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Unruhig wippte ich mit den Fuß, ich saß auf der Treppe in der Eingangshalle, wartete darauf, dass Seamus endlich auftauchen würde. Pünktlichkeit war nicht seine Stärke. Verdammt, man ließ einen Malfoy nicht warten! Hastig stolperte Seamus die Treppe hinunter, die Haare zerzaust, Lippen leicht geschwollen und ich grinste ihn an. „Ich war…beschäftigt.“, entschuldigte er seine Verspätung. „Das seh ich.“, warf ich trocken ein und fuhr direkt fort, bevor Seamus noch etwas sagen konnte. „Hast du mit ihm gesprochen? Oder mit Ron? Hermine? Weißt du irgendwas?“ Himmel, wie verzweifelt war ich eigentlich? Seamus grinste, ehe er sich neben mir auf der Treppe niederließ und anfing zu erzählen. „Also Ron sagt, dass er glaubt, dass dein Objekt der Begierde offensichtlich total verliebt durch die Gegen rennt, er weiß aber nicht, von wem er da vor sich hin träumt. Wenn du mich fragst, glaubt Ron vermutlich, sein bester Freund läuft einem Mädchen hinterher. Hermine wusste auch nicht mehr, sie vermutet jemanden aus Slytherin, weil er angeblich auffallend oft zu diesem Tisch sieht. Harry selbst hat alles kategorisch abgestritten, er sei weder verliebt, noch schwul.“ Aufmunternd legte Seamus mir eine Hand auf dem Arm. „Das wird schon noch und ich bin mir ziemlich sicher, dass Hermine Recht hat, er schaut wirklich oft zu eurem Haustisch. Frag ihn doch einfach mal, ob ihr nicht zumindest eure Streitigkeiten begraben könnt, das wäre doch ein guter Anfang.“ Mit einem halbherzigen Lächeln sah ich ihn an. Der Knutschfleck, jetzt den Initialen von diesem Weasley trug, verblasste langsam. „Wenn du willst, kann ich dir den Fleck erneuern. Also mit einem Zauber.“ Nicht, dass er noch was falsches von mir dachte, ich war vielleicht ein Arsch, ein ziemlich großer sogar, aber ich würde mich hüten, Beziehungen zu zerstören, vor allem, wenn sie Leute betreffen, die ich mochte, auch wenn es schwer war, sich einzugestehen, dass ich einen Gryffindor durchaus sympathisch und freundlich fand. Seamus war so gesehen ein netter Kerl und nahm mir nicht übel, was ich vor einer Woche noch mit ihm veranstaltet hatte und er half mir wirklich, wie er es gesagt hatte. „Es ist zwar ein nettes Angebot, aber ich bin mir sicher, dass auch so jeder weiß, zu wem ich gehöre.“, lehnte er ab. Ein kurzes Schweigen breitete sich aus.

„Und danke für deine Hilfe, Sweety.“ Mein typisches Malfoy-Grinsen kehrte zurück, als Seamus mich gespielt entrüstet ansah und mir in die Rippen boxte. „Jaja, schon gut, ich lass es bleiben.“, verteidigte ich mich. „Das sagst du jedes Mal! Na gut, ich verschwinde dann auch wieder. Und nur so als Tipp, falls es dich interessieren sollte, Harry ist draußen am See.“ Ehe ich die Möglichkeit bekam, Seamus irgendwas anzutun, weil er mir das nicht früher gesagt hatte, war der Kleine schon die Treppe hoch gelaufen und ich blieb nervös auf der Treppe zurück. Sollte ich wirklich zu Harry nach draußen gehen und das Gespräch mit ihm suchen, wie Seamus es mir vorgeschlagen hatte? Ich hatte nichts zu verlieren und erhob mich, schritt langsam auf das große Portal zu. Was hatte Harry um diese Uhrzeit noch draußen zu suchen? Es war dunkel und kalt und nur noch eine Stunde bis zur Ausgangssperre.

Als der See in mein Blickfeld fiel, sah ich einen kleinen leuchtenden Punkt und eine Gestalt an einem großen Stein sitzen. Langsam näherte ich mich, die Lichtquelle stellte sich als Kerze heraus, die Harry beschworen hatte, sie schwebte etwa einen Meter über dem Boden. Sein Anblick raubte mir für gewöhnlich meinen Verstand, selbst, wenn ich ihn wie jetzt nur von hinten sah, zudem recht undeutlich, tortzdem setzte ich meine arrogante Miene auf und schritt elegant auf ihn zu. „Potter, kann ich mit dir reden?“ Sein Kopf drehte sich und als Harry mich sah, stand er auf und funkelte mich an. „Nicht mal hier hat man seine Ruhe. Was willst du, Malfoy?“, maulte er, offensichtlich hatte ich nicht gerade einen guten Zeitpunkt erwischt, aber das hielt mich selten davon ab, etwas zu tun. „Ich dachte mir, dass wir, möglicherweise, unseren Kleinkrieg begraben könnten.“ Die Kerze schwebte über uns, das Licht malte Schatten auf Harrys schönes Gesicht, an dem ich mich nie satt sehen konnte. Harrys Augen glitten musternd über mein Gesicht, als versuchte er herauszufinden, ob ich die Wahrheit sagte. „Hör zu, ich bin es leid, ständig mit dir zu streiten, das zerrt an meinen Nerven und mir ist meine Gesundheit und mein Aussehen ziemlich heilig.“, erklärte ich, arrogant wie immer, auch wenn mir der abwertende Blick, den ich dafür von Harry bekam, ziemlich weh tat. „Gut, dann reicht es ja schon, wenn du aufhörst, meine Freunde zu beleidigen. Denk mal darüber nach, wer die Schuld für die Streitereien trägt.“ Das hatte gesessen! Die Kerze erlosch und Harry stapfte zum Schloss zurück, ließ mich alleine an See stehen. Ja, verdammt, er hatte Recht, ich wusste, dass ich an allem, sagen wir fast allem, schuld war. Auf dem Weg zum Schloss überlegte ich, wann ich angefangen hatte, mich in Harry zu verlieben, denn das war ich zweifellos und es hatte eine Weile gedauert, bis ich mir das eingestehen wollte, die Aktion mit Seamus hatte mich dann auf den Boden der Tatsachen befördert. Hatte ich zu Beginn geglaubt, ich würde einfach bloß auf Jungs stehen und Potter nur anziehend finden, weil er wirklich gut aussah, so hatte sich meine Meinung geändert, als ich versuchte, mich mit den verschiedensten Kerlen abzulenken, was alles nicht funktioniert hatte.

Wirklich aufgefallen war Harry mir, als wir alle nach Silvester nach Hogwarts zurückgekehrt waren und sich alle Schüler im Speisesaal für das Abendessen versammelt hatten. Harry hatte laut aufgelacht, was gar nicht weiter aufgefallen war, an allen Tischen wurde gelacht, geredet und Lärm veranstaltet und obwohl die Tische der Gryffindors und Slytherins am weitesten voneinander entfernt standen, Drang sein Lachen bis zu mir, weil ich gerade in diesem Augenblick zu ihm herüber sah und sein Anblick traf mich wie ein starker Zauber. Zack, da war es wohl um mich geschehen, wirklich verstanden hatte ich es aber erst vor einer Woche. Jedenfalls versuchte ich mich nach diesen Abend so oft wie möglich in Harrys Nähe aufzuhalten, am Anfang unbewusst, später mit voller Absicht und ich begann meine ersten Erfahrungen mit Jungs zu sammeln, nachdem ich Pansy endlich los geworden war und das waren nicht gerade wenige Typen gewesen. Ich musste feststellen, dass viele der Schüler, und auch Schülerinnen, auf Hogwarts nicht nur an einem Ufer fischten, von ein paar miesen muggelstämmigen Schülern mal abgesehen, in deren Welt waren gleichgeschlechtliche Beziehungen noch immer verteufelt, in der Zauberwelt hingegen scherte sich niemand darum, es wurde erst dann kritisch, wenn ein Zauberer und ein nichtmagisches Wesen , wie zum Beispiel ein Werwolf, sich näher kamen, aber auch das wurde hin und wieder toleriert.

