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Die Erkenntnis




Die ersten Sonnenstrahlen erhellten den Raum und weckten Elias aus seinem viel zu kurzen Schlaf. Er öffnete die Augen und richtete sich auf, nur um sich danach wieder stöhnend nach hinten fallen zu lassen. Er hatte wahnsinnige Kopfschmerzen. Elias bereute den Entschluss, gestern viel zu spät nach Hause gekommen zu sein. Scheiß Alkohol, dachte er ärgerlich, quälte sich dann aber doch aus dem Bett, um im Badezimmer nach einer Aspirin zu suchen. Es war Sonntag und Elias war mit Katrin, seiner besten Freundin, und seinem besten Freund Robin feiern gewesen. Sie hatten Karins 16. Geburtstag mit vielen anderen Freunden in einem Club gefeiert und waren danach noch etwas essen gewesen. Elias erinnerte sich undeutlich an seine Ankunft zu hause. Es war wohl gegen vier Uhr morgens gewesen. Missmutig betrachtete er die Uhr im Badezimmer. Diese zeigte grade mal viertel nach elf. Mit einer Aspirin in der Hand trat er vor das Waschbecken und füllte seinen Zahnputzbecher mit Wasser. Er nahm die Tablette und sah in den Spiegel. Seine schwarz-braunen Haare standen wirr von seinem Kopf ab und schrien förmlich danach, endlich mal wieder geschnitten zu werden. Unter seinen braunen Augen lagen tiefe dunkle Ränder und ein leichter Bartflaum bildete sich an Kinn und Wangen. Elias trug lediglich ein Paar Shorts. Sein Blick viel auf seinen Oberkörper, wanderte tiefer bis zu seinem Bauch. Unter dessen Haut zeichneten sich leichte Bauchmuskeln ab, die Elias mit viel Sorgfalt trainierte. Seine Beine waren lang, insgesamt maß er um die 1,85 Meter. Nach einem letzten Blick auf seine eher feinen Gesichtszüge verlies Elias das Bad. Wieder ein weiterer Abend ohne Erfolg, dachte er an gestern zurück und kroch zurück in sein Bett. Er konnte in aller Ruhe weiter schlafen, seine Eltern waren arbeiten und sein kleiner Bruder schon längst aus dem Haus. Mit seinen zehn Jahren war Lukas äußerst selbstständig und Elias dankte ihm dies sehr, immerhin konnte er in Ruhe seinen Rausch ausschlafen.
Als Elias das nächste Mal erwachte, war es bereits nach 14 Uhr. Ohne Kopfschmerzen stand er auf und griff sich seine Jogginghose und ein Shirt, zog sich beides über und schlenderte in die Küche, da sein grummelnder Magen nicht zu überhören war. In der Küche fand er einen Zettel, dem ihm seine Mutter hinterlassen hatte. Sie wies ihn darauf hin, ein Abendbrot für Lukas zu machen und dass sich im Kühlschrank etwas vom gestrigen Mittagessen befand, was Elias sich aufwärmen sollte. Gut, dann muss ich mir nichts kochen, freute er sich und holte den Topf aus dem Kühlschrank. Seine Mutter hatte die restlichen Nudeln mit der Soße verrührt und Elias brauchte den Topf bloß auf den Herd zu stellen. Er beschloss in der Zeit, die sein Essen zum Aufwärmen brauchte, duschen zugehen und ging pfeifend in sein Zimmer, um sich frische Klamotten zu holen. Er höre ein leises Brummen, was wohl von seinem Handy stammte und er begann in einem Berg aus Stoff zu wühlen, griff sich seine gestrige Hose und holte sein Handy aus der Tasche. Katrin rief an. „Hey Süße, wie geht’s dir?“, begrüßte Elias sie fröhlich. „Das sollte ich wohl eher dich fragen, du konntest doch gestern kaum noch laufen. Aber danke für die Frage, mit geht es bestens. Falls du dich erinnerst, ich hab doch gestern diesen Typen kennen gelernt, weißt du, der mit den hoch gegelten Haaren, mit dem rotkarierten Hemd?“, plapperte sie auch schon los und Elias hatte Mühe, ihren Worten zu folgen. Aber an den Kerl erinnerte er sich. Ein gutaussehender Junge, etwas so alt wie er selbst, ein bisschen kleiner vielleicht. Er trug eine schwarze Jeans, die seinen Hintern verdammt gut betont hatte. Ja, Elias fand diesen Kerl zum Anbeißen, dieser war aber leider hetero und flirtete lieber mit Elias‘ bester Freundin und diese stieg natürlich sofort drauf ein, war ja logisch, bei so einem heißen Typen. „Meinst du den, der dich heute anrufen wollte und ich gesagt habe, er macht das eh nicht?“, fragte Elias nach. Ja, das hatte er gesagt. Der Typ wollte Katrins Nummer und versprach, sie am nächsten Tag, also heute, anzurufen. Elias zweifelte dies stark an und das hatte er auch deutlich gesagt und einen tödlichen Blick von Katrin geerntet, die der festen Überzeugung war, der Typ würde sich melden. „Ja, genau der. Und weißt du was? Er hat angerufen, eben grade. Wir gehen morgens ins Kino. Er heißt außerdem Nico. Du hattest Unrecht mein Lieber. Was sagst du jetzt?“, konterte Katrin provozierend, lachte aber, als Elias nichts schlagfertiges dazu einfiel. „Mhm, gut, dann hatte ich halt Unrecht. Wir sehen uns dann morgen in der Schule, ja? Mein Essen steht auf dem Herd und außerdem hast du mich vom Duschen abgehalten.“, er lachte und Katrin legte, ebenfalls lachend, auf. Elias ging zurück in die Küche und seine Gedanken schweiften zum gestrigen Abend zurück. Ja, er war schwul und fand diesen Typen toll aber was sollte er machen? Dieser war hetero und offensichtlich an Katrin interessiert und außerdem wusste keiner seiner Freunde, dass er schwul war. Seine Eltern wussten es ebenfalls nicht. Niemand hatte auch nur die leiseste Ahnung, dass Elias sich für mehr Jungs und nicht für Mädchen interessierte. Warum auch, dachte er. Bis vor einem Jahr hätte er auch selbst nicht daran geglaubt und jeden für verrückt erklärt, der behauptet hätte, er würde eines Tages schwul werden. Immerhin hatte er bereits zwei Beziehungen, einigermaßen glückliche Beziehungen, hinter sich und beide mit Mädchen. Aber irgendwas hatte mit immer gefehlt, gab er zu. Er wusste nur nie, was es war. Als der dann aber, kurz nachdem er 16 geworden war und seine letzte Beziehung zwei Wochen zuvor zerbrochen war, auf einer Party einen Jungen sah, der ihn in seinen Bann gezogen hatte und den Elias nicht mehr aus den Augen lassen wollte, da wusste er, was ihm gefehlt hatte. Es lag weniger an den Mädchen selber, sondern eher daran, dass sie eben Mädchen waren. Elias stellte fest, er war schwul. Auch wenn er es im ersten Moment nicht zugeben wollte. Der andere Typ, Elias erinnerte sich nicht mehr an seinen Namen, wenn er ihn überhaupt gekannt hatte, war ihm auf die Toilette gefolgt. „Du beobachtest mich doch schon die ganze Zeit.“, hatte er dort gesagt und Elias bedeutungsvoll angesehen. Diesem kroch eine Gänsehaut über den Rücken und seine Wangen erröteten. „Ich..also…das..“, stammelte er. „Kein Ding. Du hast ne tolle Figur.“ Mit diesen Worten lächelte der andere Ihn an und neigte sich dann vor, um ihm ins Ohr zu flüstern: „Du hattest noch nie etwas mit einem Jungen, oder? Willst du das ändern?“ Elias konnte nicht denken, sein Blut war in andere Körperregionen gewandert und der warme Atem, der gegen sein Ohr und seinen Nacken strich, machte ihn völlig verrückt. Er starrte den anderen an und dieser lächelte erneut und drückte dann seine Lippen auf Elias‘. Zunächst erschrak dieser und wollte zurück weichen, ein Waschbecken hinderte ihn daran und er gab den Wiederstand auf und genoss den Kuss, der so anders war, als all die Küsse, die er je mit einem Mädchen gehabt hatte. Die Lippen des anderen waren weich und die Zunge, die sich nun sanft in seinen Mund schob war sanft, aber fordert und er küsste einfach toll. Sie lösten sich erst, als beide keine Luft mehr bekamen und sie standen sich heftig atmend gegenüber. Der andere sah Elias ein letztes Mal an, lächelte schonwieder und verschwand. Elias hauchte ihm noch ein „Danke“ hinterher, war sich aber nicht sicher, ob er noch gehört worden war. Immer noch nach Luft ringend stand er an das Waschbecken gelehnt und stellte fest, dass sich einiges an Blut in seinen unteren Körperregionen gesammelt hatte. So konnte er doch nicht wieder unter Leute gehen! Er ging zu eine der Toiletten und schloss sich in der Kabine ein. Im Kopf ging er mehrmals die Bilder des Kusses durch und sein Hand das das Übrige und Elias biss sich auf die Lippen, um nicht zu laut zu schreien, als ihn ein Orgasmus überkam. Er lehnte sich mit dem Kopf gegen die Tür und holte Luft. Das war doch verrückt. Er war nicht schwul, dachte er. Aber dieser Kuss hatte es ihm gerade mehr als deutlich gemacht. Er säuberte sich notdürftig mit Toilettenpapier, richtete seine Kleidung und trat zurück auf die Party. Der andere sah ihm, grinse diesmal, als ob er wüsste, was Elias gerade getan hatte und verabschiedete sich bereits und verschwand, bevor Elias auch nur einen Schritt in seine Richtung machen konnte. Seit dem hatte er den Kerl nie wieder gesehen, er hatte ihn nur noch als Gedanken in seinem Kopf. Groß, schlank, blond und strahlende blaue Augen, das war alles, an was sich Elias erinnern konnte. Was er mit Sicherheit wusste war, dass er seit diesem Tag wusste, dass er wirklich schwul war und dieses Geheimnis schleppte er bereits seit über einem Jahr mit sich herum, ohne irgendjemandem davon zu erzählen. Nicht einmal Katrin hatte er es gesagt, es wollte ihm einfach nicht über die Lippen kommen. Er hatte es schon mehrfach versucht, beim fünften Versuch hatte er aufgehört zu zählen. Aber egal wie oft er sich die Worte zurecht gelegt hatte, jedes Mal, wenn es darum ging, sie auszusprechen, blockierte ein großer Kloß seinen Hals und wollte partout nicht verschwinden. Katrin bekam von diesem inneren Kampf nichts mit. Was wohl auch besser war, sonst würde sie noch anfangen ihn mit Fragen zu löchern und misstrauisch werden und merken, dass Elias ein Geheimnis vor ihr hatte und er könnte es nicht einmal abstreiten, weil sie recht haben würde. Elias saß in einer verdammten Zwickmühle und wusste nicht, wie er da wieder rauskommen sollte.
Gelangweilt und frustriert über seine Situation stocherte Elias in den Nudeln herum, die nun mehr oder weniger kalt geworden waren. Der Appetitt war ihm vergangen. Er lies das Display seines Handy aufleuchten und betrachtete das Hintergrundbild. Ein schwules, sich küssendes Pärchen. Klar, es war gefährlich, wenn das Bild jemand sehen würde, würde sein Geheimnis nicht mehr länger eines sein, aber Elias hatte sich daran gewöhnt, immer sein Handy vor anderen zu verbergen. Er ließ andere nicht damit telefonieren, benutzte es nicht, wenn andere ihm über die Schulter schauten. Wie sollte er ahnen, dass dieses Bild ihm bald zum Verhängnis werden sollte?
Den restlichen Tag verbrachte Elias vor dem Fernseher, nachdem er die Küche aufgeräumt und geduscht hatte. Er sah sich erst einen Actionfilm an und schaltete sich später durch die verschiedenen Sender. Dabei stieß er auf einen Sender, der gerade eine Talkshow ausstrahlte. „Homosexualität“ stand in der Beschreibung und in der Talkrunde saßen ein schwules Paar, eine lesbische Frau, sowie ein Psychologe und die Moderatorin. Das Gespräch drehte sich wohl gerade um Erlebnisse mit homophoben Menschen und das Pärchen konnte wohl einiges dazu erzählen. In dem Moment klingelte das Telefon. „Elias Hoffer, Hallo?“, meldete Elias sich. „Hey, Robin hier. Mach mal den Fernseher an. Da läuft grad so ne Talkshow über Schwule.“, antwortete Elias‘ Kumpel. „Ähm, okay. Und warum, wenn man fragen darf?“, fragte Elias verwundert. Warum rief Robin in wegen dieser Talkshow an? Ahnte er etwas? „Ich find es richtig eklig, dass man so ein stockschwules Paar im Fernsehen zeigt. Damit verdirbt man doch voll die ganzen Jugendlichen, die denken dann doch, dass es voll okay ist, wenn man schwul ist oder so. Ist doch voll krank.“, regte sich Robin nun auf und Elias war erstmals ziemlich sprachlos. Was hatte sein Kumpel gerade gesagt? Er wusste, dass er nicht unbedingt ein sehr schwulenfreundlicher Mensch war, aber für so homophob hatte er ihn nicht gehalten. „Aber wenn sie nun mal auf Typen stehen? Das ist immerhin keine Krankheit.“, versuchte Elias das Paar, oder besser gesagt sich, zu verteidigen. „Mensch Elias, stell dir doch mal vor, du wirst im Club von so einem schulen Arsch an gegraben oder der packt dich an oder was weiß ich.“, Robin hatte sich in Rage geredet. Schön wär’s, dachte Elias. Und wenn ich dir das sagen würde, wäre ich tot. „Das wird schon nicht passieren. Lass sie doch schwul sein, braucht uns doch nicht zu kümmern. Außerdem, seit wann guckst du Talkshows? Hast du mich eigentlich nur deswegen angerufen?“ Ein Versuch von Elias, um Robin vom Thema abzulenken. „Weiß nicht, hab das halt grad zufällig gesehen. Ich wollte aber eh noch anrufen. Hast du schon für Bio gelernt? Ich versteh das nicht so ganz.“ „Nein, aber ich fang gleich damit an. Wenn du was nicht verstehst solltest du vielleicht Katrin anrufen, die kann das besser als ich.“ Das Ablenkungsmanöver hatte ja gut funktioniert, stellte Elias zufrieden fest. „Na gut, ruf ich halt Katrin an. Bis morgen dann.“ Ehe Elias die Möglichkeit hatte zu antworten, hatte Robin schon aufgelegt. Das war ja gerade nochmal gut gegangen, dachte Elias. Er hoffte nur, dass Robin keinen Verdacht geschöpft hatte. Elias schaltete den Fernseher aus und setzte sich an seinen Schreibtisch. Er musste auch noch für die morgige Biologie-Klausur lernen.

Ein ganz normaler Vormittag




Am nächsten Morgen war Elias ziemlich müde, als er aufstand, um in die Schule zu gehen. Er hatte schlecht geschlafen und überlegt, ob er nicht doch jemanden einweihen sollte. Er packe seine Schulsachen, zog sich an und fuhr mit dem Fahrrad zur Schule. Bei den Fahrradständern traf er auf Katrin, die ihn freudestrahlend begrüßte und sofort anfing, Elias voll zu quatschen. „Ich freu mich ja schon so auf heute Abend. Kaum zu glauben, dass Nico wirklich mit mir ausgehen will. Wir gucken einen ganz tollen Film und er hat gesagt, er lädt mich ein und danach wollen wir noch Pizza essen gehen und ich freu mich ja so.“, sprudelten die Worte aus ihrem Mund und Elias lächelte. Er freute sich ja für Katrin. „Na dann. Ich bin grad eher froh, dass wir gleich die Biologieklausur schreiben und danach nur noch Kunst haben und wieder nach Hause gehen können.“ Sie steuerten die Schultür an und gerade als die die Eingangshalle betreten hatten, klingelte Katrins Handy. „Hallo?“, meldete sie sich und lächelte dann glücklich. Sie telefonierte ein paar Minuten und legte dann wieder auf. Ein enttäuschter Ausdruck lag auf ihrem Gesicht, als sie sich wieder an Elias wandte. „Nico hat abgesagt. Er sagt, sein bester Kumpel hat Beziehungsprobleme und er muss jetzt für ihn da sein. Aber er sagt, ich kann mir überlegen, ob er seinen Kumpel mitbringt zum Kino und ich noch jemanden mitbringe, so dass sein Kumpel heute Ablenkung bekommt und wir trotzdem ins Kino gehen können, ohne dass jemand außen vor ist. Was meinst du, soll ich zusagen?“, fragend sah sie Elias an. „Also, wenn es dich nicht stört, ich würde mitkommen.“, bot dieser freundlich an. „Ohh, das wär ja so toll, wenn du das für mich machst. Was meinst du, kommst du dann nach der Schule zu mir und hilfst mir dabei ein passendes Outfit zu finden?“ Katrin fiel ihm um den Hals. „Klar, ist dich selbstverständlich. Aber jetzt ruf mal deinen Nico an und dann schreiben wir erst mal eine Bio-Klausur.“ Katrin verschwand freudestrahlend in einer ruhigeren Ecke und dann sah Elias auch schon Robin auf sich zu kommen. Sie begrüßten sich mit einem Handschlag. „Ich hab gestern Abend noch mit Katrin telefoniert, aber ich kann immer noch nichts. Wie zum Teufel soll ich diese Klausur schaffen?“, fragte ihn Robin verzweifelt. Für ihn stand eine Menge auf dem Spiel. Eine schlechte Note dieser Klausur bedeutete auch eine schlechte Zeugnisnote und dies wohlmöglich, dass Robin das Jahr wiederholen musste, da Biologie nicht sein einziges Problemfach war. „Das schaffst du schon. Sollen wir den Stoff nochmal kurz durchgehen?“, versuchte Elias ihn nun aufzuheitern. Robin nickte und sie gingen zu einem der Tische, die in einer Nische der Halle standen. Dort saßen schon ein paar Leute aus ihrem Biologiekurs und sie setzten sich dazu. „Und? Was glaubt ihr? Schwer, oder eher nicht?“, fragte Elias in die Runde. Ein Mädchen, Rica, sah von ihrem Buch auf. „Naja, ich glaube nicht, dass es super einfach wird, aber wir schaffen das schon.“, aufmunternd lächelt sah sie die anderen an, die zustimmend nickten oder irgendwas Unverständliches brummten, ohne von ihren Unterlagen aufzusehen. Elias schlug sein Buch auf und begann Robin etwas über DNA und Vererbung zu erzählen, als Katrin von hinten an ihn heran trat und ihn sein Ohr flüsterte. „Nico sagt, für ihn und seinen Kumpel ist es okay. Aber er lässt fragen, ob wir uns vorher in einem Café treffen, um ein bisschen zu quatschen, weil wir uns ja nicht alle gegenseitig kennen.“ Elias drehte sich um und nickte. „Geht klar. Ich muss zwar mein Mittagessen ausfallen lassen, aber für dich tu ich doch fast alles.“ Grinsend wand er sich wieder um und redete weiter mit Robin. Katrin boxte ihm gegen die Schulter, murmelte dann ein „Schleimer“ an sein Ohr und verschwand, um weiter zu telefonieren. Elias und Robin gingen noch weiteren Stoff durch, als die Schulklingel läutete und die beiden sich mit den anderen auf den Weg zum Klassenzimmer machten. Katrin stieß auf der Treppe zu ihnen und machte ein glückliches Gesicht und summte fröhlich vor sich hin. Elias wünschte Robin noch viel Glück, als der Lehrer den Flur betrat und das Klassenzimmer ansteuerte. Der Reihe nach betraten die Schüler den Raum. Katrin und Elias ließen sich auf ihre Plätze sinken, die sich weiter hinten im Raum befanden und die beiden lächelten Robin an, der sich nun ebenfalls auf seinen Platz setzte und aussah wie ein Häufchen Elend. Der Lehrer verteilte die Aufgabenblätter und die nächsten 90 Minuten war Elias schwer damit beschäftigt, die Aufgaben zu lösen, die sich als nicht ganz so einfach herausstellten. Katrin war als eine der Ersten fertig und verließ den Raum, nachdem sie Elias einen aufmunternden Blick zugeworfen hatte. Auch er beendete seine Arbeit kurz darauf, packte seine Tasche und gab die Arbeit beim Lehrer ab, ehe er den Raum verließ. Auf dem Flur traf er Katrin. „Und? Wie ist es gelaufen? Ich fand es gar nicht so schwer. Also nicht einfach aber auch nicht schwer.“, fragte sie. „Naja, du bist ja sowieso ein Genie, deine Einschätzung zählt nicht.“, gab Elias grinsend zurück. „Aber ich glaube, ich hab das noch so einigermaßen hinbekommen. Ich hoffe, Robin kommt klar.“ Sie gingen die Treppen hinunter und setzten sich auf eine Bank. „Ich freu mich ja so auf nachher. Und danke nochmal, dass du mitkommst Elias, wirklich. Der Freund von Nico ist bestimmt nett und das wird ein ganz toller Nachmittag, da bin ich mir sicher.“ „Ja, bestimmt. Aber ist doch selbstverständlich, dass ich mitkomme. Ich geh mal kurz telefonieren, meiner Mutter sagen, dass ich nicht zum Mittagessen komme.“ Elias erhob sich und griff sich sein Handy aus der Tasche. Ein paar Meter weiter ließ er das Display aufleuchten und betrachtete das Bild. Er lächelte und wählte dann die Telefonnummer seines Zuhauses und wartete. „Hoffner, guten Tag.“ Meldete sich seine Mutter. „Hallo Mum. Ich fahr nach der Schule mit Katrin erst in ein Café und danach noch ins Kino und etwas Essen. Brauchst nicht für mich mit zu kochen.“, erklärte Elias. „Das finde ich aber schön. Das ist toll, dass du dich mit Katrin so gut verstehst. Viel Spaß euch beiden.“ Elias konnte das Grinsen seiner Mutter förmlich vor sich sehen und verdrehte die Augen. Was sie bloß wieder dachte. Er machte sich aber nicht die Mühe seine Mutter aufzuklären und verabschiedete sich. Inzwischen hatte auch Robin seine Klausur beendet und saß neben Katrin. „Und wie war’s? Was musst du eigentlich mindestens schreiben, damit du keine fünf bekommst?“, wollte Katrin wissen, als Elias bei der Bank ankam. „Naja, ne vier sollte es schon werden. Ich konnte einen Teil der Aufgaben sogar, aber die letzte fand ich wirklich schwer. Ich hoffe, es wird eine vier.“ Elias konnte das gut nachvollziehen, auch er hatte Probleme bei der letzten Aufgabe gehabt und auch Katrin nickte zustimmend. „Du hast Recht, die letzte Aufgabe hatte es wirklich in sich. Aber keine Sorge, du schaffst das schon.“ Ein Klingeln beendete die Schulstunde und leitete die Pause ein, die die drei Freunde schweigend verbrachten. „Wie froh ich jetzt über eine entspannte Kunststunde bin.“, meinte Elias, als die drei sich am Ende der Pause auf den Weg zu den Kunsträumen machten. „Nur weil du zeichnen kannst und Frau Heinrich dich mag.“, kommentierte Katrin. „So gut bin ich jetzt auch wieder nicht. Du musst nur sagen, was sie hören will, dann mag sie dich.“, verteidigte Elias sich und alle drei lachten. Die zu ihrem Raum war offen und sie betraten diesen mit anderen Schülern zusammen. Sie setzten sich und Elias erhob sich sofort wieder, um ein Fenster zu öffnen. Die Lehrerin, Frau Heinrich, betrat den Raum und begann mit dem Unterricht.
20 Minuten später waren alle damit beschäftigt ein Metamorphose Bild zu zeichnen und Elias freute sich. Er konnte recht gut zeichnen, war kreativ und hatte eine gute Idee, was man von Katrin und Robin nicht gerade behaupten konnte. Elias hatte mehrere Vorzeichnungen erstellt und sich dann für seine beste Idee entschieden, die er nun ausarbeitete. Er schob seine, für ihn nun unbrauchbaren, Vorzeichnungen zu Katrin und Robin, die ihn dankbar anlächelten und sich die Skizzen ansahen. „Warum bist du nur so unglaublich kreativ? Sogar deine Vorarbeiten sind besser als das, was ich in einer Stunde fabriziere.“ Ungläubig schüttelte Katrin den Kopf. „Tja, irgendwas muss es ja geben, was ich besser kann als du.“, entgegnete Elias und arbeitete dann weiter an seiner Zeichnung. „Ihr habt noch eine halbe Stunde, dann gebt ihr eure Zeichnungen ab und könnt gehen.“, ertönte es von vorne und Elias‘ Freunde fingen an, panisch zu arbeiten. „Leute, beruhigt euch. In einer halben Stunde schafft ihr das locker und es sieht viel besser aus, wenn ihr nicht so hektisch seid.“, lachte er nun über seine Freunde.
Am Ende der Stunde hatten dann doch alle drei etwas Gutes abgeliefert und verließen die Schule. Sie freuten sich auf einen entspannten Nachmittag und Katrin ganz besonders. Am Schultor verabschiedeten sie sich von Robin und Elias und Katrin fuhren mit ihren Fahrrädern zu Katrin nach Hause.

Max, oder: Der Kinobesuch




„Hallo Papa, ich bin zu Hause. Ich hab Elias mitgebracht, wir sind aber in einer Stunde wieder weg.“, rief sie durchs Haus und verschwand dann mit Elias in ihrem Zimmer. „Also, was soll ich anziehen?“, sagte sie mehr zu sich selbst als zu Elias, als Katrin sich vor ihren Kleiderschrank stellte und dessen Inhalt kritisch betrachtete. Ellas hatte sich inzwischen auf Katrins Bett gesetzt und wartete auf seinen Einsatz als Sylingberater. Katrin durchforstete auch die hintersten Ecken ihres Schrankes, die Hälfte der Kleidungsstücke lag schon auf dem Boden trotzdem fand sie nichts, womit sie zufrieden gewesen wäre. Resigniert ließ sie sich neben Elias sinken. „Ich finde einfach nichts. Ich muss absagen, so kann ich nicht losgehen.“, maulte Katrin. „Du hast einen ganzen Schrank voll Klamotten, da wird sich ja wohl irgendwas finden lassen.“ Elias zeigte auf den Schrank. „Darf ich?“ Katrin nickte und Elias begann in den verschieden Haufen zu wühlen, die sich im Schrank und auf dem Boden befanden. Dabei stieß er auf eine schwarze Röhrenjeans und ein schlichtes grünes Top. Er warf beides zu Katrin. „Zieh das mal an, ich such ne Jacke oder irgendeinen Schal oder so was in der Art.“ Katrin zog sich um, während Elias weiter kramte und bald darauf ein schönes weißes Tuch mit Blumenmuster zu Tage förderte. „Kann ich mich umdrehen?“, fragte er. „Ja, solange brauch ich auch nicht, um mir was anderes anzuziehen.“, antwortete Katrin und Elias hielt ihr nun das Tuch hin. „Ich wusste gar nicht, dass ich das noch habe.“ „Kein Wunder bei dem ganzen Zeug, was du da in deinem Schrank hast. Du solltest mal wieder ausmisten oder zumindest irgendeine Art von System da rein bringen.“ Sie lachten beide und Katrin band sich das Tuch um, um sich danach kritisch im Spiegel zu betrachten. Auch Elias betrachtete sein Werk. Die Hose stand ihr gut und das Top hatte einen Ausschnitt, der zwar ihre Brüste betonte, aber nicht zu viel Haut zeigte. Ihre blonden Haare fielen in kleinen Wellen über ihre Schultern, die grün-braunen Augen blickten ihm aus dem Spiegel glücklich entgegen. Wäre ich nicht schwul, würde ich jetzt wohl anfangen zu sabbern, dachte Elias. Er war stolz auf seine beste Freundin, die wirklich wahnsinnig hübsch war. „Elias, du hast es malwieder geschafft mich zu retten.“, kommentierte sie ihr Outfit lachend und umarmte ihren besten Freund. „Wann treffen wir uns eigentlich mit den beiden?“ Katrin sah auf die Uhr. „Scheiße, wir müssen schon in einer halben Stunde am Café sein. Der Bus fährt ja schon in sieben Minuten.“ Hastig zog sie ein paar Schuhe an und griff ihre Tasche. „Komm schon, sonst kriegen wir den Bus nicht.“ Zusammen rannten sie die Treppe runter, Katrin rief noch ein „Tschüss, bis später.“ durchs Haus und schon waren die beiden auf dem Weg zur Haltestelle. Dort angekommen, mussten sie erst mal Luft holen, da sie sich ziemlich beeilt hatten. Das war auch gut so, denn keine Minute später hielt der Bus vor ihnen und sie stiegen ein, fuhren Richtung Innenstadt. Nach etwa 20 Minuten waren sie am Café angekommen und warteten nun auf Nico und seinen Freund. „Seh' ich gut aus? Kann ich so rumlaufen? Meinst du, ich gefalle Nico?“, plapperte Katrin nervös. „Dein Hintern sieht in der Hose unglaublich gut aus, deine Augen werden ihn verzaubern und er wird sabbern, wenn er dich sieht.“, versuchte Elias ernsthaft zu sagen, der letzte Teil seines Satzes ging aber eher in seinem Lachen unter und Katrin sah in perplex an. „Nein, im Ernst, du siehst toll aus.“ Katrin boxte ihm in den Bauch und Elias krümmte sich nach vorne. „Das hast du davon, du elender Schleimer.“ Sie grinsten sich an und fingen an zu lachen. Gerade als sie sich wieder beruhigt hatten, sah Elias Nico und einen fremden Jungen auf sie zukommen. ER stieß Katrin an, diese versuchte nach schnell ihre Haare zu richten und setzt dann ein strahlendes Lächeln auf. „Hallo. Das ist Max.“ Nico zeigte auf seinen Begleiter. Dann zeigte er auf Katrin und Elias. „Max, das sind Elias und Katrin.“ Max sah vom Boden auf und murmelte ein „Hey.“ Krass, er ist echt ganz schön fertig, dachte Elias. „Hallo Nico.“, sagte Elias nun freundlich und auch Katrin begrüßte ihr Date. „Also ich bin dafür wir gehen erst mal rein und suchen uns einen Tisch.“, schlug Nico vor und erntete zustimmendes Nicken. Sie hatten Glück, im Café war es recht voll, trotzdem fanden sie noch einen Tisch für vier Personen. Elias setzte sich so hin, dass er sowohl in der Ecke, als auch mit dem Blick zur Tür saß, ein Tick von ihm. Er konnte es nicht leiden, wenn er am Gang saß oder die Tür nicht sehen konnte. Katrin nahm neben ihm Platz, Nico gegenüber von ihr und Max setzte sich gegenüber von Elias. Dieser hatte nun auch die Möglichkeit, die beiden Jungs zu beobachten, da Max schweigend den Tisch vor sich anstarrte und Nico ein Gespräch mit Katrin begonnen hatte. Während Elias die Karte des Cafés studierte, beobachtete er dabei zunächst Nico. Dieser sah genauso gut aus, wie er ihn in Erinnerung hatte. Seine Haare waren genauso gestylt wie letztes Mal und seine braunen Augen blitzen fröhlich. Heute trug er ein blaues T-Shirt. Elias hatte eine Entscheidung getroffen und reichte die Karte an Max weiter. Dieser sah nur kurz auf, dieser kleine Moment genügte, damit Elias die unendliche Traurigkeit in seinen Augen sehen konnte und das machte ihn irgendwie betroffen. Während Max nun ebenfalls in der Karte blätterte, sah Elias ihn genauer an. Dabei stellte er fest, dass Max mindestens genauso gut aussah wie Nico. In dem kurzen Moment ihres Blickkontaktes konnte Elias sehen, dass Max unglaublich blaue Augen hatte. Vermutlich leuchten sie richtig schön, wenn er nicht so traurig wäre, dachte er. Seine Gesichtszuge waren weich, aber trotzdem männlich und seine Lippen hatten einen schönen Schwung. Bei ihrer Ankunft hatte Elias bemerkt, dass Max kleiner und schmaler als er selbst war. Er trug eine dunkle Jeans und ein grünes Hemd, dessen Ärmel Max hochgekrempelt hatte und das ihm gut stand, wie Elias feststelle. Unwillkürlich lächelte er und fragte sich, welche Probleme Max wohl in seiner Beziehung hatte. Ob er verlassen worden war? Oder betrogen wurde? Er konnte ihn ja nicht einfach danach fragen, schließlich kannten sie sich gerade mal zehn Minuten. Völlig in seinen Gedanken versunken, bemerkte Elias nicht, dass Katrin mit ihm sprach. „…Elias?“ Sie rüttelte an seiner Schulter und erst da bemerkte er, dass die anderen drei ihn ansahen. „Ähm, was? Tut mir leid, ich war in Gedanken.“, entschuldigte er sich. „Ich hab dich gefragt was du bestellen willst.“ „Einen Latte mit Vanille.“ In dem Moment kam auch schon eine Bedienung und Katrin gab die Bestellung für alle auf. Max bestellte ebenfalls einen Latte mit Vanille, Katrin trank weißen Kakao und Nico entschied sich für einen Zitronen-Milchshake. Elias beteiligte sich nun an dem Gespräch, an dem nun auch Max teilnahm. Dieser schien langsam aus seinem Schneckenhaus zu kriechen und die Ablenkung tat ihm offensichtlich gut. Elias konnte weniger Traurigkeit in seinen Augen sehen. „Ich weiß, ich kenne dich erst seit ein paar Minuten und wenn du nicht darüber sprechen willst, dann kann ich das verstehen, aber ich frage trotzdem. Was für Probleme hast du in deiner Beziehung?“, wollte Katrin wissen, kurz nachdem ihnen die Getränke serviert worden waren. Elias war dankbar dafür, so musste er die Frage nicht stellen. Max nahm einen Schluck von seinem Latte, ehe er antwortete. „Also, ich kann verstehen, dass du fragst. Naja, das ist halt ein größeres Problem. Ich weiß nicht, was Nico erzählt hat.“, fragend sah er nun seinen Kumpel an. Dieser schüttelte den Kopf und Max schien zu wissen, was das bedeutete. „Okay, er hat nichts gesagt. Naja, also ich bin schwul.“ ER machte eine kurze Pause und Elias sah ihn ungläubig an. Es schein so einfach zu sein, zuzugeben, schwul zu sein. Warum schaffe ich bloß nicht, es Katrin zu erzählen, wenn andere es schaffen, es sogar Fremden zu erzählen, fragte Elias sich innerlich. „Und was ist dann das Problem an der Sache?“, wollte Elias wissen. „Du bist nicht geschockt oder angewidert oder was weiß ich, weil ich schwul bin?“ Max schien ungläubig über Elias‘ Reaktion. Wenn du wüsstest, dachte dieser nur. „Quatsch, warum sollten wir? Oder hast du uns für schwulenfeindlich gehalten?“, rettete Katrin Elias vor einer Antwort. „Was? Nein natürlich nicht. Wenn das so rüber kam, dann tut mir das leid. Aber es ist auch nicht üblich, dass Menschen meine…ich sag mal Neigung, einfach so hinnehmen. Das hat mich einfach nur erstaunt und ehrlich gesagt, bin ich froh darüber. Vor allem Männer reagieren eher abwesend auf mich, als würde ich gleich über sie herfallen oder was weiß ich, was sie alles denken.“ Abfällig schnaubte Max. Elias konnte das in gewisser Weise verstehen, Robin schien ja ähnlich zu denken, dachte man an die Ausdrucksweise gegenüber Elias, als sie über die Talkshow gesprochen hatten. „Das stell ich mir irgendwie ziemlich scheiße und auch ganz schön hart vor. Aber keine Sorge, ich verurteile dich nicht deswegen. Wenn du auf Kerle stehst, dann ist das halt so, würde ich das nicht akzeptieren, wäre ich schon längst aufgesprungen und verschwunden. Stimmt’s Katrin?“, wollte Elias alle Bedenken von Max zerstreuen. Die Angesprochene nickte heftig und auch Nico sagte endlich was. „Ich hatte euch extra nicht gesagt, das Max schwul ist, ich wusste nicht, wie ihr reagiert, auch weil Katrin gesagt hat, sie bringt ihren besten Freund mit und so. Aber ich find’s toll wie ihr das akzeptiert.“, er lächelte Katrin und Elias an. Allen war die Erleichterung anzusehen und das Gespräch verlief nicht mehr so stockend wie davor. Max erzählte, welche Probleme ihn im Moment plagten. „Also das Problem liegt einfach darin, dass mein Freund zwar schwul war, dies aber nie zugeben wollte. Er hatte sich immer geweigert sich zu outen, aus Angst vor den Reaktionen anderer Menschen. Wir mussten die Beziehung also geheim halten, nur Nico wusste davon. Mir ging das mit der Zeit ziemlich gegen den Strich, ich wollte nicht ständig darauf achten müssen, dass niemand davon etwas mitbekam. Jedenfalls hat er mich gestern Abend angerufen und meinte, er sei gar nicht so schwul wie er immer gedacht hatte. Er hätte ein Mädchen kennen gelernt und fände sie attraktiv und er wolle sich von mir trennen. ER sagt, ich hätte ihm immer zu viel Druck gemacht und ihn gedrängt und allesgetan, damit der glaubt, er sei schwul.“ Max schluckte am Ende hart und Elias sah eine kleine Träne in seinem Augenwinkel. „Das ist echt hart. Was für ein Arsch ist das bitte? Und feige noch dazu.“ Elias schüttelte den Kopf, Max tat ihm einfach leid. „Ich könnt euch nicht vorstellen wie sauer ich auf diesen Kerl bin. Ich habe immer gesagt, er tut Max nicht gut, weil er nicht zu ihm steht und es hat mir tierisch angekotzt, wie es Max runtergezogen hat. Außerdem hatten sie einen heftigen Streit, weil Max mit nach drei Wochen erzählt hat, dass sie ein Paar waren. Ich konnte diesen Typen noch nie leiden und leider hat sich meine Vermutung bewahrheitet.“ Man konnte Nico ansehen, dass er wirklich wütend war und wahrscheinlich am liebsten auf diesen Mistkerl losgegangen wäre. So diskutierten sie noch eine Weile weiter und irgendwann sah Elias auf seine Uhr. „Leute, ich will das Gespräch ja jetzt nicht unterbrechen, aber wenn wir noch ins Kino wollen, sollten wir langsam mal losgehen.“ Sie winkten einen Kellner herbei, bezahlten und verließen das Café. Auf dem Weg Richtung Kino zog Elias Max ein Stück nach hinten, sodass Nico und Katrin ein paar Meter vor ihnen gingen und sich ungestört unterhalten konnten. „Lassen wir ihnen ein bisschen Zeit für sich.“, murmelte Elias und folgte ihnen in einigem Abstand mit Max an seiner Seite. „Ich habe eh ein total schlechtes Gewissen, weil Nico unbedingt drauf bestand, dass ich mitkomme, weil er mich nicht alleine lassen wollte, seine Verabredung aber auch nicht absagen wollte. Aber eigentlich ist der Tag bisher doch noch ganz gut geworden.“ Freundlich lächelte Max Elias an und in diesem breitete sich ein warmes Gefühl aus. Verdammt, das ist nicht gut, schimpfte Elias innerlich. Er konnte sich ja wohl kaum in einen Kerl verliebt haben, den er eine Stunde kannte. Er war sich sicher, sich das nur einzubilden, weil er wusste, dass Max schwul war. Ganz sicher war es so. Schweigend gingen sie nebeneinander her und nach einer viertel Stunde errichten sie das Kino. Sie kaufen Karten für einen Psychothriller, was Elias ganz gut fand, da er solche Filme gerne sah und dabei abschalten und in die Filmwelt eintauchen konnte. Nico kaufte eine Tüte Popcorn für sich und Katrin und auch Elias lud Max zu einer Tüte ein. Als sie dann den Kinosaal betraten und Max vor Elias ging, konnte er einen Blick auf seine Beine und seinen Hintern werfen und stellte fest, dass seine Hose unverschämt tief auf seinen Hüften lag und wie sehr ihn dieses Bild anmachte. Falscher Gedanke, schoss es ihm durch den Kopf. Ich muss erst mal alles klären und außerdem hat Max grad ne Beziehung hinter sich, mit diesen Gedanken ließ Elias sich in seinen Sessel fallen, links von ihm Max, rechts Katrin und daneben Nico. Sie plauderten noch ein bisschen, dann dunkelte sich der Saal ab und die Werbung begann. Elias schielte im Halbdunkel immer wieder zu Max, dieser jedoch sah nur gelangweilt die Kinoleinwand an. Plötzlich neigte er sich zu Elias und flüsterte ihm etwas zu. „Ich hasse diese ewig lange Werbung, bevor der Film anfängt.“ Sein Atem strich über Elias Ohr und sein Gesicht und hinterließ einen leichten Geruch nach Pfefferminze. Elias kroch eine Gänsehaut über den Rücken und sein Herz schlug schneller. Mistkerl! Ob er wohl wusste, was er grade mit mir macht, fragte sich Elias. Der Film begann und Elias versank in der Welt des Filmes und nahm seine Umwelt erst wieder wahr, als der Abspann begann und das Licht langsam heller wurde. Er blickte zu Max, der gerade aufgestanden war und seine Arme nach oben streckte. Dadurch konnte Elias einen Blick auf seine schmalen Hüften erhaschen, da sein Hemd etwas hoch gerutscht war. Elias wand schnell den Blick ab, ehe es noch jemand merken würde und folgte Katrin und Nico, die schon in Richtung Ausgang unterwegs waren. Elias würde noch wahnsinnig werden, wenn Max den Rest des Tages so weiter machte, das wusste er.

Nach Hause




Nachdem sie das restliche Popcorn entsorgt hatten und vor die Tür getreten waren, mussten die vier sich zunächst dann das helle Licht gewöhnen. „Also, wer hat alles Hunger?“ Nico blickte in die Runde und hob die Hand. Die anderen drei stimmten ihm zu und sie schlenderten gemütlich zu einem Pizzarestaurant, wo es wirklich gute Pizza gab. „Wollen wir da essen oder die Pizza irgendwo mit hinnehmen?“, wollte Katrin wissen, als sie den Laden betraten. Die Frage war nachvollziehbar, es roch nicht besonders gut im Laden. „Ich bin dafür, wir nehmen sie mit und fahren in den Park.“, schlug Max vor und die Idee stieß auf Zustimmung, weil niemand eine bessere Idee hatte, aber auch keiner hier essen wollte. Sie bestellten ihre Pizzen und warteten eine viertel Stunde. Die kleine Gruppe beschloss, den Weg zum Park zu Fuß zurück zu legen und marschierte los. Elias und Max hielten sich wieder etwas zurück und Katrin und Nico gingen voran und hielten nach ein paar Metern Händchen. „Da haben sich ja zwei gefunden.“, stellte Max fest und deutete auf die beiden vor ihm. „Das mit deiner Beziehung tut mir leid. Muss es für dich nicht schwer sein, wenn sie da jetzt so, ich sag mal vertraut, miteinander umgehen?“, antwortete Elias. „Ach Quatsch, ich gönn es den beiden. Für Nico freu ich mich sowieso und ich mag Katrin, sie ist mir sympathisch und dich mag ich auch.“ Und wieder bekam Elias eine Gänsehaut, die ihn heute schon so oft heimgesucht hatte und allmählich zur Gewohnheit wurde. Er war froh, dass Max ihn nicht ansah, fühlte er doch, dass er rot geworden war, zumindest spürte er das Glühen seiner Wangen. Schweigend gingen die beiden weiter, aber es war kein unangenehmes Schweigen, zumindest nicht für Elias. Alle vier erreichten den Park und suchten einen freien Picknick-Tisch und fanden auch recht schnell einen. Sie hatten sich im Laden die Pizza in Stücke schneiden lassen und machten sich nun erst einmal heißhungrig darüber her. Nachdem alle satt waren, lehnten sie sich zufrieden zurück und Nico legte einen Arm um Katrins Schultern und sie lehnte sich an ihn. Elias lehnte sich zurück, satt und zufrieden und schloss die Augen. So saßen alle vier eine Weile da und sagten kein Wort, hören den Vögeln zu und ließen die Zeit vergehen. Elias warf zwischendurch einen Blick auf die Uhr. „Leute, es war schön mit euch, aber ich muss los.“ Wie spät ist es denn?“, wollte Max wissen. „Gleich halb sieben.“ Elias erhob sich und Max tat es ihm nach. „Dann muss ich auch langsam los. Bleibt ihr noch hier?“, wandte er sich an Katrin und Nico. „Wenn es euch nichts ausmacht ohne uns zu fahren, würde ich noch hier bleiben.“, meinte Nico und Katrin nickte zustimmend. „Ich glaube nach Hause finden wir noch alleine.“, lachte Elias. „Ich hol dann mein Fahrrad morgen bei dir ab, okay?“, er umarmte Katrin und verabschiedete Nico mit einem Händedruck. Max tat es ihm nach und gemeinsam marschierten sie Richtung Busbahnhof. „Mit welchem Bus musst du den fahren?“, unterbrach Elias die Stille. „Richtung Heidehof.“ Max schien wieder trauriger als vorhin, es kam Elias so vor, als ob die Ablenkung wieder vorbei war und seine Traurigkeit zurückkehrte. „Dann können wir mit dem gleichen Bus fahren, wenn du willst. Un noch was, vergiss den Typ, er ist ein Arsch.“ Elias wiederstand den Drang, den andern Jungen zu umarmen, lächelte ihn statdessen aufmunternd an. „Wenn es für ich kein Umweg ist, wäre es schön, wenn du mit mir fahren würdest.“ Schüchtern sah Max Elias und senkte seinen Blick zu Boden, ehe er leise hinzufügte. „Dann bin ich erst später alleine.“ Schweigend gingen sie weiter und als sie den Busbahnhof erreichten, stellten sie fest, dass sie noch mindestens 20 Minuten warten mussten, da der letzte Bus erst vor ein paar Minuten gefahren war. „Dann hätten wir auch bei den anderen bleiben können. Obwohl, gönnen wir ihnen die Zweisamkeit.“ Elias ließ sich auf der Bank nieder und Max setzte sich daneben. Dieser sah aus wie ein Häufchen Elend, wie zu Beginn des Tages. „Was kann ich tun, damit du zumindest nicht mehr ganz so deprimiert aussiehst?“, wand sich Elias an Max. „Nichts, glaube ich.“ „Glaubst du?“ „Mhm.“ Elias wusste nun nicht mehr, was er sagen sollte und tat einfach das, was er schon den ganzen Tag über machen wollte und schloss Max in eine freundschaftliche, tröstliche Umarmung. Nach einer Weile lösten sie sich voneinander und Elias konnte sehen, dass Max geweint hatte. Max versuchte noch schnell die verräterischen Tränenspuren wegzuwischen. „Hey, es muss dir nicht peinlich sein, okay?“, flüsterte Elias, jede andere Lautstärke wäre ihm in dieser Situation unpassend erschienen. Max nickte zögerlich. Beide lehnten sich nach hinten und warteten schweigend auf den Bus. Nach etwa 15 Minuten erschien der Bus auch schon und sie stiegen ein. Noch immer sagten sie kein Wort, es schienen aber auch keine nötig zu sein. Nach einigen Haltestellen jedoch unterbrach Elias ihr Schweigen. „Ich muss gleich aussteigen. Wir sehen uns dann.“ Er wusste nicht so recht, wie er sich von Max verabschieden sollte. „Elias? Bekomme ich deine Handynummer? Ich hab so das Gefühl, dass man gut mir dir reden kann und wenn es dir nichts ausmacht, würde ich dich anrufen, wenn ich jemanden zum Reden brauche?“ Max hielt Elias sein Handy hin und Elias tippe seine Nummer ein. „Klar, ruf an, wenn du willst.“ Er umarmte Max noch kurz und sprang dann aus dem Bus, da dieser gerade an seiner Haltestelle hielt. Von dort aus lief er durch ein kleines Waldstück und erreichte nach zehn Minuten sein Zuhause. Er schloss auf, zog seine Schuhe aus und ging in die Küche. „Hallo Mum.“ „Hallo Liebling.“, wurde Elias freundlich begrüßt. „Ich bin dann auch in meinem Zimmer, hab noch ein paar Sachen zu erledigen.“ Ehe seine Mutter irgendwas erwidern konnte, war Elias schon verschwunden. Auf dem Flur traf er auf Lukas. „Elias, Elias! Ich hab heute beim Training drei Tore geschossen und der Trainer hat gesagt, ich bin richtig gut.“ Elias grinste seinen kleinen Bruder an und zerzauste seine blonden Haare. „Hast du gut gemacht, Kleiner. Wenn ich Zeit habe, komme ich zu deinem nächsten Spiel, okay? Aber ich kann dir das nicht versprechen.“ „Das wär toll, wenn du kommst. Aber du musst nicht, wenn du keine Zeit hast.“ Lukas umarmte seinen Bruder und verschwand dann wieder. Elias betrat gut gelaunt sein Zimmer und ihn überkam das Bedürfnis mal wieder aufzuräumen. Während er seine verstreuten Klamotten aufsammelte und sortierte, indem er unterschied, was er noch tragen konnte und was gewaschen werden musste, klingelte sein Handy. Die Nummer kannte er nicht, trotzdem hatte Elias so eine Ahnung, wer ihn am anderen Ende der Leitung erwarten würde. „Hallo?“, fragte er erwartungsvoll. „Elias. Ich weiß ich kenn dich erst seit heute und ich würde auch nicht anrufen, wenn es wichtig wäre, aber ich will Nico nicht nerven und mir fällt keiner ein, der mir gerade helfen könnte. Bitte, kannst du zum Heidesee kommen? Du musst mir helfen, wirklich.“ Elias traute seinen Ohren nicht. Am anderen Ende der Leitung war Max, das hatte er auch erwartet, dass dieser ihn aber heulend und schniefend anrufen würde und um seine Hilfe bettelte, eher weniger. „Klar. Bleib wo du bist, ich bin gleich da.“ Er legte auf und stürzte zur Haustür. „Mum ich muss nochmal weg, dringender Notfall. Ich weiß nicht, wann ich wieder da bin.“, rief er noch schnell, schnappte sich seine Schlüssel und schwang sich draußen auf das Fahrrad seines Vaters, nachdem er in Schuhe und Jacke geschlüpft war. Glücklicherweise brauchte er von zu Hause nur zehn Minuten bis zum See. Dort angekommen musste er kurz verschnaufen, Elias war ziemlich schnell gefahren, er wusste nicht, was ihn am See erwarten würde.

