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„Mr. Potter, ich habe sie schon mehrfach darüber in Kenntnis gesetzt, dass das Zaubern in den Schulfluren nicht erlaubt ist.“, hörte ich die tiefe Stimme unseres Lehrers für Pflege magischer Geschöpfe mit James reden, der gerade eine Horde Schmetterlinge durch den Flur geschickt hatte, was ihm das sehnsüchtige seufzten einiger Mädchen eingebracht hatte. „Tut mir sehr Leid Professor Kesselbrand, das wird natürlich nicht wieder vorkommen.“ Der Mann nickte nur, als James ihn mit seinem unwiederstehlichen Lächeln ansah und verschwand in Richtung der großen Halle. Niemand konnte James Charme wiederstehen, selbst die Lehrer nicht, er galt nicht umsonst als Lieblingsschüler vieler Lehrer. Er drehte sich zu uns, das waren Sirius, Peter und ich, um und grinste uns schief an. „Da sieht man mal wieder, wie unwiederstehlich du bist, James.“, scherzte Sirius und schlug seinem besten Freund auf die Schulter. Ich hab es ja gesagt, unwiderstehlich. Gemeinsam schlugen wir ebenfalls den Weg zur großen Halle ein, es war Zeit fürs Abendessen.

„Sag mal Remus, wann ist eigentlich Vollmond?“, fragte Sirius mich beim Essen leise, darauf bedacht, dass außer unserer Freunde niemand etwas von dem Gespräch mitbekam. „Heute.“, murmelte ich genauso leise und biss in ein Stück Kuchen. „Ihr musst aber nicht mitkommen, ich schaff das auch allein.“ Das sagte ich jedes Mal, alle vier Wochen, immer, wenn wieder Vollmond war und ich kannte auch die Antwort. „Lupin, wann lernst du es endlich, dass wir dich nicht allein lassen? Wozu haben wir den sonst die letzten Jahre dafür geübt? Außerdem sind wir deine Freunde.“, protestierte James, Sirius und Peter nickten. „Ich weiß, aber ich will nicht schuld daran sein, wenn ihr am nächsten Tag müde seid und im Unterricht einschlaft.“, versuchte ich es erneut, mein Argument wurde mit einer Handbewegung von James beiseite gefegt und damit war die Diskussion beendet.

Nach dem Essen gingen wir in unseren Schlafsaal, die Dämmerung setzte bereits ein, uns blieb nicht mehr viel Zeit. Nein, das stimmte nicht. Mir blieb nicht mehr viel Zeit, die anderen taten es freiwillig. Manchmal, oder auch oft, beinahe schon immer, wünschte ich mir, dass auch ich die Wahl hätte, aber ich hatte sie nun mal nicht und musste mich damit abfinden. „Leute, ich geh jetzt los, man sieht sich dann.“ James nickte mir zu und ich verschwand.

Durch einen kleinen Geheimgang gelangte ich zur heulenden Hütte, der Wind pfiff durch die undichten Holzwände, in der Nähe hörte man das Peitschen der Weide und irgendwo konnte ich Laute einer Eule vernehmen, ein Zeichen dafür, dass die Verwandlung bereits begann, ich hörte besser, ich sah in der Dunkelheit viel schärfer und deutlicher und ich konnte den Geruch verschiedener Tiere wahrnehmen. Dann begann der Schmerz, wie hunderte von Nadeln schoss das Fell durch meine Haut, ich spürte jedes einzelne Haar, der Schmerz war beinahe unerträglich, dazu kam das Stecken meiner Knochen, das Wachstum meiner Muskeln, die sich schmerzhaft an meine neue Körpergröße anpassten. Wäre mein Rücken nicht so gebeugt gewesen, hätte mein Kopf das Dach der Hütte durchbrochen. Meiner Finger wurden zu Krallen, ich fletsche meine nun vorhandenen Reißzähne und stieß ein lautes Heulen aus.


Ich erwachte durch kitzelnde Sonnenstrahlen in meinem Gesicht. So war es immer, ich spürte die Verwandlung, die unglaublichen Schmerzen, das erste Heulen und dann nichts mehr, ich konnte mich schlicht und einfach nicht daran erinnern, was geschah, ich kannte dann oft Wege, die ich zuvor noch nie betreten hatte, instinktiv wusste ich, wohin sie führten, ohne sie vor entlang gelaufen zu sein. Dumbledore hatte es mir damals erklärt, als ich, nach vielen Diskussionen, nach Hogwarts kam. Man wollte nicht, dass ein Werwolf eine Schule besuchte, ich war in der Zauberwelt nicht angesehen, ich wurde verachtet und diskriminiert, Dumbledore hatte sich für mich eingesetzt und dafür gesorgt, dass ich niemanden in den Nächten, in denen ich nicht Herr meiner Selbst war, geschützt war und andere geschützt wurden. Seit meiner Kindheit, nachdem ich gebissen wurde, hatte sich nie jemand so um mich gekümmert und ich war Dumbledore so unendlich dankbar, dass er mir eine Chance gab und ich gab alles dafür, um ihn nicht zu enttäuschen. Ich war Jahrgangsbester, glänze in allen Fächern und versuchte dafür zu sorgen, dass Sirius und James nicht so viel Unsinn anstellten und trotz meines Wesens und der Bestie, die in mir schlummerte, hatte Dumbledore mich zum Vertrauensschüler gemacht und ich war auch dafür sehr, sehr dankbar und bemühte mich wirklich, dieses Amt, so gut es mir möglich war, auszuführen.

Schon in meinem zweiten Jahr auf Hogwarts fanden James und Sirius heraus, dass mit mir etwas nicht stimmte. Sie bemerken, dass ich in manchen Nächten verschwand und am nächsten Tag geschwächt war, irgendwann erkannten sie den Rhythmus und zogen ihre Schlüsse daraus, womit sie mich konfrontierten. Ich dachte, das wäre mein Ende, aber wir blieben nach wie vor unzertrennlich, wie wir es von Beginn an waren, seit unseren ersten Tagen an dieser Schule. Sie akzeptierten mich und verurteilten mich nicht und das, obwohl wir damals noch Kinder waren und das Bild der Werwölfe in der Zauberergesellschaft alles anderes als positiv war.

Als wir aus den Ferien zurückkehrten und unser fünftes Jahr beginnen wollten, konnte ich meine drei Freunde, Peter gehörte inzwischen auch dazu, nirgendwo finden, sie waren wie vom Erdboden verschluckt und ich machte mir wirklich Sorgen, ich lief quer über das ganze Gelände, als mir ein großer, schwarzer Hund entgegen kam, auf dessen Kopf eine kleine Ratte saß, dass dies keine gewöhnlichen Tiere waren, war mir sofort bewusst, dass sie sich aber als Animagi und somit auch als meine Freunde Sirius und Peter herausstellten, hätte ich eher weniger gedacht. James fehlte, aber Sirius deutete auf meine Frage hin nur in den Wald, aus dem auf einmal ein wunderschöner, stolzer Hirsch heran galoppiert kam, ehe er sich elegant in James verwandelte. Er brauchte schon immer seinen besonderen Auftritt. Ich war fasziniert von der Gestalt, die James als Animagus annahm, aber sie passte ihm, ein schönes, stolzes Tier. In diesem Moment begriff ich, dass James für mich eigentlich schon viel mehr war, als nur ein sehr guter Freund. Und ich war unfassbar glücklich in diesem Moment, als meine Freunde mir erzählten, wie sie lange Zeit dafür geübt hatten, Animagi zu werden, um mich zu begleiten, wenn ich mich verwandelte, in tierischer Gestalt waren sie sicher, Werwölfe griffen keine Tiere an, nur Menschen.


„Remus, hey, wach auf, es ist schon Mittag.“, flüsterte eine vertraute Stimme, als ich die Augen aufschlug, sah ich direkt in James Gesicht. „Mhm.“, brummte ich, so eine Nacht machte mich immer fertig, ich konnte den ganzen nächsten Tag schlafen und war am Abend noch immer müde. „Ich hab dir was zu essen mitgebracht und das isst du jetzt auch, danach kannst du weiter schlafen.“ Ich kuschelte mich weiter in meine Decke und hoffte, dass er dann verschwinden und mich in Ruhe schlafen lassen würde, aber da lag ich falsch und eigentlich wusste ich das auch, nur war in einer Verfassung in der ich nicht über so etwas nachdachte. „Remus, du weißt was passiert, wenn du jetzt nicht aufstehst.“, drohte James, müde öffnete ich ein Auge. „Lass mich.“, murmelte ich und schloss das Auge wieder, im gleichen Moment fuhr ein Schwall kaltes Wasser auf mich herab, erschrocken sprang ich aus dem Bett, ich triefte und zitterte und funkelte James wütend an. Zumindest war ich nun wach. „Was soll der Mist James? Du weißt genau, dass ich Schlaf brauche!“, fuhr ich ihn an, der Schwarzhaarige musterte mich ungerührt. „Du weißt aber auch, dass du zwischendurch essen musst, weil du sonst nur noch langsamer wieder zu Kräften kommst und gestern war eine anstrengende Nacht, also setz dich hin und iss.“ Mit einem Schwung seines Stabes war ich wenigstens wieder trocken, genau wie mein Bett, auf das ich mich nun mit verschränkten Armen setzte. „Kein Grund mich gleich mit Wasser zu überschütten.“, motzte ich noch, ehe ich nach dem Teller griff, den James in der Hand hatte. „Ich mag es aber, wenn du dich aufregst.“, grinste er und ich widerstand der Versuchung, ihm mein Essen entgegen zu werfen, ehrlich gesagt war ich wirklich hungrig.

„Sag mal, wieso war gestern eine anstrengende Nacht?“, fragte ich zwischen zwei Bisschen. Klar, die Nächte waren nie einfach und sicherlich auch sehr nervenaufreibend für meine Freunde, aber dieses Mal schien etwas passiert zu sein, James biss sich nervös auf die Lippe, ehe er zu sprechen anfing. „Naja, als wir bei der Hütte ankamen warst du schon nicht mehr da, Tatze hat deine Fährte aufgenommen und wir haben versucht dich zu finden. Du warst sehr dicht an Hogsmeade dran, wir wissen auch nicht wie du aus der Hütte gekommen bist, es gab keinen Hinweis darauf. Jedenfalls sind wir dir erst eine Weile gefolgt, aber irgendwann hattest du die Grenze zum Dorf schon fast übertreten, da hat Tatze angefangen dich wie ein Verrückter anzubellen und du hast dich umgedreht, uns eine Weile angestarrt und bist dann vom Dorf weggelaufen, direkt auf den verbotenen Wald zu und wir wollten nicht, dass du dort irgendwelchen Wesen über den Weg läufst oder wohlmöglich am Ende dort wieder zurück verwandelst, Sirius hat dich wieder angebellt, hat versucht dich in die Richtung der heulenden Hütte zu drängen und nach einer Weile hat er das auch geschafft, zum Glück bist du dann da geblieben.“ Betroffen sah ich James an, ich schämte mich so sehr, ich wusste, dass ich eine Gefahr war, irgendwann würden Leute verletzt und getötet werden, von mir, das konnte ich nicht zulassen.

