz-Kette, dessen Anhänger fast im Ausschnitt verschwand. Ich war nicht gläubig oder so, sondern mochte lediglich das Symbol.
Ausnahmsweise taten meine Haare sogar das, was ich von ihnen verlangte und ich musste nicht Ewigkeiten im Bad verbringen. Nach dem Duschen hatte ich das Fenster geöffnet und hörte, wie zwei sich unterhaltende Jungs den Hof betraten, also sprühte ich noch etwas Parfum auf meine Haut und verließ dann mit meinem Portmonee mein Zimmer, eine Jacke lässig über den Arm gehängt.
Daniel und ich betraten fast gleichzeitig die Wohnküche und der Blonde sah ziemlich heiß aus. Er trug eine knielange, schwarze Hose und ein rotes T-Shirt mit einem Aufdruck, das sicherlich einen Blick auf seinen flachen Bauch freigeben würde, wenn er beim Tanzen die Arme hob. Er lächelte und kam auf mich zu. „Ich würd dich ja am liebsten sofort wieder ausziehen.“, raunte ich in sein Ohr, als Daniel vor mir stand. Ich wollte ihn gerade an den Hüften zu mir heran ziehen und ihn küssen, als die Tür aufgedrückt wurde und unsere Begleiter erschienen.
Rein Äußerlich entsprachen sie nicht gerade meinem Typ, trotzdem sie beide durchaus gut aussehend waren, meiner Meinung nach aber nicht mit Daniel mithalten konnten. Selbst wenn, tabu waren sie offensichtlich, sie standen Hand in Hand im Türrahmen und lächelten.
Ich trat ein Stück von Daniel weg und Olli kam mit seinem Freund auf uns zu. Er stellte uns alle vor und ich nickte den beiden zu. Wir setzten uns an den Küchentisch während wir auf Kaja warteten und unterhielten uns etwas. „Sollen wir eher Tanzen oder eher was trinken gehen?“, fragte Olli. „Stimmt, das sollten wir uns vielleicht mal überlegen.“, meinte Daniel und sah mich an. „Also ich wäre ja dafür vielleicht erstmal irgendetwas zu trinken und dann später noch woanders hinzugehen und zu gucken, worauf wir dann Lust haben.“, schlug ich vor und Daniel nickte zustimmend. „Dann könnten wir doch in die kleine Cocktail-Bar gehen, die letztes Jahr aufgemacht hat.“
Kaja betrat den Raum und lächelte uns freundlich zu. „Wollt ihr los?“, fragte sie und wir standen alle auf, um uns auf dem Hof in Kajas nicht gerade großes Auto zu zwängen. Da Adrian, Ollis Freund, ziemlich groß war, saß er vorne und Daniel als Schmalster von uns hinten in der Mitte.
„Ich freu mich jetzt schon wieder darauf nachher wieder hier zu sein.“, raunte ich in das Ohr des Blonden, als wir losfuhren und ich nahm aus dem Augenwinkel wahr, dass er etwas errötete und ich musste zugeben, dass ihm das sehr gut stand.
Die Fahrt dauerte eine gute halbe Stunde und Kaja setzte und mitten im Stadtzentrum ab. Dort wurde mir auf den ersten Blick klar, dass es hier nicht viel zu sehen gab, aber es waren noch ein paar Leute unterwegs, viele Jugendliche und ich vertraute darauf, dass Olli und Daniel sich nicht die letzte Absteige ausgesucht hatten, als sie zielstrebig losliefen. Adrian und ich folgten den beiden und es entwickelte sich ein lockeres Gespräch.
„Seid Daniel und du ein Paar?“, fragte der Schwarzhaarige gerade heraus und ich stutzte. „Wie kommst du denn darauf?“ „Als wir vorhin gekommen sind, sah das so aus und ich dachte…Vergiss es.“, wiegelte Adrian ab und ich kam nicht mehr dazu nachzuhaken, weil wir vor dem Eingang einer Cocktailbar standen, dessen Name in großer Neonschrift über der Tür geschrieben stand.
Die Bar war mäßig voll und wir fanden weiter hinten einen Tisch mit vier bequemen Stühlen, den wir direkt ansteuerten und uns dort niederließen. Die Musik hatte genau die richtige Lautstärke, man hörte so gut wie nichts, was an den Nachbartischen und sonst wo geredet wurde, konnte sich aber noch angenehm mit seinen Begleitern unterhalten. Auch sonst war die Atmosphäre wirklich schön, die Einrichtung gefiel mir, sie war in rot und schwarz gehalten, mit weißen Akzenten und sah ziemlich modern aus.
Während ich mich noch interessiert umsah, blätterten Olli und Adrian schon in der Karte, ihre Arme berührten sich und sie hielten Händchen. „Sind doch süß die beiden, oder?“ Daniel war mitsamt seinem Stuhl näher an mich heran gerückt und machte eine Kopfbewegung in Richtung der beiden Schwarzhaarigen. "Ja, schon.“, antwortete ich und nahm die Karte entgegen, die Olli mir reichte.
Als ich sie aufschlug, beugte sich Daniel über meine Schulter und musterte ebenfalls das Getränkeangebot, der Geruch seines Deos wehte mir um die Nase, gemischt mit dem eigenen Körpergeruch, der immer von dem Blonden ausging. Ich hörte das Pärchen uns gegenüber tuscheln und als ich aufsah, warf Adrian mir einen Blick zu, den ich nicht deuten konnte, also konzentrierte ich mich wieder auf die Karte und hatte auch kurz darauf etwas ausgewählt. Daniel schien sich ebenfalls entschieden zu haben und legte die Karte zurück auf den niedrigen Tisch.
Wir plauderten munter über Gott und die Welt, zwischendurch kam eine Bedienung, die unsere Bestellung aufnahm und brachte und nur kurze Zeit später ein Tablett mit großen Gläsern, in den unsere Getränke in den schillerndsten Farben leuchteten, so kam es mir zumindest vor. Jedes der Gläser war ausgestattet mit zwei Strohhalmen und daran hing so eins von diesen leuchtenden Armbändern.
Daniel und ich sahen grinsend zu, wie Adrian das Armand seines Getränks in die Hand nahm, dann nach Ollis Hand griff und ihm dann das rote Neonlicht über das Handgelenk streifte. Olli tat es ihm nach, anschließend küssten sie sich und Daniel und ich klatschten leise, ehe wir alle anfingen zu lachen.
Olli und Adrian waren echt in Ordnung und ich war wirklich froh darüber, dass wir zu viert hier saßen und uns gut amüsierten. Im Laufe des Abends musste ich Daniel dann tatsächlich voll und ganz Recht geben, die beiden Schwarzhaarigen waren wirklich süß zusammen. Sie nahmen sich gegenseitig auf den Arm, sprachen sich selbst mit ‚Schwuchtel‘ an, kabbelten sich und alberten herum. Zwischendurch küssten sie sich oder tauschten andere Zärtlichkeiten aus, aber sie klebten nicht ununterbrochen aneinander und das war wirklich angenehm.
Unsere dritte Runde wurde uns gebracht und als diese langsam zu neige ging, merkte ich, wie Daniel lockerer und alberner wurde, er kicherte über jeden noch so lahmen Witz und seine Wangen waren gerötet, was nicht an der Temperatur im Inneren der Bar liegen konnte. Aber auch ich merkte die Wirkung des Alkohols, als ich meinen dritten ‚Morning Light‘ intus hatte.
„Wollen wir weiter in den kleinen Club hier in der Nähe?“, fragte Olli, als er die letzten Reste aus seinem Glas geschlürft hatte und sah uns auffordernd an. „Von mir aus gerne.“, stimmte ich zu, Daniel nickte und Adrian zuckte unbestimmt mit den Schultern. Wir bezahlten also und verließen die Bar, die sich sowieso langsam leerte, weil die meisten Besucher noch weitere Pläne für den Abend verfolgten, genau wie wir. Inzwischen war es auch schon fast vollständig dunkel geworden, die Nachtluft war angenehm und prickelte auf meinen, vom Alkohol, erhitzen Wangen.
Ich legte meinen Arm um Daniels Hüfte, als wir losmarschierten und der Blonde sah mich an, bevor er seinen Kopf gegen meine Schulter lehnte und seinen Arm um meine Taille schlang.
Als ich Olli und Adrian so sah, wie sie die Armbänder tauschten, da überkam mich schon fast eine Art Sehnsucht danach mit Leo das Gleiche zu tun. Aber ich traute mich nicht, wer wusste schon, was er dann gedacht hätte. Auch sonst wünschte ich mir, dass Leo und ich so mit einander umgehen würden, wie das uns begleitende Pärchen.
Als wir die Bar verließen, war ich angenehm angetrunken und mir war Leos Nähe überdeutlich bewusst, als wir weiter zogen. Er hatte Parfum benutzt und der Geruch umhüllte mich angenehm, als ich meinen Kopf an seine Schulter lehnte.
Der Weg bis zu dem Club, zu dem wir wollten, war nicht weit und ich musste meine bequeme Position wieder aufgeben, als wir vor dem Eingang standen und den Eintritt bezahlten.
Leo gab drinnen seine Jacke an der Garderobe ab, dann sahen wir uns um. Auch hier war es relativ voll, aber nicht zu voll und ich schnappte mir Leos Hand und zog ihn auf die Tanzfläche. Dort legte ich meine Arme um seinen Hals und bewegte mich rhythmisch zur Musik, mehr brauchte es gar nicht, da hatte ich schon Leos Hände auf den Hüften und wir tanzten gemeinsam. Auch Olli und Adrian gesellten sich zu uns und wir bewegten uns alle ausgelassen zu dem, was der DJ uns vorsetzte und die Musik war gar nicht mal so übel.
„Komm, ich gebe dir was zu trinken aus.“ Leo nahm mich bei der Hand und steuerte die Theke an, dort wurden ihm kurz darauf zwei Gläser Bier herüber geschoben und eins davon reichte er an mich weiter. Dankbar lächelte ich den Braunhaarigen an und nahm einen Schluck vom den kühlen Getränk, was wirklich gut tat mir war beim Tanzen warm geworden.
Wir setzten uns auf zwei Barhocker und beobachteten etwas die Leute um uns herum. Irgendwann fiel mir auf, dass Leo ständig an mir vorbei sah und ich drehte mich unauffällig um, um zu sehen, was es dort so interessantes gab. Ein Junge, etwa so alt wie wir, mit braunen Haaren stand ein Stückchen entfernt an die Theke gelehnt und sah ziemlich offensichtlich zu uns herüber.
„Bin gleich wieder da.“, grinste mein Begleiter, stand auf und ging in die Richtung dieses Jungen und als ich mich noch einmal umdrehte, sah ich die beiden mit einander redeten und sie lachten beide auf. Ich nahm einen großen Schluck aus meinem Glas und versuchte das aufsteigende Gefühl der Eifersucht zu verdrängen, was mir nur mäßig gelang. Musste er denn ausgerechnet genau vor mir mit einem anderen Kerl flirten?
Olli und Adrian kamen auf mich zu und sahen sich fragend um, ich machte eine Kopfbewegung in Leos Richtung und Olli sah mich mitfühlend an, Adrian runzelte die Stirn. „Das ist doch nicht gerade sein Ernst, oder?“ Olli sah zu Leo, dieser hatte inzwischen die Hand auf den Arm des Unbekannten gelegt und dieser ließ seinen Charme spielen und versuchte offensichtlich mit Leo zu flirten. Ich wollte mir das nicht weiter ansehen und stand auf, nachdem ich mein Glas geleert hatte. „Ich geh mal eben frische Luft schnappen, bin gleich wieder da.“, brummte ich und bahnte mir einen Weg zum Ausgang des Clubs.
Vor der Tür atmete ich die kühle Nachtluft ein und lehnte mich ein Stück vom Eingang entfernt an eine Häuserwand. Wir waren ja nicht zusammen und ich hatte auch kein Recht mich aufzuregen, aber es war doch trotzdem dreist einfach vor meinen Augen einen anderen anzumachen und mich links liegen zu lassen. Meine Gute Laune, die ich den ganzen Tag über schon hatte, verschwand mit einem Schlag und ich schloss für einen kurzen Moment die Augen.
Der Alkohol rauschte durch eine Blutbahn und bunte Lichter tanzten hinter meinen geschlossenen Lidern. Mir war schon fast nach heulen zu mute. Am liebsten wäre ich wieder zurückgegangen, hätte mich ungesehen und ein Mädchen an geflirtet, aber ich wusste genau, dass ich das nicht könnte und versuchte es auch deswegen gar nicht. Vielleicht würde mich das auch nur noch weiter von Leo entfernen und das wollte ich noch weniger, als mich an ihm zu rächen. Vermutlich würde ihm das nicht einmal etwas ausmachen.
„Daniel?! Da bist du ja.“ Ich machte die Augen auf und wusste gar nicht, wie lang ich schon so da gestanden hatte. „Was ist denn los?“ Leo trat vor mich und musterte mich besorgt. „Geht’s dir nicht gut, willst du nach Hause?“, fragte er und ich senkte den Kopf und schüttelte ihn gleichzeitig. Ich konnte ihm ja schlecht die Wahrheit sagen.
„Was denn dann?“, hakte er nach und hob mein Kinn an. „Du guckst so deprimiert, jetzt rück schon mit der Sprache raus. Was ist passiert?“ „Ich fand es einfach nur doof, dass du mich einfach da sitzen gelassen hast und einfach zu diesem anderen Typen gegangen bist.“, nuschelte ich und verfluchte den Alkohol, der meine Zunge lockerte.
„Bist du eifersüchtig? Er hat mich zu sich gewunken und ich wollte wissen, warum. Er wollte mir was zu trinken ausgeben und hat mich angemacht, aber ich meinte, ich bin in Begleitung hier und als ich zurück kam, waren nur noch Olli und Adrian da und haben gesagt, dass du nach draußen gegangen bist.“, erklärte der Größere und wuschelte durch meine Haare. Ich war aber auch ein Idiot.
„Mhm, tut mir leid.“ „Ach was, ich find’s niedlich.“ Ruckartig hob ich den Kopf und Leo fing meine Lippen mit seinen ein. Es war ein kurzer Kuss und nach diesem lächelte der Braunhaarige. „Wollen wir wieder reingehen und noch etwas tanzen?“, erkundigte er sich und zog mich dann hinter sich her, nachdem ich genickt hatte.
Der Rest des Abends hätte nicht besser sein können. Leo bezahlte durchgehend meine Getränke und als er nach dem dritten Mal immer noch nicht nachgab, ließ ich es zu und lächelte einfach. Olli hatte ich in einem kurzen Moment erklärt, wie die Situation zu deuten war und er nickte verstehend, er wirkte erleichtert und es hätte mich nicht gewundert, wenn er Leo zusammen gestaucht hätte, wenn dieser den Unbekannten wirklich angemacht hätte.
Gegen zwei Uhr verließen wir den Club und schlenderten zu dem Taxistand in der Nähe, Olli und Adrian Hand in Hand und Leo mit dem Arm um meine Schultern. Die angenehm kühle Abendluft, war einer schon fast kalten Abendluft gewichen und ich rieb mir über die kalten Arme. Als Leo dies bemerkte, ließ er mich los, zog seine Jacke aus und hielt sie mir hin. „Aber dann ist dir kalt!“, protestierte ich, was wohl nicht sehr beeindruckend gewirkt haben konnte, denn der Braunhaarige legte mir die Jacke einfach über die Schultern und wir beeilten uns, um unsere Begleiter wieder aufzuholen. „Danke.“, brummte ich und sah lächelnd nach oben und Leo lächelte zurück.
Das Taxi, dass uns nach Hause brachte, hielt erst vor dem Haus von Ollis Eltern und dieser und sein Freund verabschiedeten sich winkend von uns und versprachen am nächsten Tag nochmal vorbei zu kommen, um die Hälfte des Fahrpreises zurück zu zahlen. Fünf Minuten später stand das Taxi dann auf unserem Hof, ich bezahlte und Leo und ich gingen auf das Wohnhaus zu.
Leise schloss ich die Tür auf und wir schlüpften hinein, hinter uns verriegelte ich die Tür wieder und wir zogen die Schuhe aus, um nicht zu laut zu sein. In meinem Zimmer warf ich meine Sneakers achtlos in die Ecke, meine Hose und das Shirt landeten auf dem Schreibtischstuhl und Leo entkleidete sich ebenfalls, zusammen krochen wir in mein Bett unter die Decke. Wir machten uns nicht mal die Mühe das Licht anzuschalten.
„War ein schöner Abend.“, flüsterte ich und suchte im Dunkeln nach dem Gesicht des Braunhaarigen und traf sogar relativ genau seine Lippen, als ich mich vorbeugte, um ihn zu küssen. „Fand ich auch.“, gab er zurück, dann drehte ich ihm den Rücken zu, Leo schlang einen Arm über meine Taille und legte ihn vor meinen Bauch und ich kuschelte mich an ihn.
Ich saß auf einer Wiese und konnte den See zwischen den Bäumen erkennen, wenn ich in Richtung eines kleinen Wäldchens sah. Das musste der See sein, an dem ich schon mal mit Daniel gewesen war. Die Sonne schien warm vom wolkenlosen Himmel herab und prickelte auf meiner Haut, man hörte das Summen von Insekten und das Zwitschern der Vögel in den umliegenden Bäumen.
Ich legte mich auf den Rücken und verschränkte die Arme hinter meinem Kopf, schloss entspannt die Augen und lauschte der Geräuschkulisse um mich herum. Die friedliche Ruhe wurde gestört, als jemand laut meinen Namen rief und kurz darauf tauchte ein Schatten vor meinen Augen auf. Als ich diese öffnete, sah ich, dass Daniel neben mir kniete und mich anlächelte.
