**Milan**
Völlig genervt lieferte ich meine kleine Schwester im Kindergarten ab, drückte sie noch einmal kurz und löste ihre dünnen Ärmchen von meinem Hals. Himmel, wie ich das hasste. War sie ein Klammeraffe oder was? Mit ihren vier Jahren konnte sie allmählich selbstständiger werden!
„Bis heute Abend zu Hause, Lina!“, verabschiedete ich mich murmelnd von ihr und sie gab mir noch einen Kuss auf die Wange.
„Tschüss, Milan!“, antwortete sie mit ihrem Dackelblick und stolperte mit ihren kurzen Beinen in den Hauseingang. Das wäre also geschafft.
Ein kurzer Blick auf die Uhr, verriet mir, dass ich viel zu spät dran war. Wenn ich die Straßenbahn noch erreichen wollte, musste ich mich wirklich spurten.
Schon heute Morgen hatte ich total verpennt und dann drückte meine Mutter mir auch noch meine kleine Schwester auf. Große Klasse!
Völlig außer Atem kam ich bei der Haltestelle an. Laut Uhrzeiger hatte ich noch zehn Minuten. Der ganze Stress war also völlig umsonst! Vor mich hin fluchend, schlurfte ich noch einmal in den Kiosk an der gegenüberliegenden Straßenseite, um mir meinen morgendlichen Kaffee zu genehmigen.
Schon jetzt waren mir zu viele Menschen hier. Eine riesige Schlange hatte sich vor mir gebildet und dreist, wie ich war, drängelte ich mich natürlich nach vorne durch. Einige Leute schimpften vor sich hin, andere guckten nur blöd. Doch das war mir vollkommen egal. Die sollten mir bloß nicht auf die Nerven gehen!
Auch die Frau hinter dem Tresen musterte mich skeptisch.
„Wollen Sie meine Bestellung aufnehmen, oder mich weiterhin blöd anglotzen?“, pampte ich sie an. Himmel noch mal, hatte ich irgendetwas im Gesicht oder was?
Ich forderte also meinen Kaffee und schaute noch einmal auf die Uhr. Völlig geschockt starrte ich noch einmal auf die Zeiger, doch auch nach wiederholtem Hinschauen, veränderte sich nichts. Verdammter Mist! Nur noch zwei Minuten!
„Nun machen sie schon!“
Die etwas dicklichere Frau drückte mir meinen Becher unfreundlich in die Hand und ich schmiss ihr das Kleingeld auf den Tresen.
Mit einem Ruck drehte ich mich um und stieß prompt mit jemandem zusammen. Die Hälfte meines Kaffees landete natürlich auf meinem Shirt. Ein großer brauner Fleck, ziere mein Schönes Nike Shirt. Toller Mist! Das Shirt hatte mich fast fünfzig Euro gekostet!
„Kannst du nicht aufpassen?“, knurrte ich mein Gegenüber an. Ein Junge, in etwa meinem Alter, stand jedoch nur mit hängenden Schultern da und murmelte ein ´Entschuldigung´, welches ich kaum verstand, vor sich hin.
Richtig so!! Dieser Volltrottel, musste der so blöd im Weg rum stehen?
Ich drängelte mich, ohne noch was zu sagen, an ihm vorbei und lief schnellen Schrittes auf die andere Seite zu. Jetzt war keine Zeit, um Stress zu machen!
Von weitem konnte ich schon die Straßenbahn erkennen. Ich hörte noch, wie sich die Türen mit einem lauten Tuten wieder schlossen und im nächsten Moment war diese beschissene Bahn weg.
So begann der Tag ja grandios! Nun würde ich auch noch zu spät zur Schule kommen.
Ach scheiß drauf!
Mit schlurfenden Schritten machte ich mich auf den Weg zu der Bank, die sich direkt bei der Haltestelle befand und ließ mich auf ihr nieder. Mein Rucksack landete unachtsam auf dem Boden und ich begutachtete mein völlig versautes Shirt. Wut stieg in mir auf. Wenn dieser Typ nicht so blöde im Weg rumgestanden hätte, wäre ich bestimmt noch rechtzeitig gekommen und hätte mein kostbares Oberteil nicht versaut.
Wenn ich den in die Finger bekomme, dachte ich mir schloss die Augen. Ein kleines Nickerchen täte mir und meinen Nerven bestimmt gut!
Das nächste was ich vernahm, war das Klingeln meines Handys. Schlaftrunken, wie ich war, kramte ich es aus meiner Hosentasche hervor und hob ab.
„Mensch Milan, wo bleibst du denn, Alter?“, begrüßte mich die barsche Stimme meines besten Freundes.
Mit schmerzenden Knochen, rappelte ich mich aus meiner unbequemen Position auf und schaute mich einmal kurz um. Ja richtig, ich war noch immer bei der Haltestelle und wartete auf die nächste Straßenbahn.
„Hab die Bahn verpasst…“, antwortete ich knapp.
Am anderen Ende der Leitung schnaubte Rick nur. „Verdammt, du solltest mir doch die Matheaufgaben geben! Willst du das ich dieses Jahr noch durchrassel?“
So kannte ich meinen besten Freund. Gab mir die Schuld daran, dass er zu faul war zum Lernen! Doch diesen Schuh zog ich mir dieses Mal wirklich nicht an.
„Ey Ricky, wie wäre es mal mit lernen?“, provozierte ich ihn, denn ich wusste ganz genau, dass er überhaupt keinen Bock dazu hatte.
„Wir haben es nicht alle so gut wie du! Mir fällt der Mist nicht einfach so in den Schoß!“, ereiferte er sich.
Im Hintergrund konnte ich die anderen Schüler hören, also musste er sich noch auf dem Schulhof befinden.
„Wir haben Mathe doch erst in der Sechsten, bis dahin bin ich da, versprochen!“
Rick seufzte langgezogen. Das bedeutete, er lenkte wieder ein: „Na gut, Alter! Ich verlasse mich da auf dich! Warum kommst du dieses Mal eigentlich zu spät?“
Genervt verdrehte ich die Augen. Was hieß denn hier dieses Mal? Na schön, ich hatte schon öfters die Bahn verpasst, doch wie jedes Mal übertrieb der Gute Maßlos.
„Ich hab voll verpennt, dann wollte meine Ma unbedingt noch, dass ich Lina in den Kindergarten bringe! Musste mich voll abhetzen und bin dann doch zehn Minuten zu früh hier gewesen! Wollte mir natürlich noch meinen Kaffee holen und dann stand dieser kleine Penner voll im Weg und ich hab mir mein gutes Nike Shirt noch versaut! Und dann war die Bahn schon weg!“, zählte ich auf und bereute es, dem Knirps nicht gleich den Kopf umgedreht zu haben.
„Weißt du, wer das war?“, fragte Ricky freudig.
Ich kannte diesen Unterton nur zu gut. Hätte ich gewusst, wer der Kleine ist, hätte er bestimmt seine Lektion bekommen. Eigentlich stand ich nicht darauf, auf Kleinere ein zu dreschen, doch dieses musste mein bester Freund ja nicht wissen. Dieser hielt mich dann nur für ein Weichei und das war ich ganz sicher nicht!!
Ich verneinte die Frage von Rick also nur und wusste nicht, dass der Kleine aus dem Kiosk bereits hinter mir stand.
**Sam**
Ich betrat den Kiosk eigentlich nur, um mir noch schnell ein belegtes Brötchen zu holen, um mir selbst was zum Frühstücken zu machen, fehlte mir heute einfach die Zeit. Dass ich Bekanntschaft mit einem wütenden Kerl machte, weil er sich den Kaffee über sein Shirt gekippt hatte, als er mich beinahe über den Haufen gerannte, war nicht eingeplant gewesen. Auch wenn es nicht meine Schuld gewesen war, murmelte ich eine Entschuldigung, da war er auch schon wieder verschwunden. Als ich jedoch an der Haltestelle auf meine Bahn wartete, sah ich ihn wieder, offensichtlich hatte, er seine gerade verpasst, sie wie er dem davon fahrenden Wagon hinterher sah. Ich schlenderte langsam zu den Bänken, auf einer davon saß er nun und telefonierte. Vermutlich war es keine besonders gute Idee, mich nochmal in seine Nähe zugegeben, betrachtete man die Tatsache, dass er sich am Telefon ziemlich über mich aufregte. Was konnte ich denn dafür, wenn ER mich umrennt? Ich lehnte mich gegen den Pfosten der Überdachung, die man über den Bänken gebaut hatte, da drehte er sich halb um und ich schien in seinem Sichtfeld aufzutauchen, denn er sah mich wütend an und kam auf mich zu. Sam, du bist ein verdammter Idiot, beschimpfte ich mich selbst, da stand er auch schon vor mir. „Sei froh, dass ich mich nicht an Kleineren vergreife, sonst hättest du den Fleck auf meinen Shirt schon längst schmerzhaft bereut.“, blaffte er mich an. Er überragte mich wirklich um fast einen Kopf und ich zog eingeschüchtert den Kopf ein. „Tut mir wirklich leid.“, versuchte ich ihn zu besänftigen. Ihm zu sagen, dass es ja eigentlich seine Schuld war, erschien mir nicht sonderlich ratsam. „Dann glotz mich nicht an, wie ein Reh im Scheinwerferlicht. Deine Entschuldigungen machen den Fleck auch nicht wieder weg.“
Könnten Blicke töten, ich würde auf der Stelle umfallen. „Ich…ich ka…ann dir das Geld ja zurück zahlen.“, schlug ich stotternd vor und ich war mir sicher, in diesem Moment hätte meine Gesichtsfarbe es mit einer Tomate aufnehmen können. „Hab ich nicht nötig.“, erwiderte er nur und holte einen iPod aus seiner Tasche. Mit den Kopfhörern in den Ohren drehte er sich wieder weg. Erleichtert atmete ich aus, der Kerl war verdammt bedrohlich. Und sah leider auch ziemlich gut aus. Blieb nur noch zu hoffen, dass er nicht zu der gleichen Schule fuhr, zu der ich auch wollte.
Die nächste Bahn rollte an und ich stieg ein, meine schlechtgelaunte Bekanntschaft leider auch. Ich ahnte schlimmes, als er, wie ich, sieben Stationen später wieder ausstieg und nachdem ich mich orientiert hatte und das Schultor sah und feststellte, dass er ebenfalls diese Richtung ansteuerte, wurde meine Vermutung bestätigt. Das fing ja gut an, dann wechsle ich extra die Schule, weil mich da keiner kennt und ich fang mir gleich Ärger ein. Er schien zu bemerken, dass ich in die gleiche Richtung, ein paar Meter hinter ihm ging und drehte sich um. „Alter, verfolgst du mich oder was?“ „Ähm…nein. Ich gehe auf die Schule da. Ab heute.“ Ich zeigte auf das Gebäude und er verdrehte die Augen. „Pass bloß auf, dass du mir nicht nochmal in die Quere kommst.“, warnte er, dann ging er weiter. Ich wartete einen Moment, ehe ich mich wieder in Bewegung setzte, seine Drohung erschien mir ernst. Ich betrat das Gebäude und suchte das Sekretariat, was ohne Probleme zu finden war, da an einem Gang ein großes Schild mit der Aufschrift ‚Verwaltung‘ hing. Ich wurde von einer Dame mittleren Alters begrüßt, die mir einen Stundenplan in die Hand drückte und mir sagte, wie ich zu meinem ersten Raum kommen würde.
Nervös stand ich also vor dem Raum meiner neuen Klasse. ‚10c‘ stand an der Tür. Leise klopfte ich an und wurde herein gerufen. Langsam drückte ich die Klinke nach unten und öffnete dir Tür. Ich stand einer Klasse mit etwa 25 Schülern gegenüber, die mich neugierig musterten, als sei ich ein exotisches Tier. „Ich bin Sam Feldner.“, stellte ich mich vor und der Lehrer, der vor der Tafel stand und irgendwelche Matheformeln angeschrieben hatte, schien sich zu erinnern, dass er heute einen neuen Schüler bekam. „Guten Tag. Setz dich doch bitte auf den freien Platz da hinten.“, wies er mich an und beschäftigte sich weiter mit der Tafel. Ich war froh, hinten sitzen zu können, ich hasste es, wenn Leute hinter mir saßen, ich fühlte mich dann immer total beobachtet. Außerdem hätten sie mich noch alle zusätzlich angestarrt. Ich setzte mich auf meinem neuen Platz, hinten am Rand, nur einen Schüler neben mir. Als ich nach hinten gegangen war, hatte ich erleichtert festgestellt, dass sich meine neue Bekanntschaft nicht in dieser Klasse befand. Der Junge neben mir stieß mich an. „Hey, ich bin Mike.“, stellte er sich vor, meinen Namen kannte er ja schon. „Was macht ihr gerade?“, fragte ich ihn, ich verstand so gut wie nichts von dem, was der Lehrer da vorne erzählte. „Ich versteh‘s auch nicht.“, gab Mike grinsend zu und ich grinste zurück. Ich mochte ihn, er schein mir nett zu sein. Ich hatte die Angewohnheit, Menschen in zwei Gruppen einzuteilen. Einmal die, die mir sofort sympathisch waren und die, die ich von Anfang an nicht leiden konnte. Mike gehörte zur ersten Gruppe. „Soll ich dir nachher ein bisschen die Schule zeigen?“, bot er an und ich nahm das Angebot dankend an.
In der Pause schlenderten wir durch die Flure, Mike zeigte mir die Fachräume für Biologie, Chemie und Physik, die Kunst- und Musikräume und die Sporthalle. Ich senkte den Kopf, als ich sah, dass wir uns dem Typen von heute Morgen und zwei seiner Freunde näherten. „Von denen solltest du dich fern halten, das sind die Schläger unserer Schule, der links, das ist Milan, daneben sein Kumpel Rick, den anderen kenne ich auch nicht.“, klärte er mich auf. Milan war der, mit dem ich heute Morgen zusammengerasselt war. „Ich wird’s mir merken.“, antworte ich Mike und wir gingen weiter. Als nächstes hatten wir Französisch und wir schlenderten langsam zurück Richtung Klassenraum.
Wenn ich eins hasste, waren es Fremdsprachen, wenn es dann auch noch Französisch war, drehte ich völlig am Rad. Ich konnte es einfach nicht. Egal, wie sehr ich mich bemühte, ich konnte es nicht. Also saßen Mike und ich gelangweilt auf unseren Plätzen und spielten Käsekästchen, bis unsere Lehrerin uns einen strengen Blick zu warf. Ich verzichtete gerne darauf, mir am ersten Tag schon Ärger einzufangen. Mike und ich verstanden uns recht gut und auch seine Freunde, die ich in der nächsten Pause kennen lernte, waren nett. Auf dem Weg zur Toilette, traf ich auf den Freund von Milan. „Hey Kleiner, warte mal.“, forderte er und ich blieb, dumm wie ich bin, natürlich stehen. „Bist du der Knirps, der meinem Kumpel Kaffee über sein Shirt gekippt hat?“, fragte er mich. Ich machte mich wieder kleiner als ich sowieso schon war und nickte leicht. Alles in mir schrie danach, nein zu sagen, aber mein Verstand gehorchte mir nicht. „Das macht man nicht.“ Er grinste höhnisch und schlug mir in meinem Mangen, sodass ich mich keuchend nach vorne beugte. „Merk dir das.“, zischte er neben meinen Ohr, ehe er zufrieden lächelnd wieder verschwand.
Das war ja mal ein toller Start an meiner neuen Schule. Ich konnte sehen, wie er Milan ganz stolz von seiner Tat erzählte und Milan sah mir herüber. Ich wendete den Blick ab, mehr Ärger konnte ich wirklich nicht gebrauchen.
**Milan**
Konnte der Tag eigentlich noch ätzender werden? Schlimm genug, dass dieser Knirps jetzt auch auf meine Schule ging, doch für heute hatte ich genug von ihm. Egal wo ich hin ging, jedes Mal lief er mir über den Weg. Der war ja schlimmer als eine Schmeißfliege!!
Rick hatte natürlich mitbekommen, dass der Knirps derjenige war, der mir mein gutes Shirt versaut hatte. Der Kleine war aber auch selber schuld, musste er mir auch hinterher laufen?
Mein bester Freund hatte in der fünf Minuten Pause draußen auf mich gewartet, was bei diesem schwülen Wetter kein Wunder war. Dort hatte er mitbekommen, wie ich den Kleinen mit den Worten: „Sei froh, dass ich mich nicht an Kleineren vergreife, sonst hättest du den Fleck auf meinem Shirt schon schmerzhaft bereut.„ zusammen gestaucht hatte. Danach musste Rick nur noch eins und eins zusammenzählen, leugnen brachte also sowieso nichts!
In der ersten Pause konnte ich ihn noch davon abhalten, dem Knirps den Hals umzudrehen, da mein Kumpel noch meine Matheaufgaben abschreiben wollte. Dieser wollte schon voller Elan aus dem Klassenzimmer stürmen. Idiot! Als wäre es meine Aufgabe, mich um seinen Mist zu kümmern.
Rick erzählte natürlich freudig, was er mit dem Kleinen alles vor hatte und schon alleine bei dem Gedanken daran, dass mein Kopf im Klo landen würde, drehte sich mir der Magen um. Ach, was dachte ich da? Der Typ hatte es doch verdient!
In der zweiten Pause war es dann soweit. Rick wollte sich den Kleinen vorknöpfen und mir viel kein guter Grund ein, um diesen zu überreden, damit wir auch diese Pause im Klassenzimmer verbrachten. Fragt mich bitte nicht, warum ich überhaupt darüber nachgedacht habe!
Mein bester Freund, fing den Jungen kurz vor Ende der Pause vor den Toiletten ab, sprach kurz mit ihm und nach einem recht zögerlichen Nicken des Kleinen, schlug Rick ihm ohne Vorwarnung seine Faust in den Bauch.
Dieser krümmte sich nun vor Schmerz und da ich etwas abseits des Geschehens stand, wäre ich beinahe los gerannt um dem Kleinen zu helfen, konnte mich aber im letzten Moment doch noch zusammen reißen.
Verdammte Scheiße, was war nur in mich gefahren? Ich hatte doch sonst auch kein Mitleid mit Ricks Opfern. Vermutlich störte mich nur die Sache, dass der Knirps eigentlich mir gehörte, denn immerhin hatte dieser mein Shirt versaut und nicht seines.
Weiter darüber nachdenken konnte ich leider nicht, denn Rick gesellte sich wieder zu mir und ließ den Typen einfach dort stehen.
„Dem hab ich es gezeigt! Aber so leicht kommt der mir nicht davon, er soll Bluten für das was er getan hat!“, grummelte Rick und ich wäre am liebsten davon gelaufen, was ich natürlich nicht tat.
Mein bester Freund hatte manchmal wirklich einen an der Klatsche, er tat ja beinahe so, als hätte der Knirps mir einen Arm abgeschnitten.
Doch ich schlug ihm nur freundschaftlich auf die Schulter, setzte mein Pokerface auf und grinste ihn an. „Danke, Alter! Selbst schuld, wenn der sich mit uns anlegt!“
Oh Himmel, Rick sollte bloß keinen Ärger machen. Okay, die Weicheier sollten Respekt vor uns haben, doch von der Schule fliegen wollte ich nicht. Meine Mutter würde mir die Hölle heiß machen!!
Bevor ich mich umdrehte, um wieder zum Unterricht zu gehen, wagte ich noch einen kurzen Blick auf den Typen, doch dieser hielt sich noch immer mit schmerzendem Ausdruck im Gesicht, seinen Bauch, und ignorierte mich vollkommen.
Na warte, dachte ich mir, du wirst schon noch lernen, dass man einen Milan Berger nicht zu ignorieren hatte!!
Die letzte Stunde zog sich endlos in die Länge, die Hitze raubte mir meinen Verstand und was unser Lehrer dort vor sich hin brabbelte, hatte ich schon vor zwei Tagen verstanden. Gelangweilt sah ich aus dem Fenster und beobachtete eine Klasse, die sich mit ihrer Lehrerin nach draußen in den Schatten verzogen hatten. Frau Kunze, ich kannte diese Lehrerin, gestikulierte wild mit ihren Armen, nahm ihre Aktentasche und verließ den Hof. Vermutlich genehmigte sie sich wieder selbst angeordnete Freizeit. Dies tat sie öfters.
Noch einmal ließ ich meinen Blick durch die Schüler gleiten und einige kamen mir sogar bekannt vor. Es war die Klasse 10c und bei genauerem Hinschauen, erkannte ich sogar den Knirps.
Kurz entschlossen hob ich meine Hand, meldete mich beim Lehrer krank und flitzte nach unten. Immer darauf bedacht, dass mich keiner sah. Unten auf dem Schulhof angekommen, schlenderte ich, cool wie ich war, auf den Knirps zu. Einige meiner Mitschüler sahen mich und entfernten sich ein wenig von mir. Das war Balsam für meine Seele, so hatten wir sie gut erzogen!
Der Kleine bemerkte mich gar nicht, denn er war ziemlich in seiner Unterhaltung vertieft. Ich kannte den anderen Typen, schon in der Pause hang er ewig mit diesem Scheißer rum.
Mit einem lauten „Ey!“, machte ich auf mich aufmerksam und beide hoben den Kopf. Der Knirps schaute mich ein wenig erschrocken an. Hatte wohl nicht mit mir gerechnet!
„Wir müssen reden!“, sprach ich ihn so freundlich wie es mir möglich war an.
Nun schien der Junge wirklich verwirrt zu sein, doch er erhob sich tatsächlich.
„Bleib besser hier, Sam!“, versuchte sein Freund ihn aufzuhalten, doch widerstandlos begleitete der Kleine mich um die nächste Ecke, wo uns keiner beobachten konnte.
Lässig lehnte ich mich an die Hauswand, kramte meine Zigaretten aus meiner Hosentasche und wollte mir grade eine Kippe anzünden, da sprach Sam mich an: „An deiner Stelle würde ich das nicht machen…“
Völlig fassungslos starrte ich ihn an und als Sam dies bemerkte, zog er seinen Kopf schnell wieder ein und senkte seinen Blick zu Boden.
„Bist du meine verdammte Mutter oder was?“, schnauzte ich ihn an. Was bildete der sich eigentlich ein??
Kurzerhand packte ich ihn am Kragen und drückte ihn an die Wand.
„Hör gut zu du Knirps! Ich bin nicht hier, um dein Freund zu werden, verstanden? Hast du heute Morgen nicht kapiert, was ich dir gesagt habe?“, blaffte ich ihn an.
Aus schreckgeweiteten Augen sah Sam mich an. Ich war nun so nah an ihm dran, dass ich seinen hektischen Atem auf meinem Gesicht spüren konnte. Ein Bein hatte ich zwischen seine geschoben, damit der Knirps mir auch nicht abhauen konnte.
„D…doch…ha…habe…ich…“, stotterte er und ich konnte mir ein fieses Grinsen nicht verkneifen.
„Anscheinend nicht!“, schnaubte ich, überlegte mir die Worte von heute Morgen jedoch noch einmal anders. „Ich erkläre es dir gerne noch einmal: Tu was ich dir sage und du wirst von Rick verschont! Ab heute gehörst du mir!“
Noch immer starrte Sam mich an, als wäre ich vom Mars. Jetzt hatte ich ihn also!
**Sam**
Selbst in der nächsten Stunde tat mein Bauch noch immer weh. Milan schien sich auch noch darüber zu freuen, dass der Fleischklops, der sich sein Freund nannte, mich geschlagen hatte. Ich beschloss, dass es besser war, Milan und seine Freunde einfach zu ignorieren, dann würde ich auch nicht deren Aufmerksamkeit auf mich ziehen.
Ich war froh, dass wir bei dem Wetter nach draußen gingen, auch, wenn die Lehrerin, ich konnte mich nicht mehr an den Namen erinnern, wohl nicht vorhatte, zu Unterrichten. Mir war es egal, ich unterhielt mich weiterhin mit Mike. Es verwunderte mich allerdings, dass einige Schüler immer mehr Abstand von uns nahmen. Als ich jedoch das laute „Ey!“ hörte, wusste ich auch warum. Milan stand vor mir und Mike und schaute auf uns herunter. Der hatte mir gerade noch gefehlt. Wo kam er überhaupt so plötzlich her. Unserer Lehrerin schien verschwunden zu sein. Na toll. Er forderte mich zu einem Gespräch auf, seine Stimme klang, zum ersten Mal an diesem Tag, etwas freundlich. Ich wollte ihm nicht wiedersprechen, wer weiß, was er dann mit mir gemacht hätte. Mike wollte mich noch davon abhalten, aber ich hörte nicht auf ihn, sondern folgte Milan hinter eine Ecke. Dies war wirklich keine besonders kluge Idee, hier konnte uns niemand sehen und wir waren alleine. Ich weiß nicht mehr, was in mich gefahren ist, aber als er ich eine Zigarette anzünden wollte, riet ich ihm, das besser zu lassen. Sein Blick sprach Bände und ich zog den Kopf ein. Ich hätte mich selbst ohrfeigen können, aber vermutlich würde Milan das gerne für mich übernehmen. Er blaffte mich an, ich sei ja nicht seine Mutter und drückte mich gegen die nächste Wand. Mein Atmen ging viel zu schnell und meine Augen weiteten sich vor Schreck. „Hör gut zu, du Knirps! Ich bin nicht hier, um dein Freund zu werden, verstanden? Hast du heute Morgen nicht kapiert, was ich dir gesagt habe?“, schnauzte er. Sein Gesicht war nicht weit von meinem entfernt. Auch wenn das in dieser Situation mehr als unangebracht war, stellte ich fest, wie schöne Augen er hatte. Sie strahlten in einem klaren Blau. Ich stotterte irgendwas, in der Hoffnung, er würde mich loslassen, stattdessen schob er ein Bein zwischen meine, ich war so gut wie bewegungsunfähig. Ich hätte mich sowieso nicht gewehrt, dazu war ich ihm viel zu unterlegen. Seine körperliche Nähe machte mich verdammt nervös. . „Ich erkläre es dir gerne noch einmal: Tu was ich dir sage und du wirst von Rick verschont! Ab heute gehörst du mir!“ Das klang nicht gerade danach, als hätte ich eine andere Wahl. Ich starrte ihn fassungslos an. Das konnte nicht sein Ernst sein! Was würde er dann überhaupt von mir erwarten? Er konnte mich doch nicht für sich beanspruchen! „Wie…wie m…meinst du das?“, wollte ich wissen. Sein Grinsen wurde breiter. „Du solltest mir besser zuhören. Ich sollst tun, was ich dir sage.“ Er trat einen Schritt zurück und ließ meinen Kragen los. Ich atmete ein paar Mal tief durch. Was genau sollte ich den für ihn tun? Ein Stück weit war es ja gut, so musste ich mich nicht mehr vor Rick fürchten, aber ob es so viel besser war, Milans Leibeigener zu werden? Ich starrte den Boden an, fühlte sein hämisches Grinsen aber trotzdem. Das war so typisch, ich hatte einfach das Talent dazu, mich gleich direkt in die nächste Scheiße zu reiten. Genauso, wie ich mit Anlauf in jedes Fettnäpfchen sprang, ich suchte ja förmlich danach. „Jetzt hau ab, du Knirps.“, blaffte er und ich ging mit hängenden Schultern zurück zu Mike, der mich schon fragend ansah. „Was wollte Milan von dir? Woher kennt er dich überhaupt?“ Ich erzählte ihm, dass ich sein Shirt eingesaut hatte. „Er hat mir nur nochmal gesagt, dass ich ihm so schnell wie möglich sein Geld wiedergeben soll.“, log ich. Mike musste ja nicht unbedingt wissen, dass Milan mich als sein Eigentum betrachtete. „Hast du Lust noch mit Eis essen zu kommen?“, fragte Mike mich. Ich schüttelte den Kopf. „Ich muss nach Hause. Meine Mutter wundert sich sonst.“ Mike sah mich komisch an. „Du kannst sie doch anrufen und ihr Bescheid sagen.“, schlug er vor aber ich schüttelte wieder den Kopf. „Nein, das geht nicht.“ Er zuckte nur mit den Schultern. Tja, was konnte ich dafür, wenn meine Mutter über alles, was ich vor hatte, mindestens drei Tage vorher Bescheid wissen wollte? Es klingelte zum Stundenende und ich machte, dass ich weg kam, auf eine weitere Begegnung mit Milan hatte ich wirklich keine Lust. Zu meinem Leidwesen stand er aber am Eingang und schien auf mich zu warten, als er mich sah, grinste er mich wieder höhnisch an. „Du gibst mir deine Handynummer, ich will dich ja erreichen können.“ Ich diktierte ihm meine Nummer und ging mit gesenktem Kopf nach draußen, um eine Bahn früher zu erwischen, um nicht mit Milan zusammen fahren zu müssen.
Als ich zu Hause ankam erwartete meine Mutter mich schon. „Sam, du hast nicht aufgeräumt, wie ich es dir gestern gesagt habe. Du mir versprochen, dein Zimmer in Ordnung zu halten und es sieht schon wieder aus wie eine Müllhalde. Bis heute Abend sieht es da wieder bewohnbar aus.“ Ich trottete wortlos weiter in mein Zimmer. Meine Mutter übertrieb maßlos. Auf einem Stuhl lagen ein paar Klamotten und auf meinem Schreibtisch stand ein Glas, ein Buch auf meinem Bett. Würde man etwas Staubwischen, säße es aus wie in einem Möbelhaus. Missmutig räumte ich also alles weg, was sie stören könnte und stopfte es in irgendwelche Schubladen. Dann setzte ich mich an die paar Hausaufgaben und versuchte, das Mathethema zu verstehen. Meine Gedanken wanderten aber immer wieder zu Milan und seinen Worten. „Du gehörst mir!“ Ich überlegte immer wieder, was er damit gemeint haben könnte. Vermutlich war alles, was ich aufgeschrieben hatte, falsch, aber das war mir egal. Meine Mutter rief mich zum Essen und währenddessen schwiegen wir uns an. Unser Verhältnis war nicht gerade gut und die Trennung meiner Eltern machte es auch nicht besser. Ich wäre gerne bei meinem Vater geblieben, aber seine neue Freundin mochte mich nicht und ertrug mich gerade mal jedes zweite Wochenende.
Nach dem Essen räumte ich noch die Spülmaschine ein und legte mich dann in meinem Zimmer auf mein Bett. Ich wollte gerade nach dem Buch greifen, als mein Handy klingelte.
**Milan**
Ob Sam begriffen hatte, was ich von ihm wollte, oder nicht, konnte ich nicht so genau sagen. Er schaute mich nur verwirrt an, senkte aber sofort wieder seinen Blick.
Ich musste unbedingt in den Spiegel schauen, vielleicht hatte ich ja wirklich irgendetwas Unsittliches im Gesicht, weswegen mich jeder so anstarrte.
Irgendwie wurde mir grade bewusst, wie nah ich dem Knirps war, also ließ ich ihn wieder frei und schickte ihn weg. Schließlich musste ich auch wieder in die Klasse, hatte ich doch erledigt, was ich erledigen sollte.
Wuhu!! Das Sam sich nicht dagegen gewehrt hatte, als ich ihm sagte, dass er jetzt mir gehören würde, hätte ich nicht gedacht. Das lief ja wie geschmiert.
Grinsend wie ein Honigkuchenpferd, betrat ich wieder meinen Klassenraum und ging ohne etwas zu sagen, zu meinem Platz. Der Lehrer und meine Mitschüler, eingeschlossen Rick, schauten mich fragend an, sagten jedoch nichts.
„Später.“, flüsterte ich Rick nur zu, da ich ihm die Geschichte wohl oder übel erzählen musste, damit dieser in Zukunft die Finger von Sam ließ.
Immerhin war der Kleine so, vor weiteren schmerzhaften Erlebnissen mit meinem besten Freund, geschützt. Oh Gott! Was dachte ich denn da?? Natürlich ging es nicht darum, ich wollte einfach meinen Spaß mit dem Kleinen und wenn ich keine Verwendung mehr für ihn hatte, dann…ja, dann entsorgte ich ihn halt wieder.
Nach dem Unterricht vertröstete ich Rick um ein paar weitere Minuten, denn mir viel ein, dass ich Sam ja nicht so einfach erreichen konnte. Wenn der Knirps geglaubt hatte, dass diese einseitige Abmachung nur für die Schule gilt, dann hatte er sich gewaltig geschnitten. Also lief ich schnellen Schritten nach unten zum Eingang und wartete dort auf ihn. Als ich ihn sah, konnte ich mir ein fieses Grinsen nicht verkneifen.
Ich forderte also seine Nummer, die er mir schnell diktiert hatte und schon war er wieder weg. Na, der hatte es ja eilig!
Kurz darauf kam Rick und hechelte wie eine läufige Hündin.
„Alter, Rick, du solltest wirklich mal langsam etwas abnehmen!“, warf ich ihm an den Kopf, doch das musste sein. Der wurde ja immer Fetter.
Grimmig schaute er mich an, doch er wusste, dass ich Recht hatte. „Ja, ist ja schon gut! Aber jetzt erzähl doch mal, warum du so blöd vor dich hin gegrinst hast!“
Wieder erschien dieses wunderbare Grinsen auf meinem Gesicht, schon wenn ich an die Situation dachte, könnte ich Luftsprünge machen!
Ich erzählte ihm also das, was vorgefallen war und allmählich schlich sich auch ein Grinsen auf sein Gesicht.
„Milan, ich bin stolz auf dich! Du hast gut von mir gelernt!“, er klopfte mir als Zeichen seiner Anerkennung auf die Schulter. „Auch wenn ich es etwas schade finde, dass ich den Süßen nicht mehr anrühren darf!“
Tja, Pech gehabt. Sam gehörte jetzt definitiv mir und wenn es jemand wagen sollte ihn anzurühren, würde er es mit mir persönlich zu tun bekommen!
Rick und ich quatschten noch ein bisschen und gleich darauf machte ich mich auf den Weg zu meiner Straßenbahn, die ich natürlich wieder verpasste.
Fast eine Stunde später traf ich zu Hause ein und fand einen Zettel auf dem Flurschrank: Milan, hol bitte um halb vier deine Schwester vom Kindergarten ab, muss noch etwas Dringendes erledigen. Bis heute Abend, hab dich lieb, Mama
Himmelherrgottnocheins, konnte diese Frau auch mal was alleine erledigen?
Mürrisch schoss ich meine Schuhe in die nächste Ecke und schaute auf die Uhr. Eine dreiviertel Stunde hatte ich noch, klasse!
Doch da viel mir plötzlich ein, dass ich ja nicht alleine gehen musste! Ich hatte ja jetzt quasi meinen persönlichen Leibeigenen, der mich bestimmt dorthin begleitet.
Ich zog also mein Handy hervor und suchte nach Sams Namen in der Liste. Schnell war er gefunden und ich drückte den grünen Hörer.
Mensch, der Junge ließ sich aber Zeit. Ungeduldig lief ich quer durch die ganze Wohnung und hätte beinahe das leise „Hallo?“ nicht verstanden.
„Sam?“, oh Shit, das klang wohl etwas zu freundlich.
„Ja?“, wieder nur ein leises flüstern. Verdammt noch mal, wurden dem Kerl die Stimmbänder entfernt oder was?
Ich räusperte mich einmal kurz und fuhr fort: „Du kommst sofort hier her zu mir! Wir haben was zu erledigen und wenn ich sage sofort, dann meine ich das auch so, verstanden?“
Nun war ich mir sicher, dass ich meine gewohnt ruppige Tonlage wiedererlangt hatte.
„Aber…wie…ich…“, stotterte Sam mal wieder vor sich hin, so langsam ging der mir tierisch auf den Keks!!
„KEIN aber!“, brüllte ich ihn an. „Denk an unsere Abmachung!“
Ich sagte ihm noch meine Adresse, dass er in fünfzehn Minuten hier zu sein hatte und legte dann einfach auf.
Und oh Wunder, er stand tatsächlich sechzehn Minuten später an meiner Tür. Der Typ war völlig außer Atem, dachte schon bald, er würde mir gleich umfallen.
„Komm rein, wir haben noch ein bisschen Zeit“, befahl ich ihm und ohne einen Ton, folgte er mir.
Ich schlenderte in die Küche und gab ihm erst einmal ein Glas Wasser. Vielleicht war ich doch zu streng gewesen? Quatsch, der Bengel musste das ab können.
Gierig spülte Sam sein Wasser hinunter und er bedankte sich sogar.
„Wir müssen jetzt los!“, verkündete ich knapp nach einem Blick auf die Uhr. Wir wollten meine Schwester ja nicht warten lassen.
Mir kam es schon merkwürdig vor, dass Sam mir so ohne weiteres folgte. Hatte der Knirps keine Eier in der Hose? Da wartete wohl noch eine Menge Arbeit auf mich. Sehr gesprächig war er auch nicht, also hielt auch ich, bis wir beim Kindergarten angekommen waren, die Klappe.
Ich achtete von da an nicht weiter auf Sam, suchte nur meine Schwester. Nicht das sie sich noch verlief.
„Miiiillaaaaaaannnn!“, da kam Lina auch schon angelaufen und fiel mir auch gleich um den Hals.
„Na, wie war dein Tag, Kleine?“, auch ich umarmte sie, gab ihr einen Kuss auf die Wange. Ich liebte meine kleine Schwester über alles, auch wenn sie mir manchmal auf die Nerven ging. Ich tätschelte ihren Kopf und in dem Moment fiel mir Sam wieder ein.
Ich schaute böse in seine Richtung. Er hatte die Augen weit aufgerissen und starrte uns an.
„Ein Wort zu irgendwem und du bist dran!“, drohte ich ihm.
Blieb nur zu hoffen, dass er mein kleines Geheimnis nicht verriet.
**Sam**
Ich wusste schon, wer mich am anderen Ende der Leitung erwartete, was wohl auch der Grund gewesen war, dass ich nur geflüstert hatte. Milan bestellte mich zu sich, ich hatte 15 Minuten. Wie sollte ich das denn schaffen? Dahin zu kommen, war ein kleines Problem, mit den Rad sollte ich das zehn Minuten locker schaffen, wenn ich beeilte sogar in weniger. Aber ich musste dafür überhaupt erst einmal hier weg. „Mum, ich fahr nochmal los, was erledigen.“, rief ich im Flur und stand schon an der Haustür. „Nichts da, du bleibst hier. Ist dein Zimmer aufgeräumt? Und wo willst du überhaupt hin? Ich hab doch gesagt, ich will vorher Bescheid wissen, wenn du irgendwo hin fährst.“ Na toll, das war ja klar. Ich nickte gehorsam. „Mein Zimmer ist sauber. Ich muss noch was für die Schule erledigen…ähm, wir sollen was recherchieren und nicht das Internet benutzen. Ich muss dafür in die Bücherei.“, log ich und ich fand, dass diese Lüge gar nicht mal so schlecht war. Meine Mutter schüttelte den Kopf. „Was habt ihr denn für unsinnige Lehrer? Aber na gut und das ist und bleibt eine Ausnahme. Vorher werde ich trotzdem dein Zimmer kontrollieren.“ Sie ging den Flur entlang und warf einen Blick in den Raum, oder eher das Räumchen, dass sich mein Zimmer schimpfte. „Dann hau schon ab, aber du bist um sieben bist du wieder hier.“ Ich verdrehte genervt die Augen und nahm meine Schlüssel, ehe ich die Haustür hinter mir zu zog. Ein Blick auf meine Armbanduhr verriet mir, dass ich nur noch sieben Minuten hatte. Ich gab so viel Gas wie ich konnte und stand kurz darauf schnaufend vor Milans Haustür und klingelte. Ich war irgendwie gespannt, was mir da erwarten würde, was er von mir wohl verlangen würde? Am Telefon klang er ziemlich unfreundlich und gereizt. Ich hoffte irgendwie, dass er mir keine körperliche Gewalt antat.
Viel Zeit zum Nachdenken blieb mir nicht, Milan riss praktisch die Tür auf und befahl mir, herein zu kommen. Wir hätten noch etwas Zeit, was er bloß damit meinte? Ich atmete immer noch schwer und weil er nichts sagte, folgte ich ihm einfach in die Küche. Dort reichte er mir ein Glas Wasser, was ich in großen Schlucken leer trank. Ob er doch eine freundliche Seite hatte? Ich bezweifelte das. „Danke.“, murmelte ich, vermutlich viel zu leise. Ich starrte vor mich hin, bis er auf einmal meinte, wir müssten los. Artig folgte ich ihm. Ich traute mich nicht, mich gegen ihn zu wehren, was sollte ich auch tun? Ihn schlagen? Wohl kaum, da würde ich den Kürzeren ziehen. Zudem hielt ich es für das Beste, einfach meinen Mund zu halten, um nichts zu sagen, was ihn verärgern könnte. Ich beschloss einfach das zu tun, was er mir sagte, keine Fragen zu stellen und mich unauffällig zu verhalten.
Wir waren ein Stück gelaufen und standen vor einem Kindergarten. Was wollte Milan hier? Die Frage erübrigte sich, als ein kleines Mädchen auf ihn zugelaufen kam und laut seinen Namen rief. Er hatte eine kleine Schwester? Er schloss sie in die Arme und behandelte sie unglaublich liebevoll. Mich schien er völlig vergessen zu haben. Auf einmal drehte er sich zu mir um und starrte mich an. Mein Gesichtsausdruck war noch immer fassungslos und seine Augen funkelten böse. Ich konnte einfach nicht glauben, dass ein Mensch wie Milan, so wie ich ihn kennen gelernt hatte, so nett und liebevoll mit einem kleinen Kind umgehen konnte. „Ein Wort zu irgendwem und du bist dran!“, drohte er mir und ich zog, wie sollte es auch anders sein, den Kopf ein und nickte schwach. Was sollte ich auch machen? Jedem in der Schule erzählen, wie er seine kleine Schwester behandelte? Das war ja lachhaft. Als ob mir das irgendwas bringen würde. Vermutlich würden alle Mädchen ihm hinterher rennen, dann käme zu seinem guten Aussehen, seinen blauen Augen und seiner wilden Frisur aus schwarzen Haaren und dem Bad-Boy Image auch noch seine liebevolle Ader. Die Mädchen würden Schlage stehen, um ein Date bei ihm zu bekommen. Ich würde mich da wahrscheinlich auch noch anstellen, so dumm und naiv, wie ich war.
Wir liefen also den ganzen Weg wieder zurück. „Milan, wer ist das?“, fragte seine kleine Schwester irgendwann. „Sam.“, antwortete Milan nur knapp. „Lauf schon mal ein Stück vor und warte an der Ampel auf uns, okay?“ Das kleine Mädchen nickte und Milan verlangsamte seine Schritte, ich passte mich automatisch an. Ich benahm mich wie ein Hund. „Du wirst mich in Zukunft öfter begleiten, so ein Weg ist alleine ziemlich langweilig. Und es wird nicht besser, wenn du die ganze Zeit deine Klappe hältst.“ Was erwartete er denn von mir? Was sollte ich denn sagen? „A-aber, w-was soll ich d-denn machen?“, stotterte ich. Das sollte ich mir schleunigst abgewöhnen, so wie Milan mich ansah. „Also erstens hörst du auf rum zu stottern wie ein kleines Kind und zweitens wird du lauter sprechen.“, wies er mich an und sah mich grimmig an. „Das nervt.“ Wir waren an der Ampel angekommen, wo seine Schwester fröhlich lächelnd auf uns wartete. Auch in Milans Gesicht war nun, da die Kleine vor ihm stand, ein Lächeln zu sehen. Es stand ihm gut und er sah damit noch besser aus, als er es sowieso schon tat.
Zurück in seinem Haus bat Milan seine Schwester, auf ihr Zimmer zu gehen. Sie nickte und rannte davon. Ich stand total verloren um Flur herum und wusste nicht, was ich machen sollte und auch nicht, wo ich hinsehen sollte, also hielt ich den Kopf gesenkt und hatte die Hände tief in den Hosentaschen vergraben. „Jetzt zu dir.“ Milan stand dicht vor mir, ich konnte sein Aftershave riechen. „Sieh' mich gefälligst an, wenn ich mir dir rede!“, blaffte er. Ich wollte meinen Kopf heben, aber ich konnte nicht, ich hatte immer noch Angst vor ihm und wollte nicht in sein Gesicht gucken, wollte sein Grinsen nicht sehen. Seine Hand drückte von unten gegen mein Kinn und er zwang mich so dazu, ihn anzusehen. „Geht doch. Ist doch nicht so schwer, nicht wahr?“ Seine blauen Augen leuchteten noch immer und seine Lippen waren zu diesem Grinsen verzogen, das ich so sehr hasste. Da ich nicht nicken konnte, um zu antworten, musste ich wohl oder übel reden. Und das auch noch laut und ohne zu stottern. „N-nein. War es nicht.“ So schlecht war das ja schon mal nicht. Die Nähe zu Milan machte mich noch immer nervös.
**Milan**
Bis jetzt hatte doch alles ganz gut funktioniert. Ich bat meine kleine Schwester zum Spielen in ihr Zimmer zu gehen und ohne zu murren, tapste sie tatsächlich davon. Jetzt musste ich mir nur noch einmal den Knirps vorknöpfen, denn unter keinen Umständen durfte jemand erfahren, welch gute Beziehung ich zu Lina hatte.
„Jetzt zu dir.“, fuhr ich ihn also abermals barsch an.
Doch Sam schaute mich wieder nicht an. Er stand nur da, wie ein Häufchen Elend und saugte sich mit seinen Blicken geradezu an unseren Fußboden fest. Ich würde noch durchdrehen, wenn das so weiter ging. Kurzerhand packte ich ihn am Kinn und zwang ihn so, mich anzusehen. Seine grauen Augen schauten mich ängstlich, und ich glaubte auch ein wenig Traurigkeit in ihnen zu lesen, an und beinahe hätte ich Mitleid mit ihm gehabt.
Aber hallooo? Angst brauchte der Knirps wohl wirklich nicht zu haben. Respekt ja, Angst, nein! Basta.
„Geht doch. Ist doch nicht so schwer, nicht wahr?“, ich bemühte mich meine grobe Tonlage ein wenig runter zu schrauben, konnte mir mein spöttisches Grinsen jedoch nicht verkneifen. Ich wollte ja nicht, dass der Kleine mir hier noch zusammen brach.
„N-nein. War es nicht.“, brachte Sam ein wenig besser von sich, doch irgendwie war ich noch immer nicht zufrieden. Irgendetwas störte mich an dem Burschen, konnte aber selber noch nicht sagen, was es war. Ich ließ Sams Kinn los, blieb aber wo ich war und schaute mir meinen Gegenüber etwas genauer an. Sam war ein wenig kleiner als ich, rotbraune Haare schmückten seinen Kopf und seine Figur…jetzt wusste ich was es war, der Typ war definitiv kein ganzer Kerl.
Durch sein enganliegendes Shirt konnte ich nicht sehr viel erkennen, doch auch so bemerkte ich, dass der Junge nicht viel auf den Rippen haben konnte.
Wer weiß welcher Teufel mich geritten hatte, doch aus einem Impuls heraus legte ich ihm meine Hand auf die Brust.
Sam sog zischend die Luft ein, doch ich ignorierte ihn. Viel wichtiger war mir in diesem Moment, was sich wohl unter dem Shirt befand.
„Zieh dein Shirt aus, Sammy“, hauchte ich ihm ins Ohr. Mal sehen, wie der Kleine darauf reagierte. Innerlich lachte ich mich halb schlapp, konnte ich doch sehen, wie sich eine heftige Gänsehaut über Sams Arme ausbreitete und er sich tatsächlich an den Saum seines Shirts packte. Er schien noch ein wenig mit sich zu hadern, denn seine Bewegungen stoppten und er hatte die Augen zusammengekniffen. Sein Kopf glühte feuerrot.
„Komm schon, kleiner Sammy.“, spornte ich ihn mit meiner erotischsten Stimme an und tatsächlich hatte der Knirps es sich kurze Zeit später über den Kopf gezogen und hielt sich nun krampfhaft daran fest. Noch immer hatte er seine Augen fest zusammen gekniffen.
Oh je…mein kleiner Sammy war ja leichter zu beeinflussen, als meine vierjährige Schwester!
Was sollte ich nun tun? Die Sache hier und jetzt beenden oder sehen, wie weit er ging? Ach scheiß drauf, dachte ich mir und fuhr mit meinem Zeigefinger über seinen wirklich schlanken Oberkörper. Das Ganze begann, mir wirklich Spaß zu machen und es viel mir schwer, ernst zu bleiben.
„Bitte, lass das…“, murmelte der Kleine vor sich hin.
Oh Wunder, es sprach, doch Sam schien wirklich nicht sehr lernfähig zu sein.
„Habe ich dir nicht was gesagt?“, fragte ich ihn jetzt wieder strenger und ich sah, wie er langsam nickte.
Also musste ich wohl weiter nachhaken, wenn er seine Zähne nicht auseinander bekam: „Und was, Sam?“
Eigentlich fragte ich mich, ob ich nicht viel zu weit ging. Immerhin hatte der Junge für heute genug Ärger gehabt. Er war gerade den ersten Tag an der neuen Schule und ich machte ihm das Leben zur Hölle. Und was ich hier tat, war sicherlich nicht ganz angenehm für den Knirps.
Doch so war ich nun mal, er musste endlich lernen, dass zu tun, was ich von ihm verlangte, ansonsten würde ich bei Rick als Waschlappen durchgehen. Und das konnte ich auf gar keinen Fall akzeptieren.
Da ich Sam die ganze Zeit über angeschaut hatte, sah ich auch, dass dieser langsam seine Augen öffnete. Endlich!! Noch immer völlig errötet, schaute er mich mit seinen Kulleraugen an. Sie schimmerten verdächtig, doch ich konnte nicht wieder aufhören.
Er wollte gerade zu einer Antwort ansetzten, doch in diesem Moment zog ich ihn zu mir heran. Eine Hand landete auf seiner Hüfte, die andere in seinen Nacken und ich drückte ihm meine Lippen auf die seinen.
Sam rührte sich kein Stück, hielt sogar den Atem an und ich? Auch ich konnte mich nicht weiter bewegen. Mein Herz raste in meiner Brust und ich hörte das Rauschen meines Blutes in den Ohren.
Okay…Halt, Stopp!!
Was tat ich hier zum Teufel noch mal? Ich küsste hier grade einen Jungen, verdammt!
Eigentlich wollte ich den Knirps nur aufziehen, doch irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht. Warum begann mein Herz plötzlich so schnell an zu rasen?
Langsam, um mein inneres Durcheinander nicht zu zeigen, löste ich mich von ihm und ging betont langsam in die Küche.
Hier atmete ich einmal leise tief ein und wieder aus, immer darauf bedacht, dass Sam mich nicht hörte.
Als ich mich wieder einigermaßen gesammelt hatte, raffte ich mich auf und rief nach dem Kleinen, da er sich noch immer nicht gezeigt hatte.
„Sam, komm her!“, rief ich wieder barsch und hoffte, dass man mir mein glühendes Gesicht nicht ansehen konnte.
**Sam**
Ich spürte Milans Blicke förmlich auf mir, wie tastende Finger erkundeten sie mich. Ich konnte mich noch nicht ganz entscheiden, ob mir das gefiel, oder nicht. Wie von der Tarantel gestochen zog ich die Luft ein, als auf einmal Milans Hand auf meiner Brust landete. Ich wagte es nicht, mich zu bewegen. Wer weiß, was er vorhatte und was er tun würde, wenn ich auch nur einen Zentimeter zurückweichen würde. Sein Kopf näherte sich meinem Ohr und er befahl mir flüsternd, mein Shirt auszuziehen. Das konnte er nicht ernst meinen! Er erwartete doch nicht, dass ich mich vor ihm auszog! Eine Gänsehaut erfasste meinen Körper, woran vermutlich mehrere Dinge schuld waren. Milan stand wieder viel zu dicht vor mir, außerdem hatte er mich Sammy genannt. Es klang wie ein lieb gemeinter Kosename. Aber das war er sicher nicht. Ich spürte, wie sich die Gänsehaut noch etwas verstärkte, als ich meine Hände an den Rand meines Shirts legte und daran dachte, dass ich gleich ohne Oberteil vor Milan stehen würde. Ich hätte in diesem Moment mit einer Tomate aufnehmen können, so rot war mein Kopf und ich kniff die Augen zusammen, ich konnte Milans Anblick nicht ertragen und mich genauso wenig dazu durchringen, mir das Shirt endgültig über den Kopf zu ziehen. „Komm schon, kleiner Sammy.“, ermutigte er mich. Seine Stimme war aber auch verdammt verführerisch und ich zog mich tatsächlich aus, die Augen immer noch geschlossen. Meine Hände schlossen sich krampfhaft und das Stück Stoff in ihnen. Die Hoffnung, er würde aufhören und mich nach Hause schicken, verpuffte, als er langsam mit seinem Finger über meinen Körper fuhr, er begann an meinem Hals und endete knapp unter meinem Bauchnabel. Ich war nicht einmal mehr in der Lage zu zittern oder mich in irgendeiner Weise zu bewegen, ich war zu einer Salzsäule erstarrt und meine leisen gemurmelten Worte hielten ihn auch nicht auf. Er fragte mich, ob er mir nicht etwas gesagt hatte und ich erinnerte mich an seine Worte zu meiner Sprechweise. Ich nickte. Es schien ihm nicht zu reichen, ich sollte es wiederholen. Ich konnte nicht mehr, war mit den Nerven total am Ende. Irgendwie brachte ich es fertig, meine Augen zu öffnen. Ich stand kurz davor in Tränen auszubrechen und sah Milan an. In meinem Kopf formten sich schon die Worte, die er von mir verlangte, als ich nur noch spürte, wie seine Lippen auf meinen landeten, eine Hand meine Hüfte in Beschlag nahm und die andere sich in meinen Nacken legte. Er küsste mich! Milan küsste mich! Ich hielt die Luft an. Wie sollte ich das finden? Vermutlich hätte ich mich wehren sollen, aber seine Nähe und seine Autorität berauschten mich noch immer.
Plötzlich ließ er von mir ab und schlenderte förmlich in die Küche. Er ließ mich, halb nackt, nach einem Kuss, der völlig unerwartet kam, im Flur stehen. Na gut, man konnte es nicht mehr stehen nennen, ich sackte völlig in mich zusammen, krabbelte zur nächsten Wand und lehnte mich dagegen, die Beine angezogen, mein Gesicht in meinem Shirt vergraben und die Tränen flossen förmlich über mein Gesicht. Er hatte mir den gesamten Tag zur Hölle gemacht, ich dachte, es könnte nicht schlimmer kommen und er küsste mich einfach! Was für mich fast noch schlimmer war, als die Tatsache, dass er mich geküsst hatte, war, dass es mir gefallen hatte. Aber er machte mich auch in einem entfernten Winkel meines Inneren wütend, er hatte mir meinen ersten Kuss gestohlen. Ja, ich war bis dahin noch nie geküsst worden und er tat es einfach so. Als sei das in dieser Situation eine völlig normale Reaktion. Er rief nach mir, ich sollte zu ihm kommen, aber meine Beine versagten mir den Dienst. Als ich nach dem dritten Versuch noch immer nicht auf den Beinen stand, blieb ich sitzen. Schlimmer konnte es ja nicht werden.
Als Milan bemerkte, dass ich nicht zu ihm kommen würde, kam er wütend zurück in den Flur. „Wenn ich sage, du sollst herkommen, dann hast du das auch zu tun.“, herrschte er mich an. Ich drückte mein Gesicht zurück in mein nass geheultes Shirt und schniefte. Vor ihm zu weinen war mir verdammt peinlich, aber ich schaffte nicht, damit aufzuhören. Stoff raschelte und ich fühlte eine Hand auf meiner Schulter. „Hör auf zu heulen und guck mich an.“, forderte er, aber nicht ganz so barsch, wie sonst, freundlich war es jedoch auch nicht. Ich hob den Kopf und sah ihn an. „Das hier erfährt niemand, hast du das verstanden?“ Langsam nickte ich. „Dann kannst du jetzt gehen.“ Milan war wieder aufgestanden. Er konnte mich doch jetzt nicht einfach weg schicken! Ich versuchte erneut auf die Beine zu kommen und wieder knickte ich ein. Dem Drang, mich wie ein Embryo zusammen zu rollen, wiederstand ich. Um ihn ansehen zu können, musste ich leicht den Kopf heben, was mich alle Mühe kostete, ich war total fertig. „D-du k-kannst mich d-doch nicht einfach w-weg schicken.“, brachte ich mühsam nach mehreren Anläufen heraus. Es war mir egal, wie er auf meinen Wiederspruch reagieren würde, in diesem Moment war mir beinahe alles egal, ich wollte nur nicht aufstehen und ich wollte nicht weg. So komisch es klingen mag, ich wollte nicht aus Milans Reichweite verschwinden. Irgendwie wünschte ich mir, er würde mich in den Arm nehmen und mich trösten. Dieser Wunsch war vermutlich ziemlich unrealistisch. „Steh auf.“, forderte er genervt und nahm meine Hand, um mich nach oben zu ziehen. Er zog mit so viel Schwung, dass ich in seinen Armen landete und wir zusammen gegen die nächste Wand vielen. Mit großen Augen sah ich ihn an. Was würde er nun tun? Ich konnte sehen, wie er darüber nachdachte, ich selbst schaffte es nicht, mich in irgendeiner Weise zu bewegen. Wie gesagt, seine Nähe berauschte mich und ließ mich erstarren.
**Milan**
Nun lag der Kleine in meinen Armen und ich wusste nicht, was ich tun sollte. Herrgott noch mal, was war denn nur los mit mir? Und vor allem, was war los mit ihm?
Ich atmete einmal tief durch und beschloss, dass es für heute genug war. Also schob ich Sam von mir herunter, schaute in seine verheulten Augen und sagte: „Reiß dich endlich zusammen und geh endlich nach Hause!“
Er wollte protestieren, doch ich ließ keinen Widerspruch zu, zog ihn nun etwas vorsichtiger auf die Beine und beförderte ihn kurzerhand vor unsere Haustür. Mit einem lauten Knall ließ ich sie zu fallen, blieb jedoch unschlüssig dort wo ich war.
Warum war diese Neckerei nur so aus dem Ruder gelaufen? Ich wollte Sammy doch nur ein bisschen aufziehen und plötzlich spielte mein eigener Körper verrückt. Mein rasendes Herz hatte sich noch immer nicht richtig beruhigt, schob es jedoch kurzerhand auf die Unmengen Kaffee, die ich in der Schule zu mir genommen hatte.
Plötzlich kam Lina um die Ecke, schaute sich Neugierig um und kam dann auf mich zu.
„Spielst du mit mir, Milan?“, meine kleine Schwester schaute mich mit erwartungsvollem Blick an.
Wer konnte da schon nein sagen?
„Na klar, lass uns in den Garten gehen.“, ich nahm sie an die Hand und ging, nachdem ich noch ein paar Spielsachen besorgt hatte, mit ihr nach draußen.
Die Ablenkung tat mir ganz gut, da ich nicht weiter über das Geschehene nachdachte.
Als die Sonne schon langsam unter ging, bemerkte ich meine Mutter. Sie setzte sich auf einen der Gartenstühle und beobachtete uns lächelnd beim Spielen.
Ich verstand mich eigentlich recht gut mit ihr. Klar, wir hatten auch unsere Differenzen, doch solange ich ab und zu auf Lina aufpasste, hatte ich auch meine Freiheiten. Ich musste zwar immer bescheid geben, wohin ich ging und wann ich wieder kam, aber im Großen und Ganzen war es ihr egal.
Mein Vater war da ein ganz anderes Kaliber. Von morgens bis abends war er arbeiten. Immer wenn meine Mutter darüber schimpfte, meinte er: „Schatz, so ist das auf dem Bau.“
Das er wirklich dort arbeitete, wagte ich nicht zu bestreiten, doch irgendwie hatte ich das Gefühl, dass auch noch etwas anderes dahinter steckte. Diesbezüglich hielt ich aber lieber meine Klappe, denn unser Verhältnis war auch so schon angeschlagen genug. Leider wusste ich nicht warum es so war, doch er behandelte Lina um einiges Liebevoller als mich. Mit ihr spielte er zusammen, alberte rum oder nahm sie des Öfteren in den Arm. Doch bei mir konnte er nur Regeln verkünden, mich beschimpfen, was für ein Nichtsnutz ich doch sei und vieles mehr. Also war ich froh, dass er so gut wie nie zu Hause war.
Ich war gerade dabei meiner Schwester die Füße im Sandkasten einzubuddeln, da rief meine Mutter mich. „Milan, kommst du mal bitte?“
Lina, die sie noch nicht bemerkt hatte, sprang sofort auf und lief stürmisch auf sie zu. Auch jetzt ließ die Kleine wieder den Klammeraffen raus hängen. Ob sich das jemals ändern würde?
Als ich bei meiner Mum ankam, schickte sie Lina zurück in den Sandkasten und bat mich, mich neben sie zu setzen.
„Danke, dass du heute auf sie aufgepasst hast und sie in den Kindergarten gebracht hast!“, begann sie, fuhr aber gleich fort. „Nun ja, wenn du sie morgen auch noch hin bringst, dann hast du das komplette Wochenende für dich!“
Wow, das war wirklich mal ein Angebot. Morgen war bereits Mittwoch und da wir die anderen beiden Tage wegen renovierungsarbeiten an der Schule frei hatten, kam mir das ganz gelegen.
„Das ist klasse Mum, aber Dad findet das bestimmt nicht so toll…“, murmelte ich vor mich hin und meine Stimmung schlug gen Nullpunkt.
Dieser alte Sack würde es mir unter gar keinen Umständen gönnen, vier Tage frei zu haben. Mit Sicherheit durfte ich irgendwelche Arbeiten verrichten, wie zum Beispiel den Rasen zu mähen, die Hecke zu schneiden und so weiter und so weiter.
„Mach dir um deinen Vater mal keine Sorgen! Ich habe eine kleine Überraschung für ihn vorbereitet. Da ein verlängertes Wochenende für euch Kinder bevorsteht, werde ich mit deinem Vater und Lina für das komplette Wochenende an die See fahren. Du hast also das Haus für dich alleine!“
Ich konnte gar nicht glauben, was sie da erzählte. Hammer geil! Vor Freude sprang ich von meinem Stuhl auf und fiel ihr um den Hals.
„Danke Mum, danke, danke, danke!“
Sie lachte herzlich und drückte mich an sich. „Eigentlich sollte es eine Überraschung für deinen Vater sein, aber es freut mich, dich damit glücklich zu machen!“
„Das tust du!“, bestätigte ich ihr noch einmal und hatte das Gefühl, gleich vor Freude platzen zu müssen.
Auch den restlichen Abend konnte mir keiner das fröhliche Grinsen aus dem Gesicht wischen. Nicht einmal mein Vater, der es nicht für gut befand, mich alleine in seinem Haus zu lassen. Pech Alter, dachte ich mir. Dieses Mal hatte meine Mutter die Hosen an.
Nach dem Essen ging ich nach oben in mein eigenes Badezimmer um mich ausgiebig zu Duschen. Erst dort viel mir auf, dass ich noch immer mein versautes Nike Shirt an hatte und schämte mich gleich dafür. Oh Gott, was mussten die Leute wohl von mir denken? Deswegen hatten mich heute wahrscheinlich auch alle so angestarrt. Na ja, jetzt war es auch egal. Mit schnellen Bewegungen hatte ich mich aus meinen Klamotten befreit und stieg gleich darauf in die Duschkabine. Das warme Wasser entspannte ungemein und in Gedanken ließ ich den heutigen Tag noch einmal Revue passieren.
Unwillkürlich musste ich wieder an Sam denken. Scheiße nochmal! Ich hatte ihn wirklich geküsst!! Wäre es wirklich nur aus dem Grund gewesen, dass ich ihn ärgern wollte, warum hatte mein Herz plötzlich so schnell angefangen zu rasen?
Ich legte einen Finger auf meine Lippen und hatte das Gefühl, seine noch immer dort zu spüren. Sie waren unglaublich weich gewesen, obwohl er sich keinen Millimeter gerührt hatte. Auch als ich meine Zungenspitze über seine süßen Lippen gleiten lassen hatte, bewegte er sich nicht. Das war doch ein klares Zeichen von Abneigung, oder?
War auch kein Wunder, so wie ich ihn heute behandelt hatte. Ich musste Sam irgendwie die Angst vor mir nehmen, denn so war er zu nichts zu gebrauchen. Trotzdem fragte ich mich, warum der Kleine nicht abgehauen war, als ich ihn gehen lassen hatte. Stattdessen hatte ich das Gefühl er wollte gar nicht weg.
Himmel, ich war schon ganz durcheinander und das nur, wegen eines Typen. Ein kleiner Wicht, ein Niemand. Ich musste mich dringend wieder zusammen reißen. Vielleicht half ja auch eine Freundin. Dann würde ich bestimmt wieder auf andere Gedanken kommen. Das war eine gute Idee. Ich würde das Wochenende zum Feiern nutzen, eine heiße Braut aufreißen und wieder auf andere Gedanken kommen.
Ich stieg also wieder aus der Dusche, machte mich soweit Bettfertig und legte mich auch gleich hin.
Bevor mir jedoch die Augen zu fielen, schnappte ich mir noch einmal mein Handy und schrieb dem Knirps eine SMS: „Bis Montag entlasse ich dich von deinen Pflichten, geh mir bis dahin aus dem Weg, sonst setzt es was!!“
Als ich sie abgeschickt hatte, konnte ich mich entspannt zurück lehnen und schlief auch recht schnell ein.
Am nächsten Morgen wurde ich sehr früh wach, konnte mich also in Ruhe fertig machen, etwas Essen und Lina für den Kindergarten fertig machen. Nachdem ich sie angezogen hatte und mir meinen Rucksack geschnappt hatte, nahm ich meine Schwester wie immer auf meinen Arm und öffnete die Haustür.
Was ich dann sah, verschlug mir fast den Atem.
„Saaaaaammmmm!“, freute Lina sich und zappelte wild herum, weil sie von meinem Arm runter wollte.
Auch das noch!!!!
**Sam**
Fassungslos stand ich, ohne Oberteil, vor Milans Haustür. Nicht nur, dass er mich ziemlich mies behandelt hatte und mich rausgeworfen hatte, nein, mein Shirt lag noch in seinem Haus! Ich traute mich aber auch nicht zu klingeln und fuhr nach Hause, schließlich wollte ich keinen Streit mit meiner Mutter provozieren.
„Sam, wie siehst du aus?“, schrie meine Mutter mich trotzdem hysterisch an, als ich versuchte ohne einen Laut an der Küche vorbei zu kommen. Ich schwöre, sie hört besser als normale Menschen. Jetzt brauchte ich nur noch eine brauchbare Ausrede. „Ich…Ich bin an einem Metallregal hängen geblieben und dann ist mir das Shirt aufgerissen und es war so kaputt, das ich es direkt in der Bücherei in den Müll geworfen habe.“ Ich bezweifelte ja, dass sie mir das glauben würde. „Du bist ein verdammter Tollpatsch, wie dein Vater. Ab mit dir, ich will dich heute nicht mehr sehen!“ Mit hängenden Schultern schlurfte ich an ihr vorbei in die Küche, nahm mir eine Flasche Wasser und einen Apfel, dann verschwand ich und schloss leise die Tür meines Zimmers hinter mir. Bevor ich einschlief, klingelte mein Handy. Milan entließ mich bis Montag, was bedeutete, ich hatte vier volle Tage, um mich zu erholen. Aber irgendwie freute ich mich nicht besonders darüber. Ich sollte ganz, ganz schnell aufhören, mich bei Milan wohl zu fühlen.
Am nächsten Morgen hatte ich, mal wieder, etwas verschlafen und meine Mutter hielt es ja nicht für nötig, mich zu wecken. Das Problem war, glaube ich zumindest, dass ich meinen Vater zum Wechseln ähnlich sah, nur war ich kleiner und schmaler. Vermutlich hasste sie mich, weil sie ihn hasste. Hastig sprang ich in meine Klamotten, als mir wieder einfiel, dass mein T-Shirt von gestern noch immer bei Milan lag. Ich brauchte es wieder. Na gut, ich wollte es wieder haben. Eilig, um noch vorher bei ihm vorbei fahren zu können, schmiss ich mein Zeug in die Schultasche, nahm mir ein trockenes Brötchen aus der Küche und verschwand. Kurz vor Milans Haus fiel mir auf, dass ich mein Handy hatte liegen lassen. Shit! Was sollte ich machen, wenn Milan es sich im Unterricht anders überlegte und doch was von mir wollte? Ich war nicht erreichbar. Inzwischen hatte ich sein Haus erreicht und stand unsicher davor und zweifelte meinen Plan an. Es war sicher keine gute Idee, ihn zu besuchen. Ich beschloss, wieder zu gehen, da wurde die Haustür aufgerissen und Milans kleine Schwester schrie meinen Namen. Milans Blick nach zu urteilen war er nicht gerade erfreut mich zu sehen. „Ich…also…mein Shirt.“, stammelte ich und wurde rot, als das kleine Mädchen meine Beine umklammerte. Milan verschwand hinter der Tür und kam kurz darauf mit meinem Shirt zurück. „Hier.“, brummte er unfreundlich wie immer und drückte es mir in die Hand. „Kommst du wieder mit und bringst mich mit Milan zum Kindergarten?“ Dieser Dackelblick ließ eigentlich kein „Nein“ zu, aber ich hatte das nicht zu entscheiden. „Das geht nicht Lina. Sam muss noch was wichtiges erledigen.“, erklärte Milan seiner Schwester freundlich und für mich war es nun deutlich genug, ich hatte zu verschwinden. Aber so einfach ließ Milan mich nicht gehen. „Geh doch schon mal vor.“, wies er Lina an und schloss die Haustür hinter sich. „Ich hab gesagt, bis Montag hast du frei, dein Shirt hättest du dir auch wann anders holen können.“, schnauzte er. Mein Kopf würde irgendwann in dieser Position festwachsen, so oft, wie ich ihn einzog. „Ich…ich hab k-kein Handy d-dabei.“, murmelte ich noch. „Falls d-doch etwas ist.“, fügte ich hinzu. „Zum dritten Mal, bis Montag will ich dich nicht sehen und jetzt verzieh dich.“ Ich machte, dass ich weg kam, mich mit Milan anzulegen kam auf meiner Wunschliste so ziemlich als letztes.
Am Schuleingang trat ich auf Mike. „Hallo Sam. Unglaublich, dass wir ein langes Wochenende haben, oder? Und das nur, weil hier alles renoviert werden muss. Wenn wir Glück haben, dauert es sogar länger und am Montag und Dienstag fällt die Schule auch noch aus.“, begrüßte mein neuer Kumpel mich gut gelaunt. „Wär ja cool.“, erwiderte ich schlicht und wir schlenderten Richtung Klassenraum. Die Physikstunde ließ ich so gut es ging über mich ergehen und die folgende Stunde Musik war ebenso langweilig, da sie lediglich aus Theorien über Symphonien bestand und dass hatten wir an meiner alten Schule bereits durch genommen. In der Pause saß ich mit Mike und seinen Freunden auf ein paar Bänken und wir interhielten uns über unsere Pläne für das lange Wochenende. Ich hatte noch gar keine, was sich jedoch schlagartig änderte, als ein kleiner Junge, ich vermutete, dass es ein Siebtklässler war, auf mich zu kam und mir einen Zettel in die Hand drückte, nachdem er sich versichert hatte, dass ich Sam hieß. Ein Schauer lief mir den Rücken herunter, als ich sah, wie der Kleine mit Milan sprach und sich dann ganz schnell verzog. Ich faltete den Zettel auseinander. „Das zeigst du niemandem, kapiert!“ stand und ordentlichen Buchstaben auf dem Blatt, bevor ich es ganz aufgefaltet hatte. „Bin gleich wieder da.“, murmelte ich und meine neunen Klassenkameraden sahen mir fragend hinterher. Ich schloss mich auf der Toilette in einer Kabine ein und faltete das Blatt vollständig auf. „Sammy, ich hab es mir anders überlegt, du hast nicht frei. Du wirst heute Abend um sechs bei mir auftauchen, mit genug Wäsche und was du sonst noch so brauchst, um bis Sonntagmorgen bleiben zu können. Denk dran, du hast keine Wahl. Du wirst niemandem davon erzählen und mir zunicken, wenn du den Zettel gelesen hast. Außerdem wirst du ihn zerreißen und entsorgen. Bis heute Abend, Sammy.“ Mir wurde abwechselnd heiß und kalt und ich fing an zu schwitzen. Was wollte Milan nur von mir? Hatte er mich gestern nicht genug gequält? Ich schloss die Tür auf und erschrak, als mein Peiniger an der gegenüberliegenden Tür lehnte. „Hallo Sammy. Ich freu mich schon sehr auf heute Abend.“ Er hatte sich vorgebeugt, um die die Worte mit seiner verführerischen Stimme ins Ohr zu flüstern. Eine Gänsehaut jagte über meinen Körper und mein Atem ging schon wieder hektisch. Er nahm mir den Zettel aus der Hand, zerriss ihn in viele kleine Fetzen und ließ sie auf mich herab regnen. „Sei pünktlich. Letztes Mal hattest du eine Minute Verspätung.“ Schon war er verschwunden. Wie sollte ich meiner Mutter den erklären, dass ich das ganze Wochenende nicht da sein würde?
Das war gar nicht nötig, wie sich herausstellte, als ich zu Hause ankam, war die Wohnung leer. In der Küche lag ein Zettel. „Bin eine Woche mit Steffen an der Ostsee. Das Geld muss reichen. Bis Montag.“ Ganz toll, die Leute schienen es ja gut zu finden, mir wichtige Dinge per Zettel mitzuteilen. Wer zur Hölle war überhaupt Steffen? Soweit ich weiß hatte sie gar keinen neuen Freund. Sie hatte mir für fünf Tage 20 Euro da gelassen, sehr großzügig war sie ja nicht gerade. Eigentlich war es mir auch egal, ich war sie los und hatte nur noch ein Problem, um das ich mich kümmern musste. Wie sollte ich das Wochenende bei Milan überleben, ohne dabei einen Nervenzusammenbruch nach dem anderen zu bekommen? Wahllos warf ich ein paar Klamotten, Handtücher, Waschzeug und ein Buch in eine kleine Sporttasche. Ich war verdammt nervös. Ich wollte einerseits nicht zu Milan, weil ich noch immer Angst vor ihm hatte, andererseits zog es mich zu ihm, zudem wollte ich wissen, was er vorhatte.
Mit zitternden Fingern klingelte ich um Punkt sechs an seiner Haustür. Hallo Hölle.
**Milan**
Nach der Schule hing ich noch ein paar Stunden mit Ricky ab, denn immerhin musste ich ihm von meinem grandiosen Plan für das Wochenende berichten. Dieser empfand die Idee als gar nicht so schlecht und kündigte sich gleich für heute Abend an. Er wollte unbedingt sehen, wie der Knirps von A nach B lief um uns von vorne bis hinten zu bedienen. Zwar ging mir dieses „uns“ gewaltig gegen den Strich, aber was sollte ich denn machen? Eigentlich hatte ich mir das Ganze ein wenig anders vorgestellt, wollte ich doch das komplette Wochenende nutzen um mir meinen kleinen Sammy ein wenig zu erziehen. Naja, egal!
Als ich zu Hause ankam, war tatsächlich niemand da. Meine Mum hatte mir vorher schon eine Menge eingekauft, damit ich auch bloß nicht verhungerte. Meine Güte, ich war hier offiziell alleine und nicht mit zehn weiteren Personen in diesem Haus.
Ich schaute auf die Uhr und musste feststellen, dass mir nur noch eine Stunde blieb bis der Kleine hier war. Das hoffte ich zumindest für ihn! Rick hatte sich für zwanzig Uhr angemeldet und entschieden, die Pizza mit zu bringen.
Ich lief hoch in mein Zimmer, schmiss meine Schultasche wie sonst auch in eine Ecke und räumte ein wenig mein Zimmer auf. Danach ging ich mich duschen und machte mich zurecht. Doch diese blöden Haare wollten einfach nicht sitzen! Als mir meine Frisur einigermaßen gefiel, stand ich vor meinem Kleiderschrank und suchte mir meine besten Klamotten raus. Ich zog meine dunkelblaue Jeans, die mir gut auf der Hüfte saß, ein schwarzes Billabong Shirt und meine neuen Turnschuhe von Nike an und betrachtete mich ausgiebig im Spiegel. Perfekt!! Sollte Rick es sich doch anders überlegen und doch noch auf Mädchenfang gehen wollen, war ich perfekt vorbereitet.
Gerade wollte ich den Laptop hochfahren, um meine Mails zu checken, da klingelte es bereits an der Tür.
Ich ging extra langsam nach unten, Sammy sollte ja nicht denken, dass ich bereits auf ihn gewartet hatte. Doch insgeheim freute ich mich wirklich, dass er nun bis Sonntag bei mir war. Immerhin hatte ich eine Menge mit ihm vor und zu wissen, dass ich kein Stück im Haushalt machen musste, geschweige denn mich selbst bewegen musste , verlieh dem Ganzen das gewisse Extra.
Unten angekommen, öffnete ich also die Tür und schaute erst einmal auf meine Uhr.
„Du bist pünktlich! Aber glaub ja nicht, dass du so deine vorherigen Fehler wieder gut machen kannst!“, ein Lob an dieser Stelle wäre wirklich nicht angebracht gewesen, hinterher bildete sich der Junge noch sonstewas darauf ein.
Sam sagte nichts dazu, stand nur mit seiner Tasche in der Hand da. Mich hätte wirklich interessiert, was in seinem Kopf vorging.
„Stehst du nur blöd da rum, oder brauchst du eine extra Einladung?“, fuhr ich ihn mal wieder an und ging einfach wieder nach drinnen.
Wie ich es mir erhofft hatte, folgte Sam mir und schloss die Tür hinter sich. In diesem Moment, fühlte ich mich wie der König der Welt. Mein persönlicher Leibeigener war in meinem Haus und er würde das ganze lange Wochenende tun was ich ihm sagte. Klasse!
„M…meine Tasche…wo soll ich sie abstellen?“, Sam stand noch immer im Flur und stand da wie bestellt und nicht abgeholt.
Seine Aussprache wurde ja immer deutlicher. Wenn das den ganzen Abend so blieb, dann würde er mit Sicherheit ein Lob von mir bekommen.
„Mitkommen!“, ich dirigierte ihn nach oben in mein Zimmer und folgte auch wieder brav.
Dort angekommen staunte er beinahe Bauklötze. Ich hatte noch nie gesehen, dass ein Mensch, wegen ein paar Wertgegenständen solche Augen machen konnte.
Nachdem er mich um Erlaubnis gebeten hatte, sich einmal umzusehen, lief er von einer Ecke in die nächste.
Ganz ehrlich? Mein Zimmer war nichts Besonderes. Okay, es war ziemlich groß und so passten neben dem Bett, noch ein bequemes Sofa, einige Schränke und ein Schreibtisch hinein. Alles hatte ich in einem schwarz-weißen Stil gehalten. Schlicht gefiel mir eben besser.
Als der Knirps seinen Rundgang endlich beendet hatte, strahlte er mich richtig an. „Du hast es echt toll hier!“
Wooooow!! Was war das denn? Ich war völlig überrascht und konnte Sammy nur verblüfft anstarren. Hatte er tatsächlich gerade einen kompletten Satz gesagt, ohne zu stottern, geschweige denn zu leise zu reden??
Innerlich schüttelte ich den Kopf und zeigte ihm das restliche Hause und auch die Materialien, die er eventuell beim Putzen oder Kochen benötigen könnte. Ich erklärte ihm noch einmal, dass er das zu tun hatte, was ich von ihm wollte, ansonsten konnte er sich frei bewegen. Trotz allem sollte er immer in der Nähe sein.
Gegen halb acht klingelte es bereits an der Tür und Ricky stand mit zwei mittleren Pizzakartons da. Moment mal, zwei? Wie sollten wir da alle satt werden? Ich beschloss es erst einmal auf sich beruhen zu lassen und führte meinen Kumpel in das Wohnzimmer. Sam saß dort auf dem Sofa und senkte sofort wieder seinen Blick, als er Rick sah. Verdammt, grade hatte ich ihn dazu bekommen, nicht immer den Kopf ein zu ziehen und nun fing das Ganze wieder von vorne an. Vielleicht aber auch kein Wunder bei Ricks Erscheinungsbild.
„Ah, da ist ja der Knirps!“, lachte besagter, schmiss sich neben Sam und kommandierte ihn auch gleich. „Los, hol mir was zu trinken!“
Mir fielen beinahe die Augen aus dem Kopf, als Sam sich erhob und schüchtern nachfragte, was er haben wollte. Das bestellte wurde auch gleich gebracht und Rick orderte mich neben sich um endlich zu essen. Sam durfte sich an den Rand der Couch setzen und uns zu gucken. Wieder hielt ich meine Klappe.
Nach der Hälfte der Pizza konnte ich schon den Magen von Sam knurren hören und hörte sofort auf zu essen. Ich hatte zwar einen absoluten Kohldampf, doch trotzdem schob ich Sam die Packung hin.
„Hier, essen und zwar sofort!“, befahl ich ihm und führte das Gespräch mit Rick fort.
Den kompletten Abend scheuchte mein bester Kumpel Sam durch die ganze Bude. Allmählich ging er mir damit tierisch auf die Nerven, denn ich hatte nicht einmal die Möglichkeit gehabt, selbst etwas zu ordern.
Um zwei Uhr Nachts, riss mir endgültig der Geduldsfaden. Sammy war vollkommen am Ende, sodass ihm schon beim Laufen beinahe die Augen zu fielen und ein wenig ungeschickt, balancierte er zwei frische Gläser und eine Schale mit Chips ins Wohnzimmer. Dummerweise stolperte er und verschüttete die komplette Ladung auf Rick.
„Verdammte Kacke, kannst du nicht aufpassen?“, säuselte er in seinem Suff, sprang auf und schlug auf Sam ein. Erst die eine, dann die andere Faust landete im Gesicht des anderen und mein Wutpegel schoss hoch auf 360.
Sofort riss ich Rick von dem Knirps herunter und schrie ihn an: „Hast du Scheißkerl nicht begriffen, was ich dir gesagt habe? Sam gehört mir, also wage es ja nicht, ihn noch einmal anzufassen, geschweige denn ihm irgendetwas zu befehlen!“, ich scheuerte ihm heftig eine, damit der Penner mal wieder auf den Boden kam.
Ich hatte sowas von die Schnauze voll und mein Blut, welches den Abend über angefangen hatte zu brodeln, kochte jetzt über.
Kurzerhand zog ich meinen Freund am Kragen nach draußen vor die Tür. „Du verschwindest jetzt sofort, ehe ich mich vergesse!“, gesagt getan. Grummelnd verließ Ricky unser Grundstück und ich eilte zurück zu Sam.
Dieser hatte sich bereits aufgerichtet und hielt sich seine Hände unter die blutende Nase.
Das würde Rick noch teuer bereuen!!
**Sam**
Ich hatte echt Angst vor Rick. Dabei hatte Milan mir doch versprochen, er würde mich in Ruhe lassen. Aber nein, stattdessen durfte ich diesen Fettsack den ganzen Abend bedienen und Milan hat nicht ein einziges Wort gesagt. Schon schlimm genug, dass ich an diesem Wochenende noch sein ganzes Haus putzen sollte. Jedenfalls habe ich die beiden den ganzen Abend mit Getränken versorgt, wie Rick es mir befahl und konnte zusehen, wie er immer betrunkener und ich immer müder wurde. Zum Glück hatte Milan sich erbarmt und mir was von seiner Pizza übrig gelassen. Ich glaube, er hat doch eine freundliche Seite, die sich auch direkt wieder gezeigt hatte, als Rick auf mich losgegangen war, weil ich ihn mit den nächsten Getränken überschüttet hatte. Ich spürte nur noch zwei Faustschläge und das warme Blut, das aus meiner Nase lief. Milan zog Rick von mir herunter und warf ihn raus, nachdem er ihm deutlich gemacht hatte, dass er die Finger von mir lassen sollte, dann kam er wieder zu mir ins Wohnzimmer, wo ich mir die Hand unter die Nase hielt, um den Boden nicht vollzustopfen. „Mitkommen.“, forderte er und ich folgte ihm wie ein kleiner Dackel ins Badezimmer, wo er mir einen Waschlappen in die Hand drückte. „Wasch dir das Blut ab.“ Gehorsam hielt ich mir den Lappen vor die Nase und hoffte, dass sie bald aufhören würde zu bluten, Milan saß auf dem Badewannenrand und sah mir zu. Vorsichtig nahm ich den Waschlappen von meiner Nase und stellte fest, dass der Blutfluss versiegt war und ich begann mir das Blut, das in meinem Gesicht klebte, abzuwaschen. „Danke.“, murmelte ich dabei. „Geh schlafen.“ Ich schlurfte mit hängenden Schultern aus dem Bad, bis mir einfiel, dass ich nicht wirklich wusste, wo ich schlafen sollte. „Du schläfst auf meinem Sofa.“, wies Milan mich jedoch an, als ich ratlos auf dem Flur herum stand. Na toll, auch noch mit ihm die Nacht in einem Zimmer verbringen? Noch immer staunte ich über die Einrichtung, mein Zimmer glich im Vergleich dazu einer Besenkammer. Es war wirklich schön, stilvoll und vor allem war es ordentlich, was ich Milan nicht unbedingt zugetraut hätte. In meiner Tasche wühlte ich nach dem T-Shirt, das ich mir für dich Nacht eingepackt hatte, aber ich konnte es nicht finden. Dreimal räumte ich alles aus und wieder ein, vermutlich hatte ich es zu Hause liegen lassen. Das Hemd was ich trug war nicht gerade bequem zum Schlafen und sonst hatte ich nur noch ein anderes Oberteil dabei. Aber ich konnte mich doch nicht wieder ohne Oberteil in Milans Nähe aufhalten! Wenn ich jedoch nicht die ganzen vier Tage in ein und demselben Hemd verbringen wollte, musste ich das wohl oder übel in Kauf nehmen. Milan hatte mich alleine gelassen, eine Wolldecke lag auf seinem Sofa und wenn ich mich schnell genug auszog, würde er mich gar nicht sehen. Nur in Boxershorts krabbelte ich unter die Decke und schloss die Augen. Meine Nase schmerzte noch immer aber ich total fertig und schlief doch recht schnell ein.
„Sam! Steh endlich auf.“ Verschlafen rieb ich mir die Augen und richtete mich auf. Milan lag in seinem Bett und sah zu mir herüber, seine Haare waren zerzaust, was ihm ziemlich gut stand. „Sieh zu, dass du mir mein Frühstück ans Bett bringst!“, verlangte er und ich wühlte mich aus meiner Decke und zog mir das Hemd wieder an. Noch fast im Halbschlaf tapste ich in die Küche und überlegte, was Milan wohl essen wollte und schnitt erst einmal drei Scheiben Brot ab und sah in den Kühlschrank. Dieser war bis zum Rand voll mit allen erdenklichen Lebensmitteln. Was davon sollte ich den nehmen? Bei der Auswahl musste ich ihn wohl Fragen gehen. „Wie, du bist immer noch nicht fertig?“, schnauzte er, als ich ohne Essen zurück in sein Zimmer kam. „N-nein, ich w-wusste nicht, was d-du willst.“ Gestern hatte ich es doch auch geschafft, nicht zu stottern, warum jetzt nicht? „Alles, nur keinen Käse. Und jetzt mach, ich hab Hunger verdammt.“ Schleunigst verließ ich den Raum, belegte ein Brot mit Schinken und beschmierte die anderen beiden mit Honig und Marmelade und brachte das alles auf einem Teller zu Milan. „Was zu Trinken.“, brummte er und ich holte noch ein Glas Wasser, ehe ich mich auf das Sofa setzte und wartete. „Räum die Küche auf und sitz nicht dumm rum.“ Himmel, Milan hatte verdammt schlechte Laune, also trollte ich mich und wusch das Messer ab, das ich benutzt hatte und wischte mit einem Tuch über die Arbeitsplatte, um die Krümel zu beseitigen. „Sam, komm her!“ Konnte er sich jetzt mal bitte entscheiden? Eingeschüchtert stand ich im Türrahmen, während er mir sagte, dass ich heute das Badezimmer putzen sollte. „Jetzt komm her, ich will sehen, ob deine Nase ernsthaft verletzt ist.“ Milan klopfte neben sich auf das Bett und ich setzte mich zögernd dort hin und starrte auf die Bettdecke. „Sieh' mich an!“, befahl Milan mir und ich hob langsam den Kopf. Grob fasste er an meine Nase und ich zuckte zurück, weil ein stechender Schmerz mich durchzuckte. „Halt still verdammt.“, fuhr Milan mich an und wollte wieder an meine Nase fassen, aber ich hielt kurz davor sein Handgelenk fest. „N-nicht.“, bat ich leise, dabei hielt ich noch immer seine Hand und ein warmes Gefühl breitete sich in mir aus, genauso, wie der Drang, ihn zu küssen, aber das war sicher keine gute Idee. Dumm, wie ich war, lehnte ich mich trotzdem leicht nach vorn. „Lass meine Hand los.“, zischte Milan und riss mich aus meinem Tagtraum. Was zum Teufel tat ich denn gerade? Ich wünschte mir, er würde mich noch einmal küssen, ich wollte noch einmal seine Lippen auf meinen spüren. „I-ich geh s-sauber m-m-machen.“, stammelte ich, zog meine Jeans an und verließ fluchtartig den Raum.
Mit Putzmitteln und Lappen bewaffnet stand ich schließlich im Badezimmer und fing an, das Waschbecken zu putzen. Ich hatte mich doch wieder total peinlich verhalten, aber ich konnte einfach nicht normal denken, wenn Milan mir so nahe war. Energisch putzte ich weiter, als nächstes nahm ich mir die Badewanne vor. Auf Knien saß ich davor und schrubbte auf dem Keramik herum, als hinter mir die Tür klickte und sich öffnete. Er wollte mir doch nicht beim Putzen zugucken oder? Schlimm genug, dass ich es überhaupt tat, aber es war verdammt erniedrigend, wenn er mir dabei auch noch zusah. „Hör auf, ich hab was anders mit dir vor. Es wird Zeit, dass du lernst, wie du dich mir gegenüber zu verhalten hast.“ Schon war er wieder verschwunden und ließ mich ratlos zurück. Was meinte er bloß damit? Ich wusch das Putzmittel weg, räumte alles zurück und ging Milan suchen. Im Wohnzimmer fand ich ihn auf dem Sofa, er sah mich streng an. Himmel, was hatte er vor?
**Milan**
Den ganzen Morgen hatte ich schon diese miese Laune. Zum einen, weil ich wohl ein bisschen zu viel getrunken hatte, zum anderen, weil mir das gestern Geschehene immer noch so ziemlich gegen den Strich ging.
Natürlich hatte Sam unter meiner Laune zu leiden, aber das war mir sowas von Scheiß egal.
Ungeduldig wartete ich im Wohnzimmer auf ihn, doch er kam und kam nicht. Wo blieb der Scheißer nur, verdammte Axt!?
Nach einer gefühlten Ewigkeit kam er, mal wieder mit eingezogenem Kopf, auf mich zu. Ich würde gleich platzen vor Wut. Sauer sprang ich von meinem Platz auf und ging mit stampfenden Schritten auf ihn zu. Aufgrund meiner Heftigkeit, wich Sam ein paar Schritte zurück und nun hatte ich die Nase gestrichen voll. Ich packte ihn grob am Kragen seines Hemdes und zog ihn mit einer solchen Geschwindigkeit hinter mir her, sodass er Schwierigkeiten hatte, mit mir mit zu halten.
Vor der Terrassentür blieb ich abrupt stehen und der Knirps knallte volle Elle gegen mich.
„M...M…Milan…b…bitte…i…ich…ma…machs…wieder…gut…“, stotterte Sammy völlig verängstig.
„Halt deine blöde Klappe!“, schrie ich ihn an und hatte endlich diese verdammte Balkontür geöffnet.
Mir reichte es jetzt vollkommen. Das Maß war voll! Schluss, Ende, aus und vorbei!
Wieder zog ich diesen blöden Trottel hinter mir her, bemerkte aber schon, wie einige Knöpfe seines Hemdes unter dem Druck nachließen. Als ich an unserem Pool ankam, der mittig in die Erde eingelassen wurde, riss ich noch einmal an Sams Hemd und mit einem lauten Platsch landete er endlich dort wo ich ihn jetzt haben wollte. Im Wasser!
Schnaufend und prustend, kam dieser wieder an die Oberfläche und schwamm zu aller erst an den Rand des Beckens. Immer noch schwer atmend, krallte er sich förmlich an diesen und schaute mich völlig durchnässt an. So war es richtig, Sammy! Endlich sah er mich einmal ohne Aufforderung an. Mein Plan hatte also funktioniert!
Mein Puls beruhigte sich allmählich, doch trotz allem zog ich mich bis auf die Boxershorts aus und sprang Kopfüber in den Pool. Das kalte Wasser umgab mich, kühlte mich ab. Als ich wieder an die Wasseroberfläche kam, fühlte ich mich gleich wie Neugeboren.
Sam hing noch immer am Rand des Beckens, fast so als wolle er sich vor dem Ertrinken bewahren. Dabei konnte er hier doch wunderbar stehen.
Mit langsamen Bewegungen schwamm ich auf ihn zu. Sammys Atmung schien sich nicht wieder beruhigt zu haben.
„Kannst du nicht schwimmen, oder was hängst du hier so rum?“, fragte ich barsch.
Der Knirps drehte sich ein wenig zu mir um und sah mir direkt in die Augen. Seine hatten sich mit Tränen gefüllt und trotz des Wassers, konnte ich erkennen, dass er am Heulen war. Zögerlich nickte er.
Na große Klasse, auch das noch. War wohl mein Fehler, vielleicht hätte ich ihn vorher fragen sollen, doch in meinem Wutausbruch hatte ich das nicht bedacht. Kein Wunder, dass der Kleine nur so vor Angst schlotterte.
„Komm her zu mir!“, nun war ich etwas sanfter.
Zögerlich kam er näher auf mich zu, jedoch nicht, ohne den sich los zu lassen.
Ich stellte mich auf den Boden des Pools und hielt meine Arme in die Höhe, um dem Kleinen zu signalisieren, dass er keine Angst zu haben brauchte. „Komm schon, Sammy! Ich helfe dir!“
Ich wusste nicht, was in dem Moment mit mir los war. Der Kleine tat mir so unendlich leid und ich bereute es schon fast, ihm in den zwei kurzen Tagen so viel angetan zu haben.
Um ihm zu signalisieren, dass er sich nicht zu fürchten brauchte, hielt ich ihm meine Hand hin, die er kurz ungläubig musterte. Doch dann griff Sam nach ihr, ließ langsam den Beckenrand los und strampelte mit heftigen Bewegungen auf mich zu. Ich wusste gar nicht, wie mir geschah und plötzlich hatte ich den kleinen Sammy mal wieder im Arm.
Das erinnerte mich so sehr an meine kleine Schwester und doch war es so ein anderes Gefühl.
Sammy schlang seine Arme um meinen Nacken und vergrub sein Gesicht an meiner Halsbeuge. Ich konnte seinen nackten Bauch an meinem Spüren, die Wärme, die von ihm ausging.
Mein Körper verselbstständigte sich, konnte ihn nicht mehr steuern. Ganz langsam legte ich meine Arme um den Knirps und drückte ihn noch fester an mich ran. Beruhigend strich ich ihm über den Rücken und konnte spüren, wie er sich allmählich beruhigte.
„So ist gut, kleiner Sammy…“, flüsterte ich ihm sanft ins Ohr.
Der Druck in meiner Halsbeuge ließ nach. Sammy schaute mich aus seinen leuchtenden Augen an und ich hatte das Gefühl, in ihnen zu versinken. Er näherte sich meinem Gesicht und kam mir Stückchen für Stückchen entgegen. Bevor ich darüber nachdenken konnte, mein Image weiter aufrecht zu erhalten oder das sich ein Junge in meinen Armen befand, passierte es wieder…
**Sam**
Ich litt unter totaler Panik, als Milan mich ins Wasser schubste, ich konnte nicht schwimmen. Es war mir so unendlich peinlich und ich hatte noch immer Angst vor ihm, weil er so verdammt wütend aussah, ich musste einfach wieder weinen. Ich sollte zu ihm kommen und er hielt mir sogar die Hand hin. Sollte ich wirklich? Letztendlich hatte ich nicht zu verlieren und kurz darauf fand ich mich in seinen Armen wieder. Es tat so gut und ich kuschelte mich förmlich an ihn, mein Gesicht in seiner Halsbeuge vergraben, noch immer weinend. Als er mich auch noch tröstete und dichter an sich zog, fühlte ich mich wie im Himmel. Mir war kalt und ich drängte mich noch näher an ihn. Seine sanfte Stimme an meinem Ohr beruhigte mich und das erste Mal klang es freundlich, was er sagte und es machte mich verrückt, wenn er mich Sammy nannte, es klang süß. Ich sah ihn und konnte nicht anders, als mich Stück für Stück zu nähern, bis meine Lippen auf seinen lagen. Was tat ich da nur? Ich musste wahnsinnig geworden sein, Milan zu küssen! Aber es war eh zu spät und ich spürte, wie seine Zunge vorsichtig über meine Lippen strich. Es war ihm nicht unangenehm, er wollte mich küssen. Ich öffnete meine Lippen und spürte kurz darauf seine Zunge in meiner Mundhöhle, wie sie leicht gegen meine stieß. Ich war berauscht von den Gefühlen, in meinem Bauch tobten die Schmetterlinge und meine Haut prickelte. Ich schlang meine Beine um seine Hüfte, um nicht unter zu gehen und ich bemerkte, wie Milan langsam auf den Beckenrand zu ging und ich bald darauf mit dem Rücken dagegen stieß, ohne, dass er den Kuss unterbrach. Seine Hände fuhren an meinen Seiten herunter, lagen auf meinen Hüften, ich klammerte mich noch immer an seinen Hals und er küsste mich mit solch einer Leidenschaft, dass ich das Gefühl hatte, das Wasser um uns herum würde anfangen zu kochen. Japsend löste ich mich. „M-m-milan, i-ich…“, begann ich, wurde aber sofort unterbrochen und ein Finger legte sich auf meine Lippen, die noch immer prickelten. „Halt den Mund, Sammy.“, flüsterte er leise und küsste meinen Hals. Himmel, was tat er da? Mir entwich ein Seufzen, was ihn offensichtlich auf den Boden der Tatsachen zurück brachte. „Raus aus dem Wasser.“, beschloss er und nahm meine Beine, um sie von sich zu lösen, ehe er aus dem Wasser stieg. „Jetzt mach schon, raus mit dir.“, blaffte er mich an und ich krabbelte die Leiter nach oben, nachdem ich mich am Rand dorthin getastet hatte. Am Rand lagen Handtücher, die er wohl schon vorher dort hingelegt haben musste und ich zog mein kaputtes und nasses Hemd aus und wickelte mich in eines der Handtücher ein. „Trockne dich ab und koch irgendwas.“ Seine schlechte Laune war zurückgekehrt und ich verkroch mich tiefer in dem Handtuch, als ich nickte. „Verdammt ich habe gesagt, du sollst mit mir reden!“, fuhr er mich an und stapfte wütend ins Haus. So schnell ich konnte, trocknete ich mich also ab und ging mit nassen Boxershorts ins Haus, um mir was Trocknendes zum Anziehen zu holen. „Wo willst du hin? Du solltest schon längst in der Küche stehen!“, motze Milan. „I-ich brauche t-t-trockene S-sachen.“, stieß ich hervor. „Du brauchst gar nichts! Und hör auf zu stottern, sonst setzt es was!“ Eilig lief ich in die Küche und besah mir die Sachen die dort standen, dabei war mir schon wieder zum Heulen zu mute. Warum behandelte er mich so? Erst küsste er mich und half mir und war total freundlich und auf einmal behandelt er mich wie Dreck. Was war sein Problem? Während ich weiter darüber grübelte, schälte ich Kartoffeln und schnitt sie dann in kleine Stücke, um Bratkartoffeln zu machen. Erst, als ich nach Öl suchte, bemerkte ich Milan, der grinsend in der Küchentür stand und mich beobachtete. Auch das noch, ich wollte gar nicht wissen, wie lange er das schon tat, immerhin stand ich immer noch in meinem feuchten Shorts in der Küche. Ich wendete die Kartoffeln, als sich von hinten zwei starke Arme um meinen Bauch legten. „Was kochst du den schönes, mein kleiner Sammy?“, hauchte er in mein Ohr und ich bekam sofort eine Gänsehaut und lief rot an. „B-bratkartoffeln.“ Stocksteif stand ich vor dem Herd, darauf bedacht, dass das Essen nicht anbrannte, wer weiß, wie Milan reagiert hätte. Wieder fuhr er mit seinen Fingern meinen Oberkörper entlang, was mich zum Zittern brachte. Oh, er sollte das lassen! „Milan, b-bitte. L-lass das.“ Ich hoffte, dass ihm dieses Mal leise und stotternde Worte genügen würden. „Macht dich das etwa nervös, Sammy? Stört es dich, wenn ich dir so nahe bin?“, flüsterte er amüsiert und sein Grinsen dazu konnte ich mir sehr gut vorstellen Ja verdammt, es machte mich total nervös, vor allem, weil er jetzt mit zwei Fingern auf Wanderschaft ging, was es mir unmöglich machte, zu antworten oder mich auf irgendwas anderes zu konzentrieren, als seinen Atem in meinem Nacken und seine Finger auf meinem Bauch. Wann würde er endlich damit aufhören?
**Milan**
Ich umarmte den Kleinen von hinten und schmiegte mich an ihn. Als ich ihn beim Kochen beobachtet hatte, spukten mir abermals die Bilder vom eben Geschehenen wild in meinem Kopf herum und ich konnte noch immer meine eigene pochende Erregung in meiner Hose spüren. Fuck! Mein kleiner Freund hatte sich noch immer nicht beruhigt. Auch nicht, nachdem ich mich oben in frische Klamotten geschmissen hatte.
Sam hatte mich wirklich heiß gemacht und wenn ich nur an seine samtig weiche Haut und seine sinnlichen Lippen dachte, wurde mir ganz anders. Ihn jetzt grade zu fühlen, half mir auch nicht gerade mich zu beruhigen, konnte jedoch nicht anders.
Aber verdammt, ich war doch keine beschissene Schwuchtel!
Weiter darüber nachdenken konnte ich nicht, denn als Sammy sich anspannte, konnte ich seine leichten Bauchmuskel erfühlen. Er machte mich furchtbar nervös und ich hatte das Gefühl, vollkommen die Kontrolle zu verlieren. Was machte dieser Junge nur mit mir?
Ich küsste mich an seinem Hals fest und wieder entrann ihm dieses kehlige Stöhnen, welches ich vorhin schon hatte hören dürfen. Beim ersten Mal, hatte es mich noch abgeschreckt, doch nun fand ich es einfach nur toll.
Mit einer Hand schaltete ich den Herd höher, Sam sollte keine Gelegenheit bekommen, mir wieder um den Hals zu fallen. Mit der anderen erkundete ich weiter seinen Körper, blieb jedoch in den nicht allzu intimen Bereichen.
Dass ich den Kleinen wirklich nervös machte, konnte ich daran erkennen, dass sich sämtliche Härchen bei ihm aufstellten und er sich immer weniger um die Bratkartoffeln kümmerte.
Nachdem ich Sam einen gut sichtbaren roten Fleck am Hals hinterlassen hatte, fuhr ich seine Wirbelsäule mit meinem Finger immer wieder auf und ab.
„Und jetzt mein Süßer…“, flüsterte ich ihm zärtlich ins Ohr, ließ den Satz jedoch offen, da mir wieder deutlich bewusst wurde was ich hier eigentlich tat.
Ich musste doch mal dringend zu einem Schädelarzt. Vielleicht litt ich an irgendeiner komischen Krankheit, dass meine Hormone so verrückt spielten.
„…mach das Essen fertig, ich hab Hunger!“, schnauzte ich Sammy wieder an und zog mich nach draußen zurück.
Ich legte mich auf eine der Liegen und schaute blinzelnd in den strahlend blauen Himmel. So langsam machte ich mir ernsthafte Gedanken um mich.
Wie lange hatte ich keine Freundin mehr gehabt? Drei Monate? Okay, ich empfand dies nicht als sonderlich schlimm, doch eventuell zeigte mein Körper nun seine Reaktion auf solch einen Entzug.
Ja wohl, so musste es sein. Eine Entzugserscheinung meines eigenen Körpers, denn so viel körperliche Nähe von einem anderen Menschen bekam er ja nicht gerade. Sam hatte sowieso ziemlich weibliche Züge an sich. Sein Körper war schlaksig, keine Muskeln bis auf dieses Bisschen, welche ich erfühlen durfte und zudem noch recht klein geraten. Würde ich ihn in Weiberklamotten stecken, könnte man bestimmt keinen Unterschied erkennen. Einzig sein Gesicht glich dem eines Jungen. Aber na schön, wenn mein Körper Aufmerksamkeit brauchte, dann würde er diese auf jeden Fall für dieses Wochenende bekommen.
Ich war so in meinen Gedanken versunken gewesen, dass ich nicht einmal mitbekam, wie Sammy schon den Tisch im Garten gedeckt hatte. So bekam ich ihn erst mit, als er eine Flasche Wasser zu hart auf diesen gestellt hatte. Sofort entschuldigte er sich und verschwand wieder nach drinnen. Mein Blick richtete sich auf seinen kleinen, knackigen Hintern und seinen schön geschwungenen Rücken.
Ach ja, der Knirps hatte noch immer die nasse Shorts an. Ich rappelte mich von meinem Platz auf und lief nach oben in mein Zimmer, wo auch ich mich vorhin schon umgezogen hatte.
Zuerst nahm ich mir Sammys Tasche und schaute nach, was der Kleine alles so mitgenommen hatte. Sonderlich viel war dies ja nicht. So etwas gehörte sich eigentlich nicht, ich weiß, aber hatte ich schon erwähnt, dass ich wirklich dreist war?
Nach der Visitation seiner Tasche, begab ich mich zu meinem Kleiderschrank und suchte all die Sachen zusammen, die mir zu klein geworden waren und schmiss sie auf die Couch.
Mit einer kurzen Hose und einem alten Shirt von mir, machte ich mich wieder auf den Weg nach unten.
Dort kam mir Sam schon entgegen und hatte deutlich seine Mühe, den Blick aufrecht zu erhalten. Man konnte es ihm an der Nasenspitze ansehen.
„Da…das…Essen…es…ist fertig!“, berichtigte er mir und zeigte nach draußen auf die Terrasse.
Ich drückte ihm meine Klamotten in die Hand. „Hier! Anziehen, dann kannst du raus kommen!“
Ohne ihm weitere Beachtung zu schenken, ging ich an die schwüle Luft und musterte den Tisch, den er gedeckt hatte.
Alles stand in Reih und Glied, doch etwas fehlte. Warum hatte er nur für eine Person gedeckt?
Als Sam zurück kam und wieder ordentlich aussah, fragte ich ihn auch gleich: „Sam, warum hast du nur für eine Person gedeckt?“
Mit erschrockenen Augen stierte er mich an. „Also…ich meine…ich wusste nicht…ob…ich…“
„Hol sofort einen zweiten Teller! Und merke dir, ab sofort kochst du auch für dich gleich mit, wir essen gemeinsam und du wirst bei keiner Mahlzeit fehlen! Hast du mich verstanden?“, fragte ich ruppig.
„Ja…“, antwortete er und lief wie so oft heute schon, zurück in die Wohnung.
**Sam**
Milans offensichtlich alten Sachen passten mir wie angegossen, die Hose verlangte zwar nach einem Gürtel, aber ansonsten waren sie echt in Ortung, auch wenn ich mich fragte, warum er mir seine Kleidung gab. Im Spiegel betrachtete ich mich, bis mir vor Schreck fast die Luft weg blieb, ich hatte einen fetten, roten Fleck am Hals! Wie zur Hölle sollte ich das jemandem erklären? Zu sagen, dass der Knutschfleck von Milan stammte war vermutlich nicht gerade eine grandiose Idee. Um ihn aber nicht wieder zu verärgern, ging ich zurück auf die Terrasse, wo ich auch direkt wieder angeschnauzt wurde, ich sollte in Zukunft für mich mitkochen und decken, dabei war ich eigentlich froh, wenn ich mich so wenig wie möglich in seiner Nähe aufhalten musste. Ich ergab mich meinem Schicksal und holte einen weiteren Teller und Besteck aus der Küche und setzte mich damit zu Milan in den Garten, der sich bereits eine Ladung der Bratkartoffeln auf den Teller geschaufelt hatte und reinhaute. Zu meinem Glück schien es ihm zu schmecken. „Kochen kannst du schon mal, kleiner Sammy. Was kannst du den noch so Schönes?“ Grinsend beobachtete Milan mich, wie ich in meinem Essen rumstocherte und überlegte, was ich auf diese Frage antworten sollte, weil mir nicht klar war, was genau er von mir wissen wollte. „Ähm, also… i-ich weiß n-nicht.“ Stottern und leise vor mich hin murmeln, dass konnte ich. Und dumm rumstehen, wenn er mich ansah und zittern und erstarren, wenn er mich berührte. „Dann werden wir das herausfinden.“ Bedeutungsvoll sah Milan mich an und ich musste mich zwingen, meinen Blick nicht abzuwenden, ich starrte auf die Mitte zwischen seine Augen, um mich noch halbwegs konzentrieren zu können. Als er weiter aß, wendete ich den Blick ab und stocherte weiter im Essen herum, ich hatte keinen Hunger, als Milan gefrühstückt hatte, hatte ich mir ebenfalls eine Scheibe Brot gemacht, was nicht sonderlich viel war, aber ich war wenig Essen gewöhnt, meine Mutter schaffte es nicht jeden Tag, für uns zu kochen und wenn nichts im Haus war, konnte ich mir auch kein Mittagessen machen, dann blieb mir nur etwas Obst oder trockenes Brot. Oft genug gab ich mein Taschengeld für etwas zu Essen aus, weil wir zu Hause nichts mehr da hatten. In meinen Gedanken versunken hatte ich nicht bemerkt, dass mein Gegenüber aufgestanden war und nun hinter mir stand, mal wieder viel zu nah. „Schmeckt es dir nicht, Sammy?“, flüsterte er und seine Hand lag schon wieder auf meinem Bauch, glücklicherweise trug ich jetzt ein T-Shirt. „D-doch, schon. I-ich hab nur k-keinen Hunger.“, gab ich zurück, legte die Gabel beiseite und hielt mich mit meinen Händen an der Stuhlkante fest, um nicht auszuflippen, wenn Milan mich wieder berühren würde, zumindest rechnete ich damit. „Weißt du, du bist sehr faszinierend.“ Milan begann erst mit seinem Finger kleine Muster in meinen Nacken zu malen, was mir eine Gänsehaut nach der anderen über den Körper jagte, aber als er seine Finger durch seine Lippen und seine Zunge ersetzte, verlor ich beinahe die Beherrschung. Mein kompletter Körper kribbelte und ein Teil meines Blutes wanderte dahin, wo es eigentlich nicht hingehörte. Hochrot im Gesicht kniff ich die Augen zusammen und versuchte an irgendwas anderes zu denken, als an die Lippen in meinem Nacken, die inzwischen auch mein Ohr mit Aufmerksamkeit bedachten, und die beiden Hände, die den Weg schon längst unter das T-Shirt gefunden hatten und langsam über meinen Körper fuhren. Mein Gehirn schaltete endgültig ab, als Milan an meinem Ohr knabberte und ich konnte nichts anderes mehr tun, als unkontrolliert zu zucken und zu stöhnen. Trotzdem wollte ich, dass er aufhörte, egal, wie sehr mir seine Berührungen gefielen. „Milan, bitte, hör auf.“ Ich flüsterte zwar, aber ich stotterte nicht mehr, was in dieser Situation vermutlich an ein Wunder grenzte. „Denk an unsere Abmachung, mein Kleiner. Du gehörst mir. Außerdem sehe ich doch, dass es dir gefällt.“ Ja verdammt, es gefiel mir und mir war bewusst, dass dieser Umstand deutlich zu sehen war, trotzdem wollte ich nicht, dass er bei mir diese Reaktionen auslöste, es war mir peinlich und außerdem nutzte er mich scharmlos aus. Irgendwo im Hintergrund erklang ein Klingeln und Milan ließ von mir ab. „Verdammte Scheiße.“, fluchte er murmelnd und ging ins Haus, das Telefon hatte geklingelt und ich bekam einige Wortfetzten mit. „Ich will dich das ganze Wochenende nicht mehr sehen…..es tut dir leid, es tut dir leid, so ein Quatsch….keine Zeit.“ Krachend landete das Telefon in der Ladestation und ein wütender Milan kam zurück auf die Terrasse. „Los, räum das hab!“, herrschte er mich an und verschwand wieder im Haus. Seine schlechte Laune war zurück gekehrt und anhand dessen, was ich mitbekommen hatte, vermutete ich, dass Rick angerufen hatte und Milan ihm die Attacke auf mich noch immer übel nahm und das freute mich. Verwirrt, weil ich noch immer nicht wusste, was ich über Milan denken sollte, sammelte ich das Geschirr ein und ging es abwaschen, während ich Vermutungen anstellte, warum er mir gegenüber so launisch war, zu einem richtigen Ergebnis kam ich trotzdem nicht.
**Milan**
Mein Puls war schon wieder auf hundertachtzig. Es begann mir gerade erst richtig Spaß zu machen den Kleinen heiß zu machen und da klingelte dieses verfluchte Telefon und Rick versuchte sich zu entschuldigen. Natürlich hatte ich mich mit meinem besten Freund fürchterlich gestritten, hatte er doch meine Anweisungen missachtet.
Nachdem ich Sammy lautstark aufgefordert hatte den Tisch abzuräumen, stapfte ich wütend zurück in das Haus.
Himmel noch mal, meine Stimmung schien sich nicht wieder beruhigen zu wollen, ich musste schnellstens hier raus.
Da ich schon einen Plan hatte, lief ich geradewegs in mein Zimmer, holte eine Tasche hervor und stopfte alles hinein, was ich benötigte. Nachdem ich auch das erforderliche Taxi gerufen hatte, welches in fünf Minuten da sein sollte, ging ich wieder zu Sam.
„Los, zieh dich an, wir fahren!“
Sammy wollte mir gerade wiedersprechen, da er noch nicht fertig war, die Küche wieder auf Vordermann zu bringen. Doch ein strenger Blick genügte und er lief in den Flur um sich seine Schuhe anzuziehen. Kurz darauf kam bereits das Taxi und wir stiegen ein.
Die ganze Fahrt über konnte ich die Anspannung in Sammys Gesicht sehen, aber ich verriet ihm trotz allem nicht, was ich vorhatte. Auch mir wurde bei dem Gedanken ein wenig mulmig, doch anders konnte ich meine Nerven nicht wieder in den Griff bekommen. Ich brauchte jetzt dringend einen ultimativen Kick!!
Am Zielort angekommen, bezahlte ich unseren Fahrer, stieg aus und zog den Knirps in das Gebäude, welches ich schon so oft mit meinen Eltern besucht hatte. Als Sam das Schild mit der Aufschrift „Bungee Jumping“ erkennen konnte, verlangsamte sich sein Schritt. Doch ich zog ihn weiter hinter mir her, der sollte sich nicht so anstellen.
In dem Gebäude angekommen, steuerte ich gleich die Anmeldung an und auf dem Gesicht der Frau, die dort bediente, stahl sich ein breites Lächeln, als sie mich sah.
„Hey Großer, heute wieder Lust auf einen kleinen Kick?“, begrüßte mich Ella überschwänglich und kam hinter ihrem Tresen hervor um mich einmal zu umarmen.
„Wann lernst du endlich einen Termin auszumachen?“
Ich grinste schief, wusste ich doch, dass es jedes Mal ein ziemlicher Aufwand war jemanden für mich zu finden. Jedenfalls so kurzfristig.
„Komm schon Ella, du weißt doch, dass ich das ab und zu brauche und das kann ich halt nicht auf Termin machen!“, bettelte ich sie an.
Sie schaute von mir zu Sam und wieder zurück. „Und dein Freund hier? Will er auch springen?“
„S…sp…spri…springen?“, Sam riss die Augen weit auf und versteifte sich.
Ella lachte auf und ihre samtigen Locken wippten auf und ab. „Er scheint nicht sehr begeistert zu sein!“, sie wandte sich noch immer lachend wieder an mich. „Du bist so ein Egoist, Milan! Aber ich schau mal grad ob Peter da ist, der wird sich freuen dich zu sehen.“
Damit verschwand sie.
Sam stand noch immer da wie angewurzelt und ich schlug ihm auf die Schulter. „Jetzt entspann dich doch mal, wenn du nicht willst, dann musst du nicht!“, versuchte ich ihn zu beruhigen.
Ich war zwar ein Arschloch, doch zu so etwas würde ich den Kleinen niemals zwingen. Konnte ich mich noch genau an meinen ersten Sprung erinnern. Meine Ma hatte uns damals einen Tandem-Sprung gebucht, bei dem man zu zweit in die Tiefe gestürzt war. So viel schiss hatte ich in meinem ganzen Leben noch nicht gehabt, doch das Gefühl war einfach zu geil gewesen. Vielleicht würde Sammy sich auf sowas einlassen.
Weiter darüber nachdenken konnte ich nicht, denn Ella kam, mit Peter an ihrer Seite wieder zurück. An ihrem Blick konnte ich schon erkennen, dass ich mal wieder Glück gehabt hatte und ich freute mich schon riesig!!
Auch Peter begrüßte mich freundschaftlich.
„Junge, du hast dich ja ewig nicht blicken lassen! Wir dachten schon, du hättest dir woanders deinen Kick geholt!“, Peter zwinkerte mir zu und schaute dann auch Sam an.
„Hey, mein Name ist Peter!“, er schüttelte Sam die Hand, der nicht so recht wusste was er tun sollte. „Magst du heute auch mitspringen?“
Sams Blick wanderte wieder auf den Fußboden und murmelte wieder etwas vor sich hin. Keiner verstand was er gesagt hatte, also stieß ich ihm meinen Ellenbogen in die Seite. „Man Sam, blamier mich hier nicht!“, flüsterte ich so leise, das nur er es verstand.
„Ich…ich hab nicht…so viel Geld…dafür…“, versuchte der Knirps es noch einmal und Peter musterte ihn von oben bis unten.
Danach trat er auf den Kleinen zu und legte einen Arm um dessen Schulter. „Ich denke, dass wird kein Problem sein. Milan gehört für uns mit zur Familie und seine Freunde sind auch meine Freunde!“
Beinahe hätte ich die Sache klargestellt, doch hielt mich im letzten Moment zurück. Wir waren bestimmt keine Freunde!!
Zwei Stunden später standen wir auf der Brücke, die ich schon unzählige Male herunter gestoßen wurde. Mein Herz hämmerte wie wild in meiner Brust und alleine der Gedanke, dass gleich Adrenalin Pur durch meinen Körper strömen wird, machte mich glücklich. Ja, ich war nervös! Und wie nervös ich war, doch mein ganzes Vertrauen gehörte Peter. Ihm würde ich mein Leben anvertrauen!
Dieser kam auch gleich mit dem Kompletten Equipment angelaufen, Ella im Schlepptau.
„Also…äh…“, Peter schaute fragend zu dem Knirps.
„Sam!“, antwortete ich für ihn, wer weiß wann wir sonst eine Antwort bekommen hätten.
„Ja richtig. Also Sam, ich mache dir einen Vorschlag!“, begann Peter fuhr sich mit einer lässigen Handbewegung durch die Haare und erzählte weiter. „Als Milan seinen ersten Sprung hatte, ist er mit seiner Mum zusammen gesprungen. Was hältst du davon, mit Milan zusammen zu springen? Du vertraust ihm doch, oder?“
Sam blickte Peter an und nickte schließlich mit einem kurzen „Okay“.
Ich wusste nicht, ob der Knirps zugestimmt hatte, weil er mich nicht blamieren oder er es für sich selber wollte. Mir war es auch so ziemlich egal, denn ich wusste nur eins: Ich war richtig Stolz auf meinen Kleinen!