„James, ich werde Hogwarts verlassen. Ich bin eine Gefahr für euch, für die ganze Schule und für das Dorf. Mal sehen, vielleicht kann ich ja irgendwo in die Berge ziehen.“, teilte ich ihm resigniert mit. Im Geiste ging ich schon die Möglichkeiten durch, die mir blieben und wie wohl mein Abschied verlaufen würde, beinahe hätte ich angefangen zu heulen. „Nichts da, du bleibst hier, ich werde nicht zulassen, dass du von hier verschwindest Remus. Wir sind immer da und wir werden immer aufpassen, dass nichts geschieht und wir werden eine Möglichkeit finden, die sicherer ist, lass uns mit Dumbledore darüber reden und dann sehen wir weiter, aber du bleibst.“, bestimmte James, der mich im ersten Moment entgeistert und schließlich entschlossen angesehen hatte. „Aber James, du weißt genau was für eine Gefahr ich bin, ich kann nicht hier bleiben.“, entgegnete ich verzweifelt. Schon immer hatte ich Zweifel an meinem Aufenthalt in Hogwarts gehabt, aber sie waren noch nie so schlimm wie in diesem Moment. „Remus, du bleibst hier und fertig.“, entschied James und sah mich eindringlich an, er schien meine innere Verzweiflung bemerkt zu haben, er setzte sich neben mich auf mein Bett und legte mir einen Arm um die Schulter. „Hör zu, wir sind deine Freunde und wir wollen dich nicht verlieren und du hast es nicht verdient irgendwo einsam in den Bergen zu leben. Du bist kein Monster Remus. Du bist ein 16-jähriger, gutaussehender, kluger Hogwartsschüler, der noch viel erreichen kann, also wirst du hier bleiben.“ Ich senkte den Kopf und ließ mir meine Haare vor das Gesicht fallen, damit James nicht sah, wie rot ich geworden war. Er hatte mich gutaussehend genannt. Mir war warm, sehr warm und mir kam es vor, als würde mir mein Herz aus der Brust springen, so stark schlug es.

„Du solltest jetzt noch etwas essen und dann weiter schlafen und ich sollte Hausaufgaben machen. Ich bring dir nachher noch was vom Abendessen vorbei und morgen schlafen wir alle aus und dann zeig ich dir was du verpasst hast, okay?“ James stand auf und auch wenn ich seine Nähe genossen hatte, war ich froh, dass er jetzt in den Gemeinschaftsraum ging, nachdem er mir noch einmal kurz zugelächelt hatte.


Der nächste Tag, ein Samstag, begann für mich erst gegen Mittag, als ich aufwachte, ich hatte tatsächlich durchgeschlafen, beinahe 24 Stunden, die Nacht schien mich wirklich fertig gemacht zu haben und wieder kam das schlechte Gewissen in mir hoch. Der Schlafsaal war leer, die anderen waren vermutlich beim Mittagessen oder saßen im Gemeinschaftsraum, also stand ich auf, duschte, zog mich an und ging sie suchen.

Im Gemeinschaftsraum fand ich zwar nicht meine Freunde, aber Lily Evans, sie saß auf der Couch und las in einem Schulbuch. „Hallo.“, machte ich auf mich aufmerksam, ehe ich mich setzte und das grünäugige Mädchen zuckte leicht zusammen, als sie mich ansah, lächelte sie. „Hallo Remus. Geht es dir besser? James und Sirius sagten, du seist krank gewesen.“, erkundigte sie sich und legte das Buch beiseite. „Ja, es geht mir besser. Weißt du wo die beiden sind?“ „Sie sind vor etwa einer Viertelstunde verschwunden, zum Essen nehme ich an.“, lachte sie und sah mich besorgt an, als ich mich, etwas wacklig auf den Beinen erhob. „Geht es dir wirklich gut?“ Lily war aufgesprungen und hielt mich am Arm fest. „Es geht schon.“, murmelte ich und setzte mich vorsichtshalber zurück auf das Sofa. „Hör zu Remus, ich habe nachgedacht. Du bist oft krank, sehr oft und sehr regelmäßig. An was leidest du? Irgendwas musst du doch haben, ich habe mir den Kopf zerbrochen, aber ich bin einfach nicht darauf gekommen.“ Wir waren alleine im Gemeinschaftsraum, ich hätte es ihr erzählen können, nur wusste ich nicht, ob dies tatsächlich eine gute Idee war, ich mochte Lily und sie war auch eine Freundin, aber ich war mir nicht sicher wie sie diese Nachricht aufnehmen würde.

„Du hast Recht, ich bin krank, zumindest könnte man es so nennen. Hast du gar keine Idee? Keinen Anhaltspunkt?“, fragte ich nach, wenn sie nichts wusste, dann wollte ich es ihr auch nicht sagen, wenn sie allerdings einen Verdacht hatte, würde ich es ihr auch nicht verschweigen. „Naja, ich habe mehrere Sachen in Betracht gezogen und ich habe auch viele Ideen wieder verworfen, nur eine nicht, aber das kann eigentlich nicht sein, das ist unwahrscheinlich und gar nicht möglich.“ Nervös strich sie sich durch die Haare. „Möglich ist alles.“, sagte ich schlicht und wartete auf eine Antwort, irgendwie hatte ich es im Gefühl, dass sie es wusste oder ahnte oder zumindest vermutete. „Du…nein Remus, nein, du kannst das nicht sein. Du…du bist kein Werwolf. Oder?“ Ängstlich sah sie mich an, langsam nickte ich und als Lily die Erkenntnis traf und sie verstand, dass tatsächlich ein Werwolf vor ihr saß, zeigte ihr Gesicht pures Entsetzen. „Doch Lily. Dumbledore weiß davon, aber ich bitte dich, niemand darf davon erfahren, niemand, das musst du mir versprechen. Viele Eltern würden hier den Aufstand proben, wenn sie es erfahren, sie würden das Ministerium einschalten, Dumbledore würde als Schulleiter entlassen werden, ich müsste…“ „Remus sei still, ich will es doch niemandem sagen. Ich war nur…überrascht. Als ich recherchiert hatte, um herauszufinden, was genau du hast und ich schließlich auch nach Mitteln bei Werwölfen gesucht habe, bin ich auf einen Zeitungsartikel gestoßen, vor kurzem wurde ein Mann geehrt, der es geschafft haben soll einen Trank zu entwickeln, der es dem Betroffenen ermöglicht auch in der Gestalt des Werwolfes seinen Verstand zu behalten, seinen menschlichen Verstand und dem zur Folge auch die Kontrolle über das, was man tut. Möglicherweise schaffe ich es den Trank zu brauen. Er ist nicht einfach, aber wenn ich es schaffe, dann könnte dir das vielleicht helfen.“

Sprachlos sah ich Lily an. Warum wusste ich nichts von diesem Trank? Und noch wichtiger, warum wusste Dumbledore nichts davon? Ich plante, dies gleich heraus zu finden. „Ich muss zu Dumbledore, wir reden später darüber, ja?“ Ich stand auf, stolperte den ersten Schritt und verließ dann durch das Porträt den Gemeinschaftsraum, machte mich auf den Weg zu Dumbledores Büro. Unterwegs traf ich meine Freunde. „Remus, wo willst du hin?“ James hielt mich am Arm fest, ich wäre glatt an ihnen vorbei gelaufen, so sehr war ich drauf versessen mit dem Schulleiter zu reden. „Später, wir reden später, ich muss zu Dumbledore. Oder frag Lily.“ Überrascht ließ James mich los und ich lief weiter, fuhr mir ungeduldig durch die Haare, also ich vor dem Büro stand und klopfte.

„Herein.“, bat die freundliche Stimme Dumbledores mich und ich trat ein, ließ nicht viel Zeit, um ihn anständig zu begrüßen und das, obwohl ich in dieser Hinsicht wirklich Manieren besaß. „Professor, ich muss dringend etwas mit ihnen besprechen. Durch mein regelmäßiges Fehlen wurde ich heute von Lily Evans drauf angesprochen, sie vermutete ich sei ein Werwolf, auch wenn sie es nicht wirklich glaubte und ich sagte ihr, wie Recht sie hat. Daraufhin erzählte sie mir von einem Trank, der mit helfen kann meine Kontrolle zu behalten. Professor, wussten sie, dass es so einen Trank gibt und dass man ihn brauen kann und dass ich damit keine Gefahr mehr darstellen würde? Wie sie wissen begleiten meine Freunde mich, wenn ich die Nächte allein in der heulenden Hütte verbringe und in der letzten Vollmondnacht bin ich ausgebrochen, ich hätte beinahe Hogsmeade erreicht, ich stelle eine zu große Gefahr da, ich zog es bereits in Erwägung die Schule zu verlassen, James redete mir dies aber schon aus. Professor, ich brauche diesen Trank unbedingt.“, ratterte ich herunter, schwer atmend vor dem großen Schreibtisch stehend, Dumbledore hatte mich lediglich freundlich angesehen und mir still schweigend zugehört. „Setzen sie sich.“, bat er und ich ließ mich auf den Stuhl fallen, neben dem ich stand. „Ich weiß von der Existenz dieses Tranks, nur leider kann ich ihn nicht herstellen lassen, ich selbst bin dazu nicht in der Lage, nur ein erfahrender Meister ist dazu im Stande und ich kann Professor Slughorn diesen Trank nicht brauen lassen, ohne dass dabei unangenehme Fragen entstehen, das verstehen sie doch, oder? Wenn sie jedoch damit einverstanden sind, werde ich den Professor damit beauftragen, ihre Identität wird ihm dabei aber offenbart, denken sie daran, es ist ihre Entscheidung.“, erklärte Dumbledore mir ruhig und ich zog die Schultern etwas ein. „Es tut mir leid, dass ich so unhöflich war.“, entschuldigte ich mich kleinlaut, der Professor lächelte mild. „Ich würde diesen Trank gern zu mir nehmen, ich fürchte mich schon vor mir selbst, oder besser gesagt davor, zu was ich werden kann.“, gab ich schließlich zu und der Schulleiter nickte. „Dann werde ich alles Weitere mit Professor Slughorn besprechen und sie auf dem Laufenden halten.“ Damit war das Gespräch wohl beendet, er wendete sich den Papieren zu, die auf seinem Tisch lagen. „Guten Tag Professor.“, verabschiedete ich mich und verließ das Büro.