„Da bist du ja, ich hab dich schon die ganze Zeit gesucht.“ „Jetzt hast du mich ja gefunden.“, antwortete ich und grinste schief. Die Wangen des Blonden waren gerötet, das zarte Rosa verlieh seinem Gesicht mehr Frische und Leben und seine Augen blitzten fröhlich. Er ließ sich neben mich sinken, legte sich seitlich und stützte den Kopf auf der Hand auf.
„Guck mal da!“ Der Kleinere machte eine Handbewegung zu einer Baumgruppe und als ich genauer hinsah, entdeckte ich zwei Eichhörnchen und es wirkte, als ob sie mit einander kuscheln würden. „Süß.“, kommentierte ich die Szene und Daniel nickte zustimmend. Dann schwiegen wir für eine Weile und ich schloss wieder die Augen, dämmerte in einen Zustand zwischen wach sein und schlafen und fühlte mich rum um wohl.
„Leo?“ „Ja?“ „Ich muss dir was sagen.“ Der Blonde setzte sich im Schneidersitz hin und sah mich mit ernster Miene an. „Was denn?“ Ich richtete mich etwas auf und musterte Daniel. Was war es denn, was er mir sagen wollte, dass er dabei so ernst war? „Also ich weiß gar nicht, wie ich dir das sagen soll. Naja, weißt du, auch wenn wir uns noch nicht so lange kennen, mag ich dich trotzdem ziemlich gern, sehr gern sogar und ich denke, dass ich in dich verliebt bin und das solltest du wissen, finde ich.“
Mein Traumbild verschwamm.
Erschrocken öffnete ich die Augen und sah mich um. Ich brauchte einen Moment, um meiner Traumwelt zu entkommen und zu realisieren, wo ich eigentlich war. Hatte ich wirklich geträumt, dass Daniel mir gestanden hatte, dass er in mich verliebt war? Wir kam ich den auf den Quatsch?
Sein schlanker Körper lag vor meiner Brust und in der Nacht hatten unsere Beine sich verflochten, die ruhigen Atemzüge verrieten mir, dass er noch schlief. Die Sonne, die durch das Fenster schien, malte kleine Lichtkreise auf die makellose Haut seines Gesichtes und seinen Schultern, Fransen seiner blonden Haare hingen ihm in die Stirn.
Die Situation wirkte so ruhig und friedlich, irgendwie unschuldig und die Unruhe, die mich beim Aufwachen erfasst hatte, verflüchtigte sich wieder etwas, trotzdem konnte ich nicht verhindern, dass die Bilder meines Traums erneut vor meinem inneren Auge auftauchten und ich darüber nachdachte, warum ich so etwas träumte und ob so eine Situation nicht sogar möglich wäre.
Ich dachte zurück an den Abend zuvor, auf Daniels eifersüchtige Reaktion und wie ungern er mit der Sprache rausgerückt war, allerdings wurde mir erst jetzt, ohne vernebeltes Gehirn, im vollen Maße bewusst, was das bedeuten könnte. Ich wollte doch nur ein bisschen Spaß während dieses Urlaubs haben und nach der Abreise wäre alles erledigt gewesen. Sicherlich, ich würde mich ja geschmeichelt fühlen, aber ich erwiderte Daniels Gefühle nicht und das würde ich ihm dann ja sagen müssen.
Innerlich hoffte ich, dass mein Traum ein reines Hirngespenst meiner Fantasie war und niemals zur Realität werden würde. Vor diesem Problem stand ich schon einmal und ich war ja kein schlechter Mensch, es tat mir leid jemanden enttäuschen zu müssen und Daniel die Wahrheit sagen zu müssen, würde mir besonders leidtun. Ich mochte ihn ja, aber eben nicht auf diese Weise.
Ich musste mich dazu zwingen nicht weiter darüber nachzudenken und letztendlich tat ich den Traum wirklich als Fantasieprodukt ab. Da ich so in Gedanken gewesen war, hatte ich nicht bemerkt, dass ich mir immer wieder eine Strähne von Daniels Haaren durch die Finger hatte gleiten lassen.
Offensichtlich war der Blonde davon wach geworden, denn er streckte sich etwas und drehte sich dann zu mir um. Verschlafen grinste er mich an. „Warum bist du eigentlich immer vor mir wach?“, fragte er gespielt vorwurfsvoll und boxte mir leicht gegen die nackte Brust. „Vielleicht weil du einfach etwas von einem Murmeltier hast.“, antwortete ich und tippte mit dem Finger gegen seine Nase. „Hab ich gar nicht!“, protestierte er, mit den zerwühlten Haaren und dem müden Gesichtsausdruck konnte ich ihn allerdings überhaupt nicht ernst nehmen. „Oder in dir schlummert wirklich ein Dornröschen.“, zog ich eine weitere Möglichkeit in Betracht, Daniel rollte mit den Augen und setzte zu einer Erwiderung an, die ich verhinderte, indem ich ihn einfach küsste.
Tatsächlich sagte Daniel nach dem kurzen, sanften Kuss nichts weiter und schloss die Augen. „Ich will nicht aufstehen, ich will einfach den ganzen Tag hier liegen bleiben.“, brummte er und kuschelte sich zur Untermauerung seiner Worte tiefer in die Kissen und näher an mich heran. Ich warf einen Blick über ihn hinweg auf den Wecker, dieser zeigte gerade mal halb Zwölf.
„Ich muss aufs Klo, vielleicht kann ich ja auf dem Rückweg in der Küche vorbei schauen und uns was zum Frühstücken mitbringen.“ Schlagartig öffnete Daniel die Augen wieder und nickte begeistert. „Oder du gehst erst in die Küche und wenn meine Mama da ist, dann macht sie uns bestimmt auch ein Tablett fertig.“, schlug er vor und kletterte aus dem Bett, zog mir ein Shirt über den Kopf und ging zur Tür. „Dann bis gleich – und nicht wegrennen!“, grinste ich und schlüpfte durch einen kleinen Spalt in der Tür, als Daniel mit einem Kissen nach mir warf.
In der Küche fand ich wirklich Daniels Mutter vor und nachdem ich freundlich gefragt hatte, ob ich etwas von dem Frühstück mit in Daniels Zimmer nehmen könnte, begann sie sofort viele verschiedene Sachen auf ein Tablett zu räumen. Meine Einwände, dass dies gar nicht nötig sei, ignorierte sie mit einem freundlichen Lächeln und als ich von der Toilette kam, konnte ich ein volles Tablett mitnehmen.
Ich war froh die Tür hinter mir nur angelehnt zu haben, so konnte ich die Tür mit dem Fuß aufstoßen und sie auch genauso hinter mir wieder schließen. „Guck mal, was deine Mama für uns gemacht hat.“ Vorsichtig stellte ich das volle Tablett an das Fußende von Daniels Doppelbett und musterte die mehr als große Auswahl. Ein Korb mit Brötchen, eine Thermoskanne mit Kaffee, Milch, Zucker, Marmelade, Frischkäse, Gouda, verschiedene Wurstsorten und noch einiges mehr.
„Tja, meine Mutter ist besser als jedes fünf Sterne Hotel.“ „Allerdings.“ Ich krabbelte wieder unter die Decke und die nächsten Minuten waren Daniel und ich damit beschäftigt uns Brötchen zu schmieren und diese hungrig zu verspeisen.
„Du hast da was.“ Ich deutete mit meinem Finger an meinem Mund an, wo Daniel an genau der gleichen Stelle Marmelade hängen hatte, aber er sah mich fragend an. „Wo denn?“ „Da an deinem Mundwinkel.“ „Mach’s doch weg.“, forderte er frech und seine Augen funkelten. Ich beugte mich vor und küsste das rote Fruchtgelee aus Daniels Gesicht, danach lachten wir beide, ehe wir weiter aßen. Dabei kam mir eine Idee, ich nahm den Löffel aus dem Marmeladenschälchen und ließ davon etwas auf Daniels Schulter tropfen. „Das tut mir aber leid!“, entschuldigte ich mich und versuchte ein Grinsen zu unterdrücken. „Du bist ein Spinner.“, lachte der Blonde und kicherte, als ich die Marmelade von seiner Schulter leckte und etwas an der empfindlichen Haut saugte.
Aus Rache bekam ich von Daniel Honig auf die Nase und auf die Lippen geschmiert und wir alberten solange herum, bis das Tablett gefährlich ins Wackeln geriet und wir es kurzer Hand mit sämtlichem Geschirr auf den Boden verfrachteten.
Übermütig und lachend warf ich mich auf den Kleineren und begrub ihn unter mir. Erwartungsvoll und mit großen Augen sah er zu mir hoch. Irgendwie war er ja doch niedlich, so wie er mich ansah und ich konnte meinen Blick nicht von seinen blauen Augen mit den grünen Sprenkeln darin abwenden.
Leos intensiver Blick jagte eine Gänsehaut nach der anderen über meinen Körper und ich spürte, wie meine Wangen prickelten, ich wurde rot. Ich drehte den Kopf zur Seite um woanders hinzusehen, als in Leos schönen Augen und versuchte mein schnell klopfendes Herz zu beruhigen, was mir nur mäßig gelang. Mir wurde die Nähe des Braunhaarigen in diesem Moment überdeutlich bewusst und mich überkam das Bedürfnis ihm so schnell wie möglich zu erzählen, was ich fühlte.
„Warum guckst du weg?“, hauchte Leo in mein Ohr und sandte ein neues Kribbeln über meinen Körper. „Ähm…also…es macht mich nervös, wenn du mich so anstarrst.“, stammelte ich und zwang mich nicht in das grinsende Gesicht des Größeren zu sehen. Aus dem Augenwinkel sah ich, dass er wider Erwarten überhaupt nicht grinste, sondern lediglich ein Lächeln seine Lippen umspielte.
„Soso, ich mach dich also nervös?“, hakte er nach und hauchte leichte Küsse auf meinen Hals. „Wenn du mich anstarrst schon.“, erwiderte ich, dass das nur die halbe Wahrheit war, musste er ja nicht wissen. Leo brummte an meinem Hals und pustete seinen warmen Atem darüber, er rutschte von mir herunter, sein Bein über meine gelegt, den Arm über meinen Bauch und die Lippen nach wie vor an meinem Hals.
Seufzend bot ich dem Braunhaarigen mehr Platz und sanft kratzten dessen Zähne über meinen Nacken. "Das nimmt ja vampirische Züge an.“, witzelte ich und er nahm meine Haut zwischen die Zähne und zog vorsichtig daran. „Wer weiß, vielleicht bin ich ja einer.“, raunte er mit tiefer Stimme und sah mich absolut glaubwürdig an. Kichernd schlug ich mir die Hand an die Stirn und als mein Gegenüber mich entrüstet ansah, kicherte ich nur noch mehr.
„Lach mich doch nicht aus!“, beschwerte Leo sich und wollte demonstrativ das Bett verlassen, ich hinderte ihn daran, indem ich mich auf ihn rollte und verlangend küsste. „Vergiss es, du bleibst hier.“
Erst kurz bevor es Mittagessen gab, entließ ich Leo aus meinem Bett, damit wir duschen und uns etwas Vernünftiges anziehen konnten.
Während das warme Wasser aus dem Duschkopf über meinen Körper prasselte, überlegte ich, wie ich Leo am besten wie Wahrheit sagen sollte, ohne dass es zu kitschig oder seltsam wirkte. Ich war mir ziemlich sicher, dass Leo nicht gerade der große Romantiker war und so sicher ich mir dieser Tatsache war, so unsicher war ich, was er sagen würde, wenn ich ihm gestand, dass ich mich in ihn verliebt hatte. Möglicherweise würde es ihn überraschen, sich dann aber darauf einlassen, wenn ich Pech hatte, dann würde er mich abservieren. Bei diesem Gedanken erfasste mich eine kalte Gänsehaut und ich schüttelte mich. Ich wusste nicht, was ich dann getan hätte, zumal er dann noch etwas über eine Woche auf den Hof gewesen wäre und wir uns jeden Tag gesehen hätten.
Ich stellte die Dusche aus und versuchte den Gedanken aus meinem Kopf zu vertreiben, während ich mir das Wasser aus den Haaren strich. So wie Leo mit mir umging, war es ja nicht unwahrscheinlich, dass er meine Gefühle erwiderte und ich hoffte einfach auf das Beste.
Beim Mittagessen verkündete meine Mutter, dass wir zum Abendessen Grillen würden und als Olli und Adrian kurz nach dieser Ankündigung bei uns auftauchten, lud meine Mutter sie kurzer Hand zum Grillen ein. Dankend nahmen sie die Einladung an, meine Mutter hätte sowieso nicht zugelassen, dass sie absagten.
Olli drückte mir die Hälfte für das Taxi Geld in die Hand und nachdem ich dieses in mein Zimmer gebracht hatte, verzogen wir uns zu viert nach draußen auf den Hof, wo wir uns auf der Wiese vor dem Haus in den Halbschatten eines Baumes setzten. Wir begannen gerade uns über den vorherigen Abend zu unterhalten, als Leos Handy klingelte und er sich mit entschuldigendem Blick ein Stück entfernte.
„Ihr wirkt nicht gerade wie ein frisch verliebtes Paar. Also, wann hast du vor ihm endlich zu sagen was los ist?“ Olli hatte die Stimme gesenkt und trotzdem warf ich ihm einen bösen Blick zu. „Am besten redest du noch so laut, dass er es gleich hört!“, pflaumte ich und sah nervös zu dem Braunhaarigen, der ein Stück von uns entfernt telefonierte. „Reg dich ab und beantworte mir meine Frage bevor er fertig wird.“ Ich seufzte und zupfte nervös an ein paar Grashalmen. „Ich will ihm das heute sagen, ich weiß nur noch nicht wie.“, nuschelte ich und warf das ausgerissene Gras ein Stück weg. „Sag es ihm einfach direkt, glaub mir, das funktioniert am besten.“, riet Adrian mir und zwinkerte Olli zu, der etwas verlegen den Kopf senkte. „Wahrscheinlich hast du Recht.“
Leo kam wieder zurück und ließ sich im Schneidersitz neben mich ins Gras sinken. „Meine Freunde dachten mir sei sonst was passiert, weil ich mich nicht mehr gemeldet hatte. Aber ich hatte ja Besseres zu tun.“, flüsterte er mir ins Ohr und ich versuchte mir nicht anmerken zu lassen, wie sehr mich das aus der Fassung brachte. Die Blicke der beiden Schwarzhaarigen verrieten mir, dass mir das offenbar nicht wirklich gelungen war.
„Kann ich kurz mit dir reden?“ Überrascht drehte ich mich um, als ich Tonis Stimme hinter mir hörte. Ich nickte meinen drei Gesprächspartnern zu und stand auf. „Was ist los?“ Toni und ich gingen langsam nebeneinander her zum Stall. Seit dem klärenden Gespräch hatten wir nicht mehr wirklich mit einander geredet.
„Ich find es schade, dass wir gar nicht mehr mit einander reden und uns aus dem Weg gehen. Wir haben uns doch früher auch verstanden und nur weil ich etwas, naja, sagen wir interpretationsfreudig war, muss das ja nicht für immer vorbei sein.“ Der Ältere fuhr nervös mit der Hand über seinen Nacken und sah mich an. „Du hast schon Recht, aber dir muss klar sein, dass das alles nur auf freundschaftlicher Ebene sein wird.“, warnte ich ihn. „Damit hab ich mich schon abgefunden. Ich glaube auch inzwischen, dass ich dich nicht abgöttisch geliebt, sondern nur in dich verschossen war.“ „Na danke.“, grinste ich ironisch. „Außerdem stehst du doch eh auf diesen arroganten Lackaffen.“ Mit klappte sprichwörtlich die Kinnlade herunter. „So offensichtlich?“, brummte ich und gab mir innerlich eine Ohrfeige. „Vielleicht nur, weil ich dich einfach schon eine Weile kenne. Weiß er es denn?“
Wir befanden uns inzwischen im Stall und ich strich Trevor über das seidige Fell. „Noch nicht, aber ich plane es zu ändern. Außerdem ist es gar nicht so arrogant.“ Toni lachte auf und wuschelte durch meine Haare. „Jaja. Aber ich find es schön, dass wir das jetzt geklärt haben. Ich hab noch ein bisschen was zu tun, aber wenn du über irgendwas reden willst, dann komm einfach zu mir.“ Ich lächelte ihn dankbar an und verließ den Stall wieder.
„Was wollte er?“, fragte Leo misstrauisch, als ich mich wieder zu den anderen setzte. „Doch wohl nicht eine zweite Chance oder so was.“ „Ach Quatsch, er wollte sich nur wieder mit mir vertragen und wir wollen weiter Freunde bleiben, wie wir es auch vorher waren, das ist alles.“, beruhigte ich ihn und sah im Augenwinkel wie Adrian vor sich hin grinste.
Meine Mutter hatte den großen Gartentisch gedeckt und zusammen mit meiner Schwester jede Menge Salate und andere Beilagen für das Grillen zubereitet. Die Kohle glühte schon vor sich hin, als Olli, Adrian, Leo und ich uns auf ein paar der Stühle fallen ließen und hungrig die große Auswahl betrachteten.
Toni gesellte sich zu uns und erklärte, dass meine Mutter ihn ebenfalls eingeladen hatte und meine Schwester schien sich irgendwie sehr darüber zu freuen. Ich sollte sie so bald wie möglich mal dazu befragen.
Jana und Lars jagten eine der Hofkatzen über die Wiese und aus einem Radio dudelte leise Musik vor sich hin, eine wunderbar friedliche und entspannte Atmosphäre und diese änderte sich auch den Abend über nicht. Beim Essen wurde viel gelacht und Leo und ich alberten viel herum
Als Olli und Adrian gehen wollten, brachte ich die beiden noch zum Tor. „Oh man, ich liebe deine Familie.“, grinste Olli und ich lachte auf. „Ja, sie ist schon ziemlich toll.“ „Du solltest es ihm heute noch sagen. Ich wünsch dir ganz viel Glück dafür.“ Adrian lächelte mich an und ich nickte. „Und wehe du rufst morgen nicht an und erzählst, wie es gelaufen ist.“, drohte Olli und schlug mir aufmunternd auf die Schulter, dann verließen sie Hand und Hand den Hof.