Meine Erinnerungen drifteten zu meiner ersten Erfahrung. Mir waren Justin Finch-Fletchleys, zum Teil gierige, Blicke aufgefallen und auch wenn ich kein großer Fan der Hufflepuffs war und noch weniger von Muggeln, hatte ich damals beschlossen, die Situation zu nutzen und ich kann nicht gerade behaupten, dass ich es bereute. Des Weiteren folgten Ernie Macmillan, ebenfalls ein Hufflepuff, Lee Jordan und sogar die beiden Weasley-Zwillinge, fragt mich jetzt bitte nicht, welcher Teufel mich da geritten hat, ich versteh es bis heute selbst nicht. Irgendwann begann ich mein Glück, wenn man es denn so nennen wollte, auch bei ein paar der jüngeren Schüler zu versuchen und machte mich an Harrys größtem Fan, Colin Creevey, ran. Zu guter Letzt folgte Seamus. Wenn ich es mal genau betrachtete, war ich eine männliche Schlampe, aber es gab genug andere, Mädchen und Jungen, die sich nicht gerade besser verhielten, das beste Beispiel dafür war wohl Blaise Zabini, mein bester Freund und Zimmergenosse, der mich oft genug aus eben diesem wirft, damit er seine Ruhe hat…je nachdem, wie man Ruhe definieren möchte. Ich hatte die Kerker erreicht und die Glocke signalisierte mir, dass ich es noch gerade rechtzeitig zur Ausgangssperre geschafft hatte.

Schwungvoll stieß ich die Tür zu meinem Zimmer auf, nur, um sie kurz darauf wieder laut zu krachen zu lassen. Ich hatte Blaise schon dreißig tausend Mal gesagt, er soll die Tür verhexen, wenn er Besuch hatte! Da das Zimmer ja nun auf Grund anderer Aktivitäten zur Zeit nicht betretbar war, schlurfte ich in den Gemeinschaftsraum, dessen Grün, genauso wie das Grün meiner Bettvorhänge, die ich jeden Abend anstarrte und das Grün von jeden Slytherin-Objekt, mich nervte, weil es genau der Farbe von Harry wunderbaren Augen entsprach und daran wollte ich jetzt nicht denken, aber selbst der Sessel, in dem ich mich nieder gelassen hatte, um in das Kaminfeuer zu starren, erinnerte mich unweigerlich daran.

„Draaaco!“ Oh nein, bitte nicht! Pansy Parkinson, hatte es sich auf der Lehne meines Sessels bequem gemacht und lächelte mich ziemlich dümmlich an. Dieses dumme Mädchen hatte wirklich nicht verstanden, dass sie mich in Ruhe lassen sollte. „Was willst du?“, fragte ich ungehalten und schüttelte die Hand ab, die sie auf meine Schulter gelegt hatte. Mit einem Schmollmund und leicht verärgerten Gesicht sah sie mich an. „Aber Draco, wir waren doch so ein schönes Paar und das könnten wir wieder werden. Du bist nur zu verwirrt, um das zu erkennen.“ Wütend sprang ich auf. „Pansy, zum aller-, allerletzten Mal, ich will dich nicht! Ich steh auf Kerle verdammt, versteh das doch! Okay, nicht ausschließlich, aber mit dir bin ich durch. Du bist laut, nervig und nicht einmal besonders hübsch.“, blaffte ich sie an und mit jedem Wort mehr, füllten sich ihre Augen mit Tränen. „Aber…“, wollte sie protestieren, ein Blick von mir brachte sie zum Schweigen. Erst jetzt wurde mir bewusst, dass der ganze Gemeinschaftsraum uns zugesehen hatte und sogar Blaise war mit seiner neusten Eroberung, einem Gryffindor aus den unteren Jahrgängen, am Eingang stehen geblieben. Genervt, wütend und überfordert rauschte ich mit wehendem Umhang an Pansy vorbei, die noch immer heulte und verzog mich in mein Zimmer. Das Leben war mir momentan einfach zu kompliziert!

„Was ist denn in unseren allseits geliebten Eisprinzen gefahren?“ Wenn ich Blaise schon so reden hörte, hätte ich ihm am liebsten irgendeinen Fluch auf den Hals gejagt, aber so was tat man seinem besten Freund nicht an. Obwohl die Verlockung noch größer wurde, als er sich auf meine Bettkante setzte und mich ansah, wie meine Mutter, wenn ich hohes Fieber hatte. Ich lag inzwischen in meinem Bett, die Decke bis ans Kinn gezogen und starrte die Decke an, versuchte dabei das Grün meiner Vorhänge zu ignorieren. Warum mussten Slytherins Hausfarben ausgerechnet Grün und Silber sein? „Blaise, nerv mich jetzt nicht.“, verlangte ich, aber er dachte gar nicht daran, mich in Ruhe zu lassen, stattdessen sah er mich mit seinen dunklen Augen auffordernd an. „Pansy weint.“, stellte er fest. Als ob ich das nicht schon wusste! „Was kann ich denn dafür, wenn sie es nicht versteht?“, maulte ich, richtete mich auf und lehnte mich an das Kopfteil meines Bettes. Sofort nahmen Blaises Augen einen anderen Ausdruck an, ich trug lediglich meine Boxershorts und die Decke bedeckte nun nur noch meine Beine und einen Teil meines Körpers bis kurz unter den Bauchnabel. „Wenn du nicht mein bester Freund wärst…“, fing er an, aber ich schnitt ihm das Wort ab. „Denk nicht mal dran!“, zischte ich, dieser Kerl war einfach unverbesserlich, immer wieder fing er damit an. „Jaja, tut mir leid. Dir ist aber bewusst, dass nun halb Slytherin darüber Bescheid weiß?“ Für wie dumm hielt mich dieser Trottel denn? „Natürlich weiß ich das! Man Blaise, es ist mir scheiß egal! Ich hoffe nur, dass Pansy endlich verstanden hat, dass sie sich von mir fern halten soll.“ „Man Draco, warum hast du so schlechte Laune? Eine Szene mitten im Gemeinschaftsraum ist doch sonst nicht deine Art!“, fuhr Blaise mich an und auch wenn ich wusste, dass er Recht hatte, trat ich halbherzig nach ihm. „Wenn du nicht gleich den Mund aufmachst, hexe ich dir sonst was an!“, drohte er. Warum nahm ich eigentlich Rücksicht? Schmollend und schweigend starrte ich ihn finster an. „Kein Glück bei dem Kerl gehabt, den du heute aufreißen wolltest?“ Schade, dass mir in diesem Moment kein Fluch einfiel, mit dem man Blaise sein Grinsen aus dem Gesicht hexen konnte. „Kann es sein, dass ich doch Recht habe und du total verknallt bist und nicht den bekommst, den du haben willst?“ Diese Vermutung äußerte er schon seit ein paar Wochen, aber ich hatte sie immer kategorisch abgestritten, so sehr ich Blaise auch schätzte und ihm vertraute, ich wusste nicht, ob ihn die Information, dass ich Gefühle für Harry Potter hatte, nicht doch etwas überfordern würde. Als Antwort auf seine Frage schwieg ich. „Keine Antwort ist auch eine, Draco. Auch ein Eisprinz darf Gefühle haben.“ Wer hatte mir eigentlich diesen Spitznamen gegeben? Na gut, ich war gefühlskalt, also zumindest tat ich so, das erleichterte die eine oder andere Situation gewaltig. „Blaise, wenn du mich noch einmal so nennst, mach ich dich zu ‘nem Eisprinzen, ich bin mir sicher, ein Eisblock um dich herum würde dir sehr gut stehen. Und jetzt lass mich endlich schlafen, mein Schönheitsschlaf ist mir heilig!“ Demonstrativ kroch ich wieder unter meine Decke und zog sie mir über den Kopf. Resigniert seufzte mein bester Freund auf und trottete zu seinem eigenen Bett. „Und hör auf, hier ständig irgendwelche Gryffindors rein zu schleppen!“, schnauzte ich, dafür flog mir jedoch ziemlich zielsicher ein Kissen gegen den Kopf, den ich aus dem Deckenberg herausgestreckt hatte. Mit einem Schwung meines Zauberstabs landete es auf Blaise und dieser ließ es bleiben, mich weiter zu bombardieren.