„Warum hast du es Lily erzählt? Und warum bist du zu Dumbledore gerannt, als hinge dein Leben davon ab? Will sie es weiter erzählen? Und was ist das für ein Trank von dem sie gesprochen hat?“, bestürmte Sirius mich, als ich unseren Schlafsaal betrat. Abwehrend hob ich die Hände. „Sie hat mich gefragt und es vermutet, auch wenn sie es nicht glauben wollte und ich vertraue ihr und dank ihr weiß ich auch, dass es einen Trank gibt, der mir hilft mein Bewusstsein zu behalten und die Kontrolle, wenn ich mich verwandle und ich habe Dumbledore davon erzählt und er wusste, dass es den Trank gibt und er lässt ihn jetzt für mich brauen und Lily wird niemandem etwas sagen.“, beantwortete ich die Fragen, gähnte und setzte mich erschöpft auf mein Bett, mir fiel auf, dass ich noch nichts gegessen hatte. „Du bist noch immer fertig. Und du warst nicht beim Essen, was bedeutet, dass du heute noch nichts zu dir genommen hast.“, stellte James fest und sah mich kritisch an. „Ja, ich weiß, ich soll mehr essen, jaja.“, brummte ich und streckte mich auf meinem Bett aus. „Warum tust du es dann nicht verdammt! Remus hier geht es um dich und um deine Gesundheit und du weißt wie gefährlich das sein kann, also wirst du jetzt mit mir mitkommen und etwas essen.“, fuhr er mich an und zog mich an meinem Handgelenkt vom Bett herunter, so schnell konnte ich gar nicht reagieren. „James!“, protestierte ich und versuchte mich aus seinem Griff zu befreien, aber ich hatte keine Chance, er war stark und ich noch zusätzlich geschwächt, also ließ ich es zu, wie er mich hinter sich her zog, durch das Porträt, endlose Gänge entlang, quer durch das ganze Schloss, bis vor eine kleine, unauffällige Holztür, ich hatte keine Ahnung wo wir waren. James ließ mich endlich los und ich rieb mir mein Handgelenk, er klopfte an die Tür, eine Hauselfe erschien und ich konnte nur vermuten, dass es sich um den Eingang zur Küche handelte. „Hallo. Mein Freund hat leider das Mittagessen verpasst und heute noch gar nichts gegessen, könnten wir ein Stück Pastete bekommen?“, fragte James freundlich und lächelte die kleine Hauselfe offen an, die ihm die Tür geöffnet hatte. Aufgeregt quietschte das kleine Wesen und fuchtelte mit ihrer Hand in der Luft herum. „Es wäre uns eine Ehre Mr. Potter Sir in unserer Küche willkommen zu heißen und Freunde von Mr. Potter sind auch unsere Freunde.“ James grinste mich an und kletterte durch die kleine Tür, zögernd folgte ich ihm und staunte nicht schlecht, als ich meinen Blick durch die Küche schweifen ließ. Der Raum war riesig, genau genommen war er sogar größer als die große Halle, in der Mitte standen vier lange Tische, genauso angeordnet wie die Haustische beim Essen, sie waren bedeckt mit dreckigem Geschirr und Essensresten. An den Wänden befanden sich lange Arbeitsplatten, viele Hauselfen wuselten umher. James und ich wurden zu einem Tisch geschoben, auf zwei Stühle gedrückt und vor uns erschien, von flinken Elfen herbei gebracht, ein wahres Festmahl, beinahe noch besser als das, was wir sonst bekamen und das war schon sehr gut. Teller, über und über gefüllt mit dem besten Essen, Pasteten, Nachtisch, Fleisch, Gemüse, Obst, alles, was man sich nur vorstellen konnte. „Guten Appetit, Mr. Potter und Mr. Lupin Sir.“, wünschte uns die Hauselfe, die uns auch herein gebeten hatte und ich starrte James ungläubig an, der mich nur frech angrinste und nach dem Essen griff, was er sich auf den Teller lud, der vor ihm stand. Zögernd griff ich auch nach dem Essen, James nickte mir noch einmal zu, ehe er selbst anfing zu essen. Die Hauselfen brachten uns Gläser mit Kürbissaft und sahen uns erwartungsvoll zu.

„Das Essen ist toll, danke.“, brachte ich zögernd hervor, nachdem ich meine erste Portion verschlungen hatte und eine der Elfen nickte ganz aufgeregt. „Die Elfen sich haben extra Mühe gegeben für Mr. Lupin und Mr. Potter Sir.“, quiekte sie und füllte mein Glas erneut. „Sag mal James, woher wusstest du, wie man in die Küche kommt, die Hauselfen scheinen dich schon zu kennen.“, fragte ich ihn, ehe ich mich meinem Nachtisch zuwendete. „Ich hab mich mal verlaufen und bin hier gelandet, die Hauselfen freuen sich immer über Besuch und das Essen ist einfach nur genial.“, lachte er und seine weißen Zähne blitzen.

„Lass uns zurück gehen.“, beschloss James etwas später und wir verabschiedeten uns höflich bei den Elfen, die uns noch jede Menge Essen mit auf den Weg geben wollten, was wir ebenfalls höflich ablehnten. „Unglaublich, wie viele von ihnen in Hogwarts arbeiten und was für köstliches Essen sie machen können.“, schwärmte ich auf dem Rückweg und James lächelte, den Rest des Weges schwiegen wir, bis wir vor dem Porträt ankamen. „Erzähl es keinem, ja? Das bleibt unser Geheimnis.“, flüsterte er und sprach das Passwort, nachdem ich genickt hatte.

„Remus!“, rief Lily, als ich durch das Porträt geklettert war und kam auf mich zu. „Was ist mit dem Trank?“, flüsterte sie und ich schüttelte den Kopf. „Slughorn und Dumbledore kümmern sich darum, aber danke für dein Angebot.“, erklärte ich und lächelte sie an, bevor ich James folge, der schon ungeduldig am Treppenaufgang für die Schafsäle wartete. „Ist da jemand verliebt?“, fragte er, aber es klang nicht, als würde es ihn wirklich interessieren, überrascht sah ich ihn an. „Quatsch, wie kommst du denn darauf?“, fragte ich zurück, bekam aber keine Antwort, James zog lediglich eine Augenbraue nach oben und marschierte die Treppe nach oben, verwirrt folgte ich ihm.

Den Rest des Nachmittags bis zum Abendessen nutzten wir vier zum Lernen, was bedeutete, dass Sirius und James mir den Stoff beibrachten, den ich verpasste hatte und Peter versuche alles zu verfolgen, er war noch nie gut in der Schule gewesen. Erschöpft schob ich nach zwei Stunden die Pergamentrollen von mir weg und lehnte mich zurück. „Irgendwelche Pläne für morgen?“, erkundigte ich mich bei Sirius, der den Kopf schüttelte. „Wenn das Wetter gut ist, könnten wir wieder fliegen, oder?“, schlug ich vor und sah aus dem Fenster in die Dämmerung, der Frühling zeigte sich schon seit ein paar Wochen, das Wetter spiele aber sein eigenes Spiel und es war oft noch nicht gut genug um sich auf einem Besen nach draußen zu wagen. „Du bist noch zu schwach Remus.“, warf James trocken ein und wühlte weiter in seinem Kleiderschrank, vor dem er schon seit mehreren Minuten stand, immer wieder Kleidung hervor zog, um die dann wieder zurück zu legen. „Bin ich nicht, hör auf dich aufzuführen wie meine Mutter!“, fuhr ich ihn an, genervt von seiner ewigen Führsorge, auch, wenn es mir irgendwie gefiel, dass er sich Sorgen um mich machte. „Er hat aber Recht, nicht dass du uns noch vom Besen fällst.“, versuchte Sirius zu schlichten und Peter nickte kräftig. „Dann eben nicht.“, grummelte ich und zog ein Päckchen Zauberkarten aus meiner Hosentasche und ließ sie durch die Luft schweben und vollführte Kartentricks mit einer Leichtigkeit, wie man es bei den Muggeln in den Casinos sah, Peter sah mir mit großem Interesse dabei zu, genauso wie er James immer fasziniert dabei zusah, wenn er mit dem Schnatz spiele oder Sirius einige akrobatische Kunststückchen vorführte. Peter beherrschte nichts davon.

Beim Abendessen redete ich kaum und wenn, dann nicht mit James, ich schmollte, weil ich wusste das er Recht hatte und die Sorgen begründet waren, aber ich wollte mich nicht bevormunden lassen. Heimlich warf ich ihm trotzdem ein paar Blicke zu und hoffte, dass er sie nicht bemerkte. Seine schwarzen Haare hingen ihm wirr in die Stirn und waren es auch eigentlich nicht wert, als ordentlich bezeichnet zu werden, ich wusste, dass er morgens eine Menge Zeit in diese verwegene Frisur investierte. Ich schluckte und widmete mich wieder dem Essen, stimmte Sirius Vorschlag zu, dass wir am nächsten Tag einfach nur faul sein würden, ein weiterer Versuch um wieder etwas Frieden zu stiften, auch wenn sonst ich diese Aufgabe übernahm.

Immer noch erschöpft, verkroch ich mich nach dem Essen in meinem Bett, zog die Vorhänge zu und murmelte einen Zauber, der die Geräusche von außen dämpfte, schlafen konnte ich trotzdem nicht. Warum machte James sich plötzlich so viele Sorgen um mich? Vermutlich kam ich nur nicht damit klar, weil es mich schlicht und einfach verwirrte und ich nicht wusste, wie ich damit umgehen sollte. Das musste es sein, zumindest redete ich mir das ein und konnte danach zumindest schlafen, in dem Glauben, dass ich das Problem erkannt hatte.

„Remus.“, flüsterte eine Stimme, ich kannte sie, aber ich wusste nicht, wem sie gehörte, konnte sie nicht zuordnen. Ein zarter Hauch, der Atem der Person, der die Stimme gehörte, strich über meinen Nacken, ich schauderte, eine Gänsehaut breitete sich auf meinem Körper aus. „Remus.“, wisperte die Stimme erneut, mit zärtlichem Unterton, ich seufzte leise und lehnte mich nach hinten, spürte einen warmen, starken Körper, der mich hielt, Arme, starke Arme, die sich um meine Hüfte legten und mich sanft umschlungen. Ich wollte zur Seite sehen, die Augen öffnen und sehen, wer dieser Mensch war, der sich an mich schmiegte, aber es ging nicht, ich war mir nicht einmal sicher, ob ich lediglich meine Augen nicht öffnen konnte oder es einfach nur zu dunkel war. „Hab Geduld Remus, du musst Geduld haben.“, flüsterte die Stimme, ich wurde sanft auf den Boden, einen sehr weichen Boden, gelegt und die Wärme des anderen Körpers verschwand, wehmütig sehnte ich sie zurück, aber sie kam nicht wieder und Dunkelheit in Kälte umfing mich.



Verwirrt wachte ich auf, blinzelte ein paar Mal, bis ich merkte, dass es wirklich noch dunkel war und ja, es war auch kalt, ich spürte nichts von der Wärme, wie in meinem Traum. Wenn es denn einer gewesen war, es hatte sich so real angefühlt, so echt. Seufzend drehte ich mich auf den Rücken und sah die Decke an, grübelte darüber, wer wohl der junge Mann in meinen Träumen gewesen sein mochte. Diese Stimme, sie war mir so bekannt vorgekommen, so vertraut und trotzdem wollte mir einfach nicht einfallen, wem sie gehörte. Ich zerbrach mir beinahe den Kopf, ging im Geiste viele Stimmen durch und schaffte es einfach nicht sie zu vergleichen, es war wie eine Blockade, zudem verschwammen die Erinnerungen immer mehr, wurden undeutlich und ich hatte Angst sie zu verlieren, also ließ ich es sein, weiter darüber nach zu denken, kuschelte mich in meine Decke und schloss die Augen um weiter zu schlafen.

„Remus, hey, wach auf.“ Ich brummte, als ich das leichte Rütteln an meiner Schulter spürte. „Remus, komm schon.“ „Mhm.“ Die Matratze senkte sich etwas herab, jemand setzte sich auf mein Bett. „Jetzt wach schon auf, ich weiß genau, das du wach bist.“ Man konnte das Grinsen, das die Worte vermutlich begleitete geradezu hören. „James.“, grummelte ich und drückte mein Gesicht in mein Kissen, eigentlich wollte ich sauer auf ihn sein, aber es fiel mir so schwer, wenn er so nett zu mir war. Mistkerl. „Ich wusste es, du bist sehr wohl wach. Los jetzt, raus aus den Federn.“ Ich bewegte mich keinen Millimeter und hörte ein leises Lachen. „Remus, muss ich zu anderen Mitteln greifen?“, fragte James lauernd, aber er ließ mir gar keine Zeit zum Antworten, sondern begann mit seinen Fingern in meine Rippen zu pieken. Ich versuchte diesen Fingern zu entkommen und kicherte, aber jedes Mal wenn ich mich James Fingern entzog, griffen sich mich kurz darauf erneut an und schließlich griff ich lachend nach seinen Handgelenken und hielt sie schwer atmend fest. James grinste mich breit an. „Geht doch.“, lachte er, als ich ihn gespielt entrüstet ansah, ich konnte ihm nicht böse sein. „Du kannst mich jetzt loslassen.“, wies James mich darauf hin, dass ich noch immer seine Handgelenke festhielt. „Was? Ach so, ja.“, murmelte ich verlegen und ließ ihn tatsächlich los, dann richtete ich mich etwas auf und fuhr mir durch die zerzausten Haare, seitdem ich damals gebissen wurde, wuchsen sie schneller und dichter und sie waren nicht mehr schokoladenbraun sondern glichen eher einem schmutzigen Braun mit einem grauen Schimmer, ich mochte sie trotzdem.

