Tanz und Musik sind die einzigen Dinge, die Menschen ohne Worte einander näher bringen.
„Das war’s, ihr könnt nach Hause gehen.“, entließ unsere Trainerin uns und wir atmeten erleichtert aus, das Training war heute wieder ziemlich anstrengend gewesen, aber wir arbeiteten ja auch auf die deutschen Meisterschaften hin, jetzt hatten wir viermal die Woche Tanztraining.
Seit sechs Jahren, seit wir zehn waren, tanzten mein bester Freund, Sasha und ich schon Hip-Hop, zusammen verließen wir den Raum und gingen zu den Umkleiden. Er war verschwitzt, seine Haare klebten ihm im Nacken und ein Schweißtropfen rann seinen Hals herunter. Ich musste mich selbst ermahnen, um ihn nicht weiter anzugaffen, vor etwa einem Jahr hatte ich mich geoutet, mit 14 Jahren. Sasha wusste, dass ich schwul war, ich war mir aber sicher, dass er nicht begeistert sein würde, wenn er meine Blicke bemerken würde, ich hatte mich hoffnungslos in meinen besten Freund verliebt.
„Gehen wir zu Fuß?“, richtete er nun das Wort an mich, als er sein Shirt über den Kopf zog und ich einen Blick auf seine gut trainierten Muskeln werfen konnte. „Ähm, klar, warum nicht.“, antwortete ich und kurze Zeit später standen wir auch schon vor der Tür der Tanzschule, bis zu uns nach Hause dauerte es zu Fuß etwa zehn Minuten, wir wohnten in derselben Straße.
Schweigend liefen wir los, ab und zu glitten meine Augen zu Sasha und ich betrachtete sein Profil, sah von der Seite seine Augen, von denen ich wusste, dass sie wunderschön braun waren, seine blonden Haare waren verwuschelt und standen wild in alle Richtungen ab.
„Kannst du die Choreo von heute? Irgendwie waren wir heute so schnell, dass ich nur die Hälfte mitbekommen habe.“ Wir bogen gerade in unsere Straße ein, als Sasha mich ansprach und ich nickte. „Ich kann sie dir nochmal zeigen wenn du willst.“, bot ich an und wir beschlossen, bei Sasha im Garten noch eine kurze Extrastunde einzulegen. Ich erklärte ihm die Choreo, korrigierte seine Haltung, seine Schritte und seinen Takt. Als ich mich hinter ihn stellte, um seine Arme zu richten, roch ich sein Deo und mir wurde für einen kurzen Moment schummrig, so berauschend wirkte der Duft auf mich, genauso wie alles andere an ihm.
„Und jetzt musst…“, setzte ich an und wollte um ihn herum laufen, um Sasha von vorne die Übung zeigen zu können, als ich über eine kleine Erhebung auf dem Rasen stolperte und im nächsten Moment auch schon auf dem Bilden lag. Ganz toll, ich blamierte mich immer wieder und dann auch noch ausgerechnet vor Sasha. „Alles in Ordnung? Hast du dir wehgetan?“ Er kniete neben mir und sah mich besorgt an. Mein Kopf pochte und meine Rippen schmerzten etwas, ansonsten ging es mir gut und ich richtete mich leicht auf, spürte, wie mein Gesicht glühte vor Scharm. „Mir geht’s gut.“, murmelte ich, hoffte, dass die Röte verschwinden würde, bevor sie Sasha auffallen würde. „Sicher? Dein Gesicht glüht ja richtig!“ Vorsichtig legte er eine Hand auf meine Stirn und sah mich noch besorgter an, als zuvor, dabei blickte er tief in meine Augen und ich konnte meinen Blick nicht von seinem Gesicht abwenden, diesem wunderschönen Gesicht, von dem ich schon so oft geträumt hatte. Seine Hand glitt auf meine Wange, Sashas Augen nahmen einen liebevollen Ausdruck an, langsam näherte sich sein Gesicht dem meinem. „Sasha…“, flüsterte ich, dann legten sich zwei weiche Lippen auf meine, bewegungslos verharrten wir in dieser Position, dann spürte ich eine Zunge, die fragend und schüchtern um Einlass bat. Ich kam seiner Bitte nach und wir lagen auf dem Rasen, uns vorsichtig, tastend küssend und wenn ich in diesem Moment gestorben wäre, ich wäre der glücklichste Mensch auf Erden gewesen, wunschlos glücklich. „Endlich. Ich wusste nie…“ „Pssst, sag nichts. Lass uns reingehen.“, unterbrach ich meinen besten Freund. Oder Freund? Er lächelte mich herzerwärmend an, wir liefen Händchen haltend in sein Zimmer, die leisen, geflüsterten Worte direkt neben meinem Ohr, als wir den Raum betraten, ließen mich beinahe schwindelig werden. „Ich liebe dich.“
Geschwisterliebe
„Ich hab einen Teller Suppe für dich.“ Leise betrat ich das Zimmer, dass mein Bruder und ich uns teilten, unsere Eltern glaubten, dass es sich für Zwillinge so gehörte. „Aber ich hab keinen Hunger, Finn.“, wehrte Rafael ab, als ich mich auf die Bettkante setzte und den Teller mit der dampfenden Brühe auf den Nachttisch stellte. „Nur ein bisschen, das hilft. Tu’s für mich.“ Ich sah ihn bittend an und Rafael verzog quälend den Mund. „Na schön. Gib schon her.“, maulte er und richtete sich etwas auf. Langsam aß er etwas von der Brühe, ich saß noch immer auf seinem Bett und sah ihm dabei zu.
„Hab ich was wichtiges in der Schule verpasst?“, erkundigte mein Bruder sich und ich überlegte kurz. „Eigentlich nicht, ein bisschen was vom Stoff, aber sonst ist nichts Besonderes passiert.“, antwortete ich. Rafael hatte beinahe aufgegessen, da stellte er den Teller zurück auf das kleine Schränkchen. „Ich kann nicht mehr.“, erklärte er, als er meinen fragenden Blick bemerkt hatte. „Na gut, Engelchen.“ Sein böser Blick traf mich und ich grinste, ich nannte Rafael öfter Engelchen, einfach, weil sein Name der eines Engels war, aber mein lieber Bruder war nicht so begeistert davon. „Nenn mich nicht so.“, brummte er und schlug mich halbherzig. „Ach komm schon.“ Ich wuschelte durch seine Haare und stand auf. „Wo gehst du hin?“, wollte Rafael wissen und ich deutete auf die Tür. „Wieder runter, damit du Ruhe hast und dich ausruhen kannst.“ Er streckte seinen Arm in meine Richtung. „Kannst du nicht hier bleiben und mir Gesellschaft leisten und warten, bis ich eingeschlafen bin?“, bat er und ich ging seufzend zurück zum Bett. „Na gut.“, stimmte ich zu und mein Bruder kuschelte sich zurück in seine Decken, mit dem Blick, mit der er mich jetzt ansah, konnte man wahrscheinlich Steine vor Rührung zum Weinen bringen, außerdem sah er jünger aus und nicht wie 17, dann schloss er die Augen. Vorsichtig strich ich ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht und betrachtete es, das Gesicht, das meinen so ähnlich war, aber trotzdem anders war.
Als ich dachte, mein Bruder würde schlafen, wollte ich aufstehen, aber als ich gerade dazu ansetzte, legte sich eine Hand auf meinen Oberschenkel. „Geh nicht.“ Rafael sah mich an, mit glasigen Augen und ich setzte mich etwas bequemer hin, lehnte meinen Rücken gegen das Kopfteil und ein Bein platzierte ich ausgestreckt auf dem Bett. Meine Hand legte ich auf Rafaels, der schonwieder die Augen geschlossen hatte und auch ich wurde bei diesem Anblick schläfrig.