Der Kuss




Elias stieg von seinem Rad ab und schob es langsam den Weg entlang, die Augen suchend über die Wiesen gleitet und in der Dämmerung nach Max suchend. Es war schon nach neun Uhr das machte die Suche nicht einfacher. „Max?!“, rief Elias laut. „Hier, im Busch.“, kam eine leiste Antwort und kurz darauf sah Elias einen Kopf hinter dem Gebüsch hervorschauen und er erkannte Max. Schnell lief er zu ihm hin, der Anblick verschlug ihm aber die Sprache. Max Nase und Lippe bluteten, sein Auge schwoll bereits an, sein Hemd war zerrissen und ebenfalls blutig und er krümmte sich vor Schmerzen. „Max! Was zur Hölle ist denn mit dir passiert?“ Elias kniete sich neben ihn und sah feuchte Spuren in seinem Gesicht. „Ich…ich weiß nicht mehr. Ich bin ausgestiegen und wollte nach Hause gehen. Da kamen drei Typen auf mich zu. Sie meinten, ich sei ein dreckiger Schwanzlutscher und hätte ihren Kumpel vergewaltigt und sie würden mich zusammenschlagen, damit ich nie wieder einen Jungen anfassen würde.“ Ein Weinkrampf schüttelte Max und Elias saß bestürzt daneben, wusste nicht, wie reagieren sollte. „Was für Arschlöcher. Homophobes Pack. Intolerante Idioten.“, regte er sich stattdessen auf und Max sah ihn erschrocken an, offensichtlich hatte er nicht mit einer solchen Reaktion gerechnet. „Sorry. Also pass auf, ich helfe dir jetzt beim Aufstehen und dann stützt du dich an meinem Fahrrad ab und ich bringe dich nach Hause.“ Max sah in ängstlich an. „Aber so kann ich doch nicht nach Hause! Meine Eltern wissen dass ich schwul bin, ja, aber sie haben mir immer gesagt, eines Tages werde ich deswegen Probleme bekommen und diese Genugtuung will ich ihnen jetzt nicht bieten. Und was ist, wenn wir den Typen unterwegs begegnen und sie dich auch noch zusammenschlagen?“, flehend kamen die Worte aus Max Mund. Elias überlegte. „Okay, ich nehme dich mit zu mir. Dort kannst du dich erst mal sauber machen und ich gebe dir was sauberes zum Anziehen. Dann sehen wir weiter, okay?“ Max lächelte schwach und ließ sich von Elias auf die Beine ziehen. Dann hob Elias das Fahrrad vom Boden auf. „Meinst du, du schaffst es, dich auf den Gepäckträger zu setzten und dich lange genug fest zu halten?“ Besorgt betrachtete Elias Max, der gekrümmt und mit schmerzverzerrtem Gesicht vor ihm stand. „Ich werd es versuchen, wenn ich nicht mehr kann, sag ich dir bescheid.“ Max nahm auf dem Gepäckträger Platz und Elias fuhr los. Nachdem er ein gutes Tempo gefunden hatte, setzte er sich auf den Sitz und Max schlang seine Arme um seine Hüfte und hielt sich fest. Sie brauchten für den Rückweg etwas länger, als Elias für den Hinweg gebraucht hatte, aber Max hielt den ganzen Weg durch. Inzwischen war es dunkel geworden und Elias half Max die Treppen zu ihrer Haustür hoch. Leise schloss er die Tür auf und schob Max hinein. „Mum?“, rief er leise und kurz darauf erschien seine Mutter im Flur. Als ihr Blick auf Max viel, schlug sie die Hände vor ihr Gesicht. „Meine Güte, Elias, was ist mit dem Jungen passiert?“ fragte sie und trat ein Stück dichter heran. „Mum, ich erkläre dir morgen alles. Kannst du mir den Verbandskoffer und ein paar Handtücher geben? Um den Rest kümmere ich mich. Mach dir nicht zu viele Sorgen, es sieht schlimmer aus als es ist.“ Das war zwar eine glatte Lüge, aber anders würde Elias seine Mutter nie loswerden. Diese nickte nur besorgt und holte die verlangten Sachen. Mit dem keinen Koffer und den Handtüchern unter den einem Arm und den anderen Arm um Max Hüfte gelegt, stützte Elias Max nach oben ins obere Stickwerk. Zunächst brachte er Max ins Bad. „Ich lege dir hier ein Handtuch hin, dann kannst du erst einmal duschen und danach versorgen wir deine Wunden, okay?“ Max nickte zustimmend und Elias verschwand aus dem Bad in sein Zimmer. Dort holte er sin Handy hervor und drückte die Kurzwahltaste für Katrins Nummer. „Katrin? Ich bin’s Elias. Sorry, wenn ich dich wecke, aber es ist dringend. Sagst du bitte Nico Bescheid, dass Max bei mir ist und ich ihn eben am Heidesee aufgegabelt habe. Er wurde dort zusammen geschlagen. Gib ihm meine Handynummer, dann kann er mich anrufen.“, ratterte Elias eine Erklärung runter. „Was? Max, zusammengeschlagen? Krass. Klar ruf ich Nico an. Sehen wir uns morgen in der Schule?“ „Ich weiß es noch nicht, aber ich ruf dich morgen früh an.“ Sie verabschiedeten sich und Elias legte auf. Keine zwei Minuten später klingelte sein Handy erneut und nachdem er sich gemeldet hatte, hörte er Nicos Stimme am anderen Ende der Leitung. „Elias. Was zum Teufel ist passiert?“ Elias ratterte erneut eine Erklärung runter, etwas ausführlicher diesmal. „Und warum hat er mich nicht angerufen?“ Nico war aufgebracht, er wäre am liebsten sofort auf diese Mistkerle losgegangen, das hörte Elias deutlich an seiner Stimme. „Beruhig dich. Er wollte dich und Katrin nicht stören. Außerdem wohne ich eh viel dichter am See. Er duscht gerade, danach kümmere ich mich erst mal um seine Wunden. Ich sag ihm, er soll dich morgen früh anrufen, ja?“ Elias Worte schienen Nicos Wut etwas zu schwächen. „Okay. Gute Besserung. Und Danke für das, was du für ihn tust, dafür, dass du ihn gerade mal einen Tag kennst.“ „Kein Problem. Ich mag ihn, er ist nett, er brauchte Hilfe. Ich hab ihm meine Hilfe angeboten, ist doch nichts dabei.“ Nico wiederholte seine Dankesrede und sie legten auf. Kurz darauf betrat Max das Zimmer, nur mit einem Handtuch um die Hüften und Elias konnte die Schäden in vollem Ausmaß betrachten. „Willst du schnell deine Eltern anrufen? Nicht, dass sie sich Sorgen machen?“ Max schüttelte den Kopf. „Ich komme öfter nicht nach Hause. Reicht völlig, wenn ich morgen früh anrufe.“ Elias deutete auf sein Bett. „Setz dich, ich will deine Wunden desinfizieren und verarzten.“ Max leistete dem Befehl folge und Elias beträufelte ein Tuch mit Desinfektionsmittel. Dann tupfte er damit vorsichtig über Max Wunden. Zunächst über die offenen Stellen an seinem Bauch. Max zuckte ein bisschen. Mit einem neuen Tuch bewaffnet setzte sich Elias nun neben ihn. „Ich versuche, vorsichtig zu sein, es wird im Gesicht aber trotzdem weh tun.“, warnte er Max, ehe er die Wunden in seinem Gesicht reinigte. Kaum hatte Elias die erste Wunde berührt, drehte Max den Kopf zur Seite. „Tut mir leid, aber ich kann nichts anderes machen.“, entschuldigte Elias sich. Max sah ihn an. Sanft griff Elias nach seinem Kinn und hielt es mit einer Hand fest. Nicht stark, aber stark genug, um Max daran zu hindern, seinen Kopf erneut weg zudrehen, als Elias eine weitere Wunde säuberte. Dabei vermied Elias es, Max in die Augen zu sehen, er wollte vermeiden, in diesen Augen zu versinken, hatte er doch heute öfter festgestellt, dass Max wunderschöne Augen hatte. Elias beendete seine Säuberungsaktion und ließ Max Kinn los. „Willst du was zum kühlen für deine Nase oder dein Auge?“, fragte Elias, während er die Tücher entsorgte. „Nein, geht schon.“, antwortete Max und stand auf. „Ich weiß, ich hab dir schon viel Mühe gemacht, aber hättest du vielleicht ein Shirt für mich?“ Max war vor Elias stehen geblieben und sah in schüchtern an. „Klar, ich hab doch gesagt, ich geb dir was zum Anziehen.“, Elias ging zu seinem Schrank und durchforstete diesen nach einem Shirt, was ihn selbst zu klein war. Er wurde fündig und als er sich umdrehte, betrat Max, diesmal in Shorts, erneut sein Zimmer, mit seiner Kleidung in der Hand. Elias nahm ihm diese ab und hielt ihm sein Shirt hin. „Hier. Das passt mir nicht mehr richtig, könnte also ungefähr deine Größe sein. Du kannst in meinem Bett schlafen, ich leg mich dann auf meine Couch.“ Max sah ihn an. In seinen Augen spiegelten sich Trauer und Dankbarkeit. „Nein, ich will dir nicht dein Bett wegnehmen.“, versuchte Max zu protestieren. „Vergiss es, du schläfst in meinem Bett und fertig.“, erstickte Elias seinen Protest im Keim. Erneut klingelte sein Handy. Dies lag auf dem Nachttisch und Max griff danach, um es an Elias weiter zu reichen, da fiel sein Blick auf das Display und somit auf das immer sorgsam versteckte Bild von Elias. Max sah Elias verwirrt und fragend an. Diesen kümmerte die SMS, die gerade angekommen war nun nicht mehr, er drückte die Sperrtaste seines Handys und ließ sich auf sein Sofa sinken. Er ärgerte sich maßlos über sich selbst, dass er so leichtsinnig war und über Max, der einfach nach seinem Handy gegriffen hatte, obwohl diesen natürlich keine Schuld traf. Max setzte sich neben ihn. „Elias…?“, fragte er leise. „Elias…Es tut mir leid. Wenn ich das nicht hätte sehen dürfen, dann tut es mir unendlich leid. Ich kann auch gehen, wenn du willst.“ Max stand auf, aber Elias griff nach seinem Handgelenk. „Nein. Es muss dir nicht leidtun, ich bin ja selbst schuld daran. Du brauchst dich nicht entschuldigen. Bleib hier.“ Elias sah Max an und seine Augen strahlten nun zusätzlich Hoffnung und Erleichterung aus. „Wenn es dir nichts ausmacht, dann würde ich aber auch gerne in meinem Bett schlafen. Groß genug ist es ja.“ Gott, wie musste sich das denn jetzt angehört haben, überlegte Elias. Max nickte allerdings und Elias erhob sich, um sich in sein Bett zu legen. Er legte sich auf die Seite, die sich neben der Wand befand. Max setzte sich auf die Bettkante. „Jetzt leg dich schon hin.“, murmelte Elias, schon im Halbschlaf. Max tat, was Elias sagte, legte sich aber ziemlich weit an die Bettkante, als hätte er Angst, Elias zu nahe zu kommen. Elias richtete sich nochmal auf. „Verdammt! Max, jetzt tu nicht so, als würde ich gleich über dich herfallen, nur weil du weißt, dass ich schwul bin. Ich schlafe öfter mit Katrin in einem Bett und die hält mich für hetero und es interessiert sie nicht!“, hilflos sah er Max an. Dieser setzte sich nun ebenfalls hin und funkelte Elias an. „Denkst du das wirklich? Glaubst du ich hätte Angst vor dir? Glaubst du, ich würde denken, dass du über mich herfällst? Ganz falsch mein Lieber. Soll ich dir mal was sagen? Willst du wissen warum ich hier am Rand liege?“ Provozierend sah Max Elias an und dieser wartete gespannt auf seine Antwort. „Wenn ich auch nur ein Stück näher an dich heran komme, dann kann ich mich nicht beherrschen. Elias, find ich dich unglaublich anziehend. Schon den ganzen Tag lang. Wie du redest, dich bewegst, lächelst, lachst, wie du mir geholfen hast, eben am See und heute Mittag, als ich wirklich traurig war. Und dass ich jetzt weiß, dass du schwul bist, ändert nicht gerade meine Meinung.“ Max strich nervös über die Bettdecke und Elias war mehr als überrascht. Mit vielem hatte er gerechnet, aber nicht damit. „Max…es tut mir leid. Ich wusste ja nicht…“ Elias brach ab. Es hatte ja doch keinen Sinn hier irgendwas zu stottern, er wusste sowieso nicht, was er sagen sollte. Dann passierte das, was Elias den ganzen Tag hatte vermeiden wollen. Max sah ihn an und Elias starrte in seine Augen. Sein Zimmer wurde schwach von seiner Nachttischlampe erhellt und trotzdem kam es ihm vor, als würden Max Augen leuchten, wie nie an diesem Tag. Sie waren wirklich strahlend blau und Elias hatte das Gefühl, als würde er langsam auf den Grund eines tiefen Sees sinken, je länger er in diese Augen sah. „Elias.“, flüsterte Max. Langsam erwachte Elias aus seiner Starre und blickte Max unsicher an. Vorsichtig hob Elias eine Hand und strich über seine geschwollenen Lippen. Ob er trotzdem ohne Schmerzen küssen konnte? An so was durfte er eigentlich gar nicht denken und trotzdem war es ihm in diesem Moment egal. Max schien zu ahnen, was er dachte und neigte sich vorsichtig nach vorn, legte seine Hände in seinen Nacken und zog Elias Kopf dichter an seinen heran. Sie hielten den Atem an. Kurz bevor ihre Lippen sich berührten, hielt Max an und sah Elias, unsicher und nach Zustimmung suchend, an. Elias überbrückte einfach den letzten Zentimeter und legte seine Lippen vorsichtig auf die von Max. Dieser schien nur darauf gewartet zu haben, schmiegte sich dichter an Elias und erwiderte de Kuss erst vorsichtig und dann fordernder und Elias gewährte ihm Einlass in seinen Mund. Sanft drückte Max ihn nach hinten, Elias lag nun auf dem Rücken und Max halb auf ihm, drückte sich links und rechts von seiner Hüfte mit den Beinen etwas hoch, um nicht ganz auf Elias zu liegen. Sie küssten sich stürmisch, bis sie beide eine Pause brauchten, um zu Atem zu kommen. Max ließ sich zur Seite fallen und nun lagen sie nebeneinander und rangen um Atem und um Fassung.

Der Morgen danach




Was war gerade passiert? Elias Verstand kehrte langsam zurück und ihm wurde bewusst, was er gerade getan hatte. Er hatte Max geküsst. Nein, er hatte sich von Max küssen lassen! Auch in Max war Leben zurückgekehrt und der drehte sich auf die Seite, sah Elias an. „Elias…ich.“, war alles, was er hervor brachte. Elias legte den Finger auf seine Lippen, die Lippen, die ihn eben noch stürmisch geküsst hatten. "Nein. Sag nichts.“, flüsterte er. Max schien nun endgültig verwirrt, überfordert mit allen Ereignissen des heutigen Tages. Er zitterte und wieder liefen Tränen über seine Wangen. Elias zog ihn an sich, schlang seine Arme um ihn und hielt ihn fest.
Sie mussten so eingeschlafen sein, als Elias am nächsten Morgen von der Sonne geweckt wurde, hielt er Max noch immer in seinen Armen. Dieser hatte sich in der Nacht fest an ihn gekuschelt. „Max. Aufwachen.“, flüsterte Elias ihm ins Ohr und träge öffnete Max die Augen. Erschrocken starrte er Elias an, als er feststellte, wie sie hier, dicht beisammen, in einem Bett lagen. Elias ließ ihn los und Max rückte ein Stück ab, drehte sich auf den Rücken und starrte die Decke an. „Wie spät ist es?“, murmelte er. „Ich weiß nicht, warte.“ Elias kletterte über Max hinweg aus seinem Bett und kramte sein Handy hervor. „Kurz vor acht. Willst du noch hierblieben oder gehen?“ Max richtete sich auf und zog die Beine dicht an seinen Körper. „Wenn…wenn es dir nichts ausmacht, also, dann, naja, ich würde schon noch gerne etwas bleiben.“ Wieder strich er vorsichtig mit seiner Hand über das Laken und sah schüchtern auf seine Knie. „Klar, du kannst gerne bleiben. Du rufst gleich deine Eltern an und ich mache uns Frühstück, ja? Soll ich mir danach nochmal deine Wunden ansehen?“ Mechanisch nickte Max zustimmend und griff schon nach seinem Handy. Elias verließ sein Zimmer. In der Küche suchte er ein Tablett und platziere darauf je zwei Teller und Tassen, legte Brot, Marmelade, Käse und Schinken dazu und füllte eine Thermoskanne mit kochenden Wasser und hängte drei Teebeutel hinein. Schnell suchte er noch Zucker, zwei Löffel und Messer und machte sich mit dem vollen und schweren Tablett auf den Weg zurück in sein Zimmer. Seine Eltern waren schon lange arbeiten und Lukas in der Schule, sodass zumindest niemand Fragen stellen konnte. Elias schob seine Zimmertür mit dem Fuß auf und stellte das Tablett auf seinen Tisch. „Ich hab gesagt, ich hätte bei einem Freund übernachtet und wäre auf dem Weg zur Schule.“, erklärte Max. „Ist ja zumindest die halbe Wahrheit.“, grummelte Elias. Max sah ihn verwundert an. „Wirklich? Denkst du wirklich, wir sind Freunde?“ Elias blickte verblüfft zurück. „Ähm, also wenn du das nicht denkst, tut mir leid, ich dachte halt…“ „Nein, so war das nicht gemeint. Ich bin froh, dass wir Freunde sind.“ Max war aufgesprungen und umarmte Elias. Der war sichtlich überfordert und klammerte sich Halt suchend an den Kleineren. Meine Fresse, ich kenn ihn wie lange? Nicht mal einen Tag. Keine 24 Stunden. Ich hab ihn getröstet, gerettet und geküsst. So was machen Freunde ja auch, dachte Elias. „Elias?“ „Mhm?“ „Du kannst mich loslassen.“ „Sorry, war in Gedanken.“ Elias lockerte seine Arme und Max trat einen Schritt zurück. „Lust auf Frühstück im Bett?“, grinste Elias, trug das Tablett zum Bett und stellte es in die Mitte, ehe er es sich auf einer Seite des Bettes bequem machte und Max auffordernd ansah. Ein Grummeln seines Bauches nahm ihm die Entscheidung ab und die nächsten Minuten waren die beiden Jungs eher damit beschäftigt, ihren Hunger zu stillen, anstatt ein Gespräch zu führen. Elias hoffte nur, dass Max den gestrigen Tag, oder besser gesagt, den gestrigen Abend, nicht ansprechen würde. Mehr als satt lehnte Elias sich an die Wand und schloss die Augen. Zur Schule würde er heute nicht gehen, hatte er beschlossen. Max hatte das Tablett auf den Boden gestellt und sich im Schneidersitz vor Elias nieder gelassen. „Elias?“, sprach er ihn leise an. „Ja?“ Das mit dem Bild und naja, dem danach. Es tut mir Leid.“ Elias schlug die Augen auf. „Max! Du musst dich doch nicht immer für alles entschuldigen. Ich bin doch eh selbst dran schuld, war doch klar, dass das irgendwann alles Mal auffliegt.“ Auf den Kuss konnte und wollte Elias nicht eingehen. „Trotzdem.“, war das einzige, was Max zu seiner Verteidigung hervor brachte und Elias schmunzelte. „Du Arsch, lach mich nicht aus.“, schimpfte Max nun und schlug ihm gegen die Schulter. Die Stimmung war umgeschlagen, nicht mehr ernst, eher verspielt und schon rangelten sie auf Elias Bett, bis sie schließlich beide krachend auf dem Boden landeten, Elias auf dem Rücken und Max halb auf ihm. „Ich würd mal behaupten, ich habe gewonnen!“, lachte Max, als der Elias Arme neben dessen Körper fixierte und ihn triumphierend ansah. „Das denkst aber auch nur du!“, warnte Elias. Er war größer und stärker als Max und hatte diesen mit Schwung zur Seite befördert, ehe er sich auf dessen Hüfte setzte und seine Arme neben seinem Kopf festnagelte. „Wer ist jetzt der Gewinner?“, wollte Elias wissen. „Ist ja gut, ich geb auf. Lässt du mich jetzt los?“, bittend sag Max ihn an, trotzdem schlich sich zu dieser Bitte ein Grinsen. „Damit du gleich einen Gegenangriff startest, wenn ich los lasse?“ Herausfordernd sahen sie sich an. Max fing an, lieb zu lächeln und zu betteln. „Bitte, lieber Elias. Würdest du die Freundlichkeit besitzen, dein Gewicht von meiner Hüfte zu nehmen und mich nicht weiter zu zerquetschen?“ „Was hast du gerade gesagt?“, erwiderte Elias angriffslustig und fing an, Max an den Seiten zu kitzeln. „Los, sag es nochmal.“, forderte er ihn auf. „Oder entschuldige dich ausnahmsweise zum richtigen Zeitpunkt und ich hör auf.“, bot er an, aber Max war viel zu sehr damit beschäftigt zu lachen, anstatt auch nur ein einziges Wort zu sagen. Elias ließ ihn kurz Zeit, um Luft zu holen. „Also? Ich höre.“ Elias wollte schon weiter kitzeln, als Max antwortete. „Okay okay, ist ja gut, tut mir leid.“ „Geht doch.“, murmelte Elias zufrieden und stand auf. Ihm war warm und der Boden nicht gerade bequem. Auch Max hatte sich erhoben. „Mistkerl!“, schimpfte er lachend und sprang einen Meter zurück, als Elias wieder auf ihn zuging. Elias machte immer dann einen Schritt nach vorn, wenn Max weiter nach hinten ging und irgendwann stieß der Kleine gegen die Wand. „Pech gehabt, würde ich mal sagen.“, kommentierte Elias die ziemlich ausweglose Situation von Max. Noch einen letzten Schritt trat Elias an Max heran. Er wusste, dass es eigentlich keine besonders gute Idee war, aber der Junge vor ihm mit den blonden Haaren, die geradewegs zum verwuscheln einluden und den schönen blauen Augen, die ihn nun erwartungsvoll anblickten, zog ihn einfach wie magisch an. Elias wusste, er sollte diesen Jungen kein zweites Mal so nahe kommen, wie am Abend davor, aber der Wiederstand hielt sich stark in Grenzen und er strich Max vorsichtig über seine demolierte Wange. „Hab ich dir wehgetan eben, als wir auf den Boden gefallen sind und danach?“, fragte er vorsichtig, erinnerte sich wieder daran, dass Max ja auch an seinem Oberkörper einige Wunden hatte. „N-Nein, keine Sorge.“, hauchte Max. Elias konnte seinen Blick nicht von seinem Gesicht wenden, erst recht nicht, als Max mit seiner Zunge über seine trockenen Lippen strich. Diese Lippen, die unglaublich weich waren und mindestens genauso gut küssen konnten. „Max?“ „Ja?“ „Darf ich?“ Max nickte, erst vorsichtig und dann bestimmend und Elias senkte seine Lippen auf die des kleineren und die Spannung, die sich bis dahin in der Lauft aufgebaut hatte und schon fast greifbar war, entlud sich in einem zunächst sanften, dann aber in einem wilden, fordernden Kuss. Elias hielt Max an den Hüften, zog in dichter an sich heran und Max schlang seine Arme um Elias Hals. Es schien eine Ewigkeit zu vergehen, ehe sie sich lösten. Die Euphorie, die sie während des Kusses gespürt hatten, wich, zumindest bei Elias, den Schuldgefühlen. Er musste erst einmal seinen Freunden und seiner Familie erklären, dass er schwul war und zudem war er der Meinung, dass er keinen Kerl küssen konnte, der seine Beziehung vor gerade mal einem Tag beendet hatte. Er wich einen Schritt rückwärts, dann noch einen und noch einen und stieß mit den Kniekehlen an die Sofakante, ließ sich darauf nieder und vergrub das Gesicht in seinen Händen. Ich bin nicht verliebt, betete er immer wieder in Gedanken, als ob er sich selbst davon überzeugen müsste. Dabei wusste er, dass es zwecklos war. Er glaubte nicht an Liebe auf den ersten Blick, trotzdem war ihm Max vom ersten Moment an sympathisch, hatte er sich sogar Hoffnungen gemacht, als er erfuhr, dass Max schwul war. Elias fand ihn anziehend, ja, sogar süß und trotzdem sträubte sich sein Innerstes, dies zu akzeptieren. „Elias, ich werde gehen, okay? Ich muss nachdenken und du sicher auch. Ich werde keinem erzählen, was passiert ist, aber danke für alles, was du gestern und heute für mich getan hast.“ Max schien äußerst gefasst. Er zog seine Jeans an, nahm seine restlichen Klamotten und ging Richtung Tür. „Ich bringe dir dein Shirt die Tage vorbei.“ Elias konnte nur fahrig nicken, zu verwirrt war er auf einmal. Kurz darauf hörte Elias die Haustür ins Schloss fallen und er ließ den Tränen freien Lauf, die er eben tapfer zurückgehalten hatte.

Katrin




Nachdem Elias einfach eine Weile dasaß und sie beruhigt hatte, wurde er wütend. Wütend auf sich, weil es einfach nicht schaffte, zu seiner Neigung zu stehen, wütend auf Max, er so glaublich anziehend und sympathisch auf ihn wirkte und einfach gegangen war. Wütend auf Katrin, die ihn mit zu diesem Date geschleppt hatte und wütend auf alles und jeden, der ihm gerade in den Sinn kam, allen voran Robin, dem Elias nun die Schuld für die Angst vor einem Outing in die Schuhe schob. Elias war sich auch im Klaren darüber, dass sowohl Max, als auch Katrin keine Schuld traf. Um nicht weiter über Max, seine komischen Gefühle und all den anderen Kram, der ihn beschäftigte nachdenken zu müssen, begann Elias zunächst, das Tablett in die Küche zu bringen und dort abzuwaschen, wobei er auch gleich noch das Frühstücksgeschirr seiner Familie mit abwusch, damit er was zu tun hatte. Danach begann er erneut damit, seine Wäsche zu sortieren, da er ja gestern von Max unterbrochen worden war. Dann räumte er Handtücher und Verbandskasten weg, saugte sein Zimmer, sortierte seine Schulunterlagen und bezog sein Bett neu, weil es vom Frühstück noch mit Krümeln übersät war. Elias hatte sich gerade dazu entschlossen, das Bad zu putzten, als er die Haustür hörte und feststellte, dass er bereits seit vier Stunden am Putzen war, denn sein Bruder war gerade nach Hause gekommen. „Elias, Elias. ELIAS!“, schrie dieser auch schon durch das ganze Haus. Lachend kam Elias die Treppe hinunter. „Was ist denn los, du Schreihals?“ „Elias, ich habe eine eins auf mein Diktat bekommen! Und du hast versrochen, wenn ich eine gute Note schreibe, dann gehst du mit mir Fußball spielen.“ Hastig zu Lukas sein Heft aus der Tasche und hielt es Elias hin. Dieser blätterte bis zum besagten Diktat und sah, dass sein Bruder wirklich nur einen Fehler gemacht hatte, und somit eine eins bekommen hatte. „Na wenn ich das gesagt habe, dann werden wir das auch tun. Ich koche uns jetzt ganz schnell ein ganz tolles Essen und dann gehen wir Fußball spielen, okay?“ „Au ja!“, freute sich Lukas und verschwand in seinem Zimmer. Lächelnd betrat Elias die Küche und kochte für sich und Lukas einen Topf Milchreis. Eine viertel Stunde später erschien Lukas in der Küchentür. „Elias, wann können wir essen? Ich hab Hunger.“, jammerte er und hatte Glück, dass Elias gerade zwei Teller mit dem süßen Brei füllte. Elias drückte Lukas beide Teller in die Hand und dieser flitze glücklich damit ins Wohnzimmer, während Elias in den Küchenschränken nach Zimt und Zucker suchte. Nach dem Essen und einer kurzen Verdauungspause, zogen sie sich beide ihre Fußballschuhe an und gingen in den Garten. Also Elias etwa so alt war, wie Lukas jetzt, hatte sein Vater im Garten für ihn ein Fußballtor aufgebaut, vor das sich auch eine Plane ziehen ließ, die zwei Löcher hatte und das Tor somit in eine Torwand verwandelte. Damals war Elias ein ebenso begeisterter Fußballer gewesen wie Lukas, nun spielte er nur noch ab und an mit seinem kleinen Bruder oder am Wochenende oder in den Schulpausen mit seinen Freunden. Ganze zwei Stunden spielten sie. Zunächst auf die Torwand, dann mit Lukas und dann mit Elias im Tor. Die Sonne zeigte sich von ihrer besten Seite und war für Anfang Herbst noch angenehm warm. Elias verschwendete keinen Gedanken an Max oder alles andere, was mit ihm zusammen hing. Bald war ihnen zu warum, um weiter zu spielen und sie gingen rein und Elias holte eine Flasche kalte Limo aus den Kühlschrank. Danach machte er für Lukas einen großen Eisbecher, mit Schoko- Erdbeere – und Vanilleeis und goss noch etwas Schokoladensoße oben drauf. Er steckte eine Wunderkerze hinein und trug den Becher ins Wohnzimmer, wo Lukas mit großen Augen dabei zusah, wie Elias die Wunderkerze anzündete. „Für deine Eins. Lass es dir schmecken.“ Lukas machte sich begeistert über den Eisbecher her und Elias hatte endlich die Gelegenheit, um in aller Ruhe mit Katrin zu telefonieren. Sie erwartete Elias Anruf schon sehnsüchtig, erkundigte sich nach Max und Elias erzählte ihr die ganze Geschichte. Naja, fast die ganze, die entscheiden Details ließ er aus, ebenso, wie die Tatsache, dass sie in einem Bett geschlafen hatten. Laut Elias, war Max nach einem gemeinsamen Frühstück gegangen, was ja zumindest zur Hälfte der Wahrheit entsprach. Sie sprachen danach nach über Katrins Ende des Abends. Sie erzählte, sie und Nico hätten sich zum Abschied geküsst und er habe versprochen, sie heute Abend anzurufen. Katrin setzte Elias noch auf den neusten Stand der Dinge, die in der Schule passiert waren und legte dann auf. Sie wollte das Telefon nicht blockieren, falls Nico anrufen würde und Elias verabschiedete sich, nachdem er sie bezüglich ihrer Befürchtungen etwas aufgezogen hatte. Nach dem Telefonat mit Katrin, hatte Elias mehrfach auf sein Handy gestarrt, in der Hoffnung, Max würde anrufen oder zumindest eine SMS schreiben. Doch nicht dergleichen geschah. Elias Eltern kamen irgendwann nach Hause, freuten sich über Lukas Leistung und irgendwann ging Elias ins Bett. Sein Zeitgefühl war ihm am Abend irgendwie abhandengekommen und er war froh, dass seine Mutter den Vorfall von gestern Abend nicht erneut ansprach. Ein letztes Mal sah Elias auf sein Handy. Keine SMS, kein Anruf, nur das Bild und er beschloss es morgen früh zu ändern, bevor es ihn in die nächste ärgerliche Situation beförderte.

Sein Wecker klingelte am nächsten Morgen erbarmungslos und Elias verfluchte seine Träume, die er nicht hätte haben dürfen. Er schnappte sich ein paar frische Klamotten und ging duschen. Unter der Dusche, verschaffte er sich erst einmal Erleichterung und es war ihm peinlich, dass Max dabei mehrfach vor seinem inneren Auge auftauchte. Wiederwillig kam Elias aus der warmen Dusche, zog sich an und rasierte sich. Zum Frühstücken blieb keine Zeit, schließlich musste er noch sein Fahrrad abholen. Also packe Elias seine Tasche und verließ, früher als sonst, das Haus.
Zu Fuß machte er sich auf den Weg zu Katrin, die er unterwegs mit einer SMS vorwarnte und einige Minuten später vor ihrem Haus antraf. Sie begrüßten sich und radelten dann zusammen zur Schule. Katrin plapperte beinahe durchgehend von Nico und Elias lächelte milde. Seine beste Freundin hatte sich Hals über Kopf verknallt und dieses Gefühl konnte Elias nun wirklich mehr als gut nachvollziehen. Außerdem war Elias durch Katrin ewige Geplapper nicht genötigt, irgendwas zu sagen und konnte seinen Gedanken nachhängen. In der Schule begrüßte ihn Robin, der glücklicherweise nicht fragte, wo Elias gestern gewesen war und auch keiner seiner anderen Freunde fragte ihn danach. Hannes, ein Freund von Robin und Elias, hielt einen Fußball in der Hand. Nach der ersten Unterrichtstunde wand er sich an die Gruppe. „Was haltet ihr davon, wenn wir mal wieder ne Runde kicken?“ Zustimmendes Nicken und Gemurmel waren die Antwort. Sie gingen auf den Schulhof, wo sich ein kleines Tor befand, unweit von einem Zaun, auf dem oft Mädchen saßen und ihnen beim Spielen zusahen, was die anderen Jungs dazu brachte, sich besonders anzustrengen und möglichst viele Tore zu schießen. Elias machte den Torwart und drückte Katrin, die auf genau diesem Zaun saß, schnell sein Handy in die Hand, damit es nicht kaputt ging, wenn er sich auf den Boden warf. „Hier, pass mal bitte darauf auf.“ Er dachte nicht mehr daran, dass er vergessen hatte, das Bild zu wechseln, war mit seiner Konzentration schon beim Spiel mit seinen Freunden, wollte ihnen nicht die Genugtuung geben, auch nur einen Ball an ihm vorbei zu bekommen. Ein fataler Fehler, wie sich am Ende der Pause herausstellte. Elias hatte, bis auf einen, alle Bälle gehalten und machte sich mit seinen Freunden auf den Weg Richtung Schulgebäude. Dabei kam er an Katrin vorbei, die ihn misstrauisch, beleidigt, fragend und verwirrt ansah, ihm wortlos sein Handy hinhielt und mit ihren Freundinnen los marschierte. Verwundert sah Elias ihr hinterher, ihm war nicht klar, was sie ihm mit dieser Reaktion sagen wollte und auch Robin guckte dumm aus der Wäsche. „Was hat sie den jetzt auf einmal für ‘n Problem?“, wunderte er sich. Elias zuckte mit den Schultern und sie gingen nicht weiter darauf ein. Mathe stand auf ihrem Stundenplan, die perfekte Gelegenheit, das mit Katrin zu klären, da dem Lehrer eh nie einer zuhörte und jeder machen konnte, was er wollte. Katrin saß schon auf ihrem Platz, in der letzten Reihe, am Fenster und Elias warf seine Tasche schwungvoll auf den Tisch daneben. „Kannst du mir mal bitte sagen, was das eben sollte?“, richtete er das Wort an sie. Im gleichen Moment vibrierte sein Handy und er zog es aus der Hosentasche, um zu sehen, wer ihm eine SMS geschickt hatte und genau in diesem Moment fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. „Fuck!“, stieß er aus und ließ sich auf seinen Stuhl fallen. „Ja, das kannst du laut sagen. Wann hattest du vor, mir davon zu erzählen?“, giftete Katrin. „Pass auf, ich erkläre dir alles, aber nicht hier.“ Er zog Katrin von ihrem Stuhl hoch und machte sich auf den Weg zum Lehrerpult. „Herr Schneider, Katrin geht es nicht so gut, können wir kurz runter in den Hof gehen, damit sie ein bisschen frische Luft schnappen kann?“ Katrin hielt sich reflexartig den Bauch und sah den Lehrer leidend an. „Na geht schon, wenn es nicht besser wird, geht ihr bitte zum Sekretariat und meldet Katrin krank, in Ordnung?“ Die beiden nickten zustimmend und verschwanden durch den Klassenraum. Robin sah den beiden misstrauisch hinterher.
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Danke an die, die dieser Geschichte folgen und nette und motivierende Worte da gelassen haben.

Das Geständis




Unten auf dem Pausenhof zog Katrin Elias auf eine Bank und sah ihn an. „Also?“, fragte sie schnippisch. Himmel, sie war wirklich sauer, stelle Elias fest und war sich nicht sicher, an welcher Stelle er anfangen sollte, also schwieg er. „Elias, wenn du jetzt nicht den Mund auf machst, dann schrei ich den Hof zusammen. Du kennst mich, ich mach das.“ Herausfordernd funkelten ihre Augen und Elias seufzte ergeben. „Na gut, was willst du wissen?“ „Seit wann?“ „Das Bild?“ „Elias, ich will jetzt wissen, seit wann du schwul bist, wie du darauf gekommen bist und warum du mir das nicht erzählt hast!“ Katrin war aufgesprungen und die Enttäuschung darüber, dass Elias ihr nichts erzählt hatte, stand ihr ins Gesicht geschrieben. Noch einmal seufzte Elias und fing an zu erzählen. Von der Party, dass er kurz davor auch schon mehr auf Jungs geachtet hatte, dass dies in etwa ein Jahr her gewesen war und das er nicht getraut hatte, etwas zu sagen, weil er die Reaktionen von anderen Menschen fürchtete. „Ich wollte es dir sagen, aber ich wusste nicht, wie du reagieren würdest. Und dann hat Robin angefangen mit seinem ‚schwul-sein-ist-scheiße-und-krank‘ und ich hatte wirklich eine scheiß Angst. Aber ich hätte es dir bald gesagt, nachdem ich gesehen habe, wie du mit Max umgegangen bist und so. Ich wusste nie, wie ich es sagen sollte“, schloss Elias seine Erklärungen. Katrins Augen waren immer größer geworden. „Du hattest echt Angst, dass ich dich abstoßend, ekelerregend oder so was finden würde? Jetzt bin ich beleidigt, was denkst du denn von mir?“ Sie stieß ihm in die Rippen. „Naja, vor deiner Reaktion eher weniger, eher vor der von meiner Familie und der meiner männlichen Freunde. Vor allem Robin, aber dessen Meinung zum schwul-sein kenne ich ja jetzt.“ „Meinst du nicht, er hat nur große Töne gespuckt, um seiner Meinung nach als ‚Mann‘ da zu stehen?“, versuchte Katrin zu helfen. „Kann ich mir eher nicht vorstellen, so was macht er eigentlich nicht.“ Sie waren schon wieder von der Bank aufgestanden und zurück in Richtung Schulgebäude gelaufen, als Robin ihnen entgegen kam. Wenn man vom Teufel spricht, dachte Elias. „Ich soll fragen, ob es Katrin besser geht und euch wieder hoch holen.“ Rief Robin ihnen entgegen. „Dir geht es doch nicht wirklich schlecht oder?“, wandte er sich an Katrin, als die beiden bei ihm angekommen waren. Waren wir so leicht zu durchschauen, fragte Elias sich. „Nein, ich musste Elias was erzählen. Aber egal, jetzt können wir wieder hochgehen.“ Mit diesen Worten spazierte Katrin an den Jungs vorbei und stieg die Treppen zum Klassenraum nach oben. Robin sah Elias fragend an, dieser schüttelte aber nur den Kopf und ging ebenfalls nach oben. Robins Gesichtsausdruck drückte das pure Misstrauen aus, er sah seinen Freunden hinterher und ging dann ebenfalls zurück zum Unterricht.
Katrin versicherte Herrn Schneider, dass es ihr wieder besser ginge und zog sich mit Elias auf ihre Plätze zurück. Elias kramte sein Handy aus der Tasche. Eine neue SMS war angekommen. Er wand sich kurz an Katrin. „Warum hast du das Bild eigentlich gesehen?“, wollte er wissen. „Ich hatte keine Uhr und wollte wissen, wie spät es ist und hab dein Handy kurz aufleuchten lassen.“, berichtete sie. Elias lächelte und wand sich wieder seinem Handy zu. Er öffnete die SMS, wurde aber von Katrin unterbrochen. „Sag mal, am Montag, lief da was?“, brachte sie zögerlich hervor. War das so offensichtlich? Elias runzelte die Stirn und grinste Katrin schief an. „Später, okay?“ Die Angesprochene nickte und Elias konnte sich –endlich!- seinem Handy und der SMS zuwenden. Sie war von Max, der Elias mitteilen wollte, dass er ihm heute sein Shirt zurückbringen würde. Max wollte wissen, wann er zu Hause sei. Elias tippte eine Antwort und verfolgte den Rest des Unterrichtes. Die Stunde danach, Englisch, schwänzte er und Robin schloss sich ihm an. Zusammen schlenderten sie nach Hause, der Weg von Elias führte auch an Robins Haus vorbei. „Jetzt sag schon, was hat Katrin dir erzählt?“ Neugierig wie immer, dachte Eilas. „Das kann ich dir nicht sagen. Versteh mich nicht falsch, du bist mein bester Freund und ich erzähl dir wirklich alles, aber das kann ich dir nicht sagen.“ Entschuldigend sah er Robin an. „Dann halt nicht…“, murmelte dieser. „Jetzt sei nicht sauer, aber das ist halt was Persönliches.“ Schweigend gehen sie weiter. Vor Robins Haus verabschieden sie sich. „Da läuft aber nichts zwischen euch, oder?“ Wenn du wüsstest, dachte Elias, lachte dann aber. „So ‘n Quatsch. Sie hatte doch Montag ein Date und in den Kerl ist sie voll verknallt.“ Robin grinste. „Na dann ist ja gut.“ Er winkte Elias zum Abschied und ging dann ins Haus. Elias schwang sich auf sein Rad und sah zu, dass er nach Hause kam, da wartete schließlich jemand auf ihn!
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Wer in Zukunft informiert werden möchte, wenn es weiter geht, möge mir bitte eine Freundschaftsanfrage schicken. :)

Ein Missverständnis




Auf der Treppe vor seinem Haus wartete wirklich jemand. Elias sah auf seine Uhr. Max war viel zu früh! „Hey. Sorry, wenn ich zu früh bin und dich störe oder so, aber ich war grad in der Nähe…“, schüchtern sah er auf den Boden. Lügner, dachte Elias. Aber es freute ihn, eine wohlige Wärme breitete sich in seinem Körper aus, ob er nun wollte, oder nicht. „Nein Quatsch, du störst nicht. Kommst du noch mit rein?“ Max stand auf und nickte, zusammen betraten sie das Haus. IM Flur lief Lukas auf sie zu. „Elias, Elias.“, rief er aufgeregt. Er sah Max an. „Elias, wer ist das?“ Lukas wartete die Antwort gar nicht ab und fuhr fort. „Elias, darf ich zu Tim gehen und mit ihm Fußball spielen? Wir sind total gut beim Training und wir wollen jetzt immer ganz viel Spielen.“ Bittend sah Lukas seinen großen Bruder an, der schmunzelte. „Das ist Max. Aber los, zisch ab. Sei aber bitte um sieben wieder zu Hause, ja?“ Glücklich nickte sein Bruder und verschwand durch die Haustür. Max sah im staunend hinterher. „Wer war das denn?“, wandte er sich belustigt an Elias. „Mein kleiner Bruder, Lukas. Zehn Jahre alt und ein Fußball-Freak. Hast du Hunger?“ Elias ging in die Küche. „Ein bisschen.“, antwortete Max, als er ihm folgte. „Elias wühlte im Küchenschrank, als Max die Küche betrat. Dieser ließ seinen Blick über Elias gleiten, ehe er zu ihm trat und in den Schrank sah. Elias zog zwei Packungen Kekse und eine Tafel Schokolade hervor. „Wenn dir das als Essen reicht.“, lachte Elias. Max griff sich eine Packung Kekse und öffnete sie. Er zog einen Keks heraus und biss genüsslich hinein. „Ja, ich denke, dass reicht.“ Lachend versuchte Elias, ihm die Packung weg zu nehmen, Max Sprung nach hinten, hinderte ihn daran. Elias wollte gerade einen neuen Angriff starten, als sein Handy klingelte. „Ja?“, meldete er sich. „Elias du Arsch, du kannst nicht immer schwänzen und dich dann mit Robin vergnügen. Ehrlich mal, das geht nicht.“ „Sehr nette Begrüßung Katrin, vielen Dank auch. Außerdem vergnüge ich mich nicht mit Robin, der ist sauer, du kannst dir ja vorstellen warum. Wolltest du nur das sagen?“ „Wieso, willst du mich loswerden?“ Elias seufzte und verdrehte die Augen. „Nein, aber ich hab Besuch.“ „Ach so? Du wolltest mir auch noch was erzählen?!“ „Ja, später, sagte ich doch. Ich lege jetzt auf.“ Elias wartete nicht auf eine Antwort, sondern beendete das Gespräch. Sollte Katrin denken, was sie wollte. Max kramte inzwischen in seinem Rucksack und förderte Elias‘ Shirt zu Tage. „Hier. Ich wollte das eigentlich nur vorbei bringen.“ Max hielt Elias das Shirt hin. Dieser nahm es schweigend, er erinnerte sie an den Abend zurück. „Wie geht es dir eigentlich? Hast du noch Schmerzen?“, fragte er nach, das Kleidungsstück nachdenklich mit den Händen knetend. „Naja, es geht so, die Wunden brennen nicht mehr, wenn ich dagegen komme, das blaue Auge spür ich kaum noch. Meine Lippe tut noch ein bisschen weh.“ Beim Reden fuhr er mit der Hand über seine Wunden am Arm, weiter zu seinem blauen Auge und strich letztendlich über seine Lippe. Elias Blick blieb daran hängen, bis er den Kopf schüttelte, um wieder klar denken zu können. „Naja, ich muss dann auch wieder los.“, stellte Max fest und ging Richtung Haustür. „Max, es tut mir leid, also das wegen dem Kuss und so.“, nuschelte Elias in seinen nicht vorhandenen Bart. Max schüttelte den Kopf, murmelte ein „Muss es nicht.“ und verschwand durch die Haustür. Ja, schön, ganz toll gemacht Elias, wirklich, dachte Elias und starrte wütend die Haustür an. Er fragte sich, warum die Stimmung auf einmal so umgeschlagen war. Es war nach dem Anruf gewesen. Aber was hatte er denn gesagt? Was war so schlimm gewesen, dass es Max offensichtlich verletzt hatte. Elias kaute beim Denken auf seiner Unterlippe, sammelte in der Küche die Kekse und die Schokolade ein und verschwand damit in seinem Zimmer. Ein Satz hallte in seinem Kopf wieder. „Ich vergnüge mich nicht mit Robin“ Scheiße! Das klang ja fast so, als hätte er was mit ihm am Laufen, stellte Eilas frustriert fest und schleuderte den nächst besten Gegenstand, ein Schulbuch, in die nächste Ecke. Schon hatte er sein Handy aus der Tasche gekramt und Katrins Kurzwahltaste gedrückt. „Katrin, du musst herkommen, ich muss dir was erzählen und dich was fragen und du musst mir helfen, also schwing deinen kleinen Arsch hierher.“, plapperte Elias ohne Punkt und Komma, als Katrin sich gemeldet hatte. „Ja, dir auch ein freundliches Hallo. Na gut, vorhin war ich auch nicht besser. Was ist denn passiert? Egal, du wirst es mir eh nicht sagen, ich bin dann in zehn Minuten bei dir.“ „Danke.“ Sie legten auf. Elias fiel auf, dass sie nie ein „Tschüss“ oder ähnliches am Ende ihres Telefonates verwendeten, sie wussten immer, wenn das Gespräch beendet war. Wahre Freunde, dachte Elias und lächelte. Während Elias wartete, futterte er frustriert Kekse in sich hinein. Die Schokolade hob er für Katrin auf. Diese klingelte auch wirklich zehn Minuten später an sein Haustür. „Elias, was zu Hölle ist den passiert, dass du mich sofort hierher zitierst?“, begrüßte sie Elias. Elias zog sie wortlos an der Hand nach oben in sein Zimmer. Katrin ließ sich auf seinem Sofa nieder und schnappte sich die Schokolade. „Wenn du nicht gleich den Mund aufmachst, dann gehe ich wieder.“ Elias setzte sich im Schneidersitz auf sein Bett und erzählte. Er erzählte Katrin von dem Kuss am Abend und was am nächsten Morgen passiert war, das Max plötzlich gegangen war und heute wieder vorbei kam, um das Shirt zurück zu bringen, dass die Stimmung auf einmal komisch war und Elias Vermutung, dass Max dachte, Elias hätte was mit Robin am Laufen. Katrin sah in während seines Berichtes mitfühlend an. „Elias, kann es sein, dass du dich Hals über Kopf in Max verschossen hast?“ Elias sah betreten auf seine Hände. „Ja, kann schon sein. Aber das geht doch eh nicht, keiner weiß, dass ich schwul bin, nur Max und du und er hat auch grad eine Beziehung hinter sich. Außerdem hab ich es ja eh verkackt.“ Missmutig biss Elias in einen Keks. Katrin stand auf und setzte sich zu Elias. Sie legte tröstend einen Arm um seine Schultern. „Jetzt tu mal nicht so, als ob du gar keine Chance hättest. Keiner weiß, dass du schwul bist? Okay, das ist zwar doof, aber hast du nicht sowieso über ein Outing nachgedacht? Er hat eine Beziehung hinter sich? Na und? Wo ist dann das Problem? Offensichtlich war er ja auch nicht ganz so abgeneigt. Und das Missverständnis wirst du ja wohl klären können, oder? Wenn er es überhaupt so aufgefasst hast, wie du denkst.“ Überrascht sah Elias sie an. „Mhm, eigentlich hast du ja Recht.“ „Elias, du weißt, ich habe immer Recht.“, stellte Katrin fest. „Aber ich muss dich jetzt leider wieder verlassen, ich bin mit Nico verabredet.“, fügte sie hinzu. „Schonwieder? Ihr trefft euch ja fast jeden Tag.“ „Er hat gesagt, er will was mit mir unternehmen und mich überraschen.“, schwärmte Katrin. „Na dann. Ruf mich an und erzähl was es war.“ Sie erhoben sich und gingen Richtung Haustür. „Klar, mach ich. Kann ich mit ihm über dich und Max reden, wenn es sich ergibt? Vielleicht bekomme ich ja irgendwas raus oder so.“ Elias zögerte, nickte dann aber. „Aber wirklich nur wenn es sich ergibt. Und wehe, du versuchst zu kuppeln.“, drohte er lachend, als Katrin durch die Haustür verschwand. Elias war wieder allein, aber wild entschlossen, noch einmal mit Max zu reden. Elias schrieb eine SMS an Max, mit der Bitte, ihm zu sagen, wo Max wohnte. Dieser antwortete recht schnell und Elias konnte endlich los fahren.