„Du hast das Frühstück verpasst. Peter und Tatze sind zum Nachsitzen bei McGonagall, hast du Lust auf ein Frühstück in der Küche?“, erkundigte James sich nun und ich nickte, kroch aus dem Bett und schlurfte ins Bad. Ich hatte ein Kribbeln im Magen und ziemlich gute Laune und verbot mir gleichzeitig so zu denken, es war nicht gut für mich. Nach einer Katzenwäsche betrat ich unseren Schlafsaal, James saß mit seinem Schnatz auf seinem Bett, und suchte mir etwas zum Anziehen aus meinem Schrank, ein schlichtes, rotes Hemd und eine schwarze Jeans.

„Ich wäre soweit.“, sagte ich und James stecke den Schnatz zurück in die kleine Schachtel, in der er den kleinen Goldball verwahrte und wir liefen zusammen zum Kücheneingang, dieses Mal merkte ich mir den Weg, der sich nicht als einfach heraus stellte, aber für Wege hatte ich ein gutes Gedächtnis.

James klopfte an die kleine Holztür und eine Hauselfe, die ein pinkes Geschirrhandtuch um ihren kleinen Körper geschlungen hatte, öffnete und quiekte fröhlich. „Mr. Potter Sir, es Tammy eine Ehre ist sie wieder hier begrüßen zu dürfen. Tammy sieht Mr. Potter Sir hat einen Freund mitgebracht, Mr. Lupin Sir, wenn Tammy sich nicht irrt.“ Während ich verwirrt auf die kleine Hauselfe sah, lächelte James mild. „Du irrst dich nicht Tammy. Ob wir wohl hier frühstücken dürfen?“, fragte er freundlich. „Es wäre uns eine Ehre ein Festmahl für Mr. Potter Sir und Mr. Lupin Sir zu bereiten. Kommen sie rein, kommen sie rein, Tammy wird den jungen Herren ein Frühstück bereiten.“, quietschte die Hauselfe und James und ich folgten dem quirligen Ding in die große Küche. „Oh seht, Mr. Potter und Mr. Lupin Sir besuchen uns, seht nur.“, rief eine weiterte Hauselfe und fing an verschiedene Zutaten in eine Pfanne fliegen zu lassen. Wieder nahmen wir an dem Tisch Platz, an dem wir auch beim letzten Mal gesessen hatten, uns wurden Teller und Becher gebracht, Saft wurde uns eingeschenkt und ein üppiges Frühstück wurde uns vor die Nase gestellt. „Tammy hofft Mr. Potter und Mr. Lupin Sir schmeckt das Essen, sie hofft, dass die jungen Herren satt werden.“ Ich fragte mich, wie man von der Menge nicht satt werden sollte und runzelte die Stirn, James hatte dies bemerkt und lachte leise. „Keine Sorge Tammy, wir werden sicherlich satt werden.“, beruhigte er das aufgeregte Wesen und nahm sich einen Pfannkuchen.

„Warum hast du mich nicht einfach zum Frühstück geweckt?“, wollte ich von James wissen und nahm mir ein Stück Kesselkuchen, mein drittes Stück, das Zeug war einfach unglaublich lecker. „Du brauchst noch immer Ruhe.“, antwortete mir mein Gegenüber schlicht und aß weiter. Es schien mir, als wäre das nicht alles, was James dazu zu sagen hatte, aber ich fragte nicht weiter nach, das machte bei ihm genauso viel Sinn, wie zu hoffen, dass ein Fisch ohne Wasser überleben würde, nämlich gar keinen. James war ein Sturkopf und setzte diesen immer durch und er wusste, wie er dies anzustellen hatte und ich hatte keine Lust mich mit ihm anzulegen, ich wollte einfach das Zusammensein mit ihm genießen.

„Haben die jungen Herren einen Wunsch?“, erkundigte Tammy sich, als wir uns satt und zufrieden zurück gelehnt hatten, ich schüttelte den Kopf und James verneinte ebenfalls. „Wir werden gleich wieder gehen, bevor man uns vermisst. Danke Tammy.“, erklärte James und erhob sich, ich folgte ihm zur Tür. „Selbstverständlich Mr. Potter Sir, es war uns eine große Ehre sie und Mr. Lupin Sir hier unten willkommen zu heißen.“ Wir verabschiedeten uns und kletterten durch die kleine Tür zurück auf den Flur. „Ich glaube sie wissen gar nicht, was für eine Arbeit sie da leisten, wenn ich nicht wüsste, dass Hauselfen mit so einem Leben vollauf zufrieden sind, würden sie mir leid tun.“, seufzte ich, mit dem Gedanken noch immer bei dem guten Essen. „So sind sie eben und ich besuche sie gerne, sie sind so herzlich.“, erzählte James mir und seine braunen Augen funkelten fröhlich, er war wirklich gutaussehend, ja, schon fast schön, perfekt. Ich sollte so etwas nicht denken.

„Remus?“, sprach der Schwarzhaarige mich plötzlich an, nachdem wir eine Weile schweigend nebeneinander her gegangen waren. „Ja?“ „Was ist das zwischen dir und Lily?“, brachte er zögernd heraus, seine sonst so selbstbewusste Stimme klang schon fast schüchtern. Warum fing er denn schonwieder damit an? „Nichts, wir sind nur Freunde, warum fragst du? Bist du eifersüchtig?“, neckte ich ihn und grinste, aber James grinste nicht zurück. „Natürlich nicht, ich wollte das einfach nur wissen.“, antwortete er und beschleunigte seine Schritte. Was war denn jetzt los? „James, was ist los?“, fragte ich und bemühte mich mit ihm Schritt zu halten. „Ach nichts, ist schon gut.“, wiegelte er ab und ich ließ es bleiben, ich sagte ja, er war ein Sturkopf.


Zurück im Gemeinschaftsraum trafen wir auf Sirius und Peter. „Wo wart ihr, wir haben euch schon gesucht.“ „Frische Luft schnappen.“, antwortete James knapp auf Sirius Frage und Peter zu den Kopf ein, bei dem grimmigen Unterton mit dem James gesprochen hatte, Sirius zog eine Augenbraue nach oben, sagte aber nichts und ich ließ mich seufzend auf das rote Sofa fallen. Ich zog wieder das kleine Päckchen mit den Karten hervor, sie beruhigten mich, wenn sie auf ihre magische Weise durch die Luft flogen. „Remus, darf…darf ich auch mal?“, fragte Peter leise und ich hielt ihm den Stapel hin. „Du musst einen einfachen Schwebezauber verwenden, den Rest machen die Karten für gewöhnlich von alleine.“, erklärte ich und sah Peter aufmunternd an, der unsicher die Karten auf seiner offenen Hand liegen hatte. Er murmelte einen Zauber und die Karten flogen kurz in die Luft, stellten wohl auch irgendeine Form da und landeten dann zurück auf seiner Hand. „Ich kann das nicht.“ Enttäuscht gab Peter mir die Karten zurück. „Ach Quatsch, so schlecht war das nicht, du musst nur üben.“, versuchte ich ihn aufzumuntern, packte die Karten in die Schachtel und hielt sie Peter in. „Hier, du kannst sie behalten.“ „Wirklich? Danke Remus.“, freute er sich und lächelte glücklich.

„Guck mal, da ist die Schlange.“, rief James, Sirius lachte. „Lasst ihn doch.“, versuchte ich die beiden vergeblich zurückzuhalten, als sie mit ihren erhobenen Zauberstäben auf Snape zuliefen. „James, Sirius.“, versuchte ich es noch einmal, doch sie ignorierten mich gekonnt. Mit dem Wink seines Zauberstabes sorgte James dafür, dass sich Snapes Umhang um seinen Körper wickelte und er zu Boden stürzte. „James! Du arroganter Mistkerl! Warum tust du so etwas?“ Aufgebracht kam Lily angerannt und versuche Snape aus seinem Umhang zu befreien, Sirius kugelte sich fast auf dem Boden vor Lachen, James grinste überheblich. „Ach Lily, sag mir nicht du magst diesen komischen Kautz, komm schon, du weißt genau, welche krummen Sachen er treibt, er hat das verdient.“, höhnte James und lief weiter in Richtung der großen Halle, wir wollten eigentlich zu Abend essen, bevor wir auf Snape getroffen waren, der jetzt beschämt auf dem Boden saß, seine ungepflegten Haare hingen ihm ins Gesicht, aber ich wusste, dass er sich schämte, sehr sogar, Lily hatte mir dies erzählt, mich gebeten James und Sirius dazu zu bewegen ihn in Ruhe zu lassen und ich versuchte es wirklich, hatte Mitleid mit dem Slytherin, auch wenn ich ihn nicht besonders leiden konnte. Mit schnellen Schritten folgte ich den beiden. „War das wirklich nötig? Ich bitte euch, so schlimm ist er nun wirklich nicht, lasst ihn doch einfach in Frieden.“, nörgelte ich, abrupt drehte Sirius sich zu mir um. „Halt die Klappe Lupin, du weißt genau, dass er sich der schwarzen Magie verschrieben hat und so etwas gehört hier nicht her.“, herrschte er mich und rauschte mit wehendem Mantel in die große Halle. Schwarze Magie war ein wunder Punkt bei Sirius, das wusste ich wohl, aber darauf konnte ich nun mal nicht immer Rücksicht nehmen. „Remus, war das wirklich nötig? Du weißt wie sehr er das alles verabscheut.“, warf nun auch James mir vor. „Ja, es war nötig, ich verstehe ja, wenn er verabscheut, ich tu es doch auch und ich kann es ja verstehen, wenn er Snape hasst, aber müsst ihr ihn denn immer und immer wieder fertig machen? Das hat selbst er nicht verdient und wenn du mal darüber nachdenkst, dann würdest du auch einsehen, dass ich recht habe.“ James schnaubte, sah mich finster an und eilte Sirius hinterher. „Willst du auch noch was sagen?“, fuhr ich Peter an, der ängstlich den Kopf einzog. „Tut mir leid.“, nuschelte ich entschuldigend, der Appetit war mir vergangen und ich schlurfte zurück zum Turm, ließ Peter in der Eingangshalle stehen.

Kurz vor dem Porträt hatte Lily mich eingeholt. „Remus, warte.“ Mit Snape im Schlepptau blieb sie vor mir stehen. „Was ist denn?“, fragte ich mit einem Seitenblick auf den schwer atmenden Snape. „Du hast gesagt du kriegst das in den Griff, aber das ist ja wohl nicht der Fall und du weißt was ich jetzt tun will, muss und werde.“, giftete sie mich an, abwehrend hob ich die Hände. „Jetzt mach nicht mich dafür verantwortlich Lily, du weißt genau, dass ich mein Bestes getan habe, aber du musst Sirius verstehen, auch wenn das trotzdem nicht bedeutet, dass es seine Taten rechtfertigt. Ich will nochmal versuchen mit ihnen zu reden, ich werde ihnen klar machen, dass du zu Dumbledore gehen wirst, wenn sie nicht damit aufhören.“ Ich wandte mich an Snape. „Es tut mir leid, was die beiden mit dir veranstalten.“ Ich hatte das Bedürfnis mich für meine Freunde zu entschuldigen. Ein Paar schwarzer Augen sah mich an. „Ich habe doch niemandem etwas getan.“, flüsterte Snape und senkte wieder den Kopf, Lilys kalter Blick traf mich, ich wusste, was sie versuchte mir so zu sagen. Snape war ein kleines Häufchen Elend und James und Sirius waren schuld daran. „Da gibt es noch etwas, um das du dich kümmern solltest. Severus, du musst es ihm sagen.“ Verwirrt sah ich zwischen den beiden hin und her. „Ich will nicht.“, nuschelte Snape, doch Lily schob ihn energisch ein Stück auf mich zu. „Wenn du’s nicht tust, dann mach ich es.“, drohte sie, Snape sah sie bittend an. „Das ist nicht allein meine Entscheidung Lily, ich kann das nicht einfach so machen.“ „Aber…“ „Nein Lily, bitte, ich muss erst rausfinden ob das okay ist.“ Gespannt verfolgte ich das Wortgefecht der beiden, auch wenn ich keine Ahnung hatte, worüber sie redeten. „Gut, dann rede halt mit ihm, aber heute noch!“ Lily warf aufgebracht die Arme in die Luft. „Jaja.“, brummte Snape und machte sich auf den Weg zurück.