Schon fast wehmütig sah ich ihnen nach, dann ging ich zurück zum Esstisch, meine Schwester begann gerade diesen abzuräumen, Leo konnte ich nicht sehen. Es dämmerte bereits und am wolkenlosen Himmel leuchteten die ersten Sterne. „Daniel!“ Irritiert drehte ich mich im Kreis, bis ich eine Gestalt auf der Leiter zum Heuboden stehen sah, die mir zu winkte. Bei genauerer Betrachtung erwies diese Person sich als Leo.
Ich stapfte los und als ich unter der Leiter angekommen war, kletterte der Braunhaarige durch die Luke zum Heuboden, also folgte ich ihm. Als ich oben angekommen war, hielt ich nach ihm Ausschau, konnte ihn aber nicht sehen. Plötzlich warf er sich lachend von hinten auf mich und wir landeten in einem Haufen Heu.
„Du Spinner.“, kicherte ich und versuchte unter ihn hervor zu krabbeln, aber ich schaffte es nicht Leo von mir zu schieben. Leo musterte kurz mein Gesicht, ehe er sich zu mir beugte und mich küsste. Ich ließ mich vollkommen in dem Kuss fallen und legte meine Arme um seinen Nacken.
Nachdem er von mir abgelassen hatte, entschied ich, dass dies ein passender Moment war, um ihm reinen Wein einzuschenken, also räusperte ich mich und versuchte mich etwas aufzurichten.
„Was ist los?“ Leo legte den Kopf schief und sah mich fragend an. Ich schluckte um dem Kloß in meiner Kehle loszuwerden, aber irgendwie wurde er durch mein Zögern nur noch größer. „Wie sag ich dir das am besten? Um es kurz zu machen, sag ich einfach, wie es ist. Ich hab mich Hals über Kopf in dich verliebt.“ Jetzt war es raus und ich hatte einen Braunhaarigen mit offenem Mund halb auf mir liegen, der offenbar nicht fassen konnte, was ich gerade gesagt hatte.
War das jetzt ein gutes oder ein schlechtes Zeichen?
Was? Ich hatte mich verhört, oder? Dass hatte der Blonde nicht gesagt!?
Perplex starrte ich ihn an und versuchte die Informationen zu verarbeiten, während ich noch immer im Halbdunkeln auf Daniel lag. Ich zwang mich innerlich zur Ruhe und versuchte mir Worte zu überlegen, die nicht allzu hart waren und mit denen ich gleich die Hoffnung in den blauen Augen zerstören sollte. Verdammt, was sollte ich denn sagen?
Daniel hatte mein Zögern bemerkt und suchte mit seiner Hand nach meiner, wollte unsere Finger verschränken, aber ich entzog mich ihm, dann rappelte ich mich auf. Der Blonde blieb im Stroh sitzen und so wie er mich ansah, war mir klar, dass er wohl wusste, was ich sagen würde.
„Hör mal Daniel, ich mag dich und ich find es auch gar nicht so schlecht hier und Spaß hab ich auch, das war’s aber. Tut mir leid, wenn das für dich anders aussah.“, sagte ich ruhig, dann drehte ich mich um und kletterte die Leiter herunter.
Ich sprang gerade von der letzten Leitersprosse, als er noch einmal den Kopf durch die Luke streckte. „Leo, warte doch! Können wir nicht darüber reden? Bitte!“ Seine Stimme klang flehend und zitterte. „Nicht jetzt, nicht mehr heute. Ich kann mich nur nochmal wiederholen, es tut mir leid. Aber du musst akzeptieren, dass ich nicht die gleichen Gefühle habe.“ „Leo!“ Ich schüttelte den Kopf und ging in Richtung Haus, mehr konnte ich nicht sagen und tun, entweder, er kam damit klar oder eben nicht.
Vor meinem inneren Auge sah ich immer noch Daniel, wie er mich angesehen hatte und ich war mir sicher, dass er jetzt weinte, aber es war nicht mein Part ihn zu trösten, auch wenn er mir wirklich leid tat.
Der Tisch war vollkommen abgeräumt und die Glut im Grill glomm noch vor sich hin, aber es war niemand mehr zu sehen, also kam ich ungesehen ins Haus. In meinem Zimmer stellte ich mich erst einmal unter die warme Dusche und lehnte die Stirn gegen die kalten Fliesen.
Ich hatte es doch geahnt und trotzdem weiter verdrängt und wenn ich mich an ein paar Situationen zurück erinnerte, dann wurde mir auch klar, dass ich es längst hätte bemerken müssen. Besonders, als er so eifersüchtig gewesen war, als wir in der Stadt waren, da hätte mir das doch klar werden müssen. Diese dumme Angewohnheit sich immer alles schön zu reden, war doch wirklich zum kotzen.
Ich hatte mir wohl auch nicht besonders viel Mühe gegeben deutlich zu machen, dass das für mich alles nur Spaß war, auch das wurde mir klar, während das Wasser weiter auf mich einprasselte.
Eigentlich hatte ich mir von der Dusche versprochen, dass die Gedanken verschwinden würden, aber selbst die hellblauen Wandkacheln weckten Erinnerungen in mir, allen voran die Gedanken an Daniels große Kulleraugen, die feucht schimmerten, mit diesem enttäuschten, traurigen Ausdruck darin.
Auch, als ich schon in meinem Bett lag, ließen mich die Gedanken nicht los und hinter meinem geschlossenen Augen tauchten die verschiedensten Situationen und Momente auf, die ich mit Daniel verbracht hatte, bis zum Schluss an dieser langen Kette sein trauriges Gesicht zu sehen war und ich bildete mir schon fast ein, dass ich ihn weinen hören konnte, obwohl das natürlich vollkommen unmöglich war, auch wenn sein Zimmer unter meinem war, ich bezweifelte, dass ich ihn hören konnte, wenn mein Fenster geschlossen war.
Die Erkenntnis, dass Daniel tatsächlich direkt unter mir lag, tat nicht gerade dazu bei, dass ich besser einschlafen konnte.
Das Wetter am nächsten Morgen passte perfekt zu meiner Stimmung. Der Himmel war wolkenverhangen und es würde vermutlich gegen Abend ein Sommergewitter geben. Als ich die Balkontür öffnete, schlug mir schwüle Luft entgegen.
Ich fühlte mich wie von einem Bus überfahren und unter meinen Augen lagen dunkle Schatten, weil ich die halbe Nacht nicht schlafen konnte. Ständig hatte ich mich von einer Seite auf die andere geworfen und versuchte gegen mein schlechtes Gewissen anzureden, das versuchte mir einzureden, dass es Daniel wegen mir schlecht ging.
Was konnte aber ich denn dafür, wenn er sich in mich verliebte? Das war nicht meine Schuld! Trotzdem beruhigte mich das nicht im Geringsten und mir graute es schon vor dem Frühstück, zu dem ich am liebsten gar nicht erschienen wäre.
Mein Hunger trieb mich schließlich nach unten. Zu meinem Glück saß der Blonde aber gar nicht am Frühstückstisch und nachdem ich mich gesetzt hatte, informierte Daniels Mutter mich, dass er sich krank fühlte und keinen Hunger hatte. Sofort nagte mein schlechtes Gewissen wieder an mir und ich hatte das Gefühl, als würden sich ein Engel und ein Teufel auf meinen Schultern streiten, so wie man das immer in Zeichentrickfilmen sah.
Der Teufel plädierte darauf, dass mich doch überhaupt keine Schuld traf sondern Daniel, wenn er so ein Dummkopf war und sich in mich verliebte, ich hatte ihm ja schließlich keine Hoffnungen gemacht und er hätte sich ja denken können, dass ich nicht mehr von ihm wollte als ein bisschen Spaß. Der Engel hielt, wie ich fand, mit sehr guten Argumenten dagegen, als mein schlechtes Gewissen versuchte er mir einzureden, dass ich zumindest mit Schuld war und ich nach Daniel sahen sollte, sobald ich mit Essen fertig war, das war ich ihm schuldig.
Waren in den Filmen die Engel auch immer so überzeugend oder hatte ich einfach nur ein überzeugendes schlechtes Gewissen?
Während ich also diesen inneren Kampf austrug, aß ich mechanisch mein Brötchen und stand schließlich auf. Der Engel hatte gewonnen und ich wollte nach Daniel sehen, auch wenn ich nicht wusste, was ich ihm sagen sollte.
Ich stand also vor seiner Tür und brachte es kaum fertig zu klopfen. Würde Daniel mich hochkant wieder rauswerfen? Würde er mit mir reden wollen, wollte er mich nie wieder sehen? Wie sollte ich ihm erklären, dass es gar nicht meine Absicht war ihn zu verletzen und würde er es hören wollen? Wenn ich schon halb durchdrehte, bevor ich überhaupt geklopft hatte, wie sollte es denn dann werden, wenn ich vor dem Blonden stand und in seine traurigen Augen sehen würde?
Ich war ein mieser Feigling, zumindest das wurde mir in diesem Moment bewusst. Besser diese Erkenntnis als keine, auch wenn sie mir in diesem Moment nicht weiter half.
Ich hatte das Gefühl, als hätte Leo mich geschlagen, als er mir die Abfuhr erteilt hatte, nur, dass der Schmerz nicht verschwand, auch nicht, als ich in meinem Bett lag. In diesem hatte ich noch gefühlt mehrere Stunden wach gelegen und nachgedacht, bis mir irgendwann doch die Tränen gekommen waren, egal wie stark ich versuchte sie zu unterdrücken. Den Heuboden hatte ich erst verlassen, nachdem ich gesehen hatte, dass Leo im Haus verschwunden war.
Am nächsten Morgen sah ich wirklich so krank aus, dass ich meiner Mutter glaubwürdig verkaufen konnte, dass es mir nicht gut ging.
Warum hatte ich ihm nur gesagt, dass ich mich in ihn verliebt hatte? Mir hätte doch eigentlich klar sein können, dass er nur seinen Charme hatte spielen lassen, um zu kriegen was er wollte. Vermutlich war mein Hirn so vernebelt gewesen, dass ich sämtliche Zeichen so gedeutet hatte, wie ich es gern wollte und nicht so, wie es wirklich war. Und was hatte ich nun davon? Liebeskummer und das noch mindestens eine Woche ziemlich stark, denn dass Leo und ich so weiter machen würden wie bisher war ja mehr als abwegig.
„Herein.“ Ich lag in meinem Bett und starrte die Decke an, als Toni herein kam. „Ich hab deinen Vater getroffen, er sagt, du seist krank. Was hat der Idiot gesagt?“ Der Ältere setzte sich auf meine Bettkante und sah mich mitleidig an. „Dasselbe Problem wie bei uns beiden. Nichts zu machen.“, antwortete ich nüchtern und machte mir nicht einmal die Mühe Toni anzusehen, es war auch so schon anstrengend genug die Tränen zurück zu halten.
„Das tut mir leid, aber so was passiert, dass weißt du selbst.“ „Ja, ich weiß. Würde es dir was ausmachen, mich allein zu lassen. Also es ist ja nett, dass du nach mir gesehen hast, aber ich wär gern allein.“ Toni stand auf und nickte. „Versteh ich, wir sehen uns.“
Er griff nach der Türklinke und im gleichen Moment klopfte es erneut, als Toni öffnete, stand ein verwunderter Leo vor der Tür. „Können wir reden?“, fragte er und drückte sich an Toni vorbei in den Raum, der Ältere ging stirnrunzelnd davon.
„Du wolltest doch gestern nicht mehr darüber reden, also was willst du jetzt?“, maulte ich und setzte mich im Bett auf. „Aber jetzt will ich darüber reden. Und was hat dieser Kerl eigentlich hier gemacht? Will er die Situation jetzt ausnutzen oder was?“ Demonstrativ ließ Leo sich auf meinem Schreibtischstuhl nieder, er würde wohl nicht direkt wieder gehen. „Es geht dich eigentlich nichts an und ich weiß auch nicht, warum du dich darüber aufregst, aber er wollte nur sehen wie es mir geht. Aber du kannst jetzt gehen, es gibt nichts mehr zu reden. Ich bin in dich verliebt, du nicht, damit ist alles geklärt.“ Ich stand auf und hielt ihm die Tür auf. „Aber…“ „Nichts aber.“ Der Braunhaarige erhob sich seufzend. „Vielleicht können wir das klären, wenn du dich etwas beruhigt hast.“, meinte er und trollte sich aus meinem Zimmer.
Worüber wollte er denn reden? Da gab es nichts mehr, die Sache war klar. Weiteres Gerede wäre nur rum Getrampel auf meinen Gefühlen und das wollte ich nicht. Allerdings wusste ich auch noch nicht, wie ich Leo eine Woche lang aus dem Weg gehen sollte.
Ich warf einen Blick aus dem Fenster. Das Wetter war zwar nicht gerade berauschend, aber ich würde trotzdem einen Ausritt machen, dann war ich zumindest an diesem Nachmittag nicht da und konnte auf dem Rückweg bei Olli vorbei schauen.
Ich stand also auf und schnappte mir die erstbesten Klamotten, die in meinem Zimmer herum lagen, dann ging ich in die Küche.
„Geht es dir besser?“, fragte meine Mutter besorgt und musterte mich. „Ja, viel besser, ich weiß auch nicht, was mit mir los war.“ Ich grinste schief und sie lächelte zufrieden. „Ich habe dir vorsorglich einen Teller mit Brötchen gemacht.“ Sie schob mir einen Teller mit vier belegten Brötchenhälften entgegen. „Danke!“ Ich drückte ihr einen Kuss auf die Wange und verzog mich in mein Zimmer.
Eigentlich hatte ich gar keinen Hunger, trotzdem aß ich lustlos zwei der Hälften, konnte mich aber hinterher nicht mehr daran erinnern, was genau eigentlich darauf gewesen war. Genauso verhielt es sich mit dem Buch, dass ich anschließend las und ich warf es nach ein paar Seiten ärgerlich neben mein Bett und rollte mich auf den Rücken.
Mein Kopf war voll mit Gedanken an Leo und nichts konnte sie vertreiben. Noch immer verstand ich nicht, wie ich mich so hatte täuschen können.
Nach dem Mittagessen sattelte ich dann Trevor. Der Himmel bewölkte sich zwar immer mehr, aber wenn, dann würde ich eben nass werden und das war nun wirklich nichts, was mich am Ausreiten hindern würde.
Gerade als ich mir meinen Helm aufsetzte und den Wallach aus dem Stall führen wollte, betrat Leo diesen. „Willst du jetzt wirklich nach draußen? Ich glaube es gewittert heute noch.“ „Gib mir keine klugen Ratschläge, ich weiß, was ich tue. Selbst wenn es gewittert, bis dahin bin ich wieder da.“
Ich nahm Trevors Zügel und steuerte die Stalltür an. „Sei doch vernünftig!“ Leo hielt mich am Arm fest und sah mich eindringlich an. „Ich kann ja verstehen, wenn du sauer bist und verletzt und es tut mir doch auch leid. Nur weil ich nicht in dich verliebt bin, heißt das ja nicht, dass ich dich nicht mag und ich will nicht, dass du jetzt so dumm bist und los reitest, wenn es vielleicht bald stürmt und dir dabei was passieren kann!“, redete er weiter und ignorierte meine Versuche, mich aus seinem Griff zu befreien.
„Lass mich los und lass mich verdammt nochmal machen, was ich will!“ Mit einem Ruck war ich frei und stapfte aus dem Stall. „Daniel!“, rief Leo mir noch nach, aber da schwang ich mich schon in den Sattel und trieb Trevor mit fleißigem Schritt vom Hof.
Warum spielte dieser arrogante Kerl sich denn jetzt so auf? Erst gab er mir einen Korb und spielte dann den besorgten Kumpel. Darauf konnte ich nun wirklich pfeifen! Ich wusste, was ich tat und konnte auch sehr gut selbst abschätzen, ob es gut war einen Ausritt zu machen.
Ich war froh eine dünne Jacke über mein T-Shirt gezogen zu haben, der Wind war schon ziemlich kühl. Im Wald brachte er die Blätter zum Rascheln und auf den Feldern wiegte der Mais hin und her. Zwischen den Bäumen war es schon ziemlich dunkel, graue Regenwolken verdeckten die Sonne. Genau wie ich es erwartet hatte, fing es an zu regnen, erst fielen nur ein paar Tropfen vom Himmel, nach und nach wurden es immer mehr und selbst unter dem Schutz des dichten Blätterdaches war ich bald nass bis auf die Knochen.
Ich bog auf einen etwas kleineren Reitweg, der Sand verwandelte sich langsam aber sicher in ein Schlammfeld. Der Weg sollte mich mit einem kleinen Bogen auf die Dorfstraße führen und ich trieb Trevor vorwärts, wir legten einen Zahn zu.
Plötzlich donnerte es und ein Blitz erleuchtete den Himmel. Nur mit Mühe gelang es mir ein Steigen von Trevor zu verhindern und sein Wiehern klang panisch und genauso fühlte ich mich auf. Bei einem Gewitter in einem Wald zu sein war sicherlich nicht mein größter Traum. Aber wir waren nicht mehr weit vom Dorf entfernt und ich trieb den Schwarzen noch einmal kräftig an. Ich musste unbedingt aus diesem Wald raus!