Bei Max




Gut 20 Minuten später fuhr Elias mit dem Rad auf einen kleinen Vorhof. Nervös fummelte er an seinem Fahrradschloss herum und schloss sein Rad an den Zaun, der das Grundstück um das Haus begrenzte. Elias Nervosität nahm zu, als er vor der Haustür stand und klingelte. Unruhig trat er von einem Bein aufs andere und zog seine Kleidung zu Recht. Max öffnete die Tür und sah ihn erstaunt an. „Du warst schnell.“, stellte Max fest und Elias fuhr sich mit einer Hand durch seine Haare. Was sollte er auch sagen? Dass er sich extra beeilt hatte, weil er Max sehen wollte? Elias zuckte nur wortlos mit den Schultern und Max trat einen Schritt bei Seite, damit Elias eintreten konnte. Max schloss die Tür und beide standen nun im Flur, wussten nicht, was sie sagen sollten. Max machte schließlich den Anfang. „Warum bist du hergekommen?“, wollte er wissen. „Gegenfrage, warum bist du vorhin einfach gefahren?“ Max kaute auf seiner Unterlippe, fluchte leise, als er die aufgeplatzte Stelle traf und hörte auf. „Ich…naja, ich dachte halt irgendwie, dieser Robin und so und du spielst ein Spiel mit mir oder so was. Ich weiß auch nicht.“, druckste Max herum. Ich wusste es, dachte Elias und ärgerte sich über seine unbedachten Worte. „Ach Quatsch. Robin ist mein bester Freund. Außerdem wäre das auch der letzte Mensch auf Erden, mit dem ich jemals etwas anfangen würde. Erstens ist er mein bester Freund und zweites nicht gerade gut auf Schwule zu sprechen. Leider.“, erklärte Elias und Max atmete erleichtert aus. „Ich dachte schon…“, murmelte Max und eine leichte Röte kroch in sein Gesicht. Er sieht so süß damit aus, ging Elias durch den Kopf. Er betitelte Jungs eigentlich nicht mit dem Wort ‚süß‘, aber bei Max traf dies in diesem Moment wirklich zu. „Das traust du mir wirklich zu? Dass ich mit dir spielen würde? Ich bin enttäuscht.“ Max sah Elias erschrocken an, lächelte aber, als er das Grinsen in Elias Gesicht sah. „Nein, eigentlich nicht. Bleibst du noch oder musst du wieder nach Hause?“ Hoffnungsvoll sah er Elias an. „Wenn ich dir nicht unnötig zur Last falle, würde ich gerne bleiben.“, meinte Elias. Max lächelte. „Blödsinn. Lust auf ‘nen Film?“ Elias nickte und sie gingen ins Wohnzimmer. Max zeigte auf ein großes CD- und DVD-Regal. „Such dir was aus, ich hol schnell Snacks und was zu Trinken.“ Ratlos stand Elias vor dem Regal und konnte sich kaum entscheiden. Seine Wahl fiel schließlich auf einen Psycho-Thriller, in dem ein Mann Menschen tötete, die eine der sieben Todsünden begangen hatten. Max kehrte mit zwei Gläsern, einer Flasche Cola und einer Schale Chips zurück. Er stellte alles auf den kleinen Wohnzimmertisch und nahm Elias den Film ab. „Den wollte ich schon immer mal gucken, ich bin nur irgendwie nie dazu gekommen.“, kommentierte er Elias Filmauswahl und legte die DVD und den Player. Elias warf sich auf die Couch. „Ich liebe solche Filme.“, meinte er. „Max nickte zustimmend. „Ich auch, die sind wesentlich spannender als irgendwelche Komödien. Soll ich die Jalousien runter machen? Verstärkt irgendwie die Stimmung des Films.“ Elias nickte und Max betätigte den Knopf für die Jalousien. Danach setzte er sich zu Elias und startete den Film. „Wenn du Angst hast, kannst du dich ja an mir festhalten.“, scherzte Elias und erntete dafür einen Schlag von Max. „Das trifft wohl er auf dich zu.“ Sie lachten und sahen dann erst einmal eine Weile zum Fernseher. Der Film war gut, etwas gruselig und stellenweise eher unappetitlich. Max zuckte zusammen, als ein Mann plötzlich schrie und schrie, weil er Todesqualen litt. „Soll ich dich doch beschützen?“, fragte Elias und legte einen Arm um Max Schultern. Dieser grinste Elias an. „Gib es doch zu, du hältst mich doch nur, weil du selber Angst hast.“ Sie grinsten und sahen wieder zurück zum Film. Elias nahm seinen Arm nicht zurück und Max lehnte sich leicht gegen ihn. Elias strich mit seiner Hand zwischenzeitlich leicht über Max Schulter und ließ seinen Blick ab und an über Max Gesicht gleiten. Auch Max sah das ein oder andere Mal zu Elias hoch und irgendwann trafen sich ihre Blicke und der Film wurde eher zur Nebensache. Das schwache Licht des Fernsehers beleuchtete ihre Gesichter kaum, trotzdem kam es Elias so vor, als könnte er jede Kleinigkeit in Max Gesicht erkennen. Er strich vorsichtig über die geplatzte Lippe und Max öffnete den Mund leicht. „Küss mich.“ Elias kam diesem Befehl zu gerne nach und senkte seine Lippen auf die von Max. Sanft begann ihr Kuss und Elias strich mit seiner Zunge vorsichtig über die anderen Lippen und Max gewährte ihm Einlass. Elias plünderte Max Mund, versuchte ihm durch den Kuss zu vermitteln, dass Max ihm wichtig war. Wie beim ersten Mal, drückte Max Elias auf den Rücken, ohne den Kuss zu unterbrechen. Er griff nach Elias Handgelenken und nagelte sie über seinem Kopf fest, während sie sich immer fordernder küssten. „Ey.“, stieß Elias zwischen zwei Küssen hervor. Er versuchte seine Arme zu bewegen, aber Max grinste ihn nur an, ehe er seine Lippen wieder auf Elias‘ senkte und dieser sich letztendlich seinem Schicksal ergab. Max ließ eine Hand unter Elias Shirt wandern und strich über dessen Bauch. Sie bewegen ihre Hüften gegeneinander und Max zog Elias das Shirt kurzerhand aus. Dieser setzte sich auf und drückte nun seinerseits Max nach unten und kam auf ihm zum Liegen. Max strich über Elias Nippel und dieser keuchte auf. In ihren Hosen waren schon deutliche Beulen zu sehen. Als Max begann, Elias Gürtel zu öffnen, hielt Elias dessen Handgelenke fest. „Nicht heute.“, flüsterte er leise neben Max Ohr, ehe er sanft in sein Ohrläppchen biss und ihn wieder küsste. Elias setzte sich auf und zog Max auf seinen Schoß. Sie sahen sich in die Augen. „Tut mir leid, aber ich schätze, ich bin noch nicht so weit.“ Entschuldigend blickte er Max an. „Quatsch, das muss dir doch nicht leidtun. Dich zwingt doch auch niemand.“, erwiderte Max und küsste ihn zärtlich. Elias lächelte ihn an, als sich sie wieder voneinander lösten. Max Shirt war hoch gerutscht und Elias konnte einen Blick auf seinen Bauch werfen. „Du hast ein Bauchnabelpiercing?“, fragte er überrascht. „Das hattest du aber noch nicht, als ich deine Wunden sauber gemacht habe und das ist gerade mal zwei Tage her.“ Max schmunzelte. „Doch, hatte ich. Aber ich hatte keinen Stecker drin. Mein Ex hat mit am Tag der Trennung gesagt, ein Bauchnabelpiercing sei ‚unmännlich‘.“, erklärte Max. Elias schnaubte. „So ’n Quatsch. Ich find es passt zu dir und es sieht gut aus. Warum hast du eigentlich wieder einen Stecker rein gemacht?“ Max zögerte. „Wegen dir.“ Elias grinste und drückte Max noch einen flüchtigen Kuss auf die Wange. „Grins nicht so blöd.“, blaffte Max, meinte es aber nicht allzu ernst. Er kletterte wieder von Elias herunter und sie sahen sich nebeneinander das Filmende an, warteten darauf, dass ihre Erregungen wieder abflauten. Vorsichtig berührte Elias Max Hand und verstränkte ihre Finger. Max lächelte und lehnte sich wieder gegen ihn. „Elias?“, fragte er leise. Elias brummte nur. „Elias, was ist das zwischen uns? Es ist irgendwie anders als bei meinem Ex. Besser und schöner irgendwie.“, stellte Max fest. Elias lächelte erfreut über Max Worte. „Das findest du? Wirklich? Aber ich weiß nicht, was es ist, aber es ist schön. Das reicht doch irgendwie. Ich mag dich gerne, wirklich sehr gerne.“ So saßen sie da, bis der Film zu Ende war und der Abspann auch schon durchgelaufen war. „Ich will nicht aufstehen, es ist grad so bequem.“, meinte Max, stand dann aber doch auf, um wieder Licht in den Raum zu lassen. Er warf sich zurück auf die Couch, im gleichen Moment klingelte Elias Handy. „Du bist ja richtig gefragt.“, lachte Max. Elias grinste und nahm den Anruf entgegen. „Elias, endlich gehst du mal an dein Handy. Wo zur Hölle bist du? Ich stehe seit geschlagenen 20 Minuten vor deinem Haus. Wir wollten ne Runde Zocken, schon vergessen?“, ertönte Robins Stimme durch den Hörer. Elias schlug sich gegen die Stirn. „Ach ja, das hab ich total vergessen. Sorry. Warte mal kurz.“ Elias hielt die Hand vor den Hörer und wandte sich an Max. „Robin. Wir waren zum Zocken verabredet. Ich schätze, ich muss los.“ Max nickte und Elias sprach wieder in sein Handy. „Ich bin in ner halben Stunde da. Bis gleich.“ „Jaja, beeil dich.“, war die gemurmelte Antwort von Robin, ehe sie auflegten. „Musst du wirklich schon gehen?“ „Ja, leider. Aber du hast mich irgendwie davon überzeugt, dass ich endlich zugeben muss, dass ich schwul bin. Am besten sofort. Ich glaube zwar nicht, dass Robin es akzeptieren wird, aber ich kann ihm ja auch nicht ewig belügen, irgendwann kommt es eh raus.“ Max sah Elias begeistert an. „Du willst dich vor ihm outen? Heute? Wow.“ „Ja, ich denk schon, wenn ich mich dazu überwinden kann.“ Max nahm Elias in den Arm und flüsterte an sein Ohr. „Du schaffst das. Ich weiß das.“ Elias drückte ihm noch einen kurzen Kuss auf, dann verabschiedete er sich. „Danke. Ich erzähl dir dann, wie es gelaufen ist.“ Elias ging nach draußen, schloss sein Rad ab und schwang sich drauf. Mit einem mulmigen Gefühl fuhr er nach Hause.

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Tut mir leid wegen den letzten, etwas zu kurzen Updates. Aber ich dachte, besser wenig, als gar nichts. Was ist denn besser? Lieber alle paar Tage etwas mehr, oder möglichst jeden Tag, dafür etwas weniger? :)

Krisengespräche




Vor Elias Haustür wartete ein gelangweilter Robin, der ihn grimmig ansah, als Elias den Vorgarten betrat. „Ach, schön, dass der Herr auch mal kommt.“, viel die wenig freundliche Begrüßung aus. „Jaja, mecker nicht.“, gab Elias zurück und schloss das Haus auf. „Wo warst du überhaupt? Hast du mal wieder nen Mädel aufgerissen, von dem ich noch nichts weiß? Wird ja mal langsam wieder Zeit.“ Elias verdrehte die Augen. Wenn du wüsstest, dachte er. Robin sah ihn an, bekam aber keine Antwort und Elias stapfte die Treppe zu seinem Zimmer nach oben und Robin folgte ihm wortlos. „Oder hast du doch was mit Katrin?“, bohrte er weiter. Elias stöhnte. „Kannst du jetzt mal mit deiner dämlichen Fragerei aufhören? Du bist doch hier, um zu zocken, oder? Dann lass und das jetzt auch tun.“ Mit diesen Worten schaltete Elias die Spielkonsole an. Kurz darauf waren die Jungs damit beschäftigt, Zombies zu töten und dabei selbst nicht zu sterben, das Thema, wo sich Elias aufgehalten hatte, war somit erledigt, bis Katrin bei Elias anrief. Er unterbrach das Spiel und ging an sein Handy. „Hey, was gibt’s?“, begrüßte Elias seine beste Freundin. „Hast du Zeit? Ich muss dir unbedingt erzählen, was Nico gemacht hat und was er mir von Max erzählt hat und ich hab gute Neuigkeiten.“, sprudelte sie hervor. „Später, okay? Ich hab grad Robin da. Ich ruf dich zurück.“ Elias warf sein Handy hinter sich auf sein Bett und die beiden widmeten sich wieder dem Spiel. „Wer war das?“ Klar, Robins Neugier war wieder geweckt. „Katrin.“, antwortete Elias schlicht, ehe er einen Zombie erstach. Robin stellte das Spiel auf Pause und sah Elias an. „Alter! Du bist seit ein paar Tagen echt komisch. Was ist los, verdammt? Es wird ja wohl nicht so schlimm sein, dass du es mir nicht sagen kannst! Ich bin dein bester Freund!“, schnauzte Robin in an und Elias zuckte bei diesem Gefühlsausbruch leicht zusammen. Jetzt oder nie, dachte Elias. Auch, wenn er mir den Kopf abreißen, mich zusammenschlagen und mit die Freundschaft kündigen wird, ich kann ihn ja nicht weiter anlügen. Elias holte tief Luft, ehe er sprach. „Robin, das ist nicht so einfach. Und ich denke, du wirst es nicht verstehen. Aber hier.“ Elias hielt ihm sein Handy hin, das Bild hatte schließlich schon zweimal für sich gesprochen und es gegenüber Robin auszusprechen, war für Elias einfach unmöglich. Robin starrte auf das Handy vor sich. „E-Elias?! Was zum Teufel ist das? Du willst mir jetzt nicht sagen, dass du schwul bist, oder? Bitte, sag mir, dass das ein schlechter Scherz ist!“ Robin war aufgesprungen und schaute abwechselt Elias und das Handy an. Auch Elias hatte sich erhoben und schüttelte leicht den Kopf. „Nein, Robin, es ist kein Scherz.“ Elias bester Freund war nicht mehr zu bremsen. Er warf das Handy von sich und funkelte wütend mit den Augen. „Du willst mir nicht allen Ernstes erzählen, mein bester Freund sei eine Schwuchtel, ein widerlicher Schwanzlutscher! Du hast bestimmt auf eine Gelegenheit gewartet, bei der du mich anpacken kannst.“ Er spuckte vor Eilas auf den Zimmerboden. Dieser zog die Schultern ein, wartete innerlich schon auf einen Schlag. „Ehrlich Elias, du glaubst doch nicht wirklich, dass sich noch jemand, zumindest kein Junge, mit dir abgeben wird, die haben doch alle Angst, dass du über sie herfällst. Das ist abartig und krank, sie zu, dass du das ganz schnell wieder in den Griff bekommst. Wenn du dich wieder entschwult hast, sag Bescheid, solange will ich dir bloß nicht zu nahe kommen.“ Robin griff nach seinen Sachen und stapfte, mit einem triumphierenden Lächeln, zur Haustür und war kurz darauf verschwunden. Elias starrte fassungslos vor sich auf den Boden. Dann sackte er in sich zusammen und weinte, zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit. Er wusste, dass Robin es nicht akzeptieren würde, zumindest hatte er es erwartet. Dass er aber so ausrasten würde, damit hatte Elias nun wirklich nicht gerechnet. Was ist, wenn er Recht hatte? Wenn wirklich kein anderer Junge jemals wieder mit ihm reden würde? Elias schüttelte den Kopf. Er wusste, es war Blödsinn, immerhin hatte Max sogar einen besten Freund und Elias war sich sicher, dass es genug Menschen geben würde, die ihn akzeptierten. Jetzt galt es nur noch, sich auch gegenüber seinen Eltern zu outen, aber damit wollte Elias noch etwas warten, ein Rückschlag war erst mal genug.
Elias saß noch immer auf dem Boden und weinte. Er wusste nicht genau, wie lange er schon da gesessen hatte, aber ein leises Klingeln riss ihm aus seiner Trance, in den er wohl gefallen war. Er musste erst einmal das Handy suchen, das Robin quer durch sein Zimmer geworfen hatte, fand es letztendlich aber unter seinem Schrank. Ein verpasster Anruf von Max und eine darauf folgende SMS, warum Elias nicht an sein Handy gegangen war. Elias lächelte, ein Gedanke an Max und die Tatsache, dass er mit Elias sprechen wollte, brachten Elias dazu. Er putze sich die Nase, ehe er auf die Rückruftaste drückte. Nach dem zweiten Klingeln meldete sich Max. „Und, wie ist es gelaufen? Ich hoffe, es war nicht allzu schlimm, weil du ja gesagt hast, er sei nicht gerade gut auf Schwule zu sprechen.“ Elias schluckte und erzählte Max von der kleinen Katastrophe, die sich ereignet hatte. „Das ist nicht dein Ernst?! Dass ein Mensch deswegen so wütend werden kann, hätte ich nicht gedacht. Wie geht es dir jetzt?“ „Naja, es ging mir schon besser. Immerhin habe ich gerade meinen besten Freund verloren. Und ich habe etwas Angst, was morgen in der Schule passieren wird.“ Elias wusste nicht, ob Robin es den anderen erzählen würde und wie diese reagieren würden. Er fürchtete sich vor den Reaktionen, da der damit rechnete, Robin würde die Tatsachen verdrehen oder die anderen aufhetzen. „Kann ich verstehen, was glaubst du, wie es mir ging, als ich beschlossen habe, mich zu outen. Ich hab es zuerst Nico erzählt und ich bin froh, dass er es akzeptiert hat und immer noch mein bester Freund ist. Obwohl ich ihm versichern musste, mich nicht in ihn zu verlieben.“ Elias lachte auf. „Naja, und ich hab es dann eben anderen Freunden und besseren Bekannten erzählt. Ein Teil war nicht so tolerant, anderen war es egal. Letztendlich ist es aber eher gut aufgenommen worden.“, fuhr Max fort. Elias seufzte. „Hoffen wir mal, dass nicht alle solche intoleranten Idioten sind wie Robin.“ Er hörte, wie die Haustür aufging. „Max, ich muss auflegen, ich glaube, mein kleiner Bruder ist grad gekommen und ich schätze mal, er hat Hunger.“ Max lachte auf. „Na dann viel Spaß beim Kochen.“ Sie legten auf und Elias ging nach unten. Dort stand, wie erwartet, Lukas. „Elias, ich hab Hunger.“, stellte sein kleiner Bruder fest, als er sich die Schuhe auszog. „Was willst du denn Essen? Und wie war dein Training?“ „Ähm, ich will … ich will …Pizza!“, rief Lukas. „Na dann machen wir Pizza.“ Zusammen gingen die Brüder in die Küche und Elias suchte alle Zutaten für einen Pizzateig zusammen. Lukas hatte sich auf einen Stuhl gesetzt und erzählte stolz, dass er beim Training wieder einmal gut gewesen war und der Trainer gesagt hatte, dass er nun bei jedem Spiel mitspielen dürfte. Elias kommentierte die eine oder andere Aussage, lobte seinen kleinen Bruder und war wirklich stolz. Nach etwa einer halben Stunde war dann auch die Pizza fertig und musste nur noch in den Ofen geschoben werden. „So, dann können wir auch gleich essen, aber vorher gehst du Duschen.“, meinte Elias und Lukas verschwand im Badezimmer. Elias stellte den Ofen auf die richtige Temperatur und eine Eieruhr, damit die Pizza nicht verbrennen würde. Dann schnappte er sich das Telefon und warf sich auf die Couch. Wie oft er heute schon telefoniert hatte, ging es Elias durch den Kopf, dann wählte er Katrins Nummer. Er ließ es mehrfach Klingeln, aber bei ihr zu Hause nahm niemand ab, also versuchte Elias es auf Katrins Handy. Auch dort nahm sie nicht ab und Elias quasselte ihr auf die Mailbox. „Katrin, ruf mal zurück, wir müssen reden.“ Er legte das Telefon auf den Wohnzimmertisch und schaltete den Fernseher an, um dann festzustellen, dass am späten Nachmittag nichts Sehenswertes gab. Elias zappte also durch die Programme und kurz darauf kam Lukas aus dem Bad, seine Haare waren noch nass und ein paar Tropfen fielen zu Boden. „Können wir jetzt essen?“, fragte er hoffnungsvoll. Elias sah zur Uhr. „Wenn du dir jetzt noch die Haare richtig abtrocknen gehst, dann können wir danach essen.“ Schneller als Elias gucken konnte, war sein kleiner Bruder wieder verschwinden und Elias schmunzelte. Er ging in die Küche, um zumindest schon mal nach der Pizza zu sehen, die wirklich fast fertig war, die Uhr, die Elias gestellt hatte, zeigte noch zwei Minuten Wartezeit. Er holte zwei Teller und Besteck aus den Schränken und deckte den Esstisch im Wohnzimmer. Lukas kam wieder angelaufen, diesmal mit nur noch feuchten Haaren. „Elias, können wir jetzt essen? Ich hab sooo einen Hunger.“ Dabei bildete er mit seinen Armen einen großen Kreis. „Ja, komm, wir holen die Pizza aus dem Ofen.“ Zusammen betraten sie die Küche und Elias holte das Backblech aus dem Ofen und stellte es auf den Herd. Er schnitt die Pizza in mehrere, gleichgroße Stücke und tat diese auf einen großen Teller, den Lukas dann gierig ins Wohnzimmer trug. Die nächsten 20 Minuten waren sie damit die wirklich gute Pizza von Elias zu verputzen und am Ende blieb kein Stück mehr übrig. Es war mittlerweile früher Abend, als die beiden Brüder ihr Geschirr abwuschen und die Küche sauber machten. Danach sah Lukas sich noch eine Zeichentrickserie an und Elias verschwand zum Telefonieren in seinem Zimmer. Er versuchte erneut, Katrin zu erreichen und erwischte sie diesmal auf ihrem Festnetz. „Elias, ich hab grad an dich gedacht und wollte anrufen. Aber gut das du dich meldest, weil ich habe wirklich interessante Dinge zu berichten und ich muss dir auch noch unbedingt erzählen, welche Überraschung Nico für mich hatte, das war so süß, das glaubst du gar nicht.“, fing sie an zu erzählen, aber Elias unterbrach sie. „Das ist auch wirklich schön und gut und ich will mich auch gar nicht in den Vordergrund drängen, aber ich hab dir, ich glaube, etwas Wichtigeres zu erzählen.“ „Was? Klar kein Problem, erzähl.“ Elias holte tief Luft und begann dann seine Geschichte. „Also ich war bei Max und er dachte echt ich hätte was mit Robin, auf jeden Fall haben wir das geklärt und einen Film geguckt und Rumgemacht und dann hat Robin angerufen, weil wir zum Zocken verabredet waren und er auf mich gewartete hat. Dann hab ich Max gesagt, dass ich es ihm sagen will, also das ich schwul bin, wenn es sich ergibt und bin dann losgefahren und dann wollte er wissen wo ich war und dachte ich hätte eine Freundin oder irgendwas mit ‘nem Mädchen. Ich hab halt gesagt, dass das Quatsch ist und wir haben ein bisschen gezockt und dann hast du ja angerufen und er wollte wissen wer das war und meinte dann, dass ich schon seit ein paar Tagen komisch sei und ihm das sagen soll, weil er mein bester Freund ist. Ich hab ihm das Handybild gezeigt und er ist ausgeflippt, hat vor mir auf den Boden gespuckt, hat mich beschimpft, gesagt, ich wolle ihn ja nur betatschen und so und er meinte, kein Junge würde jemals wieder was mit mir zu tun haben wollen, dann ist er gegangen.“ Elias hatte beinahe ohne Pause gesprochen und musste erst mal wieder ruhiger atmen. Katrin hatte während des Vortrages und danach noch kein Wort gesagt. „Katrin? Bist du noch da?“, fragte Elias deswegen. „Was? Ach so, ja klar. Ich war nur grad echt geschockt. Dass Robin das nicht gut aufnehmen würde, hatte ich mir, wenn ich ehrlich bin gedacht, aber so schlimm, damit hätte ich echt nicht gerechnet. Was machst du jetzt?“, kam es vom anderen Ende der Leitung. „Naja, ich hab halt Angst, dass er es den anderen in der Schule erzählt, das würde ich nämlich ganz gerne selbst machen. Und ich habe Angst vor deren Reaktion. Mit dem Outing vor meinen Eltern will ich noch warten, auch wenn ich schon dabei bin, einen Plan dafür zu entwickeln.“ Nachdenklich kaute Elias auf seiner Lippe. „Was für einen Plan?“ Klar, dass Katrin neugierig war. „Der wird erst verraten, wenn ich sicher bin, dass alles so klappt, wie ich mir das vorstelle. Tut mir leid, da hast du selbst als beste Freundin keine Sonderrechte.“, neckte Elias sie. „Aber jetzt erzähl mal von deinem Nico.“ Das war das Stickwort für Katrin. Sie erzählte Elias, dass sie zunächst zum Badesee gefahren waren und dort hatte Nico wohl ein Tretboot organisiert und mit dem seien sie dann gefahren, haben im Boot gepicknickt und hatten alles in allem einen schönen Tag und Elias freute sich, dass zumindest Katrin keine Probleme hatte. „Morgen ist ja Donnerstag, da haben wir frei.“, stellte Katrin irgendwann fest. „Stimmt, ist ja Feiertag, dann ist Freitag ja auch frei. Ein schönes, langes Wochenende.“, freute sich Elias. „Hast du nicht gesagt, du hättest auf noch Neuigkeiten für mich?“, fiel ihm dann wieder ein. „Ja. Also ich hab auch mit Nico über dich und Max gesprochen. Naja und er hat mir erzählt, dass Max voll von dir geschwärmt hätte und, dass Nico glaubt, dass du ihm gut tust, vor allem nach der Misere mit seinem komischen Ex. Aber ich soll dir von Nico ausrichten, dass er dich bittet, Max nicht zu verarschen, mit ihm zu spielen und, für Fall, dass ihr eine Beziehung anfangen solltest, du dich bitte vorher outen sollst, zumindest Freunden und Eltern gegenüber, weil er weiß, wie schwer Max das schon beim letzten Mal belastet hat.“, berichtete Katrin. „Nico ist ein toller Freund. Ich mag ihn. Richte ihm aus, dass ich Max nicht wehtun werde und mein Outing schon begonnen habe. Wenn auch mit eher wenig Erfolg.“ „Das heißt, du könntest dir theoretisch vorstellen, mit Max eine richtige Beziehung zu führen?“, hackte Katrin nach. „Ich weiß es nicht. Ich meine, ich hab mich wirklich Hals über Kopf in diesem Jungen verknallt, aber ich kenne ihn jetzt, lass mich kurz überlegen…, drei Tage. Das ist ein bisschen kurz, findest du nicht? Aber was ich mir auf jeden Fall vorstellen kann, ist, mich weiter mit ihm zu treffen und ich glaube nicht, dass irgendwas das positive Bild von ihm zerstören kann, dass ich habe. Ich würde also sagen, ja, wenn ich ihn besser kenne, könnte ich mir das durchaus vorstellen.“ Elias machte eine kurze Pause. „Das klang grad verdammt schnulzig, oder?“ Katrin lachte und Elias stimmte sein. „Nö, es war süß. Ich bin so einen Gefühlsausbruch von dir nicht gewohnt, aber ich denke, es ist gut und etwas, an was ich mich durchaus gewöhnen könnte.“ „Jaja, verarsch mich ruhig. Aber wehe du gehst bei Nico petzten und erzählst ihm, was ich gerade gesagt habe. Außer den ersten Teil, den kannst du ihm erzählen.“, drohte Eilas. Katrin versprach, ihren Mund zu halten und sie quatschten noch über ein paar belanglose Dinge und legten irgendwann auf. Elias tat es gut, dass er mit Max und Katrin darüber sprechen konnte, was sich heute ereignet hatte. Er lag auf dem Bett und starrte Löcher in die Luft, als Lukas unangekündigt in sein Zimmer platzte. „Elias, ich fahr doch morgen mit ins Trainingscamp. Kannst du mir helfen die Tasche zu packen?“, flehend sah Lukas seinen großen Bruder an. “Aber klar.“ Elias war im Moment jede Abwechslung willkommen und wenn sein kleiner Bruder dabei eine Rolle spielte, dann ganz besonders.

