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Prolog - Tot eines Freundes

Mit dem sanften Zwitschern einiger Vögel begleitet, glitt ich fast geräuschlos durch das Unterholz. Mein Stamm hatte mich mal wieder auf die Jagd geschickt, da uns das Fleisch ausgegangen ist. Mit einem traditionellen Speer und zwei Messern mit scharfen Klingen bewaffnet hatte ich mich auf die Jagd gemacht. Unser Stamm war nicht sehr groß, doch das bedeutete auch, dass alles sehr übersichtlich war, es kaum Probleme gab und jeder, jeden kannte. Seit meiner Geburt lebte ich dort, doch meine Mutter hatte ich nie kennen gelernt. Sofort nach dem ich auf die Welt kam, ließ sie mich, in einem Leinentuch eingewickelt, vor einem der Zelte meines Stammes zurück. Lediglich ein kleiner, handgeschriebener Zettel mit meinem Namen lag auf meinem Bauch. „Taima“ - Donner. Er passte perfekt, denn ich schlug wie ein Donner in das Leben dieses Stammes, das so gar nicht auf Nachwuchs vorbereitet war. Doch obwohl ich so unerwartet vor dem Zelt ihres Stammesführers lag, nahmen sie mich ohne zu zögern auf und zogen mich groß. Natürlich versuchten sie meine Mutter oder meinen Vater ausfindig zu machen, doch bis jetzt war noch keiner der beiden aufgetaucht. So oft ich mich manchmal auch fragte wer meine Eltern sind und wieso sie mich einfach haben weggegeben, hatte ich doch eine unglaublich glückliche Kindheit. Zusammen mit den beiden Kindern von Annawan, dem Stammesführer, konnte ich unbeschwert leben. Chaska, der Erstgeborene und sein kleiner Bruder Appanoose waren mit mir die einzigen Kinder, aber somit waren wir auch wie die drei Musketiere. Obwohl Chaska und Appanoose Brüder waren, die sich auch öfters zankten, wir drei hielten zusammen wie Feuer und Wasser. Doch heute hatte ich mich alleine dazu bereit erklärt auf die Jagd zu gehen, damit Chaska in die Stadt konnte. Ja, wir waren ein traditioneller Indianerstamm und die Wälder, soweit man sehen konnte, gehörten uns, doch etwa 3 Tagesmärsche von hier entfernt befand sich eine Stadt. Manchmal musste einer von uns dorthin um Medizin oder andere Lebenswichtige Sachen zu kaufen, da die Wälder und unsere Umgebung uns zwar sehr viel gab und wir auch ein Naturverbundendes Volk waren, aber die moderne Medizin ist fast nicht zu übertreffen und meine Ziehmutter Mascha ist sehr krank. Mascha nahm mich sofort auf, als der Stammesführer entschied das ich bei ihnen bleiben konnte, da ich nichts und niemanden hatte. Sie war mir in all den Jahre eine so liebevolle, aber auch lehrreiche Mutter gewesen, das ich sie wirklich als meine ansah. Doch seit einigen Tagen hatte sich ihr Zustand rapide verschlechtert und ich vermutete das sie Krebs hatte, denn die Symptome passten. Deshalb war ich auch so froh, das sich Chaska freiwillig dazu bereit erklärt hatte in die Stadt zu gehen um ihr Medizin mitzubringen.