„Lily, was sollte das gerade?“, fragte ich verwundert, während das rothaarige Mädchen vor das Porträt schritt und das Passwort sagte. „Hey, Lily, jetzt warte doch.“, rief ich und folgte ihr. „Du hast es doch gehört, wir reden später mit dir.“ Dann verschwand sie zu den Mädchenschlafsälen und ließ mich allein im Gemeinschaftsraum zurück. Genervt stapfte ich die Treppe zu unserem Schlafsaal nach oben, wollte, als ich auf meinem Bett saß das Päckchen mit den Karten hervor ziehen, als mir einfiel, dass ich sie ja Peter geschenkt hatte.

Eine halbe Stunde später, ich hatte die Zeit damit verbracht die Decke über meinem Bett anzustarren, kamen Sirius und James in unseren Schlafsaal, sie unterhielten sich und ignorierten mich einfach, ich setzte mich auf und sah den beiden zu, wie sie es sich auf Sirius Bett bequem machten. „Leute?“, fragte ich, aber ich bekam keine Antwort. „James, Sirius, das ist kindisch.“, redete ich weiter. Die Tür ging auf und Peter kam herein, keiner beachtete ihn wirklich, denn Sirius war aufgestanden und kam auf mein Bett zu. „Das sind wir doch sowieso für dich, nicht wahr? Kinder, die es nicht lassen können Streiche zu spielen und ihrem kindlichen Hass heraus zu lassen.“, knurrte er. „Sirius verdammt, was soll das? Das ist Blödsinn, was du da redest, das weißt du. Ich verstehe nur nicht, warum ihr es nicht einfach mal sein lassen könnt, Snape ist kein Monster und auch wenn er sich mit schwarzer Magie auskennt, dann ist das noch lange kein Grund um ihn immer und immer wieder fertig zu machen. Dann könnt ihr als nächstes auf mich los gehen, den ein Werwolf zu sein ist noch schlimmer, als ein schwarzer Magier zu sein.“ Ich bereute es sofort, nachdem ich es gesagt hatte, die beiden Jungs sahen mich fassungslos an. „Das ist nicht dein Ernst Remus.“, sagte James monoton. „Aber es ist so. Sieh doch, was hast du davon, wenn du und Sirius immer und immer wieder auf Snape los geht? Lily wird zu Dumbledore gehen, sie hätte es am liebsten heute schon getan und ihr habt nichts von einem Schulverweis. Viel mehr habt ihr was davon, wenn ihr euch zusammenreißt und euch später etwas sucht, wie ihr die schwarze Magie bekämpfen könnt.“, riet ich den beiden, versuchte diplomatisch zu sein und die vernünftige Seite der beiden zu erreichen, die ja schließlich irgendwo vorhanden sein musste. „Könnt ihr bitte aufhören zu streiten?“ Überrascht drehte ich meinen Kopf nach rechts zu Peters Bett, der mit großen Augen darauf saß und uns bittend ansah. „Er hat Recht, deswegen sollten wir nicht streiten. Sirius, wenn Lily wirklich zu Dumbledore gehen würde, dann müssen wir uns zusammenreißen. Es tut mir Leid Remus.“ James lächelte, sein Charme hatte uns mal wieder alle eingewickelt und wir waren still, Sirius nickte geistesabwesend vor sich hin, Peter sah auf seine Hände und ich sah James an, der mir zunickte, aufstand und sich an seinen Schreibtisch setzte.

„Remus? Kann ich kurz mit dir reden? Allein?“, fragte Peter mit etwas später leise, ich lag auf meinem Bett, in ein Buch vertieft, James saß noch immer an seinem Schreibtisch und Sirius hatte die Vorhänge seines Bettes geschlossen und sich dahinter verkrochen. „Klar.“ Ich klopfte auf mein Bett, Peter nahm Platz und ich schloss die Vorhänge, verhängte einen Stillezauber. „Was ist denn los?“ Unsicher knetete Peter seine Hände. „Also, weißt du, naja, wie soll ich das sagen? Seve, äh, Snape sollte dir doch heute etwas sagen, Lily wollte es so, nun, er sollte dir sagen, dass…dass wir…dass wir zusammen sind. Lily dachte…naja, dass du die beiden dann vielleicht zur Vernunft bringen kannst, weil sie Rücksicht auf mich nehmen würden, aber das glaube ich nicht. Bitte, Remus, sag es keinem ja? Ich weiß nicht, was James und Sirius sagen würden oder die anderen. Versprich mir das bitte.“ Peter sah mich schon fast verzweifelt an, beruhigend legte ich meine Hand auf seine Schulter. „Wenn du oder Snape es nicht wollt, dann sage ich es auch niemandem, aber ich finde es schön, dass du mir vertraust und es mir erzählt hast. Ich glaube aber auch, dass James und Sirius nicht begeistert davon sein werden und trotzdem denke ich, dass ihr das nicht weiter geheim halten solltet, aber ich freue mich sehr für dich. Wie lange seid ihr den schon ein Paar?“ „Seit zwei Wochen.“, murmelte Peter und wurde rot. „Hey, das ist doch toll, kein Grund um sich zu schämen oder schüchtern zu sein. Soll ich mal mit den beiden reden und gucken was sie sagen?“, bot ich an und Peter nickte vorsichtig. „Ich verrate ihnen nichts, also nicht direkt, wenn du es nicht willst.“, fügte ich hinzu. „Würdest du das wirklich tun? Das wäre toll Remus. Danke.“ Glücklich lächelte er und zog den Vorhang auf. „Was gab es denn so Geheimes zu besprechen?“, fragte Sirius neugierig, als ich alle Vorhänge wieder geöffnet hatte. „Wenn es nicht geheim wäre, hätten wir die Vorhänge nicht zugezogen, also kannst du lange auf ne Antwort warten.“, entgegnete ich und Sirius schmollte, während James lachte. „Keine Sorge Sirius, ich bin mir irgendwie ziemlich sicher, dass wir es bald wissen werden.“ Erstaunt sah ich ihn an, woher wusste er das nun schonwieder?

Ich stand auf einem der vielen Flure in Hogwarts, ein Stück entfernt standen zwei Personen, ich näherte mich ihnen, um erkennen zu können, wer das war. „Remus, sieh, wir sind zusammen.“, rief Peter mir zu, als ich dicht genug heran gekommen war. Er lächelte glücklich und strahlte Snape an, der neben ihm stand und ebenfalls lächelte. Ich glaube das war das erste Mal, dass ich ihn lächeln sah. „Ich bin wirklich glücklich.“, sagte Snape und legte einen Arm um Peters schmale Hüfte. „Sieh mal, das können wir auch haben.“ Zwei Arme legten sich um mich, ich wurde an einen warmen Körper gezogen. „Das wäre doch schon Remus.“, warf Peter ein und ging zusammen mit Snape davon. „Es wäre wirklich schön, findest du nicht auch?“, schnurrte die Stimme hinter mir, direkt in mein Ohr, ich bekam wieder diese wundervolle Gänsehaut. „Wer bist du?“, fragte ich und der Junge hinter mir lachte leise. „Denk nach Remus.“ Mein Gehirn lief schon auf Hochtouren, es wollte mir einfach nicht einfallen, es war, als wüsste ich es, aber es kam nicht bewusst bei mir an. „Ich weiß es nicht. Bitte, sag es mir.“, flehte ich, eine Hand streichelte meine Wange, warme Stromstöße liefen durch meinen Körper, ich seufzte. „Find es heraus.“, wisperte die Stimme und verschwand.



Schonwieder war ich nach so einem Traum aufgewacht, ich setzte mich auf und sah meine Vorhänge an. Hatte der eine sich nicht gerade bewegt? Vorsichtig zog ich ihn beiseite, aber da war niemand, alles war still, die anderen schienen zu schlafen. Klar, was sollten sie auch sonst mitten in der Nacht tun? Das war doch wirklich unfassbar, wie real sich meine Träume anfühlten, es kam mir vor, als konnte ich noch immer die Berührungen des anderen spüren, die leise Stimme hören, den Atem fühlen, der über meinen Hals gestrichen war. „Das ist doch einfach nicht wahr.“, fluchte ich leise, verschränkte die Hände hinter meinem Kopf, nachdem ich mich wieder hingelegt hatte. „Remus? Bist du wach?“ Scheiße, James schien mich gehört zu haben, ich hörte, wie er leise auf mein Bett zu tapste und den Vorhang beiseite zog, in der Hand hielt er seinen Zauberstab, der ihm etwas Licht spendete. „Du bist ja wirklich wach. Was ist los?“, er setzte sich auf mein Bett und sah mich neugierig an. „Nichts, ich hab nur geträumt.“ „Alptraum?“, fragte James besorgt und sah mich auch genauso an. „Nein, keine Sorge, ich glaube meine Träume von einer Vollmondnacht kehren nicht zurück.“, beruhigte ich ihn und lächelte mild. „Sicher? Sonst muss ich wieder die ganze Nacht bei dir bleiben.“, grinste James und ich warf mit einem Kissen nach ihm. „Erinnere mich bloß nicht daran.“ Es stimmte, eine Zeit lang litt ich unter Alpträumen und James verbrachte in manchen Nächten wirklich die ganze Zeit an meinem Bett um mich zu beruhigen. „Vielleicht hast du ja auch in Wirklichkeit schlecht geträumt und traust dich jetzt nicht zurück.“, zog ich ihn auf und mein Kissen flog zurück, James lachte und zog eine Augenbraue nach oben. „Das glaubst du doch wohl selbst nicht.“ Schweigend sah er mich an. „Und was ist wenn es so wäre?“, fragte er dann leise. James zeigte nie Schwäche. Ich rückte beiseite und klopfte auf den Platz neben mir. „Komm her.“, flüsterte ich und hob einladend die Decke und James kroch tatsächlich darunter. Wir lagen beide auf dem Rücken. „Danke.“, murmelte er, ehe James die Augen schloss und kurz darauf gleichmäßig atmete, er war wirklich eingeschlafen, das Licht seines Zauberstabes war erloschen.


