Prolog
Man sagt, in der Zeit, in der ein Schriftsteller schreibt,
lebt er in einer anderen Welt.
Er empfindet mit seinen Figuren. Sie werden Wirklichkeit. Er liebt, oder hasst sie. Er ist ein Teil dieser Welt.
Zwischen all den vielen Fantasy, Sagen und Märchenbüchern, die ich
In meinem Leben gelesen habe, finden sich immer wieder Parallelen,
Länder, Lebewesen, Pflanzen, Kräfte und Gebäude ähneln sich obwohl
diese Erzählungen aus der Feder von Menschen stammen, die unterschiedlicher nicht sein könnten.
Sie leben, in den verschiedensten Regionen unserer Erde, manchmal tausende von Kilometern voneinander entfernt.
Sie kennen sich nicht, sind sich noch nie begegnet, und doch beschreiben sie die gleichen Dinge.
Ich habe diese andere Welt gesehen, in ihr gelebt, Freunde und Feinde gefunden.
Ich habe gelitten, geweint und geliebt.
Sie existiert diese andere Welt…
Sie ist Wirklichkeit…
Ich war dort….
Mein Name ist Cara Mason
…. Und dies ist meine Geschichte…
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…..Erinnere Dich …
Ich hatte schon wieder so einen ungewöhnlichen Traum. Diese sanfte Stimme hallte immer noch in meinem Kopf, als stände jemand direkt neben mir und flüsterte in mein ins Ohr.
Die Stimme verwandelte sich allmählich in das jammernde gemaule meines Katers Smokey und holte mich allmählich in die Wirklichkeit zurück…
„ schon gut Smokey, ich bin wach… ICH BIN WACH! RUNTER VON MEINEM GESICHT!“
Sanft schupste ich den hungrigen Kater von mir runter und buddelte mich aus den zerwühlten Bettlaken aus.
Smokey, dem es wohl nicht schnell genug ging, versuchte nun ungeduldig die Tür meines Kleiderschrankes aufzukratzen, was meine Stimmung heute Morgen auch nicht gerade verbesserte.
„Ksch! Weg Da!“
Murrend zog ich mir eine paar frische Jeans und ein T-Shirt aus dem Schrank und schleppte mich Richtung Bad. Ich drehte gerade das Wasser in der Dusche an, als es in meiner Küche schepperte als wäre ein ganzes Blasorchester dort eingezogen.
Smokey hatte vor lauter Frust die Abdeckungen der Herdplatten vom Ofen geschupst und sah mich mit missbilligendem Blick an.
„schon gut, schon gut alte Nervensäge..“ Ich öffnete eine frische Dose Katzenfutter und füllte ihm seine Frühstücksportion in den Napf. Besser ich gab seinem Dickkopf nach als die Wohnung renovieren zu müssen weil mein Kater seinen Unmut an der Einrichtung ausließ.
Jaaa, Smokey, ich seufzte, was wäre das Leben langweilig ohne diesen silbergrauen Flohtransporter mit seinen smaragdgrünen Augen, die so lieb schauen können, auch wenn er etwas angestellt hat.
Während Ich das warme Wasser der Dusche über meinen Körper laufen lies, versuchte ich mich an meinen ungewöhnlichen Traum zu erinnern.
Was genau war es gewesen?
Sosehr ich mich auch konzentrierte, an mehr als diese Stimme konnte ich mich einfach nicht erinnern.
Dabei war es nicht das erste Mal, das ich das Gefühl hatte, das jemand direkt zu mir Sprach, während ich schlief.
Und immer fühlte es sich an, als wäre es tatsächlich wahr. Es ist, wie soll ich es nur beschreiben, es ist wie in diesen realistischen Träumen in denen man fliegen kann, man ist sich bewusst dass man träumt und doch empfindet man es als Wirklich.
ich band meine langen Haare zu einem Zopf, zog mich an und
setzte ich mich mit einer dampfenden Tasse Kaffe im Wohnzimmer auf die Couch.
Im Fernseher liefen die Nachrichten und ich gab mich ganz dem Genuss
meines Wachmachers hin.
Ich brauchte das morgens, ohne Kaffe, am besten via Transfusion, war ich nur ein halber Mensch.
Das einzige, was meine Ruhe störte, war Smokey, der seine leere Futterschüssel fordernd über die Bodenplatten in der Küche schob.
Nach den Nachrichten und dem Wetterbericht, zappte ich unlustig über die Kanäle.
Es war 8 Uhr und meine Freundin Manuela würde erst um 9 da sein.
Manu war seit Jahren meine beste Freundin und kam fast jeden morgen um mit mir raus zu den Pferden zu fahren.
Vor kurzem hatte ich meine Arbeit verloren und auch sonst, verlief mein Leben eher schlecht als recht…
Ich bin achtundzwanzig Jahre, nicht verheiratet, keinen Freund, keine Kinder.
Alles was ich in meinem Leben anfange, geht nach einer weile schief aber ich versuche das Beste daraus zu machen, indem ich das kleine bisschen Glück das ich doch irgendwo gefunden habe, zusammen zu halten.
Dazu gehören zum Beispiel, meine Wohnung meine Katze und meine Bücher.
Ja.. meine Bücher, jedes eine kleine Kostbarkeit für mich. Welten und Länder in die ich mich verkriechen konnte, wenn es mal wieder ganz schlimm war.
Im Fernsehen lief gerade eine witzige Serie und ich legte die Fernbedienung beiseite um mir noch einen Kaffee zu kochen.
… Erinnere Dich! ...
Verwirrt schüttelte ich den Kopf.
„was war das jetzt?“
„tzzzz“ wahrscheinlich litt ich schon unter Wahnvorstellungen…
Oder ich hatte einfach noch zu wenig Koffein!
„Das wird es wohl sein…“ murmelte ich und goss mir eine frische Tasse ein.
…ERINNERE DICH!!!!...
Eine Woge Zorn wirbelte durch meine Gedanken, Zorn der nicht der meine war.
Erschrocken schüttelte ich den Kopf um das Gefühl wieder loszuwerden, aber dieser fremde Zorn, durchflutete meinen ganzen Körper.
Entsetzt sprang ich auf und keuchte!
„Was ist los!!! Was um alles in der Welt IST das???!!!“
Angst kroch mir den Rücken hinauf und gribbelte in meinem Nacken, im selben Augenblick aber durchflutete mich ein Gefühl der Besorgnis und des Beruhigens. Ich weiß es klingt irgendwie unlogisch aber
es war als ob mich jemand in warme, starke Arme nahm und mich liebevoll wiegte.
Mein Herzschlag verlangsamte sich und mein Körper reagierte mit dem wohligen Gefühl des Erkennens und einer innigen Vertrautheit.
So schnell wie diese fremden Gedanken gekommen waren, verschwanden sie auch wieder.
Mit zitternden Händen, stellte ich meine Tasse ab griff zum Telefon um Manu anzurufen, vielleicht war sie ja schon wach und kam etwas früher.
Wenn ich schon den Verstand verlieren sollte, dann wollte ich dabei nicht alleine sein.
Fünf Minuten später war meine Freundin da, mit verschlafenem Gesicht taumelte sie in meine Küche Richtung Kaffemaschine.
„Was´n los?“ gähnte sie verhalten während sie darauf wartete das die Maschine den Kaffe in ihre Tasse spuckte.
„Ich weiß nicht“ murmelte ich.
„Wahrscheinlich eine Panikattacke, ich wollte nicht alleine damit sein…tut mir leid..“
„schon in Ordnung“ brummte sie „ist nur letzte Nacht wieder spät geworden…“
Manu arbeitete nachts bei einem Reinigungsdienst in einem großen Supermarkt und kam erst in den frühen Morgenstunden nach hause. Ich hatte ein schlechtes Gewissen.
Zumal mich das Gefühl nicht los ließ, als hätte ich mir die ganze Sache sowieso nur eingebildet…
Manu setzte sich mit ihrer Tasse zu mir ins Wohnzimmer, lümmelte sich genüsslich auf die Couch und seufzte.
„Net schlimm Ich war sowieso schon wach“ gähnte sie erneut.
Smokey beäugte Sie interessiert und beschloss das Manus wohliges Gebrummel wohl eine Einladung war sich auf ihr nieder zu lassen.
Langsam in tiefster Gangart grabbelte er auf ihren Schoss, um schnurrend seine Krallen in ihr Bein zu graben während er sich genüsslich streckte.
Quiekend riss Manu die Augen auf und Smokey machte den Freiflugschein auf den Fußboden.
Schmollend trollte er sich in den Katzenkorb.
„Doofe Katze!“ maulte Manu „Wenn ich eine Akupunktur am frühen Morgen brauche, geh ich zum Heilpraktiker!“
Ich lachte und Manuela grinste mich über ihre Tasse hinweg an.
Es war schön, eine Freundin wie Manu zu haben und sie war meine beste!
… Erinnere Dich…
Schon wieder diese Stimme in meinem Kopf…
Ich versuchte sie abzuwehren, aber irgendetwas in meinem Geist, schmiegte sich an diese Stimme, genoss ihren warmen Klang und die Geborgenheit die sie ausstrahlte…
Ich schüttelte den Kopf.
„Was los?“ fragte Manuela.
„Nichts… glaub ich… alles in Ordnung…“ doch irgendwie fühlte ich mich seltsam zu etwas hingezogen, dass eigentlich nicht da war…
„komm lass uns zu den Pferden fahren ich hab das Gefühl hier raus zu müssen…!“ murmelte Manu, erhob sich und trank gleichzeitig ihren letzten rest Kaffee in einem Schluck.
Seit zwei Jahren teilten Manu und ich uns eine Reitbeteiligung an zwei Westernpferden.
Während Manu umständlich in ihre Boots schlüpfte, fuhr ich meinen kleinen Geländewagen vor.
Noch immer hatte ich das Gefühl, das mich jemand liebevoll im Arm hielt. Ich begann mich diesem Gefühl hinzugeben und mich darin zu sonnen.
Schon lange hatte ich mich nicht mehr so geborgen und beschützt gefühlt…
Komisch… Wissentlich hatte ich noch nie Drogen mehr zu mir genommen…
Und wenn, wäre es für einen Flashback wohl redlich spät gewesen…
Wurde ich wirklich langsam verrückt?
Nach der anstrengenden arbeit bei den Pferden ging es mir wesentlich besser, etwas kaputt, aber besser. Auch Manuela streckte sich genüsslich und gähnte verhalten vor sich hin.
„Ich glaub du fährst mich besser nach Hause und leg mich noch etwas aufs Ohr, Cara“
Ich grinste sie an „glaube, das wird das beste sein, wir sehen uns ja morgen früh“
„wenn etwas ist, kannst du anrufen, bin in ein paar Minuten bei dir“
Ich ließ sie vor ihrer Haustür raus und machte mich auf den Heimweg.
Einen wirklichen Plan für heute hatte ich noch nicht.
Daheim zog ich mir meine Wolldecke von der Sofalehne, legte Kuschelmusik in den CD-Player lümmelte mich auf die Couch und schloss die Augen….
….da bist du ja, meine hübsche…
…erwache!….
Geleitet von dem warmen Gefühl, dass von dieser Stimme ausging kuschelte ich mich noch tiefer in meine Decke…
Der Geruch von gemütlichem Kaminfeuer und frisch gebackenem Brot stieg in meine Nase, mein Bauch fing unwillkürlich an zu knurren um sich über seine Vernachlässigung zu beschweren…
Dieses rumoren, störte allerdings meine jetzige Behaglichkeit erheblich sollte ich mir was zu essen machen? Seufzend öffnete ich die Augen und begann langsam meine Umgebung besser wahrzunehmen…
… ich blinzelte…
…noch mal blinzeln…
…Ich schoss hoch! DAS war definitiv NICHT! Mein Wohnzimmer! Und der Geruch des offenen Feuers, war nicht nur eingebildet!
Langsam drehte ich meinen Kopf, um meine Umgebung besser in Augenschein zu nehmen… und erschrak!
Ich lag in einem großen altmodischen Himmelbett. An meinem Fußende, loderte in einem Rußgeschwärzten Kamin, ein warmes Feuer.
Ein roter Teppich lag schwer, vom alter gezeichnet auf dem Boden. Große Buntglasfenster erleuchteten schwach den großen Raum.
Eine Hand legte sich sacht auf meinen Arm und ich schaute in warme braune Augen umrahmt von langen Wimpern in einem markanten Gesicht. Rotbraune Locken von einer grünen Schleife zu einem dicken Zopf gebunden vervollständigte das Antlitz meines Gegenübers.
„Schhhh… alles ist in Ordnung… du brauchst keine Angst zu haben!“
tönte eine tiefe warmherzige Stimme an mein Ohr.
Verwirrt schüttelte ich die Hand des jungen Mannes ab der auf der Bettkante saß und versuchte mit Schwung aus dem riesigen Bett zu springen…
Sagte ich versuchte?
….
Jaaaa... genau… ich versuchte! DAS, war zumindest meine Absicht….
In der Realität sah das ungefähr so aus:
Ich verhedderte meine langen Beine in einem überdimensionalen Plümo, segelte in Kinoreifer Vorstellung mit rudernden Armen, Kopf voran Richtung Zimmerausgang….
Bevor ich jedoch mit irgendeinem Körperteil bremsen konnte, wurde ich von zwei dürren aber sehnigen Armen aufgefangen.
„ Hoppla! Nur langsam junge Dame, ganz so schnell könnte schmerzhaft werden!“
Ich blickte auf in das Gesicht eines älteren Mannes mit Schulterlangen weißen Haaren und lustig blitzenden braunen Augen umrahmt von zahllosen Lachfältchen.
Seine Mundwinkel zuckten verschmitzt als er mir seine knochige Hand hinhielt damit ich mich besser aus meiner Misere befreien konnte.
Verdutzt ergriff ich sie, tun, würde er mir bestimmt nichts schließlich hatte er mich gerade davor bewahrt vor allen Anwesenden, elegant mit dem Gesicht zu bremsen. Ich schüttelte die Laken ab die ich bei meiner Flucht vom Bett mit gezogen hatte, drückte mich mit dem Rücken an eine Wand damit ich den Raum besser im Blick hatte und verschränkte die Arme vor der Brust, einfach, weil ich nicht wusste wohin damit.
Der Rothaarige auf der Bettkante schaute mich beschwichtigend an, er hatte seine Hände auf die Oberschenkel gelegt mit den Handflächen nach oben, wahrscheinlich um mir zu zeigen, das er nichts böses im Schilde führte.
Der ältere mit den weißen Haaren lächelte immer noch während er sich aus einer bauchigen Kanne die auf einem Tisch neben ihm stand, Tee in einen Becher goss.
„ Möchtest du auch einen Tee, Traumreiterin? Er ist sehr lecker! Ich habe Jahre gebraucht um die richtige Mischung zu finden“.
Traumreiterin?
„Wer, Ich?“ Er nickte mir zu.
„ Ich würde lieber erfahren, wo um alles in der Welt ich hier bin! Wer ihr seid! UND! Wie ich wieder dahin komme wo ich war!“
„ hmm eine durchaus berechtigte Frage liebes Kind, aber beruhige dich erstmal, kein Tee wird so heiß getrunken wie er gekocht wird!“
Mit diesen Worten setzte er sich mit überschlagenen Beinen in einen gemütlichen alten Ohrensessel, der neben dem Tisch stand.
… hatte der gerade schon da gestanden?.....
„Mein Name ist Sidca, Meister Sidca um genauer zu sein, aber Sid reicht auch. Der ungehobelte rothaarige Bursche dort drüben ist Tom vom Clan der Nachtjäger, ein hervorragender Krieger, aber seine Erziehung lässt manchmal zu wünschen übrig“
Schmunzelnd steckte er seine Nase über den Becher und blies mit gespitzten Lippen über seinen dampfenden Tee.
„Entschuldige mal Sid, wieso nennst du mich ungehobelt?!“ erwiderte jener Tom.
„Na, Ich war wohl nicht derjenige, der unserem Gast ungefragt auf die Pelle rückte um ihn wie ein erschrecktes Kaninchen aus dem Bett zu scheuchen!“
„aber das war doch keine Absicht! Ich wollte sie nur beruhigen!“
„Das ist dir ja erstaunlich gut gelungen…“ murmelte Sid grinsend.
„Haallooohooo!“ rief ich in die Runde, „dürfte ich eure Aufmerksamkeit mal kurz wieder auf mich lenken?“
„Entschuldige meine Liebe, wir sind wohl etwas vom eigentlichen Thema abgeschweift“ schuldbewusst schlug Sidca die Augen nieder, aber die zahllosen Lachfältchen in seinem Gesicht zeigten mir, das er wohl nicht wirklich betroffen darüber war.
Irgendwie mochte ich den alten Mann, auf eine vertraute Art und Weise.
Tom war aufgestanden um sich seinerseits Tee einzuschenken. Mit dem dampfenden Becher in der Hand durchquerte er das Zimmer, lehnte sich an einen der Fensterbögen und schaute versonnen nach draußen.
Tom überließ es wohl Sid, mir eine Erklärung zu geben.
Der Meister schaute ihm seufzend nach und wandte sich dann mit einem räuspern zu mir um.
„Also, zurzeit befindest du dich in Avalla, Avalla ist eine magische Welt, die parallel zu deiner existiert.
Im Gegensatz zu hier wo die Zeit für dich voranschreitet, bleibt in deiner Welt die Zeit praktisch stehen, das heißt, wenn du zurück reist, wirst du dich genau dort wiederfinden, wo du dich zuletzt befunden hast. Selbe Zeit, selber Ort. Verstehst du?“
„Ja, aber wie bin ich hierher gekommen? Und Wie kann ich wieder zurück?“
„Willst du denn jetzt schon zurück Traumreiterin? Möchtest du nicht erst einmal herausfinden wo du hier bist? Bist du nicht neugierig und möchtest etwas über unsere Welt herausfinden? Du bist jetzt schließlich ein Teil davon…“
„Nein!“
seufzend stand er auf und zog aus einer Tasche die sich versteckt in einer tiefen Falte seiner Bodenlangen Robe befand ein Lederband hervor an der ein Stück ungeschliffener Bergkristall baumelte.
„hier“ sprach Sidca und legte mir die Kette in die offene Hand.
„wenn du dir dieses Amulett umlegst und dich auf den Kristall konzentrierst, dann kannst du jederzeit wieder zurückkehren in deine Welt. Umgekehrt funktionierte es genauso. Allerdings, schreitet die Zeit hier genauso voran wie in deiner Welt und bleibt nicht stehen, das heißt, ein Tag in deiner Welt, ist auch ein Tag in unserer Welt. Eine Minute in deiner Welt, ist auch eine Minute in Avalla.“
Staunend betrachtete ich die Kette, bevor ich sie mir um den Hals band.
Ich umfasste den Kristall mit den Fingern und konzentrierte mich auf zuhause….
….kommst du wieder?.....
Flüsterte eine dunkle, warme Stimme in meinen Gedanken. Wohlig räkelte ich mich, schmeckte flusige Haare in meinem Mund, die mich auch in der Nase kitzelten und ein tiefes Brummen dröhnte in meinem Kopf.
Smokey lag schon wieder auf meinem Gesicht!
…Ich war zuhause….
„Und nun?“ fragte Tom, Sid.
Der alte Mann lehnte sich seufzend zurück.
„Jetzt, können wir nur noch warten und hoffen. Den Weg haben wir ihr gezeigt, gehen, muss sie ihn selbst“…
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„SMOKEY! RUNTERVONMEINEMGESICHTVERDAMMTNOCHMAL!“ fauchte ich.
Das war ja vielleicht ein bescheuerter Traum!
Kopfschüttelnd griff ich an meinen Hals und schluckte.
Zwischen meinen Fingern fühlte ich den großen Bergkristall.
„Was?...“
„Das kann doch nicht sein!!!!!!!“
Scheiße…
Ich schoss hoch, mein Herz klopfte bis zum Hals, mein Kopf dröhnte vom Blut, das mir in den Ohren rauschte.
Was war passiert? War das wirklich die Wahrheit? Das kann einfach nicht sein!
So etwas gibt es doch gar nicht!
Ich knotete dass Lederband auf und feuerte den Anhänger in die Ecke.
zitternd stand ich auf.
Was sollte ich jetzt tun?
Ich starrte den Anhänger an der auf dem Boden in einem Sonnenstrahl schimmerte.
„VERDAMMT, VERDAMMT, VERDAMMT!“ schrie ich.
Smokey fauchte mich verdattert an und flüchtete.
Ich hatte das Gefühl als würde ich im hintersten Winkel meines Bewusstseins ein leises Lachen vernehmen.
„Ich werde wirklich verrückt!“
… das verhaltene lachen in meinem Kopf verstärkte sich….
Es hörte sich jetzt an wie ein entferntes Donnergrollen.
„Ich werde nicht verrückt! Ich BIN verrückt!“ schoss es mir durch den Kopf.
Ich versuchte mir jedes Detail meines „Traumes“ in Erinnerung zu rufen.
Das kann nicht die Wahrheit gewesen sein!
Jetzt komm erstmal zu dir Cara, beschwichtigte ich mich
Langsam bis zehn zählen, tief durchatmen und nachdenken!
Es gibt für alles eine Erklärung!
Smokey kam derweil hinter der Tür hervorgekrochen und fixierte mich mit hocherhobenem zitterndem Schwanz, dick wie eine Klobürste.
Ich musste trotz allem lächeln als ich ihn sah.
„Komm her alter Schnurrer! Es ist alles in Ordnung! Musst keine Angst haben!“
Die Schnurrhaare nach vorne gestellt und mit schnellen schritten, trabte er auf mich zu, ging in die Hocke und sprang mir im selben Moment brummend auf den Schoss.
Ich streichelte ihm das gesträubte Fell glatt und versuchte ihn zu beschwichtigen.
Ich wollte ihn nicht so erschrecken, aber dieser Schreck hatte mich ja selbst bis ins Mark getroffen!
Wieder schaute ich zu dem glitzernden Kristall der auf dem Boden in der Sonne lag.
Mein Herz hatte aufgehört so zu rasen und ich kam einigermaßen zur Ruhe.
Ich konnte mir nicht vorstellen, dass, das was ich eben erlebt hatte, wirklich passiert war, aber von irgendwoher musste diese Kette ja gekommen sein, die zumindest, hatte ich mir nicht nur eingebildet und vorher, war sie jedenfalls nicht da, denn so eine Kette hatte ich nie besessen.
…wenn du dir diese Kette umlegst und dich auf den Kristall konzentrierst, kannst du jederzeit wieder zurückkehren in deine Welt. Umgekehrt funktionierte es genauso…
Kamen mir die Worte aus meinem Traum in den Sinn…
Ich WOLLTE es gar nicht versuchen! NIE MEHR!
…eine fremde Traurigkeit erfasste mein Bewusstsein…
Sie erfasste mich mit jeder Faser meines Seins.
Ich ließ den Kopf in den Nacken fallen und Tränen liefen mir über die Wange
als ich die Augen schloss.
GOTT! Was ist nur los mit mir?
Ich bin ein Bodenständiger Mensch!
Ich glaube nicht an Magie und diesen ganzen Kram!
Wie um meine Worte Lügen zu strafen, sprang Smokey von meinem Schoss auf den Boden und spielte mit dem achtlos in die Ecke geworfenen Kristall.
Ich seufzte…
Die Angst, die mich nach dem aufwachen aus diesem dämlichen Traum erfasst hatte, war fasst gänzlich verschwunden.
Trotz alledem, lag der Anhänger mitsamt Kette noch immer dort, wo ich ihn hingeworfen hatte.