Irgendwann musste ich eingenickt sein, als ich meine Augen wieder geöffnet hatte, lag ich vollständig in Rafaels Bett, seine Arme hatte er um mich geschlungen, er hatte sich an meinen Rücken gekuschelt. Behutsam drehte ich mich um, um meinen Bruder nicht zu wecken, was sich als unnötig erwies, da ich direkt in ein paar Augen blickte, die ebenso grün waren, wie meine. „Finn, ich muss dir was sagen.“, flüsterte Rafael und ich sah ihn erwartungsvoll an. Das Bett war wie ein geschützter Raum, die Bettdecke begrenzte alles, trennte unsere Körper von der Außenwelt und brachte uns einander näher. „Was willst du sagen?“, fragte ich meinen Zwilling, der Rot anlief und die Augen schloss. „Ich kann das nicht.“, murmelte er, mehr zu sich selbst als zu mir. Eine Strähne seiner braunen Haare fiel ihm wieder ins Gesicht und ich strich sie weg. „Egal, was es ist, du kannst es mir sagen.“, wisperte ich. „Darf ich dir was zeigen?“, zögernd sprach Rafael diese Worte aus und ich nickte überrascht und gespannt, was mich erwarten würde.
„Mach die Augen zu.“, wies mich mein Bruder an und ich tat, was er gesagt hatte, kurz darauf spürte ich eine sanfte Berührung auf meinen Lippen und mir wurde bewusst, dass es die Lippen meines Bruders waren. Unendlich vorsichtig bewegte er seine Lippen und erwartete wohl eine Reaktion von mir, ich küsste zurück und in mir brach förmlich ein Feuerwerk aus, ein Kribbeln erfasste mich und ich legte meine Hand in den Nacken meines Bruders, zog ihn dichter heran. Der Kuss wurde leidenschaftlicher, gleichzeitig zärtlicher und blieb trotzdem sanft. Es war mir egal, dass ich gerade meinen Bruder küsste und dieser sich jetzt auf meine Hüften setzte und wir in einer Knutscherei versanken, ich kannte dieses Gefühl, das ich in diesem Moment fühlte nicht und es war zu schön, um es zu unterbrechen.
Und wieder ist es der Tanz.
Er saß mir gegenüber, meldete sich, sagte seine Meinung und ich war wie hypnotisiert von dem Klang seiner Stimme. Meine eigene Hand hatte ich auch gehoben, wollte selbst etwas sagen, aber ich hatte vergessen, was es war, mein Kopf war wie leer gefegt. Ich senkte meinen Arm, er hatte fertig gesprochen, mein Bewusstsein kehrte langsam zurück und mir wurde bewusst, dass ich mich wie ein totaler Volltrottel verhielt.
Das Schuljahr hatte er am Montag begonnen, inzwischen hatten wir Donnerstag und ich war wie gefesselt von dem Anblick dieses Kerls. Mit dem Wechsel in die Oberstufe hatte sich viel verändert, wir wurden jetzt in einzelne Kursen unterrichtet , viele neue Schüler gehörten jetzt zu unserem Jahrgang, andere waren gegangen. Hendrik war so einer, der neu an unsere Schule gekommen war, wir besuchten dein ein oder anderen gleichen Kurs, ich kannte ihn bereits vom Sehen, freute ich irgendwie darüber, dass wir nun auf die gleiche Schule gingen, inzwischen war mir auch klar, wieso. Ich hatte mich Hals über Kopf in ihn verliebt, kannte ihn kaum, hatte ein paar Sätze mit ihm gewechselt und bekam ihn jetzt schon nicht mehr aus dem Kopf. Er sah aber auch wirklich gut aus, seine braunen Haare hielt er mit Haargel in Form, die Augen strahlten in einem schönen Hellblau. Was mich jedoch Wahnsinnig machte, waren die Klamotten, die er trug, damit provotierte er es ja praktisch, dass man ihn angaffte. An diesem Tag trug er eine sehr enge, schwarze Jeans und ein helles Jeanshemd, was seine Augenfarbe gut unterstich. Schon mehrere Male hatte ich mich gefragt, was sich wohl unter den eng anliegenden Shirts verbarg, selbst mit dem störenden Stoff darüber sah es sehr vielversprechend aus.
„Ihr besprecht jetzt, ob ihr den Thesen zustimmt oder nicht und das in Partnerarbeit, bitte mit jemandem, den er nicht kennt.“ Stimmt ja, ich befand mich eigentlich im Geschichtsunterricht. „Hey, arbeiten wir zusammen, Patrick?“ Ich drehte meinen Kopf in die Richtung, aus der die Stimme meinen Namen gerufen hatte, war ich mir erst nicht sicher gewesen, wurde meine Vermutung jetzt bestätigt, Hendrik hatte mich gerufen, jedenfalls sah ich in sein fragendes Gesicht und kaum hatte ich genickt, da stand er auch schon mit Block und Stift vor meinem Tisch und zog sich einen Stuhl heran, um sich mir gegenüber zu setzen. Nervös drehte ich meinen Stift in den Händen, Hendrik schien dies gar nicht zu bemerken, er fing an mit mir über die Aufgabe zu diskutieren.
Wir waren auch recht schnell damit fertig und während die anderen arbeiteten, unterhielten wir uns. „Was machst du so in deiner Freizeit?“, wollte Hendrik wissen und lächelte mich interessiert an. „Ich tanze Standard und Latein, beschäftige mich mit Fotografie, spiele Keyboard und all so Zeug.“, antwortete ich. „Ehrlich, du tanzt? Ich auch. Wo denn?“ „Dort, wo du auch tanzt, ich hab dich da schon ein paar Mal gesehen.“ Ein paar Mal waren möglicherweise noch untertrieben, er konnte unglaublich gut tanzen und ich sah ihm gerne dabei zu. „Ich hab dich da noch nie gesehen. Dabei fallen mir hübsche Jungs immer sofort auf.“, wunderte er sich und grinste mich an, dann lachte er leise, als er mein verwirrtes Gesicht sah. Hatte er mich gerade hübsch genannt? Also gut, ich war nicht hässlich, aber trotzdem, dass ausgerechnet Hendrik mir dieses Kompliment machte, ließ mich erröten. Außerdem verwirrte es mich, dass er einem Jungen ein solches Kompliment machte, vielleicht waren meine Tagträume gar nicht so unwahrscheinlich, wie sie erschienen. „Danke.“, murmelte ich und unsere Lehrerin setzte den Unterricht auch schon fort.
Nach der Stunde fragte er mich, wann ich denn tanzen würde und stellte dann überrascht fest, dass er direkt nach mir seine Stunde hatte. „Dann muss ich heute mal früher kommen und dich tanzen sehen.“, beschloss er und ließ sich auch nicht mehr von diesem Vorhaben abbringen.
Tatsächlich war Hendrik da, als ich mit meiner Partnerin den Raum betrat, ich sah ihn oben auf der Galerie stehen und er lächelte zu mir herunter. „Hast du ihn jetzt endlich doch mal kennen gelernt?“, fragte Lena mich und grinste frech. „Mhm. Er geht jetzt auf meine Schule. Er hat mich hübsch genannt.“, erwiderte ich und setzte mich mit Lena zusammen in Bewegung, der erste Tanz der Stunde war heute Rumba, dabei konnte man sich zumindest gut unterhalten. „Ich hab dir ja gesagt, er steht auf Kerle und das angaffen bringt dich nicht weiter, aber du wolltest ja nicht auf mich hören.“, wiederholte Lena das, was sie mir schon vor den Sommerferien jedes Mal vorgebetet hatte, wenn ich nach der Stunde hier geblieben war, um Hendrik beim Tanzen zuzusehen. „Jaja, ich hab's verstanden. Er ist heute extra gekommen, um mir zuzusehen.“
Die Stunde gestaltete sich insgesamt eher wenig anstrengend, aber trotzdem ein bisschen anspruchsvoll und als wir den Saal verließen, kam Hendrik mir entgegen, Lena hatte sich verdrückt, sobald sie ihn gesehen hatte. “Bleibst du bis zum Ende meiner Stunde? Dann können wir noch einen Kaffee oder so im Café um die Ecke trinken.“, erkundigte Hendrik sich und lächelte dabei so süß, dass ich gar nicht anders konnte, als ja zu sagen.
