Cover




Ich stand noch eine Weile auf dem Dach und ließ den Tränen freien Lauf. Ich hatte es die ganze Zeit gewusst und mir selbst eingeredet, dass es nicht so schlimm werden würde, wenn James es mir sagen würde, dass ich stark sei und das überstehen würde und trotzdem stand ich nun auf dem Turm und heulte wie ein kleines Kind. Als mir kalt wurde, weil der Wind mit heftig um die Ohren pfiff, wischte ich mir über die Augen und kletterte die Leiter herunter.
James und mein Bruder, das war irgendwie absehbar und ich war trotzdem so dumm gewesen und hatte Gefühle für James zugelassen, er war wohl so etwas wie meine erste große Liebe gewesen, naja, das war vielleicht auch übertrieben, aber auf jeden Fall war ich das erste Mal so richtig verliebt gewesen und jetzt steckte ich in meinem ersten Liebeskummer und das tat verdammt weh.

So völlig in Gedanken versunken trottete ich in den Gemeinschaftsraum und rannte auch direkt in jemanden hinein, ich wollte ausweichen und einfach weiter laufen, wurde aber am Arm festgehalten. Ich sah nach oben und vor mir stand Evan und sah mich misstrauisch an. „Was ist denn mit dir passiert?“, fragte und musterte mein Gesicht. „Ist doch egal.“, nuschelte ich und wollte meinen Arm aus seinem Griff befreien, aber er ließ nicht los. „Hat dieser Arsch von Potter was damit zu tun?“, knurrte er und ich zuckte ganz leicht bei der Erwähnung von James zusammen, das schien Evan aber bemerkt zu haben, er schnaubte. „War klar.“ Seine Stimme wurde ruhiger und weicher. „Willst du’s mir erzählen?“ Die Aussicht darauf, mir alles von der Seele zu reden und jemanden zu haben, der sich für mein Problem interessierte, ließ mich nicken und Evan ließ mich los, folgte mir in meinen Schlafsaal, der glücklicherweise leer war.

„Dann erzähl mal.“ Evan hatte sich einen Stuhl zu meinem Bett heran gezogen und sich verkehrt herum darauf gesetzt, lehnte nun mit den Armen auf der Rückenlehne, ich saß im Schneidersitz auf meinem Bett und hatte ein Kissen auf meinen Beinen liegen, lehnte mich leicht darauf. Die blauen Augen des Älteren schauten mich neugierig an, es schien ihn also tatsächlich zu interessierten und er unterbrach mich kein einziges Mal, als ich ihm stockend und ,am Ende wieder den Tränen nahe, erzählte, was passiert war, sein Gesicht zeigte mir aber, dass er wütend zu sein schien und seine Fingerknöchel traten weiß hervor, als er seine Hand fest um das Holz des Stuhls schloss.
„Er ist so ein unglaublich großes Arschloch, wie kann er es nur wagen so eine Scheiße zu machen?!“, brauste er schließlich auf, als ich geendet hatte und ich zog erschrocken den Kopf ein. „Ach es ist doch wahr!“ Evans Stimme hatte einen entschuldigenden Ton angenommen, als er meine Reaktion bemerkt hatte und er stand auf um sich neben mich zu setzen. „Tut mir leid, das ist wohl nicht das, was du gerade hören möchtest.“, entschuldigte er sich und legte einen Arm um meine Schulter und ich lehnte mich leicht an ihn, mir kamen wieder die Tränen. „Wein ruhig, wenn es dir hilft.“, flüsterte er beruhigend, als er bemerkte, dass ich versuchte mich zusammen zu reißen und ich gab den Widerstand auf, meine Tränen tropften auf sein T-Shirt, aber er sagte nichts dazu, strich mir nur unablässig über den Rücken und flüsterte mir beruhigende Worte zu.

Irgendwann ging die Tür auf und ich hob den Kopf, Derek kam herein und stutzte, als er uns sah und wollte wieder gehen. „Nein, bleib hier.“, rief ich ihn schwach zurück. Von den wenigen Freunden, die ich hatte, war er einer der besten.
Er schloss die Tür hinter sich und stellte sich vor mich. „Liebeskummer, hm?“, fragte er und ich nickte, die Situation hatte was von einem Déjà-vu, kurz vor Ende des letzten Schuljahres hatte er auf seinem Bett gesessen und ich hatte ihm die gleiche Frage gestellt, nur war er nicht von einem draufgängerischen, älteren Jungen verletzt worden, sondern von einem Mädchen aus unserem Jahrgang, die jetzt mit einem Siebtklässler ausging.