Doch in der Zwischenzeit musste ich für uns sorgen. Schon bald würde Chaska den Stamm übernehmen da sein Vater, Annawan, schon sehr alt war, während sein kleiner Bruder, Appanoose, die restlichen Geschäfte übernehmen sollte. Ich war da natürlich nicht eingeplant, da ich kein leibliches Kind des Stammesführers bin, obwohl er mich wie einen Sohn behandelte. Doch das machte nichts, denn mit meinen 17 Jahren, jagte ich viel lieber, als den ganzen Stamm zu führen. So packte ich meinen Speer fester in der rechten Hand und schlich durch das Unterholz, das unter meinen trainierten Füßen keinen einzigen Laut von sich gab. Da sah ich es. Zwischen den grünen Ästen eines breiten Baumes, entdeckte ich den wunderschönen Körper eines Rehs. Vorsichtig spitze ich die Ohren und versuchte mich unbemerkt noch weiter heranzupirschen. Das rot-braune Fell des einzigartigen Tieres schimmerte in den vereinzelten Strahlen der Sonne, während es friedlich den Kopf gesenkt hatte und Gras fraß. Fast in Zeitlupe hob ich meinen Speer und zielte auf den Hals des Rehs. Doch plötzlich knackte es. Knackte im Unterholz und das Tier hob ängstlich den Kopf und spitzte die Ohren. Jetzt musste es schnell gehen. Ohne ein weiteres Zögern ließ ich den Speer nach hinten schnelle und warf. In einer sauberen Flugbahn glitt mein Speer durch die Luft, während er einen zischenden Laut von sich gab und traf dann perfekt den Hals des Tieres. Das Reh fiel sofort um und auf Erfahrung wusste ich das es einen schmerzlosen, schnellen Tot hatte. Schnell rannte ich meinem Speer nach und ließ mich neben das prächtige Tier fallen. Man musste Opfer bringen um zu überleben und genau das wollte ich, genauso wie mein Stamm. Wir dankten der Mutter Erde für jedes für uns geopferte Tier und versuchten ihr auch wieder zurück zugeben was wir nahmen. Sobald ich den Speer aus dem noch warmen Fleisch zog, sammelte sich Blut an der Stelle die ich getroffen hatte und verklebte das eben noch bewunderte, rot-braune Fell. Für jedes Tier, dem ich sein Leben nahm, musste ich Buße tun, doch das tat ich sowieso schon, denn es gehörte nicht gerade zu meinen Lieblingsbeschäftigungen Tieren ihr Leben zu nehmen. Aber wir musste überleben und ich kämpfe für das Überleben der Menschen, die mich damals vor dem sicheren Tod retteten. Meiner großen Familie zu ehren, für die ich alles tun würde.