Das Café war der Anlaufpunkt vieler Tanzschüler, wenn ihr Unterricht beendet war, aber Hendriks Kurs war der letzte an diesem Tag und bestand als Profikurs sowieso nur aus fünf Paaren und keiner der anderen Schüler hatte sich im Café eingefunden, im Gegensatz zu Hendrik und mir, wir saßen an einem Tisch in der Ecke des Cafés.
Er hatte eine wunderschönes Lachen, seine weißen Zähne blitzen im Licht und er klang fröhlich, ich saß einfach wie ein Idiot doof vor mich hin lächelnd da und freute mich, den Abend mit ihm zu verbringen. „Wie weit ist es für dich nach Hause?“ „Etwa fünf Minuten.“ Ich sah auf meine Uhr. „Mit dem Bus, den ich gerade verpasst habe, aber ich kann auch zu Fuß gehen, das dauert nicht ganz eine Viertelstunde.“, gab ich die Auskunft und er winkte den Kellner heran. „Ich bezahl für dich.“, beschloss er und ich egal, mit welchen Argumenten ich ihn davon abbringen wollte, er wehrte sie ab und seufzend ergab ich mich.
„Und jetzt bringe ich dich nach Hause.“, verkündete er, als wir vor der Tür standen und ich mir meine Jacke anzog. „Ach Quatsch, du machst dir viel zu viel Mühe.“ Ich war schon geschmeichelt, aber trotzdem. „Ich bin schuld, dass du deinen Bus verpasst hast, dann kann ich dir auch Gesellschaft leisten, wenn du nach Hause gehst.“ „Du lässt dich eh nicht davon abbringen, oder?“, fragte ich grinsend und als Hendrik mich ebenfalls angrinste, schlug ich den Weg zu meinem Nachhause ein. Wir unterhielten uns übers Tanzen, die Schule und auch über unsere Zukunftspläne.
„So, jetzt sind wir da. Danke fürs Bringen.“ Verlegen standen wir uns vor unserem Gartenzaun gegenüber, sogar Hendrik schien nicht zu wissen, was er sagen sollte, dabei erschien er mir sonst eher schlagfertig. Dann trat er einen Schritt auf mich zu und legte seinen Finger unter mein Kinn, da ich meinen Kopf gesenkt hatte, dann hauchte er mir einen kurzen Kuss auf die Lippen. „Bis morgen.“, flüsterte er, es klang wie ein Versprechen auf mehr, nicht nur wie ein Versprechen auf ein einfaches Wiedersehen in der Schule. Dann drehte er sich um und ging den Bürgersteig entlang.
„Warte!“, rief ich, ich war total durcheinander, aber ich wollte nicht, dass er jetzt ging. Tatsächlich drehte er sich um und ich ging auf ihn zu. Dann legte ich meine Arme in den Nacken des etwas größeren Jungen und zog ihn zu einem Kuss heran. Diesmal war es nicht nur ein kurz gehauchter Kuss, er war intensiv, leidenschaftlich und zärtlich eine Hand legte sich auf meine Hüfte, eine vergrub sich in meinen Haaren.
„Bis morgen.“, bestätigte ich flüsternd, dann trennten wir uns, als ich die Haustür aufschloss, drehte ich mich noch einmal um und lächelte Hendrik an, der noch immer auf dem Gehweg stand und wartete, dass ich das Haus betrat. Ich war mir sicher, dass sich diese Situation irgendwann nochmal wiederholen würde und ich hoffte, dass sie es nicht nur einmal tun würde.
Wieder stand ich an der Brücke, unter der die Bahnschienen hindurch führten, viele Male hatte ich in letzter Zeit hier gestanden, auf die Schienen gesehen und überlegt, wie es wäre, sich dort hinunter zu stürzen, wenn ein Zug käme. Wie würde es sich anfühlen? Was kommt danach? Und wer würde mich vermissen?
Je länger ich über eben diese Frage nachdachte, desto weniger Leute fielen mir ein. Meine Mutter, würde sie mich vermissen? Daran glaubte ich schon lange nicht mehr, sie hasste mich, meine Schwester hatte sie mit diesem Hass angesteckt, meine ganze Familie, die diese Bezeichnung nicht verdient hatte, wäre froh, mich los zu sein, den Schwulen, den Freak, den Jungen, der anders ist als die anderen. Was war mit meinen Freunden?
Zoe, sie würde mich vermutlich vermissen, sie war immer für mich da, vor meinem Outing war sie meine beste Freundin und selbst danach war sie es noch, auch, als sich schon längst alle gegen mich gestellt hatten, blieb sie an meiner Seite und war für mich da, es kümmerte sie nicht, was die anderen sagten, beinahe alle Freunde hatte sie für mich aufgegeben und dafür war ich ihr unendlich dankbar. Dafür, dass sie mich nie aufgegeben hat, ich wusste nie, warum sie es tat, selbstverständlich war es in keinem Fall. Angeblich sind Freunde die Familie, die man sich aussuchen kann, Zoe war meine Familie, meine einzige Familie und auch wenn es mir schwer fallen würde, sie zu verlassen, das Wissen, sie wäre die Einzige, die mein Grab, wenn es denn eins geben sollte, besuchen würde und ich war mir sicher, dass sie mich verstehen würde, dass sie irgendwann damit klar kommen würde.
Möglicherweise würde Felix mich vermissen, aber er hatte noch so viele andere Menschen in seinem Leben, dass mein Verlust ihn nicht allzu sehr verletzen würde, da war ich mir sicher. Felix war schwul, er hat einmal zu mir gesagt, er hätte durch mich den Mut dazu gehabt, dazu zu stehen. Er hatte einen Freund, Philipp, ein wirklich sehr schönes und süßes Paar. Er wurde akzeptiert, hatte Freunde, seine Eltern liebten ihn nach wie vor. Es würde ihn betroffen machen, von meinem Tod zu erfahren, aber irgendwann würde er es vergessen. Es waren also zwei Menschen, die trauern würden, in welchem Ausmaß, konnte ich nur ahnen.
Aber es gab so viele Menschen, die mir schon oft gesagt hatten, sie wünschten mir den Tod, wünschten, dass ich nie geboren worden sei, die sich wünschten, ich würde verschwinden. Schon bevor ich mich geoutet hatte, hatte ich wenige Freunde, wenig bekannte, die meisten Leute mochten mich nicht, verachteten mich. Meine Haare waren angeblich zu lang, zu dunkel, meine Klamotten ebenfalls, die Musik, die ich hörte, sei schlecht gewesen, alles in allem war ich anders und viele akzeptierten dies nicht. Doch mit meinem Outing hatten sich auch die letzten Menschen, die mich geduldet hatten, verachtet und gehasst. Ich wurde fertig gemacht, körperlich und psychisch und genau deswegen stand ich an dieser Brücke, jedes Mal, wenn ich dort war, überlegte ich, zu springen, ich wusste genau, wann die Züge hier vorbei fuhren und es wäre so einfach, über das Geländer zu klettern und zu springen.
Ich sah in den Himmel, er war von dicken, grauen Wolken bedeckt, ein leichter Wind wehte, der mich in meiner dünnen Jacke frieren ließ, die Kälte in meinem Herzen spürte ich nun auch äußerlich. Ich wusste, dass ich es irgendwann tun würde, bald tun würde.
Am liebsten hätte ich es an diesem Tag getan, aber ich wollte diesem einem Menschen, Zoe, noch sagen, was sie mir bedeutete, ich wollte einen Abschiedsbrief schreiben, möglicherweise würden sich einige Leute schuld fühlen, wenn sie von meinem Worten erfuhren.
Ich war so tief in meine Gedanken versunken, dass ich nicht bemerkt hatte, wie jemand Fremdes neben mich getreten war. „Willst du springen?“, fragte der Junge mich, sah auf die Schienen, genau wie ich. „Ja, ich will springen.“, antwortete ich wahrheitsgemäß, warum sollte ich lügen? Innerlich stellte ich mich schon auf einen Vortrag über das schöne Leben ein, dass er mir sagen würde, wie lebenswert das Leben war. „Erlaub mir die Frage, warum willst du springen?“
„Mein Leben ist ein einziger Trümmerhaufen. Ich kenne genau eine Person, die von meinem Tod extrem betroffen wäre und eine Person, die es vermutlich bedauern würde, aber ich kenne auch so viele, die mir den Tod wünschen, die seit Jahren versuchen, mich los zu werden und hoffen, dass ich verschwinde. Ich bin anders, ich bin psychisch krank, ich bin schwul und weiß nicht, warum ich nur für diesen einen Menschen, meine beste Freundin, leben sollte, wenn ich nur noch ein Wrack bin.“ Wieder war ich ehrlich.