„Das wird schon wieder.“ Er zwinkerte mir zu, holte ein paar Sachen von seinem Schreibtisch und verließ das Zimmer wieder. „Ich hab noch ein bisschen Schokolade in meinem Zimmer, warte hier.“, wies Evan mich an und ließ mich los, die angenehme und tröstende Wärme verschwand und ich fühlte mich sofort einsam, trotzdem nickte ich und fragte mich gleichzeitig, was er denn dachte, wo ich hin gehen würde.
Nach nicht einmal zwei Minuten war er mit der Schokolade zurück und riss das Papier auf, reichte mir ein Stück und ich kaute missmutig darauf herum. „Und jetzt Kopf hoch.“ Ich sah Evan an, dafür musste ich zwangsläufig den Kopf heben, wie er gesagt hatte und er lächelte. „Geht doch. Ich weiß du willst das nicht hören, aber Potter nach zu weinen ist es wirklich nicht wert.“ Ich wusste nicht, was er eigentlich gegen James hatte, aber es machte vermutlich wirklich keinen Sinn ihm weiter hinterher zu trauern, leider kamen mir trotzdem wieder die Tränen. „Dein Glücksmacher funktioniert nicht.“, schniefte ich und grinste, oder ich versuchte es besser gesagt und Evan lachte auf. „Du kannst schon wieder Witze machen, als funktioniert er sehr wohl.“ Dieses Mal gelang mir das Grinsen und ich wischte mir über die Augen.
„Warum interessiert es dich eigentlich so sehr, wie es mir geht und was James mit mir macht?“, fragte ich leise und er kratzte sich im Nacken. „Naja…einfach nur so. Und ich mag diesen arroganten Gryffindor nicht.“, erklärte er wenig überzeugend, aber ich gab mich damit zufrieden. Wir redeten lange über viele Sachen, die Schule, die Ferien und andere Dinge, bis meine Freunde und Zimmergenossen gegen neun Uhr herein kamen.
„Du kannst zu mir kommen, wenn du reden willst, ja? Ich lass dir die Schokolade hier.“ Er drückte mir lächelnd die angebrochene Tafel in die Hand und verschwand dann mit einem Gruß an die anderen.
„Was wird das jetzt? Ich dachte du bist mit James zusammen?“, fragte Crabbe, ein großer und breitschultriger Junge, den ich von meinen Mitbewohnern am wenigsten leiden konnte. „Das geht dich gar nichts an!“, motzte ich und schnappte mir die Hose, die ich zum schlafen trug und ging ins Bad, hinter mir hörte ich die anderen tuscheln, aber ich war zu aufgewühlt um mich darum zu kümmern und es war mir irgendwie auch egal und als ich aus dem Bad zurück kam, kletterte ich ohne ein weiteres Wort in mein Bett und schloss die Vorhänge, ein Zauber verhinderte, dass ich mir anhören musste, was die anderen über mich sagten und nach einem weiteren Stück Schokolade schlief ich erschöpft ein.


„Warum machst du so was?“ Ich hatte die Hände in die Hüften gestemmt und versuchte Evan von unten böse anzustarren, er schien mich nur nicht besonders ernst zu nehmen, was mich nicht wirklich wunderte, er war wesentlich größer und breiter als ich und zudem zwei Jahre älter, ich hätte mich wohl auch nicht ernst genommen und es ärgerte mich trotzdem, dass Evan mich nur angrinste. "Man Regulus er hat das verdient! Du bist der allerletzte, der Mitleid mit ihm haben sollte. Außerdem ist das doch im Krankenflügel geheilt worden, er hatte nicht mal eine Stunde lang Schmerzen, das ist nichts im Vergleich zu dem, was du durchmachst.“, versuchte er zu rechtfertigen, dass er James die Nase gebrochen hatte, die Geschichte hatte mich beim Mittagessen erreicht und ich stand nun in Evans Zimmer, um ihn zur Rede zu stellen. „Trotzdem! Und eigentlich ist es auch gar nicht deine Sache.“ Es war ja nett von ihm, wenn er mich tröstete und so weiter, aber alles andere war meine Sache. „Mhm. Ich muss dann los, ich hab n Termin bei Dumbledore.“, brummte er und wir verließen das Zimmer, ich suchte mein eigenes auf, er machte sich auf den Weg.

„Jetzt sag doch mal, was das gestern mit Evan war.“, verlangte Crabbe, als ich die Tür öffnete und er mich hereinkommen sah, ich verdrehte die Augen. „Warum zum Teufel willst du das wissen? Willst du dir das Maul zerreißen?“, fragte ich bissig und warf meinen Rucksack auf einen Stuhl. „Ich bin nur interessiert.“, erklärte er schleimig und ich glaubte ihm keine Sekunde. „Ja, sicher und in Wirklichkeit kocht Dumbledore das Essen.“, erwiderte ich und löste die Krawatte an meinem Hals. Die anderen verfolgten das Wortgefecht, Derek hatte eine Augenbraue gehoben, er hatte ebenfalls keine besonders hohe Meinung von Crabbe. „Ach komm schon, wenn man als Viertklässler zwei aus der Sechsten am Haken hat, dann ist man doch was Besonderes, also sag schon, was ist dein Geheimnis?“ Er lachte kurz auf und sah mich interessiert an. „Weißt du, vielleicht bin ich einfach nur nicht so ein widerliches Weichei, das sich für ganz toll hält. Und fürs Protokoll, ich hatte, wenn überhaupt, nur einem am Haken.“, sagte ich ruhig und tauschte die Schuluniform gegen bequeme Alltagskleidung, als ich gerade das Hemd auszog, fuhr eine flache Hand auf meinen Rücken nieder, es klatschte und ich schrie vor Schmerz auf. Als ich mich mit schmerzverzogenem Gesicht umdrehte, stand mit Crabbe gegenüber und grinste dreckig. „Wer von uns beiden ist jetzt das Weichei?“, flüsterte er gefährlich und hob den Arm.
„Es reicht!“ Derek war aufgestanden und hielt seinen Arm fest. „Wag es ja nicht ihn noch einmal zu schlagen und du kannst dein blaues Wunder erleben.“, zischte er drohend und keiner im Raum sagte ein Wort, bis Crabbe nickte. „Jaja.“, murrte er und Derek ließ ihn los und Crabbe zog mit seinem Gefolge ab, Derek und ich blieben zurück.
„Danke dir.“ Derek winkte ab. „Zeig mal deinen Rücken, das klang ziemlich schmerzhaft.“ Gehorsam drehte ich mich um. „Und, wie schlimm sieht es aus?“ Es fühlte sich so an, als würde ein Feuer auf meinem Rücken brennen und jede Bewegung schmerzte extrem. „Naja, wenn du schon immer mal einen perfekten Handabdruck von Crabbe haben wolltest, dann hast du ihn jetzt.“ Mit dieser Beschreibung konnte ich mir vorstellen wie es aussah und sicherlich würde das in den nächsten Tag sämtliche Farben des Regenbogens durchlaufen und ziemlich wehtun. Ich stöhnte auf, als ich mich nach dem T-Shirt bücken wollte, das ich hatte fallen lassen. Derek hob es auf und half mir beim Anziehen, da klopfte es an der Tür.