Kapitel 1 - Majestätisch schwarz

Nachdem ich Gott für das Reh gedankt habe und ihm die letzte Ehre erwiesen habe, schnürte ich die Vorder- und Hinterbeine des immer noch wunderschönen Tieres zusammen. Es tat mir so leid zu sehen, wie die Augen des Rehs mit jeder weiteren verstrichenen Minute glasiger wurden und der einst so kraftvolle Körper regelrecht in sich zusammen fiel. Nie wieder würde dieses Tier, vom Tau frischen Gras naschen können oder an einem anderem Reh schnuppern können. Doch das war der Preis, den jedes Lebewesen bezahlen musste. Entweder fressen oder gefressen werden. Und da ich meinen Stamm unbedingt ernähren musste, gab ich mein Bestes dem Tier nicht in die einst so zauberhaft glitzernden Augen zu sehen und hievte es auf meinen Rücken. Jetzt musste ich nicht mehr schleichen und so bahnte ich mir, mit kraftvollen schnellen Schritte meinen Heimweg durch das Dickicht. Durch das lange aufspüren des Rehs, war ich eine weiten Weg gelaufen. Also machte ich mich jetzt mühsam auf den langen Heimweg, damit ich vor Sonnenaufgang, wieder den Stamm erreichte. Die Zeit verging und das tote Reh wurde mit jedem weiteren Schritt immer schwerer, doch ich spürte das Gewicht kaum, da ich es gewöhnt war noch schwerere Sachen, kilometerweit durch den Wald zu tragen. Das Zwitschern der verschiedenen Vogelarten begleitete mich und tausende Schmetterlinge und andere Insekten kreuzten meinen Weg. Doch plötzlich hörte ich ein Geräusch was so gar nicht in die sonst so gewohnte Umgebung passte. Ich hatte ja wirklich schon viel gehört, aber dieses Geräusch konnte ich zu nichts zu ordnen. Schnaufend richtete ich das tote Reh auf meinem Rücken und umgriff meinen Speer etwas fester, um im Notfall meine Beute verteidigen zu können. Auf Zehenspitzen wand ich mich von meinem gewohnten Weg ab und schlich in das bedrohlich aussehende Innere des Waldes. Angriff war ja bekanntlich die beste Verteidigung und wenn ich das Etwas zuerst sah, hatte ich vielleicht sogar eine Chance. Die großen verschiedenen Pflanzen boten mir Schutz, doch sie waren auch gefährlich, denn so wusste man nie was hinter der nächsten Ecke lauerte. Sehr langsam und vorsichtig schlich ich weiter. Mittlerweile hörte ich weder das gewohnte Vogelgezwitscher noch großartig andere Geräusche. Der dichte Wald schien den Atem anzuhalten. Das einzige was jetzt, die ungewohnte Stille durchbrach war das leichte Tapsen meiner Füße auf dem Waldboden. Auch das Geräusch was mich eigentlich von meinem Kurs abbrachte, war jetzt nicht mehr zu hören. Doch trotzdem ging ich weiter. Irgendetwas stimmte hier nicht! Noch nie hatte ich den sonst so lebendigen Wald so totenstill erlebt. Die Zeit schien wie still zu stehen doch meine Neugier war geweckt. Und genau in diesem Augenblick hörte ich es. Das Fauchen der Bestie schien den ganzen Wald in Aufruhr zu versetzen und ein Schwarm einheimischer Vögel suchte zwitschernd und schnell das Weite. Kaum ordnete ich das laute Fauchen einem Tier zu, sah ich auch schon durch die grünen Blätter und Büsche, das unglaubliche schwarz glänzende Fell des Raubtieres. Vorsichtig hielt ich Inne, versuchte instinktiv meine Atmung zu kontrollieren damit ich nicht auffiel und spähte durch das dichte Blätterwerk. Die Lichtung die sich vor mir auftat, war von dichtem grünen Gras bewachsen und nur einzelne Sonnenstrahlen verfingen sich im saftig grünen Gras, da die Lichtung fast vollständig von Blättern, von den Sonnenstrahlen geschützt war. In mitten dieser eigentlich so idyllisch aussehenden Lichtung lag ein Engel. Nicht wortwörtlich ein Engel, aber das was ich von dem eindeutig menschlichen Wesen erkennen konnte ließ auf einen schließen. Doch die Gefahr