„Ich wollte auch springen. Ich saß auf dem Geländer, hab in der Ferne den Zug gesehen und wusste ‚jetzt ist es endgültig, in ein paar Minuten bist du tot.‘ Der Zug kam, ich blieb sitzen, hörte das Rattern des Zuges, sah das Dach unter mir vorbei sausen. In dem Moment, in dem ich abspringen wollte, wurde mir klar, dass es sich lohnt weiter zu leben, vielleicht nicht für sich selbst, aber wenn ich damit einem Menschen die Trauer ersparen kann, einem Menschen, der mir etwas bedeutet, dann ist es das wert. Auch wenn du denkst, die Menschen hassen dich und niemand oder kaum jemand würde dich vermissen, ist das ein Irrtum. Dein Tod würde in der Zeitung stehen, ich wäre betroffen. Deine Schule wird informiert und selbst die Menschen, die dir das Gefühl geben dich zu hassen, sogar die wären betroffen und glaub mir sie, würden es tief bereuen. Sicherlich, sie sollten es auch bereuen, aber weißt du, es gibt so viele andere Arten, um sie bereuen zu lassen, du musst dafür nicht sterben. Mit der Erkenntnis geht es mir besser und ich habe so etwas wie eine gewisse Lebensfreude entwickelt und ich will dir zeigen, wie schön das Leben sein kann. Auch, wenn du es nicht hören willst oder es mir nicht glaubst, bitte, das Leben ist es wert und wenn ich dich nicht überzeugen kann, kannst du noch immer springen. Was hast du zu verlieren? Lediglich ein paar Stunden oder Tage von der Ewigkeit.“
Diese Ehrlichkeit, die ein Fremder mir gegenüber an den Tag legte, die Geschichte, die Hilfe, alles, was er sagte, berührte mich innerlich so stark, dass ich begann zu seinen. Die Eisdecke, die sich hart um mein Herz und um meine Seele gelegt hatte, die alles eingefroren hatte, schmolz und brach bei diesen Worten, ließen die Emotionen an mich heran, die ich schon lange versuchte von mir fern zu halten und eine einzelne Träne rollte über mein Gesicht.
„Ich heiße Tim, lass mich dir heute zeigen, was du verpasst.“, setzte der Fremde, Tim, hinterher und ich drehte mein Gesicht in meine Richtung, auch er sah mich an. „Ich hab dich schon überzeugt oder? Diese Tränen, sie zeigen das Leben in dir.“ Ich nickte nur, ich hatte das Gefühl, dieser Junge kannte mich schon ewig, wusste, was ich fühlte, was in mir vorging. „Nick.“, flüsterte ich mit rauer und tränenerstickter Stimme meinen Namen. „Komm.“, forderte Tim mich auf und hielt mir seine Hand hin, nach kurzem Zögern ergriff ich sie und er zog mich hinter sich her.
Vier Monate später…
„Deine Liste ist abgehakt, wir haben alles erledigt, was du wolltest und was ich wollte und du bist übern Berg. Ich bin stolz auf dich, Nick.“ Mit glänzenden Augen lächelte Tim mich an. Tatsächlich hatte ich nach diesem Tag nie wieder das Gefühl gehabt, ich müsse Springen.
Tim hatte mich gefragt, was ich unbedingt mal tun wollte und was ich für ein besseres, schöneres, glücklicheres Leben bräuchte und wir hatten eine Liste erstellt und Punkte hinzugefügt. Seitdem hatte ich die Schule gewechselt, neue Freunde gefunden, wurde akzeptiert, wohnte in einer Jugendeinrichtung, da ich noch nicht volljährig war und unternahm wieder viel. Vor allem traf ich mich beinahe jeden Tag mit Tim, er hatte mich so gesehen ins Leben zurückgeholt, ich war ihm so unendlich dankbar dafür und lächelte nun zurück. Auch Zoe mochte ihn und Tim mochte Zoe, nach diesen vier Monaten war ich wirklich glücklich. Zumindest fast.
„Ein Punkt fehlt noch, er steht nur nicht auf der Liste.“ Tim sah mich fragend an und ich wurde doch etwas nervös. „Was denn?“, wollte er wissen. „Ich will jemanden küssen. Ich will dich küssen Tim.“, flüsterte ich und sah ihn an, dafür musste ich etwas nach oben sehen, da er etwas größer war als ich. „Dann tu es doch.“, flüsterte er zurück und dabei sah er mich so liebevoll an, dass meine ganze Nervosität verschwand und ich meine Hände in seinen Nacken legte und ihn küsste.
Meine Liste war abgehakt. Ich war glücklich.
inspired by Queer as Folks
Warum war ich eigentlich hier? Ich hasste Partys, meistens stand ich in der Ecke und sah dem Treiben zu und meine Freunde, dich mich mitgeschleppt hatten, verschwanden irgendwann und tauchten erst ein paar Stunden später wieder auf.
Genauso wie dieses Mal. Ich stand mit einer Bierflasche in der Hand ein eine Wand gelehnt da und sah zu, wie andere tanzten, wie Mädchen Jungen küssten und wie die Jungs die Mädchen bewertend musterten. Das war nicht meine Welt. Ich war schwul, ich gehörte nicht auf diese Party.
Da sah ich ihn, er lehnte an der Wand gegenüber und musterte mich, lächelte anzüglich und kam auf mich zu, stellte sich neben mich. „Na?“, raunte er mir ins Ohr, fuhr mit der Hand an meiner Hüfte hinunter bis an meinen Hintern und ließ die Hand dort liegen. Alleine durch diese Berührung und der Klang seiner leicht rauchigen Stimme, jagten mir einen Schauer über den Rücken. „Komm mit.“, flüsterte er nun und steuerte die Treppe an, ich folgte ihm, wurde von ihm in einen Raum gezogen und er verschloss die Tür hinter uns.
Dann strich er mir das offene Hemd von den Schultern und zog am Saum meines T-Shirts, da lag es auch schon auf dem Boden. Er schubste mich auf das Bett, das hinter mir stand und zog sich nun selbst aus. Er kam auf das Bett zu und sah mich lüstern an, legte sich auf mich uns stützte sich mit den Händen links und rechts von mir ab. In seinen Augen konnte ich dir Gier erkennen und allein dadurch schoss mir ein Teil meines Blutes in untere Regionen.
Schon hörte ich das Knistern von einer Kondomverpackung und spürte kurz darauf einen leichten Druck an meinem Eingang. „Sei vorsichtig. Ich…ich hab…noch nie.“, stotterte ich erregt und der andere grinste mich an. „Keine Sorge.“, wisperte er und kramte in der Schublade nach etwas, kurz darauf förderte er eine kleine Tube zu Tage. „Woher…“, wollte ich fragen, aber er legte mir einen Finger auf die Lippen. „Halt die Klappe und entspann dich.“, verlangte er und ichg spürte den bekannten Druck, als er begann, mich zu dehnen. Ich kannte das Gefühl und entspannte mich tatsächlich, bis seine Finger verschwanden und ich spürte, wie er sich in Position rückte. Jetzt war es soweit.
Als er den ersten Wiederstand überwunden hatte, keuchte ich auf, einerseits vor Schmerz, aber andererseits auch vor Erregung. „Entspann dich.“, wies er mich an und tatsächlich ging es dann leichter, der unangenehme Druck wurde geringer und die Lust in mir stieg, je weiter er eindrang. Er fing an sich zu bewegen und jedes Mal, wenn er meinen empfindlichen Punkt traf, stöhnte ich auf, zusätzlich spürte ich eine Hand an meiner Erregung, die ihr übriges Tat, um mich noch ein letztes Mal laut stöhnen zu lassen, dann kam ich und ich spürte, wie der andere sich ebenfalls verkrampfte, bevor er schwer atmend auf mir zum Liegen kam.