„Herein.“, rief Derek und Evan kam herein, er konnte noch einen kurzen Blick auf meinen Rücken werfen, was ihm offensichtlich reichte, um sich lautstark aufzuregen. „Wer war das?“ Weder Derek noch ich antworteten. „Regulus ernsthaft, wer war das?“ „Ist doch egal, das ist geklärt, kommt nicht wieder vor.“, wiegelte ich ab und verzog das Gesicht, als ich den Schrank schloss. „Ich geh erstmal, bis später.“ Ich konnte nichts mehr erwidern, da war Derek schon verschwunden und überließ mich Evan, der mich anstarrte, als wollte er die Antwort durch Telepathie übertragen.
„Jetzt rück schon mit der Sprache raus.“, forderte er mich erneut auf und machte einen Schritt auf mich zu. „Das ist meine Sache.“ Ich wurde einfach überhört, Evan stellte sich hinter mich und hob mein Shirt vorsichtig an, sog zischend die Luft ein, als er das Resultat von Crabbes Angriff sah. „Das war dieser widerliche Affenarsch Crabbe oder? Dem trau ich das zu.“ „Ich hab gesagt das ist meine Sache.“ Evan drehte mich an den Schultern herum und sah mich ernst an. „Okay, es ist deine Sache, aber wenn das nochmal passiert, dann sagst du mir, wer das war. Einverstanden?“ Ich nickte und Evan atmete erleichtert aus. „Mein Vater ist Heiler, ich hab noch eine Salbe in meinem Zimmer, ich glaube nicht, dass du in den Krankenflügel willst, hab ich Recht?“ Wieder nickte ich. „Aber das muss nicht behandelt werden, das geht schon.“, wiedersprach ich und Evan rollte mit den Augen. „Regulus verdammt, willst du dich morgen gar nicht bewegen können?“, fuhr er mich an und ich senkte den Kopf. „Ja, dann mach halt.“, brummte ich und Evan zog zufrieden ab, um kurz darauf mit einer kleinen Dose wieder zu kommen, in der sich eine wohlriechende, grüne Paste befand.
„Leg dich mal auf dein Bett, dann creme ich dir den Rücken ein.“, schlug Evan vor und ich zog mir das T-Shirt aus und ich tat was er vorgeschlagen hatte, allerdings schloss ich dir Vorhänge, um eine weitere Begegnung mit Crabbe zu verhindern, entsprechende Zauber sorgten dafür. Evan setzte sich neben mich und ein Kleks von dem grünen Zeug landete auf meinem Rücken, ich erschauderte wegen der Kälte. Vorsichtig verteilte er die Paste, mit wenig Druck und es schmerzte nur leicht, insgesamt nahm der Schmerz ab, je weiter Evan die Masse verteilte und ich entspannte mich etwas. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass der Ältere meinen Rücken länger behandelte als es nötig war, aber es war entspannend und ich sagte nichts.

„Tut’s noch weh?“ Evan hatte aufgehört und ich drehte meinen Kopf in seine Richtung. „Nein, fast gar nicht mehr.“, antwortete ich und lächelte dankbar. „Willst du mir wirklich nicht sagen, wer das war? Ich schwör dir, ich werd nichts tun und will es einfach nur wissen.“, versicherte er mir und ich setzte mich aufrecht hin. „Und was bringt dir diese Information? Wirklich Evan, ich glaub dir nicht, dass du nichts tun wirst, tut mir leid.“ „Ach komm schon, Crabbe hat ne Abreibung verdient und ich weiß genau, dass er es war, auch wenn du es nicht zugeben willst.“ Er machte eine kurze Pause. „Ich will dir nur helfen, es ist unfair, wie du von allen behandelt wirst.“ „Ich kann auf mich selbst aufpassen und warum interessiert dich das alles so sehr?“, fragte ich ihn erneut, schon die Antwort beim letzten Mal war nicht wirklich zufriedenstellend gewesen.
„Ich, naja…du…du tust mir eben leid und ich mag Ungerechtigkeit nicht.“, stammelte er und nahm sich die Dose und den Deckel, um diesen wieder darauf zu setzen. „Ich brauch aber nicht das Mitleid anderer Leute.“ Evan seufzte und sah irgendwie enttäuscht aus. „Dann lass ich dich eben in Ruhe.“ Er wollte den Vorhang aufziehen, aber ich hielt seinen Arm fest. „Warte, ich muss erst nachsehen, ob da wer ist, sonst denken die wieder sonst was, wenn du jetzt hier rausgehst.“, erklärte ich. „Ach ja, was denken die denn?“, fragte Evan amüsiert und ich errötete, vorsichtig sah ich durch einen Spalt im Vorhang, Crabbe und seine Freunde waren wieder da. „Du kannst hier nicht raus.“, entschied ich und setzte mich wieder bequem hin.
„Also los jetzt, raus mit der Sprache, was würden sie denken?“ Evan grinste, er wusste genau was ich meinte und er machte sich einen Spaß draus, mich damit aufzuziehen. „Du weißt was ich meine!“, warf ich ihm also vor und er lachte auf. „Nein, weiß ich nicht.“, antwortete er scheinheilig und ich schlug ihn leicht auf den Oberschenkel. „Du bist ein Arsch.“, grummelte ich und warf ein Kissen nach ihm. „Ey, wofür hab ich das denn jetzt verdient?“ Schmollend sah er mich an und ich konnte nicht anders als laut zu lachen, weil es einfach zu komisch aussah, wenn so ein großer und breitschultriger junger Mann schmollte wie ein kleines Kind.
Als ich mich beruhigt hatte, grinste ich ihn an. „Du bist echt fies, weißt du das? Du kannst mich nicht einfach auslachen.“, beschwerte Evan sich. „Oh, tut mir leid, wie kann ich das denn wieder gut machen?“, fragte ich übertrieben reumütig. „Mir würde da einiges einfallen.“, deutete Evan vielsagend an und grinste schief. Ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte und was genau er wirklich meinte, also schwieg ich und sein Grinsen verschwand. „Tut mir leid, war wohl nicht angebracht.“, entschuldigte er sich und wir sahen schweigend auf unsere Hände, ich strich unruhig über das Laken.