„Moony.“ Müde öffnete ich meine Augen, aber ich konnte mich kaum bewegen und ich brauchte einen Moment bis ich verstanden hatte, warum. James Arm lag schwer auf meiner Hüfte, ich hörte ihn leise, direkt hinter mir, atmen. „James, wach auf.“, flüsterte ich, hob seinen Arm an und drehte mich um. Ich war seinem Gesicht mit meinem sehr nahe, ich konnte sein Gesicht genau betrachten, es sah so friedlich aus, so unschuldig und so wunderschön. Seine braunen Augen öffneten sich, sahen mich verschlafen und dann erstaunt an. „Was machst du in meinem Bett?“, fragte er und gähnte, ich fing an zu lachen. „Das sollte ich eher dich fragen, wenn ich es nicht schon wüsste, das ist nämlich mein Bett.“, lachte ich und amüsierte mich über sein verdutztes Gesicht. „Ach, stimmt ja.“, brummte er und setzte sich auf, fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. Seine Haare waren vom Schlaf zerwühlt, er sah einfach umwerfend aus. Ich schloss die Augen, streckte mich und schüttelte den Kopf, um die Gedanken zu vertreiben. „Ich gehe dann wohl mal zurück in mein eigenes Bett.“, grinste James und schlüpfte durch den Vorhang. Erleichtert atmete ich aus, leise, damit James es nicht hörte. Es war schön gewesen neben ihm aufzuwachen. Was war das überhaupt für ein Name, den er geflüstert hatte, kurz nachdem ich auf gewacht war? Er hatte sicherlich nur geträumt. Ich zog die Vorhänge auf und angelte meine Uhr vom Nachttisch und fiel stöhnend zurück in mein Kissen, als ich sah, dass es gerade mal acht Uhr war. Aber ich war eh wach, einschlafen konnte ich nicht mehr, also stand ich leise auf, ein Blick auf James Bett verriet mir, dass er tatsächlich wieder eingeschlafen war. Ich kramte eine Jeans und einen warmen Pullover aus dem Schrank, heute Morgen schien gutes Wetter zu sein und ich wollte eine Runde fliegen um den Kopf frei zu bekommen. Fertig angezogen, mit dem Besen in der Hand, verließ ich den Schlafsaal.

Im Gemeinschaftsraum traf ich auf Lily, natürlich, sie war immer früh auf den Beinen. „Hallo Remus, schon wach? Was ist denn mit dir los?“, scherzte sie und ich grinste schief. „Ich war einfach schon wach und konnte nicht mehr schlafen, also dachte ich, ich gehe mal etwas nach draußen auf das Quidditchfeld und fliege ein wenig.“, erklärte ich und wollte den Raum gerade durch das Porträt verlassen, also Lily mich noch einmal rief. „Remus, warte.“ Erwartungsvoll drehte ich mich um. „Was ist denn?“ „Hat Peter mit dir gesprochen?“, fragte sie vorsichtig. „Ja, hat er. Ich werde mal sehen, was ich tun kann, aber ich freue mich sehr für ihn.“ „Du bist ein toller Freund Remus.“, sagte Lily, lächelte und ich konnte durch das Porträt klettern. Zufrieden, schon fast glücklich lief ich durch die Gänge von Hogwarts, genoss die Stille und die frische Luft draußen auf dem Gelände.

Das Quidditchfeld war leer, was mich auch nicht besonders überraschte, um diese Uhrzeit an einem Sonntag traf man selten jemanden an. Ich schwang mich auf meinen Besen und umkreiste die Torringe, flog quer über das ganze Feld und fühlte mich einfach frei und unbeschwert. Ich spielte nicht in der Hausmannschaft, aber ab und zu spielten James, Sirius und ich ein bisschen und ich war auch nicht gerade schlecht, für die Hausmannschaft fehlten mir aber der Ehrgeiz und auch die Motivation für das regelmäßige Training, im Gegensatz zu James, der als Jäger spielte und das sogar sehr gut, er war in diesem Schuljahr sogar als Team Kapitän gewählt worden und das Spiel gegen Hufflepuff und Ravenclaw hatten die Gryffindors sogar schon gewonnen, das Spiel gegen Slytherin stand in drei Wochen an.

Gedankenverloren umrunde ich Mal für Mal die Tribünen und bemerkte gar nicht, dass sich jemand zu mir gesellt hatte und nun ebenfalls um die Torringe flog. „James!“, rief ich überrascht, als ich den anderen erkannte und flog auf ihn zu. „Hier bist du, ich hab mich schon gewundert. Ich wollte den Morgen nutzen, du anscheinend auch.“ Seine weißen Zähne blitzten, als er lachte. „Ich kann einen Quaffel holen, wenn du willst, dann können wir ein bisschen spielen.“, schlug James vor und ich nickte, James flog im halsbrecherischen Tempo auf den Boden zu und bremste erst kurz vorher ab. „Übertreib es nicht.“, rief ich nach unten, James lachte nur, stieg vom Besen und betrat die Umkleide der Gryffindors und kam kurz darauf mit dem roten Lederball wieder nach draußen.

„Fang!“ Mit viel Schwung warf James mir den Ball zu, als er wieder auf seinem Besen saß und näher geflogen war. Ich erwischte den Ball noch gerade so und flog damit vor die Torringe, warf den Quaffel zurück. „Dann zeig mal was du kannst.“, forderte ich James auf und positionierte mich vor dem mittleren Ring. „Du hast doch eh keine Chance.“, grinste James und warf den Ball und ich schaffte es den Wurf abzufangen. „Von wegen!“, neckte ich ihn und ließ den Ball mit einem Zauber zurück zu James schweben.

Wir spielten eine Weile, er traf oft, nur selten schaffte ich es den Quaffel anzufangen, bevor er durch einen der drei Ringe flog. „Okay, ich gebe auf, ich kann nicht mehr.“ „Ach komm schon Remus.“, bettelte James, aber ich schüttelte den Kopf. „Ich kann wirklich nicht mehr und ich hab Hunger. Lass uns frühstücken.“ Ich landete und nach kurzem murren folgte James mir sogar. Wir brachten den Quaffel zurück und gingen zurück zum Schloss.

„Jedes Mal verschwindet ihr!“, warf Sirius uns lachend vor, als wir in die große Halle kamen und uns zu ihm und Peter an den Tisch setzten. Das Frühstück war schon fast vorbei und es waren nicht mehr viele Schüler da, wenn es überhaupt jemals viele gewesen waren, nur wenige standen am Sonntag so rechtzeitig auf, dass sie es noch pünktlich schafften. „Dafür waren wir heute schon draußen auf dem Feld und sind eine Runde geflogen.“, konterte James und schaufelte seinen Teller voll. Ich ließ meinen Blick durch die Halle schweifen, ein paar Ravenclaws saßen an ihrem Tisch, zwei Hufflepuffs waren zu sehen und am Slytherintisch saß Snape mit einem anderen aus seinem Haus, den ich nicht kannte. Ein kleines Lächeln schlich sich auf meine Lippen, als ich an meinen Traum denken musste und daran, was Peter mir erzählt hatte, auch er schien seinen Freund gesehen zu haben, denn er sah gedankenverloren vor sich und lächelte ebenfalls. Eigentlich war es unfassbar, ich konnte mir ja vieles vorstellen, aber darauf, dass die beiden zusammen sein könnten, wäre ich im Leben nie gekommen. „Morgen.“, begrüßte Lily uns fröhlich und setzte mich neben mich, Sirius und James starrten sie finster. „Leute, reißt euch zusammen.“, knurrte ich die beiden an, aber ich wurde wieder einmal gekonnt ignoriert. „Jungs, das ist kindisch, wenn ihr euch jetzt wirklich darüber aufregt. Ihr wisst, ich habe recht.“, warf Lily schlicht ein und nahm sich etwas zu Essen, der ungläubige Blick von den beiden störte sie nicht im Geringsten. „Aber…“ „Sirius, halt den Mund.“, unterbrach ich ihn und er war tatsächlich still, auch wenn nun ich Opfer seiner bösen Blicke war.

„Musst du dich immer in alles einmischen? Remus wirklich, spiel doch nicht immer den Moralapostel, ich fasse es nicht, dass du dich bei diesem Thema immer wieder gegen uns stellst!“, brauste Sirius auf, nachdem wir die Tür unseres Schlafsaals geschlossen hatten. „Ich stelle mich nicht gegen euch, wann verstehst du das endlich? Erstens habe ich meine Gründe und zweites tue ich das FÜR euch, weil ihr sonst bald hochkant hier rausfliegt, wenn ihr euch nicht bald mal im Griff habt.“, motzte ich zurück. „Und was für Gründe sollen das bitte sein? Bist du jetzt auch auf die dunkle Seite gewechselt oder was?“ „Ist das dein Ernst? Du weißt genau, dass ich das nie tun würde! Und warum ich was tue, das geht dich einen Scheiß an, solange ich es euch nicht erzähle.“ Wütend rauschte ich aus dem Raum, ließ die Tür hinter mir lautstark ins Schloss fallen. Glaubte er wirklich ich sei ein Anhänger der schwarzen Magie? Traute Sirius mir das wirklich zu? Noch immer aufgebracht rannte ich durch den Gemeinschaftsraum, ignorierte die nach mir rufende Lily und schlug den Weg zum Astronomie Turm ein.

Ich saß, mit dem Rücken an die Wand gelehnt, auf dem obersten Balkon, der einmal rundherum um den Turm führte und auch der höchste Punkt vom ganzen Schloss war. Ich kam öfter hierher, wenn ich sauer oder wütend, traurig oder verzweifelt war. Immer dann, wenn ich niemanden sehen wollte. „Remus?“ Ich verdrehte die Augen, als ich sah, dass die Luke aufging und James auf den Balkon geklettert kam. „Was willst du?“, giftete ich ihn an, James zog eine Augenbraue nach oben. „Jetzt sei nicht so zickig. Mir geht dieses ständige Gestreite auf die Nerven und ich kann sowohl dich als auch Tatze verstehen und ich will jetzt wissen warum du dich immer wieder für diese grüne Schlange einsetzt.“ James setzte sich neben mich und sah mich ernst an, so war er selten, er war meistens gut gelaunt, hatte auch mal seine schlechten Tage, aber ernst, das war er wirklich selten. „Ich weiß nicht, ob ich dir das sagen kann, ich hatte mir das eigentlich etwas anders vorgestellt.“, gab ich zu und strich mir durch den Nacken, ich wollte Peter nicht einfach so verraten. „Remus, wovon redest du?“ „Na gut. Also, nehmen wir an, dass jemand, den ich kenne in jemanden verliebt ist, der sich mit schwarzer Magie beschäftigt.“, deutete ich an. „Na und?“ „Nehmen wir an du kennst denjenigen auch und stell dir vor die beiden sind ein Paar.“, fuhr ich fort. „Willst du mir gerade sagen, dass Lily und Snape zusammen sind?“ Entsetzt hatte James die Augen aufgerissen und ich lachte auf. „Nein, will ich nicht. Hör zu, du musst mir jetzt etwas versprechen. Was ich dir jetzt erzähle musst du für dich behalten und bitte versuch es zu akzeptieren und nimm einfach Rücksicht darauf. Versprochen?“ Ich hielt James erwartungsvoll meine Hand hin. „Ich will es dir versprechen, aber wenn es mich schockt, dann tut es mir leid.“ Trotzdem schlug er ein, seine Hand war warm und diese Wärme schwappte wie heiße Lava durch meinen Körper. Schnell ließ ich los.

„Also, es ist so. Es geht um Snape, ja. Aber es…es ist kein Mädchen. Es…es ist Peter.“ So, damit war es raus. James entglitten alle Gesichtszüge. „P-Peter? Remus, verasch mich nicht Remus.“, brachte er hervor. „Ich verasch dich nicht.“, antwortete ich schlicht und starrte vor mich hin. „Remus, was erwartest du jetzt von mir?“ „Ich erwarte, dass du es akzeptiert, weil Peter unser Freund ist, ich erwarte nicht, dass du es gut finden sollst, aber du sollst es nicht bewerten und nichts tun, was einen der beiden verletzen könnte. Und ich erwarte, dass du es keinem erzählst, auch Sirius erstmal nicht.“, antwortete ich zögernd. „Ich werde es keinem sagen und ich will versuchen damit klar zu kommen.“ Eine Weile schwiegen wir.