war auf keinen Fall der „Engel“ sondern das gefährlich, majestätische Raubtier das sich diesem auf leisen Tatzen näherte. Der, für seine Art und Gattung, große Panther näherte sich stetig seiner Beute, dabei war klar das diese entweder schon tot oder nur bewusstlos war. Ich wusste jetzt musste ich mich entscheiden. Sollte ich mich und vor allem den ganzen Stamm in Gefahr bringen und es riskieren den „Engel“ zu retten oder sollte ich einfach still und heimlich mich wieder auf den Weg machen und diesen Menschen sich selbst überlassen ? Ich wusste jetzt schon das ich es niemals über mich gebracht hätte, ein menschliches Wesen einfach seinem Schicksal zu überlassen. Das entsprach einfach nicht meinen Prinzipien. Vielleicht war der „Engel“ auch gefährlich und ich würde den ganzen Stamm damit auch in Gefahr bringen, aber dazu blieb jetzt keine Zeit für Überlegungen. Das majestätische Tier zog immer engere Kreise um seine Beute. Ich musste es irgendwie ablenken. Und dann fiel mir ein das ich ja selbst ein leckeres, großes, totes Reh auf dem Rücken trug. Ohne weiter zu zögern hievte ich das Reh vom Rücken und schnitt ihm noch mehrere Male in den weichen Körper. Blut lief über das jetzt schon verkrustete Fell. Schnell nahm ich es an seinen Vorder- und Hinterläufen und schmiss es mit einem kraftvollem Ruck auf die Lichtung. Das Reh landete fast augenblicklich vor der Nase des Panthers. Sofort schien er von seiner eigentlichen Beute abzulassen und fixierte das Reh. Kaum bemerkte er das von diesem keine Gefahr ausging, sondern das es viel besser roch als der Mensch, stürzte er sich auf es und grub seine Schnauze in das wahrscheinlich noch lauwarme Fleisch. Ein zufriedenes Knurren verflüchtigte sich neben heftigem Schmatzen aus seinem Maul. Damit ich also an den Menschen gelangen konnte schlich ich am Rand der Lichtung auf die andere Seite und ging dann fast geräuschlos auf den „Engel“ zu. Dabei fixierte ich den Panther und ließ ihn keine Sekunde aus den Augen. Einen Fehler konnte ich mir nicht erlauben, denn sonst müsste ich mit dem Leben bezahlen. Doch das Glück schien heute eindeutig nicht auf meiner Seite zu sein, denn bei meinem nächsten Schritt, trat ich auf einen Ast, der mit einem lautem Knacksen unter meinen Schuhsohlen zerbrach. Wie auf Kommando, ruckelte der Kopf des riesigen Raubtiers in meine Richtung und strahlend gelbe Augen musterten mich. Der Panther riss sein furchteinflößendes Maul auf und stieß ein besitzergreifendes Knurren aus. Langsam hob ich meine Hände und ließ den Panther dabei nicht aus den Augen. Ich wusste das ich ihm schlecht bedeuten konnte, das ich nicht seine Beute wollte, da das Tier nun mal keine Zeichensprache verstand, aber ich versuchte so viel Ruhe wie möglich auszustrahlen und eine abwehrende Haltung einzunehmen. Das Tier starrte mich weiterhin an, doch das war auch das einzige was es tat. Weder spannte es seine Muskeln an um zum Sprung anzusetzen, noch fletschte er bedrohlich die Zähne. Nach unglaublicher lange Zeit der Musterung, in der ich mich keinen Millimeter bewegte, senkte das schwarz glänzende Tier endlich seinen Kopf, krallte seine Zähne in den Hals des Rehs und schleppte es in die tiefen des grünen Dickichts. Sobald der Panther außer Hörweite war, seufzte ich erleichtert auf, ließ meine Arme sinken und sammelte mich kurz. Fast hätte ich ganz vergessen wieso ich überhaupt hier war. Und zum ersten Mal senkte ich meinen Kopf und musterte den Menschen vor mir. Doch das was ich sah, ließ meine Welt stillstehen und es schien als verging keine Zeit mehr. Denn der Anblick dieses wunderschönen Geschöpfes, ließ mir den Atem stocken und zog mir die Beine weg, weil vor mir lag...

Kapitel 2 - Stamm der Wasserfälle

..ein Engel. Ok, vielleicht nicht wirklich einer mit Flügeln und einem weißen Gewand, aber das Mädchen mit den langen, hellbraunen Locken die ihr Gesicht umrahmten und dem gelben Sommerkleid sah auch so aus wie ein Engel, der sich auf der Erde verirrt hatte. Ihr Anblick verzauberte mich so sehr, so hatte ich doch lange kein normales Mädchen mehr gesehen. Klar, war auch ich schon mal in der Stadt gewesen, aber das letzte Mal ist lange her, denn Chaska oder Appanoose übernahmen meist die Botengänge während ich zurückblieb und auf den Stamm achtgab oder jagte. Doch dies würde auch für Chaska die letzte Reise in die Stadt sein, da er bald den Stamm übernehmen sollte und der neue Stammesführer sein wird. Jetzt konnte ich nur hoffen das Chaska genügend Medizin für meine Mascha und das Mädchen mitbringt. Meine Jagdbeute hatte ich ja auch verloren, was bedeutet das ich morgen wieder in den Wald muss. Das einzig Gute heute ist also wirklich dieser Engel der vor mir im Gras schlummerte. Langsam gaben meine Beine nach und ich hockte mich neben das Mädchen. Meine türkisen Augen lagen immer noch auf dem bezaubernden Gesicht der Schönheit. Doch langsam Begriff ich das ich etwas tun musste. Lebte sie überhaupt noch ? Erschrocken hob ich hektisch meine Hand, nahm ihr Handgelenk und fühlte nach ihrem Puls. Oh großer Sonnengott , ich spürte nichts! Aber das konnte nicht wahr sein, denn die Haut des Mädchen war noch nicht ausgeblichen und sie besaß auch noch eine gewisse Körperwärme. Hektisch ließ ich ihr Handgelenk wieder fallen und drückte meine Finger zwischen die Mulde von Kiefer und Hals. Dort, endlich spürte ich ein Lebenszeichen. Das leichte Pochen ihres Pulses beruhigte mich ungemein, so bedeutete dies auch, ich hatte nicht umsonst gekämpft und meine Beute nicht umsonst verloren. Eine hellbraune Strähne fiel dem Mädchen ins Gesicht, als ein Windstoß über die Lichtung blies. Vorsichtig hob ich wieder meine Hand und strich sie dem Engel aus dem Gesicht. Verdammt war sie schön. Doch sie war auf keinen Fall von hier, oder einem Stamm in der Nähe. Dafür fehlten ihr die typischen Bemalungen und Tattoos und auch ihre Kleidung passte nicht hierher. Aber sie in die Stadt zu bringen und dort in ein Krankenhaus abzuliefern, wäre zum jetzigen Zeitpunkt auch unmöglich. Zwar hätte ich kein Problem sie den langen Marsch in die Stadt zu tragen, doch wusste ich nicht wie lange sie bei diesem schwachen Puls noch durchhielt und hier weg konnte ich eigentlich auch nicht, da ich morgen unbedingt dem Stamm wieder etwas zu essen bringen musste. Also tat ich das einzig richtige, stand auf und nahm den ziemlich leichten Engel in meine Arme, um ihn zu unserem Schamanen zu bringen. Vielleicht schafft er es ihr wieder ein bisschen Leben einzuhauchen, damit ihre Augen sich öffneten, der Anblick perfekt wäre, und sie wieder gesund war. So hielt ich sie unerbittlich in den Armen, während ich durch das Unterholz brach, immer darauf bedacht das sie keine Äste abbekam oder sich an den langen Gräsern schnitt. Schon lange hatte ich mich an diese geringen Schmerzen gewöhnt und spürte sie schon kaum mehr. Erst immer wenn ich nach Hause kam und unser Schamane meine vielen kleinen Schnittwunden mit Alkohol auswusch, wurde mir erst bewusst wie gefährlich es da draußen wirklich ist und das ich, wenn ich nicht aufpasste auch an einer Blutvergiftung sterben könnte. Unser Medizinvorrat war sowieso schon ziemlich eingeschränkt, doch zum Glück kannte sich Cheveyo, der Schamane mit Heilkräutern aus und mit der wenigen Medizin aus der Stadt, überlebten wir. Doch seit dem Mascha krank ist, kann Cheveyo ihr auch kaum helfen, denn sie scheint an einem Fieber erkrankt zu sein, das unbedingt mit Antibiotika behandelt werden muss. Auch die schmerzstillenden Tees des Schamanen halfen nur bedingt und zögerten das unvermeidliche raus. So betete ich jeden Tag zu den Göttern, sie mögen mir nicht meine Mutter wegnehmen, denn sie ist das einzige was mir blieb. Mascha hatte sich, nachdem ich vor dem Zelt des Stammesführers gefunden wurde, sofort um mich gekümmert und mich wie einen eigenen Sohn aufgezogen, mich alles gelehrt was sie wusste und immer zu mir gestanden. So hatte sie keinen Mann, wünschte sich aber immer ein Kind, weshalb sie immer meinte, mich hätten die Götter zu ihr geschickt, da sie doch unbedingt ein Kind wollte. Aber für Chaska, Appanoose und mich wurde die Zeit auch langsam reif. Chaska sollte bald den Stamm übernehmen und ein Stammesführer der respektiert werden wollte, brauchte auch eine Frau und sollte auch Kinder zeugen. Da es aber in unserem Stamm gar keine Frauen in unserem Alter gab, wollte Annawan, Chaska mit der Tochter des Häuptling der Wald und Wiesen verheiraten und somit die Stämme zusammenführen. Der Stamm der Wald und Wiesen lebte nicht weit von uns, gen Norden im Wald auf einer großen Lichtung, doch ihre Macht schwankte, da der Häuptling nur eine Tochter hatte und somit keinen der den Stamm weiter führen konnte. Auch war ihre Zahl nicht gerade groß. Insgesamt waren es Lenmana, die Häuptlingstochter, noch zwei jüngere Kinder und ein Baby und somit noch 7 Männer und 7 Frauen. Doch der Stamm der Wald und Wiesen existierte schon so lange, das sie ihn auf keinen Fall aufgeben wollten und in die Stadt ziehen wollten. Deshalb musste eine Vereinbarung her und in dieser Beschloss Adahy, der Häuptling des Stammes seine Tochter Lenmana, mit Chaska zu verheiraten um den Stamm am Leben zu halten. So sollte es bald eine Verbindung zwischen dem Stamm der Wald und Wiesen und dem unseren, dem Stamm der Wasserfälle, geben. Doch das sollte erst in einiger Zeit passieren, beziehungsweise dann wenn Mascha wieder gesund ist. Aber auch das Mädchen in meinen Armen sollte sich bald wieder an blendender Gesundheit erfreuen. Deshalb legte ich noch einen Schritt an Tempo zu und rannte quasi durch den Wald. Bald würde ich bei meinem Stamm ankommen, das spürte ich denn langsam wurde der Wald offener und immer mehr Sonnenlicht drang durch die Blätterdecke. Auch die Umgebung hier wurde immer bekannter und endlich kam ich auf den Schleichweg, auf dem ich schon so oft in den Wald aufgebrochen bin. Mit kräftigen Schritten und immer darauf bedacht das dem Mädchen nichts passierte, ging ich die letzten Meter und landete endlich am Rand des Waldes. Wie ich wohl aussehen musste, wie ich da gerade stand, ein großer Indianer-Junge mit einem Speer auf dem Rücken und zwei Messern an den Hüften, nur mit einem Lendenschurz bekleidet, mit vielen Bemalungen am ganzen Körper und mit einem wunderschönen Mädchen auf dem Arm, das so rein der Sonne entgegen blitzte. Stolz reckte ich mein Kinn in die Höhe, nicht bevor ich nicht noch einmal einen Blick auf das ruhige Gesicht des Mädchen geworfen hatte und stolzierte in Richtung der Zelte. Etwa 17 große und kleinere Zelte umrundeten einen großen Platz und im Hintergrund hörte man das leichte unerbittliche Rauschen des Wasserfalls, was man schon Kilometerweit hören konnte und somit unser Territorium abgrenzte. Immer näher kam ich dem Platz und langsam bemerkten mich die ersten meines Stammes, darunter auch Appanoose, der sofort in einem Zelt verschwand und nach Annawan rief. Der ganze Stamm erwartete heute Abend ein Festmahl, da es endlich mal wieder Fleisch geben sollte, doch stattdessen sahen sie wie ich mit einem Menschen durch das Tor schritt. Eine Menge bildete sich, so wollten sie doch alle wissen, was das sollte und wer das Mädchen in dem gelben Kleid und der reinen Haut einer Städterin ist. Doch allen voran stand dort Annawan, neben ihm Appanoose und der Schamane Cheveyo. Mit jedem weiteren Schritt in ihre Richtung weiteten sich die Augen der Menge und als ich endlich bei ihnen angekommen bin stand ich dem Häuptling gegenüber, der mich fast wie einen eigenen Sohn aufgezogen hatte und schämte mich ein bisschen, das ich keine andere Idee gefunden hatte und meine Beute aufgeben musste, denn die Leute hatten die Erwartung auf ein Festmahl und ich zerstörte diese somit. So senkte ich den Kopf vor Annawan und begrüßte ihn demütig: „Hallo, großer Häuptling.“ Mit weiter gesenktem Kopf wartete ich auf eine Antwort. Doch der Häuptling stampfte einmal mit seiner federgeschmückten Lanze auf und ließ mich somit meinen Kopf anheben. „Taima. Wer ist das ?“ fragte er mit ruhiger, gelassener Stimme.

Kapitel 3 - Schneewittchenschlaf

"Ich weiß es nicht." war meine einzige Antwort auf die Frage. "Ich fand sie auf einer naheliegenden Waldlichtung und ein Pather schlich um sie herum. Also verscheuchte ich diesen und brachte sie hierher." erzählte ich die ganze Geschichte in ein paar knappen Sätzen. "Lebt sie noch?" fragte jetzt Cheveyo. Mein Blick richtete sich auf den Schamanen und musterte ihn. Erst ist schon ziemlich alt, doch in seinen Augen erkannte man das diese Erfahrung, die erst somit hatte, ihm bei allem weiter half und erst ein ziemlich schlaues Köpfchen besaß. Doch unter der ganzen Schminke und den Bemalungen eines Schamanen mit den Zeichen der Götter, erkannte man den wirklichen Mann schon gar nicht mehr. "Ja, doch sie ist bewusstlos." antwortet ich respektvoll auf seine Frage. Der Schamane sprach nicht oft, nur wenn es sein musste und das schon gar nicht gerne vor versammelter Menschenmenge. "Bring sie in dein Zelt und leg sie neben Mascha. Dann kann ich nach den beiden sehen." gab Cheveyo den Befehl und ich wollte mich schon in Bewegung setzen, doch da hielt Annawan mich noch einmal zurück: "Wenn du fertig bist, muss ich mit dir sprechen." Demütig und zustimmend senkte ich den Kopf, bevor ich mit großen Schritten auf mein buntes Zelt zu ging. Eigentlich gehörte es ja Mascha, aber da ich in diesen aufwuchs, sah ich es auch als das meine an. Mit dem Fuß versuchte ich das dicke Lacken des Zeltes zur Seite zu schieben um eintreten zu können, doch es rutschte mir weg. Zum Glück war Cheveyo mir gefolgt, da erst sofort nach dem Stadt Kind sehen wollte, weshalb erst schnell vor trat und mir mit seinem hölzernen Medizinstab, der mir als Kind häufig angst gemacht hatte, den Zelteingang aufhielt. Schnell bückte ich mich und betrat unser großes Zelt. Mascha lag still auf ihrem improvisierten Bett und Asha, ihr Schwester und somit meine Tante, saß neben ihr und betupfte ihre fiebrige Stirn immer wieder mit einem selbst gespannten Waschlappen und kaltem Wasser.

 

Fortsetzung folgt. :) 

Impressum

Texte: Alle Rechte liegen bei der Autorin
Bildmaterialien: Alle Rechte liegen bei der Autorin denn Cover mady by myself
Tag der Veröffentlichung: 16.11.2013

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Ich widme es meinem kleinen Indianerjungen.

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