„Was genau meintest du denn eben?“, fragte ich leise nach und wollte es in Wirklichkeit gar nicht wissen. „Ach nichts bestimmtes.“, wiegelte Evan ab und sah mich an. „Wirklich nicht.“, setzte er hinterher um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. Ich sah erneut durch die Lücke im Vorhang und sah, dass Crabbe und seine Leute noch immer nicht verschwunden waren, also musste ich weiterhin mit Evan hier sitzen bleiben musste.

„Wie geht es dir jetzt eigentlich wegen James?“ Evan hatte es sich, auf dem Bauch liegend, auf meinem Bett bequem gemacht und sah mich neugierig an. Wenn ich ehrlich war, dann hatte ich gar nicht mehr so viel über ihn nachgedacht, ich war viel zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt gewesen. „Es geht, ich denke nicht mehr so viel an ihn wie gestern.“ Evan lächelte. „Das wird schon wieder.“, munterte er mich auf und legte sein Kopf auf das Kissen, auf das er bisher seine Arme gelegt hatte. „Ich bin müde.“, grummelte er und gähnte. „Vielleicht verschwinden Crabbe und Anhang ja zum Abendessen, dann kannst du ins Bett gehen.“ „Ich kann ja auch einfach hier schlafen.“, grinste Evan und ich lachte. „Wenn die nicht endlich das Zimmer räumen, dann musst du zumindest bleiben, bis sie im Bett sind.“, gab ich zurück und streckte meine Beine aus.

Ich musste weggenickt sein, denn ich öffnete die Augen und fand mich in völliger Dunkelheit wieder, ein Lumos-Zauber zeigte mir, dass Evan immer noch in meinem Bett lag und ebenfalls schlief, allerdings lag er nun neben mir und die Decke war über mir ausgebreitet, er selbst hatte die Arme um sich geschlungen, er schien zu frieren. Ein Blick auf die Uhr verriet, dass es schon kurz nach Mitternacht war. Ich überlegte, ob es jetzt noch nötig war ihn zu wecken, oder ob es egal war und er auch morgen früh verschwinden könnte. Ich rückte näher an ihn und warf die Decke über ihn, dann zog ich einen Teil über mich selbst, ich lag zwar nun ziemlich dicht an ihm, aber es war beruhigend und ich fühlte mich nicht ganz so allein. Bevor ich den Lumos löschte, hauchte ich ihm einen federleichten Kuss auf die Stirn. „Danke.“, flüsterte ich und schloss die Augen um weiter zu schlafen.


Ich war so gut wie bewegungsunfähig, als ich am Morgen die Augen aufschlug und direkt in das Gesicht von Evan sah, er blinzelte, wahrscheinlich war er selbst gerade erst aufgewacht, schnell nahm er die Arme von mir, mit denen er mich an sich gezogen hatte und sah mich entschuldigend an. „Oh tut mir leid, aber du bist gestern eingeschlafen und dann hab ich dich zugedeckt und dann bin ich selbst müde geworden und dieser Idiot war noch da und ich weiß gar nicht, warum ich jetzt so dicht an dir dran liege, sorry.“, plapperte er hastig und rückte ein Stück ab, strich sich durch die Haare, die angenehme Wärme verschwand. „Schon gut.“ Ich sah durch den Vorhang, die anderen schliefen noch. „Also, jetzt wäre ne Gelegenheit um zu gehen.“, merkte ich an und lächelte schief. Er grinste zurück und zog den Vorhang ein Stück zurück. „Man sieht sich dann.“
Als er weg war, ließ ich mich zurück in die Kissen fallen und atmete geräuschvoll aus. Die Situation war seltsam, erst gestern diese Andeutungen, dann Evans allgemeines Interesse an mir und meinem Befinden und das kurze Gespräch heute Morgen. Ich war verwirrt und fragte mich, ob Evan nicht vielleicht in mich verliebt war oder mich gern mochte oder etwas dergleichen. Mochte er vielleicht James deswegen nicht? Oder hatte ihn aus diesem Grund geschlagen? Es war viel zu früh um darüber nachzudenken, ich zog mit einem Ruck meine Vorhänge auf und bereitete mich schon einmal mental auf meinen Tag vor.

Derek und ich gingen zusammen Frühstücken, wir redeten kaum aber ich war eh nicht der Mensch, der sich morgens gerne zutexten ließ. Als Evan die große Halle betrat, sah er zu mir und grinste, setzte sich dann aber zu seinen Freunden und ich musste grinsen, als ich an die Situation an dem Morgen dachte. „Warum so gute Laune?“, fragte Derek mich amüsiert und ich überlegte, ob ich es ihm erzählen sollte. Aber ich vertraute ihm und erzählte dann leise die Geschichte ab dem Zeitpunkt, an dem er am Vortag aus dem Zimmer verschwunden war und je länger ich redete, desto größer wurde Dereks Grinsen. „Du hast aber schon bemerkt, dass Evan dir hoffnungslos verfallen ist oder?“ „So‘n Quatsch.“, wiedersprach ich und Derek lachte laut auf. „Du bist so niedlich und naiv, weißt du das eigentlich?“, neckte er mich freundschaftlich und ich sah ihn beleidigt an. Ich war nicht naiv! „Ach komm schon, das ist doch wohl mehr als offensichtlich. Guck mal unauffällig in seine Richtung, er beobachtet dich fast durchgehend.“ Ich lehnte mich leicht nach vorn und schielte in Evans Richtung, sah noch, wie er gerade den Blick abwendete und nahm dann Dereks triumphierendes Grinsen zur Kenntnis. „Aber er kennt mich doch kaum!“ Derek zuckte mit den Schultern. „Du und James kanntet euch auch kaum. Außerdem tut Evan ja wohl im Moment alles dafür, um dich kennen zu lernen.“ Ich wusste eigentlich, dass er Recht hatte, aber zugeben wollte ich das nicht, also schnaubte ich. „Ach was, du bildest dir das ein.“ Ich nahm meine Schultasche, die ich unter den Tisch gestellt hatte und sah Derek an. „Fertig mit essen? Ich geh nochmal kurz hoch, ich hab was vergessen.“ Er schüttelte den Kopf und ich verließ ohne ihn die große Halle, um ein Schulbuch aus unserem Zimmer zu holen.