„Du bist öfter hier.“ Das war keine Frage, James wusste es. „Ja, bin ich. Ich brauche manchmal einfach meine Ruhe.“, gab ich zu. „Dann sollte ich gehen.“ Ich hielt James am Arm fest, als er aufstehen wollte. „Du kannst bleiben…wenn du willst.“ James setzte sich wieder und wir schwiegen uns an, hingen unseren Gedanken nach, bis mir eine Idee kam. „Findest du es schlimm, dass sie beide Jungs sind?“ Ich musste unbedingt wissen, was James davon hielt. „Nein, auf keinen Fall. Warum sollte ich?“ „ich weiß nicht, hätte ja sein können.“ Ich war froh, dass er nichts dagegen hatte.

Wind kam auf und ich fing an zu frösteln, zog die Beine an und legte meine Arme um mein Knie. „Ist dir kalt?“, fragte James besorgt und legte einen Arm um meine Schulter. Seine Körperwärme strahlte sofort auf mich ab und ich bekam eine Gänsehaut, als er mich dichter an sich zog. „Komm, lass uns rein gehen, bevor du wirklich noch krank wirst.“ Wir kletterten die Leiter nach unten und machten uns auf den Rückweg zum Gryffindorturm. Auf dem Weg dahin fiel mir ein, dass ich noch einen Aufsatz schreiben musste, den ich auch gleich erledigte, als wir zurück waren, allerdings war ich auch bis zum Abendessen damit beschäftigt.

Sirius redete nach wie vor nicht mit mir und Peter war zumindest nicht sauer auf mich, als ich ihm sagte, dass ich James von ihm und Snape erzählt hatte. James versuchte ein wenig zu vermitteln, aber Sirius und ich waren stur und ich wollte auch erstmal nicht mit ihm reden, bis er verstanden hatte, dass ich Recht hatte. Ich war froh, dass James sich daran hielt, Snape in Ruhe zu lassen, als wir die große Halle verließen, kam dieser gerade aus der Richtung der Kerker und zog schon ängstlich den Kopf ein, James beachtete ihn nicht und zog Sirius mit sich. „Danke.“, flüsterte Peter und ich nickte nur.


„Was…?“, brummte ich, als ich mitten in der Nacht wach wurde, weil ich eine Bewegung auf meinem Bett gespürt hatte, als ich mich umdrehte, sah ich im schwachen Licht des abnehmenden Mondes, dass James mich entschuldigend angrinste. „Alptraum.“, nuschelte er und kroch unter meine Decke. Mir blieb gar keine Zeit zum Protestieren, wenn ich es gewollt hätte, weil er schon wieder schlief, ehe ich überhaupt registriert hatte, was passiert war. Ich zuckte mit den Schultern und schlief weiter.

Am nächsten Morgen war mein Bett wieder leer und ich seufzte frustriert, fand mich dann aber doch damit ab, befand es für unsinnig einen Traum zu verfolgen, der nicht wahr werden würde. Wir gingen normal miteinander um und James sprach die Nacht auch nicht an, also ließ ich es ebenfalls bleiben.


Fast eine ganze Woche ging das so, ich bemerkte, wie James nachts zu mir kam, sagte aber irgendwann einfach nichts mehr und tat, als würde ich weiter schlafen. Morgens bekam ich manchmal mit, wie er das Bett wieder verließ, die Tage verliefen wie alle anderen auch, wir redeten normal miteinander. Sirius hatte sich im Laufe der Woche bei mir entschuldigt und wir hatten uns wieder vertragen, Peter lernte langsam mit meinen Karten umzugehen und ich hatte schon ein Gespräch mit Professor Slughorn wegen dem Trank hinter mir.

„James so kann das doch nicht weiter gehen.“, sprach ich das Thema am Samstag schließlich an, als wir am Samstag in der Bibliothek saßen und Hausaufgaben machten. „Was meinst du?“, fragte er scheinheilig und blätterte in einem Buch. „Du weißt genau was ich meine. Dein Alpträume natürlich.“ Ich fand es ja schön mit ihm in einem Bett zu schlafen und zu merken, dass er bei mir Schutz suchte und sich nachts an mich kuschelte, aber ich wollte ihm auch helfen. „Ach das meinst du. Ja, ich kann ja mal gucken, ob ich einen Zauber dagegen finde.“, nuschelte er und kritzelte etwas auf sein Pergament. „Wenn du es nicht machst, dann tu ich es.“, drohte ich und er stöhnte genervt. „Jaja, ich kümmere mich drum.“ Dann arbeiteten wir schweigend weiter.

Als er es am folgenden Dienstag noch immer nicht im Griff hatte, verschwand ich den ganzen Tag in der Bibliothek und wühlte mich durch tausende von Büchern, bis ich auf einem Zauber stieß, der es einem möglich machte die Träume anderer Leute zu besuchen und darin einzudringen. Ich beschloss dies auszuprobieren und so möglicherweise zu erfahren, was James träumte, das wollte er mir nämlich nicht verraten.

Am Abend blieb ich wach und wartete, dass alle anderen einschliefen, dann sprach ich den Zauber. Ich fühlte, wie ein Teil von mir aus mir heraus drang und ich hob eine Hand, sah, dass ich aus meinem Körper heraus gewichen war, ich hatte Ähnlichkeit mit einem Geist, nur das ich noch weniger sichtbar war. Ich schritt, nein, ich schwebte auf James Bett zu, der friedlich da lag und schlief. Ich legte meine Hand auf seine Stirn und um mich herum bildete sich ein Strudel, ich drehte mich wild im Kreis, ehe ich landete.

Ich sah James, ich stand neben ihn, wir standen in unserem Schlafsaal, es war Abend oder Nacht, zumindest war es dunkel. Als ich mich umsah, stellte ich fest, dass Peter und Sirius Betten leer waren und ich sah mich. Mein Traum-ich stand vor meinem Bett, sah in unsere Richtung, sah James an, überheblich, spöttisch, arrogant. Das war nicht ich. So war ich nicht. „Aber Remus, ich dachte…“, schniefte James neben mir. „Ja, das ist das Problem, du dachtest. Man sollte Dinge nicht tun, wenn man sie nicht beherrscht. Hast du wirklich geglaubt ich würde was von dir wollen? Dich vielleicht sogar lieben? Bist du wirklich so dumm?“ Mein Traum-ich spuckte James die Worte praktisch vor die Füße, ich hatte erschrocken die Hand vor den Mund geschlagen, als könnte ich damit die Worte stoppen, war überrascht wie echt meine Stimme klang. Mit viel Überwindung warf ich einen Blick auf James und es brach mir beinahe das Herz, seine Schultern waren nach vorne gesackt, er verlor das Gleichgewicht und fiel auf die Knie, weinte. „Sieh dich doch an, du bist schwach, armselig und zu nichts zu gebrauchen. Was sollte ich von dir wollen?“, streute der Traum-Remus noch Salz in die Wunde. Ich konnte das alles nicht mehr ertragen und verließ den Traum.



In meiner Traumgestalt schwebte ich zurück zu meinem Körper und kurz darauf waren wir wieder zu einem ich vereint. Ich saß im Schneidersitz auf meinem Bett und starrte fassungslos rüber zu James Bett, der sich unruhig unter den Lagen wälzte. Ich konnte nicht glauben, was ich gesehen hatte, es erschütterte mich und gleichzeitig keimte in mir die Hoffnung. „Nein!“ James leiser Ruf riss mich aus meinen Gedanken. Er setzte sich auf und sah zu mir herüber, senkte den Kopf. „Ich wollte dich nicht wecken.“, murmelte er. „Hast du nicht, ich war wach.“, beruhigte ich ihn. „Wieder schlecht geträumt?“, fügte ich hinzu und er nickte. „Komm her.“ Ungeduldig krabbelte er aus seinem Bett und tapste mit nackten Füßen auf meines zu. Ich hatte mich inzwischen hingelegt und hob einladend die Decke. „Danke.“, nuschelte James und kuschelte sich schon fast an mich. Zufrieden schloss ich die Augen.

„Du bist ein Held.“, flüsterte die süße Stimme mir zu. „Was meinst du?“ Ein leises Lachen. „Du weißt genau was ich meine.“ Ich war verwirrt. Dann spürte ich weiche Lippen auf meinem Nacken, sanfte Küsse wurden drauf gehaucht, ich seufzte. „Gefällt dir das?“ Ich brummte zustimmend. Zwei Hände fuhren meinen Körper entlang, ich lehnte mich nach hinten und ließ mich fallen, genoss einfach die Berührungen, Gänsehaut für Gänsehaut breitete sich auf meinem Körper aus. „Mein Held, Moony.“ Der Name durchzuckte mich wie ein Blitzschlag und mir wurde auch klar, wessen Stimme das war. „James!“, flüsterte ich.



„Ich dachte, du würdest nie darauf kommen.“ Was davon hatte ich geträumt und was war Realität gewesen? Real war auf jeden Fall, dass James mich nun ansah, lächelnd, irgendwie glücklich, nur wenige Zentimeter von meinem Gesicht entfernt. „Ich…James…nein.“, wisperte ich und schob den Schwarzhaarigen von mir weg. „Aber Remus, was…“ „Nein.“, bat ich leise. „Geh.“ Enttäuscht sah James mich aus seinen braunen Augen an und stand letztendlich doch auf. Kaum war er weg, schloss ich meine Vorhänge, rollte mich in meine Decke ein und weinte.

Das konnte doch alles nicht wahr sein! Seit Wochen hoffte ich darauf, hoffte, dass ich irgendein Zeichen bekam, dass ich für James mehr als nur ein guter Freund war. Und jetzt? Jetzt fiel mir plötzlich ein, dass ich ja eine Gefahr war, dass ich als Werwolf unberechenbar war, dass es nicht absehbar war, wie lange ich noch auf Hogwarts bleiben konnte, dass ich nicht wusste, wann ich den ersten Menschen umbringen würde. Ich war bloß eine Belastung, das konnte man niemanden zumuten, vor allem nicht den Menschen, die man gern hatte, die man vielleicht sogar liebte. Darüber hatte ich lange nachgedacht und ich wollte auf der einen Seite auch nie, dass mir jemand so nah kam und trotzdem hatte ich mir gewünscht, dass James meine Gefühle vielleicht erwidern würde. Nun schien er es ja zu tun, auch wenn ich nicht wusste, was die Träume damit zu tun hatten, aber es war ja auch egal, ich hatte es eh vermasselt und es war vermutlich auch besser so.


Am Morgen ging ich James aus dem Weg. Ich stand vor allen anderen auf, war schon aus dem Zimmer, bevor sie überhaupt wach waren und kam gerade vom Frühstück wieder, als die anderen das Zimmer verließen. Vor dem Unterricht versuchte James mit mir zu reden, ich lief an ihm vorbei, suchte schon fast Schutz bei Lily, die mich misstrauisch musterte. „Was ist denn los?“, flüsterte sie mir zu und ich erzählte ihr während der Unterrichtsstunde, was passiert war, nachdem ich mich zu ihr und nicht zu meinen Freunden gesetzt hatte. „Aber Remus, warum lässt du es denn nicht zu? Ich meine, wenn du beim nächsten Mal schon den Trank bekommst, dann kann doch einfach nichts mehr passieren und du fängst doch schon nächste Woche mit damit an, das ist doch alles sicher. Vor was hast du so eine große Angst?“ Beruhigend legte sie eine Hand auf meinen Arm. „Ich weiß, ich weiß, aber es kann doch immer mal sein, dass der Trank nicht wirkt oder das ich ihn vergesse und ich bin ein Monster. Ein Monster, das Menschen verletzen und töten kann und ich will niemandem so ein Monster zumuten, ich kann diese Seite von mir selbst nicht einmal leiden. Die Gesellschaft hasst mich und ich will einfach keine Last sein.“, erklärte ich. „Du bist kein Monster und James denkt das auch ganz sicher nicht, du machst doch nur dich und ihn unglücklich. Versuch es wenigstens, lass es zu.“ Die ganze Stunde redete Lily auf mich ein und ließ mich erst in Ruhe, als ich am Ende der Stunde aus dem Raum flüchtete.

„Remus, warte.“ Mit schnellen Schritten holte Sirius mich ein. „Warum tust du das?“, fragte er mich ernst, sein Gesicht strahlte Sorge aus, James musste ihm alles erzählt haben. „Ich kann nicht.“ Ohne eine Antwort abzuwarten lief ich weiter, Sirius rief mich, aber ich blieb nicht stehen, mein Ziel war der Astronomieturm, ich musste allein sein, auch wenn ich die nächste Stunde verpassen würde.
Auf dem Dach machte ich es mir bequem und ließ meinen Blick über die Ländereien schweifen. Ich war so verwirrt, ich wusste nicht, was ich wollte und was ich tun sollte und was ich fühlte. Tränen bahnten sich ihren Weg, ich zog meine Beine an und schlang meine Arme darum, mit dem Kopf auf den Knien weinte ich.

„Ich wusste, dass du hier bist.“ Erschrocken hob ich den Kopf und sah direkt in James Gesicht, der vor mir kniete und mich musterte. „Lass mich.“, nuschelte ich undeutlich und wischte mir über die Augen. „Nein. Lily war bei mir.“ Das sagte alles. Ich schwor mir Lily den Kopf zu waschen, sobald sie mir das nächste Mal über den Weg laufen würde. Ich wollte nicht, dass James wusste was ich dachte, es war egal, es ging ihn nichts an. „Sie hat nur gesagt, dass ich mit dir reden soll, sie hat mir nichts verraten, sie will nur, dass du glücklich bist.“ Dann würde ich Lily den Kopf eben nicht waschen. „Du hast Sirius alles erzählt.“ James nickte zustimmend. „Können wir bitte darüber reden Remus? Weißt du, ich verstehe dich einfach nicht. Erst…“ „Nein, da gibt es nichts zu reden. Lass es…lass es einfach auf sich beruhen.“, unterbrach ich James, stand auf und kletterte die Leiter nach unten, ließ ihn alleine zurück. Ich fühlte mich furchtbar dabei, aber es war richtig, davon war ich überzeugt. Oder zumindest wollte ich das sein.


Den Rest der Woche ging ich James aus dem Weg, wimmelte ihn ab, wenn er auf das Thema zu sprechen kam, redete nicht mit Sirius darüber und konnte Lilys Reden, die mal wütend, mal mitleidig, aber immer lieb gemeint waren, bald auswendig. Ich fühlte mich schlimmer als jemals zuvor in meinem Leben, James aß kaum noch, ich hörte von schlechten Leistungen beim Training, er schlief nicht gut und nicht viel, kam zu spät zum Unterricht und seine Leistungen ließen nach. Er litt und das wegen mir. Aber auch mir ging es nicht gut, ich aß zwar, aber mit Appetitlosigkeit, ich war launisch, fuhr Menschen an, die nichts dafür konnten und ließ meine schlechte Laune an allem aus, was nicht bei drei auf den Bäumen saß.

Am Sonntagabend hatte ich mich hinter meinen Vorhängen auf meinem Bett verschanzt, mit einem Zauber, der mich nicht hören ließ, worüber die anderen sprachen. Ich versteckte mich immer hinter meinen Vorhängen, ich konnte es nicht ertragen James zu sehen, wie er einfach nur da saß und leer in der Gegend herum sah. Seinen Schnatz hatte er schon lange nicht mehr aus der Kiste geholt. Mein Vorhang wurde bei Seite geschoben und Peter sah mich schüchtern an. „Kann ich mit dir reden?“, fragte er leise und kletterte nach meinem Nicken auf mein Bett. Er war der einzige, der noch nicht auf mich eingeredet hatte und ich war gespannt, was jetzt wohl kommen würde. „Ich…Ich glaube ich habe inzwischen die Situation verstanden, also die ganze und naja, ich will wissen, ob es richtig ist. Von allem was ich mitbekommen habe, ist es doch so, dass ihr beide euch doch liebt, oder verliebt seid, ich leidet beide, es geht euch so schlecht wie nie zuvor und ihr wisst es. Remus, was ist das Problem?“ Genervt, alles wieder zu wiederholen, verdrehte ich die Augen, aber ich berichtete Peter von meinen Sorgen und Problemen.

„Wenn ich ehrlich sein soll, dann bist du ein ganz schön großer Idiot. Wirklich Remus, was hast du denn davon, wenn du dich abkapselst und James von dir weg stößt und ihr beide einfach nur noch leidet. Du sagst, du bekommst einen Trank und er hilft dir, dann ist das doch gut. Und selbst wenn, was ich nicht glaube, du irgendwann mal einen Menschen angreifst, warum sollst du bis dahin nicht glücklich gewesen sein? Warum soll James bis dahin nicht glücklich sein? Mal davon abgesehen, dass ich glaube, dass er dich niemals hassen würde. Hast du mal gesehen, wie er dich ansieht? Glaub mir, er liebt dich wirklich.“ Solche und dann auch noch so viele Worte am Stück aus Peters Mund waren selten, sehr selten. Und er hatte Recht, er hatte genauso Recht wie alle anderen auch und er war wohl der, der mich wach gerüttelt hatte. Ich war ein Vollidiot, er hatte wirklich Recht. „Ich…ich glaube, du hast Recht. Ich muss mit ihm reden. Was würde ich nur ohne dich tun Peter?“ Er lächelte mich aufmunternd an. „Verzweifeln würdest du.“, neckte er mich und verließ mein ‚Versteck‘. Ich würde mit James reden, ihm alles erklären, heute noch.

Ich wartete, bis die drei schliefen, dann zog ich vorsichtig meine Vorhänge bei Seite und sah rüber zu James Bett. Im schwachen Licht meines Zauberstabes konnte ich sehen, dass er selbst im Schlaf litt, sein Gesicht schien verkrampft und traurig, mein schlechtes Gewissen meldete sich. Leise stand ich auf und blieb vor dem Bett stehen, dann strich ich ihm sanft über die Haare, ehe ich mich auch die Bettkante setzte und vorsichtig an seiner Schulter rüttelte. „James?“, wisperte ich und er bewegte sich, blinzelte und sah mich dann an. Auch in seinen Augen sah ich diese unendliche Traurigkeit aber auch ein Leuchten, schwach, aber ich sah es und ich glaube, das war das, was Peter gemeint hatte, als er sagte, man würde die Gefühle sehen, wenn James mich ansah.
„Ich hab Alpträume.“, flüsterte ich und es geschah das, was ich gehofft hatte, James hob seine Decke und rückte bei Seite. „Komm her.“, flüsterte er zurück und ich krabbelte zu ihm unter die Decke, kuschelte mich an ihn. „Eigentlich ist das gar kein Traum, es ist eher mein Alltag im Moment.“ Ich lag mit dem Rücken zu James, vor seinem Bauch und er hatte einen Arm über meine Hüfte gelegt. „Dann träumen wir den gleichen Traum, glaube ich.“, bekam ich als Antwort. „Aber ich weiß, was man dagegen tun kann.“, fügte James hinzu. Ich drehte mich um und sah ihn an, zumindest das, was ich in der Dunkelheit erkennen konnte, wir hatten Neumond. „Was denn?“, hauchte ich, neugierig, was er tun würde. „Das.“ Zärtlich strich er mit der Hand über meine Wange und ließ sie dort ruhen, dann legte er seine Lippen auf meine. Es war, als würde mich ein Blitzschlag durchzucken, mein ganzer Körper kribbelte und er ging in Flammen auf, als James seine Lippen bewegte und den Kuss verstärkte und schließlich seine Zunge einsetzte. Breitwillig öffnete ich meinen Mund und krallte mich mit einer Hand an dem T-Shirt fest, dass James zum Schlafen trug, weil mich der Gefühlsturm so überraschte.

„Endlich.“, seufzte James und drückte sein Gesicht in meine Halsbeuge, als wir uns lösten. Er hatte Recht, bis zu diesem Moment hatte es viel zu lange gedauert, aber besser spät als nie. „Es tut mir so leid. Ich hatte einfach…“ „Pssst, nicht reden, es ist egal.“, unterbrach James mich und legte einen Finger auf meine Lippen, dann küsste er sie sanft. „Lass uns wann anders darüber reden und erst einmal schlafen.“, schlug James vor und drehte sich auf den Rücken. Ich legte meinen Kopf auf seine Brust und einen Arm über seinen Bauch, genoss den Körperkontakt und schlief glücklich lächelnd ein.


„Aufwachen Moony.“ Ich spürte Lippen an meinem Ohr, eine Hand in meinen Haaren, eine auf meiner Hüfte. Kurzzeitig war ich verwirrt, aber als mir wieder einfiel, wo ich war und wer da neben mir lag, öffnete ich die Augen und sah direkt in James Gesicht. „Morgen.“, nuschelte ich und lächelte. „Ach wie süß. Aber schön, dass ihr das endlich doch mal gebacken bekommen habt.“ Sirius stand am Fußende des Bettes und grinste uns an. Ich errötete und versuchte mich an einem schiefen Grinsen. „Wie auch immer, raus aus den Federn, ich hab Hunger.“ Elegant schwang James die Beine aus dem Bett und ging ins Bad, auch ich stand auf und suchte mir schon einmal meine Schuluniform zusammen. „Geht doch.“, flüsterte Peter, als ich an ihm vorbei ging und ich lächelte.

James ließ mich beinahe den ganzen Tag nicht los, geschweige denn aus den Augen. Schon auf dem Weg zum Frühstück hielt er die ganze Zeit meine Hand oder hatte seinen Arm um mich gelegt. Die Gryffindors gratulierten uns, lächelten uns zu. Ich fühlte mich wohl, ich war glücklich und grinste vor mich hin wie ein Honigkuchenpferd.

„James, lass das, ich kann mich nicht konzentrieren.“ Mein Freund stand hinter mir und küsste meinen Nacken. Ich saß auf meinem Stuhl vor meinem Schreibtisch und versuchte vergeblich meine Hausaufgaben zu machen. „Dann lass es doch einfach und komm endlich her.“, schlug James vor und ignorierte meinen leicht genervten Blick. „Bitte, ich muss das hier fertig machen.“, flehte ich, als ich plötzlich hoch gehoben und auf mein Bett getragen wurde. „Später, jetzt müssen wir erstmal verlorene Zeit aufholen.“, raunte James und fiel wie ein hungriges Tier über mich her. Seine Hand wühlte durch meine Haare und er küsste mich gierig, ich hatte eh keine andere Wahl und ließ mich fallen, es war ja nicht so, als würde ich es nicht wollen.

Zärtlich knabberte James an meinem Hals, ich entzog mich ihm und rutschte etwas tiefer, damit ich ihn ansehen konnte. „Ich will erst erklären, warum ich bis hierher so lange gebraucht habe.“ James drückte sich links und rechts von mir ab und sah mich gespannt an. Ich erzählte ihm von meinen Ängsten und Befürchtungen und auch von meiner kleinen Traumreise. „Es tut mir alles so leid. Aber Peter hatte mir dann endlich deutlich gemacht, dass das so nicht mehr geht.“, flüsterte ich am Ende, weil James meinem Gesicht schon wieder mit seinem eigenen sehr nah war. „Jetzt ist ja alles gut. Dann muss ich mich wohl noch bei Peter bedanken.“ Er tippte meine Nase mit seiner an, drehte dann leicht den Kopf und küsste mich wieder und ich wusste, dass ich jetzt schon süchtig danach war.

Impressum

Texte: Idee dieses Textes bei mir, Figuren, Orte, alles Bekannte aus den Harry Potter Romanen bei JKR
Bildmaterialien: Siehe Part 1
Tag der Veröffentlichung: 27.10.2012

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