Es donnerte erneut und Trevor galoppierte überraschend los. Ich konnte mich noch gerade so im Sattel halten und alle Versuche, meinen Wallach zu beruhigen, scheiterten. In einer Wegbiegung rutschte er mit dem Hinterhof im Schlamm weg und stolperte, knickte mit den Vorderbeinen ein und wir stürzten. Ich versuchte mich aus der Reichweite der umher tretenden Hufen zu bringen und dabei nicht unter den schweren Pferdekörper zu gelangen, als Trevor versuchte wieder aufzustehen.
Kaum stand er, blitzte und donnerte es wieder und er rannte los, ich blieb im Schlamm liegen und ein starker Schmerz durchzog mein rechtes Bein und im Schein des Blitzes konnte ich sehen, dass ich offenbar am Wegrand auf ein paar Steinen gelandet war.
Inzwischen regnete es in Strömen und ich angelte mein Handy aus der Jackentasche. Mein Kopf tat ebenfalls weh, trotz des Helms und ich fühlte mich, als hätte mich ein Bus überfahren. Zitternd wählte ich die Nummer meines Zuhauses und war froh, dass ich zwar schwachen, aber zumindest Empfang hatte.
„Mama…Sturz im Wald, beim Weg zum Dorf. Hilfe.“, krächzte ich ins Telefon und mir wurde schummrig. „Daniel, Schatz, was ist denn passiert?“ „Bitte, hilf…mir.“ Ein weiterer Blitz zuckte am Himmel und die Verbindung brach ab.
Hoffentlich hatte sie verstanden, wo sie suchen musste. Der Wald verschwamm vor meinen Augen, mein Kopf sackte zur Seite und dann war alles schwarz.
Jana und Lars hatten mich dazu überredet mit ihnen Memory zu spielen und als es anfing zu regnen, saßen wir am großen Küchentisch, besorgt sah ich aus dem Fenster. Daniel würde sich definitiv ne fette Erkältung holen, wenn er bei dem Wetter draußen herum ritt, aber wollte ja nicht auf mich hören.
„Leo!“ Jana piekte mir in den Arm und ich drehte einfach zwei Karten um, die natürlich nicht zusammen gehörten. Es war mir völlig egal, ich spielte auch nur mit den beiden um mich abzulenken.
Ich wollte Daniel doch gar nicht so verletzen! Dass er sich jetzt auch noch in Gefahr begab, tat nicht gerade zur Besserung meines schlechten Gewissens bei.
„Leo, Telefon für dich.“ Ich hatte das Klingeln gar nicht gehört und nahm überrascht den Hörer entgegen, den Kaja mir hinhielt. Wer rief den hier für mich an? „Hallo?“ „Wir sind’s. Eigentlich wollten wir Daniel sprechen, aber der ist ja nicht da.“, meldete Olli sich und im Hintergrund konnte ich Adrian etwas murmeln hören, was wohl eine Begrüßung sein sollte.
„Ja, er macht einen Ausritt.“ „Bei dem Wetter?! Ist er wahnsinnig geworden?“ Ich hielt den Hörer etwas von meinem Ohr entfernt, weil Olli am anderen Ende der Leitung die Stimme erheblich gehoben hatte. „Ich wollte es ihm ausreden, aber er hört ja nicht auf mich. Er ist…sauer auf mich.“, gab ich zu und die beiden stöhnten im Einklang.
„Leo, wir wollen weiter spielen!“, meckerte Jana und deutete auf die Memory Karten. „Spielt schon mal ohne mich.“ Ich stand auf und ging in mein Zimmer.
„Leo, was hast du angestellt? Sag mir jetzt nicht, dass Daniel dir seine Gefühle gestanden hat und du gesagt hast, dass du sie nicht erwiderst.“ Olli klang etwas aufgebracht. „Dann sag ich es eben nicht.“, grummelte ich und es knackte im Lautsprecher. „Jetzt hör mir mal zu, du Idiot. Für gewöhnlich halte ich mich aus solchen Sachen raus, weil sie mich nichts angehen, aber wenn man euch zwei sieht und euch ein bisschen beobachtet, dann ist es mehr als offensichtlich, dass nicht nur Daniel die Welt durch eine rosarote Brille betratet hat. Streite es nicht ab! Du stehst doch auch auf ihn, warum lügst du ihn an?“
Wow, diese Worte von Adrian hatten gesessen. „Weißt du was ich glaube?“, fuhr er fort. „Du bist es schlicht und einfach nicht gewohnt solche Gefühle zu haben und verdrängst du, weil du Angst davor hast. Du bist doch immer so cool, also hab jetzt den Arsch in der Hose und entschuldige dich bei Daniel, wenn er wieder da ist!“ Es knackte nochmal im Hörer. „Ich glaube Adrian hat Recht, denk einfach mal darüber nach, okay?“, schlug Olli versöhnlich vor.
„Ich…ähm…na schön.“, gab ich mich geschlagen. „Gut. Wir sehen uns bestimmt nochmal, bevor wir in zwei Tagen abreisen. Bis dann.“, verabschiedete Olli sich und Adrian brummte ein „Tschüss“ im Hintergrund. Ich legte auf und warf das Telefon neben mich auf das Bett, im gleichen Moment zuckte ein Blitz am Himmel und es donnerte ohrenbetäubend laut.
Scheiße! Soweit ich wusste, war Daniel noch nicht zurück. Jetzt war keine Zeit um über das nachzudenken, was Adrian gesagt hatte, ich musste irgendwem Bescheid geben. Besorgt schnappte ich mir das Telefon und lief in die Küche.
„So ein Mistwetter, was?“ Daniels Mutter lächelte, bis sie mein Gesicht sah. „Ist alles in Ordnung Leo?“ „Daniel macht einen Ausritt und er ist noch nicht wieder da!“, erzählte ich und der Frau vor mit entglitten alle Gesichtszüge. „Kaja! Kaja, wo ist dein Vater?“ „Was ist denn?“ Ich erklärte dem braunhaarigen Mädchen, was los war und kurz darauf saßen wir alle am großen Küchentisch, meine Mutter versuchte unsere aufgebrachte Gastgeberin zu beruhigen.
„Daniel ist doch ein kluger Junge, er wird sich irgendwo in Sicherheit gebracht haben.“, vermutete mein Vater. Ein weiterer Donner war zu hören und ich zuckte zusammen. Kaja wählte schon zum dritten Mal Daniels Handynummer, aber immer hörte man nur diese nervige Computerstimme. Entweder er hatte es aus oder keinem Empfang und beides war nicht gerade beruhigend. Ich hätte mich mehr anstrengen sollen, um ihn aufzuhalten, dann müssten wir uns nicht alle so verdammte Sorgen machen.
Als Das Telefon klingelte, fiel Kaja dieses vor Schreck aus der Hand. Schnell hob Daniels Mutter es auf und meldete sich. Das Gespräch war kurz, es war Daniel und so blass, wie die, sonst so resolute, Frau war, schien es keine besonders guten Nachrichten zu geben.
„Er…er ist auf dem Waldweg. Schnell Karsten, wir müssen ihn holen! Es geht ihm nicht gut!“ Daniels Vater sprang auf und ging zu einer Kommode, auf der die Autoschlüssel lagen. „Ich will mit!“ „Gute Idee, hast du nicht vor einem Monat einen erste Hilfe Kurs gemacht?“, fragte mein Vater und ich nickte. Deswegen wollte ich allerdings nicht mit, aber das war ja egal. „Dann mal los.“, drängte der große, blonde Mann und zusammen mit Daniels Eltern lief ich zu dem großen Geländewagen, der draußen auf dem Hof stand. Schon auf diesem kurzen Weg wurden wir ziemlich nass, Daniel musste nass bis auf die Knochen sein.
„Weißt du, warum er unbedingt einen Ausritt machen wollte? Das Wetter ist doch den ganzen Tag nicht schön gewesen.“, fragte Heike mich, als das Auto vom Hof fuhr. „Ich…nein.“, log ich und schlug mich innerlich selbst. Hätte ich ihn doch bloß davon abgehalten!
Als wir die ersten Häuser des Dorfes erreichten, galoppierte uns ein schwarzes Pferd entgegen und Daniels Vater machte eine Vollbremsung. „Das ist doch Daniels Pferd!“ Er sprang aus dem Auto, um den Wallach aufzuhalten, indem er sich dem panischen Tier in den Weg stellte. Im ersten Moment dachte ich, das Pferd würde ihn einfach umrennen, kurz bevor dies geschah, blieb Trevor stehen.
„Ich bring das Tier in Sicherheit, geht ihr Daniel suchen.“, wies Karsten uns an, Daniels Mutter stieg aus und startete den Motor, während ich auf den Beifahrersitz kletterte. „Da vorne geht ein Weg rechts in den Wald, da irgendwo muss Daniel sein.“ Die braunhaarige Frau deutete auf einen unebenen Weg, der von der Dorfstraße weg führte und lenkte das Auto darauf. Sie musste die Geschwindigkeit dämpfen und wir kämpften uns langsam durch den Schlamm.
„Das dauert alles viel zu lange, ich laufe.“, protestierte ich und riss die Autotür auf, Heike bremste, sodass ich rausspringen konnte. Am Rande des Weges war der Schlamm nicht so tief und ich lief dort durch den Regen in den Wald. Zumindest das Gewitter hatte sich verzogen.
„Daniel! Daniel! Wo bist du?“, rief ich gegen das laute Rauschen des Regens an und versuchte irgendwas zu erkennen, es war relativ dunkel und der Regen so dicht, dass es schwer war in der Entfernung etwas zu erkennen. Der Weg machte eine Kurve und am Rand sah ich etwas liegen, als ich näher kam, erkannte ich einen Menschen und das konnte nur Daniel sein. Schnell rannte ich zu ihm.
Er war bewusstlos und völlig durchnässt, das Handy hielt er noch in der Hand. „Daniel, hörst du mich?“ Vorsichtig rüttelte ich an seiner Schulter, aber er zeigte keine Reaktion. Ich zog meine Jacke aus und breitete sie so gut es ging über dem Blonden aus, sah nach, ob er irgendwo blutende Wunden hatte und als ich feststellte, dass dies, abgesehen von ein paar Kratzern, nicht der Fall war, lief ich zurück zum Auto.
„Er liegt im Wald und ist bewusstlos, wir brauchen einen Krankenwagen.“, informierte ich Heike, als ich auf den Wagen traf. Auf dem Rücksitz lag eine Decke, diese schnappte ich mir, während die Fahrerin mit dem Notruf telefonierte und lief zurück zu Daniel. Ich breitete die Decke über ihm aus und hob ihn hoch, zum Glück war er nicht besonders schwer und ich nicht gerade schwach. Trotzdem war es mühsam ihn durch den Schlamm zu tragen und ich war froh, als ich erneut bei dem Auto ankam.
Heike öffnete mir eine der hinteren Autotüren und wir schoben Daniel ins Auto, noch immer war er bewusstlos. Ich kletterte dazu, bettete seinen Kopf auf meinem Schoß und schob ihm die nassen Haare aus dem dreckigen Gesicht und beruhigte mich langsam, als Heike den Wagen startete und rückwärts zurück zur Dorfstraße fuhr.
Als ich Daniel so betrachtete und merkte, welche Sorgen ich mir gemacht hatte und noch immer machte, wurde mir auch klar, dass Adrian wohl doch irgendwie Recht hatte. Hoffentlich würde Daniel schnell aufwachen und keine schlimmen Verletzungen davon tragen. Dann musste ich das alles ganz schnell mit ihm klären und mich entschuldigen, an dieser Situation in dem Moment war ich ja nicht vollkommen unschuldig.
Ich beugte mich zu ihm herunter. „Du musst ganz schnell aufwachen.“, flüsterte ich und hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn. Als ich mich wieder aufrichtete, blinzelte Daniel. „Leo?“, flüsterte er mit kratziger Stimme und hob zitternd eine Hand. Schnell griff ich danach und hielt sie fest. „Alles wird gut.“, versprach ich ihm, dann fielen ihm die Augen wieder zu.
Als ich die Augen öffnete, sah ich direkt in eine grelle Neonröhre und kniff die Augen direkt wieder zusammen, weil das Licht viel zu hell war. Ich lag in einem Bett, es war weich und vor allem trocken und warm.
„Daniel? Bist du wach?“ Ich drehte dem Kopf zur Seite, um nicht wieder direkt in die Lampe gucken zu müssen und sah dann in das besorgte Gesicht meiner Mutter. „Mensch, was machst du nur für Sachen?“ Sie nahm meine Hand und drückte sie.
„Durst.“, krächzte ich und sie reichte mir ein Glas Wasser. Gierig, aber in kleinen Schlucken trank ich es aus. „Wenn Leo nicht ausgestiegen wäre und dich zu Fuß gesucht hätte, wer weiß, wie lange du noch da gelegen hättest. Ich werde der Schwester Bescheid sagen, dass du wach bist und ihn rein schicken.“ Ich machte eine unbestimmte Kopfbewegung und sie ging, nachdem sie mir noch einmal zugelächelt hatte. Leo also. Ich hätte wohl wirklich auf ihn hören sollen.
„Hey.“ Der Braunhaarige betrat mein Krankenzimmer. Ich richtete mich etwas im Bett auf und stöhnte, mein Kopf pochte schmerzhaft. „Du musst liegen bleiben.“, wies Leo mich an und drückte mich sanft in die Kissen zurück, bevor er sich auf meine Bettkante setzte. „Es tut mir leid, dass du jetzt wegen mir hier liegen musst, weil du sauer auf mich warst. Ich wollte…“ „Ah, schön, dass sie wach sind Daniel.“
Ein Mann mit weißem Kittel, vermutlich ein Arzt, betrat mein Zimmer, meine Mutter im Schlepptau und unterbrach Leo einfach. Dieser sah etwas verdutzt zu dem Mann und stand dann auf, um ihm Platz zu machen. Leo wirkte etwas genervt.
„Können sie sich an etwas erinnern?“, fragte der Mediziner und ich dachte nach. „Also, ich bin ausgeritten und dann gestürzt. Ich glaube, ich habe Hilfe gerufen und einmal hab ich Leo gesehen. Aber an genaue Sachen kann ich mich nicht erinnern.“, schilderte ich meine Erinnerungen. „Nun, für eine Gehirnerschütterung ist das doch schon einiges. Sie können auch morgen früh entlassen werden, wenn heute Nacht alles in Ordnung ist. Sie haben zwei angebrochene Rippen und eine Prellung am Knie, zusätzlich zu ihrer Gehirnerschütterung.“, erklärte mir der Arzt. „Das hätte wesentlich schlimmer ausgehen können, aber ich denke, darüber sind sie sich im Klaren.“ Er schüttelte mir die Hand und verließ das Krankenzimmer wieder.
„Du hast den Arzt gehört, du hast wirklich Glück gehabt. Nicht auszudenken, was dir alles hätte passieren können! Wie bist du nur auf die Idee zu diesem Ausritt gekommen?“ „Beruhige dich Mama, mir ist ja nichts Schlimmes passiert. Was ist eigentlich mit Trevor?“ Mir fiel mein schwarzer Wallach wieder ein. „Dein Vater hat ihn erst ins Dorf gebracht und dann mit dem Hänger zum Hof gefahren. Ich werde ihn mal anrufen und Bescheid geben, dass du aufgewacht bist.“, erzählte sie und ließ Leo und mich wieder allein.
„Also, was ich sagen wollte…“ „Nein, warte kurz. Meine Mutter sagt du hast mich praktisch gerettet, hab ich das richtig verstanden?“ Leo kratzte sich verlegen im Nacken. „Ich würde es wohl nicht so ausdrücken, aber man kann es schon so sagen.“, stimmte er zu. „Erzähl’s mir.“, forderte ich und machte etwas Platz, damit Leo sich bequem auf mein Bett setzen konnte.
„Gleich, erst solltest du wissen, dass ich nochmal nachgedacht habe und naja, ich hatte, sagen wir mal, eine Erkenntnis. Ich glaube, ich habe einfach Angst vor meinen eigenen Gefühlen und vor festen Bindungen, weil das alles so neu ist und ich es nicht kenne, weil mein Leben bisher aus One-Night-Stands bestand. Aber dazu gehörst du eindeutig nicht und ich könnte mich dafür ohrfeigen, weil du erst in Gefahr geraten musstest, damit ich einsehe, dass ich dich wohl doch mehr mag, als ich zugeben wollte.“, gestand Leo und sah mir direkt in die Augen.
Sollte ich wütend sein, weil er erst jetzt damit ankam, oder mich freuen, weil er es tat? „Ich hatte wirklich Angst dich zu verlieren, als wir dich suchen gefahren sind und als du da so am Wegrand gelegen hast, total nass und dreckig und bewusstlos, da war es mir nur noch wichtig, dich so schnell wie möglich ins Krankenhaus zu bekommen. Und dann hast du im Auto auf meinem Schoß gelegen und dann war mir klar, dass ich doch in dich verliebt bin. Es tut mir so leid, dass…“ „Leo, halt den Mund.“, unterbrach ich ihn leise und er sah mich überrascht an. „Mhm, ich kann ja…“ „Bitte Leo, ich hab Kopfschmerzen, halt einfach den Mund und küss mich.“ Ich grinste den Größeren an. „Du bist ganz schön gemein, weißt du das?“, brummte er gespielt beleidigt und leistete meiner Aussage dann folge. Dieser Kuss war viel besser, zärtlicher und vor allem liebevoller als alle anderen davor und ich schloss genießerisch die Augen.