Ich stand mit dem Rücken zur Tür und war über meine Tasche gebeugt, als ich ein dreckiges Lachen hinter mir hörte. „Na, übst du schon für deine beiden Lover? Läuft da auch zu dritt was?“ Ich richtete mich auf und funkelte ihn finster an. „Crabbe, was ist dein Problem, verdammt?“, fuhr ich ihn an und er lachte wieder. „Komm schon, ich mach doch gar nichts, ich stell dir nur ein paar einfache Fragen.“ Wütend nahm ich meinen Rucksack und rauschte an Crabbe vorbei zum Unterricht.


Derek versuchte mich den ganzen Tag davon zu überzeugen, dass er Recht hatte und egal wie oft ich versuchte ihn zum Schweigen zu bringen, er hielt einfach nicht den Mund und ich gab es irgendwann auf. Um ihm zu entkommen flüchtete ich nach dem Mittagessen zum Quidditchfeld und setzte mich dort auf eine Tribüne um nachzudenken.
Ich wollte mir nicht eingestehen, dass Derek Recht hatte, noch konnte ich es so wirklich, ich wollte es schlicht und einfach nicht wahr haben. Klar, Evan war nett und all das und er sah auch gut aus, aber ich war mir nicht sicher, ob mir das reichen würde, ich wäre ja nicht besser als James, oder? Außerdem war ich mir nicht sicher, ob ich mich wirklich auf jemand anderen einlassen wollte, es würde komisch aussehen so direkt nach der Sache mit James und wenn ich so darüber nachdachte, dann trauerte ich ihm doch noch ein wenig hinterher, ich war wirklich in ihn verliebt gewesen. Ich würde Evan doch nur ausnutzen oder hinhalten oder was auch immer, auf jeden Fall wäre es unfair, wenn er sich Hoffnungen machen würde, wenn Derek denn überhaupt Recht hatte.
Vor meinem inneren Auge tauchte Evan auf und ich lächelte, ohne es wirklich zu bemerken. Es ja schon verdammt süß, wie er sich um mich kümmerte, das konnte ich nun wirklich nicht leugnen und wäre er nicht gewesen, würde mein Rücken wohl höllisch wehtun. Es war auch ziemlich rücksichtsvoll, dass er michzugedeckt hatte und selbst lieber fror, als sich unerlaubt einfach dicht neben mich zu legen und seine Entschuldigung brachte mich immer noch zum Schmunzeln, er wusste ja auch nicht, dass ich daran Schuld war. Ich wusste nur nicht, was ich von diesen Anspielungen halten sollte und was genau er wirklich meinte und ich hatte die Befürchtung, dass ich mehr darein interpretierte, als wirklich dahinter steckte. Alles in allem war ich sehr verwirrt.

So in Gedanken versunken hatte ich nicht bemerkt, dass sich jemand zu mir gesellt hatte und als den Kopf etwas hob, sah ich Evan im Augenwinkel und zuckte erschrocken zusammen. „Erschreck mich doch nicht so!“ Evan grinste. „Du sahst so konzentriert aus, ich wollte dich nicht stören.“, entschuldigte er sich. „Woher weißt du überhaupt dass ich hier bin?“ „Derek hat gesagt du bist öfter hier.“, gab er Auskunft und ich beschloss meinen Kumpel den Hals umzudrehen, wenn ich ihn das nächste Mal sehen würde.
„Wenn du allein sein willst, kann ich auch wieder gehen.“, murmelte Evan und stand auf. Konnte er jetzt etwa auch noch Gedanken lesen? „Nein, ist schon okay.“ Er setzte sich wieder hin. „Ich sollte deinen Rücken heute nochmal behandeln, sonst könnte er doch noch anschwellen.“, informierte er mich und ich nickte. „Ich schätze, dieses Mal sollten wir das nicht in meinem Schlafsaal tun.“, scherzte ich und auch Evan grinste. Irgendwie war die Situation seltsam, auf mich wirkte alles etwas zwanghaft oder verkrampft. „Dann lass und losgehen, oder willst du noch hier bleiben?“ Ich stand auf, um Evan zu signalisieren, dass ich gehen wollte, wir liefen die Treppen er Tribüne nach unten und zurück zum Schloss.