Der Anfang von Himmel und Hölle




Elias und sein kleiner Bruder waren gerade fertig damit, die Tasche zu packen, als das Schloss der Haustür klickte und ihre Eltern nach Hause kamen. Freudig sprang Lukas die Treppe nach unten und Elias folgte ihm. „Mama, Mama, Elias hat mit mir meine Tasche gepackt und dann müssen wir morgen ganz früh losfahren, damit ich den Zug nicht verpasse.“ Aufgeregt sprang der Kleine im Flur herum. „Danke Elias.“, wand sich sein Vater an ihn, während Elias Mutter Lukas versprach, ganz früh loszufahren. „Ich weiß es wirklich zu schätzen, dass du Lukas so viel hilfst und auf ihn aufpasst. Im Moment haben deine Mutter und ich leider nicht so viel Zeit, aber das wird sich bald wieder ändern, versprochen.“ Er klopfte Elias auf die Schulter. Elias wusste, dass seine Eltern im Moment viel mit der Arbeit beschäftigt waren, es ging um irgendeinen großen Geschäftsabschluss. „Kein Problem Papa, ich mach das doch gerne, das wisst ihr doch. Kümmert ihr euch um eure Arbeit.“ Lächelnd sah Elias seinen Vater an, der ihn stolz ansah und dann in der Küche verschwand, um ein Abendessen für die ganze Familie zu kochen. Elias verschwand wieder in seinem Zimmer und überlegte, wie er das lange Wochenende verbringen würde, wobei Max eine wesentliche Rolle spielen sollte, wenn es nach Elias ging. Vor allem aber war er froh, dass er vier Tage hatte, in denen er den anderen nicht begegnen würde. Gut, dass Katrin in darauf hingewiesen hatte, sonst wäre Elias wohlmöglich morgen zur Schule gegangen, der ganze Stress hatte ihn verwirrt. Immer wieder kehrten seine Gedanken zu Robin zurück, während er die Spielkonsole wegräumte und ein paar verstreute Kleidungsstücke einsammelte. Es machte Elias ziemlich zu schaffen, dass sein bester Freund ihn so verabscheute. Was konnte er den dafür, wenn er schwul war? Ehe Elias aber wieder in seiner Verzweiflung versank, rief ihn sein Vater zum Abendessen.
Am nächsten Morgen wurde Elias ziemlich früh von einem in sein Zimmer stürmenden Lukas geweckt. „Elias! Elias, kommst du mit zum Bahnhof? Wir fahren doch heute los. Kommst du mit?“ Mit einem Satz sprang der Kleine auf Elias Bett. Dieser rieb sich verschlafen die Augen und sah auf die Uhr. Es war kurz nach sieben. „Lukas, ich habe dir doch gesagt, Elias kommt nicht mit, er hat doch frei und kann ausschlafen.“, ertönte die Stimme von ihrer Mutter, die auch kurz darauf in Elias Zimmer stand. „Tut mir leid.“, schmunzelte sie und sah belustigt auf Elias, der sich noch etwas verwirrt umsah und dann wieder stöhnend die Augen schloss und „Lukas.“ murmelte. „Komm Lukas, wir müssen gleich losfahren. Lass deinen Bruder schlafen, ich versprech dir, dass wir dich heute Abend alle anrufen.“ Frustriert kletterte der Lukas von Elias Bett. „Manno.“, grummelte er und stapfte aus dem Zimmer. „Tut mir leid Elias. Dein Vater und ich fahren Lukas zum Bahnhof und dann arbeiten. Zutaten für ein Mittagessen stehen in der Küche. Mach dir einen schönen Tag.“ Sie erntete lediglich ein undefinierbares Brummen, ehe sie dir Tür hinter sich schloss. Elias kuschelte sich tiefer in seine Decke und schlief auch tatsächlich wieder ein, nur um zwei Stunden später erneut geweckt zu werden. Jemand klingelte ziemlich energisch an der Haustür, was sie dadurch äußerte, dass der Besucher den Finger nicht mehr vom Klingelknopf nahm. Elias beschloss zunächst, die Klingel einfach zu ignorieren, als diese aber noch über einer Minute immer noch schellte, stand er auf, zog sich eine Sporthose an und schlürfte ohne Shirt zu Tür und riss diese auf. „Na endlich. Hab ich dich geweckt?“, fragte Katrin unnötigerweise, als sie die Finger von der Klingel nahm, wenn man Elias zerknautschtes Gesicht und seine zerwühlten Haare betrachtete. „Ne, haste nicht.“, antwortete Elias auch prompt und trat beiseite, damit Katrin eintreten konnte. „Robin hat mich gestern Abend noch angerufen, aber ich wollte es dir persönlich sagen, deswegen bin ich hier. Ich koch mal Kaffee, ja? Mit dir ist ja wirklich noch nichts anzufangen.“ Katrin kickte ihre Schuhe unter die Garderobe und ging gut gelaunt zur Küche. Elias folgte ihr und rollte mit den Augen. „Na danke. Was kann ich denn dafür, wenn ich ein Morgenmuffel bin und du mich gerade aus dem Bett geworfen hast?“ Katrin war schon mit der Maschine beschäftigt und füllte den Wasserbehälter auf. „Ich kann auch wieder gehen, aber ich dachte es interessiert dich, was Robin gesagt hat.“ Dass sie mit dieser Aussage Elias Neugier geweckt hatte, wusste Katrin und Elias seufzte ergeben. Er schwang sich mit einem leichten Sprung auf die Arbeitsplatte und wartete auf den Kaffee, der nun aus der Maschine in die Tasse lief. Ein Hoch auf den Erfinder des Kaffeevollautomaten, dachte Elias. Katrin goss Milch in seine Tasse und reichte sie Elias, ehe sie einen Schluck aus ihrer eigenen Tasse nahm. „Ich kann echt nicht verstehen, wie du Kaffee pur trinken kannst.“, Elias schauderte bei dem Gedanken. „Und ich kann nicht verstehen, wie man den Geschmack von Kaffee mit Milch verderben kann.“, konterte Katrin. Eine Weile sagten sie nichts und tranken nur schweigend ihren Kaffee. „Jetzt spuck ’s schon aus, was hat Robin gesagt?“, fragte Elias, als er die Spannung nicht länger ertragen konnte. „Naja, er hat mich halt gestern Abend angerufen und meinte, du hättest ihm gesagt, dass du schwul bist. Er hat gesagt, er findet das scheiße und krank und abartig und so weiter und er gibt mir die Schuld, weil wir so gute Freunde sind. Er meinte, ich hätte dich verdorben und du seist wegen mir verweichlicht und in Wirklichkeit gar nicht schwul und du würdest das nur denken, weil ich dich immer wegen irgendwelchen Typen volllabern würde. Ich hab ihm dann gesagt, dass das Quatsch ist und er sich nicht aufregen soll und es akzeptieren muss oder eben Pech gehabt hat. Dann meinte ich noch er sei intolerantes Arschloch. Er hat nur leider danach damit gedroht, er wolle dir das Leben zur Hölle machen und das ist jetzt meine Schuld.“ Am Ende glitzerten kleine Tränen in Katrins Augen und Elias sprang von der Arbeitsplatte und schloss seine beste Freundin in seine Arme, wo sie endgültig anfing zu weinen. „Hey, ist doch gut. Wenn er das wirklich machen sollte, dann ist das nicht deine Schuld. Du kannst nichts dafür, dass er so ein Vollidiot ist und das was du gesagt hast, war das Beste, was du hättest sagen können.“ Elias schob sie ein Stück von sich weg und sah ihr ins Gesicht. „Jetzt hör auf zu weinen, oder ich fang auch noch an und glaub mir, mein langes Wochenende hab ich mir anders vorgestellt, das soll nicht gleich mit Tränen beginnen.“ Lachend wischte Katrin sich die Tränen weg. „Du bist einfach der Beste. Weißt du eigentlich, dass ich jetzt den Traum von jedem Mädchen lebe?“ Verwirrt sah Elias sie an. „Naja, ich hab jetzt einen schwulen besten Freund, mit dem ich über Jungs, Make-up, Nagellack und Shoppen reden kann und der sogar viele, viele Stunden mit mir shoppen geht.“ Empört sah Elias Katrin an, die breit grinste. „Achso? Als ob du einen Unterscheid merkst. Außerdem weiß ich schon länger, dass ich schwul bin, ich bezweifle mal, dass ich jetzt anfange, mir die Nägel zu lackieren.“ „Wer weiß?“ Sie lachten und brauchten eine Weile, bis sie sich wieder beruhigt hatten. „Also, was machen wir dieses Wochenende? Ich bin ja für feiern, vielleicht mit Max und Nico?“, schlug Katrin vor. „Nur weil du Nico treffen willst.“, neckte Elias. „Aber okay, ist ein guter Plan.“ „Nur weil du Max treffen willst.“, warf Katrin ihm vor. „Gar nicht wahr.“ Elias lächelte trotzdem. „Wohl wahr.“ Triumphierend sah Katrin ihn an. „Na gut, ist wahr.“ Elias gab sich geschlagen. Katrin sah auf die Uhr. „Gut, ich muss leider wieder los, ich wollte dir das nur kurz erzählen. Ich muss meiner Mutter heute Vormittag im Laden helfen, sie will den Feiertag nutzen und ne Inventur machen und ich bin natürlich so dumm und helfe ihr. Dafür gibt es dann 20¤ für unseren Trip in den Herbstferien. Kannst du die beiden dann fragen, ob sie mitkommen? Ich wäre dann dafür, ins Travis zu gehen.“ Elias nickte. „Klar, ich ruf Max später an. Wie froh ich bin, dass ich für den Trip nicht zahlen brauche und meine Eltern das übernehmen. Ich freu mich schon richtig drauf.“ Katrin schlüpfte in ihre Schuhe und verabschiedete sich. „Bis heute Abend.“ Dann verschwand sie. Elias beschloss, erst einmal duschen zu gehen. Um wieder in sein Bett zu gehen war er zu wach und sonst fiel ihm nichts Besseres ein.
Elias verbrachte also eine Stunde ihm Bad, duschte, rasierte sich, putze sich die Zähne und stylte seine Haare. Mit einem Handtuch im die Hüfte wollte er gerade in sein Zimmer gehen, als es wieder klingelte. Elias stöhnte und verdrehte die Augen. „Kann man nicht einmal seine Ruhe haben?“, brummte er, dann öffnete er die Haustür. Davor stand Max. „Oh, Hallo.“ Er sah an Elias herunter. „Ich hoffe, ich störe nicht, aber ich war grad auf dem Weg zu ‘nem Kumpel und bin an deinem Haus vorbei gekommen und ich weiß nicht ob du das schon gesehen hast, aber an eurer Hauswand steht ‚Schwuchtel‘.“ Elias Augen weiteten sich. „Bitte was?“ Aufgebracht lief er aus der Haustür und ging zum Gartentor. Von dort aus konnte er das Dilemma betrachten. Jemand hatte mit roter Sprayfarbe groß ‚Schwuchtel‘ an das Haus geschrieben, die Farbe lief noch etwas herunter. „Das muss in der letzten Stunde passiert sein. Als Katrin gegangen ist, war das noch nicht da, das hätte sie ja gesehen.“ Max kam zu Elias. „Hey, jetzt beruhige dich erst mal.“ Elias atmete ziemlich schnell. „Komm mit ins Haus und zieh dir was an.“ Max schob ihn vor sich her, während Elias sich noch immer über den Sprayer aufregte. „Und es wundert mich nicht mal. Ich weiß auch wer das war, es war Robin, garantiert. Er hat zu Katrin gesagt, er will mir das Leben zur Hölle machen und hiermit hat er angefangen.“ Dann erzählte er Max noch, was Robin alles gesagt hatte, während dieser ruhig zuhörte. Elias suchte Shirt und Jeans aus seinem Schrank und zog sich an. „Was mache ich jetzt? Meine Eltern dürfen das nicht sehen, noch nicht, erst, wenn ich es ihnen erzählt habe. Wo bekomme ich den jetzt Farbe her? Verdammt, scheiß Feiertag.“ Resigniert ließ er sich neben Max aufs Bett fallen. „Jetzt beruhig dich endlich. Mein Onkel hat einen Malerbetrieb, der hat bestimmt einen Eimer Fassadenfarbe für mich, wenn ihm im erkläre was passiert ist. Und dann sage ich meinem Kumpel ab und helfe dir, das Haus zu streichen, bevor deine Eltern wieder da sind, okay?“ Elias sah ihn an. „Quatsch, das wär zu viel verlangt, wenn du mir hilfst, das Haus zu streichen, aber ein Eimer Farbe wäre grad echt genial.“ Max zog sein Handy aus der Tasche und wählte eine Nummer. „Hey Jan, sorry, aber mir ist was Wichtiges dazwischen gekommen, ich schaff es leider nicht mehr vorbei zu kommen.“ Elias wollte schon protestieren, aber Max hielt ihm einfach den Mund zu. „Ja, ist zwar schade, aber wenn es nicht allzu schlimm ist, dann ist ja gut. Wir holen das dann nach, bis dann.“ Schon hatte Max aufgelegt und Elias Mund wieder losgelassen. „Ich hab dich gesagt, du brauchst mir nicht helfen.“, beschwerte er sich. „Ich tu es aber trotzdem, indirekt bin ich ja irgendwie mit schuld an der Sache, oder nicht?“ „Mach doch was du willst.“, murmelte Elias nur und Max lachte. „Das sowieso. Jetzt rufe ich aber meinen Onkel an und hole die Farbe.“ Max tippte die nächste Nummer. „Hallo Yvo, du hast nicht gaaanz zufällig einen Eimer weiße Fassadenfarbe für mich, oder? Ich muss einem Freund helfen, sein Haus zu streichen, es ist Opfer eines Sprayer-Angriffes geworden.“ Max wartete die Antwort ab. „Danke, du bist der beste Onkel, den man haben kann. Wenn ich dir demnächst helfen kann, sag Bescheid. Ich hol dann jetzt mal die Farbe ab.“ Sein Onkel sagte noch etwas. „Das würdest du tun? Danke.“ Er legte die Hand auf den Lautsprecher. „Elias, mein Onkel bringt die Farbe und ne große Leiter vorbei, kannst du mir mal deine genaue Adresse sagen?“ Elias nannte ihm die Adresse und Max gab sie an seinen Onkel weiter. „Okay bis gleich dann. Danke nochmal.“ Max legte auf und schob sein Handy zurück in seine Hosentasche. „Mein Onkel kommt in einer Stunde, dann haben wir trotzdem noch genug Zeit zum Streichen. Es tut mir leid, dass du wegen mir solchen Stress hast.“ Betreten sah Max auf seine Hände. Elias lag erst auf dem Rücken, hatte sich aber jetzt seitlich auf seinem Arm abgestützt und sah Max an. „So ein Mist, du bist an gar nichts schuld. Glaubst du wirklich, Robin hätte das nicht gemacht, wenn ich mich erst später geoutet hätte? Er hat einfach ein krasses Problem damit, warum auch immer. Also sag das bloß nicht nochmal.“ Max ließ sich nun nach hinten fallen und sah die Decke an. „Naja, aber wenn du dich später geoutet hättest, dann hätte er das vielleicht...“ Weiter kam Max nicht da nun Elias ihm den Mund zuhielt. „Hätte, hätte Fahrradkette. Jetzt ist das halt passiert.“ Er nahm die Hand wieder von Max‘ Mund. „Aber…“ „Bist du jetzt endlich still!“ Max hielt nun wirklich den Mund und richtete sich auf, um Elias anzusehen. „Darf ich noch eine Sache sagen?“, fragte er zögernd. „Dann musst du mit den Konsequenzen rechnen.“ „Die dann wären?“, fragte Max weiter. „Das musst du dann schon selbst herausfinden.“ Elias grinste ihn herausfordernd an. „Na gut. Aber was, wenn Robin…“ Elias warf sich auf Max, hielt mit einer Hand seine Arme über den Kopf fest und kitzelte ihn mit der anderen. „Ich hab doch gesagt, ich will das nicht hören. Du bist nicht schuld.“ Elias hörte auf ihn zu kitzeln. „Willst du jetzt immer noch etwas sagen?“, fragte er herausfordernd. „Du bist gemein, verdammt gemein, diesen Überraschungsmoment auszunutzen und…“ Elias küsste ihn einfach und Max erwiderte den Kuss. Der Kuss dauerte nicht lange und als sie sich wieder gelöst hatten grinsten sie sich an. „Also wenn das die Konsequenz ist, wenn ich wiederspreche, dann werde ich das in Zukunft öfter tun.“, stellte Max fest und befreite seine Handgelenke mit einem festen Ruck aus Elias Griff. Dieser sah ihn verdutzt an. „Jetzt mal ohne dich beleidigen zu wollen. Warum hast du so viel Kraft?“ Max lachte und drehte sich mit Elias um. Jetzt hatten sie die Rollen getauscht und Max saß auf Elias Hüfte. „Weißt du, ich trainiere regelmäßig und spiele Handball. Außerdem helfe ich meinem Onkel öfter mit seinem Betrieb und diese großen Farbeimer sind nicht gerade leicht.“, erklärte er und malte dabei kleine Kreise auf Elias T-Shirt. „Das sieht man dir gar nicht an.“ Max nickte. „Ja, leider. Aber was soll ich machen? Immerhin weiß ich, dass ich kräftig genug bin, auch wenn man es nicht sofort sieht.“ „Ich mag deine Figur aber. Find ich irgendwie besser als so ein mega Muskelpacket.“, erwiderte Elias leise. „Wirklich?“ Erstaunt zog Max seine Augenbrauen nach oben. „Markus, mein Ex, meinte einmal, ich würde aussehen, wie so ein typisch schwuler Mann. Halt eher dünn, kaum sichtbare Muskeln und eher feinere Gesichtszüge und so.“ „Ich mag diesen Kerl immer weniger. Als ob jeder Typ mit deiner Figur schwul ist.“ Elias schüttelte leicht den Kopf. Max lächelte ihn kurz an, rollte sich dann von ihm runter und legte sich neben Elias, einem Arm über seinen Bauch gelegt. Sanft malte er weiter kleine Kreise und Elias schloss die Augen. „Weißt du, was jetzt richtig toll wäre?“, fragte er Max. „Was denn?“ Ne Rückenmassage.“ Elias öffnete die Augen und Max grinste ihn an. „Kannst du haben.“ Er zupfte an Elias Shirt und zog es ihm über den Kopf. Elias drehte sich und legte seinen Kopf auf seine Arme. Max setzte sich wieder auf seine Hüfte und begann, seine Schultern zu massieren. „Mhm.“, machte Elias und schloss wieder die Augen.
Von den Schultern aus wanderte Max weiter an Elias Seiten bis hin zu seiner unteren Rückenmuskulatur und wieder nach oben. Er war erneut bei den Schultern angelangt, dann beugte er sich nach vorne und pustete leicht über Elias Nacken, der davon sofort eine Gänsehaut bekam. „Ey.“, murmelte er. Max wanderte weiter zu seinem Ohr und biss leicht in Elias Ohrläppchen. Elias keuchte. „Was verstehst du eigentlich unter einer Rückenmassage?“, fragte er belustigt. „Ach, das kann man je beliebig ausdehnen, aber wenn du nicht willst…“ Max wand sich wieder Elias Rückenmuskulatur zu. „Ich wäre ja an deiner ‚beliebigen Ausdehnung‘ interessiert.“, erwiderte Elias. Max strich leicht über Elias Nacken, seine Ohren und die Schultern. Dann knabberte er wieder an dessen Ohrläppchen und flüsterte „Weißt du, ich hab keine Ahnung, wie du das anstellst, aber du weckst in mir das Bedürfnis, dich zu küssen.“ in Elias Ohr. Dieser drehte daraufhin seinen Kopf und sah Max an. Dann lächelte er. „Ich weiß, was du meinst.“ Ihre Lippen fanden sich und Max rollte sich von Elias herunter, ohne den Kuss zu unterbrechen. Der Kuss war sanft und Elias konnte an nichts anderes denken, als an den Jungen, der neben ihm lag, ihn küsste und Elias nicht wusste, wie er das alles in Worte fassen sollte. Er versuchte es trotzdem und löste sich von Max, der ihn erwartungsvoll ansah. „Es ist so komisch. Wir kennen uns vier Tage und haben uns auch bisher an jedem davon gesehen und ich mag dich total und du wirkst unglaublich anziehend auf mich. Es verwirrt mich, dass ich glaube, mich in einen Typen verliebt zu haben, den ich kaum kenne und der gerade eine Beziehung hinter sich hat und dann kommt da deswegen irgendwie ein schlechtes Gewissen, ich weiß auch nicht, warum. Aber trotzdem kribbelt es irgendwie in meinem Bauch und deine Küsse und Berührungen machen mich atemlos.“ Elias machte einen Moment Pause. „Ich hatte noch nie das Gefühl, dass ich jemanden ansehe und innerlich sprachlos bin. Ich bewundere dich für deinen Mut und für die Stärke, trotz diesem komischen Markus und ich erzähle hier grad sinnloses Zeug. Was ich sagen wollte, ich würde gerne noch mehr Zeit mit dir verbringen, dich besser kennen lernen. Du machst mich zu einen ‚Ich-rede-stundenlang-über-meine-Gefühle-Typen‘ gemacht und alleine das ist schon ziemlich bemerkenswert.“ Max starrte ihn fassungslos an. Er klappte den Mund ein paar Mal auf und zu, ehe er anfing zu sprechen. „Ähm, wow?! Eigentlich müsste ich dich bewundern und nicht umgekehrt, ich hätte es niemals geschafft, so etwas zu sagen, ich bin irgendwie sprachlos. Aber das was du gesagt hast, trifft so ziemlich das, was ich die ganze Zeit gedacht habe.“ Beide brauchten Zeit, um diese Worte zu verarbeiten und so starrten sie sich eine Zeit lang nur gegenseitig an. Max brach das Schweigen. „Wegen Markus brauchst du aber kein schlechtes Gewissen haben, was ich eh nicht ganz verstehen kann, aber weißt du, es war im Prinzip die letzten zwei Wochen schon der Wurm drin und davor, naja, da dachte ich irgendwie, ich sei glücklich mit ihm, aber wenn ich das mit Zeit vergleiche, die ich bisher mit dir verbracht habe, dann scheint es mir, als hätte ich mir mein Glück immer nur eingeredet.“ „Das beruhigt mich. Ich bin dafür, abzuwarten, was noch passiert, weil ich hasse diesen ganzen Quatsch mit dem über Gefühle reden und so. Ich weiß auch nicht, warum ich das eben gemacht habe. Ich hätte da auch ne viel bessere Idee für unsere Freizeitgestaltung, bis dein Onkel kommt.“ Elias grinste Max und warf sich auf ihn. Dieser war viel zu perplex um überhaupt darauf zu reagieren und stieß zischend die Luft aus, als Elias vorsichtig an seinem Hals knabberte. „Ach ja, Rache ist süß.“, meinte Elias und küsste Max, bevor er etwas erwidern konnte. Sie gerieten in eine kleine Rangelei, bei der es vor allem darum ging, wer den anderen unter Kontrolle hatte, dabei küssten sie sich, bissen in Hals, Ohr und Lippe und hörten Max Onkel erst, als er das dritte Mal klingelte. „Ich glaube, mein Onkel ist da.“, nuschelte Max an Elias Halsbeuge und erhob sich widerwillig, während er nach seinem Hemd angelte, das irgendwann den Weg auf den Boden gefunden hatte und auch Elias suchte nach seinem T-Shirt. Mit noch etwas zerzausten Haaren gingen sie die Treppe hinunter und öffneten Max Onkel die Tür. „Hallo Yvo, danke, dass du vorbei kommst.“, begrüßte Max seinen Onkel. „Kein Problem. Ich hab die Schweinerei schon gesehen. Unerhört so was. Weißt du, welches Arschloch das gewesen ist? Dann kann ich dir ne Rechnung ausstellen, die du an ihn, ich nehme mal an, dass es ein Junge war, weiterleiten. Der wird sich freuen. Ich bin Yvo.“, wand dieser sich an Elias, der ihn sprachlos ansah und wie mechanisch Yvos ausgestreckte Hand ergriff. „Ähm, Elias. Danke, dass sie mir, uns, helfen.“ Yvo lachte auf. „Wehe du siezt mich. Aber das ist doch klar, erstens kann ich meinem Neffen sowieso keinen Wunsch abschlagen und außerdem hasse ich Menschen, die glauben mit so etwas, “, er zeigte nach draußen, “irgendwas erreichen können oder was auch immer deren Absichten sind. Ich find es einfach nur intolerant und unfair.“ Max hatte die Szene beobachtet und lachte nun über Elias verwirrten Gesichtsausdruck. „Ja, so ist mein Onkel eben.“
Sie gingen zu dritt nach draußen, um die Farbe, Pinsel und eine große Leiter auszuladen. „Jungs, geht ihr mal wieder rein oder macht irgendwas, ich streich das hier alleine. Es passt eh nur einer auf die Leiter.“, meinte Yvo, als sie die Leiter vor die Wand gestellt hatten. „Aber das geht doch nicht das sie, sorry, du, hier die ganze Arbeit machst.“, beschwerte Elias sich und griff nach einer Farbrolle. Max nahm ihm diese gleich wieder aus der Hand. „Wenn er sagt, er macht das alleine, dann meint er das auch so. Bring ihm was zu trinken und ein Sandwich und er ist glücklich.“ Yvo grinste verschmitzt. „Recht hat er.“ Elias und Max gingen lachend zurück zum Haus, um das versprochene Sandwich zu machen, während Yvo damit begann, die Wand zu streichen und dabei leise vor sich hin fluchte.
In der Küche öffnete Elias den Kühlschrank und beugte sich weit hinein, um nach Soße, Käse und anderen Zutaten für sein ‚Spezial-Sandwich‘ zu suchen. Er drückte alles, was er finden konnte, Max in die Hand und schloss den Kühlschrank wieder. „Ich mag deinen Onkel.“, meinte Elias, als er mit der Soße eine Scheibe Toast bestrich. Max setzte sich daneben auf die Arbeitsplatte. „Ja, er ist cool. Außerdem akzeptiert er, dass ich schwul bin, er findet es auch gut, dass ich dazu stehe. Er hatte deswegen auf Streit mit seinem Bruder, meinem Vater. Er wollte, dass meine Eltern mich wieder wie ihren Sohn behandeln und nicht so neutral, wie sie es tun, seit dem ich mich geoutet habe.“ Elias hob eine Augenbraue. „Ich denke, sie akzeptieren es?“ Er belegte das Toast mit Salat, Käse, Schinken und Gurke. „Ja, tun sie auch, aber trotzdem hab ich das Gefühl seitdem nicht mehr ihr Sohn zu sein.“ Max senkte den Kopf. Elias trat vor ihn und sah ihn tröstlich an. „Hey, das wird schon wieder. Irgendwann kommen sie damit bestimmt klar. Außerdem hast du einen tollen Onkel und Freunde, die das akzeptieren. Komm, wir gehen raus und bringen Yvo das Essen, bevor er noch vor Hunger von der Leiter fällt.“ Elias griff nach Max Hand und zog ihn von der Arbeitsplatte. Dieser grinste halbherzig über Elias Witz und zusammen gingen sie in den Vorgarten.
Yvo hatte bereits das ‚Sc‘ und einen Teil des ‚h‘ übergestrichen, es schimmerte noch leicht durch. „Ah, mein Sandwich. Danke Elias. Ich denke, ich muss zweimal streichen, aber das habe ich mir schon gedacht.“ Kritisch betrachtete er die Wand. „Hast du denn eine Vermutung, wer das gewesen sein könnte?“ Elias trat von einem Fuß auf den anderen. Max lächelte ihm aufmunternd zu. „Naja, ich hab halt meinem besten, ehemals besten, Freund gesagt, ich sei schwul. Wenn ich sage, er hat es nicht gut aufgenommen, dann wäre das gewaltig untertrieben.“ Er seufzte. „Er macht meine beste Freundin dafür verantwortlich und hat gedroht, mir mein Leben zur Hölle zu machen.“ Yvo schnaubte. „Das ist doch unfassbar. Es macht dich doch nicht zu einem anderen Menschen, wenn du schwul bist.“ Kopfschüttelnd biss er in das Sandwich und lächelte. „Das ist wirklich gut.“, nuschelte er. Alle drei grinsten. Elias sah auf seine Uhr, es war erst zwei Uhr nachmittags. „Bist du dir sicher, dass du keine Hilfe brauchst? Oder Gesellschaft?“, wandte er sich an Yvo. „Nein nein, geht ruhig. Das hier ist schnell erledigt.“ Elias nickte ihm zu und ging mit Max wieder ins Haus. „Sag mal, hat Nico heute Zeit? Katrin hat mich gefragt, ob ich euch, also dich und Nico frage, ob ihr mit uns feiern geht. Wir wollten ins Travis.“ Sie gingen die Stufen nach oben. „Ich glaube nicht, dass er was vor hat und ich hab auch Zeit, danke der Nachfrage.“, antwortete Max und boxte Elias leicht gegen den Oberarm. „Aua.“, schrie er gespielt schmerzhaft auf. „Das musst du jetzt wieder gut machen.“, schmollte er, als sie sein Zimmer betraten. „Ach ja? Was hattest du dir denn da so vorgestellt?“, fragte Max grinsend nach. „Ich dachte, du hättest da so die ein oder andere Idee.“ Elias zog Max an den Hüften zu sich heran und ließ sich dann nach hinten auf sein Bett fallen. Max hielt sich an Elias fest. „Ey, mach das nie wieder!“, beschwerte er sich. „Wieso?“ Unschuldig blickte Elias ihn an. „Ist doch nichts passiert. Aber du hast noch immer was gut zu machen, dein Schlag tat ganz schön weh.“, jammerte er grinsend. „Jaja, natürlich. Ich bin ja so ein böser Junge.“ Max näherte sich Elias Gesicht, ein paar Zentimeter davor stoppte er. „Ich denke, als Wiedergutmachung komme ich mit ins Travis.“, sagte er nüchtern und rollte sich dann von Elias herunter, der ihn perplex ansah. „Äh, was?“, fragte er verwirrt. Max lachte laut los. „Jetzt komm schon her du Idiot.“ Er zog Elias an seinem Shirt dichter an sich und küsste ihn. „Geht doch.“, murmelte Elias zwischen zwei Küssen und grinste. „Hey.“, beschwerte sich Max. „Sei mal nicht so frech.“ Dann biss er Elias leicht in den Hals und saugte anschließend an der gleichen Stelle. „Wehe, du verpasst mir da einen Knutschfleck, dann…“, drohte er, kam aber nicht weiter, als Max ihn erneut biss und Elias aufstöhnte. Dieses Spiel trieb Max eine Weile, bis Elias ihn mit einem Ruck auf den Rücken drehte. „Wehe, da ist was zu sehen.“, knurrte er. „Aber Rache ist ja bekanntlich süß.“, fügte er hinzu und begann eine ähnliche Prozedur an Max Hals. Dieser versucht zwar noch, Elias wieder los zu werden, hatte aber nicht gerade einen großen Erfolg, also gab er sich geschlagen. Schließlich beugte sich Elias wieder über ihn. „Das hast du verdient.“, stellte er fest und küsste Max. Max brummte etwas Unverständliches in den Kuss und forderte Elias zu einem sanften Zungenspiel auf, auf das er auch einging. Nach einer Weile lösten sie sich schwer atmend und legten sich nebeneinander auf das Bett. Elias strich mit leicht über Max Hand und verschränkte ihre Finger. Beide drehten im selben Moment den ihre Köpfe und lächelten sich an. „Elias?“ „Was ist?“ Max richtete sich leicht auf. „Das mit Robin ist echt scheiße. Wer weiß, was er als nächstes macht.“ Elias stöhnte auf. „Man, Max. Du hast echt ein Talent dafür, schöne Momente zu zerstören.“ Vorwurfsvoll sah er Max an und lächelte leicht. „Sorry.“, murmelte dieser. „War doch nicht so gemeint. Ich meine nur, es ist doch egal, was Robin denkt, sagt oder tut.“ Elias erntete nur ein Schweigen von Max. „Komm schon. Jetzt sei nicht sauer.“ Max atmete geräuschvoll aus. „Aber ich denke immer noch, es ist meine Schuld. Lass mich ausreden, okay? Guck mal, hätte ich dein Handy nicht genommen und das Bild gesehen, wäre es doch gar nicht zu einem Kuss gekommen und du hättest dich noch nicht jetzt geoutet und wer weiß, wie es Robin ausgenommen hätte, wenn er älter ist?“, erklärte Max. Elias schüttelte leicht den Kopf. „Ja, aber hättest du das Bild nicht gesehen, hätten wir doch beide die ganze Zeit gedacht, den anderen zu küssen, aber wir hätten es nicht getan. Dann würde ich jetzt nicht hier mit dir liegen und ich wäre längst nicht so stolz darauf, schwul zu sein. Das bin ich nämlich inzwischen und das ist auch das einzige, an dem du schuld bist.“ Elias stützte sich auf seinem Ellenbogen ab. „Hör auf dir Vorwürfe zu machen, die nicht stimmen. Was kannst du denn dafür, wenn ich mir so einen Idioten als besten Freund gesucht habe?“ Max lächelte nun und nickte. „Na gut, du hast gewonnen. Dann lass uns heute Abend mit Nico und Katrin feiern gehen und den Mist vergessen.“, schlug er vor. Dann holte Max sein Handy aus der Tasche und wählte Nicos Nummer. „Hey. Was machst du heute Abend? Lust aufs Travis mit Katrin, Elias und mir?“ Nico schien zu zustimmen, denn Max lächelte. „Okay. Dann treffen wir uns da. Bis dann.“ Er steckte das Handy zurück in die Tasche. „Er kommt mit. Er freut sich auf Katrin.“ Max grinste und Elias schmunzelte ebenfalls. Seiner Meinung nach, hatte das ganze etwas von einem Doppel-Date. „Lass uns mal sehen, wie weit dein Onkel ist.“, schlug er vor und zog Max an der Hand mit nach draußen.
Yvo hatte bereits alles einmal gestrichen und fing schon mit der zweiten Schicht an, die alle Spuren perfekt abdeckte. „Aber ich bin dir dafür doch irgendwas schuldig, alleine schon für die Farbe.“ Elias hatte ein schlechtes Gewissen, weil Yvo keine Gegenleistung annehmen wollte. Dieser winkte ihn dichter an sich heran und flüsterte ihm etwas zu. „Ich nehme an, zwischen dir und Max läuft etwas? Oder zumindest bahnt sich da irgendwas an?“ Elias nickte zustimmend. „Okay, dann versprich mir, zu ihm zu stehen und ihn nicht so zu verletzten, wie sein Ex. Klar, ich erwarte keine Beziehung á la ‚bis das der Tod uns scheidet‘, aber trotzdem, tu ihm nicht weh. Das wäre das einzige, um das ich dich bitte.“ Elias sah ihn mit großen Augen an und nickte erneut. „Versprochen.“ Sie schlugen ein und Yvo stieg auf die Leiter, um den Rest fertig zu streichen. „Was hat er gesagt?“, wollte Max neugierig wissen. „Nicht so wichtig.“, winke Elias ab. Max sah ihn zweifelnd an. „Komm schon, es ist wirklich nicht wichtig. Willst du hier duschen oder so, bevor wir nachher los fahren, oder willst du nochmal nach Hause?“, versuchte er vom Thema abzulenken. „Lenk nicht ab. Wenn du willst, dass ich mitkomme, dann sagst du mir das jetzt.“ Elias hob theatralisch die Arme und seufzte. „Na gut, dann sag ich es dir eben. Er wollte, dass ich ihm verspreche, die nicht so zu verletzten, wie dein Ex und zu dir zu stehen, sollten wir eine Beziehung führen.“ Max sah ihn erwartungsvoll an. „Und?“ „Was und?“ „Ich will wissen, was du geantwortet hast.“, erklärte Max. „Achso. Ich hab es ihm versprochen.“, nuschelte Elias und Max lächelte ihn belustigt. „Aha?! Ist dir das unangenehm? Jetzt weiß ich immerhin, dass du dir offensichtlich eine Beziehung mit mir vorstellen könntest.“ „Ach hör auf so doof zu grinsen und komm mit, ich muss noch Katrin anrufen.“ Elias stapfte zurück zum Haus und Max folgte ihm, noch immer lächelnd.

Zeitvertreib




Max war Elias in dessen Zimmer gefolgt. Elias telefonierte gerade mit Katrin, um ihr Bescheid zu sagen, dass sie sich alle vier am Travis treffen würden. Er lachte mehrfach und schüttelte leicht den Kopf, dann beendete er das Telefonat. „Ich musste ihr bestimmt fünf Mal versichern, dass Nico wirklich kommt. Also wehe, er überlegt es sich anders, dann bin ich tot.“ Max machte einen Schritt auf ihn zu. „Das kann ich ja nicht zulassen.“, säuselte er in Elias Ohr. „Stimmt, das kannst du wirklich nicht.“, gab Elias zurück. „Aber was ist jetzt? Willst du nochmal nach Hause, oder fahren wir später von hier aus los?“ Max überlegte einen Moment. „Naja, ich muss mich auch umziehen. Ich bitte einfach Yvo, mich auf dem Rückweg nach Hause zu fahren.“ Grinsend sah er Elias an. „Aber der muss ja erstmal fertig streichen.“ Elias konnte sich der Anziehungskraft, die Max auf ihn ausübte sowieso nicht entziehen und ließ es zu, dass Max ihn nach hinten auf das Bett schubste. „Du weißt schon, dass du da einen Fleck am Hals hast?“, fragte Max unschuldig. „Du weißt schon, dass du gleich noch einen zweiten Fleck am Hals hast, wenn du nicht aufhörst so doof zu grinsen?“, konterte Elias. Beide lachten und sie küssten sich wieder. „Halt still und genieß es, okay? Sag nur Bescheid, wenn ich aufhören soll.“, flüsterte Max und zog Elias das T-Shirt über den Kopf, als dieser nickte und die Augen schloss. Max küsste Elias Hals entlang zum Schlüsselbein und wieder zurück zum Ohr, in dass er leicht hinein biss. Mit einer Hand strich er dabei über Elias Oberkörper und ab und an flüchtig über seine Brustwarzen. Damit entlockte Max ihm ein Aufstöhnen und Elias hielt sich an der Bettdecke fest. Dies war offensichtlich eine empfindliche Stelle von Elias und Max küsste sich dessen Oberkörper entlang dorthin und umspielte sie mit seiner Zunge und biss leicht hinein. Elias wand sich unter Max Berührungen. „Max. Was zum Teufel machst du bloß mit mir?“, stieß er mit zitternder Stimme aus. Elias griff nach Max Händen und zog ihn nach oben. Ihre Gesichter berührten sie fast und Elias sah Max fest in die Augen. „Nicht weiter, okay? Noch nicht zumindest.“, bat er und Max nickte. „Klar. Ich hab ja gesagt, du bestimmst.“ Max widmete sich erneut Elias Hals und strich mit den Händen an seinen Rippen endlang. Elias erschauderte und sah Max mit glasigen Augen an. „Du machst mich wahnsinnig.“ „Ich weiß.“, erwiderte Max und grinste ihn an, ehe er Elias Mund in Besitz nahm und ihm zu einen Zungenkampf herausforderte. „Eigentlich müsste ich mich ja bei dir revangieren, aber ich glaube, dein Onkel ist gleich fertig und in zwei Stunden müssen wir los.“, meine Elias, als er sich nach einer Weile von Max löste. „Ich glaube, du hast Recht. Wie kommst du zum Travis?“ Max setzte sich auf und zog sein Hemd gerade, ehe er Elias sein T-Shirt reichte. „Ich denke, ich fahre Bus und Straßenbahn und zurück dann mit ‘nem Taxi oder so spät, dass wieder Busse fahren. Mal sehen.“ „Dann komm ich vorher nochmal bei dir vorbei, dann können wir zusammen losfahren?“ Elias war aufgestanden und ging zusammen mit Max nach unten. „Können wir machen. Bist du dann in zwei Stunden wieder hier?“ Max nickte zustimmend. Yvo packte gerade seine Sachen zurück in den Wagen. „Ah, da seid ihr ja. Man sieht nichts mehr von der Schmiererei. . Max, soll ich dich mitnehmen?“, rief er den Jungs entgegen. „Dankeschön. Ich wäre echt aufgeschmissen gewesen. Wenn ich mich dafür irgendwann mal revangieren kann, sag Bescheid.“, gab Elias zurück. „Nicht der Rede wert. Wenn ich aber mal eine helfende Hand gebrauchen kann, greife ich gerne auf dich zurück.“ „Yvo, kannst du mich zu Hause absetzten?“ „Klar doch. Tschüss Elias. Wenn du nochmal Ärger hast, bin ich gerne bereit, dir wieder zu helfen.“ Elias lächelte ihn dankbar an. „Wenn bloß Robin halb so tolerant wäre.“, murmelte er, dass Yvo es nicht hören könnte. Max sah ihn mitfühlend an. Yvo stieg in sein Auto ein und Max umarmte Elias kurz zum Abschied. „Bis später.“, sagte er noch und stieg dann ebenfalls in das Auto ein. Elias sah sich die Wand an. Es war wirklich nichts mehr zu sehen, er hoffte nur, dass seinen Eltern nicht auffiel, dass die Wand viel weißer war als vorher. Seufzend ging er zurück ins Haus und holte das Telefon aus dem Wohnzimmer, ehe er in die Küche ging und die Bestellkarte vom Chinesen las. „Hey Katrin. Um neun Uhr am Travis, war doch richtig oder?“, fragte Elias, und blätterte weiter in der Karte. „Mhm ja, eigentlich schon, aber ich bin erst vor einer halben Stunde aus dem Laden zurückgekommen und muss noch Wäsche machen und das Bad putzen. Du weißt ja, Haushaltsplan und so. Ich werde das wohl so gegen halb zehn oder zehn schaffen.“, entschuldigte sie sich. „Ist ja kein Problem. Aber du glaubst nicht, was heute passiert ist. Ungefähr eine Stunde nachdem du gegangen bist, hat es an der Tür geklingelt und Max stand davor. Er auf dem Weg zu ‘nem Kumpel und ist halt hier vorbei gelaufen und wollte mir dann sagen, dass jemand, ich glaube ja, dass das Robin war, Schwuchtel an unsere Hauswand gesprayt hat.“ „Bitte was? Das ist nicht dein Ernst! Das war doch garantiert Robin, wer sonst. Er ist doch echt das größte Arschloch auf Erden.“, schrie Katrin ins Telefon und Elias musste ein Stück von seinem Ohr weg halten, so laut war sie. Dann erzählte er ihr die Geschichte von Max Onkel und dass nun nichts mehr von der Sauerei zu sehen war. „Ich hoffe nur für ihn, er ist heute nicht im Travis, sonst mach ich ihm da ne Szene.“, drohte Katrin. „Das lässt du schön bleiben. Das mach ich dann wenn schon selber, aber nicht wo so viele Menschen sind.“, wies Eilas ihren Vorschlag zurück. „Na gut. Ich geh dann mal meine Sachen erledigen. Bis heute Abend.“ Elias hatte nun auch eine Wahl bezüglich seines Essens getroffen und bestellte sich eine Portion gebratene Nudeln mit Hühnchen. Laut des Lieferdienstes musste Elias nun etwa 20 Minuten auf sein Essen warten. In dieser Zeit telefonierte er mit seiner Mutter, um ihr zu sagen, dass er heute Abend weg gehen würde. Danach rief er Lukas im Trainingscamp an. Dieser erzählte ihm, dass er ganz viel Spaß habe und alles ganz toll sei. Elias lächelte, als er auflegte und setzte sich ins Wohnzimmer, wo er den Fernseher einschaltete. Der Lieferant klingelte auch schon kurze Zeit später und Elias machte sich heißhungrig über sein Essen her. Ihm blieb noch etwas über eine Stunde, bis Max wieder hier auftauchen würde. Elias duschte also noch einmal und stand, nur mit einem Handtuch um die Hüfte, die Haare noch feucht, vor seinem Kleiderschrank und beäugte kritisch dessen Inhalt. Elias achtete auf sein Äußeres, brauchte für gewöhnlich aber nicht so viel Zeit, um sich für seine Klamotten zu entscheiden. Heute allerdings erschien ihm nichts gut genug. Er hielt eine graue Jeans in der Hand und befand sie für akzeptabel. Aus einer Schublade wühlte er ein Paar schwarze Hosenträger, die er an der Hose befestigte und hängen ließ. Sein Outfit komplettierte ein einfaches grünes T-Shirt und eine schwarze Strickjacke. Elias Haare waren nun auch fast getrocknet und er ging zurück ins Bad, föhnte seine Haare ganz trocken und bearbeitete sie aufwändiger als sonst. Er achtete darauf, dass sich auch ja keine Strähne aus seiner Frisur löste. Nachdem er mit seinen Haaren einigermaßen zufrieden war, stellte er sich vor den großen Spiegel, der an der Tür seines Schrankes befestigt war und betrachtete sich kritisch. Elias überlegte gerade, ob ein lässiges Hemd nicht doch besser wäre, als es an der Haustür klingelte. Elias warf einen Blick auf die Uhr. Es war bereits 20 Minuten nach neun, er hatte als wirklich eine gute Stunde gebraucht. Über sich selbst den Kopf schüttelnd ging er nach unten und öffnete die Haustür, vor der, wie erwartet, Max stand. Sein Anblick verschlug Elias fast die Sprache. Max trug eine recht enge, schwarze Jeans, die wohl nur mit Hilfe eines Gürtels an der Stelle gehalten wurde, an der sie saß, nämlich ähnlich tief auf der Hüfte, wie bei ihrem ersten Treffen im Kino. Dazu trug er ein weißes, ebenfalls enges T-Shirt, dass seine schlanke Figur betonte, eine schwarze Jacke, ähnlich der von Elias, hing über seinem Arm und um seinen Hals hatte er ein rotes Halstuch gebunden. „Ähm, Hey.“, stammelte Elias und Max schob sich frech grinsend an ihm vorbei ins Haus. Elias schüttelte den Kopf und schloss die Tür. „Wir haben etwas mehr Zeit, bis wir am Travis sein müssen. Katrin kommt erst etwas später. Also können wir entweder beim Travis warten, oder später losfahren.“, wand sie Elias an Max. „Mhm, ich bin für später los fahren. Ich hab nicht so wirklich Lust, dann da rum zu stehen. Ich ruf nur grad Nico an. Wann müssen wir denn dann da sein?“ „Halb zehn oder zehn. Irgendwann dazwischen.“, gab Elias Auskunft. „Willst du was trinken?“ Max schüttelte den Kopf, während er darauf wartete, dass Nico seinen Anruf entgegen nahm. Elias griff nach Max freier Hand und zog ihn ins Wohnzimmer. Nico war inzwischen auch an sein Handy gegangen. „Sei mal erst so gegen halb zehn am Travis.“, sprach Max in das Handy und ließ sich neben Elias auf das Sofa fallen. „Okay, bis dann.“, verabschiedete Max sich schließlich. „Was machen wir jetzt mit der übrigen Zeit?“, fragte Max an Elias gerichtet. Elias grinste ihn an. „Nicht das, was du dir gerade offensichtlich vorstellst. Meine Eltern kommen gleich.“ Entschuldigend sah er Max an. „Ach Quatsch, was denkst du denn von mir? Ich würde es niemals wagen, auf so eine Idee zu kommen.“ Damit drückte Max Elias einen kurzen Kuss auf die Lippen und erntete dafür ein schiefes Grinsen. „Max, ich mein das ernst. Ich hab schon so einen Plan, wie ich das meinen Eltern sagen will, aber dafür brauche ich noch Zeit.“ Nun sah Elias Max ernst an. „Na gut.“, murmelte Max. Elias knuffte ihm in die Seite. „Jetzt hab gefälligst gute Laune. In einer Stunde hast du mehr Freiheiten.“ Max zog eine Augenbraue nach oben. „Ach, hab ich das?“ Nervös strich Elias durch seinen Nacken. Eigentlich wollte er das nicht sagen, aber jetzt war es eh zu spät. „Naja… Robin hat es bestimmt schon allen erzählt und so. Eigentlich hab ich auch keine Lust mehr, mich ständig zu verstecken. Warum es erst allen erzählen? Sollen sie doch gucken und sich ihre Meinung bilden.“, erklärte Elias und schob sein Kinn trotzig vor. „Gute Einstellung.“, befand Max. „Du siehst süß aus, wenn du so entschlossen trotzig guckst.“, fügte er hinzu und lachte. „Nenn mich noch einmal süß und du wirst dein blaues Wunder erleben.“, drohte Elias. „Ach ja? Etwa so wie beim letzten Mal, als du mir gedroht hast?“ Max grinste süffisant und sah Elias herausfordernd an. „Nein, ich mein das Ernst.“ Elias Mundwinkel zucken verräterisch nach oben. „Jaja. Aber du sahst wirklich süß aus.“ Lachend sprang Max auf, als Elias versuchte, ihn fest zu halten. „Na warte, wenn ich dich in die Finger kriege.“, rief Elias ihm nach und lief hinter Max her. Er holte ihm im Flur ein und hielt ihn von hinten fest umklammert. „Hab ich dich.“, murmelte Elias. „Hast du? Und was willst du jetzt tun?“, fragte Max provokant zurück. „Ich werde…“, setzte Elias an, da hörten die beiden ein Klicken und Elias ließ Max los, als sich die Haustür öffnete. Elias Eltern waren von der Arbeit zurückgekehrt. „Hey Mum. Hallo Papa.“, begrüßte Elias seine Eltern. „Na Liebling. Wolltest du nicht weggehen?“, fragte seine Mutter, da sah sie Max hinter Elias stehen. „Ach, Hallo.“ Sie sah ihn kritisch an. „Bist du nicht der Junge, der so verletzt war?“ Max nickte. „Ja, aber es geht ihm wieder gut.“, sprang Elias ein. „Max, meine Eltern. Mum, Papa, das ist Max.“, stellte er vor. „Wir fahren später los.“ Max schüttelte Elias Eltern die Hand, dann zog Elias ihn mit nach oben und ließ seine Eltern irritiert blickend zurück.
„Willst du mich jetzt jedes Mal vor deinen Eltern verstecken? Das machte nämlich gerade so einen Eindruck.“, bemerkte Max in Elias Zimmer. Elias sah ihn entsetzt an. „Was? So ein Quatsch. Das nächste Zusammentreffen läuft anders ab, versprochen. Ich hab nur keine Lust auf Fragen, auch wegen deinen Verletzungen und so weiter.“, wiedersprach er Max. Dieser atmete erleichtert aus. „Wir können dann auch schon in 20 Minuten losgehen.“, merkte Elias mit einem Blick auf die Uhr an. „Was machen wir bis dahin?“ Max sah sich in Elias Zimmer um. „Ich bin ja für Fernsehen gucken.“, meinte er und setzte sich auf das kleine Sofa. Elias nickte und griff nach der Fernbedienung, ehe er sich zu Max setzte und das Gerät einschaltete. Sie zappten sich durch die Kanäle, was wirklich Spannendes oder Interessantes lief nicht, also schalteten sie auf einen Musiksender. „Wann willst du es deinen Eltern sagen?“, fragte Max nebenbei. Elias sah ihn an. „Mal sehen, am liebsten so schnell wie möglich, aber dafür muss ich erst weiter über meinen Plan nachdenken.“ „Den du mir jetzt auch bestimmt verraten wirst?“ Neugierig sah Max ihn an und Elias schüttelte den Kopf. „Nein, noch nicht. Erst, wenn es soweit ist.“ Schmollend boxte Max ihn. „Schlag mich doch nicht immer.“, beschwerte Elias sich lachend. „Wenn du immer aus allem so eine Geheimniskrämerei machst.“, erwiderte Max. Elias wurde wieder ernst. „Wie hast du das deinen Eltern eigentlich gesagt?“ Max senkte den Kopf. „Naja, ich hab ihnen beim Abendessen gesagt, dass ich glaube, schwul zu sein und mit Mädchen nichts anfangen könnte. Dann meinten sie, dass sie das erst mal verdauen müssten und ich bin auf mein Zimmer gegangen. Ich hab aber gehört, wie sie sich darüber unterhalten haben, dass die Nachbarn das nicht mitbekommen sollen und dass sie so tun wollen würden, als hätte ich das nie gesagt.“ Mitfühlend legte Elias ihm einen Arm um die Schultern. „Das ist ja scheiße.“ Mehr viel ihm dazu auch nicht ein. „Naja, zumindest haben sie mich nicht verstoßen und ich hab ja noch Yvo und Nico.“ Max lächelte schief. „Ich glaube, deine Eltern nehmen das besser hin. Ich hab das so im Gefühl.“ „Werden wir ja dann sehen.“, sagte Elias nur und stand auf. „Wir müssen los.“ Max griff nach seiner Jacke und sie gingen wieder nach unten. Elias Eltern hantierten in der Küche und Elias ging zu ihnen, um sich zu verabschieden. „Wir sind dann weg. Weiß noch nicht, wann wir wieder da sind.“ Elias drehte sich wieder um und wollte die Küche verlassen, aber seine Mutter rief ihn zurück. „Du bist mir immer noch eine Erklärung schuldig, vergiss das nicht.“ Elias verdrehte die Augen. „Ja, ich weiß. Aber an einem anderen Tag, okay?“ Seine Mutter nickte. „Nun haut schon ab. Viel Spaß.“ Elias grinste und verschwand aus der Küche. Er schlüpfte in seine Schuhe und verließ das Haus. Die Straßenlaternen waren schon eingeschaltet, obwohl es noch nicht richtig dunkel war. Sie liefen die Straße entlang bis zur Hauptstraße, an der sich die Bushaltestelle befand. „Ich war noch nie im Travis. Irgendwie hat sich das nie ergeben. Nico und ich waren meistens im Route 66 oder im Dublin.“, erwähnte Max. Elias sah in erstaunt an. „Was? Dann wird’s aber Zeit. Die Leute da sind auch ganz cool, da kommst du locker ohne diese nervigen Mama-Zettel rein, wenn du 16 bist und die sind auch nicht so teuer. Von innen ist das Travis aber auch richtig schön. Wird dir bestimmt gefallen.“ „Klingt auf jeden Fall gut.“, meinte Max und wand sich der Abfahrtstafel des Busses zu. „Noch vier Minuten.“, sagte er und setzte sich auf die kleine Bank im Haltestellenhäuschen. „Erzähl mal was von dir.“, forderte Elias ihn auf und setzte sich neben ihn. „Bisher weiß ich nur, dass du ein geoutet schwul bist, Handball spielst und deinem Onkel ab und zu hilfst.“ „So viel gibt es da jetzt nicht zu erzählen. Ich geh aufs Leibniz-Gymnasium, mit Nico zusammen. Ich geh ab und zu ins Fitnessstudio oder schwimme. Ich bin Einzelkind, hab einen Hund, der Gary heißt und eine Allergie gegen Erdnüsse.“, zählte Max auf. „Jetzt du. Von dir weiß ich auch nicht allzu viel.“ Elias überlegte. „Naja, ich hab einen kleinen Bruder, den kennst du ja schon. Früher hab ich Fußball mindestens so gerne gespielt wie er und heute gehe ich nur noch Joggen, sonst mach ich keinen Sport. Ich unternehme viel mit Katrin, geh auf die Käthe-Kollwitz-Schule, kann Gitarre spielen, koche gerne und ich glaube auch ganz gut und ich kann ein bisschen Skateboard fahren.“, erzählte Elias. „Da kommt auch schon der Bus.“ Sie standen auf und der Bus hielt kurz drauf an der Haltestelle. Sie stiegen vorne ein, Max kaufte sich ein Ticket und Elias zeigte seine Monatskarte, dann suchten sie sich Plätze im hinteren Teil des Busses. Es waren eher wenig Leute im Bus, ein paar Jugendliche die wahrscheinlich auch zu irgendwelchen Partys oder Clubs fuhren, ein älteres Ehepaar und ein Mann, den Elias auf Mitte 30 schätzte. Elias sah schweigend aus dem Fenster und Max rutschte nervös neben ihm auf dem Sitz hin und her. „Was ist denn mit dir los?“ Max sah ihn verlegen an. „Ich hab Angst, auf Markus oder seine Freunde zu treffen.“, gab er zu. „Na und, dann sind die da halt. Dieses Mal bist du ja nicht alleine und ich glaube auch nicht, dass die den Mut hätten, dich in der Öffentlichkeit dumm anzumachen.“ Wahrscheinlich hast du recht.“, antwortete Max leise und sah an Elias vorbei aus dem Fenster, während dieser Max nachdenklich ansah. Wird schon schief gehen, dachte er.

Im Travis




Als der Bus an der U-Bahn Station hielt, stiegen sie aus. „Jetzt sei wieder fröhlich.“ Elias knuffte Max in die Seite. „Jaja, ist ja schon gut. Ich mach mir halt Sorgen.“ Elias griff nach seiner Hand. „Brauchst du doch nicht.“ Dann zog er in zum Bahnsteig, da gerade eine U-Bahn dort hielt. Sie stiegen ein und fuhren zwei Stationen, ehe sie wieder ausstiegen. Laut Elias Uhr war es kurz nach halb zehn und sie machten sich auf den Weg zum Eingang des Travis. Dort wartete auch schon Nico, in ein schwarzes Hemd und eine einfache Jeans gekleidet. Er begrüßte Max mit einer Umarmung und Elias mit einem Handschlag. „Wo ist Katrin?“, erkundigte er sich. „Die kommt gleich. Sie musste noch was erledigen, deswegen treffen wir uns ja auch später.“, informierte Elias ihn. Er sah sich um. Mehrere Jugendliche standen vor den Travis oder reihten sich ein, um hinein zu kommen. Zwischen den Leuten konnte Elias ein paar bekannte Gesichter ausmachen, Robin erkannte er nicht unter ihnen und er atmete erleichtert aus. Nico tippte ihm auf die Schulter. „Kann ich kurz mit dir reden?“ Elias nickte und sie entfernten sich ein paar Schritte von Max, der sich gerade interessiert umschaute. „Elias, ich weiß was du Katrin gesagt hat. Trotzdem, ich muss es dir noch einmal sagen und es auch von dir hören. Bitte, bitte versprich mir, ihn nicht zu verletzten. Ich kenne Max, seit ich denken kann. Für mich war und ist es immer ein kleiner Bruder und daran wird sich nie etwas ändern. Ich habe einfach wahnsinnig Angst um ihn, das musst du verstehen Elias. Ich will dir gar nicht vorwerfen, dass du ihm irgendwie schaden würdest oder könntest, aber ich brauche diese Sicherheit einfach. Versprichst du mir das?“ Elias nickte. „Das ihr mir das immer alle sagen müsst.“ Kopfschüttelt ließ er Nico stehen und ging zurück zu Max, der gerade Katrin begrüßte. Elias lächelte gezwungen und umarmte nun ebenfalls Katrin. „Welche Laus ist dir den über die Leber gelaufen?“, flüsterte sie an sein Ohr. Elias schüttelte leicht den Kopf und vertröstete sie damit auf später. Nico war auch wieder gekommen und zusammen stellten sie sich an. Dabei hielten Katrin und Nico Händchen und Elias grinste bei diesem Anblick. Süßes Paar, dachte er und blickte zu Max, der sich immer noch in der Gegend umsah. „Wenn du so weiter machst, provozierst du es ja geradezu, dass Markus und Anhängsel auftauchen.“, meinte Elias trocken und Max sah ihn beleidigt an. „Besser, ich seh sie, bevor sie mich sehen.“ Elias legte ihm einen Arm um die Schulter. „War doch nicht so gemeint. Aber jetzt entspann dich und genieß einfach den Abend. Die werden schon nicht kommen und wenn doch, dann ignorierst du sie einfach.“ „Hast ja recht.“, stimmte Max zu und hörte auf, seine Augen suchend über die Menschenmasse gleiten zu lassen. Die kleine Gruppe bezahlte und betrat den Club, in dem es trotz der frühen Zeit, es war gerade mal zehn Uhr, schon ziemlich voll war. „Erst was trinken oder tanzen?“, schrie Katrin gegen die laute Musik an und unterstich ihre Frage mit Gesten, damit die Jungs wussten, was sie meinte. Elias und Max zeigten auf die Bar, Nico zuckte mit den Schultern und Katrin zog ihn daraufhin auf die Tanzfläche. Max und Elias grinsten sich an, ehe sie sich zwei freie Plätze an der Bar suchten. „Trinkst du Alkohol? Weil ihr gibt es einen mega geilen Cocktail, den du unbedingt mal getrunken haben musst.“, erkundigte Elias sich. Max nickte nur, reden war bei dieser Lautstärke viel zu anstrengend, beinahe unmöglich. Elias bestellte also zweimal den besagten Cocktail und wippte mit seinem Fuß im Takt der Musik. Ihre Getränke kamen recht schnell und die beiden Jungs stießen an. Erwartungsvoll sah Elias zu, wie Max den Cocktail probierte und bekam auch die erwartete Reaktion. Max leckte sich über die Lippen und schloss genießerisch die Augen. „Der schmeckt ja wahnsinnig gut. Aber ich wette, das Zeug ist tödlich, weil man gar nicht merkt, wie viel Alk darin ist, hab ich recht?“ Elias nickte grinsend und trank ebenfalls einen Schluck von seinen Cocktail, der nach einer Mischung aus Mango, Banane und anderen Früchten, sowie Zucker und einem kleinen Hauch Alkohol schmeckte. Elias Grinsen gefror jedoch direkt wieder ein, als er am anderen Ende der Bar Robin und drei Freunde von ihm entdeckte. Max war seinen Blick gefolgt und sah ihn nun besorgt an. „Robin?“, fragte er und zeigte in dessen Richtung. Elias nickte mechanisch und starrte wütend zu seinem ehemals besten Freund herüber. „Musste er heute unbedingt hier auftauchen?“, fluchte er. Robin hatte ihn allerdings noch nicht gesehen, er begaffte gerade eine Gruppe tanzender Mädchen, die ihre Hüften schwungvoll zum Takt der Musik bewegten. Fröhlich winkend kam Katrin, mit Nico im Schlepptau, zu Elias und Max an die Bar. Besorgt sah sie Elias an, als sie dessen angesäuerten Gesichtsausdruck bemerkte und sie schaute sich um. Katrin stöhnte auf, als sie ebenfalls Robin entdeckte, der inzwischen auch die Anwesenheit der beiden bemerkt hatte und fies grinsend zu ihnen sah. „Na toll. Wenn du gehen willst, dann sag Bescheid.“, rief Katrin Elias ins Ohr, ehe sie sich an Nico wandte, um ihm zu erklären, was das Problem war. Max hatte seine Hand auf Elias Arm gelegt, den er gegen die Theke gelehnt hatte und strich beruhigt mit einem Finger hin und her. Wenn der Kerl hier rüber kommt, dann raste ich aus, dachte Elias und trank seinen Cocktail aus. „Kommst du mit Tanzen?“ Elias deutete auf die Tanzfläche. Max stand auf und zog Elias mit sich, sie suchten sich einen Platz zum Tanzen, von dem aus Robin nicht zu sehen war und bewegten sich ausgelassen zur Musik, was auch bald wieder die gute Laune bei Elias zurückkehrten ließ. „Ich lass mir von dem Vollidioten doch nicht den Abend verderben.“, sagte Elias neben Max Ohr, den er an den Hüften dichter an sich heran gezogen hatte. Max hatte seine Arme um Elias Nacken gelegt und lächelte ihn an. „Gute Einstellung.“, befand er, ehe er Elias kurz küsste. Max, zuckende Lichter, gute Musik, den besten Cocktail auf der Welt und zwischendurch noch Tanzen, was braucht es mehr für einen guten Abend?, dachte Elias später am Abend, als er schon den zweiten Drink intus hatte und sich mit Max lachend zu den Sitzecken zurück gezogen hatte, die etwas abseits der Tanzfläche lagen und man sich dort unterhalten konnte, ohne sich anschreien zu müssen, aber trotzdem von den Nebentischen nichts mitbekam. Sie redeten über Gott und die Welt, über Schule, die laufende Musik und Elias hatte einen Arm locker um Max Schultern gelegt, der sich leicht an ihn lehnte und sich ab und zu einen flüchtigen Kuss von Elias Lippen stahl, nachdem Elias längere Küsse abgelehnt hatte, aus Angst vor den Reaktionen anderer Leute. Dies änderte sich allerdings, nachdem Elias nun schon einen dritten Drink fast komplett geleert hatte und der Alkohol seine Wirkung zeigte, was auch bei Max nicht weniger der Fall war. Sie lachten beinahe durchgehend und Elias verwickelte Max schließlich in einen längeren Kuss und ignorierte seine Umwelt komplett.
Bis ihm jemand kräftig gegen sein Schienbein trat und er aufblickte. Robin stand mit zwei Kumpels vor ihnen und starrte ihn mit funkelnden Augen an. „Hört gefälligst auf mit eurer Schwuchtel-Show. Ist ja krank.“, blaffte er. Elias stand auf und war somit ein ganzes Stück größer als Robin und sah von oben auf ihn herab. Die Leichtigkeit des Alkohols war auf einmal wie weggeblasen und Wut breitete sich in Elias als. Max legte ihm beruhigend eine Hand auf den Rücken und nur diese Geste hielt Elias davon ab, auf Robin los zu gehen. „Was hast du dagegen? Na los, sag mir den Grund, der dich dazu bringt, mich zu hassen, weil ich schwul bin. Nenn mir nur einen einzigen Grund, warum es verwerflich ist, schwul zu sein.“, forderte er Robin stattdessen auf, der ihn verblüfft ansah. „Ich…also…. Es ist halt krank, okay?“, versuchte Robin sich zu rechtfertigen, was ihm nicht wirklich gelang. Um die keine Gruppe hatte sich inzwischen eine Menschentraube gebildet, die gespannt die Geschehnisse verfolgte. „Es gibt keinen Grund und das ist auch das Problem. Du willst es einfach nur nicht akzeptieren, weil du intolerant, sozial inkompetent und nicht intelligent genug bist, um zu verstehen, dass es mich nicht zu einem anderen Menschen macht. Oder hast du im vergangenen Jahr eine Veränderung bemerkt?“, forderte Elias ihn immer weiter heraus, während Robin ihn nur perplex und sprachlos ansah. „Nein, hast du nicht. Also halt endlich deine Klappe und verzieh dich. Und wenn du glaubst, dass du mir irgendwie Angst machen kannst, oder mich einschüchtern kannst, dann täuscht du dich, das solltest du eigentlich wissen.“ „Du wirst schon sehen, was du davon hast.“, drohte Robin bissig, ehe er mitsamt seiner Freunde in der Menge verschwand. Diese löste sich auch wieder auf, einige Leute sagen Elias irritiert an, andere lächelten aufmunternd und ein Junge, Elias schätze ihn auf etwa 16 oder 17, kam auf ihn zu. Er war eher klein und schmächtig, was ihn noch jünger wirken ließ als er wahrscheinlich war und hatte rotbraune, zerzauste Haare. „Wow. Richtig mutig was du gemacht hast.“ Verlegen knetete er seine Hände. „Weißt du, die haben mich und meinen…meinen, naja, Freund vorhin gesehen und da sind sie auch ausgerastet und haben uns bedroht. Ich bin Niklas.“ Der Junge, Niklas, wurde rot und Elias lächelte ihn an. „Ist doch egal, was diese Arschlöcher denken. Viel Glück dann euch beiden noch.“ Niklas sah ihn freundlich an und verschwand wieder. Er griff nach der Hand eines anderen Jungen, kaum größer und wahrscheinlich kaum älter, als er selbst, mit schwarzen Haaren und verschwand mit ihm in der Menge. „Süß.“ Grinsend ließen sich Max und Elias wieder auf die Polster sinken. „Ich bin stolz auf dich.“, sagte Max und küsste Elias, der, stolz auf sich selbst, lächelnd den Kuss erwiderte, der nicht allzu lang andauerte, da sie von einer hysterisch plappernden Katrin unterbrochen wurden. „Elias. Oh mein Gott, Elias ist alles in Ordnung? Es spricht sich überall herum, dass sich eben zwei Typen gestritten haben sollen, weil einer schwul sei oder so. Sag mir bitte nicht, dass Robin Ärger gemacht hat!“ Immer noch aufgebracht setzte sie sich zu Elias und Nico ließ sich neben sie sinken, konnte in Grinsen aber nicht verbergen und Max und Elias erging es da nicht anders. „Ach kommt schon! Macht euch nicht über mich lustig. Was ist passiert, verdammt nochmal?“ Max erzählte nicht ohne Bewunderung in der Stimme, was sich ereignet hatte und mit jedem Wort erhellte sich Katrins Gesicht. „Das hat dieser Arsch dich verdient. Dich hier mit im Club anzumachen, was glaubt er eigentlich, wer er ist?!“ Begeistert fiel sie Elias um den Hals, der, überrascht von Katrins Reaktion, nach hinten viel und anfing zu lachen. Ebenfalls lachend kletterte seine beste Freundin von ihm herunter. „Sorry.“, stieß sie lachend hervor. Immer dieser Alkohol, dachte Elias. „Übertreib doch nicht gleich. Ich hab ihm meine Meinung gesagt, das macht mich nicht gleich zum Helden.“ Nun klopfte ihm auf Nico auf die Schulter. „Es gibt aber auch Leute, die den Schwanz einziehen und kuschen.“, stellte er fest. Den restlichen Abend verbrachten die vier zum größten Teil in der Sitzecke. Elias war die Lust auf Tanzen vergangen, der Angriff von Robin machte ihm mehr zu schaffen als er zugab, was Katrin durchaus bemerkte. Max und Nico waren losgezogen, um eine neue Runde Getränke zu holen und Katrin nutzte den Moment für ein freundschaftliches Krisengespräch. „Hat dich doch mehr getroffen, als du gerne zugeben willst, oder?“ Katrin hatte ihn mal wieder durchschaut und Elias stimmte ihr zu. „Naja, ich hätte nicht gedacht, dass er so was in der Öffentlichkeit abzieht, deswegen frage ich mich, was er tun würde, wenn ich ihm mal irgendwann alleine auf der Straße begegne.“, äußerte Elias seine bedenken. Katrin zog die Stirn kraus. „Das würde er niemals wagen, dazu ist er viel zu feige.“ „Vielleicht hast du Recht. Ich kann eh nur abwarten.“ Die beiden Jungs kehrten mit den Getränken zurück und schon bald führten alle vier ein munteres Gespräch über den Abend. Gegen zwei Uhr beschloss Nico, nach Hause zu gehen und Katrin schloss sich ihm an, da das Taxi eh an ihrem Haus vorbei fuhr. Der Club wurde immer leerer und auch Max und Elias brachen etwa eine Stunde später auf, nachdem sie noch etwas getanzt hatten. Die Busse und Straßenbahnen fuhren noch nicht wieder und Elias rief angetrunken ein Taxi für sich und Max. Max hingegen wühlte panisch in seiner Hosentasche und fluchte. „Was los?“ „Ich hab keine Schlüssel dabei.“ Max drückte Elias sein Portmonee und sein Handy in die Hand und durchsuchte noch einmal sorgfältig alle Hosen und Jackentaschen. „Ich hab sie wirklich vergessen. Dann muss ich meine Eltern aus dem Bett klingeln. Die werden sicherlich begeistert sein.“ Genervt rollte Max mit den Augen. „Sodas passiert immer mir.“ Elias gab ihm seine Sachen zurück und zog ihn zu einem Taxi, das gerade an Straßenrand gehalten hatte. „Jetzt beruhig dich mal. Von mir aus, penn bei mir.“ Elias nannte dem Fahrer seine Adresse und sie fuhren los. „Hätte ich ja auch mal von selbst drauf kommen können, dich das zu fragen. Dieser Cocktail hatte es echt in sich.“ Lachend legte Max seine Hand auf Elias seine und grinste ihn an. Den Rest der Fahrt sahen sie aus dem Fenster. Die Straßen waren wie leer gefegt und der Himmel wolkenlos und dem entsprechend kühl war es draußen. Das Taxi hielt vor Elias Haus und er zahlte dem Fahrer den verlangten Fahrpreis. „Ich geb dir einen Teil später zurück.“, versprach Max. „Nicht nötig, ich hätte den ja auch zahlen müssen, wenn ich alleine gefahren wäre.“ „Aber...“, setzte Max zu einem Wiederspruch an, aber Elias küsste ihn einfach. „Halt die Klappe und komm mit.“ Er zog Max an der Hand in das kleine Wäldchen und beleuchtete den Weg mit seinem Handy, damit sie nicht über Wurzeln oder Steine stolperten. Auf einer kleinen Lichtung mit einer Miniaturausgabe des Sees, der sich ein Stück weiter befand, blieb Elias stehen. „Ich mag den Platz hier total. Der ist toll zum Picknicken, Sonnen, oder um sich nachts den Sternenhimmel anzusehen.“ Er setzte sich auf die Mitte der Lichtung und zog Max mit noch unten, der noch immer seine Hand hielt. „Ist wirklich schön hier.“, stellte Max fest und legte sich auf den Rücken, den Blick zu den Sternen. Elias legte sich daneben und eine Weile schauten sie einfach nur schweigend nach oben. „Mir ist kalt.“, murmelte Max irgendwann kuschelte sich dichter an Elias. „Mir auch. Lass uns nach Hause gehen.“ Er stand auf und hielt Max eine Hand hin und zog ihn nach oben. Händchen haltend gingen sie zurück zur Straße und betraten kurz darauf den Vorgarten von Elias. Leise schloss er die Haustür auf, um seine Eltern nicht zu wecken und zusammen schlichen die Jungs wie zwei Einbrecher so leise wie möglich in Elias Zimmer, was sie nicht auf der gleichen Etage befand, wie das Schlafzimmer seiner Eltern, sodass sie zumindest in normaler Lautstärke reden konnten, ohne jemanden zu wecken. „Wie findest du das Travis?“, fragte Elias, als er sich aus seiner Hose befreite und sich das T-Shirt über den Kopf zog. „Ist schon da. Das mit den Sitzecken ist ganz gut gemacht, aber dieser Cocktail ist ja wohl mal richtig gut.“ Auch Max zog sich bis auf seine Unterwäsche aus. Elias hatte seine Nachttischlampe eingeschaltet, das große Licht gelöscht und sich schon auf eine Seite des Bettes gelegt. „Das wird ja langsam schon zur Gewohnheit hier zu pennen.“, meinte Max und legte sich ebenfalls ins Bett. „Also mich stört das ja nicht.“ Elias zog Max zu sich und gab ihm noch einen Kuss. „Gute Nacht.“, brummte er und schloss die Augen. Max legte seinen Kopf auf Höhe von Elias Hals und kuschelte sich an ihn. „Nacht.“, murmelte er und beide waren recht schnell eingeschlafen.

Schöner Anfang, und dann?




Am nächsten Tag klopfte es leise an Elias Zimmertür. Seine Mutter hatte sich den Vormittag frei genommen und wollte nach ihrem Sohn sehen, ehe sie zur Arbeit fuhr. Sie Öffnete die Tür einen Spalt breit und sah hinein. Lächelnd schloss sie die Tür kurz darauf wieder, als ihr Blick auf Elias und Max fiel, die, eng aneinander gekuschelt, glücklich lächelnd, schliefen. Keiner der beiden hatte das Klopfen oder Öffnen der Tür gehört und so wachte Elias erst eine Weile später auf. Verschlafen wollte er sich die Augen reiben, sein rechter Arm lag aber bewegungsunfähig unter Max vergraben. Vorsichtig zog er seinen Arm unter ihm hervor und betrachtete den noch schlafenden Blonden. Ein paar Haarsträhnen hatten sich in sein Gesicht verirrt, die Lippen waren leicht geöffnet, immer noch zu einem Lächeln verzogen. An seinem Hals konnte Elias noch deutlich den Knutschfleck sehen und grinste. Elias beugte sich leicht über Max und sah auf seinen Wecker. Stöhnend ließ er sich wieder zurück fallen, als ihn ein Schwindel überkam. Elias beschloss, noch weiter zu schlafen, den Vormittag hatten sie sowieso so gut wie verpennt, es war bereits nach zwölf. In seine Decke und an Max gekuschelt schlief er weiter, in der Hoffnung, keine Kopfschmerzen zu bekommen. Als Elias das nächste Mal erwachte, war es bereits früher Nachmittag und er sah direkt in ein blaues Augenpaar, als er die Augen aufschlug. „Wie lange bist du schon wach?“, murmelte Elias verschlafen und streckte seine angewinkelten Beine aus. „Noch nicht so lange. Zehn Minuten oder so.“, kam die Antwort und Max strich sich einige Haare aus dem Gesicht, dann setze er sich auf, um sie ausgiebig zu stecken. „Was für ein Abend. Dieser Cocktail.“ Max hielt sich den Kopf. „Hast du Kopfschmerztabletten da?“, erkundigte er sich grinsend und Elias streckte sich ebenfalls, ehe er aus dem Bett kletterte und nach einem Oberteil suchte. „Klar. Ja, der Cocktail hat es in sich, wenn man nicht aufpasst.“ Er warf Max dessen T-Shirt vom vorherigen Tag zu und zog sich selbst ein graues Shirt über den Kopf. „Komm, wir machen uns ein perfektes Katerfrühstück.“, forderte er Max auf, der murrend aus dem Bett kroch. „Das war so schön warm hier drin.“ Schlurfend ging er die Treppe hinunter und Elias folgte ihm belustigt. „Wir können ja wieder im Bett frühstücken.“ Während Elias in der Küche alles für ein Frühstück zusammen suchte, hatte Max sich auf die Arbeitsplatte gesetzt und seinen Kopf gegen den Küchenschrank gelehnt. „Komm du Schnapsleiche, wir gehen wieder hoch und dann kriegst du ne Tablette, mit dir ist ja nichts anzufangen.“, forderte Elias Max auf, ihm zu folgen, als er mit einem Tablett die Küche verließ. Max sprang von der Platte und hielt sich gleich darauf den Kopf. „Aua.“, fluchte er, was Elias Grinsen noch verbreiterte. „Jaja, lach mich aus. Ich trink halt sonst nicht so viel.“, beschwerte Max sich und legte sich zurück in das noch warme Bett. „Penn nicht ein.“, warnte Elias, dann ging er ins Badezimmer und kehrte mit einer Kopfschmerztablette zurück. „Hast du gar keinen Kater?“, wunderte Max sich. „Du hattest mindestens einen Cocktail mehr.“ „Bei mir ist das wie beim ‚Russian Roulette‘, entweder ich bekomme einen richtig fetten Kater, oder gar keinen. Außerdem bin ich den Cocktail gewöhnt und nicht so dünn wie du.“ Max verzog das Gesicht. „Ich sag doch, es ist scheiße, so dünn zu sein.“ Er griff nach der Wasserflasche neben Elias Bett und spülte die Tablette runter. „Ich mag deine Figur, also halt den Mund. Und tröste dich, mir ist nämlich schwindelig, also habe ich spätestens heute Abend Kopfschmerzen.“ Er trug das Tablett zum Bett und setzte sich zu Max. Seine Mutter hatte Brötchen und Croissants gekauft, dazu hatte Elias Honig, Marmelade und Schinken mitgenommen, sowie Tee und zwei gekochte Eier, die seine Mutter da gelassen hatte. Er tunkte ein Croissant in die Marmelade und hielt es Max vor den Mund. „Jetzt iss' das. Ich helf' dir sogar.“, lachte Elias und Max biss vorsichtig ein Stück ab, damit die Marmelade nicht tropfte. „Jetzt bin ich dran.“ Max nahm Elias das Gebäck ab und tunkte es ebenfalls in das süße Fruchtgelee, ehe er es Elias vor den Mund hielt. Dieser biss ein Stück ab und etwas Marmelade blieb an seinem Mundwinkel hängen. „Du hast da Marmelade.“, wies Max ihn darauf hin und Elias grinste. „Mach doch weg.“, forderte er und Max leckte mit der Zungenspitze über seinen Mundwinkel. Grinsend griff Elias sich das andere Croissant. „Das ist natürlich auch eine Methode.“ Er ließ etwas Honig auf das Gebäck tropfen und hielt es Max hin, der ein Stück davon abbiss. „Wie wohl eine Kombi aus Honig und Marmelade schmeckt?“, fragte er und sah Elias auffordert an, der sofort Max Mundhöhle in Beschlag nahm. Ihr Kuss war süß und schmeckte wirklich nach Marmelade und Honig, Elias bemerkte trotzdem einen feinen Hauch des Geschmacks, den Max Küsse normalerweise hatten. „Das hab ich gestern vergessen. Ich steh voll auf so süßes Zeug, Marmelade, Honig und so zum Frühstück. Oder Schokocroissants und Zimtschnecken.“, schwärmte Max und leckte sich über die Lippen, als ein kleiner Kleks Honig dort hängen blieb, nachdem erneut in sein Croissant gebissen hatte. „Mhm, nee. Ich mag das zwar, aber so jeden Morgen, ich weiß nicht.“ Er schnitt ein Brötchen in der Mitte durch und belegte es mit Schinken. Elias Handy klingelte und er schluckte schnell seinen letzten Bissen runter. „Ja?“ „Du bist eine Scheiß-Schwuchtel. Mach dich auf was gefasst, wenn ich dich irgendwann mal alleine treffe. Du wirst jammern und betteln, dass ich dir nichts antue. Du wirst schreien und danach ganz sicher nie wieder einen Kerl anfassen. Kastrieren werde ich dich!“ Dann knackte es in der Leitung und das Gespräch brach ab. Fassungslos starrte Elias das Handy an.
Er wusste nicht genau, wie viel Zeit vergangen war, es kam ihm vor, als seien es Stunden gewesen, als Max ihm eine Hand auf die Schulter legte. „Elias?“, fragte er vorsichtig und rüttelte leicht an seiner Schulter. „Elias, wer war das?“, fragte Max etwas lauter. Elias wand ihm sein Gesicht zu. „Ich weiß es nicht, ein unbekannter Anrufer, es wird bestimmt Robin gewesen sein.“ Dann wiederholte Elias die Worte, die ihm der Anrufer gesagt hatte. Max schlug eine Hand vor den Mund. „Niemals. Wer macht so was? Und warum?“, presste Max hervor, die Augen vor Schreck etwas geweitet. „Doch, leider ist es wahr.“ Elias schüttelte leicht den Kopf. „Aber ich verstehe es auch nicht. Wenn er was gegen mich hat, das kann ich ja akzeptieren, auch wenn es mir schwer fällt. Aber dass er mich hasst, mir droht und mich offensichtlich am liebsten zerfleischen würde, das begreife ich einfach nicht.“ Elias machte eine Pause. „Wie kann ein Mensch zu so was fähig sein? Er war mein bester Freund! Ich hab doch nichts gemacht!“ Vor Verzweiflung fing Elias an zu weinen. Max saß hilflos daneben und streichelte seinen Rücken und hielt seine Hand. „Was wäre, wenn du zur Polizei gehst?“, fragte er vorsichtig. „Aber ich kann doch nichts beweisen!“ Nachdenklich nickte Max, dann griff er nach Elias Handy und hielt es ihm hin. „Dann ruf erst einmal Katrin an und sag ihr, dass sie herkommen soll.“ Elias leistete seiner Aufforderung Folge und Max räumte die Spuren ihres Frühstücks zusammen, der Appetit war beiden vergangen. Nach den Telefonat saß Elias niedergeschlagen, mit dem Rücken an der Wand, auf seinem Bett und starrte die gegenüberliegende Wand an. Max hatte das Tablett auf den Schreibtisch gestellt und die Krümel vom Bett gewischt und nahm dann neben Elias Platz. „Max. Ich… Kannst du…kannst du mir einen Gefallen tun? Kannst du bitte gehen? Ich muss nachdenken und ich muss gerade allein sein.“ Auch wenn Elias leise gesprochen hatte, waren diese Worte für Max wie ein Schlag ins Gesicht und er sah Elias enttäuscht an. „Klar. Bis dann.“ Ohne sich weiter zu verabschieden kletterte er vom Bett, zog Hose und Schuhe an und verließ das Zimmer. Auf der Treppe nach unten liefen ihm die ersten Tränen über sein Gesicht und einige Sekunden später war er verschwunden. Elias konnte hören, wie die Tür ins Schloss fiel. Auch er weinte wieder und stumm saß er da und wartete auf Katrin, während er versuchte sich selbst einzureden, dass Max und er kein Paar waren und er ihm gegenüber zu nichts verpflichtet war und es sein gutes Recht war, ihn zu bitten, zu gehen. Trotzden wusste er, dass er Max verletzt hatte und in seiner Brust breitete sich ein Ziehen aus, als er an Max trauriges Gesicht dachte, als er gegangen war. Die Klingel riss Elias schließlich aus seinen Gedanken. Er wischte über sein Gesicht und trottete zur Haustür. Katrin umarmte ihn fest. „Elias. Oh Gott, Elias, es tut mir alles so leid für dich.“, flüsterte Katrin und ließ ihn wieder los. Sie schloss die Haustür, zog ihre Schuhe aus und ging nach oben. „Elias, wo ist Max? Ich dachte, er wäre hier?“ Katrin sah ihn an. „Hallo, Elias?! Jetzt rede doch verdammt nochmal mit mir! Was ist überhaupt genau passiert? Elias!“ Verzweifelt schrie sie ihn an, als Elias nur mit leerem Blick auf seinem kleinen Sofa saß und stumm die Wand ansah. „Unbekannter Anruf. Bestimmt Robin. Ich wurde bedroht. Dann hab ich Max gebeten zu gehen. Scheiße Katrin, ich bin so ein Idiot!“ Wütend schlug Elias gegen die Lehne des Sofas. „Elias! Kannst du mir mal in ganzen Sätzen erklären, was hier passiert ist?“ Katrin sah ihren besten Freund bestimmend an und Elias erzählte ausführlicher, was der Anrufer gesagt hatte, dass Max ihn getröstet hatte, dass er dann Katrin angerufen und letztendlich Max weg geschickt hatte. „Verdammt, Katrin! Er saß hier und hat mich getröstet und sogar noch sinnvolle Vorschläge gemacht, was ich tun kann und ich schicke ihn weg! Was muss er denn jetzt denken?“ Elias raufte sich die Haare. Katrin saß inzwischen neben Elias auf den Sofa und hatte ihm mit großen Augen zugehört. „Elias, du musst damit zu Polizei. Auch wenn du keine Beweise hast, du kannst jetzt nicht einfach nichts tun! Komm, wir fahren da jetzt sofort hin!“ Katrin war aufgesprungen und zog Elias an der Hand hoch. „Das bringt doch nichts. Was soll ich der Polizei den sagen? Dass ein Unbekannter was an meine Hauswand gesprayt hat? Dass mich ein Unbekannter angerufen und mich bedroht hat? Ja, ganz toll. Ich kann Robin doch nichts beweisen.“ Missmutig ließ sich Elias zurück auf das Sofa fallen. „Elias Hoffner! Wenn du deinen Arsch jetzt nicht sofort von diesem Sofa erhebst und dir ne Jeans anziehst und mit mir zur Polizei kommst, dann raste ich aus. Es ist ein Verbrechen, was Robin da macht, also halt die Klappe und komm gefälligst mit!“ Katrin hatte die Hände in ihre schmalen Hüften gestemmt und funkelte Elias wütend an. Ein leichter Rotschimmer überzog ihr Gesicht. „Es ist mir scheiß egal, wenn es dich wütend macht, aber ich gehe ganz sicher nicht mit dir mit und mache mich zum Affen! Außerdem hab ich was zu klären, was viel, viel wichtiger ist. Also entweder du hilfst mir mit Max, oder du gehst!“ „Willst du mich jetzt auch einfach so raus schmeißen? Hast du dir mal überlegt, warum du Max weg geschickt hast? Na los, sag es mir!“ Die beiden hatten sich in Rage geredet. Sie stritten selten, eigentlich kaum, aber wenn, dann krachte es richtig, so wie jetzt. „Ich kann auf jeden Fall nicht zur Polizei gehen, was soll ich denn dann meinen Eltern erzählen?“, versuchte Elias abzulenken, er wollte Katrin nicht den Grund sagen, wegen dem er Max gebeten hatte zu gehen. „Wie wäre es mit der Wahrheit? Das du es nach über einem Jahr immernoch nicht gepackt hast wenigstens deinen Eltern die Wahrheit zu sagen, das ist echt arm Elias und das weißt du. Deine Eltern lieben dich, du kannst doch machen, was du willst und sie sind dir nie oder zumindest nicht lange böse. Vor was hast du Angst? Als ob sich dich verstoßen würden. Außerdem sind sie doch tolerant und weltoffen.“ Katrin sah in eindringlich an. „Du musst es ihnen sowieso irgendwann sagen. Aber gut, dann geh halt nicht zur Polizei, ich hab’s verstanden. Aber versprich mir, hinzugehen, wenn Robin noch einmal irgendwas tut oder sagt.“ Elias nickte zögerlich. Nach Katrins Ansprache hatten sie sich auch beide wieder etwas beruhigt. „So und jetzt raus mit der Sprache. Warum sollte Max gehen?“ Katrin ließ nicht locker und Elias stöhnte. Er wusste, dass er keine Wahl hatte. „Ich, naja, ich dachte halt im ersten Moment, dass es besser wäre, wenn Max und ich nicht mehr so viel zusammen machen und dann vielleicht bald keiner mehr daran denkt, dass ich schwul bin und Robin es vielleicht auch ausblendet und mich in Ruhe lässt.“ Schuldbewusst senkte Elias den Kopf. Ihm war selbst klar, dass niemand das so schnell vergessen würde, Robin am allerwenigsten. „Bist du jetzt eigentlich total durchgeknallt? Elias wirklich, wie kommst du auf so ne dumme Idee?“, tadelte Katrin ihn. „Ist ja gut, ich weiß, dass das scheiße war. Meinst du, er redet mit mir und lässt mich das alles erklären, wenn ich ihn anrufe?“ Katrin zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung, aber einen Versuch ist es wert. Ich muss aber los, meine Mum will, dass ich die Nachmittagsschicht übernehme.“ Sie umarmte Elias. „Du schaffst das schon. Ruf mich im Laden an, wenn noch was ist.“ „Mach ich. Wünsch mir Glück.“ Katrin nickte Elias aufmunternd zu und verschwand dann. Elias hielt sein Handy in der Hand und sah es an. Er seufzte und suchte dann Max im Telefonbuch und rückte die Anruftaste. Während das Freizeichen ertönte, hoffte Elias, dass Max abnehmen würde. Dieser aber hatte ihn weggedrückt und Elias ließ enttäuscht sein Handy sinken. Er wollte aber noch nicht aufgeben und schrieb eine SMS an Max mit der Bitte, seinen Anruf entgegen zu nehmen. Auf eine Antwort musste Elias nicht lange warten. „Um es mit deinen Worten zu sagen: Ich muss nachdenken und will alleine sein. Ich will jetzt nicht mit dir reden.“ Das kann dich nicht sein! Elias bat ihn erneut um ein Gespräch doch auch nachdem er eine geschlagene Stunde abwechselt das Handy und die Wand angestarrt hatte, bekam Elias keine Antwort. Er wusste, dass er selbst schuld daran war, aber er war ebenso entäuscht, dass Max nicht bereit war, mit ihm zu reden. Inzwischen war es später Nachmittag. Elias brachte das Frühstückstablett, was noch immer in seinem Zimmer stand zurück in die Küche und räumte das Geschirr in die Spühlmaschine und das Essen zurück in den Kühlschrank. Das Telefon klingelte und Elias ging ins Wohnzimmer, um den Anruf entgegen zu nehmen. „Hallo Schatz. Dein Vater und ich haben etwas zu feiern. In einer halben Stunde sind wir zu Hause. Zieh dir bitte etwas vernüftiges an, wir gehen Essen.“ Verblüfft zog Elias die Augenbrauen hoch, als seine Mutter ihm dies am Telefon mitteilte. „Klingt ja interessant. Ich bin dann fertig, wenn ihr da seid.“ Elias beendete das Telefonat und ging ins Badezimmer, duschte und nahm eine Kopfschmerztablette gegen die Schmerzen, die nun gegen seine Stirn pochten. Er föhnte seine Haare und brachte sie in eine, für Elias untypische, ordentliche Form. Anschließend suchte er sich eine gute schwarze, elegante Jeans aus seinem Kleiderschrank und zog ein dunkelgrünes Hemd an, das er ordentlich in die Hose steckte. Er schlüpfte in seine schwarzen Chucks und befand, das sein Äußeres gut genug war, um mit seinen Eltern essen zu gehen. Diese erhoben gewisse Ansprüche an Elias, vor allem dann, wenn es sich um Geschäftsessen handelte, an denen er ab und an teilnehmen musste. Elias beschäftigte sich nicht viel und auch nicht gerne mit dem Beruf seiner Eltern. Er wusste, dass sie, zusammen mit einem anderen Ehepaar, eine Firma leiteten, die mehrere Boutiquen in Deutschland und Frankreich besaß und damit ganz gut Geld verdienten. Die Geschäftsessen drehten sich dann meistens um neue Eröffnungen oder Käufe von neuen Gebäuden oder anderen Boutiquen und ‚Bekleidungsgeschäften‘, wie Elias Vater es nannte. Elias hörte die Haustür klicken, als er noch vor seinen Schrank stand und ernsthafte Überlegungen anstellte, ob er wohl eine Krawatte brauchen würde. Er ging nach unten, um seine Eltern zu begrüßen und schob seine Überlegungen beiseite. Seine Eltern würden schon sagen, wenn etwas fehlte. „Hallo, Elias. Schön, du bist schon fertig, dann können wir ja gleich los fahren.“ Elias atmete bei den Worten seines Vaters auf. Also doch keine Krawatte. Sein Vater war wie immer in einen Anzug gekleidet und seine Mutter trug ein dunkelblaues Kostüm und hatte ihre Haare elegant geflochten und hochgesteckt. Sie wechselte ihre Aktentasche gehen eine kleine Handtasche und lächelte ihren Sohn an. „Wie groß und erwachsen du geworden bist.“ Elias nahm seine Jacke vom Haken und stellte sich neben die Haustür. „Wo geht’s eigentlich hin?“ „Wir sind mit Müllers im ‚12 Apostel‘ verabredet.“, beantwortete sein Vater die Frage und ging, mit den Autoschlüsseln in der Hand nach draußen. Elias verdrehte die Augen. Ehepaar Müller waren die Geschäftspartner seiner Eltern und diese hatten eine 16 jährige Tochter, die, seit Elias denken konnte, so kam es ihm vor, versuchte, mit Elias zu flirten. Es war offensichtlich, dass ihre Eltern sie irgendwann mal dazu angestiftet hatten, sich doch den nicht gerade armen Sohn der Geschäftspartner zu angeln. Elias Eltern bekamen dies zwar mit, sagten aber nichts dazu und Elias versuchte die Flirtversuche von Laura so gut es ging zu ignorieren. Seine Mutter schien Elias Reaktion bemerkt zu haben. „Benimm dich bitte. Ich weiß, dass es anstrengend für dich ist, aber die paar Stunden wirst du überleben. Es ist uns wirklich wichtig.“ Elias nickte und folgte seiner Mutter zum Auto. Schlimmer kann es ja gar nicht werden, dachte Elias. Dass er mit dieser Behauptung weit daneben lag, konnte er ja nicht ahnen.

Das 12 Apostel




Die Fahrt zum Restaurant dauerte knappe 20 Minuten, in denen Elias und seine Eltern ein wenig über belanglose Dinge plauderten. Der Parkplatz war eher leer, was nach Elias Meinung vor allem mit den Preisen des ‚12 Apostel‘ zu tun hatte. Im Eingangsbereich kam ihnen ein Kellner entgegen, um sie zu begrüßen. „Guten Tag, her Hoffner. Herr Müller und seine Familie sind bereits eingetroffen.“ Der Kellner schüttelte Elias Vater und danach seiner Mutter und Elias die Hand. „Bitte folgen sie mir.“ Er führte die drei zu einem Tisch, der im hinten Mittelteil der Gaststätte in einer Nische stand, an dem bereits eine Ehepaar mittleren Alters und ein junges, durchaus hübsches, Mädchen saßen. Der Kellner zog sich zurück und die beiden Familien begrüßten sich, ehe alle wieder am Tisch Platz nahmen. Elias saß an der Wand, mit dem Blick zur Tür, wie es für ihn typisch war, gegenüber hatte sich Laura gesetzt, die ihn nun aus ziemlich hellen blauen Augen ansah und mit den Wimpern klimperte. Ihre Mütter saßen neben ihren Kindern und plauderten. Die Väter waren bereits in eine Diskussion über Geld und andere geschäftliche Dinge verwickelt. Ein anderer Kellner brachte die Karten und nahm die Getränkebestellungen entgegen. „Ich empfehle den Wein auf der Tageskarte für die Damen.“, kam es von dem Kellner und Elias Mutter nahm dem Vorschlag dankend an. Elias bestellte sich eine Cola, Laura ebenfalls und die beiden Männer tranken Wasser. Um ja kein Gespräch anfangen zu müssen, vertiefte Elias sich sofort in die Karte, dabei schweiften seine Gedanken immer wieder zu Max und Elias sah unter dem Tisch auf sein Handy, um zu sehen, ob er sich nicht vielleicht doch gemeldet hatte. Allzu große Hoffnungen machte Elias sich nicht, trotzdem war er enttäuscht, als sein Bildschirm weder eine SMS noch einen Anruf anzeigte. „Elias, ich weiß einfach nicht, was ich bestellen soll. Was nimmst du denn?“, fragte Laura zuckersüß und innerlich verdrehte Elias erneut die Augen. „Ich weiß es nicht, aber Pasta soll hier sehr gut sein.“ Laura lächelte ihn strahlend an und saß sich dann sie Seite mit den Pasta Gerichten an. Elias blätterte weiter zu den Fischgerichten und entschied sich letztendlich für eine Seeplatte, die etwas Salat und verschiedene Arten Fisch beinhaltete. Auch die Erwachsenden hatten ihre Wahl getroffen und Laura bestellte wirklich ein Pasta Gericht, als der Kellner kam, um die Bestellungen entgegen zu nehmen und die Karten wieder mitnahm. Elias nippte an seiner Cola, die inzwischen gebracht worden war starrte vor sich hin. Ab und an kommentierte er Lauras Geplapper mit einem „Ja“ oder „Nein“ und ähnlichen kurzen Antworten. Schließlich kam das Essen und eine Weile herrschte Ruhe, wenn man von den Lobgesängen für das Essen einmal absah. Elias schnitt sich gerade ein Stück Fisch ab, als sein Blick auf den Eingang viel. Ein älterer Mann betrat das Lokal, gefolgt von einer blonden Frau und einem dunkelhaarigen Mann. Elias blieb der Mund offen stehen, als hinter dem Paar, wie Elias vermutete, ein blonder Junge in eleganter Kleidung und missmutigen Gesichtsausdruck das Restaurant betrat. Max! Elias beobachtete, wie der Kellner, der auch seine Familie begrüßt hatte, nun den älteren Mann, Elias glaubte, dass dies Max Großvater sein könnte, begrüßte und ihn und seine Begleiter zu einem Tisch führte, den Elias von seiner Position aus gut beobachten konnte, der er schräg links von seinem Platz stand. Max saß mit dem Rücken zur Tür und wenn er aufblicken und sich umsehen würde, würde er Elias sofort sehen. Elias zog unter den Tisch erneut sein Handy aus der Hosentasche und tippte eine kurze SMS an Max. Er forderte ihn auf, den Kopf zu heben und sich umzusehen. Dafür erntete Elias einen tadelnden Blick seiner Mutter, den er gekonnt ignorierte, da sonst niemand am Tisch bemerkt hatte, dass Elias mit etwas anderem als dem Essen beschäftigt war. Er aß weiter und beobachtete Max, der gerade sein Handy aus der Tasche gezogen hatte und aufblickte. Als er Elias sah, verfinsterte sich sein Gesicht etwas. Na toll, dachte Elias. Er aß auf und schrieb noch eine SMS an Max. „Komm mit.

“ Dann stand er auf. „Entschuldigt mich einen Moment.“, bat er die anderen am Tisch und ging Richtung Eingang, an Max Tisch vorbei, dem er einen auffordernden Blick zuwarf, ehe er in Richtung der Toiletten verschwand. Er blieb in einem Gang stehen, von dem aus eine Tür zu den Damen- und eine Tür zu den Herrentoiletten führte. Elias lehnte sich an die Wand und wartete. Er hoffte, dass Max seiner Aufforderung nachkommen würde und er ihm endlich erklären konnte, warum er ihn weggeschickt hatte. Elias wollte die Hoffnung schon aufgeben, als Max nach zwei Minuten doch noch um die Ecke kam und ihn ansah. „Was willst du? Ich denke du willst allein sein und nachdenken.“ Elias bekam einen Stich in seiner Magengegend. Er hatte Max schonwieder unbewusst verletzt. Na gut, dieses Mal war es ihm bewusst gewesen. „Es tut mir leid.“, murmelte er deswegen und senkte leicht den Kopf. „Weißt du, ich bin ein Idiot, ein totaler Idiot. Ich hab irgendwie gedacht, wenn du gehst und ich dich dann vielleicht nicht mehr so oft sehe, dann denkt bald keiner mehr daran, dass ich schwul bin und Robin hört dann auch irgendwann auf und ich will nicht, dass dir etwas passiert und ich dann daran schuld bin.“, erkläre Elias, ehe Max etwas sagen konnte. Letzteres war Elias klar geworden, als er beim Essen erneut über den Nachmittag nachgedacht hatte. Einerseits war es Selbstschutz aber auf der anderen Seite wollte er es nicht provozieren, dass auch Max etwas passieren könnte. Er traute es Robin durchaus zu, dass er seinen Hass auch auf andere ausdehnen würde. Seit diesem Gedanken kam auch etwas Angst um Katrin dazu, Robin machte sie schließlich für seine Homosexualität verantwortlich. Max trat näher an Elias heran. „Das kannst du mir ja auch nicht sagen. Nein, du musst mich einfach so, ohne Erklärung, ohne Entschuldigung, ohne irgendwas einfach so wegschicken. Ich dachte, du machst mich doch dafür verantwortlich und willst mich jetzt loswerden.“ Entsetzt saß Elias ihn an. „So ‘n Quatsch.“, wiedersprach er Max. „Ich weiß ja jetzt, dass ich ein Arsch bin und es keine besonders gute Idee war, dich einfach so weg zu schicken. Es tut mir wirklich leid.“ Er sah Max bei den letzten Worten fest in die Augen und hoffte, dass dieser sah, wie ernst er das meinte. „Ist ja schon gut, ich hab es verstanden. Ich hätte ja auch nicht so rum zicken müssen und hätte mit dir reden sollen.“ Sie lächelten sich an. „Okay, ich muss zurück. Mein Opa hat uns, also meine Eltern und mich, zum Essen eingeladen, warum, will er uns später sagen. Auf jeden Fall hab ich jetzt schon keine Lust mehr und will nach Hause. Ich hasse Besuche in solchen Restaurants. Mein Opa will uns, oder besser gesagt seinem Sohn, doch nur zeigen, dass er mehr Geld hat und es sich leisten kann.“ Die Abneigung in Max Stimme war nicht zu überhören. Elias grinste. „Na dann verschwinde mal, nicht dass du wegen mir noch Ärger bekommst.“ Max grinste zurück und gab Elias einen kurzen Kuss und drehte sich um, um zurück zu gehen. „Also wenn dann aber richtig.“, schmollte Elias. „Dir kann man es aber auch nie recht machen.“, erwiderte Max und küsste Elias erneut, länger und intensiver. Im gleichen Moment kam sein Vater um die Ecke. „Max! Ich hab dir schon oft genug gesagt, ich will so was nicht sehen und dann auch noch hier!“, zischte Max Vater. Die beiden Jungs fuhren ertappt auseinander, als hätten sie etwas Verbotenes getan. „Entschuldigung.“, antworteten sie beide und Elias warf Max einen kurzen Blick zu, ehe er zurück zu seinem Tisch ging. „Da bist du ja wieder. Dann kann ich ja endlich die gute Neuigkeit verkünden.“, begrüßte sein Vater ihn. Elias setzte sich hin und alle sahen erwartungsvoll seinen Vater an. „Also wir, “ Er zeigte auf das Ehepaar Müller, seine Frau und sich selbst. „wir haben heute etwas zu feiern, weil wir, dank Gerd, einen unserer größten Geschäftsabschlüsse getätigt haben. Eine kleine Kette von Boutiquen in Australien ist nun Teil unseres Unternehmens. Und deshalb werden wir alle zusammen in den Herbstferien dort hinfahren und uns die Örtlichkeiten alle zusammen vor Ort ansehen.“ Begeistert strahlte Elias Vater seine Geschäftspartner und die beiden Jugendlichen an. Die Erwachsenden lächelten und freuten sich und gratulierten sich gegenseitig, vor allem Herrn Müller, Gerd, da er ja einen großen Teil zu diesem Geschäftsabschluss beigetragen hatte. „Oh ja, Australien. Das wird bestimmt toll, oder Elias?“, freute Laura sich. Elias aber sah seinen Vater entgeistert an. „Papa, das geht nicht.“ Verwirrt blickte sein Vater ihn an. „Und warum nicht?“ „In den Herbstferien wollen Katrin und ich doch zusammen quer durch Deutschland und Frankreich fahren. Die Herbergen sind doch teilweise schon gebucht.“, erklärte Elias. Sein Vater selbst hatte zwei Übernachtungen in Frankreich für ihn gebucht, weil die wollten, dass ein Vormund dies übernahm. „Das tut mir sehr Leid für dich, Elias. Aber dann werdet ihr wohl eure Reise verschieben und die Buchungen stornieren müssen. Das könnt ihr immer noch nachholen, aber die Reise nach Australien wird dir sehr gut gefallen, außerdem ist sie wichtig für das Geschäft.“ Elias wollte etwas erwidern, aber seine Mutter legte beruhigend die Hand auf seinen Arm. „Lass gut sein, wir reden zu Hause darüber.“, flüsterte sie. Die beiden Familien redeten nun vor allem über den anstehenden Urlaub, der immerhin schon in gut fünf Wochen beginnen sollte. Laura plapperte dabei munter vor sich hin und versuchte Elias ein paar Sätze zu entlocken. Dieser sah aber hauptsächlich zu Max und die beiden tauschten Blicke, die das Mitgefühl für den anderen nur zu deutlich ausdrückten. Bald schon machte sich eine Aufbruchsstimmung breit und Elias seufze leise auf, als seine Mutter verkündete, dass es nun Zeit zum Gehen sei. Auf dem Weg nach draußen warf Elias Max noch einen Blick zu, ohne, dass dessen Vater es bemerken würde. Vor der Tür verabschiedeten er und seine Eltern sich von Familie Müller und stiegen ins Auto, um nach Hause zu fahren. Es war inzwischen dunkel geworden, Elias Handy verriet ihm, dass es bereits nach zehn war. „Elias, ich fand es nicht gut, wie du dich vorhin verhalten hast. Deine Ferienpläne können wir auch zu Hause klären.“, eröffnete sein Vater das Gespräch, kurz nachdem sie los gefahren waren. „Ach lass ihn doch, Ralf. Es ist doch verständlich, dass Elias nicht gerade begeistert ist.“, verteidigte Elias Mutter ihren Sohn. „Wir können ja morgen nochmal in Ruhe darüber reden.“, beschloss sein Vater und den Rest der Fahrt war das Radio die einzige Geräuschquelle im Auto.
Zu Hause angekommen, wünschte Elias seinen Eltern eine gute Nacht, ehe er in seinem Zimmer verschwand. Glücklich lächelnd ließ er sich auf sein Bett fallen und zog sein Handy aus der Hosentasche. „Na? Ich hoffe doch, du hast das Essen noch gut überstanden. Sehen wir uns morgen?

“, schrieb er an Max. „Ich hab Hausarrest. Mein Vater versucht die ganze Zeit rauszukriegen wer du bist. Er will mit deinen Eltern reden, er verbittet sich öffentlich Knutschereien, sagt er. Ich hab Yvo angerufen, er wird mit ihm reden. Wir können uns erst mal nicht sehen. Schlaf gut.

“, kam kurz drauf die Antwort und Elias sah missmutig auf den Bildschirm. Da hatte er sich gerade wieder mit Max vertragen, da machte ihm der Vater einen Strich durch die Rechnung. Elias wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, da klingelte sein Handy. „Hallo Max.“ „Nix da mit Max. Hier spricht sein Vater. Ich will nicht, dass du meinem Sohn weiterhin zu Dingen anstiftest, die er nicht tun sollte und die ich nicht gutheiße. Ich dulde keine weiteren Treffen zwischen dir und meinem Sohn.“ Elias brauchte eine Weile, bis zu ihm durchgedrungen war, wer da gerade was gesagt hatte. Als er die Informationen aber verarbeitet hatte, wurde er sauer. „Aber das haben sie doch…“, setzte Elias an, da knackte es im Lautsprecher und die Leitung war tot. „Man! Ist hier eigentlich jeder gegen mich?“, fluchte Elias. Sein Handy klingelte erneut, wieder die Nummer von Max. „Ich glaube nicht, dass sie bestimmen können, mit wem Max sich trifft, er ist alt genug, um die Entscheidung selbst zu treffen. Außerdem ist er ihr Sohn, sie sollten akzeptieren, wie er ist und ihn lieben, egal, wen er liebt.“, maulte Elias ins Telefon. „Ist ja lieb, dass du mich verteidigen willst, aber gut, dass mein Vater das nicht gehört hat.“ Am anderen Ende der Leitung ertönte ein leises Lachen und Elias errötete. „Oh das tut mir leid. Ich dachte im ersten Moment, dein Vater ruft nochmal an.“, entschuldigte Elias sich. „Nein, keine Sorge. Ich wollte mich nur dafür entschuldigen, dass er dich angerufen hat, aber er hat mir einfach das Handy aus der Hand gerissen. Wie dem auch sei, er kann mich nur noch maximal zwei Wochen unter Hausarrest stellen. Dann werde ich 18 und dann zieh ich zu Yvo, das ist schon eine Weile mit ihm besprochen. Vor ein paar Monaten, nach einem heftigen Streit zwischen mir und meinen Eltern, hat er mir angeboten, dass ich, wenn mir das alles zu viel wird, bei ihm einziehen kann, sobald ich 18 bin. Dann kann ich neben der Schule bei ihm arbeiten, dafür dann bei ihm Wohnen und ich bekomme noch Taschengeld von ihm.“, berichtete Max. „Gut zu wissen, dass du bald Geburtstag hast. Aber der Plan klingt gut. Wird, soweit ich das mit bekommen habe“ Elias lachte trocken auf, “ wohl das Beste sein. Ich hoffe aber, ich kann dich früher als in zwei Wochen sehen?“ Bei dem Gedanken, Max wirklich eine Weile nicht sehen zu können, breitete sich ein leicht schmerzhaftes Ziehen in Elias aus. „Keine Sorge. Yvo redet ja mit meinem Vater und wenn nicht, dann finde ich schon ne Lösung. Was will er auch machen? Mich einsperren, mit 17? Wohl kaum.“ „Dann wollen wir das mal hoffen.“ Elias gähnte. „Ich bin müde, war kein einfacher Tag. Schlaf gut.“ „Stimmt, der Tag hatte es echt in sich. Gespräche können wir morgen immer noch führen. Schlaf du auch schön und träum was ebenso schönes.“ „Wenn du drin vorkommst und es nicht gerade ein Alptraum ist, dann ist jeder Traum schön.“, sagte Elias noch, ehe er auflegte. Er fand zwar, dass es ziemlich kitschig war, was er gerade gesagt hatte, aber es war die Wahrheit und außerdem hatte Max dieses Kompliment verdient. Elias stand noch einmal auf, um sich aus zu ziehen und seine Klamotten weg zu räumen. Er fuhr sich mit einem Kamm, der in seinem Zimmer lag, einmal kurz durch die Haare und legte sich zurück in sein Bett. Mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen schlief er ein.

Ein Umzug bedeutet Veränderung




Der nächste Tag war ein Samstag und Elias sah keine Notwenigkeit darin, vor zwölf Uhr aus dem Bett zu kriechen. Normalerweise. An diesem Samstag war er um zwölf bereits geduscht und fertig angezogen, wenn auch nicht vollkommen freiwillig. Um halb elf hatte sein Handy geklingelt und Elias hatte, noch total verpennt, den Anruf entgegen genommen. „Elias, was machst du heute? Wenn du Lust hast meinen Vater zu provozieren, dann komm mal so gegen halb eins vorbei, dann kannst du mir helfen, meine Sachen zu packen und zu Yvo zu bringen.“, kam ihm eine Stimme aus seinem Handy entgegen und Elias brauchte einen Moment, um zu verstehen, was Max da gerade gesagt hatte. „Bitte was?“, fragte er deswegen entsetzt zurück. „Ja, mein Onkel war heute Morgen hier und wollte nochmal mit meinen Vater reden, wegen dem Hausarrest und dass sie mich endlich akzeptieren müssen und dass ich in zwei Wochen zu ihm ziehen werde. Naja, mein Dad ist, mal wieder, mehr oder weniger ausgerastet und meinte, dann könne ich ja auch sofort gehen. Und genau das werde ich jetzt tun.“ Elias konnte im Hintergrund hören, wie Max einige Sachen in Kisten oder Kartons warf. „Ähm. Erklär mir das, wenn ich da bin. Ich bin noch zu müde, um das jetzt zu verstehen.“ Elias gähnte. „Oh Gott, stimmt. Hab ich dich geweckt? Das tut mir leid.“, entschuldigte sich Max sofort. „Ach egal. So gesehen war es ja wichtig. Ich bin dann zwei Stunden da.“ Sie beendeten das Gespräch. Elias streckte sich. Er fragte sich, was Max gemeint hatte, als er sagte, Elias könnte seinen Vater provozieren. Elias vermutete einfach, dass Max Vater nicht gerade begeistert sein würde, wenn er dort auftauchen würde. Er schälte sich also aus seiner Bettdecke und schlurfte in Boxershorts ins Bad. Aus dem Spiegel über dem Waschbecken schaute ihn ein noch immer sehr verschlafen wirkender Elias an. Er beschloss duschen zu gehen, um zumindest etwas wacher zu werden. Er schlüpfte aus seinen Shorts und stellte das Wasser der Dusche an und wartete darauf, dass es endlich warm wurde. Das Wasser hatte die gewünschte Temperatur erreicht und Elias stellte sich unter die Dusche und lehnte den Kopf mit geschlossenen Augen gegen die Wand. Das warme Wasser lief ihm über den Rücken und er entspannte sich. Wann bin ich das letzte Mal freiwillig an einem Samstag um die Uhrzeit aus dem Bett gestiegen, fragte er sich selbst und lächelte versonnen, bei dem Gedanken an Max. Der Kerl machte ihn fertig. Elias griff nach seinen Duschgel und seifte sich ein, danach verteilte er einen Kleks Shampoo in seinen Haaren und spülte sie ordentlich aus. Noch eine Weile stand er unter der Dusche und genoss das Rauschen und das Wasser, das sanft über seinen Körper lief. Elias stellte das Wasser und stieg aus der Dusche, ehe er sich ein Handtuch griff und sich abtrocknete, danach wickelte er es sich wie gewohnt um die Hüfte. Mit einem zweiten Handtuch trocknete er seine Haare etwas ab, griff dann aber doch zu einem Föhn, da es ihm zu lange dauerte, zu warten, bis die Haare von selbst getrocknet waren. Das Föhnen nahm eine Weile in Anspruch und Elias beschloss sobald wie möglich einen Friseur aufzusuchen, da ihm die Haare inzwischen auch schon stark ins Gesicht vielen und nur mit Mühe schaffte Elias es, mit viel Haargel eine halbwegs annehmbare Frisur zu basteln. Er putze sich die Zähne und überlegte, ob der den leichten Bartschatten, der sich gebildet hatte, abrasieren sollte oder nicht. Letztendlich fehlte ihm einfach die Lust dazu und er ging in sein Zimmer zurück, um sich anzuziehen. In eine zerfetzte Jeans und ein schlichtes weißes T-Shirt gekleidet ging er in die Küche, um zu frühstücken. Durch das Fenster schienen ein paar Sonnenstrahlen, die, jetzt im Spätsommer, eine leichte Wärme mit sich brachten. Elias füllte eine Schüssel mit Cornflakes und goss Milch darüber. Gegen die Arbeitsplatte gelehnt aß er sein Frühstück und überlegte, was ihn bei Max erwarten würde. Nachdem Elias aufgegessen hatte, stellte er fest, dass es noch zu früh war, um loszufahren. Er beschloss deswegen, einfach zu Fuß zu gehen, was gut eine halbe Stunde dauern würde, aber seiner Meinung nach war dies besser, als untätig und gelangweilt rumzusitzen. Elias holte noch sein Handy aus seinem Zimmer, zog sich seine Schuhe an und verließ mit dem Schlüssel in der Hand das Haus.
Tatsächlich kam er nach einer halben Stunde um kurz nach zwölf bei Max zu Hause an. Elias klingelte und kurz darauf öffnete ihm eine zierliche, ihm unbekannte Frau, die Tür. „Hallo. Du musst Elias sein. Ich bin Maike, die Freundin von Yvo.“, begrüßte sie ihn und Elias ergriff ihre ausgestreckte Hand. „Ähm ja, stimmt, ich bin Elias. Sind Max und Yvo da?“ Die junge Frau deutete mit der Hand auf die Treppe, die nach oben führte. „Sie packen gerade die letzten Möbel ab, damit Max nicht aus Kartons leben und auf dem Boden schlafen muss.“ Elias grinste und ging die Treppe nach oben. Aus einem der Zimmer hörte er Geräusche und als er eine Tür öffnete, kam ihm direkt ein Aufschrei entgegen. „Aua! Maike ich hab doch gesagt, warte kurz draußen, wir sind genau hinter der Tür.“, fluchte Yvo und rieb sich den Rücken, als Elias hinter die Tür blickte. „Oh tut mir leid. Ich wusste ja nicht, dass der Raum so klein ist, dass ihr gleich die Tür in den Rücken bekommt.“ Der Raum, bei dem es sich offensichtlich um Max Zimmer handelte, war wirklich nicht besonders groß. Auf der gegenüberliegenden Seite der Tür befand sich ein Fenster und links und rechts davon bestanden die Wände aus Dachschrägen. Insgesamt schätze Elias den Raum auf etwa 15 Quadratmeter. Auf dem Boden lagen Teile eines Metallbettes und vereinzelt standen noch offene und schon zugeklebte und beschriftete Kartons herum. „Ach, hallo Elias. Wir hatten dich noch gar nicht erwartet. Aber gut, dass du da bist. Würdest du mir mal eben zur Hand gehen?“ „Ähm, klar. Hey Max. “Elias umarmte Max kurz, der neben der Tür stand und half dann Yvo, die Türen des Schrankes, der auf dem Boden lag, abzumontieren. Max kniete sich neben ihn. „Wer hat dir die Tür aufgemacht?“ Elias drehte gerade eine Schraube aus dem Schrank. „Eine junge Frau. Ich glaub sie hieß Maike.“ Max Gesicht erhellte sich etwas. „Ah ja, die liebe Maike. Sie ist einfach unglaublich toll.“ Er näherte sich Elias Ohr. „Und vor allem ist Yvo voll in sie verschossen.“ Die beiden lachten und Yvo sah sie argwöhnisch an. „Was gibt es denn jetzt schon wieder zu kichern?“, wollte er wissen, aber die Max und Elias sagen sich nur wissend an und Yvo schüttelte den Kopf und widmete sich wieder dem Schrank. Es klopfte an der Tür und Elias und Yvo standen auf, ehe Max „Herein.“ rief. Maike betrat den Raum mit einer Dose Sandwiches in der Hand, gefolgt von einer zweiten Frau, die Elias schon im Restaurant gesehen hatte und es sich somit um Max Mutter handeln musste. „Max, bitte überleg es dir doch noch einmal. Dein Vater hat es nicht so gemeint, das weißt du.“, bat sie. „Natürlich hat er es so gemeint, jedes Wort hat er so gemeint. Jetzt auf einmal bin ich dir so wichtig, dass du mich bittest zu bleiben? Warum jetzt erst? Hast du dir mal überlegt, dass ich diese Unterstützung schon früher gebraucht hätte? Nein, natürlich nicht.“ Max schnaubte abfällig. „Ich gehe. Ich wäre in zwei Wochen sowieso gegangen, da macht es keinen Unterschied.“ Seine Mutter trat einen Schritt auf ihn zu, Yvo aber hielt sie an der Schulter fest. „Ihr habt es versaut, Melissa, du willst es nur nicht einsehen. Auch wenn meinen Bruder die meiste Schuld trifft, du bist nicht unschuldig. Komm damit klar, es ist zu spät. Kommt Jungs, wir tragen den Schrank nach unten und dann fahren wir.“ Max bückte sich und hob ein Schrankteil auf. Er ging an seiner Mutter vorbei, ohne sie noch einmal anzusehen und ihr treten die Tränen in die Augen. Elias hatte die ganze Szene mit etwas Schrecken und vor allem mit Mitgefühl beobachtet du trug nun ebenfalls eine Schranktür zu Yvos Auto. Als Max sich zu ihm umdrehte, konnte er sehen, dass das Gespräch ihn deutlich mitgenommen hatte, auch in seinen Augen glitzerten Tränen. „Komm her.“ Er zog Max in seine Arme und strich ihm über den Rücken. „Das ist doch doof. Es gibt keinen Grund um zu heulen, ich führe mich hier total kindisch auf.“, schniefte Max und befreite sich aus Elias Umarmung, um die Tränen wegzuwischen. „Quatsch. Ich kann mir vorstellen, dass es nicht gerade einfach ist auszuziehen, vor allem nicht, wenn es aus den Gründen passiert.“ Elias hob Max Kinn an. „Du bist stark, wenn du es geschafft hast, deinen Kopf gegenüber deiner Eltern durchzusetzten und zu dir gestanden hast und dich nicht verkrochen hast. Da ist der Auszug doch ein Klacks.“ Max lächelte ihn an und zog Elias am Nacken zu sich nach unten. „Danke.“, hauchte er, ehe ihre Lippen sich berührten. Der Moment währte nicht lange, als eine Stimme von Haus zu ihnen drang. „Ich dulde sowas nicht auf meinem Grundstück und vor allem nicht vor der Tür, wenn die Nachbarn das sehen!“, rief Max Vater zu ihnen herüber. „Sie haben wohl immer noch nicht begriffen, dass sie ihren Sohn nicht ändern können. Seinen sie doch stolz auf ihn, weil er schwul ist macht ihn das nicht zu einem anderen oder schlechteren Menschen. Im Gegenteil. Sie haben erreicht, dass er wegen ihnen auszieht, reicht ihnen das nicht?“, rief Elias wütend zurück und Max versuchte ihm mit einer Handgeste zu sagen, dass er es lassen sollte. „Nein Max, ich bin nicht ruhig. Dein Vater sollte wissen, dass er sich alles andere als wie ein guter Vater verhalten hat. Und wenn das die Nachbarschaft mitbekommt, dann ist mir das völlig egal.“ Er zog Max an der Hand vom Grundstück auf den Bürgersteig. „Und hier können sie uns gar nichts. Da können wir machen was wir wollen.“ Mit diesen Worten küsste er Max und drängte mit seiner Zunge an dessen Lippen, die sich willig teilten. „Das ist doch wohl die Höhe. Max, hör auf mit dem Blödsinn!“ Max Vater hatte inzwischen ein leicht rötliches Gesicht bekommen. Um ihn noch mehr zu provozieren, legte Max seine Hände auf Elias Hintern und zog in dichter an sich heran. „Jetzt ist wirklich gut, Jungs. Lasst uns fahren.“, lachte Maike und Max und Elias grinsten sie an, nachdem sie ihre Showeinlage beendet haben. Max ging noch einmal zurück zum Haus und holte seine Jacke, die noch im Flur hing. Dann gab er seiner Mutter den Schlüssel. „Erwarte nicht, mich bald wieder hier zu sehen.“ Dann ging er und stieg ebenfalls ins Auto ein.
„Du bist ein starker Junge.“, sagte Yvo zu ihm, als er das Auto von Hof lenkte. Max hatte sich hinten neben Elias gesetzt und sich an ihn gelehnt. „Meine Mutter tat mir am Ende doch schon etwas leid, aber sie war die letzten knappen drei Jahre nicht für mich da, dann soll sie nicht erwarten, dass ich ihr das alles verzeihe und weiterhin mit diesem Arsch, der sich mein Vater schimpft, in einem Haus wohne.“ Elias strich über seine Hand und sah ihn an. „Weißt du, ich glaube, er hat sich die letzten Jahre nur wegen meiner Mutter zusammengerissen, eigentlich verachtetet er mich.“, vermutete Max. „Jetzt denk erst mal nicht mehr darüber nach. Wenn wir gleich zu Hause sind, dann streichen wir dein Zimmer und bauen morgen die Möbel wieder auf.“, meinte Yvo. „Bevor ihr streicht, esst ihr gefälligst was. Ich seit schon den ganzen Tag am Arbeiten.“, ereiferte Maike sich und Max lächelte. „Ihr seid einfach die besten.“ Dann schloss er die Augen und genoss das Streicheln von Max Fingern auf seiner Hand. „Weißt du was?“, fragte Elias nach einer Weile.“ Mhm?“, brummte Max. „Du wohnst ja dann viel dichter an mir dran.“, stellte Elias erfreut fest, da er das Schild des Malerbetriebs Ahrendt sehen konnte, das das gleiche Logo zeigte, die das Auto in dem sie fuhren. „Stimmt.“, bestätigte Max und lächelte Elias an. Sie parkten vor dem Laden und gingen um das Gebäude herum zum Eingang der Wohnung, die darüber lag. Elias Handy klingelte. „Hey Mum, was gibt’s?“, begrüßte er seine Mutter. „Ich bin bei einem Umzug helfen, warum?“ Er wartete kurz. „ich wusste ja nicht, dass ihr heute nicht arbeitet, das hat mir ja keiner gesagt. Ja, ich weiß, dass wir das noch klären müssen, aber das können wir doch heute Abend machen.“ Er verdrehte die Augen. „Na gut, in zwei Stunden bin ich wieder da, ich helfe hier noch beim Streichen. Bis dann.“ Max sah ihn fragend an. „Meine Mutter. Wir waren ja gestern im 12 Apostel und mein Vater hat da was wegen nem Geschäftsabschluss erzählt und das wir im Herbst nach Australien fahren, aber da wollte ich mit Katrin nach Frankreich.“ Er erzählte Max das Problem und dass er noch mit seinen Eltern darüber reden müsste. „Am schlimmsten ist eigentlich, dass ich zwei Wochen lang die Tochter unserer Geschäftspartner ertragen muss.“ Elias verdrehte wieder die Augen und Max lachte. „Das Mädchen, das dich gestern schon mit ihren Blicken ausgezogen hat?“ Inzwischen standen sie in Yvos Küche, die Elias sehr gut gefiel, sie war ordentlich, aber wohnlich, mit einer kleinen Luke, durch die man das Essen in den Essbereich durchgeben konnte. Daran schloss sich das Wohnzimmer, wie Elias mit einem Blick durch das kleine Fenster feststellte. „Ja, genau die.“, antwortete er auf Max Frage und grinste ihn an. Da betrat Maike den Raum und stellte die Box auf den Tisch, in der sich die Sandwiches befanden. „Haut rein.“, sagte sie und lachte, ehe sie den Raum wieder verließ. Elias nahm sich ein Sandwich und lehnte sich gegen die Arbeitsplatte. „ Ich war ja dann schon etwas eifersüchtig, wie sie dich so angeschmachtet hat.“, gab Max zu und schwang sich auf die Arbeitsplatte und nahm sich ebenfalls ein Sandwich. „Ach wirklich?“, fragte Elias belustigt und stieß sich ab und kam auf Max zu. „Ja wirklich.“ Elias platzierte seine Hände links und rechts von Max und sah ihn an. „Und was hättest du gerne gemacht?“, fragte er grinsend. „Das hier.“ Max nahm Elias Gesicht in seine Hände und küsste ihn. Dann sah er Elias in die Augen, nur ein paar wenige Zentimeter von seinem Gesicht entfernt. „Weißt du was am besten gegen diese Nervensäge helfen würde? Wenn du endlich zugibst, was du bist.“ Elias nickte. „Ich weiß.“ Er zog Max von der Arbeitsplatte. „Lass uns aufessen und dann streichen.“
Die nächsten beiden Stunden verbrachten sie tatsächlich damit, das Zimmer an einer Wand in einem kräftigen und an den andern Wänden in einem blassen Blau zu streichen. Yvo hatte ihnen zwei Malerkittel gegeben und die beiden Jungs hatten ihm versprochen, ordentlich zu streichen und verzichteten auf seine Hilfe. Am Ende sahen beide aus wie zwei Schlümpfe, da sie sich zwischenzeitlich einen kleinen Pinselkampf genehmigt hatten und dabei ihre Gesichter und Haare nicht verschont blieben waren. „Jungs, ihr sollt die Wand und nicht euch mit der Farbe streichen!“, hatte Yvo sie wieder zur Vernunft gebracht, aber trotzdem geschmunzelt, er freute sich, dass Max wieder lachte. Trotzdem waren die Wände vernünftig gestrichen und Elias steckte den Pinsel in einen Eimer Wasser, um ihn auszuwaschen. „Ich hab irgendwie das Gefühl, ich kenne dich schon ewig. Oder zumindest seit ein paar Wochen.“, sagte Elias zu Max und rührte gedankenverloren im Eimer herum. "Mhm. Geht mir ähnlich.“, war die Antwort von Max. Er hockte sich neben Elias und wusch seinen Pinsel ebenfalls. „Was wollte dein Opa gestern eigentlich? Weil du doch gesagt hast, er hat euch eingeladen?“ Max stieß ein Schnauben aus und erzählte Elias dann, dass sein Opa wieder einmal versucht hatte, Max und seine Eltern davon zu überzeugen, dass Max später Wirtschaft studieren sollte, um dann die Autovermietungskette übernehmen sollte. „Mein Vater erzählt mir auch seit Jahren, dass ich später die Firma übernehmen soll. Ich hab ungefähr so viel Lust dazu, wie von einer Autobahnbrücke zu springen.“ Max lachte auf. „Geht mir ähnlich.“ Sie legten die Pinsel zum Trocknen auf ein Tuch. „Soll ich dich nach Hause fahren?“, fragte Max und Elias sah ihn verwirrt an. „Du kannst Auto fahren? Darfst du nicht eh erst in zwei Wochen alleine fahren?“ „Du bist so ein Dummkopf.“ Max schlug Elias leicht gegen den Arm. „Also erst mal, ja, ich kann auch Auto fahren, aber ich hab auch einen Roller und damit kann ich dich nach Hause fahren.“ Elias schüttelte über sich selbst den Kopf und lachte. „Das wär nett.“ Elias verabschiedete sich im Wohnzimmer von Yvo und Maike und ging dann mit Max nach draußen, der noch einen zweiten Helm geholt hatte. Als Elias die Treppe nach unten ging, kam ihm ein Gedanke. Ich werde ihn jetzt einfach fragen, beschloss er. Ich will wissen, was ich für ihn bin. Er hielt Max am Handgelenk fest und dieser drehte sich um. „Was ist denn?“ „Max? Was sind wir? Sind wir…sind wir ein Paar?“ Elias trat auf die gleiche Stufe und sah ich, tief in die Augen. „Ich weiß es nicht Elias. Ich mag dich, so unglaublich gerne. In deiner Nähe fühle ich mich irgendwie gut, auf eine andere Art und Weise, als ich es bisher kannte.“ Max senkte den Kopf. „Ich glaube, ich habe mich…in dich verliebt. So komisch das klingen mag.“ Elias hob sein Kinn an und küsste Max sanft, mit viel Gefühl. „Ich glaube es nicht nur, ich weiß es.“, hauchte Elias. „Ich bin mir da auch sicher. Sehr sicher sogar.“, gab Max lächelt zurück und lehnte seine Stirn gegen die von Elias. „Aber ich möchte mich nicht verstecken.“, merkte er noch an. „Ich weiß und deswegen will ich dich noch was fragen. Wenn du Lust hättest, dann komm doch morgen Nachmittag vorbei, dann ich dich bei meinen Eltern als das vorstellen, was du bist. Und dann kann ich auch endlich zugeben, was ich bin.“ Max umarmte Elias glücklich. „Das wäre toll. Klar komm ich mit.“, flüsterte er an sein Ohr. Elias schloss die Augen und genoss das Gefühl, Max in den Armen zu halten, seinen Geruch einzuatmen und zu wissen, dass sie, auch wenn sie sich erst kurz kannten, beide das gleiche fühlten und jetzt zueinander gehörten. „Lass uns losfahren.“, murmelte Elias. „Ich hab keine Lust auf Stress. Mal gucken, ob ich meine Eltern noch überzeugen kann und sie mir erlauben in den Herbstferien mit Katrin wegzufahren.“ Sie gingen nach draußen und stiegen auf den Roller. Elias schloss seine Arme von hinten fest um Max und lehnte sich an ihn. Keine zehn Minuten später hielten sie vor Elias Haus. „Danke fürs fahren. Bis morgen.“ Elias umarmte Max und hauchte ihm einen unauffälligen Kuss auf die Wange, nachdem er seinen Helm abgenommen hatte. „Ich bin dann morgen gegen vier da, okay?“ Elias nickte bestätigend und verschwand dann im Haus und Max fuhr zurück zu seinem Onkel, seinem neuen Zuhause.

Vorbereitungen




„Elias, da bist du ja endlich.“, begrüßte seine Mutter ihn. Er warf die Schlüssel auf die Kommode und zog seine Schuhe aus. „Komm doch bitte ins Wohnzimmer.“ Elias folgte seiner Mutter, sein Vater saß bereits in seinem Sessel. „Also Elias. Ich bin wirklich enttäuscht, dass du gestern im Restaurant so einen Aufstand gemacht hast. War das nötig?“ Elias ließ sich auf das Sofa fallen. „Ja, war es. Weil ihr immer einfach so Entscheidungen trefft, ohne vorher zu fragen, ob ich damit einverstanden bin. Ich find es ja nicht schlimm, wenn ihr mal viel oder länger arbeitet, aber fragt doch erst mal, bevor ihr was beschließt. Schlimm genug, dass ihr vergessen habt, dass ich in den Ferien schon was vorhatte.“ Seine Mutter sah ihn strafend an. „ Elias ich bitte dich. Wir haben schon lange keinen Familienurlaub mehr gemacht und so eine Reise kannst du mit Katrin immer noch machen.“ Elias seufzte und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich hab keine andere Wahl oder?“ Sein Vater schüttelte den Kopf. „Aber wir haben überlegt, wenn es für ihre Mutter in Ordnung geht, dann kann sie mitkommen. Wir werden da in einem kleinen Haus leben, sie müsste lediglich die Flugkosten selbst bezahlen.“ „Ja klar. Weil sie sich das auch leisten kann. Man Papa du weißt, dass Katrin und ihre Mutter kaum Geld haben. Weißt du eigentlich wie hart sie dafür arbeitet um das Geld für unseren Urlaub zusammen zu bekommen?“ Er wollte noch etwas sagen, als Elias von seinem Handy unterbrochen wurde. „Moment.“, murmelte er und nahm den Anruf entgegen. „Hallo Elias. Hattest du es eigentlich für nötig gehalten, dich irgendwann nochmal bei mir zu melden?“, giftete Katrin. Wenn man von Teufel spricht, dachte Elias. „Ja, aber ich muss mit meinem Eltern klären, wegen den Herbstferien. Ich ruf dich gleich zurück.“ Er steckte das Handy zurück in seine Hosentasche. „Gut, wenn ich keine andere Wahl habe, dann komme ich eben mit nach Australien.“ Elias warf noch einen enttäuschten Blick zu seinen Eltern und ging nach oben in sein Zimmer, auf dem Weg dorthin nahm er das Festnetztelefon mit. Er wählte Katrins Nummer und sie ging auch direkt ans Telefon. „Na endlich. Ich dachte schon, du bist sauer oder so. Also, was ist jetzt mit Max?“ Elias legte sich quer auf sein Bett und erzählte ihr die Geschichte aus dem Restaurant und dem Auszug. „Das ist doch toll. Ich freu mich auf jeden Fall sehr für euch. Aber ich dachte, er möchte nur eine Beziehung, in der beide dazu stehen, dass sie schwul sind.“, hackte Katrin nach. „Ja, will er auch. Und deswegen kommt er auch morgen hier her und ich sage es meinen Eltern endlich. Aber mal was ganz anderes. Also, ich weiß gar nicht wie ich dir das sagen soll. Mein Vater hat beschlossen, dass wir in den Herbstferien als ganze Familie nach Australien fahren, mit den Geschäftspartnern meiner Eltern.“ Eine kurze Pause entstand. „Mein Vater sagt, du kannst mit, aber die Flugkosten musst du selbst tragen.“, fügte Elias hinzu. „Das ist jetzt nicht dein Ernst oder? Elias, ich freue mich da seit Wochen drauf. Und du weißt, dass ich mir einen Flug, einen Hin- und Rückflug, nach Australien nicht leisten kann. Du kannst deinen Vater nicht überzeugen oder?“ Elias hatte so eine Reaktion schon geahnt, jedoch war Katrin ruhiger geblieben als gedacht. „Nein, ich hab das eben schon versucht. Es steht fest, ich bin im Herbst in Australien.“ Die beiden plauderten noch ein bisschen, Katrin wünschte Elias noch einmal Glück mit Max und Glück für den nächsten Tag, dann legten sie auf. Elias ging nach unten und traf in der Küche auf seine Mutter. „Elias, es tut mir leid, aber der Urlaub ist und wirklich wichtig.“ „Ist ja gut, ich habs verstanden. Katrin kommt nicht mit, ist zu teuer.“ Seine Mutter bereitete gerade das Abendessen vor und Elias half, das Gemüse zu schneiden. „Ähm, Mum? Seid ihr morgen Nachmittag da? Weil ich würde euch gerne jemanden vorstellen.“ Unsicher trat Elias von einem Bein auf das andere und eine Mutter lächelte ihn an. „Aber natürlich. Da bin ich ja mal gespannt.“ Erleichtert atmete Elias aus. Er ging zur Spüle, um sein Brett und das Messer hinein zu legen, seine Mutter lächelte wissend.
Beim Abendessen bat Elias seine Eltern noch einmal darum, am nächsten Tag um 16 Uhr da zu sein und stocherte nervös in seiner Gemüsepfanne. Seine Eltern stellten aber keine weiteren Fragen und das Essen verlief eher schweigend. Elias räumte gerade den Geschirrspüler ein, da klingelte das Telefon. Sein kleiner Bruder rief an und erinnerte daran, dass sein Zug um sieben Uhr abends am nächsten Tag ankommen würde und er erzählte ganz stolz, dass er sehr gut gewesen sei an diesem Wochenende. „Und ich hatte überhaupt kein Heimweh.“, sagte er stolz zu Elias, der als letztes mit ihm sprach. „Weiß ich doch, du bist doch schon groß.“
Den Rest des Abends spielte Elias verschiedene Videospiele, aber die Aufregung verschwand trotzdem nicht. Er war total nervös. Er griff zu seinem Handy und rief Max an. „Magst du Kuchen? Und wenn ja, was für welchen? Meinst du ich soll welchen machen?“, bestürmte er ihn mit seinen Fragen. „Hey beruhig dich doch mal. Aber ich liebe Schokokuchen, wenn du schon fragst.“, informierte Max ihn und lachte. „Ich hab einfach immer noch Angst vor der Reaktion.“ „Ach Quatsch. Morgen wird ein guter Tag und wenn ich persönlich dafür sorgen muss.“, versicherte Max. „Danke. Dann bis morgen. Freu dich auf Schokokuchen.“, verabschiedete Elias sich und legte auf. Er zog sich aus und ging schlafen. Je früher ich schlafe, desto früher ist die Aufregung vorbei, dachte Elias sich. Der Plan scheiterte aber, nach einer Stunde war er immer noch nicht eingeschlafen. Er vergrub sein Gesicht in seinem Kissen und schrie hinein. Das ist doch zum verrückt werden, fluchte er gedanklich und drehte sich wieder um und starrte die Decke an. Ich hoffe, morgen gibt es keine Katastrophe, hoffte Elias. Irgendwann, schon nach Mitternacht, schlief Elias letztendlich doch ein.
Am nächsten Morgen wurde Elias wieder einmal vom strahlenden Sonnenschein geweckt. Ist ja ein gutes Zeichen, dachte er und kroch aus dem Bett. Er zog sich sein Shirt vom vorherigen Tag über und ging in die Küche. Noch vier Stunden hatte er, bis Max kommen würde und deswegen machte er sich direkt daran, einen Schokoladenkuchen zu backen. Während der Kuchen im Ofen war, ging er ins Bad, putze sich die Zähne, rasierte sich, stylte seine Haare. Die Küchenuhr klingelte und Elias holte den Kuchen aus dem Ofen und stellte ihn auf einen Abkühlrost. „Morgen Elias. Du warst ja schon fleißig. Das Treffen heute scheint dir ja wirklich wichtig zu sein, wenn du dafür sogar Kuchen backst.“, begrüßte ihn sein Vater. „Mhm. Aber wehe du fasst den Kuchen an.“, drohte er lachend und ging zurück in sein Zimmer. Das Backen hatte etwas über eine Stunde an Zeit gekostet und Elias wusste nicht, was er nun machen sollte. Er beschloss sich erst einmal anzuziehen, doch nach intensiver Suche in seinem Kleiderschrank er schien ihm nichts gut genug für sein heutiges Vorhaben. Es sollte nicht zu elegant sein, aber es sollte auch nicht den Eindruck erwecken, dass es Elias nicht wichtig sei. Verzweifelt rief er Katrin an. „Was soll ich anziehen? Max kommt um vier und dann will ich meinen Eltern sagen, dass ich schwul bin und wir ein Paar sind.“, sprudelte er los. „Mensch, du bist ja fast so schlimm wie ich, wenn ich was Wichtiges vor habe. Wie wäre es erst einmal mit einer schwarzen Jeans? Das passt doch immer.“ Katrin machte eine Pause und Elias holte die schwarze Jeans aus dem Schrank. „Okay und dazu kannst du doch ein weißes Shirt anziehen und darüber irgendein offenes Hemd. Das ist locker und lässig, sieht aber ordentlich aus.“ Elias befolgte ihre Anweisungen und legte zu der Hose noch ein weißes T-Shirt. Dann stand er vor dem Hemden und konnte sich nicht entscheiden. „Katrin, welche Farbe? Also das Hemd. Ich kann mich nicht entscheiden.“, jammerte er. „Nimm das rote. Das passt gut zu deinen Augen und deinen Haaren.“ Kritisch betrachtete Elias die Sachen, die jetzt auf seinem Bett lagen. „Ich zieh das mal eben an, warte mal kurz.“ Elias zog sich schnell um. Die Hose saß locker auf seinen Hüften, betonte seinen Hintern und war eng, aber dennoch bequem. Das Shirt endete so, dass es noch etwas über der Hose lag und das Hemd hatte Elias locker hochgekrempelt. „Katrin, du bist ein Genie. Was würde ich nur ohne dich machen?“ Katrin lachte. „Das gleiche wie ich, wenn du nicht da bist und ich nicht weiß, was ich anziehen soll. Du würdest hoffnungslos verzweifeln. Du schaffst das, viel Glück.“ Sie legte auf, ehe sich Elias noch einmal bedanken konnte. Er betrachtete erneut kritisch sein Spiegelbild. Du siehst gut aus, sagte er sich. Dann ging er runter, um nach seinem Kuchen zu sehen. Der war inzwischen abgekühlt und Elias stellte vier Teller neben den Kuchen. Er wollte den Tisch nicht decken, man konnte ja nie wissen, ob es wirklich zu einem gemütlichen Kuchenessen kommen würde.
Nervös rannte Elias in seinem Zimmer auf und ab, überlegte fieberhaft, ob er etwas vergessen hatte. Er hatte seinen Eltern Bescheid gesagt, der Kuchen war fertig und er sah vernünftig aus. Elias hatte versucht, die Wartezeit mit Videospielen rum zu kriegen, aber ihm fehlte es an Konzentration. Egal was er machte, ständig fiel sein Blick auf die Uhr. Auch jetzt drehte Elias den Kopf und sah auf seinen Wecker. Noch eine halbe Stunde, seufzte er gedanklich. Elias wusste, dass seine Eltern ahnungslos im Wohnzimmer saßen und Fernsehen guckten. Kurz überlegte er, ob er sich vorwarnen sollte, entschied sich aber dagegen. Er würde sowieso mit der Tür ins Haus fallen, aber dann lieber mit Unterstützung und nicht ganz alleine. Nachdenklich lag Elias auf seinem Bett und ging im Kopf jedes Horrorszenario durch, das passieren könnte, wenn er sich gleich gegenüber seiner Eltern outen würde. Sein Handy riss Elias aus seinen Gedanken. „Elias, ich fahr jetzt los. Ich bin dann gleich bei dir.“, schrieb Max ihm und Elias Nervosität nahm noch einmal zu, wenn das überhaupt möglich war. Elias versuchte weiterhin krampfhaft, die Zeit tot zu schlagen, doch aller Bemühungen zum Trotz, sie verging einfach nicht schneller. Schließlich klingelte es doch an der Tür und Elias sprintete förmlich die Treppe nach unten, um zu Öffnen. „Hey Max.“ Elias ließ seinen Freund eintreten, der Jacke und Schuhe auszog und ihn anlächelte. „Du schaffst das. Ich hab es auch geschafft. Willst du es gleich hinter dich bringen?“ Elias nickte mechanisch und ging Richtung Wohnzimmer. Es wird ernst, es wird verdammt nochmal total ernst, schoss es ihm durch den Kopf. „Ich hab verdammt Angst.“, flüsterte Elias Max zu, als sie vor der Wohnzimmertür standen. Max nahm seine Hand und drückte sie leicht. „Ich bin bei dir.“, flüsterte er zurück und Elias öffnete die Wohnzimmertür.

Es wird ernst




Elias Eltern drehten sich zur Tür, als Elias sie öffnete. Schräg hinter ihm stand Max. Sie gingen weiter in den Raum hinein. „Hallo, nett dich mal wieder zu sehen.“, sagte Elias Mutter, sie kannte Max ja bereits vom Sehen. Elias und Max standen dicht beieinander und hielten hinter ihren Rücken immer noch Händchen. „Mum, Papa, also, das ist Max.“ Elias holte noch einmal tief Luft. Er wollte es sagen. Er musste es sagen, er war es leid, ständig jeden belügen zu müssen. Er ließ Max Hand los und legte mutig einen Arm um seine Hüften. Sein Vater sah ihn erst irritiert, dann wissend lächelnd an. „Max ist mein Freund. Also, wir sind ein Paar. Ich bin schwul.“ Die Worte kamen zunächst zögernd, dann fest und klar aus Elias Mund und erwartungsvoll sah er zu seinen Eltern. Diese lächelten und seine Mutter stand auf. „Ich habe mich schon gefragt, wann du uns das sagen willst.“, sagte sie liebevoll. Verdattert sah Elias erst seine Mutter, dann seinen Vater und zum Schluss Max an, der genauso verwirrt zurück blickte. „Ähm, bitte…was?“, brachte Elias hervor und sein Vater lachte auf. „Setzt euch erst einmal, dann erklären wir euch das.“, meinte Elias Vater. Elias und Max nahmen auf dem kleinen Sofa Platz, während sich seine Mutter wieder zu Elias Vater setzte. „Weißt du, bis vor, ich würde sagen, einem guten Jahr, hast du immer mal wieder ein Mädchen mitgebracht. Auf einmal hört das auf. Zunächst dachten deine Mutter und ich, du seist inzwischen vernünftiger, dich nicht immer mit anderen zu vergnügen und würdest wieder in einer Beziehung stecken. Doch der Gedanke erwies sich irgendwann als falsch, schließlich kam nie ein Mädchen hierher und vorgestellt hast du uns auch niemanden.“ Großartig dabei gedacht haben wir uns nie wirklich was.“, fuhr seine Mutter fort. Elias sah seine Eltern noch immer mit großen Augen an, es interessierte ihn wirklich brennend, woher sie wussten, oder zumindest geahnt hatten, dass er schwul ist. Er hielt weiterhin Max Hand, ohne seinen Freund wäre er in dieser Situation hoffnungslos überfordert gewesen, das gestand Elias sich selbst ein. „Jedenfalls habe ich mich gefragt, warum du am späten Abend mit einem verletzten Jungen bei uns auftauchst und mir nichts erzählen willst und ihn dann, ein paar Tage später, fast vor uns versteckst.“ Schuldbewusst sah er zu Max, der ihn milde anlächelte. „Am Freitagmorgen bin ich in dein Zimmer gekommen, ich wollte wissen, ob du noch schläfst. Du hast auch noch geschlafen, fest an Max gekuschelt und irgendwie ist es mir dann wie Schuppen von den Augen gefallen.“ Elias Vater übernahm wieder das Wort. „Deine Mutter hat mir dann davon erzählt. Ich muss sagen, ich war mittelmäßig überrascht, es gab zwar nun eine Erklärung für dein Verhalten, aber ich hatte nicht damit gerechnet. Als du uns nun gebeten hast, heute hier zu sein, weil du uns jemanden vorstellen willst, haben wir auch schon damit gerechnet, dass Max hier auftauchen würde.“ Elias hatte den Kopf gesenkt. Ich hoffe einfach mal, der Anblick am Freitag war das einzige Mal, dass meine Eltern uns so zusammen gesehen haben, dachte Elias. „Jetzt will ich mich aber noch einmal richtig vorstellen. Hallo Max, ich bin Ralf, schön dich kennen zu lernen.“ Elias Vater erhob sich und reichte Max die Hand. Auch Elias Mutter stand auf, um sich anständig vorzustellen. „Ich freue mich auch, dich nun endlich wirklich kennen zu lernen. Ich heiße Sabine.“ Als seine Eltern sich wieder gesetzt hatten, wollte Elias noch unbedingt etwas loswerden. „Was mich noch interessieren würde. Was ist eure Meinung? Also dazu, dass ich…schwul bin?“, fragte er zögernd. „Glaubst du, wir würden hier selenruhig sitzen, wenn es uns in irgendeiner Weise stören würde? Elias, dass du uns das zutraust!“ „Naja, Max Eltern waren ihm gegenüber nicht so…offen.“ „Außerdem haben wir uns das doch schon längst gedacht.“, beruhigte seine Mutter ihn weiter. „Der Gedanke ist etwas neu, aber vielleicht fragst du mal deinen Vater, für ihn stellt es nämlich nicht das geringste Problem da.“ Elias Vater lachte und wendete sich an seinen Sohn. „Wie drücke ich das jetzt am Besten aus? Sagen wir mal so. Als ich so alt wir wie ihr, war ich sehr experimentierfreudig und das nicht nur an einem Ufer.“ Ungläubig sahen die beiden Jungs Elias Vater an. Sei Vater war bisexuell? „Das ist ein Scherz?!“, fragte Elias unsicher. „Nein, ist es nicht.“ Nun musste Max lachen und Elias starrte ihn an. „Dein Gesichtsausdruck war gerade einfach zu komisch.“, stellte Max fest und auch Elias lachte nun. „Jemand Lust auf Kuchen?“, fragte er in die Runde und sein Angebot wurde dankend angenommen. In der Küche lehnte Elias sich an die Arbeitsplatte und schloss die Augen. Und ich habe mir solche Sorgen gemacht. Ich hatte echt alles erwartet, aber nicht das. Mein Vater ist oder war, bi und sie haben es schon geahnt, sie wussten es praktisch schon und sie haben kein Problem damit. Elias lächelte und nahm den Kuchen und die Teller und ging damit zurück ins Wohnzimmer. Irgendwo meldete sich ein kleiner fieser Gedanke, der ihm einreden wollte, dass Elias ein schlechtes Gewissen haben sollte, weil es bei Max ja nie so locker akzeptiert wurde, aber Elias schob den Gedanken kopfschüttelnd beiseite. Er stellte den Kuchen und die Teller auf den Tisch und ging zurück in die Küche, um ein Messer zu holen. Aus dem Wohnzimmer drang Gelächter zu ihm. Offensichtlich verstand Max sich gut mit seinen Eltern und Elias musste noch mehr lächeln. „Dann schneiden wir mal den Kuchen an.“, meinte Elias, als er wieder im Wohnzimmer ankam. „Hast du wirklich einen Schokokuchen gemacht, weil ich gesagt habe, ich mag den gerne?“, wollte Max wissen. „Du klangst so, als würdest du für so etwas sterben.“, erwiderte Elias und schnitt vier Stücken aus dem Kuchen und legte sie auf sie Teller. Er reichte die Teller an seine Eltern und Max und setzte sich mit seinem eigenen wieder neben seinen Freund. Sein Freund, wie das klang, dachte Elias und lächelte wieder vor sich hin. „Ich freue mich ja so für euch. Auch wenn das eine Frage ist, die wahrscheinlich alle Eltern stellen, aber wie habt ihr euch kennen gelernt?“ Elias zögerte. Was seine Eltern wohl davon hielten, wenn er ihnen erzählte, dass er Max erst knapp eine Woche kannte. Trotzdem berichtete er von dem Date von Katrin und Nico, erwähnte aber nicht den Grund, warum Elias und Max ihre besten Freund begleitet hatten. Da er auch gerade beim Thema war, erzählte er noch von der Aktion am See und konnte seiner Mutter somit erklären, warum Max so zerschunden bei ihnen gewesen war. Max fuhr fort zu erzählen, dass sie sich danach so gut wie täglich gesehen hatten. Details wie Robins Schmiererei und die Anrufe und die Pöbelei im Travis ließ er dabei aus. „Elias, ich möchte bitte, dass du mir sofort Bescheid sagst, wenn dir jemand droht oder schlimmeres passiert. Das gilt natürlich auf für dich Max, du kannst dich auch gerne an uns wenden.“, bat Elias Vater und die Jungs nickten. „Wie haben deine Eltern deine Sexualität eigentlich aufgenommen?“, erkundigte Elias Mutter sich bei Max. Elias legte ihm einem Arm um die Schultern. „Du musst ihnen nichts erzählen.“, flüsterte er Max zu. Max tat es trotzdem. „Sie waren nicht wirklich begeistert. Aber mein Onkel ist immer für mich da gewesen und ist es immer noch und er unterstützt mich.“, verriet Max. Elias hatte innerlich beschlossen, seinen Eltern von Robins Aktionen, oder den Aktionen, von denen er vermutete, dass es Robin war, zu erzählen, aber seine Mutter kam ihm zuvor. „Was sagen deine Freunde dazu?“, fragte sie neugierig weiter. „Katrin ist begeistert einen schwulen besten Freund zu haben.“, scherzte Elias. „Nein, sie hat es toll aufgenommen, akzeptiert es und es stört sie überhaupt nicht. Aber Robin…naja, wie soll ich sagen. Er ist ausgerastet.“ Elias berichtete von den Anrufen, der Sprayer-Attacke, der Aktion im Travis. Das Gesicht seiner Mutter wurde immer sorgenvoller und sein Vater schien auch etwas verstimmt zu sein. „Elias, das hättest du uns gleich sagen müssen! Wenn nochmal so etwas passiert, will ich, dass du uns wirklich gleich Bescheid gibst.“ Elias nickte. „Aber ich konnte es euch nicht erzählen, ohne euch vorher zu sagen, dass ich…schwul bin.“ „Das verstehen wir ja auch, aber jetzt wissen wir es ja.“, beruhigte seine Mutter ihn, dann viel er Blick auf die Uhr. „Wir müssen Lukas jetzt von Bahnhof abholen.“ Elias Eltern standen auf und Elias zog Max, nachdem er sich verabschiedet hatte, hinter sich her in sein Zimmer. Dort ließ er sich erleichtert ausatmend auf sein Bett fallen und zog Max gleich mit. „Elias! Ich hab dich gesagt, das sollst du nicht machen!“, beschwerte Max sich und Elias grinste ihn breit an. „Ich bin einfach so glücklich. Niemals hätte ich damit gerechnet.“ Max lächelte ihn an. „Ich freue mich total für dich. Aber ich muss zugeben, etwas beneide ich dich ja schon.“, gab er zu. Elias zuckte zusammen. Vielleicht war das schlechte Gewissen gar nicht so unangebracht gewesen, wie er gedacht hatte. „Oh man, daran hab ich gar nicht gedacht. Dass es dich verletzten könnte. Max es tut mir leid. Ich hatte irgendwie die ganze Zeit gedacht, es würde schlimm werden, dass sie es nicht akzeptieren, dass ich gar nicht daran gedacht habe, wie du dich fü…“ Weiter kam Elias nicht, da Max seinen Redeschwall mit einem sanften Kuss erstickte. „Nein, du musst dich gar nicht entschuldigen. Du sollst dich freuen und ich freue mich mit dir.“ „Aber ich glaube, meine Eltern mögen dich.“, äußerte Elias grinsend und auch Max lachte wieder. Dann warf er sich auf Elias und sah ihn an. „Hast du dir schon überlegt, was du deinem kleinen Bruder sagen willst?“ Erschrocken sah Elias ihn an. „Ähm…nein, eigentlich nicht.“, gab er zu. Max lachte auf. “Das war ein Witz du Trottel.“ Er lachte wieder. „Aber du solltest dir ne Erklärung überlegen, wenn dich Lukas fragt, was da für Geräusche aus deinem Zimmer kommen.“ Elias Gesichtsausdruck brachte Max nur noch mehr zum Lachen. „Was für komische Geräusche?“, hackte Elias nach. Max grinste ihn an. „So etwas zum Beispiel.“, sagte er, dann kniff er Elias durch sein Shirt in eine seiner Brustwarzen und Elias keuchte laut auf. „Ey. Du bist ganz schön frech. Das bekommst du alles irgendwann mal zurück.“, drohte Elias und lachte. „Deine Drohungen kann ich irgendwie nie so richtig ernst nehmen. Woran das wohl liegt?“, überlegte Max und erntete dafür einen Knuff in die Rippen. „Sei doch leise.“, murmelte Elias und küsste Max, als dieser etwas erwidern wollte. So ein schöner Tag, dachte Elias. Er lag nach ein paar weiteren Küssen, eng an Max gekuschelt in seinem Bett und sie schauten zusammen Fernsehen. Elias wollte nicht an dem morgigen Schultag denken und genoss einfach nur das Gefühl, seinen Max neben sich zu haben und sich ab und zu einen Kuss von seinen Lippen zu stehlen. Unten klickte die Haustür und kurz darauf kam ein müder Lukas ins Zimmer getrottet. „Elias, es war soooo toll im Camp.“, informierte er seinen großen Bruder, da kam ihre Mutter und meinte, dass es für Lukas Zeit wäre, ins Bett zu gehen, da er morgen wieder zu Schule müsste. Mürrisch folgte Lukas seiner Mutter. Nach einer weiteren Kuscheleinheit, verabschiedete sich auch Max. „Ich muss auch leider los. Es war ein toller Tag. Sehen wir uns morgen?“, fragte er, als er aus Elias Bett kroch. „Bestimmt. Ich rufe dich morgen an.“ Zusammen gingen sie die Treppe nach unten und verabschiedeten sich an der Tür mit einem Kuss. Sie konnten die Finger nicht voneinander lassen. „Ich muss jetzt wirklich.“, meinte Max irgendwann, stahl sich noch einen Kuss von Elias und verschwand winkend durch die Haustür. Mein Freund, dachte Elias und sah ihm hinterher, dann ging er zurück in sein Zimmer, um zu schlafen, es war inzwischen schon spät geworden und die letzte Nacht war nicht wirklich erholsam gewesen. Dieses Mal dämmerte Elias schnell weg und schlief mit einem Lächeln glücklich ein.

Schule, ein guter Freund und interessante Neuigkeiten




Als Elias Wecker am nächsten Morgen um halb sieben klingelte, zog er sich missmutig brummend die Decke über den Kopf. Er wollte nicht in die Schule und das lag am diesem Tag nicht an der nicht vorhandenen Motivation, sondern daran, dass er gar nicht wissen wollte, wie seine Mitschüler, Freunde und Bekannte darauf reagierten, dass er schwul war. Nicht, dass es ihm egal war, nein, die Reaktion an sich interessierte ihn sehr, jedoch konnte Elias auf weitere Anfeindungen und dumme Sprüche gerne verzichten. Außerdem bedeutete ein Schulbesuch auch ein Zusammentreffen mit Robin. Als der Wecker jedoch erbarmungslos ein zweites Mal klingelte, kroch Elias aus seinem sicheren Versteck und streckte sich ausgiebig. Er tapste gähnend ins Badezimmer und stellte die Dusche auf eine angenehme Temperatur, ehe er sich seiner Boxershorts entledigte und sich unter den warmen Wasserstrahl stellte. Er griff nach dem Shampoo, wusch sich gründlich die Haare, ehe er seinen Körper einseifte und schließlich das Wasser abdrehte, da er nicht ewig Zeit hatte. Er trocknete seine Haare ab und putze sich die Zähne. Als das Styling seiner Haare wieder Ewigkeiten dauerten, fasste Elias einen Entschluss. Heute gehe ich zum Friseur, das geht so nicht weiter, schwor er sich. Elias packte seine Schultasche, nachdem er sich angezogen hatte und ging in die Küche, um zu frühstücken. Nach einer Schüssel Müsli verließ er mit Kopfhören in den Ohren und lauter Musik das Haus in Richtung Bushaltestelle. Elias fuhr eine knappe Viertelstunde, dann stieg er aus und steuerte das Schulgebäude an. Er war einer der ersten Schüler, wie immer, wenn er mit dem Bus fuhr, vor allem um diese Jahreszeit, da viele Schüler mit dem Fahrrad kamen. Elias wollte aber nicht durch die Schule laufen, wenn schon viele andere Leute da waren. So steuerte er eine Bank an, die sich vor dem Treppenaufgang zu seinem Klassenraum befand. Noch immer mit den Kopfhörern in den Ohren wartete er darauf, dass jemand auftauchen würde, den er kannte, der vielleicht sogar am Donnerstag im Travis gewesen war. Das mulmige Gefühl in seinem Bauch versuchte Elias dabei so gut es ging zu ignorieren. Nach einer Weile tauchte Mira auf, ein braunhaariges Mädchen, das Elias flüchtig kannte, da sie in den gleichen Jahrgang gingen. Sie ging an ihm vorbei und lächelte ihn an, wie immer, wenn sie sich morgens sahen. Erleichtert ließ Elias etwas Luft aus seiner Lunge strömen. Dabei hatte machte er sich aber auch mehr Gedanken um die Reaktionen von den Jungs. Er hatte den Gedanken gerade zu Ende gedacht, da kam ein Klassenkamerad um die Ecke, Jakob. Er wickelte die Kopfhörer um sein Handy und setzte sich neben Elias. „Na, wie war dein Wochenende?“, begrüßte er ihn völlig normal. „Ähm, ganz okay und deins?“ Die beiden Jungs plauderten einen Moment über Jakobs Erlebnisse vom Wochenende, da wandte er sich mit ernstem Blick an Elias, der schon ahnte, was jetzt kommen würde. „Stimmt es, was man sich erzählt? Also, dass du…dass du schwul bist?“ Jakob hatte leiste gesprochen und den Blick auf den Boden gerichtet. „Ja, es stimmt.“, antwortete Elias schlicht. „Mhm okay. Ich hab es nur für ein Gerücht gehalten, ich hätte nicht ge…“ Jakob wurde von einer lauten Stimme unterbrochen. „Ey Jakob, pass auf, du unterhältst dich mit einer Schwuchtel.“, rief Robin über den Flur. Elias ballte die Fäuste und sah Robin finster an, der vor sich hin grinste. „Ich weiß. Was ist dein Problem?“ Jakob war aufgestanden, es fiel aber selbst Elias schwer, ihn sonderlich ernst zu nehmen. Jakob war klein und schmächtig und er sprach auch nicht gerade laut. Robin fing an zu lachen. „Bist du etwa auch noch einer von der Sorte und hoffst, dass Elias deinen kleinen Arsch fickt, oder was?“ Elias war aufgesprungen und hatte sich neben Jakob gestellt. „Robin, was soll der Mist? Reicht es dir nicht, wenn du mich fertig machen kannst?“ Elias warf einen Seitenblick auf Jakob, der die Schultern eingezogen hatte und dessen Gesicht es mit einer Tomate hätte aufnehmen können. Inzwischen waren auch mehr Schüler eingetroffen und hatten sich um die drei Jugendlichen versammelt. Jakob zog sich jedoch immer mehr zurück und verschwand langsam im Kreis der Schaulustigen. Robin grinste Elias weiterhin höhnisch an. „Tja, da ist er weg, dein Beistand und dein kleiner Lover.“ Resigniert schüttelte Elias den Kopf. „Weißt du Robin, wenn ich wüsste, dass es mir nicht so viel Ärger einhandeln würde und es sich lohnen würde, dann wäre ich schon längst auf dich losgegangen und hätte dir dein dreckiges Maul gestopft. Aber weil du es eh nicht verstehst, dass es mich nicht zu einem anderen Menschen macht, dann lohnt es sich auch nicht, mich an dir schmutzig zu machen.“ Elias ließ Robin mit offenem Mund stehen und bahnte sich einen Weg durch die anderen Schüler, die noch immer stumm zuschauten und ihn jetzt einerseits begeistert, andererseits mit Neugier musterten. Elias quetschte sich gerade an einem dünnen Mädchen mit Brille vorbei, als Katrin auf ihn zukam. „Elias, was ist da los? Sag mir bitte, dass das nichts mit dir zu tun hat!“, rief sie, aber da ertönte schon eine Stimme aus der Masse. „Elias du bist ein feiger Schwanzlutscher. Das war ja wohl gerade der beste Beweis.“ Elias machte sich schon wieder auf den Weg zurück zu Robin, da ertönte eine zweite Stimme. „Robin, meinst du nicht, es ist etwas peinlich und erbärmlich, was du hier gerade anziehst?“ Elias durchbrach die Mauer aus Menschen und fand sich neben einem seiner Freunde, Dennis, wieder. Erstaunt blickten Elias und Robin ihn an. „Ich kann nur für mich sprechen, aber Elias ist ein netter und toller Kumpel, ich weiß nicht was dein Problem ist. Außerdem hast du nicht wirklich jemanden auf deiner Seite. Jeder hat deinen Aufstand im Travis mitbekommen, viele von uns waren am Donnerstag da. Da hast du auch schon versagt.“, stellte Dennis sachlich fest. Elias starrte seinen Kumpel noch immer ungläubig an. „Du stellst dich auf die Seite von diesem Arschficker? Das ist nicht dein Ernst Dennis! Erzähl mir nicht, du findest das nicht abstoßend!“, keifte Robin, in einem letzten Versuch, sich irgendwie aus der Situation zu retten. „Was ist denn hier los?“, fragte eine erwachsende Stimme und die Menge teilte sich sprichwörtlich wie das rote Meer. Elias Englischlehrer, Herr Meier, stand fragend in die Runde blickend neben Robin. Keiner hatte bemerkt, dass es schon längst zum Unterricht geklingelt hatte. „Ähm…nichts…Herr Meier.“, stotterte Robin wenig geistreich und verschwand die Treppe nach oben zum Klassenzimmer. Die anderen Schüler waren inzwischen ebenfalls zu ihren Räumen gegangen, Her Meier sah Robin kopfschüttelnd nach. „Also, was ist hier los gewesen?“, fragte er noch einmal, diesmal an Elias und Dennis gewandt. „Nichts. Das hat sich alles schon geklärt.“, erwiderte Elias, Dennis stieß ihm dafür in die Rippen. Elias schüttelte den Kopf, um Dennis deutlich zu machen, dass er nicht mit dem Lehrer darüber reden wollte und sein Kumpel hielt tatsächlich die Klappe. Herr Meier zuckte die Schultern. „Wenn das so ist, dann gehen wir jetzt in die Klasse und fangen mit dem Unterricht an.“, beschloss er und ging die Treppen nach oben. Katrin hatte die Szene aus einigem Abstand beobachtet und trat nun neben Elias. „Du hättest es Meier sagen sollen, dann würde Robin vielleicht endlich mal damit aufhören!“, beschwerte sie sich. Dennis nickte bestätigend. „Mensch Elias, glaubst du wirklich, er wird damit aufhören, nur weil sein offensichtlicher Hass einmal keine Früchte trägt? Ich weiß ja nicht, wie gut du informiert bist, aber viele Leute reden über dich. Das, was am Donnerstag im Travis passiert ist, weiß so gut wie die ganze Schule. Eben hat vielleicht niemand was gesagt, aber Robin hat Leute auf seiner Seite und bei denen wäre ich mir nicht so sicher, wie weit sie gehen würden, wenn sie dich einmal alleine auf der Straße treffen.“, berichtete Dennis und das flaue Gefühl in Elias Magen kehrte zurück. „Jaja. Dass das allerdings solche Ausmaße angenommen hat, hätte ich nicht gedacht. In ein paar Tagen oder Wochen haben das die Meisten eh wieder vergessen und mit Robin werde ich auch so fertig, da brauche ich nicht beim Lehrer petzten.“, meinte Elias trotzig, ehe er den Raum betrat und sich mit seinen Freunden nach Hinten setzte, diesmal aber mit Dennis, statt mit Robin an seiner Seite, Robin hatte sich nämlich ans andere Ende vom Klassenraum verzogen und starrte die drei wütend an. Herr Meier begann unbeirrt mit seinem Unterricht und hatte die Ansammlung auf dem Flur offensichtlich schon wieder vergessen. Er quälte seine Schüler mit Kurzgeschichten und deren Analyse. „Wenn ich in Englisch halb so gut wäre, wie in Kunst, ich würde Luftsprünge machen.“, stellte Elias nach der Stunde fest und Katrin grinste ihn an. „Tja mein Lieber, würdest du mehr Lernen, anstatt andere Dinge zu unternehmen, hättest du das Problem nicht.“ Elias verdrehte die Augen. „Ich kann lernen so viel ich will, ich krieg es nicht in meinem Schädel.“ Dennis räusperte sich. „Um noch mal auf die Sache von vorhin zu kommen. Also erst mal meinen Glückwunsch oder was auch immer man sagt, dass du zugeben hast, schwul zu sein. Auch wenn ich es gerne von dir persönlich gehört hätte, als von einem keifenden Robin, der mich anruft, um mir zu erzählen, du seist eine Schwuchtel geworden und wir müssten etwas dagegen tun.“ Elias sah ihn entschuldigend an. „Ich hätte es dir ja heute erzählt, aber wenn da ein gewisser Herr beschließt, vollkommen auszurasten, dann kann ich da leider auch nichts für.“, stellte er fest. „Wie auch immer. Mich juckt’s nicht. Kann mir ja scheiß egal sein, auf wen oder was du stehst. Solange du mich nicht an gräbst.“, gab er augenzwinkert zu und Elias und Katrin lachten. „Da musst du dir glaub ich in nächster Zeit keine Sorgen machen.“, gab Katrin nach ihrem Gelächter von sich. „Das war der zweite Punkt. Man munkelt, du warst am Donnerstag nicht alleine im Travis?“ Dennis stieß Elias an und grinste, Elias dagegen lief etwas rot an. „Mhm, da munkelt man richtig.“, antwortete er schlicht und biss in sein Brötchen, um nicht weiter reden zu müssen. Dies übernahm Katrin allerdings gerne für ihn. „Ich hab dir doch von Nico erzählt und dem Date und so weiter. Jedenfalls waren Elias und Max, so heißt sein Freund, dabei, Gründe sind nicht so wichtig. Offensichtlich hat es da ziemlich heftig gefunkt. Nein, ich glaube, da ist gleich ein ganzes Feuer ausgebrochen.“, berichtete Katrin. „Freut mich für dich Elias. Wenn du nochmal deswegen Probleme bekommst, dann kannst du auf mich zählen. Dieses homophobe Pack geht mit tierisch auf die Eier. Ich soll dir auch liebe Grüße von Niklas ausrichten und er würde sich gerne nochmal bei dir bedanken und dich und Max auf einen Kaffee oder so einladen. Danke, die Aktion im Travis hat meinem Cousin wirklich nochmal bestätigt, dass es nicht verwerflich ist, schwul zu sein.“ Elias sah Dennis verwundert an, man sah im an, dass es in seinen Gehirnwindungen ratterte. Niklas...Niklas, der Name kommt mir bekannt vor, überlegte er, da viel es ihm wie Schuppen von den Augen. „Der Kleine im Travis? Der mit seinem Freund da war und den Robin und Anhang auch angepöbelt haben?“ Dennis nickte. „Das ist dein Cousin? Ich wusste es, diese Stadt ist in Wirklichkeit ein großes Dorf. Was für ein Zufall. Aber danke für die Grüße. Du kannst ihm ja meine Handynummer geben, dann kann er anrufen, wenn er möchte.“, bot Elias an. „Werde ich ihm ausrichten. Es hat ihn echt fertig gemacht, als ihm wirklich bewusst wurde, dass er schwul ist. Wir haben uns immer ziemlich gut verstanden und dann kam er vor zwei Monaten oder so zu mir und meinte, er habe ich sich in einen Typen verknallt. Ich meinte nur, wenn er ihn liebt und das auf Gegenseitigkeit beruht, dann herzlichen Glückwunsch. Ich glaube, damit hatte Niklas nicht gerechnet, er ist mir regelrecht um den Hals gefallen und als er sich dann seiner Familie stellen musste, hab ich ihn begleitet. Mein Onkel und meine Tante sind sehr liebe und tolerante Menschen, sie hatten überhaupt kein Problem damit. Generell macht es niemandem in unserer Familie etwas aus. Auf dem Geburtstag meines Vaters vor zwei Wochen hat er dann auch seinen Freund, Sam heißt er, mitgebracht. Ich muss sagen, ich hätte nicht gedacht, dass zwei Jungs so ein süßes Paar abgeben können. Sam war zwar etwas schüchtern am Anfang, aber er ist echt nett und ich freue mich unglaublich für die beiden.“ Elias lächelte. Ob er und Max auch ein süßes Paar waren? „Man könnte ja fast meinen, du bist fast ein bisschen eifersüchtig.“, neckte Katrin Dennis. „Ach Quatsch, aber ne Beziehung war echt ganz schön. Diese ganzen Make-up Tussen, die sich total besoffen auf jeder Party an mich ranschmeißen, hängen mir zum Hals raus.“ „Werd schwul, oder bi, dann hast du das Problem nicht.“, scherzte Elias. Dennis sah ihn erst entsetzt an, dann lachte er. „Ein Versuch wäre es ja schon fast wert. Man kann ja nicht behaupten, dass etwas schlecht ist, wenn man es noch nicht probiert hat, oder?“ Jetzt waren es Katrin und Elias, die ihn mit offenen Mündern anstarrten. „Hat er das gerade wirklich gesagt?“, fragte Elias vorsichtshalber nach und Katrin nickte. „Ja, hat er.“ Dennis begann zu lachen, die beiden gaben einfach ein zu lustiges Bild ab, um es nicht zu tun. „Ich werde mich schon nicht gleich in den nächsten Schwulen-Club begeben, aber eigentlich hat so ein Experiment was Reizvolles.“ Elias hatte sich wieder gefangen. „Ähm, wow?“, brachte er hervor und grinste. Innerlich spürte Elias, dass Dennis wahrscheinlich mit der Zeit den Platz von Robin einnehmen würde. Durch dessen jahrelange Präsenz, hatte Elias nicht bemerkt, dass Dennis ebenfalls ein toller Mensch und wahrscheinlich ein noch besserer Kumpel war. Katrin warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. „Lasst uns schon mal zur Sporthalle gehen, es klingelt gleich.“ Sie standen von der Bank auf, auf die sie sich am Anfang der Pause gesetzt hatten und schlenderten zu dem Betonklotz, der sich am Rande des Schulhofes befand. Ein Vibrieren in Elias Hose kündigte eine SMS an. „Hallo Schatz. An das Wort könnte ich mich durch aus gewöhnen. Ich wollte dich fragen, ob du schon auf Robin getroffen bist und was du heute vorhast. Ich hab dich lieb, Max.“, schrieb Max ihm. „Na Süßer. Du hast Recht, an solche Worte kann man sich tatsächlich gewöhnen. Robin habe ich allerdings schon getroffen, aber es gibt noch andere Neuigkeiten. Ich wollte zum Friseur, meine Haare schreien geradezu nach einer Schere. Willst du mit? Ich dich auch, Elias.“, antwortete er und steckte das Handy zurück in seine Hosentasche, als es zur nächsten Stunde klingelte. Dass diese in einem Desaster enden würde, konnte ja noch niemand wissen.

Volleyball




Katrin war den Gang zu dem Mädchenumkleiden entlang gegangen und hatte die Jungs vor ihrem Gang stehen lassen. Zusammen mit einer Parallelklasse hatten sie Sport, aber Jungs und Mädchen getrennt. Elias und Dennis gingen zur Tür der Umkleide, als diese auf einmal aufflog und Robin erschien. Dennis hatte bereits eine Augenbraue kritisch gehoben und Elias verdrehte genervt die Augen. Unbeeindruckt wollte Elias an Robin vorbei den Raum betreten wurde aber von ihm zurück geschubst. „Vergiss es Schwuchtel. Zieh dich bei den Mädchen um, wir wollen uns nicht mit dir in einem Raum umziehen.“ Hinter Robin tauchten noch etwa eine Hand voll Jungs auf, die zögernd nickten. „Alter Leute! Was soll der scheiß? Meine Fresse, ja Elias ist schwul, ganz ehrlich, das wird er nicht erst seit ein paar Tagen sein und ihr könnt mir nicht sagen, dass er jemals einen von euch angegafft oder so was hat.“, brauste Dennis auf. Hinter Robin murmelte jemand etwas. „Eigentlich hat er Recht, Robin.“ „Ganz ehrlich, ihr habt doch bloß nie darauf geachtet, ob er das macht. Also ich ziehe mich bestimmt nicht mit diesem…diesem…Etwas in einem Raum um.“, keifte Robin. „Dann kannst du dir gerne eine andere Umkleide suchen gehen, Robin.“, wies ihn eine freundliche Stimme an. Der Sportlehrer, Herr Schütze, stand neben einem verblüfften Elias. Dieser hätte in diesem Moment zu gerne ein Foto von Robins Gesichtsausdruck gemacht, da dieser teilweise geschockt und teilweise sauer den Sportlehrer anstarrte. „Was ist denn das Problem?“, erkundigte Herr Schütze sich nun und Dennis stieß Elias in die Rippen. Es gab an ihrer Schule sowohl eine Vertrauenslehrerin, als auch einen Vertrauenslehrer, dieses Amt führte Herr Schütze aus. Elias überlegte kurz, ob es sinnvoll wäre, sich dem Lehrer anzuvertrauen. „Könnte ich einem Moment mit ihnen unter vier Augen reden?“, bat er deshalb und der Lehrer nickte. Robin, wollte gerade dazu ansetzten, etwas zu sagen, als Dennis ihm beim Vorbeigehen wie zufällig in den Magen schlug und Robin sich keuchend nach vorne krümmte. Elias folge dem Lehrer derweil zur Lehrerumkleide, dort setzten sie sich an einen kleinen Tisch. „Also Elias, was ist denn das Problem gewesen? Und worüber möchtest du mit mir reden?“, fragte Herr Schütze freundlich. Elias kratzte sich nervös am Kopf und schluckte. „Also, ich habe mich letzte Woche gegenüber zwei meiner Freunde als schwul geoutet und Robin war einer davon. Leider war er davon nicht sehr begeistert und versucht nun in jeder Situation, mich deswegen zu beschimpfen.“, erzählte Elias mit knappen Worten. „So was gibt es unter euch Jugendlichen heutzutage noch? Ich dachte, inzwischen wären viele Jugendliche viel toleranter geworden. Wie dem auch sei, ich sehe, du hast Unterstützung von deinen Freunden. Robin ist der Einzige, der dich beschimpft?“ Elias nickte. „Es soll aber ein paar Leute geben, die sich auf seine Seite stellen, aber da weiß ich nichts Genaueres. Bis jetzt bin ich nur mit Robin aneinander geraten.“, berichtete Elias weiter. „Ich möchte, dass du mir Bescheid gibst, wenn Robin so weiter macht. Soll ich mich mit deinen Eltern in Verbindung setzten?“, bot der Sportlehrer an. „Nein, meine Eltern wissen schon alles.“ „Dann ab mit dir in die Umkleide.“ Elias nahm seine Sachen und verließ den kleinen Raum, der Lehrer sah im besorgt nach. Die meisten Jungs hatten sich schon umgezogen und standen ungeduldig vor der Halle. „Na, ne Nummer mit dem Sportlehrer geschoben?“, fragte Robin grinsend und seine Freunde lachten. Elias ignorierte den Spruch und betrat die umkleide. Dennis wartete da bereits auf ihn. „Nachdem du weg warst und Robin sich von meinem Schlag wieder erholt hatte, hat er wieder sein Maul aufgerissen. Aber da kommt sowieso nur Scheiße raus. Dieser Arsch geht mit einfach total auf den Sack.“ Wütend riss Dennis seine Sportkleidung aus seinem Rucksack. „Dennis, jetzt beruhig dich mal. Ich will nicht, dass du noch auf ihn los gehst und Ärger bekommst, das ist Robin nicht wert.“ Elias legte seinem Kumpel eine Hand auf die Schulter und sah ihn eindringlich an. „Jaja, ich beruhig mich ja schon. Trotzdem regt er mich auf.“ Schweigend zogen die Jungs sich um und betraten die Halle. „Jungs, wir nutzen die letzten guten Tage und gehen nach draußen, wir spielen heute Volleyball.“, verkündete ihr Lehrer im selben Moment. Es wurden vier Mannschaften gewählt, Elias und Dennis spielten zusammen mit vier anderen Jungs, mit denen sie sich einigermaßen gut verstanden, Jakob befand sich ebenfalls darunter. Als alle nach draußen zum Feld gingen, zog Elias ihn ein Stück zurück. „Hör mal Jakob, wegen heute Morgen, wenn dir das unangenehm war, dann tut es mir wirklich leid.“ Der kleinere Junge hatte den Kopf gesenkt und wäre beinahe über eine Steinkante gestolpert, es war offensichtlich, dass er nervös war. „Ist schon okay. Nur ich will nicht, dass jemand denkt, dass ich schwul bin.“ Als Jakob bewusst wurde, was er gesagt hatte, sah er Elias erschrocken an und schlug die Hand vor den Mund. „Versteh das jetzt nicht falsch. Ich hab nichts gegen dich oder gegen andere Leute, die schwul sind, nur weißt du, ich bin nun mal ziemlich klein und ich kann mich nicht wehren und ich habe Angst, dass Robin mit mir sonst was macht.“, erklärte er hastig. „Ich hab’s nicht persönlich genommen, keine Angst. Wenn Robin dir was tun sollte, sag mir Bescheid. Es geht mir sowieso total gegen den Strich wie er sich aufführt.“ Sie waren am Spielfeld angekommen und setzten sich auf die Rasenfläche, die um das Feld herum angelegt worden war. Robins Mannschaft spielte gerade gegen eine Mannschaft, in der sich zwei Volleyballer befanden und Elias gönnte ihm vom ganzen Herzen eine hohe Niederlage. Er wurde außerdem das Gefühl nicht los, dass Jakob nicht doch etwas auf Jungs stand. So wie er Elias von der Angst vor Robin erzählt hatte, hörte es sich nicht nur so an, als würde er nur nicht wollen, dass Robin ihm etwas tun würde. „Sag mal Jakob.“, begann Elias leise. „Du hast gesagt, du willst nicht, dass andere denken, du wärst schwul oder so, weil du Angst, dass Robin dir was tut, oder?“, hackte Elias nach. Sein Gesprächspartner errötete leicht. „Das stimmt ja auch.“ Elias lächelte. „Du weißt, wie sich das jetzt für mich anhört, oder?“ Jakob sah in an, als wüsste er nicht, was Elias meinte und überlegte. „Ähm, naja, also. Weißt du, ich…ach scheiße, du hast mich doch eh durchschaut.“, fluchte Jakob leise. Ein lauter Pfiff ertönte und kündigte das Ende des ersten Spiels an. Es wurde mit einem Ende bei 21 Punkten gespielt und Robins Mannschaft, hatte lediglich drei Punkte geschafft. „So Jungs, jetzt die anderen beiden Gruppen bitte.“, rief Herr Schütze und das Gespräch der beiden Jungs war vorerst beendet. Sie schlugen die andere Mannschaft ziemlich eindeutig und konnten wieder eine kurze Pause einlegen. Elias griff den Gesprächsfaden wieder auf, als er sich mit Jakob etwas von den anderen entfernt hatte. „Also hast du Angst, als schwul zu gelten, weil du es bist, aber dir noch nicht richtig eingestehen willst und Angst vor den Reaktionen hast?“, schlussfolgerte Elias. „Nee, nicht so richtig. Also ich schaue auch immer noch Mädchen hinterher, so es ist ja nicht, aber auf ‘nem Geburtstag von meinem Cousin vor drei Wochen hat mich so ein Typ geküsst und, ich weiß auch nicht. Schlecht war es jedenfalls nicht.“ Jakob hatte den Blick wieder gesenkt und rupfte nervös einzelne Grashalme aus dem Boden. „Mein Gott, dann bist du halt bi, wenn interessiert das? Kann ja auch sein, dass das der erste und letzte Junge war, auf den du reagiert hast. Probier’s doch einfach aus.“, schlug Elias vor. „Aber Robin…“ „Nichts aber Robin! Er ist ein intoleranter, verklemmter, dummer, hirnloser Idiot, der keine Ahnung hat, davon aber viel zu viel.“, regte Elias sich auf. In Jakobs Gesicht zeigte sich ein kleines Lächeln. „Danke.“, sagte er schlicht und stand auf. Der Lehrer hatte zum nächsten Spiel gerufen, jetzt ging es für Elias und gegen Robin. Dennis begann mit einem Aufschlag und es folgte ein kurzer Ballwechsel, der für Elias Team ausging. Im weiteren Spielverlauf waren sie weiterhin die stärkere Mannschaft. Kurz vor Schluss standen Elias und Robin beide direkt am Netz. Wütend funkelte Robin Elias an. „Ich mach dich fertig.“, drohte er zischend und Jakob schlug den Ball von hinten in das gegnerische Feld. Nach einem kurzen Ballwechsel nahm Robin den Ball an und schlug ihn knapp über das Netz, genau auf Elias zu. Dieser konnte nicht mehr ausweichen, der Ball flog mit viel Schwung genau auf sein Gesicht zu. Ein Schmerzensschrei entwich seinem Mund, Elias höre Dennis laut seinen Namen schreien, dann viel er nach Hinten um und ihm wurde schwarz vor Augen.

Elias Traum




Sein Kopf pochte und im Hintergrund ertönte ein unangenehmes Piepen. Vor Elias Augen war noch immer alles schwarz, dann tauchte vor seinem inneren Auge Robin auf. Er war groß, viel größer, als sonst. „Hast du es endlich verstanden Elias? Weißt du, es war schon ein interessanter Anblick, wie der Ball auf deine Visage getroffen ist. Ich hoffe, du hast Schmerzen. Und das ist erst der Anfang. Glaub mir, wenn du weiterhin rum rennst und schwul bist und darauf stolz bist, dann wirst du bald noch viel stärkere Schmerzen haben, darauf kannst du dich verlassen. Eine Schwuchtel zu sein, ist nichts, worauf mal stolz sein sollte, ganz und gar nicht. Es ist krank und abartig, es ist unnatürlich. Du bist doch sonst so ein Genie in Bio, du solltest wissen, dass es in der Natur des Menschen liegt, sich fortzupflanzen, dann kannst du einfach nicht schwul sein, verstehst du? Und komm schon, wenn du dir dann einen Kerl gesucht hättest, der zumindest aussieht, wie ein Mann, aber das, was du da aufgegabelt hast, ist doch mehr weiblich als männlich. Zu dünn, zu klein. Das zeigt doch, dass du eigentlich auf Mädchen stehst. Also, mach ne Therapie, die werden dir schon zeigen, dass es viel besser ist, auf Mädchen zu stehen.“ Grinsend stand der imaginäre Robin vor Elias Auge. Dieser versuchte die ganze Zeit etwas zu erwidern, ihn zu unterbrechen, ihn anzuschreien, aber es ging nicht. Er war dazu verdammt, sich alles anzuhören, was Robin gesagt hatte. Jetzt löste er sich langsam auf. „Denk dran, es war erst der Anfang.“, drohte er noch einmal grinsend, ehe er endgültig verschwunden war. Kurz darauf erschein Jakob. „Siehst du, deswegen will ich nicht so sein, wie ich bin. Ich will nicht, dass jemand davon erfährt.“ Dann war er wieder verschwunden. Die Schwärze begann zu flimmern und an dieser Stelle erschien Katrin. „Elias, oh mein Gott. Elias, bitte, was hat Robin da nur angerichtet. Wach so schnell es geht wieder auf. Bitte, bitte Elias, wir brauchen dich hier.“ In ihren Augen standen Tränen und Elias wollte sie in den Arm nehmen, aber Katrin verschwand, noch immer bettelt, er möge endlich aufwachen, in der Ferne, bis sie irgendwann verschwunden war. Elias hatte das Gefühl, er müsste weinen, aber noch immer war er zu keiner Regung fähig. Erneut flimmerte es, Dennis tauchte auf. Elias Sehnsucht, Max würde endlich einmal auftauchen, wurde mit der Zeit unerträglich. „Ich mache gleich Platz.“, sprach der imaginäre Dennis, als könnte er Elias Gedanken lesen. „Robin wird das so was von büßen, darauf kannst du dich verlassen. Elias, du bist ein unglaublich toller Freund und wenn ich sehe, wie hier alle leiden, vor allem Katrin und Max, deine Eltern und Lukas natürlich auch, da kommen sogar mir fast die Tränen. Die Ärzte sagen, du wirst bestimmt bald aufwachen. Bitte beeile dich.“ Dennis begann zu flimmern, dann war er weg. Elias rechnete nun fest mit Max, aber es tauchte ein Bild seiner ganzen Familie auf. Seine Mutter sah total verheult aus, sein Vater hielt sie fest und Lukas stand verloren daneben. Es war, als wüssten sie nicht, dass Elias sie sah. „Wann wacht Elias wieder auf Papa? Wann kann ich wieder mit ihm Fußball spielen?“, fragte Lukas mit seiner kindlichen Naivität und trotzdem so viel Traurigkeit in der Stimme, dass es Elias die Brust eng werden ließ. „Bald mein Schatz.“, versprach sein Vater und strich Lukas liebevoll über den Kopf, dann waren sie wieder weg. Der Knoten, der es Elias schwer machte, zu atmen, wurde im ersten Moment kleiner, als ein blonder Junge auftauchte. Gleich danach aber wurde der Knoten nur noch viel größer, als Elias sah, wie Max aussah. Er war in sich zusammen gefallen. Seine Augen waren ebenfalls verquollen, er schniefte, es sah aus, als würde er auf dem Boden sitzen. Seine Haare hingen wirr in der Stirn, Elias verspürte den Drang, sie aus den Weg zu streichen, seinen Freund an sich zu ziehen und ihm zu sagen, dass alles gut werden würde. „Elias, wach doch auf. Es ist alles meine Schuld. Wenn ich Nico nicht begleitet hätte, du hättest mich nie getroffen, du würdest nicht hier liegen. Du hättest mich nicht von See holen sollen, es war so falsch, dich anzurufen. Der Kuss, er war ebenfalls falsch. Oh Elias, bitte, ich brauche dich.“ Max wurde von einem Weinkrampf geschüttelt. Elias hatte die ganze Zeit, in der Max gesprochen hatte, versucht, sich aus dieser Schwärze zu befreien. Er spürte, wie es langsam heller wurde, Max wurde immer undeutlicher, seine Stimme leiser, das Piepen lauter. Elias spürte, wie trocken seine Kehle war. Er versuchte die Augen auf zu schlagen, etwas zu sagen. „Max.“, krächzte er und schlug langsam seine Augen auf.

Aufgewacht!



Das erste, was Elias sah, war die weiße Decke, seines Krankenzimmers, dann spürte er einen zitternden Körper, der sich an ihn drückte. Elias hob eine Hand und legte sie auf Max Rücken, dann fing er an zu weinen, das komische Gefühl seines Traumes lastete noch auf ihm. „Elias, mein Schatz. Du bist wach. Oh, wir haben uns alles solche Sorgen gemacht.“ Die Stimme seiner Mutter brachte Elias endgültig zurück in die Realität. Vorsichtig drückte er Max von sich herunter, um ihn ansehen zu können. Zwei unendlich glückliche, blaue Augen sah Elias durch einen Tränenschleier an. „Ich hab so große Angst um dich gehabt.“, flüsterte Max mit erstickter Stimme und schlag seine Arme und Elias Hals, der sich etwas aufgerichtet hatte. Er schloss die Augen und inhalierte Max Duft, eine Mischung aus Deo und Max. Dann sah Elias sich im Raum um, während Max auf seiner Bettkante Platz nahm und seine Hand hielt. Auf einen Stuhl saß Nico, mit Katrin auf dem Schoß, die sich gerade die letzten Tränen weg wischte, daneben saß Dennis. Seine Mutter saß auf einem Stuhl direkt neben seinem Bett und Lukas und sein Vater betraten gerade wieder den Raum. „Elias. Junge, du bist wach. Wie erleichtert ich bin.“ Elias Vater stellte sich zu seiner Frau und Elias lächelte beide an. „Durst.“, krächzte Elias und Max hielt ihm ein Glas Wasser hin. Vorsichtig nahm er ein paar Schlucke. Dennis war aufgestanden und stand am Fußende seines Bettes, Katrin und Nico kamen nun ebenfalls dazu und stellten sich an die Seite des Bettes. „Ich weiß nicht, was ich mit Robin gemacht hätte, wenn das hier schlimmer ausgegangen wäre, als es ist. An was kannst du dich erinnern?“ Es war Dennis mehr als deutlich anzusehen, dass er am liebsten sofort losgerannt wäre, um Robin die Lektion seines Lebens zu verpassen. „Ach Dennis, überforder ihn doch nicht so. Wie geht es dir? Hast du schmerzen?“, fragte Katrin und strich über seine Hand. Seine Mutter hielt seine andere Hand und Max sah immer noch aus wie ein Häufchen Elend. „Ein leichtes Puckern in meinem Kopf, sonst geht es mir gut.“ Elias drehte den Kopf zu seinen Eltern. „Müsste nicht eigentlich einer von euch in der Firma sein?“ „Aber Elias! Wir haben sofort alles stehen und liegen gelassen, als wir erfahren haben, was passiert ist!“ Genau in diesem Moment klingelte das Handy seines Vaters und er verließ den Raum, um zu telefonieren. „Wie lange war ich weg?“, erkundigte Elias sich jetzt. „Ich glaube der Krankenwagen war so gegen halb zwölf an der Schule, jetzt haben wir es knapp vier.“, erzählte Dennis. Erstaunt sah Elias ihn an. „Mit was für ner Wucht hab ich den Ball den abbekommen, dass ich hier über vier Stunden bewusstlos rumlag?“ „Naja, du hast eine sehr, sehr starke Gehirnerschütterung, du bist gegen den Pfosten gefallen, nachdem der Ball dich getroffen hat. Deine Nase ist gebrochen und dein Gesicht ist etwas eingedrückt.“, zählte Dennis auf. Seine Mutter reichte ihm einen Spiegel. Aus dem Glas blickte Elias ein blasser Junge mit Gips auf der Nase an. Zudem war das eine Auge etwas geschwollen und sein Gesicht an einigen Stellen sprichwörtlich grün und blau. „Oh mein Gott.“, flüsterte Elias und legte den Spiegel zurück. „Du musst noch bis morgen im Krankenhaus bleiben, um sicher zu gehen, dass du keine weiteren Folgen von deiner Gehirnerschütterung davon getragen hast und nicht mehr das Bewusstsein verlierst. Ich werde jetzt erst einmal deinen Bruder nach Hause fahren und dann komme ich später wieder und bringe dir ein paar Sachen vorbei.“, erklärte seine Mutter und stand auf. Lukas umarmte seinen Bruder und folgte seiner Mutter nach draußen. „So, Elias, an was kannst du dich erinnern?“ „Mhm…wir haben Volleyball gespielt, dann war da Robin und dann ein Ball.“ Dennis nickte. „Das trifft den Vorfall doch schon ganz gut. Robin hat den Ball genau auf dein Gesicht zu gespielt und dann bist du von der Wucht noch gegen den Netzpfosten geknallt. Du bist nicht wieder aufgewacht, deine Nase hat heftig geblutet, da hat Herr Schützte einen Krankenwagen gerufen und Robin hat tierischen Ärger mit ihm bekommen, er musste zum Direktor. Ich hab dann deinen Rucksack geholt und bin mit ins Krankenhaus gefahren, die haben deine Eltern informiert, die waren sofort hier.“, füllte Dennis Elias Erinnerungslücken. „In der Schule hatte sich alles schon längt rumgesprochen, ich hab Panik bekommen und bin dann gleich nach der letzten Stunde her gekommen, Frau Tischler wollte mich nicht früher gehen lassen. Ich habe aber gleich als ich es erfahren habe eine SMS an Nico versendet.“, erzählte Katrin. „Ich hab Max konnte Max nicht sofort Bescheid sagen, er musste gerade eine Klausur schreiben. In der Pause sind wir dann gleich losgefahren und kamen kurz nach deinen Eltern hier an. Dein Vater hat dann zwischendurch deinen Bruder abgeholt.“, beendete Nico die Geschichte. „Wir hatten alle Angst um dich.“, flüsterte Max leise. „Ich hatte solche Angst, dass du nicht mehr aufwachen würdest.“ Elias nahm seinen Freund fest in die Arme. Dafür musste er sich etwas aufrichten, dann klammerte er sich an Max, weil ihm ein Schwindelanfall überkam. „Elias! Du darfst doch nur liegen!“ Besorgt half Max ihm dabei, sich wieder hinzulegen. „Der junge Mann hat Recht.“ Ein Mann mittleren Alters betrat den Raum und Max rutsche von Bett herunter. „Sie können ruhig dort sitzen bleiben. Guten Tag, ich bin Doktor Keller, ihr behandelnder Arzt.“, stellte er sich Elias vor. „Bleiben sie bitte liegen, mindestens bis morgen. Wir werden dann Morgen früh ihren Kopf noch einmal untersuchen und wenn sie Glück haben, können sie am Mittwoch das Krankenhaus wieder verlassen.“ Der Arzt sah auf seine Unterlagen. „Leiden sie unter Gedächnisverlust?“, wollte er wissen. „Also ich weiß noch wie ich heiße, wer die Leute hier sind und noch ein bisschen, warum ich jetzt hier liegen muss.“ Der Arzt lachte auf. „Also kein Gedächnisverlust. Wenn sie Schmerzen haben, ihnen schwindelig wird oder es ihnen in irgendeiner Weise nicht gut gehen sollte, können sie mit diesem Knopf die Schwester rufen.“ Die Hand des Arztes zeigte auf einen Knopf neben Elias Bett, dann verließ er das Zimmer wieder. „Ich muss dann leider los. Gute Besserung Elias, ich komme morgen bestimmt nochmal vorbei.“, verabschiedete Nico sich. „Ich gehe dann auch, ich muss noch einiges für die Schule machen.“ Zusammen mit Nico verließ Dennis den Raum. „Oh man, Elias.“, seufzte Katrin. „So geht das nicht weiter mit Robin. Aber wir überlegen uns irgendwann anders eine Lösung. Ich hole mir Kaffee, willst du auch was Max?“ „Ne Cola wäre toll, wenn du einen Automaten findest.“, bat er und Katrin ging nickend aus dem Zimmer. „Ich hab mir total die Vorwürfe gemacht, ich dachte, wenn ich nicht wäre, konntest du weiter ohne Probleme dein Leben leben und müsstest jetzt nicht hier liegen.“ „Ach Max halt den Mund. Du weißt doch, dass du nicht schuld bist, das hab ich dir doch schon tausend Mal gesagt.“ Elias schluckte. Sollte er Max von seinem Traum erzählen? „Du Max, als ich bewusstlos war, habe ich da was gesagt oder mich bewegt oder so?“, erkundigte Elias sich. „Du hast nur ein bisschen deine Hand bewegt. Und als du aufgewacht bist, hast du meinen Namen gesagt.“ Max lächelte leicht. Elias erzählte ihm dann in kurzen Worten, was er gesehen hatte. „Weißt du, du sahst aus wie ein Häufchen Elend, ich wollte dir unbedingt helfen und ich glaube, deswegen bin ich richtig aufgewacht. In meinen Traum hast du gesagt, dass alles falsch war, dass du mich am See angerufen hast und der Kuss. Und ich wollte dir die ganze Zeit widersprechen, aber es ging nicht und ich habe gekämpft, dann bin ich aufgewacht.“ Elias klopfte neben sich auf das Kissen und rutschte ein bisschen zur Seite. Max legte sich dicht neben ihn und kuschelte sich an Elias. „Du bist an nichts schuld. Vielleicht daran, dass ich einfach nur glücklich bin, dich zu haben.“ Er strich Max eine Haarsträhne aus dem Gesicht und legte seine Lippen auf die von Max. Max lächelte ihn an. „Ich bin so froh, dich zu haben.“, flüsterte Max und schloss die Augen. Dicht aneinander gekuschelt lagen sie in Elias Krankenbett und dieser wurde wieder müde. Max streichelte ihm durch sein Gesicht, kraulte seinen Nacken und Elias war bald wieder im Lad der Träume gelandet. Vorsichtig kletterte Max aus dem Bett und sah seinen Freund liebevoll an. Katrin betrat mit einem Kaffee und einer Flasche Cola den Raum. Als sie sah, dass Elias schlief, winkte sie Max nach draußen und er folgte ihr, mit einem letzten Blick auf Elias und einem Lächeln auf den Lippen.

Krankenhaustage



Elias wurde wach, als die Tür klickte. Eine Krankenschwester brachte ihm das Abendessen. „Ihre Mutter und zwei Freunde warten draußen.“, sagte sie, als sie Elias das Tablett vor die Nase stellte und dann vorsichtig den Kopfteil des Bettes aufrichtete. „Können sie ihnen bitte sagen, dass sie reinkommen können?“ Die Schwester nickte und verließ das Zimmer, dafür betraten Katrin, seine Mutter und Max den Raum. Elias Mutter stellte eine Sporttasche auf den Stuhl neben dem Bett. „Ich hab dir ein paar Sachen eingepackt. Liebe Grüße von deinem Vater, er musste zur Arbeit, du glaubst nicht, wie sehr ihm das leid tut. Lukas wünscht dir gute Besserung. Ich muss aber leider wieder los. Katrin, soll ich dich nach Hause fahren?“ Katrin nickte. „Papa war da, das ist doch okay.“, erwiderte Elias. „Ich wollte dir eigentlich nur noch gute Besserung wünschen, aber du hast geschlafen, deswegen hab ich gewartet. Bis morgen Elias.“ Die beiden verließen das Zimmer und Max und Elias waren wieder alleine. „Keinen Hunger?“, fragte Max und sah auf das Tablett mit dem Brot, Wurst und Käse. „Doch eigentlich schon.“ Max griff nach dem Brot und legte eine Scheibe Käse darauf, dann hielt er Elias das Brot vor den Mund. „Hier kommt das Flugzeug.“, scherzte er und Elias nahm einen Bissen. „Danke.“, sagte Elias, nachdem er runtergeschluckt hatte. Lächelnd hielt Max ihm wieder das Brot vor die Nase. Schließlich hatte Elias aufgegessen. „Du hast doch in deiner SMS geschrieben, dass du Neuigkeiten hast.“, begann Max das Gespräch und nahm wieder auf dem Bett Platz. „Achso, stimmt ja. Also kannst du dich an den Jungen erinnern, der sich am Donnerstag im Travis bei uns bedankt hat?“ Max nickte und Elias fuhr fort. „Das ist Dennis Cousin. Und er will sich nochmal richtig bedanken, bei einem Kaffee oder so. Seinen Freund würden wir dabei bestimmt auf kennen lernen, Sam heißt er.“, erzählte Elias. „Was für Zufälle es gibt. Aber das Treffen wirst du wohl erst mal verschieben müssen.“ Max musterte Elias Gesicht und er verzog das Gesicht. „Das muss doch total weh tun.“, vermutete Max. „Ach, ich glaube, die haben mir irgendwelche Schmerzmittel gegeben, damit ich nichts merke. Wie lange kannst du noch bleiben?“ Max verzog das Gesicht. „Am liebsten würde ich ja hier bleiben, aber das geht wohl nicht. Ich denke, um sieben muss ich hier weg, das war zumindest so, als meine Tante mal im Krankenhaus lag. Das wäre dann in einer halben Stunde.“ „Schade. Aber ich kann ja bald wieder hier raus. Wenn es mir morgen gut geht, kann ich ja übermorgen gehen.“ Elias schloss die Augen und rückte zur Seite. Max sah dies als Einladung, sich wieder neben ihm zu legen und kroch unter die Bettdecke. Er konnte den Herzschlag von Elias spüren und den ruhigen Atmen hören. „Max? Wenn ich am Mittwoch entlassen werde und du da keinen Unterricht mehr hast, holst du mich vom Krankenhaus ab?“ flüsterte Elias leise an Max Ohr. „Natürlich. Meinst du ich kann dich dann mit dem Roller abholen?“ „Bestimmt.“ Elias hatte seinen Arm unter Max Kopf geschoben und zog ihn dichter an sich. Max lag mit seinem Kopf auf Elias Brust und hatte einen Arm über seinen Bauch gelegt. Sie hören beide auf das Atmen des anderen und genossen die Stille und die Nähe. „Elias, ich glaube, ich sollte gehen, bevor eine der Schwestern hier wieder rein kommt, ich glaube nicht, dass die besonders begeistert wären.“ Max wollte ein Stück abrücken, um aus dem Bett zu steigen, aber Elias zog ihn zurück. „Kannst du nicht noch ein bisschen hier liegen bleiben?“ Er zog einen Schmollmund, soweit das mit seinen Verletzungen möglich war und Max drückte ihm einen Kuss auf die Lippen. „Lieber nicht, bevor wir Ärger bekommen. Außerdem musst du dich ausruhen. Ich würde ja gerne da liegen bleiben, aber ich war heute noch nicht zu Hause und Yvo will sicher auch mal erfahren, was genau passiert ist. Ich komm morgen nach der Schule vorbei. Gute Besserung und schlaf gut.“ Max gab Elias noch einen kurzen Kuss, aber Elias zog ihn dichter an sich heran und leckte mit der Zunge über Max Lippen. Max öffnete sie und setzte sich auf das Bett. Beinahe sehnsüchtig sah er Elias an, als sie sich schwer atmend lösten. „Jetzt bin ich aber wirklich weg. Bis morgen.“ Er winkte Elias zu und verschwand. Elias lehnte sich zurück und schloss die Augen. Im Dämmerzustand bemerkte er, wie eine Schwester den Raum betrat und das übrige Essen wieder mitnahm, kurz danach war er eingeschlafen.
Nachts wachte Elias mehrfach auf, da ihm im Traum ein paar Mal ein Volleyball entgegen kam und er im Hintergrund Robins gehässiges Lachen hören konnte. Am nächsten Morgen wurde er dann von einer Schwester geweckt, er aß das Frühstück, dass ihm gebracht wurde und fuhr dann zur Untersuchung. Der Arzt, Doktor Keller, stellte fest, dass es Elias besser ging als am vorherigen Tag und am nächsten Tag entlassen werden könnte. Elias durfte auch wieder aufstehen und er verbrachte den Vormittag damit, ohne Schwindelanfälle ins Bad zu gelangen, um sie die Zähne zu putzen. Gegen zwölf Uhr kam seine Mutter. Sie freute sich, dass Elias am nächsten Tag entlassen werden konnte. „Das ist am Nachmittag, gegen drei, meinte der Arzt. Max wollte mich abholen.“ Seine Mutter lächelte milde. „Na gut, aber denk daran, dass du dich nicht überlasten darfst.“, warnte sie. „Weiß ich doch. Sag Papa und Lukas liebe Grüße von mir.“ Seine Mutter gab ihm einen kleinen Kuss auf die Wange, dann war sie wieder verschwunden. Elias hatte Verständnis dafür. Seiner Meinung nach kümmerten seine Eltern sich gut um ihn und es war nicht nötig, dass sie den halben Tag an seinem Bett saßen. Zum Mittagessen gab es unter anderen Kartoffelbrei, der Elias nicht besonders schmeckte. Allgemein war das Krankenhausessen nicht das Wahre. Er beschloss, nach dem Essen noch etwas zu schlafen und er wurde erst wieder wach, als leise Gitarrenklänge an sein Ohr drangen. Elias machte die Augen auf und sah Max mit einer Gitarre neben seinem Bett sitzen. Auf dem Nachttisch stand eine Vase mit einer einzelnen gelben Rose und daneben lag eine Tafel Schokolade. Elias lächelte glücklich. „Was für eine Überraschung. Was hast du denn mit der Gitarre vor?“ Max stand auf drückte Elias einen Kuss auf die Lippen. „Ich wollte dich nicht wecken. Aber ich dachte mir, ein bisschen musikalische Unterhaltung wäre ganz nett.“ Er setzte sich zurück auf den Stuhl und begann zu spielen. Elias erkannte das Lied sofort. Wonderwall, dachte er glücklich und sah zu, wie Max die Akkorde des Intros spielte. Überrascht war er aber, als Max dann begann zu singen. Er kann ja singen und das sogar richtig gut, stellte Elias fest und sein Lächeln hätte man ihm inzwischen aus den Gesicht meißeln müssen, so fest saß es da. Elias freute sich total darüber, dass Max für ihn sang und dann auch noch dieses Lied. „And after all, you're my wonderwall.“ Max ließ die letzten Töne ausklingen und legte dann die Gitarre beiseite. „Hat’s dir gefallen?“, erkundigte Max sich schüchtern. „Nein, hat es nicht.“, antwortete Elias. Max sah ihn enttäuscht an. „Es war umwerfend, wundervoll, einfach nur schön. Ich würde mich dafür sogar nochmal mit einem Volleyball abschießen lassen, nur um das zu hören.“, fügte Elias dann hinzu. Das Lächeln, das Max nun auf seinen Lippen trug, strahlte nur so vor Freunde. „Du Arsch, du bist gemein. Ich wollte erst gar nicht singen, aber dann hab ich gedacht, das würde dir gefallen und eben hatte ich wirklich Angst, du findest es doof.“ Max schmollte und wirkte wie ein kleines Kind, dass nicht bekommt, was es will. Fehlt nur noch, dass er jetzt mit dem Fuß ausstampft, dachte Elias und grinste in sich hinein. „Ach so ein Quatsch, du singst toll.“ Elias nahm Max Hand und zog ihn auf das Bett und verwickelte ihn in einen langen, zärtlichen Kuss. Ein Klopfen an der Tür unterbrach sie. „Ja?“ Katrin und Dennis betraten das Zimmer, Max versuchte gerade seine Haare zu richten, die Elias verwuschelt hatte. Dennis grinste ihn an. „Mach dir keine Mühe, man sieht euch sowieso an, was ihr so getrieben habt. Denken konnten wir uns das auch.“ Max wurde rot und drehte seinen Kopf zur Seite, um Dennis nicht mehr ansehen zu müssen, der jetzt noch breiter grinste. „Man, Dennis. Musst du immer so ne große Klappe haben?“, rügte Katrin ihn. „Ich bin nun mal so.“, verteidigte Dennis sich. „Wie geht’s dir?“, wandte er sich dann an Elias. „Nicht so, dass ich Bäume ausreißen könnte, aber eigentlich gut. Morgen kann ich raus.“ „Du glaubst nicht, was in der Schule los ist, Dennis und ich wurden regelrecht belagert und ausgefragt, was genau passiert sei.“, sprudelte Katrin los. „Auf jeden Fall war Robin beim Direktor, man kann leider nicht konkret beweisen, dass es Absicht war, auch wenn es so ausgesehen hat. Er hat, auch wegen den Beschimpfungen und Kommentaren, eine Verwarnung bekommen, noch ein Spruch oder irgendwas anderes in der Art und er fliegt hochkant aus der Schule. Du hättest mal sehen sollen, wie sauer Herr Franklin war. Er möchte auch gerne nochmal mit dir, deinen Eltern und Herrn Schütze ein Gespräch führen.“, erzählte Dennis weiter. „juhu, ich bin das Gesprächsthema der ganzen Schule, was will man mehr?“, meinte Elias sarkastisch und verdrehte die Augen. „Du kommst doch bestimmt nicht gleich am Donnerstag wieder zur Schule oder? Dann haben das eh alle wieder vergessen.“ Zuversichtlich lächelte Katrin Elias an. „Naja, Morgen werde ich entlassen, aber ich darf frühestens und auch nur wenn es mir gut geht am Montag wieder zur Schule.“ Dennis reichte ihm einen Zettel, auf dem „Gute Besserung. Danke nochmal für Donnerstag“ und eine Handynummer stand. Darunter waren zwei Unterschriften, Sam und Niklas. „Das ist Niklas Nummer, er sagt, er würde sich freuen, wenn du dich melden würdest, wegen dem Treffen.“ Elias legte den Zettel auf den Nachtschrank. „Ich würde ja noch bleiben, aber meiner Mutter kam in den Sinn, dass sie ja gut meine Hilfe im Laden gebrauchen könnte und auch wenn ich das Geld nicht mehr für unseren Trip brauche, ist es doch ganz gut, noch was nebenher zu verdienen.“, verabschiedete Katrin sich. „Viel Spaß beim Arbeiten.“, rief Elias ihr noch hinterher. Max hatte die ganze Zeit kein Wort gesagt und auf die Decke gestarrt. „Max? Wenn mein Kommentar vorhin dich gestört hat, sorry, aber ich bin manchmal einfach ein unsensibler Trampel.“ Betreten sah Dennis zu Boden. „Ach Quatsch, ich bin es nur nicht gewohnt, dass Menschen…so direkt sind.“, erklärte Max. Sie guckten sich an und lachten. „Ihr seid doch echt nicht mehr normal.“ Elias schüttelte den Kopf und lachte ebenfalls. „Ich lass euch dann mal wieder alleine. Ich wollte nur kurz die Story von Robin erzählen.“ Zwinkernd verließ Robin den Raum und Max lachte noch einmal auf. „Komischer Kerl.“ „Ja, manchmal, aber ich hab erst gestern gemerkt, was für einen tollen Kumpel ich da eigentlich habe. Er hat sich für mich gegen Robin gestellt und das kam eher unerwartet. Also gut, wir sind schon länger gute Freunde, aber dass er sich so für mich einsetzt.“ Dann erzählte Elias Max noch, dass Dennis gesagt hatte, dass er sich auch vorstellen könnte, was mit einem Jungen anzufangen, oder es zumindest mal probieren würde. „Ich muss mir gerade vorstellen, wie du geguckt hast.“ Lachend ließ Max sich neben Elias auf das Bett fallen. „Ey, lach mich nicht aus. Gib mir mal lieber die Schokolade.“ Noch immer kichernd reichte Max seinem Freund die Schokolade. Auf dem Etikett stand „Ich-hab-dich-lieb-Schokolade“. „Süß, Dankeschön.“, sagte Elias und zerriss gierig die Verpackung. „Das Essen hier ist mies.“, erklärte er Max, der ihn schon wieder komisch ansah. Zusammen aßen sie die Schokolade und Elias wurde langsam wieder müde. Verdammte Gehirnerschütterung, dachte er verärgert. Gähnend kuschelte er sich an Max, der halb aufgerichtet im Bett saß. „Holst du mich dann morgen um drei hier ab?“, fragte Elias vorsichtshalber nach. „Klar. Eigentlich sollte ich diese Woche und am Wochenende arbeiten, aber Yvo hat mir frei gegeben, wegen dir. Er war richtig verärgert, als ich ihm gestern die ganze Geschichte erzählt habe. Ich soll dir auch gute Besserung ausrichten. Was hälst du dann von ‘nem DVD- und Kuschelwochenende?“ Schläfrig hob Elias den Kopf und sah Max an. „Klingt toll.“ Dann bettete er seinen Kopf wieder auf Max Schoß und schloss die Augen. Bald war Elias eingeschlafen. Vorsichtig hob Max seinen Kopf an und legte ein Kissen statt seiner Beine darunter. Dann schrieb er sich noch schnell die Nummer von Niklas ab, nahm seine Sachen und ging, nachdem er Elias einen Kuss auf die Wange gehaucht hatte.

Picknick



Den ganzen Vormittag wartete Elias drauf, zur letzten Untersuchung gebracht zu werden, damit er endlich aus dem Krankenhaus raus konnte. Er packte seine Sachen, die seine Mutter ihm gebracht hatte, in die Tasche und zog sich vernünftige Sachen an. Der Arzt kam nochmal zu einem abschließenden Gespräch. „Soweit ist alles in Ordnung. Wenn du in den nächsten Tagen unter starken Kopfschmerzen leidest oder du Schwindelanfälle bekommst, melde dich bitte sofort bei deinem Hausarzt. Den Gips kannst du dann ebenfalls bei deinem Hausarzt entfernen lassen. Aber bitte erst am Freitag. Ansonsten alles Gute.“ Doktor Keller lächelte Elias an und streckte ihm seine Hand hin, die Elias ergriff und schüttelte. „Dankeschön.“, antwortete er. Um halb drei saß Elias dann mit seiner Tasche im Eingangsraum der Klinik und wartete auf Max. Dieser traf früher ein, als Elias erwartet hatte. „Ich dachte, ich komm einfach gleich ein bisschen früher und gucke, ob du schon fertig bist.“, begrüßte Max ihn. „Das war ne gute Idee.“ Sie nahmen sich bei der Hand und verließen das Krankenhaus. „Ich hab eine kleine Überraschung für dich.“, meinte Max, als er Elias einen Helm gab. „Was denn für eine?“, wollte Elias neugierig wissen. „Das siehst du ja dann.“ Max fuhr los und Elias schlang seine Arme und seine schmale Hüfte, um nicht vom Roller zu fallen. Sie fuhren zu einem kleinen Park, der vor dem Rathaus angelegt worden war und Max stellte den Roller auf einen Parkplatz. „Komm mit.“ Er griff wieder nach Elias Hand und zog ihn mit sich zu einer Rasenfläche. Etwas entfernt konnte Elias zwei Personen auf einer Picknickdecke sehen und je näher sie kamen, desto deutlicher sah er die beiden Personen, die sich als zwei Jungs heraus stellten. Dann erkannte Elias Niklas. „Das ist wirklich eine Überraschung.“, sagte Elias, als sie bei der Decke angekommen waren und lächelte erst Max und dann die beiden anderen an. „Max hat mich gestern gefragt, ob wir Lust auf Picknick hätten, so als Treffen und kleine Überraschung, wenn du aus dem Krankenhaus kommst.“, erklärte Niklas. Der Junge neben ihm sah Elias schüchtern an. „Das ist Sam. Sam, Elias und Max.“, stellte Niklas vor. Max und Elias nahmen auf der Decke Platz. „Also, wie schon erwähnt, ich glaube, deine Aktion im Travis hat mich endgültig davon überzeugt, dass ich zeigen darf, wenn ich liebe.“ Niklas legte einen Arm um Sams Schultern und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. „Glaub mir, ich hab auch ne Weile gebraucht, um zu verstehen, dass ich zu mir stehen muss.“ „Ja, ein ganzes Jahr hat er sich nicht getraut, es irgendwem zu erzählen.“, ergänzte Max. Niklas packte einige Sachen aus dem Korb aus, der auf der Decke stand. „Wer hat Hunger?“, fragte er grinsend. Niklas und Sam hatten ganze Arbeit geleistet. Es gab Sandwiches, verschiedenes Obst, Wasser, Saft und Cola, Pudding, Kuchen, Käsespieße und kleine Würstchen. „Wer soll das denn alles essen?“, fragte Elias, als sie alles auf der Decke liegen hatten. „Du sagtest doch, das Krankenhausessen sei mies.“, beantworte Max die Frage und hielt ihm grinsend ein Sandwich hin. „Da hast du auch wieder Recht.“ Elias war aufgefallen, dass Sam bisher noch kein einziges Wort gesagt hatte. Dennis hat Recht, er ist verdammt schüchtern, stellte Elias fest. „Woher kennt ihr euch eigentlich?“, erkundigte Elias sich deswegen bei den beiden Jungs, nachdem er seinen letzten Biss runtergeschluckt hatte. Niklas und Sam grinsten sich an, die erste größere Gefühlsregung von Sam. „Also, das war eigentlich ein ziemlich großer Zufall. Wir waren auf dem Geburtstag von einem gemeinsamen Freund und ich hatte mir gerade was zu trinken geholt und mich umgedreht und voll gegen Sam gerannt.“, begann Niklas. „Er hat mit seiner Mischung mein ganzes Shirt eingesaut und sich bestimmt hundert Mal entschuldigt.“, kicherte Sam. „Jedenfalls hab ich mit dann ein neues Oberteil von meinem Kumpel geliehen und ich wusste vorher schon, dass ich auch Jungs stehe und ich geb’s zu, ich wollte Niklas testen.“ „Ja, dann hat er sich vor mir umgezogen, aber ich hab mir da nicht so viel bei gedacht. Höchstes, dass er ein verdammt geiles Sixpack hat.“ Die vier Jungs lachten. „An dem Abend haben wir uns gut unterhalten, getanzt und so weiter. Unser Kumpel meinte zwar zu mir, Niklas stehe nicht auf Jungs, aber das war mir irgendwie ziemlich egal. Ein paar Tage später haben wir uns nochmal getroffen und sind ein bisschen durch dir Stadt gebummelt.“ „Und du hast mich ganz schön provoziert.“ Niklas sah seinen Freund gespielt böse an. „Hab ich gar nicht! Okay, vielleicht ein bisschen. Ich hab ihm, immer nur kurz, mal den Arm um die Hüften oder die Schultern gelegt oder ihm irgendwelche Spitznamen gegeben.“ Sam grinste. „Ich fand das einerseits ziemlich seltsam, aber auch irgendwie niedlich. Es hat mich im ersten Moment etwas erschreckt, dass ich einen Jungen niedlich und auch irgendwie attraktiv fand. Dann haben wir uns nochmal getroffen, sind ins Kino gegangen und haben einen Horrorfilm geguckt. Und den fand ich heftig. Eigentlich liebe ich Horrorfilme, aber mit dem kam ich nicht ganz klar.“, gab Niklas zu. „Er hat sich voll in meinem Arm gekrallt. Soweit man das im Kino erkennen konnte, war er etwas blass geworden. Ich hab dann seine Hand gehalten und ja, dann haben wir den Film ohne großartige Zwischenfälle zu Ende geguckt.“ Niklas war etwas rot geworden, bei Sams Worten. „Horror- und Psychofilme scheinen gute Filme zu sein, um zwei Menschen einander näher zu bringen.“, warf Elias ein und erzählte die Geschichte von Max und sich, als sie zusammen bei Max den Film geguckt hatten. „Nach dem Kino sind wir noch Eis essen gegangen und dann zu mir gefahren. Da hab ich Max dann gesagt, dass ich schwul bin. Und ihn geküsst.“ „Ich war erst total überfordert und wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich hab dann gesagt, ich müsste erst darüber nachdenken und bin praktisch geflüchtet. Sam hat mir noch hinterher gerufen, dass er mich mag.“ Lächelnd nahm Niklas die Hand seines Freundes und verschränkte ihre Finger. „Jedenfalls hatte sich das irgendwie ergeben, dass ich mich mit Dennis getroffen habe und ich musste mit irgendjemandem darüber reden. Dennis hatte überhaupt kein Problem damit, dass ich mich in einen Jungen verliebt hatte. Das war der Moment, in dem ich begriffen hatte, dass es Sam sagen muss.“ „Seit dem Kuss war ungefähr eine Woche vergangen und ich hatte nichts von Niklas gehört, ich dachte, er würde mich hassen oder hätte was gegen mich, wäre sauer oder so was. Ich saß total niedergeschlagen in meinem Zimmer und dann hat es an der Tür geklingelt. Mürrisch bin ich zur Haustür geschlürft.“ „Ich stand total nervös vor Sams Haustür und trat von einem Fuß auf dem anderen. Ich wusste nicht, wie ich ihm sagen sollte, dass ich in ihn verliebt war. Ich wusste nur, dass ich es unbedingt machen musste. Dann hat er die Haustür aufgemacht und er sah total fertig aus. Schuldbewusst hab ich ihn angeguckt. Dann bin ich ihm um den Hals gefallen, weil ich ihn nach einer Woche irgendwie vermisst hatte. Ich hab ihn geküsst und irgendwie wusste ich da, dass ich mit ihm zusammen sein wollte. Das hab ich ihm auch gesagt. Das ist jetzt sieben Wochen her.“ Um seine Worte zu untermauern küsste Niklas Sam und lehnte sich danach an ihn. „Ich glaube an dem Tag hätte ich vor Glück fast platzen können.“, fügte Sam dann noch hinzu und hielt seinem Freund eine Weintraube vor den Mund. Max und Elias grinsten sich an. „Ein süßes Paar seid ihr auf jeden Fall.“, merkte Elias an und legte sich auf den Rücken, seinen Kopf auf Max Beine und schloss die Augen. Die Welt kann so schön sein, dachte er verträumt. Niklas hatte ein kleines Radio eingepackt, aus dem jetzt leise Musik ertönte. Max beugte sich vor und küsste Elias vorsichtig, um ihm nicht wegen seiner Nase weh zu tun. Die Jungs genossen den Nachmittag, der wahrscheinlich einer der letzten schönen Tage des Sommers war, es war schon Mitte September. „Wir sollten mal langsam wieder los, es wird echt kühl.“, bemerkte Niklas irgendwann. Sam hielt ihm seine Jacke hin. „Zieh die an.“, sagte er liebevoll und sie küssten sich kurz. Die Vier packten das übrige Essen zurück in den Korb und falteten die Decke zusammen. „War ein schöner Tag. Wir sollten öfter was zusammen unternehmen.“, schlug Max vor. Sam und Niklas nickten. Zusammen schlenderten sie zum Ausgang des Parks, Sam und Niklas bogen nach Links zu dem U-Bahnstationen ab und Max und Elias kletterten nach einer Verabschiedung wieder auf den Roller. Max fuhr Elias nach Hause. „Danke, das war wirklich eine tolle Überraschung und eine gute Idee noch dazu.“, bedankte Elias sich noch einmal bei Max und zog ihn zu einem Kuss dichter an sich heran. „Gern geschehen. Ich ruf dich morgen nochmal an.“, versprach Max. „Bis morgen, Süßer.“, flüsterte Elias neben Max Ohr und küsste ihn noch einmal sanft, bevor er ins Haus ging.

Briefe



Den ganzen nächsten Vormittag wusste Elias nicht, was er machen sollte. Er langweilte sich zu Tode und wartete darauf, dass sich jemand bei ihm melden würde. Tatsächlich klingelte es am frühen Nachmittag an der Haustür und Elias ging nach unten, um zu sehen, wer ihn besuchen kommen würde. Vor der Tür lag lediglich ein Briefumschlag und Elias ahnte schon, von wem dieser sein könnte. Er hob ihn auf und öffnete den Umschlag. Darin befand sich ein am Computer geschriebener Brief, wenn man es denn so nennen konnte, er enthielt nur wenige Sätze. „Bereite dich vor, der Volleyball war erst der Anfang. Obwohl es sicherlich auch sehr unterhaltsam wäre, das hübsche Gesicht deines kleinen Freundes mit ein paar Schrammen zu verzieren, meinst du nicht auch? Man sieht sich, Elias.“ Angst erfasste Elias und er wurde bleich. Wen man ihm drohte, kam er damit klar, auch wenn es sicherlich kein sonderlich schönes Gefühl war, aber es machte ihn fertig, dass Max ebenfalls in Gefahr zu sein schien. Elias schloss die Haustür und nahm das Telefon in die Hand. Er wählte die Nummer des Büros seines Vaters. „Hoffner, guten Tag, was kann ich für sie tun?“, meldete er sich. „Papa, hier lag ein Drohbrief vor der Tür.“, stieß er hervor und Elias hörte, sie sein Vater zischend einatmete. „Okay, ich komme gleich nach Hause. Dann fahren wir zur Polizei und zu deinem Direktor.“ „Max wurde in dem Brief auch gedroht.“, fügte Elias noch hinzu. „Dann ruf ihn an und sag ihm, er soll zu uns kommen. Er kommt mit zur Polizei.“ Die beiden beendeten das Gespräch und Elias hoffte, dass Max bereits Schluss hatte, als er ihn anrief. „Hallo Schatz. Ich wollte dich auch gleich anrufen. Ich hab Yvo versprochen ihm wenigstens heute ein bisschen im Betrieb zu helfen.“, sprudelte Max gut gelaunt hervor. „Vergiss das. Sag ihm, dass du sofort hier her musst, wir müssen zur Polizei, ich hab einen Drohbrief bekommen und der richtet sich auch gegen dich. Sei vorsichtig, wenn du herkommst okay?“ Elias hatte sich inzwischen auf sein kleines Sofa gesetzt, um den Schock zu verdauen. Außerdem war er wütend geworden, darüber, dass jemand seinem Max drohte. „Oh mein Gott. Klar, ich sag Yvo, was los ist, dann bin ich sofort da. Keine Angst, ich bin vorsichtig.“ Die Minuten vergingen für Elias schleichend langsam, als er auf Max und seinen Vater wartete. Diese kamen gleichzeitig an, Elias hörte sie sich unterhalten, als sein Vater die Tür aufschloss. Max zog Elias in eine feste Umarmung. „Es wird bestimmt alles gut.“, flüsterte Max. „Langsam reicht es mir. Warum tut ein Mensch so etwas?“ Elias Stimme zitterte noch leicht. „Ich habe Robin immer für einen netten und höflichen Jungen gehalten. Wie sehr man sich in einem Menschen täuschen kann, ist schon erstaunlich. Aber wir wollten keine Zeit verlieren, lasst uns losfahren.“, forderte Elias Vater die beiden auf und sie machten sich auf den Weg zum nächsten Polizeirevier. Elias umklammerte fest Max Hand, als sie im Eingangsbereich ihr Anliegen kurz erklärten. Ein Beamter, der sie mürrisch anblickte, bat die drei, ihm in eine Art Büro zu folgen. Während der Beamte hinter einem Schreibtisch Platz nahm und einige Unterlagen sortierte, setzten sich Max, Elias und sein Vater auf die Stühle davor. „Ich hab den Brief mitgebracht.“ Elias hielt dem Mann den Umschlag hin. „Dazu kommen wir später.“ Elias und Max mussten erzählen, was sie Robin, den sie anzeigen wollten, alles vor warfen. Sie erzählten von dem Anrufen, vom Travis und zum Schluss von der Volleyball-Attacke. Das Gesicht des Polizisten blieb regungslos, als würde ihn das alles nicht sonderlich interessieren, er schrieb die wichtigsten Punkt auf und forderte die Jungs auf, sich alles noch einmal durchzulesen, ob es seine Richtigkeit hatte. Dann verpackte er den Umschlag in eine Plastiktüte. „Leider kann ich nichts für sie tun, es gibt keine Beweise gegen den Jungen.“ Elias Vater brauste auf. „Keine Beweise? Das glauben sie doch wohl selbst nicht. Wissen sie, was ich denke? Dass es sie stört, dass die beiden Jungs schwul sind und dazu stehen. Dass sie möglicherweise froh sind, wenn jemand wie Robin versucht, dies zu unterbinden.“ Der Beamte war aufgesprungen. „Was erlauben sie sich eigentlich?“ „Das könnte ich sie genauso gut fragen. Sie dürfen ihre Meinung haben, aber sie sollte nicht ihre Arbeit beeinflussen.“, unterbrach Elias Vater den Mann und Max und Elias sahen erstaunt zu, wie sie die beiden Erwachsenden wütend gegenüberstanden. „Was ist denn hier los, Franz?“, erklang eine weibliche Stimme von der Tür. „Ihr Kollege weigert sich, sich vernünftig um die Angelegenheit meines Sohnes und seines Freundes zu kümmern.“, antwortete Elias Vater. „Ich übernehme das mal.“ Die Frau nickte ihrem Kollegen zu, der das Büro verließ. „Also, was genau ist denn passiert?“ Noch einmal erzählten die Jungs, was sich ereignet hatte. „Tatsächlich ist es schwer, zumindest die Anrufe zu nachzuweisen. Wir können allerdings einen Vergleich der Fingerabdrücke machen, wenn sich welche auf dem Umschlag befinden.“ „Aber ich hab den doch auch angefasst!“, warf Elias ein. „Das ist kein Problem, von dir nehmen wir ebenfalls Abdrücke, damit wir diese ausschließen können. Wir werden Robin hier einbestellen, um ihn zu dem Vorfall zu befragen und in ein paar Tagen können wir Bescheid geben, was die Untersuchungen ergeben haben. Das mein Kollege so unfreundlich zu ihnen war, tut mir sehr leid.“ Die Polizistin verabschiedete sich von Max, Elias und seinem Vater. Sie verließen das Präsidium. „Unglaublich, dass der Mann uns wirklich nicht richtig helfen wollte.“, schnaubte Max und Elias nickte zustimmend. „Aber jetzt heißt es erst mal abwarten.“ Elias Vater fuhr Max nach Hause und setzte Elias ebenfalls zu Hause ab, ehe er zurück ins Büro fuhr. Elias grübelte den Rest des Tages viel. Er hatte noch immer Angst, dass Max oder ihm irgendwas passieren könnte und malte sich in Gedanken sämtliche Horrorszenarien aus. Gegen Abend hatte er sich mit Katrin und Dennis zu einer Videokonferenz verabredet, weil er keine Lust hatte, alles zweimal zu erzählen. Dennis war schon wieder kurz vorm Explodieren. „Ich fasse es einfach nicht, dass er es immer noch nicht kapiert hat!“ „Reg dich ab, wenn der Brief Spuren aufweist, haben sie ihn und er ist mindestens wegen Bedrohung dran.“, warf Katrin ein. „Ich halte Robin leider nur nicht für so dumm, dass er den Brief so angefasst hat.“, erwiderte Dennis und Elias stimmte ihm zu. „Ich bring dir morgen mal einen Haufenschulkram vorbei und erkläre dir ein paar Sachen.“, informierte Katrin Elias. „Komm nur nicht so früh, ich muss noch zum Arzt, den Gips entfernen lassen.“ Dennis und Katrin erzählten noch, dass Elias und Robin noch immer Thema Nummer eins in der Schule waren und Elias freute sich überhaupt nicht auf den Montag, an dem er wieder zur Schule gehen würde. Die Gehirnerschütterung zeigte noch immer ihre Wirkung und Elias ging recht früh schlafen, nachdem er mit seiner Familie zu Abend gegessen hatte und die Geschichte mit dem Brief und dem Polizeibesuch am Tisch noch mal ausführlich diskutiert wurde. Lukas hatte seinen Bruder angefleht, noch ein bisschen Mensch-ärger-dich-nicht zu spielen und Elias hatte sich erweichen lassen. „Elias, Papa hat gesagt, du bist schwul oder so. Was ist das?“, fragte Lukas irgendwann neugierig. Das musste ja irgendwann kommen, dachte Elias mürrisch. „Also weißt du. Mama und Papa haben sich ja ganz doll lieb. Und wenn sich zwei Jungs so doll lieb haben, dann sind sie schwul.“, versuchte Elias sich an einer Erklärung, die seiner Meinung nach gar nicht mal so schlecht war. Aber wie sollte man so was auch einem Zehnjährigen erklären? „Und wen hast du lieb?“ Lukas sah ihn mit großen Augen an. „Max heißt er.“ „Küsst du Max auch?“ Elias lachte, sein kleiner Bruder stellte Fragen! „Ja, das macht man ja mit Leuten, die man so lieb hat.“ Lukas nickte und warf dann den Würfel, um weiter zu spielen. Letztendlich gewann er die Partie und die beiden Brüder gingen schlafen.
Der Besuch beim Arzt an nächsten Tag dauerte nicht lange und Elias konnte ohne einen weißen Klumpen auf der Nase wieder nach Hause gehen. Katrin saß auf der Treppe vor seiner Haustür. „Da bist du ja endlich.“ Sie hielt einen Stapel Papier in der Hand und die nächsten zwei Stunden verbrachten sie damit, Elias den Stoff der ganzen Woche in sein Hirn zu prügeln. „Ich kann nicht mehr.“, schnaufte er irgendwann. „Na gut, das Meiste haben wir ja geschafft. Was hast du…“ Die Türklingel ertönte. Überrascht sah Elias Katrin an. „Ich erwarte niemanden. Ich hoffe, es ist kein weiterer Brief.“ Sie gingen zur Tür und vor der Tür lag tatsächlich ein Umschlag, darauf stand aber in großen schönen Buchstaben „Einladung“. Elias öffnete den Umschlag und holte einen Zettel hervor. „Lieber Elias, Ich hoffe, du hast dich im ersten Moment nicht erschreckt, wegen dem Umschlag, aber leider hat Robin mir gestern meine Idee geklaut. Jedenfalls möchte ich dich einladen, zu einem DVD-Überraschungs-Wochenende. Morgen um drei Uhr am Nachmittag hol ich dich ab. Dein Max“ Elias lächelte. „Ach nein, wie süß.“, kicherte Katrin, die sich über Elias Schulter gebeugt hatte, um den Brief zu lesen. „Dann wünsch ich dir viel Spaß, ich muss los, ich hab ein Date mit Nico.“, verabschiedete Katrin sich. „Viel Spaß.“, rief Elias ihr noch hinterher. Den ganzen Tag versuchte er Max, davon zu überzeugen, ihm zu verraten, was genau er alles vorhatte, doch auch nach dem dritten Anruf von Elias ließ er sich nicht erweichen. Elias erzählte seinen Eltern, dass er von Samstag auf Sonntag bei Max sei würde und ging am Abend früh schlafen, ganz nach dem Motto, je früher er schlief, desto früher war auch der nächste Tag da.
Am nächsten Morgen nahm Elias sich viel Zeit im Bad, er duschte ausgiebig, rasierte sich und versuchte wieder erfolglos, seine Haare zu etwas zu Formen, dass den Begriff „Frisur“ auch verdient hatte. Seinen Friseurbesuch hatte Robin ja verhindert. Elias packte ein paar Wechselsachen und Waschkram in einen Rucksack, dann versuchte er sich zu entscheiden, was er anziehen sollte. Er suchte nach etwas, was bequem war und trotzdem gut aussah. Seine Wahl viel letztendlich auf eine lockere Jeans und ein einfaches schwarzes T-Shirt. Er vertrieb sich die Zeit bis zu Max Ankunft mit etwas Fernsehen, auch wenn er sich nicht sonderlich darauf konzentrieren konnte, er saß wie auf heißen Kohlen. Elias fragte sich die ganze Zeit, was Max wohl mit ihm vor hatte. Als er die Klingel hörte, rannte er förmlich die Treppe nach unten und riss beinahe die Tür auf. „Da bist du ja endlich. Eine Gemeinheit, mich so lange auf die Folter zu spannen.“ Elias drückte Max einen Kuss auf die Lippen. "Tja, das ist der Sinn einer Überraschung. Man verrät vorher nicht, was genau passiert.“, erwiederte Max. Elias nahm seine Tasche und sei fuhren auf Max Roller zu seinem neuen Zuhause. Vor der Tür zog Max ein Halstuch aus seiner Tasche. „Einmal die Augen schließen bitte.“, forderte er und band Elias das Tuch um die Augen. Dann nahm er ihn an die Hand und führte ihn vorsichtig die Treppe nach oben. Als Max die Wohnungstür aufschloss, schlug Elias ein leichter Geruch von Räucherstäbchen oder Duftkerzen entgegen, es roch leicht nach Rosen. Max schien ein Fable für Rosen zu haben. Max führte ihn weiter, wenn Elias sich nicht irrte, standen sie jetzt vor Max Zimmertür. „Kannst die Augenbinde abnehmen.“ Elias zog sich das Tuch von den Augen und Max stieß die Tür auf.

Liebesbeweis



Was Elias nun sah, verschlug ihm fast du Sprache. Max hatte am sämlichen Stellen in seinem Zimmer Kerzen aufgestellt und die Fenster abgedunkelt, der Raum wurde somit nur von den Kerzen und einer kleinen Stehlampe beleichtet, vor die Max ein Stückchen gelben Stoff gehangen hatte, damit das Licht wärmer war. Auf seinen Schreibtisch stand ein kleines, aus Teelichtern geformtes, Herz, daneben stand ein großer Teller mit einer Pizza, die ebenfalls wie ein Herz geformt war. „Wow.“ Elias fiel Max um den Hals, mit solch einer Wucht, dass Max gegen den Türrahmen fiel. „Danke. Danke. Danke.“ Nach jedem Danke hagelte es förmlich Küsse auf Max Mund, der Elias schließlich glücklich anlächelte. „Lass uns Essen, bevor die Pizza kalt wird.“ Max nahm Elias Hand und zog ihn zum Bett, dann holte er den Teller und stellte ihn zwischen sich und Elias. Er nahm ein Stück, die er vorher schon aus der Pizza geschnitten hatte und hielt es Elias vor den Mund. Dieser wollte gerade zubeißen, da zog Max das Stück ein klein wenig zurück. „Ey, das war fies!“, beschwerte Elias sich lanchend und schnappte mit seinem Mund nachdem Stück Pizza, was er auch erwischte. Er nahm ein zweites Stück in die Hand und hielt es nun Max hin, der sich wesendlich inteligenter anstellte, weil er Elias Hand festhielt, bevor er abbiss. Sie fütterten sich gegenseitig mit der Pizza, bis Elias seinen Freund unendlich dankbar ansah. „Max, es ist so schön, was du hier alles augebaut hast.“ Er beugte sich vor und küsste ihn zartlich. „Dabei war das erst ein Teil der Überrschung.“, antwortete Max. Elias sah ihn erwartungsvoll an und Max stellte den Teller auf den Boden. „Weißt du was? Es gibt ein paar Dinge, die werden total überbewertet.“, flüsterte Max, dicht neben Elias Ohr. „Was den zum Beispiel?“, fragte Elias neugierig zurück. „T-Shirts, unter anderem.“ Mit diesen Worten zog Max Elias das Shirt über den Kopf. „Leg dich mal auf den Bauch.“, forderte er Elias auf. Der tat, was Max ihm gesagt hatte und verschränkte die Arme unter seinem Kopf und schloss die Augen. Dann spürte er, wie etwas Kühles auf seinen Rücken tropfte und zwei Hände, die die Flüssigkeit sanft in seine Schultern einmassierten. Wieder wehte Elias der Geruch von Rosen um die Nase, er vermutete, dass Max Massageöl mit Rosenduft verwendete. Aber eigentlich war ihm das ziemlich egal, er genoss die warmen Hände, die über seine Schultern, seinen Nacken und seinen Rücken fuhren und Elias entspannte sich. Es klickte leise und im Hintergrund hörte Elias nun leise, sanfte Musik. Er fragte sich, wie er das jemals wieder wettmachen sollte, was Max alles für ihn tat. Aber darüber wollte er sich später Gedanken machen. Irgendwann verschwanden die Hände und Max wischte vorsichtig mit einem Handtuch das restliche Öl, das nicht in die Haut eingezogen war, von Elias Rücken. Elias öffnete die Augen. Max hatte sich dicht neben ihn gelegt und sah ihm in die Augen. „Bereit für die nächste Überraschung?“ Elias machte große Augen. „Du bist ein Spinner. Aber natürlich.“ Max grinste ihn an und griff neben das Bett. Zum Vorschein kam eine kleine Kiste mit sieben DVDs. „Ich hab mich mal ein bisschen bei Katrin nach deinen Lieblingsfilmen erkundigt und weil ich mich nicht entscheiden konnte, hab ich alle organisiert.“ Max legte die Hüllen nebeneinander auf das Bett, damit Elias seine Auswahl betrachten konnte. „Was gucken wir?“, fügte Max noch hinzu. „Max, wie soll ich mich da entscheiden? Das ist, als würdest du dich klonen und sieben Mal vor mir stehen und ich müsste mir einen Aussuchen!“ Verzweifelt sah Elias die DVDs an. „Du bist verdammt süß, sagte ich das schon? Lass uns den hier gucken.“, sagte Elias und küsste Max auf die Nasenspitze. „Du benutzt süß, um Jungs damit zu beschreiben?“, fragte Max, als er die DVD in den Player legte. „Nein, nicht um Jungs im Allgemeinen zu beschreiben, ich benutze süß um dich damit zu beschreiben. Wegen dir werde ich wahrscheinlich irgendwann nochmal einen Zuckerschock erleiden.“ Max errötete. „Spinner.“, murmelte er dann, als er sich wieder neben Elias gesetzt hatte, der inzwischen an der Wand lehnte und die Bettdecke über seine Beine gezogen hatte. „Eher ein liebeskranker Trottel.“, korrigierte Elias und Max schüttelte grinsend den Kopf und kroch zu Elias unter die Decke. Elias hatte sich für ‚Shutter Island‘ entschieden und die beiden Jungs zucken regelmäßig zusammen, wenn sie überhaupt mal auf den Film achteten und nicht in einem ihrer gefühlten 45348 Küsse versanken. „Es gibt noch Nachtisch.“, fiel Max gegen Ende des Films ein und als dieser vorbei war, holte er eine Packung Schokoladeneis aus dem Gefrierschrank. „Du willst, dass ich von zu viel Essen platze oder?“, fragte Elias lachend und nahm sich den Löffel, den Max ihm hinhielt. Das Eis wurde mit der Zeit flüssiger und ein Tropfen landete auf Elias Kinn. „Warte.“ Max tippte mit der Zungenspitze gegen Elias Kinn und leckte über den Schokotropfen. Elias grinste ihn an. „Gib’s zu, darauf hast du doch gewartet.“, forderte Elias. „Gar nicht wahr.“, protestierte Max und verhinderte weitere Anschuldigungen mit einem Kuss. Er drückte leicht gegen Elias, sodass Elias sich hinlegen musste und Max sich über ihn beugen konnte. Ihre Küsse wurden intensiver und leidenschaftlicher, Elias knöpfte Max Hemd auf und strich es ihm von den Schultern. Sanft fuhr Max mit seinen Händen an Elias Hüften entlang, was diesem eine Gänsehaut bescherte, die sich zu verstärken schien, als Max zusätzlich noch vorsichtig an seinem Hals knabberte. Elias entwich ein Keuchen und er stützte sich auf seine Arme, um sich etwas aufzurichten. Er drehte sich mit Max um, kam auf seinen Freund zum Liegen und fing an, dessen Ohr zu bearbeiten, was wohlige Schauer über Max Rücken schickte. Plötzlich ließ Elias von Max ab und sah ihm tief in die Augen. „Max.“, hauchte er an dessen Lippen und küsste ihn kurz und sanft, dann sah er ihn wieder an, in seinen Augen spiegelten sich sämtliche Gefühle wieder. Leidenschaft, Liebe, Zuneigung, das und noch viel mehr konnte Max in Elias Augen sehen. „Ich liebe dich.“ Diese drei Worte waren es, die bei Elias ein unendliches Glücksgefühl auslösten, als Max sie aussprach. Er strahlte Max förmlich an. „Ich liebe dich auch.“, erwiderte er. Weitere Worte waren überflüssig, sie ließen ihre Körper, ihre Lippen und Zungen sprechen, bis sie irgendwann, dicht aneinander gekuschelt, fast eingeschlafen waren. Max stand noch einmal auf, brachte das Eis und die Pizza weg und löschte die letzten, noch brennenden Kerzen. Ungeduldig zog Elias ihn zurück ins Bett, sobald Max sich in seiner Reichweite befand. Sie hatten die Finger ineinander verschränkt, Max legte seinen Kopf auf Elias Brust, schliefen sie ein.

Sonntage



Am nächsten Morgen wurde Elias von einem leisen Niesen geweckt. Blinzelnd sah er sich um, als ihm wieder einfiel, wo er war und wer da neben ihm lag und ihn entschuldigend ansah. „Ich wollte dich nicht wecken, tut mir leid.“, murmelte Max und gähnte. Elias zog ihn an sich und zog die Decke über sie beide, die in der Nacht etwas verrutscht war. „Macht doch nichts. Wach neben dir zu liegen ist eh viel schöner.“ Max lächelte und bettete seinen Kopf an Elias Halsbeuge. „Wo sind eigentlich Yvo und Maike?“, fragte Elias irgendwann. „Bei Maikes Mutter, die hat heute Geburtstag aber ich hab sie gebeten gestern schon zu fahren und erst heute Abend wieder zu kommen.“ „Du hast ja wirklich an alles gedacht.“, stellte Elias fest und verwickelte Max in einen Kuss, der letztendlich wieder in einer wilden Fummelei ausartete. Max strich mehrmals flüchtig über Elias Boxershorts, in der sich schon deutlich seine Erregung abzeichnete. Er fuhr mit der Hand vorsichtig unter den Stoff. „Max.“, stieß Elias hervor. „Soll ich es lassen?“ Max hatte seine Hand zurückgezogen und fuhr die Linien von Elias Bauchmuskeln nach. „Nein, aber…erwarte nicht zu viel von mir.“, bat Elias. „Würde ich nie tun.“, versprach Max und senkte seine Lippen auf die von Elias, während seine Hand wieder unter Elias Boxershorts fuhr. Elias krallte sich ins Bettlacken, als Max Hand ihm Erleichterung verschaffte. Mit verklärtem Blick sah er Max an. Er zog ihn am Nacken zu sich heran und küsste ihn stürmisch, drehte ihn dabei auf den Rücken. Max schnappte überrascht nach Luft, als Elias Hand dasselbe tat, wie seine eigene vor einer knappen Minute. „Elias.“, keuchte Max, als auch ihn der Höhepunkt übermannte. Schwer atmend sah Max seinen Freund an. „Das war mehr, als ich heute erwartet hätte.“, brachte er hervor und Elias senkte seine Lippen zu einem Kuss auf Max Mund. „Lass uns duschen gehen.“, wisperte Max und zog Elias mit sich aus dem Bett. Max stellte das Wasser der Dusche an, damit es warm wurde. Max zog seine Shorts aus und stellte sich unter den warmen Strahl. „Jetzt komm schon.“, forderte er Elias auf. Elias zögerte, zog dann doch seine Boxershorts aus und stellte sich neben Max. „Ich guck dir schon nichts weg.“, scherzte Max. Aber Elias hatte sich gerade etwas völlig anderes gefragt. Wie weit war Max mit seinem Ex gegangen und was noch wichtiger war, was erwartete Max von ihm? „Max, wie weit bist du mit Markus gegangen?“, fragte Elias dann auch unsicher. „Hast du Angst, ich würde was von dir erwarten, was du nicht willst? Dass ich vielleicht viel, viel mehr Erfahrung habe?“, stellte Max seine Gegenfragen. Zögernd nickte Elias und wurde rot. „War ne doofe Frage tut mir leid.“, versuchte Elias das Thema zu beenden und senkte den Kopf. „Nein, ist doch okay.“ Max hob Elias Kopf an, indem er sein Kinn leicht nach oben drückte. „Viel weiter als einfache Blowjobs, sind wir nicht gekommen. Aber es ist mir völlig egal, du hast deine Grenzen und die akzeptiere ich, weil du mir wichtig bist und weil ich dich liebe.“ Um seine Worte zu untermauern, küsste er Elias sanft. „Danke.“, flüsterte Elias zwischen zwei Küssen. Er nahm das Duschgel und verteilte eine Portion davon zwischen seinen Händen. „Dreh dich mal um.“, bat er Max, dann seifte er dessen Rücken ein, ähnlich wie Max gestern seinen Rücken massiert hatte. Dann verteile Elias eine Portion Duschgel auf seinem eigenen Körper und zog Max zu einem langen intensiven Kuss heran. Sie ließen das warme Wasser über ihre Körper laufen und die Seife abspülen, während sie dabei einen heißen Zungenkampf führten, aus dem kein Sieger hervor ging. Darum ging es nicht. Es ging darum, dem anderen zu zeigen, wie wichtig er war. Nach einer Weite stellte Max das Wasser ab und stieg aus der Dusche, aus dem Schrank holte er zwei Handtücher, eins davon legte er Elias um die Schultern. Sie trockneten sich ab und wickelten die Handtücher um ihre Hüften. „Was jetzt?“, erkundigte Elias sich. „Frühstück.“ Zusammen verließen sie das Bad und schlenderten Händchen haltend in die Küche. „Ich mach uns Pfannkuchen.“, beschloss Elias und Max stellte ihm die Zutaten dafür bereit. Bald schon roch es in der Küche nach dem süßen Teig und Max stellte Marmelade, Nusscreme und Honig auf ein Tablett. Es folgte ein Teller mit den Pfannkuchen und ein paar Löffel und Messer für den Belag. Der Tee, den Max aufgesetzt hatte, war auch fertig und die beiden Jungs verkrümelten sich wieder in Max Bett, um da zu frühstücken. „Es wird langsam zur Gewohnheit, dass wir im Bett essen.“, meinte Elias und biss in seinen Honig-Pfannkuchen. „Find ich gar nicht schlimm.“, antwortete Max. Nach dem Essen machten sie sich nicht die Mühe, alles wieder weg zu räumen, sie legten einen anderen Film in den DVD-Player und kuschelten sich wieder unter die Bettdecke. Elias begann bald, an Max Ohr zu knabbern und erntete dafür ein wohliges Seufzen. „Ich glaube, ich hab deine empfindlichste Stelle gefunden.“, neckte Elias ihn. „Hast du.“, brummte Max und schloss die Augen. „Filme gucken wird auch überbewertet, es gibt wesentlich spannendere Dinge, vor allen, wenn man neben dir liegt.“, flüsterte Elias und pustete leicht in Max Ohr. „Elias du machst mich ganz kribbelig.“, beschwerte Max sich, was Elias aber keineswegs davon abhielt, sein kleines Spiel fortzuführen und es irgendwann auf den Hals zu verlegen. Der Knutschfleck, den Elias Max verpasst hatte, war noch ein kleines Bisschen zu sehen und Elias setzte genau dort an. „Lass das.“, versuchte Max ihn halbherzig davon zu überzeugen, seinen Hals nicht mit weiteren Flecken zu zieren. Kurze Zeit später schmückten zwei neue Flecken Max Hals. „Das gibt Rache.“ Max warf sich auf Elias und begrub ihn unter seinem schmalen Körper. Er fixierte Elias Arme über seinem Kopf und grinste ihn an. Quälend langsam näherte Max sich mit seinem Mund einer von Elias Brustwarzen, leckte mit der Zunge darüber und pustete anschließend dagegen. Eine Gänsehaut nach der anderen erfasste Elias Körper. „Das ist teuflisch.“, befand Elias und wand sich unter Max griff, der aber nicht locker ließ und das Spiel auf der anderen Seite wiederholte. „Jetzt weißt du mal wie das ist, wenn jemand deine empfindlichste Stelle total reizt.“, erklärte Max und ließ Elias los. „Du fieser…“, begann Elias, aber Max erstickte seine Worte mit einem Kuss, der Elias schwindelig werden ließ. „Was wolltest du sagen?“, fragte Max ihn neckend. „Ich liebe dich.“ Max lächelte und legte sich wieder neben ihn, einen Arm über Elias Bauch gelegt. Egal, wie sehr sie sich bemühten, sie schafften es maximal, sich wenige Minuten auf den Film zu konzentrieren, ehe ihre Hände wieder auf Wanderschaft gingen. Genervt schaltete Max den Fernseher aus. „Das wird doch eh nichts.“ Stattdessen ließ er die Musik vom Vortag laufen und lehnte sah Elias an. „Maike hat mir schon vorzeitig gesagt, was sie mir zum Geburtstag schenken will. Sie ist Fotografin und hat mir angeboten, ein Fotoshooting mit mir und einer Person meiner Wahl zu machen. So mit verschiedenen Hintergründen, unterschiedlichem Licht und so weiter. Hast du Lust?“ Elias grinste. „Klar hab ich Lust. Ich muss mir noch überlegen, was ich dir schenke, ich hab so gar keine Idee. Was wünscht du dir?“ Nachdenklich malte Max Kreise auf Elias Bauch. „Mhm, eigentlich hab ich alles, was ich mir wünsche.“ Verträumt sah er Elias an. „Ich wünsch mir dich zum Geburtstag.“, sagte Max dann und sie finden an zu lachen. „Kannst du gerne haben. Dann klettere ich in eine Torte und komme als Überraschungsgast herausgesprungen.“, schlug Elias vor, was die beiden erneut in Lachen ausbrechen ließ. „Im Ernst, ich werd mir was überlegen.“
Am späten Nachmittag beschlossen sie, dass es Zeit war, um aufzustehen und die Reste ihres Frühstücks weg zu räumen und die Küche sauber zu machen. „Ich könnte ewig mit dir da liegen bleiben.“ Elias umarmte Max von hinten und lehnte sich gegen ihn. „Mein Bruder hat mich am Freitag gefragt, was schwul heißt, weil wir noch beim Abendbrot über den Brief und so geredet haben und er das mitbekommen hat. Versuch mal einem keinen Jungen tu erklären, was das bedeutet. Ich hab gesagt, dass ist, wie bei Mama und Papa, nur, dass sich zwei Jungs ganz doll lieb haben.“ Mac lachte. „Dann hat er noch gefragt, ob wir uns küssen und ich hab gesagt, dass macht man, wenn man sich ganz doll lieb hat. Das Mensch-ärger-dich-nicht Spiel war dann aber wieder interessanter.“ Max trocknete gerade eine Tasse ab und Elias konnte es nicht lassen und knabberte leicht an Max Ohrläppchen. Dafür wäre Max fast die Tasse aus der Hand gefallen, weil er von der Berührung zusammengezuckt war. „Sorry.“, murmelte Elias und Max grinste.
Als alles aufgeräumt war, war es bereits nach sechs. „Wie lange bleibst du noch?“, fragte Max und setzte sich auf Elias Schoß, einen Arm um seine Schultern gelegt, um nicht herunter zu fallen. „Wie lange erträgst du mich denn noch?“, fragte Elias grinsend zurück und ließ sich langsam nach hinten auf das Bett fallen. „Noch eine ganze Weile. Du machst süchtig.“ Max küsste Elias. „Und deine Küsse machen süchtig.“ Elias verschränkte die Hände hinter seinem Kopf und starrte die Decke an. „Ich will morgen nicht zur Schule. Dennis und Katrin sagen, ich bin immer noch das Gesprächsthema. Das nervt!“ „Du schaffst das schon.“, versuchte Max ihn zu überzeugen. „Ich glaub an dich.“, fügte er flüsternd hinzu. „Danke. Was machen wir jetzt noch?“ Max grinste Elias an. „Ich hätte da ja so ein paar Ideen.“, deutete er an und zog Elias zu einem Kuss heran.
Gegen neun fuhr Max Elias wieder nach Hause. „Es war ein so wunderschönes Wochenende. Danke. Wie soll ich das jemals wieder gut machen?“ Verzweifelt sah Elias Max an. „Du bist da, das reicht mir schon.“ Es dauerte noch weitere zehn Minuten, bis Elias ins Haus ging, weil sie mal wieder die Finger nicht voneinander lassen konnten. Als Elias später in seinem Bett lag, konnte er nicht aufhören zu lächeln. Er musste die ganze Zeit an das Wochenende denken, an seinen Max und wie sehr er ihn liebte.

Impressum

Texte: Alle Rechte liegen bei mir.
Bildmaterialien: We heart it http://weheartit.com/entry/29110047Bearbeitung (Titel etc.) von mir.
Tag der Veröffentlichung: 16.06.2012

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