Gesagt, getan. Peter schnallte erst Sam, dann mir, die Gurte um und dirigierte den Kleinen dann, sich vor mich zu stellen. Wir wurden professionell zusammen gekettet und der Knirps war mir wieder so nahe, wie in dem Pool. Sam schaute mich mit seinen wundervollen Augen unverwandt an, konnte ich doch aber die Angst in ihnen erkennen.
Nach nochmaliger Überprüfung der Gurte und des Seils, wurden wir an den Rand der Brücke geschoben.
Mein Herz setzte kurzzeitig aus, schlug dann umso schneller weiter. Jetzt war es gleich soweit.
„Sam, leg deinen Kopf bitte seitlich an Milans Schulter!“, Peter zeigte dem Kleinen wie er es wollte. „Ja genau, so! Sagt Bescheid, wenn ihr soweit seid!“
Ich konnte spüren, wie der Kleine vor mir, unglaublich zitterte. Scheiße, er hatte bestimmt mindestens solche Angst, wie ich beim ersten Mal.
„Leg deine Arme um mich, Sammy!“, flüsterte ich ihm beruhigend ins Ohr und der Kleine tat es. Er klammerte sich regelrecht an mich und auch ich schloss schützend meine Arme um ihn. „Hab keine Angst, ich bin bei dir! Bereit?“
„Ja…“, bestätigte Sam mir so leise, dass ich es kaum verstand.
Ich gab Peter das Zeichen dafür, dass es losgehen konnte und gleich darauf fielen wir, eng umschlungen, seitlich die Brücke herunter.
**Sam**
Milan musste wahnsinnig geworden sein, mich eine Bungee-Jumping Halle zu schleppen! Er erwartete ja wohl nicht von mir, da runter zu springen, allein bei dem Gedanken drehte sich mein Magen im Kreis und schlug einen Salto nach dem anderen. Letztendlich stimmte ich aber doch zu, als Peter mir vorschlug, zusammen mit Milan zu springen. Ich weiß nicht, welcher Teufel mich geritten hat, aber ich wollte nicht als Feigling dastehen, nicht vor Milan.
Zusammengeschnallt standen wir also am Rand der Brücke, ich klammerte mich fest an dein großen Jungen vor mir, ich zitterte und glaubte, ich würde sterben, wenn ich gleich darunter fallen würde. Langsam näherten wir uns dem Abgrund und dann sprangen wir.
Ein Schrei blieb mir im Hals stecken, ich klammerte mich nur noch fester an Milan, während ich zunächst dachte, ich würde wirklich auf den Boden auftreffen und sterben, dann aber war ein tolles Gefühl, es war, als würden wir fliegen.
Nachdem wir noch ein paar Mal hin und her gewippt waren, wurden wir nach oben gezogen. „Danke.“, flüsterte ich, mein Kopf lag noch immer an Milans Hals und ich lockerte meine verkrampften Arme und auch der Druck um meine Taille ließ etwas nach. Ich war noch immer berauscht, auch als wir wieder festen Boden unter den Füßen hatten und voneinander gelöst wurden. Auf die Frage hin, ob es mir gefallen hatte, konnte ich nur nicken und ich stand glücklich grinsend in der Gegend herum, als Milan sich noch mit seinen Freunden unterhielt. „Wir fahren.“, meinte er nach einer Weile und zog mich nach draußen, wo schon ein Taxi stand, das uns zurück zu seinem Haus fuhr. „Wir sind keine Freunde.“, bemerkte er während der Fahrt und sah dann weiter aus dem Fenster. Diese Aussage machte mich irgendwie traurig, ich hatte nicht erwartet, dass wir Freunde werden würden, aber in der Halle hatte er nicht widersprochen und das hatte mich auch für einen kurzen Moment fröhlich gestimmt. Dass er mir jetzt so direkt sagte, dass ich nichts zu erwarten hatte, tat schon weh.
Es war schon am Abend, als wir ankamen und Milan schickte mich direkt für ein Abendbrot in die Küche, die ich auch noch zu Ende aufräumen musste, während er sich im Wohnzimmer auf die Couch schmiss und Fernsehen sah. Diese Launen, die er immer hatte, gingen mir gewaltig auf den Keks, aber das konnte ich ihm ja schlecht sagen.
Mit einem Tablett, voll mit Brot, Belag, Spiegelei, Besteck und Tellern, betrat ich das Wohnzimmer. Milan winkte mich ungeduldig zu sich und ich verteilte das Essen auf dem Wohnzimmertisch, er beobachtete mich dabei, was dazu führte, dass ich eines der beiden vollen Wassergläser über sein Bein kippte. „Oh, M-Milan, i-ich, es…“, stotterte ich, wollte mich entschuldigen, aber ich wurde unterbrochen. „Kannst du eigentlich irgendwas richtig machen?“, fuhr er mich an und verschwand fluchend, um sich eine neue Hose zu holen. Ich stellte die restlichen Sachen auf den Tisch und setzte mich dann in die Ecke des Sofas, deine Beine fest an mich gezogen. Warum konnte ich nicht einmal etwas machen, ohne Milan zu verärgern oder etwas falsch zu machen? Immerhin schaffte ich es diesmal, die Tränen zurück zu drängen und nicht zu heulen.
Zu meinem Pech kam Milan nicht mit einer Hose, sondern nur mit Boxershorts zurück, ich kann nicht genau sagen, warum es mich störte, aber es gefiel mir nicht, zumal er schon wieder vor sich hin grinste, während er sich über das Essen her machte. Zögernd nahm ich mir ebenfalls eine Scheibe Brot und knabberte schweigend daran und sah mir die Sendung an, die gerade im Fernsehen lief.
„Komm mal her, kleiner Sammy.“, forderte Milan irgendwann und ich ahnte schon wieder schlimmes, als er auf den Platz neben sich deutete. „Weißt du, ich weiß nicht warum, aber es macht Spaß, mit dir zu spielen.“, flüsterte Milan mir zu, als ich mich verkrampft neben ihn gesetzt hatte. War ich ein Spielzeug, oder was? „Entspann dich.“, verlangte er nun und strich über mein Bein, fuhr weiter, unter mein Shirt und setzte das Spiel von heute Mittag fort. Stocksteif saß ich da, seine Lippen setzten dazu an, mir einen weiteren Fleck am Hals zu verpassen und das rüttelte mich wach. „Nein.“, sagte ich, für meine Verhältnisse einigermaßen laut und deutlich. Überrascht sah Milan mich an. „Unsere Abmachung, schon vergessen? Du hast hier gar nichts zu sagen.“, erinnerte er mich, aber ich wollte nicht mit mir machen lassen, was er wollte. „Aber…“, setzte ich an, zwei Finger legten sich schnell auf meine Lippen und brachten mich zum Schweigen. „Kein aber, mein Kleiner.“ Ich wusste, dass ich keine Chance gegen Milan haben würde, aber der Kampfgeist in mir war erwacht, ich weiß nicht warum, vielleicht lag es an dem Sprung oder daran, dass ich mich nicht wie ein Gegenstand behandeln lassen wollte. Ich sprang auf und stellte mich in den Türrahmen. „Was wird das denn jetzt bitte?“, fragte Milan verblüfft darüber, dass ich ihn nicht einfach machen ließ. „Komm hier her, sofort!“, blaffte er, aber ich schüttelte den Kopf, was ihn nur noch mehr provozierte. Milan sah mich wieder wütend an und normalerweise hätte das gereicht, um mich dazu zu bringen, zu tun, was er verlangte, aber dieses Mal reichte es nicht. Er war aufgestanden und kam langsam auf mich zu. „Jetzt hör mir gut zu, du Wicht. Ich bin dir überlegen und ich kann Rick auf die hetzten, also tu besser, was ich dir sage.“, drohte er zischend und ich ging rückwärts aus dem Raum. An der Wand entlang tastend, versuchte ich einen Raum zu erreichen, in dem ich mich einschließen konnte und stieß gegen die Treppe, die ich nach oben hastete. Der nächst beste, offene Raum war Milans Zimmer, ich knallte die Tür hinter mir zu, zu meinem Entsetzten befand sich aber kein Schlüssel im Schloss. Ich war so gut wie tot! Gegen Milan konnte ich machen, was ich wollte, er würde die Tür locker aufdrücken können, als setzte ich mich davor und wartete mit klopfenden Herzen und bereute schon meinen Entschluss, mich ihm entgegen zu setzten. „Du Zwerg, dass wirst du bereuen, sei dir da sicher.“, brüllte er über den Flur und ich schloss die Augen, hoffte, dass er mich nicht schlagen würde, da drückte er auch schon gegen die Tür. „Lass mich sofort da rein und ich werde dir nicht allzu sehr wehtun.“ Dumm wie war, stand ich tatsächlich auf und kauerte mich auf das Sofa, den Kopf auf meine Knie gelegt und wartete, was nun passieren würde. „Was glaubst du eigentlich, wer du bist? Hast du immer noch nicht verstanden, dass du mir gehörst? Du hast zu tun, was ich dir sage und…“ Milan stand vor mir, verstummte aber, als ich ihn ansah. Tränen flossen wieder über mein Gesicht, ich hatte Angst, wirklich Angst davor, was er mir antun würde. „Hör auf zu heulen!“, forderte er ich auf, aber er klang nur noch halb so wütend wie zuvor. „Pass auf, wenn du mir jetzt versprichst so was nie wieder zu machen, dann lass ich es gut sein. Versprochen?“ Vorsichtig nickte ich, Milan saß neben mir, hatte mir einen Arm um die Schultern gelegt. „Warum rebellierst du plötzlich, Sammy?“, wisperte er, sein Kopf war meinem schon wieder viel zu nah und die Schmetterlinge in meinem Bauch begannen wieder zu fliegen. Wann würde er endlich aufhören, mir den Atmen zu rauben und wann würden diese Launen bloß verschwinden, die er mir gegenüber an den Tag legte?
**Milan**
Ich saß neben Sam auf dem Sofa und wusste eigentlich nicht recht, was ich tun sollte. Seit wann funktionierten meine Versuche, ihn um den Finger zu wickeln, nicht mehr? Lag es etwa an diesem Sprung? Hatte er dadurch neuen Mut geschaffen?
Okay, dieses Gefühl von Freiheit, das Adrenalin, welches durch deine Adern fließt, es war einfach nur berauschend und zeitgleich befreiend. Aber das konnte doch nicht der auslösende Punkt gewesen sein, oder doch?
Ich kam ihm also wieder so nahe, sodass er sicherlich meinen Atem auf seinem Gesicht spüren musste und stellte ihm genau diese Frage. Obwohl er zugestimmt hatte nicht mehr zu rebellieren, konnte ich an seiner versteiften Körperhaltung genau erkennen, dass ich nie wieder so zu ihm durchdringen konnte, wie es vorher der Fall gewesen war.
Laut seufzend lehnte ich mich zurück und entfernte mich somit wieder von ihm. Meine Gedanken kreisten umher, wusste ich doch genau, dass ich meine Fassade, die ich bis jetzt aufrechterhalten hatte, nicht länger aufrechterhalten konnte. Irgendetwas brachte der Kleine in mir zum Vorschein, was ich so lange Zeit versucht hatte, zu verbergen.
Die Verletzlichkeit, mein eigentliches Ich und doch verletzte Sam mich, indem er sich so von mir abwandte. Der Kleine berührte mich, als ich ihn angesehen hatte und er am Weinen war. Am liebsten hätte ich ihn in den Arm genommen, ihn getröstet und ihm gesagt, dass es mir leidtat. Denn es war meine Schuld gewesen. Ich hatte ihn so verletzt, so, wie ich früher auch verletzt wurde.
Der Junge zog mich magisch an, machte mich verrückt. Bei jeder Annäherung, die bis jetzt stattgefunden hatte, beschleunigte sich mein Herzschlag um das Dreifache. Ihn in meinen Armen zu halten, fühlte sich so gut an. Aber ich war doch wirklich nicht schwul!!
„Wir…wir…müssen reden…glaube ich…“, nun war es an mir drauf los zu stottern und Sam schaute mich aus seinen verheulten Augen ungläubig an.
Mit einem Ruck, sprang ich von der Couch auf und lief unruhig in meinem Zimmer hin und her. Ich war mir sicher, ich musste es ihm sagen, doch ganz so einfach war es nicht, wie ich feststellen musste.
Erst als Sammy an mich ran trat und mich an dem Ärmel meines Shirts festhielt, blieb ich stehen. Fragend sah er mich an und sein liebevoller Blick dabei, ging mir durch Mark und Bein.
„Also…“, begann ich. „Es war, als ich zur Schule kam. Schon an meinem ersten Tag wurde ich von den anderen Schülern ausgegrenzt und wegen meines Aussehens fürchterlich runtergezogen. Du musst wissen, ich sah nicht immer so aus, wie jetzt. Ich war ziemlich klein geraten, meine Mutter steckte mich auch gerne in niedliche Sachen. Sie hatte sich so sehr ein Mädchen gewünscht, doch leider…“, ich brach ab, denn die Erinnerungen an damals hatte ich erfolgreich in der hintersten Schublade meines Kopfes verbannt. Bis jetzt. Es war schmerzhaft, dass alles wieder hoch kam. Die Erinnerungen taten so sehr weh und ich konnte nur schwerlich die Tränen unterdrücken.
„Schon okay…“, ermutigte Sam mich zum Weiterreden.
Ich atmete tief ein und wieder aus. Dann erzählte ich weiter, es war sowieso alles zu spät: „Jedenfalls hatte ich die höllischsten Jahre meines Lebens hinter mir, bis vor fünf Jahren. Da lernte ich Rick kennen und er zeigte mir, wie ich mich äußerlich und auch innerlich verändern musste, um ganz oben zu stehen. Ein Jahr später kam zum Glück auch meine kleine Schwester und ich war endlich von meiner Mutter erlöst. Sie hat bestimmt nie bemerkt, wie sehr sie mich eigentlich damit gequält hat. Im Gegensatz zu meinem Vater, er genoss es richtig und auch heute noch.“
Sam ließ meinen Ärmel los und ich schaute ihn an. Ich musste wissen, was er dachte, doch aus seinem Blick konnte ich nichts erkennen. Trotz des Adrenalinschubes, den ich heute schon hatte, fing ich wieder an, mich zu ärgern. Denn Sammy sagte noch immer nichts. Schaute mich nur an, ohne den Blick von mir zu lassen.
Ich riss mich von seinem Anblick los und rannte nach unten in den Garten. Obwohl sich die Sonne schon verabschiedet hatte und es bereits dunkel wurde, zog ich mir beim Laufen mein Shirt aus und sprang mit kräftigem Anlauf in den Pool.
Verdammte scheiße! Ich hätte es ihm nie erzählen sollen. Jetzt hielt der Junge mich auch für einen Waschlappen, genau wie mein Vater es tat.
Ich war furchtbar wütend, wütend auf mich und wütend auf die ganze Welt!
Als ich wieder an die Wasseroberfläche gelangt war, bemerkte ich, wie Sammy am Rand des Beckens hockte und mir Kommentarlos seine Hand hinhielt. Ich zögerte ein wenig, wusste nicht, ob ich die helfende Hand ergreifen sollte oder nicht.
Doch dann ergriff ich sie trotz allem. Sammy war etwas ganz besonderes. In diesen kurzen Tagen hatte er es geschafft, meine Blockade zu durchdringen. Noch nie hatte ich mich einem Menschen so geöffnet wie ihm. Ausgenommen Rick natürlich.
Ich ließ mich also von dem Knirps aus dem Wasser ziehen und stand dann wie ein begossener Pudel vor ihm. Da ich weder wusste was ich tun, noch was ich sagen sollte, stand ich einfach nur da. Doch ich konnte ihn nicht ansehen. Es war mir irgendwie peinlich und ich fühlte, wie sich meine Tränen einen Weg nach draußen suchten.
Als sich dann aber zwei schlanke Arme um mich schlossen, mich einfach nur hielten und mir Trost spendeten, konnte ich nicht anders. Ich ließ meinen Tränen freien laufen.
Verdammt, was hatte der Kerl nur mit mir gemacht?
**Sam**
Es hatte mich verwundert, dass Milan auf einmal so offen war. Was er mir erzählt hatte, war schrecklich und er tat mir wirklich leid, ich hatte aber keine Möglichkeit mehr, ihm dies zu sagen, weil er schonwieder geflüchtet war, wie er es immer tat, wenn er mit der Situation nicht zurechtkam. Also folgte ich ihm nach draußen, er schwamm im Pool und würde sicherlich frieren, wenn er das Wasser wieder verlassen würde. In seinen Augen konnte man noch immer den Schmerz erkennen, den er damals gefühlt haben musste und als er vor mir stand, gab er nur noch ein trauriges Bild ab. Sein Schniefen brachte mich dazu, ihn in die Arme zu nehmen und dann weinte er wirklich. Diese Situation war mehr als absurd, Milan weinte, zudem hielt ich ihn, um ihn zu trösten.
Nach einer Weile fing ich an zu frieren, Milan war nass gewesen und hatte auch meine, oder eher seine alten, Klamotten völlig durchnässt. „Lass uns rein gehen.“, schlug ich vor und Milan ließ mich los, dann sah er mich überrascht an. „Du hast nicht gestottert.“, stellte er fest und ging ins Haus. Er hatte Recht, vermutlich lag es daran, dass er mir in dieser Situation keine Angst eingejagt hatte. Stirnrunzelnd folgte ich Milan ins Haus, um mir etwas anderes anzuziehen. Milan saß in ein Handtuch gewickelt auf seinem Bett und hatte sein Gesicht in seine Hände gelegt. „Milan?“, fragte ich leise und er sah mich an, zumindest weinte er nicht mehr und ich hielt diesen Moment für gut, um ihn ein paar Dinge zu fragen. „Warum warst du so gemein zu mir?“ Das war gar nicht mal das Wichtigste, aber es interessierte mich trotzdem, zumal er mir ja gerade gesagt hatte, dass er selbst keine einfache Zeit gehabt hatte, warum machte er mir meine dann zur Hölle? Erwartungsvoll stand ich mitten im Zimmer, mit nassen Sachen und sah Milan an, der aussah wie ein Häufchen Elend und es nicht für nötig hielt, mir zu antworten, also zuckte ich mit den Schultern und kramte nach einen T-Shirt in meiner Tasche. „Ich weiß es selbst nicht genau.“, murmelte er schließlich und starrte vor sich hin. Diese Antwort war nicht das, was ich hören wollte aber ich hatte das Gefühl, dass Milan verwirrt war und ich glaube, es läge daran, dass mir etwas sehr persönliches erzählt hatte. Also zog ich mich bis auf die Boxershorts aus, schlüpfte in mein T-Shirt und trat zu Milan ans Bett. „Gib mir mal das Handtuch, ich häng die nassen Sachen auf.“, forderte ich ihn auf und er hielt es mir tatsächlich wortlos hin. Ich wusste noch immer nicht, was ich davon halten sollte, dass Milan sich mir gegenüber so geöffnet hatte und fragte ich, wie ich damit umgehen sollte.
Zurück in seinem Zimmer, hatte er wenigstens trockene Sachen an und starrte nicht mehr die Wand an. „Komm her, bitte.“, bat er leise und dieses Mal musste ich mich nicht dazu durchringen, weil er „bitte“ gesagt hatte, das erste Mal. „Erzähl es bitte niemandem.“ Zustimmend nickte ich und er legte beine Arme um mich, zog mich dicht an sich heran, als würde er noch immer Trost suchen. Ich schlang meine Arme ebenfalls um ihn, genoss die Nähe zu ihm, zum ersten Mal war es mir nicht unangenehm.
Langsam und blinzelnd öffnete ich meine Augen und musste mich erst einmal orientieren. Neben mir atmete Milan gleichmäßig und schien noch zu schlagen. Moment, neben mir? Erst jetzt wurde mir klar, wo ich überhaupt war, ich lag neben Milan in seinem Bett! Ich rief mir den gestrigen Abend in Erinnerung und mir wurde bewusst, dass wir wohl eingeschlafen waren, als wir eng umschlungen da gesessen hatten. Ich lag jedoch unter einer Decke, mit dem Kopf auf dem Kissen, also musste Milan die Decke über uns ausgebreitet haben, ich war es jedenfalls nicht. Glücklich lächelnd kuschelte ich etwas an ihn und genoss die Nähe, ehe ich wieder einschlief.
„Aufwachen, Sammy.“, hauchte jemand und ich öffnete die Augen, vor mir sah ich direkt Milans Gesicht, der mich sanft anlächelte. Ein Milan, der mich nicht gleich aus seinem Bett warf und mich anlächelte? Normalerweise hätte ich gedacht, ich würde träumen, aber nach dem letzten Abend wunderte mich gar nichts mehr, auch nicht, als sich seine Lippen auf meine legten. Wenn das jetzt immer so laufen würde, wäre ich gerne sein Eigentum, auch wenn es nicht erwarten würde. Seine Zunge stupste meine Lippen an, die ich breitwillig öffnete, gleichzeitig fühlte ich eine Hand an meinem Rücken, die unter mein T-Shirt kroch. Milan küsste mich intensiver, drehte mich dabei auf den Rücken und zog an meinem Oberteil, was schließlich auf dem Boden neben seinen Bett landete. Zwei Hände gingen auf Wanderschaft, schienen überall gleichzeitig zu sein und erreichten schließlich meine Brustwarzen. Stöhnend wand ich mich unter Milans Händen, der mich angrinste und wieder sich wieder an meinem Hals zu schaffen machte, während ich es gerade einmal schaffte, mich in sein Oberteil zu krallen. „Milan, was...“, krächzte ich und er sah mich fragend an. „Soll ich es lassen?“ Ich wollte, dass er weiter machte, auch wenn dabei durchdrehen würde, also nickte ich und zog ihm sein Shirt über den Kopf, erkundete nun ebenfalls seinen Körper, die Muskeln an seinem Bauch. Er hatte den Körper, den ich gerne gehabt hätte und ich konnte mich nicht satt sehen, er war das, was andere vermutlich als sexy beschrieben hätten, ich fand es aber zum Anbeißen.
**Milan**
Nachdem Sammy auch mich von dem T-Shirt befreit hatte, starrte er gefühlte Stunden nur auf meinen Bauch.
„Gefällt er dir?“, fragte ich ihn mit einem sanften Lächeln. Es kam mir vor, als würden wir uns schon ewig kennen. Vielleicht konnte ich ja wirklich, wenigstens in seiner Nähe, der Milan sein, der ich wirklich war.
Sam schaute mich an, ein leichter Rotschimmer hatte sich auf seinen Wangen gebildet, doch schließlich nickte er.
Ich lehnte mich lässig zurück, ließ meine Muskeln mit Absicht ein bisschen spielen. „Habe ich auch lange für gebraucht! Unzählige Stunden im Fitnessstudio!“, berichtete ich ihm.
Zögerlich, als wüsste er nicht ob er mich berühren durfte oder nicht, hob mein Kleiner seine Hand und legte sie auf meinen Bauch. Mit seiner Fingerspitze fuhr er die hervorgehobenen Muskeln entlang und in mir breitete sich eine angenehme Wärme aus. Nicht einmal bei meinen Freundinnen hatte ich ein solches Gefühl und egal was das zwischen uns war, es war atemberaubend.
Ich legte meine Hand in Sams Nacken und zog ihn näher zu mir heran, nur um ihm sogleich meine Lippen auf die seinen zu drücken. Bereitwillig öffnete er seinen Mund und ich schob ihm meine Zunge entgegen. Zögerlich kam mir Sams entgegen, wurde jedoch mutiger und unser Kuss wurde immer leidenschaftlicher.
Mit einem Ruck hatte ich Sam unter mir vergraben, ohne den Kuss zu unterbrechen. Als ich mich langsam von ihm löste, rang er keuchend nach Atem und mir ging es nicht besser. Mein Herz raste wieder wie wild in meiner Brust. Ich wusste nicht was hier geschah, aber ich wollte diesen Jungen so sehr.
Ich beugte mich also wieder über meinen Kleinen. „Du bist so süß, kleiner Sammy…“, hauchte ich ihm ins Ohr und beschäftigte mich sogleich ausgiebiger mit seinem Ohrläppchen. Danach wanderte ich mit meiner Zunge seinen Hals entlang und Sam entrann ein kehliges Stöhnen, welches mir einen Schauer nach dem anderen den Rücken herunter jagte. Mir schoss das Blut in untere Regionen und mein Verstand schaltete sich vollends aus.
Ich küsste mich weiter über Sammys Körper, meine Hände streichelten ihn sanft. An seinen Brustwarzen blieb ich hängen, leckte, saugte an ihnen, bis sie sich steil aufrichteten. Sam wand sich unter mir. Er schien völlig verspannt zu sein.
„Entspann dich…“, raunte ich ihm zu und Sam entspannte sich tatsächlich ein wenig. „Ich tue nichts, was du nicht auch willst…“
Sam musterte mich mit lustverhangenem Blick, nickte und gab mir das Zeichen dafür, weiter zu machen. Auch sein Körper sprach Bände, konnte ich doch die deutliche Beule in seiner Hose erkennen.
Während ich Sammys Körper weiter mit meinen Lippen erkundete, keuchte und stöhnte er verhalten vor sich hin. Jedes Stöhnen trieb mir das Blut weiter nach unten, meine eigene Männlichkeit drückte unangenehm gegen den Stoff.
Zuerst befreite ich Sammy von seiner Hose, danach trenne ich mich von meiner. Ich stupste mit meiner Zungenspitze in seinen Bauchnabel und küsste mich weiter nach unten. In streichelnden Bewegungen fuhr ich seine Oberschenkel auf und ab.
Mit langsamen Bewegungen, zog ich dem Kleinen die Shorts aus, sein Penis sprang mir förmlich ins Gesicht, wippte leicht vor meiner Nase. Junge, junge, war der Knirps heiß.
Sams herber Geruch seiner Erregung, gemischt mit seinem Duschgel stieg mir in die Nase und unwillkürlich fragte ich mich, wie es sich anfühlen würde, Sam auf diese Art zu Liebkosen. Wie würde er wohl schmecken?
Ich legte meine Hand auf Sams Hüfte. Mit der anderen ließ ich mir seine Männlichkeit einmal durch die Faust gleiten, bevor ich meinen Mund öffnete und meine Lippen um die weiche und zugleich feste Haut legte.
Sams stöhnen drang immer lauter in meine Ohren, stieß sich vorsichtig in meinen Mund und trieb mich dazu weiter zu machen. Das Blut rauschte in meinen Ohren und auch mir entrann ein leises Stöhnen. Mit meiner Zunge umkreiste ich seine Eichel, stupste in die vordere Öffnung und spürte die ersten Lusttröpfchen, die leicht salzig schmeckten. Mein Gott, es war einfach nur geil!!
Ich versuchte Sammy ganz in mich aufzunehmen, doch bevor sein Glied ganz in meinem Mund verschwinden konnte, musste ich ein würgen unterdrücken. Also leckte ich mich weiter seinen Schaft entlang, hoch und wieder runter. Immer kräftiger wurden Sams Stöße, mir lief der Speichel bereits die Mundwinkel entlang und ich bekam nur schwer Luft.
Zwei kräftige Stöße später, kam Sammy mit einem lauten Aufstöhnen. Er bog seinen Rücken durch und krallte sich in der Bettdecke fest. In großen Schüben schoss er mir sein Sperma in den Hals und fleißig schluckte ich alles herunter, bevor ich ihn aus meinem Mund entließ.
Schwer atmend lag er da und ein weiteres Mal fanden unsere Lippen zueinander. Ich nahm meinen Kleinen in den Arm, während er sich von seinem Höhepunkt erholte.
„Schlaf noch ein bisschen…“, flüsterte ich ihm liebevoll zu und schloss meine Augen. Meine eigene Erregung drückte noch immer unangenehm in meinem Schritt, doch das war nebensächlich. Ich war froh, Sam in meinen Armen zu haben und ich wollte die Situation nicht durch zu viele Worte zerstören.
„Aber…du…“, brachte Sam hervor und sah mich mit völlig verschwitztem Gesicht an. Ich strick ihm ein paar verklebte Strähnen aus dem Gesicht und gab ihm einen letzten Kuss auf die Stirn.
„Das ist schon okay…“, sagte ich noch, bevor ich meine Augen schloss und mich die Dunkelheit wieder hatte.
**Sam**
Ich hatte das Gefühl zu schweben, bei dem, was Milan da mit mir anstellte. Zudem war ich überrascht, wie weit er ging, aber um ihn zu stoppen war es sowieso zu spät gewesen. Eigentlich wollte ich ihn vorwarnen, aber ich brachte es nicht mehr fertig, noch etwas zu sagen und Milan beschwerte sich nicht, selbst auf seine eigene Erlösung verzichtete er und schloss wieder die Augen, um weiter zu schlafen. Ich tat es ihm nach, von seinem unglaublichen Körper träumend schlief ich wieder ein.
Ich wurde wach, als ich eine schmerzhafte Bekanntschaft mit Milans Hand machte, die im Schlaf unruhig zuckte und in meinem Gesicht gelandet war, seine Fingernägel hatten zusätzlich einen schönen Kratzer hinterlassen. Ich richtete mich etwas auf und warf einen Blick auf Milans Wecker, es war bereits früher Nachmittag. Unter der dünnen Bettdecke zeichnete sich noch immer seine Erregung ab und mir fiel wieder ein, dass er noch gar nicht zu seinem Recht gekommen war. Ich klappte die Decke auf der Höhe seines Bauches zurück und fuhr mit meinem Finger über seinen Oberkörper, noch immer die Bilder von dem Morgen im Kopf und ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen, die vorsichtig auf seine Brustwarzen senkte und leicht daran saugte. „Was wird das denn?“, fragte Milan mich und seine Stimme klang erwartungsvoll. Ich lächelte in zaghaft an, warf die Decke auf den Boden, Milan trug nur noch seine Shorts, platzierte je ein Knie links und rechts von ihm und küsste ihn lang und leidenschaftlich, reden wollte ich nicht. Erst wir uns fast schwindelig geküsst hatten, ließ ich von seinem Mund ab und rutschte tiefer, kümmerte mich erneut um seine Brustwarzen, leckte, saugte und pustete darüber und nahm zufrieden zur Kenntnis, dass Milan leise aufstöhnte. Ich schob eine Hand nach unten unter seine Shorts wandern, umschloss seine Erregung und begann meine Faust langsam auf und ab zu bewegen, während ich mich mit meinem Mund tiefer arbeitete und jeden Fetzen Haut küsste und liebkoste, der mit unter die Finger und Lippen kam. Meine Handbewegungen wurden schneller, Milan keuchte und stöhnte und ich sah fasziniert in sein Gesicht, er hatte die Augen halb geschlossen, einen erregten Ausdruck im Gesicht, der ihn verdammt gut aussehen ließ. Milans Hand legte sich auf meinen Kopf, krallte sich in meine Haare und ich rutschte noch etwas tiefer, zog seine Shorts ein Stück tiefer, umschloss seine Erregung mit meinen Lippen. Langsam strich ich mit meiner Zunge über die empfindliche Spitze, glitt außen an der gesamten Länge entlang, ehe ich seinen Penis erneut in meinem Mund verschwinden ließ. Milans Becken bewegte sich ruckartig in meinen Mund und ein warnendes „Sam“ ließ mich rechtzeitig meinen Kopf zurückziehen, der größte Teil landete auf seinem Bauch. Ich krabbelte wieder nach oben, dabei wurde mir erst bewusst, dass ich noch immer nackt war, und legte mich neben Milan, der noch schwer atmete und mich angrinste. „Wow. Sammy, ich weiß nicht warum, aber du hast auf mich eine besondere Wirkung.“, beichtete Milan mir flüsternd und ich wurde rot, immerhin war das eine Art Kompliment gewesen, zumindest fasste ich es so auf. Ich wollte etwas sagen, kam aber nicht mehr dazu, weil Milan mich schon wieder im Nacken zu sich gezogen hatte, kurz vor meinen Lippen hielt er inne. „Sammy.“, hauchte er und dieses kleine Wort ließ mir einen Schauer über den Rücken laufen, dann küsste er mich, sanft, vorsichtig, zärtlich.
„Ich hab Hunger. Lass uns essen machen.“ Was hatte er gerade gesagt? Staunend sah ich ihn an. „Wir?“ Milan nickte grinsend und warf mir meine Shorts zu, ehe er im Bad verschwand, um die Spuren zu beseitigen. Sollten die letzten beiden Tage doch noch schön werden? Ich stand auf, zog mir die Shorts an, suchte mein Oberteil und ging in die Küche. „Lust auf Pizza?“ Gutgelaunt kam Milan in die Küche, er war wie ausgewechselt, er lächelte, war freundlich. Diese Veränderung war zwar gut, aber ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte, würde er wieder ausrasten, wenn ich etwas falsch machte oder es milde hinnehmen? Ich bejahte aber und wir schoben zwei Salamipizzen in den Ofen, als ich die Ofentür schloss und mich wieder aufrichtete, hatten sich schon wieder zwei Arme um mich gelegt. „Ich kann einfach nicht die Finger von dir lassen.“, murmelte er und ich drehte mich um. „Was ist mit dem Milan passiert, denn ich kennen gelernt habe?“, fragte ich ihn ernst. Ich wollte erst wissen, woran ich war und wie viel ich zu erwarten hatte. „Was ist mit dem Sam passiert, den ich kennen gelernt hatte?“, fragte er zurück und wir starrten uns eine Weile in die Augen. Er hatte Recht, wir beide hatten uns verändert und keiner wusste wirklich, was der Grund dafür war, es war einfach passiert und das machte mir Angst. Ein Mensch verändert sich nicht einfach in ein paar Stunden, normalerweise. „Sehen wir, was kommt.“, beschloss Milan und kam mir entgegen, ich legte meine Arme um seinen Hals und zog ihn nach unten. Egal, was es war, dass uns verändert hatte und egal, was noch kommen würde, die Momente mit Milan würde ich genießen, auch wenn dabei Gefühle entstanden, die ich nicht haben sollte.
**Milan**
Der restliche Tag verlief recht Ereignislos. Sam und ich stopften uns gierig die Pizza hinein, lümmelten uns dann in den Garten und genossen weiterhin das schöne Wetter und unsere freien Tage. Ab und an sprangen wir in den Pool, um uns eine kleine Abkühlung zu genehmigen, und da ich meine Finger nicht von dem Kleinen lassen konnte, artete dies meist in einer wilden Knutscherei aus.
Ich liebte es, diesen Jungen zu berühren. Seine samtige Haut unter meinen Fingern zu spüren, diese unglaublich süßen Lippen zu schmecken.
Manchmal fragte ich mich natürlich, ob es okay war, was wir hier taten. Doch in mir herrschte solch ein Hochgefühl, sodass ich die negativen Gedanken einfach beiseiteschob und mir keine weiteren Gedanken dazu machte. Ich hatte das Gefühl, dass mir eine zentnerschwere Last von den Schultern genommen wurde. Und das lag nur an dem ausführlichen Geständnis Sam gegenüber, obwohl er mir nicht einmal seine Meinung dazu gesagt hatte.
Am späten Nachmittag, Sam und ich hatten uns bereit von unseren nassen Sachen befreit und in Trockene eingekleidet, lagen wir schon wieder auf dem weichen Polster der Liege. Sammy hatte sich in meine Arme gekuschelt, seine Augen hatte er geschlossen, der Atem ging regelmäßig und flach. Mein Knirps war doch tatsächlich eingeschlafen.
Auch ich fühlte mich schläfrig, war ich doch noch immer so kaputt von unserer Balgerei im Wasser und diesem unglaublich geilen Blowjob, den Sammy mir verpasst hatte.
Ich schloss also meine Augen und bald darauf war ich auch eingeschlafen.
Ein dumpfer Aufprall weckte mich. Völlig orientierungslos öffnete ich meine Augen und fand mich auf dem Rasen unseres Gartens wieder. Ich schaute leicht nach oben. Sammy lag noch immer auf der Liege, die Augen noch immer geschlossen und ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen. Von was er wohl gerade träumte?
Durch einen lauten Rumms wurde ich aus meiner Beobachtung gerissen. Im inneren unseres Hause schien eine Tür geschlagen zu sein, jedenfalls glaubte ich, dass es aus unserem kam. Laute Schreie ertönten plötzlich, schienen sich zwei Personen zu streiten und ein Kind heulte aus vollem Halse. Moment mal, Kind? Das musste doch aus unserem Haus kommen.
Mit einem Ruck sprang ich auf meine Füße und rüttelte daraufhin Sam grob wach.
Als dieser seine Augen öffnete, fragte er völlig verpennt: „Was…“
Doch ich unterbrach ihn, indem ich ihm einen Zeigefinger auf die Lippen legte. „Sch…, ich bin gleich wieder da!“, flüsterte ich und lief so schnell ich konnte in unsere Wohnung.
Als ich das Wohnzimmer betrat, aus dem das Weinen des Kindes kam, konnte ich bereits meine Schwester ausfindig machen. Lina erkannte mich auch sofort und rief immer wieder meinen Namen. Was war denn hier los?
Ich nahm die Kleine auf den Arm, wo sie sich gleich an mich kuschelte und trotzdem weiter vor sich hin schniefte.
„Du bist so ein verlogenes Dreckschwein, nichts weiter!“, hörte ich meine Mutter schreien.
Lina musste hier unbedingt raus!
So schnell es mir mit ihr auf dem Arm gelang, rannte ich zurück zu Sam und drückte ihm das Kind auf den Schoß.
„Pass auf sie auf und egal was passiert, gib sie niemandem!“, bat ich ihn schnell und konnte seinen verwirrten Gesichtsausdruck erkennen. Doch für Erklärungen war jetzt keine Zeit, ich wusste ja selber nicht einmal, was hier passierte.
Ich tätschelte meiner Schwester einmal übers Haar und war gleich darauf wieder in der Wohnung verschwunden.
Ich folgte den Schreien und fand meine Eltern im Schlafzimmer vor. Noch immer stritten sie, beleidigten sich bis aufs Blut.
„Was ist denn hier los?“, fragte ich völlig perplex, denn meine Mutter heulte und packte einen Koffer voller Klamotten zusammen.
„Diesen Nichtsnutz kannst du auch gleich mitnehmen! Ich will euch alle nie mehr in meinem Haus sehen!“, brüllte mein alter Herr.
Meine Güte, was war denn hier passiert? Die sollten doch noch lange nicht hier sein!
„Milan, pack deine Sachen, wir verschwinden von hier!“, ordnete meine Mutter an und ich gehorchte.
Zuerst lief ich aber wieder nach draußen, ich war so durch den Wind, dass ich Sam das Kind ruppig abnahm und ihm am Handgelenk mit mir mit zog. In meinem Zimmer angekommen, kramte ich einige Taschen hervor, Lina hatte ich auf meinem Bett platziert.
„Du musst gehen Sam! Sofort!“, sprach ich ihn barsch an und ich bekam nicht einmal mit, wie Sammy zusammen zuckte.
Doch Wortlos griff er nach seinen Sachen und ich beachtete ihn nicht mehr. Ich bemerkte nicht einmal, wie er gegangen war.
Die nächsten zwei Wochen, wurden zu den schlimmsten, die ich erlebt hatte bevor ich die Mobbingaktion hinter mir hatte.
Ich besuchte weder die Schule, noch irgendwelche Freunde. Sammy und Rick hatten versucht mich zu erreichen, doch ich ignorierte ihre Anrufe und SMS.
Mein Vater hatte uns tatsächlich vor die Tür gesetzt, also mussten wir Notgedrungen bei meinen Großeltern unter kommen.
Mein werter Vater hatte nichts Besseres zu tun gehabt, als seine Affäre mit zur See zu schleppen, wo er sich weiterhin heimlich mit ihr traf und meine Mutter und meine Schwester warten ließ. Meine Mutter kam natürlich dahinter und der große Krach begann. Natürlich hatte er keine Einsicht zu seinen Fehlern und wollte die andere Frau auch nicht aufgeben.
Nun saß ich hier, am Tisch bei meinen Großeltern und blätterte die Zeitungen nach einer eigenen Wohnung durch. Dadurch beding, dass der Platz bei unseren Gastgebern begrenzt war, musste ich mich darauf vorbereiten, jetzt schon alleine zu Leben. Meine Großeltern wollten mir die Wohnung und meine Verpflegung bezahlen, doch für eine Wohnung für uns drei, reichte ihr Budge nicht. Meine Mutter sollte mit meiner Schwester bei ihnen bleiben. Für mich war leider kein Platz. Ich hätte mir mit Lina ein Zimmer teilen müssen, doch das kam auf Dauer nicht infrage.
Da ich in vier Wochen eh achtzehn werden würde, stellte auch der Mietvertrag kein Problem dar.
Immer wieder fragte ich mich, in was ich da nur rein geraten war. Mein Vater hatte doch alles, was ein Mann zum Leben brauchte. Meine Mutter war eine wundervolle Frau und zumindest ein gut geratenes Kind hatte er.
Der ganze Stress machte mich fertig. Ich war nicht traurig darum, meinem Vater nicht mehr zu begegnen, doch meine Ma und Lina taten mir schrecklich leid.
Wie würden sie jemals damit klar kommen??
**Sam**
Zwei Wochen waren seit meiner regelrechten Flucht aus Milans Haus vergangen und ich saß in meinem Zimmer und versuchte noch einmal ihn zu erreichen. Das einzige, was ich mitbekommen hatte, war ein Streit seiner Eltern und der schien die ganze Familie ziemlich aus der Bahn zu werfen.
Meine Mutter hatte nichts von ihrem Urlaub erzählt, war nur seitdem seltener zu Hause und kümmerte sich noch weniger um mich, als sie es eh schon tat, was ich allerdings nicht sonderlich bedauerte, ich konnte so viele Nachmittage bei Mike und seinen Freunden verbringen, die mich freundlich ihn ihrer Clique aufgenommen hatten und mit denen man wirklich viel Spaß haben konnte. Ich war froh darüber, dass sie mich nach dem Wochenende nicht fragten, was ich mit Milan zu tun hatte und wie mein Wochenende war, ich war selbst jetzt noch verwirrt, wusste nicht, welche Gefühle ich für Milan hatte, nur, dass sie da waren. Es hatte mich verletzt, dass er mich im Unklaren darüber ließ, was das Wochenende für ihn bedeutet hatte und mir nicht sagte, warum ich so einfach gehen musste. Ich dachte, er würde mir vertrauen.
Da Milan jeden Anruf und jede SMS ignorierte und auch noch kein einziges Mal in der Schule aufgetaucht war, beschloss ich, bei seinem alten Zuhause aufzutauchen, vielleicht würde ich ihn dort wieder antreffen oder herausfinden, wo er war.
Aufgeregt klingelte ich an der Tür. „Schatz, machst du bitte auf.“, hörte ich eine Männerstimme und kurz darauf öffnete mir eine Frau im Nachthemd die Tür. Eine mir bekannte Frau. Meine Mutter. Oh Gott, womit hatte ich das verdient? „Sam, was willst du hier?“, pampte sie mich an und wollte schon wieder die Tür schließen. „DU? Sag mir jetzt bitte nicht, dass du eine Affäre mit Milans Vater hast!“ „Ich wüsste nicht, was dich das angeht. Steffen hat zwei Kinder und die und seine Frau sind jetzt bei den Großeltern oder was weiß ich wo, es ist mir auch egal. Mach dich weg.“ Schon hatte sie mir die Tür vor der Nase zugeschlagen. Das war doch nicht gerade wirklich passiert oder? Verdattert stand ich vor der geschlossenen Haustür. Milans Vater und meine Mutter, wie sollte ich Milan das erklären, wenn er es rausfinden sollte? Viel wichtiger war jetzt aber, zu Milan zu kommen, also klingelte ich erneut, diesmal öffnete mir ein Mann. „Wo ist Milan?“, fragte ich ohne Begrüßung, der Man wirkte nicht gerade sympathisch auf mich und er musterte mich ebenfalls abfällig, aber er nannte mir die Adresse. „Verzieh dich Knirps.“ Und ein zweites Mal an diesem Tag wurde mir die Tür vor der Nase zugeknallt. Da es nicht sehr weit zu Milans jetzigem Wohnort war, machte ich mich mit meinem Fahrrad direkt auf den Weg dorthin.
„Guten Tag, ich bin ein Freund von Milan. Ist er da?“, begrüßte ich freundlich eine ältere Frau, die sich bei mir als die Oma von Milan vorstellte. „Komm doch rein. Milan ist in seinem Zimmer. Die erste Tür links.“ Ich nickte, bedankte mich und klopfte dann an die mir beschriebene Tür. „Herein.“ Vorsichtig öffnete ich die Tür einen Spalt und steckte meinen Kopf in den Raum, dort saß Milan mit Lina auf dem Boden und spielte Memory. „Sam?!“ Überrascht sah Milan mich an und stand auf. „Lina, geh doch mal Oma fragen, ob sie Hilfe beim Backen braucht.“ Lina hatte mich freudig angelächelt. „Spielt du nachher mit uns, Sam?“, fragte sie mich und ich zuckte mit den Schultern. „Mal sehen.“ Dann war sie auch schon verschwunden und Milan schloss die Tür hinter ihr. „Was willst du hier?“, fragte Milan mich kalt, er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und sah mich ausdruckslos an, ich erkannte weder die Wut, noch den liebevollen Ausdruck in seinen Augen und eines davon, bekam ich sonst immer zu Gesicht. „Wie geht es dir?“, erkundigte ich mich leise. „Wie es mir geht? Wie soll es mir gehen, wenn mein Erzeuger, der mich für einen Nichtsnutz hält, meine Mutter mit einer anderen Frau betrügt und dass auch noch im Urlaub und dann unsere ganze Familie aus dem Haus wirft? Meine Mutter und Lina bleiben hier, in vier Wochen ziehe ich aus, weil es hier viel zu eng ist, ich muss mir mit Lina ein Zimmer teilen. Meine Großeltern übernehmen die Miete. Wie soll es mir denn dann gehen Sam?“ Er war aufgebracht im Zimmer auf- und abgelaufen, bis ich seinen Arm ergriff und ihn damit dazu zwang, stehen zu bleiben. „Milan, es tut mir leid, was passiert ist, aber warum redest du mit niemandem? Warum kommst du nicht mehr zur Schule und ignorierst mich? Das Wochenende, egal, wie schmerzhaft es war, was hat es mit uns gemacht? Was hat es aus uns gemacht? Und sag jetzt nicht, da war nichts, dann lügst du.“ Das war vermutlich das Längste, was ich je zu Milan gesagt hatte, aber es musste ausgesprochen werden, ich wollte wissen, woran ich bin. „Du warst ein netter Zeitvertreib, ein Spiel, nichts weiter.“, antwortete Milan kühl und befreite seinen Arm aus meinem Griff. Das war nicht wahr, das konnte er nicht ernst meinen! Tränen stiegen in meine Augen. „Nein Milan, du lügst. Bitte, es stimmt nicht oder?“ Meine Stimme zitterte und die Kälte seiner Augen ließ mich innerlich frieren. „Doch Sam, es war nur ein Spiel.“, wiederholte er. Es war, als würde er mir das Herz brechen, egal, wie kitschig es klingen mag. In mir zog sich etwas zusammen und es breitete sich einerseits eine Leere, auf der anderen Seite eine unbändige Wut aus und ich schlug mit dem bisschen Kraft, das ich aufbringen konnte, auf Milan ein, ich traf seinen Bauch, seine Brust und seine Arme. „Sam! Sam! Lass den Mist!“, fuhr er mich an und hielt meine Handgelenke fest, drückte mich gegen die nächste Wand. „Bitte, sei ehrlich. Es war kein Spiel.“, flehte ich, weinte dabei noch immer und sah ihn bettelnd an. Er stand so dicht vor mir, wie an dem Tag, an dem er mir gesagt hatte, ich würde ihm gehören und seine Augen war das Leben zurück gekehrt, eine Mischung aus Schmerz und Trauer und wieder dieser liebevolle Ausdruck waren darin zu erkennen. „Du hast Recht Sam. Es war kein Spiel.“, flüsterte er, unsere Lippen berührten ich fast, mein Herz schlug wie wild und das Gefühl, das sich ausbreitete, sobald ich seine Nähe spürte, war zurück gekehrt und es verstärkte sich, als er mich küsste. Endlich! Er fiel über mich her, wie ein ausgehungertes Tier und ich war so glücklich darüber.
**Milan**
Ich wollte Sam nicht hier haben, konnte nicht auch noch ihn ertragen. Aber aus einem mir unerklärlichen Grund, war ich froh, dass er bei mir war, mir helfen wollte, für mich da war.
Dieses Gefühl verleitete mich dazu, nachzugeben und regelrecht über ihn her zu fallen!
Ich schob meinem Knips die Zunge in den Mund, küsste ihn, fordern und zugleich leidenschaftlich und zärtlich. Sam kam mir entgegen, umspielte meine Zunge mit seiner. Sein Körper schmiegte sich an mich und ich umklammerte ihn fest mit meinen Armen. Wie sehr ich Sam vermisst hatte, bemerkte ich erst jetzt. In dem Moment, als ich ihn wieder sah, hatte mein Herz mich selber verraten. Ich fühlte mich bei Sam geborgen, meine Masche zog bei ihm nicht mehr. Er durchschaute mich, wusste gleich, dass ich ihn angelogen hatte. Und obwohl ich diesen Menschen erst so kurz kannte, wollte ich ihn nie wieder verlieren. Ob ich verliebt war oder nicht, wusste ich noch nicht. Aber es war auch nicht wichtig. Wichtig war, dass wir zusammen waren.
Ich fuhr mit meiner Hand unter Sams Shirt, streichelte in sanften Bewegungen seinen Rücken auf und wieder ab. Unser Kuss wurde immer wilder. Ich wollte seine Haut an meiner spüren. Ihn spüren, doch als ich grade meine Hand in Sams Hose gesteckt hatte und seinen kleinen knackigen Hintern massierte, klopfte es leicht an der Tür.
Erschrocken löste ich mich von Sammy, versuchte meinen Atem, der sich um das Dreifache beschleunigt hatte, zu beruhigen. Als wir uns im Eiltempo wieder einigermaßen hergerichtet hatten, ging ich zur Tür und öffnete sie. Natürlich versuchte ich so gewohnt lässig, wie nur eben möglich rüber zu kommen, doch meine Oma musterte mich skeptisch.
„Junge, ist alles okay mit dir? Hast du Fieber?“, sie legte mir besorgt ihre Hand auf die Stirn. „Mensch, du bist ja ganz heiß!“
„Mir geht’s gut Omi, was ist denn?“, oh Gott, wenn sie mitkriegen würde, dass ich grade mit einem Jungen rumgemacht hatte, würde sie auf der Stelle einen Herzinfarkt erleiden und tot umfallen.
„Ich wollte nur fragen, ob dein Freund mit uns zusammen Kuchen essen will. Lina und ich haben einen warmen Apfelkuchen gemacht!“, erzählte sie stolz.
Sie war eine wirklich liebenswerte Frau, immer freundlich, zuvorkommend, immer auf die Bedürfnisse anderer aus. Sie stellte ihr eigenes Glück nie an erster Stelle. Meine Großmutter war erst glücklich, wenn der Rest ihrer Familie auch glücklich war.
Ich schaute über meine Schulter und warf Sam einen fragenden Blick zu. „Willst du?“
Meine Güte, sein Anblick war zu Göttlich. Mit eingezogenen Schulter, hochrotem Kopf und zitternden Gliedern stand er da und nickte zögerlich.
Also war der alte Sammy doch noch nicht verschwunden. Innerlich amüsierte ich mich köstlich über ihn.
„Ist gut Omi, wir kommen gleich!“, bestätigte ich ihre Einladung und sie zog mit einem fröhlichen Lächeln auf den Lippen wieder ab.
Die waren wir zum Glück wieder los und ich hoffte inständig, dass sie nichts bemerkt hatte.
Ich zog die Tür leise wieder zu, schloss sogar vorsichtshalber ab. Noch so etwas könnte ich nicht ertragen, wenn meine Großmutter nun einfach rein gekommen wäre? Mit dem Rücken lehnte ich mich an die Wand und atmete einmal tief durch. Das war wirklich knapp gewesen.
Da Sam noch immer wie angewurzelt hinten im Zimmer stand, ging ich langsam auf ihn zu und hob sein Kinn leicht an, damit er mich ansehen konnte.
„Sie ist weg, Kleiner.“, versuchte ich ihn zu beruhigen und tatsächlich schaute er mich, noch immer rot im Gesicht, an.
„Du bist wirklich süß, Sammy!“, hauchte ich ihm entgegen, strich ihm gleichzeitig durch sein weiches Haar.
„Und du bist ein Arsch…“, murmelte der Knirps.
Ich schloss den Kleinen noch einmal in meine Arme, küsste ihn auf seinen Haaransatz und auch er legte seine Arme um mich.
„Ich weiß Sam, aber wir sollten jetzt Kuchen essen gehen! Wir wollen meine Oma doch nicht verärgern, oder? Wenn ich meine eigene Wohnung habe, können wir noch viel mehr anstellen!“, ich grinste ihn süffisant an.
Er stieß mir leicht seine Faust in die Rippen und lachte.
„Wer weiß, vielleicht habe ich bis dahin auch genug von deinen Stimmungsschwankungen!“
Ups, das hatte gesessen. Aber recht hatte der Kleine. Ich musste dieses Problem schleunigst in den Griff bekommen, ansonsten würde ich Sam verlieren. Das war mir klar. Mit einem „Mal sehen…“, wandte ich mich von ihm ab und ging in das Esszimmer meiner Großeltern. Sammy folgte mir bereitwillig.
Nachdem sich alle gegenseitig vorgestellt hatten, machten wir uns über den Kuchen her und unterhielten uns angeregt. Lina taute richtig in Sams Nähe auf und auch meine Mutter begann wieder zu lächeln. Was hatte der Junge nur an sich, dass er alle so um seinen Finger wickeln konnte? Ich war so stolz auf ihn!!
Am Abend stand ich mit Sammy an unserer Haustür, Sammy schien etwas zu bedrücken. Schon den ganzen Tag hatte ich das Gefühl, dass er etwas sagen wollte, doch traute er sich nicht.
„Nun sag schon, was ist los?“, forderte ich ihn sanft auf.
„Milan…die…die Sache ist die…also…wie soll ich dir das nur sagen…“, Sam schien völlig nervös zu sein, also legte ich ihm beruhigend eine Hand auf die Schulter.
„Ist schon okay, sag es ruhig!“
„Na schön…meine Mutter…also sie…sie ist…die Affäre deines Vaters…“, berichtete er mir und zog gleich seinen Kopf wieder ein.
Ich hatte mich doch gerade verhört oder?? Warum musste eigentlich alles immer noch viel schlimmer werden? Wie lange würde ich das Ganze noch aushalten?
Ich starrte Sam nur an, meine Augen füllten sich mit Tränen.
Verfluchte Scheiße!!!!
Sam
Der Nachmittag bei Milan und seiner Familie war wirklich schön gewesen, es war das erste Mal seit der Trennung meiner Eltern, dass ich ein Gefühl von Zusammenhalt, Geborgenheit und Liebe gefühlt habe, wie man es nur in einer Familie spüren konnte. Und selbst das Gefühl in einer mir unbekannten Familie war stärker als das, was ich bei meinen Eltern fühlte, kurz gesagt, ich wusste bis dahin nicht, was es bedeutete, ein Familie zu haben.
Das schlimmste war, Milan zu sagen, was ich an diesem Tag erfahren hatte, die Beziehung seines Vaters zu meiner Mutter. Ich befürchtete, dass er ausrasten du mich schlagen würde, dass er mich hassen würde und mich nie wieder sehen wollte, aber stattdessen weinte er. „Milan? Können wir darüber reden?“, fragte ich leise, ich wollte nicht, dass diese Sache da war und wir nie darüber reden würden und er nickte. „Mum, ich bringe Sam nach Hause.“, rief er und nahm sich den Schlüssel, ehe wir das Haus verließen.
Ich schob mein Fahrrad neben mir her, es war schon dunkel geworden und Milan war bisher wortlos neben mir her gelaufen. „Wie lange weißt du das schon?“ Ich schluckte und erzählte ihm dann von dem unfreiwilligen Treffen mit meiner Mutter an diesem Nachmittag. „Sie war es, die sich darüber aufgeregt hat, dass mein Vater schnell eine neue Freundin gefunden hat, sie hat ihm vorgeworfen, er hatte sie betrogen, was nicht stimmte. Ich verstehe nicht, warum sie sich auf deinen Vater eingelassen hat. Obwohl ich allgemein nicht verstehe, was sie tut.“, erklärte ich Milan mit emotionslosen Tonfall, ich sprach nicht gerne über meine Mutter, ich würde nicht behaupten, dass ich sie hasste, aber ein normales Sohn-Mutter Verhältnis hatten wir schon lange nicht mehr. „Du musst es nicht erklären, du bist nicht für die Taten deiner Mutter verantwortlich.“ Diese Aussage von Milan bestätigte mir, dass er nicht sauer auf mich war und ich atmete erleichtert aus. „Hast du gedacht ich würde es dir übel nehmen?“, fragte er mich daraufhin überrascht und ich nickte leicht errötet. Wir waren vor dem Mehrfamilienhaus angekommen, in dem ich wohnte. „Sam, ich würde gerne dein Zuhause sehen.“, bat Milan mich, als ich die Tür aufschloss. Ich schämte mich für das, was ich mein Zuhause nannte und für das kleine Räumchen in dem ich wohnte, trotzdem stimmte ich zu, als ich mein Fahrrad in den Hauseingang stellte und anschloss. Schweigend legten wir die zwei Etagen zurück und ich öffnete die Haustür. „Ist nichts Besonderes. Klein, bescheiden und nicht sonderlich schön.“, beschrieb ich die Wohnung, als Milan eintrat und sich interessiert umsah. Ich drückte mich an ihm vorbei und schlug den Weg zu meinem Zimmer ein und machte eine einladende Geste in Richtung der Tür. „Vielleicht erklärt das die Begeisterung für dein Zimmer.“ Ich konnte Milan ansehen, dass er mehr erwartet hatte, als das, was sich in dem Raum befand. Ein kleiner, alter Schreibtisch, ein ebenso altes Bett, ein schmales Regal und ein nicht dazu passender, ebenfalls kleiner Schrank. Die einzigen elektronischen Geräte waren ein Wecker und kleines Radio, das nicht mehr wirklich funktionierte. Ja, ich schämte mich für mein Zimmer und Milans mitleidiger Ausdruck auf dem Gesicht ließ mich erröten. „Sag nichts. Ich will es nicht hören.“, bat ich und setzte mich auf mein Bett, legte mich mit dem Oberköper auf die Matratze und starrte die Decke an. Milan hatte alles, was er sich wünschen konnte und ich? Ich hatte alte Möbel, die mehr Stauraum boten, als ich brauchte. „Was hast du denn gedacht, was ich tue? Dich auslachen? Dich an dem beurteilen, was du besitzt? Schon vergessen, was ich dir erzählt habe? Das Äußere sagt gar nichts, das solltest du inzwischen wissen.“, sagte Milan mit sanften Worten, die meinen inneren Aufruhr besänftigten. Er hatte Recht, ich sollte wissen, was er gesagt hatte. „Man kann sich ja mal irren.“, nuschelte ich und spürte, wie sich die Matratze neben mir absenkte und als ich den Kopf seitlich legte, konnte ich in Milans Augen sehen. „Hör zu, ich komme am Montag wieder in die Schule, aber wir müssen so tun, als wäre nie etwas zwischen uns passiert. Als würden wir uns nicht kennen. Rick davon nichts erfahren.“ Das tat weh, sicher, mir war bewusst, dass er wollte, dass niemand von dem erfuhr, was zwischen uns gelaufen war, aber das wir nicht einmal auf freundschaftlicher Basis miteinander umgehen konnten, schmerzte. „Ich dachte, du hättest mehr Selbstbewusstsein.“ Das war mir einfach so heraus gerutscht und Milan sah mich enttäuscht an. „Sammy, ich weiß, es ist scheiße, aber ich kann vor Rick nicht als Schwächling dastehen.“ „Dein Image vor deinem Freund ist dir so wichtig? Du könnest ihm auf einfach sagen, dass wir gute Bekannte oder Freunde oder was auch immer sind. Was willst du tun? Mich so behandeln, wie du mich behandelt hast, bevor all das hier passiert ist? Mich rumkommandieren?“, zischte ich wütend. Ja, ich war wirklich sauer und enttäuscht und zickte jetzt rum, aber Milan sollte endlich verstehen, dass er nicht mit mir machen konnte, was er wollte! „Ich weiß es nicht Sammy. Können wir uns nicht einfach wie Fremde aus dem Weg gehen?“ Hoffnung blitzte in seinen blauen Augen auf und eigentlich konnte ich ihm nicht böse sein, auch nicht nach dem, was er durchmachte und trotzdem war ich es. „Was ist, wenn er es durch einen dummen Zufall erfährt?“ „Ich weiß es nicht, wirklich nicht.“ Milan war wirklich fertig und ich entschied mich, ihn nicht noch weiter zu nerven und zu belasten. „Tut mir leid.“, flüsterte ich legte meine Lippen auf seine, die den besten Geschmack der Welt hatten.
**Milan**
Sammy drückte mir seine Lippen auf den Mund, doch auch dies konnte mich nicht von meinem beklemmenden Gefühl ablenken.
Meine Güte, sein Zimmer war nicht einmal eines. Ich würde so etwas als Abstellraum bezeichnen. Wie konnte er nur unter solchen Umständen leben?
Im Allgemeinen wurde mir die Situation allmählich zu viel.
Erst die merkwürdigen Gefühle für den Knirps, die Trennung meiner Eltern, dann schien es, dass mein Erzeuger mit Sammys Mutter eine Affäre hatte und zu guter letzt, wusste ich nicht einmal, wie ich mich in der Schule verhalten sollte.
Auf der einen Seite wollte ich Sam nicht mehr verletzen, doch die Angst, wieder heruntergestuft zu werden, war viel zu groß.
Ich wollte das nicht mehr. Alles war so kompliziert geworden. Wie konnte das alles nur in so kurzer Zeit passiert sein?
Als Sam meine Lippe mit seiner Zunge an stupste, riss er mich somit aus meinen Gedanken. Vor Schreck stieß ich ihn etwas unsanft von mir und er purzelte vom Bett. Mit einem dumpfen Aufprall landete er auf dem Boden und schnell krabbelte ich an den Rand des Bettes und schielte zu ihm herunter.
„Ey, das tat weh.“, beschwerte sich der Knirps und rieb sich eine Stelle an seinem Kopf.
Obwohl mir die Sache schrecklich leid tat, konnte ich nicht anders. Ich fing aus vollem Halse an zu lachen und Sam starrte mich nur beleidigt an.
Er gab aber auch ein Bild für die Götter ab. Ich krümmte mich bereits vor Lachen, bekam nur am Rande mit, wie Sam ein „Du findest das also lustig?“ vor sich hin murmelte. Im nächsten Moment hatte er sich auf mich geschmissen und wir alberten eine ganze Weile herum.
Dieses Mal war ich etwas vorsichtiger, noch einen Sturz wollte ich beim besten Willen nicht riskieren, hinterher tat der Knirps sich noch ernsthaft weh.
Atemlos lagen wir nebeneinander. Diese kleine Ablenkung tat mir wirklich gut. Ich schaute zu Sam, der mit geschlossenen Augen und einem Lächeln auf den Lippen da lag. Langsam beugte ich mich über ihn und küsste ihn ausgiebig. Der Kleine legte seine Arme um meinen Nacken und stöhnte in unsere Küsse hinein. Auch mir schoss allmählich das Blut in die Lenden. Doch bevor ich unter sein Shirt greifen konnte, klingelte natürlich mein Handy.
Umständlich zog ich es aus meiner Hosentasche und hatte gleich darauf meine Großmutter am Ohr.
„Junge, wann bist du denn wieder hier? Wir machen uns Sorgen um dich!“
„Bin schon auf dem Weg, bis gleich!“, sagte ich schnell und legte auf.
Ich rappelte mich vom Bett auf und stand nun unschlüssig davor. Sam schaute mich nur enttäuscht an, sagte aber nichts.
„Tut mir leid, Sam! Ich muss gehen! Wegen Montag, ich hoffe du verstehst, dass ich nicht auf einmal mit dir befreundet sein kann.“, ich küsste ihn noch einmal kurz und verschwand dann, ohne eine Antwort ab zu warten.
Auf dem Weg nach Hause grübelte ich noch einmal über meine derzeitige Situation nach. Okay, ich hatte mir schon gedacht, dass mein Vater eine Affäre hatte. Aber nie im Leben hatte ich damit gerechnet, dass seine Affäre Sammys Mutter war. Himmel, wie sollte ich das meiner Mum erklären?
Dann war da noch das Problem mit der Schule. Rick würde es niemals akzeptieren, wenn ich ihm auf einmal sagen würde, das Sam nun einer von uns war. Ganz abgesehen davon, wenn er wüsste das ich dem Jungen einen Blowjob verpasst hatte und umgekehrt. Doch für immer konnte ich Rick nicht anlügen. Er würde es sicher merken, dass etwas nicht stimmte. Dafür war er schon viel zu lange mein bester Freund.
Da ich scheinbar zu keinem Ergebnis kam, stellte ich meine Überlegungen ein und entschied, weder über die schulische Situation mit Sam nachzudenken, noch meiner Mutter etwas über die Affäre meines Vaters zu sagen. So war es anscheinend am Besten.
Der Montag ließ nicht lange auf sich warten. Da meine Großeltern nicht weit von meinem Elternhaus wohnten, musste ich wie gewohnt die Straßenbahn benutzen. Um Lina kümmerten sich meine Großeltern, während meine Mutter zu etlichen Bewerbungsgesprächen eingeladen worden war. Immerhin musste sie uns jetzt bis aufs weitere alleine durchbringen.
Obwohl ich recht pünktlich bei der Bahn ankam, verzichtete ich auf meinen Kaffee und hielt lieber Ausschau nach dem Knirps. Seit dem Abend, an dem ich ihn einfach abgehauen war, hatte ich mich nicht mehr bei ihm gemeldet. Auch seine und Ricks Anrufe und SMS ignorierte ich weiterhin.
Von weitem konnte ich Sam bereits auf einer Bank sitzen sehen. Er hatte seinen Rucksack zwischen seinen Beinen platziert und schaute gedankenverloren auf den Boden.
Langsam trottete ich auf ihn zu und wusste nicht wirklich, ob ich was sagen sollte. Doch trotzdem stellte ich mich vor den Knirps und starrte ihn an. Sam schien mich nicht zu bemerken, also murmelte ich mir ein „Hey“ zurecht und setzte mich einfach neben ihn.
Der Kleine hob einmal kurz den Kopf, schaute jedoch gleich wieder zu Boden. Ich konnte in seinem Blick nicht erkennen, was er dachte. War er sauer, oder vielleicht gekränkt? Gerechtfertigt wäre wohl Beides gewesen.
Auch als die Bahn vor uns hielt, redeten wir nicht miteinander. Sam ignorierte mich vollkommen und allmählich wurde ich wirklich wütend.
Er hätte doch wenigstens ein paar Worte mit mir wechseln können, aber nein, der Herr schien auf Stur zu schalten.
Als wir die Straßenbahn an unserer Haltestelle ankam und wir auf dem Weg zur Schule waren, fing Sam an, immer mehr Abstand zu mir zu halten. Na schön, wenn er nicht reden wollte, bitte schön! Ich war sicher nicht auf ihn angewiesen!
Also lief ich noch einen Schritt schneller um kam sauer auf dem Schulhof an. Rick stand mit ein paar Leuten herum und bemerkte mich auch recht schnell. Doch ich lief nur an ihm vorbei. Am liebsten wäre es mir gewesen irgendjemandem in die Fresse zu schlagen, doch so einfach ging das leider nicht.
„Man Milan, warte doch mal!“, Rick kam hinter mir her gelaufen und widerwillig blieb ich stehen.
„Hör mal, es tut mir wirklich leid! Ich verspreche, es wird nie wieder vorkommen!“, entschuldigte sich mein bester Freund und ich drehte mich zu ihm um.
„Okay Rick. Ich schwöre dir, packst du oder einer der anderen ihn noch ein einziges Mal an, dann seid ihr tot!“, drohte ich ihm und hoffte, dass er es nun begriffen hatte.
„Ich hab es wirklich kapiert! Aber sag mal, warum bist du so lange nicht da gewesen?“
Zögerlich erzählte ich Rick, was an dem Wochenende passiert war. Nein, um Gottes willen, doch nicht die Geschichte mit Sam. Nein, die mit meinen Eltern und wie es jetzt weiter gehen würde. Auf der einen Seite hatte Ricky Mitleid mit mir, doch auf der anderen freute er sich schon, wenn ich meine eigene Bude hatte. Der Kerl dachte wirklich nur ans Feiern.
In der ersten Pause blieb ich im Klassenzimmer, mit der Ausrede, ich müsse mir den Stoff für die nächsten Stunden anschauen. In der zweiten Pause hatte ich nicht so viel Glück und Rick zog mich mit nach draußen.
Wie der Zufall es nun will, erschien Sam direkt vor meiner Nase. Schweigend standen wir uns gegenüber und ich hatte keine Ahnung wie ich reagieren sollte. Mein Herz fing an zu rasen, meine Hände schwitzten und zu deutlich, konnte ich Ricks stechende Blicke auf mir spüren. Verdammt, was sollte ich denn jetzt machen??
**Sam**
Er wollte, dass wir uns wie Fremde verhalten? Bitte, das konnte er haben. Ich ignorierte Milan den ganzen Morgen konsequent, auch wenn ich mit ihm reden, ihn spüren wollte, ich musste stark bleiben und schaffte es tatsächlich. Bis zur zweiten Pause.
Vor mir standen Milan und Rick und ich wusste nicht, was ich tun sollte oder nicht tun sollte und ich hatte keine Ahnung, wie Milan reagieren würde, immerhin hatte er viele Möglichkeiten. Mich anschreien, mich rumkommandieren, mich ignorieren, freundlich zu mir sein.
„Rick, entschuldige dich bei ihm.“, forderte Milan trocken und ich riss überrascht die Augen auf. Er forderte seinen Freund auf sich bei mir zu entschuldigen? Klar, gerecht war das sehr wohl, aber auch das Letzte, womit ich gerechnet hatte. „Jaja, sorry.“, murmelte Rick missmutig, ich verstand ihn kaum, aber offensichtlich tat er wieder das, was Milan ihm sagte. „Saaam!“ Mike stand am Ende des Flures und winkte mich zu ihm, also ergriff ich die Möglichkeit, um von Milan weg zu kommen. Ich hörte noch, wie die beiden hinter mir diskutierten.
„Du sollst dich doch von ihnen fern halten, die tun dir was, wenn du nicht aufpasst!“, warnte Mike mich wieder einmal, aber ich ignorierte sein weiteres Geplapper über Milan und Rick, ich kannte es in- und auswendig, er erzählte mir beinahe jeden Tag, wie gefährlich sie waren. „Mike, ist gut jetzt, ich hab’s verstanden und ich kann auch sehr gut selbst auf mich aufpassen.“, stoppte ich irgendwann seinen Redefluss, der nicht enden wollte, auch nicht, als wir schon bei den anderen angekommen waren. „Hallo Sam.“ Ein Mädchen, Thea, kam auf mich zu und klimperte mich mit ihren überschminkten Wimpern an, ich verdrehte meine Augen und ließ mich auf die Bank neben Mike fallen, der sich zu mir beugte. „Ich glaube, Thea steht auf dich.“, flüsterte er und grinste mich dämlich an. „Ach halt die Klappe, die soll mich bloß in Ruhe lassen.“, gab ich zurück, während wir beide Thea musterten, sie trug eine ziemlich kurze Hose, ein weit ausgeschnittenes Top und lockere Sneakers, dazu viel zu viel Make-up. Kurz gesagt, ich mochte Thea nicht besonders, außerdem war sie laut und künstlich und lachte zu viel und zu laut und sowieso zu hoch. „Ach komm, gib ihr ne Chance, sie ist doch hübsch und nett ist sie auch.“, ermutigte Mike mich und ich schnaubte verächtlich. Wenn er wüsste. „Versuch du es doch, ich hab das Gefühl, das willst du eher.“, neckte ich ihn und Mike lief tatsächlich rot an. Damit ließen wir das Thema auf sie beruhen und hörten den Erzählungen vom Wochenende zu, meine Gedanken schweiften ab zu Milan, der mit Rick den Hof betrat und auf uns zu steuerte. Das konnte ja heiter werden.
„Was will er den jetzt schon wieder von dir?“, wollte Mike wissen, als auch er sah, dass Milan sich näherte, Rick war stehen geblieben und stand lustlos und gelangweilt in der Mitte des Hofes herum und schnauzte zwischendurch ein paar Fünftklässler an, die es wagten, ihn anzusehen. „Komm mit, ich muss mit dir reden.“ Milans Stimme war kalt, emotionslos und jagte mit einen Schauer über den Rücken, trotzdem folgte ich ihm zu einer leeren Bank, weit weg von allen anderen Schülern, die uns förmlich anstarrten. Unwillkürlich musste ich an das denken, was Milan mir über seine Vergangenheit erzählt hatte und auch meine eigene rückte wieder in mein Gedächtnis, obwohl ich sie lange darin verschlossen hatte und mir wurde kalt. Ich wusste viel über Milan, er kaum etwas über mich. Wahrscheinlich war das auch besser so.
„Sam, warum redest du nicht mit mir und ignorierst mich?“, erkundigte Milan sich, noch immer mit kalter Stimme, und sah mich fragend an, den Kopf leicht zur Seite geneigt. „Du wollest doch, dass wir uns wie Fremde verhalten, das hab ich getan. Entscheide dich mal bitte, was du willst und überleg es dir nicht alle paar Tage anders.“, antwortete ich gereizt und das war ich wirklich. Woher sollte ich wissen, was er wollte, wenn er nie wirklich sagte, was los war? „Ja, aber doch nicht so! In der Bahn kannst du doch mit mir reden!“, warf Milan ein und ich stand auf, ich hatte keine Lust mehr auf diese Unterhaltung, das war mir zu blöd. „Ganz oder gar nicht, Milan.“ Mit diesen Worten drehte ich mich um und stapfte zurück zu Mike und ich war sogar etwas stolz auf mich, weil ich es endlich mal geschafft hatte, mich gegen Milan durchzusetzten. So bald wie möglich mussten wir aber noch einmal reden, ich wollte Klarheit über das, was zwischen uns war, es war mir schon lange nicht mehr egal.
Mit meinem Handy beschäftigt achtete ich nicht genau darauf, wo ich nach Schulschluss hinlief und stieß direkt mit einem großen, breitschultrigen Jungen zusammen, dessen Namen ich nicht kannte, aber er gehörte offensichtlich zu Rick, denn dieser tauchte hinter dem Jungen auf. „Sieh mal an, ein Zwerg.“ Er grinste höhnisch. „Du wagst es wirklich, Milan so zu behandeln? Sollte es nicht anders sein? Du wirst es bitter bereuen, dass du Milan einfach auf der Bank hast sitzen lassen.“ Ich begann zu zittern. Ich dachte, er sollte die Finger von mir lassen? Die meisten Schüler waren weg, der Rest machte einen Bogen um uns, niemand wagte es, mir zu helfen, als auch schon die erste Faust in meinem Bauch landete und ich mich keuchend nach vorne krümmte. Die nächste Faust folgte direkt, landete in meinen Rippen, mein Bein gab unter einem Tritt nach und ich fiel zu Boden. „Das war erst der Anfang Zwerg.“, warnte Rick und ich sah schon einen Fuß auf mein Gesicht zukommen, hob schützend die Arme vor mein Gesicht und hörte eine Stimme. „Rick! Bist du wahnsinnig geworden?“ Vorsichtig nahm ich die Arme herunter, neben Rick stand Milan, funkelte ihn wütend an und hatte die Fäuste geballt. „Was verstehst du nicht? Verpiss dich, bevor du daneben liegst, du weißt, dass ich dazu in der Lage bin!“ Rick erwiderte nichts, zog stampfend und schnaufend davon, der andere Kerl folgte ihm. Neben mir knackte ein Gelenk. „Hey, alles okay? Kannst du aufstehen?“ Milans Stimme war weich, liebevoll, nicht so kalt wie zuvor in der Schule und er sah mich besorgt an. „Alles gut, ich lieg nicht das erste Mal so da.“ Vorsichtig rappelte ich mich auf, nahm meine Sachen und ging los, wollte zur Bahnhaltestelle, aber ich blieb nach ein paar Schritten stehen. Ein paar meiner linken Rippen schmerzten, mein Magen zog sich bei jeder Bewegung zusammen und irgendwie tat alles weh, wenn ich mich bewegte. „Ich stütze dich.“, bot Milan an und legte einen Arm um meine Hüfte, hielt mich vorsichtig, um mir nicht weh zu tun. Ich konnte kaum alleine gehen, also ließ ich es zu und humpelte weiter. „Was meinst du damit, dass du nicht das erste Mal auf dem Boden lagst? Wurdest du öfter geschlagen?“ Ja wurde ich, aber das würde ich Milan sicher nicht auf die Nase binden. „Schon mal was von hinfallen und stolpern gehört? Oder von Fahrradunfällen?“, erwiderte ich trotzig und sah im Augenwinkel, wie Milan den Kopf schüttelte, er fragte aber nicht weiter nach und wir waren schweigend an der Bahnstation angekommen. Auch hier weigerte Milan mich, mich los zu lassen. „Jetzt lass mich los, ich schaff das.“, motzte ich und wiederwillig zog Milan seinen Arm zurück. Das Ziehen in meiner Brust schob ich auf Rocks Attacke, auch wenn ich wusste, dass es nicht so war.
**Milan**
Ich war wirklich sauer auf Rick! Eigentlich hatte ich geglaubt mit seiner Entschuldigung hätte er es endlich begriffen, doch da hatte ich mich geirrt. Wie konnte dieser Volltrottel nur wieder auf Sam losgehen? Ich verstand diesen Kerl einfach nicht.
Vorsichtig schielte ich zu dem Knirps, der neben mir auf der Bank kauerte. Er hatte Schmerzen, das konnte ich genau erkennen, doch ich sagte nichts. Ich hatte das komische Gefühl, dass Sam solche Situationen schon öfters erlebt hatte. Hinfallen? Das ich nicht lache. Aber gut, wenn er reden wollte, dann würde er das schon von alleine tun. Da brachte es mir nichts weiter nachzuhaken.
„Hör mal Sam, es tut mir wirklich leid, dass ich so ein Arschloch war. Irgendwo musst du mich auch verstehen. Aber ich verspreche dir, dass ich mein Verhalten ändern werde und wir auch in der Schule normal miteinander umgehen werden. Gib mir nur noch ein bisschen Zeit, okay?“, sagte ich an ihn gewandt, doch Sam sagte gar nichts.
Ich schob es einfach auf seine Schmerzen und allmählich machte ich mir wirklich Sorgen. Meine Güte. Ich machte mir doch sonst um niemanden Sorgen, der nicht zu meiner Familie gehörte. Doch bei dem Knirps war das anders. Irgendwie hatte er mein Herz erreicht. In seiner Nähe konnte ich einfach nur ich sein.
Eigentlich wurde mir dies erst so richtig bewusst, als ich gesehen hatte, wie Rick ihn zusammen geschlagen hatte. Wäre ich früher unten gewesen und hätte nicht rumgetrödelt, dann wäre das alles gar nicht passiert. Mist, verdammter!!
Der Zug hielt vor unserer Nase und obwohl Sam sich strickt weigerte, half ich ihm. Ich beförderte den Kleinen auf einen Sitz direkt neben der Tür und stellte mich dann vor ihn. Nur für den Notfall!!
Ein paar Stationen weiter stiegen wir aus. Zuerst war ich ein wenig unschlüssig ob ich Sam nach Hause bringen sollte oder nicht, doch so wie er aussah, konnte ich nicht anders.
„Ich kann auch alleine gehen! Geh nach Hause!“, schnauzte der Knirps mich an.
Wieder ignorierte ich ihn.
Knappe zwanzig Minuten später hatte ich Sam endlich in seinem Zimmer. Ich war völlig am Ende und schnaufte vor mich hin. Der Knirps war aber auch schwer auf die Dauer.
Also schmiss ich mich neben ihn auf das Bett und verschnaufte ein wenig.
„Ich hol dir besser was zu trinken.“, murmelte er, doch ich hielt ihn gleich auf.
Das kam überhaupt nicht in Frage!
„Sitzen bleiben!“
Sam saß auf der Kante des Bettes und musterte mich misstrauisch. Ich erhob mich und kniete mich zwischen seine Beine. Wenn er schon nicht zu einem Arzt wollte, dann würde ich mir eben eine Verletzungen ansehen.
„Ich muss mir das ansehen, Sammy. Ob du willst oder nicht!“, sagte ich ohne ihn anzusehen und zog ihm vorsichtig das Shirt aus.
Das mich der Anblick seines schönen Körpers heiß machte, ignorierte ich vorerst.
Einige blaue Flecken zierten Sams Oberkörper und vorsichtig strick ich mit meinem Zeigefinger über diese. Der Knirps spannte sofort seinen Körper an. Wusste ich es doch! Er hat Schmerzen.
„Du musst wirklich zum Arzt damit.“
Aber Sam schüttelte nur den Kopf. „Muss ich nicht. In ein paar Tagen geht es wieder!“
Meine Güte, musste er so stur sein?
Ich erhob mich und drückte den Kleinen sanft aber bestimmt auf das kleine Bett. Wenn er schon nicht zu einem Arzt wollte, dann würde ich ihn halt pflegen!
Schnell flitzte ich aus Sams Zimmer und suchte das Badezimmer. Da die Wohnung sehr klein und überschaubar war, fand ich es sehr schnell und zog mir wahllos ein Handtuch aus dem kleinen Regal.
Auch jetzt war ich völlig schockiert darüber, unter welchen Umständen Sam leben musste! Ich würde hier völlig durchdrehen.
Ich verwarf den Gedanken aber schnell wieder und konzentrierte mich auf meine Arbeit. Das Handtuch wurde in kaltes Wasser getaucht, bis es vollständig nass war und damit ging ich wieder zurück in das Zimmer.
„Was wird das denn jetzt?“, begrüßte mich Sam schnippisch.
„Das muss gekühlt werden!“, antwortete ich knapp und legte ihm das kalte Tuch auf den Oberkörper.
„Das ist viel zu kalt, nimm das weg!“, beschwerte der Kleine sich.
Mir fiel meine Familie wieder ein und schnell meldete ich mich via Handy bei meiner Mutter ab. Ich erzählte ihr, dass Sam einen kleinen Unfall gehabt hatte und sie wünschte ihm noch gute Besserung.
Das wäre also auch erledigt.
„Milan, wenn du das blöde Handtuch nicht gleich weg nimmst, dann…“, ich legte Sam einen Finger auf die Lippen und erstickte somit weitere Meckereien.
Danach beugte ich mich, immer darauf bedacht ihm nicht weh zu tun, über ihn und tauschte den Finger gegen meine Lippen.
Gleich darauf hob ich meinen Kopf wieder und schaute den Jungen unter mir an.
„Was dann, Sammy?“, flüsterte ich, wartete aber keine Antwort ab.
Der Kerl machte mich einfach nur kirre. Wie er halbnackt unter mir lag, die Wangen leicht gerötet. Er war einfach nur süß!
Hey, ich war auch nur ein Mann! Vielleicht stand ich ja vielleicht doch ein bisschen auf Kerle. Jedenfalls auf diesen einen.
Wieder küsste ich den Kleinen, schob meine Zunge frech in seinen Mund. Es dauerte eine Weile, bis Sam sich darauf einließ, doch ich ließ nicht locker.
Irgendwann kam er mir entgegen, legte seine Hand in meinen Nacken. Die andere krallte er in das Bettlacken.
Ich fuhr mit meiner Hand über Sammys Arm, strich einmal über seinen Bauch und öffnete mit geschickten Fingern seine Hose.
Sam stöhnte auf, als meine Hand in seiner Hose verschwand. Für einen kurzen Moment hatte ich geglaubt, der Kleine wollte protestieren. Doch ich küsste ihn wilder, leidenschaftlicher und sein Glied schwoll immer mehr in meiner Hand an.
Auch mir schoss das Blut in die Lenden und ich rieb mein Becken an Sammys Bein.
Ich schloss meine Finger um die fremde Männlichkeit und bewegte meine Hand auf und ab. Sam stöhnte in meinen Mund und als ich glaubte er würde kommen, zog ich mich von ihm zurück.
„Aber…“
„Schh…hab ein wenig Geduld.“, ich strich meinem Knirps ein paar verschwitzte Haarsträhnen aus dem Gesicht und küsste ihn kurz auf die Stirn.
Jetzt hatte ihn da, wo ich ihn haben wollte. Sam wollte, dass ich es ihm besorgte. Das würde er sogar bekommen! Mein Herz hüpfte aufgeregt in meiner Brust, in meinem Schritt spannte es. Ich zog mir mein Shirt über den Kopf und ließ es achtlos auf den Boden fallen.
Danach machte ich mich daran, ihm seine Hose auszuziehen. Jedoch immer darauf bedacht, ihm nicht unnötig weh zu tun. Der Kleine sollte die Schmerzen vergessen, sollte genießen und einfach nur spüren.
Ein leichtes Grinsen stahl sich auf meine Lippen. Ich war wirklich froh. Froh hier zu sein, bei Sam sein zu können. In diesem Moment hätte ich nicht glücklicher sein können und das würde ich dem Knirps jetzt auch zeigen.
**Sam**
Milan ging mir verdammt nochmal auf den Keks, zudem fror ich erbärmlich mit diesem kalten Handtuch auf meinem Bauch und die Schmerzen wurden trotzdem nicht weniger. Ich brauchte niemanden, der mich bemutterte und vor allem brauchte ich keinen Arzt. Na gut, Milan gab sich ja dann auch besondere Mühe, um mich die Kälte und die Schmerzen vergessen zu lassen, so eine Art Krankenpfleger war wiederrum nicht überall anzutreffen.
Wohlig räkelte ich mich auf meinem Bett, Milans heiße Küsse und seine fordernde Hand ließen mein Blut ziemlich schnell nach unten wandern und ich protestierte entrüstet, als Milan seine Hand weg zog. Der Anblick seines Körpers machte einiges wieder wett, zudem war ich gespannt, was genau er vor hatte, als er mir vorsichtig die Hose, samt Boxershorts, auszog und ich blickte mit verschleierten Augen nach unten, Milan grinste, legte sich zwischen meine Beine und tippte mit dem Finger spielerisch gegen meine empfindliche Spitze und ich stöhnte auf. Mit kleinen Bissen und Küssen setzte Milan, sich einen Weg von meinem Knie, den Oberschenkel nach oben, bis zu meiner Erektion zu bahnen und als ich darauf hoffte, er würde sich nun vollkommen darauf konzentrieren, hatte ich mich geschnitten, denn er wiederholte das Spiel auf der anderen Seite und ich seufzte frustriert auf. „Geduld, Sammy.“, hörte ich Milans leise, aber bestimmte und verführerische Stimmte und krallte meine Hände ins Laken, bevor ich die Beherrschung verlor, die Innenseiten meiner Oberschenkel waren verdammt empfindlich, wie ich gerade feststellen durfte. Doch auch jetzt durfte ich nicht darauf hoffen, dass Milan dieses Spiel zu Ende bringen würde, seine Zunge stupste in meinen Bauchnabel, der nicht dem Handtuch verdeckt wurde und noch immer einen harten Kontrast zu meiner erhitzten Haut bildete. „Milan! Bitte!“, flehte ich, bekam dafür ein umwerfendes Grinsen geschenkt und spürte, sie Milan vorsichtig, sanft und kaum spürbar mit seiner Zunge über die blauen Flecken fuhr. Eine Gänsehaut überzog meinen Körper und begann angenehm zu kribbeln, der Schmerz verschwand fast unter Milans Zunge, wurde nebensächlich und ich war beinahe gerührt von der Vorsicht, die er an den Tag legte, die man gar nicht von Milan erwartete und ich durfte sie trotzdem spüren.
„Kannst…du dich…jetzt mal auf…Wichtigeres konzentrieren?!“, presste ich hervor, als er immer wieder aufreizend dicht an meinem Penis vorbei strich, aber sich nicht dazu hinreißen ließ, ihn zu berühren und mich damit wahnsinnig machte. Ich war völlig verschwitzt, keuchte, atmete stoßweise und spürte nur noch ein heftiges Kribbeln, egal, wo Milan mich mit Zunge, Zähnen oder Händen traf. Ich bäumte mich auf, als Milan endlich mit seiner Zunge an meiner Länge entlang fuhr und mir entwich ein kleiner Schrei, ich war so geladen, voll mit Empfindungen, dass ich mir vor kam, wie ein reines Nervenbündel und es wurde nicht besser, als Milan seine Lippen zum Einsatz brachte.
Es dauerte nicht lange, Milan stupste wieder mit seiner Zunge gegen die Spitze und ich ging fliegen, wortwörtlich, ich bäumte mich wieder auf, krallte mich in die Laken, stöhnte unkontrolliert und sah Sterne, bevor es Dunkel wurde.
„Sammy? Jetzt wach doch bitte auf!“ Milans flehende Stimme erreichte mein Ohr, ich lag in seinem Armen, die er schützend um mich gelegt hatte und ein besorgter Blick traf mich. „Müde.“, grummelte ich, rollte mich zusammen und kuschelte mich an den warmen Körper neben mir. Ich hätte niemals erwartet, dass man von ein paar einfachen Berührungen so zerfließen konnte, vor Lust und Leidenschaft.
„Nein, nicht…aua!“ Ich wurde von meinen eigenen Schreien und dem Traum geweckt, der sich grade aus meinem Kopf verflüchtigte. Zitternd sah ich mich um, Milan kam gerade in mein Zimmer gestürzt, sah mich sorgenvoll an. „Sammy, was ist los?“ Irgendwo in seinen Augen blitze Panik auf, er kroch unter die Decke, die er über mir ausgebreitet hatte und strich sanft über meinen Rücken, während die Tränen meine Augen verließen. Warum musste das jetzt alles wiederkommen? Ich hatte doch alles vergessen, warum ausgerechnet jetzt, wo ich dabei war, so etwas wie ein normales Leben zu führen. „Ist doch gut, alles ist in Ordnung. Ich bin bei dir.“ Die leisen, in mein Ohr geflüsterten Worte beruhigten mich tatsächlich, ich wurde ruhiger, hörte auf zu weinen und mir wurde bewusst, wie bescheuert, erbärmlich und kindisch ich mich gerade aufgeführt hatte. Ich schämte mich so! Langsam rückte ich von Milan ab, ich konnte seine Nähe in diesem Moment nicht ertragen, rollte mich in die Decke ein, vergrub mein Gesicht im Kopfkissen und nur noch meine Haare waren zu sehen. „Sam…“ Eine Hand strich über die Decke, dort, wo mein Rücken war. „Geh…bitte. Ich bin wertlos.“ Ich war definitiv irgendwo da angekommen, wo ich vor ein paar Monaten war, ich hatte mir geschworen, nie wieder dorthin zurück zu kehren und es war doch passiert. „Aber Sam!“ Gewaltsam wurde mir die Decke entrissen, ich lag nackt vor Milan, zusammengerollt wie ein Embryo und vermied es tunlichst, ihm anzusehen. „Du bist nicht wertlos.“ Es war, als würde ich in einem Eisberg liegen und plötzlich, nur durch diese Worte, würde das Eis schmelzen. „Aber…alle…fertig gemacht….scheiße…wertlos…schwul.“, stammelte ich zusammenhangslos, schniefte, warf ich an Milans Brust, zitterte und hatte mich gar nicht mehr unter Kontrolle, alle Gefühle stürzten auf mich ein und machten mich fertig, erdrückten mich und nahmen mir die Lust zum Atmen. „Im Stich gelassen…er ist….einfach gegangen.“, murmelte ich weiter, wiegte mich vor und zurück.
Ich wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, aber es war schon Dunkel draußen. Meine Tränen waren versiegt und ich lag entkräftet in zwei starken Armen, die mich die ganze Zeit gehalten hatten. Der hilflose Blick aus den Augen, die ich so liebte, traf mich, als ich mich aufrichtete und brachte mich beinahe erneut zum Weinen. „Sorry." Zu mehr Worten war ich einfach nicht in der Lage. “Nein, Sam, es ist okay. Mir tut es leid, ich konnte dir einfach nicht helfen. Ich wusste nicht, was ich machen sollte. Sam, was war das eben?“ Ich konnte es ihm nicht sagen, brachte die Worte nicht zustande, die nötig gewesen wären. „Ich kann nicht. Noch nicht, sei bitte nicht sauer.“ Ich hatte Angst, er würde mich verlassen, einfach gehen, weil es ihm zu viel wurde, aber Milan blieb. „Auf dich könnte ich nie sauer sein, Sammy. Niemals.“ Er reichte mir das nächst beste Kleidungsstück, dass erreichen konnte, ohne mich loslassen zu müssen und ich zog den Stoff über meinen Kopf, stellte fest, dass es Milans T-Shirt war und fühlte mich wie eines der Mädchen, die immer darum bettelten, ein T-Shirt ihres Freundes zu bekommen. Ich musste nicht einmal danach fragen, ich bekam es und das machte mich glücklich.
**Milan**
Sam kuschelte sich wieder an meine Brust und schien gleich darauf wieder eingeschlafen zu sein.
Ich lag neben ihm, hielt ihn einfach nur fest. Meiner Mutter hatte ich schon bescheid gegeben, dass ich nicht nach Hause kommen würde. Ich konnte Sam unmöglich in diesem Zustand alleine lassen!
Meine Gedanken kreisten mal wieder wie wild hin und her. Warum hatte der Kleine nur so einen Albtraum gehabt? Was musste er schon alles erlebt haben?
In diesem Moment wurde mir klar, dass ich eigentlich gar nichts über Sam wusste. Gut, er lebte unter sehr unnormalen Umständen, seine Mutter schien irgendwie nie zu Hause zu sein und zudem war sie nun auch noch mit meinem Vater liiert. Aber ansonsten wusste ich rein gar nichts und das ärgerte mich höllisch.
Es gab so vieles, was ich ihn fragen wollte, aber ich wollte ihn auch nicht unter Druck setzen und ihm die Zeit geben, die er brauchte. Doch trotzdem machte ich mir sorgen. Wurde er vielleicht aktuell von irgendjemandem bedroht oder steckte vielleicht auch Rick hinter der Sache? Das würde aber alles nicht mit Sammys Gestammel zusammen passen. Er hatte irgendetwas davon gemurmelt, irgendwer hätte jemanden fertig gemacht, schwul konnte ich heraus hören und jemand wäre gegangen. So viele kleine Informationen, doch konnte ich damit überhaupt gar nichts anfangen.
Plötzlich zuckte ich bei dem Gedanken unwillkürlich zusammen, Sam brabbelte irgendetwas, schlief jedoch weiter. War Sam vielleicht schwul? Oh mein Gott! Was, wenn es wirklich so wäre?
Wäre es schlimm für mich oder wäre es okay? War ich vielleicht auch schwul? Und was empfand ich für ihn? Sicher, ich mochte den Kleinen. Dies konnte ich unmöglich abstreiten. Jedenfalls nicht nachdem, was wir schon alles miteinander gemacht hatten. Doch war ich vielleicht sogar in ihn verliebt? Immerhin verpasste man einem normalen Freund keine Blowjobs.
Ich schielte auf Sam herunter und musste grinsen. Er hatte es sich in meinem Arm richtig bequem gemacht, eine Hand hatte er auf meine nackte Brust gelegt und ein Sabberfaden lief ihm gerade den Mundwinkel herunter. Ich drückte ihn noch weiter an mich heran und musste mal wieder feststellen, dass es sich gut anfühlte. Meine Nase drückte ich in sein Haar und schloss meine Augen. Kurz darauf war auch ich eingeschlafen.
„Oh mein Gott! Steffen, Steffen!“
Müde öffnete ich meine Augen und musste mich erst einmal orientieren. Ein warmer Körper lag in meinen Armen. Ja richtig, ich war ja bei Sam. Ich schloss meine Augen wieder und genoss das Gefühl neben ihm zu liegen.
„Wie ekelhaft! Steffen jetzt komm doch endlich hier her!“
Da war es doch schon wieder. Irgendjemand schrie hier doch herum. Jetzt bewegte sich auch Sam und ich musste feststellen, dass ich nicht geträumt hatte. Wieder öffnete ich meine Augen, der Knirps hatte sich aufgerichtet und schaute mit weit aufgerissenen Augen zur Tür. Ich folgte seinem Blick und erkannte eine Frau.
„Mama…wie…du…“, stotterte der Kleine und schaute von ihr zu mir.
Als ihm wohl bewusst wurde, dass sie uns erwischt hatte und unser kleines Geheimnis aufgeflogen war, verpasste er mir erschrocken einen Schubs und ich purzelte samt Decke auf den Boden.
Autsch! Mühsam rappelte ich mich wieder auf und wollte mich gerade beschweren, da sah auch ich das Desaster. Ich hatte Sam nur mein Shirt gegeben, welches er sich vorhin übergezogen hatte. Der Rest war nicht viel bedeckt. Sammy stand mit hochrotem Kopf neben dem Bett, zog das Shirt so weit wie möglich nach unten und suchte seine Sachen. Dummerweise lagen die neben mir.
Da ich zum Glück eine Shorts an hatte, griff ich schnell nach den Sachen und flitze einmal um das mickrige Bett herum. Bei Sammy angekommen stellte ich mich schützend vor ihn, gab ihm seine Sachen und schaute böse über meine Schulter.
„Verschwinden Sie doch!“, schnauzte ich Sams Mutter an, die noch immer in der Tür stand und pikiert zu uns herüber sah.
Danach ging alles sehr schnell. Und hätte ich es vorher gewusst, wäre ich nach der Schule gleich nach Hause gegangen.
Mein Vater erschien plötzlich neben der mir unbekannten Frau schaute erst sie fragend an und als sie auf uns deutete, zählte er wohl nur eins und eins zusammen.
Wütend stapfte er auf uns zu. Eigentlich hätte ich Angst vor ihm haben sollen. Ich kannte diesen Ausdruck in seinen Augen, doch die Sorge, er könne Sam etwas antun, ließ mich an Ort und Stelle. Ich rührte mich kein Stück und schaute ihm unverwandt in seine rot unterlaufenen Augen.
„Du kleine Mistgeburt! Ich wusste schon immer, dass mit dir etwas nicht stimmt! So eine widerliche Drecksschwuchtel!“, brüllte er mich an und schon flog seine Faust in meinem Magen.
Keuchend rang ich nach Atem, sackte auf dem Boden zusammen. Tritte folgten, Geschrei war zu hören und die Schmerzen wurden immer schlimmer. Danach wurde ich an den Haaren nach oben gezogen, die nächste Faust landete in meinem Gesicht. Etwas Warmes lief mir aus der Nase, doch das war mir egal. In Gedanken betete ich inständig, dass dieser Mistkerl sich nicht auch noch an Sam vergreifen würde.
Irgendwann landete ich vor der Haustür. Ich wusste nicht wie, aber irgendwie kam ich die Treppe herunter und stand nun halbnackt auf der Straße. Ich hatte weder ein Handy noch irgendwelche Sachen dabei. Mein Köpf dröhnte und mein Körper schmerzte.
Verfickte Scheiße! Jetzt waren wir wohl richtig am Arsch!
**Sam**
Ich wurde von dem hysterischen Geschreie meiner Mutter geweckt und die Situation lief viel zu schnell ab, um alles zu verstehen, ich sah nur, wie Milans Vater auf seinen Sohn einprügelte, ich konnte mich vor Schreck nicht rühren, lehnte mit dem Rücken an meinem Bett und machte mich so klein, wie es eben ging. Blut lief aus Milans Nase und sein Vater schleppte und schliff ihn zur Tür, dann war er verschwunden und ich ganz alleine, mir blieb nur die Angst vor dem, was nun kommen würde. „Sam, du…du…Hausarrest.“, stammelte meine Mutter, dann verschwand sie und knallte die Tür hinter sich zu. Es war ja nicht so, dass sie nicht gewusst hatte, dass ich mich für Jungs interessierte, vor ein paar Monaten hatte ich ihr es gesagt, auch da hatte sich mich hysterisch angeschrien und für verrückt erklärt, danach kam das Thema nie wieder auf den Tisch. Möglicherweise dachte sie, ich hätte meine Meinung dazu geändert. Warum hatte ich grundsätzlich nur mit Leuten zu tun, die abwertend auf meine Sexualität reagierten?
Ich hörte noch, wie dieser Mann, Steffen, und meine Mutter diskutierten und drückte mir das Kissen auf die Ohren, weil ich nicht wissen wollte, welche Hasstiraden sie auf mich und Milan los lassen würden. Ich trug noch immer sein Shirt und mir wurde bewusst, dass Milan ziemlich nackt herumlaufen musste, seine Jeans lag ebenfalls in meinem Zimmer, aus der Tasche lugte sein Handy hervor. Ich hoffte nur, dass ihm auf dem Weg nach Hause nichts passieren würde, während ich den Geruch des Stoffes einatmete, der so wunderbar nach Milan roch. Ob er mich wieder sehen wollte, nach dem, was in unserer Wohnung passiert war? Was, wenn er genug davon hatte, genug von Schlägereien, Schmerzen, Stress und all dem, was die Situation mit sich brachte?
Das Handy in Milans Hosentasche blinkte auf, ich wusste nicht, was ich tun sollte, aber ich griff danach und sah eine eingetroffene SMS von Rick. Ich las sie nicht, wollte das Vertrauen, dass Milan mir möglicherweise entgegenbrachte nicht zerstören. Durch eine Berührung auf dem Bildschirm gelangte ich dummerweise in sein Telefonbuch, dass bis auf einen Kontakt heruntergescrollt war, der den Namen Sammy trug. Mein Kontakt, meine Nummer und er speicherte sie unter Sammy? Wie viel Hoffnung durfte mir das geben? Es gab sogar ein Kontaktbild, darauf hatte ich die Augen geschlossen, also musste ich geschlafen haben, als er das Foto von mir gemacht hatte und ich war irgendwie gerührt und plötzlich erschien es mir gar nicht mehr so unmöglich, dass Milan doch all den Stress in Kauf nehmen würde.
Am nächsten Tag schmerzten meine Verletzungen von Rick noch immer und ich schleppte mich zur Schule, glücklicherweise war ich in der Wohnung nicht auf meine Mutter und diesen gewaltsamem Kerl getroffen. An der Bahnhaltestelle saß Milan, zusammengesunken, mit einem blauen Auge und schmerzhaft aussehender Nase. „Hier.“ Ich hielt Milan eine Tüte mit seinen Schuhen und der Jeans hin, sein Handy drückte ich ihm in die Hand. „Es tut mir leid, ich wusste nicht, dass dein Vater bei uns aufkreuzen würde.“, murmelte ich leise und wand mich zum Gehen. „Warte Sam. Du kannst ja nichts dafür.“, erwiderte er und zuckte bei dem Versuch eines Lächelns schmerzhaft zusammen. Sein Vater musste ihn wirklich schlimm erwischt haben. „Was hat deine Mutter dazu gesagt?“ Traurig schüttelte Milan den Kopf. „Sie ist vor Verzweiflung beinahe zusammen gebrochen. Schlimmer Abend.“, mehr war aus ihm nicht heraus zu bekommen und wir warteten schweigend auf die Bahn, stiegen schweigend ein und schritten auch schweigend zur Schule, bis sich unserer Wege dort trennten.
An diesem Tag hätte ich wirklich alles dafür gegeben, um nicht mit Mike befreundet zu sein, er textete mich ununterbrochen zu und ließ mir keine Möglichkeit, um meinen Gedanken nach zu hängen, er plapperte unentwegt über Thea und verglich sie mit einem anderen Mädchen das ich nicht kannte. „Mike, ich bin schwul.“, warf ich irgendwann trocken ein und das brachte in tatsächlich dazu, die Klappe zu halten. „Oh…ähm, okay.“ Er lächelte mich freundlich an und nahm seinen Redefluss wieder auf. Wie jetzt, mehr sagte er nicht dazu? Ich hatte mit jeder erdenklichen Reaktion gerechnet, aber damit? „Es stört dich nicht?“, unterbrach ich Mike ungläubig und er schüttelte nur den Kopf. „Warum sollte es? Ist doch nichts dabei.“ Ich war doch froh, mit ihm befreundet zu sein, wirklich, endlich traf ich doch mal einen verständnisvollen Menschen, dem es herzlich egal war, für den oder was ich mich interessiere. „Aber sag es den anderen bitte nicht.“, bat ich noch und er versprach es mir.
„Sieh an, die private Schlampe meines verkorksten Sohnes.“, begrüßte mich Steffen spöttisch grinsend, als ich die Haustür aufschloss. Ich drückte mich kommentarlos an ihm vorbei und schloss meine Zimmertür hinter mir ab, ich hatte weder Zeit noch Lust mich mit diesem Arsch auseinander zu setzten. „Wann sehen wir uns?“, schrieb ich Milan, dann machte ich mich an meine Hausaufgaben. Innerlich fühlte ich mich ein bisschen von einer Last befreit, weil ich ehrlich zu Mike sein konnte und er nichts dagegen hatte. Warum waren nicht alle Menschen so? Meine Gedanken, die eigentlich bei meinen Geschichtshausaufgaben seien sollten, drifteten ab in die Vergangenheit, bevor ich es mir selbst verbot, daran zu denken, ich wollte keinen weiteren Zusammenbruch riskieren.
**Milan**
Mein Leben war einfach nur schrecklich. Fürchterlich und ungerecht. Es war nicht genug, dass ich von meinem Vater wie das letzte Arschloch behandelt worden war, nein, Rick redete ununterbrochen auf mich ein.
Was ich mit meinem Gesicht angestellt hätte, warum ich nicht auf seine SMS reagiert habe, ich würde Sam zu gutmütig behandeln, ich würde ihn vollkommen ignorieren und so weiter. Meine Fresse, verstand er nicht, dass ich einfach meine Ruhe haben wollte? Eigentlich hätte ich ihm für seine Unverschämtheit, Sam noch einmal angefasst zu haben, eine reinhauen sollen. Aber dafür war ich einfach nicht in der Stimmung.
Deshalb war ich auch froh, dass ich den restlichen Tag in der Schule überstanden hatte und endlich nach Hause durfte.
Doch da erwartete mich gleich der nächste Stress.
„Milan, wir gehen zur Polizei!“, schoss es gleich aus meiner Mutter heraus und ich sah sie völlig perplex an.
„Mum, das geht auf gar keinen Fall!“
Sie schaute mich entrückt an und beförderte mich ins Wohnzimmer meiner Großeltern, die auf dem Weg waren Lina aus dem Kindergarten zu holen. Als sie sich neben mich auf die alte Couch gesetzt hatte, ergriff sie meine Hand und schaute mich mitleidig an. Oh nein, jetzt fuhr sie also auf dieser Schiene!
„Hör mal, du weißt, dass du mit mir über alles reden kannst! Es ist schrecklich zu wissen, dass die neue Freundin deines Vaters, die Mutter deines Freundes ist. Aber am meisten mache ich mir Sorgen um dich! Was ist gestern vorgefallen, dass dein Vater dich so zugerichtet hat?“, beendete sie ihre Rede.
Eine Weile dachte ich über ihre Worte nach, wusste nicht, was ich machen sollte. Mein sogenannter Vater würde es meiner Mutter bei der erstbesten Gelegenheit sowieso erzählen, also warum sollte ich es nicht gleich selber tun?
Plötzlich piepte mein Handy und zeigte eine SMS von Sam an. Er fragte, wann wir uns sehen. Na klasse. Auch das noch!
„Milan, bitte. Ich sehe doch, dass da etwas ist.“, riss mich meine Mutter wieder ins hier und jetzt.
Ich seufzte einmal laut, mein Herz hämmerte wie wild in meiner Brust. Jetzt oder nie! Als ich begann, ihr die Geschichte von Sam und mir zu erzählen, saß meine Mutter ganz entspannt neben mir und hörte einfach nur zu. Die Geschichten, in denen ich Sam zu meinem Eigentum erklärt hatte, oder den beinahe Sex ließ ich natürlich aus. Ich erzählte ihr nur, dass ich mich sehr wohl bei ihm fühlte, ihn gerne küsste und mich bei Sam nicht verstellen musste. Ob ich nun wirklich auf Jungs stand oder nicht, konnte ich ihr nicht sagen, ich wusste es überhaupt nicht.
„Und wie sieht dein Freund die Sache? Ist da bei ihm mehr oder eher nicht?“, stellte meine Mutter doch tatsächlich solch eine nebensächliche Frage.
„Was? Ich habe dir gerade gesagt, dass ich mit einem Typen rumgemacht habe, Mum. Und du stellst mir so eine Frage?“, ich schaute sie entgeistert an und hätte beinahe geglaubt sie würde mich verarschen. Doch ich kannte meine Mutter einfach zu gut, wusste wann sie etwas ernst meinte und wann nicht. Und diese Frage war definitiv ernst gemeint gewesen.
Nun erhob sie sich, lief zum Fenster und schaute eine Weile hinaus. Erst nach einer Weile redete sie wieder: „Ich bin deine Mutter, Milan. Ob du nun mit einem Mädchen oder einem Jungen zusammen bist. Und weil ich dich liebe, werde ich immer hinter dir stehen! Verstehst du das? Und nur weil dein Vater dich mit einem Jungen erwischt hat, hat er nicht das Recht dich so zuzurichten. Also möchte ich, dass du auch Verständnis für mich hast und jetzt mit mir zur Polizei fährst!“
Erst jetzt wurde mir richtig bewusst, was es hieß eine liebevolle Mutter zu haben. Ich ging auf meine Mutter zu und schloss sie in meine Arme. Leise schniefte sie vor sich hin. Bestimmt war das alles nicht sehr einfach für sie, aber ich schwor mir immer für sie da zu sein und sie zu unterstützen.
„Na los, wir haben noch eine Verabredung mit den Bullen!“, ich löste mich wieder von ihr und grinste, soweit es mir eben möglich war.
Auch meine Mum schenkte mir ein leichtes lächeln und kurz darauf waren wir auch schon bei der Polizeistation angekommen. Der Vorgang war schnell erledigt. Der Beamte klärte mich über meine Rechte und Pflichten auf und nahm dann meine Anzeige auf. Da ich noch nicht Volljährig war, musste meine Mutter diese mit Unterzeichnen.
Als wir wieder an der frischen Luft waren, drückte ich meine Mutter noch einmal kurz und bedankte mich. Ohne sie wäre ich nie zu diesem Schritt bereit gewesen. Peinlich war es mir ja schon gewesen, als ich dem Beamten erklären musste, dass ich mit einem Typen zusammen gewesen war. Doch dieser hat souverän darauf reagiert, getan, als wäre es normal.
„Sag mal, können wir Sam auf dem Rückweg abholen und du setzt und im Schlosspark ab?“, fragte ich, als wir auf dem Weg zum Auto waren.
„Kein Problem. Du musst mir nur sagen, wo er wohnt!“, antwortete sie gut gelaunt. „Ach Milan, eine Sache hätte ich da noch. Egal wie du dich entscheidest, versuch dem Jungen nicht weh zu tun. Er ist ein netter Bursche.“
Ich antwortete darauf nicht, wollte erst einmal abwarten, was Sam dazu zu sagen hatte. Wenn er mir versichern würde, dass er nicht schwul war, dann wäre alles beim alten. Wir hätten weiterhin unseren Spaß zusammen und wenn wir die Schnauze voll hätten, würde jeder wieder seinen eigenen Weg gehen. Aber was, wenn er wirklich etwas für mich empfand? Was sollte ich ihm sagen? Konnte ich diese Gefühle erwidern?
Vor Sammys Wohnung angekommen, rief ich ihn gleich an und berichtete, dass ich unten warten würde. Zehn Minuten später kam er auch tatsächlich heran geeilt und als ich ihm signalisierte hinten ein zu steigen, ließ er sich pustend und schnaufend auf den Rücksitz fallen.
„Sorry, eigentlich hab ich Hausarrest…musste mich raus schleichen!“, entschuldigte er sich und wandte sich gleich darauf an meine Mutter. „Hallo Frau Berger!“
Auch sie begrüßte ihn freundlich und fuhr uns dann zu dem gewünschten Ort.
„Melde dich einfach, wenn ich euch wieder abholen soll okay.“, bat sie mich und ich nickte zur Bestätigung. Danach brauste sie davon.
„Deine Mutter ist wirklich nett!“, Sammy lächelte mich auf dem Weg zu einer Bank freudig an und mein Magen schlug Purzelbäume. Mit diesem Lächeln, war er einfach nur lecker und am liebsten hätte ich ihn an mich gerissen und ihn geküsst.
Doch das musste warten. Erst musste ich einige Sachen klären.
„Hmhm…“, murmelte ich nur vor mich hin.
Den restlichen Weg schwiegen wir und als ich endlich eine Bank gefunden hatte, die weiter Abseits stand, ließen wir uns darauf nieder.
„Sam. Wir müssen reden, glaube ich!“, begann ich und schaute den Kleinen neben mir ernst an.
Am liebsten hätte ich gewusst, was ihm in diesem Moment durch den Kopf gegangen ist, denn Sam schaute mich entgeistert und völlig verunsichert an. Zaghaft nickte er.
Ich fasste all meinen Mut zusammen und fragte einfach direkt drauf los: „Sam, bist du schwul?“
Mein Herz schlug mir bis zum Hals und ich hatte riesigen Schiss vor seiner Antwort.
**Sam**
Ich hätte wirklich nicht erwartet, dass Milan mit seiner Mutter bei mir auftauchen und mit mir zum Park fahren würde. Glücklicherweise schaffte ich es, mich an meiner Mutter und diesem Arsch von Steffen vorbei zu schleichen, ob das auch klappen würde, wenn ich wieder nach Hause kam, war eine andere Frage.
„Sam, bist du schwul?“ Die Frage stellte mir Milan mir nicht ernsthaft oder? Zum ersten Mal zweifelte ich wirklich an seiner Intelligenz, ich meine, das war doch offensichtlich, oder nicht? „Also…“, begann ich zögerlich und überlegte, ob die Frage nicht doch nur ein Witz gewesen war. „Was ist denn mit dir?“, fragte ich stattdessen zurück und hatte nun einen Milan mit offenen Mund vor mir sitzen und er schien nicht gerade in der Lage zu sein, mir in nächster Zeit zu antworten.
„Ist doch alles völlig egal.“, beendete ich also das Thema und legte meine Arme um seinen Hals. Milan schien sich wieder gefasst zu haben, zumindest drückte er nun seine Lippen auf meine und forderte meine Zunge ungeduldig zu einem heißen Spiel heraus. Auf der Bank konnte uns keiner sehen, sie stand hinter einem Baum an einem eher weniger besuchten Weg und es war schon etwas später, es hielten sich kaum noch Menschen im Park auf.
Ich war froh, dass wir das Thema „Schwul sein“ offensichtlich beendet hatten, zumindest sprach Milan es nicht mehr an, nachdem wir uns aus Sauerstoffmangel gelöst hatten. Ich hasste es sowieso, darüber zu reden, ich mochte das Wort „Schwul“ nicht, es war irgendwie negativ behaftet. Und wieder tauchte die Vergangenheit vor meinem inneren Auge auf, aber an Milans Seite war es einfach, sie beiseite zu schieben.
Sanft aber bestimmend zog er mich auf seinen Schoß, ich legte einen Arm um seinen Nacken, um nicht herunter zu fallen und vergrub mein Gesicht an seinem Hals, dort fühlte ich mich, als sei ich vor dem Rest der Welt in Sicherheit. „Hat mein Vater dir noch irgendwas getan?“, flüsterte Milan leise und ich erzählte ihm, wie Steffen mit mir gesprochen hatte. „Dieser verlogene, arrogante Arsch!“, fluchte Milan wütend und ich zuckte kurz zusammen, weil ich nicht mit so eine n Wutausbruch gerechnet hatte. „Sorry.“, murmelte er dann und hauchte den Ansatz eines Kusses auf meine Stirn und wieder einmal war ich verwundert darüber, die liebevoll Milan sein konnte.
„Wir sollten bald zurück gehen.“, meinte Milan, als wir eine Weile schweigend da gesessen hatten und holte sein Handy hervor, um seine Mutter zu informieren, dann machten wir uns auf dem Weg zum Parkausgang.
„Bis bald.“, verabschiedete ich mich und wollte aussteigen, aber Milan zog mich zu einem Kuss heran und ließ mich auch so schnell nicht wieder gehen, dass seine Mutter das mit bekam, schien ihm ziemlich egal zu sein, mir jedoch war das peinlich. Mit hochrotem Kopf, zerzausten Haaren und geschwollenen Lippen verließ ich das Auto und tapste leise die Treppen nach oben. Nach dem kaum hörbaren Klick öffnete sich die Haustür, aus dem Wohnzimmer hörte ich den Fernseher, als ich vorsichtig daran vorbei schlich.
„Sieh mal einer an, da ist der Ausreißer ja!“ Scheiße! Steffen saß auf meinem Bett, grinste mich höhnisch an, während er mich wissend musterte. „Haste wieder die Beine breit gemacht, für meinen missratenden Sohn?“ Beleidigt schüttelte ich den Kopf, aber er schien noch lange nicht fertig zu sein. „Du machst deiner Mutter große Sorgen, wenn du einfach so gehst.“, belehrte er mich und ich rollte mit den Augen. Ich würde meiner Mutter Sorgen machen? Das ich nicht lachte. „Hör zu Freundchen, solange ich hier auch etwas zu sagen habe, hast du zu tun, was deine Mutter und ich sagen, ob dir das passt oder nicht! Und wenn du noch einmal verschwindest, obwohl du Hausarrest hast, dann setzt es was und zwar ganz gewaltig, hast du mich verstanden?“ Zornig funkelte er mich aus seinen Augen an und baute sich bedrohlich vor mir auf, ich wagte es nicht, ihm zu widersprechen. „Und Milan ist für dich tabu, wäre ja noch schöner, wenn ich demnächst zwei Schwuchteln an der Backe haben würde.“ Mit diesen letzten Worten rauschte er aus der Tür, die ich sorgfältig hinter ihm abschloss, bevor ich mein Gesicht in mein Kissen drückte und weinte. Es war alles so ungerecht, meine Mutter scherte sich einen Scheiß darum, wie es mir ging oder was ich fühlte, Hauptsache, ihr ging es gut. Was erlaubte sich dieser Steffen eigentlich? Er wohnte hier nicht und hatte wohl kaum ein Mitspracherecht, was mich anging, ich wollte mich nicht von ihm bevormunden lassen, mich ihm zu wiedersetzen, erscheinen aber auch nicht gerade ratsam. Mein einziger Lichtschein in dieser Finsternis war Milan, aber das dürfte sich auch schwierig gestalten, mit Hausarrest und dem Verbot, ihn zu treffen, aber keinesfalls wollte ich darauf verzichten, ich würde mir nicht nochmal das nehmen lassen, das mich glücklich machte! Mein Magen knurrte, aber ich würde sicherlich nicht aus meinem schützenden Zimmer heraus kommen und wollte mich nicht nochmal von Steffen beleidigen lassen. Wann hatte ich das letzte Mal was gegessen? Das musste am Vortag gewesen sein.
Eine längere Diskussion am nächsten Morgen führte dazu, dass Steffen beschloss, mich nun jeden Tag zur Schule zu fahren, damit ich ja nicht „auf dumme Gedanken kam“, wie er es ausdrückte, was auch immer er damit genau meinte. Missmutig, genervt und gedemütigt stieg ich hinten in das Auto ein und ließ mich direkt vorm Schultor absetzen. Dummerweise hatte Rick mich gesehen und auch Milans Vater erkannt, er schaute mich grinsend und fragend an, als ich an ihm vorbei ging, der Plan, ihn einfach zu ignorieren, scheiterte, weil er mir ein Bein stellte und ich der Länge nach auf dem harten Boden aufschlug. „Pass auf wo du lang gehst, Kleiner.“, lachte Rick, als ich mich mit schmerzenden Gliedern aufrappelte und davon schlurfte. Gerade hatten die Verletzungen aufgehört zu schmerzen, dank des Sturzes tat mir den ganzen Tag lang wieder alles weh.