Smokey hatte es sich neben der Kette auf dem sonnigen Boden bequem gemacht.
Als ich aufstand und zu ihm rüber lief hob er kurz den Kopf um mich brummend zu begrüßen und stupste als er sich streckte mit der Pfote gegen den Kristall.
Ich kniete mich neben ihn und hob die Kette auf. Nachdenklich rollte ich den kantigen Anhänger zwischen den Fingern.
Ich stand auf ging ins Badezimmer an den Spiegel und knotete mir das Band wieder um den Hals.
Eine kurze weile betrachte ich mein Spiegelbild mit dem durchsichtigen Stein.
Eigentlich sah es ganz hübsch aus.
Waren das wirklich gerade meine eigenen Gedanken und Empfindungen?
Smokey strich schnurrend um meine Beine als wollte er mich in die Wirklichkeit zurückholen.
Ein Blick auf die Uhr allerdings sagte mir, dass seine Besorgnis eher seinem Nachmittäglichen Bauchknurren galt, als meiner gepflegten Eitelkeit. Wie lange hatte ich denn geschlafen? Ich war total durcheinander.
Wie in Trance ging ich in die Küche um ihn zu erlösen.
Mit forderndem maunzen das sich eher nach Schaf anhörte als nach Katze trabte er neben mir her, als ich nach der Futterdose griff, rannte er mir so aufgeregt in die Füße, das ich mich gerade noch halten konnte bevor ich mit einem Salto vorwärts über ihn geflogen wäre.
Das erinnerte mich wieder an meine Flucht aus diesem komischen Bett.
Traum oder nicht, Ich fluchte.
Fing das schon wieder an?
Smokey wurde die Warterei zuviel und mit ausgefahrenen Krallen die er mit Genuss in meinen Fuß haute, versuchte er wohl im wahrsten Sinne des Wortes „nachzuhaken“ warum ich so lange brauchte um sein „ESSEN“ in den Napf zu schaufeln.
„AUUUAAA!“
Grollte ich, „kannst du nicht mal eine Minute warten?“
Verärgert schaufelte ich ihm den ganzen Rest der noch in der Dose war in sein Schälchen bis es fasst überquoll.
Seufzend besah ich die Bescherung.
Smokey war wohl anderer Meinung über den unvorhergesehenen Nahrungsüberschuss und machte sich schmatzend über das Angebot in seiner Schüssel her.
„ als ob du nicht schon rund genug wärst!“ grummelte ich, schwenkte die leere Dose am Spülbecken aus und feuerte sie in den Sammelbehälter.
„Always look on the bright side of life! “sang ich vor mich hin, griff nach der Gießkanne und huschte nach draußen um meine Blumen vor dem verdursten zu retten.
Bei mir kein leichtes unterfangen, denn einen grünen Daumen besitze ich nicht und es wundert mich jeden morgen, das meine Blümchen nicht mit einem weißen „ICH STREIKE“ Schild vor meiner Haustür auf und ab marschierten.
Verdenken könnte ich es ihnen nicht!
Ich schmunzelte, als das erfrischende Nass in jedes kleine Pflanzenheim plätscherte.
Nachdem meine Blumen, oder das was sie mal darstellten, ertränkt waren, setzte ich mich in einen Gartenstuhl und spielte versonnen mit dem Anhänger.
Meine Gedanken blieben bei Sidca hängen.
Unwillkürlich schloss ich die Augen als ich sie wieder öffnete blickte ich…
Ich blickte!
…in Sidcas von zahllosen Lachfältchen gezeichnetes Gesicht !….
„Willkommen zurück in Avalla, Traumreiterin!“ grinste er mich an, aus seinen Augen funkelte mir ehrliche Freude entgegen.
„Sid?“ fragte ich dämlicher weise, er grinste noch mehr.
„ Wie er leibt und lebt!“ antwortete Sidca und machte eine formvollendete Verbeugung.
„Aber… wie…?“
„Ah! Keine Sorge, du hast den Traumkristall benutzt und bist zurückgekehrt!“
Ich schaute mich fragend um. Im Gegensatz zu heute Morgen, befanden wir uns nun in einem kleinen, von Mauern umringten Kräutergarten.
Die Luft roch schwer nach allen möglichen Gewürzen und Pflanzen.
Sid trug einen lächerlich zerrupften Hut mit breiter Krempe der ihn wohl vor der tiefliegenden Nachmittagssonne schützen sollte. Beide Hände in die langen Ärmel seiner Robe gesteckt fragte er:
„Möchtest du jetzt vielleicht einen Tee, Traumreiterin?“
„äh…gerne“.
Sid schenkte uns mit einem freudigen Gesichtsausdruck Tee in zwei Becher, aus derselben bauchigen Kanne die er schon heute Morgen benutzt hatte und die auf einem Tisch neben ihm stand.
…wo kam denn der Tisch und die Kanne gerade her? fragte ich mich erstaunt.
Er reichte mir einen der Becher und lies sich seufzend in einen alten Ohrensessel neben dem Tisch fallen und schlug die Beine übereinander.
….war der eben auch schon da? ...
Ich musste wohl ziemlich irritiert aus der Wäsche geschaut haben, den Sid schmunzelte mich über seinen Becherrand hinweg an.
„entschuldige meine Liebe, ich vergaß! Diesmal bin wohl eher ich derjenige, der die Gastfreundschaft unseres Landes hinten angestellt hat!
Setzt Dich doch!“ mit einer einladenden Geste seiner Hand, erschien direkt neben mir ein zweiter alter Ohrensessel, der dem seinen bis auf den letzten Fleck glich.
Erstaunt ließ ich mich darauf nieder.
Sidca lachte.
„Ich bin ein Zauberer, zumindest würde man mich in deiner Welt so bezeichnen, Traumreiterin“
Langsam begann ich zu verstehen.
„Wo ist Tom?“ fragte ich und schaute mich verstohlen in dem kleinen Gärtchen um.
„Oh unser Freund ist mit einer Gruppe Krieger aus dem Nachtjäger Clan hinaus zur Jagd. Er wird sich sicher ärgern, das er deine Rückkehr verpasst hat!“ kicherte der Alte und nippte an seinem Tee.
„Dann ist das alles also kein Traum?“
„Hm… es kommt an von welcher Sichtweise du es siehst…“ erwiderte Sid und runzelte die Stirn.
„Für uns Bewohner von Avalla ist diese Welt so real wie dir deine Welt real erscheint. Wir leben, lieben, atmen, essen, arbeiten… wir freuen uns und wir können traurig sein… Wir existieren. Genauso wie Du.“
„Aber, wie kann das sein, das ich in zwei Welten existiere? Kannst du auch in meine Welt, ähm… hinüber?“
Sid lachte.
„Nein, meine liebe, Wir, können nur hier in Avalla existieren.“
„Und die Stimme die ich ständig in meinen Gedanken und Träumen höre? Wart ihr das?“
„Nun… es gibt natürlich Möglichkeiten, mit Traumreitern in Verbindung zu treten… aber das können nur wenige von uns… Ich bin einer davon, aber ich kann mich nicht entsinnen, öfter zu dir gesprochen zu haben…“
„Trotzdem nahm ich eine Stimme in meinem Bewusstsein wahr, die mich zu rufen schien, wer war es sonst, wenn nicht ihr?“
Sid zog seine Stirn noch krauser als sie schon war.
„Nein, Cara, ich war es nicht der Dich gerufen hat.“ Und ich glaubte eine gewisse Beunruhigung in seinem Gesicht wahrzunehmen.
„Wie hörte sich diese Stimme denn an? Kannst du sie mir beschreiben?“
Ich überlegte.
„Also… sie war sehr tief, aber beruhigend, verlockend wie eine Umarmung.
Manchmal, wenn die Stimme aufgeregt schien, hatte ich das Gefühl eine tiefe Resonanz durch meinen ganzen Körper zu spüren. Ein befremdliches Gefühl und doch so sehr vertraut das ich sie ab und zu nachdem sie meinen Geist berührt hatte, vermisste…“
Ich errötete und versuchte meine Verlegenheit hinter meinem Teebecher zu verstecken.
Meine Angst war allerdings unbegründet denn Sidca hatte die Augen geschlossen. Leise flüsterte er das Wort „Azriel“.
„Azriel?“ fragte ich neugierig.
„Wer oder was ist Azriel?“
„Das spielt momentan keine Rolle Cara, ich werde mich darum kümmern, dann wird sich herausstellen ob meine Gedanken die richtige Richtung angenommen haben.“
Verwirrt nippte ich an meinem Tee.
„AH! Da kommt er ja!“ lächelnd erhob Sid sich aus seinem Sessel und schweifte in Richtung einer kleinen Pforte die in der Gartenmauer eingelassen war.
Ich folgte seinem Blick, sah aber nichts.
„Wer kommt da?“ fragte ich verdutzt.
„Tom!“ antwortete er und lächelte mich an.
In diesem Moment öffnete sich das schmiedeeiserne Tor und Tom kam lächelnd auf uns zugeeilt.
Ich erhob mich aus meinem Sessel und wusste nicht wie ich mich verhalten sollte.
Verlegen rollte ich den Teebecher zwischen meinen Händen hin und her.
Der Hünenhafte Krieger der Nachtjäger mit seinen warmen braunen Augen blieb vor mir stehen und verbeugte sich. Seine Augen strahlten vor Freude und Wärme.
Tom überragte mich um einen ganzen Kopf. Es kam nicht oft vor, dass ich zu jemandem aufschauen musste. Immerhin war ich mit einemmeterachzig selbst nicht gerade die kleinste.
„Willkommen zurück Traumreiterin!“ rief er und umfasste meine Hände die verkrampft den Teebecher festhielten.
„Hattet ihr eine erfolgreich Jagd?“ räusperte sich Sid.
„Wie bitte? Äh ja, das hatten wir“ erwiderte Tom mit einem Blick zu Sid.
Er ließ meine Hände los und lies sich grinsend in Sidcas Sessel fallen.
Mit einem Augenrollen erschuf Sid noch einen Sessel und ließ sich würdevoll in die Polster gleiten.
„Keine Erziehung, wie ich schon sagte…“ Kopfschüttelnd griff er nach der Teekanne und übersah geflissentlich das Tom ihm eine Grimasse zog.
„Wie lange bist du schon da Traumreiterin?“
ich versuchte während ich ihm antwortete, seine Stimme mit der aus meinen Träumen in Verbindung zu bringen, fand aber keine Übereinkunft.
Die Stimme aus meinen Träumen klang viel tiefer und anmutiger als würde sie das Wissen und die Liebe tausender von Jahren in sich tragen und Toms Stimme war eher jugendlich und weich.
Trotzdem strahlte Tom eine überraschende und fast atemraubende Würde aus, als trage er schon hunderte von Jahren auf seinen Schultern.
Ich beobachtete ihn aus den Augenwinkeln, aber es blieb ihm nicht verborgen und er grinste mich an.
Mit hochrotem Kopf suchte ich nach einem Loch im Boden um zu verschwinden und griff nach meinem Kristall.
Wenn ich doch nur nicht immer so unsicher wäre…
Tom zog die Luft zwischen die Zähne und ich lies die Hand sinken.
Ich schaute ihn fragend an und sah ehrliche Enttäuschung und Betroffenheit in seinem Gesicht.
Anscheinend liegt ihm wohl viel daran, dass ich noch etwas bleibe, schoss mir durch den Kopf.
Es war mindestens schon mehr als eine Stunde seit meiner Ankunft in Avalla vergangen, denn es fing allmählich an zu dämmern.
Die Luft wurde kühler und ich begann in meinem dünnen Träger-Shirt und meinen dünnen Jeans zu frösteln.
„Mein Gott, du frierst ja!“ rief Tom plötzlich aus.
Wie dumm von uns, nicht daran zu denken! Lasst uns in die Feste gehen, du hast bestimmt auch Hunger! Marga hat bestimmt ein paar Köstlichkeiten für uns übrig!“
„Marga?“ fragte ich
„Marga ist unsere heißgeliebte Köchin!“ schmunzelte Sid,
„Wenn du einmal von ihrem Essen gekostet hast, möchtest du nie wieder zurück!“
„Verfressener alter Kauz!“ lachte Tom und zog mich hinter sich her in die Burgfeste.
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In der Burg war es trotz der enormen Größe des Gebäudes angenehm warm. Wir durchschritten eine große Vorhalle deren Blickfang eine riesige Freitreppe einnahm. Ich schaute mich staunend um. Zahllose breite Gänge und kleine Flure zweigten von der Halle ab. Es war atemberaubend.
Es roch nach gebratenem Fleisch und frisch gebackenem Brot.
Eine Gruppe junger Männer kam uns schwatzend entgegen und grüßten Sid ehrfürchtig bevor sie sich wieder in ihr Gespräch vertieften und weiter gingen.
Die Männer trugen alle dieselbe Kleidung wie Tom und ich nahm an das auch sie dem Clan der Nachtjäger angehörten.
Ich folgte Sid und Tom in eine riesige Küche in der geschäftiges treiben herrschte.
Zwei Burschen legten gerade in einem der beiden offenen Kamine Holz nach, während eine kleine stämmige Frau vorangeschrittenen alters mit glühenden runden Backen, einen Braten aufschnitt.
„Das ist wohl Marga…“ sagte ich zu Tom gewandt und lächelte angesichts Sidcas strahlendem Blick der auf der älteren Dame ruhte.
Tom grinste nur und nickte.
„Hey Marga! Hast du für den alten dünnen Hungerhaken noch etwas übrig? Oder muss ich noch mal auf die Jagd gehen?!“ lachte Tom
Und Marga winkte mit einem übertriebenen Augenrollen ab.
„Um den alten Herrn hier satt zu bekommen Tom, könntest du die Jagd Hauptberuflich ausüben und DANN würde er noch jammern dass er vor Hunger sterbe!“
Sid zog einen Schmollmund und setzte sich an eine der langen Holztische die in der Küche aufgestellt waren.
Wie zur Versöhnung reichte ihm Marga einen Teller mit zwei saftigen Scheiben Braten und frisches Brot.
Sid grinste wie ein Honigkuchenpferd und lies es sich mit vollen Backen schmecken.
Jetzt wusste ich an wen er mich erinnerte! Sid und Smokey MUSSTEN irgendwie verwand sein!
Tom knuffte mich liebevoll in die Seite und lächelte.
„So isser unser Sidca! Nichts ist schlimmer für ihn als der Gedanke Hungers zu sterben!“
Ich setzte mich ebenfalls an den langen Holztisch und Marga reichte mir einen Teller.
„Ich hoffe du legst nicht denselben Appetit an den Tag wie unser alter Sid hier! Mager wie du bist!“ lächelte sie
„unser armer Tom würde sonst vor lauter Jagen nicht mehr zu seinem gerechten Schlaf kommen!“ warf sie hinterher.
Damit stellte sie Tom einen Teller vor auf dem drei riesige Scheiben Braten lagen.
Sid beäugte neidisch Toms Teller und dann den restlichen Braten den Marga gerade in Sicherheit brachte.
Wir aßen schweigend und ich merkte wie ich mich zunehmend wohler fühlte.
Ich konnte gar nicht verstehen warum ich heute Morgen noch solche angst hatte.
…siehst du, wie der alte Sid schon sagte, kein Tee wird so heiß getrunken wie er gekocht wird…
Ich zuckte unwillkürlich zusammen, als die Stimme mein Bewusstsein berührte.
„Alles in Ordnung?“ fragte Sid
„Äh ja… ich glaube schon…“
„Azriel?“ formten seine Lippen leise in meine Richtung, wohl das Tom es nicht sah und ich nickte stumm über meinen Teller hinweg.
Die Präsenz in meinem Bewusstsein verschwand und ich nahm noch ein verhaltenes Kichern wahr, das aber so in meinen Gedanken nachwirkte, dass auch ich unwillkürlich grinsen musste.
Irgendwie kam ich mir vor wie ein kleines Kind das mit seinen Freunden einen Streich ausgeheckt hatte.
Sid sah mich beunruhigt an, doch ich schüttelte unwillkürlich den Kopf um ihm zu verstehen zu geben, das alles in Ordnung war.
Tom hatte von alledem nichts gemerkt.
Sidca zuckte mit den Schultern und schielte auf Toms Teller. Mit einem enttäuschten „Hmpf“ zog er die Mundwinkel nach unten als er feststellte das Tom nichts mehr übriggelassen hatte.
Kichernd schob ich ihm die Reste auf meinem Teller hin, worauf er dankbar grinste.
Nachdem wir gegessen hatten überkam mich allmählich eine zufriedene Müdigkeit und ich unterdrückte ein Gähnen.
„Oh! Bist du denn schon müde?“
Fragte mich Tom.
„etwas…“ erwiderte ich und schaute schuldbewusst in seine braunen Augen…
„Aber du kannst jetzt noch nicht schlafen gehen! Heute Abend gibt es ein großes Feuer auf der Burgwiese mit Tanz! Das willst du doch nicht verpassen?
„Ich soll zu einem Fest? In diesem Aufzug?“ fragte ich mit aufgerissenen Augen.
Tom schaute mich verständnislos an.
Sidca schüttelte über Toms Unwissenheit den Kopf.
„Tom, nur weil die meisten Frauen aus deinem Clan, es vorziehen in Beinkleidern herumzulaufen und sich wie ein Mann benehmen, musst du nicht denken, das alle Frauen auf diesem Niveau in der Welt herumschreiten!“
Die Erkenntnis traf Tom wie einen Blitz und ich musste unwillkürlich lachen.
„Aber Traumreiterin, in deinen Gemächern findest du alles was du brauchst! Hat dir das der alte Kauz denn nicht gesagt?“
„In meinen G-e-m-ä-c-h-e-r-n?“ fragte ich verständnislos und blickte von einem zum andern.
„Aber ja! Seit der Prophezeiung, das du eintreffen würdest, haben wir dir hier auf der Feste deine Gemächer vorbereitet! Immer in der Erwartung das du sie jederzeit benutzen kannst wenn du kommst.“
„Prophezeiung???“
Sid seufzte. „Tom, in den paar Stunden in denen Cara nun bei uns ist, war wohl nicht genügend Zeit ihr alles zu erklären, was sie wissen muss.“
Tom führte in einer entschuldigenden Geste ehrerbietlich die Hand von der Stirn zum Herzen.
Ungläubig schaute ich in ihre Gesichter.
„Ich werde dir morgen alles erklären.“ Sagte Sid.
„Wenn du möchtest, bitte ich eines der Mädchen, dich in deine Zimmer zu begleiten und dir beim ankleiden zu helfen. Du möchtest doch sicher dem Feuerfest beiwohnen oder?“
„ich… ich weiß nicht recht…“ stotterte ich hilflos. Doch Sidca schob mich unbeirrt Richtung Freitreppe in der Haupthalle.
Wenig später drehte ich mich bewundernd von einer Seite auf die andere vor einem enormen alten und halbblinden Standspiegel. Die junge Frau, die Sid mir zur Seite gestellt hatte, Dalia, half mir gerade dabei mein Kleid am Rücken zu schnüren.
Dalia war ein pausbackiges Mädchen mit fröhlichen Augen und roten Wangen. Ein langer brauner Zopf zappelte lustig bei jeder ihrer Bewegungen auf ihrem Rücken.
Wir hatten aus dem überdimensionalen Maß an Kleidern, die sich hier fanden, ein Bodenlanges Weinrotes Kleid herausgesucht mit überlangen Ärmeln, kunstvoll bestickt mit weißer Borte.
Ich grinste.
„Ich seh aus wie ein Burgfräulein aus dem Mittelalter!“ sagte ich zu Dalia
die mich jetzt zu einer Frisierkommode hindirigierte.
Sie grinste und schwatze ununterbrochen fröhlich weiter über das Feuerfest und lustige Begebenheiten, während sie mir die Rückenlangen Haare öffnete, einen Teil flocht und sie mir gekonnt am Hinterkopf Hochsteckte.
In den Rest, der mir offen auf den Rücken viel, knotete sie lange weiße Bänder.
Als ich das Ergebnis im Spiegel betrachtete, blieb mir die Spucke weg.
Ich drehte mich im Kreis, und der weite Rock des Kleides bauschte sich wallend um meine Beine.
Dalia betrachtete ihr Werk mit Genugtuung und führte mich dann hinunter in die große Halle.
Unten erwartete man mich bereits. Wenn ich schon dachte, das ich strahlte mit meinem Aussehen, stellte mich Tom allerdings in den Schatten.
Seine Kleidung war eine Mischung aus Schottischer Hochlandtracht und Edelmann…
Seine Haare waren offen, bis auf zwei schmale geflochtene Zöpfe links und rechts. „Wie der Highländer persönlich“ schoss es mir durch den Kopf
Ein Schwert hing in einer ledernen Scheide an seinem Gürtel.“ Für was brauchst du denn auf einem Fest ein Schwert? „ fragte ich erstaunt.
„Schwerttanz…“ nuschelte er nur errötend, dann grinste er breit und bot mir seinen Arm um mich zu dem Fest zu geleiten.
„Ein Prachtvolles Paar, findest du nicht?“ seufzte die rundliche Marga und lehnte sich vertraulich an Sidcas Seite.
Er nickte nur und legte seinen knochigen Arm um ihre Schultern.
„Die beiden mögen sich wohl sehr?“ sagte ich zu Tom gewand.
Er lächelte auf mich herab.
„Wenn die Liebe zwischen den beiden nicht so groß wäre, hätte Marga ihn nach mittlerweile über hundert Ehejahren bestimmt schon mit Schimpf und Schande aus der Burg gejagt!“
Er lachte jetzt herzlich, als er mein verdutztes Gesicht sah.
… Du siehst Atemberaubend aus…
Hauchte eine Stimme in meine Gedanken…
----- 4 -----
Diesmal erschreckte mich die Stimme nicht mehr so, eher fühlte ich mich geschmeichelt.
Ich lief an Toms Arm hinunter zur Burgwiese, auf der ein riesiges Feuer brannte.
Musik spielte und Menschen klatschten im Takt und feuerten einige Tänzer an, die wagemutig über am Boden liegende gekreuzte Schwerter sprangen.
Mit immer hitzigeren Schritten versuchten sie sich gegeneinander auszustechen um damit die Gunst und Aufmerksamkeit einiger junger Mädchen auf sich zu ziehen, die am Rande des Schauplatzes saßen und lachend die Köpfe zusammensteckten.
Als sie Tom und mich ankommen sahen schauten einige der jungen Frauen kokett unter sich, oder bedachten ihn mit einem schmachtenden Augenaufschlag. Ich schmunzelte und knuffte ihn in die Seite.
„Och… das hat nichts zu bedeuten…“ erwiderte er verlegen und schaute zur Seite.
„äh hast du gesehen wie hoch das Feuer ist?“ fragte er ablenkend
….pfffff!….
Machte die Stimme in meinem Kopf. Ich grinste.
Tom führte mich zu einem kleinen Wall der rund ums Feuer angelegt war und auf dem sich rundum Sitzbänke befanden.
Der Wall war gerade weit genug vom Feuer weg, damit man sich nicht verbrannte, die Wärme aber noch recht angenehm zu spüren war.
Dankbar nahm ich sein Angebot an uns etwas zu trinken zu besorgen und lies mich auf einer der Bänke nieder.
Schüchtern schaute ich mich um, jetzt nachdem mich Tom alleine gelassen hatte, wusste ich vor Verlegenheit mal wieder nicht wo ich hinschauen sollte oder wohin mit meinen Händen.
Gott sei dank konnte ich sitzen und musste nicht mit schlackernden Gummibeinen irgendwo stehen!
Damit hatte ich schon immer meine Probleme wenn ich irgendwo fremd war, aber hier schien mich keiner wirklich zu beachten. Die die mich wahrnahmen, lächelten mir Kopfnickend zu und widmeten sich wieder ihren Unterhaltungen.
Trotzdem fühlte ich mich recht unwohl in meiner Haut.
Ob derjenige zu dem die Stimme gehörte wohl auch hier war?
Ich hob den Kopf und sah mich genauer um, vielleicht sah ich ja jemanden der sich mir gegenüber auffällig benahm?
Aber ich fand weit und breit keine Anzeichen oder Hinweise die hätten passen können. Wonach genau, sollte ich auch suchen?
Tom kam zurück und reichte mir einen Becher der in Brandwein eingelegte Früchte enthielt.
Der Alkoholgeruch der von dem Becher aufstieg brannte mir in der Nase und hielt automatisch den Becher etwas von mir weg.
„Oh magst du keinen Alkohol? Oder nur keinen Brandwein? Ich hätte fragen sollen, tut mir leid, soll ich dir etwas anderes holen? Wein vielleicht oder Wasser?“
„Nein, das hier ist vollkommen in Ordnung!“ lächelte ich in Toms bestürztes Gesicht.
„Hallo Tom! Magst du vielleicht tanzen?!“
Eine junge Frau stand neben ihm, hakte sich bei ihm ein und drehte sich lachend mit ihm im Kreis.
„Geh nur! Ich komm hier gut zurecht“ grinste ich ihn an und mit einem Lachen ließ er sich von der jungen Frau auf die Tanzfläche ziehen.
Ich griff nach meinem Kristall und seufzte. Wenn es mir zu viel wurde, konnte ich ja immer noch nach hause.
Die Spielleute wechselten ihre Stücke in immer hitzigere Melodien und Tonfolgen und Tom wechselte genauso schnell seine Tanzpartnerinnen.
Wie eine Schar schnatternder Gänse drängten sich die jungen Frauen um ihn, jede mit der Hoffnung auch noch mal ein paar runden mit dem rothaarigen Krieger zu tanzen.
Die Früchte und der Brandwein traten langsam in meinem Kopf ihren Dienst an.
Ich merkte wie mir der Alkohol die Glieder schwer machte und ich müde wurde.
Ob ich auch beschwipst wäre wenn ich jetzt nach hause zurück kehren würde?
Ich kicherte bei dem Gedanken wie meine Mutter schauen würde wenn ich von einer Sekunde auf die andere betrunken wäre ohne auch nur einen Tropfen zu mir genommen zu haben.
Vielleicht sollte ich mich wirklich langsam auf den Weg machen.
Ich stand auf um zurück zur Feste zu laufen.
Bevor ich nach hause reiste, wollte ich auf jedenfall noch dieses Kleid ausziehen und in meine alten Sachen schlüpfen.
Käm gar nicht gut, dachte ich, wenn ich plötzlich in dem Aufzug mit der Gießkanne vor der Haustür stehe und mich jemand sieht. Gefundenes Fressen für die Skandalbegierige Nachbarschaft. Wieder musste ich kichern bei dem Gedanken an die doofen Gesichter.
Wer schon mal versucht hat, nicht zu lachen, wenn es einem überkommt, der weiß wie schwer es ist damit wieder aufzuhören!
Ich kicherte, lachte und gluckste haltlos, bis mir die Seiten wehtaten und mir die Tränen über die Wangen liefen.
„Oh Gott!“ japste ich und ließ mich gegen eine Palisadenmauer fallen.
„Wie bin ich denn hierher gekommen? Hab gar nicht gemerkt das ich mich verlaufen hab!“ wieder versuchte ich ein kichern zu unterdrücken mit dem Ergebnis, das mich jetzt auch noch ein Schluckauf plagte.
Ich versuchte mich zu beruhigen und schaute mich um. Die Mauer war recht breit und die Steine angenehm warm.
Ich sprang wenig anmutig hoch und lehnte mich mit angewinkelten Beinen an einen großen viereckigen Stein die im abstand von wenigen Metern auf der Schlossmauer standen und dem ganzen das Aussehen gaben wie ein überdimensionales Gebiss mit Lücken.
Wieder kroch ein haltloser Lacher in mir hoch bei meinem gezogenen Vergleich.
Ich schloss die Augen und versuchte die Melodie mitzusummen, die der Wind vom Festplatz zu mir hoch trug. Zumindest soweit mein Schluckauf das mitsummen zuließ.
Ob Tom mich wohl vermisste? Ach was, umringt von der ganzen Hühnerschar blieb ihm bestimmt keine Zeit einen Gedanken daran zu verschwenden wo ich abgeblieben war.
Außerdem denkt er bestimmt, das ich mit dem Kristall nach hause zurück gekehrt bin, wenn er mich nicht mehr findet.
Ich werde ihm morgen alles erklären.
Hauptsache er hat Spaß.
Ob ich vielleicht doch in den Kleidern nach hause sollte?
Ich gähnte, dass mir der Kiefer schmerzte.
Vielleicht doch erst noch ein wenig ausruhen….
… ich war wohl eingeschlafen, denn als ich die Augen aufschlug und meine Umwelt wieder wahrnahm, fing es gerade an zu dämmern.
----- 5 -----
Ich hatte warm und der Stein an den ich lehnte war angenehm weich…
Sagte ich weich?...
Ich setzte mich erschrocken auf und nahm gleichzeitig wahr, dass mich jemand in ein warmes Plaid gehüllt hatte.
„Guten Morgen Windgefährtin“…
Die STIMME!
Mit aufgerissenen Augen sah ich den Mann an, den ich wohl die halbe Nacht als Kopfkissen benutzt hatte. Er stand auf um eine Formvollendete Verbeugung zu machen und führte dabei seine Hand von der Stirn zum Herzen, wie es auch Tom gestern schon getan hatte.
Er war groß, mindestens zwei Köpfe größer als ich.
Er war breit und sehr Muskulös, von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidet nur der Rand an seinen Gewändern war mit silbernen Symbolen bestickt.
Rabenschwarze Haare zu vielen kleinen Zöpfen geflochten fielen ihm bis hinunter an die Hüfte.
Einen Teil davon hatte er am Hinterkopf zu einem großen Knoten geschlagen.
Zwei von den Zöpfen umrahmten links und rechts Sein Markantes Gesicht.
Saphirblaue etwas schrägstehende Augen musterten mich aufmerksam wie ein Raubvogel.
Und er hatte spitze Ohren!
Ach du Scheiße! Dachte ich. Ich merkte wie meine Knie langsam unter mir nachgaben und ich das Gefühl hatte keine Luft mehr zu bekommen.
Ich merkte wie das schwarze Plaid drohte von meinen zitternden Schultern zu rutschen und ich zog es unwillkürlich fester. Ein starker Moschussduft ging davon aus, oder von ihm? War auch egal, es war nicht unangenehm, ganz und gar nicht! Aber es raubte mir fasst die Sinne.
Er stand immer noch da, mit einem fragenden Blick in den dunkelblauen Augen die mich so intensiv musterten.
„Ich… ich… wer bist du?“ stammelte ich und ärgerte mich im nächsten Augenblick über meine Blödheit. Wie kann man sich nur so dermaßen bescheuert dranstellen?
„Weist du das denn nicht?“
Seine tiefe Stimme durchdrang jeden Winkel in meinem Körper und ich hatte das Gefühl als würde jede Faser von mir mit dieser Resonanz mitschwingen.
Ich wusste nicht ob ich mich in seine Arme schmiegen oder weglaufen sollte.
Er schien es zu ahnen, denn er machte einen Schritt auf mich zu und es sah so aus als wolle er meine in betracht gezogene Flucht vereiteln.
Zu NAH!!! Gaaaanz entschieden zu NAH! Schoss es mir durch den Kopf bevor meine Knie endgültig ihren Dienst versagten und ich in Ohnmacht viel.
Er musste es vorausgesehen haben, denn er fing mich mit Leichtigkeit auf. Als ich wieder zu mir kam, saß er auf der Balustrade und hielt mich im Arm.
Ich wehrte mich und er lies mich los.
Sofort kroch ich rückwärts außer reichweite, bis mich einer der Mauerblöcke aufhielt.
„Ich mache dir also Angst?“ erstaunt hob er eine Augenbraue und schaute mich durchdringend an.
Irgendetwas an seinen Augen war anders als bei anderen Menschen.
Die Pupille ähnelte mehr, ja was ähnelte sie eigentlich? Wie bei einer Katze!!
„Was bist du?“ fragte ich ihn noch einmal und diesmal klang meine Stimme etwas fester.
„Wer ich bin, weist du, aber Was ich bin, werde ich wohl besser für mich behalten, es würde dich nur noch mehr ängstigen.“
„Ich hab keine angst vor dir!“
„Ach nein?“ sein tiefes Lachen hallte in meinem Kopf.
„Du sitzt hier wie eine erschreckte Maus vor einem Falken und du sagst, du hättest keine Angst vor mir?“
Lachte er mich etwa aus? Langsam merkte ich, wie ein Funken Wut in mir zu brodeln begann.
Ich ballte die Hände zu Fäusten und wollte ihm gerade was Passendes erwidern, als hinter uns die Stimme von Tom erklang.
„Guten Morgen Azriel! Na? Schon ein Schaf verschlungen heute Morgen?“
Tom schlenderte scheinbar unbedarft in meine Richtung und nahm eine schützende Position vor mir ein.
Azriel musterte ihn belustigt und antwortete mit einem höhnischen unterton in der Stimme.
„Ich mag keine Schafe, Mensch! Ihre Wolle bleibt mir in den Zähnen stecken, genau wie eure Rüstungen wenn ich darauf herumkaue!“
„Dann würde ich sagen du suchst dir eine Kuh Azriel! Ich werde Cara zur Burg zurück begleiten, Sidca erwartet sie bereits. Guten Hunger!“
Mit diesen Worten zog mich Tom auf die Füße und drückte mich Richtung Feste.
Ich schaute über die Schulter zurück nach Azriel, aber er war verschwunden. Sein Plaid lag immer noch auf meinen Schultern.
„Wo hast du dir nur diese Gesellschaft aufgegabelt?“ fauchte mich Tom wütend an.
„Entschuldige mal!“ keifte ich zurück und entwand mich seinem Griff.
Herrausvordernd blieb ich stehen und funkelte ihn an.
„Immerhin hat er mich höflicher begrüßt und behandelt als du heute Morgen!“
Verdutzt schaute mir Tom ins Gesicht.
„es tut mir leid Cara, Ich hätte dich nicht anfahren dürfen, ich war nur besorg um dich, verzeih mir.“
Tom führte seine Hand von der Stirn zum Herzen und verbeugte sich.
Es tat ihm wirklich aufrichtig leid, seine Augen sprachen Bände.
Hoffnungsvoll schaute er mir in die Augen.
„Ich verzeihe Dir… aber sag mir bitte, was es mit diesem geheimnisvollen Azriel auf sich hat“
„Hat er dir das nicht erzählt?“
„Nein, er meinte die Antwort könnte mich ängstigen…“
Tom seufzte.
„Wenn Azriel dir nicht selbst die Antwort gegeben hat, kann ich es leider auch nicht tun. Ich habe einen Schwur geleistet, der mich daran bindet. Nur mit Azriels Erlaubnis, darf ich seine wahre Identität Preisgeben. Rede am besten mit Sidca darüber.“
Er drehte sich um und schlenderte weiter Richtung Feste. Seufzend folgte ich ihm.
Aus Tom würde ich wohl keine näheren Informationen herauskitzeln können.
Auch Tom seufzte. Fragend blickte ich zu ihm auf, doch er zuckte nur mit den Schultern und wich meinem Blick aus.
„Es tut mir außerdem leid, dass ich mich gestern Abend auf dem Fest nicht genug um Dich gekümmert habe, kein Wunder das du dich nach einer anderen Gesellschaft umgeschaut hast…“
Ich knuffte ihn liebevoll in die Seite. „Schon gut, ich hab dich doch weggeschickt! Außerdem hat es mir Spaß gemacht dir zuzusehen!“
Er lachte, aber aus den Augenwinkeln sah ich dass seine Ohren die flammende Farbe seines Haares angenommen hatten.
Ich bemerkte zum ersten mal, das auch Tom spitze Ohren hatte, wenn auch nicht so extrem ausgeprägt wie bei Azriel.
Als wir durch das große Portal in die Eingangshalle der Feste traten, umfing uns ein Wunderbarer Geruch nach Brot und Speck mit Eiern.
Sofort meldetet sich mein Magen mit einem lauten knurren zu Wort
Und Tom schob mich lachend in die Küche.
„Magda! Einmal eine Portion hungriger Wolf!“ rief er ihr durch die Küche zu.
Tom hatte seine alte Fröhlichkeit wiedergefunden.
Wir setzten uns an den langen Tisch an dem wir am Tag zuvor schon gesessen hatten und ich freute mich über die riesige Portion Eier auf meinem Teller.
Ich glaube ich hätte es selbst nicht besser kochen können! Und das soll schon mal was heißen.
Vom Essensgeruch angezogen wie eine Motte vom Licht, gesellte sich auch Sidca zu uns in die Küche.
„Guten Morgen Traumreiterin! Tom!“
Er ließ sich an unserem Tisch nieder und Magda brachte ihm eine extra große Portion.
Liebevoll lächelte er sie an und sie strich ihm zärtlich übers Haar.
Die liebe eines ganzen Lebens spiegelte sich in dieser Geste wieder.
Mein Herz krampfte sich einen kurzen Momentlang zusammen.
Ich seufzte innerlich, wie sehr wünschte ich mir dass mich einmal jemand so anschaute.
„Traumreiterin, du stinkst!“ nuschelte Sid über seinem essen.
„Bist du in die Jauchegrube gefallen?“
„Äh, nein?“ vorsichtig schnupperte ich an mir herunter, konnte aber nichts Eigentümliches feststellen.
Magda streckte ihre Nase zu mir herüber und sog die Luft ein.
„Oh Mädchen…“ seufzte sie schüttelte den Kopf und trottete davon.
Tom schaute schuldbewusst auf seinen Teller.
„Nach was stinke ich denn?“ flüsterte ich ihm ins Ohr.
„Nach Azriel! Und das wird Sid nicht gefallen“ raunte er mir zu.
Ich zog die Unterlippe zwischen die Zähne.
„ich glaub Marga hat’s gemerkt“ murmelte ich zurück.
„klar hat Sie´s, schließlich ist sie eine Frau!“
„Was hat das damit zu tun?“
Tom seufzte und drehte den Kopf wie beiläufig an mein Ohr.
„Nur Frauen finden diesen Gestank anziehend! Und hier auf den Schlossgründen weilt nur einer von Azriels Sorte, nach wem also solltest du sonst stinken, wen nicht nach dem Rinderschreck!“
Ich zog das Plaid, von Azriel so unauffällig wie möglich von den Schultern
Und schob es etwas abseits von mir auf die Bank.
„Nützt nix!“ grinste Tom über sein Frühstück gebeugt und ich trat ihm unterm Tisch so kräftig ich konnte ans Bein, aber er gluckste nur.
Marga kam zurück an unseren Tisch und sah mich tadelnd an.
„Ich habe dir ein Bad einlaufen lassen in deinen Gemächern. Dalia ist oben und hilft dir!“ Unbemerkt von Tom und Sid, zwinkerte sie mir zu und nickte in Richtung Halle.
„Bis später!“ nuschelte ich und flitzte davon.
„Warum hat Sie es denn so eilig?“ Sid schaute mir nach und zog die Brauen hoch.
„Keine Ahnung…“ murmelte Tom und beschäftigte sich sehr intensiv mit seinem Teller.
Kopfschüttelnd löffelte sich Sidca den Rest von meinem Frühstück auf seinen Teller.
„Sidca!“ Marga schlug ihm auf die Finger
„Aber das gute essen!“ wehrte sich Sid
„Verfressener Kerl“ hörte ich Marga noch schimpfen, bevor ich die große Treppe zu meinen Gemächern hochschritt.
Azriels Plaid zu einem dicken Ball zusammengeknüllt an meinen Bauch gepresst.
In meinem Zimmer angekommen, schüttelte ich es aus steckte die Nase tief hinein und sog begierig den eigenartigen Duft ein den es verströmte.
Ich schloss die Augen und lächelte.
Es roch wirklich gut! Ich weiß gar nicht wieso es stinken sollte.
Noch einmal sog ich den Duft tief in mich ein und kuschelte meine Wange an den weichen Stoff.
…Du kannst es behalten, wenn es dich so glücklich macht…
Erklang Azriels Stimme mit einem grinsenden Unterton in meine Gedanken.
Erschrocken warf ich das Plaid von mir weg aufs Bett.
…RAUS AUS MEINEM KOPF!...
Fauchte ich und Azriel löste sein Bewusstsein mit einem schallenden lachen aus meinen Gedanken.
----- 6------
Zornig trat ich gegen den Bettpfosten.
„AAAUUUUAAA!“ schrie ich auf. Hatte ganz vergessen das ich noch Sandalen anhatte in denen sich meine Zehen völlig ungeschützt befanden.
Hickelnd und fluchend hüpfte ich auf einem Bein durchs Zimmer und hielt mir den großen lädierten Zeh.
In einem bodenlangen Kleid allerdings, sollte man auf so eine Akrobatik verzichten, diese Schlussfolgerung wurde für mich auch erst in diesem Augenblick erkenntlich, als ich mit dem hüpfenden Bein auf den Saum des Kleides trat ins straucheln geriet und mit einem donnernden krachen auf der Frisierkommode einschlug.
Durch das ganze Spektakel aufgeschreckt, kam Dalia aus dem angrenzenden Zimmer gehechtet, nur um sich dann schier auszuschütten vor lachen.
Ich musste wohl ein selten dämliches Bild abgeben.
Prustend half sie mir auf die Beine und vermied es dabei tunlichst mir in die Auge zu schauen.
„Doofe Ziege!“ schnauzte ich wenig würdevoll.
Dalia hielt kurz erschreckt inne, schaute mich an um im gleichen Moment mit mir in ein herzhaftes Gelächter einzufallen.
Ich lies mich glucksend in einen Sessel fallen der vor dem Fenster stand und Dalia hob Azriels Plaid vom Bett auf und ließ sich dann mit dem Tuch auf dem Schoß auf der Kante nieder.
„Ich dachte hier wäre ne Horde Büffel durchmarschiert!“ schnaufte sie und grinste mich an.
Ich kicherte.
„Hab gehört du hattest nette Gesellschaft?“ Dalia schaute mich fragend an und hob das Plaid zur Unterstützung ihrer Frage etwas in die Höhe.
„Ja… und ich weiß gar nicht was daran so schlimm sein sollte, weil mir keiner etwas sagt!“ knurrte ich.
Dalia zuckte mit den Schultern.
„Azriel ist halt ein ganz spezieller Fall“ murmelte sie.
Stand auf und stopfte das Plaid in die Untiefen eines monströsen Kleiderschrankes.
Ich stand auf und versuchte mich aus dem Kleid zu schälen. Wortlos
kam sie zu mir rüber und half mir dabei.
„Soll ich dir warmes Wasser in die Wanne laufen lassen? Ich wusste nicht wann du hochkommst, deshalb hab Ichs noch nicht getan“ fragte sie mich mit schuldbewusster Mine.
„Nein, ich glaube ich Dusche zu hause… wenn du willst kannst du nach unten gehen, du hast bestimmt noch andere Sachen zu erledigen.“
„Bist du dir sicher?“ fragte sie mich.
„Ja absolut! Geh nur, ich werde auf dem Schreibtisch eine Nachricht für Sidca hinterlassen. Wenn du ihm das bitte ausrichten würdest?“
„Natürlich! Traumreiterin!“ und mit einem Knicks war sie verschwunden.
Sidca war wohl nicht der einzige hier mit magischen Kräften.
Ich schlüpfte in meine „normale“ Kleidung, setzte mich an den Schreibtisch um für Sid eine Nachricht zu verfassen.
Keine leichte Aufgabe, denn ich hatte noch nie versucht mit Tinte und Feder zu schreiben, aber wortlos wollte ich auch nicht einfach verschwinden.
Nachdem ich mit krakeliger Schrift ein paar verhältnismäßig lesbare Zeilen für Sidca verfasst hatte, griff ich nach meinem Kristall atmete tief ein und konzentrierte mich auf zuhause.
Im nächsten Moment, saß ich wieder auf dem Gartenstuhl vor meiner Wohnung.
Smokey spitze schnurrend um die Ecke der offenen Haustür und ich lächelte ihn an.
„Na? Alter Maustöter? Wanst voll?“
Gähnend streckte er sich und drehte mir sein Hinterteil zu.
„Ich glaube du hast recht, bin auch total müde…
…Azriel?...
fragte ich in meinen Gedanken und lauschte in mich hinein.
Keine Antwort…
Er war nicht da.
Ich schloss die Augen und versuchte seine Präsents noch irgendwo in mir zu spüren, aber ich fand nichts als leere.
Irgendwie machte es mich traurig.
Ich versuchte diese trüben Gedanken von mir zu schütteln und ging zurück in meine Wohnung.
Eigentlich wollte ich unter die Dusche, aber Azriels Geruch hatte irgendetwas Beruhigendes an sich und der Gedanke ihn unter der Dusche zu verlieren, widerstrebte mir.
Ich schnappte mir eine Flasche Mineralwasser und lief ins Schlafzimmer, zog mich aus kuschelte mich in mein Bett und legte mich mit geschlossenen Augen zurück. Ich fühlte mich plötzlich schrecklich einsam.
Und wenn schon, sagte ich mir.
Ich bin ja nicht alleine….
Manu ist da …
Sidca, Marga, Tom, Dalia… und Azriel ist auch da fügte ich in Gedanken leise hinzu…
Ich lauschte in mich hinein…
Kopfschüttelnd ertappte ich mich dabei, das ich es gerade darauf angelegt hatte, dass Azriel meine Gedanken hörte, aber er war nicht da…
Ich löschte das Licht und drehte mich auf die Seite.
Smokey sprang zu mir aufs Bett und wollte es sich bei mir bequem machen.
Normalerweise rollte er sich in meinen Kniekehlen ein, aber heute schnupperte er an mir, fauchte und trollte sich.
Ich grinste in mein Kopfkissen. Männer! Dem scheint’s wohl auch zu stinken.
Als ich am morgen erwachte, war es erst sechs Uhr.
Ich hatte nicht gut geschlafen denn in meinen Träumen irrten die sonderbarsten Wesen umher.
Und alle hatten sie nur einen Namen…. Azriel…
Ich stieg aus dem Bett, zog mir neue Kleider aus dem Schrank und flitze ins Bad.
Komisch… Smokey war heut morgen recht zurückhaltend musste ich feststellen.
Während mir das warme Wasser der Dusche über den Körper floss,
Dachte ich die ganze Zeit an Avalla. Warum wurde gerade mir, das reisen in diese Welt ermöglicht? Und warum, gab es das überhaupt, dass jemand nach Avalla reisen konnte…
Ich glaube Sidca ist mir einige Erklärungen schuldig!
Nachdem ich mich trocken gerubbelt, angezogen und frisiert hatte ging ich in die Küche und klapperte mit einem Löffel an der Katzenfutterdose.
Nach einigem warten, kam Smokey um die Ecke geschlichen und hatte das Fell gesträubt. Er sah aus wie ein Punker und doppelt so dick wie er normalerweise aussah, das alleine war schon eine Kunst.
„Was´n los alter Mäuseschreck? Hast du schlechte Laune? Du bist doch sonst der erste hier wenn es ums fressen geht?!“
Er brummelte vor sich hin, schlich in tiefster Gangart zu seinem Napf, ohne mich dabei aus den Augen zu lassen.
„Na komm schon, so schlimm kann es nicht mehr sein! Ich bin frisch gewaschen!“
Wie um sich Bestätigung zu holen, hielt er den Schnupper in meine Richtung und fing an zu schnurren.
„na also alter Räuber!“
Ich bückte mich um ihn zu streicheln.
…..hmmmmmm…
Brummte es in meinem Kopf.
Anscheinend würde das streicheln wohl noch jemand genießen wenn im die Erfahrung zu teil kommen würde.
Ich musste unwillkürlich grinsen, bei der Vorstellung, wie Azriel seinen Kopf fordernd gegen meine Hand drücken würde, wenn ich ihn hinterm Ohr kraulte.
Die Präsents von Azriel verschwand augenblicklich aus meinem Kopf und hinterließ einen verächtlichen Gedanken.
Ich lachte.
Mit einer heißen Tasse Kaffe setzte ich mich ins Wohnzimmer.
Ich nippte an dem schwarzen Gebräu und überlegte was ich mit meiner arbeitslosen Freiheit diese Woche, speziell heute anfangen sollte.
Ob ich Manu fragen sollte was sie von einem ausritt hielt?
Oder sollte ich direkt nach Avalla zurückkehren?
Klar, letzteres reizte mich am meisten.
Trotzdem hatte ich etwas Angst, wie Sid reagieren würde über die Tatsache, dass ich meine Zeit mit Azriel verbracht hatte statt auf dem Fest zu bleiben.
Im anderen Teil, war es ja nicht wirklich meine Schuld und war ja auch nicht mit Absicht geschehen…
Also, was sollte er mir schon vorwerfen können?
Trotzdem…
Vielleicht sollte ich doch den Ausritt vorziehen und mir dabei überlegen wie ich als nächstes vorgehen sollte wenn ich wieder nach Avalla zurückkehrte.
Seufzend brachte ich meine leere Tasse in die Küche und packte den Sattel ins Auto.
Manu öffnete mir verschlafen die Tür.
„Guten morgen!“ gähnte sie, welche Ratte hat dich denn heute Morgen schon in den Bauch gezwickt, dass du schon so zeitig auf den Beinen bist?
„Das schöne Wetter Süße!“ antwortete ich und stiefelte an ihr vorbei in die Küche.
Manu streckte sich genüsslich und folgte mir.
„Ich dachte du hättest vielleicht Lust mich auf einen Ausritt zu begleiten?“
Manu verzog das Gesicht zu einem missmutigen grinsen.
„Wenn du es schaffst mir in den nächsten Minuten zwei Liter Kaffe einzuflössen, komm ich mit“ erwiderte sie und ich lachte.
„Außerdem, wäre das eine gute Gelegenheit uns zu unterhalten, ich muss dir was interessantes erzählen, das glaubst du mir nie!“ sagte ich.
Schlagartig war sie wach und schaute mich mit kullerrunden Augen an.
„Ist denn etwas passiert?“ fragte sie mit hochgezogenen Augenbrauen.
„wie man’s nimmt… „ erwiderte ich geheimnisvoll.
„Na dann mal los! Lass mich noch kurz anziehen und einen schluck Kaffe trinken und dann möchte ich hören was es so spannendes gibt!“
Ich grinste ob Manus Neugier und drückte auf den Knopf ihres Kaffeautomaten.
„Also dass ist wohl das unglaublichste was ich jemals gehört habe!“ sagte Manu während wir die Pferde absattelten.
„glaubst du mir denn?“ fragte ich und Manuela schielte auf den Kristall an meinem Hals.
„Sei mir nicht böse Cara, aber das KANN ich einfach nicht glauben, wenn ich es nicht selbst erlebe… ich weiß auch nicht was ich dir sonst dazu sagen sollte ohne deine Gefühle zu verletzten…“
„Sei ehrlich, was würdest du mir denn sagen?“
„ganz ehrlich? Es gibt Ärzte mit Couch für solche Fälle… „ Kopfschüttelnd öffnete sie das Gatter zur Pferdekoppel damit wir die Pferde wieder auf die Wiese entlassen konnten.
Ich zuckte mit den Schultern und gab Dixie einen Klaps zum abschied auf den runden Hintern.
„Ich hab auch nicht erwartet dass du mir glaubst, aber ich wollte es jemandem erzählen… „ sagte ich.
Manu schloss das Gatter und drückte beschwichtigend meinen Arm.
„Ich sag ja nicht dass du verrückt geworden bist Cara, aber ich glaube, das der Stress den du Dir in deinem Leben machst dich vielleicht etwas mitgenommen hat und dir dein Unterbewusstsein einen Streich spielt weil du dir einfach so eine heile Welt oder so einen tollen Typen wie diesen Tom oder Azriel wünschst…“
Ich schluckte. Es hatte keinen Sinn, Manu vom Gegenteil zu überzeugen, wenn ich mich in ihre Lage versetzten würde und jemand würde mir diese Story erzählen, würde ich wohl genauso reagieren…
Ich setzte Manuela daheim ab und fuhr nach hause.
Ich musste zurück nach Avalla, zu Sidca. Ich brauchte Antworten und zwar jetzt!
----- 7 -----
Ich ließ mich seufzend auf mein Sofa fallen umfasste meinen Kristall und dachte an Avalla…
…was Azriel wohl macht…
Schoss es mir gleichzeitig durch den Kopf…
Als ich die Augen wieder öffnete, stand ich mitten in einem Gebirge auf einem Hochplateau und schaute in eine tiefe Schlucht.
„WHOOOUU!“ fluchte ich erschrocken als sich ein paar Kiesel lösten und in die Tiefe fielen.
Im selben Augenblick umfasste mich ein starker Arm von hinten und zog mich zurück.
„Wolltest du zu mir?“ fragte Azriel mit einem spöttischen Unterton.
Ich erschrak und stieß ihn von mir.
„Äh, nein, eigentlich nicht! Warum?“
„Weil du bei mir gelandet bist?! Deshalb“ grinste er unverschämt.
Ich funkelte ihn böse an.
„Ich wollte zu Sidca auf die Feste und nicht zu Dir! Ich weiß auch nicht warum ich hier gelandet bin!“ fauchte ich und versuchte auf dem wenigen Platz der sich uns hier bot den größtmöglichen Abstand zu Azriel zu bekommen.
Unverholen musterte er mich mit seinen schrägen blauen Augen.
„Also, hat dir der alte Sidca nicht gesagt wie dieser Kristall funktioniert?“
„Doch das hat er! Sonst wäre ich ja nicht hier in Avalla!“ erwiderte ich bockig und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Dann werde ich dir wohl erklären, wie es sich damit verhält“ hauchte er und kam langsam auf mich zu, ohne den Blick von mir zu lösen.
Ich versuchte wieder etwas abstand zu gewinnen, aber hinter mir war der Abgrund. Mein Herz klopfte bis zum Hals. Was hatte er vor?
„Immer wenn du den Kristall berührst um in deine Welt zu gelangen, bringt er dich genau dorthin von wo du abgereist bist. Selbe Zeit, selber Ort…“
„Das weiß ich!“ sagte ich schnippisch.
Er ignorierte es einfach. Azriel stand jetzt so nahe bei mir, dass ich den Kopf heben musste um ihm ins Gesicht zu schauen.
Er griff nach einer meiner Haarsträhnen die im Wind flatterte und strich sie mir hinters Ohr.
Ein starkes verlangen die Augen zu schließen und meine Wange an seine warme Hand zu pressen überkam mich und ich versuchte dagegen anzukämpfen.
„Wenn du nach Avalla reist, bringt dich der Kristall immer genau dorthin, woran, oder an wen du gerade gedacht hast…“
Ich merkte wie mir die röte ins Gesicht schoss.
Scheiße! Dachte ich und schlug seine Hand weg.
„Und wie komm ich jetzt zur Feste?“ versuchte ich die Sache zu überspielen.
„Naja, entweder du wünschst dich noch einmal zurück und versuchst es erneut, diesmal mit einer präziseren Ortsangabe, oder du läufst!“ grinste er.
„Diese Richtung!“ und deutete nach Westen über die Berge.
Ich griff nach meinem Kristall und während ich nach hause zurückkehrte hörte ich noch sein Lachen in meinem Kopf.
Mit flammend heißen Ohren, fand ich mich auf meinem Sofa wieder.
Ich atmete zweimal tief durch, umfasste den Kristall und versuchte es erneut. Diesmal dachte ich an Marga und ihre Küche. Anscheinend bestimmte mein Bauch diesmal die Richtung.
Es roch nach gebratenem Fleisch und Zwiebeln als ich die Augen öffnete.
Marga war gerade dabei eine Schüssel voller Pilze in eine riesige Pfanne zu schütten in der Natalie das Küchenmädchen mit einem überdimensionalen Kochlöffel rührte.
„Ah! Du kommst gerade recht!“ rief sie, „setz dich Cara, das essen ist gleich fertig!“
Ich lächelte und lies mich an dem langen Holztisch nieder. Nach Sid brauchte ich wohl nicht zu suchen, dem leckeren Geruch nach, der sich hier aus der Küche langsam in der Burg verteilte, würde es eh nicht lange dauern, bis er hier eintraf.
Wie aufs Wort, kam Sidca in die Küche geeilt, drückte im vorbeigehen Marga einen Kuss auf die Wange und gesellte sich zu mir an den Tisch.
„Guten morgen Traumreiterin! Schön dich zu sehen! Du stinkst immer noch! Oder schon wieder?“ fragte er so beiläufig wie möglich.
Ich merkte wie mir schon wieder die röte in die Wangen schoss und spielte verlegen mit der Haarsträhne, die mir Azriel vorhin hinters Ohr gestrichen hatte.
„Eher wieder…“ sagte ich und erzählte Sidca mit einigen Aussparungen, was geschehen war.
„Ich verstehe…“ nickte Sid und lehnte sich zurück.
„Ich glaube es ist wirklich an der Zeit, dass wir uns unterhalten. Wie wäre es mit einem Verdauungsspaziergang nach dem Essen?“
Ich nickte verstohlen.
Das Essen war wirklich lecker, aber vor allem viel und ich fühlte mich so satt und träge wie schon lange nicht mehr, als ich an Sidcas Seite die Feste verlies um in den Burggründen spazieren zu gehen.
„Nun…“ begann Sidca „beginnen wir am besten dort wo alles angefangen hat.“
Neugierig schielte ich ihn an.
„Vor langer Zeit zurück, stellten wir fest, dass unser Volk, wenn es sich untereinander vereinte, keine Kinder mehr hervorbrachte. Die Lösung die sich uns gab, war frisches Blut zu finden, das sich mit unserem Blut aus dem Volke Avallas vermischen konnte, um unseren Fortbestand zu sichern.
Unsere besten Magier taten sich zusammen und forschten lange Jahre nach einer Lösung, bis es einem schließlich gelang den Traumkristall zu erschaffen um damit andere Welten zu bereisen.
In einer Ratsversammlung in der alle Könige, Gelehrten und Kriegsherren Avallas zusammenkamen, wurde ein Magier ausgesucht der die Reise antreten sollte um in die neue Welt zu reisen.
Die Wahl viel auf Gildor. Gildor betrat die neue Welt und fand dort Menschen, die von ihrer Gedankenstruktur dazu befähigt waren zu reisen.
Allerdings konnten sie nur in ihren Träumen zu uns gelangen.
Gildor suchte also einen dieser Menschen auf und rief ihn in seinen Träumen zu uns. Wenn Traumreiter eine bestimmte Schlafphase erreichen, sind sie für uns hier in Avalla sichtbar.
Wir wachten jede Nacht an seinem Bett und hofften das er die Augen aufschlug, denn nur wenn die Traumreiter in Avalla erwachen und es einmal gesehen haben, können sie auch reisen.“
„Warum habt ihr sie denn nicht einfach geweckt?“ fragte ich.
„Auch das haben wir versucht“ erklärte Sid
„Aber wir mussten feststellen, das die Menschen wenn wir sie weckten, einfach verschwanden, denn sie wachten in ihrer Welt auf, weil sie von der Existens Avallas ja nichts wussten, also müssen wir immer warten bis sie von selbst zu sich kommen, so wie du…“
„Aber wie könnt ihr denn sicher sein, das diese Menschen auch in Avalla bleiben um sich hier zu binden?“
„Tja… das ist eines unserer dunklen Geheimnisse… natürlich, waren die wenigsten dazu bereit, ihr Leben aufzugeben und bei uns zu bleiben, deshalb schlossen unsere Magier damals einen Pakt und sprachen einen Zauber aus, der verhinderte, das diese Menschen mit der Gabe in ihrer Welt jemals richtiges Glück erfahren würden…“
„WAS?“ rief ich ungläubig aus,
„Soll das heißen, dass Ihr daran schuld seid, dass ich nie die wahre Liebe in meiner Welt gefunden habe? Das ich immer unglücklich war? Das Ich mir immer alles hart erkämpfen musste in meinem Leben? Ich fass es ja nicht!“ ich war stehen geblieben und schaute Sidca nun direkt an.
„Ich weiß…“ begann er langsam
„Es mag nicht der fairste Weg gewesen sein, den wir damals einschlugen aber es war die einzige Möglichkeit unseren Fortbestand zu sichern!
Du musst auch uns versuchen zu verstehen. Nachdem die Traumreiter einmal merkten, das sie in Avalla ein besseres Leben haben konnten, blieben sie… damit hatten wir unser Ziel erreicht…“
Ich stand da und schaute ihn mit offenem Mund an.
All die Tränen die ich in meinem Leben je geweint hatte, jeden Schmerz den ich erlebt hatte, war gewollt? Nur um mich hierher zu locken?
Und nun erwartete man von mir dass ich mich hier als Zuchtstute zur Verfügung stellte?
DAS war definitiv zu viel! Entschieden zu Viel!
„Heißt das, wenn ich mich jetzt dennoch gegen ein Leben in Avalla entscheide, werde ich in meiner Welt niemals glücklich sein?“ schrie ich jetzt fast.
Sidca zuckte entschuldigend mit den Schultern und sah in diesem Moment um Jahre gealtert aus.
„Denkst du wirklich Sidca, es ist mit einem Schulterzucken getan?“
Hier wollte ich nicht mehr bleiben! Auf gar keinen Fall!
Einfach weg, egal wohin, aber wo? Ich griff an meinen Kristall und tausend Bilder schossen mir durch den Kopf, zuhause, die Pferde auf der Koppel, Sandstrand und Palmen, meine Eltern, Manuela, Azriel, Smokey…
Mein Leben drehte sich, der Kristall fühlte sich auf einmal glühend heiß an erschrocken ließ ich ihn los.
Weißer warmer Sand meilenweit und das rauschen des Meeres, war das erste das ich wahrnahm.
Erstaunt schaute ich mich um. Hinter mir erstreckte sich ein dichter Wald mit Bäumen die ich nicht kannte. Bunt schillernde kleine Feen flitzten wie funkelnde Libellen zwischen den vordersten Baumreihen entlang in den letzten Sonnenstrahlen.
Vor mir ergoss sich ein türkisblaues Meer dessen Wellen sich sanft auf dem weißen Strand brachen.
Vögel, ähnlich unserer Flamingos, mit Regenbogenfarbenen langen Schwanzfedern stakten hie und da durch den warmen Sand.
Ich war also noch in Avalla.
Seufzend setzte ich mich im Schneidersitz in den Schatten die die wunderlichen Bäume auf den Sand warfen.
Der Kristall um meinen Hals fühlte sich immer noch heiß an, deshalb knotete ich dass Lederband auf um ihn abzunehmen.
Als ich ihn ansah, wurde mir kalt.
Der Kristall war schwarz geworden.
…………. 8 ………….
„Na klasse und jetzt?“ sagte Tom zu Sidca
„Es wird sie wohl jemand aufspüren und zurückholen müssen oder wir müssen abwarten, wenn sie in ihre Welt heimgekehrt sein sollte“ erwiderte der alte Meister seufzend.
Ein kräftiger Windstoss erhob sich plötzlich und zerzauste die Haare der beiden Männer die auf der Schlosswiese beieinander standen.
„Der hat uns gerade noch gefehlt“ fauchte Tom und strich sich störrisch die Haare aus dem ärgerlich verzogenen Gesicht.
„Warten wir ab, was er uns zu sagen hat“ meinte Sidca weise und wand sich zu Azriel um, der gerade zu ihnen herüberschlenderte.
„Na ihr beiden? Ist euch euer Vögelchen entflogen?“ grinsend lehnte sich Azriel an einen Apfelbaum, pflückte sich eine der reifen Früchte von einem tief hängenden Ast und biss lässig hinein.
„Was hast du hier zu suchen?“ knurrte Tom, bereit sein Schwert zu ziehen.
„Langsam mein roter Freund!“ Azriels Stimme klang warnend.
„Immerhin kann ich euch sagen, wo ihr NICHT suchen müsst!“ Azriel grinste und ein Elfenbeinfarbener Reißzahn blitzte bedrohlich in der tief stehenden Abendsonne.
„Azriel, es wäre von Vorteil, wenn du nicht so in Rätsel zu uns sprechen würdest. Vielmehr nützte es wenn du uns mitteilst was du weist“ erwiderte Sidca mit ruhiger Stimme.
Er hatte eine Hand beruhigend auf Toms Schwertarm gelegt.
„Was soll uns dieser arrogante Schaafsfresser denn schon großartiges mitteilen können?“ schnaubte Tom verächtlich und verschränkte die Arme.
„Ich könnte euch zum Beispiel sagen, das Cara nicht in ihre Welt zurückgekehrt ist, sondern noch immer hier in Avalla weilt…“ erwiderte Azriel lässig und warf den abgenagten Apfelrest hinter sich ins hohe Gras.
„Und woher willst du das wissen?“ fragte Tom herausfordernd.
„Ich weiß es eben und ich sage die Wahrheit. Sie befindet sich in der Nähe der verzauberten Wälder. Ich werde sie finden und euch das Vögelchen zurückbringen.“
„Du? DU! Willst sie zurückbringen? Wie willst DU sie denn finden? Und wie willst DU sie denn dazu bringen? Willst du dich ihr offenbaren? Damit sie noch mehr verschreckt und am Schluss gar nichts mehr von uns wissen will? Nein Azriel, ICH werde gehen und sie zurückbringen.“ Toms Augen funkelten vor blankem Zorn.
„Mit was ich sie finden will?“ amüsiert verschränkte Azriel die Arme vor der Brust und schlug lässig die Beine übereinander während er sich etwas bequemer an den Baum lehnte.
„Ich werde sie mit etwas finden, was DU nie von ihr besitzen wirst!“ erwiderte Azriel jetzt in ernstem Ton.
Ein greller blauer Blitz schlug zwischen den beiden Kontrahenten in den Boden ein und ein fürchterlicher Donner hallte durch die Luft.
Sidca hatte die Arme gehoben, sein Gesicht war rot vor Wut.
„RUHE JETZT! Keiner von euch beiden wird gehen. Ich hole sie zurück und das ist mein letztes Wort!“
Tom und Azriel starrten ungläubig ihn an.
„Du Sidca?“ fragte Tom
„Wird diese Reise nicht zu anstrengend für Euch Meister? Ich könnte reiten und ein zweites Pferd mitnehmen!“
Azriel schnaubte verächtlich.
„Nein Tom, ICH werde gehen, Ich habe uns diese Suppe mehr oder weniger eingebrockt, dann werde ich sie auch auslöffeln.“
Mit diesen Worten war der alte Zauberer in einem Wirbel silbernen Lichts verschwunden.
Tom schaute mit grimmigem Blick hinüber zu dem Apfelbaum doch auch Azriel war verschwunden.
Ein kräftiger Wind erhob sich und Tom hatte mühe sich dabei auf den Beinen zu halten.
„Das hat dieser Schaafsfresser doch extra getan!“ knurrte er und stapfte wütend zurück zur Burg.
Ein donnerndes Lachen erhob sich über den Schlossgründen und hallte höhnend in seinen Ohren nach.
„dir werd Ichs schon noch zeigen!“ knurrte Tom und reckte dem im Wind verklingenden lachen drohend eine Faust entgegen.
Einmal auf dem richtigen Weg, brauchte Sidca nicht lange um Caras
Gedankenstrucktur zu orten.
Er wusste jetzt wo er sie finden würde und folgte dem leisen Gedankenstrom der ihn zu seinem Ziel führen würde.
Ich hatte die Beine angewinkelt und den Kopf auf den Knien gebettet.
Der Kristall funktionierte nicht mehr, egal wie oft ich es auch versuchte.
Ich weinte hemmungslos angesichts alledem was ich in meinem Leben verloren hatte, oder noch verlieren würde.
Warum Ich? Fragte ich mich immer wieder.
Was, gab ihnen das recht, über mein Leben zu entscheiden? In den Fluss meines Lebens einzugreifen?
Seit ich mich zurückerinnern konnte, war ich nie richtig glücklich gewesen.
Und jetzt sollte ich das bisschen Glück das ich in meiner Welt hortete und versuchte zusammenzuhalten, dieses Glück sollte ich jetzt einfach zurücklassen?
Was würde aus Smokey? Oh Gott, bei dem Gedanken an den süßen graugetigerten Schmuseball musste ich noch mehr weinen.
Würde ich ihn jetzt nie wieder sehen? Oder meine geliebten Pferde? Meine Eltern?
Ich hatte gerade alles verloren was ich liebte und weinte darum mit jeder Faser meines Seins.
Kräftige Hände drückten sacht meine Schultern und zogen mich sanft in tröstende Arme.
„Weine mein Kind, weine. Es ist der erste Schritt zum heilen eines zerbrochenen Herzens“ Sidcas Stimme flüsterte mir leise ins Ohr und obwohl ich ihn am liebsten zum Teufel gewünscht hätte, war ich doch froh um seinen Trost und ich nahm ihn dankbar an.
Ich weiß nicht wie lange ich an seiner Brust lag und weinte. Es war schon lange dunkel, als die letzten Tränen versiegten und ich nur noch schniefte.
Mit einem Fingerschnippen erschuf Sidca ein Taschentuch und hielt es mir schweigend hin.
Ich setzte mich auf und putzte mir nicht gerade leise die Nase.
Mit einem weiteren Fingerschnippen lies Sidca ein Feuer auflodern und auch seine Bauchige Teekanne mit den zwei Bechern erschienen.
„Möchtest du einen Schluck Tee, Cara?“
Ich nickte nur.
Wortlos schenkte Sid uns Tee ein und reichte mir den Becher.
„Er ist kaputt…“ sagte ich und merkte wie mir wieder die Tränen in die Augen stiegen.
„Was ist kaputt?“ fragte Sidca und schielte beunruhigt auf den von ihm erschaffenen Becher
„Der Kristall…“ antwortete ich tonlos und reichte dem alten Magier mein Band mit dem schwarzen Stein.
Sidca rollte ihn zwischen den Fingern, besah ihn sich genau und gab ihn mir dann zurück.
„Er ist nicht kaputt meine Liebe, doch in diesem Zustand auch nicht von Nutzen. Der einzige Weg ihm seine Macht wieder zu geben, besteht darin, die Quelle der Tränen aufzusuchen um ihn hinein zu tauchen. Doch der Weg dorthin ist lang und voller Gefahren… auch können nur bestimmte Wesen in unserer Welt, die Quelle der Tränen finden… ein Nachtjäger beispielsweise…“
„Ein Nachtjäger? Aber was ist an Tom anders als an anderen Menschen?“ Sidca hatte es tatsächlich geschafft meine Neugierde zu wecken.
Er schmunzelte. „ Du bist also bereit doch etwas über diese `SCHRECKLICHE´ Welt zu erfahren?“
Ich schaute verlegen unter mich.
„Immerhin scheint es ja so, als müsste ich eine Weile hier bleiben, da kann es ja nicht schaden etwas mehr über diesen Ort zu wissen…Aber ich bin immer noch sauer!“
Ich schielte zu Sidca hoch, doch er nickte nur verständnisvoll und schaute gedankenverloren in seine Tasse.
„Zu allererst würde mich interessieren mein Kind, was hast du dir bei deiner letzten Kristallreise am meisten gewünscht?“
„an einen Ort zu gelangen, wo mich niemand findet, wo ich alleine sein kann ohne Magie…“
Mir wurde kalt, hatte mein Wunsch nach einem nicht magischen Ort dem Kristall am Ende seine Kraft genommen?
„hmm“ Sid lächelte „das erklärt warum du gerade hier am Feenstrand gelandet bist! Und nicht nach hause in deine Welt geschickt wurdest…
Du musst wissen, der Kristall ist ein magisches Objekt aus dieser Welt und Magie begegnest du überall in Avalla, ohne Magie, würde diese Welt nicht existieren.
Seit dem Zeitpunkt, als du in Avalla das erste Mal erwacht bist, warst auch du für den Kristall ein magisches Wesen dieser Welt.
Doch auch hier gibt es einen Ort, an dem Magie nicht wirkt, wenn man es zu nutzen weiß und der Kristall brachte dich genau dorthin.“
„und dieser Strand hier, ist dieser Ort?“ fragte ich staunend.
„Ja, genau dieser Strand, oder besser dieser Wald, den du im Hintergrund siehst, ist genau dieser Ort.
Du musst wissen, dass die kleinen Feen, die diesen Wald bewohnen, eine große Abneigung, gegen alle Arten von magischen Einflüssen haben und sich mit ihren eigenen Zaubern dagegen schützen. Wenn du also genug mit der Magie unseres Reiches vertraut wärst, könntest du sie in ihren Feenzauber mit einfließen lassen und würdest dadurch praktisch `unsichtbar`“
Ich nickte… deshalb also hatte mich der Kristall hierher gebracht.
„und was hat es jetzt damit zu tun, das nur ein Nachtjäger, die Quelle der Tränen finden könnte?“
„Dazu musst du wissen, dass jedes Wesen in Avalla, nicht nur Mensch ist…“ antwortete Sid mit bedächtiger Stimme.
„alle Wesen in Avalla, können eine Menschliche Gestallt annehmen, aber im grunde, sind sie alle, Wesen ihrer jeweiligen magischen Art. Tom, ist nur zum Teil ein Mensch, in seiner magischen Gestallt ist er ein Wolf, genauso wie alle anderen aus dem Clan der Nachtjäger… Daher auch der Name..“
Ich schluckte. Mir Tom, als Wolf mit gesträubtem Fell und gefletschten Zähnen vorzustellen, behagte mir ganz und gar nicht…
„und du Sidca? Bist du denn auch ein magisches Wesen in menschlicher Gestallt? „
„Ja, Cara… das bin ich…“ seufzte Sidca, erhob sich schwerfällig von seinem Platz an unserem Lager und verschwand in einem Nebel silbernen Lichts.
Sekunden darauf, verdichtete sich der Nebel zu einer klaren Form und vor mir stand ein silbergraues Einhorn.
Erschrocken aber auch fasziniert stand ich auf und streckte die Hand aus um es zu berühren.
Doch bevor meine Hand das silbern glänzende Fell zwischen den Fingern spüren konnte, löste sich das Tier wieder in einem Nebel silbern schimmernden lichtes auf und Sidca stand wieder vor mir.
Enttäuscht lies ich die Hand sinken.
„Entschuldige“ murmelte ich mit hochroten Wangen
“ ich hatte ganz vergessen das du es warst“ sagte ich zu Sidca, doch er lächelte nur verständnisvoll und lies sich wieder im Schneidersitz an unserem Feuer nieder.
Sidca nahm seinen Becher zur hand und goss sich Tee nach, bevor er mit bedächtiger Stimme weiter sprach:
„Wenn ein Traumreiter, sei es nun männlichen oder weiblichen Geschlechts, sich in ein Wesen unserer Welt verliebt und sich mit ihm vereinigt, wird er oder sie, sich mit der Zeit in genau diese jeweils ausgewählte Wesensart verwandeln. Er wird seine eigene Magie entwickeln und genau wie sein Partner die Fähigkeit behalten, jederzeit seine menschliche Gestalt anzunehmen.“
„Das würde also heißen…“ sagte ich in Gedanken
„Sollte ich mich zum Beispiel in Tom verlieben und mit ihm eine Partnerschaft eingehen, würde ich mich mit der Zeit in einen Wolf verwandeln?“
„Nun Ja…“ lächelte Sidca
„natürlich nicht von heute auf morgen… so eine Verwandlung beginnt allmählich… Stück für Stück… allerdings auch nur, wenn die Magie spürt, das die Liebe tief und reinen Herzens ist“
Ich hatte die Beine dicht an den Körper gezogen und meine Arme fest darum geschlungen so, das ich mein Kinn auf die Knie legen konnte.
Das alles war so befremdlich und doch spürte ich wie meine angst und mein Misstrauen sich langsam in Neugierde wandelten.
„Und wie genau kann Tom diese Quelle der Tränen nun finden Sidca?“
„Tja… das ist schwer zu erklären… niemand weiß genau aus was sich die Quelle der Tränen zusammensetzt und wo sie sich befindet, doch aus unseren aufgezeichneten Überlieferungen wissen wir, das speziell Nachtjäger in ihrer wahren Form den Spürsinn dafür haben, die Quelle zu finden.“
„Hat man sie denn schon oft finden müssen? Und warum hat dann keiner aufgeschrieben wie man zu ihr gelangt und wo sie sich befindet?“ fragte ich und griff nach meinem mittlerweile erkalteten Tee.
„Es kam ein paar Mal vor… so habe ich es in den Büchern während meines Studiums gelesen… das Problem dabei ist, das sich der Ort, an dem sich die Quelle befindet, stetig ändert.
Die einzigen Anhaltspunkte, die für zukünftige Sucher aufgeschrieben wurden, bestehen darin, dass sie jeder für sich finden muss, da sie für niemanden gleich erscheint… jeder, der sie braucht muss seinen ureigenen Weg gehen um sie zu finden. Das ist das schwere daran.“ Sidca seufzte.
„Ich denke, dann wird es das Beste sein, wenn wir so schnell wie möglich aufbrechen… wie weit ist es zur Burg?“
Ich war aufgestanden und klopfte mir den Sand aus den Kleidern. Auch Sidca stand langsam auf und schaute mich über seine Brille hinweg an.
„Ich denke, es sind ein paar Meilen bis zur Burg…“ grinste er
„Das hab ich mir schon gedacht!“ seufzte ich „Und welche Richtung müssen wir?“
„Nach Norden mein Kind, aber zu Fuß werden wir ein bis zwei Tage unterwegs sein…“
„Ohje… und das bei meiner Kondition!“ ich schnaufte übertrieben.
„Na wie wäre es dann mit reiten?“
Hallte Sidcas beruhigende Stimme in meinen Gedanken wieder und als ich zu ihm rüberschaute, lies sich ein silbrig graues Einhorn gerade auf die Knie nieder um mir das aufsteigen zu erleichtern.
Ich lächelte.
Ich dachte immer, das ein schneller Gallopp auf meinem Pferd, wahre Freiheit und Geschwindigkeit wäre, Doch es war nichts im Vergleich zu einem ritt auf einem Einhorn.
Die Meilen flogen nur so unter uns hinweg und doch merkte ich es kaum.
Ich hatte mich weit über Sidcas Hals gebeugt und vergrub mein Gesicht gegen den Wind in der weichen wehenden Mähne.
Sidca schnaubte und ich fühlte wie sich die starken Muskeln des Tieres unter mir bewegten.
Tränen traten mir in die Augen … würde ich das jemals wieder mit meinen Pferden erleben können?
Würde ich meine Heimat, meine WELT, jemals wiedersehen?
Das Gewicht des Kristalls wog tonnenschwer an meinem Hals… Ich musste die Quelle der Tränen finden.
Koste es was es wolle…
--------------- 9 --------------
„Och bitte! Nur EIIIIINMAL!!!“ jammerte ich.
„Nein“ maulte Tom zurück.
„Das möchtest du jetzt nicht sehen… gib mir noch ein bisschen Zeit, OK?“
Seit einer geschlagenen halben Stunde schlich ich nun durch die Burg hinter Tom her und versuchte ihn dazu zu bewegen, sich zu verwandeln, aber ich hatte keinen Erfolg…
Egal mit was ich es versuchte, mit drohen, schmeicheln, betteln, Tom war einfach nicht zu erweichen.
„Was sollte denn sooo schlimm daran sein, es mir nur einmal kurz zu zeigen“ schmollte ich.
„Cara?“
„Ja, Tom?“
„DU NERVST!“
Und mit diesen Worten knallte er mir die Tür seines Zimmers in der Burg, vor der Nase zu.
„MÄNNER“ schimpfte ich die Tür an, wohl wissend dass der selbigen meine Meinung wohl ziemlich egal war und trollte mich hoch zu meinen eigenen Gemächern.
In meinem Schlafzimmer fand ich Dalia gerade dabei mein frisch gereinigtes Kleid in den `drei Zimmer/Küche/Bad – Schrank` zu räumen, wobei sie mir vorsorglich den Rücken zu drehte, damit ich ihr grinsen nicht sah.
„Was gibt’s da zu lachen?“
fauchte ich gespielt und lies mich rücklings aufs Bett fallen.
„ Na ja, es ist halt….“ kicherte sie
„waaaaas????“ fragte ich neugierig und rollte mich auf den Bauch um sie besser zu sehen.
„nun…“
jetzt schüttete sie sich fast schier aus vor lachen und setzte sich zu mir aufs Bett.
„jetzt sag schon! Spann mich nicht so lange auf die Folter!“
Dalia japste nach Luft wie ein asthmatischer Ackergaul.
„Weist du,“ begann sie schließlich…
„ als wir noch jünger waren, im Teenageralter, prahlte Tom immer damit, dass er irgendwann einmal seine eigene Traumreiterin finden würde und wie sehr er bei ihr, mit seiner Verwandlungskunst und seinem tollen Aussehen in Wolfsgestallt Eindruck schinden würde. Damit, ging er uns allen irgendwann sooo schrecklich auf die Nerven, das ihm Tatjana, die damals schon etwas älter war als wir und erst kurz zuvor ihren Traumreiter gefunden hatte, erzählte….hihi… das die Traumreiter uns während der Verwandlung, so sehen könnten wie unsere Göttin uns schuf! Niemand von uns weiß, ob Tom es für bahre Münze gehalten hatte, aber seit diesem Tag, hielt er sich mächtig im Hintergrund, wenn es um dieses Thema ging.
Ich hatte es schon fast vergessen, bis ich euren Streit vorhin mitbekam“
Dalia lachte so sehr, das ihr die Tränen über die Wangen liefen und auch ich lies mich davon anstecken.
„Und? „ fragte ich neugierig „stimmt es denn?“
„ Nein, natürlich nicht!“ antwortete sie und wischte sich mit einem Zipfel
Ihrer Schürze über die Augen.
Ich merkte, dass ich auf einer kleinen Erhebung lag und zog etwas umständlich eine schwarze Decke unter mir heraus.
„Ah! Das hatte ich vergessen!“ grinste sie, „ Ich hab auch Azriels Plaid gereinigt damit dieser Geruch nicht an allem klebt!“
Ich lächelte und steckte die Nase tief in den flauschigen Stoff, konnte aber nichts mehr von Azriels markantem Geruch darin finden.
Dalia war aufgestanden und klopfte sich ihr Kleid aus.
„Im Übrigen, wollte ich dir noch sagen, dass du dich nicht immer unbedingt umziehen musst, wenn du in deine Welt reist… Du kommst dort genauso an, wie du sie verlassen hast!“ sie zwinkerte mir zu und war verschwunden.
Alleine gelassen, setzte ich mich auf und drehte einen Zipfel des Umhangs zwischen meinen Fingern.
Was sollte ich nun tun? Wo sollte ich anfangen? Jetzt, in der stille des Zimmers, kamen sie wieder hoch, all die Gedanken und Sorgen um den schwarzen Kristall um meinen Hals.
Mir schwirrte immer noch der Kopf, als ich beschloss einen kleinen Spaziergang zu unternehmen, bevor die Sonne ganz untergehen würde.
Vielleicht, half mir die frische Luft draußen, einen geeigneten Plan zu fassen.
Ohne groß darüber nachzudenken, legte ich mir Azriels Plaid um die Schultern und verlies die Burg.
Ich wanderte einige Zeit über das weitläufige Gelände und schlug dann den Weg, hoch zur Burgwehr ein.
Ich lief über die die Wehrmauer und genoss es wie der Wind, an meinen langen Haaren zupfte.
Wie sehr wünschte ich mir gerade jetzt jemanden, der mich fest in seine Arme nahm um mir das Gefühl zu vermitteln, nicht alleine zu sein…
Meine Füße trugen mich über die Mauer hoch zu einem der großen Wehrtürme die stark und beständig über das Tal von Avalla wachten.
Es begann schon zu dämmern, als ich das Rund des Turmes erreichte.
Doch ich war nicht alleine dort.
Auf einem Stein der Brustwehr, saß Azriel und schaute gedankenverloren über das Tal, über das sich langsam die Nacht legte.
Zwischen seinen Fingern drehte er einen seltsam glitzernden Stein, der leicht fluoristzierte.
„Was hast du da?“ flüsterte ich fast, um die Stimmung dieses Augenblickes nicht zu zerstören.
Ohne mich anzusehen, legte er den kleinen Stein in meine Hand.
Neugierig betrachtete ich ihn.
Es war ein glasklarer Kristall in Form eines kleinen Herzens, in dem etwas zart silbern Schimmerndes eingeschlossen war.
Sobald er mit der wärme meiner Hand in Berührung kam, begann er zaghaft zu glimmen.
„Was ist da drin?“
„Es ist das Stück eines magischen Gegenstandes das man in Glas gebunden hat mithilfe eines Zaubers“ sagte er und lächelte mich zart an.
„es ist wunderschön…“ hauchte ich.
„Und was genau für Gegenstände nimmt man da?“
„das kann alles Mögliche sein, Einhornstaub, ein Haar, eine Schuppe…“
„ Und was befindet sich im innern von diesem?“
- Du kannst es behalten, ich schenke es Dir, möge es dir ein Sonnenstrahl sein, an trüben Tagen… -
seine Stimme erzeugte einen zärtlichen Nachklang in meinen Gedanken, als ich aufschaute, war er verschwunden.
Ich drückte den Stein fest umschlossen an meine Brust und fühle das wilde pochen meines eigenen Herzens und auch das kleine Herz aus Glas in meiner Hand, schien zu pulsieren, wie ein kleiner Vogel, doch es war nur die Resonanz meines eigenen Herzschlages, den ich in den Adern meiner Finger spürte.
„BEINDRUCKEND? Findest du nicht?“
„TOM!“ erschrocken und ertappt drehte ich mich um. Was hatte er mitbekommen? Sah man mir meine Gedanken an?
Doch hinter mir stand nicht Tom, sondern ein Schäferhund großer rostbrauner zottiger Wolf, der sich wie zur eigenen Selbstbestätigung, langsam um sich selber drehte und sich, wie es den Anschein machte,
selbstkritisch versuchte zu begutachten.
„Wirklich Beeindruckend…“ sagte ich trocken.
Tom erinnerte mich nicht wirklich an einen Wolf, vom aussehen einmal abgesehen, sah es mehr nach dem selbstgefälligen gebaren meines Katers Smokey aus, wenn er mir mal wieder eine fette halb angefressene Feldmaus als Geschenk gemacht hatte.
Tom hörte den sarkastischen Unterton in meiner Stimme und in einem flimmern verwandelte er sich um Sekunden später wieder in seiner menschlichen Gestalt vor mir zu stehen.
Er machte keinen Hehl aus seiner Enttäuschung und schritt mit verschränkten Armen neben mir die Wehrmauer herunter.
Ich störte mich nicht an seinem Verhalten und schwieg.
„ Deine Hand leuchtet“ stellte er nach einer weile tonlos fest und schielte von der Seite auf meine Hand, die ich immer noch an die Brust gepresst hatte und die jetzt rot leuchtete, als wenn man eine Taschenlampe gegen die Handfläche drückte.
„was hast du denn da?“ fragte er jetzt doch neugierig und zögernd öffnete ich die Faust um ihm das kleine Glasherz zu zeigen, das jetzt so hell schimmerte wie ein Leuchtfeuer.
„Oha? Wo hast du das denn her?“
„Ist ein Geschenk…“ murmelte ich
„ein echt wertvolles Geschenk!“ schnaubte er.
„war mir sofort klar dass der Schwarze Teufel hier irgendwo gewesen sein musste, als ich dich vorhin fand. Sein Gestank hängt mir jetzt noch in der Nase…“ schmollte er.
„Wie kommst du darauf, „ fragte ich Tom aufbrausend,
„das es von Azriel sein muss?“
„Weil nur einer von seiner Sorte so was besorgen kann!“ mit sanfter Gewalt schloss er meine Finger wieder um das Herz, und sah mich mit einem tiefen Blick aus seinen braunen Augen traurig an.
Sein Gesicht, ganz nah an dem meinen. Ich spürte seinen warmen Atmen, als er den Blick löste und mir einen sanften Kuss auf die Stirn hauchte.
Beschämt und durcheinander, senkte ich die Augen. Warum zitterten meine Knie nur so?
Von dem magischen Augenblick angezogen, legte ich die Stirn an seine Brust und lies es zu, das er mich minutenlang fest in seine Arme schloss…
Mit einem tiefen Seufzer packte er mich an den Schultern, schob mich eine Armlänge von sich legte einen Finger unter mein Kinn und zwang mich ihm in die Augen zu schauen.
„ Wir werden die Quelle finden Cara, ich schwöre dir bei meinem Leben,
das ich dich niemals alleine lasse werde, dich niemals willentlich in Gefahr bringen oder verletzten würde, egal, was auch passieren wird, ich werde an deiner Seite Kämpfen… bis zum ende…“
Ich schluckte, denn eine tiefe Empfindung streifte mein Bewusstsein, umfing langsam streichelnd, tröstend jeden Winkel meines da seins berührte die tiefsten Winkel meiner Seele und ich wusste,
das diese Worte, nicht nur Toms Gelöbnis waren.
Das kleine Herz pulsierte in meiner Hand… weinend drückte ich es fest an meine Brust…
……………… 10 ……………….
Ich wachte auf in meinem Zimmer, das Feuer war heruntergebrannt und sorgfältig mit Asche bedeckt.
Kleine Wölkchen bildeten sich beim ausatmen. Fröstelnd wickelte ich mich fester in meine Decke.
Mir war gar nicht bewusst, wie ich in mein Bett gekommen war aber ich erinnerte mich an die alles Umfassende ruhe die sich auf dem Wehrgang plötzlich bei mir eingestellt hatte und an Sid.
Wahrscheinlich, war es Sidcas Beitrag, der mir etwas Frieden und Schlaf geschenkt hatte.
In der Burg war es still, da es noch nicht dämmerte, konnte ich nicht sagen, wie früh am Morgen es wirklich war.
In meine Decke gewickelt lies ich mich vom Bett gleiten und huschte im halbdunkel durch mein Schlafzimmer hinüber zum Fenster.
Mit einem Zipfel der Decke wischte ich über ein stück des beschlagenen Glases und versuchte draußen etwas zu erkennen.
Vor dem Eingang zu meinem Zimmer vernahm ich ein leises knarren und drehte mich erschrocken zur Zimmertür um, als diese langsam geöffnet wurde.
Ein dunkler Schatten schob sich zögerlich durch den halb geöffneten Spalt und wurde größer mir stockte der Atem.
Ich versuchte mich tiefer in die dunkle Nische zwischen den Fenstern zu schieben. Aber es gelang mir nicht.
Der Kopf der geduckten Gestallt fuhr herum und starrte mich an, sein Atem ging rasselnd als sie plötzlich einen Satz nach vorne auf mich zu machte.
Abwehrend hob ich die Hände vors Gesicht und schrie.
Ich hörte Holz zerbersten, das Feuer entfachte sich und schoss als Feuersäule den Kamin hoch, die Wandteppiche rissen von einer Druckwelle erfasst von den Wänden, der Boden bebte, Steine und Putz bröckelten von der Decke, Fensterscheiben zersprangen klirrend und ich kauerte mich schützend auf den Boden.
Die ganze Burg schien durch die Explosion zu erzittern.
Dann war es Still…
Langsam hob ich den Kopf und senkte die Hände. Das ganze Zimmer war ein Ort der Verwüstung.
Einen Herzschlag später wimmelte es in den Trümmern meines Schlafzimmers von Menschen.
Magische Lichtkugeln flammten auf und tauchten alles in ein bläuliches Licht.
Tom hatte mich zuerst entdeckt und stürzte sich auf mich.
In seinen Augen spiegelte sich blankes entsetzten, als er mich an den Schultern packte.
„Cara! was ist passiert? Bist du in Ordnung? Beim Schöpfer! Sag doch etwas!“
„Mir geht’s gut, glaube ich…“ meine Worte schienen von weit her zu kommen und hallten in meinem Kopf nach.
Tom drückte mich so fest an sich, dass es mir den letzten rest Luft aus den Lungen presste und ich schob ihn sachte von mir weg.
Zumindest dachte ich, dass ich es sachte tat.
Meine Berührung ließ Tom gegen den Bettpfosten krachen. Alle Augen waren auf mich gerichtet. Mit einem Aufschrei stürzte ich zu ihm und fiel auf die Knie. „Tom! Tom! Oh mein Gott Tom! Das wollte ich nicht! Es tut mir leid! Bitte Tom! Ich weiß nicht wie das geschehen konnte! Bitte…“ Tränen liefen mir übers Gesicht als ich ihm über die Wange streichen wollte und er den Kopf von mir wegdrehte.
Sidca stand plötzlich neben mir und zog mich hoch. Schluchzend viel ich ihm in die Arme.
„Sid, was hat das zu bedeuten? Was ist passiert?“
Als Tom zu Boden ging, hatte ich das Gefühl als riss mein Körper meine Seele zurück an ihren Platz und ich war wieder ich selbst.
Sidca tätschelte mir beruhigend den Rücken und ich schaute verstohlen zu Tom, der sich langsam aufrappelte.
Der Blick mit dem er mich bedachte, lies mich frösteln…
„Verschwindet! ALLE!“ Sidca machte eine alles umfassende Geste durch den Raum
“Du bleibst!“ sein Finger blieb auf Tom stehen.
„Eure Lichtbälle könnt ihr dalassen, wir werden sie noch brauchen, um die Beseitigung dieses Chaos kümmere ich mich“
Sid hob meine Decke auf, die noch auf dem Boden lag und reichte sie mir.
„Geh ins Nebenzimmer und zieh dir was an Cara“
Ich gehorchte ohne Protest.
Ich war viel zu aufgewühlt, um zu widersprechen.
„Sid, was ist hier passiert? Wie konnte Cara so eine zerstörerische Magie freisetzen? Oder, war das gar nicht Cara?“ Tom stieg kopfschüttelnd durch die Trümmer.
„Ich weiß es nicht, aber eins ist klar. Es handelt sich hierbei, weder um Azriels Magie, noch um deine oder meine. Diese Art von Magie“, er erfasste mit einer ausladenden Bewegung seines Armes das Zimmer. „Diese Magie ist sogar älter als ich es bin. Man nennt sie Elementarmagie. Sie befähigt einen, Luft, Wasser, Stein und Feuer zu beeinflussen.
Meines Wissens, ist es eine längst in Vergessenheit geratene Elbenmagie“
„Eine Elbenmagie? Aber es gibt seit tausenden von Jahren keine Elben mehr in Avalla!“
„Nur, weil man keine mehr gesehen hat, heißt es noch lange nicht, dass es sie nicht mehr gibt…
Elben, sind die besten Gestalltwandler, die in unserer Welt existieren, Tom.
Die größten der Magier, die damals, bei der Entdeckung des Traumkristalles dabei waren, waren Elben. Auch Gildor, war einer von ihnen.“
„Was ist aus Gildor geworden?“ fragend stand ich an den Türrahmen gelehnt. Ich hatte das Gespräch der beiden, aus dem Nebenzimmer verfolgt.
„Wie meinst du das?“ Sidca sah mich etwas erschrocken an.
„Naja, Du sagtest, das Niemand aus Avalla in meine Welt reisen kann und doch, wurde Gildor auserwählt in andere Welten zu reisen um nach Traumreitern zu suchen“
Sidca verschränkte die Arme hinter seinem Rücken und wanderte bedächtig durch das zerstörte Zimmer.
Eine gefühlte Ewigkeit, herrschte Totenstille.
Plötzlich blieb er stehen und mit einem tiefen Seufzer beschrieb er einen Kreis in der Luft und die verstreuten Bruchstücke der Zerstörten Decke fügten sich wieder zusammen und flogen zurück an ihren ursprünglichen Platz.
Ich stand staunend da und sperrte den Mund auf. „Hexenfett! Das war ja krass!“
„Hexenfett???“ Sidca sah mich ungläubig an.
„Nun ja, ist nur so eine Redewendung…. Aber, was wurde jetzt aus Gildor?“
Sid beäugte mich über den Rand seiner Brille hinweg und runzelte die Stirn.
„Er ist nie zurückgekehrt, Cara“
„Habt ihr den nie nach ihm gesucht?“
„Natürlich haben wir das… hunderte von Jahren lang. Niemand hat es Überlebt. Danach gaben wir auf. Ein Teil seiner Seele kehrte nie zu uns zurück.“
„Ein Teil seiner Seele? Soll das heißen, das noch etwas von ihm hier in Avalla war?“
Sidca seufzte erneut, bevor er mir leise antwortete.
„IST, Cara… ist… ein Teil Gildors, befindet sich noch immer in Avalla, doch er ist nicht mehr derselbe.“
Tom legte ihm tröstend die Hand auf die Schulter, doch er schob sie sachte von sich, beschrieb einen weiteren Kreis in der Luft und die Wände mitsamt Wandteppichen fügten sich wieder zusammen.
Keiner von uns sprach ein Wort, während der alte Zauberer durch das Zimmer streifte und alles wieder an seinen Platz brachte.
„Was war das für ein Wesen, das sich in mein Zimmer schlich?“
„Ein Wesen?“ Tom und Sidca sprachen es aus, wie aus einem Mund und beide schauten mich mit aufgerissenen Augen an.
Erst jetzt wurde mir bewusst, das wir noch gar nicht darüber gesprochen hatten, was wirklich geschah.
Also erzählte ich es ihnen.
„Dann kam diese Kraft also doch von dir. Du musst sie unbewußt heraufbeschworen haben zu deinem eigenen Schutz. Dann bleibt also nur die Frage, woher du über diese Kräfte verfügst…“
„Ich weiß es nicht…“ hauchte ich und war den Tränen nahe. All das geschehene, hatte mich ziemlich mitgenommen und geschwächt. Auch machte mir immer noch Toms abweisende Art zu schaffen, die er mir gegenüber an den Tag legte.
„Man kann die Magie eines Wesens von Avalla nur übernehmen, wenn man sich von ganzem Herzen an es bindet!“ Tom sah mich trotzig an und der Schmerz der sich in seinen Augen widerspiegelte zerbrach mir fast das Herz. Jetzt hatte ich endlich verstanden.
„Ich habe aber an niemanden in Avalla mein Herz verloren“ flüsterte ich und sah ihn flehend an. Doch im selben Augenblick wusste ich, dass
ich es nur noch schlimmer gemacht hatte.
An NIEMANDEN?… oh Cara, dachte ich entsetzt würdest du dir nur manchmal die Zunge abbeißen bevor du den Mund aufmachst.
Hieß es nicht in einem Sprichwort:
Sprich nie ein falsches Wort
Womit du jemand kränkst,
du triffst vielleicht sein Herz,
viel tiefer als du denkst…?
Um was es sich bei dem Wesen handelte, sollte ich erst später erfahren.
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In der Burg herrschte emsiges treiben. Ich stand mit Tom und Sidca auf der Wiese bei den Apfelbäumen und versuchte mich zu konzentrieren, meine Kräfte herauf zu beschwören.
Den Blick starr auf einen Zweig gerichtet, der auf einem kleinen Felsen lag, hatte ich die Hand darauf ausgerichtet und versuchte in Gedanken, den Befehl zu erteilen, dieses vermaledeite Stückchen Holz in meine Hand zu befördern.
Stattdessen, schoss es immer wieder unkontrolliert durch die Luft.
Tom hatte sich damit abgefunden, wie ein Laufpage durch die Gegend zu springen, um es wieder auf den Felsen zu legen, damit ich es von neuem versuchen konnte.
So langsam riss mir echt der Geduldsfaden!
Mit einem verärgerten knurren, hob ich zum X-ten Mal die Hand und befahl: „IN DIE HAND!“
Die Erde bebte kurz, Tom und Sidca riss es von den Füßen und der kleine Felsen auf dem der Zweig lag, schwoll zu einem enormen Hügel an.
Ich grinste, während sich die beiden mit einem verdutzen Gesichtsausdruck wieder auf die Beine rappelten.
„Zumindest ein kleiner Fortschritt, auch wenn es nicht gerade der erwünschte war!“ prustete ich los.
Ich war müde, mir war kalt und diese vier Stunden üben, zermarterten mich.
Ich fing etwas hysterisch an zu Lachen und ließ mich im Schneidersitz auf den Boden fallen.
„Jetzt ist sie ganz verrückt geworden“ murmelte Tom und schüttelte angesichts meines Lachanfalles den Kopf.
Sidca, sagte gar nichts und schaute nur entrückt auf die neue Erhebung in Margas heiligem Obstgarten.
Tom lies sich neben mir ins Gras fallen und griff nach seiner Wasserflasche.
„Ich hätte nie gedacht, dass es so schwer sein würde, Magie zu wirken“ sagte ich nachdenklich.
Auch Sid gesellte sich jetzt zu uns ins Gras.
„Nun ja, bei den meisten, fängt es allmählich an und Sie haben dadurch die Möglichkeit, sich nach und nach, daran zu gewöhnen, sich im gebrauch ihrer Magie zu üben. Bei dir allerdings scheint es ganz so, als schlummerte diese Kraft schon lange in dir, aber ich komme einfach noch nicht dahinter, warum das so ist“ sagte Sid und angelte nach einem reifen Apfel, der neben ihm im vom Baum gepurzelt war.
Dalia kam durch den Obsthain auf uns zu geschlendert und winkte.
An ihrem Arm baumelte ein großer Korb, der verdächtig nach Margas Küche roch.
„Hallo ihr drei! Ich dachte ihr könntet eine kleine Stärkung brauchen, Marga lässt euch einen schönen Gruß bestellen“
lachend stellte sie den Korb zwischen uns auf den Boden.
Sidca, der gerade versonnen den Apfel an seinem Gewand blank polierte, beugte sich schnuppernd nach vorne.
Dalia benutze diese Gelegenheit um ihm die Frucht aus der Hand zu entwenden.
„Ha! Meiner!“ rief sie fröhlich und hopste grinsend von dem verdatterten Zauberer weg um sich und ihre Beute zwischen mich und Tom in Sicherheit zu bringen.
Tom, zwinkerte mir verschwörerisch zu und schob langsam seinen Arm hinter Dalias Rücken. Gerade als sie in ihren ergatterten Apfel beißen wollte, tippte er ihr auf die Schulter und als sie sich umdrehte, schnappte er ihr lachend den Apfel aus der Hand.
Mit einem Aufschrei der Empörung stürzte sich Dalia auf ihn und versuchte Tom´s ausgestreckte Hand mit dem begehrten Apfel zu erhaschen.
Die beiden quiekten wie kleine Ferkel.
Sidca wühlte unbeeindruckt in Margas Korb und ich beobachtete das Schauspiel Kopfschüttelnd.
Einer Eingebung zufolge, hob ich die Hand, dachte APFEL und mit einem Plopp, flutschte er aus Toms Hand und landete in meiner.
Totenstille…
Alle hielten mitten in ihren Bewegungen inne und schauten mich ungläubig an.
Ich unterdrückte ein grinsen und biss so gleichmütig wie möglich in das so begehrte Objekt.
Sid, öffnete und schloss den Mund, Tom glotze mich an wie eine Unke und Dalia grinste wie ein Honigkuchenpferd.
„Ich glaub, jetzt weiß ich, wies geht“ war meine einzige Mitteilung an die verdatterte Runde.
„Ich glaube wir hätten ihr gleich etwas zu essen unter die Nase halten sollen“ murrte Tom.
Wir übten noch bis in den frühen Abend und als ich endlich total gerädert in mein Bett viel, hatte ich zumindest kleinere Fortschritte zu verbuchen.
Immerhin schaffte ich es von gefühlten tausend-, wenigstens fünfmal, den vermaledeiten Zweig in meine Hand zu befördern.
Am nächsten morgen wurde ich ziemlich unsanft aus meinem Schlaf gerissen, als mir ein vierbeiniger, zotteliger Flohzirkus, seinen nassen Waschlappen übers Gesicht zog.
Tom war in seiner Wolfsgestallt auf mein Bett gesprungen und hechelte mich mit Dackelblick an.
„DU BIST SO EKLIG!“ rief ich angewidert und wischte mir mit meiner Decke das Gesicht trocken.
Tom röchelte stockend, was mich annähernd an das Geräusch einer Säge mit Schluckauf erinnerte.
„lachst du? Ich glaubs ja nicht“
Tom rollte sich auf den Rücken und verwandelte sich, er lag jetzt, die Arme hinter dem Kopf verschränkt an meinem Fußende und schaute mich an.
„ich wollte mich bei dir entschuldigen Cara...“
„für was genau?“
„Naja, zum Beispiel dafür, wie ich mich dir gegenüber verhalten habe in besagter Nacht… Ich weiß, es war nicht deine Schuld, ich war einfach nur komplett überrascht und vielleicht auch etwas gekränkt, weißt du?“
Oh ich wusste genau was er meinte und ich merkte, wie meine Ohren anfingen zu brennen. Beschämt nuschelte ich in meine Decke, die ich bis zur Nase hochgezogen hatte.
„wie bitte?“
Ich zog die Bettdecke etwas herunter und antwortete „ich sagte mir tut es auch Leid!“
„Das muss es nicht. Du konntest ja nichts dafür.“
„hmm“ brummte ich
„Cara, Darf ich dich ein paar Dinge fragen?“
„Was möchtest du denn wissen?“ mir schwante fürchterliches.
„Wie ist es so in deiner Welt? Und wie kommt es, dass du Kenntnisse über die verschiedenen Wesen aus unserer Welt hast? Ich meine, in deiner Welt, gibt es doch keine Feen, Elfen oder Einhörner und trotzdem, weist du um was es sich dabei handelt?“
Entwarnung!
„Ohje, darüber hab ich mir noch nie Gedanken gemacht. Ich bin damit aufgewachsen, vieles steht in meinen Büchern, die ich lese. Ich denke, es gibt keinen, in unserer Welt, der nichts über Einhörner, Zwerge, Elfen oder Feen weiß“
„Wir stehen in euern Büchern?“
„Ja, wir nennen es Fantasy…“
„aber wir sind keine Fantasie! Wir existieren doch?!“
„das wusste ich bis vor kurzem auch noch nicht oder? Davor, habe ich mir auch einfach nur gedacht, das diese Zauberwesen, der Fantasie irgend eines Autors entsprungen sind.“
„Das müsste ja dann heißen, dass die Verfasser dieser Bücher, Zugang zu Avalla hatten, oder zumindest in Kontakt mit einem Traumreiter standen, der ihnen von Avalla erzählt hat. Wenn, das von anbegin eurer Zeitrechnung, der Fall gewesen wäre, wäre es durchaus denkbar, das sich die Geschichte und die Beschreibung, der Bewohner unserer Welt, in Sagen, Märchen und Büchern, erhalten hat.“
„Oder aber, es sind die Traumreiter selbst, die in der Zeit, in der sie wieder in meiner Welt weilen, ihre Zeit nutzen um Bücher zu schreiben…“ überlegte ich laut.
„Tom? Kommen eigentlich alle Traumreiter, die in Avalla aufwachen, erst hier in der Burg an?“
„Nein, wenn in eurer Welt ein Traumreiter geboren wird, erscheint im Tempel der Magier eine neue Prophezeiung, in der auch steht, an welchem Ort und zu welcher Zeit, der dort ansässige Zauberer mit der Ankunft rechnen kann.“
„Und woher stammen die Prophezeiungen?“
„Das wissen wir nicht genau. Es begann mit dem verschwinden von Gildor“
„Meinst du, das Gildor etwas damit zu tun hat?“
„Ich weiß es nicht Cara, ich glaube auch nicht, das dir irgend jemand in Avalla eine befriedigende Antwort darauf geben kann. Natürlich, Spekulationen und Theorien bestehen, am einfachsten wäre es wohl, Gildor selbst zu fragen, aber keiner weiß, in welches Wesen er sich vor seiner Seelenreise verwandelt hat.
In der nähe der Stadt Garth, nahe am Rand der verlorenen Wälder von Isgrim, befindet sich eine kleine Siedlung in der man nicht wandelbare magische Wesen aus ganz Avalla betreut. Keiner weiß, ob Gildor zu jenen armen Geschöpfen zählt, die man dort antrifft.“
„Nicht wandelbare magische Wesen? Ich dachte alle Lebewesen von Avalla können sich in Menschen verwandeln?“
„nicht alle… die Feen zum Beispiel, die du am Strand gesehen hast, oder Vögel, Hasen und andere Tiere, nicht. Die Geschöpfe aus Isgrim, haben durch magische Experimente ihre Fähigkeiten verloren. Den glücklicheren von ihnen, ist dabei die menschliche Sprache erhalten geblieben und unsere Magiekundigen Heiler, können die falschen Zauber aufheben. In den meisten Fällen jedenfalls.
Einige, dieser Geschöpfe, haben jegliche Fähigkeit der Kommunikation eingebüsst.“
„das macht mich irgendwie traurig“ sagte ich und schaute beklommen zum Fenster.
„Ich glaube, dann wird dich wohl nur ein deftiges Frühstück in der Küche wieder auf die Beine bringen? Was meinst du?“ Tom grinste mich spitzbübisch an, sprang vom Bett und zog meine Decke weg.
Ich quietschte erschrocken, sprang auf und war mit einem Satz auf dem Weg ins Nebenzimmer um mich frisch zu machen und anzuziehen.
Toms lachen begleitete mich.
Ich war echt froh, dass er mir nicht mehr böse war. Immerhin, ist er zu einem der wenigen Haltepunkte geworden, die ich in dieser Welt gefunden hatte.
Jetzt, nach unserem Gespräch, kamen mir viele Begebenheiten in den Sinn, die mich an gelesene Worte aus Büchern daheim erinnerten.
Tatsächlich, hatte er nicht ganz unrecht damit, dass mir viele Dinge hier in Avalla nicht ganz unbekannt erschienen.
Ich stand an der wuchtigen Kommode mit Spiegel, auf der meine Waschutensilien standen und versuchte herauszufinden, was von diesen Sachen für die Zähne gedacht war, als ich Dalias hüsteln vernahm.
„Entschuldige Cara, aber Tom meinte du würdest dich gerade fertig machen und ich dachte du bräuchtest vielleicht etwas Hilfe?“
Ich grinste sie durch den Spiegel weg an und sie lächelte verschmitzt zurück.
Tatsächlich, war ich mit ihrer Hilfe binnen Minuten ausgehfertig.
Ich trug ein paar enge Hosen und ein dazu passendes Oberteil aus weichem Leder, das in einen an vier Seiten bis zum Oberschenkel geschlitzten Rock überging und weiche Lederstiefel mit fester Sohle.
Der Rock war gerade so lang, das er die Fußspitzen bedeckte, ich mir aber bei meinem Talent nicht drauf treten konnte. Wenn ich ruhig da stand, sah man die Schlitze gar nicht und ich drehte mich bewundernd vor dem großen Standspiegel.
„Das ist ein Gefechtskleid für Kriegerinnen, durch die Machart, behindert es sie nicht beim Kämpfen und Reiten. Sidca meinte, das diese Sachen am besten für deine Reise geeignet wären und du könntest dich schon einmal daran gewöhnen“
Dalia drückte mich auf einen Stuhl und begann meine Haare zu einem strammen Zopf zu flechten.
„Was ist denn mit deinen Ohren passiert?“ fragte sie mich staunend und tippte eines meiner Ohren sachte an.
„Wieso? Was soll damit sein?“ ich beugte mich auf dem Stuhl nach vorne um mich besser im Spiegel betrachten zu können und riss die Augen auf.
Meine Ohren waren über Nacht spitz geworden.
„ach du dickes EI!“ murmelte ich.
Ich merkte wie es mir den Magen umdrehte, meine Knie fühlten sich an wie Gummi.
„Aber, wie kann das denn sein? Erstens, hab ich mich doch hier noch gar nicht an irgendjemanden gebunden und zweitens, sagte Sidca, würde das auch erst nach einiger Zeit passieren! Ich bin doch erst ein paar Tage hier!“
„Ich weiß es nicht Cara, aber es wäre wohl das beste, wenn du mit Sid darüber sprichst und es ihm zeigst.“ Dalia hatte meine Haare wieder geöffnet und strich sie mir jetzt in einer freundschaftlichen Geste über die Ohren.
Ich seufzte und erhob mich um nach unten zu gehen. Ich versuchte mir nach außen hin nichts anmerken zu lassen, aber in mir drin tobte ein Kampf zwischen Übelkeit und Ohnmacht.
Dalia legte mir beruhigend eine Hand auf den Arm und war im nächsten Moment verschwunden.
Tief in Gedanken versunken schritt ich die Treppe hinunter in die große Halle, zur Küche hin, wo ich Sidca vermutete.
Als ich den Raum betrat und Sidcas liebevollen Blick gewahrte, merkte ich wie mir die Tränen in die Augen stiegen und sich langsam ihren Weg bahnten. Jetzt wird alles gut, dachte ich, Sidca, weiß bestimmt einen Rat.
Ich setzte mich ihm gegenüber an den Tisch, dankbar, das noch niemand anderes anwesend war. Sidca schaute mich fragend an und ich schob zögerlich eine Haarsträhne hinters Ohr und drehte den Kopf in seine Richtung.
Sidca zog hörbar die Luft zwischen die Zähne, doch als ich die Haarsträhne wieder nach vorne strich und ihn anschaute, hatte er sich schon wieder gefangen.
Sein Gesicht zeigte keinerlei Bestürzung, seine Augen leuchteten mit derselben Väterlichen Zärtlichkeit, wie zuvor.
„Sid, was passiert mit mir? Ich hab Angst…“ flüsterte ich.
Er griff über den Tisch hinweg nach meiner Hand und hielt sie fest. Ein gribbeln erfüllte mich und lässt sich nur mit den Worten „Sicherheit und Zuversicht“ beschreiben. Ich spürte, wie seine Magie mich umfing und hörte seine Stimme beruhigend in meinen Gedanken.
„Keine Sorge Traumreiterin, nichts wird so heiß gegessen wie es gekocht wird.“
Das schien wohl einer seiner Lieblingssprüche zu sein, doch ich spürte, wie sich der Klumpen in meinem Bauch allmählich löste und zerfiel.
Marga brachte mir mein Frühstück und ich verspürte trotz allem, einen ausgeprägten Hunger.
Mein Bauch knurrte wie ein Rudel Wölfe.
Sidca grinste und Marga schüttelte ungläubig den Kopf.
„Man könnte meinen, sie wäre mit dir verwand alter Mann!“ lächelte sie und verschwand mit wehenden Röcken in Richtung Speisekammer aus der ein Ohrenbetäubendes Scheppern zu hören war.
Sid kicherte „da ist anscheinend mal wieder einer der Lehrlinge inmitten ihrer geheiligten Schatzkammer appariert, das passiert manchmal, wenn sie zu spät sind und sich nicht richtig darauf konzentrieren wo sie landen“
Ich lachte.
„Du brauchst nicht zu lachen“ erwiderte Sid mit gespielter strenge „Marga kann ein richtiger Drache sein, wenn es um Pünktlichkeit geht, deshalb versuchen sie immer so zu erscheinen, als wären sie schon eine ganze Weile anwesend, aber wie du siehst… funktioniert es nicht immer unbemerkt“
„Was passiert mit ihnen wenn sie auffliegen? Sind Margas Strafen sehr schlimm?“
„Ach was“, Sidca machte eine wegwerfende Handbewegung.
„Meist zaust sie ihnen die Haare und lässt sie Spüldienst verrichten“
Ich dachte daran, wie ungerne ich Geschirr spülte und ich war nur alleine in meinem Haushalt.
Wenn man bedachte, wie viele Menschen sich hier in der Burg aufhielten…
„Eine schauderhafte Strafe“ grinste ich.
Jetzt lachte auch Sid.
„Du wirst dich bestimmt gefragt haben, warum ich dir heute diese Kleider geben lassen habe. Ich dachte mir, das es Zeit wird, dich etwas in der Kunst des Schwertkampfes unterrichten zu lassen. Du wirst es auf eurer Reise zu schätzen wissen, wenn du dich noch mit etwas anderem verteidigen kannst, als mit deiner Magie“
Ich verzog das Gesicht. Nur immer herein mit dem Finger in die Wunde dachte ich grummelnd. Als ob mir nicht selbst zur genüge bewusst war, das mir der vermaledeite Umgang mit meiner Magie nicht richtig gelingen wollte.
„Sei nicht so kritisch mit dir selbst, das wird mit einiger Übung besser werden“ murmelte Sidca über seinem essen und damit schien das Thema für ihn erledigt.
Ich schlenderte mit Sidca durch das Burgtor, über die große Steinbrücke hinunter in den Zwinger der Vorburg.
Auf einem anscheinend extra dafür angelegten befestigten Viereck inmitten eines gepflegten Kräutergartens, der durch Blumenbeete gesäumt war, stand ein Hochgewachsener Krieger mit Hüftlangem schwarzem Haar, das zu einem Rossschweif zusammengebunden war. In der Sonne glänzte es bläulich.
Er hatte sein Hemd ausgezogen und kämpfte mit seinem Schwert gegen imaginäre Gegner. Seine Muskeln bewegten sich anmutig unter seiner gebräunten Haut. Im Gegensatz zu seiner glatten Brust, waren seine Unterarme mit demselben samtschwarz überzogen, das auch sein Zopf aufwies. Ein schmaler streifen dunkler Locken verschwand von seinem Nabel aus unter dem Hosenbund. Ich seufzte innerlich.
Als der Krieger uns bemerkte, hielt er inne, steckte sein Schwert zurück in die Scheide und machte eine angedeutete Verbeugung in unsere Richtung.
Als er den Kopf hob, sah er mir direkt in die Augen.
Ich keuchte. Tiefblaue schrägstehende Augen musterten mich amüsiert ob meines erschrockenen Gesichtsausdruckes doch seine Worte, die er sprach waren kühl und abweisend. Azriel.
„Ich habe mich hier eingefunden, wie ihr es gewünscht habt Meister Sidca“
„ich danke dir Azriel, dass du mir diesen Gefallen tust, ich stehe in deiner Schuld“
Ich schaute immer noch ungläubig zwischen Azriel und Sidca hin und her.
„Er wird dir nichts tun, keine Angst, aber er ist der Beste um dich auf die Schnelle zu unterweisen“
Erklangen Sidcas Worte in meinen Gedanken.
„Aber ich…“
Weiter kam ich nicht, Sidca hatte seine Gedanken gegen mich abgeriegelt und verabschiedete sich von uns mit einem Nicken.
Seit dem Abend auf dem Wehrturm, hatte ich nichts mehr von Azriel gehört oder gesehen, das er jetzt so anmutig vor mir stand und mich musterte, machte mich nervös. Ich wusste mal wieder nicht wohin mit meinen Händen und meine Beine kamen mir überlang und schlaksig vor.
Verdammt SIDCA! Wie kannst du mir das antun?
Fluchte ich in Gedanken.
Azriel stand immer noch wie ein Denkmal und schaute auf mich herab. Ein leichter Wind lies seine seidigen Haare in der Sonne flattern.
„Wo sind deine Zöpfe?“ Gott wie dämlich Cara! Schalt ich mich im gleichen Augenblick.
„Die tragen wir nur zu besonderen Anlässen oder in Kriegszeiten“ antwortete er trocken und hielt mir ein Schwert entgegen. Er kann also auch zaubern schoss es mir durch den Kopf, denn ich hatte nirgends ein zweites Schwert gesehen.
Das Schwert, das er mir reichte, war nur halb so groß wie seines und viel filigraner verarbeitet.
„Dieses Schwert taugt nicht viel“ sprach er „es sieht nur schön aus, die Klinge allerdings ist stumpfer als ein Holzschuh“
Er hatte mir den Rücken zugewandt und malte mit einem Stock ein paar Linien in den Boden, zu denen er einige Erklärungen abgab.
Seine Sonnengebräunte muskulöse Hinteransicht, verwirrte mich schrecklich. Konzentrier dich auf etwas anderes Cara! Schalt ich mich in Gedanken.
Um mich nicht damit in Verlegenheit zu bringen, dass er mein Schmachten entdeckte, versuchte ich den Schwertknauf auf meiner Handfläche zu balancieren.
Ob man es genauso in der Luft drehen lassen kann wie einen Badmintonschläger?
Es war das letzte, das ich dachte, bevor ich Ohnmächtig zu Boden ging…
Das nächste was ich fühlte, waren Azriels Hände an meinen Schläfen, die eine gribbelnde Magie verströmten und das aufgeregte Geschnatter mehrere Stimmen, die ich langsam als Tom und Sidca identifizierte.
„Du solltest ihr beibringen, wie sie sich im Notfall verteidigen kann verdammt! UND SIE NICHT! Ohnmächtig schlagen!“ das war eindeutig Tom.
„Ich hab sie noch nicht einmal berührt!“ grollte es tief aus Azriels Kehle zurück.
„Sie hat es fertig gebracht, sich selbst nieder zu strecken“ jetzt klang seine Stimme etwas ruhiger. Hörte ich da eine gewisse Besorgnis heraus?
Vielleicht war es an der Zeit die Augen aufzuschlagen.
„Da bist du ja wieder!“ Sidca lächelte mich an.
Ich versuchte aufzustehen, die Stelle in meiner Halsbeuge an der mich mein Schwert getroffen hatte pochte heftig und leichter Schwindel brachte mich zum schwanken.
Tom stürzte auf mich zu um mich zu stützen.
„bringt sie zu einem Heiler“ knurrte Azriel. Ich drehte mich zu ihm um, doch er war verschwunden. Eine starke Windböe zerrte an meinen Haaren und auch Tom und Sid viel es nicht leicht das Gleichgewicht zu halten.
Sidca starrte Nachdenklich in den Himmel, bevor er sich mir zuwandte:
„Komm mein Kind, Azriel hat recht, ein Heiler sollte sich deine Verletzung ansehen“
-------------12--------------
Sechs Tage waren seit diesem Vorfall vergangen. Ich saß in meinem Ankleidezimmer vor der Kommode und starrte in den Spiegel. Ich versuchte nicht zu blinzeln bis mir die Tränen in den Augen standen.
Morgen also würde es soweit sein, unsere Reise zu der Quelle der Tränen sollte beginnen.
Die Verletzung an meinem Hals war abgeschwollen und nur ein riesiger Bluterguss von der gefühlten größe Afrikas zog sich in den leuchtensten Farben über mein Schlüsselbein und die Schulter.
Meine Ohren hatten wohl ihre endgültige Form erhalten. Ich strich eine verirrte Strähne hinters Ohr und fuhr dessen Rand mit dem Finger nach.
Meine Augen, hatten sich in den letzten Tagen etwas schräger gestellt und sich noch blauer verfärbt als sie es ohnehin schon waren. Tom war aufgefallen, dass sie sich in ein Meergrün verwandelten, wenn ich Magie benutzte.
Zwei Tage nach meinem Unfall hatte eine Kriegerin aus Tom´s Clan angefangen mich im Umgang mit Messer und Dolch zu unterweisen.
Seitdem steckte ein kleiner Dolch aus schwarzem Stahl in einer Halterung an meinem Stiefel und ein ebenso schwarzes Messer führte ich an meinem Gürtel mit. Tom sollte während unserer Reise das Training mit mir fortsetzten.
Ich hatte mich als gelehrige Schülerin entpuppt, wohl auch, weil Tom oder Takia mich nicht so aus der Fassung brachten wie Azriel.
Azriel… seit jenem besagten Tag, hatte ich ihn nicht mehr gesehen, auch sprach er nicht mehr in Gedanken zu mir.
Ich seufzte.
Dalia öffnete leise die Tür und schlüpfte zu mir herein.
„ich wollte mich von dir verabschieden“ sagte sie und hielt mir schüchtern ein kleines Päckchen entgegen.
„Was ist das?“ ich streckte die Hand aus und nahm das kleine Geschenk entgegen.
„es ist ein kleiner Avalla Wegweiser“ sagte sie verschmitzt
„ein Wegweiser?“ neugierig öffnete ich die Verpackung und entnahm ein kleines Büchlein.
„darin findest du Informationen zu Lebewesen und Pflanzen, die du in Avalla antreffen oder finden wirst, ich dachte mir, dass es dir auf deiner Reise in manchen Situationen mit Rat und Tat zur Seite stehen könnte“
Vor Rührung liefen mir die Tränen über die Wangen.
„Ich danke dir von ganzem Herzen Dalia, du wirst mir sooo fehlen“ schluchzte ich und viel ihr um den Hals.
„Du wirst mir auch fehlen Cara, komm bald wieder gesund und wohlbehalten zu uns zurück, hast du gehört?“ Ihre Stimme klang belegt und als wir uns voneinander lösten, sah ich auch bei Dalia Tränen in den dunklen Augen schimmern.
Sie schniefte und fuhr sich mit dem Ärmel ihres Kleides über die Augen.
Wir grinsten uns an und sie winkte zum Abschied, bevor sie verschwand.
So hatte ich wohl auch hier in Avalla, eine Freundin fürs Leben gefunden.
Erst jetzt wurde mir bewusst, wie schmerzlich ich Manuelas Gesellschaft vermisste.
Ich setzte mich mit überkreuzten Beinen aufs Bett und schlug das Buch auf. T wie Traumreiter…
Wenn ein Traumreiter sich in unserer Welt bindet und beschließt in unserer Welt zu bleiben, wird sein Reisekristall in einem feierlichen Ritual zerstört.
Mit diesem Ritual festigt er seine angenommenen magischen Fähigkeiten und bindet sich somit komplett an die jeweilige gewählte Lebensart.
Dieser so geschlossenen Bund, kann nur durch den Tot eines Partners wieder aufgehoben werden.
Der Traumreiter behält seine magischen Fähigkeiten. Reisekristalle sind nicht übertragbar, da sie sich auf seinen jeweiligen Träger manifestieren und nur er die Möglichkeit hat mit seinem Kristall zu reisen.
Daran hatte ich ja noch gar nicht gedacht, dass ich einen anderen Kristall benutzen könnte. Hmm Naja, diese Frage hatte sich ja jetzt erübrigt.
Ich blätterte noch etwas in dem Büchlein, bevor ich es in den kleinen Reisebeutel steckte, den ich am Gürtel befestigt hatte.
Seufzend lehnte ich mich zurück. Es wird wohl das Beste sein, wenn ich versuchte noch ein wenig zu schlafen. Schließlich würden die ersten Kilometer der Reise, nicht gerade einfach sein.
Außer Dalia, hatte sich heute kaum einer bei mir blicken lassen. Anscheinend wollten sie mir noch ein wenig Ruhe gönnen und es wäre ungerecht, diese geschenkte Zeit unnütz und mit Nachdenken zu vergeuden.
In dieser Nacht suchten mich die unheimlichsten Träume auf.
Ich träumte von meinem zuhause, ich lief durch bewegungslose Menschen, kein Wind regte sich, Vögel, ja sogar herunterfallende Blätter waren in der Luft erstarrt.
Staunend schlenderte ich die kleine Straße hinauf zu dem Haus in dem ich wohnte.
Die alles umfassende Stille jagte mir Schauer über den Rücken und lies mich frösteln.
Doch noch mehr erschreckte es mich, als ich mein Auto auf seinem Parkplatz vor meiner Wohnung erblickte, auf seinem Dach lag mein geliebter Kater Smokey und leckte sich die Pfoten sauber.
Als er mich wahrnahm, hielt er in der Bewegung inne, seine grünen Augen blickten mich direkt an, dann wachte ich auf.
Sid stand neben meinem Bett und drückte sanft meinen Arm.
„Du musst aufstehen, Kind. Deine Reise beginnt…!“
Wie in Trance schlug ich die Decke zurück, es war, als würde Smokeys Blick immer noch einen Teil meiner Seele in der anderen Welt festhalten, in einer Welt, in der alles in tiefem Schlaf nur darauf wartete von mir wieder erweckt zu werden, mit Smokey als einzigem Wächter über ihren tiefen Schlummer.
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Wir ritten zu dritt. Moraij ein Krieger des Schattenclans sollte uns bis zu unserem ersten Ziel, ein abgelegenes Walddorf nahe des Feowen Waldes begleiten.
Keiner von uns sagte ein Wort, während wir einem schmalen gewundenen Bergpfad durch die Große zerklüftete Drachenschlucht folgten, die sich wie ein Kragen rund um den Berg legte auf dessen Gipfel unverwüstlich und standhaft die Burg trotzte.
Ich wand mich im Sattel um sie besser zu sehen. Von hier aus sah sie aus als sei sie aus dem Berg gewachsen, als hätte sie stumme Magie aus dem zerklüfteten Stein herausbeschworen. `Dracothonan` Das Drachenherz, oder das Drachentor. So hatte mir Sidca erklärt, lautete der alte Name der Festung.
Ich seufzte, als mein Pferd einen unsicheren Schritt tat und ich mich wieder nach vorne wandte.
Schon zu der Lebzeit in meiner Welt, hatte es mich zu Drachen hingezogen, ich hatte sie gesammelt, diese kleinen schwarzen Nachbildungen gothischer Drachen. Ich hatte nie verstanden warum sich meine Seele so zu diesen Kreaturen der Fantasie hingezogen gefühlt hatte. Allerdings war ich auch im Jahr des Drachen geboren, laut dem Chinesischen Kalender.
Wahrscheinlich, war es nur ein höhnischer Wink des Schicksals, das ich gerade auf einer Drachenburg gelandet war, als ich in Avalla das erste Mal die Augen öffnete.
Doch wie sollte ich nun die Quelle der Tränen finden? Ich hatte trotz aller Anstrengungen in den Archiven etwas zu finden, keinerlei Anhaltspunkte gefunden. Gedankenverloren griff ich zu dem schwarzen Stein um meinen Hals.
….Du weist es….
… du musst dich nur daran erinnern…
Ich zuckte zusammen, diese Stimme in meinem Kopf! Doch es war nicht Azriels Stimme und trotz meiner Erschrockenheit spürte ich einen nagenden Kummer des Verlustes an meinem Herzen.
Tom hatte sein Pferd gezügelt und brachte es auf einem breiteren Stück des Weges neben meinem zum stehen.
„Ist alles in Ordnung Cara? Du bist etwas blass um die Nase?“
Sollte ich ihm von der neuen Stimme die in meinem Geist spukte etwas sagen? Immerhin sollte mir Tom helfen, die Quelle zu finden, wie auch immer diese Hilfe aussehen mochte.
„ich weiß es nicht, es ist ein Gefühl, als wenn die Antwort auf meine Suche tief in mir schlummern würde, aber ich kann sie nicht finden…“
Diese Erklärung traf es wohl am besten.
Tom runzelte gedankenverloren die Stirn.
Moraij hatte ein paar Meter von uns entfernt angehalten und lauschte, seine Schulterlangen Haare wehten im Wind, der nur ihn zu erfassen schien.
„Was ist das?“
„Das ist der singende Wind von Feowen. Er umgibt den Wald und zeigt uns seine Grenzen“
„Der singende Wind?“ ich drückte meine Schenkel leicht an die Flanke meines Pferdes um mich näher zu Moraij zu bringen.
Ich nahm es eher mit meinem Unterbewusstsein wahr, als das ich es hörte, ein klagendes Lied schien sich in einem wiegenden auf und ab im Wind zu erheben.
„Woher kommt das?“
Moraij sah mich aus seltsam glänzenden gelben Augen an.
„Es ist das Liebeslied eines klagenden Drachen, der sich einst in eine Waldnymphe verliebte und ihr hier in diesem Wald Schutz bot vor der Rache ihres Clans, ob ihrer verbotenen Liebe“
„Was ist aus ihnen geworden?“
So etwas wie Trauer umhüllte mich und ich wusste schon, das diese Geschichte kein gutes Ende nahm, noch bevor Moraij zu sprechen begann:
„Najuda war die Tochter eines Waldnyphmenkönigs und seit ihrer Geburt versprochen.
Als sie das Hochzeitsalter erreichte, brachte man sie flankiert durch die gefürchtetsten Krieger Avallas auf den Weg zu ihrem zukünftigen Gemahl. Doch auf dem Weg dahin verlor sie ihr Herz an einen dieser Krieger, einen Drachen Transformanten.
In der Nacht brachte er sie auf seinen Schwingen in den Feowen Wald und umgab den Wald mit einem Zauber.
Der zukünftige Gemahl, erbost über diesen Verrat, zahlte ein Blutgeld indem er einen Teil seiner Seele an einen Dumrag verkaufte, einen Herrscher der Naturgewalten. Dieser benutzte seine neugewonnene Kraft und lies einen Blitzschlag in den neuen Lebensbaum von Najuda fahren und raubte ihr so ihre Lebensenergie, ihr Körper starb. Im selben Augenblick, zerriss es das Herz des Drachen und mit seiner letzten Magie, band er ihrer beider Seelen in einem letzten Zauber an diesen Wald, indem sie nun für immer vereint sind…“
Ich wischte mir die Tränen aus den Augen. Der Windgesang, brachte mein innerstes zum vibrieren, ich wusste es, tief in meinem Innern, wusste ich es, die Lösung war so nahe, so greifbar nah.
Wie in Trance öffnete ich meine Seele für den stummen verzweifelten Schrei der in diesem Gesang lag, doch der Schrei brach nicht aus mir, sondern aus Tom, seine Augen glühten silbern, als eine fremde Wesenseinheit von ihm Besitz ergriff.
„Hilf mir…“ hauchte er, bevor er das Bewusstsein verlor und seitlich vom Pferd kippte.
Moraij war als erster bei ihm und bettete sanft Toms Kopf an seiner Schulter, als er ihn sacht anhob.
Ich stürzte förmlich aus dem Sattel und stolperte auf die beiden zu. „Tom!“ flehte ich und viel neben den beiden auf die Knie.
„Tom!“ hauchte ich und berührte sacht sein bleiches Gesicht.
Seine Lider begannen zu flackern und er öffnete benommen die Augen.
„Najuda?“
„Nein Tom ich bin es Cara!“ sagte ich und heiße Tränen liefen mir über die Wangen.
„Cara…“ sein Blick klärte sich und er griff mit einer zärtlichen Geste meine Hand. Sein Daumen strich mir sacht über den Handrücken und ich lies es zu.
Moraij hatte in stummem Verständnis den Blick abgewendet.
„Tom, ist alles in Ordnung mit dir?“
Er setzte sich auf, fasste nach meinem Kinn und strich mir mit dem Daumen eine Träne vom Gesicht.
„Ja, kleine Traumreiterin, hör auf zu weinen, alles ist gut.“
Mein schluchzen war eine Mischung aus lachen und Tränen der Erleichterung.
„Es ist besser wir reiten tiefer in den Wald und suchen einen geeigneten Rastplatz“ erwiderte Moraij. Er war aufgestanden und klopfte seinem Grauen beruhigend den Hals.
„Ich weiß nicht was da gerade geschehen ist, doch es wäre mir lieber wir würden aus dem direkten Wirkungskreis des Windes verschwinden und uns ein sicheres Plätzchen zur Erörterung suchen.“
„Du hast recht…“ sprach Tom und half mir auf die Beine.
„Egal was das gerade war, aber seine Macht scheint es aus dem Wind zu ziehen.“
Wir bestiegen unsere Pferde und ritten durch die Windgrenze tiefer in den Wald.
Während wir einem breiten Handelsweg folgten, der sich tief durch das Herz Feowens zog, spürte ich Moraijs Blicke fest in meinem Rücken. Seine gelben Augen schienen in der durch den Wald erschaffenen Dämmerung zu leuchten. Wieder einmal fragte ich mich, welches Wesen, seine Menschliche Natur verbarg. Weder Tom noch Sid, hatten sich bei unserer Abreise dazu geäußert.
Ich fühlte mich unbehaglich unter seinem Blick gefangen und rutschte nervös im Sattel hin und her.
Über uns verdichteten sich die Kronen der Bäume und verschlangen auch noch das letzte bisschen Sonne, das am Himmel schien.
Eine unheimliche Stille herrschte in diesem Wald. Kein Vogel sang, kein Lüftchen regte sich. Noch nicht einmal das rauschen der Blätter war zu vernehmen. Nur das klirren der Zaumzeuge unsrer Pferde unterbrach diese Stille, wenn sie begleitet von einem schnauben die Köpfe schüttelten.
Ich weiß nicht wie lange wir geritten waren, doch es mussten Stunden gewesen sein. Ich spürte jeden Muskel in meinen Beinen und auch mein Hintern machte sich schmerzhaft bemerkbar.
Ich wurde immer nervöser und versuchte mein schmerzendes Hinterteil zu entlasten, indem ich mich ab und an in die Bügel stellte.
Moraij trieb sein Pferd an und schloss zu Tom auf, der an der Spitze ritt.
„Wir sollten alsbald unser Lager aufschlagen“ meinte er den wissenden Blick auf mich gerichtet zu Tom.
Tom folgte seinem Blick in mein schmerzverzerrtes Gesicht und lachte.
Ich überging diesen Seitenhieb mit erhabenem Stolz und lies mich wenig damenhaft mit einem Seufzer aus dem Sattel gleiten.
Mir doch egal was die beiden dachten hinter ihrem hämischen Grinsen.
Jetzt wusste ich warum die Cowboys in den Filmen immer so Breitbeinig liefen! Es erleichterte das gehen nach stundenlangem reiten ungemein.
Ich knotete einen der offenen Zügel am Sattelhorn meiner Stute fest und führte Sie am lockeren Zügel den Weg entlang.
Unbewusst leitete mich etwas durch ein am Wegrand gelegenes Dickicht auf eine nahe Lichtung.
Eine erkaltete mit Steinen umfasste Feuerstelle deutete daraufhin, dass sie schon öfter als Rastplatz gedient hatte.
Ich legte meinem Pferd locker seine Fußfesseln an und löste den Sattel. Die Stute begann direkt begierig damit die zarten Grasbüschel zu rupfen, die auf der Lichtung wuchsen.
Tom und Moraij waren mir mit etwas Abstand gefolgt und besahen sich erstaunt die Lichtung.
„Woher hast du das gewusst?“ fragte Moraij und hob die Brauen.
„Hab ich nicht“ blaffte ich zurück und schlug mir erschrocken die Hand vor den Mund.
„Entschuldige Moraij, ich weiß auch nicht warum ich dich gerade so angefahren habe!“
„Schon in Ordnung, in diesem Wald scheinen wohl noch andere Kräfte zu wirken als die des Windes…“ antwortete er und wandte sich geschäftig seinem Grauen zu.
Auch Tom nahm seinem Wallach den Sattel ab und rieb ihm liebevoll mit einem weichen Tuch über die verschwitzte Sattellage.
Ich drehte mich auf der Lichtung um mich selbst und versuchte durch das Blätterdach der Bäume zu erkennen wie spät es sein mochte, doch das Blätterwerk war zu dicht verwoben um nur einen einzigen Blick auf den Himmel über uns zu erhaschen.
„Die Nacht ist gerade herein gebrochen“ sagte Moraij der unvermittelt neben mir aufgetaucht war. Ich zuckte zusammen und sah ihm direkt in die Augen, die immer noch gelblich schimmerten.
„Woher weist du das so genau?“ fragte ich ihn und hielt seinem Blick stand.
„Ich bin ein Transformant der Eulenwächter“ erwiderte er mit einem Schulterzucken. „Die Bestimmung der Abendstunde liegt uns im Blut“
Ich wollte etwas sagen, doch ich wusste nicht was. Er hätte es eh nicht mehr gehört, denn er hatte sich abgewandt und half Tom Feuerholz zu sammeln.
Ich seufzte und bückte mich ebenfalls nach den verstreuten Ästchen die sich auf der Lichtung verteilt hatten. Ich hatte ja immer noch Dalias Ratgeber, indem ich die Antwort nachschlagen konnte und fühlte das Gewicht des kleinen Buches in seinem Beutel, beruhigend bei jedem Schritt gegen meinen Oberschenkel klopfen.
Etwa eine halbe Stunde später, brannte in dem kleinen Steinkreis vor uns ein munteres Feuer, Tom hatte einen kleinen Kessel an einem dickeren Ast darüber drapiert, indem ein schmackhafter Eintopf vor sich hin köchelte. Ich hatte mich an einen umgestürzten Baum am Rande des Feuerscheins zurückgezogen und Blätterte in dem kleinen Buch.
Eulenwächter…
Starke nachtaktive Kämpfer die in der Lage sind sich bei Einbuch der Dunkelheit in große Eulen zu verwandeln, die ihre Opfer nur durch ihren Schrei lähmen oder Töten können…
Wachsam sah ich hinüber zum Feuer, an dem sich Tom und Moraij leise unterhielten.
Als hätte er meine Gedanken erraten, begegnete Moraijs Blick dem meinen, doch er lächelte mich nur wissend an und mit einem leichten nicken, wendete er sich wieder seiner Unterhaltung mit Tom zu.
…Hilf mir…
Dieser stumme Schrei toste durch mein Unterbewusstsein. Überwältigt durch seine Dringlichkeit, schloss ich atemlos die Augen.
…HILF MIIIR…
Ich schluckte, etwas in meinem innern begann zu glimmen, erst sacht und als ich mich darauf konzentrierte schwoll es zu einer silbernen Kugel an. Sie war wunderschön, dachte ich und beobachtete das pulsierende Silber das am Rande meines Bewusstseins schwebte.
Ich spürte wie sich meine eigene Kraft in mir regte und verlangte befreit zu werden.
Instinktiv, leitete ich meine Magie in diese Kugel, wie unter einem befreienden Seufzer glitt sie aus mir heraus, schwebte eine kurze Zeit zwischen mir und meinen Gefährten. Moraij und Tom hatten beide die Augen aufgerissen und mit einem erstickten Schrei begann Tom sich zu verwandeln, während die Kugel aus silbernem Licht sich mit dem silbernen Nebel, der seine Verwandlung zum Wolf ankündigte, vermischte.
Ich stürzte nach vorne, wollte sie aufhalten, doch als ich bei Tom ankam, sah ich nicht den Wolf, der sein Naturwesen verkörperte, vor mir stand ein silberner Drache.
Seine Zähne, so lang wie mein Unterarm, Riesige traurige Augen in einem so klaren Blau, das sie zu schimmern schienen starrten mich an. Er hatte seine Halskrause gestellt, was die Bedrohlichkeit, seiner Astdicken gewundenen Hörner auf dem Kopf nur noch verstärkten. Lederartige Schwingen waren zur Abwehr halb ausgerichtet und aus seiner Kehle drang ein tiefes fauchiges Knurren.
Auch Moraij hatte sich verwandelt und saß in einiger Entfernung auf einer Buche, bereit, seinen tödlichen Schrei loszulassen.
„Wo ist Tom?“ fragte ich in die Stille.
…wir sind eins, du hast unseren Ruf gehört und uns erweckt …
Hörte ich die stimme des Drachen in meinem Kopf.
„Wie habe ich euch erweckt?“
…du suchst die Quelle und sie antwortet. Hilf uns bevor es zu spät ist….
„Aber wie? WIE kann ich helfen?“ verzweifelt folgte ich dem traurigen Blick des Drachen zu dem zerstörten Baum an der Feuerstelle“
…du weist es…
Das Licht um den Drachen begann zu schimmern, als wollte er sich auflösen. Verzweiflung mischte sich in meinen Hilfeschrei.
Ich spürte meine Magie in mir, die an die Oberfläche drängte und mit einem stöhnen sackte ich zusammen als ich sie frei ließ.
Ich fühlte wie sich meine Kraft meinem schnellen Herzschlag anpasste, die Luft um uns herum begann zu vibrieren, als ich den Gesang des Windes vernahm, ich war im Einklang mit dem Wind, mit meiner Magie, ja, ich wusste es, instinktiv hob ich die Hände und leitete meine Kraft in den toten Baum. Mit jeder Faser meines Seins, spürte ich wie seine Lebenskraft sich zusammenfügte und er kräftiger wurde, als sich seine Wurzeln zurück in die Erde bohrten um deren Lebensspendende Energie in sich aufzunehmen. Seine Zweige erblühten in frischem Grün, ich spürte den Geschmack feuchter Erde auf der Zunge und eine silbrige Gestalt löste sich aus der Rinde des geheilten Baumes.
Fasziniert folgte ich der Gestalt als sie sich in einer Zärtlichen Umarmung gleich mit dem Silber des Drachen verband. Eine Woge unbändiger, unsterblicher Liebe floss durch mich hindurch, als der Drache mir seinen Kopf entgegen streckte, ich umfasste seine Nüstern, als er mich auf die Beine zog,
…du hast es vollbracht…
Hauchte es in meinem Geist, mit einem stöhnen brach ich an seinem Kopf zusammen, meine Arme umfingen in liebevoller Liebkosung seine harten Schuppen um seine Schnauze. Tränen vermischten sich mit einer einzelnen Träne des Drachen, die ungehindert aus seinem Augenwinkel ran, sich an meiner Wange sammelte an meinem hals herunter ran und sich an dem schwarzen Kristall um meinem Hals brach.
Dann war es vorbei. Der Drache war verschunden und ich klammerte mich hilflos in die tröstende Umarmung mit der Tom mich umfing.
Er war zurück, es war vorbei.
„Es ist alles gut meine kleine“ hauchte er und wiegte mich wie eine Mutter ihr Kind wiegte, oder der Liebende seine Liebste…
Sein Blick war auf meinen Kristall geheftet…
„Cara, wir haben sie gefunden…“ flüsterte er.
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Staunend hielt ich meinen Kristall näher ans Licht des Feuers. Tatsächlich, die Spitze des Kristalls an dem sich die Drachenträne gebrochen hatte schimmerte milchig Weiß.
Sie war noch nicht ganz durchsichtig wie vorher, doch unbestreitbar, nicht mehr schwarz.
Moraij lies sich von seinem Ast auf dem Baum zu uns herunter gleiten und schnappte neugierig mit seinem riesigen Schnabel nach dem Kristall. In seinen gelben Augen spiegelte sich eine stumme Frage.
„Du solltest dich vielleicht in eine uns verständlichere Gestallt verwandeln Moraij, dieses Schnabelklackern, versteht leider keiner von uns“ grinste Tom und versuchte dem großen Vogel spielerisch den Kopf zu tätscheln, was er mit ein paar heftigen Schnabelhieben gedankt bekam.
Tom lachte und Moraij löste sich in silbernem Nebel auf um kurz darauf in seiner menschlichen Gestallt zu erscheinen.
„Wenn ich das richtig erkannt habe,“ murmelte er und streckte die Hand nach dem Stein aus „sollten wir wohl unsere nächsten Anhaltspunkte in den hiesigen Sagen und Legenden suchen..“ er drehte den Kristall gedankenverloren zwischen den Fingern bevor er ihn mir zurück gab.
„das wäre Tatsächlich ein Überlegung“ legte Tom ein.
„Doch“, fügte er nun sachlich hinzu,
„Es müssen weit über tausende von Legenden und Sagen in Avalla existieren, wie wollen wir da herausfinden hinter welchen Geschichten sich eine Quelle der Tränen verbirgt? Wir können unmöglich jeder dieser Erzählungen nachgehen“. Er zog die Stirn kraus.
„rein vom optischen Gesichtspunkt her“ sprach Moraij
„würde ich sagen, das es nicht allzu viele sein könnten, denn alleine die einzelne Träne des Drachenkriegers, hat schon einen beträchtlichen Teil des Steines fast wieder in seine ursprünglich Farbe zurückverwandelt, wenn wir das prozentual gesehen anwenden könnten, müssten wir eigentlich auf eine angemessene Anzahl von Tränen kommen, die wir sammeln müssen“
„ich denke Moraij hat recht“ warf ich ein. Tatsächlich hatte jene einzelne Träne schon ein gutes Stück des Steines verfärbt, also war es eher unwahrscheinlich, dass wir allen Legenden die in Avalla kursierten nachgehen mussten. Doch welche waren die richtigen? Und wie sollten wir sie ausfindig machen?
„Was also schlagt ihr vor?“ fragte ich und kuschelte mich tiefer in meine Bettfelle, es war mittlerweile tiefe Nacht geworden schien es und auch aus dem Boden stieg mir eine Kälte in die Glieder die mich frösteln ließ. Tom und Moraij hingegen schienen diese Temperaturen eher weniger zu stören, was ich darauf hin schloss, das ich es einfach nicht gewohnt war, draußen zu schlafen.
„Das Beste wird sein, wenn wir versuchen etwas Schlaf zu finden und morgen nach Faron aufbrechen, dem Dorf am Rande des Feowenwaldes, so wie wir es ursprünglich geplant hatten. Mit ausgeschlafenem Geist und gefülltem Magen, sehen wir vielleicht eher der Lösung entgegen als wenn wir uns heute Nacht noch den Kopf zerbrechen.“ Tom hatte sich gleichfalls tief in seine Felle vergraben nachdem er das Feuer sorgsam mit Asche bedeckt hatte.
„Ich übernehme die erste Wache“ sprach Moraij verschwand in einem silbernen Nebel und flog als riesige Eule hinauf zurück in die große Eiche, die am Rande unseres Lagers stand.
Ich schloss die Augen und war im nu in einem wilden Traum gefangen, der mich in den Schlaf zog.
Ich spürte im Unterbewusstsein, das irgendetwas nicht stimmte, lange bevor ich mir dessen körperlich bewusst war.
Noch total benommen von meinem Traum, erschien es mir wie eine Ewigkeit, bis ich vollends erwachte.
Ich kann nicht genau beschreiben, was es war, vielleicht einfach nur das Gefühl beobachtet zu werden, ich weiß es nicht. Ich fühlte mich einfach nicht mehr sicher. Langsam setzte ich mich auf und versuchte Moraij in der Dunkelheit auf seinem Baum zu erspähen.
Ein Schaudern lief mir den Rücken herunter, als ich bemerkte, dass die Schwärze der Nacht im Hintergrund der Bäume noch tiefer erschien als sie es eigentlich war und das seltsame Gefühl lies mich nicht los, als bewege sie sich auf mich zu.
Angespannt starte ich in die Dunkelheit vor mir und versuchte mir einzureden, dass mir mein Unterbewusstsein einfach einen dummen Streich spielen wollte. Trotz allem, konnte ich mich nicht bewegen, so, als lähme eine unbekannte Macht meinen Körper. Angst kroch mir langsam den Rücken hoch, als es plötzlich aus dem Unterholz brach.
Mit keuchend rasselndem Atem bewegte sich etwas in gebückter Haltung auf mich zu, ich war unfähig auch nur einen Laut von mir zu geben.
……..15……..
Ruhelos lief der Zauberer durch den schwach erleuchteten Raum.
Nur zwei kleine Kandelaber an der Wand, flackerten im leichten Luftzug, der hier tief unter der Erde Avallas durch die weit verzweigten Höhlengänge strich.
Drei große Spiegel, waren um einen vom alter und Ruß geschwärzten Eichenholztisch drapiert.
Matt spiegelten sich die unruhigen Flammen in dem fast blinden Glas.
„Warum bist du so ruhelos, alter Mann?“ flüsterte eine sanfte Frauenstimme aus einem der Spiegel.
Der Zauberer hieb verzweifelt mit der Faust auf den Tisch, bevor er sich seufzend und schwerfällig auf einen Hölzernen Lehnstuhl sinken ließ, der gegenüber der drei Spiegel am Tisch stand. Stöhnend verbarg er das von Falten und Sorge gezeichnete Gesicht in den Händen.
„alles, alles läuft in die falsche Richtung Soreja… und ich hatte es so gut geplant“
Murmelte er leise zwischen den Fingern hervor.
„was hast du getan, du alter Narr?“ knurrte ein tiefe männliche Stimme aus einem der anderen Spiegel.
„Hauro, bleib freundlich! Wir werden bestimmt gleich erfahren, warum Hiron den Spiegelrat zusammengerufen hat.“
Die Frauenstimme zögerte, bevor sie leise hinzufügte:
„Sie lebt doch noch, oder Hiron?“
„Ja, ja, natürlich“ der alte Zauberer blickte zu dem blinden Spiegel auf, der ihm gegenüber stand.
Hauros Spiegel zur linken, knackte bedrohlich und ungeduldig, als wolle er in tausend Teile zerspringen.
Nach einem schier endlos langen Augenblick, richtete sich der alte Magier auf, straffte die Schultern und griff zögerlich in seine Robe.
„Es ist, wie es ist“ sprach er und legte einen funkelnden Gegenstand in die Mitte des Tisches.
„Meine Tat, lässt sich nun eh nicht mehr länger verschweigen,“ seufzte er und lehnte sich erschöpft zurück.
Eingefallen, fahl vor Angst und Sorge, wie er in den letzten Tagen geworden war, sah er in dem riesigen Lehnstuhl nun noch kümmerlicher und kränker aus als ihn die lange Zeit hier unter der Erde sowieso schon gezeichnet hatte.
Wie lange mochte ihm das Schicksal überhaupt noch geben? Würde es noch reichen, das geschehene wieder in Ordnung zu bringen?
Der dritte Spiegel schwieg noch immer und das blanke Entsetzten das ihm aus den beiden anderen Spiegeln entgegen schlug, lies ihn frösteln.
„WAS HAST DU GETAN?!“ Hauros Stimme grollte wie ein Gewitter durch den Höhlensaal, brach sich an den grob gehauenen Wänden und hallte aus tausend Winkeln zurück, bevor es über Hiron zusammen schlug.
Jetzt hob auch Soreja die Stimme und ihr schriller fast kreischender Ton mischte sich mit dem tiefen Hauros.
Der dritte Spiegel schwieg noch immer nur ein schwaches grünliches Glimmen war in seinem inneren erwacht und schien immer stärker zu werden.
Fasziniert und erleichtert blickte Hiron zu dem Spiegel. Er war gekommen, jetzt würde alles gut. Das grüne kleine Feuer, das sich im inneren des Spiegels langsam ausgebreitet hatte, explodierte mit einem gewaltigen Donner und lies die Erde Avallas erbeben.
Schlagartig legte sich eine ehrfürchtige Stille über die Welt und es schien, als halte ganz Avalla für Sekunden den Atem an, bevor das Leben wieder seinen gewohnten Gang nahm.
Nur in dem kleinen Höhlensaal, weit unter der von uralten Zaubern getränkten Erde Avallas, beobachteten drei greise Magiekundige einen noch älteren Spiegel, der in gleißendem blau-weißen Licht zu schweben schien.
…………………….16……………………..
Gestalten, schwärzer als die dunkelste Nacht umkreisten Mich und stießen dabei hohe schrille Töne aus, die mir in den Ohren schmerzten und meine Trommelfelle fast zum bersten brachten.
„SHAE!!!!“ brüllte Tom rollte sich auf die Füße und zog dabei sein Schwert.
Die langen Krallenbewehrten Arme der Schattenwesen hieben nach mir und mit einem stechenden Schmerz traf mich eines der Wesen am Bein und schlitzte mir die Wade auf.
Ich schrie.
Moraij stürzte sich mit ausgefahrenen Fängen auf die Angreifer herunter
Und aus den Augenwinkeln sah ich wie Tom versuchte sich mit Schwerthieben einen Weg zu mir zu bahnen.
Ein weiterer brennender Schmerz durchzuckte mein Gesicht, als mich das nächste Schattenwesen an der Wange traf. Instinktiv rollte ich mich auf der Seite zusammen um meinen Kopf mit den Armen zu schützen.
Ich hatte versucht auf die Beine zu kommen, aber die Gestallten standen jetzt in einem so dichten Kreis um mich herum und schlugen von oben auf meinen am Boden liegenden Körper ein, das ich einfach keine Chance hatte.
Silbriges Blut spritze wenn Tom´s Schwert eines der Wesen in zwei Teile spaltete.
Unter Moraij´s Angriffen und gezielten Todesschreien brachen einige von ihnen zuckend zusammen, bevor sie ihren letzten Atemzug machten.
Blut, soviel Blut. Es lief mir aus vielen Schnitten, in kleinen Rinnsalen in die Augen, in den Mund, schmeckte salzig und warm nach Kupfer. Jeder Zentimeter meines Körpers schien zu brennen.
Warum konnte ich mich nicht bewegen? Angst… es war vorbei, ich würde hier sterben.
Immer mehr dieser Gestalten drangen aus den tiefen des Waldes heraus auf unsere Lichtung.
Tom fiel einige male vor Erschöpfung unter der Wucht eines Angriffes auf die Knie, keuchte, hieb den Wesen von unten in die Beine, rappelte sich wieder auf und griff von neuem an, das Gesicht blutend und von Wut verzerrt.
Ein brüllen drang aus dem Wald, Bäume erzitterten und brachen wie Streichhölzer, als ein weiterer riesiger dunkler Schatten aus dem Dickicht brach.
Die Schattenwesen schrien auf, wie schrille Sirenen heulten ihre Stimmen
Zwischen dem mächtigen brüllen des riesigen Monsters. Sie wichen zurück. Tom riss vor entsetzen die Augen auf, als er von mächtigen Fängen gepackt und in die Luft gehoben wurde.
Schmerz durchzog meinen ganzen Körper, als mich die andere riesige Kralle packte.
Dann verlor ich das Bewusstsein….
………………….17…………………
„Du hast einen Handel mit den Shae getroffen?“ hallte eine dunkle Stimme aus dem blau strahlenden Licht des Spiegels.
Hiron zuckte unwillkürlich zusammen als er den vertrauten und doch längst vergessenen Klang vernahm.
„ANTWORTE!“ knurrte die Stimme etwas lauter und sein Magen zog sich zu einem festen Klumpen zusammen, der ihm die Säure die Speiseröhre hinauf trieb.
Hiron schluckte ein paar Mal um gegen die aufsteigende Übelkeit anzukämpfen.
„Ja… Herr...“ flüsterte er leise.
Schweigen…
„Wieso? Wieso um Haijlas Willen hast du das getan?“ hauchte Soreja und in ihrer Stimme lag Fassungslosigkeit.
„Wir…“ Hiron räusperte sich „Wir hätten sie sonst verloren! Genug von ihnen sind Sinnlos gestorben oder auf ewig in die Menschenwelt zurück gekehrt ohne das Avalla je eine Chance hatte!“ verteidigte er sich.
„Und da musstest du einen packt mit den Schattenwesen schließen? Was hast du ihnen dafür geboten Hiron?“ erklang nun auch Hauro´s Stimme gepresst.
„Haltet ein und lasst ihn sich erklären!“ hallte es aus dem Lichtspiegel und betretenes Schweigen breitete sich in der Höhle aus.
„Ich… wenn… Sie hat nur…“ Hiron stotterte und er fühlte wie ihm der Schweiß ausbrach.
Tief atmete er ein, hielt für einige Sekunden die Luft inne, sammelte sich und sprach erneut.
„Göttin Haijla hat eine Prophezeiung offenbart“ begann er. Aufgeregtes murmeln ertönte.
„STILL!“ herrschte die raue Stimme aus dem Licht.
„Ich habe einige Monde gebraucht um sie zu entschlüsseln, aber dann erschien sie mir so klar wie das Wasser eines Bergquelles. Sollten wir es nicht schaffen, das Cara sich mit einem unserer Gestaltwandler vereinigt, wird es keine Chance mehr geben, andere nach Avalla zu geleiten. Sie würde die letzte sein. Ich musste es tun.“
„Was hast du ihnen für den Zauber geboten?“
Hiron krampfte sich zusammen.
„WAS HAST DU IHNEN FÜR DEN ZAUBER GEBOTEN?“ hallte es nun noch lauter durch den Saal. Die Lichter in den Kandelabern flackerten und die
Anderen Spiegel klirrten leise.
„meine Seele…“ hauchte Hiron und schloss die Augen.
………………………….18…………………………..
Ich erwachte und ein stöhnen stahl sich über meine Lippen. Ich versuchte die Augen zu öffnen, was mir aber nur bei einem von zweien gelang.
Keuchend versuchte ich mich aufzurichten, aber zwei Hände drückten mich sanft und bestimmt zurück auf die Matratze.
„Wo sind wir?“ brachte ich stockend hervor. Meine Lippen schienen die Ausmaße einer Missglückten Botox Behandlung zu haben und auf meiner Zunge schmeckte ich immer noch Blut.
„Trink das, Cara“ antwortete Moraij stattdessen in Befehlston und setzte sich neben mich auf die Bettkante um mich etwas zu stützen.
„Was ist das?“ blubberte es aus meinem Mund und ich fragte mich ob es den Stars nach einer Lippenaufspritzung wohl ähnlich schwerfiel zu sprechen.
„Medizin. Es wird dir danach besser gehen. Du hast einige Verletzungen davongetragen und es ist besser wenn du dich noch ein wenig ausruhst. Dieses Tonikum hilft dir gegen die Schmerzen und lässt dich schlafen. Tom ist auf der Suche nach einem Magiekundigen Heiler.“
Noch bevor ich protestieren konnte, hatte er mir das Gebräu in den Mund laufen lassen und brachte mich durch einen Fingerdruck gegen die Kehle zum schlucken.
….Mistkerl….
Als ich das nächste Mal erwachte, war es dunkel im Zimmer. Nur eine Kerze erleuchtete fahl einen kleinen Tisch auf dessen Stuhl zusammengesunken Toms schlafende Gestalt zu sehen war. Der Schein der Kerze zeichnete schattenhafte flackernde Formen auf sein Gesicht. Er hatte den Mund halb geöffnet und leises schnarchen drang zu mir herüber.
Ich drehte den Kopf vorsichtig in die andere Richtung um das Zimmer in dem ich lag genauer zu erkunden. Auf einer Anrichte in der anderen Ecke standen ein Waschkrug, eine Schüssel und einige Handtücher lagen daneben. Gegenüber dem Fußende zeichnete sich dunkel die Silhouette der Tür ab und daneben stand fasst gänzlich von der Dunkelheit verschluckt ein alter wuchtiger Schrank. Von ihm herab blinzelten mich die gelben Augen Moraijs an.
Sein Blick heftete sich an meinen und hielt mich eine Weile gefangen, bevor er die Flügel ausbreitete und sich mit kühnem Schwung vom Schrank stieß und noch bevor Moraij auf dem Boden aufkam, verschwand er in einem silbernen Nebel und verwandelte sich.
Lautlos wie ein Schatten trat er an mein Bett. „Wie geht es dir?“ flüsterte er, sein Blick streifte kurz den schlafenden Tom.
„Etwas besser…“
„du siehst auch schon besser aus“
„Wie sind wir hierher gekommen? Was ist geschehen? Wo sind wir?“
„Wir sind in dem Dorf Faron nicht weit vom Feowenwald“
„aber wie sind wir hierher gekommen? Woher kamen die Schattenwesen und warum haben sie uns angegriffen?“ meine Stimme klang laut in dem stillen Raum und Moraij hob in einer beschwichtigenden Geste einen Finger an seine Lippen um mir zu bedeuten leiser zu sein.
„er hat eine harte Zeit hinter sich“ raunte Moraij mir zu und deutete mit einem nicken hinüber zu Tom. „Auch er hat seine Ruhe verdient und braucht ein wenig Schlaf. Wir werden dir morgen früh alles erklären Cara. Versuche noch etwas von dem Trank zu dir zu nehmen, er wird dir helfen noch ein wenig zu Ruhen.“
Moraij reichte mir die Tasse mit dem Tonikum, das er mir zuvor schon eingeflößt hatte. Trotz meiner Neugierde, sah ich doch ein, das ich jetzt nicht verlangen konnte eine sinnvolle oder nicht so sinnvolle Erklärung zu erwarten. Bilder des nächtlichen Kampfes mit den Shae durchzuckten meine Gedanken und ich bekam ein schlechtes Gewissen, Tom und Moraij hatten tapfer und hart gekämpft um mich zu schützen. Natürlich brauchten sie Ruhe und Schlaf. Gewiss waren auch sie verletzt und müde.
Ich schämte mich regelrecht, setzte den Becher an meine Lippen und trank die Medizin in einem Zug.
Ich war eingeschlafen noch bevor Moraij mir das Gefäß aus der Hand nehmen konnte.
Tag der Veröffentlichung: 03.04.2011
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