„Malfoy, sie werden Potter Nachhilfe in Zaubertränkte geben, bevor er vor lauter Unfähigkeit das Schloss in die Luft gehen lässt!“ Als ich einen Blick zu Harry warf, stellte ich fest, dass uns beiden die Kinnlade herunter gefallen war. Das war doch wohl nicht ernst gemeint! Severus war mein Patenonkel, warum tat er mir das an? Also ich meine, es war ja gut, aber er dachte doch, ich würde Potter hassen. Hatte er möglicherweise doch mitbekommen, wie ein paar seiner Zutaten verschwunden waren? Ich wusste, das war keine gute Idee. „Aber, das…“, protestierte Harry, Snape schnitt ihm das Wort ab. „Kein aber! Ich erwarte bessere Leistung von Ihnen, wenn sie beim Klassenbesten Nachhilfe erhalten!“ Damit schien das Thema erledigt sein und Harry begann, den Trank, den er gebraut hatte und der sich bei einer kleinen Explosion auf dem Boden verteilt hatte, aufzuwischen. Diese Explosion, die nicht die erste von Harry gewesen war, veranlasste meinen Paten wohl dazu, ihm Nachhilfe zu erteilen, auch, wenn es mich wunderte, dass Snape sich seit neustem um die Ergebnisse von Harry scherte, wahrscheinlich hatte er wirklich Angst um das Labor.

„Also Potter, wann hast du Zeit?“, blaffte ich nach der Stunde, als ein Großteil der Schüler schon verschwunden war. „Je schneller, desto besser, dann hab ich es hinter mir. Heute, 17 Uhr, wenn’s dir recht ist.“, antwortete er und bückte sich nach seiner Tasche, was mir einen äußerst guten Ausblick auf seine ziemlich nette Rückansicht verschaffte. Falscher Gedanke! „Ähm, von mir aus. Bis später.“ Damit rauschte ich davon, an meinem Paten vorbei, der mich spöttisch angrinste. Ich wusste, er hat die fehlenden Zutaten bemerkt!

Für den Rest des Tages war ich zu nichts zu gebrauchen, ständig kreisten meine Gedanken zu Harry und der bevorstehenden Verabredung. Nachdem ich dann auch die Stunde Kräuterkunde hinter mich gebracht hatte und meine dreckverschmierten Hände an der Schütze abwischte, die wir im Kräuterunterricht tragen sollten, trollte ich mich zum Speisesaal, auch wenn ich nicht den geringsten Hunger verspürte, so nervös war ich. Das musste man sich mal vorstellen, ein Malfoy, der nervös war! Pansy und ihre Freundinnen waren noch immer wütend auf mich, was ich ihnen nicht verübeln konnte, es interessierte mich aber nicht besonders, so musste ich kein nerviges Geplapper ertragen und konnte zwischen den anderen Schülern hindurch Harry beobachten, der sich angeregt mit Seamus und Dean Thomas unterhielt. Plötzlich schoss Seamus Blick zu mir und er grinste mich an. Schnell wandte ich den Blick ab, gerade in dem Moment setzte Blaise sich neben mich. Gut, dass er nichts davon mitbekommen hatte.
Mir blieb nach dem Essen noch etwa eine Stunde, in der ich einen Aufsatz für Mr. Flitwick beendete, in dem ich erklären sollte, wie wichtig es war, im Fach Zauberkunst präzise zu arbeiten. Als ob dies in anderen Fächern nicht wichtig war! Zaubertränke war ja wohl das beste Beispiel, wie Harry mal wieder bewiesen hatte. Ich schlug mein Schulbuch auf und suchte nach einem einfachen Rezept, ich wusste, wie miserabel Harrys Fähigkeiten waren und ich entschied mich für den „Plappertrank“, der mir nicht allzu schwer erschien und zudem keine Risiken mit sich brachte, sollte jemand versehentlich davon probieren, derjenige würde lediglich seine Mitmenschen zu Tode quatschen. Ich legte das Lesebändchen zwischen die Seiten, klappte das Buch zu und machte mich auf den Weg zum Klassenraum, der ebenfalls im Kellergewölbe lag. Neben der Tür lehnte ich mich an die Wand und wartete, mir war bewusst, dass ich noch mindestens zehn Minuten warten musste und das auch nur, wenn Harry pünktlich kam.

„Da bist du ja endlich!“, beschwerte ich mich, als Harry nach etwas Verspätung eintraf, um meine Nervosität zu überdenken, die bei seinem Anblick noch gestiegen war. Harry brummte nur und ging an mir vorbei in den Klassenraum. Wie ich schon sagte, ziemlich nette Rückansicht. „Also, was machen wir?“, erkundigte er sich, während er seine Utensilien auf einen Tisch stellte und ich schlug das Buch auf und legte ihm das Rezept, das ich ausgesucht hatte, vor die Nase. „Willst du mich veraschen, Malfoy? Ein Plappertrank?“ Ich nickte nur und erntete Blicke, die sicherlich hätten töten können. Gab es eigentlich einen Zauber dafür? Ich hoffte nicht. „Ja, ich will sehen, wo du stehst, was du kannst und der Trank ist dafür ganz gut geeignet.“, erklärte ich hochnäsig und begann im Schrank nach ein paar Zutaten zu suchen. Seufzend ergab Harry sich seinem Schicksal und packte die Zutaten aus, die er dabei hatte und für den Trank nötig waren. Das Feuer unter seinem Kessel flammte auf und verbreitete eine angenehme Wärme, war es in den Kerkern doch eher kalt und dieser Raum hatte keinen Kamin. Ich stellte alle Zutaten, die wir brauchen würden auf den Tisch und Harry studierte das Rezept, dann begann er, Löffelkraut in feine Stücke zu hacken, ich hatte mir einen Stuhl herangezogen und beobachtete seine feinen, schönen Hände, wie sie präzise mit dem Messer hantierten. „Willst du mir jetzt die ganze Zeit dabei zusehen, oder was?“ Harrys ungehaltene Stimme riss mich aus meinen Gedanken. „Ich kann das ja schon und es bringt dir nichts, wenn ich einen Teil der Arbeit für dich mache.“, erklärte ich, auch wenn ich wusste, dass diese Worte nicht gerade zu meinem Friedensangebot passten, aber sie entsprachen nun mal der Wahrheit. „Du…“, begann mein Gegenüber, brach aber ab und rührte missmutig in seinem Trank, der sich leicht silbrig färbte, die Färbung, die er zu diesem Zeitpunkt haben sollte. „Gut.“, sagte ich schlicht und Harry zählte ein paar Lenkpflaumen ab und wollte sie in seinen Kessel werfen. Hastig sprang ich von meinen Stuhl auf und schlug seine Hand weg, bevor er die Pflaumen in das Gebräu hatte fallen lassen. „Genau deswegen gehen deine Tränke ständig in die Luft, in den entscheidenden Phasen machst du Fehler. Du musst warten, bis die Farbe dunkler wird und die Pflaumen etwas zerkleinern.“, korrigierte ich Harrys Handlungen. „Kein Grund gleich so panisch zu werden.“, maulte er und schnitt die Pflaumen klein, tortzdem war leicht rot geworden, es schien ihm peinlich zu sein, dass er einen Fehler gemacht hatte und dann auch noch, wenn ich in seiner Nähe war. Mir war’s egal, die Röte stand ihm und ließ ihn ziemlich süß aussehen. Als der Trank mehr grau als silbrig war und Harry die Pflaumen fertig geschnitten hatte, sah er mich an und ich nickte zustimmend, dann warf er die Früchte in den Kessel, der Trank blubberte, färbte sich erst lila und als Harry darin rührte, wurde er hellrosa. „Gut gemacht, wirklich. Wenn es kein Plappertrank wäre, würde ich ihn testen.“, lobte ich und Harry starrte mich ungläubig an. „Hast du mich gerade gelobt?“, fragte er mit großen Augen und ich nickte spöttisch lächelnd. Mit verzogenem Gesicht sah ich das rosa Zeug an. „Ich wette, Pansy und ihre Freundinnen trinken das, anstatt Kürbissaft zum Frühstück.“, murmelte ich leise, während ich die übrigen Zutaten einsammelte. Harry lachte kurz auf. Hatte er sich gerade wirklich über etwas amüsiert, was ich gesagt hatte? Er grinste tatsächlich noch leicht vor sich hin, als er den Trank mit einem Schwung seines Zauberstabes verschwinden ließ und den Kessel weg stellte. Das war doch schon mal ein Schritt in die richtige Richtung. Schweigend räumten wir weiter auf. „Warum warst du dann mit ihr zusammen?“ Perplex sah ich in Harrys Richtung, der mich interessiert ansah. Das wurde ja immer besser, er fragte mich etwas über mein Privatleben! „Keine Ahnung, vermutlich, weil meine Eltern seit Jahren versuchen mich davon zu überzeugen, von wegen reinblütiges Mädchen und so.“, erzählte ich und schnaubte abfällig. Ich hielt vielleicht nicht viel von Muggeln und muggelstämmigen, aber ich verachtete sie nicht mehr so sehr wie früher, als ich meinen Vater noch verehrt hatte. Inzwischen war es mir relativ egal, was er von mir hielt, er war ein Todesser und damit wollte ich nichts zu tun haben. „Natürlich, die Familie Malfoy muss ja ihr Blut bewahren.“ Harrys Stimme triefe vor lauter Sarkasmus. Natürlich, er hielt mich immer noch für einen arroganten Malfoy-Erben, aber das war nicht mehr in dem Ausmaß, wie es noch immer den Anschein hatte. „Es ist mir scheiß egal, welches Blut ein Zauberer hat, solange er beherrscht, was er tut.“, blaffte ich und schmetterte die Schranktür zu, sodass die Gläser, die darauf standen, bedrohlich wackelten. „Deswegen nennst du Hermine auch Schlammblut.“ Das hatte ich getan und nicht nur einmal, der Vorwurf war berechtigt, aber es war schon lange her, das Wort benutzte ich schon eine Weile nicht mehr. „Hey, ich verfolge jetzt andere Prinzipien, okay?“ Ich nahm mein Schulbuch in die Hand, um das leichte Zittern meiner Hände unter Kontrolle zu bekommen. Wie konnte ich nur glauben, dass Harry mich auch nur ansatzweise mögen würde? „Du bist ein Slytherin.“, sagte er schlicht und verließ mit seinen Sachen den Raum, nachdem er mich noch einmal kurz gemustert hatte, als müsste er sich erst selbst von seinen Worten überzeugen. Wie dumm war ich eigentlich, dass ich mir Chancen bei diesem Jungen ausrechnete und wenn es nur eine ganz, ganz kleine war? Vermutlich hatte ich wieder einmal auf mein Aussehen und meine Begabung, mich gut mit Worten auszudrücken, vertraut, dies schien bei Harry aber nicht das Geringste zu nutzen. Niedergeschlagen schlurfte ich zurück in mein Zimmer und hoffte, dass ich auf dem Weg dorthin niemandem mehr Begegnen würde und Blaise keinen Besuch hatte, ich konnte nicht garantieren, die beiden hochkant aus dem Zimmer zu hexen. Zu meinem Glück war das Zimmer leer und ich setzte mich an den Schreibtisch, um zu Lernen. Wobei dies eher als Ablenkung von dem vermasselten Treffen diente. Als mir nach zwei geschlagenen Stunden die Augen immer wieder zufielen, Blaise noch immer nicht aufgetaucht war und meine Gedanken an Harry nicht verschwanden, verkroch ich mich in mein Bett und verschwand schnell im Reich der Träume.

Ich lief über die Wiese vor dem Schloss, in lockeren Jeans und einem schwarzen Hemd. Am See saß eine Person, mit schwarzen Haaren und ich lief schneller, wollte zu Harry. „Harry.“, flüsterte ich, als ich bei ihm angekommen war und hinter ihm stand, er hatte mich bis dahin offensichtlich noch nicht bemerkt. „Draco.“ Wir nannten uns sonst nie bei unseren Vornamen, niemals. Er hielt mir seine Hand hin und ich ergriff sie, wurde sanft neben ihn auf das weiche Gras gezogen. „Du bist gekommen, wie du es versprochen hast.“, sagte Harry und lächelte mich glücklich an. Ich nickte, strich mit der Hand sanft über Harrys Wange, dann durch seine Haare und ließ die Hand in seinen Nacken wandern und dort verweilen. „Bleibst du?“, fragte der schwarzhaarige Junge und ich nickte wieder. Nie mehr würde ich ihn verlassen. „Harry.“, flüsterte ich erneut und zog ihn sanft zu einem Kuss heran, unsere Lippen berührten sich fast…



Malfoy, wach auf, los!“ Blaise rüttelte mich an den Schultern und sah mich besorgt an, als ich die Augen aufschlug. Was zur Hölle sollte das denn, mich genau an dieser Stelle zu wecken? „Was ‘n los?“, murmelte ich verschlafen. Wenn er jetzt keinen guten Grund nannte, dann würde ich alle Flüche auf ihn hetzten, die mir einfallen würden und das waren nicht gerade wenig. „Hattest du einen Alptraum? Du hast du ganze Zeit „Harry“ gesagt.“ Ich redete im Schlaf? Scheiße, ich sollte demnächst einen Stille-Zauber um mein Bett errichten. „Ich weiß nicht mehr genau.“, log ich und schloss wieder die Augen, es dämmerte gerade einmal und wir hatten Samstag, also stand ich jetzt sicherlich nicht auf. „Warum bist du überhaupt schon wach?“ Ich war schon ein Langschläfer, aber Blaise war nicht zu übertreffen. „Nicht schon, immer noch.“, beantwortete er Grinsend meine Frage und zog sich aus, dann krabbelte er in sein Bett, während ich ihn fassungslos ansah. „Die ganze Nacht? Verarsch mich nicht Zabini!“ „Oh doch, die ganze Nacht, ich muss schon sagen, Dean hat wirklich Ausdauer, er kann…“ „ICH WILL DAS NICHT HÖREN!“, brüllte ich und steckte mein Kopf unter mein Kissen, um die Worte zu verdeutlichen, trotzdem hörte ich gedämpft Blaises Lachen.

Ein paar Stunden später wurde ich wach, weil mir auf einmal entsetzlich kalt wurde. Blaise hatte mir meine Decke wegezogen! „Du Mistkerl, kannst du nicht…“, setzte ich zu einer Schimpftirade an und hörte sofort wieder auf, als sowohl mein, als auch Blaises Blick auf meine Boxershorts fiel, oder besser gesagt auf das, was sich darin befand. Während Blaise sich vor lauter Lachen auf dem Boden kugelte, hetzte ich ins Badezimmer und schloss mich ein. Unter der warmen Dusche bearbeitete ich meine Morgenlatte. Na toll, so was passierte auch immer nur mir! Selbst als wir zum Mittagessen gingen, das Frühstück hatten wir verschlafen, grinste Blaise noch immer vor sich hin und ich lief mit schlechter Laune neben ihm her. Irgendwann, das schwor ich mir, würde er das alles zurückbekommen. Mein Mittagessen schmeckte mir nicht, Pansys Gelaber ging mir auf den Geist und es war unerträglich mit anzusehen, wie Harry sich mit seinen Freunden amüsierte. Blaise und Justin zogen sich praktisch mit ihren Blicken aus und ich stöhnte genervt auf, ehe ich den Saal verließ. Auf den Weg zu den Kerkern wurde ich aufgehalten. „Malfoy!“ Mein Herz machte einen kleinen Sprung, als ich hörte, dass Harry mich gerufen hatte, trotzdem drehte ich mich mit genervter Miene um. „Was willst du Potter?“ Warum benahm ich mich eigentlich so scheiße, wenn er in der Nähe war? Kein Wunder, dass er mich nicht ausstehen konnte. „Würdest du mit mir nochmal den Trank der letzten Unterrichtsstunde brauen?“ Harrys Worte klangen wiederwillig, ich schätzte, dass er inzwischen eingesehen hatte, dass er Nachhilfe brauchte, nur sein Lehrer schien ihm nicht zu passen. „Von mir aus. Wann denn?“ Er dachte kurz nach, ehe er antwortete. „Heute, gleiche Uhrzeit wie gestern?“ Bestätigend nickte ich und beschloss innerlich, dieses Mal freundlich zu sein. Harry drehte sich ohne ein weiteres Wort um und schritt die Treppe zum Gryffindor-Turm nach oben. Die Zeit bis zum nächsten Treffen schlug ich mit den restlichen Hausaufgaben der letzten Woche tot und machte mich pünktlich auf zum Klassenraum, vor dem Harry bereits stand, als ich eintraf. Wortlos betraten wir den Raum, bauten den Kessel auf, zündeten das Feuer an und suchten die Zutaten zusammen. „Weißt du schon, was genau dein Fehler war?“, erkundigte ich mich möglichst freundlich und studierte das Rezept eines Heiltrankes, der wirklich nicht einfach war. „Mhm, ich glaube schon. Kurz vor der Fertigstellung habe ich ein paar Zutaten vertauscht, glaube ich.“, gab Harry zu, als er Wasser in den Kessel hexte, das bald darauf zu kochen anfing. Dieses Mal setzte ich mich auf den Tisch, an dem Harry arbeitete und gab ihm Schritt für Schritt die Anweisungen aus dem Buch vor. Meine Gedanken drifteten wieder zu meinen Traum, während ich Harry bei der Arbeit zusah und ich fragte mich, ob der Traum nicht irgendwann mal Wirklichkeit werden könnte.
„Ich glaube dir.“ Erschrocken zuckte ich zusammen, als Harry mich plötzlich ansprach. „Was meinst du?“, fragte ich und legte das Buch auf den Tisch. „Das du gesagt hast, dass du deine Prinzipien ändert hast. Sonst würdest du mir wohl kaum helfen.“, erklärte er und lächelte ein kleines Bisschen, was in mir ein Kribbeln auslöste. „Danke.“, antwortete ich und auf einmal erschien es mir gar nicht mehr so unwahrscheinlich, dass Harry mich doch ein Bisschen mögen könnte.

„Wenn sich der Trank in ein helles Grün verfärbt, geben sie den Liebstöckel dazu.“, ließ ich vor und wir warteten darauf, dass das dunkle Matschgrün heller wurde. Vorsichtig zerbröselte Harry die Kräuter über den Topf, als das Gebräu die gewünschte Farbe annahm und rührte langsam mit dem Löffel darin herum. Wohlriechende Dämpfe stiegen auf, die uns signalisierten, dass der Trank gelungen war. „Sag mal, du kannst es doch, warum bist du bei Snape nie so gut?“ Es war mir wirklich ein Rätsel. „Ich weiß auch nicht, er macht mich nervös und beobachtet mich ständig. Außerdem lässt er keine Möglichkeit aus, um mir eins reinzuwürgen.“ Das klang plausibel. „Versuch doch mal, ihn zu ignorieren, wenn ich dir beim Arbeiten zusehe, stört dich das doch auch nicht.“, schlug ich vor und Harry rollte mit den Augen. „Als ob ich das nicht schon versucht hätte, warum deine Anwesenheit mich nicht stört, ist mir allerdings ein Rätsel.“ „Na danke.“, antwortete ich gespielt entrüstet und Harry hob lachend die Hände. „So war das gar nicht gemeint.“, verteidigte er sich und ich grinste ihn an, das Eis war gebrochen, auch wenn ich nicht genau wusste warum. „Jedenfalls kannst du den Trank jetzt zubereiten, sollte Snape das nächste Stunde wiederholen.“, stellte ich fest und rutschte vom Tisch, Harry ließ den Trank verschwinden und ich räumte den Rest weg, alles wie gestern, nur dass wir jetzt über belanglose Dinge plauderten.

„Wenn du mal bei irgendwas Hilfe gebrauchen kannst, also Nachhilfe, nicht das du das unbedingt nötig hättest, aber wenn, dann könnte ich mich bei dir für die Zaubertrankstunden revanchieren.“, bot Harry mir an, als wir den Raum verließen. Er könnte da auch was ganz anderes tun. „Ich denk drüber nach. Bis dann.“, verabschiedete ich mich und zog ab in Richtung der Slytherinräume, dabei grinste ich glücklich vor mich hin und tat dies immer noch, als ich mein Zimmer betrat.
„BLAISE, ZUM X-TEN MAL: VERHEX DIE TÜR WENN DU BESUCH HAST!“ Erschrocken fuhren Blaise und Justin auseinander, die zwar nur in einem nicht mehr ganz jugendfreien Kuss versunken waren und nicht mehr als ihre Hosen trugen. „Ich hab dir schon so oft gesagt, ich hab keine Lust dir zu zugucken, was du so mit anderen in deinem Bett treibst!“, keifte ich weiter, Justin Finch-Fletchley war schon ziemlich rot angelaufen, als er nach seinem Hemd angelte und es sich hastig überzog, Blaise dagegen interessierte mein Ausbruch herzlich wenig. „Dann hab ich das halt vergessen, tut mir leid.“, entschuldigte er sich halbherzig und strich Justin das Hemd wieder von den Schultern. „Sag mal willst du mich verarschen? Du vergisst es andauernd! Am Donnerstag durfte ich wieder was sehen, worauf ich gerne verzichtet hätte und jetzt machst du auch noch in aller Seelenruhe weiter?!“ Ich zwang mich innerlich zur Ruhe und wurde dann Zeuge einer Szene, die ich mir gerne erspart hätte. „Donnerstag? Aber…“, stammelte Justin, wand sich aus Blaises Armen, zog sein Hemd wieder an und knöpfte es halbherzig zu, ehe er fluchtartig das Zimmer verließ. Blaise starrte ihm fassungslos hinterher, ehe er aufsprang und mich anschrie. „Klasse Draco, wirklich, musste das sein?“ Jetzt gab er mir die Schuld dafür, wenn einer seiner Kerle abhaute? „Was kann ich denn dafür, wenn du Finch-Fletchley sagst, er sei der einzig wahre und nebenbei noch was mit was weiß ich wie vielen Kerlen am Laufen hast? Irgendwann hätte er das doch sowieso erfahren.“ „Hätte er nicht, nie, ich wollte…ach vergiss es, ich versuch das jetzt wieder gerade zu biegen.“ Er zog sich sein Hemd an und war verschwunden. Jetzt hatte ich also zusätzlich noch einen wütenden Blaise am Hals, ganz toll, ich war ja so ein Genie. Ich hatte nichts mehr, womit ich mich hätte ablenken können, also ging ich einer meiner Lieblingsbeschäftigungen nach, ich legte mich auf mein Bett, die Arme unter meinem Kopf verschränkt und starrte die Decke an. Harrys Gesicht tauchte vor meinem inneren Auge auf, mit dem Lächeln auf den Lippen, dass er heute während der Nachhilfe an den Tag gelegt hatte. Der erste Schritt war getan und ich hoffte, dass mein Pate ihn weiterhin nervös machte, damit Harry weiterhin meine Hilfe in Anspruch nahm.

Irgendwann war ich in eine Art Halbschlaf gefallen, bis ich von der Tür geweckt wurde, die laut krachend gegen die Wand flog. „Blaise!“, beschwerte ich mich, aber mein bester Freund kam schon auf mich zu gestampft und er schien nicht gerade gut gelaunt zu sein. „Draco, du Arsch, wegen dir redet Justin nicht mehr mit mir! Weißt du eigentlich was du da angerichtet hast?“, schnauzte er mich an, es fehlte nur noch, dass Rauch aus seinen Ohren kam, so wütend war er. „Ach komm, er war doch auch nur eins von deinen Betthäschen.“, warf ich ein, ich verstand wirklich nicht, warum Blaise mir grad so eine Szene machte. Aber dann ging mir ein Licht auf, als Blaises Augen sich veränderten, sie nahmen irgendwie einen enttäuschten Ausdruck an. „Nur ein Betthäschen? Hast du sie noch alle?“ Was hatte ich da nur wieder angerichtet? Soviel zu „Aber ich würde mich hüten, Beziehungen zu zerstören, vor allem, wenn sie Leute betreffen, die ich mochte.“ „Hör zu Blaise, ich wusste ja nicht, dass du und Justin…aber warum hast du mir denn nichts gesagt? Es tut mir leid, wirklich!“ Niedergeschlagen ließ Blaise sich auf meinem Bett nieder und sah mich aus traurigen Augen an. „Du kennst du meine Eltern, sie würden das nie akzeptieren, seine Eltern sind Muggel und ich dachte, wenn ich es nicht laut ausspreche und mich mit anderen treffen würde, würde Justin aus meinen Gedanken verschwinden, aber ich konnte einfach nicht die Finger von ihm lassen.“ Ich legte eine Hand auf seinen Arm, seine Situation erinnerte mich von der Strategie her stark an mich selbst. „Das kriegst du wieder hin, Blaise, da bin ich mir sicher, aber sprich es vorher aus. Liebst du ihn? Oder bist du zumindest in ihn verliebt?“ Ernst blickte ich ihn an, bis er nickte. „Ja, Draco, ich liebe ihn.“, gestand er mir und seine Augen erfüllte ein Glanz, den ich von Blaise nicht kannte. „Dann geh ihn suchen und kommt nicht wieder, bevor du ihm das gesagt hast.“, wies ich ihn an und er fiel mir spontan um den Hals. „Danke.“, flüsterte er, dann war wieder verschwunden. Ich hoffte, er würde das hinkriegen.