„Sag mal, woran hast du eigentlich gemerkt, dass du schwul bist?“, wollte Mike in einer Pause wissen, als wir uns in eine entfernte Ecke des Hofes zurückgezogen hatten. „Also, das war halt einfach da, während alle immer irgendwelche Mädchen angesehen haben, fand ich Jungs einfach, sagen wir mal, besser. Ich kann mir Mädchen einfach nichts anfangen, sie sind mit zu künstlich und zu laut und zu anstrengend.“, erklärte ich und Mike nickte wissend, auch wenn er dabei ein Gesicht machte, als hätte er keine Ahnung, wovon ich eigentlich sprach. „Gibt’s denn hier einen, der dir gefällt?“ Warum interessierte ihn das so brennend. „Naja…ein paar ansehnliche Typen rennen hier ja schon rum.“ Ich zählte ein paar Personen auf, dessen Namen ich kannte, Milan ließ ich dabei wissentlich aus, bevor Mike noch auf völlig falsche Ideen kam. Was da zwischen uns lief, musste er nun wirklich nicht erfahren.
**Milan**
Als ich Sam endlich aus dem Auto steigen lassen habe, stieg ich vorne bei meiner Mutter ein, die mich angrinste wie ein Honigkuchenpferd.
Oh Mist, richtig. Wir waren ja nicht alleine gewesen. Sehr peinlich!
„Jetzt grins nicht so und fahr los!“, sagte ich bockig und verschränkte die Arme vor der Brust.
Meine Ma erwiderte darauf nichts, fuhr los wie ich es ihr gesagt hatte, doch das dämliche grinsen wurde sie leider nicht los.
Zu Hause angekommen, überrumpelte Lina mich sofort. Sie hätte im Kindergarten tolle Bilder gemalt und drückte mir auch gleich eines davon in die Hand. Darauf zu sehen waren zwei Strichmännchen die Händchen hielten. Das dumme daran war, dass diese Männchen wirklich männlich waren.
„Wer soll denn das sein?“, fragte ich also an meine kleine Schwester gewandt und bekam auch prompt eine Antwort.
„Na du und Sam!“, trällerte sie stolz und lief dann in unser Zimmer.
Ich hingegen lief rot an. Woher wusste sie…?
Weiter darüber nachdenken konnte ich nicht, denn meine Oma holte mich zu sich, meinem Opa und meiner Mutter ins Wohnzimmer.
Alle saßen bereits an einem Tisch und musterten mich von oben bis unten. Meine Mutter hatte doch wohl nichts erzählt??
Der Angstschweiß lief mir bereits aus allen Poren und mein Gesicht glühte. Verdammter Mist!
„Milan setz dich doch.“, bat mein Opa, Paul, mich und ich tat ihm den Gefallen.
Ein gutes Gefühl hatte ich bei dieser Sache jedoch nicht.
„Also mein Junge. Du weißt wir lieben dich wirklich sehr, aber…“, nun war es meine Oma, Erika, doch sie brach ab.
Erdboden, wo bist du??? Ich wusste nicht was ich sagen sollte, also schwieg ich.
„Die Sache ist die, auf Dauer wird es hier wirklich viel zu eng. Also haben wir uns schlau gemacht und dir schon vorzeitig eine Wohnung besorgt! Wir werden morgen losgehen und dir neue Möbel und alles was du brauchst zu besorgen und am Wochenende kannst du dort einziehen. Es tut uns wirklich leid, dass du die Wohnung vorher nicht sehen konntest, aber es musste schnell gehen!“, klärte meine Mutter mich auf.
Mir stand der Mund offen, war einfach nur verblüfft.
„Danke!“, brachte ich letztendlich heraus und umarmte meine Mutter, als auch meine Großeltern.
Das war ja wirklich klasse!!
Den restlichen Abend besprachen wir noch einige Details. Renoviert werden musste nichts und auch eine kleine Küche war bereits vorhanden.
Als ich in meinem Bett lag, ließ ich den Tag Revue passieren. Eigentlich lief doch alles wie geschmiert. Ende dieser Woche sollte ich bereits meine eigene Wohnung haben und dort hätte ich auch automatisch mehr Zeit für Sam. Er könnte jedes Mal, wenn er wollte, bei mir übernachten und wir müssten nicht darauf achten, ob jemand ins Zimmer gestürmt kam.
Apropos Sam. Das Gespräch verlief nicht nach meiner Zufriedenheit, wusste immer noch nicht, ob er schwul war oder nicht! Meine Güte, der Knirps hatte mich aber auch völlig aus der Fassung gebracht. Zuerst seine Gegenfrage und dann schlang er auch noch so herausfordernd seine Arme um meinen Hals. Sorry, aber wer hätte da noch wiederstehen können? Ich jedenfalls nicht. Ich nahm mir aber vor, ihn in der Schule noch einmal darauf anzusprechen. Irgendwann musste er mir ja mal eine Antwort darauf geben.
Am nächsten Morgen war ich völlig aufgewühlt. Sam war nicht an der Bahnstation und ich hatte wirklich Angst, dass mein Vater ihm was angetan hatte. Ich zermarterte mir das Hirn und erst als ich auf Rick traf, bekam ich endlich Klarheit.
„Alter, was geht denn bei deinem Vater? Warum bringt der diesen Dreck zur Schule?“, fragte er mich gleich, nachdem wir uns begrüßt hatten.
Ich war erst einmal geschockt. Was hatte er gemacht? Wollte er Sam jetzt unter Beobachtung stellen oder was?
„Mein Dad ist jetzt mit seiner Mutter zusammen. Ich hab keinen Plan was da los ist!“, antwortete ich und Rick gab sich mit dieser Aussage zufrieden.
In der Pause suchte ich den ganzen Schulhof nach Sammy ab, konnte ihn aber nirgends finden. Ging er mir etwa aus dem Weg? Zum Glück erwischte ich einen Typen, der zu seinen Klassenkameraden gehörte.
„Wo steckt der Knirps, hä?“, pampte ich ihn auch gleich unfreundlich an.
Der Junge zeigte zu einer Ecke des Hofes und schon von weitem konnte ich erkennen, dass Sam nicht alleine war. Hing der etwa schon wieder mit diesem Mike herum? Das konnte doch wohl nicht wahr sein! Hatte Sam keine Augen im Kopf? Der Kerl stand doch auf ihn, das konnte ein Blinder schon von tausend Meter Entfernung erkennen.
Ich kochte vor Wut und dementsprechend wütend stapfte ich auch auf die Beiden zu.
„Kannst du mir mal verraten, was die Scheiße soll?“, schnauzte ich und funkelte Sam böse an.
Dieser schien nicht zu kapieren, was ich von ihm wollte. Er starrte mich nur an und sagte gar nichts.
„Bleib mal cool!“, mischte sich auch noch Mike ein und mir platzte beinahe der Kragen.
„Halt du deine verdammte Schnauze, sonst gibt es was!“, drohte ich diesem und er hielt sein dämliches Maul.
„Was ist dir denn für eine Laus über die Leber gelaufen?“, Sam schaute mich noch immer mit seinen großen Augen an.
Pah! Mir über die Leber gelaufen? Checkte er es wirklich nicht?
„Weißt du was, Sam? Du kannst mich doch mal!“
Ich drehte mich einfach um und ging. Gut, wenn er mich nicht brauchte, bitte schön! Anscheinend hing er wirklich lieber mit diesem Mike ab, denn mich schien er nicht in seiner Nähe haben zu wollen. Ansonsten hätte er sich nicht in dieser Ecke hier versteckt.
Der Tag war wirklich im Arsch!!!
**Sam**
Was zur Hölle war denn bitte bei Milan passiert? Ich saß ganz vertieft in mein Gespräch mit Mike einfach nur und dann kommt er wütend angestapft, mault mich an und verschwindet wieder, geht’s noch?
„Was sollte das denn?“, richtete Mike auch gleich seine Aufmerksamkeit auf mich, während ich noch Stirnrunzeln über Milans Worte nachdachte, die doch etwas verletzend waren. „Das wüsste ich auch gerne.“, murmelte ich deshalb und damit hatte sich das Thema auch erledigt, die Schulklingel kündigte die nächste Stunde an. Als ich mich mit Mike durch eine der Türen quetschte, um vom Hof wieder in das Gebäude zu gelangen, meinte ich, eine Hand an meinem Hintern gespürt zu haben und das fühlte sich nicht nach einer versehentlichen Berührung an. Als ich mich umdrehte, musste ich feststellen, dass Mike genau hinter mir ging und dumm grinste. Was war denn jetzt passiert? Ich konnte aber auch nicht mal einen Tag lang meine Ruhe haben. Trotzdem tat in den Vorfall als Versehen ab, bevor ich wieder mehr in die Situation hinein interpretieren würde, als nötig war.
„Kannst du mir mal erklären, was das eben sollte?“, sendete ich Milan im Unterricht, weil ich das nicht einfach so auf mir sitzen lassen wollte, wenn er schlechte Laune hatte, musste er die nicht an mir auslassen, ich dachte, das hätte er inzwischen verstanden. „Tu nicht so scheinheilig.“, kam auch prompt die Antwort, mit der ich nicht sonderlich viel anfangen konnte. Was hatte ich denn getan? War er sauer, weil sein Vater mich zur Schule gefahren hatte? Zweifellos wusste er das von seinem fetten Freund. Innerlich verdrehte ich die Augen, wenn das wirklich der Grund war, dann war sein Verhalten mehr als kindisch. „Ich hab keine Ahnung was du meinst, du solltest dich mal deutlicher ausdrücken.“, maulte ich also zurück und erhielt den Rest der Stunde keine Antwort mehr. War der Herr jetzt beleidigt oder was?
Vor der Schule wartete kein Auto auf mich, also fuhr ich mit der Straßenbahn nach Hause, Mike begleitete mich, fuhr jedoch ein paar Stationen weiter, er wollte seine Tante besuchen, die Geburtstag hatte. Milan nutzte natürlich die gleiche Bahn und ich bemerkte, wie er Mike und mich die ganze Zeit beobachtete. Zum Abschied umarmte ich meinen Kumpel, dann stieg ich aus und eilte nach Hause, ich hatte kein Interesse an meinem Gespräch mit Milan. Auch als er mich rief, blieb ich nicht stehen, ich war es leid, ständig nach seiner Pfeife zu tanzen.
„Du bist pünktlich.“, begrüßte meine Mutter mich, als ich, noch immer etwas aufgebracht, an der Küche vorbei in mein Zimmer stapfte. Auch als sie mich eine halbe Stunde später zum Essen rief, hatte sich meine Laune nicht gebessert, sie war eher noch gesunken, wenn ich an ein Mittagessen mit Steffen dachte. Dieser ließ tatsächlich einen Spruch nach dem anderen los und meiner Mutter saß ihn aller Seelenruhe daneben, es kümmerte sie nicht, dass ihr neuer Freund mich vor ihren Augen runter putzte. „Und das du bloß nicht zu viel isst, eine Schwuchtel sollte immer auf die Figur achten.“ Diese Aussage brachte das Fass zum überlaufen und ich verschwand mit meinen Teller in meinem Zimmer, auch wenn die beiden zeterten, dass ich gefälligst am Tisch zu bleiben hatte. Betrachtete man die Tatsache meiner Ernährungs-Situation, dann war wieder Spruch wirklich das Letzte gewesen. Mit Beleidigungen über meine Sexualität konnte ich umgehen, das traf mich nicht, aber dieses Mal hatte Steffen mich wirklich verletzt, er war ein unsensibler, verklemmter, arroganter, heuchlerischer, egozentrischer, dummer und beleidigender Idiot und ich hoffte, dass er meine Mutter ganz schnell betrügen oder verlassen würde, damit ich ihn nie wieder sehen musste.
„Guten Morgen.“, flötete Mike fröhlich, als ich ihm am nächsten Tag vor dem Schultor traf, Steffen hatte mich natürlich wieder persönlich hierher kutschiert. „Morgen.“, brummte ich und steuerte das Gebäude an, ein guter Morgen war etwas völlig anderes, der begann nicht mit einer Mutter, die einen zehn Minuten, bevor man los musste, weckte und einen Steffen, der einem beim Umziehen zusah und ständig irgendwelche Kommentare einwarf. „Jetzt mach nicht so ein Gesicht, du Morgenmuffel.“ Freundschaftlich legte mir Mike einen Arm um die Schulter, in dem Moment sah ich Milan und meine Laune landete irgendwo ganz weit unten und würde auch so schnell nicht wieder steigen. Dieser Arsch hatte sich noch immer nicht gemeldet, aber ich sah es nicht ein, ihm hinterher zu laufen. Okay, er wollte ja gestern mit mir reden, aber ich hatte ja nichts falsch gemacht, dann konnte er sich auch mal ein bisschen Mühe geben, fand ich.
Mikes Verhalten war an diesem Tag irgendwie komisch. Ich konnte dies nicht mal an einer gewissen Art oder einer Sache festmachen, es war irgendwie seltsam und wurde schlimmer, sobald Milan auch nur näher kam. Mir fehlte jedoch die Motivation, um mich damit auseinander zu setzten und hörte lieber zu, was die anderen unserer Freunde sich so zu erzählen hatten.
Steffen holte mich dieses Mal von der Schule ab und ich verbrachte einen weiteren, langweiligen Tag in meinem Zimmerchen, Milan meldete sich noch immer nicht und ich fing langsam an, ihn zu vermissen, die Wut auf ihn war zwar noch da, aber längst nicht mehr so stark und ich überlegte mehrfach, ob ich ihn nicht einfach anrufen sollte, am Ende ließ ich es bleiben, schließlich musste er sich entschuldigen.
**Milan**
Das konnte doch wohl alles nicht wahr sein! Sam wollte anscheinend nicht mit mir darüber reden. Nach der Schule ging er einfach nach Hause, ohne auf mich einzugehen. Bitte, konnte er haben. So ein Arschloch!
Wie abgesprochen fuhren wir gleich, als ich nach Hause kam, in ein Möbelhaus. Meine Mutter bemerkte meine schlechte Laune, sagte aber nichts groß dazu.
Als der Möbelverkäufer uns erklärte, dass die Lieferzeit meiner gewünschten Artikel sechs bis acht Wochen betragen würde, besserte sich meine Laune auch nicht. Nur wenn ich die Ausstellungsmodelle nehmen würde, würden die Sachen rechtzeitig da sein. Klasse, klasse, klasse! So liebte ich das doch!
Widerwillig stimmte ich zu und besorgte noch den Rest der Sachen, die ich in Zukunft benötigen würde. Eigentlich hatte ich vorgehabt Sam darum zu bitten, mir bei dem ganzen Kram zu helfen, doch den würde ich sicherlich nicht ansprechen.
Notgedrungen musste ich also Rick bitten und dieser hatte freudig zugestimmt. Er machte schon die ersten Pläne für Partys, die bei mir gefeiert werden würden, doch ich schmetterte alles gleich ab. Ich wollte meine Ruhe dort haben und nicht jedes Wochenende irgendwelche komischen Leute bei mir haben!
Am Abend überlegte ich krampfhaft, ob ich meinem Knirps eine SMS schreiben sollte, doch auch ich hatte irgendwo meinen Stolz.
In der Schule am nächsten Morgen war ich richtig froh, dass ich mich nicht bei ihm gemeldet hatte. Mike machte sich ziemlich offensichtlich an ihn heran, befummelte MEINEN Sam und dieser Vollidiot schien es nicht einmal zu merken. Das ging auch die restliche Woche so!
Da ich durch diesen ganzen Umzugsstress jedoch keine Zeit und keine Nerven dafür hatte, mich darüber aufzuregen, ging ich Sam aus dem Weg und meldete mich auch nicht bei ihm. Natürlich fehlte er mir, aber wenn Sammy der Meinung war, dass es ihm mit Mike besser gehen würde, dann konnte ich es auch nicht ändern. Sollte er doch glücklich mit ihm werden!
Sonntags war endlich alles fertig. Meine Mutter hatte ein paar Freunde von sich zusammengetrommelt und alle hatten tatkräftig mit angefasst. Als sich alle von mir verabschiedet hatten, ging es mir nicht sonderlich gut.
Es war der erste Abend alleine. So wirklich ganz alleine und ich musste an meine kleine Schwester denken. Sie hatte Rotz und Wasser geheult, als meine Mutter sie mitnehmen wollte. Auch wenn mir dieses Kind manchmal auf die Nerven ging, vermisste ich sie jetzt schon.
Doch am meisten vermisste ich Sam. Es verging keine Minute und auch keine Sekunde, in der ich nicht an ihn dachte. Mir wurde kläglich bewusst, dass ich mich schon längst in ihn verliebt hatte! Ob ich schwul war oder nicht, interessierte mich eigentlich nicht wirklich. Vielleicht, oder sogar ganz bestimmt, lag es einzig und alleine an Sam. Er hatte sich einfach mein Herz gestohlen und ich hatte es nicht einmal gemerkt. Toll! Was sollte ich denn jetzt machen?
Ich konnte es einfach nicht länger ertragen, den Knirps und Mike so vertraut miteinander zu sehen. Es zerriss mich jedes Mal beinahe und ich hatte nicht einmal jemanden, mit dem ich darüber reden konnte.
Mit Rick verstand ich mich wieder um einiges besser, aber noch immer hatte ich nicht das Vertrauen zu ihm, welches ich vorher zu ihm hatte.
Ja, und nun saß ich ganz alleine hier. Mir war sterbenslangweilig und hielt mein Handy in der Hand. Sollte ich oder sollte ich nicht? Ach egal, ich würde mich jetzt einfach bei Sam melden!
Doch bevor ich überhaupt etwas machen konnte, klingelte es wie wild an meiner Haustür. Da ich nun im vierten Stock wohnte, drückte ich den Summer. Es hatte bestimmt nur jemand was vergessen. Ich stand im Türrahmen und lauschte den schnellen Schritten, die sich mir immer mehr näherten. Innerlich lachte ich mir ins Fäustchen. Eigentlich besaß ich einen Fahrstuhl und derjenige mühte sich mit den lästigen Stufen ab. Selber schuld!
Als ich aber meinen Besucher erkennen konnte, blieb mir fast das Herz stehen. Oh Mist. Was wollte Sam denn hier? Und woher wusste er, dass ich nun hier wohnte?
Völlig außer Atem blieb Sam vor mir stehen. Nach seinem Gesichtsausdruck zu urteilen, schien er nicht sehr freundlich gesinnt zu sein.
Im nächsten Moment hatte ich auch schon seine Hand im Gesicht. Mein Kopf flog zur Seite und meine rechte Gesichtshälfte schmerzte. Man ey, die Wunden waren gerade so schön am Heilen gewesen und er feuerte mir eine. Hatte der Knirps sie noch alle?
Ich wollte mich gerade beschweren, doch Sam schrie mich noch im Hausflur an: „Tu das nie wieder, hast du mich verstanden?“
Tränen liefen ihm das Gesicht herunter und ein Stechen in meiner Brust signalisierte mir, dass ich wirklich scheiße gebaut hatte. Doch so leicht würde ich nicht nachgeben, basta!
Ich zog den Kleinen in die Wohnung und schloss erst einmal die Haustür. Musste ja nicht jeder mitbekommen, was bei mir los war. Danach drückte ich Sam an die Wand. Beide Hände neben seinen Kopf platziert und mein Knie zwischen seine Beine. So konnte er mir nicht weg laufen.
Ich brachte mein Gesicht nah an seins, bis ich seinen warmen Atem an meiner schmerzenden Wange spüren konnte. Am liebsten hätte ich meine Lippen auf seine gedrückt, doch so leicht war es nicht.
„Du bist so naiv, Sam! Hat er es dir wenigstens ordentlich besorgt? Konnte er deinen Schwanz genauso gut bearbeiten, wie ich?“, ich sprach ruhig und gelassen, doch innerlich war ich einfach nur wütend. Wütend und gekränkt.
Wenn er mich nicht mehr wollte, musste er es nur sagen. Was wollte er dann noch hier?
Sam schaute mich völlig entgeistert an. Doch plötzlich wurde er wütend, das konnte ich genau erkennen.
Sam
Am Freitag musste ich mit ansehen, wie Milans Gefolge, bestehend aus Rick und einem anderen Kerl, den ich nicht kannte, Mike zusammen schlug. Er hatte sich doch wohl nicht mehr alle, warum hetzte er die beiden den jetzt gegen Mike auf, wenn er sauer auf mich war? Daran bestand kein Zweifel, weil ich noch immer nichts von ihm gehört hatte und mit dieser Aktion hatte Milan so gut wie jede Chance, dass wir uns wieder vertragen würden, vertan. Mike hatte ziemlich große Schmerzen gehabt und war von seiner Mutter ins Krankenhaus gefahren worden und ich fühlte mich schuldig für diese Situation und beschloss, Milan deswegen nochmal gehörig die Meinung zu sagen, jedoch dauerte es bis Sonntag. Seine Mutter war am Samstag nicht zu Hause gewesen und am Sonntag bekam ich dann von ihr Milans neue Adresse, er war also schon umgezogen.
Wild klingelte ich an seiner Haustür und rannte die Treppen nach oben, der Fahrstuhl kostete mir zu viel Zeit und als Milan mir öffnete, schlug ich ihn, so wütend war ich. Ich schrie ihn an und fand mich kurz darauf an die Wand gedrückt in seiner Wohnung wieder und die Worte die er mir an den Kopf knallte, waren heftig, zumal ich keine Ahnung hatte von wem er sprach. Dann ging mir ein Licht auf. Wütend, oder eher rasend vor lauter Wut und Milans Dummheit trommelte ich mit meinen Fäusten auf ihn ein und brüllte so laut, dass vermutlich die Nachbarn alles hören konnten, aber das war mir egal. „Du Mistkerl, du Egoist! Glaubst du wirklich, ich hätte was mit Mike? Hast du Rick deshalb auf ihn gehetzt? Bist du von allen guten Geistern verlassen, warum sollte ich was mit Mike anfangen? Kannst du mir das mal sagen? Für wen hältst du dich eigentlich, dass du überhaupt darüber bestimmen dürftest, wen ich treffe?“ All diese Fragen wurden weiterhin von meinen Faustschlägen begleitet, bis Milan meine Handgelenke erwischte und mich schmerzhaft festhielt. „Lass mich los, du verdammter Idiot, du Arsch, du…“ „Halt endlich den Mund Sam!“, brüllte Milan nicht weniger leise und ich hielt tatsächlich die Klappe. „Was erzählst du da? Ich hab Rick nicht auf Mike gehetzt!“, verteidigte er sich, aber ich glaubte ihm kein Wort. „Ach nein, dann gehen die also einfach so auf ihn los? Völlig ohne Grund, ohne dass du was damit zu tun hast?“, motzte ich und dafür wurde mir mein linker Arm schmerzhaft auf den Rücken gedreht und ich keuchte vor Schmerz auf. „So, jetzt hörst du mir zu und schreist nicht so rum. Ich habe Rick nicht zu Mike gehetzt, zum zweiten Mal. Obwohl ich meine, dass er das sehr wohl verdient hat, wenn er einfach so anfängt dich zu betatschen.“ Milan konnte wirklich froh sein, dass ich mich in dieser Situation nicht bewegen konnte, also schnaubte ich nur abfällig und versuchte mich so zu bewegen, dass die Position etwas bequemer wurde. „Wir sind Freunde! Freunde, verstehst du? Er hat mich nicht betatscht und ich weiß auch nicht was für ein Problem du damit haben solltest, du hast doch gesagt, ich könnte dich mal.“, schnauzte ich. „Und jetzt lass mich los, ich will hier weg.“, setzte ich hinterher und Milan ließ tatsächlich locker. Während ich mir die Klamotten richtete, stand er mit hängenden Schultern da, aber er tat mir nicht im Geringsten Leid. „Tschüss.“, pampte ich und zog die Tür geräuschvoll hinter mir zu. Zufrieden mit mir, weil ich Milan die Meinung gesagt hatte, ging ich nach Hause und ich musste mir gegenüber zugeben, dass es schon ziemlich niedlich und ebenso unerwartet war, dass Milan eifersüchtig auf Mike war, aber dass er nicht in der Lage war, mich einfach danach zu fragen, war schon ziemlich enttäuschend. Trotzdem glaubte ich ihm, dass er Rick nicht losgeschickt hatte, einen Grund, Mike zu verprügeln sah ich trotzdem nicht. Und bevor Milan sich nicht vernünftig bei mir für den ganzen Scheiß der letzten Woche entschuldigte, konnte er von mir aus dahin gehen, wo der Pfeffer wächst, auch, wenn ich ihn vermisste.
Ich schloss gerade die Tür zu unserem Mehrfamilienhaus auf, als mein Handy in meiner Hosentasche piepste und eine SMS ankündigte. „WO BIST DU VERDAMMT NOCHMAL!“ Meine Mutter, obwohl ich eher glaubte, dass Steffen diese SMS geschrieben hatte. Eine Antwort wäre jetzt wirklich nicht nötig gewesen und ich beeilte mich, nach oben zu kommen. „Du kleines Miststück, wo warst du!“, blaffte mich dieser Arsch auch gleich an und ich musste mich beherrschen, um nicht genauso zu antworten. „Ich war was erledigen.“ Dann schob ich mich an ihm vorbei, wobei ich eine ziemlich heftige Ohrfeige kassierte, meine Wange brannte heftig und ich musste mich bemühen, die Tränen zurück zu halten. Steffen grinste selbstgefällig. „Die hast du dir verdient für deine Aufmüpfigkeit.“ Dann ging er ins Wohnzimmer und ich flüchtete in meine vier Wände und fing an zu heulen, mal wieder. Meine Wange schmerzte höllisch und dieser Arsch ging mir verdammt auf den Keks und irgendwie hatte er auch nicht vor, in nächster Zeit zu verschwinden. Ich betete nur inständig, dass die Ohrfeige keine bleibenden Spuren davon tragen würde, auf Erklärungen und Fragen hatte ich wirklich keine Lust.
Leider war meine Gesichtshälfte am nächsten Tag geschwollen und leicht gelblich und ich wurde von mehreren Leuten angestarrt, als ich das Schulgebäude betrat, auch Milan guckte mich etwas entsetzt an, wandte sich dann aber wieder Rick zu, dies war für mich ein deutliches Zeichen, dass ich wohl auch die nächsten Tage auf ihn verzichten musste und das passte mir eigentlich gar nicht. Ich brauchte doch diesen einen, kleinen Hoffnungsschimmer, aber ich würde nicht auf Knien vor Milan betteln, dann verzichtete ich lieber auf seine Gesellschaft.
**Milan**
Was war mit Sam denn passiert? Seine Wange sah ziemlich schmerzhaft aus. Hatte er sich geschlagen? Ich rief mir den gestrigen Abend noch einmal in Erinnerung, aber ich konnte mich nicht daran erinnern ihn angefasst zu haben. Auch hatte er diese Hämatome noch nicht, als er bei mir aufgekreuzt war.
Dieses musste also passiert sein, nachdem er wütend abgerauscht war. Es konnte mir aber auch egal sein. Was kümmerte es mich, was mit Sam passiert war?
Ich wandte mich wieder an Rick, der mir gerade davon erzählte, wie er und Steve Mike zusammengeschlagen hatten.
„Man Rick, ich habe wirklich genug andere Probleme! Kannst du dich nicht einfach mal zurück halten?“, schnauzte ich ihn in angemessener Lautstärke an.
Er hingegen schaute mich empört an. „Ich mache das alles nur für dich! Schon vergessen, dass der Kleine dir gehört? Dann soll sich dieser Typ einfach von ihm fern halten.“
Diese ganze Sache nervte mich einfach nur noch. Sam und mein Eigentum. Eigentlich war er das nur eine kurze Zeit gewesen. Ich wollte nicht, dass Sam mit mir zusammen war, weil er es musste. Er sollte es aus freien Stücken wollen.
„Du kapierst es wirklich nicht, oder? Hast du dich mal gefragt, was ich will? Wo ist mein bester Freund, verdammt noch mal? Du bist nur noch auf ärger aus, das kotzt mich echt an!“, knallte ich Rick an den Kopf.
Er sollte endlich mal verstehen, dass ihm dieser ganze Ärger, die Schlägereien und was weiß ich was er sich noch alles einfallen ließ, überhaupt nichts brachte. Früher hatte Rick mir wirklich geholfen, doch so schlimm wie heute war er noch nie gewesen.
„Hast du schlecht gepennt oder was?“, Rick schien es nicht einzusehen.
Genervt verdrehte ich meine Augen.
„Rick darum geht es nicht! Egal was wir machen oder tun, alles artet in Ärger aus. Wann hatten wir das letzte Mal richtigen Spaß?“
Mein bester Freund schaute mich aus großen Augen an. In seinem Kopf schien es zu rotieren.
„Vergiss es einfach!“, patzte ich ihn an, als er noch immer nichts gesagt hatte und wandte mich zum Gehen.
„Wo…wo willst du denn hin?“
„Nach Hause.“, antwortete ich knapp und ging vom Schulhof. Es war eigentlich nicht meine Art den Unterricht zu schwänzen, doch allmählich wurde mir einfach alles zu viel.
Egal was um mich herum geschah, endete im Ärger.
Zu Hause angekommen, empfang mich wieder diese unangenehme Stille. In meiner eigentlich recht gemütlichen Zweizimmerwohnung war niemand. Na Klasse. Hätte ich nicht so einen Aufstand gemacht, hätte ich Sam hier her einladen können. Scheiße, der Kleine fehlte mir schrecklich.
Ich schoss meine Schuhe in eine Ecke, der Rucksack folgte und lustlos schlurfte ich ins Wohnzimmer. Den halben Vormittag verbrachte ich damit, herum zu liegen und darüber nachzudenken, was ich tun sollte. Anscheinend hatte ich niemanden mehr. Mein bester Freund war zu einem absoluten Arschloch mutiert, die anderen Jungs waren nicht einmal Freunde und Sam hatte ich auch vergrault.
Warum verstand der Junge es aber auch nicht, dass Mike voll auf ihn stand? War er wirklich so naiv? Okay, vielleicht hatte ich auch ein wenig überreagiert, das musste ich zugeben. Aber was sollte ich denn machen?
Dich entschuldigen, du Idiot!, schoss es mir durch den Kopf.
Mit dieser Entschlossenheit sprang ich auf und machte mich wieder auf den Weg zur Schule. Wenn ich Glück hatte, würde ich es bis Schulschluss schaffen und Sam abfangen können.
Doch wieder einmal spielte mir das Schicksal übel mit. Ich konnte Sammy schon von weitem erkennen. Er kam gerade, mit einigen anderen Leuten, aus dem Schulgebäude. Doch bevor ich loslaufen konnte, stand plötzlich Rick vor mir.
„Mensch, mit dir hätte ich wirklich nicht mehr gerechnet! Aber schön, dass du da bist. Ich habe in der Schule Bescheid gegeben, dass du dich nicht gut gefühlt hast. Ich war gerade auf dem Weg zu dir, können wir reden?“, laberte er mich auch gleich voll.
Unruhig schaute ich mich noch einmal um, konnte Sam aber nicht mehr sehen.
Ich stimmte Rick also zu und zusammen liefen wir zu mir nach Hause.
Dort angekommen, begann mein bester Freund das Gespräch, was mich ziemlich verwunderte.
„Also, Kumpel. Ich habe heute den ganzen Tag darüber nachgedacht was du mir gesagt hast. Und ich denke du hast Recht. Ich habe mich benommen, wie der letzte Vollidiot, aber das lag nur an diesem kleinen Floh!“
Ich zog meine Augenbrauen nach oben.
„Sam, er heißt Sam!“, korrigierte ich ihn.
„Ja, meinetwegen, dann eben so! Aber siehst du, das meine ich! Du benimmst dich irgendwie anders, seit du ihn kennst. Er gehört dir, aber du lässt ihn machen was er will! Ich verstehe das einfach nicht!“
Eine Weile dachte ich über die Worte meines besten Freundes nach. Komischerweise hatte ich das Gefühl, er wäre eifersüchtig auf Sammy.
„Hör mal Rick. Die Sache mit Sam ist ein bisschen komplizierter, anders. Das hat nichts mit dir zu tun!“, ich wusste nicht, ob ich ihm alles verraten konnte, oder nicht.
„Dann erkläre es mir doch! Milan, wir sind schon so lange beste Freunde und irgendetwas verheimlichst du mir!“
Wo er Recht hatte, hatte er Recht. Aber was sollte ich tun? Ich konnte ihm doch nicht einfach sagen, dass ich mich in den Knirps verknallt hatte. Rick würde mich umbringen!
„Scheiße Man, rede endlich mit mir!“, forderte er mich nochmals auf.
Ich schwieg weiterhin, in meinem Kopf rotierte es. Rick starrte mich auffordernd an.
„Na schön! Ich habe mit Sam rumgemacht. Wenn du mir eine reinhauen willst, dann tu es jetzt!“, ich stellte mich aufrecht hin und zeigte ihm so, dass ich mich nicht wehren würde.
Doch Rick haute mir keine rein. Völlig perplex schaute er mich an.
„Du…du…hast mit ihm rumgemacht? Was…soll das heißen?“, stotterte er.
„Das was ich gesagt habe! Man Rick, ich habe mich in den Kleinen verknallt!“, rutschte es mir heraus und war schon auf das schlimmste gefasst.
Doch Rick reagierte überraschend anders. Er bat mich neben sich auf den Platz und wir redeten ganz normal darüber. Ich erklärte ihm alles von Anfang an, dass ich nicht wusste, warum Sam so eine Wirkung auf mich hatte. Ich ließ nichts aus und schüttete ihm mein Herz aus. Auch welchen Mist ich verbockt hatte und nun nicht wusste, was ich tun sollte.
Rick hörte einfach nur zu, bat mich hinterher aber darum ihm Zeit zu lassen. Ganz so einfach schien es wohl doch nicht für ihn zu sein.
Als ich am Abend wieder alleine war, nahm ich mir fest vor mit Sam zu reden und mich bei ihm zu Entschuldigen.
**Sam**
Ich sah Milan den Rest des Tages nicht mehr, vermutlich war er einfach irgendwann nach Hause gegangen. „Kommst du noch mit Eis essen?“, wollte Mike nach der letzten Stunde wissen und ich stimmte zu, auch wenn meine Mutter, oder besser gesagt Steffen, mir dafür den Kopf abreißen würde. Stress hätte ich so oder so, dann konnte ich das Ganze auch noch ausreizen. „Ich hab nur kein Geld dabei.“, gestand ich, als wir mit unseren Freunden durch das Schultor gingen. „Kein Problem, dann lad ich dich ein.“, bot Mike großzügig an und legte wieder einen Arm um meine Schultern. Milans Worte vom letzten Abend rutschten wieder in mein Gedächtnis und ich fragte mich, ob er seine Eifersucht doch irgendwo begründet war, anderseits konnte ich mir nicht vorstellen, dass Mike versuchte, mich anzumachen.
Wir verbrachten fast zwei Stunden in der Eisdiele und redeten über Gott und die Welt. Meine Mutter hatte mich zweimal angerufen und beim dritten Mal, als mein Handy klingelte, verlangte Steffen, dass ich sofort nach Hause kommen sollte und ich fügte mich. „Bis dann Leute.“, verabschiedete ich mich und schlug den Weg zur nächsten Bahnstation ein, als hinter mir Schritte erklangen. „Sam, warte Mal.“, rief mich Mike und ich blieb stehen, während er etwas schneller lief und dann schließlich bei mir ankam. „Warum musst du schon gehen?“ „Der neue Freund meiner Mutter reißt mich sonst in Stücke, ich hab sowieso eigentlich Hausarrest. Danke für das Eis, aber ich muss jetzt wirklich los.“ Dann lief ich auch schon weiter, jetzt erschien mir die Idee, die Sache auszureizen nicht mehr als besonders klug.
„DU KLEINES ARSCHLOCH FÜR WEN HÄLST DU DICH EIGENTLICH, DASS DU ES WAGST, EINFACH WEG ZU BLEIBEN?“ Steffen schlug mir nochmal auf meine schon schmerzende Wange und schubste mich so hart in die Richtung meines Zimmers, dass ich der Länge nach hinfiel. „Steh auf die missratendes Kind und verzieh dich aus meinen Augen.“, blaffte er und ich machte, dass ich weg kam. In diesem Moment wünschte ich mir, dass Milan da wäre oder dass ich zu ihm fahren könnte, irgendwas, damit ich nicht alleine sein musste.
Am nächsten Tag hatte ich das Gefühl, das mein ganzer Körper nur noch aus einem einzigen, großen, blauen Fleck bestand, jede Bewegung schmerzte, nach all den Verletzungen, die ich in letzter Zeit verpasst bekommen hatte. „Sag mal, Sam, wer richtet dich da eigentlich immer so zu?“ So sehr ich Mike auch mochte, aber ich wollte wirklich nicht darüber reden, wie ich ihn bisher kannte, würde er sicherlich ein riesiges Drama aus der ganzen Sache machen und darauf konnte ich verzichten. Milan hatte sich seit der Sache in seiner Wohnung immer noch nicht gemeldet und langsam bekam ich das das Gefühl, dass er sich auch so schnell nicht melden würde, in der Schule würdigte er mich keines Blickes, dafür ließen seine Freunde, wenn man sie so nennen wollte, in Ruhe und auch Mike wurde nicht nochmal attackiert.
Zuhause blieb die Situation unverändert oder wurde, wenn das möglich war, sogar noch schlimmer. Steffen ließ keine Möglichkeit aus, um mich zu beleidigen, mich zu schlagen oder mir jegliche Art von Hausarbeit aufzuzwingen. Meine Mutter ignorierte das nach wie vor und erst, als ich am Donnerstag nach einer weiteren Schimpf Tirade von Steffen und einer anschließenden Ohrfeige vor ihr auf dem Boden zusammenbrach, äußerte sie sich dazu. „Stell dich nicht so an Sam, du bist ja selber schuld. Jetzt verschwinde.“, sagte sie kühl und würdigte mich dann keines Blickes mehr, während ich fassungslos auf dem Boden saß und nicht wusste, wie mir geschah. Sie war meine Mutter! Mühsam rappelte ich mich auf und schloss mich in meinen Zimmer ein, zog meine Bettdecke über mich und rollte mich so klein zusammen, wie es ging. Unter meinen Kissen lag noch Milans T-Shirt und ich drückte den Stoff dicht an mich, sog den vertrauten Geruch ein und für einen kurzen Moment war es, als sei er hier und würde mich trösten. Dann wurde mir bewusst, dass ich möglicherweise nie wieder von ihm getröstet werden könnte, noch immer hatte ich noch nichts von ihm gehört und die Wut, die mich anfänglich davon abgehalten hatte, ihn anzurufen, war der Angst gewichen, dass er nichts mehr mit mir zu tun haben wollte. „Hör auf zu heulen, du scheiß Schwuchtel!“, blaffte Steffen mich an, der ohne, dass ich es bemerkt hatte, in mein Zimmer gekommen war und jetzt wieder mit einem triumphierenden Grinsen den Raum verließ. Ich war hier Zuhause in meiner persönlichen Hölle gefangen und nichts und niemand schien mich im Moment retten zu können.
Wir saßen am nächsten Tag auf dem Schulhof und genossen die letzten Sonnenstrahlen, alle meine Freunde plapperten fröhlich durcheinander. „..Sam? SAM?“ Erschrocken zuckte ich zusammen, als Tina mich ansprach. „Sorry, war in Gedanken. Was ist denn?“, entschuldigte ich mich. „Ich hab dich gefragt, was du so am Wochenende machst.“, wiederholte sie ihre Frage und ich schüttelte den Kopf. „Gar nichts. Zuhause bleiben.“, murmelte ich und beobachtete weiter den Schulhof, in der Hoffnung, Milan irgendwo zu sehen, aber ich konnte ihn nirgends ausmachen. Er fehlte mir so sehr.
„Du gehst jetzt einkaufen!“, befahl Steffen mir am Samstagmittag und drückte mir einen Zettel in die Hand. „Und beeil dich!“, blaffte er noch, dann zog ich mir meine Schuhe und eine Jacke über, nahm das Geld, das Steffen mir hinhielt und lief zum Supermarkt. Auch, wenn ich mich beeilen sollte, schlenderte ich durch die Gänge, je weniger Zeit ich Zuhause verbringen musste, desto besser. Auf den Rückweg, mit einer ziemlich schweren und vollen Einkaufstasche beladen, stattete ich einem Kiosk einen Besuch ab, der, soweit ich wusste, als einziger mein allerliebstes Lieblingskaugummi verkaufte und ich war schon eine Weile nicht mehr dort gewesen. Glücklich schob ich das kleine Päckchen in meine Hosentasche und wollte den Laden verlassen, als sich jemand bedrohlich vor mir aufbaute. Als ich aufsah, blickte ich direkt in Ricks Gesicht und ich bekam Angst. Was wollte er von mir? Hatte mich nicht oft genug verletzt? Und welchen Grund hatte er dieses Mal? Innerlich machte ich mich schon auf das Schlimmste gefasst, aber nichts geschah, Rick grinste mich nur mit einem Anflug von Spott an, während er mich auf eine komische Weise musterte, obwohl ich nicht direkt sagen konnte, was mir daran komisch vorkam.
**Milan**
Ich war völlig nervös und lief in meiner Wohnung auf und ab. Immer wieder kontrollierte ich, ob auch alles in Ordnung war, ich nichts vergessen hatte.
Innerlich betete ich, dass Rick es nicht versauen würde, denn ansonsten wäre mein ganzer Plan im Eimer!
Schnell lief ich noch einmal ins Badezimmer, kontrollierte meine Frisur im Spiegel und sprühte mein bestes Parfum auf.
Ich wartete schon geschlagene drei Stunden auf meinen besten Freund, doch er meldete sich überhaupt nicht. War vielleicht doch etwas schief gelaufen?
Und dann, endlich, eine weitere Stunde später klingelte es an der Tür.
Sofort stürmte ich los, riss meine Haustür auf und trat von einem Fuß auf den anderen. So, wie ich Rick kannte, würde er mit Sicherheit nicht die Treppe benutzen. Und so war es dann auch.
Die Fahrstuhltür öffnete sich mit einem leisen „Bing“ und Rick stapfte mit gewohnt böser Mine heraus. Sam hatte er am Kragen gepackt.
„Verdammt, Rick! Lass ihn los!“, sofort eilte ich zu ihm und schaute meinen Freund böse an.
„Ja, ist ja gut. Aber anders hab ich ihn nicht her bekommen! Also, ich verzieh mich mal und viel Glück!“, Rick grinste mich über seine Schulter hinweg an und stieg die Treppen nach unten.
Wunder gibt es immer wieder!
„Was soll denn das? Spinnst du jetzt total?“, fuhr mich Sam auf einmal an.
Das der Knirps nicht wusste, was er hier sollte, war mir schon klar. Immerhin hatten wir schon eine ganze Weile keinen Kontakt mehr gehabt. Eigentlich wollte ich mich schon längst bei ihm entschuldigen, doch das Geständnis vor Rick hatte die Sache nicht leichter gemacht. Mein Freund hatte ganz schön daran zu knabbern, doch nach unzähligen weiteren Gesprächen, konnte er es akzeptieren. Ob ich selber akzeptieren konnte, dass ich vermutlich schwul oder zumindest bi war, war eine andere Geschichte. Ich wusste nur, dass Sam mir wahnsinnig gefehlt hatte und ich mit ihm zusammen sein wollte.
Und das würde ich ihm heute beweisen.
„Komm bitte erst mal rein, Sam!“, bat ich ihn, doch er schien nicht sehr begeistert zu sein.
Widerwillig folgte er mir trotzdem bis in den Flur, damit ich wenigstens die Tür schließen konnte.
„Was denkst du dir dabei? Kannst du dir vorstellen, was dein Vater mit mir macht, wenn ich nicht gleich zu Hause bin? Und du hast nichts Besseres zu tun als mich von deinem Gorilla entführen zu lassen!“, brüllte Sam auf mich ein und war den Tränen nahe.
Im ersten Moment wusste ich gar nicht was ich sagen sollte. Eigentlich hatte ich mir schon gedacht, dass mein Vater Sammy misshandelt, aber es nun auch bestätigt zu bekommen, war schon schockierend.
„Wir können zur Polizei gehen, Sam. Du musst nicht dorthin zurück, wenn du nicht willst!“, redete ich auf ihn ein.
Der Knirps schnaubte jedoch nur Abwertend. „Du stellst dir das ziemlich leicht vor…“
Ich ging auf Sammy zu und nahm eine seiner Hände in meine. „Es ist sogar sehr leicht. Bleib einfach hier bei mir.“
Eine Weile schwieg er. Dachte wohl über meine Worte nach.
„Sammy, du wirst doch auch bald achtzehn oder nicht? Danach kannst du eh machen, was du willst! Denk darüber nach, ich kann dir nur anbieten erst mal hier zu bleiben. Aber jetzt denk nicht darüber nach was der Mistkerl alles machen könnte, ich hab eine Überraschung für dich!“, erzählte ich ihm stolz. „Und mein Vater findet dich hier nicht. Da ich ihn angezeigt habe, darf er sich mir nicht mehr nähern, also dir im Moment auch nicht!“
Dies schien ihn ein wenig zu beruhigen, denn Sam fing an sich zu entspannen. Ein zaghaftes Lächeln schlich sich auf seine Lippen und auch ich Grinste über beide Backen. Endlich hatte ich ihn hier bei mir! Dann konnte die Überraschung ja losgehen!
Ich zog meinen Kleinen einmal in die Arme und flüsterte ihm ein „Augen zu!“ ins Ohr. Tatsächlich schloss Sammy seine Augen und ich führte ihn zu aller erst ins Wohnzimmer. Dort hatte ich uns eine schöne kleine Kuschelwiese aufgebaut. Das Sofa hatte ich ausgeklappt und viele gemütliche Decken und Kissen darauf verteilt. Einige Kerzen auf dem Couchtisch sollten für romantische Stimmung sorgen und selbst Massageöl hatte ich besorgt. Heute sollte es Sam so richtig gut haben und dafür würde ich schon sorgen!
„Bleib schön hier stehen!“, sagte ich an den Knirps gewandt und rannte schnell los um die Kerzen anzuzünden und die Rollos herunter zu ziehen.
Als ich mit meinem Ergebnis zufrieden war, trat ich wieder an Sammy heran und umarmte ihn von hinten. Wie ich das vermisst hatte! Und heute roch mein Kleiner besonders gut!
„Du kannst deine Augen auf machen…“, flüsterte ich.
Sam öffnete sie und schaute sich einmal um. Langsam drehte er sich zu mir herum und starrte mich fragend an.
„Du…“, wollte er gerade ansetzen, doch ich drückte ihm meinen Zeigefinger auf die Lippen.
„Sag nichts, bitte. Ich weiß, dass das hier ziemlich kitschig ist, aber ich wusste nicht wie ich mich anders hätte entschuldigen sollen. Es tut mir wirklich leid, dass ich so ausgerastet bin, aber ich konnte es einfach nicht ertragen, dich mit diesem schmierigen Hampelmann zu sehen.“, gestand ich ihm.
„Das heißt, du hast das alles hier für mich gemacht?“, fragte Sammy mich mit noch immer großen Augen.
Ich nickte. „Natürlich, du Trottel. Für wen denn sonst?“
„Und Rick…“
„Der weiß über alles Bescheid. In Zukunft wird er dich wirklich in Ruhe lassen, er findet es zwar nicht toll, aber er unterstützt mich soweit er kann!“
Plötzlich sprang mir der Knirps um den Hals und ich musste aufpassen, nicht zu stolpern. Ich schloss meine Arme um diesen schlanken Körper und genoss das Gefühl, glücklich zu sein. Nach einer Weile löste ich mich ein wenig von ihm, schaute ihm tief in die Augen und küsste ihn kurz aber zärtlich auf den Mund.
Doch der Rest musste warten. Zuerst musste ich mit Sammy reden. Ihn über meine Gefühle aufklären. Schon bei dem Gedanken alleine schoss mir die Röte ins Gesicht und mein Herz schlug mir zum Hals.
Ich ließ Sam komplett los, nahm ihn wieder bei der Hand und führte ihn zu unserer Kuschelwiese, auf der wir uns nieder ließen.
„Mach es dir ruhig bequem!“, lächelte ich meinen Knirps an, während ich ihm ein Glas Cola eingoss und es ihm herüber reichte.
„Danke…“, sagte Sam und schaute mich erwartungsvoll an.
Ich räusperte mich einmal und nahm einen Schluck von meinem Wasser.
„Hör mal, Sammy. Ich glaube ich muss dir etwas sagen. Du hast mich vor einer Weile gefragt, ob ich schwul bin. Und um ehrlich zu sein, kann ich es dir nicht sagen.“, ich brach ab, drehte mich zu ihm um und schaute in seine großen Kulleraugen. In meinem Magen flogen die Schmetterlinge hin und her und erst jetzt war ich mir wirklich sicher, dass ich das richtige tat. „Was ich damit sagen will…ich mag dich Sammy, sehr gerne sogar…also…“
Ohhhh, warum war das nur so schwer?? Einfach raus damit, Milan! Los jetzt! So schlimm war es nun auch wieder nicht. Im schlimmsten Fall würde er dir eine rein hauen und abhauen. Aber wenn du es jetzt nicht tust, dann tust du es nie!
Immer und immer wieder spornte ich mich selber an und atmete noch einmal tief ein.
„Ich…ich…ich liebe dich, Sam!“, brachte ich es auf den Punkt und wäre am liebsten im Erdboden versunken.
Sammy starrte mich mit offenem Mund an, sagte erst einmal gar nichts.
Oh verdammt, hätte ich doch bloß meine Schnauze gehalten! Ich war aber auch ein Trottel!!!
**Sam**
Als ich mich weigerte, Rick, wohin auch immer, zu begleiten, packte er mich an meinem Kragen und schleifte mich mit, dass ich dabei versuchte, ihn zu schlagen, kümmerte Rick herzlich wenig. Als ich aber erkannte, wohin er mich brachte, versuchte ich mich so stark aus seinem Griff zu winden, dass ich glaubte, mein Kragen würde gleich reißen. Ich wollte nicht zu Milan, ich wusste nicht, was er sagen und tun würde, wenn wir aufeinander treffen würden und dass Rick dabei war, machte die Situation nicht gerade angenehmer. Unerbittlich hielt Rick mich fest. „Jetzt hör auf mit dem Scheiß!“, schnauzte er, als er klingelte und schleifte mich weiter zum Fahrstuhl, nachdem er die Tür aufgedrückt hatte.
Als Rick mich dann Milan überlassen hatte und der mich erst mal in seine Wohnung gebracht hatte, begann ich herum zu zetern, ich wollte mir gar nicht ausmalen, was Steffen mit mir anstellen würde. Milans Angebot, dass ich bei ihm wohnen könnte, warf mich dann aber doch etwas aus der Bahn, damit hätte ich im Leben nicht gerechnet, nur würde das nicht so einfach werden, bis zu meinen 18. Geburtstag würde es noch einige Monate dauern. Aber konnte man nicht auch schon mit 16 ausziehen? Ich dachte nicht weiter darüber nach, als Milan mich bat, die Augen zu schließen und weil ich ihm noch immer vertraute, tat ich es. Er führte mich irgendwo anders hin, dort ließ er mich stehen und ich hörte das Rattern von Jalousien und das Klicken eines Feuerzeuges und in meinem Bauch begann es vor Aufregung zu kribbeln, in meinen Kopf tauchten die schönsten Bilder auf. Mit dem Geruch von Milans Parfum, dass ich noch nicht kannte, aber jetzt schon liebte, öffnete ich die Augen und was ich sah, verschlug mir die Sprache, es war schöner als alles, was ich mir ausgemalt hatte. Er war wirklich eifersüchtig auf Mike und er tat das alles nur für mich, überwältigt schmiss ich mich an seinen Hals, endlich war ich ihm wieder nahe, konnte seinen Herzschlag und den Atem spüren.
Wir saßen auf den Decken und Kissen, ich kuschelte mich in einen besonders großen Berg und sah Milan erwartungsvoll an, als er verkündete, dass er mir etwas sagen müsste. Er stammelte etwas und sprach dann dass aus, mit dem ich nie gerechnet, aber immer darauf gehofft hatte. „Ich liebe dich, Sam.“ Die Worte hallten in meinen Kopf wieder, ich konnte ihn nur anstarren, diesen wunderbaren Kerl, dem man es nicht zutraute, dass er so liebevoll mit seiner kleinen Schwester umgehen konnte, der vor allen anderen den ruppigen Trampel spielte und ein herzensguter Mensch war. Der Milan, der mich vor seinem Vater beschützen wollte und auf Mike eifersüchtig war und das, weil er mich wirklich liebte. Wie viel Glück konnte ich haben? Und wie viel Glück ertrug ein Mensch denn ich hatte das Gefühl, ich müsste explodieren, weil es mich übermannte. „Sam?“, leise flüsterte Milan meinen Namen und sah mich fragend an, aber in seinem Blick sah ich noch etwas. Angst, Hoffnung, Liebe und Verlangen und ich fragte mich innerlich, ob ich Milan liebte. Ich hatte nie direkt darüber nachgedacht, ich wusste nur, dass er mir nicht aus dem Kopf ging und ich irgendwelche Gefühle für ihn hatte und diese ziemlich stark waren, dass er mir wichtig war und ich nie wieder so lange ohne ihn bleiben wollte. Aber woher sollte ich wissen, ob ich ihn liebte, wenn ich nicht wusste, wie es sich anfühlte zu lieben oder geliebt zu werden? Aber ich musste erst mal überhaupt etwas sagen, denn Milan sah stark danach aus, als dachte er, er hätte einen großen Fehler gemacht. „Weißt du…also…“, begann ich. „Nein, schon gut, war ein Fehler tut mir leid. Wenn du gehen willst, werde ich dich nicht aufhalten.“, unterbrach Milan mich und deutete in Richtung Haustür. Er hatte mich völlig falsch verstanden! „Nein! Ich, also…wenn ich Herzklopfen bekomme, wenn ich dich sehe und dich vermisse, sobald du nicht bei mir bist und dich ständig berühren, in deinen Armen liegen will, dich küssen will und mir wünsche, dass du bei mir bleibst, ich dir vertraue, wie sonst niemand anderem und hoffe, dass du mich beschützt und alles dafür tun würde…Ist das Liebe? Ist es Liebe, wenn in meinem Bauch eine Horde Schmetterlinge Foxtrott tanzt und nicht mehr aufhört, wenn ich an dich denke und mein Handeln darauf hinaus läuft, dich zu sehen und dir zu gefallen?“ Milan war wortwörtlich die Kinnlade herunter gefallen und er sah mich an, nicht mehr so traurig wie eben, seine Augen strahlten, als er sich zu mir herüber beugte erst kurz vor meinem Gesicht stoppte. „Ja, Sam. Das ist Liebe.“, hauchte er. „Ich liebe dich, Milan.“ Jetzt gab es für ihn kein Halten mehr, er drückte mich sanft in die Kissen, nur, um mich danach stürmisch und voller Leidenschaft zu küssen und ich küsste nicht mit weniger Leidenschaft zurück. Endlich! Endlich hatte ich ihn zurück, er liebte mich, er war für mich da. Ich ließ mich fallen, genoss die Lippen auf meinen, die Zähne, die leicht an meiner Unterlippe knabberten und die freche Zunge, die ihren Weg in meinen Mund fand, wo meine Zunge schon sehnsüchtig wartete. Vor lauter Glück, Erregung und Wohlbefinden seufzte ich auf, schmiegte mich an Milan an, schlang meine Arme um seinen Hals, um ihn noch dichter heran zu ziehen. Es fühlte sich an, als würde ich schweben und kurz danach ging mir langsam aber sicher die Luft aus und ich löste mich atemlos von Milan, der enttäuscht in meine Augen sah. „Ich bin schwul.“, beantwortete ich seine Frage, die er mir im Park gestellt hatte und es kam mir vor, als sei dies eine Ewigkeit her gewesen. Milan antwortete nicht darauf, es war auch nicht nötig, ich hatte keine Antwort erwartet, ich wollte nur, dass er es wusste. Er senkte seine Lippen auf meinen Hals, knabberte an der empfindlichen Haut und strich mit der Zunge anschließend darüber, ehe ich spürte, dass er mir wieder einen fetten Knutschfleck verpasste, aber es war okay, ich wollte es sogar fast, damit jeder sah, wo ich hingehörte, zu wem ich gehörte. „Und jetzt...“, deutete Milan an, flüsterte mir die Worte leise ins Ohr, bevor er auch dort leicht hinein biss. Mit einem Ruck hatte er mich etwas aufgerichtet und bevor ich irgendwas tun konnte, hatte er mich auch schon von meinem T-Shirt befreit. „Leg dich auf den Bauch.“, wies er mich an und ich machte es mir bequem, streckte mich lang aus und bettete meinen Kopf auf einem Kissen. Ich spürte, wie Milan seine Knie links und rechts meiner Hüfte platzierte und dann tropfte etwas Kaltes auf meinen Rücken. Zwei starke, warme Hände verrieben das Öl, wie ich feststellte, auf meinem Rücken und meinen Schultern, fuhren sanft, mit leichten Druck über die Verletzungen. Es tat nicht weh, ich spürte, wie ich mich entspannte, geistig und körperlich und meine Muskeln lockerten sich, sie waren verspannt gewesen, da ich die letzten Tage überwiegend in einer eingerollten Position verbracht hatte, immer aus Angst, Steffen könnte mir etwas tun. Aber ich wollte nicht über Steffen nachdenken, ich wollte nur genießen und spüren.
Irgendwann gesellte sich eine Zunge dazu, liebkoste meinen Nacken und fuhr die Linie meiner Wirbelsäule hinab, was ein Kribbeln durch meinen ganzen Körper schickte und eine Gänsehaut auf meinen Rücken.
**Milan**
Die warme Haut unter meinen Fingern fühlte sich ungemein gut an. Zu wissen, dass der Mensch, den ich gerade verwöhnte, dieselben Gefühle hatte wie ich, ließ mein Herz um einige Takte schneller schlagen.
Ich schwebte wortwörtlich auf Wolke sieben. Nie im Leben hätte ich gedacht, dass Liebe so berauschend sein konnte. Aber ich war froh, diese Liebe in Sam gefunden zu haben. Ob er nun ein Junge war oder nicht.
Nachdem ich Sam meine Gefühle gestanden und dieser mich blöd angestarrt hatte, bereute ich meine ganze Aktion schon wieder. Doch wer konnte ahnen, dass er nicht wusste, was Liebe war. Gut, ich hatte ein solches Gefühl zuvor auch noch nie erlebt, doch war es irgendwo schon klar gewesen.
Nachdem ich Sammys Rücken nicht nur mit meinen Händen, sondern auch mit meiner Zunge verwöhnte, entspannte er sich immer mehr. Betrachtete man seinen Körper, würde man nicht denken, dass der Kleine noch alleine aufrecht gehen konnte. Ob er es wollte oder nicht. Den Weg zur Polizei würde er in Kauf nehmen müssen. Jedenfalls wenn er mit mir zusammen sein wollte.
Wohntechnisch würde ich schon alles mit meiner Mutter klären, doch dies war im Moment nebensächlich.
In sanften Bewegungen fuhr ich Sammys Rücken auf und wieder ab. Mit meinen Fingerspitzen strich ich seine Seiten hinunter, liebkoste ihn mit meiner Zunge. Kurzzeitig verschwand meine Hand in seiner Hose, massierte seine Backen, welches meinem Knirps ein wohliges Stöhnen entlockte.
Doch so konnte ich ihm nicht ins Gesicht sehen. Konnte nicht erkennen, wie mein Kleiner vor Lust verging. Ich wollte seine Lippen schmecken, diesen süßen Geschmack in mich aufnehmen.
Mit einem Ruck hatte ich Sam auf den Rücken gedreht, wollte mein verwöhnendes Spiel auch auf seinem Oberkörper fortsetzen.
Dieser hatte seine Lider halb geschlossen, ein sanftes Lächeln umspielte seine Mundwinkel.
Ich legte eine meiner Hände auf seine Wange, beugte mich leicht herunter und senkte meine Lippen auf die seinen. Bereitwillig öffnete Sammy seinen Mund und ich schob meine Zunge in seine heiße Mundhöhle.
Ein leidenschaftlicher Kuss, der so viel Liebe und Gefühle zeigte, entfachte und allmählich setzte mein Verstand aus. Dieser Junge machte mich einfach nur verrückt. Ich wusste nicht mehr wo oben und wo unten war, meine Umgebung blendete ich vollkommen aus.