Ich hatte es getan, ich hatte mit einem anderen Kerl geschlafen und es war der Wahnsinn gewesen. Mein ganzer Körper kribbelte und ich sah ihn an, er hatte sich neben mich auf das Bett gelegt und die Augen geschlossen. Ich wollte etwas sagen, aber ich wusste nicht was, stattdessen starrte ich ihn an, bis er die Augen öffnete. Er musterte mich, dann stand er auf und zog sich an. „Du kannst doch jetzt nicht so einfach gehen.“ Enttäuscht sah ich ihn an. „Warum nicht? Wir haben gefickt und das war’s.“, antwortete er und zog sich seine Jeans an, nachdem er das Kondom in den Mülleimer geworfen hatte. „Aber…“ „Nichts aber.“, unterbrach er mich barsch und griff nach der Türklinke.
„Wie heißt du?“ Das wollte ich zumindest noch wissen. „Justin.“, beantwortete er meine Frage. „Ich bin Olli.“ Justin kam wieder einen Schritt auf mich zu, ich saß inzwischen auf der Bettkante und sah ihn von unten an. „Also Olli, noch irgendwas, bevor ich gehe?“, fragte er leise und grinste spöttisch. „Küss mich.“, forderte ich und Justin schubste mich, ich lag auf dem Rücken und er hatte sich wieder über mich gebeugt. Dann küsste er mich hart und fordert, schob seine Zunge in meinem Mund und vergrub seine Hand in meinen Haaren. „Mach’s gut.“, verabschiedete er sich schließlich und verließ den Raum.
Ich saß da, nackt, und grübelte. Warum hatte ich mich von einem Fremden entjungfern lassen? Dummerweise wusste ich, dass ich Justin wieder sehen musste, er hatte eine Horde Schmetterlinge bei mir zurück gelassen.
Herbstdepressionen lassen grüßen.
„Du bist widerwärtig und abscheulich. Du bist Abschaum.“ Die Menschen hassen mich, alle die ich kenne, sie hassen mich, als sei ich etwas Abartiges, als sei das, was ich tat verwerflich, teuflisch, abnormal. Meine Familie behandelt mich schon lange nicht mehr, als sei ich ihr Sohn, ihr Bruder, Neffe, Cousin. Wäre ich ein Nichts, ich könnte damit leben, würde mich die ganze Welt ignorieren, könnte ich damit leben, aber so, mit dem Hass jedes Menschen, dem ich begegne, damit kann ich nicht umgehen.
Lange Zeit hatte ich einen kleinen Lichtpunkt, jemanden, der mich nicht verachtete, der mich akzeptiert hat. Daniel. Er ist, er war, mein ein und alles. Ich habe ihn geliebt, wirklich geliebt. Und ich tue es noch immer. Vier Monate lang hat er mich aus dieser Hölle gerettet und hat mich vor kurzem mit voller Wucht in eben diese hinein gestoßen. „Du bist wertlos, Nico, wertlos und ich sehe keinen Grund mehr, dich zu lieben oder mit dir zusammen zu sein.“ Das hatte er gesagt, jedes Wort wie ein Stich ins Herz, wie ein Schlag ins Gesicht, Herumgetrampel auf meinen Gefühlen. Jetzt habe ich nichts mehr, was mich vor der Hölle retten könnte, ich bin alleine.
Auch heute, ich sitze in der Schule, selbst in der hintersten Ecke finden sie mich, machen mich fertig, genießen es, mich weinen zu sehen und zu sehen, wie ich verzweifelt versuche, ihnen zu entkommen, den Worten zu entkommen. Ich sehe die Blicke derer, die stumm sind, die nichts sagen, nur zusehen und es damit nur noch schlimmer machen.
Auch jetzt sitze ich wieder in meiner kleinen Ecke, drei Meter weiter sitzt jemand, den ich nicht kenne, noch nicht an dieser Schule gesehen habe, aber das ist kurz nach Schuljahresbeginn nichts Neues. Mit jedem neuen Schüler keimt in mir die Hoffnung auf, jemanden zu finden, der den Mund auf macht, der mir hilft, mich beschützt, da ist und mich nicht alleine lässt. Jemand, der mich nicht hasst.
Ich sehe sie kommen, es sind immer die gleichen, sie scharen sich um Jannis, von ihm geht der Hass aus und alle hören auf ihn. Er ist perfekt, er sieht gut aus, alle anderen sind immer seiner Meinung, er hat Geld, seine Eltern tun alles für ihn, die Mädchen himmeln ihn an. „Ey, Schwuchtel.“, ruft er und seine Freunde lachen über diesen äußerst dummen und unnötigen Kommentar. Der unbekannte Schüler dreht den Kopf zu uns, ich kann die Regung in meinem Augenwinkel wahrnehmen. „Wie geht’s deinem Freund? Ach, tut mir leid, habe ich ja völlig vergessen, er hat dich ja verlassen.“ Wieder lachen, dieses Mal tut es wirklich weh, Jannis weiß das. Ich muss mich zusammenreißen, ich darf nicht weinen, nicht vor diesen Leuten, ich darf ihnen nicht die Genugtuung geben. „Wie war es, als er deinen Arsch gefickt hat?“ Ich sehe, wie der Fremde sich bewegt, wie er auf uns zukommt und als ich meinen Kopf gebe, steht er neben Jannis und sieht in von oben herab an.
„Du bist schon ziemlich erbärmlich, weißt du das? Toleranz, sagt dir das was? Wir leben im 21. Jahrhundert, es ist vollkommen normal und okay, wenn man schwul ist. Sieh mich an, ich bin es auch. Ich stehe dazu und ich bin froh darüber. Ich muss mich nicht verstecken, weil ich selbstbewusst genug bin, aber so viele andere, sie verstecken sich und leben ein Leben voll mit Lügen, weil sie Angst vor eben solch erbärmlichen Leuten haben, wie du es bist. Weil es eben diese Menschen gibt, die nicht wissen, dass sie damit ein Leben beenden könnten. Die nicht wissen, was es bedeutet, wenn man jeden Tag Angst hat, auf eben solche Leute zu treffen. Du bist es, der fertig gemacht gehört und deine tollen Freunde auch. Du bist nichts wert, nicht das Geringste, wenn du nicht einmal tolerant gegenüber anderen Leuten sein kannst. Irgendwo hast du ein Problem mit dir selbst und du versucht es mit dem Hass auf andere zu kompensieren. Weißt du, was ich glaube? Du stehst selbst auf Kerle, du lebst aber in einer Welt, in der das nicht okay ist und du denkst, dass du es verdrängen kannst, wenn du auf ihm herum hackst. Es bringt nichts, du bist, was du bist. Denk mal darüber nach.“
Ich starre ihn an, langsam dringen die Worte zu mir durch und ich staune über das, was er sagt, über die Kraft seiner Worte. Jannis Mund kappt auf und zu, wie der eines Fisches, dann zieht er ab, seine Freunde trotten ihm hinterher. „Du…D-a-anke.“, stottere ich und senke den Kopf, eine Träne rollt über meine Wange, in mir zerbricht etwas und setzt etwas Neues frei, ein warmes Gefühl. Jemand hat mir geholfen, es ist tatsächlich passiert. „Dafür musst du dich nicht bedanken, es sollte selbstverständlich sein, was ich getan habe. Leider ist es das nicht.“ Der Fremde setzt sich neben mich, legt einen Arm um meine Schultern. „Du bist doch der Ex von Daniel, nicht wahr? Ich habe gehört, was er mit dir gemacht hat und es tut mir unendlich leid, so etwas hat kein Mensch verdient und glaube mir, du bist nichts von dem, was er zu dir gesagt hat.“ Die Träne tropft auf meine Hose und versickert in dem Stoff. Ich brauche einen Moment, um die Worte zu verarbeiten und langsam lächle ich. Dann wische ich mit der Hand über meine Augen und sehe ihn an, blicke das erste Mal bewusst in die Augen meines Retters, demjenigen, der mich aus der Hölle gezogen hat. „Wie heißt du?“, will ich wissen. „Lars.“ Sein Arm liegt noch immer auf meinen Schultern und ich spüre seine Körperwärme und will sie schon jetzt nicht mehr missen.
Wahre Begebenheit.
Nervös trat ich von einem Bein aufs andere, die Tüte mit den Blumen erschien mir unendlich schwer und meine Hände waren schweißnass. „Jetzt beruhig dich doch. Das Flugzeug ist gerade gelandet.“, meinte Tobias, ein guter Kumpel von mir, er hatte mich begleitet, um Lisa und Dominik vom Flughafen abzuholen. „ich bin ruhig.“, antwortete ich, nein, ich log wie gedruckt, ich war alles andere als ruhig, aber Tobi sagte nichts weiter dazu.
„Entschuldigung, ist das der Flug aus Gran Canaria?“, wandte ich mich an eine junge Frau, die nickte und weiterhin die Fluggäste beobachtete, die vor dem Fließband für das Gepäck standen. Lisa und Dominik waren nirgendwo zu sehen.
Mein Handy klingelte, mein Bruder rief an. „Und, wie läuft’s?“, fragte er und ich drehte schonwieder vollkommen am Rad. „Das Flugzeug ist gerade gelandet, ich bin total aufgeregt, ich kann das nicht.“, jammerte ich und kassierte dafür eine Standpauke. „Jakob, natürlich kannst du das! Darauf wartest du doch schon ewig, das wird schon werden. Und jetzt legen wir auf, du atmest tief durch und dann schaffst du das.“ Nach dem Telefonat drückte ich Tobi die Tüte in die Hand. „Ich muss mal.“, entschuldigte ich mich und verschwand zu den Herrentoiletten. Nachdem ich meine Blase entleert und kaltes Wasser in mein Gesicht gespritzt hatte, ging ich zurück, kaum hatte ich die halbe Strecke zu Tobi zurück gelegt, da sah ich Lisa und Dominik bei ihm stehen, dieser kam auch direkt auf mich zugelaufen und sprang mich förmlich an. „Ich hab dich so vermisst.“, flüsterte er freudig, bevor er mich verlangend küsste. Ich hätte in diesem Moment heulen können vor Glück, wir umarmten uns und küssten uns, als hätten wir uns Jahre nicht gesehen, dabei hatte er nur 10 Tage Urlaub mit Lisa gemacht.
Sanft löste ich mich aus der Umarmung und kniete mich vor Dominik, der mich überrascht ansah. Ich hielt seine Hand. „Willst du mich heiraten?“ Seine Augen weiteten sich, glücklich strahlte er mich an, zog mich hoch und wir versanken in weiteren Küssen und Umarmungen.
Zurück bei unseren Freunden, die uns, ebenfalls glücklich, anlächelten, nahm ich eine einzelne Rose aus der Tüte und kniete mich noch einmal vor Dominik, Lisa war total gerührt, als Dominik „ja“ sagte und ich drückte mein Gesicht in Dominiks Halsbeuge, weil ich heulte vor Glück. So lange hatte ich gewartet, endlich hatte ich mich getraut und ich wusste, dass ich mein Leben nun endgültig mit diesem Mann verbringen würde, den ich über alles liebte.
„Ich liebe dich Jakob, du bist wundervoll.“, flüsterte mein Freund, nein, mein Verlobter, als wir den Flughafen Arm in Arm verließen. „Ich liebe dich auch.“
„Jan, ich habe ihnen gesagt, sie sollen zuhören. Sie können sich direkt Ben anschließen und mit ihm zusammen ein Referat bis zur nächsten Stunde ausarbeiten.“ Ein Widerspruch wäre zwecklos gewesen, also ertrug ich die kleine Ansprache stumm und hielt missmutig den Mund. Jetzt musste ich mit diesem Nerv tötenden Ben ein Referat halten, nur weil mein bester Freund meinte, er müsste mir sehr ausführlich von seinem ersten Mal erzählen. „Danke.“, murmelte ich bissig und folgte dem Rest der Stunde dem Unterricht.
Nach der Stunde sollten Ben und ich nach vorne kommen und wir bekamen das Thema genannt, zusammen verließen wir den Raum und Ben grinste mich an. „Also, wann treffen wir uns?“, fragte er mich gut gelaunt und ich verdrehte die Augen, als ich hinter dem kleineren Jungen durch eine der Flurtüren ging. „Wir treffen uns gar nicht, wir teilen jetzt die Themen auf und dann macht das jeder für sich.“, beschloss ich und starrte das Blatt an, um mir eine sinnvolle Gliederung zu überlegen. „Aber das dauert doch alles viel länger und dann können wir das auch gar nicht mal zusammen durchgehen.“, erinnerte Ben mich und war stehen geblieben, um mich anzusehen. „Na gut, dann komm halt heute um vier zu mir.“, bot ich wiederwillig an und ließ Ben an Ort und Stelle stehen, nachdem er genickt hatte. Das passte mir ja gar nicht, Ben war schwul, aber das war auch gar nicht das Problem, keines Wegs, mein Cousin war bi und es störte mich herzlich wenig, was er oder andere Kerle in ihren Betten taten. Ben aber hatte mir gegenüber schon Sprüche fallen lassen, die ich gar nicht lustig fand und ich hatte die Befürchtung, dass er auf mich stand und deswegen wollte ich so wenig Zeit mit ihm verbringen, wie es möglich war. Dann musste ich eben in den sauren Apfel beißen.
„Jan, wirklich, du tust mir so leid und ich bin auch noch schuldig an der ganzen Sache.“ Egal, wie reumütig Gregor war, das Grinsen auf seinem Gesicht, als er mein angesäuertes Gesicht sah, zerstörte den Anblick sofort wieder. „Ach halt den Mund.“, fauchte ich und steckte mir meine Kopfhörer in die Ohren, damit ich Gregors Gelaber nicht weiter ertragen musste.
Himmel, dieser Kerl war verdammt pünktlich, um Punkt vier klingelte es an der Tür. „Komm rein.“, brummte ich, als Ben, wieder einmal grinsend, vor der Tür stand. Er folgte mir nach oben in mein Zimmer, ich hatte nach der Schule meinen kleinen Couchtisch freigeräumt und den Laptop für Recherchen darauf gestellt, Gläser und Apfelschorle standen daneben, immerhin hatten meine Eltern mich gut erzogen. „Setz dich doch.“, schlug ich vor und Ben ließ sich auf dem kleinen grünen Sofa nieder, dass ich liebte, weil es einfach total bequem war.
„Dann lass uns mal loslegen.“ Völlig übermotiviert zog Ben sein Geschichtsbuch aus der Tasche und schlug die entsprechenden Seiten auf. Ich schaltete inzwischen den Laptop ein, mein Hintergrundbild, ein Foto von Gregor und mir, auf dem wir fröhlich in die Kamera lächelten, erschien und Ben beäugte es neugierig. „Was guckst du so?“, maulte ich und er zuckte leicht zusammen. „Ich…ähm, gar nichts. Deine Augen, die glänzen auf dem Bild nur so schön vor Freude.“ Schlagartig färbte mein Gesicht sich rot, Ben war schon wieder in die Lektüre des Buches vertieft. Was hatte er gerade gesagt? „Kannst…kannst du das bitte lassen?“, brachte ich schließlich hervor und ärgerte mich darüber, dass meine Stimme leise und schüchtern war. „Was denn?“ Stellte er sich so dumm oder war er es wirklich? „So was zu sagen.“, erklärte ich also, Ben erwiderte nichts und wir lasen stumm irgendwelche Texte.