„Es ist doch nicht deine schuld, wenn ich so dämlich bin und bei so einem Mistwetter ausreite. Ich wusste, worauf ich mich einlasse und hab es doch schon fast provoziert, dass mir etwas passiert.“, versuchte ich Leo nach dem Kuss von seiner Unschuld zu überzeugen, aber er schüttelte entschieden den Kopf. „Wenn ich dich aufgehalten hätte, oder dir gar nicht erst einen Korb gegeben hätte, dann…“ „Hätte, hätte, Fahrradkette. Vergiss es einfach, okay? Es ist doch alles gut. Mehr als gut sogar.“
Wir lächelten uns an, als meine Mutter wieder herein kam und ich war mir ziemlich sicher, dass sie wusste, was gerade passiert war, aber sie war so taktvoll und sagte nichts. „Zuhause sind alle froh, dass es dir gut geht und du morgen wahrscheinlich nach Hause kannst. Ich werde den Arzt fragen, wann wir dich morgen abholen können. Ich treffe dich dann gleich am Eingang Leo, ja?“ Mein braunhaariger Freund nickte und meine Mutter verschwand zum dritten Mal an diesem Tag.
„Ich will nicht, dass du gehst.“, schmollte ich und verschränkte unsere Finger. „Ich will ja auch nicht gehen, aber mir bleibt wohl nichts anderes übrig. Wenn du morgen wieder da bist, haben wir noch eine Woche. Ich will jetzt noch nicht an die drei Wochen bis zum Schulanfang denken, wenn ich wieder Zuhause bin.“ „Erwähn das bloß nicht!“ Ich legte eine Hand in Leos Nacken und zog ihn zu mir. „Bis morgen.“, hauchte ich an seine Lippen und wir küssten uns kurz. „Bis morgen.“, verabschiedete er sich und wuschelte mir durch die Haare bevor er ging und mich allein ließ.
Erst als ich allein in meinem Bett lag, spürte ich leichte Schmerzen in meinem Knie und wenn ich mich zu stark bewegte, spürte ich auch die angeknacksten Rippen. Trotzdem hatte mein Unfall wohl was Gutes gehabt und eine Aussprache und Versöhnung mit Leo waren mir die Schmerzen allemal wert. Doof nur, dass ich den Abend und die Nacht jetzt ohne ihn verbringen musste.
Nicht mal einen Zimmernachbarn hatte ich, das andere Bett war unbelegt und lediglich die Schwester, die mir mein Abendbrot brachte, sorgte für etwas Abwechslung. Lustlos kaute ich auf meinem Brot herum, dabei merkte ich, wie ich wieder müde wurde.
Machten Gehirnerschütterungen einen nicht schläfrig? Oder lag es einfach an den Schmerzmitteln? Was auch immer es war, es sorgte dafür, dass ich nicht mehr viel Zeit damit verbrachte Leo zu vermissen, sondern schnell einschlief.
Es ging Daniel den Umständen entsprechend gut, er hatte keine allzu schlimmen Verletzungen, konnte am nächsten Tag nach Hause und wir hatten uns vertragen. Besser hätte dieser Tag wirklich nicht enden können, auch wenn der Unfall wirklich schrecklich gewesen war.
Auch am Abend in meinem Bett bekam ich die Bilder nicht aus dem Kopf. Wenn ich die Augen schloss, sah ich jedes Mal Daniel, wie er im Regen am Wegrand lag, bewusstlos und dreckverschmiert. Ich war einfach nur wahnsinnig froh, dass ihm nichts passiert war.
Beim Abendessen hatte man mich fast als Held gefeiert, weil ich vorgelaufen war und zum Auto gebracht hatte. Lars glaubte, ich hätte seinem Bruder das Leben gerettet und umarmte mich fest. Es wusste ja auch niemand, dass Daniel überhaupt erst wegen mir ausgeritten war und egal was der Blonde mir gegenüber behauptete, ich wusste, dass ich definitiv mit schuldig war.
Daniel konnte am Vormittag des nächsten Tages abgeholt werden und ich fuhr mit seiner Mutter nach dem Frühstück ins Krankenhaus. Das Personal hatte seine Sachen gewaschen und der Blonde erwartete uns in der Eingangshalle. Er humpelte etwas, was wohl der Prellung an seinem Knie zuzuschreiben war, aber er lächelte trotzdem. Heike sprach noch einmal kurz mit dem Arzt und dann fuhren wir wieder zurück zum Hof. Daniel und ich saßen hinten im Auto und ich war mir sehr sicher, dass die Mutter des Blonden wusste, was zwischen uns lief, aber sie sagte nichts, worüber ich ziemlich froh war. Ich musste selbst erst einmal damit klar kommen, dass ich jetzt wirklich einen Freund hatte.
„Und Leo hat dich wirklich gerettet?“, fragte Lars staunend und ich schmunzelte. Nachdem wir auf dem Hof angekommen waren, musste Daniel natürlich nochmal alles aus seiner Sicht erzählen, mir wurde nochmal gedankt und es war mir noch immer unangenehm, aber mir blieb ja nichts anderes übrig, als es lächelnd hinzunehmen.
„Mein Bruder ist auch groß und stark und kann alles!“, warf Jana ein und Daniel grinste mich an. „Du kannst also alles?“ „Aber Daniel kann auch ganz viel und ist auch groß und stark.“, protestierte Lars. „Aber Leo hat Daniel gerettet.“ Unsere kleinen Geschwister sahen sich an und Daniel und ich lachten. „Dann sind wir eben beide groß und stark.“, versuchte Daniel zu schlichten und Jana und Lars nickten beide.
„Du solltest dich wieder hinlegen, deine Gehirnerschütterung ist ja noch nicht vollständig ausgeheilt.“ Mit diesen Worten scheuchte Daniels Mutter diesen nach dem Mittagessen in sein Zimmer, ich begleitete ihn.
Vorher machten wir noch einen kleinen Abstecher in den Stall, der Blonde wollte unbedingt wissen, wie es seinem Pferd ging und war erleichtert, als er sah, dass der schwarze Wallach in Ruhe sein Heu mampfte und keine Verletzungen davon getragen hatte.
„Ich würde dich jetzt am liebsten aufs Bett werden und mich dazu schmeißen, aber ich fürchte, das ist nicht gerade heilungsfördernd.“, scherzte ich, als ich Daniels Zimmertür hinter uns schloss. Ich legte meine Hände auf die Hüften des Kleineren und schob ihn sanft bis zum Bett, breitwillig ließ er sich auf die Matratze sinken.
„Aber ich weiß etwas, das heilungsfördernd ist.“ Er zog mich zu sich und ließ sich dabei auf den Rücken fallen, sodass ich halb auf ihm zum Liegen kam. Sanft berührten sich unsere Lippen und ich schloss die Augen. Wie dumm war ich eigentlich gewesen, dass ich tatsächlich gesagt hatte, ich wäre nicht in ihn verschossen?
Ich nahm das Gesicht meines Freundes in beide Hände und musterte sein Gesicht. Auch dort hatte der Unfall kleine Schrammen hinterlassen und ich strich leicht darüber. „Es tut…“ „Nicht schonwieder, das Thema hatten wir doch schon. Vergiss es einfach.“, schnitt Daniel mir das Wort ab und lächelte. „Na schön. Aber dann lass mich wenigstens die nächsten Tage den Krankenpfleger spielen.“ „Gut. Aber Krankenpfleger liegen nicht mit ihren Patienten in einem Bett.“, lachte der Blonde und ich knuffte ihm in die Seite, er keuchte.
„Sorry, ich hab nicht an deine Rippen gedacht. Das wollte ich nicht.“, entschuldigte ich mich sofort und sah Daniel zerknirscht an. „Kein Problem, ich sterbe ja nicht. Aber wie wäre es, wenn wir uns richtig ins Bett legen? Ich bin nämlich wirklich müde.“ Ich rutschte von Daniel herunter und dieser rutschte weiter nach oben, bis er vernünftig in seinem Bett lag. Vorsichtig zog ich die Decke unter ihm weg und deckte ihn zu.
„Und du?“, erkundigte er sich, als ich neben dem Bett stehen blieb. „Du hast doch gesagt Krankenpfleger liegen nicht mit ihren Patienten in einem Bett.“ Ich konnte gar nicht so schnell reagieren, da flog mir Daniels Kissen genau ins Gesicht und er lachte. „Jetzt komm schon her.“ Er hob einladend die Decke, also krabbelte ich zu ihm ins Bett. Wegen den angebrochenen Rippen lag Daniel auf dem Rücken, ich legte mich seitlich neben ihn und stützte meinen Kopf auf einem Arm ab, den anderen über den Bauch des Blonden gelegt.
„Wenn du irgendwas brauchst oder haben willst, dann sag mir das und ich hole es dir.“, wies ich meinen Freund an und er lächelte dankbar. „Ich bin nicht todkrank, ich kann auch selbst laufen.“ „Aber du hast eine Gehirnerschütterung und sollst im Bett bleiben.“, wiedersprach ich und Daniel schloss die Augen. „Du bist ja schlimmer als meine Mutter.“, grummelte er, aber es klang nicht böse.
„Ich mach mir doch nur Sorgen.“, flüsterte ich in sein Ohr und küsste seine Schläfe. „Ich weiß und ich find das toll.“, antwortete Daniel gähnend und als ich mich richtig hinlegte, bettete er seinen Kopf in meine Halsbeuge, kurz darauf war er eingeschlafen.
Ich beobachtete ihn aus dem Augenwinkel und fand ihn schön, wirklich schön, trotz der Schrammen und Schürfwunden. Dafür, dass ich bisher nie eine Beziehung hatte und auch bisher dachte, dass ich dafür nicht geeignet wäre, war ich doch ziemlich glücklich mit der Situation.
Ich musste auch eingeschlafen sein, denn als ich blinzelnd die Augen öffnete, sah ich in Daniels waches Gesicht. „Ich hab es geschafft mal vor dir wach zu werden. Wer ist hier jetzt das Dornröschen?“, lachte er. „Du bist trotzdem ein Dornröschen und wirst das auch bleiben.“, gab ich zurück und tippte mit dem Finger gegen seine Nasenspitze.
„Also, wenn du wirklich den Krankenpfleger mimen willst, dann wäre es sehr freundlich von dir, wenn du eine Flasche Wasser holen könntest.“, bat der Blonde grinsend und ich stand auf, nachdem ich mich gestreckt hatte. „Wird erledigt.“ Ich salutierte und grinste ebenfalls.
Gierig trank Daniel bestimmt ein Viertel der Wasserflasche leer, als ich mit dieser zurück ins Zimmer kam, anschließend reichte er die Flasche an mich weiter und ich nahm einen großen Schluck daraus.
„Wollen wir ein bisschen Fernsehen? Oder einen Film gucken?“, schlug der Kleinere vor und ich nickte. Wir zappten uns etwas durch die Programme, aber nirgendwo kam etwas halbwegs Annehmbares, also stand ich auf und durchforstete das DVD-Regal in einer Ecke des Zimmers. „Wie wäre es mit Blood Diamond?“ Ich hielt das Cover hoch und Daniel nickte.
Als der Film anfing, hatte er den Kopf auf meine Brust und einen Arm über meinen Bauch gelegt, gedankenverloren kraulte ich seinen Haaransatz im Nacken und der Blonde gab wohlige Laute von sich, bis er nach der Hälfte des Films erneut einschlief.
Nach zwei Tagen fühlte ich mich schon viel besser, ich schlief auch nicht mehr so viel und das war auch gut so, weil mir und Leo nicht mehr viel Zeit blieb, bis er wieder abreisen würde. Dann mussten wir drei Wochen warten, bis wir uns wiedersahen und ich versuchte diesen Gedanken so gut es ging bei Seite zu schieben.
„Wir haben nur noch drei Tage. Nicht mal, am dritten Tag fahren wir.“, murmelte Leo, als wir uns auf den Heuboden verkrümelt hatten. Dieses Mal allerdings mit einer Decke, damit uns das Stroh nicht piekte. „Du sollst mich nicht immer daran erinnern.“, grummelte ich und rollte mich auf ihn. „Außerdem kann man an zwei vollen Tagen noch so viel machen.“, grinste ich und küsste ihn kurz. „Ach und was bitteschön?“, fragte mein braunhaariger Freund und hob eine Augenbraue. „Naja, wir könnten Schach spielen, oder Puzzeln, ein gutes Buch lesen, Lernen, uns Dokumen…“ Weiter kam ich nicht, weil Leo sich mit mir herum gedreht hatte und meinen Mund mit seinen Lippen verschloss.
„Oder uns auch einfach den Rest der Zeit zu Tode küssen.“, schlug ich versöhnlich vor, nachdem er meinen Mund wieder frei gegeben hatte. „Das wollte ich hören.“, nuschelte er an meinen Hals und saugte sich an der empfindlichen Haut fest, ich kicherte leise. „Leo, nicht, das kitzelt und außerdem sieht man das hinterher total.“, versuchte ich ihn erfolglos davon abzuhalten, mir einen Knutschfleck zu verpassen. „Das soll man ja auch sehen.“, erklärte er trocken und machte danach ungerührt weiter, also gab ich auf.
Zufrieden betrachtete Leo nach kurzer Zeit sein Werk und grinste mich an. „Meiner.“ „Deiner.“, bestätigte ich und lächelte, zumindest kurz, weil Leo mir seine Lippen schonwieder aufdrückte. Wie sollte ich da bloß drei Wochen drauf verzichten können?
Außerdem quälte mich immer ein bisschen die Angst, dass er unsere Beziehung beenden würde, wenn wir uns nach den Ferien wiedersehen würden. Sei es, weil er einfach merken würde, dass er gar nicht so richtig in mich verliebt war, oder weil ihm One-Night-Stands lieber waren oder weil er einen anderen kennen gelernt hatte.
Eigentlich hätte mir sein Verhalten nach dem Unfall deutlich machen müssen, dass meine Ängste unbegründet waren, aber ich wurde sie einfach nicht los. Nur wenn Leo mich umarmte, küsste oder berührte, ich seine angenehme Stimme hörte oder er lachte, dann dachte ich nicht daran.
Nach dem Abendessen waren wir auf Leos Zimmer gegangen, weil er mir unbedingt etwas zeigen wollte. Während ich also auf dem Rücken auf seinem Bett lag, schaltete Leo seinen Laptop an.
„Also ich will dir eher jemanden vorstellen, als wir etwas zu zeigen. Ich will, dass du meine beiden besten Freund kennen lernst und sie dich, das soll nicht noch warten.“, rückte der Braunhaarige mit der Sprache raus, als ich fragend zu ihm sah, weil ich das typische Tuten eines Telefons gehört hatte. In diesem Fall stellte es sich als Ton des Videochats heraus.
Leo bedeutete mir mit einer Geste erst einmal leise zu sein und wendete sich dann dem Bildschirm zu. „Leo! Endlich hört man mal wieder was von dir! Wie ist es in der Einöde?“, fragte eine weibliche Stimme, von meinem Platz aus erkannte ich nicht viel, aber ich sah ein Mädchen und gleich darauf öffnete sich ein zweites Videofenster und ein Junge erschien auf dem Bildschirm.
„Eigentlich ist es gar nicht so furchtbar hier.“ „Krass! Aber da ist doch nichts.“, stellte der Typ fest und Leo grinste. „Naja, aber Ablenkung hab ich schon gefunden.“ Ich musste mir ein entrüstetes Schnaufen verkneifen, aber ich wusste ja, dass mein Freund seine beiden Freunde nur auf den Arm nehmen wollte, also grinste ich.
„Echt? Wie sieht er aus? Wie heißt er? Jetzt erzähl schon!“, forderte das Mädchen schon fast hysterisch und Leo lachte auf. „Beruhige dich. Naja, also wir sind hier ja bei der Familie von einem Schüler meiner Mutter, hab ich ja schon erzählt. Jedenfalls hatte ich nicht so hohe Erwartungen und dann hat es mich fast umgehauen, als auf einmal so ein kleiner, blonder Kerl vor mir stand. Am Anfang hat mich noch so ein Stallknecht genervt, weil der auf den Kleinen stand, aber die haben das geklärt, jedenfalls ging und geht es ziemlich heiß her zwischen uns.“ Leo hob grinsend seine Augenbrauen und aus den Lautsprechern des Laptops klang ein zweistimmiges Lachen.
„Triffst du ihn nach den Ferien wieder? Nein oder? Das ist ja sonst auch nicht deine Art.“ „Naja.“ Leo winkte mich zu sich und ich stand auf, dann zog er mich auf seinen Schoß. Überrascht sahen seine Freunde mich an. „Eigentlich hab ich schon vor ihn wieder zu treffen, weil er sich dreister Weise in mein Herz geschlichen hat und vermutlich nicht vorhat da so schnell wieder zu verschwinden. Mal davon abgesehen, dass ich ihn eh nicht gehen lasse.“
Synchron fingen der Braunhaarige und ich an zu lachen, als seine beiden Freunde uns mit offenen Mündern anstarrten. „Wer bist du und was hast du mit Leo gemacht?“, fragte der schwarzhaarige Junge und schockiert und das Mädchen nickte kräftig. „Frag besser den Süßen, was er mit mir gemacht hat.“, antwortete Leo, nahm mein Kinn und drehte meinen Kopf so zu sich, dass er mich küssen konnte und das war kein einfacher, kurzer Kuss, der einfach nur zeigen sollte, dass wir zusammen waren, nein, der Kuss hatte es in sich und war ziemlich heiß.
„Okay, ich glaub’s dir, nur der echte Leo würde jemanden so vor uns zur Besinnungslosigkeit küssen.“, lachte das Mädchen und Leo ließ grinsend von mir ab. „Schockiert es euch wirklich so sehr, dass ich doch in der Lage bin mich zu verlieben?“, fragte er und schlang seine Arme fester um mich, damit ich nicht von seinem Schoß fiel. „JA!“, kam es laut und kräftig von dem Jungen auf dem Monitor.
„Also, darf ich vorstellen, meine beiden besten Freunde wie sie sind und wie ich sie am liebsten mag. Charly und Sven.“, stellte mir Leo die beiden nun endlich vor und das Mädchen winkte, während der Junge fassungslos den Kopf schüttelnd einen Schluck von seiner Cola nahm.
„Und das ist Daniel.“, fügte er hinzu, deutete auf mich und legte dann seinen Kopf auf meine Schulter. „Gott, seid ihr süß. Ich freu mich ja schon euch zusammen zu sehen, also so richtig. Wenn du es wirklich geschafft hast das Herz von dem Kerl da zu erweichen, obwohl ich immer dachte, dass er keins hätte, dann Glückwunsch, das hat noch keiner geschafft.“, plapperte Charly und ich lachte, als Leo neben mir knurrte. „Dann bin ich ja wirklich was besonders.“, grinste ich. „Das bist du so oder so.“, antwortete Leo und küsste meinen Hals.
„Erde an Sven, bist du noch anwesend?“ Charly fuchtelte mit der Hand herum und Sven zuckte bei der Erwähnung seines Namens zusammen. „Ja, bin ich. Aber ich muss immer noch verarbeiten, was ich da gerade gehört habe. Leo und eine Beziehung, das ist wie ein achtes Weltwunder.“, grummelte der Schwarzhaarige, was allgemeines Gelächter auslöste.
„Wann kommst du wieder?“, wollte das blonde Mädchen wissen. „In drei Tagen.“, nuschelte mein Freund leise und zog mich noch ein bisschen näher zu sich. „Dann will ich einen ausführlichen Bericht, das ist dir klar, oder?“, grinste sie und Leo nickte. „Aber jetzt nutzt mal die restliche Zeit sinnvoller, als euch von mir nerven und von Sven fassungslos anstarren zu lassen.“, schlug sie vor und lachte, Leo und ich grinsten.
„Dann bis in drei Tagen und bis in drei Wochen Daniel.“, verabschiedete Charly sich und ihr Bild verschwand. „Ich versuch dann mal das irgendwie zu verarbeiten. Aber viel Glück euch beiden, oder was man an dieser Stelle auch immer sagt. Wir sehen uns dann.“ Auch Sven schloss sein Chatfenster, Leo fuhr den Laptop herunter und klappte ihn zu.
„Ich mag deine Freunde, glaub ich.“, grinste ich. „Geschockt haben wir sie allemal.“, lachte Leo, stand auf und trug mich dabei zum Bett. „Aber du hattest keine hohen Erwartungen, als du herkamst und ich habe dich umgehauen?“, hackte ich nach, als er sich über mich kniete. „Mehr als das.“, gestand er und erstickte jedes weitere Wort in einem Kuss.
Aber ich wollte auch gar nicht mehr reden, ich wollte nur noch genießen.
Ich konnte gar nicht direkt sagen warum, aber es war mir irgendwie wichtig, dass Charly und Sven Daniel kennen lernten, bevor sie ihn in drei Wochen wirklich sahen. Es war so unglaublich lustig gewesen, wie die beiden den Blonden und mich angestarrt hatten und nicht fassen konnten, dass ich, ihr bester Freund, Fan von One-Night-Stands und Herzensbrecher Nummer eins, einen Freund hatte. Eine Beziehung, etwas, was ich immer kategorisch abgestritten und abgelehnt hatte. Dann kam Daniel und warf alle meine Prinzipien über den Haufen, so schnell konnte es gehen.
„Morgen muss ich ganz alleine ins Bett gehen.“, jammerte Daniel und sah mich mit seinen blauen Kulleraugen an, im Imitieren unserer kleinen Geschwister war er wirklich gut. „Ich doch auch.“, antwortete ich und zog den Kleineren noch näher zu mir, auch wenn er eh schon halb auf mir lag. In dem Moment war mir nichts nah genug.
„Vielleicht kann ich dich ja betäuben, in meinen Koffer stecken und heimlich mit nach Hause nehmen.“, wisperte ich in das Ohr meines Freundes und fuhr die Kontur seiner Ohrmuschel mit der Zunge nach. Leise kicherte er und drehte den Kopf zu mir. „Bei dem Berg an Klamotten, den du mit hast, pass ich da sowieso nicht mehr rein.“ „Ey, so viel ist das nun auch wieder nicht.“, beschwerte ich mich und versuchte Daniel entrüstet anzusehen. „Ist ja gut.“, wehrte er lachend ab, trotzdem packte ich mit einer Hand seinen Oberschenkel und kitzelte ihn dort, an seine Rippen traute ich mich noch nicht.
„Leo, lass das! Bitte!“, keuchte der Blonde und versuchte meine Hand abzuschütteln, was ihm nicht gelang, also ließ ich gnädiger Weise von ihm ab. Bevor Daniel dann noch etwas sagen konnte, drückte ich ihm einfach meine Lippen auf und sein leises Seufzen verriet mir, dass er damit vollkommen einverstanden war.
„So gehst du Diskussionen also aus dem Weg? Vielleicht sollte ich öfter mit dir diskutieren.“, überlegte der Kleinere laut und grinste mich an. „Du kannst mich auch einfach direkt küssen und dir die Zeit, die sonst für die Diskussion verloren geht, damit sparen. Also das find ich persönlich sogar noch besser.“ Wir fingen beide an zu lachen und er schmiegte sich an mich. Sehnsüchtig vergrub ich ein Gesicht in den blonden Haaren und wäre die nächsten drei Wochen gerne noch genau so liegen geblieben.
Dann verliebte ich mich mal und dann kam direkt so was. Das war ja typisch, wie hätte es auch anders sein sollen?
Obwohl wir nichts großartig anderes machten, als auch die Abende zuvor, war er trotzdem besonders schön, vielleicht einfach, weil er nichts Besonderes war. Wir ließen uns einfach von dem Fernsehprogramm berieseln, das auch schon mal besser war und schwiegen uns angenehm an. Seitdem er aus dem Krankenhaus entlassen wurde, machten wir fast nichts anderes, als in dem Bett von einem von uns zu liegen, eigentlich kamen wir nur zum Essen heraus und igelten uns sonst vollständig ein.
„Darf ich dein T-Shirt hier behalten?“, fragte der Blonde aus dem nichts heraus und lächelte mich an. „Das, was ich an habe? Wenn du willst.“ Er nickte und ich zog es kurzer Hand aus. „Danke.“, murmelte er und streichelte über meinen Bauch, damit brachte er meine Haut zum Kribbeln.
Sanft küsste ich ihn und neckte mit meiner Zunge die des Blonden, verlor mich in diesem Spiel. Wie von selbst glitten meine Hände unter sein Shirt, liebkosten die weiche Haut, seine Brustwarzen und ich freute mich über das leise Keuchen aus Daniels Mund, als ich zärtlich in seinen Nacken biss. Ungeduldig zog ich den Stoff von seinem Oberkörper und musterte ihn kurz, ich fand ihn so hinreißend und irgendwie schön, perfekt.
Bei dieser Gefühlsduselei erkannte ich mich selbst schon fast nicht mehr wieder und hielt in meinen Bewegungen inne, musterte ihn weiter. Aber ich fand ihn wirklich so unglaublich perfekt und vielleicht war er das ja auch nur, weil ich mich in ihn verliebt hatte, aber das reichte ja. Ich war einfach noch nie so verliebt gewesen. Eigentlich war ich sogar noch überhaupt nie verliebt gewesen.
„Was ist?“ Daniel hatte mein Zögern bemerkt und sah mich unsicher an. „Nichts. Ich war nur kurz abgelenkt von meinen Gedanken.“, erklärte ich und lächelte, aber das Lächeln gefror direkt wieder ein, als ich die ängstlichen Züge in Daniels Gesicht sah. „Was hast du?“, fragte diesmal ich und legte mich wieder neben ihn, um ihn auch nicht weiter so anzustarren.
„Was für Gedanken?“ „Ich finde dich so perfekt und toll und wunderschön und alles und bei diesen Gedanken hab ich mich selbst gar nicht wieder erkannt, so etwas hab ich noch nie gedacht und dann hab ich erkannt, dass das daran liegt, dass ich zum ersten Mal verliebt bin.“, beantwortete ich die Frage und Daniel atmete erleichtert aus.
„Ich dachte schon, du hältst uns nicht mehr für eine so gute Idee.“, nuschelte er an meine Brust und ich legte beruhigend eine Hand auf seinen nackten Rücken. „Es gibt keine bessere Idee als uns beide.“, flüsterte ich und hauchte ihm einen Kuss auf die Haare.
„Ich sollte nicht immer so viel Zweifeln.“, stellte der Blonde fest und sah mich an. „So wie ich mich benommen habe, darfst du zweifeln, aber du musst es auf keinen Fall. Das verspreche ich dir.“ Wie um meine Worte zu untermauern, küsste ich ihn zärtlich und streichelte durch seine Haare.
„Du machst mich schon zu einem Romantiker, das sollte was heißen.“, grinste ich anschließend schief und auch Daniel lächelte wieder. „Solange ich davon profitiere, ist ja alles gut.“ „Und ob du davon profitieren wirst.“, murmelte ich und widmete mich wieder dem Hals des Kleineren.
Wir kuschelten den Rest des Abends, nachdem ich Daniel noch einen Knutschfleck verpasst hatte. Normalerweise wäre ich über jeden halbnackten Kerl, der mit mir in einem Bett lag, hergefallen wie ein ausgehungerter Wolf, aber bei Daniel hatte ich so ein Bedürfnis, ich wollte ihn lieber an meiner Seite liegen haben und süße Sachen in sein Ohr flüstern, den Geschmack seiner Lippen kosten und die weiche Haut berühren.
Vielleicht sollte ich ihn doch betäuben und mit nach Hause nehmen, es bestand die Gefahr, dass ich elendig an einem Daniel-Entzug zu Grunde ging.
Ich verfluchte die Sonne, die am nächsten Tag durch mein Fenster schien und mich damit weckte. Der Tag von Leos Abreise war gekommen und mich überkam schon eine große Welle von Sehnsucht, obwohl der Braunhaarige noch neben mir lag und friedlich schlief. Er lächelte leicht und hatte seinen Arm über meinen Bauch gelegt, ich konnte also nicht aufstehen ohne ihn dabei zu wecken. Aber das wollte ich sowieso nicht, ich wollte ihm dem Rest des Tages nicht mehr von der Seite weichen.
„Du bist schonwieder vor mir wach.“, gähnte Leo und streckte sich ein wenig. „Mhm.“, brummte ich nur und rollte mich auf meinen Freund. „Wann fahrt ihr?“, wollte ich wissen. „Nach dem Mittagessen.“ Seufzend legte ich meinen Kopf auf seine nackte Brust und kuschelte mich an ihn. „Ich werde dich so vermissen.“, nuschelte ich und Leo legte beide Arme um mich, strich über meinen Rücken. „Ich dich auch.“ Er drückte sein Gesicht in meine Haare und wir blieben eine Weile so liegen.
„Gehen wir duschen?“ „Ich will nicht aufstehen.“ Leo packte meine Hüften und hob mich von sich runter. „Ich auch nicht, aber uns bleibt sowieso nichts anderes übrig.“ „Na schön.“, gab ich mich geschlagen und wir machten uns auf den Weg in das angrenzende Bad.
Frisch geduscht setzten wir uns dann zu unseren Familien an den Küchentisch und schmierten uns lustlos unsere Brötchen, während unsere Eltern munter miteinander plauderten. „Zieht doch nicht solche Gesichter, es sind doch nur drei Wochen.“, versuchte meine Mutter uns aufzumuntern und ich sah sie an. Bisher hatte niemand Leos und meine Beziehung so konkret angesprochen, kein Wunder, wir hatten ja auch nichts darüber gesagt. Davon mal abgesehen, dass es eh unübersehbar war.
„Ich glaube auch, dass ihr das locker schafft.“, warf Kaja ein und lächelte. „Was ist denn nach drei Wochen?“, fragte mein kleiner Bruder und ich wusste nicht so richtig, was ich antworten sollte. „Dann sind die Sommerferien vorbei und Daniel fährt wieder auf das Internat und wir sehen uns wieder und da freuen wir uns schon drauf, weil wir uns so gut verstehen.“, erklärte Leo lächelnd und ich atmete erleichtert auf.
„Hast du schon gepackt?“, erkundigte die Mutter des Braunhaarigen sich und er schüttelte den Kopf. „Mach ich gleich.“, murmelte er mit vollem Mund. Wir aßen also beide so schnell es ging auf und trotteten in sein Zimmer.
Während er seine ganzen Sachen in den Koffer donnerte, lag ich ausgestreckt auf dem Bett und bemitleidete uns innerlich schon. „Im Koffer ist wirklich kein Platz mehr. Schade, ich hätte dich da wirklich gerne reingezwängt.“, scherzte Leo, aber irgendwie konnte er mich damit auch nicht mehr aufmuntern. Er warf sich neben mich auf das Bett und stützte sich seitlich mit dem Arm ab.
„Mach nicht so ein Gesicht, lächle wenigstens, damit ich mich besser daran erinnern kann.“, bat er und ich lächelte wirklich ein bisschen. „Viel besser. Steht dir auch viel besser. Obwohl ich dich selbst mit dem traurigsten oder wütendsten Gesichtsausdruck immer noch wahnsinnig niedlich finde.“, flüsterte er mir ins Ohr und ich schlug halbherzig nach ihm. Geschickt griff Leo nach meinen Handgelenken und hielt sie einfach fest.
„Werde ich jetzt für jedes Kompliment geschlagen?“, schmollte er und ich grinste. „Nein, nur für besonders schöne.“ „Na toll. Dafür will ich ne Entschädigung.“ Leo kniete sich über mich und küsste mich zärtlich. „Du bist trotzdem niedlich.“, stellte er anschließend fest und erstickte weiteren Protest in weiteren Küssen, bis es an der Tür klopfte und wir uns wiederwillig trennten.
„Bist du fertig mit Packen? Wir wollen die Koffer schon mal ins Auto schaffen.“ Leos Vater stand im Türrahmen und der Braunhaarige sprang auf, um die letzten Sachen in seinem Koffer zu verstauen, dann nahm sein Vater sie mit. Mein Freund kam wieder zurück zu mir und wir lagen eine Weile einfach nur nebeneinander.
„Wenn du Schule dann an dem Montag anfängt, wann kommst du an?“, wollte Leo wissen. „Am Samstag davor.“ „Kommst du dann zu mir? Und schläfst bei mir?“ „Natürlich.“, stimmte ich zu und bekam dafür noch einen sanften Kuss auf die Lippen gedrückt.
Das Mittagessen war schon fast die Hölle. Einerseits wollte ich, dass es nie vorbei sein würde und auf der anderen Seite wollte ich so schnell wie möglich von diesem Tisch verschwinden. Hunger hatte ich keinen und auch Leo stocherte lustlos in den Nudeln auf seinem Teller herum.
„Eine halbe Stunde habt ihr noch, also geht schon.“, scheuchte die Mutter meines Freundes uns schließlich liebevoll davon, also standen wir auf und verließen das Haus. Unser Ziel war der Heuboden.
„Du weißt, dass es eigentlich unfair ist, wenn du was von mir hier behältst, aber ich nichts von dir mitnehmen darf?“, fragte Leo leise und legte von hinten seine Arme um mich, als wir die Leiter hochgeklettert waren. „Was willst du denn haben?“ „Auch ein Kleidungsstück, irgendwas, was nach dir riecht.“, verlangte er und hauchte kleine Küsse in meinen Nacken. „Dann gebe ich dir gleich noch was, du musst doch eh noch deinen Rucksack holen.“
Wir standen noch eine Weile so umschlungen, bis ich mich in Leos Armen umdrehte. „Wir sollten wieder runter gehen.“ Langsam nickte der Braunhaarige und neigte dann seinen Kopf, um mich zu küssen. „Drei Wochen. 21 Tage, wie soll ich das aushalten ohne dich? Oh man, was hast du nur mit mir gemacht?“, hauchte Leo an meine Lippen, dann entließ er mich aus seiner Umarmung.
Während er also seinen Rucksack holte, suchte ich in meinem Zimmer ebenfalls nach einem Shirt, das er mitnehmen konnte. Als er dieses in sein Gepäckstück gestopft hatte, verließen wir das Haus. Mitten auf dem Hof stand schon das Auto, Jana saß schon auf dem Rücksitz, die Tür war noch geöffnet und sie redete mit Lars. Unsere Eltern verabschiedeten sich gerade, als Toni aus dem Stall kam.
„Pass mir bloß auf Daniel auf, wenn ich was anders höre, komm ich dich besuchen und glaub mir, das willst du nicht.“, warnte er Leo, grinste dann aber und die beiden schlugen sich freundschaftlich auf die Schultern. „Keine Sorge, du kannst beruhigt hier bleiben.“, versprach Daniel und legte einen Arm um meine Schultern. Dann brach die allgemeine Verabschiedung aus und es wurde erst wieder ruhiger, als Leos Eltern schon im Wagen saßen.
Wir telefonieren, ja? Ich vermisse dich jetzt schon so sehr.“, jammerte ich an Leos Schulter, als er mich in seine Arme zog. „Jeden Tag. Und den Rest der Zeit denke ich an dich.“ Ich musste mich schwer zusammen reißen, um nicht anzufangen zu heulen. „Tschüss.“, flüsterte ich, zu mehr war ich nicht in der Lage, küsste meinen Freund noch einmal und schob ihn dann Richtung Auto. „Jetzt geh, bevor ich es mir anders überlege und dich im Stall einsperre.“ Meine Augen brannten und wenn er jetzt nicht endlich ging, dann würden sich die Tränen wirklich noch ihren Weg suchen und das wollte ich nicht.
„Bis dann.“ Leo hob winkend die Hand, dann stieg er ein und die Autotür fiel zu. Mit brummendem Motor verließ das Auto den Hof und er drehte sich um, winkte durch die Heckscheibe, ich winkte zurück, bis sie nicht mehr zu sehen waren.