Nur Sammy existierte in diesem Moment für mich. Schwer atmend löste ich mich von ihm und schaute meinem Sahneschnittchen einen kurzen Augenblick in die Augen. Meine Güte, der Kleine schien genauso heiß zu sein wie ich.
Sanft legte ich meine Hand auf Sams Körpermitte, knetete seine leicht erigierte Männlichkeit. Doch dies war mit nicht genug. Umständlich nestelte ich an seinem Hosenknopf. Warum meine Hände plötzlich zitterten, war mir schier ein Rätsel. Ich war vermutlich einfach nur aufgeregt, denn diese Zärtlichkeiten entstanden nur aus dem einen Grund. Nicht nur weil wir uns zueinander hingezogen fühlten, oder weil wir es vielleicht gerade brauchten, nein. Wir waren einfach mit unseren Herzen dabei.
„Hey, ganz ruhig.“, Sam hatte seine Hand auf meine gelegt und schaute mich liebevoll an. „Du musst das nicht machen, wenn du nicht willst!“
War ja wieder typisch für Sam. Wie kam er denn nun auf so eine Idee? Wer sagte denn, dass ich es nicht wollte?
Okay, es kam ganz darauf an, was er wollte!! Wollte er womöglich richtigen Sex? Mein Gott, ich hatte doch keine Ahnung von sowas, hatte mich nicht einmal richtig erkundigt. Plötzlich war da eine fürchterliche Angst. Angst ihn zu enttäuschen oder ihn vermutlich noch zu verletzen.
„Sammy…ich…also…ich meine…“, stotterte ich mir zu recht und setzte mich auf.
Auch Sam tat es mir gleich, legte seine Hand auf meine Wange und musterte mich besorgt.
„Was ist denn los? Bereust du etwa schon was du gesagt hast?“, ich sah die Traurigkeit in seinen Augen und nahm ihn sofort schützend in meine Arme.
Oh Himmel, nein, natürlich nicht!! Der Knirps machte sich viel zu viele Gedanken. Vielleicht sollte ich doch mit ihm über meine Ängste reden.
„Denk sowas doch nicht, Sammy. Ich liebe dich und das wird sich so schnell nicht ändern. Ich habe nur ein wenig…Angst…vor dem nächsten Schritt, weißt du?“, versuchte ich ihn zu beruhigen und meine Sorgen mitzuteilen.
Plötzlich fing Sam an zu kichern.
Was war denn jetzt los? Hatte ich irgendetwas Lustiges gesagt? Ich schob den Knirps ein wenig von mir weg und schaute ihn entgeistert an.
„Was ist daran so lustig?“
„Sorry. Ich meine nur, ein Milan Berger hat Angst vor irgendetwas. Das ich sowas nochmal erleben darf!“, lachte er einfach frech weiter, schien sich aber allmählich zu beruhigen.
Was das jetzt für mich hieß, wusste ich nicht. Es war mir aber auch egal. Seine Unverschämtheiten würde ich dem Knirps schon noch austreiben
„Du findest das also lustig, ja?“, murmelte ich vor mich hin und hatte mich mit einem Ruck auf Sam geschmissen.
Eine kleine Rangelei entstand, die jedoch in einer wilden Knutscherei endete. Ich konnte einfach nicht meine Finger von ihm lassen.
Leicht knabberte ich an Sammys Ohrläppchen, stupste meine Zunge kurz in seine Ohrmuschel. Dieser keuchte erregt auf, als ich mit meinen Lippen weiter nach unten wanderte. Ab und zu biss ich leicht in die erhitzte Haut, leckte jedoch gleich entschuldigend darüber. Seine Brustwarzen bekamen eine besondere Behandlung. Während ich die rechte Knospe mit Zunge, Lippen und Zähnen bearbeitete, zwirbelte ich die linke mit meinen Fingern.
Sammy krallte sich währenddessen mit seinen Fingernägeln in meinen Rücken. Es war nicht sehr schmerzhaft, spornte mich nur zum weiter machen an.
Mir selbst schoss das Blut mit jedem weiteren Stöhnen von Sammy in die Lenden. Meine eigene Männlichkeit drückte unangenehm gegen den störenden Jeansstoff, doch darum würde ich mich später kümmern.
Mit meiner Zunge zog ich eine heiße Spur über seine leicht angedeuteten Bauchmuskeln, öffnete nun mit geschickteren Fingern Sams Hose und zog sie ihm samt Boxershorts hinunter.
Ich ließ meinen Lustverhangenen Blick einmal über den nackten Körper des Kleineren gleiten und schob ihm sanft die Beine auseinander. Scheiße, war der Kleine heiß!
Vorsichtig, noch immer darauf bedacht ihm nicht weh zu tun, legte ich mich zwischen seine Beine.
Ich umfasste Sammys steil aufgerichteten Penis mit meiner Hand, bewegte sie in gleichmäßigem Rhythmus auf und ab, stupste ab und zu meine Zunge in die kleine Öffnung.
Sam griff in meine Haare, drückte meinen Kopf nach unten und mir blieb gar nichts anderes übrig als meine Lippen um seine Männlichkeit zu stülpen. Er stöhnte ungehalten, während er den Takt vorgab und nicht lange später mit einem lauten Aufschrei seinen Höhepunkt erreichte.
Nachdem ich alles geschluckt hatte, krabbelte ich zu meinem Süßen nach oben und nahm ihn in meine Arme. Ich verteilte viele kleine Küsse auf Sammys verschwitzter Stirn und war so unglaublich froh, ihn bei mir zu haben.
**Sam**
Auch wenn man Milan für gewöhnlich nicht gerade mit den Worten „süß“ oder „niedlich“ beschreiben würde, waren es doch genau diese zwei Worte, die sein Verhalten beschrieben, als er mir beichtete, dass er Angst vor dem nächsten Schritt hatte. Zudem war es wirklich lustig, wie er da vor mir saß und mir das sagte, auch wenn ich zunächst Angst hatte, er würde seine vorherigen Worte wieder bereuen. Das Thema war erst einmal wieder vergessen, als Milan sich auf mich stürzte und mich am Ende zu einem Wahnsinns Höhepunkt brachte, sodass ich erschöpft in seinen Armen einschlief, hatte ich doch auch die letzten Tage nicht viel geschlafen und in Milans Armen fühlte ich mich beschützt und geborgen.
Als ich aufwachte, war es dunkel, durch ein paar kleine Lücken in den Jalousien drang kaum noch Tageslicht herein, es musste bereits Abend sein. Neben mir schlief Milan, sein Mund war leicht geöffnet und mir schossen wieder seine Worte durch den Kopf, dass er noch nicht bereit für den nächsten Schritt war und ich fragte mich, ob ich es war. Bisher musste ich mir darüber keine Gedanken machen, immerhin war Milan der erste Junge, den ich geküsst hatte und der erste, mit dem ich weitere Zärtlichkeiten ausgetauscht hatte. Nachdem mir bewusst geworden war, dass ich schwul war, hatte ich mich natürlich informiert und die gewissen Praktiken schreckten mich nicht direkt ab, dennoch fragte ich mich, ob es sehr schmerzhaft war, denn dass ich in unserer Beziehung unten liegen würde, stand außer Frage. Wieder betrachtete ich Milans Gesicht und fand es schon fast schade, dass ich nicht in seine Augen sehen konnte, aber das war im Schlaf wohl nicht miteinander vereinbar. Was den Sex anging, ich war mir sicher, dass Milan alles dafür tun würde, um mich nicht zu verletzten oder mir weh zu tun und in meinen Gedanken formte sich eine Idee für unser erstes Mal und ich lächelte glücklich.
„Schon wieder wach?“ In meinen Gedanken versunken, hatte ich gar nicht bemerkt, dass Milan wach geworden war und mich, mit einem leichten Lächeln auf den Lippen, ansah. „Tut mir leid, dass du...ähm…nicht zum Ende gekommen bist.“, stammelte ich, als mir bewusst wurde, dass ich war befriedigt eingeschlafen war, aber er nicht die nötige Aufmerksamkeit von meiner Seite bekommen hatte und das war nicht das erste Mal gewesen. „Ach was, heute ging und geht es nur um dich, immerhin hab ich ja was gut zu machen.“, winkte Milan ab und zog mich im Nacken zu einem Kuss heran.
Wir lagen eine Weile einfach da, hingen unseren Gedanken nach und küssten uns zwischendurch. „Milan, meintest du das ernst? Also dass ich bei dir einziehen kann?“, fragte ich irgendwann. „Natürlich, meinst du ich lasse es zu, dass mein Vater dich weiterhin tyrannisiert? Dafür müssen wir allerdings zur Polizei.“, erklärte er und mir war nicht wohl bei dem Gedanken, Steffen, und möglicherweise auch meine Mutter, anzuzeigen. Milan schien meine Gedanken erraten zu haben, denn er sprach leise weiter. „Es wird sicher nicht einfach, aber es kann nur besser werden.“ Ich nickte vorsichtig, das Problem, dass ich erst in knapp neun Monaten 18 werden würde, war damit noch nicht geklärt und ich teilte Milan meine Sorgen mit. „Ich bin mir sicher, dass man das alles klären kann, aber jetzt bist du erst einmal hier und ich lasse dich auch so schnell nicht mehr gehen, geschweige denn aus meinen Augen.“ Wie zur Bestätigung schlang Milan seine Arme um meinen Bauch und meine Hüfte, bevor er ein undefiniertes Geräusch von sich gab. „Sam? Wann hast du das letzte Mal etwas gegessen?“ Gute Frage, wir hatten Samstagabend und ich hatte nicht gefrühstückt, also musste das irgendwann am Freitag gewesen sein, aber das wollte ich nicht zugeben. „Sam, das ist wichtig! Wann?“ In Milans Stimme hörte ich einen wütenden Unterton und ich beschloss, ihm zu antworten. „Ich…als…irgendwann am Freitag, glaub ich.“, nuschelte ich und mein Freund atmete zischend ein. „Komm, wir kochen jetzt was!“, beschloss er, stand auf und ging aus dem Raum, nachdem ich mir meine Shorts und mein T-Shirt wieder angezogen hatte, folgte ich ihm und dem Geklapper, das Töpfe verursachten und stand kurz darauf in einer kleinen, aber schönen Küche. „Geben sie dir nichts zu essen oder warum isst du nichts? Man Sam, du bist dünn wie sonst was!“, fluchte Milan und machte einen Schritt auf mich zu, während ich ihn ängstlich ansah. Ich kam noch immer nicht ganz mit diesen Wutausbrüchen klar. „Tut mir leid, aber es macht mich wahnsinnig.“, flüsterte er und umarmte mich zärtlich. Es rührte mich, dass er sich so große Sorgen um mich machte, aber das Thema Essen war bei mir eben eine empfindliche Stelle. „Schon gut. Dein Essen kocht gleich über.“, murmelte ich und Milan rannte beinahe panisch zu dem Topf Nudeln, der auf dem Herd stand und ich sah ihm belustigt dabei zu.
Noch etwas, dass ich nie von Milan erwartet hätte, er konnte kochen, zumindest schmeckten seine Spagetti mit Tomatensoße gar nicht mal so schlecht und als ich den ersten Bissen herunter geschluckt hatte, grummelte mein Magen so laut, dass vermutlich sogar die Nachbarn das Geräusch gehört hatten und Milan schenkte mir einen besorgten Blick und ich aß schnell weiter. Während Milan das Geschirr weg räumte, ging ich zurück ins Wohnzimmer, dort hörte ich das Vibrieren meines Handys, das, zusammen mit meiner Jeans, auf dem Boden lag. Auf dem Display erkannte ich die Nummer von unserem Festnetztelefon und ich wusste nicht ob ich ran gehen sollte oder lieber nicht. Dumm wie ich war, tat ich es, auch, wenn Steffen mich runterputzen würde wie sonst was. „Du Nichtsnutz, wo steckst du? Ich warte seit Stunden auf dich und den Einkauf!“, schnauzte er so laut, dass ich das Handy von meinem Ohr entfernt halten musste, damit mir nicht das Trommelfell platzen würde. „Sam, wer ist das?“, fragte Milan mich, bevor ich Steffen antworten konnte und mein Blick sprach wohl Bände, denn in der nächsten Sekund hatte Milan das Handy in der Hand und motzte seinen Vater an. „Wenn du nicht noch mehr Ärger haben willst, dann lässt du Sam gefälligst in Ruhe! Du hattest und hast kein Recht dazu, ihm, meiner Mutter oder mir weh zu tun und du wirst schon noch sehen, was du davon hast. Du dürftest bald Post bekommen und bis dahin bleibt Sam hier, verstanden?“ Dann hatte Milan aufgelegt und starrte wütend mein Handy an. „Dieser verdammte Arsch!“, brüllte er, dann sah Milan mich an. „Er wird dir nicht mehr weh tun.“, versprach er mir und küsste mich zärtlich.
**Milan**
Mein Vater konnte einen wirklich irre machen. Aber zum Glück hatte ich ihm meine Meinung dazu schon gesagt. Insgeheim hoffte ich wirklich, dass er meine Androhung ernst nehmen würde und hier nicht auftauchte. Ansonsten hätten wir wirklich ein Problem.
Nachdem ich Sammy ins Wohnzimmer verfrachtet hatte, schnappte ich mir mein Telefon und rief bei meiner Mutter an. Immerhin musste ich ihr von dem Vorfall berichten.
Natürlich machte sie sich fürchterliche Sorgen, befand meine Entscheidung aber für gut. Sie versprach uns am nächsten Tag gegen dreizehn Uhr abzuholen und mit uns zur Polizei zu fahren. Um das Finanzielle sollte ich mir vorerst keine Gedanken machen, doch sollten wir zu zweit hier wohnen, müsse ich mir einen kleinen Nebenjob suchen.
Obwohl der Gedanke nicht sehr berauschend war, konnte ich mich aber damit abfinden. Denn immerhin ging es hier um meinen festen Freund!
Zu diesem kehrte ich nach dem Telefonat auch gleich zurück und berichtete ihm von dem Gespräch mit meiner Mum. Sam schien alles andere als begeistert zu sein, doch der Junge musste es einmal klar sehen. Wenn er jetzt nichts dagegen tat, dann würde Steffen ihn noch zu Tode schlagen.
„Hör mal, du musst das machen. Ansonsten musst du damit rechnen, dass wir uns gar nicht mehr sehen können und der Kerl dich irgendwann noch Tot schlägt!“, versuchte ich es dem Knirps begreiflich zu machen. Wieder einmal wurde ich viel zu laut, doch irgendwann würde ich noch platzen vor Wut.
Sam zuckte bei meinen Worten zusammen. Was hatte er denn? Hatte er immer noch Angst vor mir?
Ich beschloss ihn erst einmal mit diesem Thema in Ruhe zu lassen, denn heute sollte er endlich einmal zur Ruhe kommen.
„Komm mit, ich zeig dir das Badezimmer und dann gehst du erst einmal ordentlich duschen.“, sagte ich ein wenig ruhiger und packte ihn bei der Hand.
„Aber ich habe doch gar keine frischen Sachen hier!“, protestierte Sammy, ließ sich jedoch mitschleifen.
Prompt hielt ich an und der Kleine rannte voll in mich hinein. Langsam drehte ich mich um und nahm sein Gesicht zwischen meine Hände. Mano man, er war schon wieder viel zu verspannt.
„Entspann dich, Sammy. Wofür hast du mich?“, flüsterte ich gegen seine Lippen und küsste ihn ganz leicht.
Danach nahm ich ihn noch einmal in meine Arme und scheuchte ihn dann ins Bad.
Während Sam sich duschte, zog ich ein Shirt und eine frische Boxershorts aus dem Kleiderschrank und brachte sie ihm dann.
Kurz bevor ich das Badezimmer wieder verlassen wollte, hörte ich Sammys leise Stimme: „Danke, Milan.“
Ein Lächeln stahl sich auf meine Lippen. „Gern geschehen.“
Keine zehn Minuten später kam der Kleine frisch geduscht ins Wohnzimmer, wo ich auf ihn gewartet hatte. In dem viel zu großen Shirt, sah er wirklich sexy aus. Vielleicht sollte er öfters Sachen von mir anziehen.
„Komm mal her!“, bat ich diesen und Sam kam meiner Bitte auch gleich nach.
Ich zog ihn auf meinen Schoß und küsste ihn noch einmal lang und intensiv. Langsam sog ich seinen Geruch, gemischt mit meinem Duschgel in mich hinein und löste mich von ihm.
„Komm, wir gehen ins Bett und schauen noch einen Film, okay?“, schlug ich vor und der Knirps nickte.
Zum Glück hatte ich meine Mutter überreden können, mir gleich ein größeres Bett zu kaufen. So hatten wir genügend Platz, auch wenn Sam sich gleich an mich kuschelte und wir nur circa die Hälfte des Bettes in Anspruch nahmen.
Der nächste Morgen verlief ziemlich hektisch. Am Abend hatten Sam und ich nicht die Finger voneinander lassen können. Immer wieder streichelten wir uns, küssten uns die Lippen wund. Dementsprechend spät wurde es auch und da ich vergessen hatte mir einen Wecker zu stellen, verschliefen wir auch prompt.
In zwanzig Minuten sollte meine Mutter bereits da sein. Das würden wir nie im Leben schaffen!
Hektisch suchte ich nach einer neuen Zahnbürste für meinen Besucher und drückte sie ihm ohne Kommentar in die Hand. Ich musste wohl nicht erwähnen, dass ich morgens unausstehlich war?
Sam schien dies wieder auf sich zu beziehen, trottete mit eingezogenen Schultern ins Badezimmer und fing an, sich die Zähne zu putzen.
Ich zog mich in Windeseile neben ihm aus und stieg unter die Dusche. In null Komma nichts hatte ich mich gewaschen, die Zähne geputzt, gestylt und dann angezogen. Ja wohl, genau in dieser Reihenfolge.
Sam starrte mich die ganze Zeit über an, bis ich mich endlich angezogen hatte. Innerlich lachte ich mir ins Fäustchen.
Wir waren gerade dabei uns an zu ziehen, da klingelte es auch schon bereits. Schnell liefen wir die Treppe hinunter, was in unserem Fall schneller war, als auf den Fahrstuhl zu warten und trafen unten auf meine Mutter. Sie schloss uns beide freudig in die Arme, erkundigte sich nach unserem Wohlbefinden und scheuchte uns gleich darauf ins Auto.
Wie auch schon bei mir, wurde Sam über seine Rechten und Pflichte aufgeklärt und seine Aussage wurde aufgenommen. Fotos von seinen Blessuren wurden geschossen und danach musste sich meine Mutter noch mit einer Tante vom Jugendamt unterhalten.
Danach wurden wir wieder herein gerufen und man erklärte uns, dass meine Mutter vorerst das Sorgerecht für Sam bekommen würde. Jedoch nur, bis das Gericht eine neue Entscheidung getroffen hatte. Das Risiko, dass Sam in eine Pflegefamilie musste, war sehr gering, denn da er in einigen Monaten sowieso achtzehn werden würde, würde es sich nicht lohnen.
Der Vorschlag, dass der Knirps für diese Zeit bei mir wohnen könnte, wurde nicht sehr gut aufgenommen, doch da es nicht anders ging und Sam auf keinen Fall in eine Jugendeinrichtung wollte, stimmte die Dame vom Amt zu.
Danach musste mein Freund noch alleine mit ihr reden, was viel länger dauerte, als alles zusammen. Als dieser wieder zu uns zurückkam, sah er ziemlich fertig aus.
Wir verließen die Polizeiwache und meine Mutter fragte uns, ob sie uns nach Hause bringen sollte.
Da ich Sammy aber auf andere Gedanken bringen wollte, entschloss ich mich, noch mit ihm in die Stadt zu gehen um ein bisschen zu Bummeln und ihn auf andere Gedanken zu bringen.
Am Stadtrand setzte meine Mutter uns ab und brauste dann davon. Ich legte meinen Arm um Sammys Schulter und zog ihn dichter an mich heran.
„Milan…ähm…bist du dir sicher…“, mit großen Augen schaute er mich an.
„Ganz sicher, Sam. Wir sind halt gute Kumpels, nicht wahr?“, erklärte ich ihm. Es tat mir wirklich leid. Doch mich öffentlich zu outen war noch kein Thema für mich und ich hoffte, dass Sam es verstehen würde.
Der Tag verlief eigentlich ziemlich ruhig. Obwohl die Läden geschlossen waren, hatten wir eine Menge Spaß. Wir genehmigten uns ein Eis, alberten in dem Stadtbrunnen herum und ab und zu pampte ich einige andere Passanten an. Hallo? Wenn die uns anmachten, machte ich sie aus! So einfach war das!
Womit ich nicht gerechnet hatte, war mein Vater. Schon von weitem konnte ich erkennen, dass er uns schon gesehen hatte. Wie ein wild gewordener Stier kam er auf uns zu gerannt.
Im letzten Moment schnappte ich mir Sammys Hand und zerrte ihn einfach hinter mir her. Er schien vor Schreck wie erstarrt und stolperte einfach nur hinter mir her. Mir schlug das Herz auch bis zum Hals, hatte ich auch noch immer Angst vor diesem Unmenschen. Doch Sam war mir in diesem Moment wichtiger.
„Ihr dreckigen Schwuchtel, bleibt sofort stehen!“, hörte ich Steffen brüllen und rannte noch einen Schritt schneller. Ich lief durch die verschiedensten Gassen und dann zurück auf die Hauptstraße.
Dort hielt ich das erstbeste Taxi an und schubste Sammy hinein. Der Taxifahrer musterte uns skeptisch fuhr aber genau im richtigen Moment los. Denn als ich mich umdrehte konnte ich meinen Ex-Vater erkennen, wie er völlig rot im Gesicht, wild gestikulierte.
Erst in meiner Wohnung beruhigte sich mein Herzschlag wieder ein wenig und besorgt schlenderte ich ins Wohnzimmer, wo Sam sich auf die Couch gesetzt hatte. Ich setzte mich neben ihn und nahm ihn in den Arm.
Mit streichelnden Bewegungen auf seinem Rücken, versuchte ich sein Schluchzen ein wenig zu verringern.
Verdammt, das war alles nur meine Schuld!!
**Sam**
Ich musste bei der Polizei alles erzählen, wirklich alles und die Frau vom Jugendamt stellte mir exakt die gleichen Fragen. Hätte sie nicht einfach von Anfang an dabei sein können? Ich war unglaublich froh darüber, erst einmal bei Milan leben zu können, denn nachdem Steffen uns in der Stadt gesehen hatte, wurde mir klar, dass ich nie mehr die Wohnung betreten konnte, ohne danach nicht zumindest im Krankenhaus wieder aufzuwachen. Wenn ich denn überhaupt aufwachen würde. Das Ganze machte mich so fertig, dass ich wieder in Milans Armen anfing zu weinen wie ein kleines Kind.
Am Montagmorgen wurde mir ersteinmal bewusst, dass alles, was ich besaß und brauchte noch zu Hause war, oder besser gesagt in der Wohnung meiner Mutter. „Milan? Können wir, möglicherweise, heute Mittag zu meiner Mutter fahren? Meine Sachen…“, fragte ich zögerlich, weil mein Freund mich schon den ganzen Morgen kaum beachtete. „Das geht nicht, das sollte dir eigentlich klar sein. Aber wenn du wieder auf das Arschloch treffen willst…“, maulte Milan und nahm einen Schluck von seinem Kaffee, während ich mich ins Bad trollte, offensichtlich hatte ich ihn wieder verärgert.
Mit der Bahn fuhren wir in die Schule, seit meiner Frage und Milans Antwort hatten wir kein Wort mehr miteinander gesprochen und als ich Tina am Schultor stehen sah, beschleunigte ich meine Schritte, nachdem ich Milan kurz zugenickt hatte. „Na du? Bereit für eine weitere Schulwoche?“, fragte das blonde Mädchen mich gut gelaunt und wir bahnten uns einen Weg zum Inneren des Gebäudes. „Natürlich, was glaubst du denn? Es gibt doch nichts Schöneres.“, antwortete ich irnosch und stimmte dann in ihr Lachen ein. Neben Mike war Tina eine der Wenigen mit denen ich mich aus der Clique gut verstand und sie konnte zumindest keinen Eifersuchtsanfall bei Milan auslösen, obwohl ich ihm selbst das zutrauen würde und bei dem Gedanken daran musste ich lächeln, es war schon ziemlich niedlich. „Was lächelst du denn so? Bist du etwa verliebt? Wer ist sie?“, schoss Tina los, als sie das bemerkte und ich druckste etwas herum, beschloss aber, ihr, zumindest anatzweise, meine Beziehung zu Milan anzuvertrauen. „Also…wie soll ich sagen. Zuerst solltest du wissen…naja…ich bin schwul. Und ja, ich bin auch verliebt.“, erklärte ich dann und Tina fiel mir um den Hals, was mich dann doch etwas überraschte. „Ach wie schön. Du hast in letzter Zeit immer so traurig ausgesehen, ich freu mich für dich.“, verkündete sie und strahlte mich an, nachdem sie mich wieder los gelassen hatte. „Aber sag es den anderen nicht, okay? Außer Mike weiß das sonst niemand.“ Tina nickte und im gleichen Augenblick kam Mike um die Ecke gebogen. „Sag mal, warum hast du eigentlich keine Schulsachen dabei?“, erkundigte sie sich und auch Mike sah mich fragend an, nachdem er mich begrüßt hatte. „Das ist alles etwas kompliziert und ich werde euch das ein anderes Mal erklären.“, vertröstete ich die beiden und machte mich auf den Weg zum Sekretariat, dort befand sich auch das Büro der Vertrauenslehrerin und ich wollte ein paar Dinge mit Frau Gartmann besprechen.
Glücklich verließ ich das Büro wieder, zusammen mit einer Entschuldigung, weil ich den ersten Teil des Unterrichtes versäumt hatte. Ich hatte der Lehrerin erzählt, dass ich Zuhause weg musste, keine genauen Gründe genannt, nur, dass es Probleme gab und erzählt, dass ich keine Sachen hätte und Frau Gartmann riet mir, heute noch zum Jugendamt zu fahren und mit der zuständigen Sachbearbeiterin meine Sachen aus der Wohnung zu holen.
In der zweiten Pause suchte ich Milan auf, um ihm von der Sache zu erzählen. Inzwischen war er mir auch wieder freundlich gesinnt und beschloss, mich zu begleiten, damit ich nicht alleine Steffen gegenüber treten musste.
Gegen 16 Uhr standen wir dann mit der Frau, die mich bei der Polizei befragt hatte, vor der Tür und klingelten, als Steffen die Tür öffnete, wollte er sie direkt wieder zuschlagen. „Guten Tag, ich bin die zuständige Sachbearbeiterin im Fall von Sam. Wir würden gerne seine Sachen abholen.“, erklärte die Frau und wiederwillig ließ Steffen uns rein, auf Milans Gesicht erschien ein triumphierendes Lächeln. Da ich nicht viel besaß, was ich hätte mitnehmen müssen, verstauten wir alles Wichtige in zwei großen Sporttaschen und beeilten uns die Wohnung wieder zu verlassen. „Ihr werdet es noch bereuen!“, zischte Steffen, als Milan und ich an ihm vorbei aus der Wohnung traten, inzwischen hatte er wohl Post von der Polizei bekommen.
„Ich bin so froh, dass ich nicht mehr dorthin zurück muss.“ Milan und ich saßen auf dem Sofa und ich hatte mich an ihn gekuschelt, während er mir leicht den Nacken kraulte. „Musst du auch nicht.“, versprach er und lächelte glücklich. Mein Leben erschien mir in diesem Augenblick perfekt, ich war bei Milan, ich liebte ihn und er liebte mich, Steffen und meine Mutter sah ich vermutlich nur noch einmal und zwar bei der Gerichtsverhandlung und ich war glücklich. „Ich liebe dich so sehr, weißt du das eigentlich? Was du alles für mich tust, das hätte sonst nie jemand für mich getan. Auch wenn der Weg bis hierhin ziemlich schwierig war.“, flüsterte ich und zog Milan zu einem Kuss heran. „Ich würde alles für dich tun, Sammy.“, flüsterte Milan nach dem Kuss zurück und streichelte vorsichtig meine Wange. „Es tut mir leid, was ich dir in der Vergangenheit angetan habe, ich meine…“ „Vergiss es, das weiß ich doch längst.“, unterbrach ich Milans Redefluss und lächelte sanft. „Ich liebe dich, Sam.“ Danach verloren wir uns in einem langen und leidenschaftlichen Kuss, der sich später im Bett fortsetzte und in zwei wahnsinnigen Orgasmen endete.
Das Jugendamt hatte meine Mutter aufgefordert, mir ein gewisses Taschengeld zur Verfügung zu stellen und das brauchte ich auch dringend. Die Woche verlief im Allgemeinen recht ereignislos, Tina wollte unbedingt wissen, in wen ich verliebt war und Milan und ich benahmen uns wie gute Bekannte, wenn wir in der Schule waren, in der Wohnung konnten wir die Finger nicht voneinander lassen. Morgens war er zwar ein verdammtes Arschloch, aber da er das jeden Tag zu sein schien, kümmerte ich mich irgendwann nicht weiter darum. Milan hatte beschlossen, dass er seinen Geburtstag erst feiern konnte, wenn der ganze Stress vorbei war und so waren wir lediglich am Samstagabend bei seiner Familie eingeladen und ich hatte den ganzen Tag Zeit für meine Überraschung. Am Freitag fuhr ich nicht direkt nach der Schule zu Milans Wohnung, es war ein komisches Gefühl, es mein Zuhause zu nennen, obwohl es das zweifellos war, sondern machte einen kleinen Abstecher in die nächste Drogerie. Mit größter Überwindung schaffte ich es, mich mit Kondomen und Gleitgel an die Klasse zu stellen und verschwand, nachdem ich bezahlt hatte, mit hochrotem Kopf aus dem Laden, als wäre der Teufel hinter mir her. Da sich in direkter Nähe noch ein Klamottenladen befand, suchte ich diesen auch noch auf und erstand dort eine enge, schwarze Jeans und ein ebenso enges, rotes Shirt und hoffte, dass ich Milan darin gefallen würde. Ein materielles Geburtstagsgeschenk hatte ich bereits am Mittwoch gekauft, ein schlichtes Lederband mit einem silbernen Anhänger in Form eines Quadrates, auf dem ich auf der einen Seite ein „M“ und auf der anderen Seite ein „S“ hatte eingravieren lassen. Dies hatte mich zwar fast ein Vermögen gekostet, aber das war es mir wert gewesen.
Milan wäre vor Neugier fast gestorben, als ich mit den Tüten wieder nach Hause kam, aber ich vertröstete ihn auf den nächsten Tag er gab tatsächlich Ruhe. „Bist du dir sicher, dass du morgen nicht mit Rick feiern gehen willst.“, fragte ich ihn beim Abendessen, aber er schüttelte nur den Kopf. „Das kann warten, ich will einen entspannten Tag und den am besten mir dir in unserem Bett verbringen.“ Milan grinste mich anzüglich an und ich streckte ihm die Zunge raus. „Wer sagt denn, dass ich das tun werde?“ Gespielt wütend stand Milan von seinen Platz auf und kam auf mich zu, dann sprang ich auf und rannte ins Schlafzimmer, an der Tür holte Milan mich ein und hielt mich von hinten fest. „Du hast ja zugenommen!“, stellte er fest und lachte. „Ey!“, protestierte ich und fing dann an zu lachen, als Milan begann mich gnadenlos zu kitzeln.
**Milan**
Diese eine Woche, wo Sam bei mir war, war einfach nur toll. Ich war nicht mehr alleine und wir ergänzten uns auf eine gewisse Art und Weise.
Ich war eher der unordentliche von uns beiden. Sam musste mir ständig hinterher räumen, doch schien es ihn nicht zu stören. Jedenfalls hatte er noch nichts gesagt. Woher er diesen Sauberkeitsfimmel hatte, wusste ich nicht, aber ich fragte auch nicht nach.
Sammy schien in seiner neuen Umgebung richtig aufzublühen, denn er lachte viel mehr als vorher und auch in der Schule schien er mehr aus sich heraus zu kommen.
Natürlich beobachtete ich meinen Freund nur von weitem, denn sonst sollte noch keiner erfahren, dass wir ein Paar waren.
Rick unterstützte mich weiterhin, doch er verlangte, dass ich wenigstens in der Schule so blieb wie vorher. Mein Knirps bekam natürlich nichts mehr ab, doch einige andere mussten wie immer unter unseren Pöbeleien leiden.
Eigentlich war es mir aber egal. Ich kannte diese Leute nicht privat und gehörten auch nicht in meinen Freundeskreis. Von Sammy hatte ich mir deswegen schon etwas anhören müssen, aber was sollte ich denn machen?
Ich musste auch erst einmal mit dieser neuen Situation klar kommen. Schließlich konnte ich mein altes Leben nicht von heute auf morgen einfach weg schmeißen. Manchmal stellte der Kleine sich aber auch wirklich an. Solange wir auch seine Freunde weitestgehend in Ruhe ließen, war doch alles Paletti oder nicht?
„Hey Milan, wie sieht’s aus mit Party am Samstag? Immerhin wird man nur einmal achtzehn!“, fragte Rick mich am Dienstagmorgen und boxte mir leicht in die Seite.
Ich schüttelte jedoch leicht mit meinem Kopf. „Nein, sorry. Der ganze Stress mit Steffen soll erst einmal vorüber sein. Danach können wir so richtig abfeiern, versprochen!“
Rick zog eine Augenbraue nach oben und musterte mich von oben bis unten: „Dir macht der Kleine wohl wirklich zu schaffen, was? Ihr solltet es nicht so oft miteinander treiben, du siehst schon richtig fertig aus!“
Genervt stöhnte ich auf und war froh, dass sich in unserer Nähe keine anderen Schüler befanden.
„Halt doch deinen Mund und außerdem treiben wir es nicht miteinander, sondern…“
„Ohhh nein. So genau wollte ich es gar nicht wissen! Also verschon mich mit diesem Kram, okay?“
Rick hatte mir den Mund zu gehalten, bevor ich meinen Satz überhaupt zu Ende sprechen konnte. Fieser Kerl, aber ich war froh ihn zu haben. Rick akzeptierte mich so wie ich war. Ob Homo oder nicht, ich wäre immer noch derselbe, hatte er mir gesagt nachdem er einige Zeit darüber nachgedacht hatte.
Die restliche Woche verlief relativ schleppend. In der Schule war ich einfach nur lustlos, denn den Stoff den wir durchnahmen, verstand ich sofort. Ich hatte wirklich keine Ahnung von wem ich dieses Talent geerbt hatte, aber von meinen Eltern ganz sicher nicht.
Mit Sammy hatte ich mich in der Schule gut arrangiert. Wenn wir uns sahen, begrüßten wir uns kurz, verhielten uns also wie normale Bekannte. Zu Hause sah die Sache anders aus.
Die Abende wurden irgendwie immer länger und morgens kam ich kaum aus dem Bett. Dementsprechend mies gelaunt war ich dann auch. Vielleicht hatte Rick ja Recht gehabt, der Knirps war einfach unersättlich.
Am Freitag kam Sam nach der Schule nicht mit nach Hause. Schon ein komisches Gefühl, musste ich zugeben. Aber er wollte in die Stadt fahren um ein wenig zu Bummeln, also murrte ich auch nicht herum. Es war auch sicher nicht gesund für solch eine frische und neue Beziehung, wie wir sie führten, wenn man jeden Tag aufeinander hing.
Also verbrachte ich meine Zeit damit, eine Wäsche anzustellen, mit meiner Mutter und vor allem mit Lina zu quatschen und ein bisschen zu zocken.
Als Sam wieder zurück war, hatte er einige Tüten dabei, doch ich durfte nicht wissen, was er gekauft hatte. So ein Schlingel!
Gegen Abend war es einfach nur Sterbenslangweilig. Im TV kam nur Blödsinn und mein Freund ließ sich auch nicht weiter ärgern. Er schien sich über irgendetwas Gedanken zu machen und schon wieder machte ich mir Sorgen.
„Wenn du reden willst, ich meine wegen deiner Mutter oder so, dann kannst du das gerne machen!“, sprach ich ihn darauf an.
Ich lag auf dem Rücken und hatte meinen Kopf auf Sammys Schoß gebettet. Von unten schaute ich ihn an und spielte mit den Bommeln seines Pullovers. Ab und zu schob ich mir diese vor lauter Langeweile in den Mund, sabberte sie voll und kaute darauf herum.
Mühsam riss Sam seinen Blick vom Bildschirm los und schaute mich fragend an. Als er bemerkte, dass ich einen Teil seines Pullis in dem Mund hatte, zog er mir die Schnur angewidert heraus.
„Das ist wirklich ekelhaft, Milan!“, beschwerte er sich und betrachtete mein vollgesabbertes Werk.
„Hey, ich kann da nichts für. Mir ist so langweilig und du glotzt diesen dummen Film!“, grummelte ich und verschränkte gekränkt meine Arme vor der Brust.
„Also, erst einmal ist Titanic kein dummer Film und zweitens kann ich für deine Langeweile nichts!“
Hmm, wo er recht hatte…
„Na gut, dann lass uns einfach ins Schlafzimmer gehen und dort kann ich mich voll und ganz mit dir beschäftigen!“, ich grinste ihn anzüglich an und hoffte, dass mein Plan funktionieren würde.
Doch Sam zeigte mir tatsächlich einen Vogel und konzentrierte sich wieder auf den Film. Na Klasse. Jetzt musste ich mir also doch noch diesen Mist reinziehen! Womit hatte ich das nur verdient?
Titanic war wirklich so langweilig, wie ich es in Erinnerung gehabt hatte, denn schon nach kurzer Zeit schlief ich ein.
**Sam**
Nachdem der Film zu Ende war, weckte ich Milan, der dann im Halbschlaf ins Schlafzimmer wandelte, ich folgte ihm, nachdem ich mich vergewissert hatte, dass er wieder schlief, er sollte sich bis zum nächsten Tag gedulden.
Am Samstagmorgen wurde ich dann glücklicherweise auch vor Milan wach und schlich mich leise aus dem Zimmer. In der Küche stellte ich ein Frühstück zusammen, das ich dann mit ins Schlafzimmer nahm, dann kroch ich zurück unter die Bettdecke und küsste Milan sanft wach. „Alles Gute zum Geburtstag.“, flüsterte ich, als mein Freund mich aus verschlafenden Augen ansah. „Morgen.“, nuschelte er und weil ich inzwischen wusste, wie wichtig ein Frühstück für ihn war, holte ich das Tablett ins Bett. „Erster Punkt auf meiner langen Liste für deinen Geburtstag, Frühstück im Bett.“, verkündete ich und goss ihm eine Tasse Kaffee ein. „Danke.“, brummte er und wir aßen zunächst schweigend.
Milan schloss noch einmal die Augen und ich räumte die Sachen weg, nachdem ich ihn davon überzeugen konnte, dass er heute nichts tun brauchte. Als er leise vor sich hin dämmerte, holte ich die Tüte mit meinen Einkäufen hervor und schlüpfte im Bad in meine neuen Sachen, ehe ich mit der Kette in der Hand wieder zu Milan ging. „Ich hab ein Geschenk für dich.“, hauchte ich leise an sein Ohr und Milan öffnete die Augen. „Du in verdammt sexy Klamotten?“, fragte er lachend und musterte mich, eine leichte Röte kroch auf mein Gesicht, auch wenn ich genau diese Reaktion bei ihm erreichen wollte. „Das auch, wenn du willst, aber erst mal das hier.“ Dann ließ ich die Kette vor Milans Nase baumeln, der sich inzwischen aufgesetzt hatte und in diesem „Ich-komme-gerade-aus-dem-Bett“ Style zum Anbeißen aussah. Milan musterte den Anhänger der Kette und lächelte mich anschießend glücklich an. „Danke Sam, die ist wunderschön.“ An meinem T-Shirt zog Milan mich sanft auf das Bett und küsste mich, dabei spürte ich, dass er sich wirklich freute, dieser Kuss vermittelte unglaublich viele Emotionen. „Ähm Milan, also, dass hört sich möglicherweise komisch an, aber ich möchte dir noch etwas zum Geburtstag schenken. Ich weiß nicht, ob man das als Geschenk betrachten kann und ob du es willst und…“ Ich wusste einfach nicht, wie ich es ausdrücken sollte und hielt den Mund. „Was willst du sagen, Sammy? So schlimm wird es schon nicht sein.“ Milans Worte gaben mir die nötige Sicherheit um es auszusprechen, auch wenn ich nur flüsterte. „Schlaf mit mir, Milan.“, bat ich und machte mich auf jede Reaktion von Milan gefasst, aber er strich mir nur zärtlich über die Wange und lächelte mich an. „Das ist eine schöne Idee und ein tolles Geschenk. Aber auch nur, wenn du es wirklich willst.“ In seine Augen war ein ernster Ausdruck getreten und ich nickte energisch. „Natürlich will ich das.“, bekräftigte ich legte meine Arme um Milans Nacken, bevor wir wieder in einem Kuss versanken.
Ich hatte meinen Kopf auf Milans Brust gelegt und er strich gedankenverloren durch meine Haare, nach ein paar Küssen hatten wir uns nachdenklich ins Bett gekuschelt und kein Wort mehr gesprochen, aber es war kein unangenehmes Schweigen. „Deine Klamotten stehen dir verdammt gut, wolltest du deinen Worten damit noch mehr Ausdruck verleihen?“, fragte Milan neckend und ich konnte sehen, wie er grinste, als ich mich seinem Gesicht zuwandte. „Ertappt.“, antwortete ich und kletterte aus dem Bett, um dann, nicht ohne vorher provozierend mit meinen Hintern zu wackeln, aus dem Zimmer zu verschwinden. Hinter mir hörte ich ein Pfeifen und dann ein leises Lachen, als ich im Bad meine beiden letzten Einkäufe aus der Tüte nahm und damit zu Milan zurückkehrte. „Netter Hintern.“, flachste Milan. „Ich wusste zwar nicht, ob du ‚ja‘ sagen würdest, aber ich hab das tortzdem gekauft.“, erklärte ich, als ich die Kondome und das Gleitgel auf das Bett warf. „Du hast ja wirklich an alles gedacht.“, erwiderte Milan und musterte die Tube mit dem Gleitgel. „Komm ins Bett.“, bat er leise und ich krabbelte wieder zu ihm unter die Decke und schmiegte mich an ihn. „Ich hab das genauso wie du noch nie gemacht, aber ich versprech dir, ich bin vorsichtig und wenn ich dir wehtun sollte, musst du es mir sagen.“ Schon fast führsorglich sah Milan mich an und küsste mich auf die Stirn. „Du wirst mir nicht wehtun, das weiß ich.“, wisperte ich und schloss die Augen. Ich vertraute Milan so sehr und ich war fest überzeugt von meinen Worten. „Ich liebe dich, Sam und ich bin mir sicher, dass dies mein bisher bester Geburtstag war.“ Ich war so glücklich in diesem Moment, dass ich hätte heulen können, stattdessen setzte ich mich auf Milans Hüfte, und begann, mit meinen Mund seinen Oberkörper zu bearbeiten, im Gegensatz zu mir trug er nur seine Boxershorts. Ein wohliges Seufzen verließ den Mund meines Freundes, als ich spielerisch in seine Burstwarzen biss und leicht darüber pustete. Mit meiner Zunge bahnte ich mir einen Weg nach unten, küsste die beinahe makellose Haut und hinterließ leichte Bissspuren. Zärtlich stupste meine Zunge in Milans Bauchnabel und er keuchte auf, ich wusste, dass er darauf besonders empfindlich reagierte und wiederholte das Spiel ein paar Mal. Langsam zog ich dann den Stoff von seiner Hüfte und reizte seine Lendengegend solange mit meinem Mund, bis Milan ungeduldig meinen Namen flüsterte. „Lass mich doch ein bisschen Spaß haben.“, antwortete ich daraufhin und grinste ihn an, dann senkte ich meine Lippen über seine Erektion und in mir breitete sich ein erwartungsvolles Kribbeln auf, als ich daran dachte, dass es an diesem Tag endlich soweit sein würde.
**Milan**
Sam bearbeitete mein Glied so fantastisch, dass ich glaubte gleich kommen zu müssen.
„Sam…hö…hör auf!“, brachte ich gerade noch hervor und drückte meinen Knirps von mir weg.
Schwer atmend lag ich auf dem Bett, versuchte wieder ein wenig runter zu kommen. Sam krabbelte in der Zwischenzeit zu mir nach oben und bettete seinen Kopf auf meine Brust. Ich schlang meine Arme um ihn und küsste den Kleinen auf die Stirn.
„Wenn dein Vorhaben für heute funktionieren soll, dann brauch ich eine kurze Pause!“
Sammy stemmte sich auf seine Ellenbogen und schaute mich grinsend an. „War ich so gut?“
Ob er gut war? Meine Fresse, der Kerl konnte blasen wie niemand sonst! Zugegeben, nur wenige meiner Bettbekanntschaften hatten sich durchringen lassen so etwas zu tun. Doch Mädchen waren ja bekanntlich doch sehr zimperlich, was dies anging.
„Du kannst dir nicht vorstellen wie gut, Sammy…“, murmelte ich und schloss meine Augen.
Dieser Geburtstag fing schon sehr gut an und ich hatte das Gefühl, dass es noch schöner werden würde.
Träge öffnete ich meine Augen und musste feststellen, dass ich dummerweise eingeschlafen war.
Ich tastete neben mich und fuhr erschrocken hoch. Wo zum Teufel war Sammy hin? Schnell hatte ich mich aus dem Bett geschält und als ich im Wohnzimmer ankam, konnte ich die Dusche rauschen hören.
Auf leisen Sohlen tapste ich ins Badezimmer, zog mir meine Shorts hinunter und stieg zu meinem Knirps unter die Dusche.
Erschrocken zuckte dieser zusammen, doch ich schmiegte mich gleich von hinten an ihn und umschlang Sam mit meinen Armen.
„Ich hab dich vermisst…“, hauchte ich ihm ins Ohr und küsste mich gleich darauf seinen Hals entlang.
Das Gefühl dieser nackten Haut an meiner, machte mich unglaublich heiß!
Mit der einen Hand fuhr ich Sam die Seite hinunter, machte an seiner Hüfte halt und drückte den Unterkörper meines Freundes nah an mich heran.
Sam stöhnte leicht auf, legte seinen Kopf auf meine Schulter und schloss seine Augen. Während ich seinen Hals und die Schulter weiterhin mit Küssen und sanften Bissen verwöhnte, streichelte ich mit der anderen Hand sanft über den Oberkörper. Ab und zu glitten meine Finger über die kleinen Knospen, die sich mir erwartungsvoll entgegenreckten.
Mit jedem weiteren Stöhnen von Sammy, schoss mir das Blut weiter nach unten. Mein Glied drückte bereits leicht in seine Spalte und ich musste zugeben, dass schon dies ein unglaublich geiles Gefühl war. Wie würde es sich wohl anfühlen, sich komplett in ihm zu versenken?
Ich löste meine Hand von dessen Hüfte und schloss sie um die fremde Männlichkeit, welche sich bereits steil aufgerichtet hatte. In langsamen Bewegungen massierte ich Sams Penis und rieb meinen eigenen an seinem Hintern.
Das warme Wasser prasselte auf uns herab, erhöhte die Temperatur unserer Körper noch schneller und allmählich hielt ich diese Hitze nicht mehr aus.
Mit einem Ruck hatte ich meinen Freund zu mir herum gedreht, presste ihn gegen die kalte Duschwand und erstickte sein Keuchen in einem leidenschaftlichen Kuss. Unsere Härten rieben aneinander und schwer Atmend löste ich mich von ihm.
„Komm mit…“, keuchte ich, ergriff Sams Handgelenk und schleifte ihn, so wie wir waren mit ins Schlafzimmer.
Dort angekommen, zog ich den Kleinen wieder an mich heran, streichelte seinen samtigen Rücken und küsste mich auf seiner Brust entlang. Währenddessen schob ich Sam weiter zum Bett, der nach einigen Schritten mit einem „Plumps“ auf unserer Spielwiese lag.
Einige Sekunden blieb ich am Rand stehen und betrachtete diesen wahnsinnig erotischen Körper. Die Verletzungen waren kaum noch zu sehen.
Mein Herz raste plötzlich panisch in meiner Brust, denn mir wurde bewusst, dass es jetzt soweit sein würde. Wir würden endlich richtig miteinander schlafen und ich hatte die Verantwortung für meinen Freund.
Natürlich hatte ich mich, nachdem das Thema das erste Mal auf den Tisch kam, genau im Internet darüber informiert. Aber ob dieses Wissen ausreichte, um es auch für Sammy schön zu gestalten? Ich wusste es nicht, doch ich würde mein Bestes geben.
Ich krabbelte also auch auf das Bett, Sam hatte sich auf seinen Rücken gelegt, die Beine leicht gespreizt und folgte mir mit seinem Blick. In diesem konnte ich einige Empfindungen erkennen. Liebe, Verlangen, doch auch Angst.
Um ihn von seiner Angst zu befreien, verwickelte ich meinen Knirps erst einmal in einen sanften Kuss. Währenddessen liebkoste ich seinen Körper mit meinen Händen. Berührte ihn an seinen empfindlichsten Stellen.
Schon nach kurzer Zeit hatte ich Sam wieder an der Grenze seiner Lust. Ich stützte mich seitlich mit meinen Unterarmen an seinem Kopf ab und schaute meinem Freund tief in die Augen.
„Bereit?“, flüsterte ich gegen Sammys Lippen.
Meine Arme zitterten vor Aufregung, konnte mich selber kaum halten. Der Knirps legte beide Hände auf meine Wangen und küsste mich.
„Bereit, wenn du es bist. Ich vertraue dir, Milan…“
Obwohl diese Worte wunderschön in meinen Ohren widerhallten, war ich immer noch fürchterlich nervös.
Mit zitternden Fingern griff ich nach den benötigten Utensilien und zog mir das Gummi über. Danach folgte das Gel. Zuerst schmierte ich meine Länge ausgiebig damit ein. Ein weiterer großer Klecks landete auf meinen Fingern.
Wieder beugte ich mich über den Jungen unter mir, hob seine Beine auf meine Schultern und küsste seinen Oberkörper.
Schweiß tropfte mir von der Stirn, unser Atem kam stockend.
Nachdem ich auch Sammys Öffnung ausreichend vorbereitet hatte, setzte ich meine Spitze an den bereits geweiteten Muskel und schob mich ganz langsam in ihn hinein, wartete aber nach einem kurzen Stück. Immerhin musste mein Freund sich erst einmal an die Dehnung gewöhnen.
Himmel noch mal, das war einfach nur geil!!
Sam gab abgehakte Laute von sich und ich wusste nicht ob es schmerzhaft für ihn war oder nicht. Der Kleine hatte seine Augen zusammengekniffen, krallte sich in meinen Rücken.
„Wenn…wenn ich aufhören soll…“, brachte ich gerade noch so hervor.
Ich hatte wirklich Schwierigkeiten mich zurück zu halten. Diese Enge war einfach nur atemberaubend und ich hatte das Gefühl jeden Moment platzen zu müssen.
„Mach schon…“, presste Sam hervor und dies ließ ich mir nicht zweimal sagen.
Mit einem Ruck hatte ich mich in ihm versenkt, zog mich gleich darauf wieder ein Stück zurück und stieß langsam wieder hinein.
Sammy pumpte sich zwischenzeitlich selber, brachte sich wieder auf Hochtouren.
Der Raum wurde erfüllt von klatschenden Geräuschen. Stöhnen und schwerer Atem war zu hören und in meinen Ohren rauschte das Blut.
Ein paar Stöße brauchte ich nur, danach kam ich mich einem heiseren Aufschrei. Auch Sam brauchte nicht mehr lange, schoss sein Sperma über seinen Bauch.
Völlig aus der Puste brach ich über Sammy zusammen, bettete meinen Kopf an seiner Halsbeuge.
„Meine Fresse, war das geil.“
*Sam**
Milan hatte sich wirklich große Mühe gegeben, es war zwar ein ungewohntes Gefühl und zu Beginn auch etwas unangenehm, aber keines Falls schmerzhaft und ich bereute es keine Sekunde, denn nachdem ich mich an die Dehnung gewöhnt hatte, war es einfach nur noch wow.
Wir waren beide danach eingeschlafen und ich wurde wach, als das Telefon klingelte. Verschlafen sah ich auf den Wecker und fuhr panisch aus dem Bett. Wir sollten seit einer halben Stunde bei Milans Familie sein! Nachdem ich im Wohnzimmer das Telefon gefunden hatte und den Anruf entgegen nahm, begrüßte mich Milans Mutter freundlich und erkundigte sich, wann wir denn auftauchen würden. Ich versicherte ihr, dass wir bald da sein würden und flitzte zurück, um meinen Freund zu wecken, der noch seelenruhig in den Decken lag. „Milan, steh auf, wir sollten schon längst unterwegs sein.“ Erst, als ich schon fast gewaltsam an seiner Schulter rüttelte, schlug er die Augen auf und sah mich verwirrt an. „Wir sind eingeladen, schon vergessen?“, erinnerte ich ihn und verschwand mit meinen Klamotten im Bad, eine Dusche hatte ich mehr als nötig, klebten an meinem Bauch doch noch die Spuren von unserem ersten, wirklichen Sex. Als ich daran dachte, musste ich lächeln, es war wirklich schön und vor allem besser gewesen, als ich es mir vorgestellt hatte.
Ich stieg gerade aus der Dusche, als Milan ins Bad getrottet kam. „Jetzt komm mal in Schwung, wir sind schon zu spät dran.“ So sehr ich diesen Kerl liebte, aber nach dem Aufstehen war er wirklich zu nichts zu gebrauchen. Ich schlüpfte in meine Sachen und fuhr mir mit meinen Händen durch die Haare, Milan versuchte seine eigenen gerade mit etwas Haargel zu bearbeiten. „Lass mich das machen.“ Nachdem ich auch Milans Haare gerichtet hatte und er endlich angezogen war, liefen wir los zu dem Haus seiner Großeltern.
„Da seid ihr ja!“, wurden wir auch direkt von Milans Mutter begrüßt, die dann ihren Sohn in die Arme nahm und ihm zum Geburtstag gratulierte. Glücklicherweise fragte sie nicht nach dem Grund unserer Verspätung, das wäre mehr als peinlich geworden. Lina kam ganz aufgeregt angelaufen, um ihren Bruder zu gratulieren und musste erst einmal davon überzeugt werden, dass dazu auch noch genug Zeit bliebe, wenn Milan und ich unsere Jacken ausgezogen hatten. Als wir dann alleine im Flur standen, fiel mir noch etwas ein. „Wissen deine Großeltern eigentlich Bescheid? Also über uns?“ Nicht, dass ich noch etwas Falsches tat. Milan schüttelte den Kopf. „Du bist ein guter Freund von mir. Aber sie kennen die Geschichte mit meinem Vater.“ Dann ging Milan ins Wohnzimmer, wo der Tisch für Kaffee und Kuchen gedeckt war. Ich war nicht direkt enttäuscht, dass er es seinen Großeltern nicht gesagt hatte, aber ich hoffte, dass er bald soweit war um sich zu outen. Ich wollte auch nicht zu viel erwarten.
Als wir uns alle an den Tisch setzten, bemerkte ich erst das volle Ausmaß von Milan und meiner Tat. Mein Hintern tat verdammt weh, wenn ich mich hinsetzten wollte! Vorsichtig ließ ich mich auf den Stuhl sinken und unterdrückte ein Aufstöhnen, als ich mit dem dünnen Polster in Berührung kam. Das konnte ja heiter werden. „Alles in Ordnung Sam?“ Mein Versuch, mich vorsichtig hinzusetzten war wohl doch nicht so heimlich verlaufen, wie ich es gern gehabt hätte und Milans Oma sah mich besorgt an. „Ja, alles gut.“, antwortete ich und lächelte schief. Ich konnte ja schlecht erzählen, welches Problem ich hatte. Sie schenkte mir dann noch einen besorgten Blick und verteilte den Kuchen, Milan, der neben mir saß, sah mich ebenfalls fragend an, aber ich schüttelte nur den Kopf und wollte ihn damit auf später vertrösten. Wir plauderten beim Essen über dieses und jenes und schließlich verkündete Milans Mutter, was sie ihrem Sohn schenken wollte. „Deine Großeltern und ich möchten dir gerne einen Führerschein schenken, also die nötigen Fahrstunden und die Prüfungen.“, sagte sie und Milan sah sie mit großen Augen an. „Ist das nicht viel zu teuer?“, fragte er, aber die drei Erwachsenden schüttelten den Kopf. „Nein, Milan, das liegt völlig im Rahmen. Man wird ja auch nur einmal 18 und du musst mobil werden. Wir können uns in den nächsten Tagen ja mal nach einer geeigneten Fahrschule umsehen.“ Milan strahlte seine Familie an und umarmte einen nach dem anderen. Ich wusste, dass er sich wirklich darüber freute, weil er mir einmal gesagt hatte, dass es ihn nerven würde, auch mit 18 noch immer mit der Bahn zu fahren. Das würde sich ja nun bald ändern. „Und die schöne Kette? Wo hast du die her?“, richtete Milans Opa sich an ihn und ich wurde nervös. Was sollte Milan denn jetzt sagen? „Ach die? Die hab ich von Sam bekommen, als Zeichen unserer…äh…Freundschaft.“, erzählte Milan stockend und ich nickte zustimmend, in der Hoffnung, dass seinen Großeltern sein Zögern nicht aufgefallen war. Sie gingen jedoch nicht weiter darauf ein und damit war das Thema wohl erledigt. Von Lina bekam Milan einen ganzen Stapel selbstgemalter Bilder geschenkt und er versprach, dass er sie sich alle später in Ruhe ansehen würde, denn das erste Bild zeigte ausgerechnet Milan und mich und ich vermutete, dass Milan nicht gerade wild darauf war, auch noch das gegenüber seiner Großeltern zu diskutieren.
Insgesamt war es wirklich nett, aber mein Hintern schmerzte wie verrückt und ich war froh, dass wir uns gegen 20 Uhr verabschiedeten und wieder nach Hause gingen. Kaum waren wir aus der Tür raus, fragte Milan mich auch schon, was mit mir los gewesen sei. „Wie soll ich sagen? Also…naja…unsere Tätigkeit hat so ihre Spuren hinterlassen. Ich kann nicht richtig sitzen.“, gab ich zu und wurde rot. „Sam, hab ich dir etwa doch wehgetan Du solltest mir doch sagen, wenn es schmerzhaft für dich wird!“ Besorgt hatte Milan meine Hand ergriffen. „Du hast mir ja gar nicht wehgetan Als ich mich erkundigt habe, also da stand, dass das wohl normal sei, ich hab da nur nicht mehr daran gedacht.“, beruhigte ich meinen Freund und lächelte ihn an. Wir schlenderten Händchenhaltend nach Hause und machten uns noch einen entspannten Abend vor den Fernseher. Meine Gedanken kreisten noch immer um den Vormittag und ich war froh darüber, dass mein erstes Mal mit Milan erlebt hatte. Mein Lächeln, das sich bei diesen Gedanken immer wieder auf meine Lippen schlich, war auch Milan nicht entgangen. „Warum lächelst du so?“, fragte er neugierig. „Ich musste nur an den heutigen Tag denken.“, antwortete ich und kuschelte mich enger an Milans Brust.
**Milan**
Die nächsten Wochen verliefen relativ Stressfrei. Sam und ich verhielten uns wie gewohnt in der Schule und zu Hause ging richtig die Post ab. Obwohl wir nicht noch einmal miteinander geschlafen hatten, kam unser Sexleben nicht zu kurz.
Zweimal die Woche traf ich mich mit Rick, Sam traf sich mit seinen Freunden und einmal in der Woche besuchten wir meine Mutter und Lina.
Diese hatten es sich richtig gemütlich bei meinen Großeltern gemacht und Lina blühte richtig auf. Zwar weinte meine kleine Schwester, wenn wir selbst wieder nach Hause gingen, doch dies war meiner Meinung auf meinen Freund zurück zu führen. Er nahm sich sehr viel Zeit für die Kleine, spielte und malte mit ihr.
Meine Großeltern wurden allerdings ab und an ein wenig skeptisch, denn wir konnten es nicht verhindern uns ab und zu verliebte Blicke zu zuwerfen.
Meine Mutter war sogar bei einem Anwalt um die Scheidung voran zu führen, unternahm wieder etwas mit ihren Freundinnen und hatte sogar ihr erstes Date hinter sich.
Dann kam die Zeit der vielen Arbeiten und Tests in der Schule. Selbst ich musste mich hinter meine Schulbücher klemmen und Sam hatte am meisten darunter zu leiden. Er verstand manche Sachen überhaupt nicht und mir platzte allmählich der Kragen. Jetzt mal ehrlich, so schwer war es ja nun nicht!
In den Tests rasselte er jedoch meistens total durch, kam niedergeschlagen nach Hause. Auf der einen Seite tat er mir schon leid. Es war ja nicht so, dass er sich nicht bemühte. Doch in einigen Fächern schien Sam überhaupt gar nichts zu begreifen.
Und dann eskalierte es!
Es war auf einem Freitag in der Schule, fünf Wochen nach unserem ersten Mal. Es hatte zur zweiten Pause geläutet und ich schlenderte gewohnt lässig mit Rick auf den Schulhof. Wie immer gingen uns die meisten Schüler aus dem Weg. Einige, die zu uns gehörten, begrüßten uns Kameradschaftlich.
Bei unserem gewohnten Platz angekommen, zündete ich mir zuerst eine Zigarette an. Glaubt mir, ich hatte wirklich versucht mit diesem Mist aufzuhören, doch durch den ganzen Stress blieb mir keine andere Wahl.
Mit Sam hatte ich deswegen eine kleine Auseinandersetzung, doch letztendlich gab er es auf. Solange ich nicht in der Wohnung rauchte, sondern auf den kleinen Balkon ging, sagte er nichts mehr.
„Und alles paletti? Du siehst gestresst aus!“, stellte Rick fest und musterte mich argwöhnisch.
Ich nickte. „Klar, nur ein wenig Stress wegen diesen ganzen Arbeiten…“
So war es ja nun auch. Okay, dass Sam mir wegen der Lerngeschichte ein wenig auf den Keks ging, musste er ja nicht wissen, denn bei Rick lief alles soweit ganz gut.
Er hatte sich meine Worte zu Herzen genommen, ging nun regelmäßig ins Fitnessstudio und er hatte sogar eine Freundin. Sie war wirklich sehr nett. Patricia, ein komischer Name, doch an sich war sie okay.
„Was ich dich fragen wollte. Kommst du Samstag mit Feiern? Gewohnte Diskothek versteht sich!“
„Du ich weiß nicht, ich will Sam nicht alleine lassen…“, äußerte ich meine Bedenken.
Rick zuckte jedoch nur mit den Schultern.
„Nimm ihn doch einfach mit. Solange ihr dort nicht herumturtelt, ist doch alles klar. Patti würde sich auch freuen. Sie mag den Kleinen!“
Eine Weile dachte ich darüber nach, konnte jedoch nicht mehr antworten, da das Unglück meines Lebens passierte.
„Milaaaaannnn!“, schrie eine bekannte Stimme freudig und ich ließ vor Schreck meine Zigarette fallen.
Danach ging alles sehr schnell.
Ich wurde stürmisch umarmt und kurz darauf spürte ich Sammys Lippen auf meinen. Aus großen Augen starrte ich ihn an. Dieser hatte seine Augen freudig geschlossen. Ich hingegen war zu keiner Reaktion mehr fähig.
Als der Knirps sich von mir löste, brabbelte er auch gleich weiter: „Ich hab´s geschafft!“
Ein Zettel irgendeiner Arbeit, für die wir vermutlich geübt hatten, tauchte vor meinem Gesichtsfeld auf. Dies löste mich aus meiner Starre. Mit einem Ruck hatte ich ihm diesen verfluchten Zettel aus der Hand gerissen, knüllte ihn zusammen und schmiss ihn meinem Freund vor die Füße.
Zu meinem Übel sah ich die anderen Schüler, wie sie tuschelnd ihre Köpfe zusammen steckten und mich angewidert oder lachend anschauten. Und daran war nur dieser Volltrottel schuld! Konnte er sein Hirn nicht einmal anschalten?
Mir schoss sofort die Farbe aus dem Gesicht, konnte schon spüren, wie meine Beine unter mir nachgaben. Ich schaute hilfesuchend zu Rick, der wohl überhaupt nicht wusste was er machen sollte.
Verdammt noch mal, was sollte ich denn jetzt machen??
Mit einem Blick in Sammys Gesicht stellte ich fest, dass ihm plötzlich eingefallen war, was er verbockt hatte.
„Milan, ich…“, versuchte er etwas zu sagen, doch ich schnitt ihm das Wort ab.
„Hast du sie nicht mehr alle? Ging es dir nicht schnell genug, hä?“, schrie ich ihn aus vollem Halse an.
Leugnen war sowieso Zwecklos. Es hatten fast alle gesehen, was passiert war. Bald würde es die Runde gemacht haben und es wussten alle.
Sam schaute mich völlig erschrocken an, versuchte nach meinem Ärmel zu greifen.
„Es…tut…m…mir…leid…“, stammelte er, doch ich schubste ihn mit voller Wucht von mir. Er taumelte einige Schritte nach hinten und landete dann unsanft auf dem Boden.
„Deine Entschuldigung kannst du dir in den Arsch schieben!“, brüllte ich noch und zog dann sauer davon.
Ich bekam nur noch aus dem Augenwinkel mit, wie Sams beiden Freunde auf ihn zuliefen und Rick mir folgte.
Im Jungenklo angekommen, hockte ich mich auf den Klodeckel und bettete mein Gesicht in die Handflächen. Was sollte ich denn jetzt machen?
**Sam**
Ich war so ein verdammter Idiot. In meiner Freude über eine geglückte Klausur hatte ich gar nicht daran gedacht, dass ich Milan nicht mitten in der Schule um den Hals fallen konnte.
Wütend rannte er davon und mir traten die Tränen in die Augen. Neben mir knieten Tina und Mike, die das Schauspiel beobachtet hatten und mir auf die Füße halfen. „Komm erst mal mit, weg von den anderen.“, flüsterte Tina und wir suchten uns eine leere Ecke am Ende des Schulhofes. „Das ist gerade nicht wirklich passiert, oder? Du hast nicht Milan Berger geküsst.“, murmelte Mike verwirrt vor sich hin und Tina schlug ihn auf den Hinterkopf. „Das ist doch jetzt erst mal völlig egal.“ Dann wandte sie sich wieder mir zu. „Ich glaube, du hast uns einiges zu erzählen. Ich weiß nicht, wie es mit Mike ist, aber ich bin dafür, wir verschwinden hier, du bist völlig durcheinander.“ Ich nickte und wir warteten, bis die Pause vorbei war, ehe wir das Gelände verließen. Mike hatte sich uns angeschlossen und wir fuhren mit der Bahn zu mir nach Hause, ich rechnete nicht damit, dass Milan so schnell dort auftauchen würde. Ich führte meine Freunde ins Wohnzimmer und ließ mich in die Ecke eines Sofas fallen, zog die Beine an und wischte mir die Tränen aus den Augen. Mike hatte die andere Ecke des Sofas in Beschlag genommen und Tina setzte sich auf den Sessel, dann fing ich an zu erzählen. Ich fing bei meiner ersten Begegnung mit Milan an, erzählte von der Sache mit dem Eigentum, wie wir seine Schwester abgeholt hatten, von dem Wochenende. Schon nach dieser Geschichte starrten mich meine Freunde fassungslos an. „Was? Milan? Aber…unglaublich!“, war das einzige, was Mike hervor brachte und Tina konnte mich nur weiter ungläubig anstarren, also erzählte ich weiter. Wie ich Milan nach den zwei Wochen besucht hatte, was ich über unsere Eltern herausgefunden hatte, wie Steffen mich behandelt hatte. „Ich wusste, irgendwas stimmt bei dir nicht. Also das du Probleme hast.“, warf Tina und ich nickte nur. Dann erklärte ich ihnen auch den Tag, an dem ich ohne Schulsachen in die Schule kam, dass Milan und ich ab diesem Wochenende ein Paar waren und das wir uns wirklich liebten. „Ich hab es immer respektiert, dass er sich nicht outen wollte, ich konnte das auch verstehen und ich wollte das heute auch gar nicht, ich hab mich nur so sehr gefreut und da habe ich eben nicht daran gedacht. Wir haben uns nie wirklich gestritten, nur ab und an mal diskutiert, darüber, dass er raucht, oder wenn wir zusammen für irgendwelche Prüfungen gelernt haben und ich es einfach nicht hinbekommen habe, aber wir haben uns nie so wirklich angeschrien. Oder er mich.“, beendete ich schließlich meinen Bericht. „Also, ich muss schon sagen, du hast mich hier gerade wirklich umgehauen mit dieser Geschichte. Als du mir vor ein paar Wochen gesagt hast, dass du verliebt bist, da habe ich wirklich mit jedem Kerl gerechnet, aber Milan Berger, niemals.“ Ich hatte meine Freunde wirklich umgehauen und es tat mir ja auch leid, dass ich es ihnen nicht früher hatte sagen können, aber das war einfach nicht möglich gewesen. „Ich hab nur Angst, dass es jetzt vorbei sein könnte. Ich hab keine Wohnung, nichts.“, gestand ich und Tina nahm mich in den Arm, als ich wieder anfing zu weinen. „Ich bin mir sicher, dass wird alles wieder. Es ist nur der erste Schock und sicherlich redet am Montag niemand mehr davon.“, versuchte sie mich zu trösten. „Versuch doch nochmal mit ihm zu reden, wenn er nach Hause kommt. Er wird es schon verstehen und dir verzeihen. Es war doch nur eine Frage der Zeit, bis eure Beziehung ans Licht kommen würde. Wahrscheinlich war dies nicht gerade der beste Moment, aber jetzt ist es passiert und er kann sowieso nichts mehr dagegen machen.“, fügte Mike hinzu und lächelte aufmuntert und ich war wirklich froh, dass ich dir beiden hatte. „Danke, Leute. Hoffentlich lässt er mit sich reden, er ist ein verdammter Sturkopf.“
Als die beiden gegangen waren, nachdem ich ihnen versichert hatte, dass ich alleine klar kam, war es schon später Nachmitttag und Milan war noch immer nicht da. Ich vermutete, dass er mit Rick unterwegs war, also kochte ich mir etwas zu Essen. Seitdem ich bei Milan wohnte, aß ich regelmäßig und mein Magen meldete sich zu Wort, um sein Recht einzufordern. Ich wusste nicht, was ich tun sollte, bis Milan kommen würde, also räumte ich auf, putzte die Küche, das Bad, wusch Wäsche. Auch nach neun Uhr am Abend war er nicht da und ich wurde immer verzweifelter. Ich kuschelte mich schließlich mit einer Decke auf das Sofa im Wohnzimmer, damit ich hören würde, wenn Milan kam und ließ den Fernseher laufen. Um elf hatte ich das letzte Mal auf die Uhr gesehen und er war immer noch nicht da und kurz danach war ich eingeschlafen.
Am nächsten Morgen fühlte ich mich wie zerschlagen, mein Kopf brummte und von der unbequemen Couch tat mir der Rücken weh. Ich schlurfte in die Küche, um mir einen Tee zu machen und als ich mit diesem ins Wohnzimmer zurückkehren wollte, fiel mir Milans Rucksack auf, der im Flur stand. Er war also zurück. Vorsichtig sah ich ins Schlafzimmer, er lag im Bett und schlief. Ich beschloss einfach zu warten, bis er aufgestanden war, irgendwann mussten wir ja miteinander reden
**Milan**
Nach der Schule war ich gleich mit zu Rick gefahren. Ich hatte einfach keine Lust auf eine weitere Konfrontation mit Sam. Na gut, vielleicht übertrieb ich es ein bisschen, aber was er sich da geleistet hatte, war nicht okay. Ob es nun ausversehen passiert war oder nicht.
Ich war zu diesem Schritt einfach noch nicht bereit gewesen, was hatte er sich also dabei gedacht? Wollte er mir das Outing aufzwingen?
Nervös lief ich in Rickys Zimmer auf und ab.
Schon die letzten Stunden hatten wir geschwänzt, denn auf den Unterricht hätte ich mich sowieso nicht mehr konzentrieren können.
„Nun bleib doch erst einmal ruhig und setz dich auf deinen Arsch!“, befahl mein bester Freund streng.
Ich folgte seiner Anweisung besser und setzte mich neben ihn auf das große Bett.
„Verflucht noch mal. Was mache ich denn jetzt?“, stöhnte ich und vergrub meine Finger in den Haaren.
Rick seufzte neben mir und legte eine Hand auf meine Schulter.
„Wenn ich das wüsste, Alter. Ich hab echt keinen Plan! Aber bist du sicher, dass du nicht noch mal mit Sam reden willst? Ich meine ihr müsst zusammen durch diesen Mist, nicht jeder für sich alleine.“, redete er weiter auf mich ein.
Aufgebracht sprang ich wieder auf meine Füße. Was sollte das denn jetzt? Sam brachte mich in diese völlig bescheuerte Situation und ich sollte mit ihm durch diese verdammte Kacke?
„Ich glaub, du hast sie nicht mehr alle!“, wütend wie ich war, schnappte ich mir meine Sachen und ging.
Rick versuchte mich noch aufzuhalten, doch diesbezüglich wollte ich nicht weiter diskutieren.
Ich lief den restlichen Tag wahllos durch die Gegend, zermarterte mir mein Hirn, doch auf ein Ergebnis kam ich nicht. Wie denn auch? Mein bisheriges Leben war im Eimer. Keiner würde mich weiterhin respektieren und nun würden wieder alle auf mir herumhaken. Es war nicht so, dass ich die gemeinsame Zeit mit Sam bereute, doch so von ihm in den Arsch getreten zu werden war wirklich das aller letzte.
Ich fragte mich, warum Sam nicht vorher mit mir darüber gesprochen hatte. Musste er in seiner Euphorie mein Leben mit Füßen treten?
Natürlich wäre dieser Tag irgendwann gekommen, doch wir hatten noch gut ein Dreivierteljahr Schule, danach wäre es doch sowieso egal gewesen. Weiterhin die Schulbank drücken, kam für mich eh nicht in Frage.
Durch die ganze Grübelei hatte ich nicht bemerkt, wie spät es geworden war. Ich saß auf einer Bank mitten in der Stadt und kramte mein Handy aus dem Rucksack.
Ich hatte einige Anrufe von Rick auf dem Display und als ich sah, dass es kurz vor ein Uhr in der Nacht war, stand ich auf und schleppte mich müde nach Hause.
Zu meinem besten Freund hätte ich eh nicht mehr gekonnt.
Meine Schuhe landeten wie immer in irgendeiner Ecke des Flures und mein Rucksack gleich daneben. Als ich das Wohnzimmer betrat, sah ich, dass Sam auf dem Sofa lag und schlief. Schnell schaltete ich den Fernseher aus und schlurfte müde ins Schlafzimmer. In schnellen Bewegungen hatte ich mich von meinen Klamotten befreit und schlüpfte ins Bett.
Dass Sam auf dem Sofa schlief, war mir ganz recht. Ich hatte keine Lust auf eine weitere Auseinandersetzung, zumal ich noch immer stickend sauer auf ihn war. Ich schloss also meine Augen und versuchte zu schlafen.
Am nächsten Tag fühlte ich mich ziemlich gerädert. Ich hatte kaum ein Auge zu getan, hatte mich nur unruhig hin und her gewälzt.
Vielleicht würde ja eine ordentliche Dusche und ein starker Kaffee helfen. Insgeheim hoffte ich, dass Sam noch schlafen würde, doch dem war nicht so. Er saß zusammengekauert auf dem Sofa und schlurfte aus seiner Tasse. Als ich an ihm vorbei lief, hob er seinen Kopf und schaute mich traurig an. Er schien genauso schlecht geschlafen zu haben wie ich, denn er sah ziemlich fertig und müde aus.
Doch ich beachtete ihn nicht weiter, schlurfte ins Badezimmer und streifte mir meine Boxershorts ab.
Das warme Wasser prasselte auf meinen Rücken. Meine Stirn hatte ich an die kalten Fliesen gedrückt und mein Körper entspannte sich immer mehr. Nachdem ich mich eingeseift und abgeduscht hatte, stieg ich aus der Kabine und band mir ein Handtuch um die Hüfte. Mit meiner Hand wusch ich einmal über den beschlagenen Spiegel und rasierte mich erst einmal ordentlich.
Schnell zog ich mir frische Klamotten an und ging gleich in die Küche um mir einen Kaffee zu machen.
Als ich gerade dabei war, das Pulver in die Maschine zu geben, erschien Sam im Türrahmen. Wieder beachtete ich ihn nicht, versuchte ihn zu ignorieren.
„Können wir jetzt darüber reden?“, fragte er so leise, dass ich kaum etwas verstand.
Ich schnaubte jedoch nur abfällig.
„Was soll es denn da noch zu reden geben?“, giftete ich den Knirps an und zog wütend an ihm vorbei.
Was wollte er denn von mir? Das ich ihm seine Dummheit vergab?
„Bitte, Milan. Ich wollte das doch nicht!“
„Spar dir das, okay? Ich habe keinen Bock mir deine Entschuldigungen an zu hören!“, brüllte ich ihn wütend an und tapste ins Schlafzimmer.
Sam folgte mir, stand nun im Türrahmen und sah mir dabei zu, wie ich eine Tasche griff und einige Klamotten hinein warf.
„Was hast du vor?“, schniefte dieser und kam auf mich zu.
Er griff nach dem Ärmel meines Shirts. Ich riss mich wieder los und packte weiter.
„Wonach sieht´s denn aus? Ich packe!“, blaffte ich.
Mit einem Abstecher ins Badezimmer hatte ich alles was ich brauchte um für zwei Tage hier heraus zu kommen.
„Aber…wo willst du denn hin?“
Ich war gerade dabei mir die Schuhe an zu ziehen und stand danach auf. Schnell öffnete ich die Tür und knallte sie mit einem „Weg!“ hinter mir zu.
Natürlich flüchtete ich zu meinem besten Freund. Patti war auch da, versuchte mich zu trösten und mir klar zu machen, dass ich mit Sam reden musste.
„Er hat es ganz bestimmt nicht mit Absicht gemacht. Also stell dich jetzt nicht so an.“, redete sie weiter auf mich ein.
Ich wusste, dass sie Recht hatte, doch noch war ich nicht bereit mit ihm zu Reden.
Den kompletten Tag verbrachten wir damit, Diskussionen zu führen. Ab und zu ließ Patricia uns eine Runde zocken, quasselte dann jedoch wieder auf mich ein.
Mein Gott, so langsam ging sie mir echt auf die Eier.
Gegen Abend beschlossen wir, noch ins Underground zu gehen. Dies war die angesagteste Diskothek in der Umgebung. Patti hatte noch einige ihrer Freunde zum Vortrinken eingeladen und als wir auf dem Weg in den Club waren, bemerkte ich, dass ich schon ziemlich einen sitzen hatte.
Dort angekommen, wurde die Stimmung immer besser und einige kurze später, vergaß ich auch die Sorge um mein unfreiwilliges Outing.
Rick und seine Freundin hatten sich auf die Tanzfläche zurückgezogen. Ich saß mit einem Typen, dessen Namen ich nicht mehr kannte, und drei Mädels am Tresen und goss mir einen Whisky nach dem anderen herunter.
Plötzlich wurde ich von einem der Mädchen auf die Tanzfläche gezogen. Mein Verstand hatte sich schon längst verabschiedet.
Aufreizend presste die Tussi sich an mich, schlang ihre Arme um meinen Hals. Auch ich legte meine Arme um sie, schloss meine Augen und versuchte gegen Schwindel anzukämpfen. Um mich herum drehte sich alles, ich bekam kaum noch etwas mit.
Leider auch nicht, dass Sam mit seinen Freunden den Laden betreten hatte und mitbekam, wie mein Anhängsel mir ihre Zunge in den Hals schob.
**Sam**
Nachdem Milan die Wohnung verlassen hatte, griff ich zu meinem Handy und rief Tina. Als ich mir kurzen Worten beschrieben hatte, was passiert war, beschloss sie, zu mir zu kommen und stand auch schon 20 Minuten später vor der Tür. In der Zeit hatte ich deprimiert auf der Couch gesessen und geweint, ich verstand ja, dass Milan wütend war und die Situation nicht einfach war, aber ich verstand nicht, warum er nicht bereit war, darüber zu reden, immerhin machte er auch mal Fehler.
Tina war zunächst aufgebracht im Wohnzimmer auf- und abgelaufen und hatte sich lautstark über Milan aufgeregt, dann hatte sie neben mir gesessen und versucht mich zu trösten. Wir führten lange Gespräche über Beziehungen und die Probleme, die diese mit sich brachten. Ihr Handy unterbrach uns, Mike fragte, ob sie Lust hätte, an diesem Abend mit der Clique feiern zu gehen und da Tina der Meinung war, dass dies die perfekte Ablenkung für mich wäre, sagte sie für uns beide zu. Kurz darauf plünderte sie meinen Teil des Kleiderschrankes und meine Proteste, dass ich nicht weg gehen wollte und überhaupt nicht in Stimmung war, ignorierte sie gekonnt. Als sie aus den Tiefen meines Schrankes wieder aufgetaucht war, hielt sie eine schwarze Jeans und ein grünes Hemd in der Hand. Seitdem ich nicht mehr bei meiner Mutter wohnte, konnte sich der Inhalt meines Schrankes wirklich sehen lassen und es war auch nicht gerade wenig, trotzdem hatte sie genau die Jeans erwischt, dich ich damals für Milans Geburtstag gekauft hatte.
„Du siehst umwerfend aus, Sam. Und so wird dich jeder Kerl haben wollen.“, meinte Tina und verteilte anschließend noch eine ordentliche Portion Haargel in meinen Haaren. „Du kommst jetzt mit zu mir, raus aus dieser bedrückenden Atmosphäre und hilfst mir bei meiner Klamottenwahl und dann wird gefeiert und getanzt.“ Begeistert strahlte sie mich an und ich lächelte halbherzig, meine Laune hatte sich zwar schon etwas gehoben, trotzdem war ich nach wie vor schlecht drauf. „Ist ja gut, du hast mich überzeugt.“, antwortete ich, sie gab sich wirklich Mühe und ich wollte meine Freundin nicht enttäuschen.
Tinas Vater fuhr uns zum Club, auch wenn er das Outfit seiner Tochter nicht befürwortete, Tina trug ein kurzes, schwarzes Kleid und schlichte Ballerinas, ich musste zugeben, das Kleid war wirklich sehr kurz, aber als wir unsere Freunde begrüßten, wurde mir bewusst, dass es noch wesentlich kürzer ging.
„Ich bin das erste Mal in einem Club.“, gab ich zu, als Tina und Mike mich in das Innere gezogen hatten. „Das ist jetzt nicht dein Ernst!“ Mike schüttelte den Kopf und sah mich ungläubig an, als ich nickte. Leider war das mein voller Ernst, ich hatte einfach nie die Gelegenheit dazu gehabt. Wir waren gerade einmal zwei Minuten im Inneren und als ich staunend auf die Tanzfläche sah, blieb mir beinahe das Herz stehen und ich deutete enttäuscht und verzweifelt auf die sich bewegende Menge. Tina und Mike folgten meinem Blick und meiner Geste. Mitten auf der Fläche tanzte Milan, mit einem Mädchen in seinen Armen und sie schienen ziemlich vertraut. Mein Magen drehte sich bei diesem Anblick beinahe um und in meinen Augen sammelten sich die ersten Tränen, bevor ich nach draußen stürzte.
„Ich fasse es nicht! Wie kommt dieser Arsch nur dazu sich gleich die nächstbeste Tussi zu schnappen und ihr die Zunge in den Hals zu schieben?“ Wir standen etwas abseits der Tür und Tina regte sich, wieder einmal, fürchterlich auf. „Ich dachte, er wäre schwul.“, äußerte Mike sich und runzelte die Stirn. „Nein, ist er nicht.“, antworte ich schniefend und wischte mir die Tränen aus den Augen. Ich wollte mich gerade von meinen Freunden verabschieden und nach Hause gehen, in diesen Club würden mich keine zehn Pferde mehr bekommen, aber Mikes Augen funkelten plötzlich merkwürdig, ehe er anfing zu sprechen. „Weißt du, was wir jetzt machen? Wir gehen da jetzt rein und machen deinen Freund richtig schön eifersüchtig.“, beschloss er und in meinem Mund formte sie schon die Frage nach dem „wie“, als Mike weiter sprach, oder besser gesagt, seinen Körper sprechen ließ. „Lass uns tanzen gehen.“, meinte er, legte dabei einen Arm um meine Hüfte und grinste mich an. Tina starrte ihn perplex an. „Stopp! Du hast nicht das vor, an das ich gerade denke, oder?“, fragte sie unsicher, aber ein Blick in Mikes Gesicht, schien ihr Antwort genug zu sein. „Das kannst du nicht machen! Und seit wann stehst du überhaupt auf Typen?“ Tina wurde beinahe hysterisch, ich hatte keine Ahnung, worum es genau ging und die beiden ließen mir auch keine Möglichkeit, um danach zu fragen. „Es gibt für alles ein erstes Mal.“, antwortete Mike schlicht und zog mich in den Club.
Ich konnte sehen, dass Milan noch immer mit diesem Mädchen tanzte, Mike steuerte konsequent die Tanzfläche an und ich hatte nicht die Kraft, um mich zu wehren. „Mike, mach das nicht!“, rief Tina noch hinter uns her, aber meinen besten Freund interessierte dies nicht besonders. In der Nähe von Milan legte er seine Hände auf meine Hüfte und lehnte sich leicht zu mir herunter. „Leg deine Arme um meinen Nacken.“, wies er mich an und ich tat, was er sagte. Mike war ein Stück größer als ich, aber dennoch kleiner als Milan und auch nicht ganz so breitschultrig. Wir bewegten uns im Takt der Musik, die gerade eher langsam war und Mike lobte mich für meinen Tanzstil. „Dafür, dass du noch nie wirklich weg warst, kannst du gut tanzen.“, schrie er gegen die Musik an und als diese wechselte, tanzten wir ausgelassener und trotzdem dicht beieinander. Immer wieder schielte ich zu Milan, der uns wohl noch nicht bemerkt hatte oder nicht bemerken wollte. „Vergiss diesen Idioten doch mal für ein paar Momente und hab Spaß.“ Mike war meinen Blicken gefolgt und musterte Milan abfällig. Aber egal, wie sehr ich mich bemühte, immer wieder wanderte mein Blick zu meinem Freund, dabei fragte ich mich, ob wir überhaupt noch ein Paar waren. „Sam!“, mahnte Mike mich und ich versuchte ab da an, mich nur noch auf meinen besten Freund zu konzentrieren und tatsächlich verschwand Milan irgendwann fast komplett aus meinen Gedanken.
Urplötzlich, völlig ohne Vorwarnung, legte Mike seine Hand in meinen Nacken und legte seine Lippen auf meine. Fordernd drängte er sich mir entgegen, im ersten Moment war ich nicht fähig, mich zu bewegen, aber als seine Zunge meine Lippen an stupste, reagierte ich wie von selbst und öffnete sie leicht. Der Kuss entfachte kein Feuerwerk, wie es bei Milan der Fall war, aber ich war zu überrascht, um ihn zu unterbrechen und ließ zu, dass Mike mich mitten auf der Tanzfläche küsste. Bis jemand hart an meinen Arm griff und mich von ihm weg zog, als ich mich nach diesem Jemand umdrehte, sah ich direkt in Milans Gesicht und er schien wirklich wütend zu sein. Ein verachtender Blich traf Mike, dann zog er mich aus dem Club.
**Milan**
Allmählich ging mir dieses Weibsbild fürchterlich auf die Nerven. Nachdem sie mir ihre Zunge in den Hals gesteckt hatte, rieb sie ihre Brüste, die beinahe aus ihrem viel zu engen Top flogen, an meinem Körper. Als sie mir dann auch noch in meinen Schritt packte und anfing an meinem Hals zu knabbern, stieß ich sie mit voller Wucht von mir.
„Sag ma…spinnsu…“, lallte ich sie an.
Sie schien meine Worte nicht verstanden zu haben, doch an meinem Gesichtsausdruck konnte man zweifelsohne erkennen, dass sie abzischen sollte.
Das tat sie dann auch. Gekränkt hob sie ihre Nase nach oben, richtete sich ihren Rock und stolzierte von dannen.
Mir hingegen ging es da ganz anders. In meinem Kopf drehte sich alles, mein Magen krampfte sich zusammen und ich hatte das Gefühl gleich kotzen zu müssen.
Mit einem verschwommenen Blick durch den Club, versuchte ich die Toiletten ausfindig machen. Doch an einem Pärchen blieb ich hängen.
Das waren doch zwei Typen, die sich da gerade küssten, oder nicht? Ich blinzelte ein paar Mal und versuchte näheres zu erkennen. Doch das war gar nicht so einfach, wenn sich die Welt um einen herum drehte.
Also ging ich ein paar Schritte weiter auf die Beiden zu und als ich schon fast neben ihnen stand, konnte ich zwar nicht alles genau erkennen, doch immerhin etwas. Und was ich dort sah, konnte ich im ersten Moment gar nicht glauben. Das war doch Sam, mein Sam, oder nicht? Und der Kerl daneben sah entfernt aus, wie Mike, aus der Schule.
Ich glaube schon zu halluzinieren, doch die Hose die Sam da an hatte, kannte ich doch. War es nicht diese, welche er sich extra für meinen Geburtstag gekauft hatte?
Obwohl mir noch immer fürchterlich schlecht war, stapfte ich wie ein wild gewordenes Tier auf die Beiden zu und zerrte grob an Sammys Arm. Das war er ja wirklich! Noch einen vernichtenden Blick auf Mike gerichtet, zog ich meinen Freund mit aus dem Club. Ich war stinkend sauer! Was fiel ihm ein, mit diesem Arschloch herum zu knutschen? Sah so etwa Treue aus?
An einer Mauer, wo keiner in der Nähe stand, drückte ich Sam grob dagegen.
„U…bis…ei…blöds…Arsch…“, weiter kam ich nicht, denn mein Magen meldete sich mit voller Power zurück.
Ich beugte mich nach vorne und kotze dem Knirps volle Kanne vor die Füße. Ich brachte alles, was ich in den letzten Stunden zu mir genommen hatte, wieder nach draußen. Tränen liefen mir die Wangen herunter und ich bekam nur schwer Luft. Als ich schon beinahe das Gefühl hatte, meine Innereien mit hoch zu bringen, gaben meine Beine unter mir nach und ich wäre beinahe zu Boden gegangen.
Doch irgendjemand hielt mich fest. Ich konnte mir schon denken, dass es Sammy war, doch mein Hirn arbeitete nicht mehr auf hundert Prozent.
Er legte meinen Arm um seine Schulter und sein rechter Arm wanderte schützend um meinen Körper.
„Mit wem bist du hier, Milan?“, vernahm ich die Stimme des Jungen, welchen ich über alles Liebte.
Doch es dauerte eine Weile, bis ich die Worte analysiert und entschlüsselt hatte. Ich bekam kaum noch etwas mit, setzte nur noch automatisch einen Fuß vor den anderen.
Wie Sammy mich nach Hause bekommen hatte, wusste ich nicht mehr.
Doch eines wusste ich. Ich wachte mitten in der Nacht mit höllischen Magenkrämpfen und Übelkeit in meinem Bett auf. Mühsam rappelte ich mich auf und bei dem Versuch aus dem Bett zu kommen, stolperte ich und knallte mit meinem Kopf an das Nachtschränkchen. Autsch! Klasse, jetzt tat mir auch noch der Schädel fürchterlich weh!
Meine Mutter hätte dies mit einem typischen „Selbst schuld!“ abgetan, Sam jedoch nicht. Kurz darauf kam er ins Zimmer gestürmt und war gleich darauf wieder an meiner Seite. Mit etwas Mühe, hatte er mich wieder ins Bett verfrachtet und zugedeckt.
„Mir ist so schlecht…“, jammerte ich und spürte schon, wie mir die Galle nach oben schoss.
Sam reagierte schnell. Hatte mich ein wenig aufgesetzt und mir einen Eimer hingehalten. Nachdem sich mein Magen ein zweites Mal geleert hatte, beruhigte er sich wieder ein wenig.
Langsam legte ich mich zurück auf den Rücken und versuchte meinen Atem ein wenig zu beruhigen.
Sam hockte noch immer an meiner Seite, wischte mir mit einem nassen Tusch einmal über das Gesicht.
Plötzlich wurde mir klar, wie viel Glück ich mit diesem Menschen gehabt hatte. Wäre Sammy nicht gewesen, dann würde ich vermutlich in der hinterletzten Ecke liegen und jämmerlich zu Grunde gehen. Es tat mir schrecklich leid, wie ich ihn behandelt hatte, doch auch der Kuss zwischen den Beiden tauchte wieder auf.
Meine Augen füllten sich mit Tränen und ich rollte mich auf die Seite. Ich wollte Sam nicht zeigen, wie schwach ich eigentlich war. Mein Herz zog sich bei dem Gedanken, dass der Knirps nun jemand anderen hatte, schmerzlich zusammen. Das hatte ich doch so auch nicht gewollt!
Leise schniefte ich vor mich hin, drückte mein Gesicht in das Kissen. Ich atmete Sams Duft ein und musste nur noch mehr heulen. Hatte ich den Knirps jetzt komplett vergrault? Wäre es mir in diesem Moment möglich gewesen, hätte ich mich selbst geohrfeigt!
„Es tut mir so leid…so schrecklich leid…“, presste ich hervor und hoffte, dass Sammy mich gehört hatte.
**Sam**
Es war wirklich ein Kunststück, Milan nach Hause zu bekommen. Mike und Tina waren zwar nicht der Meinung, dass er meine Hilfe verdient hatte, aber ich liebte diesen Arsch einfach nach wie vor und fühlte mich auch etwas für seinen Zustand verantwortlich. Als wir losliefen, um zum nächsten Taxi zu kommen, hörte ich noch, wie Tina Mike eine Szene wegen des Kusses machte. Ich verfrachtete Milan also auf die Rückbank des nächstbesten Taxis und stieg dann selbst auf der Beifahrerseite ein. Die Fahrt dauerte nicht allzu lange und glücklicherweise kotzte er auch nicht das Auto voll. Es ist wirklich nicht vorstellbar, wie froh ich war, dass das Haus einen Fahrstuhl besaß. Kaum lag Milan im Bett, da schlief er auch schon. Ich holte einen Eimer und einen Lappen und brachte beides vorsichtshalber ins Schlafzimmer. Es war gerade einmal kurz vor Mitternacht und ich war hellwach, während Milan besoffen im Bett lag. Da ich eh nicht schlafen konnte und mich in diesem Moment auch nicht entscheiden konnte, wo ich schlafen sollte, kochte ich mir einen Tee und dachte nach. Ich musste Mike noch gründlich den Kopf waschen, dass er es wagte, mich einfach zu küssen, war schon sehr dreist, andererseits wusste ich nicht, ob Milan mich an diesem Abend noch beachtet hätte.
Ich schreckte aus meinen Gedanken, als aus dem Schlafzimmer Krach zu mir drang und als ich Milan auf dem Boden liegen sah, verfrachtete ich ihn wieder ins Bett, kurz darauf kotzte er sich beinahe die Seele aus dem Leib und ich hatte wirklich Mitleid mit ihm. In diesem Moment wurde mir wieder bewusst, warum ich nur selten und dann auch eher wenig Alkohol trank.
Ich wollte mich gerade erkundigen, ob er irgendetwas brauchte, da hatte Milan mir auch schon den Rücken zugedreht und ich hörte ein leichtes Schniefen und gemurmelte Worte, die verdächtig nach „Es tut mir leid.“ klangen, sicher war ich mir da allerdings nicht. Ich umrundete das Bett und legte mich auf die freie Seite, sodass ich Milan ansehen konnte. Tränen liefen über sein Gesicht und er drückte es noch tiefer ins Kissen. "Milan? Ist…ist alles in Ordnung?“, fragte ich zögernd nach und drückte seine Schulter leicht nach hinten, damit er auf dem Rücken lag. „Sam, lass….alleine.“, grummelte er undeutlich und schien kurz darauf wieder eingeschlafen zu sein. Ich rollte ihn wieder auf die Seite, damit er nicht an seinem eigenen Erbrochenen ersticken würde, sollte sein Magen überhaupt noch irgendeinen Inhalt aufweisen und ging in die Küche, um meinen Tee aus zu Trinken.
Ich wollte aus zwei Gründen nicht im Schlafzimmer und noch weniger in einem Bett mit Milan schlafen. Erstens hatte ich Angst vor seiner Reaktion, wenn er morgen früh neben mir aufwachen würde und zweitens verzichtete ich darauf, mich ankotzen zu lassen, aber ich machte mir ziemlich große Sorgen um ihn und legte mich deshalb an die äußere Kante des Bettes, nachdem ich ein Glas Wasser auf seinen Nachttisch gestellt hatte.
Als ich am nächsten Tag wach wurde, schlief Milan noch, zumindest lag er noch im Bett und das Wasserglas war nicht angerührt. Ich stand auf, zog mir ein T-Shirt an, da ich sonst nur meine Boxershorts trug und brachte den Eimer und den Inhalt weg. Es war gerade mal neun Uhr, trotzdem war ich munter und beschloss, mich mit einem Buch ins Wohnzimmer zu verziehen, bis Milan aufwachen würde. Dies dauerte jedoch noch fast vier Stunden, sodass ich in der Zeit schon Brötchen geholt, gefrühstückt und mit dem Mittagessen angefangen hatte, der der Auflauf, den ich machen wollte, eine Weile brauchen würde.
Ich beschloss gerade Duschen zu gehen, als ich die Tür des Schlafzimmers aufgehen hörte und Milan daraus hervor trat, er sah total fertig aus. „Kopfschmerztablette?“, fragte ich und Milan nickte, was er danach wohl ziemlich bereute, denn er hielt sich den Kopf und schloss die Augen. „Ich leg mich wieder hin.“, teilte er mir mit und verschwand mit der Tablette, die ich ihm hinhielt wieder im Schlafzimmer. Ich kümmerte mich also weiter um das Essen, jetzt mit ihm zu reden, würde keinen Sinn machen.
Ich sah Milan bis zum späten Nachmittag nicht, hörte nur, wie er zweimal das Bad aufsuchte und hoffte dabei, dass er einen Abstecher ins Wohnzimmer machen würde, was nicht geschah, also klopfte ich später an die Tür und betrat das Zimmer. „Willst du was essen? Es ist fertig.“ Milan lag mit dem Kopf auf meinem Kopfkissen und hob diesen leicht an, um mir zu antworten. „Können wir dann reden?“, fragte er matt und ich stimmte zu, ich wollte diese Sache ja selbst aus der Welt schaffen. Mit zwei Tellern und Besteck bewaffnet kam ich kurz danach wieder und setzte mich im Schneidersitz auf die Matratze. Zu Beginn schwiegen wir uns nur an und kauten lustlos unser Essen, bis Milan das Wort an mich richtete. „Ich kann mich nicht an alles erinnern, aber vermutlich reicht das, was ich noch weiß. Also…wie soll ich sagen…ich hab überreagiert in der Schule und dir Vorwürfe gemacht, die ungerecht waren und das ich dich damit verloren habe…“, begann er, aber ich unterbrach ihn. „Wieso verloren?“, hackte ich nach, ich wusste nicht, wovon er sprach. „An Mike. Ich hab auch Scheiße gebaut und…“ „Stopp Milan! Da ist nichts, er hat mich einfach geküsst, er wollte, dass du eifersüchtig wirst und mich dann wiederhaben willst, wegen dem Mädchen.“ Die Bilder schossen wieder durch meinen Kopf. „Also…du…ich…wir…sind noch zusammen?“, fragte er nach und ich wusste zunächst nicht genau, was ich antworten sollte. „Wenn du mir verzeihst und verstehst, dass es ein Versehen war, dann ja.“ Dass er im Vollrausch ein Mädchen geküsst hatte, konnte ich ihm leicht verzeihen, dafür liebte ich ihn viel zu sehr, um es nicht zu tun.
**Milan**
Obwohl mein Schädel dröhnte und es mir wirklich mies ging, konnte ich doch begreifen, was Sam gerade gesagt hatte. Ich war wirklich froh, dass uns diese Sache nicht auseinander gebracht hatte. Was ich jedoch nicht verstand war, warum Sam glaubte ich müsse ihm verzeihen. Wenn hier einer einen Arschtritt verdient hatte, dann war das wohl ich!
Glücklich lächelte ich meinen Knirps an und breitete meine Arme aus. Dieser stellte unsere Teller an die Seite und kam dann auf mich zu. Ich legte mich auf die Seite und Sammy kuschelte sich vor mich.
„Ich habe dich eigentlich gar nicht verdient…“, murmelte ich und schloss meine Augen wieder.
Mein Freund antwortete nicht, doch ich wusste, er sah die Sache nicht so wie ich. Dafür war er viel zu gutherzig und deswegen liebte ich ihn auch so.
Als ich das nächste Mal wach wurde, lag der Kleine nicht mehr neben mir. Ich rappelte mich schnell aus dem Bett und bemerkte, dass meine Kopfschmerzen verschwunden waren. Mit einem Blick auf den Wecker erschrak ich beinahe es war schon halb neun und ich hatte den kompletten Tag verschlafen. Himmel, ob ich später noch einmal einschlafen könnte?
Sam fand ich im Wohnzimmer auf der Couch vor. Er hielt ein Buch in der Hand und schien vollkommen in diesem versunken zu sein. Ich nahm es ihm also sanft weg und legte es so auf den Tisch, sodass er später an derselben Stelle weiterlesen konnte.
„Warum hast du mich denn nicht geweckt?“, fragte ich sanft und kuschelte mich an meinen Knirps.
„Ich dachte, du könntest den Schlaf gebrauchen.“, antwortete dieser und strich mit seinen Fingern sanft über meinen Rücken. „Aber du solltest jetzt erst einmal duschen gehen. Du stinkst!“
Ich erhob mich wieder und schaute ihn gespielt gekränkt an.
„Du bist wirklich sehr Taktvoll!“
Sammy grinste mich triumphierend an und ich drückte ihm kurzerhand einen kurzen Kuss auf seine Lippen. Das hatte er nun davon.
Nach der Dusche tapste ich, nur mit einer Boxershorts bekleidet, wieder zurück zu meinem Freund und unterbrach ihn auch gleich wieder beim Lesen.
„Scheint wirklich spannend zu sein, dein Buch!“, stellte ich fest.
„Hmm…ja schon…“, murmelte dieser und hielt es nicht für nötig seine Nase aus dem dicken Schinken zu nehmen.
„Sag mal, ist noch was von deinem leckeren Essen übrig? Ich hab echt Kohldampf.“
Sam schenkte mir nur ein Nicken und beachtete mich nicht weiter.
Nun, auch gut.
Ich wärmte mir also etwas von dem Essen auf und verschlang es gierig. Ich hatte das Gefühl, als hätte ich das letzte Jahr kaum etwas zu mir genommen.
Als ich gerade dabei war, das dreckige Geschirr wegzuräumen, rief mir Sam zu: „Ach übrigens, Rick hat angerufen. Ich hab ihm gesagt, dass alles okay mit dir ist!“
„Echt?“, fragte ich auf dem Weg zurück und schob mir gleichzeitig noch einen Joghurt hinein.
„Ja, er fragte was mit morgen ist. Immerhin ist wieder Schule und…“
Ich unterbrach den Kleinen, indem ich ihm einen Zeigefinger auf die Lippen legte. Der Joghurtbecher landete auf dem Tisch und ich kniete mich vor ihn. Meine Hände landeten auf seinem Schoß.
„Wenn ich wohl eins aus dieser Situation gelernt habe dann, dass du mir viel zu wichtig bist um auf die Meinung der anderen zu hören. Sollten diese Blödköpfe auf die Idee kommen, irgendeinen Spruch los zu lassen, dann können sie was erleben!“, beteuerte ich und hoffte ihm so zu zeigen, dass es mir wirklich leid tat.
Sam starrte mich hingegen an, als hätte ich ihm gerade einen Heiratsantrag gemacht. „Meint du das wirklich ernst?“
Mit einem Ruck hatte ich mich auf meine Beine gehievt und zog den Knirps mit ins Schlafzimmer.
Ich nahm sein Gesicht zwischen meine Hände, küsste ihn sanft und befreite Sam langsam von seinen Klamotten. Soweit ich mich erinnern konnte, hatten wir uns noch nie die Zeit genommen uns gegenseitig aus zu ziehen.
Wie die Sache geendet hat, kann sich mit Sicherheit jeder denken. Sammy bekam das volle Verwöhnprogramm und ich bestätigte ihm so meine Ernsthaftigkeit.
Der nächste Morgen war einfach die Hölle. In der Nacht konnte ich kaum schlafen und deshalb war ich einfach nur schlecht drauf. Hinzu kam noch, dass ich völlig nervös war. Rick hatte schon vor einer halben Stunde angerufen und vorgeschlagen, uns von zu Hause ab zu holen.
Immer wieder musste ich daran denken, dass ich nicht der Einzige war um den es ging. Denn auch Sam war aufgeflogen.
Innerlich redete ich mir immer wieder ein, wir würden das schon schaffen. Doch die Realität sah natürlich anders aus.
Schon als wir gemeinsam den Schulhof betraten, steckten einige Schüler die Köpfe zusammen und tuschelten. Sie machten mich noch ganz verrückt!
Die ganze Schose ließ ich mir bis zur zweiten Pause gefallen. Ich hatte Glück, dass Rick bei mir war. Wie verabredet liefen wir gemeinsam zum Schulhof, um uns mit Sam und seinen Freunden zu treffen. Aber bis dahin kamen wir nicht.
Ich hörte nur das Wort „Schwuchtel“ eines Typen, der gerade an mir vorbei ging, da rastete ich vollkommen aus.
Mit einem Satz hatte ich mich auf ihn gestürzt und prügelte wie wild geworden auf ihn ein. In mir brannten alle Sicherungen durch und nicht einmal Ricky konnte mich zurück halten.
Was dies für meine weitere Schullaufbahn bedeuten würde, konnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen.
**Sam**
Ich war froh, dass wir uns wieder vertragen hatten und dass Milan und ich zusammen und nicht jeder für sich alleine durch den ganzen Mist musste, der uns erwarten würde. Ich kannte das schon, es war hart, vor allem, wenn man niemanden hatte, der einen unterstützte, aber dieses Mal wusste ich, dass mindestens Milan, Rick, Mike und Tina auf meiner, beziehungsweise auf Milans und meiner Seite stehen würden.
Ich spürte, wie nervös Milan war, als wir das Gelände betraten, ich war eher ängstlich, obwohl ich mit meinem Freund an meiner Seite eigentlich nichts zu befürchten hatte. Das Getuschel war mir relativ egal, auch das kannte ich und ich konnte damit umgehen, ich hatte Angst vor offenen Anfeindungen, Beleidigungen und Schlägereien.
Als ich mit Mike und Tina unseren Klassenraum betrat, hörte ich auch unsere Klassenkameraden reden, aber ansonsten hatte ich nichts zu befürchten. Während unser Mathelehrer also vorne an der Tafel irgendwelche Formeln erklärte, bei denen ich schon lange aufgegeben hatte, redete ich ein ernstes Wort mit Mike. „Du kannst froh sein, dass Milan dir nicht den Kopf abreißen wird! Auch, wenn es den von dir gewünschten Effekt hatte und wir uns wieder vertragen haben, fasse ich es einfach nicht, dass du mich einfach so geküsst hast! Mike, wirklich!“ Leider wirkten meine Worte nur halb so eindrucksvoll, wie sie sollten, da ich flüstern musste, aber er zog schuldbewusst die Schultern ein und Tina, die unser Gespräch gehört hatte, sah ihn mit einem „Ich hab es dir doch gesagt“ Blick an. „Ja, tut mir leid, aber es ist ja nichts weiter passiert.“, versuchte er sich heraus zu reden. „Ja und das ist dein Glück. Aber Mike, wo kommst du überhaupt auf so eine Idee?“ Innerlich hatte ich Angst, dass er doch irgendwelche Gefühle für mich entwickelt hatte, das wäre für unsere Freundschaft nicht gerade förderlich gewesen. „Ähm…naja…“ „Meine Herren, würden sie die Höflichkeit besitzen und mir zuhören?“, unterbrach unser Lehrer Mike und ließ uns für den Rest der Stunde nicht mehr aus den Augen, sodass ich keine Möglichkeit hatte, um Mike noch einmal zu fragen.
Die erste Pause wurde eine Art Verhör von meinen anderen Freunden, dessen ich mich nicht entziehen konnte, allerdings hatte keiner so wirklich ein Problem mit mir, lediglich Thea schien etwas beleidigt zu sein, was ich belustigt zur Kenntnis nahm. Sie fragten mich, wie lange ich schon wüsste, dass ich schwul sei, warum ich nicht gesagt hätte und wie lange Milan und ich schon zusammen waren. Brav beantworte ich alle Fragen, hinter uns hörte ich Getuschel und als ich mich anstrengte, um es zu verstehen, erkannte ich zum einem die Stimme einer meiner Klassenkameraden und zum anderen verstand ich wirklich jedes Wort und genau diese erschreckten mich. „Dieser kleine Wicht, war ja klar, dass er schwul ist, so wie er aussieht. Aber Milan Berger, echt unfassbar. Dass die sich überhaupt in die Schule trauen, so was Widerliches. Ich mein, alleine bei dem Gedanken daran, was und wie sie es miteinander treiben, ich könnt kotzen.“ Ich war mir sicher, dass wir irgendwann nochmal mit Jonas aneinander geraten würden.
So war es dann auch in der zweiten Pause, ich weiß nicht genau, was er gesagt hat, aber ich sah, wie Milan wütend auf ihn losging und wie blind auf ihn einprügelte. Mit Mike und Tina im Schlepptau rannte ich zu ihm, Rick versuchte bereits, Milan von Jonas herunter zu zerren, was ihn nicht gelang. „Milan! Milan, lass ihn!“, schrie ich, um uns hatte sich eine Traube gebildet und erst als ich weiter auf meinen Freund einschrie und Rick weiter an ihm zerrte, ließ er sich dazu bewegen, von Jonas ab zu lassen. Dieser lag im Dreck, seine Nase und seine Lippe blutete, er krümmte sich vor Schmerzen. „Was ist denn hier los?“, ertönte die Stimme eines Lehrers, der sich kurz darauf durch die Menschentraube drängte und erst Jonas und dann Milan musterte. „Mitkommen, alle beide.“, schnauzte er und Milan folgte ihm missmutig, Jonas wurde von seinem Freund gestützt und die beiden folgten dem Lehrer ebenfalls. „Rick, warum hat er das getan?“, wandte ich mich nun an Milans besten Freund, der diesem nachdenklich hinterher sah. „Er hat ihn Schwuchtel genannt, aber ich fürchte, Milan wird in Schwierigkeiten kommen.“, äußerte er seine Bedenken und ich wollte nicht darüber nachdenken, wenn Milan kurz vor seinem Schulabschluss von der Schule fliegen würde.
Nach der letzten Stunde fuhr ich nach Hause, als ich Milan nirgends sehen konnte, ich ging davon aus, dass er schon nach Hause gefahren war, ob ich das als gutes Zeichen deuten sollte, wusste ich nicht. Meine Vermutung bestätigte sich, Milan saß im Wohnzimmer und sah Fernsehen. „Milan, hier bist du! Und? Was ist passiert?“, wollte ich neugierig wissen, als ich Milans ernste Miene sah, ahnte ich schlimmes. „Du bist doch nicht von der Schule geflogen oder?“, fragte ich verzweifelt und setzte mich neben ihn. Plötzlich fing Milan an zu grinsen. „Nein, bin ich nicht. Du glaubst mir nie, wenn ich dir sage, was passiert ist. Wir haben von unseren Vorfall berichtet und dieses Arschloch hat auch zugegeben mich Schwuchtel genannt zu haben, dann durfte er gehen und ich hab ein Gespräch mit dem Direktor alleine geführt. Er hat einen schwulen Sohn und als ich ihm erzählte, dass unser Outing mehr oder weniger unfreiwillig und erst am Freitag stattgefunden hatte, konnte er mich verstehen. Er heißt mein Verhalten zwar nicht gut, aber er kann es verstehen und deswegen darf ich auf der Schule bleiben. Bei einem weiteren Vorfall aber kann er für nichts garantieren.“ Begeistert fiel ich Milan um den Hals und küsste ihn ausgiebig. „Das ist ja großartig!“, freute ich mich und fuhr dann fort, Milan für seine Heldentat zu belohnen.
**Milan**
Sammy belohnte mich ausgiebig dafür, dass ich es diesem Lackaffen gezeigt hatte. Und wenn ich sage richtig, dann meine ich das auch so!
Aber so richtig genießen konnte ich es nicht. Denn immerhin hatte ich meinen Freund gerade angelogen. Es stimmte zwar schon, dass der Direktor auf meiner Seite stand, da dessen Sohn ebenfalls schwul war, doch mit der Schule war das so eine Sache. Da wir nur noch eine kurze Zeit bis zu unserem Abschluss hatten, durfte ich die zehnte Klasse noch zu Ende bringen. Aber wenn ich mein Abitur noch machen wollte, könne ich mir eine andere Schule suchen.
Auch wurde mir nahe gelegt, dass ich auf weitere Ausraster verzichten sollte. Immerhin war ich volljährig und ich konnte mich glücklich schätzen, wenn ich keine Anzeige wegen Körperverletzung am Arsch hatte.
Sam erzählte ich davon lieber nichts, er sollte sich einfach keine Sorgen um mich machen.
Gegen Nachmittag zogen wir uns wieder an und ich beschloss das Wetter noch einmal aus zu nutzen.
„Sag mal Sam, hast du Lust mit Skateboard fahren zu kommen?“, fragte ich an ihn gewandt und suchte mir schon den Schlüssel für unseren Keller heraus.
Mit großen Augen starrte er mich ungläubig an.
„Du kannst mit so einem Ding fahren?“
„Sicher doch. Ich bring es dir bei.“, kurzerhand ergriff ich seine Hand und zog ihn in den Flur.
„Milan…ich weiß nicht ob das so eine gute Idee ist. Ich kann das nicht!“, murrte er, doch ich hörte gar nicht darauf.
Schnell hatten wir uns fertig gemacht. Eine halbe Stunde später waren wir schon beim Skaterpark angekommen.
Sam setzte sich zuerst an den Rand, schaute mir zu. Ich hatte schon lange nicht mehr auf diesem Teil gestanden, brauchte einige Anläufe, bis ich wieder herein kam. Aber dann lief alles wie geschmiert. Ab und an fiel ich auf die Schnauze, was Sam zusammenzucken ließ.
Als ich mich genug ausgepowert hatte, trat ich auf meinen Freund zu und hielt ihm meine Hand hin.
„Du bist dran!“
Hektisch schüttelte Sammy seinen Kopf. „Ich kann das wirklich nicht!“
Nun kniete ich mich zu ihm herunter. Meine Güte, der Kleine brauchte doch wirklich keine Angst haben. Immerhin hatte er schon einen Tandemsprung mit mir überlebt!
„Komm schon, Sammy. Du vertraust mir doch, oder?“, sanft strich ich ihm über die Wange und lächelte ihn an.
Zaghaft nickte mein Kleiner und stand dann tatsächlich auf. Ich schaute mich einmal um und suchte eine Ecke wo wir keinem anderen im Weg herum standen. Obwohl nicht sehr viele Leute anwesend waren. Doch die, die da waren, schienen um ein paar Jahre älter zu sein als wir, also wollte ich keinen verärgern.
Die ersten Versuche, die Sam startete, arteten damit aus, dass er in meine Arme flog und das Board in hohem Bogen durch die Gegend schoss. Herrje…das konnte ja heiter werden.
Aber mit der Zeit hatte er endlich sein Gleichgewicht gefunden und rollte sich von alleine von einer in die andere Ecke.
In der Zwischenzeit setzte ich mich an den Rand und trank aus der Wasserflasche, die ich mitgenommen hatte. Schmunzelnd beobachtete ich meinen Freund und ich musste sagen, er lernte wirklich schnell.
„Hey, Kleiner!“
Zuerst dachte ich, Sam wurde angesprochen, doch mit einem Seitenblick konnte ich erkennen, dass ich angesehen wurde. Kleiner? Brauchte der Typ eine Brille?
Zugegeben, er war bestimmt einen Kopf größer als ich und auch seine Muskeln waren nicht von schlechten Eltern.
„Was gibt´s?“, schnell stellte ich meine Fassade, die ich mir mühsam erarbeitet hatte, wieder her und schaute ihn grimmig an.
Der sollte bloß nicht auf dumme Gedanken kommen, ansonsten würde er mich kennen lernen.
„Ist das da drüben dein Kumpel?“, fragte der Typ und setzte sich doch tatsächlich neben mich.
Ich überlegte eine Weile, was ich ihm antworten sollte. Entweder ich lerne endlich damit umzugehen oder nicht.
„Nein, ist er nicht!“
„Achso, ich bin übrigens Fabi!“, stellte er sich mir vor und reichte mir seine Hand, die ich kurz ergriff.
„Milan.“
Fabi machte seine Beine lang und stützte sich mit seinen Händen auf dem Boden ab. Sein Blick war auf Sam gerichtet, was mir überhaupt nicht gefiel.
„Also keine Kumpels…so, so. Dafür seht ihr aber sehr vertraut aus!“
Ich erwiderte darauf nichts, denn Sam hatte uns entdeckt und kam nun auf uns zu.
„Alles okay?“, fragte er an mich gewandt und ich hievte mich auf meine Beine. Gleich darauf drückte ich ihm meine Lippen auf den Mund und zog ihn an der Hüfte weiter zu mir heran.
„Alles bestens!“, grinste ich ihn an und ließ von ihm ab.
Sam war nun wirklich verwirrt. Er lief völlig rot an und schaute von mir zu dem Fremden.
„Du kannst ruhig noch ein bisschen weiter machen. Danach können wir ja langsam nach Hause.“, ich strich einmal über den nassgeschwitzten Rücken meines Freundes.
„Okay…“, noch einmal schaute er mich an und ging dann wieder zu dem Skateboard, um noch ein bisschen zu üben.
Ich hingegen setzte mich zurück auf meinen Platz und setzte wieder meine Machomiene auf.
„Verstehe. Dann stimmen die Gerüchte wohl doch…“, murmelte Fabi neben mir und ich wurde hellhörig.
Was meinte er denn damit? Er kannte uns doch nicht einmal!
„Was willst du damit sagen?“, pampte ich und stand auf.
„Hey, ich will keinen Ärger oder so. Es geht halt das Gerücht von dem schwulen Paar herum. Naja, du sollst wohl einen Mitschüler zusammengeschlagen haben und nun von der Schule geflogen sein. Ich gehe mal stark davon aus, dass du gemeint warst und ganz so viele schwule Paare gibt es ja nun nicht.“
Ich war völlig aufgebracht. Jetzt sprach mich schon ein wildfremder diesbezüglich an. Mein Gott, konnte es eigentlich noch schlimmer werden?
„Nur mal so. Ich bin nicht von der Schule geflogen, dieses Jahr kann ich noch zu Ende machen. Erst danach muss ich mir eine neue Schule suchen. Wenn ihr so etwas rumerzählt, dann auch richtig!“, blaffte ich ihn an und gestikulierte wild mit meinen Armen.
Fabi schaute jedoch nur hinter mich, weshalb auch ich mich umdrehte. Hinter mir stand Sam und schaute mich traurig an. Klasse, das hatte ich wohl mal wieder voll verbockt!
„Fuck! Sam, ich kann dir das erklären, wirklich!“
Doch er stand nur da. Schaute mich enttäuscht an. Ob er überhaupt eine Erklärung wollte? Verdammt, ich war aber auch echt ein Arsch!
**Sam**
Skateboard fahren, auf was für verrückte Ideen Milan immer wieder kam. Ich war mir ziemlich sicher, dies nicht zu können und meine ersten Versuche diesbezüglich waren wirklich jämmerlich, nach einiger Zeit hatte ich den Dreh aber raus und fuhr etwas auf und ab.
Ich war überrascht und glücklich zugleich, dass Milan mich in der Öffentlichkeit vor einem wildfremden Kerl küsste, trotzdem war es mir etwas peinlich, weil ich solche Situationen nicht kannte. Als ich dann aber hörte, dass Milan mir nicht die ganze Wahrheit gesagt hatte, war ich enttäuscht, ich dachte, er würde mir vertrauen. Was dachte er denn, würde ich tun, wenn er mir sagen würde, dass er die Schule wechseln müsste? „Lass uns gehen.“, murmelte ich und schlug den Weg zur Wohnung ein. Milan folgte mir und als er neben mir angekommen war, griff er nach meiner Hand. „Ich kann es dir erklären.“, sagte er, aber ich schüttelte den Kopf. „Ich will es nicht hören, Milan.“ Den Rest des Weges legten wir schweigend zurück.
„Sam, bitte.“, versuchte Milan es in der Wohnung noch einmal, als ich in der Küche stand und mir einen Tee kochte. „Warum sagst du mir denn nicht von Anfang an die Wahrheit? Was ist so schlimm daran? Milan, wir sind ein Paar, da vertraut man sich. Zumindest dachte ich das.“, giftete ich enttäuscht und drehte ihm den Rücken zu. „Ich weiß, aber ich dachte, du wärst sauer oder enttäuscht, wenn ich es dir erzähle.“, gab er zu. „Irgendwann hätte ich es doch eh erfahren und enttäuscht bin ich jetzt nur, weil du nicht ehrlich warst. Ich bin nicht begeistert, wenn du dir eine neue Schule suchen musst, aber doch nicht sauer. Außerdem macht es für mich keinen Unterschied, welche Schule du nächstes Jahr besuchst.“, erklärte ich und schob mich an ihm vorbei aus der Küche raus ins Wohnzimmer, Milan folgte mir. „Warum denn das?“, wollte er wissen. „Ich dachte, du gehst weiter zur Schule.“ Ich schüttelte den Kopf. „Das würde ich niemals packen. Ich will eine Ausbildung machen, am liebsten irgendwas mit Kindern, vielleicht als Erzieher oder so.“ Wir hatten uns auf die Couch gesetzt und Milan sah mich mit einer Mischung aus Überraschung und Stolz an. „Toll, dass du schon weißt, was du machen willst. Erzieher, das passt zu dir.“ Ich hatte lange überlegt, ob ich wirklich versuchen sollte, mein Abitur zu machen, aber mir wurde bewusst, dass ich das nicht schaffen würde und stattdessen wollte ich lieber eine Ausbildung haben, die mir Spaß machte.
Den Rest des Tages redeten wir eher weniger, aßen Abendbrot, sahen etwas Fernsehen, ich war noch immer ein bisschen sauer, weil Milan mich angelogen hatte. Als wir später im Bett lagen, sah er mich von der Seite an. „Nimmst du mir das noch immer übel?“, fragte er und ich brummte zustimmend. „Es tut mir wirklich leid.“, erklärte Milan und sah mich mit einem bittenden Blick an und ich seufzte. „Ich weiß.“, antwortete ich schlicht und schloss die Augen, dann spürte ich einen Luftzug über meinem Gesicht und ich schlug die Augen wieder auf. Milan hatte sich über mich gebeugt und sah mich an. „Lass mich schlafen.“, murmelte ich und drehte mich auf die Seite, ich spürte nur noch, wie Milan sich wieder hinlegte und kurz darauf war ich eingeschlafen.
In der Schule passierte nichts Besonderes, die anderen Schüler redeten noch immer über uns, aber keiner traute sich, irgendwas zu sagen, da sich Milans Ausbruch herumgesprochen hatte und niemand mit ihm aneinander geraten wollte. Dass Mike mir noch immer eine Antwort schuldete, verdrängte ich, bis es mir am Donnerstag wieder einfiel. „Sag mal, warum hast du mich jetzt eigentlich geküsst? Also wie kamst du auf die Idee?“ Mike druckste herum und wurde etwas rot. „Na gut, ich sag es dir. Also, ich war mir nie zu 100 Prozent sicher, ob ich hetero bin und als du mir gesagt hast, dass du schwul bist, dachte ich halt, dass ich das so vielleicht herausfinden kann und an dem Abend hat sich die Gelegenheit dann eben ergeben.“, gab er zu. „Also hast du keine Gefühle für mich?“, fragte ich nach, ich wollte da wirklich sicher gehen und zu meiner Erleichterung schüttelte Mike den Kopf, damit war das Thema für mich erledigt.
Bis zu diesem Tag war ich Milan zum größten Teil aus dem Weg gegangen, wenn wir zusammen in der Wohnung waren, ließ mich nicht von ihm küssen oder mich irgendwie berühren, er sollte merken, dass er mal wieder Mist gebaut hatte. Milan hatte früher als ich Schulschluss und ich fuhr alleine mit der Bahn nach Hause, mit dem Gedanken, dass er jetzt genug bestraft war. Als ich um die Ecke bog, die in unsere Straße führte, stellte sich plötzlich jemand in meinen Weg und ich schnappte überrascht nach Luft. Das konnte nicht sein! „Jonas?!“, fragte ich leise und mein Gegenüber grinste mich amüsiert an. „Mit mir hast du wohl nicht gerechnet, du kleine Schwuchtel. Ich hab gehört, du hast jetzt einen Freund.“ Er spuckte mir die Worte förmlich vor die Füße und ich begann am ganzen Körper unkontrolliert zu zittern, als er näher an mich heran trat. „Ich sag es dir noch einmal. Du bist krank, wir könnten dir helfen. Ich warne dich, wenn ich noch einmal etwas über dich zu hören bekomme oder dich mit deinem Liebhaber in der Öffentlichkeit sehe, dann gnade dir Gott.“, raunte er mir zu und verschwand hinter mir um die Ecke. Noch immer zitternd stand ich mitten auf dem Bürgersteig und holte tief Luft. Ich hatte Angst, dass er zurückkommen könnte, deswegen rannte ich die letzten Meter bis nach Hause und schloss hektisch die Haustür auf. Erst, als ich im Fahrstuhl nach oben fuhr, fühlte ich mich einigermaßen sicher. Ich warf die Haustür hinter mir ins Schloss und lehnte mich dagegen, langsam verschwand die Angst, die sich in mir eingenistet hatte und ich atmete wieder ruhiger. „Sam? Was ist los?“ Milan kam aus dem Wohnzimmer und sah mich besorgt an. Langsam wurde mir bewusst, dass ich ihm erzählen musste, was in meiner Vergangenheit passiert war, aber dazu war ich noch immer nicht in der Lage, ich wollte die Gefühle von damals nicht an mich heran lassen. Stattdessen ging ich auf Milan zu und umarmte ihn, klammerte mich an ihm fest und versuchte nicht zu weinen.
**Milan**
Ich hielt Sammy in meinen Armen und wusste nicht, was ich machen sollte. Was zum Teufel war denn passiert? Der Junge zitterte am ganzen Körper!
„Was ist passiert?“, fragte ich sanft, jedoch mit etwas Nachdruck, damit er mir auch endlich etwas verriet.
Doch kein Ton kam über seine Lippen. Noch immer krallte Sam sich an mir fest und ich konnte nichts tun, außer ihn im Arm zu halten und beruhigend über seinen Rücken zu streichen.
Nach einiger Zeit beruhigte dieser sich tatsächlich, löste seine verkrampften Finger aus meinem Shirt und schaute leicht zu mir nach oben.
Sammys Augen glitzerten verdächtig, doch er schien sich wirklich zusammen zu reißen. Im nächsten Moment hatte er seine Arme um meinen Hals geschlungen und seine Lippen auf meine gepresst. Er küsste mich so stürmisch, dass ich bald umgekippt wäre, hätte mich nicht die schützende Wand abgefangen.
Sam presste mich mit einer solchen Kraft gegen sie, sodass mir die Luft aus den Lungen gepresst wurde. Gleich darauf spürte ich seine Zunge, die sich fordernd in meinen Mund schob.
Man oh man…seit wann war Sam so dominant?
Sanft aber bestimmend schob ich ihn von mir weg, denn diese Art gefiel mir ganz und gar nicht.
„Lass das bitte, Sam.“
Traurig starrte er den Boden an und schwieg weiterhin.
Meine Güte, was musste denn vorgefallen sein, dass Sammy wieder so in sich zusammengesunken war?
Kurzerhand packte ich ihn am Handgelenk und schleifte meinen Freund ins Wohnzimmer. Dort angekommen verfrachtete ich ihn auf die Couch und lief schnell in die Küche um ihm einen Tee zu machen. Mit diesem kehrte ich zurück und stellte das heiße Getränk auf den Tisch.
„Du weißt, wenn du reden möchtest, bin ich für dich da! Ich mag ein richtiges Arschloch sein, aber ich versuche mich zu ändern, Sam. Für dich.“, mit dieser Aussage spielte ich auf meine kleine Notlüge an.
Vielleicht lag es an dieser Sache, dass er so komisch drauf war. Aber auch etwas anderes musste vorgefallen sein. Nur kam ich nicht darauf, was es war.
Sammy nickte leicht und trank seinen Tee.
Den restlichen Tag verbrachten wir schweigend, sprachen nur das nötigste. Während Sam sich vor seine Hausaufgaben setzte, zockte ich lustlos auf der Konsole herum. Gegen Abend schoben wir uns eine Tiefkühlpizza in den Ofen und gingen auch recht schnell schlafen.
Jeder lag auf seiner Betthälfte. Nicht einmal einen richtigen Kuss hatte ich bekommen. Herzlich willkommen, schlaflose Nacht!
Die darauffolgenden Tage wurden auch nicht besser. Ganz im Gegenteil. Sam war jeden Morgen schon aus dem Haus, noch bevor ich überhaupt wach war und kam erst spät nach Hause. In der Schule ließ er sich kaum noch auf dem Schulhof blicken und wenn ich einen seiner Freunde endlich mal zu packen bekam, konnten sie mir nur die Information geben, er hatte viel zu lernen und nutze die Pausen dafür.
Verarschen konnte ich mich auch alleine! Dafür brauchte ich diese komischen Hampelmänner nicht, und schon gar nicht Sam!
Wenn ich meinen Freund jedoch darauf ansprach, bekam ich nur kurze und knappe Ausreden.
Ich hatte das blöde Gefühl, dass er mir aus dem Weg ging. Und daran war sicher nicht nur meine Lüge schuld. Der Kleine verschwieg etwas vor mir. Aber was sollte ich machen? Sollte ich es aus ihm heraus prügeln? Niemals!
Eine Woche später hatte ich die Schnauze voll. Ich war nur noch gereizt, aggressiv und total genervt von Sammys Art. Wir sprachen kaum, tauschten keine Zärtlichkeiten mehr aus und vom Sex wollte ich gar nicht erst sprechen. Kurz gesagt, wir lebten nebeneinander her und es schien als wären wir nur lästige Mitbewohner.
So konnte das auf keinen Fall weiter gehen.
Es war auf einem Freitag. Ich hatte mal wieder früher Schulschluss und wartete ungeduldig auf Sam. Erst gegen späten Abend kam er endlich eingetrudelt. Genervt und völlig wütend saß ich im Wohnzimmer und tippte mit meiner Fußspitze den Boden an.
„Ich gehe erst mal duschen.“, nuschelte Sam, als er seine Sachen im Flur abgestellt hatte.
Er hatte mich nicht einmal angeschaut dabei!
Aber nun gut, diese Zeit wollte ich ihm noch lassen. Doch danach konnte er was erleben. Ich hatte wirklich die Schnauze voll von diesem Spielchen.
Eine halbe Stunde später kam Sam auch tatsächlich eingetrudelt. Zwischenzeitlich hatte ich mich gefragt, wie er so lange duschen konnte. Doch das war jetzt egal. Die Schonfrist war vorbei.
„Sam, wir müssen reden!“
Dieser hatte seinen Blick stur geradeaus gerichtet: „Ich muss noch lernen…“
„Nein Sam! Entweder wir reden jetzt über das Problem welches wir haben, oder das alles hat keinen Sinn mehr! Ich habe die Schnauze voll davon. Du redest nicht mehr mit mir, wehrst alle Annäherungsversuche von mir ab, lässt dich verleugnen und gehst mir schlicht aus dem Weg. Und es scheint dich nicht mal zu interessieren wie es mir dabei geht!“, wütend sprang ich auf. „Entweder du liebst mich, oder eben nicht. Aber entscheide dich für eins. Auf diesen Scheiß habe ich keinen Bock, kapiert?“
Langsam hob Sam seinen Kopf und starrte mich aus großen Augen an. Ich war wirklich gespannt auf seine Antwort.
**Sam**
Es war wohl nicht die klügste Idee gewesen, Milan aus dem Weg zu gehen und irgendwie wusste ich auch nicht genau, was ich damit bezwecken wollte, aber irgendwie fühlte ich mich rund um die Uhr von Sebastian beobachtet, seitdem er aufgetaucht war und ich hatte keine ruhige Minute mehr.
Die meiste Zeit hatte ich in Cafés oder in der Bibliothek verbracht, gelesen und nachgedacht, aber meine Schonfrist war vorbei, Milan wollte reden und dass er glaube, ich würde ihn nicht mehr lieben, erschreckte mich.
„Ich…ich…ich liebe dich. Wirklich Milan! Aber…“ Zu mehr war ich nicht in der Lage, ich setzte mich aufs Sofa und schlug die Hände vor das Gesicht, meine Schultern bebten und erste Tränen quollen aus meinen Augen. Ich wollte es ihm ja sagen, aber ich konnte nicht, egal, wie ich die Worte drehte und wendete, sie kamen einfach nicht über meine Lippen. „Dann sag mir was los ist, verdammt noch mal!“ Milans Stimme war laut und klang ungehalten und ich konnte ihm dies nicht einmal verübeln. „O-okay.“, flüsterte ich und wischte mir über meine feuchten Augen. „Kannst du…kannst du bitte herkommen?“, bat ich und mein Freund setzte sich neben mich, zögernd griff ich nach seiner Hand und klammerte mich daran fest, wie an einem rettenden Anker.
„Also…letzte Woche, da hab ich Sebastian getroffen und ich kenne ihn noch von der Schule, auf der ich letztes Jahr war. Als ich…als ich wusste, dass ich schwul war, vertraute ich mich einem guten Freund an und er versprach mir, mich zu unterstützen, wenn ich deswegen Probleme bekommen sollte. Irgendwann haben auch andere Menschen es erfahren, manchen hatte ich es erzählt, aber diese…Information breitete sich aus wie ein Lauffeuer, dann bekamen Seb und seine Freunde davon Wind und sie sprachen mich. Zunächst waren sie freundlich und wollten, dass ich sie zu einer Freizeitaktivität begleite, war ich getan habe und man dort versucht hat, mich mit einer Art Gehirnwäsche davon zu überzeugen, dass es…schlimm ist, schwul zu sein und ein heterosexuelles Leben erstrebenswert ist. Ich hab mich geweigert, sie jemals wieder dorthin zu begleiten und sie meinten, ich wäre krank. Die Hänselleien begannen. Erst nur Sebastian, dann alle anderen auch und selbst mein bester Freund hat mich irgendwann verlassen. Ich war alleine und einsam. Seb hat mir letzte Woche gesagt, dass er von dir und mir gehört hat und er hat mich…bedroht. Ich habe Angst und ich bin verzweifelt und du bist der Erste, dem ich überhaupt von meiner Vergangenheit erzähle und sie macht mich fertig, deswegen wollte und konnte ich nie darüber reden.“
Leise, stockend und weinend hatte ich erzählt und Milans Hand musste schmerzen, so stark drückte ich sie, aber mein Freund sagte kein Wort, er starrte mich nur fassungslos an. „Sam…ich…was soll ich dazu nur sagen? Wenn ich das gewusst hätte…“ „Hast du aber nicht, weil ich nur an mich selbst gedacht und es dir gegenüber nie erwähnt habe.“, unterbrach ich Milan matt. „Jetzt hast du es doch gesagt. Ich bin für dich da Sam, das weißt du doch und dieser Sebastian kann dir gar nichts.“ Kommentarlos legte ich meinen Kopf auf Milans Schoß und streckte meine Beine auf der Couch aus. Ich war so dumm gewesen, es Milan nicht schon früher gesagt zu haben, dass ich es ihm erzählt hatte, hatte mich von einer Last befreit und ich fragte mich, wovor ich eigentlich die ganze Zeit Angst gehabt hatte. Zärtlich kraulte Milan meinen Nacken und ich schloss brummend die Augen. „Du hattest es echt nicht einfach.“, murmelte er und ich spürte seine Lippen auf meinen, gierig küssten wir uns, mussten wir doch wegen meinem dummen Verhalten die letzten Tage darauf verzichten.
Milans Hand fuhr unter mein T-Shirt und ich erschauderte, als seine Hand meine Brustwarzen erreichte. „Schlafzimmer.“, nuschelte ich und rollte mich vom Sofa, zog dann Milan hinter mir her und dieser zerrte an meinen Klamotten, als ich unter ihm auf dem Bett lag. Wie ausgehungerte Tiere fielen wir über einander her, ich küsste und streichelte jeden Fetzten Haut, den ich zu fassen bekam und krallte mich in seinen Haaren fest, als er seinen Mund über meine Erregung senkte. „Schlaf mit mir.“, keuchte ich und streckte meinen Arm nach der Schublade des Nachtschränkchens aus, wühlte darin herum, unfähig, mich zu konzentrieren und förderte die nötigen Utensilien zu Tage. Nachdem ich meinem Freund noch einmal zugenickt hatte, begann er mich vorzubereiten.
Ich spürte nur ein unangenehmes Ziehen, als er in mich eindrang, aber es war wie beim ersten Mal nicht schmerzhaft und auch wenn er nicht gerade zimperlich war, genoss ich es. Milans grobe Art brauchte ich in diesem Moment, es lenkte mich von allem anderen ab und ich fühlte den Orgasmus in mir aufsteigen. Nachdem ich gekommen war, sackte auch Milan auf mir zusammen und rollte sich neben mich. „Hab ich dir weh getan?“, wollte er wissen und ich schüttelte schwer atmend den Kopf. „Quatsch.“, brummte ich und legte meinen Kopf auf seine Brust.
**Milan**
Sammy hatte seinen Kopf auf meine Brust gebettet und ich strich ihm nur mit meinen Fingerspitzen sanft über den Rücken, wanderte zu seinem Nacken und fuhr sachte durch seine Haare.
Dessen tiefe, regelmäßige Atemzüge verrieten, dass er schon tief und fest am Schlafen war.
Scheiße Man, er hatte wirklich eine Menge durchmachen müssen. Ein bisschen Schlaf würde ihm sicher gut tun.
Obwohl es schon fast früher Morgen war, konnte ich einfach nicht einschlafen. Meine Gedanken kreisten um Sams Vergangenheit, was ihm angetan wurde und um Sebastian. Wenn ich diesen Scheißer zu Gesicht bekam, dann würde ich ihm eigenhändig alle Knochen brechen. Obwohl ich diesen Typen nicht mal kannte, stand es für mich fest.
Mein ganzer Körper spannte sich an vor Wut. Was hatte sich dieser Mistkerl nur dabei gedacht? Meinen Sam bedrohte niemand!
Irgendwann musste ich wohl doch eingeschlafen sein. Dadurch, dass Sammy sich unruhig hin und her wälzte, wachte ich auf.
„Hey…was ist denn los…“, murmelte ich völlig schlaftrunken und streckte meine Hand nach meinem Freund aus.
Doch dieser schien mich gar nicht zu hören, murmelte unverständliche Dinge und sein Kopf flog wild hin und her.
Schnell richtete ich mich auf, knipste die kleine Nachttischlampe an und beugte mich über Sam. Kalter Schweiß hatte sich auf seiner Stirn gebildet und Tränen liefen ihm die Wange herunter.
„Hey Kleiner…“, ich rüttelte Sammy grob an der Schulter, in der Hoffnung, dass er aufwachen würde.
Doch genau das Gegenteil passierte.
„Nein…hört auf…!“, schrie er und schlug mit seinen Armen um sich.
„Komm schon, wach auf!“, nun wurde auch ich lauter, Angst überkam mich.
Himmel noch mal, was träumte er nur?
Hastig packte ich seine Arme, damit er keinen von uns verletzen konnte. Plötzlich riss Sam seine Augen auf und starrte mich völlig entsetzt an.
Sein Atem kam stockend und auch ich war ziemlich außer Atem.
„He…alles okay?“, vorsichtig strich ich meinem Freund über die Stirn und küsste ihn dort sanft.
Wieder liefen ihm Tränen die Wange herunter, bevor er einen fürchterlichen Weinkrampf bekam.
Ich konnte nichts tun, außer Sammy in den Arm zu nehmen und ihm beruhigende Worte ins Ohr zu flüstern. Dieser krallte sich an meinem Rücken fest, sodass es schon beinahe wehtat. Doch viel mehr schmerzte der Gedanke, dass ich ihm nicht helfen konnte.
Mein Gott, so etwas hatte ich noch nie erlebt.
Nach einer gefühlten Ewigkeit beruhigte Sam sich wieder. Der Druck auf meinem Rücken ließ ein wenig nach.
„Geht es wieder?“
Statt eine Antwort zu bekommen, schmiegte mein Knirps sich noch fester an sich. Noch immer zitterte er am ganzen Leib.
„Beruhig dich, Kleiner…ich bin ja da…“
Tatsächlich entspannte Sam sich ein wenig. Immer wieder strich ich ihm beruhigend über den Rücken, bis er wieder eingeschlafen war.
Meine Wut steigerte sich allmählich ins unermessliche. Noch nie habe ich es erlebt, dass der Kleine solche Alpträume hatte. Und daran war alleine dieser Sebastian schuld. Anscheinend legte er es darauf an, es mit mir zu tun zu bekommen!
Innerlich hatte ich bereits einen Entschluss gefasst!
Vorsichtig löste ich meinen Freund von mir, immer darauf bedacht, ihn nicht zu wecken. Ich schlüpfte schnell aus dem Bett, breitete die Decke über Sam aus und zog mich an. Leise schloss ich die Schlafzimmertür hinter mir und nahm mein Handy vom Wohnzimmertisch.
Schnell war die Nummer, die ich schon so oft gewählt hatte, eingetippt. Unruhig lief ich hin und her, während das Freizeichen in meinen Ohren dröhnte.
„Hm…“, meldete sich mein verschlafener bester Freund.
„Ricky, ich brauch deine Hilfe!“
Eine Stunde später stand ich an der vereinbarten Stelle und wartete auf Rick. Als dieser endlich eingetrudelt kam, erzählte ich ihm was ich vorhatte.
„Das kannst du nicht machen, Alter! Weißt du, in welche Schwierigkeiten du dich bringst?“, Rick war nach meiner Erzählung plötzlich hellwach und brüllte regelrecht auf mich ein.
Ich hingegen war plötzlich einfach nur ruhig und gelassen. Ob es ihm gefiel oder nicht, ich musste das tun. Mein Entschluss stand jedenfalls fest!
„Ich weiß, aber ich muss es machen. Ansonsten wird das nie aufhören.“
„Scheiße man. Du bist doch völlig durchgeknallt!“
„Hilfst du mir nun, oder nicht?“
Eine Weile starrte Rick mich an, danach lief er aufgedreht auf und ab, nur um danach zu telefonieren.
„Na schön. Hier ist die Telefonnummer.“, murmelte Rick in seinen nichtvorhandenen Bart.
„Danke Kumpel. Wünsch mir Glück!“, bedankte ich mich und wandte mich dann ab, um meinen Plan durchzuziehen.
„Warte! Glaubst du echt, ich lasse dich alleine dorthin gehen?“, rief mir mein bester Freund zu.
Verblüfft drehte ich mich zu ihm um. Das wollte ich doch gar nicht!
„Nein, ich zieh das alleine durch, verstanden?“
Ricky lachte jedoch nur. „Kommt nicht in Frage!“
Damit war das Thema durch. Ob ich es wollte oder nicht, er würde mich begleiten.
Eine weitere Stunde später war es dann soweit. Ricky und ich standen auf dem nahegelegenen Schrottplatz und warteten.
Zum Glück hatte ich viel mit der Nummer anfangen können.
„Verdammter Mist, mir geht jetzt schon die Muffe…“, flüsterte Rick und trat von einem auf den anderen Fuß.
„Du kannst noch gehen!“, ruhig betrachtete ich die aufgehende Sonne und musste an Sammy denken.
Schlief er wohl noch? Wenn nicht, machte er sich Sorgen um mich?
„Vergiss es. Sieh mal, er kommt schon!“
Ich folgte seinem Blick und erkannte einen Typen, der mindestens noch einen Kopf größer war als ich. Durch sein eng anliegendes Shirt und das Hemd, welches er offen darüber trug, konnte ich gewaltige Muskeln erkennen. Als ich ihn am Telefon gehabt hatte, kam er mir schon gruselig vor, doch dies war noch eine Nuance schlimmer. War dieser Muskelprotz tatsächlich alleine gekommen?
Doch bevor ich mich versah, tauchten andere Kerle hinter ihm auf. Ich zählte alle in meinen Gedanken durch und musste feststellen, dass es doch mehr waren, als ich erwartet hätte. Alle sahen nicht gerade zierlich aus.
Schon jetzt wusste ich, dass wir es mit diesen sieben Leuten kaum aufnehmen konnten. Aber einen Rückzieher konnte ich nicht mehr machen. Dies hier tat ich für Sam.
„He Schwuchtel! Hast du deine kleine Freundin gar nicht mitgebracht? Ich hatte mich schon so auf sie gefreut!“, spottete Sebastian, als er vor uns zum Stehen kam.
Ich ballte meine Hände zu Fäusten und hätte ihm am liebsten schon jetzt eine rein gehauen.
„Deine dummen Sprüche werden dir schon noch vergehen! Und bezeichne meinen Freund nicht als Mädchen!“, brüllte ich los und stürzte mich auf ihn.
Der erste Schlag landete in seinem Magen, der nächste an seinem Kinn.
„Wage es ja nie wieder ihm zu nahe zu kommen!“, flüsterte ich ihm bedrohlich zu.
Doch Sebastian fing plötzlich an zu lachen. Oha, der war wirklich gruselig!
Erstaunt schaute ich ihn an und hatte nicht damit gerechnet, dass er im nächsten Moment zurückschlagen würde. Doch leider tat er dies.
Ein heftiger Schlag in meine Weichteile, brachte mich fast zu Boden. Der Schmerz war unerträglich.
Danach ging alles ganz schnell. Aus dem Augenwinkel konnte ich sehen, wie Rick auf die anderen Typen los stürmte.
Eine wilde Prügelei entstand und wie ich es befürchtet hatte, waren wir klar im Nachteil.
Nachdem wir einige Schläge einstecken mussten, wurde Rick von drei Leuten auf den Boden gedrückt und ich von zwei festgehalten.
„Damit hättest du wohl nicht gerechnet, was? Aber Schwuchteln, wie du, haben es halt nicht anders verdient. Eine kleine Lektion sollte dir wohl ganz gut tun! Und deine kleine Freundin scheint es immer noch nicht begriffen zu haben.“, Jonas stand überheblich vor mir und krempelte sich die Ärmel seines Hemdes nach oben.
Oha, das würde sicher nicht gut ausgehen. Ich schielte vorsichtig auf meinen Kumpel, der vor sich hin fluchte und versuchte, frei zu kommen. Doch die anderen waren einfach in der Überzahl.
Obwohl ich ziemlich sauer über Sebastians Bemerkungen Sam gegenüber war, tat ich nichts. Vielleicht war das hier doch nicht so eine gute Idee gewesen.
Weiter darüber nachdenken konnte ich nicht, denn Sebastian schlug mir seine Faust mit voller Wucht ins Gesicht. Mein Kopf flog zur Seite und ein dumpfer Schmerz breitete sich über meine Wange aus. Ich spürte, wie sich das Blut in meinem Mund sammelte und langsam meine Mundwinkel herunter lief.
„Ich hoffe wirklich, wir können dich von dieser…“, Jonas verzog angewidert das Gesicht. „Nun, wir hoffen, du wirst wieder normal, Milan Berger!“
Im nächsten Moment bückte er sich und hob eine Eisenstange auf. Mir wurde schon richtig schlecht. Der hatte doch wohl nicht etwa vor…
Doch hatte er.
Der erste Schlag traf mich an meinen Rippen, welcher mir die Luft aus den Lungen presste. Verzweifelt schnappte ich nach Luft.
Der nächste traf mich am Schienbein, der darauffolgende wieder im Magen.
Innerlich betete ich, dass es schnell vorbei sein würde.
Die ganze Zeit musste ich an Sam denken. Ich war so froh, ihn zu haben. Für ihn würde ich das hier durchstehen!
Ein leichtes Lächeln stahl sich auf meine Lippen. Ja, der Knirps war wirklich einmalig und ich liebte ihn, wie niemanden sonst!
„Was grinst du so dreckig?“, brüllte Sebastian mich an.
Tja, das schien ihm wohl nicht zu passen.
Vorsichtig öffnete ich meine Augen, die bereits geschwollen waren und spuckte meinem Gegenüber das Blut ins Gesicht.
Angeekelt wusch dieser sich mit seinem Handrücken über das Gesicht und funkelte mich wütend an.
„Das wirst du bereuen!“
Er holte mit der Eisenstange aus und schlug sie mir zielsicher ins Gesicht. Ein höllischer Schmerz durchflutete mich, danach war alles schwarz.
**Sam**
Ich war gerade über die Alpträume hinweg, sie hatten aufgehört, aber seit Sebastian wieder aufgetaucht war, ging es mir wieder verdammt schlecht und ich träumte jede verdammte Nacht davon, wie er und seine Freunde mich bedroht hatten. Ich war so froh, dass Milan da war, dass er mich tröstete und mich nicht alleine ließ, wie so oft weinte ich mich in den Schlaf.
Als ich das nächste Mal aufwachte, schien die Sonne ins Zimmer und ich drehte mich verschlafen in Milans Richtung. Oder besser gesagt dahin, wo er hätte liegen sollen, er war nicht da. Noch immer müde tapste ich ins Bad, auch da war Milan nicht, nirgendwo hörte ich auch nur den leisesten Hinweis, alleine schon die Tatsache, dass Milan vor mir aus dem Bett stieg war mehr als ungewöhnlich.
Mein Verdacht bestätigte sich, ich konnte ihn in der ganzen Wohnung nicht finden, auch keine Nachricht oder ähnliches fand ich. Beunruhigt rief ich auf seinem Handy an, aber Milan schien es ausgeschaltet zu haben, ich quatschte ihm eine Nachricht auf die Mailbox. „Milan, wo bist du? Bitte, tu nichts Dummes.“ Da ich nicht wusste, wann Milan sich melden würde, rief ich Rick an, dessen Handynummer sich glücklicherweise in meinem Telefonbuch befand, auch bei ihm erreichte ich nur die Mailbox und meine letzte Chance war Patricia, die glücklicherweise auch abnahm. „Weißt du wo Milan ist? Oder Rick?“, bestürmte ich sie ohne Begrüßung. „Hallo Sam. Ich weiß nur, dass Milan Rick heute Morgen angerufen hat und er daraufhin verschwunden ist, ich versuche auch schon die beiden zu erreichen. Was ist denn passiert?“ Er war also mit Rick unterwegs und verschwunden und ich wusste nicht wo, langsam wurde das ungute Gefühl in mir immer stärker. „Du musst mir helfen sie tu finden! Wo könnten sie sein? Hast du irgendeine Idee? Nur eine ganz kleine?“ Meine Stimme klang etwas panisch und viel zu hoch. „Jetzt beruhige dich erstmal, Sam. Die beiden werden sich schon melden.“ So optimistisch war ich nicht, ich hätte wetten können, dass Milan versuchte Sebastian aufzutreiben und ich musste ihn so schnell wie möglich finden, bevor er etwas Dummes tat. „Sag mir bitte Bescheid, wenn du was hörst, ich gehe sie suchen.“ Damit beendete ich das Telefonat, zog mir Jeans und T-Shirt an, nahm das Handy und die Schlüssel mit und verließ die Wohnung.
Während ich einfach geradeaus in irgendeine Richtung lief, überlegte ich fieberhaft, ob Milan mir irgendwann mal etwas erzählt hatte, von irgendeinem Ort, wo er sein könnte. Doch auch nach einer Stunde fiel mir nichts ein. Ich lief gerade durch den einen kleinen Park, als ich laute Stimmen hörte, die mir mehr als bekannt vorkamen, also hockte ich mich hinter ein Gebüsch und lauschte. „Dieser widerlichen Schwuchtel haben wir es gezeigt. Er ist schon sehr dumm gewesen, als ob ich alleine dort auftauchen würde, gegen uns hat eben keine Schwuchtel eine Chance.“ Die Gruppe, die gerade um die Ecke bog lachte und ich hatte mich nicht verhört, an ihrer Spitze stolzierte Sebastian voran und seine Worte klangen verdächtig nach einem Zusammenstoß mit Milan, der offensichtlich nicht gut ausgegangen war. „Jetzt müssen wir nur noch den Zwerg finden und ihm eintrichtern, wie gefährlich es sein kann, sich mit uns anzulegen.“ Ich bekam Angst, panische Angst. Sie suchten mich, schonwieder, sie würden mich einfach nicht in Ruhe lassen. Tränen tropften auf dem Boden vor mir und erst dann bemerkte ich, dass ich weinte, ich wischte sie aus meinem Gesicht und zwang mich dazu, ich zusammenzureißen, erst musste ich Milan finden, wer wusste schon, was sie mit ihm und Rick angestellt hatten. „Für uns war der Schrottplatz wirklich vorteilhaft, mit all den schönen Dingen, die dort so herumliegen.“ Wieder lachten sie, entfernten sich aber immer weiter von meinem Gebüsch und als ich sie kaum noch hören könnte, rannte ich so schnell es ging Richtung Parkausgang. Es gab einen Schrottplatz, nicht weit weg von diesem Park und genau der war mein Ziel.
„Milan! Milan, wo bist du?“, rief ich immer wieder, sobald ich mein Ziel erreicht hatte. Erst, als ich fast den ganzen Platz abgesucht hatte, bekam ich eine Antwort. „Hier!“ Jemand schlug gegen etwas aus Metall, zumindest klang es so und als ich dem Geräusch folgte und um die Ecke bog, sah ich Rick, der tatsächlich mit einer Holzlatte auf einer alten Tonne herumtrommelte. „Sam.“, krächzte er und zeigte mit der Latte auf Milan. Scharf zog ich die Luft ein. Ich rannte zu ihm, kniete mich auf den dreckigen Boden. Milan war blutüberströmt, ein Bein stand grotesk vom Knie ab, es schien gebrochen zu sein, sein Gesicht war kaum mehr als solches zu erkennen, sein Shirt war durchtränkt mit seinem Blut, seine Arme lagen schützend vor seinem Bauch, er war nicht bei Bewusstsein. „Milan, bitte Milan, wach auf, bitte!“, schniefte ich, heulte schonwieder und rüttelte sanft an seiner Schulter, aber er öffnete die Augen nicht. „Sam, Krankenwagen.“, vernahm ich Ricks Stimme und ich tat was er sagte. Mit den Nerven völlig am Ende versuchte ich zumindest etwas die Lage zu schildern und der freundliche Mann am Telefon nervte mich nicht mit weiteren Fragen, sondern versprach so schnell wie möglich einen Rettungswagen vorbei zu schicken.
„Milan, du musst aufwachen. Du kannst mich nicht alleine lassen, du musst wieder wach werden. Was soll ich denn ohne dich machen? Milan, bitte.“ Immer wieder redete ich auf meinen bewusstlosen Freund ein, wartete auf eine Regung, die nicht kam und hoffte, dass die Sanitäter endlich da sein würden. Irgendwann hörte ich die Sirenen, dann spürte ich einer Hand auf meiner Schulter, wurde von Milan weggezogen. Eine Frau sprach mit mir. „Was ist passiert?“ Ich schüttelte den Kopf, man brachte mir eine Decke, ich war in eine Art Schockzustand gefallen, nahm meine Umwelt gar nicht wirklich wahr, sah nur, wie man Milan auf eine Liege verfrachtete und in den Wagen verlud. „Ich will mit.“ Immer wieder redete ich auf die Frau ein, die mir die Decke gebracht hatte und man ließ mich tatsächlich mitfahren.
Im Krankenhaus fuhr man Milan in einen Operationssaal, Rick wurde in die Notaufnahme gebracht. Ich musste Fragen zu Milans Person beantworten, mechanisch tat ich dies und ich wachte erst aus meiner Schockstarre auf, als seine Mutter auf einmal vor mir stand. „Sam! Sam, was ist passiert?“ Sie hatte geweint, hatte Lina an der Hand, dich mich traurig ansah und ein kleines Kuscheltier in der Hand hatte. „Ich…ich weiß es nicht genau. Aber…ich glaube…ich glaube ich bin…schuld.“, stammelte ich. Wenn ich Milan nur nichts erzählt hätte!
Es kam mir vor wie eine Ewigkeit, bis ein Arzt kam, um uns über Milans Zustand zu informieren. Die Narkose sollte noch etwas andauern, aber wir konnten ihn sehen. Die Verletzungen waren schlimm und es waren unglaublich viele.
„Milan, ich hab die ein Kuscheltier mitgebracht, dann bist du ganz schnell wieder gesund.“, plapperte Lina und legte das Plüschtier, dass sich als Hase herausstellte neben ihren Bruder. „Er wird doch bald wieder wach oder?“, fragte sie mich und ich nickte gerührt. „Du darfst nicht weinen, du musst fröhlich sein, wenn Milan wach ist.“, belehrte sie mich und umarmte mich, oder besser gesagt meine Beine und ich strich ihr über den Kopf und lächelte, genau, wie die Mutter der beiden, die besorgt am Bett stand und auf ihren Sohn sah. „Sam, kannst du mir sagen, warum er so zugerichtet ist? Und egal was es war, ich bin mir sicher, dass du keine Schuld daran trägst.“ Zögerlich nickte ich und erklärte in kurzen Worten, was ich vermutete, allerdings so leise, dass Lina, die auf Milans Bett saß, mit den Beinen baumelte und ihm fröhlich aus dem Kindergarten erzählte, nichts mitbekam.
„Nein Sam, daran trägst du keine Schuld. Sobald die Polizei hier ist, musst du das noch einmal erzählen und du musst ihnen die Namen nennen, Sam, das ist wichtig, sonst hört das ja nie auf.“ „Aber…“ „Nein, kein aber, du musst Sam.“ Damit war das Thema beendet, Lina klatsche fröhlich in die Hände und als ich mich zum Bett drehte, sah ich auch warum, Milan war wach! „Oh Gott, Milan!“ Ich beugte mich über ihn und eine meiner immer wiederkehrenden Tränen tropfte auf seine Wange. „Sam.“, hauchte er und blinzelte mich an. „Mach das nie nie nie wieder! Ich hatte so Angst.“ Unsere Finger verschränkten sich wie automatisch, aber er verzog das Gesicht schmerzhaft und ich ließ ihn los. „Schon…schon okay.“, flüsterte er. „Nichts ist okay, was hast du dir eigentlich dabei gedacht, kannst du mir das mal sagen? Wie kommst du nur auf so dumme Ideen?“, herrschte seine Mutter ihn an und ich trat einen Schritt beiseite. „Sorry.“, brummte Milan lediglich, vermutlich war auch gar nicht zu mehr in der Lage. „Hasi macht dich ganz schnell wieder gesund.“ Als Milan das Kuscheltier sah, dass seine kleine Schwester ihm nun vor die Nase hielt, lächelte er. „Bestimmt.“ „Lina, wir fahren erstmal nach Hause, aber wir kommen heute Abend nochmal vorbei.“ Als sie gegangen waren, setzte ich mich auf die Bettkante. „Warum machst du so was nur? Was glaubst du eigentlich, was das werden sollte? Ich hatte wahnsinnige Angst, als du bewusstlos am Schrottplatz lagst. Hätte ich unterwegs nicht Sebastian belauschen können, wer weiß, vielleicht würden du und Rick noch immer dort liegen und du wärst verblutet oder was weiß ich. Ich hab mich so schuldig gefühlt und…“ „Sam bitte.“, unterbrach Milan mich.
**Milan**
Ich hatte das Gefühl von einem Bus überfahren worden zu sein, als ich meine Augen öffnete. Fürchterliche Schmerzen durchzogen meinen Körper und ich wusste nicht einmal mehr, welche Stelle am meisten wehtat.
Gleich darauf wurde auf mich eingeredet, was ich noch nicht mal alles verstand. Alles um mich herum drehte sich, auch Sam, der irgendetwas davon quasselte, es wäre alles seine Schuld.
„Sam, bitte.“, unterbrach ich ihn und er war endlich still.
Es fiel mir schwer, meine Augen offen zu halten. Bei jedem Wimpernschlag hatte ich das Gefühl, als würde mir jemand mein Gesicht zerreißen.
Schwerfällig hob ich meine Hand, legte sie an Sammys Wange. Gerade wollte ich ihm sagen, dass er sich keine Vorwürfe machen sollte, da fielen mir die Augen zu und ich bekam nichts mehr mit.
Völlig panisch riss ich meine Augen auf, wusste nicht mehr, wo ich mich befand. Mein Atem ging hektisch. Ich wollte mich gerade aufsetzten, da durchfluteten mich unendliche Schmerzen. Keuchen sank ich wieder zurück, versuchte mich selbst innerlich zu beruhigen.
Scheiße nochmal, hoffentlich ging es Sammy gut! Ich konnte ihn nicht vor diesen miesen Arschlöchern beschützen. Gnadenlos hatten sie auf meinen Kleinen…
„Milan?“, konnte ich eine Stimme hören.
Die kannte ich doch!
Hektisch schaute ich nur mit meinen Augen um mich herum. Es war so dunkel hier.
„He…alles okay?“
Ein kleines Licht wurde angemacht und Sam erschien in meinem Blickfeld. War er das wirklich? Aber diese miesen Schweine hatten ihn doch…
Sanft wurde mir über den Kopf gestrichen und ich blinzelte ein paar Mal. Tatsächlich war es mein Freund, der sich besorgt neben mich gesetzt hatte.
Lautlos liefen mir die Tränen herunter. Mein Gott, er war es wirklich! Hatte ich nur schlecht geträumt? Mein Knirps schien gar keine Verletzungen zu haben.
„Hast du Schmerzen? Soll ich einen Arzt holen?“, Sam nahm meine Hand in seine und drückte sie leicht.
Unfähig etwas zu sagen, schaute ich ihn einfach nur an. Ich wusste nicht warum kein Ton über meine Lippen kam, doch es war mir auch egal. Sam war hier, bei mir. Und es ging ihm gut. Das alleine zählte.
Plötzlich wurde meine Hand los gelassen und Sam verschwand aus meiner Sicht. Verdammt, wo ging er denn hin?
Eine furchtbare Angst überkam mich. Hatte ich ihn mir doch nur eingebildet?
Wieder versuchte ich mich auf zu setzten, doch auch dieses Mal gelang es mir nicht. Aber ich musste doch zu ihm. Wenn Sebastian und seine Leute ihn…
Weiter darüber nachdenken konnte ich nicht, denn um mich herum wurde alles hell. Eilige Schritte näherten sich mir und gleich darauf wurde mir ein Auge weit aufgerissen.
„Herr Berger? Können Sie mich hören?“, ein komischer Mann schaute mich an und leuchtete mit einem grellem Licht in meine Augen.
Ich öffnete meinen Mund um nach Sammy zu rufen, doch nur ein heiseres Krächzen drang aus meinem Hals empor.
„Was haben Sie gesagt?“
„Sam…“, na endlich, ging doch.
Der Doc verschwand wieder und fing an etwas vor sich hin zu murmeln. Ich konnte nicht genau sagen, wie viele in diesem Raum waren.
Erst als ich meinen Freund wieder erkennen konnte, war ich beruhigt.
„Gleich geht es dir besser…“, flüsterte dieser mir zu und griff wieder nach meiner Hand.
Ich konnte erkennen, dass es ihm nicht gut ging. Unter den Augen hatte er tiefe Ringe und auch so sah er einfach nur fertig aus.
Völlig gelangweilt lag ich in meinem Zimmer herum. Seit einer Woche war ich nun schon hier und eigentlich fühlte ich mich schon viel besser.
Mit ein wenig Glück würde ich in den nächsten Tagen hier heraus kommen.
Die Schmerzen wurden mit jedem Tag ein bisschen besser, laufen ging leider noch gar nicht. Jedes Mal, wenn ich auf die Toilette wollte, musste ich einer Schwester Bescheid sagen. Zum Glück kam Sam jeden Tag her und kümmerte sich die meiste Zeit um mich.
Bis jetzt hatte ich das Gespräch mit meinem Freund vor mir hergeschoben. Eigentlich wollte ich damit warten, bis ich wieder zu Hause war. Doch der Blick mit dem er mich jedes Mal bedachte, fraß sich in mich hinein.
Er gab sich die Schuld für alles, doch das stimmte nicht!
Eigentlich war nur Sebastian schuld. Wäre er nicht so homophob eingestellt, hätte Sam in Ruhe gelassen, dann wäre das alles nicht passiert!
Ein festes Klopfen an meiner Tür riss mich aus meinen Gedanken. Kurz zuckte ich zusammen, mein Herz schlug zwei Takte schneller. Scheiße, wenn das nicht bald aufhörte, müsste ich mir noch einen Psychiater suchen. Jedes Mal, wenn etwas lautstark zu Boden fiel, eine Tür zugeknallt wurde oder es etwas lauter Klopfte zuckte ich zusammen.
Innerlich hatte ich vielleicht doch ein wenig Angst, dass Sebastian hier aufkreuzen würde. Nur um zu sehen, ob ich auch wirklich von der „Schwuchtel-Krankheit“ befreit war.
Eigentlich hatte ich damit gerechnet, dass mein kleiner Knirps seinen Kopf durch die Tür stecken würde, doch ganz das Gegenteil war der Fall.
Zwei Polizisten betraten den Raum und kamen auf mich zu. Mir schwante nichts Gutes. Ich hatte gehofft, diesen Moment noch ein wenig hinauszögern zu können, nicht über das Geschehene sprechen zu müssen. Aber diese Männer waren bestimmt nicht gekommen, um ein Kaffeekränzchen mit mir zu halten!
„Guten Tag Herr Berger. Mein Name ist Kommissar Struckmeier und dies ist mein Kollege Eber.“, er reichte mir fachmännisch die Hand, die ich kurz schüttelte und auch sein Kollege tat es ihm gleich.
Zuerst wurde ich gefragt, ob ich schon bereit wäre meine Aussage zu machen.
Bereit? Konnte man denn je bereits dafür sein?
Ich nickte jedoch brav und erzählte ihnen den ganzen Vorfall. Von einer Anzeige sah ich natürlich nicht ab. Sebastian sollte bluten und zwar richtig.
Obwohl ich es wirklich bescheuert fand, dass ich schon zum zweiten Mal jemanden Anzeigte.
Die Herren schrieben sich alles Notwendige auf, schwiegen dann einen Moment und musterten mich.
„Habe ich das richtig verstanden, Herr Berger: Erst auf ihre Aufforderung hin, begab sich Sebastian zu dem Schrottplatz? Können Sie mir wirklich keine genauen Daten über ihn geben, einen Nachnamen, eine Adresse?“
„Das habe ich doch alles schon gesagt! Und nein, ich habe keine genauen Daten!“, allmählich war ich wirklich genervt.
Ich hatte doch schon alles von Anfang bis Ende erklärt.
„Sollte Ihnen trotzdem noch etwas einfallen, dann rufen Sie uns an.“, Herr Struckmeier und sein Kollege erhoben sich.
Sie suchten ihre Sachen zusammen und verabschiedeten sich gleich darauf.
Ich war völlig fertig.
Ob ich es wollte oder nicht, aber diese Sache hatte mich ziemlich mitgenommen. Erschöpft schloss ich die Augen und hoffte, dass Sammy bald da sein würde.
Als ich wieder wach wurde, war ich immer noch alleine. Verdammt noch mal, wo blieb er denn?
Ich blickte hinüber zum Fenster und stellte fest, dass es bereits dunkel wurde. Aber es war doch heute Samstag, oder nicht? Sam wollte doch schon längst hier sein!
Wieder kroch die Angst in mir hoch, ihm könnte etwas passiert sein und suchte sofort mein Handy aus dem Schränkchen, das neben meinem Bett stand.
Ich drückte die Kurzwahltaste und hörte gleich darauf das Freisignal. Egal, wie oft es jedoch klingelte, Sam ging nicht an sein verdammtes Telefon.
Mit zitternden Händen legte ich wieder auf und rief bei uns zu Hause an. Doch auch dort nahm niemand ab.
Scheiße, wo war er nur? War er Sebastian über den Weg gelaufen? Wenn ja, was hatten sie schon alles mit ihm gemacht?
Panisch setzte ich mich in meinem Bett auf und riss mir den Tropf vom Arm. Ich musste zu ihm, bevor sie noch schlimmeres mit ihm anstellen konnten!
Mühsam raffte ich mich vom Bett und war gerade dabei mich in den Rollstuhl zu setzten, als die Tür aufging.
„Was tust du denn da? Bist du völlig verrückt geworden?“, mein Freund brüllte mich völlig außer sich an und stürmte dann auf mich los.
In Nullkommanichts hatte er mich wieder ins Bett gelegt und sah sich meinen blutenden Arm an. An dieser Stelle hatte ich mir den Tropf raus gerissen.
Ich hingegen starrte ihn nur mit großen Augen an.
„Sammy?“, flüsterte ich erstickt.
Nur um auch ganz sicher zu sein, dass er auch wirklich da war.
„Wer denn sonst, du Idiot?“, zickte er mich an.
Oh ja, das war mein Sam!
Ich griff nach seinem Arm und hatte ihn mit einem Ruck neben mich aufs Bett gezerrt. Obwohl diese Handlung höllisch wehtat, musste es sein. Ich musste ihn jetzt einfach spüren!
„Milan! Was soll…“
Schnell presste ich meine Lippen auf seine, damit er nichts weiter sagen konnte. Scheiße, wie gut der Typ schmeckte!
Immer leidenschaftlicher küsste ich meinen Freund. Ich wollte ihn! Am liebsten hier und jetzt!
Mit einer Hand schob ich sein Shirt nach oben, meine andere wanderte in seine Hose.
**Sam**
Dieser Idiot! Wie zum Teufel kam er nur auf die dumme Idee, sich einfach so den Tropf aus dem Arm zu reißen und durch die Gegend zu wandern und mich dann auch noch aufs Bett zu ziehen und halb tot zu küssen. „Milan! Milan, verdammt lass mich los!“, nuschelte ich undeutlich und versuchte seine Hände abzuwehren. „Milan, lass das!“ Irgendwie schaffte ich es aus dem Bett zu krabbeln und ihn entrüstet anzusehen. „Sag mal, spinnst du? Was sollte das? Und warum reißt du dir den Tropf aus dem Arm und versucht sonst wo hin zu kommen?“, fuhr ich ihn an und drückte auf den Knopf, um eine Schwester zu rufen, bevor Milan auch nur einen Ton sagen konnte.
„Was ist den passiert?“ Die Schwester betrat unmittelbar nachdem ich gedrückt hatte das Zimmer. Milan hob träge seinen Arm und die Schwester stöhnte auf, ehe sie seine Wunde versorgte und einen neuen Zugang legte.
„Sorry.“, murmelte mein Freund, als die Krankenschwester gegangen war, ich stand noch immer vor dem Bett und hatte meine Hände in die Hüften gestemmt. „Das ist alles was dir dazu einfällt? Ernsthaft?“ „Ich dachte dir wäre was passiert, weil du so spät hier warst. Ich dachte eben, Sebastian und seine Freunde hätten dich gefunden und ich wollte dich suchen gehen und dann war ich einfach nur noch so froh, dass du hier warst und dass es dir gut geht und dann…dann wollte ich dir eben zeigen wie froh ich war dich zu sehen.“, erklärte er schließlich und mir tat es schon wieder leid, ihn so angefahren zu haben. „Ich war noch bei der Polizei und hab meine Aussage gemacht, das hat alles etwas länger gedauert.“ Ich setzte mich auf die Bettkante bevor ich weiter redete. „Ich musste alles erzählen. Die ganze Vorgeschichte, alles, was mir je mit Sebastian im Zusammenhang passiert ist.“ Ich starrte auf meine Knie. Das Verhör war anstrengend gewesen, sehr nervenaufreibend und es hatte nicht gerade dazu beigetragen alles zu vergessen, ich wünschte, Milan wäre dabei gewesen, das sagte ich ihm auch. „Komm her.“, forderte er mich auf und rückte etwas bei Seite, sodass ich mich zu ihm unter die Decke legen konnte. „Ab jetzt wird aber alles gut, da bin ich mir sicher.“, flüsterte er mir leise ins Ohr, ich brummte zustimmend. Bestimmt würde alles besser werden, wenn Sebastian endlich seine Strafe bekommen würde, das einzige, was wir noch durchzustehen hatten, war die Verhandlung.
Erst, als Milans Hand meine Brustwarzen erreichte, bemerkte ich, dass er wieder angefangen hatte, mit seiner Hand unter mein Shirt zu wandern. „Milan, was wird das? Hier kann jeder Zeit jemand reinkommen.“ Milan grinste nur. „Ach was, die Nachtschwester war schon da und solange wir leise sind und nicht auf den Kopf drücken, wird auch niemand herein kommen.“ „Aber…ich meine…wir können doch nicht…“, stotterte ich und brach ab. Warum eigentlich nicht? Frech grinste ich meinen Freund an und ich wusste selbst nicht, woher ich diesen Mut nahm, aber die Gefahr und das Abendteuer, das diese Situation mit sich brachte, gefiel mir. „Wenn wir erwischt werden, ist es deine Schuld.“ Ich genoss einen kurzen Moment Milans erstauntes Gesicht, bevor ich ihn küsste. Wir mussten höllisch aufpassen, dass uns niemand hörte oder Milan sich versehentlich den Schlauch für den Tropf erneut aus dem Arm riss.
„Sam, das ist verrückt.“, keuchte Milan, ich hörte ihn nur gedämpft, da ich unter der Decke saß und mit anderen Dingen beschäftigt war, als mir darüber Sorgen zu machen. Wieder hörte ich meinen Namen und spürte eine Hand, die sich schon fast schmerzhaft in meine Haare krallte, bevor Milan anfing sich zu verkrampfen und er kam. Mit erhitztem Gesicht und zerzausten Haaren krabbelte ich wieder nach oben. „Du hast da was.“, grinste mein Freund und wischte mir eine kleine verräterische Spur aus dem Gesicht, ehe er seine Hand in meine Hose wandern ließ. Zeitweise biss ich in das Kissen, um keine Geräusche zu verursachen, was Milan grinsen ließ.
„Sex im Krankenhaus hätten wir damit auch abgehakt, was kommt als nächstes?“, fragte ich lachend, als ich wieder zu Atem gekommen war. „Warte nur ab, bis ich ein eigenes Auto habe.“, drohte Milan und küsste mich. „Ich hätte meine Hose vorher ausziehen sollen.“, bemerkte ich und tapste in das kleine Badezimmer, um zumindest meine Shorts etwas zu reinigen.
„Bleibst du heute Nacht hier?“, wollte Milan wissen, als ich zurück kam und ich nickte nach kurzem Überlegen. Wir stellten uns einen Wecker, damit ich zumindest aus dem Bett raus war, bevor eine Schwester herein kommen würde und kuschelten uns dann zusammen in das kleine Krankenbett. „Wann darfst du wieder nach Hause?“ „Am Montag werde ich entlassen.“, beantworte Milan meine Frage und ich nahm mir vor, ihn zu überraschen.
Am Montag schwänzte ich die Schule, trotzdem stand ich früh auf und brachte die gesamte Wohnung auf Vordermann, bereitete ein Mittagessen vor, bezog unser Bett neu und holte zwei von Milans Lieblingsfilmen aus der Videothek. Pünktlich um vier hörte ich das Tür schloss klicken und sah Milan mit einem Rollstuhl und einer Tasche auf dem Schoß in die Wohnung rollen. „Da bist du ja.“, begrüßte ich ihn und brachte die Tasche ins Schlafzimmer, aus der Küche hörte ich Milans Stimme. „Was kochst du?“, erkundigte er sich und lächelte mich glücklich an, als ich den Raum betrat. „Dreimal darfst du raten.“, forderte ich ihn auf und er tat so, als müsse er überlegen, obwohl ich genau wusste, dass er ahnte, was ich gemacht hatte. „Mhm…Suppe?“, riet er und lachte, ebenso wie ich. „Nein.“ „Dann vielleicht diesen tollen Auflauf, den ich so gerne esse und von dem ich nicht genug bekommen kann, vor allem dann nicht, wenn du ihn machst?“ „Spinner.“ Ich war so froh, dass er wieder Zuhause war, die Tage ohne ihn in der Wohnung, auch wenn ich sowieso die meiste Zeit im Krankenhaus war, waren ziemlich einsam gewesen.
Ich half Milan sich im Wohnzimmer auf das Sofa zu setzen, dann holte ich das Essen und wir sagen uns dabei einen Film an. Ich erledigte auch den Abwasch und räumte die Küche wieder auf, der Film interessierte mich nicht besonders. Als ich zurück ins Wohnzimmer ging, sah er mich liebevoll lächelnd an und erwärmte damit sprichwörtlich mein Herz. „Ich liebe dich, Sam. Aber ich bin so ein Vollidiot.“ Er zog mich an sich, als ich mich wieder auf die Couch gesetzt hatte. „Weißt du, ich dachte, ich könnte es mit Sebastian aufnehmen, also, klar, ich wollte nicht nur mit ihm reden, aber ich wollte ihm meine Meinung sagen und sie möglicherweise mit meinen Fäusten untermauern, sogar Rick war dabei, aber ich hätte nicht damit gerechnet, dass er mit so vielen Leuten dort auftauchen würde. Und ich habe das alles nur ertragen, weil ich es für dich getan habe und weil ich wusste, dass ich dich liebe und weil ich endlich wollte, dass das alles aufhört. Es war dumm, dass ich dachte, dies wäre der richtige Weg gewesen, es tut mir so leid.“ Sanft strich er mir durchs Gesicht. „Weißt du, wer den besten und tollsten und wunderbarsten und schönsten und liebsten und mutigsten Freund auf dieser Welt hat?“ Fragend sah Milan mich an. „Ich. Ich habe diesen Freund. Und weißt du was? Ich liebe den sogar. Abgöttisch liebe ich den.“ Milan wischte mir eine Träne aus dem Gesicht, das Lächeln auf seinen Lippen war wie in sein Gesicht gemeißelt. „Hilfst du mir ins Schlafzimmer?“ Ich holte die Krücken aus dem Flur, die er mitgebracht hatte und Milan humpelte ins Schlafzimmer, ließ sich erschöpft auf das Bett fallen. „Soll ich dir vielleicht auch noch beim Ausziehen helfen?“, fragte ich gespielt spöttisch, dafür warf Milan mir ein Kissen an den Kopf. „Sei nicht so frech.“, verlangte er und zog sich seinen Schuh aus, ehe er versuchte umständlich aus seiner Jeans zu schlüpfen. „Das ist ja nicht mit anzusehen. Außerdem musst du die Schiene abmachen.“ Grinsend schüttelte ich den Kopf und bereite Milan von seinen Klamotten und der Schiene, der sein gebrochenes Bein stabil halten sollte, wenn er sich tagsüber bewegte.
„Gib’s zu, du wolltest nur, dass ich dir helfe.“, forderte ich Milan auf, als auch ich mich ausgezogen hatte und an ihn gekuschelt im Bett lag. „Gar nicht wahr!“, stritt er ab. „Wohl wahr.“, konterte ich, dafür kassierte ich einen Knuff in meine Rippen und ich lachte. „Es ist schön, dich mal wieder lachen zu hören.“, brummte Milan, der mehr oder weniger damit beschäftigt war, sich ausgiebig meinem Nacken zu widmen und ich spürte, wie er mir einen Kuntschfleck verpasste. „Milan…“, nuschelte ich, um ihn davon abzuhalten, aber mein Protest wurde ignoriert und eigentlich war es mir auch egal, ich genoss es wieder mit Milan in unserem Bett zu liegen.
Texte: Alle Rechte liegen bei den Autorinnen
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Lektorat: graf.eros, Danke :)
Tag der Veröffentlichung: 04.08.2012
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Milan -ninchen.3
Sam - Careless