„Tut mir leid.“ Perplex drehte ich den Kopf zu Ben, der den Blick noch immer auf das Buch gerichtet hatte, einen Stift in der Hand, wir beide hatten fast eine halbe Stunde gearbeitet und Notizen gemacht, ohne ein Wort zu sagen. „Schon gut. Willst du was trinken?“ Ben nickte und ich goss beide Gläser voll, eins reichte ich Ben, dabei berührten sich unsere Hände und ich hätte beinahe das Glas fallen lassen. Was war denn mit mir los? Ich beugte mich leicht nach vorn, um zu sehen, was Ben geschrieben hatte, seine Handschrift war gut leserlich. Ein leichter Deo Geruch stieg mir in die Nase, es roch angenehm und mir wurde bewusst, dass ich voll darauf abfuhr, wie Ben roch. Hastig sprang ich auf und rannte fast ins Bad. Erst, als ich mir kaltes Wasser ins Gesicht spritze, beruhigte ich mich. Wie zum Teufel benahm ich mich den gerade? Nach ein paar ruhigen Atemzügen ging ich zurück, fest entschlossen, mich nicht mehr aus der Ruhe bringen zu lassen und einfach nur dieses Referat zu überstehen.
„Alles okay?“ Besorgt musterte Ben mich, aber ich nickte und er wandte sich seinen Aufzeichnungen zu. Wir erstellten eine Präsentation am PC, redeten nur das Nötigste miteinander und waren deswegen auch recht schnell fertig. Auch der Vortrag verlief reibungslos, als wir ihn einmal durchgingen und anschließend saßen wir unschlüssig auf dem Sofa. Ich wollte irgendwas sagen oder tun, aber ich wusste nicht was und Ben nahm mir die Entscheidung ab. „Auch…also, ich…ich hab ja gesagt, es tut mir leid, aber das stimmt eigentlich gar nicht. Ich fand dich sehr hübsch auf dem Bild.“ Die Wärme, die mein Gesicht abstrahlte, hätte vermutlich das ganze Zimmer heizen können, so rot war ich. „Ben…“, begann ich, aber ich wusste nicht, was ich sagen sollte, also hielt ich den Mund. „Was ist denn?“ Was sollte ich darauf denn antworten? Ich drehte den Kopf zu Ben und sah ihn zwei schöne, blaue Augen, jegliche Worte oder Intelligenz waren aus meinem Hirn verschwunden, hatten sich in Luft aufgelöst. „Sag stopp, oder schlag mich, aber ich muss das einfach tun.“ Bens Worte kamen gar nicht richtig bei mir an, sie schwirrten um mich herum, dann in meinem Kopf und ich hatte sie erst verarbeitet, als ich seinen Mund auf meinem bemerkte und eine Hand, die auf meiner Wange lag. Das wäre der Moment gewesen, in dem aufspringen und ihn aus meinen Zimmer hätte Werfen sollen, aber was tat ich? Ich schloss die Augen, legte meine Hand auf Bens Oberschenkel und küsste zurück, eine Zunge schob sich zwischen meine Lippen, stupste meine an, eine Hand wühlte sich in meine Haare und ich seufzte. Langsam schlich sich der Gedanke, dass ich gerade einen Jungen küsste in meinen Kopf und als er sich fest eingenistet hatte, schob ich Ben grob von mir. „Sag mal, was sollte das denn?“, fuhr ich ihn an, Ben strich sich mit der Hand verlegen durch die Haare. „Ich hab dir gesagt, ich muss das tun. Außerdem, tu mal nicht so, als ob es dir nicht gefallen hätte.“ Er war aufgestanden und stand mit seiner Tasche vor der Tür. „Lass deinen Frust nicht an mir aus, nur weil du nicht so bist, wie du bisher dachtest.“, fauchte er und polterte die Treppe nach unten, ehe ich etwas sagen konnte. Kurz darauf fiel die Haustür mit einem lauten Knall ins Schloss. Was meinte er denn damit? Dass ich schwul sei? Ganz bestimmt nicht, ich stand nicht auf Kerle, ganz bestimmt nicht, er hatte mich nur überrascht, dass musste es gewesen sein und so ein großer Unterschied zu den Lippen eines Mädchens war es auch nicht gewesen. Es kam mir so vor, als könnte ich sie noch immer spüren, als ich die Gläser wegräumte und dem Laptop zuklappte.
Den ganzen Abend ging mir Ben und der Kuss nicht mehr aus dem Kopf und immer wieder murmelte ich „Ich steh nicht auf Kerle.“ vor mir her. Auch in der Nacht träumte ich davon und noch von viel mehr, sodass ich zu meinem Erschrecken am Morgen mit einer Latte aufwachte und langsam hatte ich wirklich das Gefühl, ich würde durchdrehen.
Ben sprach mich in der Schule glücklicherweise nicht darauf an und er schien es auch niemandem erzählt zu haben, jedenfalls sah mich keiner komisch an oder tuschelte, wenn ich vorbei ging. Einzig Ben strafte mich mit einem abfälligen Blick und irgendwie tat es weh, auch, wenn ich versuchte, mir das auszureden.
Den Tag darauf hielten wir unser Referat und das sogar ziemlich gut, alles lief reibungslos und unserer Lehrerin war begeistert. Ben redete noch immer nicht mit mir und ich wusste nicht, was ich zu ihm sagen sollte, aber ich wollte unbedingt nochmal über die Sache reden und ihm sagen, dass ich definitiv hetero war.
„Hey, Jan, kommst du heute zu Lauras Geburtstagsparty?“, fragte Martin mich und ich nickte bestätigend, Gregor und ich wollten zusammen dorthin fahren, nachdem wir uns bei mir mit einem Bier in Stimmung bringen wollten. Die Party war riesengroß geplant und von Laura und ihren Freundinnen angepriesen worden, fast der Halbe Jahrgang war eingeladen, wobei es bei den Kriterien, ob man eingeladen wurde, oder nicht, vor allem darauf ankam, wie viel Geld und Aussehen man hatte. Ich mochte sie nicht einmal besonders, aber ich ließ mir keine Party entgehen und schon gar nicht diese, immerhin würde am Montag viel darüber geredet werden und dann wollten mein bester Freund und ich selbstverständlich dabei sein, wenn wir schon eingeladen wurden.
Schon von weitem war die Musik zu hören und der Lärm war schon fast unerträglich, sobald man sich in Lauras, doch sehr beeindruckendem Haus befand. Gut gelaunt schlenderte ich zu der kleinen Bar, die tatsächlich einen Barkeeper hatte und bestellte mir einen Orangensaft mit Wodka. An eine Wand gelehnt, beobachtete ich das Treiben auf der Tanzfläche und fand, dass die dünnen, schon fast mageren Mädchen viel zu wenig Stoff am Körper trugen, ein kurzer Rock reihte sich an den nächsten, die Ausschnitte reichten beinahe bis zum Bauchnabel und viele hatten sich die Haare aufwendig und nicht gerade stilvoll geföhnt, zudem sahen sie aus, als trugen sie eine Maske und nicht einfach nur etwas Make-up. Warum war mir das früher nie aufgefallen? Lasziv bewegten sich zu der Musik und ich beschloss, etwas durch das Haus und den Garten zu schlendern.
Die Familie besaß tatsächlich einen Pool im Garten, am Rand saß jemand, mit dem Rücken zum Haus und in der Dunkelheit, nur von den Lichtern weniger Laternen und dem Mondlicht beleuchtet. Bei näherer Betrachtung erwies die Person sich als ein Junge, seine Beine baumelten im Wasser und als ich direkt neben ihm stand, wäre ich am liebsten sofort wieder umgedreht, leider hatte Ben mich schon bemerkt und sah mich an. „Was willst du?“, blaffte er und seine Miene verfinsterte sich, trotzdem ließ ich mich neben ihm nieder, krempelte meine Hose hoch und streckte die Beine ins Wasser. „Ich glaube, das war alles nur ein Missverständnis.“, erklärte ich, aber Ben schüttelte den Kopf. „Nein Jan, das war es nicht und wenn du ehrlich wärst, dann wüsstest du das. Sag mir eins, was hast du währenddessen und danach gefühlt? Hast du auch später und die Tage danach noch immer daran gedacht?“ Woher wusste er das? Ich antwortete nicht und starrte das Wasser an. „Keine Antwort ist auch eine Antwort.“, brummte Ben, seine Hände lagen auf seinen Beinen und ich fühlte ein Prickeln an meinem Hinterkopf, als ich daran dachte, wie sich diese Hände in meine Haare gewühlt hatten. „Verdammt, du hast ja Recht!“ Verzweifelt sah ich Ben an, er hob überrascht eine Augenbraue. „Ich hab den ganzen, beschissenen Tag daran gedacht und gestern und heute. Ich…ich stand nie auf Kerle und dann kommst du und verwirrst mich, das ist nicht fair!“ Ben legte eine Hand auf mein Knie, mit der anderen stützte er sich neben mir ab. „Stimmt, es ist nicht fair, aber immerhin hast du jetzt was über dich erfahren.“, flüsterte er, eigentlich war er mir viel zu nah, aber ich sehnte mich so sehr danach, ihn noch einmal zu küssen, dass es mir egal war. Da Ben aber offensichtlich nicht vorhatte, dies zu tun, zog ich ihn kurzerhand im Nacken zu mir heran und presste meine Lippen verzweifelt, drängend und sehnsüchtig auf seine. Ben versuchte sich zu lösen, murmelte meinen Namen an meine Lippen, als wollte er mir etwas sagen, aber ich wollte nicht reden, also küsste ich ihn weiter, bis uns die Luft ausging. „Jan, jetzt hör mir zu!“ Keuchend sah Ben mich mit einem genervten Blick an. „Ich bin kein Experiment okay?“ Verwirrt sah ich ihn, sein Anblick machte es mir fast unmöglich zu denken, die zerwühlten Haare, die leicht geröteten Lippen und eine zarte Röte auf seinen Wangen, ließen ihn unglaublich gut aussehen. „Ich will nicht, dass du an mir irgendwas ausprobierst, ganz oder gar nicht.“, erklärte Ben und ich verstand was er meinte. Er schien wohl wirklich Gefühle für mich zu haben, aber was war mit mir? Ben war schon ein netter Kerl, intelligent, er sah gut aus, wie ich inzwischen bemerkte, soweit ich ihn kannte, hatte er einen tollen Humor, aber reichte das? Kannte ich ihn nicht viel zu wenig? Ben schien eine Antwort zu erwarten, aber ich wusste nicht, was ich sagen sollte. „Ben, ich…“ „Schon gut. Man sieht sich.“ Er stand auf und ließ mich am Pool sitzen. Sollte ich ihm hinterher gehen?
„Um 15 Uhr bei mir zu Hause. J.“ Dieser kleine Zettel lag auf meinem Tisch, als ich mich wieder auf meinen Platz setzte, nachdem ich mein Referat gehalten hatte. Aufgeregt sah ich mich in der Klasse um, sah John in die Augen, der mich angrinste. Mein Herz klopfte und in meinem Bauch flogen die Schmetterlinge wie wild umher. Was hatte er vor?
Eine Frau, ich vermutete, es war seine Mutter, öffnete mir die Tür, als ich pünktlich bei Ben vor der Tür stand und klingelte. „Guten Tag.“, begrüßte ich sie freundlich und sie nickte mir zu. „John ist oben.“ Sie deutete eine Treppe nach oben und ich ging diese nervös nach oben. Als ich die letzte Stufe betrat, öffnete sich eine Tür und John trat aus dem Zimmer dahinter. „Hey.“, begrüßte er mich schlicht und lächelte wissend, ehe er mich überraschend an meinem Handgelenk ins Zimmer zog, der Tür einen Tritt verpasste und mich dann fordernd dagegen drückte, ehe er sich mit seinem Gesicht kurz vor meinem befand. Ich atmete flach und hektisch, in freudiger Erwartung, was er tun würde, was passieren würde, starrte in grün-graue Augen, die mich verlangend musterten. „Du weißt, was passieren wird.“, flüsterte er und senkte seine Lippen auf meine, als ich nickte. Fordernd küsste er, verlangte, was er wollte, trotzdem war er zärtlich, wühlte mit einer Hand durch meine Haare, die andere lag auf meiner Hüfte und suchte sich langsam aber sicher einen Weg unter mein T-Shirt. Als er sein Bein zwischen meine schob, stöhnte ich in den Kuss und drängte mich dichter an ihn. Schließlich lehnte ich den Kopf nach hinten, als er an meinem Hals knabberte und dort zusätzlich einen roten Fleck hinterließ, bevor er auf mein Ohrläppchen zuwanderte, meine Hände hatte ich in seinen Pullover gekrallt. „John!“, keuchte ich, aber er ließ sich davon nicht beirren, er schob mich in Richtung seines Bettes, während er wieder meinen Mund in Beschlag nahm, als ich den Wiederstand in meinen Kniekehlen fühlte, gab ich nach und fiel auf das Bett. John lag halb auf mir, rutschte etwas herunter, schob mein Shirt Stück für Stück nach oben und erkundete die freigelegte Haut mit seiner Zunge. Ich wand mich unter ihm, wollte er und gleichzeitig nicht, dass er aufhörte, mit dem, was er in diesem Moment tat, er hatte meine Brustwarzen erreicht und neckte diese ausgiebig. Er fixierte meine Hände über meinem Kopf, hielt sie dort fest, während er sich erneut mit meinem Ohr beschäftigte. Ich drängte ihm meine Hüfte entgegen, was er gekonnt ignorierte, stattdessen ging er wieder mit seiner Zunge auf Wanderschaft über meinen Oberkörper, seine Hände gesellten sich dazu, trotzdem jeder Zeit dazu bereit, meine eigenen wieder über meinen Kopf zu halten, wenn ich es wagte, sie zu bewegen, letztendlich ließ ich es bleiben und versuchte kontrolliert zu atmen, was mir kläglich misslang, jede Berührung von John ließ mich keuchen oder aufstöhnen. Als seine Hände sich an meiner Hose zu schaffen machten, seufzte ich erleichtert auf, er zog mir meine Jeans aus, strich über die Innenseiten meiner Oberschenkel, verteilte kleine Küsse darauf und stoppte immer wieder kurz vor meiner Erektion und ich hatte das Gefühl, wahnsinnig werden zu müssen, wenn er so weiter gemacht hätte. Ich spannte mich an, als er das erste Mal über meine Spitze leckte, nur um bei der weiteren Behandlung nur noch ein Stöhnen von mir zu geben. Ich war wie Wachs in seinen Händen, hätte vermutlich in diesem Moment alles getan, was er von mir verlangt hätte, ich zitterte schon fast vor Erregung, wenn er über die komplette Länge fuhr oder seinen Mund darüber schob. Weil ich nicht wusste wohin, krallte ich mich in das Bettlaken, mein Fuß zuckte unruhig und als er auch noch begann, mich zu dehnen, wäre ich beinahe durchgedreht, da er jedes Mal diesen empfindlichen Punkt traf, der mich Sterne sehen ließ. Völlig in meinem Trance gefangen hörte ich wie von weit entfernt Kleidung rascheln und spürte dann, wie er sich positionierte, nachdem ich das Reißen von Plastik vernommen hatte. Durch all die aufgestauten Gefühle nahm ich den kurzen Schmerz kaum war, ich fühlte nur, wie John sich bewegte und mich damit immer dichter an den Rand zur Erlösung trieb und mich schließlich darüber schubste, sodass ich fast ohnmächtig wurde, so etwas hatte ich noch nie gefühlt. Erschöpft ließ ich mich in die Kissen sinken, nicht in der Lage zu denken oder irgendwas zu tun. Eine Hand fuhr über meinen Körper und blieb schließlich auf meiner Hüfte liegen. „Hat’s dir gefallen?“, hauchte eine verführerische Stimme in mein Ohr und ich nickte mit geschlossenen Augen, bereit um danach die gierige Zunge zu empfangen, die sich drängend in meinem Mund schob.
Texte: Alle Rechte liegen bei mir.
Bildmaterialien: https://www.facebook.com/pages/Insanely-Sexy-Cute-Boys-4-boys-girls/382380358465591 Bearbeitung liegt bei mir
Tag der Veröffentlichung: 04.09.2012
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Honey, die reinste Inspiration. ;*
Nein, die Geschichten erinnern nicht an dich und Namen und Ereignisse sind rein zufällig. Im Ernst, ich kann einfach nicht anders. :)
Das Cover ist natürlich auch nicht grundlos so, wie es ist.