„Die Zeit wird schneller vergehen, als du denkst.“, versuchte Kaja mich aufzumuntern und legte einen Arm um mich. „Sei mir nicht böse, aber ich will jetzt allein sein.“ Ich wand mich aus ihrer Umarmung und ließ zurück zum Heuboden, dort warf ich mich in den Haufen, auf dem wir nach dem Dorffest gelegen hatten und ließ den Tränen freien Lauf.
So eine Scheiße!
Leo
Der Abschied viel mir so schwer und ich spürte, wie Daniel seine Tränen zurückhalten musste. Als ich die Autotür hinter mir zuzog, hallte der Knall seltsam in mir wieder. Jana war zum Glück schon mit ihrem Malbuch beschäftigt und meine Eltern so taktvoll, um nichts zu sagen.
Aus meinem Rucksack kramte ich meinen iPod und sah wehmütig auf Daniels Shirt, nachdem der Hof nicht mehr in Sichtweite war.
Zum Glück schlief ich ein, während die Musik in meinen Ohren alle Umweltgeräusche verschluckte. Das Einzige, was ich in meinen Träumen sah, war Daniel. Mal glücklich, mal traurig, verzweifelt, wütend, lächelnd oder richtig lachend.
Gott, das würden die längsten drei Wochen meines Lebens werden.
Leo
Die ersten zwei Tage waren furchtbar, eigentlich lag ich nur in meinem Bett oder saß vor meinem Laptop, immer Daniels T-Shirt in Reichweite, um den vertrauten Duft einatmen zu können, wenn mir der Sinn danach stand. Bisher hatten Daniel und ich jeden Abend telefoniert und es tat gut seine Stimme zu hören, auch wenn dieser anzumerken war, dass es ihm nicht viel besser ging als mir.
Am dritten Tag standen schließlich Charly und Sven vor der Haustür. Meine Eltern waren mit Jana in den Zoo gefahren, eigentlich war ein Familienausflug geplant und normalerweise hätten meine Eltern auch darauf bestanden, dass ich mitkam, nachdem ich abgelehnt hatte, fragten sie nicht weiter nach und fuhren ohne mich.
Da ich mich aber nicht ewig vor meinen besten Freunden verstecken konnte, ließ ich sie wohl oder übel rein. Außerdem hatten sie Eis, Kekse, Chips und Gummibärchen dabei, zusätzlich zu den Rucksäcken auf ihren Rücken. Diese Kombination war ein eindeutiges Zeichen, nämlich, dass dieser Tag in einer langen Nacht mit viel Essen und Gesprächen enden würde, da die beiden sich offenbar für diese Nacht bei mir einquartieren wollten.
Ich hatte weder Lust sie abzuwimmeln, noch hätte ich eine Chance gehabt und ich sah auch ein, dass mir ein bisschen Abwechslung ganz gut tun würde.
„So, jetzt will ich alles wissen, von Anfang an.“, verlangte Charly, nachdem ich die große Gäste Matratze aufgepumpt, Sven Schalen für das ganze Essen aus der Küche geholt und Charly schon zwei Filme aus meinem Regal herausgezogen hatte. „Mich würde es auch brennend interessieren, wie der Kleine es geschafft hat dich zu erweichen. Bisher hatte ich das wirklich für unmöglich gehalten.“, warf Sven ein und ich gab mich seufzend geschlagen.
Auf meinem Bett auf dem Bauch liegend fing ich also an und erzählte alles, was mir einfiel. Ich berichtete davon, welchen ersten Eindruck ich von Daniel hatte, was ich zwischen ihm und Toni beobachtet hatte, von dem Seebesuch, bei dem man uns gestört hatte. Erzählte von Tonis Eifersuchts-Attacken mir gegenüber, meiner Belohnung, wenn auch ohne Details, nach der Reitstunde, wobei Charly und Sven die Vorstellung von mir auf einem Pferd besonders lustig fanden. Das Dorffest, Olli, Adrian und unser Ausflug in die Stadt fanden auch Erwähnung und schließlich kam ich zum schwersten Teil, als ich Daniel abgewiesen dieser daraufhin einen Unfall gehabt hatte.
Charly bedachte mich dabei mit einem Blick, der mir sagen sollte, was sie davon hielt und das stimmte ungefähr mit dem überein, was Adrian mir bei unserem Telefonat an den Kopf geklatscht hatte. Mit der Erzählung von unserer Versöhnung konnte ich das blonde Mädchen aber wieder milde Stimmen und nachdem ich noch unseren Abschied geschildert hatte, erntete ich sogar etwas Mitleid, auch von Sven.
„Es hat dich ja wirklich richtig erwischt.“, stellte mein bester Freund erstaunt fest und griff nach der Schale mit den Gummibärchen. „Ich hätte das auch nie von mir gedacht. Aber jetzt vermisse ich ihn einfach nur noch wahnsinnig und es sind gerade mal drei Tage um.“, jammerte ich und Charly sprang auf.
„Dann gucken wir jetzt zum Ablenken einen Film.“, bestimmte sie und schob eine der DVDs, die sie vorhin ausgesucht hatte, in den dafür vorgesehenen Player. Dann hopsten die beiden zu mir auf mein Bett und wir folgten entspannt der Handlung eines Thrillers.
Zwei Wochen waren um, es war Montag und am folgenden Samstag würde Daniel endlich wiederkommen. Meine Freunde hatten alles getan, um mich ein bisschen abzulenken, wenn wir nicht im Freibad waren, waren wir feiern oder Fußball spielen, an einem Tag hatten die beiden sogar eine Radtour mit Picknick geplant. Ohne die beiden hätte ich die Zeit wirklich nicht durchgehalten.
Auch Jana hatte bemerkt, dass mit mir nicht alles stimmte und sie wollte besonders oft mit ihr spielen und ich tat es sogar manchmal. Zum ersten Mal war ich wirklich richtig froh eine kleine Schwester zu haben. Sogar meine Eltern waren nachsichtig mit mir, was meinen Umgangston betraf. Wäre nicht diese wahnsinnige Sehnsucht gewesen, wäre die Zeit wirklich angenehm gewesen, aber so nahm ich all diese Dinge nur am Rande war.
„Knapp eine Woche und ich kann dich endlich wiedersehen.“, seufzte ich am Abend ins Telefon. „Ja, endlich.“ Daniel war an diesem Tag irgendwie komisch, als ich nachfragte, sagte er, es sei nichts mit ihm und ich ließ das Thema auf sich beruhen. Das Telefonat war ungewöhnlich kurz, Daniel sagte, er sei müde. Enttäuscht legte ich schließlich auf.
Der ganze Tag war schon nicht so toll gewesen, trotz der Nachsicht meiner Eltern hatte meine Mutter mich zum Aufräumen genötigt und war ebenfalls den ganzen Tag komisch gewesen.
Mürrisch kroch ich also in mein Bett und versuchte zu schlafen. Je schneller mir das gelang, desto schneller fing ein neuer Tag an und ich war Daniel ein Stück näher.
Daniel
Es war furchtbar ohne Leo, ich fühlte mich leer, einsam und verlassen. Ich machte viele Ausritte mit Trevor, war aber wesentlich vorsichtiger und aufmerksamer, noch so einen Unfall wollte ich wirklich nicht riskieren.
Toni und Kaja gaben sich die beste Mühe mich abzulenken und mir zu helfen und ich bemerkte dabei, wie auch Toni meine Schwester mehr und mehr anders ansah.
„Du stehst auf Toni.“, stellte ich nach einer Woche allein-sein fest, als Kaja in mein Zimmer kam und mir ein Stück Himbeertorte brachte, die Himbeeren dazu hatte ich am Vormittag zusammen mit Lars gesammelt. „Wie kommst du darauf?“ Sie lief rot an und das reichte mir schon um zu wissen, dass ich Recht hatte. „Sparen wir uns den Teil und du erzählst mir einfach ein bisschen, was passiert ist, bevor die Ferien angefangen haben.“
Geschlagen ließ Kaja sich auf meinem Bett nieder und erzählte. Dabei stellte sich heraus, dass sie Toni schon eine ganze Weile anschmachtete, der aber nicht reagierte. Kein Wunder, er war ja davor auch hinter mir her, aber das erzählte ich meiner Schwester nicht, es war unwichtig.
„Dir ist klar, dass er dich aber schon beobachtet? Frag ihn doch einfach, ob ihr nicht morgen in die Stadt wollt oder so was.“, schlug ich vor. „Ach Quatsch, das bildest du dir ein.“ „Kaja!“, sagte ich mit warnender Stimme und hob eine Augenbraue. „Wenn du es nicht versuchst, weißt du doch nie, was Sache ist. Also bewegst du morgen deinen Hintern nach dem Frühstück in den Stall oder ich erledigte das für dich.“
„Ist ja gut. Man, bist du gereizt.“, grummelte die Braunhaarige und ich lachte auf. „Nicht gereizt, nur gewillt, dass meine Schwester glücklich ist.“ „Ja klar. Jetzt iss den Kuchen, sonst warst du umsonst Himbeeren sammeln. Bis morgen.“ Lächelnd verließ sie mein Zimmer und ich widmete mich dem Kuchen. Die Kratzer an meinen Armen von den Büschen hatten sich auf jeden Fall gelohnt, der Kuchen war ein Traum.
Zwei Tage später kam ich nichts ahnend in den Stall, weil ich einen Ausritt machen wollte und sah dabei Toni und Kaja. Meine Schwester lehnte an einer Boxentür und ließ sich sanft von Toni küssen. Grinsend verließ ich den Stall wieder und hoffte, dass sie mich nicht gesehen hatten. Dass ich Recht gehabt hatte, war mir klar gewesen, dass die beiden das so schnell auf die Reihe kriegen würden, hatte ich weniger gedacht, aber auch ich konnte mich irren.
Zwar keimte durch das eben Gesehene auch wieder die Sehnsucht nach Leo in mir auf, auch wenn ich versuchte sie Tagsüber relativ erfolgreich zu verdrängen, aber wenn die beiden glücklich waren, dann war das in Ordnung.
Es war Montag und am Samstag würde ich endlich bei Leo sein können. An diesem Tag war ich irgendwie nicht so gut drauf, also verbrachte ich den Tag im Bett und versank in irgendwelchen Büchern, auf die ich mich eigentlich gar nicht konzentrieren konnte. Leos Shirt lag neben mir und ich drückte mein Gesicht hinein. Von Tag zu Tag wurde der Geruch immer schwächer und ich seufzte enttäuscht. Als es klopfte, schob ich das Kleidungsstück unter mein Kissen.
„Hast du schon gepackt?“, wollte meine Mutter wissen und ich runzelte die Stirn. „Ich fahre doch erst Samstag, für was soll ich packen?“, wunderte ich mich und sie warf mir einen Umschlag zu. Neugierig riss ich diesen auf und fand darin ein Zugticket für den nächsten Tag. Ich würde am nächsten Tag schon bei Leo sein können!
Glücklich sprang ich auf und umarmte meine Mutter. „Du bist die beste Mutter, die man haben kann.“ „Bedank dich bei Leos Mutter, die kann es nämlich nicht mehr ertragen, ihren Sohn so fertig zu sehen und hat angeboten, dass du bis Schulbeginn dort wohnen kannst. Also los, pack die Koffer und morgen früh bringe ich dich zum Bahnhof.“, lachte sie leise und ich ließ sie los.
„Weiß Leo davon?“ „Nein, es soll eine Überraschung werden, also verrate ihm nichts, wenn ihr heute Abend telefoniert.“ Ich nickte und fing sofort an zu packen. Jetzt wusste ich auch, warum meine Mutter schon alle meine Sachen gewaschen hatte.
Am Abend musste ich mich zusammenreißen, um Leo nichts zu sagen und er schien enttäuscht, als wir ziemlich früh auflegten. Aber ich musste dringend ins Bett, mein Zug fuhr um halb acht am Morgen und der Bahnhof war etwas über eine halbe Stunde mit dem Auto entfernt.
Er würde mir das bestimmt nicht mehr übel nehmen, wenn ich am nächsten Tag überraschend vor seiner Tür stand. Trotz lauter Vorfreude schlief ich schnell ein und freute mich so sehr auf den nächsten Tag, dass ich hätte platzen können vor lauter Glück. Endlich würde ich Leo wiedersehen und musste nicht noch länger waren. Außerdem hatten wir dann noch Zeit bis zum Schulanfang. Zeit, in der wir die zwei Wochen des Vermissens aufholen konnten.
Dienstag. Ein weiterer Tag näher an Daniel, aber trotzdem wachte ich nicht mit meiner besten Laune auf. Der Tag wurde auch nicht besser, als meine Mutter mir mitteilte, dass ich nicht weggehen sollte, sondern, dass ein Familientag im Garten mit Eis, Grillen und Brettspielen geplant war.
Genervt verzog ich mich nach dem Frühstück ins Bad um erst einmal zu duschen. Dies tat ich auch eine Weile, bis mein Vater gegen die Tür klopfte und verlangte, dass ich endlich aus dem Bad kam, immerhin sei ich nicht die einzige Person im diesem Haus, die das Bad nutzen wollte.
Später saß ich tatsächlich im Garten und spielte mit meiner Familie Mensch-ärgere-dich-nicht. Gelangweilt warf ich den Würfel und setzte lustlos meine Figur auf das Spielfeld. Gleichzeitig fragte ich mich, wo die Nachsicht meiner Eltern hin war, da diese mich mit einem auffordernden Blick ansahen, mich zumindest zu bemühen an dem Spiel Spaß zu finden.
Nachdem Jana das Spiel gewonnen hatte, gab es ein besonders großes Belohnungseis für sie und auch ich bekam eine Schale mit Schokoladeneis vorgesetzt. Lustlos rührte ich darin herum, bis es sich in eine braune Pampe verwandelt hatte.
Überrascht drehte ich den Kopf Richtung Haus, als es an der Tür klingelte. „Augen zu!“, befahl meine Mutter und ich mit einem verwirrten und genervten Brummen die Augen. Wir waren doch nicht im Kindergarten!
Meine Mutter verschwand also im Haus und ich hörte ein „Psst.“, als Jana anfing zu kichern und dazu ansetzte etwas zu sagen. Ich wollte gerade die Augen öffnen, weil ich das absolut affig fand, als ich auf einmal weiche Lippen auf meinen spürte. Überrascht riss ich die Augen auf und blickte direkt in Daniels, der mich angrinste.
„Du...aber...du!“, stammelte ich, sprang auf und umarmte ihn stürmisch. „Ja, ich. Und wenn du mich weiter so zerdrückst, dann hast du nicht mehr viel von mir.“, lachte der Blonde und ich ließ ihn los. „Was machst du hier?“, fragte ich, noch immer ungläubig. „Ich kann auch wieder gehen.“ „Bloß nicht!“ „Nein, keine Sorge. Frag doch mal deine Mutter, was ich ihr mache.“, schlug Daniel vor und ich drehte mich um, sogar meine Mutter hatte ein leichtes Grinsen auf den Lippen.
„Ich hab es nicht ertragen dich so fertig zu sehen und deshalb beschlossen Daniel einzuladen die restlichen Ferientage hier zu verbringen.“ Kurzer Hand fiel ich auch meiner Mutter um den Hals und bedankte mich stürmisch. „Deswegen auch das Aufräumen und der Familientag.“, begriff ich und jetzt lachte auch mein Vater.
„Na los, Abmarsch ihr beiden.“ Das ließ ich mir nicht zweimal sagen, also schnappte ich mir Daniels Hand und zog ihn durch die Terrassentür weiter in den Flur hoch in mein Zimmer. Mein Vater hatte sein Gepäck schon hochgebracht.
Ohne großes Zögern schob ich die Tür mit dem Fuß zu, drehte den Schlüssel im Schloss herum und fiel hungrig über den Blonden her, den ich gegen das hölzerne Türblatt drückte. Ungeduldig verlangte ich mit meiner Zunge Einlass und Daniel öffnete breitwillig den Mund. Ich hob ihn etwas an und er schlang seine Beine um meine Hüfte, ohne den Kuss zu unterbrechen trug ich ihn zum Bett und ließ mich mit ihm darauf fallen, sodass Daniel auf mir lag.
„Himmel, wie ich das vermisst habe.“, seufzte ich zwischen zwei Küssen und fuhr immer und immer wieder durch das weiche, blonde Haar. Die Überraschung war auf jeden Fall gelungen und ich konnte es immer noch nicht ganz fassen, dass ich meinen Freund jetzt schon wieder hatte.
„Eigentlich wollte ich am Samstag unbedingt etwas Besonderes mit dir machen. Aber jetzt bin ich ja früher hier. Jedenfalls will ich dich was fragen.“ Mit wund geküssten Lippen, zerzausten Haaren und halbnackt lagen wir eng aneinander in meinem Bett. „Was denn?“, fragte ich nach, weil Daniel nicht weiter sprach. „Ich…also…schläfstdumitmir?“ Ich musste mich wirklich bemühen, um ihn zu verstehen, weil der Blonde den Satz so schnell und nuschelnd ausgesprochen hatte.
Zusätzlich dauerte es eine Weile, bis die Info in meinem Gehirn ankam, aber als ich seine Frage realisiert hatte, freute ich mich. „Ich hab das noch nie gemacht und ich vertraue dir. Aber wenn du nicht…“ „Doch, doch. Ich freu mich so, weil du mir so sehr vertraust.“, versicherte ich und lehnte mich über ihn. „Man bekommt mit alle Tage die Jungfräulichkeit eines Jungen geschenkt und du bist nicht irgendjemand.“, hauchte ich an seine Lippen und platzierte meine eigenen dann vorsichtig darauf, es wurde ein ganz sanfter und unschuldiger Kuss.
„Aber ich will, dass du dir auch wirklich ganz sicher bist.“, verlangte ich anschließend, Daniel nickte, ich könnte aber kein Zögern darin erkennen. „Du weißt auch, dass es wehtun kann? Egal wie vorsichtig ich sein werde. Aber ich verspreche dir, dass ich so vorsichtig sein werde, wie ich kann. Versteh mich nicht falsch, ich würd gern mit dir schlafen, aber ich will nicht, dass du es hinterher bereust.“, erklärte ich.
Ich wusste, wovon ich sprach, immerhin war ich schon einmal in den fragwürdigen Genuss gekommen das Ganze zu fühlen. Seitdem war ich nur noch der aktive Part. Bei Daniel wollte ich auf keinen Fall den gleichen Fehler machen, den man bei mir gemacht hatte, ich wollte, dass es für ihn das schönste Erlebnis wurde, das er bisher in seinem Leben hatte.
„Ich weiß doch, auf was ich mich einlasse und ich weiß auch, dass du mir nicht wehtun willst.“ Der Blonde lächelte mich so liebevoll an, dass ich ihn einfach wieder küssen musste. „Na schön, aber ich will, dass es was Besonders wird.“ „Du bist so süß.“, grinste Daniel und legte seine Arme um meinen Nacken. „Ich sag doch, du machst mich zu einem Romantiker.“, antwortete ich und wuschelte durch seine blonden Haare. Ich wollte es nicht übertreiben, aber ich wollte, dass es schön wurde. Vor allem, weil es Daniels erstes Mal war.
„Ich würde ehrlich gesagt gerne duschen, nach fast sieben Stunden Zug fahren, wäre das wirklich angenehm.“ Daniel wandte sich aus meinen Armen und krabbelte vom Bett. „Einfach geradeaus über den Flur, da ist das Bad. Lass dir Zeit. Viel Zeit.“ Ich grinste geheimnisvoll und Daniel kramte in seiner Tasche nach frischen Klamotten. „Handtücher sind auch im Bad.“, sagte ich noch, als er sein Duschgel zu Tage förderte.
„Dann bis später.“, lachte er und verließ mein Zimmer. Jetzt musste ich mir nur noch etwas einfallen lassen. Aufgeräumt war bereits, das Bett frisch bezogen. Ich stellte erst einmal sicher, dass sich in meiner Nachttischschublade die nötigen Utensilien befanden und fand beides vor. Als nächstes ließ ich mein Rollo herunter und stellte es so ein, dass nur noch ein wenig Tageslicht herein kam und man zumindest noch etwas sah.
Hastig lief ich nach unten und in der Küche fand ich ein paar Teelichter. Eigentlich war das kitschig, aber ich wollte es ein bisschen kitschig, irgendwie fand ich das angebracht und ich konnte mir auch vorstellen, dass Daniel das gefallen würde. Im Küchenschrank fand ich zwei Tafeln Vollmilchschokolade und mir kam spontan eine Idee, die ich ziemlich gut fand. Ich kramte einen Topf aus dem Schrank und brach die Schokolade in Stücken, die ich dann in den Topf warf.
Ich hoffte, dass die Schokolade in der Mikrowelle anständig schmolz und während das Küchengerät rauschte, schnappte ich mir Erdbeeren, Kiwis und eine Banane aus der Obstschale, wusch, schälte und schnitt das Obst klein, ehe ich es auf Holzspieße steckte. Als dann auch meine Schokolade geschmolzen war ohne anzubrennen, holte ich den heißen Topf aus der Mikrowelle und stellte ihn auf eine Topfunterlage. Die Spieße hielt ich über den Topf und goss mit einem Löffel das flüssige Süßzeug über die Früchte, während ich jeden Spieß gleichmäßig drehte, damit überall Schokolade landete.
Vermutlich würden sie von der Seite, auf der sie lagen später nicht mehr so schön aussehen, aber das war ja egal. Halbherzig räumte ich die Küche wieder auf und packte die Spieße auf einem Holzbrett in den Kühlschrank, bevor ich mit den Teelichtern in mein Zimmer filzte.
Daniel hielt sich wohl an meine Anweisungen, zumindest war er noch nicht wieder da und ich stellte ein paar der Kerzen auf, nicht zu viele, aber so, dass es schön aussah. Zufrieden betrachtete ich mein Werk.
„Mach auf, ich bin's.“, rief ich durch die Badezimmertür und der Schlüssel wurde kurz danach im Schloss herum gedreht. Der blonde stand mit dem Rücken zu mir, als ich das Bad betrat und hinter mir wieder abschloss, er war nackt. Ich schlüpfte ebenfalls aus meinen Klamotten und umarmte ihn von hinten. „Ich will auch noch duschen, kommst du nochmal mit?“ Seine Haare waren nass und auch auf seiner Haut waren noch einige Wassertropfen, er war wohl gerade erst fertig geworden.
„Klar.“ Daniel drehte den Kopf halb zu mir und lächelte. Ich zog ihn mit unter die Dusche und stellte das Wasser auf eine lauwarme Temperatur. Angenehm kühlend wirkte es und ich schloss genießerisch die Augen, erinnerte mich gleichzeitig an den Tag, als Daniel und ich auf dem Hof das erste Mal zusammen geduscht hatten.
Wieder seifte der Blonde mich ein und ich lehnte mich entspannt gegen die kalten Fliesen, als ein angenehmes Kribbeln meinen Körper erfasste. Er reizte mich nicht direkt an meinen empfindlichsten Stellen, aber es fühlte sich unbeschreiblich gut an, die die Hände des Kleineren über meine Haut fuhren.
Wir stiegen aus der Dusche und ich legte Daniel ein Handtuch um die Schultern, bevor ich mir selbst eins aus dem Regal nahm. Ich band es mir um die Hüften und wendete mich wieder meinem Freund zu. Sanft rubbelte ich mit dem Handtuch über seine Haut und trocknete ihn langsam ab. Der Blonde hatte genießerisch die Augen geschlossen und ich hauchte ihm kleine Küsse auf sein Gesicht, bleib schließlich an seinen Lippen hängen und wir versanken wieder in einem langen Kuss, bis wir keine Luft mehr bekamen.
„Komm, wir gehen wieder in mein Zimmer, das ist gemütlicher.“, flüsterte ich ihm zu und wir zogen uns jeder ein Paar Shorts an. Warum Kleidung anziehen, die sowieso recht bald wieder von unseren Körpern verschwinden würde?
Vor meiner Tür blieb ich stehen und Daniel sah mich lächelnd an. „Augen zu.“, verlangte ich und legte zusätzlich noch meine Hände über die geschlossenen Augen des Blonden. Dann stieß ich meine Zimmertür auf und schob ihn vor mir her. „Augen wieder auf.“ Mit einer ausladenden Geste nahm ich die Hände aus dem Gesicht meines Freundes und dieser drehte sich zu mir um.
„Du bist wirklich süß. Das sieht toll aus.“ Liebevoll lächelte er mich an und legte seine Arme um meinen Nacken. „Nicht zu kitschig?“, fragte ich nach und er schüttelte den Kopf. „Nein, es ist perfekt.“ Unsere Lippen streiften sich nur, dann schob ich den Blonden sanft von mir. „Mach’s dir bequem, ich bin gleich wieder da.“
Aus der Küche holte ich meine Schokoladenspieße, die inzwischen einigermaßen fest geworden waren, zwei Gläser und eine Flasche Eistee. Gut, das war vielleicht nicht gerade sehr romantisch, aber wir mochten Eistee, also sprach ja nichts dagegen.
Als ich zurück in mein Zimmer kam, saß Daniel im Schneidersitz auf meinem Bett und sah mich erwartungsvoll an, als ich das Tablett mit meiner Beute zum Bett balancierte. Der Blonde regte den Hals, um zu sehen, mit was ich auf ihn zukam und er grinste glücklich, als er die Schokospieße sah. „Wann hast du die denn gezaubert?“ „Als du duschen warst.“ Ich stellte das Tablett auf den Boden und mein Freund zog mich über ihn auf das Bett.
„Hier wird man ja verwöhnt wie ein König.“, lachte er. „Du bist ja auch mein Dornröschen.“ Flink schnappte Daniel nach meinem Hals und biss zärtlich hinein, gespielt schmerzerfüllt schrie ich auf. „Außerdem bin ich dir hoffnungslos verfallen.“, fügte ich hinzu und angelte einen Spieß von dem Tablett.
Auffordernd hielt ich dem Blonden diesen vor den Mund und er zog ein Obststück von dem Holzspieß. Genießerisch verdrehte er die Augen und leckte sich provozierend über die Lippen. Ich nahm das nächste Obststück vorsichtig zwischen meine Lippen und neigte meinen Kopf auffordernd zu dem Blonden nach unten. Vorsichtig biss dieser die eine Hälfte ab, dabei berührten sich unsere Lippen kurz.
Auf diese Art und Weiße aßen wir den Spieß auf und Daniel hielt meine Hand fest, als ich noch einen Spieß von dem Tablett nehmen wollte. „Die können wir auch später noch essen.“, hauchte er an meine Lippen und leckte etwas Schokolade aus meinem Mundwinkel. „Na schön.“
Plötzlich fiel mir noch etwas ein und ich sprang auf. In meinem CD-Regal kramte ich ein bisschen herum und fand schließlich, was ich suchte. Schnell hatte ich meine Musikanlage zum Laufen gebracht und leise Gitarrenklänge erfüllten den Raum, kurz darauf gesellte sich noch die Stimme eines Sängers hinzu. „Coldplay.“, stellte mein Freund erstaunt fest und ich kam nickend zurück zum Bett.
„Du gibst dir so viel Mühe.“ Der Blonde schien gerührt zu sein und das wiederrum machte mich glücklich. „Für dich würde ich auch alles tun. Außer von einer Brücke springen vielleicht. Obwohl, wenn genug Wasser darunter ist.“, überlegte ich laut und grinste. Wenn ich nicht so verliebt gewesen wäre, hätte ich mich schon längst gefragt, was mit mir los gewesen war, vermutlich hätte ich meinen Kopf sogar gegen die nächste Wand gedonnert.
„Damit hast du wieder mal bewiesen, dass du ein absoluter Spinner bist. Aber das find ich gar nicht schlimm, immerhin bist du mein Spinner.“ Daniel lächelte und schlang seine Beine um meine Hüfte, da ich eh auf ihm lag, presste er mich damit fest an sich. „Und jetzt halt den endlich den Mund.“, verlangte er mit rauer Stimme und zog mich zu einem Kuss heran.
Seine Beine umklammerten noch immer meine Hüfte und ich spürte, dass sich in seinen Shorts deutlich etwas abzeichnete, bei mir war das aber auch nicht anders und ich fing an langsam und aufreizend meine Hüfte kreisen zu lassen. Der Blonde stöhnte leise zwischen unseren Küssen und vergrub eine Hand in meinen Haaren, mit der anderen suchte er Halt an meinem Rücken und hierließ damit ein paar oberflächliche Katzer.
Ich richtete mich etwas auf und kniete mich über den Jungen unter mir, stich sanft an seinen Seiten auf und ab und begann dann seine Burstwarzen zu necken. Er legte den Kopf etwas in den Nacken und keuchte, dieses Keuchen ging in ein Stöhnen über, als ich meinen Mund und meine Zunge auf Erkundungstour über seinen Körper gleiten ließ.
Daniel hatte so schöne, weiche Haut und sie war makellos. Die Katzer und blauen Flecken von dem Unfall waren kaum noch zu sehen oder schon verschwunden und trotzdem versuchte ich so zärtlich wie möglich zu sein. „Ich bin nicht aus Glas.“, knurrte er jedoch mit rauer Stimme und sah zu mir nach unten, als ich mich gerade an seinen Hüftknochen entlang küsste. Auffordernd hob er mir sein Becken entgegen und ich lachte leise. „Nein, bist du nicht. Aber ungeduldig bist du.“
Ich beschloss ihn nicht noch länger zappeln zu lassen und schob seine Shorts über seinen Hintern, als er diesen anhob. Sie landete irgendwo neben dem Bett und ich widmete mich wieder voll und ganz dem nackten Jungen vor mir. Frech stupste ich mit meiner Zunge in seinen Bauchnabel, zog dann eine feuchte Spur zu seinem Körperzentrum, neckte dort die empfindliche Spitze und Daniel drückte auf keuchend den Rücken durch.
Eine Hand krallte sich in meine Haare, als ich meinen ganzen Mund dafür verwendete, um den Blonden in den Wahnsinn zu treiben und hätte ich gekonnt, hätte ich in dem Moment gegrinst. So gab ich mich damit zufrieden zu hören, wie meinen Freund die Behandlung offenbar sehr gut gefiel und zu sehen, wie er sich wohlig in den Laken räkelte.
Frustriert seufzte er auf, als ich von ihm abließ und mich über ihn beugte. „Immer noch sicher?“, fragte ich noch einmal nach und Daniel funkelte mich gespielt böse an. „Ja doch, zum hundertsten Mal.“, raunte er und zog mich zu einem recht überzeugenden Kuss heran.
Während ich in der Schublade nach der kleinen Tube suchte, fand eine Hand des Blonden ihren Weg in meine Shorts und drückten gegen meine Erregung, sodass ich aufstöhnte. „Sei bloß nett zu mir, ich hab dich in der Hand.“, drohte er flüsternd und er hatte mich in der Hand, wortwörtlich. „Ich hatte auch nichts anderes vor.“, presste ich mit zusammengebissenen Zähnen hervor, weil er aufreizend langsam seine Faust auf und ab bewegte. „Dann ist ja gut.“ Dieser Teufel grinste mich tatsächlich an, ließ dann aber los und ich konnte wieder nach unten rutschen. Ich schlüpfte aus meinen Shorts und begann langsam und vorsichtig meinen Freund vorzubereiten.
Dabei beobachtete ich jede Regung in seinem Gesicht, aber ich sah nur, wie er vor Lust den Kopf in den Nacken warf oder die Augen verdrehte. Zwischendurch reizte ich ihn mit Zunge und Lippen und der Blonde warf den Kopf hin und her. „Wenn du so weiter machst, dreh ich durch.“, keuchte er und sah mich mit glasigen Augen an. Genauso musste es sein, er musste gefangen sein in seiner Lust, damit er die Schmerzen nicht spürte. Egal, wie vorsichtig ich sein würde und wie lange ich ihn vorbereitete, es tat immer ein bisschen weh.
„Jetzt mach!“, forderte Daniel und warf mir ein Kondom entgegen. Ich zerriss die Folie und rollte es über meine Erregung, dann positionierte ich mich zwischen den Beinen meines Freundes und sah ihm fest in die Augen. Vorsichtig und langsam drang ich in ihn ein, streichelte gleichzeitig beruhigend über seinen Bauch und versuchte zu erkennen, ob das Stöhnen und Keuchen des Blonden durch Schmerz oder Lust hervorgerufen wurde. Da er nichts sagte, hörte ich nicht auf und als ich stoppte, öffnete er die Augen und sah mich an.
„Das ist…Wahnsinn.“, keuchte er und bewegte seine Hüfte, was ich als Aufforderung nahm mich ebenfalls zu bewegen und sobald ich einen Takt gefunden hatte, beugte ich mich zu meinem Freund herunter und küsste ihn verlangend, während ich mit meiner Hand zwischen uns glitt und sie um seine Erregung schloss.
Unsere Bewegungen wurden schneller, unkontrollierter und ich spürte, wie der Blonde weitere Kratzer auf meinem Rücken hinterließ und mich damit nur noch mehr antrieb. Immer näher kam ich der Erlösung und als Daniel seinen Höhepunkt erreichte und seine Muskeln verkrampfte, ging ich ebenfalls fliegen. Anschließend sackte ich erschöpft auf ihm zusammen.
Etwas benommen rollte ich mich von meinem Freund herunter, verknotete das Kondom und warf es in meinen Mülleimer, bevor ich Taschentücher aus meinem Nachttisch angelte und zärtlich den Kleineren säuberte. Erwartungsvoll sah ich ihn an. „Das war…nett.“, grinste er, seine Wangen waren noch gerötet, die Lippen geschwollen, er sah zum Anbeißen aus, wie immer eigentlich. „Nett?“, wiederholte ich fassungslos und er lachte. „Na gut, es war schon ziemlich…heiß. Ich hätte nichts gegen eine Wiederholung.“, rückte er mit der Wahrheit heraus und ich grinste selbstgefällig.
Das Taschentuch landete ebenfalls im Müll und ich wollte mich auf den Rücken legen, als ich merkte, dass das nicht so eine gute Idee war, verzog ich das Gesicht. „Alles okay?“ „Du warst nicht gerade sanft und das fand ich ziemlich nett.“, sagte ich, um seine Worte beizubehalten. Der Blonde neigte sich über mich und inspizierte meinen Rücken. „Tut mir leid.“, nuschelte er und küsste mich entschuldigend. „Ach was, das geht wieder weg. Freibad ist vielleicht nur erst einmal gestrichen. Aber ich hatte eh nicht vor die nächsten Tage das Bett zu verlassen.“, wiegelte ich ab und zog Daniel an mich.
Wir hatten aufgeräumt, gelüftet und lagen wieder in meinem Bett. Zufrieden schloss ich die Augen und vergrub das Gesicht in den Haaren meines Freundes. „Ich bin so froh, dass du wieder da bist.“, brummte ich und er kicherte, weil mein Atem seinen Hals gestreift hatte. Ich suchte seine Lippen und küsste ihn zärtlich, mit viel Gefühl und Zuneigung. Sein Gesicht in meinen Händen eingerahmt, sah ich ihn an. „Ich liebe dich, weißt du das? Natürlich weißt du das, aber ich sag’s dir trotzdem.“, wisperte ich und küsste ihn nochmal.
„Ich dich auch.“, antwortete er leise und bettete dann sein Gesicht in meine Halsbeuge. Glücklich seufzte ich auf und zog ihn noch näher an mich.
Texte: Alle Rechte liegen bei mir.
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Tag der Veröffentlichung: 18.11.2012
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