Blaise war nicht da, als ich aufwachte und ich glaubte, er würde bei Justin sein, also ging ich Duschen und zog mich an. Also ich den Gemeinschaftsraum betrat, fand ich Blaise dort vor, schlafend in einem Sessel. Warum schlief er da? „Blaise, wach auf.“ Vorsichtig rüttelte ich an seiner Schulter und er schlug blinzend die Augen auf. „Warum bist du hier und liegst nicht in deinem Bett?“ Ich hatte mich auf die Kante des Sessels gesetzt und Blaise rieb ich die Augen. „Justin…er wollte nicht nochmal mit mir reden und hat mich weg geschickt. Ich bin die ganze Zeit hier gewesen und irgendwann bin ich wohl eingeschlafen. Draco, was soll ich jetzt machen? Er will mich nie wieder sehen, hat er gesagt!“ Toll, was hatte ich nur angestellt. „Hey, das kriegen wir wieder hin. Ich weiß auch schon wie, aber ich muss da zuerst was klären. Geh nochmal ins Bett, es ist noch nicht so spät.“ Brav folgte Blaise mir, als ich ihm am Arm hinter mir her zog. Ich kramte auf meine Schreibtisch einen Bogen grünes Pergament, Tinte und Feder zusammen und schlich leise hinaus, als ich Blaises ruhige Atemzüge vernahm. Im Gemeinschaftsraum schrieb ich einen Brief.

Hey Harry,
Du hast doch gesagt, du würdest dich für die Hilfe bedanken, nun, ich hätte da gerade die passende Möglichkeit gefunden. Folgendes, mein Kumpel Blaise braucht Hilfe, um genau zu sein, weil ich Mist gebaut habe, also brauche ich im Endeffekt deine Hilfe…wie dem auch sei, könntest du Justin Finch-Fletchley bitte eine Nachricht zukommen lassen, auf mich würde er vermutlich nicht hören. Er soll bitte heute Abend um 20 Uhr in die Eingangshalle kommen. Sag ihm nicht warum und für wen, einfach nur, dass er da sein soll. Würdest du das tun?
Vielen Dank,
Draco Malfoy.



Ich rollte das Pergament zusammen, sobald die Tinte getrocknet war und brachte es einer Schuleule, die die Nachricht zu Harry bringen sollte. Sicherlich hätte ich Millionen anderer Schüler fragen können, aber ich wollte ihm schreiben. Und vielleicht würde mich ja so für einen netteren Menschen halten, als er bisher gedacht hatte. Als ich wieder den Gemeinschaftsraum betrat, waren schon andere Slytherins wach geworden und wuselten umher oder machten sich auf den Weg zum Frühstück, also beschloss ich selbst, auch etwas essen zu gehen, wenn ich sowieso schon wach war. Im Speisesaal hatte ich meine Ruhe, weil Pansy noch immer sauer war. Mein Herz zersprang fast vor Freude und ich ließ meine Gabel fallen, als Harry den Saal betrat und mir lächelnd zunickte. Der erste Teil meines Plans war also aufgegangen und zudem hatte Harry mir noch ein wenig den Tag versüßt, aber das konnte er ja nicht wissen. Ich verschlang den Rest meines Frühstücks und rannte fast zurück zu Blaise, um ihn in meinen Plan einzuweihen.

(Für den Teil der sich hier abspielt, müsst ihr leider auf den nächsten Part von Magical Love warten.)

Mit einer weiteren Eule hatte ich später noch einen Brief an Harry geschrieben und ihn gefragt, ob er noch eine weitere Stunde Nachhilfe brauchen würde, da mein Zimmer zur Zeit nicht betretbar war und ich nicht wirklich wusste, was ich tun sollte. Dass ich ihn in Wirklichkeit nur sehen wollte, verschwieg ich besser. Tatsächlich trafen wir uns vor dem Klassenraum. „Wenn du es schon anbietest. Dann kannst du mir mal erzählen, was du mit Justin vor hast.“, antwortete Harry, als ich ihn fragte, warum er an einem Sonntag lernen würde. Also erzählte ich ihm die ganze Geschichte und auch Harry bemitleidete Blaise. „Da hast du ja wirklich Mist verzapft.“, warf er mir vor und dafür landete eine Pflanzenknolle an seinem Kopf, weil ich gerade nichts anderes zum Werfen hatte. Lachend ging ich in Deckung, als die Knolle zurück flog und so ging es immer hin und her, bald gesellten sich andere Zutaten dazu und Harry und ich lachten, achteten aber nicht mehr auf den Trank, der eine gänzlich andere Färbung hatte, als er hätte haben sollen. Als ein missglückter Wurf von mir auch noch eine Zutat in den Trank beförderte, die da ganz sicher nicht hingehörte, flog uns der Kessel mit einem Knall um die Ohren. Wir lagen beide auf dem Boden, überall mit Zaubertrank bedeckt, starrten uns an und fingen fürchterlich an zu Lachen und wir beruhigten und auch nicht so schnell wieder. „Das ist dir wohl noch nie passiert, dass einer deine Tränke in die Luft geht!“, japste Harry und ich schüttelte den Kopf, das war mir tatsächlich noch nie unter gekommen. Mein schwarzes Hemd war über und über mit einer eklig riechenden, blauen Masse überschüttet und ich zog es kurzerhand aus. Dann beschwor ich einen Spiegel, um mir das Zeug aus den Haaren zu pflücken, was sich nicht gerade als einfach heraus stellte. „Verdammt Potter, was haben wir das gemacht?“, fluchte ich und warf kleine, blaue Bröckchen auf den Boden. „Du achtest auch nur auf dein Aussehen, sehen wir mal zu, dass wir das hier weg gezaubert bekommen.“ Als ich mich umdrehte durfte ich feststellen, dass auch Harry sein Shirt ausgezogen hatte und ich bekam die Möglichkeit, ihn mir genauer anzusehen, während er konzentriert versuchte, alles mit einem Zauber zu beseitigen. Mein Blick glitt über seinen Hals, blieb kurz an seinen Brustwarzen hängen und mir kam einiges in den Sinn, was man damit anstellen konnte. Ich wanderte tiefer und folgte sehnsüchtig der feinen Spur aus Härchen, die schließlich in seiner Hose endete. „Hör auf mich anzustarren und hilf mir lieber.“ Oh man, war das peinlich. Ich spürte, wie meine Wangen anfingen zu glühen, dann griff ich nach meinem Zauberstab und kurze Zeit später war zumindest die blaue Brühe weg, komischerweise ließ sie sich mit Magie nicht von unseren Klamotten und unseren Haaren entfernen und ich fragte mich, was für einen Trank wir da frabriziert hatten. „Ich helf dir.“, bot Harry an, als ich wieder vor dem Spiegel stand und versuchte meine Haare zu reinigen. „Setz dich mal da hin, du bist mir zu groß.“, forderte er und ich ließ mich auf den nächst besten Stuhl fallen und genoss dann einfach das Gefühl, wir Harry mit seinen Händen vorsichtig durch meine Haare fuhr. Als meine Haare von dem Mist bereit waren, tauschten wir die Plätze. Harry hatte wunderbar weiche Haare und ich hoffte, dass ich irgendwann, unter anderen Umständen, nochmal die Möglichkeit bekommen würde, sie zu berühren und hindurch zu fahren. Als ich kleine Klumpen, ziemlich dicht an seinem Nacken, aus Harrys Haaren fischte, meinte ich, ein leichtes Seufzen gehört zu haben. Ich tat, als würde ich nach weiteren Klumpen suchen und strich leicht über die empfindliche Haut, direkt dort, wo die Haare im Nacken beginnen und wieder hörte ich Harry seufzen. Ihm gefiel das offensichtlich ziemlich gut, also neigte ich mich leicht hinunter zu seinem Ohr. „Soll ich weiter machen?“, fragte ich flüsternd und hoffte inständig, dass Harry „ja“ sagen würde. „Mhm.“, brummte er und ich deutete das einfach mal als Zustimmung und malte kleine, unsinnige Muster in seinen Nacken und auf seine Schultern. Eine Gänsehaut zog sich über Harrys beinahe makellose Haut, aber hier und da konnte ich feine, dünne Narben erkennen und ich fragte mich, woher diese stammen könnten. Irgendwie hatte diese Situation was total Absurdes, Harry Potter und ich, ohne Oberteil, alleine und ich kraulte seinen Nacken, das war alles andere als zu erwarten. „Malfoy?“ Harrys Stimme hatte diesen gewissen Klang, der sich einstellte, denn die sprechende Person in den Genuss angenehmer Behandlungen kam. „Ja?“, fragte ich zurück und Harry drehte leicht den Kopf, damit er mich ansehen konnte. „Das ist eine…seltsame Situation. Aber ich muss…ich muss zugeben, dass sie mir irgendwie…gefällt.“, gestand er und eine leichte Röte kroch auf Harrys Wangen und ließ ihn noch besser aussehen als er es eh schon tat, seine roten Wangen bildeten einen tollen Kontrast zu seinen grünen Augen…diese Augen! Sie glänzen leicht und verzauberten mich, auf ihre eigene Art und Weise, wie nur Harrys Augen es konnten. „Mir auch.“, gab ich zu und neigte mich etwas tiefer. Wie hypnotisiert sah ich in diese Augen und merkte erst kurz bevor unsere Lippen sich berührten, dass sich unsere Gesichter immer weiter genähert hatten. Harry neigte seinen Kopf leicht zur Seite, dann spürte ich eine leichte Berührung auf meinen Lippen und schloss die Augen, wollte mich völlig auf die Berührung konzentrieren, leicht, wie ein Windhauch war sie, aber sie war da. Langsam wurde sie deutlicher, Harrys Lippen drängten sich fester gegen meine, schließlich begann er, leicht an meiner Unterlippe zu knabbern. Zaghaft stupste ich mit meiner Zunge seine Lippen an, bat um Einlass und bekam ihn, fand Harrys Zunge und verschwand in einem Strudel aus Gefühlen, Leidenschaft und Zärtlichkeit. Ich wusste nicht, wie lange wir uns geküsst hatten, aber irgendwann ließen wir voneinander ab, vermieden es dabei, uns in die Augen zu sehen. Ich fand den Fußboden wirklich sehr interessant, ich wusste einfach nicht, was ich sagen sollte und Harry schien es ähnlich zu gehen. „Wir…du…ich muss los.“ Mein seinem Shirt in der Hand verließ er das Klassenzimmer und ließ mich perplex und einsam zurück. Warum ging er, ließ mich hier stehen, ohne Klarheit, in einem Wirrwarr von Gefühlen, das mich überforderte? Die Glocke läutete, die Ausgangssperre begann, aber wo sollte ich hin, wenn alles gut lief, war das Zimmer belegt. Dann würde ich eben im Sessel schlafen, oder auch nicht, ich glaubte nicht, dass ich nach diesem Moment schlafen konnte. Ich musste unbedingt herausfinden, warum Harry geflohen war, aber das ging wohl erst am nächsten Tag.

Völlig übermüdet und mit steifen Gliedern tauchte ich beim Frühstück auf, Blaise war nirgendwo zu sehen, also aß ich alleine. Ab und an schielte ich zum Gryffindor-Tisch, Harry saß heute mit dem Rücken zu mir, als wollte er mich nicht sehen und das versetzte mir einen Stich. Ich ließ mein Toast stehen, holte meine Schulbücher aus dem inzwischen leeren Zimmer und wartete als einer der Ersten vor dem Klassenraum für Zauberkunst. Ein paar weitere Schüler erschienen, darunter Seamus und sein Weasley-Freund. Nach einem kurzen Wortwechsel kam Seamus zu mir herüber. „Du siehst fertig aus und Harry ist völlig neben der Spur, was hast du angestellt?“, fragte er mich vorwurfsvoll und ich boxte ihn leicht, ohne jegliche Motivation. „Gar nichts hab ich angestellt. Wir haben versucht einen Trank zu brauen, haben uns mit Zutaten beworfen, eine ist im Kessel gelandet und alles flog uns um die Ohren. Dann hat Harry das Zeug aus meinem Haar geholt und ich aus seinem, dann hab seinen Nacken gekrault und wir haben uns geküsst, bevor er Hals über Kopf aus dem Klassenraum geflohen ist.“, ratterte ich leise herunter und Seamus Augen wurden immer größer. „Damit ich das richtig verstanden habe, Harry Potter und Draco Malfoy haben sich geküsst?“, fragte er fassungslos nach und ich nickte mit dem Anflug eines Lächelns auf meinem Lippen. „Du darfst den Mund wieder zu klappen. Aber Seamus, ich weiß nicht was ich machen soll, er ist einfach abgehauen, ohne Erklärung, nichts. Er hat mich einfach stehen lassen.“, jammerte ich und nahm Seamus mitleidigen Blick zur Kenntnis. „Lass ihm Zeit.“, riet er mir schlicht, als sich die Tür öffnete und Mr. Flitwick uns bat, die Hausaufgaben vorne auf seinen Tisch zu legen. Des Weiteren verbrachten wir die Stunde damit, die Pflanzen, die uns geben wurden, zu verzaubern, wir sollten Farbwechsel-Zauber üben. Dummerweise konnte ich tun, was ich wollte, meine Blüte wechselte die Farbe von weiß nach grün und beschloss dann, bei genau diesem Grün zu bleiben, die Nuancen wechselten lediglich, wenn ich versuchte, der Pflanze eine andere Farbe zu verpassen. „Es ist ja schön, dass ihnen die Farbe ihres Hauses ihnen so gut gefällt, Mr. Malfoy, aber ich würde sie bitten, es mal mit einer anderen Farbe zu versuchen.“, vernahm ich die quäkende Stimme meines Lehrers und wurde rot, als sich einige Schüler zur mir herum drehen. Die Farbe meines Hauses also, wenn die bloß wüssten. Lediglich Seamus grinste mich wissend an, Harry würdigte mich keines Blickes, seine Blüte wechselte gerade von Rot nach Gold und wurde schließlich grau. „Sehr schön, Mr. Potter, das grau wirkt sehr lebendig.“ Nach einigen weiteren Versuchen förderte ich zumindest eine silberne Blüte zu tage und bemerkte gar nicht, dass Seamus neben mir aufgetaucht war. „Harry scheint die gleichen Probleme zu haben wie du.“, meinte er und zeigte zu dem Schwarzhaarigen, der zwischen Ron und Hermine stand und dessen Blume noch immer grau war. „Offensichtlich könnt ihr euch noch ziemlich genau an die Augen des anderen erinnern.“, spottete Seamus freundschaftlich und nickte mir noch einmal aufmunternd zu und ging zu Dean, dessen Pflanze sich nicht verfärbte, sondern immer kleiner wurde und Seamus begann ihm seine Fehler zu erklären.

Professor McGonagall quälte uns mit, wie es mir vorkam, stundenlangen Abhandlungen über die Verwandlung von Gegenständen zu Tieren und ich wäre beinahe weggenickt. Die Stunde für Pflege magischer Geschöpfe entfiel, da irgendein Wesen, dass dieser Hagrid für die Stunde mitgebracht hatte, in den dunklen Wald geflohen war und wohl so schnell nicht wieder auftauchen würde. Den ganzen Tag würdigte Harry mich keines Blickes und nach dem Mittagessen zog Blaise mich beinahe gewaltsam auf unser Zimmer und verschloss die Tür mit einem Zauber. Jetzt auf einmal dachte er daran oder was? „So, was auch immer mit dir los ist, ich bin es leid dir dabei zu zusehen, wie du wie ein gefühlsloses Etwas durch die Gegend trottest. Du machst dem Eisprinzen wirklich alle Ehre und dich selbst kaputt, also wirst du jetzt mit mir reden, vorher kommst du hier nicht mehr raus.“ Mein bester Freund meinte das ernst, dafür kannte ich ihn gut genug, um das zu wissen, mir blieb also keine andere Wahl. „Also, weißt du, da ist jemand, der…“ „Maaan, sag mir doch einfach, wer es ist, so schlimm wird es wohl nicht sein!“, unterbrach Blaise mich. Was solche Dinge betraf hatte er ein echt mieses Taktgefühl. „Potter.“, stieß ich leise hervor und mir schoss die Röte ins Gesicht. „Potter?“, wiederholte Blaise und ich nickte zaghaft. „Ähm, okay. Also, nur, damit ich das richtig verstehe, du stehst auf Harry Potter? Den Gryffindor? Den du angeblich so sehr hasst?“ Spöttisch grinsend sah Blaise mich an, er machte sich tatsächlich über mich lustig, aber ich wusste ja selbst, wie absurd das klang. „Na und? Man darf seine Meinung ja wohl ändern.“, maulte ich und drehte Blaise den Rücken zu, der leise auflachte. „Dann erzähl mir mal, warum du ihn noch nicht um den Finger gewickelt hast.“, verlangte er und ich erzählte widerwillig, was am Sonntag passiert war und dass ich nicht wusste, was ich machen sollte. Blaise riet mir das Gleiche wie Seamus, ich sollte abwarten.

Drei Tage hörte ich nichts von Harry und bekam ihn kaum zu Gesicht, was dazu führte, dass ich schlecht schlief, wie ein Untoter durch die Gegend wandelte und so gut wie nichts mehr auf die Reihe bekam. Am Donnerstagabend klopfte eine fast schon unnatürlich weiße, aber schöne Schneeeule an mein Fenster. Post von Harry! Mit zitternden Händen nahm ich seiner Eule das Pergament ab, löste das rote Band und überflog die wenigen Zeilen, die Harry mir hatte zukommen lassen.

Draco,
Ich weiß nicht genau, wie ich dir das sagen soll. Also, die Situation, sie ist ziemlich verwirrend für mich und ich weiß nicht genau, was ich davon halten soll, deswegen bin ich dir aus dem Weg gegangen.
Ich weiß nicht, was dich betrifft, aber ich würde lügen, wenn ich sage, dass es mir nicht gefallen hat.
Harry.



Mein Herz schlug schneller vor Freude und ich las die Zeilen immer und immer wieder, aber sie änderten sich nicht. Es hatte ihm gefallen!

Harry,
Möglicherweise hilft dir eine weitere Stunde Zaubertränke ja dabei herauszufinden, was du davon halten sollst.
Ich warte auf dich,
Draco.



Diese Worte band ich Hedwig an ihre Krallen, dann flog sie los. Im Bad überprüfte ich mein Aussehen, tauschte dann die Schuluniform gegen eine enge schwarze Jeans und ein dunkelgrünes Hemd. Aufgeregt lief ich zum Klassenraum und wartete gespannt, ob Harry kommen würde.

Nach 20 Minuten war er noch immer nicht zu sehen und ich schob dies darauf, dass seine Eule ihn nicht gleich gefunden hatte, aber auch nach weiteren 20 Minuten stand ich alleine da und wollte schon wieder enttäuscht zurück gehen, als Harry um die Ecke bog und leicht gehetzt auf mich zu kam. „Tut mir leid, aber Ron und Hermine haben den Brief zufällig gesehen und naja...ich musste erstmal…einiges erklären.“, japste er und sah mich entschuldigend an. Wenn er immer so guckte, wenn er sich entschuldigte, musste man ihm einfach alles verzeihen, dieser Blick war einfach nur niedlich. Ich öffnete die Tür zum Klassenraum und Harry schloss sie hinter sich. „Sollen wir sie zu hexen?“ Das war eine wirklich gute Frage, aber ich nickte vorsichtshalber, man weiß ja nie, wer hier auftauchen würde und Harry führte den Zauber aus. Nun wussten wir beide nicht so wirklich, was wir tun sollten, unschlüssig standen wir um Raum herum, Harry direkt an der Tür und ich gegen einen Tisch gelehnt. „Also…weißt du, ich dachte, ich steh auf Mädchen, aber…irgendwie glaub ich…wie soll ich sagen…find ich Jungs doch…interessanter.“, stammelte Harry und wurde wieder so herrlich rot. Er setzte sich auf den Tisch, der mir gegenüber stand und lächelte schüchtern. Glück durchströmte meinen Körper, bei diesem Lächeln und ich stieß mich vom Tisch ab und ging zu Harry, stellte mich dicht vor ihn. „Und was ist mit mir, bin ich auch interessant?“ Durch seine kleine Körpergröße befanden wir uns jetzt auf Augenhöhe. Harry überlegte kurz, dann legte er seine Arme auf meine Schultern und verschränkte die Hände in meinem Nacken. „Sehr sogar.“, hauchte Harry, bevor er mich endgültig zu einem Kuss heran zog. Bei seinen Worten tobte in mir ein Sturm aus Emotionen, der sich jetzt in dem Kuss entlud, ich legte meine Hände auf Harrys Hüfte, zog ihn vom Tisch, um ihn an mich zu drücken, wollte so viel Körperkontakt wie möglich herstellen und auch der Druck auf meinen Nacken stieg, ehe Harrys Hände über meine Schultern und meinen Rücken fuhren, meine eigenen steckten in den hinteren Taschen seiner Jeans. Schüchtern fuhr Harrys Zunge die Konturen meiner Lippen nach, ehe ich sie öffnete und mit meiner eigenen gegen seine stupste. Dieser Kuss kam mir vor, wie mein erster Kuss, ich sog jede Kleinigkeit in mich auf und spürte jede noch so kleine Regung von Harry. Als er sich löste, seufzte ich enttäuscht auf, aber das Lächeln auf Harrys noch leicht geschwollenen Lippen machte alles wieder wett. „Ich glaube, ich habe Gefühle für dich, schon länger, nur ich hab sie immer unterdrückt, weil ich es nicht wirklich fassen konnte, aber jetzt ist es mir egal, ich will dich, Draco.“ Vermutlich hätten meine Beine mich nicht mehr getragen, wenn wir uns nicht weiter umklammert hätten und ich konnte Harry nur mit offenem Mund anstarren und die Worte, die er gesagt hatte, hallten in meinen Gedanken nach. Er, Harry Potter, wollte mich! Als ich noch immer nichts gesagt hatte und Harry weiter anstarrte, weil ich keine Worte für mein Glück fand, veränderte sich sein Gesichtsausdruck und er ließ mich los, wurde aber durch meine Hände in seinen Taschen dazu gezwungen vor mir stehen zu bleiben. „Da hab ich wohl was falsch verstanden und ich dachte, Hermine und Ron würden sich irren.“ Okay, Stopp! Dachte er, würde ihn zurückweisen? „Was? Nein, du verstehst das falsch! Ich hoffe schon so lange, dass dieser Moment endlich kommt, ich hatte so gehofft, dass du das sagen würdest. Ich liebe dich, Harry, egal, was andere dazu sagen. Ich liebe dich!“ Verzweifelt sah ich ihn an, dann kehrte in Harrys Augen dieser wunderschöne Glanz zurück. „Aber...ich...sorry.“, murmelte er, bevor ich seine Lippen versiegelte und wir wieder irgendwo zwischen hunderten von Empfindungen verloren gingen, es fühlte sich an, als würde die Zeit still stehen und trotzdem Stunden vergehen.

„Sollen…sollen wir es den anderen sagen? Hältst du das für eine gute Idee?“ Harry saß rittlings auf meinem Schoß und ich auf meinem Stuhl, der vor meinem Schreibtisch stand, Harry war mit dem Tarnumhang zu mir gekommen. Seit dem erneuten Treffen im Klassenraum waren zwei Tage vergangen, es war Samstagabend. Die einzigen, die eingeweiht waren, dass Harry und ich ein Paar waren, waren Blaise, Granger, Weasley und Seamus. Ich dachte über seine Frage nach, aber letztendlich war es egal, ob wir es heute oder in einer Woche oder einem Monat tun würden, irgendwann mussten wir es ja zugeben und ich wollte nicht ewig ein Geheimnis daraus machen, sondern allen zeigen, dass Harry zu mir gehörte und ich zu ihm. „Ja, wir sollten es heute tun, es gibt gleich Abendessen.“ Ein kleiner Anflug von Angst erschien auf dem sonst so sorglosen und hübschen Gesicht meines Liebsten. „Ich bin bei dir.“, flüsterte ich und küsste sanft seinen Hals.

Es war soweit, Harry war im Tarnumhang aus den Räumen der Slytherin geschlichen und nun trafen wir uns vor dem Portal, hinter dem jetzt all unsere Mitschüler fröhlich lachend zu Abend aßen. Fest umklammerten wir gegenseitig unsere Hände, nach einem letzten, verlangenden Kuss stieß ich die Tür auf und die Geräuschkulisse der vielen Schüler schlug uns entgegen, die immer geringer wurde, als die ersten uns gesehen hatten. Besitzergreifend zog ich Harry an seinen Hüften an mich und küsste ihn lang und zärtlich. In der Halle war es totenstill geworden, Harry und ich ließen voneinander ab und nachdem er mir ein „Bis später“ zugeraunt hatte, was trotzdem überall zu hören war, gingen wir zu unseren jeweiligen Haustischen, als sei gerade nichts besonders passiert. Pansy starrte mich fassungslos und wütend an, als ich mich setzte, Blaise strahlte, andere beglückwünschten mich und vom Gryffindortisch wehte ein leiser Applaus zu uns herüber und Harry strahlte mich an. Genau so hatte ich mir das vorgestellt, alles war perfekt, Pansys Blicke, mit denen sich mich zu erdolchen versuchte, ignorierte ich gekonnt, ich war viel zu glücklich um mich darum zu kümmern. Endlich hatte ich den Jungen, den ich liebte und der mich liebte und nichts würde mir dieses Gefühl verderben.

Impressum

Texte: Siehe Part 1
Bildmaterialien: Siehe Part 1
Tag der Veröffentlichung: 24.08.2012

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