Auf meinen Wunsch hin schloss Evan seine Vorhänge, es wäre mir doch etwas peinlich, wenn jemand plötzlich reinkommen würde. Wie am Tag zuvor massierte er die Paste wieder gründlich ein und wieder kam es mir so vor, als würde er das ganze hinauszögern und mein Rücken fühlte sich auch eigentlich nicht so an, als hätte er nochmal behandelt werden müssen, es klang eher wie ein Vorwand um Zeit mit mir zu verbringen und ich drehte meinen Kopf in seine Richtung. „Sag mal Evan, musste mein Rücken wirklich nochmal versorgt werden?“, fragte ich und sah ihn unschuldig an. Ich hoffte, dass er dieses Mal die Wahrheit sagen würde und dass, wenn Derek wirklich Recht hatte, ich ihm sagen konnte, dass er sich keine Hoffnungen machen sollte.
Evan drehte die Dose zu und sah mir direkt in die Augen. „Klar, warum sollte ich das sonst machen?“ „Vielleicht…naja, weil du vielleicht mehr…mehr Zeit mit mir verbringen willst?“, brachte ich hervor und errötete, Evan entglitten kurz die Gesichtszüge und er sah mich fassungslos an. „Aber…woher…warum denkst du das?“, flüsterte er, ich setzte mich auf. „Naja, Derek hat da so…Vermutungen geäußert.“, erklärte ich. „Was…was wäre denn, wenn…wenn es so…wäre?“, fragte Evan leise und ich hob ruckartig den Kopf um ihn anzusehen, er sah mich hoffnungsvoll an, als wollte er mich mit seinen Blicken anbetteln, ihm zu sagen, dass es okay sei, dass es gut sei und das ich froh darüber war und die Worte, die ich mir eigentlich als Antwort zurecht gelegt hatte, waren aus meinem Kopf verschwunden. „Ich…ich weiß…n-nicht.“, stammelte ich und mir war auf einmal unglaublich warm und das Bett erschien mir auf einmal viel zu klein und Evan viel zu nah und ich saß einfach da und rührte mich nicht.
Er hob seine Hand und legte sie nur ganz leicht auf meine Wange, lächelte und beugte sich zu mir herüber. Ich leckte mir über die trockenen Lippen und starrte Evan wie hypnotisiert an, sah zu, wie er sich immer weiter meinem Gesicht näherte und schließlich kurz davor stoppte, ich konnte schon seinen Atem auf meinem Gesicht spüren und mir wurde immer wärmer und in meinem Bauch kribbelte es wie verrückt. „Ich…muss das jetzt…tun.“, hauchte Evan, legte den Kopf schief und berührte mit seinen Lippen ganz leicht und ganz sanft die meinen und ich bemerkte, wie ich mich entspannte und meine Rückenmuskeln sich lockerten, ich hatte gar nicht regestiert, dass ich sie überhaupt angespannt hatte.
Der Druck auf meine Lippen wurde stärker und eine freche Zunge strich an meinen Lippen entlang, ich öffnete meine Lippen nur ein kleines Bisschen und das schien zu reichen, damit sich Evan seinen Weg in meine Mundhöhle suchte und ich seufzte in den Kuss, als er auf meine Zunge traf und sie spielerisch an stupste. Ich ging darauf sein und krallte mich mit einer Hand in seinem T-Shirt fest, seine Hand lag noch immer auf meiner Wange, die andere wühlte sich in meine Haare, als wir uns tiefer küssten und ich wurde sanft aber bestimmend nach hinten gedrückt, spürte die kühle Matratze in meinem Rücken und einen heißen Körper auf meiner nackten Brust.
Langsam aber sicher ging mir die Luft aus und ich unterbrach den Kuss, mir war unglaublich warm und Evan sah mich aus verschleierten Augen an, als ich meine öffnete, er lächelte mit geröteten Lippen. „Das…das war…überraschend.“, flüsterte er und fuhr mit einem Finger die Konturen meines Gesichtes nach. Ich war schonwieder verwirrt, eigentlich hatte ich mir doch vorgenommen, Evan zu sagen, dass ich nichts von ihm wollte und trotzdem hatte ich es zugelassen, dass er mich küsste und dieser Kuss war so ganz anders als alle anderen mit James, er war viel intensiver gewesen, ich hätte Evans Aftershave intensiver gerochen, seine Anwesenheit viel mehr gespürt, es war, als wären meine Sinne viel schärfer gewesen und auch jetzt spürte ich seine Blicke auf mir und meinem Körper viel zu deutlich und seine Hand, die von meinem Gesicht meinen Hals, weiter herunter über meinen Oberkörper wanderte, hinterließ brennende Spuren und ließ es nicht zu, dass ich mich konzentrierte.

„Evan…“, nuschelte ich und er hielt inne, sah mich an und sein Ausdruck veränderte sich, er brachte etwas Abstand zwischen uns, war aber immer noch über mich gebeugt. „Oh es tut mir leid, ich wollte dich nicht so überrumpeln, aber ich konnte einfach nicht anders. Bitte, wenn du das nicht wolltest, dann verzeih mir, aber ich hätte sofort aufgehört, wenn du dich gewehrt hättest, wirklich, das schwör ich dir. Weißt du, ich…ich mag dich eben schon ziemlich gerne und du hast mich so niedlich angesehen und ich konnte mich nicht länger zurückhalten, es war schon so schwer James nicht an den Hals zu springen, als ich euch zusammen gesehen habe, weil ich Angst hatte, dass er dich verletzen würde und auch, weil ich ein wenig eifersüchtig war und es war schön Zeit mit dir verbringen und weil du nichts gegen meine Andeutungen gesagt hast, dachte ich es wäre okay für dich. Was ich eigentlich sagen will ist, dass ich glaube, dass ich in dich verliebt bin, nein, eigentlich weiß ich das sogar und ich bin ein Vollidiot, weil ich mir grade den Mund fusselig rede und bestimmt alles umsonst ist.“

Wie ein Reh im Scheinwerferlicht starrte ich ihn an. Eigentlich hatte ich es doch gewusst oder geahnt, aber es aus seinem Mund zu hören war nochmal was anderes. „Ich…ich…ich.“, begann ich stotternd und brach dann ab, weil ich eigentlich gar nicht wusste, was ich sagen wollte oder sollte. Evan richtete sich ganz auf und fuhr sich mit der Hand durch die blonden Haare. Er warf mir mein T-Shirt zu. „Ich hätte das nicht tun dürfen, ich kann verstehen, wenn du mich jetzt hasst oder wenn du nichts mehr mit mir zu tun haben willst, aber glaub mir bitte, dass es mir Leid tut.“ Evan bettelte schon fast und er tat mir so unglaublich leid, ich lag immer noch da und rührte mich nicht, in meinem Kopf herrschte Leere und Chaos zu gleich. Langsam richtete ich mich auf und zog mechanisch mein Shirt an, Evans hoffnungsvoller Blick haftete die ganze Zeit auf mir, als würde er erwarten, dass ich etwas sagte, aber ich sah ihn nur noch einmal an, dann zog ich den Vorhang ein Stück auf und verließ das Zimmer, tapste in mein eigenes und schmiss mich auf mein Bett.
Warum war es so anders gewesen als bei James? Ich war nicht in Evan verliebt und trotzdem war es schön gewesen, ich hatte das Gefühl, seine Lippen noch immer zu spüren und es kribbelte angenehm in meinem Bauch, als ich an das Gefühl von seinen Fingern auf meiner Haut dachte. Er hatte wirklich versucht mehr Zeit mit mir zu verbringen, Derek hatte Recht gehabt. Evan war in mich verliebt. Ich musste ihm doch irgendwas dazu sagen oder? Ich beschloss mir einen Rat einzuholen und rannte zum Gryffindorturm.

Vor dem Porträt wartete ich, dass jemand kommen würde, der mich reinlassen könnte und glücklicherweise kam Remus den Flur herunter, er lächelte mir zu. „Hallo Regulus, was hat dich denn hierher verschlagen?“, fragte er freundlich. „Ich muss zu James, oder zu meinem Bruder.“ „Ich glaube die sind im Schlafsaal, komm einfach mal mit.“
Wir kletterten durch das Porträt und kurz darauf klopften wir an die Tür, traten ein, James saß an einem der Schreibtische, mein Bruder lag gelangweilt auf einem Bett und beide sahen mich überrascht an, als ich hinter Remus den Raum betrat. „Was machst du denn hier?“, fragte James und ich überlegte, ob die beiden wirklich die richtigen Ansprechpartner für mein Problem waren. „Ich…ich muss euch was…fragen.“ Remus schob mich leicht zu einem Stuhl und ich setzte mich drauf. „Immer raus mit der Sprache.“ Ich erzählte also alles von vorne bis hinten, die Augen meines Bruders wurden immer größer, James grinste fast durchgehend wie ein Honigkuchenpferd und Remus sah mich wissend an.
„Und jetzt weiß ich nicht, was ich machen soll und irgendwie bin ich mir auch nicht über meine Gefühle klar, also ich mein, ich kann mich doch nicht schonwieder verliebt haben, dass kann einfach nicht sein, nein, das geht nicht, das ist unmöglich.“, beendete ich meine Geschichte. „Doch Kleiner, ich glaube genau so sieht es aus, nachdem, was du erzählt hast, denke ich, dass du in Evan verschossen bist.“. sagte James und grinste. „Aber…der Kerl ist ein Arsch, ich kann mir gar nicht vorstellen, dass er so nett sein kann!“, warf mein Bruder ein. „Doch, der ist eigentlich ziemlich nett.“, wiedersprach James, was mich wunderte, immerhin war Evan nie besonders nett zu ihm gewesen, aber sein Grinsen zeigte, dass er wohl mehr wusste, als er zugeben wollte.
„Regulus, was willst du denn?“, fragte Remus und ich sah in stirnrunzelnd an. „Wie meinst du das?“ „Naja, was du eben willst. Ob du Zeit mit Evan verbringen willst, ob du dich von ihm berühren und küssen lassen willst, ob du mit ihm zusammen sein willst.“, erklärte er und ich überlegte. Was wollte ich denn? Darüber hatte ich gar nicht nachgedacht. „Guck doch, wenn du es schön findest Zeit mit ihm zu verbringen und es toll findest, was er macht und du Bauchkribbeln hast und all das, warum solltest du dich dann nicht mit ihm treffen? Ich meine, ihr könnt euch doch kennen lernen, nach Hogsmeade gehen, zusammen lernen, was weiß ich und dann bist du dir auch vielleicht irgendwann darüber klar.“, riet James mir und ich nickte leicht.
Ich verbrachte ja schon gerne Zeit mit Evan und er war auch echt nett und süß, wie er sich so bemühte und ich sollte ihm wohl sagen, dass es gar nicht schlimm war, was an dem Nachmittag passiert war.
„Ach und Brüderchen. Es tut mir leid, dass ich eigentlich immer ziemlich gemein zu dir war. Du kannst dir ja bestimmt denken warum und das war echt nicht fair. Und auch wenn ich Evan nicht besonders mag, ich würde mich echt freuen, wenn das klappen würde.“ Überrascht blinzelte ich Sirius an, der aufgestanden war und mir lächelnd gegenüber stand. „James tut dir gut.“, scherzte ich und stand auf. „Ich wär bestimmt auch irgendwann allein drauf gekommen.“, brummte er und ich lachte, umarmte ihn kurz. „Weiß ich doch.“
„Na bitte, ich wusste doch, dass ihr euch irgendwann vertragt.“, freute James sich und Remus sah zufrieden vor sich hin. „Ähm danke, Leute.“, verabschiedete ich mich dann und verließ winkend das Zimmer und beschloss, Evan direkt aufzusuchen, was ich ihm dann sagen wollte, würde ich dann sehen.

