Cover




Prolog




Brief 1
Aufgewachsen auf dem Lande ...

Brief 2
Studieren bei meiner praktischen Intelligenz?

Brief 3
Ich bin nicht Anwalt, ich halte mir welche.

Brief 4
Vom Klinkenputzer zum Milieu-Führer.

Brief 5
Wie suhlt es sich im SM Salon?

Brief 6
Mein Traum: einmal ein Stier sein!


Brief 7
Ein Super-EGO der Firma Tarnen &Täuschen



Brief 8
Keine Spuren hinterlassen.

Brief 9
Telefonterror um Mitternacht.

Brief 10
Als Hochstapler und Fremdgänger unterwegs.

Brief 11
Betrug ist eine Form von köstlicher Rache!

Brief 12
Wie ich zum Schwein wurde, das ich jetzt bin.


Prolog




Jetzt, gleich ist sie da! Wuste ich doch schon, bevor ich sie ausdrücken konnte, die Idee: wenn ich schon kein Schwein sein kann, dann halte ich mir welche.

Nicht war Ewald? Es war um uns geschehen, als wir uns in die Augen blickten - ja, Liebe auf dem ersten Blick.

Und sie war groß: zwei Jahre habe ich von Deinem Duft und Liebesabenteuern gelebt. Schade, aus und vorbei.

Das Dutzend Briefe, das ich unseren geneigten Freunden des satirischen Vergnügens anempfehle, soll unsere Liebe, die von einer tiefempfundenen Freundschaft abgelösst wurde, in allen Fassetten nochmals zum Ausdruck bringen.


Sollte jemand im Freundeskeis annehmen, daß die Liebe ja wohl recht einseitig gewesen sei, da nur Briefe von mir abgedruckt wurden, irrt er sehr. Ewalds Stärke lag im gesprochenen Wort, insbesondere um Mitternacht, wenn der Weingeist den Geist befeuerte.

Das und nur das war die wahre Wahrheit: leben im
Hier und Jetzt!


Nun dann, fangen wir an ...


Erster Brief




Geliebter Ewald,

was für eine Nacht. Der Vollmond stand silbern über der Schweinebucht und milde Strahlen umspielten Deinen von den Jahren gezeichneten Astralkörper.

Da am Anfang das Wort war, erklärtest Du mir, Deine Entwicklung vom Landschwein zum Trüffelschwein, obwohl Du, da zuviel geschnüffelt, heute nur in Ausnahmefällen dazu noch in der Lage bist.

Erst als ein Jahr vergangen, schildertest Du mir die wahre Wahrheit: Du verstecktest diese Knollen bevor Du dem erstaunten Publikum noch beweisen konntest, was Dein guter Rüssel so alles noch kann.


Ja, so ein Landschwein hat's schwer; insbesondere dann, wenn die Eltern sich im Nebel der Nachkriegs-geschichte verflüchtigen und das Schwarzmarktmilieu seinen besonderen Reiz hervorrief. Hier hast Du Dein Handwerk gelernt! Wie andächtig lauschte ich Dir.

Was es da nicht alles gab: Gegengeschäfte, die dann keine mehr waren, wenn man einem Nepper aufsaß.

Der Morgen graute schon, als ich Deiner praktischen Intelligenz nachgab, meinen Schleier fallen ließ, die Peitsche nahm und es dir gab, wie Du es wünschtest.

Ach Ewald bist ein armes Schwein - so soll es sein!







Zweiter Brief




Mein Genius,

mir fiel es wie Schuppen von den Augen, so unmittelbar einleuchtend, wie es ist, wenn man von unten kommend, die schnelle Mark machen will, und dabei auch noch lustvoll geniessen kann.

Mein Halbgott, lass mich auf Deinen Pfaden wandeln. Auch ich möchte Frauen für mich arbeiten lassen. Ist es nicht das edelste, was wir uns vorstellen können? Mentor von Frauen zu sein, hilfreich ihnen beizustehen und gütig ihre Ersparnisse zu verwalten?

Und diese Lust der kleinen Ferkel, denen Du auf wilden Trümmergrundstücken das Cola-Spiel beibrachtest. Ein Gegengeschäft, das Du bis heute verfeinern konntest.


Das Ferkelchen darf zunächst den Inhalt schlecken und wird anschließend vom Flaschenhals auf das vorzüglichste beglückt.

Schade, daß ich die Verfeinerung mir nur als römische Geschichte vorstellen soll; ich würde mich nicht wundern, wenn Du, mein lieber Ewald, den Nero persönlich gespielt hättest. Du weißt schon, so ähnlich wie Du mit mir ein romantisches Rollenspiel in Präsidenten-Suite im Iraballa aufgeführt hast.

Wie auch immer:
drei Frau'n am Bandel - rot, blond und braun - hündisch Dir folgend, und Deine kaiserlichen Kringel aufschleckend, auch das wär mein Traum.







Dritter Brief




Mein wilder Drücker,

Du warst ja gestern wieder ganz schön rammelig!

Lag es daran, daß Du mir ein paar Episoden Deiner wilden Zeit als Drücker einer Zeitungskombo zum besten gabst?

Erst einen Bulli beschaffen, ist ja klar - man muß die Schnepfen ja schön unter Kontrolle haben. Und wie findet man die? Kleinanzeigen nur Kleinanzeigen! Wer darauf antwortet ist knetbar; hat die großen Träume ausgeträumt und will die schnelle Mark.

Jetzt kannst du sein wie G-O-T-T und Du mein Ewald, wer würde es infrage stellen, wolltest es!


Und Du konntest es: mit einer kuschelweichen Gehirnwäsche beginnen, dann ein bißchen demoralisieren, genußvoll demütigen, sardistisch destabilisieren und zynisch terrorisieren. Das ganz Programm.

Aber Du wustest auch um die Gefahren: vorbeugend hast Du Dir Deinen genialen, stotternden Advocatus hörig gemacht, der Dich als Lebensbegleiter die uneinschätzbaren Klippen umschiffen half.

So lautete es dann in Verfahrenssteitigkeiten nicht - Lude gegen Luder sondern Ehrabschneiderin gegen Ehrenmann.

G e n i a l !







Vierter Brief




Geliebtes Rüsselchen,

jetzt weiß ich es. Der Glanz in Deinen Augen hat Dich verraten: diese Episode war Deine GOLDENE ZEIT.

600er Daimler, Muschies im Gegengeschäft, goldene Panzerketten am Hals und ne Rolax am Arm. Ach ja, den 3-Karäter hätte ich fast vergessen. Wow!

Nur eins schein Dich doch gestört zu haben, obwohl Du anscheinend selbst Beleidigungen und Herabsetzungen stoisch ertragen kannst. Portiers kennen solche Menschen: schmeißt man sie vorne raus, kommen sie von hinten wieder rein.

Wie haben Sie es Dich spüren lassen, daß Du als Klein-Verleger des Milieu-Führers, auf sie ange-wiesen warst. Aber Vertrieb, das wustest Du ja schon, ist nichts für Leute mit Samthandschuhen, die muß man schon mal ausziehen können.

Also galt es nur die kleinen Schwächen der Kooperationsunwilligen herauszufinden.

Das Erfreuliche an der Geschäftsidee war jedoch die Akquise. Vom Geschaftsführer oder auch vom Maitre de Plaisier mit Handschlag empfangen ging es in die Gemächer der Schönen und Lieben.

Da der Wettbewerb groß und die Neugier unstillbar, gab es immer wieder, Liebreiz zu entdecken.

Dagegen wurden dann, bei sparsamen Altkunden, die Anzeigenmotive - zur Kostendeckung - schon mal ein paar Monate unverändert gelassen.

Die Mischung macht's!







Fünfter Brief




Mein devotes Ewaldlein,

im Dorf an der Düssel, da hattest Du Schwein. Welch eine Entlastung, auch mal zu bekommen, was Du Deinen Abhängigen hast genommen!

So würdelos ließest Du Dich treten: klatschend zwischen die Backen, um anschließend einen Stiefel mit 'nem zehn Zentimeter Stiletto am Rektum zu spüren. Doch das war nicht alles, wie hast du gequiekt: stoß rein, stoß rein!

Dies war Dein Analyse-Ersatz; nun wusstest Du wie quälen geht. Die die Dir ausgeliefert sind, bezahlen.




Sechster Brief




Mein Torro!

Wie köstlich die Episode mit der schwarzhaarigen Schönen aus dem südlichen Amerika, Frisöse von Profession.

Erst ließest Du Dich massieren, dann wurdest Du wilder und schnauftest so sehr. 'El Torro, El Torro' wimmerte sie, Deine heissblütige Kindfrau, gab keine Ruhe mehr.

Und so wurde gezeugt: Ewald der II. - Sproß der Gesellschaft 'betrogener Betrüger'.




Siebter Brief




Mein Super-EGO,

hätt ich geahnt, wie hohl Du bist, wäre diese lausige Affäre schon längst Geschichte.

Aber so - ein Plauderer, der mit Gott und der Welt kommunizierte -, da muß man einfach lauschen und an Deinen Lippen hängen. Keine Aufgabe zu groß, keine Frau zu schön und alles so 'enpassant'.

Und wenn die Welt mal wieder bezwungen, dem Tag starke Seiten abgerungen, dann kommt die wilde Mitternachtsshow:

Wer jetzt keinen Löffel hat, denn nun regnets Brei, dem kann man nicht helfen, der ist nicht dabei.


Das Gebet ist vorbei, wenn Ewald ermattet, nach einer Stunde oder auch zwei.


Wie viele Knechte sich dieses antun, um auf der 'Sonnenseite' zu leben. Bis sie irgendwann merken: die alte Leier ...

Der Hörer liegt dann neben der Muschel, die Selbstgespräche sind sodann, wie ein Hintergrundrauschen vor dem Einschlafen.

Oh armer Mann!







Achter Brief




Hallo mein hinterfotziges Schweinchen,

warum habe ich nicht schon früher auch Deine Tricks benutzt: keine Spuren hinterlassen.

Nichts schriftliches, kein FAX, keine Mail, kein Brief: nothing - nur Telefonterror.

Bis die armen Abhängigen das durchschaut haben, ist mindestens ein Jahr vergangen. Bei kluger Vorgehensweise hast Du die süssen Schafe auch zwei Jahre lang gemolken.

Zunächst fühlen sie sich noch geehrt, dem Nacht-programm des grossen Ewalds zu lauschen, bis sie nach und nach ahnen, daß hier die grosse Verarsche ihren subtilen Anfang nahm.

Nichts ist gerichtsfest - nichts verwertbar, wunderbar!




Neunter Brief




Mein geistreiches Schwein,

wie gern wolltest Du wie Sokrates sein. Doch Deine Ergüsse um Mitternacht, vom Weingeist durchtränkt, hatten's in sich.

So ohne Substanz dahergeschwafelt:
ja so ein Klein-Verleger soll zu seinem kindischen Vergnügen, Kakerlaken auf die Besetzungscouch plaziert haben, um den Härtetest zu demonstrieren.

Wer den bestand, dem wurden dann noch ein paar starke Dehnübungen abverlangt.




Zehnter Brief




Oh Ewald,

kannst Du Dich noch an Miss Piggy erinnern? Diese kleine Süsse mit dem rosa Po?

Sie wollte doch immer mit, wenn Du auf grosse Fahrt gingest, um Dir als Reisebuch-Autor den Griffel zu führen.

Was ließest Du Dir nicht alles einfallen - ich weiß ja, sie war schon ein bisschen aus den Fugen gegangen und nicht mehr recht vorzeigbar.

Aber Du machtest ihr klar, sie sei unverzichtbar im Auge des Orkans, worin sich die Verlagsgruppe Schneeweiß & Rußwurm derzeit befände.

Deshalb sei es momentan wichtiger, noch ein paar Volontärinnen in die Geheimnisse des Recherchierens und Schreibens einzuführen.


Natürlich hast Du so weltgewandt wie Du bist, all die Röschen mit ihren Döschen auch formatiert; die kleine Nummer kanntest Du nie. Wenigstens sollte eine Suite es sein - wer so etwas bucht ist meist sehr willkommen.

Die Küche lobend, die Weine schätzend, den Wellnessbereich und die Flora genießend, so beispielhaft das Ressort gewesen - das Buch, nein der Führer zur Hälfte schon, ist aus der flotten Feder geflossen.

Dann kurzehand noch ins Touristen-Office und ein paar Broschüren auf Englisch gekauft. Da nicht ganz verstanden - wie bekannt, des Englischen
nicht ganz mächtig - gibt's ungewollte Pointen sowie keine Copyright-Probleme.


Die Show auf Mauritius hat bis auf das Büchlein, das der kleine Verleger finanzierte, nur glückliche Menschen zurückgelassen: den Hoteldirektor, der seitdem nur noch Gegengeschäfte vereinbart, den Volontärinnen, die immer wieder nachwachsen und nicht zuletzt Dir mein Ewald - bleib noch lange gesund.

Du weist ja, selbst als Veteran kann man noch Hilfsmittel benutzen. Kannst Du Dich an den Playboy Herausgeber erinnern? Er checkt heute noch für seine amerikanische Ausgabe die Cover-Girls.




Elfter Brief




Mein göttlicher Betrüger,

......ich weiß ja: hat man keine Mittel, verleiht man Titel.

Sobald ein Volontär richtig gepolt ist, wird er Chefredakteur: Editor in chief international

.
So ist erst mal Ruh' für ein Jahr.
Nach dem ein Jahr vergangen, bekommt er für die Schufterei ein Dankeschön und alles kann von vorn anfangen.

Weh dem, der Dich so ehrenwerten Mann, wagt einen Mann von Lug und Trug auch nur zu nennen, den strafst Du ab, mit Geldentzug. Und da Du immer knapp bei Kasse, kommt Dir dies nur zu pass.


Die wahre Fratze zeigend, einem Racheengel gleich, willst miese ihn vertreiben, aus aufgeblas'nen Reich.

Zunächst schien es zu klappen, denn das ist klar, willst' überleben, hast die kreativsten Rechtsberater schnell bei der Hand.

Doch Rache, mein Freund, ist kein guter Ratgeber:

Du wirst's erleben, wir wünschen Dir's all, denn Hochmut, mein Ewald, kommt vor dem Fall!







Zwölfter Brief




Mein Schwein,


wie konnte es sich so schön nur fügen,
das Du werden durftest,
was Du bist:


Der Wahrheit entflohen,
von Machtgier zerfressen,
ruiniert auch der Körper,
von Geilheit getrieben.




Ein letztes Asyl im Kellergelass,
das lässt Dir Dein Sohn,
in seinem Palais.


Nun thronst Du dort schon wie Dracula,
hinter Luis XIV Möbeln -
lass ab, oh, mein Fürst,
und setz Deine Segel.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 14.09.2008

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /