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Vorwort

Es gibt eine Welt jenseits des normalen. In dieser Welt leben Vampire, Werwölfe, Hexen und so schreckliche Monster, die niemand mit ihrem Namen zu nennen wagt. In diese Welt wurde ich hinein geboren. Ein Bastard dieser magischen Welt. Wie kann ich jemals denen verzeihen, die mich allein gelassen hatten? In der normalen, menschlichen Welt. Dort hatte ich mich nie wohl gefühlt. Ein Außenseiter. Ich war anders und das kann von den Menschen nicht akzeptiert werden. Ich wusste nichts über meine Vorfahren oder ob ich noch etwas anderes im Blut hatte. Würde ich dann gänzlich zu jener Welt gehören, wenn es so währe? Das wusste ich nicht. Nur eins wusste ich mit sicherheit. Ich würde das Rätsel meines Lebens lösen und mich rächen. Nun werde ich euch meine Geschichte erzählen. Oh! Ich hatte ja ganz vergessen euch, werte Leser/innen meinen Namen zu verraten. Ich heiße Elaine und bin eine Halbvampirin.



Kapitel 1

Wieder einmal wachte ich schreiend und am ganzen Körper zitternd auf. Schon seit einigen Wochen drängten sich mir im Schlaf schreckliche Bilder in meinen Kopf. Ich war noch ein kleines Mädchen.
>Ich habe schreckliche Angst. Meine Eltern kämpften um ihr Leben, und um meines. Sie beschützten mich vor der Gefahr, die in unser Haus eingedrungen war.
>>Tötet die Missgeburt!<<, schreit einer der Angreifer.
Mein Dad ist ein Vampir und meine Mom ein Mensch. Deshalb nennen sie mich wohl andauernd Mistgeburt, während sie versuchen an meinen Eltern vorbei zu kommen. Dad braucht zum überleben Blut. Und jetzt fließt es aus ihm heraus statt in ihn hinein. Die Angreifer haben ihm sehr viele tiefe Wunden mit einen silbernen Messer beigebracht und meiner Mutter auch. Ich sehe wie Mom zusammenbricht und reglos liegen bleibt. Der weiße Teppich färbt sich rot. Ich mag Blut, denke ich. Aber nicht wenn es das von meinen Eltern ist. Dad sagt immer, dass ich es erst zum überleben brauche, wenn mein Körper ausgewachsen ist. Als Dad Mom sieht, schreit er schmerzerfüllt auf und schleudert den Angreifern, die auch Vampire waren, seine Macht entgegen. Ich spürte es deutlich. Er verbraucht all seine Energie. Mit unendlicher Traurigkeit in den Augen sieht er mich an. Dann hebt er mich hoch, drückt mich fest an seine Brust und läuft los. Er läuft durch den Wald, der hinter den Feldern ganz in der Nähe unseres Hauses ist. So schnell läuft er, dass die Bäume vor meinem Auge verschwimmen. Nach gefühlten Stunden hält er vor einem sehr großem Haus an.
>>Valon? Was tust du hier? Ist etwas passiert? Wo ist meine Schwester, Lenja?<<, fragt mein Onkel.
>>Lenja ist tot. Wir wurden von Vollstreckern der Vampire angegriffen. Bitte kümmer dich von jetzt an um Elaine.<<, sagt er nur.
Er geht zurück in den Wald und wird von der Finsternis verschluckt.<

Seufzend schälte ich mich aus den Decken und sprang schnell unter die Dusche. Seit jenem Tag waren dreizehn Jahre vergangen. Damals war ich vier Jahre alt gewesen. Vor zwei Wochen hatte ich meinen 17. Geburtstag. Nachdem ich damit fertig war, machte ich mich für die Schule fertig. Ich rannte die Treppe hinunter und setzte mich an den Esstisch zu den anderen. Andrue, mein Onkel und Ellisabeth, meine Tante waren schon mit dem Frühstücken fertig. Clara, die Tochter der beiden war ebenfalls gerade erst am Tisch angekommen. Sie war achtzehn, wie ich. Obwohl das Essen am Tisch für mich nicht gerade schmackhaft wirkte, würgte ich zwei Scheiben Toast mit Marmelade und ein Glas Orangensaft hinunter. Dann konnte ich mich endlich auf mein geliebtes Motorrad schwingen. Ich liebte es. Diese Geschwindigkeit und die Beweglichkeit hatte man im Auto nicht. Ich verstand nicht, warum alle so versessen darauf waren. Da konnte man doch den Wind und die Temperaturveränderungen nicht spüren. Na ja. Vielleicht lag es auch nur daran dass ich zur hälfte ein Vampir war.
Nach zwanzig Minuten war ich an der Schule angekommen. Die Blicke meiner Mitschüler ignorierend ging ich in mein Klassenzimmer. Ich konnte die anderen über mich flüstern hören obwohl sie noch draußen am Parkplatz waren.
>>Stell dir vor. Sie ist soo sexy und hat noch nicht mal nen Freund. Was meint ihr? Ist sie vielleicht anders herum?<<, hörte ich Chastelle sagen.
>>Nee, glaub nicht. Die interessiert sich nur für niemanden. Kann sein dass sie sich sogar ausgeschlossen fühlt, weil keiner sich traut mit ihr zu reden. Ich meine…Halloo? Sie hat perfekte, rabenschwarze Haare, ein Gesicht das aussieht als wäre es von Göttern gemeißelt worden und ihre Augen…die sind von eine soo klaren, Saphirblau, dass mir jedes mal ein Schauder über den Rücken läuft.<<, meinte Annabella.
>>Ja. Sie ist wirklich zu perfekt. Man könnte meinen sie ist gar kein Mensch.<<, sagte Adam.

Sie wussten ja gar nicht wie recht sie hatten. Langsam füllte sich das Klassenzimmer und die Gerüche aller vermischten sich. Ich konnte ihr Blut riechen. Mir lief das Wasser im Mund zusammen, während ein stechender Schmerz in meinem Bauch mich daran erinnerte was Dad mir einmal über Blutdurst gesagt hatte. Er hatte ihn mir zwar beschrieben, es war aber noch schlimmer als ich es mir zu träumen gewagt hätte. Schnell stürmte ich aus dem Klassenzimmer und in die Toilette. Zu meinem oder eher gesagt ihrem Pech, begegnete ich dort Ellisa. Ich hasste sie. Und mein Blutdurst wurde immer unerträglicher.
>>Na du Miststück? Schwänzt wohl den Unterricht, was?<<, meinte sie verächtlich.
In weniger als einem Lidschlag stand ich direkt vor ihr. Ich packte sie bei den Schultern und sah ihr tief in die Augen. Sofort verfiel sie in Trance. Ich spürte wie meine Eckzähne sich verlängerten und scharf wurden. Wahnsinnig vor Durst biss ich in ihren Hals. Dann füllte sich mein Mund mit Ambrosia. Ihr Blut war das beste, was ich jemals geschmeckt hatte. Ich seufzte erleichtert, als der Schmerz langsam verebbte. Sie schmeckte süß und herb zugleich und noch nach irgendetwas, dem Bestem, dem ich keinen Namen zuordnen konnte. Ich spürte wie sich meine Mentalen Kräfte verstärkten und immer mehr Macht floss in mich hinein. Es war das erste mal, dass ich so etwas verspürte. Doch dies war keine Entschuldigung. Zu spät merkte ich, dass ihr Herzschlag langsamer wurde. Bis ihr Herz schließlich aufhörte zu schlagen.
Ich riss mich los. Schlaff sackte Ellisa zu Boden und blieb reglos liegen. Geschockt darüber was ich getan hatte, rannte ich blindlings zu meinem Motorrad und fuhr nach Hause.

Gott sei dank! Tante Ellisabeth war nicht da. Muss wohl zum einkaufen gegangen sein. Ich stürmte in mein Zimmer.
Mit tränengefüllten Augen nahm ich mir eine Sporttasche und stopfte alles an Klamotten ein, was hineinpasste. Dann schnappte ich mir meinen Geldbeutel und sah hinein. Dreihundert Dollar in bar und dann meine Kreditkarte. Ich steckte sie ein. Anschließend stürmte ich die Treppe wieder hinunter. Ohne mich zu verabschieden ging ich schnurstracks zu meinem Motorrad und fuhr los. Erst viel später viel mir ein, dass ich mich in dem Augenblick, in dem ich Ellisa tötete dazu entschieden hatte meinen Vater zu suchen.

Schwach erinnerte ich mich an den Weg zu unserem alten Haus. Dort angekommen, es war mitten im Wald, blickte ich auf ein langsam verfallendes Haus. Ich brach die Tür auf und ging hinein. Alles war noch so wie in meinen Erinnerungen, sogar der Blutgetränkte Teppich lag an ein und derselben Stelle. Mir stiegen Tränen in die Augen. Ich holte tief Luft und wandte mich ab. Langsam stieg ich die geschwungene Treppe nach oben und in mein altes Zimmer. Dort lag ein Umschlag auf meinem noch immer gemachtem Bett. Zögerlich öffnete ich ihn.

>>Liebste Tochter,
ich wusste du würdest eines Tages wieder hierherkommen, auch wenn ich hoffte du würdest es nicht tun. Im deinem alten Kleiderschrank liegen einige Silberwaffen, die du sicher gebrauchen kannst. Außerdem noch elftausend Dollar in bar.
Ich weiß du kannst nicht verstehen weshalb ich dich verlassen habe. Ich musste es um deinetwillen tun. Die Welt der Vampire war viel zu gefährlich für ein kleines Mädchen. Sie brachte auch meine geliebte Frau, deine Mutter, um. Und ich könnte es nicht ertragen dich auch zu verlieren. Deshalb habe ich dich verlassen…um dich zu schützen. Es ist in meiner Welt verboten einen Menschen zu heiraten oder gar zu lieben. Wenn du älter geworden bist, wirst du dein menschliches Ich besser vor den Vampiren verbergen können, weil du dann auch nur noch von Blut leben kannst. Weißt du woher ich dass weiß? Vor dreihundert Jahren gab es auch ein Halbblut wie dich, nur dass dieses als Hexe verbrannt wurde. Die Vampire haben Angst vor den Halbbluten. Den Grund dafür kenne ich nicht. Jedenfalls hoffe ich du wirst mir verzeihen können. Bitte suche nicht nach mir. Es wäre zu gefährlich.
Ich werde stets mit Gedanken bei dir sein meine liebste Tochter.

Dein dich liebender Vater Valon<<

Mit fließenden Tränen las ich den Brief. Er wollte nicht dass ich ihn suchte…aber ich würde es tun. Mein Herz schlug schneller als ich daran dachte.
Ich wandte mich dem alten Kleiderschrank aus Ebenholz zu und schloss ihn auf. Darin lagen wie versprochen einige Waffen aus Silber und das Geld. Mindestens zwanzig Silbermesser und zwei Pflöcke. Sogar ein Katana, ein japanisches Schwert, war dabei. Es war aus gehärtetem Silber. Ich steckte alles bis auf vier Silbermesser in die Tasche, welche ich in meinen Kniehohen Stiefeln verbarg. Ich würde meinen Vater finden. Oder er würde mich finden. Und ich würde die finden die meine Mutter ermordet hatten…und sie töten.
Schweren Herzens ging ich noch ins Schlafzimmer meiner Eltern. Dort, auf dem Nachttisch, lag Moms Lieblingsanhänger. Es war ein Amulett. In der Mitte konnte ich eine Schlange erkennen, die sich um einen Ast schlängelte. Sie hatte Augen aus Moms Lieblingsstein, dem Saphir. Genau dem selben Blau, die meine Augen hatten.
Ich hängte mir das Amulett um und ging wieder hinunter. Draußen war es bereits dunkel. Ich schlüpfte in eine meiner vielen Lederjacken und schwang mich wieder aufs Motorrad. Ich wusste, dass Vater gerne in New Orleans war. Dort würde meine Suche beginnen. Die Reise würde mit dem Motorrad jedoch mehrere Wochen dauern. Für heute wollte ich es jedenfalls gut sein lassen und mir irgendein Hotel zum schlafen suchen.

Nach einer halben Stunde kam ich in eine kleine Stadt, namens Fells Church. Ich ging in irgendein Hotel, checkte ein und ging dann in den nächstgelegenen Club, um auf Vampire Jagd zu machen.
>>Halt! Sie können hier nicht einfach so reinsparzieren! Ihren Ausweis bitte!<<, verlangte der Türwächter. Ich blickte ihm in die Augen und sandte meinen Geist aus.
>Ich habe dir meine Ausweis bereits gezeigt. Du lässt mich hinein.<, murmelte ich in seinen Geist.
Er lies mich sofort eintreten. Die Luft knisterte nur so von der Energie, die von den Vampiren ausging, die in dem Raum waren. Ich suchte mit den Augen den Club ab. Da, am hinteren Ende stand eine Gruppe von ihnen, es waren vier. Ich ging geradewegs auf sie zu.
>>Hallo ihr lieben! Seid ihr auch gerade auf der Jagd?<<, fragte ich sie.
>>Hi, Schnecke! Allerdings. Und einige in diesem Raum werden den morgigen Tag nicht mehr erleben.<<, sagte der mit der größten Energie und lachte los. Angewidert stimmte ich auf sein Lachen ein. Oh! Wie ich den Spitznahmen Schnecke hasste!
>>Das dachte ich mir schon.<<, meinte ich und lies meine Hand langsam über seine Brust gleiten. Tiefer und tiefer. Vor seinem Hosenbund ließ ich meine Hand verweilen und lächelte ihn mit meinem Lächeln an, das Männer immer aus der Fassung brachte.
>>Ich hab mir gestern ein paar Schüler geschnappt und sie Beeinflusst. Sie warten draußen vor dem Club. Was meint ihr?<<, fragte ich sie mit samtweicher Stimme.
>>Klar doch Schnecke. Erst mal Abendessen und dann das Dessert?<<, fragte er und strich mir über den Arm. Langsam leckte ich ihm über den Hals und führte alle hinaus. Ich ging noch um die Ecke in eine Sackgasse und drehte mich dann zu ihnen um.
>>Da ist niemand.<<, meinte einer der Vampire.
>>Bist ja ein ganz schlauer Bursche.<<, neckte ich ihn und lachte. Dann zog ich mein Katana aus der Nische, die ich ein meinen Ledermantel geschnitten hatte. Ich lies den Kopf auf den Schultern kreisen und blickte alle nacheinander an.
>>Solltest du auch nur einen von uns töten können, wird dich mein Vater, der älteste noch lebende Vampir und oberster des Rates, jagen lassen. Du bist eh keine Gefahr. Du hast noch nicht einmal eine Machtaura kleines Kätzchen.<<, meinte der mächtigste.
>>Tja. Dieses Kätzchen hat auf jeden Fall scharfe Krallen.<<, zischte ich und brachte mich in Kampfposition.

Der mächtigste stürmte mit weit aufgerissenem Mund und einem Knurren, dass tief aus seiner Kehle kam, mit Lichtgeschwindigkeit auf mich zu. Als er bei mir ankam, holte er gleich mit der Faust nach meinem Magen aus. Ich ließ mich fallen und vollführte eine gekonnte Rückwärtsrolle. Augenblicklich war ich wieder auf den Beinen. Noch bevor der Vampir blinzeln konnte, hatte er auch schon seine Hand verloren.
>>Na? Gibst du auf?<<, fragte ich ihn, während ich beobachtete wie seine Hand mit einem schmatzenden Geräusch nachwuchs.
>>Pah. Auf keinen Fall.<<, meinte er spöttisch.
Ich wich seinen unzähligen Schlägen blitzschnell aus. Er wurde immer wagemutiger, als er merkte, dass er mich nicht treffen konnte. Und da, für eine Millisekunde war seine Verteidigung weit geöffnet. Ich stach zu und durchbohrte sein Herz. Ich drehte es noch einmal um. Der Vampir brach grunzend zusammen und zerfiel zu Staub.
Die anderen drei waren zuerst geschockt und stürmten dann gleichzeitig auf mich los. Ich wich Schlägen aus, blockierte Tritte und…dann wurde es mir langsam langweilig. Mit einem einzigen gekonnten Schwertstreich trennte ich zwei von ihnen den Kopf ab. Sie klappten zusammen wie Mehlsäcke. Auch sie zerfielen zu Staub.
>>Was für jämmerliche Waschlappen.<<, murmelte ich, dann wandte mich dem letzten zu und drängte ihn zur gegenüberliegenden Wand.
>>Irgendwelche letzten Worte?<<, fragte ich ihn.
>>Was bist du?<<, fragte er.
>>Ich bin das Halbblut Elaine. Und ich räche meine Mutter.<<, sagte ich knapp und sah mit größtem Vergnügen, wie er die Augen geschockt aufriss, bevor ich auch ihn tötete.
Ich ging zurück ins Hotel, sprang unter die Dusche und legte mich dann ins weiche Bett.
Sofort fiel ich in einen ruhigen Schlaf.

Ich wurde von einem Geräusch geweckt. Langsam öffnete ich die Augen, es war gerade die Sonne aufgegangen, und blickte in die eines Vampirs. Eines männlichen Vampirs mit schwarzem, kurzem Haar, dunkelbraunen, kalten Augen und einem verschmitztem Lächeln im Gesicht. Einem Gesicht, dass von einem Engel hätte sein können.
Und dieser engelsgleiche Mistkerl kniete direkt über mir!
>>Wer bist du?! Was willst du?! Und geh zum Teufel noch mal von mir runter!<<, fauchte ich.
Lachend wich er zurück aber nur um sich neben mich zu legen.
>>Freut mich auch dich kennen zu lernen. Ich heiße Ray und ich will dich beschützen.<<, sagte er.
>>Ist ja alles schön und gut aber ich brauch niemanden der mich beschützt.<<, sagte ich zähneknirschend. Ray lachte laut auf. Ich funkelte ihn an und sprang aus dem Bett. Gott sei dank hatte ich gestern Abend ein langes T-Shirt zum schlafen angezogen.
>>Tja, du wirst aber nicht auskommen. Kurz nachdem dein Vater dich verlassen hatte, nahm er mir nämlich das Versprechen ab, dass ich dich beschützen würde. Und dies werde ich auch tun. Nicht einmal der Teufel höchstpersönlich könnte mich davon abbringen ein Versprechen zu brechen, meine Teure Löwin.<<, sagte er noch immer lachend.
Mit weit aufgerissenen Augen sah ich ihn an.
>>Mein Vater? Weißt du wo wer sich aufhält?<<
>>Nein. Ich hab ihn seit über vierzehn Jahren nicht gesehen. Und wirklich, Elaine. Du solltest keine Jagd auf Vampire machen. Sie würden dich nur töten.<<
>>Du kannst mir nichts befehlen und mich auch nicht davon abhalten. Ich werde die Mörder meiner Mutter finden und ich werde sie töten. Und danach werde ich meinen Vater finden und ihm gehörig in den Arsch treten, weil er mich die Jahre über bei meinem Sicherheitsversessenen Onkel allein gelassen hat.<<, sagte ich bestimmt.
>>In Ordnung. Ich werde dir dabei helfen. Aber wenn du sie finden willst, kannst du nicht mehr einfach jeden Vampir abschlachten, der dir über den Weg läuft. Du würdest nur immer bekannter werden und…Nun ja. Lass es mich mal so ausdrücken, dann wars das.<<
>>Na gut. Ich werde versuchen mich zu beherrschen. Aber jetzt brauch ich erst mal was zu essen.<<
>>Mach du dich mal frisch, während ich den Zimmerservice rufe.<<
>>Aber…<<
>>Nichts da aber. Du trinkst doch Blut oder? Dann musst du dies unauffällig machen und der Zimmerservice kriegt schon genügend Trinkgeld von mir, also mach dir darüber keinen Kopf.<<, neckte er mich.

Nachdem ich mit meinem morgendlichen Ritual fertig war, ging ich ins Schlafzimmer zurück. Ich hatte mir meinen Lieblingsrock und ein dunkelblaues Top angezogen und schlüpfte eben nur noch in meine Stiefel. Ich ignorierte die Blicke, die Ray mir immer wieder zuwarf und bürstete meine wilde Mähne schwarzen Haares.
>>Was ist?<<, fragte ich ihn schließlich, als er seinen Blick nicht mehr abwandte.
Er zuckte nur mit den Schultern.
>>Du siehst so wunderschön aus.<<, sagte er schließlich und kam langsam auf mich zu.
Zögerlich streckte er seinen Arm aus und strich mir sanft über die Wange. Unwillkürlich fielen mir die Augen zu und ich atmete zitternd ein. Ich hörte wie sein Atem immer schneller ging. Er kam näher. Ich konnte jetzt seine Wärme und seine riesige Macht spüren. Er musste ein sehr alter Vampir sein. Sanft zog er mich an sich. Dann trafen seine Lippen auf meine.
Es geschah etwas, das ich mir nicht erklären konnte. Unsere Geister verschmolzen miteinander, während wir auf die Knie sanken.
>Was…? Was ist passiert?<
>Ich weiß es nicht genau. Unsere Seelen haben sich verbunden? Ich habe schon vom Prinzip der Seelengefährten gehört aber noch nie, dass es jemandem tatsächlich passiert ist.<
Ich konnte seine Gedanken hören und wusste, dass er die meinen ebenfalls hören konnte.
Seine Liebe durchfloss all seine Gedanken. Ich sah ihm in die Augen. Seine Augen, die vorher kühl gewirkt hatten, waren jetzt weich und erfüllt von Glück.
Ich beugte mich vor und küsste ihn sanft auf den Mund.
Ein klopfen an der Tür riss mich jäh in meinen eigenen Körper zurück und unsere Geister trennten sich wieder. Ich konnte jedoch noch immer die Verbindung zu ihm spüren. Ein leichter, dünner Faden, der uns verband.
>>Der Zimmerservice!<<, erklang eine nervende Stimmer vor der Tür.
Ray öffnete die Tür und blickte dem jungen Mann tief in die Augen. Kurze Zeit später erschlaffte er.
>>Essen ist serviert.<<, sagte er schmunzelnd und schloss die Tür.
Grinsend ging ich auf den fremden Mann zu und schlug ihm meine Reißzähne in den Hals. Wieder erfüllte köstliches Blut meinen Mund. Nach wenigen Schlucken, löste ich mich von dessen Kehle und heilte die beiden Einstiche mit meiner Macht.
>>Du verbirgst deine Macht ziemlich gut.<<, meinte Ray.
>>Ich mach gar nichts. Das macht mein menschlicher Teil selber, denke ich.<<
Lachend erlöste Ray den Mann aus seiner Trance und gab ihm ein äußerst großzügiges Trinkgeld.
>>Ich habe dich neulich beobachtet, als du die jämmerlichen Vampire abgeschlachtet hast. Wo hast du so kämpfen gelernt, wenn mir die Frage gestattet ist.<<
>>Nun. Mein Onkel wollte dass ich so viele Kampfkünste wie möglich erlerne, damit ich mich wehren konnte. Er wusste ja was mit meiner Mutter geschehen war und wollte mich davor bewahren. In meiner Kindheit machte ich jeden Wochentag eine bestimmte Kampfkunst. So lange, bis ich überall schwarze Gürtel oder Meistergrade hatte. Dann endlich, hat er mich damit in Ruhe gelassen.<<, erzählte ich ihm.
>>Wow. Das nenn ich mal eine stressige Kindheit.<<, scherzte er.
Lachend küsste ich ihn auf die Wange und ging dann zu den Schränken um meine Sachen zu packen.



Kapitel 2

Nachdem ich abends ausgecheckt hatte, gingen wir in die Tiefgarage. Er war wohl auch ein Fan von Motorrädern. Kurze Zeit später brausten wir auch schon davon. Bevor wir losfuhren, hatte ich ihm erklärt wo ich meine Suche beginnen wollte. Mir war es egal ob ich zuerst Vater oder die Mörder meiner Mutter finden würde. Beides war mir recht. Kurz vor Sonnenaufgang gingen wir in ein Motel. Dort würden wir den Tag verbringen. Mir machte die Sonne nichts, auch wenn sie mir schrecklich in den Augen wehtat und ich mit Sonnenbrille rumlief und leicht einen Sonnenbrand bekam. In unserem eher spärlich eingerichtetem Zimmer angekommen, schlüpfte ich aus meinem Ledermantel und hängte ihn über einen Stuhl. Ray war vor die Tür gegangen, um zu telefonieren. Er sprach so leise, dass selbst ich nichts verstand. Seufzend lies ich mich aufs Bett fallen und schaltete den Fernseher an. Dort kamen gerade Nachrichten.
>Vor zwei Tagen verschwand eine siebzehnjährige Jugendliche spurlos. Ihr Name ist Elaine Ridwell. Sie wohnt bei ihrer Tante und ihrem Onkel. Ellisabeth und Andrue Jones.<, dann wurde ein Bild von mir gezeigt.
>Bei Sichtung des jungen Mädchens bitte um sofortige Meldung bei den Jones. Die Telefonnummer wird am Ender der Sendung eingeblendet.<
Stöhnend schaltete ich den Fernseher aus und holte mein Handy aus der Tasche. Sie machten sich wirklich große Sorgen um mich. Ich wählte die Nummer meiner Cousine und wartete.
>>Hallo?<<
>>Hi. Ich bin es.<<
>>Spinnst du? Wie kannst du das meinen Eltern antun? Du bist ja total wahnsinnig! Warte nur, bis Mutter dich zu fassen kriegt.<<, schimpfte Clara.
>>Halt! Stopp! Ich will nur, dass ihr wisst, dass es mir gut geht. Ich werde nicht wieder kommen.<<
>>Wiso? Was hast du vor?<<, fragte sie.
>>Gib mir mal Onkel Andrue.<<
Stöhnend kam sie meiner Bitte nach. Kurze Zeit darauf hörte ich seine ängstliche Stimme.
>>Was ist los, Elaine. Wo steckst du?<<
>>Ich kann dir nicht sagen wo ich bin. Du sollst nur wissen dass es mir gut geht. Und den Grund für mein verschwinden. Ich will Mom rächen und Vater finden. Ich bin jetzt dazu bereit.<<
>>Du bist erst siebzehn. Du hast noch nicht einmal richtig gelebt und willst dich schon wieder umbringen?<<, fragte er mich schockiert.
>>Meine vampirischen Fähigkeiten haben sich vor zwei Tagen gemeldet. Ich benötige jetzt Blut zum überleben, wie Vater es vorhergesagt hat. Ich bin stark genug und Vater hat mir übrigens einen Beschützer an den Hals gehängt. Mir wird nichts passieren.<<
>>Ich werde dich wohl nicht umstimmen können, oder?<<
>>Nein. Lebt Ellisa noch?<<, fragte ich.
>>Ja sie hat knapp überlebt. Warst du das?<<
>>Ja. Der Blutdurst ist in der Schule über mich gekommen. Ich bin aus dem Klassenzimmer um niemanden zu verletzten, aber ich traf sie dann auf der Toilette und konnte mich nicht mehr beherrschen. Obwohl ich sie abgrundtief hasse, bin ich froh, dass sie überlebt hat.<<
>>Ähm…ok. Melde dich mal wieder. Und du weißt, dass du bei uns immer wilkommen bist. Pass auf dich auf.<<
>>Das werde ich. Bis dann.<<, sagte ich zum Abschied und beendete das Gespräch.
Ich hatte nicht bemerkt, dass ich weinte, bis Ray sanft meine Tränen wegküsste. Schnell hatte ich mich wieder gefasst und die kühle aufgesetzt, die ich immer benutzt hatte, um mir die anderen Schüler vom Leib zu halten.
>>Tu das nicht.<<, sagte Ray.
>>Was soll ich nicht tun?<<
>>Deine Gefühle hinter einer dicken Mauer verstecken. Verbirg nichts vor mir und bitte stoße mich nicht weg.<<
>>Mein Leben lang habe ich alle weggestoßen. Wenn man jemanden in sein Herz lässt, dann kann er einem schrecklich wehtun. Und doch hast du dich sofort hineingeschlichen. Auch wenn ich es nicht wollte. Ebenso wie meine menschlichen Verwandten. Nach ein paar Jahren haben sie es irgendwie geschafft. Und jetzt tut es mir weh, ihnen wehzutun. <<, sagte ich verzweifelt.
>>Ich verstehe. Du hast in jungen Jahren einen schrecklichen Verlust erlitten und dein Herz wurde entzwei gebrochen, als du alles was du kanntest und geliebt hast, verloren hast. Lass mich dein Herz wieder heil machen. Ich schwöre dir, dass ich dir niemals wehtun werde. Du bist meine Gefährtin.<<, murmelte er und drückte mich fest an seine muskulöse Brust.
Wiederstrebend nickte ich und küsste ihn auf die Wange.

Eine Stunde später lag ich schon im Bett. Ich lag in Rays liebevoller Umarmung und war kurz davor einzuschlafen als ich ihn etwas flüstern hörte.
>>Was machst du da nur, Ray? Du hast dich in ein wunderschönes, kämpferisches Mädchen verliebt. Schon wieder. Aber dieses mal wird es gut ausgehen. Ich werde sie besser beschützen, meine Elaine. Sie werde ich nicht verlieren.<<
Er klang so verzweifelt und doch so voller Liebe. Wer war es, den er verloren hat? Es musste ihn fast umgebracht haben. So traurig klang er.

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Tag der Veröffentlichung: 23.04.2012

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