Ich kam jedoch überhaupt nicht bis zu den Kerkern, unterwegs traf ich Crabbe, der sich direkt in meinen Weg stellte. „Was willst du jetzt schonwieder?“, maulte ich und stemmte die Hände in die Hüften. „Wusstest du nicht, dass es sehr unhöflich ist, sich einfach zu verziehen, wenn ich mit dir rede?“, fragte er spöttisch und machte einen Schritt auf mich zu. Er war wirklich ziemlich groß. „Mit dir kann man nicht reden, du kannst nur dumme Sprüche klopfen und auf andere einprügeln.“ Er machte noch einen Schritt auf mich zu und funkelte mich bedrohlich an. „Du kleines Miststück, was erlaubst du dir eigentlich so mit mir zu reden?“, knurrte er und griff nach meinem Kragen. „Lass mich los.“, zischte ich wütend, Crabbe lachte. „Pff, warum sollte ich?“ Er holte mit der Faust aus und rammte sie mir in den Magen, ich wollte mich vor Schmerz zusammen krümmen, aber er hielt mich noch immer fest. „Sag mal hast du sie noch alle? Was ist dein Problem?“, keuchte ich und versuchte mir nicht anmerken zu lassen, wie sehr sein Schlag schmerzte. „Ich kann dich nicht leiden.“ Der nächste Schmerz setzte ein, Crabbe hatte mir sein Knie in den Unterleib gerammt und ich stöhne schmerzhaft auf. „Ach stimmt, da stehst du ja drauf, lässt dich ja gerne von anderen betatschen.“, spottete Crabbe und griff fest zu. „Lass mich los du verrückter Idiot.“, brüllte ich und versuchte seine Hand abzuschütteln, schlug auf seinen Brustkorb ein, aber ich konnte kaum Kraft aufbringen.
„Was zum Teufel machst du da? Lass ihn los du Arsch!“ Crabbe wurde von mir weggerissen und ich sackte zusammen. Evan drehte Crabbe den Arm auf den Rücken, sodass dieser das Gesicht verzog. „Ich würde am liebsten sonst was mit dir anstellen, weißt du das?“, zischte Evan und zog seinen Zauberstab. „Impedimenta.“ Crabbe erstarrte in der Position, in der er sich befand und als Evan ihn losließ, kippte er nach vorn und machte eine unsanfte Bekanntschaft mit dem Boden.
„Was hat er mit dir gemacht?“ Besorgt kniete Evan sich neben mich und musterte mich. „Er hat mich geschlagen, aber keine Sorge, das geht schon.“ Ich rappelte mich mit seiner Hilfe hoch und bemerkte, dass es eben nicht ging, Crabbes Schläge hatten es wirklich in sich gehabt. „Was war das für ein Zauber?“, fragte ich und sah auf diesen Idioten, der regungslos am Boden lag. „Ein Schockzauber, der hebt sich in ein paar Stunden von allein auf und ich denke, er wird dann ziemlich verkrampfte Muskeln haben, das tut mehr weh als jeder Schlag.“, grinste Evan und legte einen Arm stützend um meine Hüfte. „Komm, ich bring dich in deinen Schlafsaal.“

Als ich auf meinem Bett saß, ging es mir schon wieder etwas besser. „Ich wollte eigentlich zu dir und mit dir reden.“ Ich klopfte auf die Matratze und Evan setzte sich neben mich. „Ich war bei James, Remus und meinem Bruder und mir ist da irgendwie was klar geworden. Also ich weiß nicht, ob ich in dich verliebt bin, aber ich bin gerne bei dir und ich hab auch irgendwie Bauchkribben und all das und ich weiß gar nicht, was ich damit grade sagen will.“ Ich grinste schief und hoffte, dass Evan zumindest etwas von dem verstand, was ich versuchte zu sagen, auch wenn ich es selbst nicht tat. „Also heißt das was?“, fragte Evan unsicher nach. „Naja, ich will dich noch mehr kennen lernen und so und dann kann ich bestimmt sagen, dass ich wirklich in dich verliebt bin, weil jetzt verwirrt mich alles, weil ich irgendwie immer dachte, ich wäre in James verliebt, aber der ist mir jetzt egal und der Kuss heute Mittag, der war…naja anders und ich…“ Mehr konnte ich nicht sagen, weil Evan sich zu mir herübergebeugt hatte und mich mit einem Kuss zum Schweigen brachte.
„Ich glaube ich hab verstanden, was du sagen willst.“, grinste er und seine blauen Augen blitzten. „Das ist gut.“ Ich legte einen Arm um seinen Nacken und zog ihn mit mir, als ich mich auf den Rücken fallen ließ. „Weißt du eigentlich, dass ich es richtig niedlich von dir fand, dass du dir immer so viel Mühe gegeben hast, um Zeit mit mir zu verbringen?“, neckte ich ihn und er grinste schief. „Weißt du eigentlich, dass du bei allem niedlich bist, was du tust?“, gab er zurück und rieb seine Nasenspitze an meiner, ich errötete leicht.
Er fuhr mit seiner Hand in meine Haare und küsste mich, wieder so vorsichtig und sanft wie beim ersten Mal und es artete auch genau in dem gleichen Maß wieder aus unsere Oberteile landeten am Fußende, nachdem wir die Vorhänge geschlossen hatten und wir machten uns hungrig über den anderen her.


Crabbe sah ich erst am Abend des nächsten Tages wieder und er ging sehr gebeugt und sah allgemein so aus, als hätte er ziemliche Schmerzen, ich lachte, als er an mir vorbei lief, er sagte nichts dazu und ich war mir sicher, dass er mich auch in Zukunft in Ruhe lassen würde.
Als ich später bei Evan war, lachten wir gemeinsam über Crabbe und als ich in seinen Armen lag und er spielerisch in meinen Hals biss und die empfindliche Haut in meinem Nacken küsste, war ich mir ziemlich sicher, dass ich eigentlich schon in ihn verliebt war.


Impressum

Texte: Siehe Part 1
Bildmaterialien: Siehe Part 1
Tag der Veröffentlichung: 15.11.2012

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /