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>>Eine uralte Legende, aus der Zeit vor Christus, handelt von einer Auserwählten der Götter. Es hieß sie sei eine gefürchtete Kriegerin gewesen. Zeus, Athene und Artemis gaben ihr schon bald nach ihrer Geburt die Fähigkeiten, die sie zum überleben benötigte. Niemand wusste genau wozu sie durch diese Gaben fähig war. Dies war wohl einer der Gründe weshalb sie nie einen Kampf verlor. >Ein Wolf im Schafspelz<, wie man so schön sagt. Aphrodite machte ihr ebenfalls ein Geschenk: Schönheit, wahre Schönheit. Da die meisten ihrer Feinde Männer waren, wurden sie hinterhältig von ihr überlistet, was ihr besonders Freude bereitete. Eigentlich durften Frauen keine Kämpfe fechten. Es galt als unschicklich und für die Männer gehörten sie in die Küche. Ihr Name war Calenleya und niemand weiß wie oder ob sie überhaupt starb. Ob sie verheiratet war und Kinder hatte ist ebenfalls ungewiss. Nur ein paar Dinge aus dieser Lebende sind historisch bewiesen. Es gab eine Kriegerin, die von allen römischen Generälen gefürchtet war. Sie bildete unbesiegbare Heere aus, wie in alten Schriften geschrieben steht. Der damalige Herrscher Griechenlands bat sie seine Ratgeberin zu werden, doch sie lehnte ab. Lehnte es ab im riesigen Palast zu leben und von den schnöseligen Adligen respektiert zu werden. Lieber reiste sie durch alle Länder und half jenen, die sich nicht wehren konnten. Von verschiedenen Völkern, in verschiedenen Sprachen, wurde sie die Beschützerin genannt.<<, erzählte ich den Studenten.
Anders als bei den anderen Professoren war es in meiner Klasse stets Mucksmäuschenstill. Alle waren von meinen Legenden und Geschichten aus der alten Zeit begeistert. Kaum dass ich zu ende gesprochen hatte, erklang der Stundengong und die Studenten gingen in ihren nächsten Kurs. Nachdem alle gegangen waren, packte ich meine Sachen zusammen und stieg in mein schwarzes Auto. Nur ich allen und die Götter wussten über meine wahre Existenz bescheid. Keineswegs war ich nur eine Legende oder Geschichte. Seit über zweitausendfünfhundert Jahren lebte ich nun schon auf dieser Erde. Als es dann vor ungefähr zweihundert Jahren keine besonders reizvollen Schlachten zu fechten gab, entschloss ich mich tagsüber Lehrerin und nachts Monsterjägerin zu werden. Zu diesen Monstern gehörten Vampire, Werwölfe, Höllenhunde und andere Dämonen. Allesamt reagierten sie abstoßend auf Silber und zeigten sich nur bei Nacht. Mit dreißig Jahren erkannte ich, dass ich unsterblich sein musste. Ich sah immer noch aus als wäre ich zwanzig, während meine Freunde und Geschwister immer mehr Falten bekamen und graue Haare. Die meisten von ihnen hatten bereits Enkelkinder. Im Altertum alterte man schneller als in der heutigen Zeit. Die wenigsten wurden älter als fünfzig. Jahrelang war ich auf Reisen und war überall dort, wo die ärmeren und schwachen meine Hilfe benötigten, weil dort gerade Krieg war. Oftmals musste ich allein ganze Städte, wenn auch klein, verteidigen.
Als meine Freunde und Geschwister alle gestorben waren, hatte ich niemanden mehr. Eigentlich wollte ich immer heiraten und Kinder, eben eine richtige Familie, haben. Die blieb mir jedoch durch die `Geschenke´ der Götter verwehrt. Auch wenn mich das Kämpfen amüsierte und lebendiger machte, wollte ich immer nur normal sein. Wenn ich das schon nicht haben konnte, würde ich wenigstens die Menschen beschützen, die überhaupt eine Chance darauf hatten.
Die Fahrt zu meinem Haus dauerte zwei Stunden, da es sich außerhalb der Stadt befand. Vor drei Jahren war ich dort eingezogen, nahe der riesenhaften Stadt New York. Dort hielten sich die meisten Monster auf, da es viel Beute gab. Als ich mein Haus erreichte, öffnete ich das schwere Eisentor per Fernbedienung und fuhr die Auffahrt hoch. Nun ja, eigentlich war das `Haus´ eine Villa. Ich war es nur gewöhnt es Haus zu nennen, da ein Lehrer normalerweise nicht so viel Geld besaß um sich so etwas leisten zu können. Wenn man so lange lebte wie ich, hatte man mehr als genügend Zeit um sich eine beträchtliche Menge an Geld zu verdienen und zu sparen. Jetzt war ich Milliardenschwer, was mir eigentlich nichts bedeutete. Das meiste spendete ich anonym an Weisenhäuser oder Spendenaktionen nach Afrika um Kinder eine Schulausbildung zu ermöglichen.
Ich hatte immer nur eine Angestellte, die ich alle paar Jahre entließ um eine Neue einzustellen, damit kein Verdacht geschöpft wurde. Ich hielt vor der Haustür und ging direkt in mein Schlafzimmer.
Dort angekommen zog ich mir eine schwarze Jeans und ein dazu passendes schwarzes T-Shirt an. Schwarze Lederstiefel vervollständigten das Outfit. Danach ging ich ins Bad und flocht meine ebenfalls schwarzen Haare zu einem langen Zopf, damit sie mir nicht ins Gesicht flogen. Ich sah in den Spiegel. Meine hellblauen Augen und meine blasse Haut standen in einem krassen Kontrast zu den dunklen Haaren. Ich holte meine Schwarzledermantel aus dem Kleiderschrank und ging hinunter in die Küche zu Ellie, um zu sehen wann das Essen fertig sein würde.
>>Hi, Ellie. Wie siehts mit dem Essen aus?<<, fragte ich die zwanzigjährige Indianerin mit den langen, zu einem Zopf geflochtenen, rabenschwarzen Haaren und den gutmütigen haselnussbraunen Augen.
>>Ist gleich fertig, Calen…in fünf Minuten.<<, ergänzte sie als ich die Brauen hochzog.
>>In Ordnung. Isst du heute Abend mit mir?<<, fragte ich bevor ich mich zügeln konnte. Eigentlich sollte ich sie nicht zu nah an mich heranlassen, aber ich fühlte mich jeden Abend so schrecklich allein. Obwohl ich mich nach so vielen Jahren eigentlich daran gewöhnt haben müsste. Da wäre es wenigstens ein kleiner Trost nicht allein zu speisen. Ich sah ihr an, dass sie eigentlich ablehnen wollte. Doch als sie meinen verzweifelten Blick bemerkte, nickte sie stumm. Dankbar lächelte ich und zog mich ins Esszimmer zurück. Ich setzte mich an den bereits gedeckten Tisch und kurz darauf erschien Ellie mit zwei, mit Spaghetti gefüllten Tellern.
>>Vielen Dank. Es riecht köstlich, wie immer.<<, sagte ich .
Eine Weile aßen wir schweigend.
>>Ich mache mir große Sorgen um dich. Seit ein paar Monaten scheinst du jeglichen Lebenswillen weggeworfen zu haben. Möchtest du vielleicht darüber reden? Es würde bestimmt helfen.<<, begann sie zögerlich und fühlte sich sichtbar unwohl.
>>Ich wünschte ich könnte. Leider ist es mir nicht gestattet irgendeiner Seele davon zu berichten. Es sei denn derjenige würde mir ewige Treue und Freundschaft schwören. Doch die kann ich nicht verlangen, von niemandem. Derjenige und dessen Kinder und Kindeskinder währen auf ewig dazu verdammt dem Schwur zu gehorchen. Würde jemand auch nur andeuten was mein Geheimnis ist, würden sie von Hades geholt werden. Für immer Höllenfeuer…das müssten sie dann ertragen.<<, sagte ich zerknirscht.
>>Außer dir habe ich niemanden und meine Familie wurde vor fünf Jahren ermordet. Ich habe nichts zu verlieren.<<,meinte sie.
Noch bevor ich sie davon abhalten konnte schwor sie mir die ewigliche Treue und Freundschaft, in allen Sprachen die sie kannte. Das goldene Band, welches den Schwur symbolisierte, erschien. Nun war es geschehen.
>>Verdammt! Ist dir klar, dass wenn einer deiner Nachkommen auch nur erwägt sich gegen mich zu erheben sterben wir?<<, fragte ich sie.
>>Ja, ich weiß das. Aber ich kann eine beste Freundin gebrauchen. Du weißt sicher noch, dass ich mir vor einem Monat freigenommen hab. Für ein paar Wochen, glaube ich. Jedenfalls wurde ich aus einem Club entführt und vergewaltigt. Mehrmals. Ich musste sogar ins Krankenhaus. Und vor ein paar Tagen machte ich einen Schwangerschaftstest. Er war positiv, Calen! Die Frauenärztin hat es bestätigt.<<, brachte sie unter lautem Schluchzen hervor. Ich erbleichte und starrte sie geschockt an.
>>Wieso hast du es mir nicht gesagt? Ich hätte diese Mistkerle gejagt, in Stücke gerissen und dann an den nächstbesten Höllenhund verfüttert.<<, zischte ich zähneknirschend.
>>Ich weiß nicht…ich kanns jetzt eh nicht mehr ändern. Jetzt will ich wissen Wer und Was du bist.<<, murmelte sie.
>>Na gut. Hast du jemals von Calenleya Heleone gehört?<<, fragte ich sie. Als sie nickte lächelte ich und fuhr fort, >>Ich bin diese Calenleya aus den griechischen Legenden. Die Kriegerin, die den Römern das Fürchten lehrte. Tja, zu meinem Pech war ich auch noch unsterblich. Die Götter gaben mir Stärke, Geschick und magische Fähigkeiten. Seit zweihundert Jahren bin ich jedoch nur noch Lehrerin und nach Sonnenuntergang jage ich Monster wie Vampire, Werwölfe, Höllenhunde uns so ziemlich alle Dämonen die ich so bei meinen Kontrollen treffe. So neugierig wie du aussiehst, willst wahrscheinlich auch mein richtiges Alter wissen, was? Also ich bin zweitausendfünfhundertsiebenundachzig Jahre alt.<<, erzählte ich ihr.
Mit offenem Mund starrte sie mich an.
>>Wow. Da ist…cool! Voll der Hammer! Sag mal…was war das schlimmste und was das beste was du je erlebt hast?<<, fragte sie mich ungeduldig.
>>Hmmm. Das schlimmste war meine Eltern, Geschwister und Freunde altern und sterben zu sehen, während ich immer noch jung war. Und das ständige allein sein, selbst wenn tausende von Soldaten um mich herum waren. Das schönste war es den Nachfahren meiner Verwandten beim heranwachsen zu beobachten. Noch immer leben ihre Nachkommen hier in der Gegend und in Griechenland, ich beschütze sie. Ach ja. Und damals, als ich mich in das Haus eines römischen Generals schlich um ihn hinterhältig zu verführen und während eines Kusses abzustechen…das war schön. Hat mir echt spaß gemacht. Dieses Arschloch hat immer wieder Kinder und Frauen missbraucht. Der hatte so einen unehrenhaften Tod verdient.<<, teilte ich ihr meine Gedanken mit. Kummervoll sah sie mich an und seufzte.
>>Es muss schrecklich sein so lange allein durch die Weltgeschichte zu wandern.<<, meinte sie.
Ich nickte nur und suchte nach einer Möglichkeit um mich schleunigst abzulenken.
>>Ähm, übrigens…dein Baby wird ein Mädchen. Sie wird gutmütig, voller Liebe und Großzügigkeit sein.<<, sagte ich ihr grinsend. Sie schnappte nach Luft, streichelte ihren Bauch und lächelte.
>>Woher weißt du das?<<, fragte sie.
>>Nun. Ich weiß es einfach. Genauso wie ich die Gedanken von Menschen lesen kann und manchmal Visionen über die Zukunft habe.<<, verriet ich ihr mit geheimnisvollem Blick.
Ich sah ihr auch ohne ihre Gedanken zu lesen an, dass sie über die Zukunft und ihr Kind nachdachte.
>>Oh mein Gott! Meine Wohnung ist zu klein!<<, murmelte sie panisch. Ich brach in Gelächter aus.
>>Das ist kein Problem. Wenn du möchtest kannst du hier wohnen. Ich habe genug Platz für drei Großfamilien.<<, bot ich ihr an.
>>Wirklich?! Das würde dich nicht stören?<<
>>Keineswegs. Ich mag dich und wollte selber auch immer Kinder haben. Also wird mich das auch nicht stören. Außerdem wärt ihr hier viel sicherer.<<
Grinsend stand sie auf, ging um den Tisch herum und umarmte mich fest.
>>Danke! Danke! Danke!<<, flüsterte sie und zog sich in eins der Schlafzimmer zurück.
Nachdem sie gegangen war, zog ich mir meinen Mantel an und ging in die kalte Winternacht. Den Göttern sei dank, dass ich die Kälte kaum spürte, dachte ich und schlenderte durch die Straßen von New York, auf der Suche nach Monstern die ich abmurksen konnte. Die Dunkelheit trübte meine Sicht überhaupt nicht…was mir schon sehr häufig den Arsch gerettet hatte. Eine gefühlte Stunde später spürte ich, sie mich jemand beobachtete, mir folgte. Ich blieb stehen und starrte angestrengt in alle Richtungen, doch da war niemand. Ich zuckte mit den Schultern und ging weiter. >Hab ich mir bestimmt nur eingebildet<, versuchte ich mir einzureden. Doch das Gefühl beobachtet zu werden blieb. Einen Häuserblock weiter entdeckte ich eine Schar von Vampiren, die darüber Witze rissen, wie einfach es doch war die Menschen zu killen und auszusaugen. Einer prahlte damit, gerade sein Lieblingsfrühstück hatte, eine sexy Blondine. >Was für Arschlöcher<, dachte ich wütend und pirschte mich näher an sie heran, ein langes Messer gezückt. Aus Silber, versteht sich.
>>Jo, Alter. Hast a gehört, dass diese Jägerin vor der alle so´n Schiss ham in der Stadt ist? Die Schlampe hat tausende von uns gekillt und lacht sich bestimmt gerade über diese Volitionen schlapp, die sich von ihr töten ließen.<<, meinte einer mit Punkerfrisur.
>>Ja haben wir. Die Tussi kralln wir uns. Die soll ja über zweitausend Jahre alt sein. Und noch dazu total scharf. Blut aus gutem Jahrgang, konnte lange reifen. Oh wie ich es genießen werde ihr die Kehle herauszureißen und jeden Tropfen ihres Blutes in mich aufzunehmen. Morgen werde ich sie suchen gehen. Wie stehts mit euch?<<, fragte er in die Runde. Alle fünf nickten zustimmend. Geräuschlos zog ich ein weiteres Messer aus meinem Stiefel. Dann stellte ich mich hinter den Vampir der gesprochen hatte und stupste ihn leicht an der Schulter an.
>>Hi ihr Blutsauger. Sucht ihr etwa mich?<<, erschrak ich die Vampirtrottel. Von oben nach unten musterten sie mich, dann lachten sie. >Denen stopfe ich das Maul?< Kaum hatte ich diesen Entschluss gefasst, hatte ich dem Vampir, der mich leertrinken wollte, auch schon das Herz mit einem meiner Messer durchbohrt. Prompt verstummte ihr Gelächter sie stürzten sich alle gleichzeitig auf mich. Lächelnd tänzelte ich zwischen ihnen umher, sodass sie eher einen ihrer Kameraden trafen, als mich. Damit brachte ich sie noch mehr in Rage. Ich musste sie irgendwie trennen. Fünf übermenschlich starke Vampire auf einmal war dann doch eine Herausforderung. Ich machte einen Rückwärtssalto und landete schräg hinter den Vampiren, die sich wütend herumdrehten und knurrten. Fließend wich ich einem Hieb in Richtung meiner Rippen aus, packte den Arm des Vampirs und verdrehte ihn, bis seine Knochen brechen hörte. Jaulend zog er mit seiner anderen Hand ein Messer und ging aggressiver auf mich los. Er zielte auf meinen Bauch. Ich ließ mich fallen, vollführte eine Rückwärtsrolle und sprang augenblicklich wieder auf. Sein anderer Arm war wieder geheilt. Die anderen begannen mich zu umkreisen. Ich warf eins meiner Messer ins Augen des mir nächstsehenden Vampirs, welcher stöhnend in sich zusammen sackte, das Messer war bis ins Gehirn vorgedrungen.
Ich hörte wie ein Schwert gezogen wurde und war einen kurzen Moment abgelenkt. Diesen nutzte einer der Vampir und schon lag ich auf dem Boden, während er mich eisern festhielt. Ein anderer kam mit einem Messer auf mich zu, kniete vor mir nieder und rammte es mir mit einem boshaftem Lächeln im Gesicht in den Bauch. Ich biss die Zähne zusammen und ließ keinen Mucks von mir hören. Diesen Triumph würde ich ihnen nicht gönnen. Er bewegte das Messer in brutaler Geschwindigkeit hin und her. Das Messer spürte ich kaum. Nur den sich verschlimmernden Schmerz. >Dieser feige Bastard will mich leiden lassen!<, dachte ich gerade als sein zu einem teuflischen Grinsen verzogenes Gesicht erstarrte. Dann fiel sein Kopf von seinen Schultern auf den kalten Asphalt. Der kopflose Körper fiel zur Seite und hinter ihm stand der schönste Mann den ich je gesehen hatte. Mir stockte der Atem. Der Ring an seinem Finger! Zwei Klapperschlangen, mit Augen aus Rubin, die sich um seinen Finger wickelten. Dies musste Dylan Nadyawin sein! Er war genauso ein Auserwählter der Götter wie ich. Ein gnadenloser Krieger war er. Dunkelbraunes Haar hatte er, welches ihm leicht gewellt über die Schultern fiel und Augen, so dunkel, dass sie schwarz wirkten. Muskulös war er auch, sehr sogar. Kein Gramm fett konnte man erkennen. Er löste seinen Blick von mir und wandte sich an die Vampirscheißer, die gerade die Flucht ergreifen wollten. Er kämpfte als lebte er nur dafür. In fließenden, geschmeidigen Bewegungen bekämpfte er die beiden Vampire. Nach kurzer Zeit flogen auch ihre Köpfe durch die Luft und knallten auf den Boden, bevor sie zu Asche wurden. Als er auf mich zukam und mich auf seine Arme lud, verlor ich das Bewusstsein.

Ich erwachte unter schrecklichen Schmerzen, die mit jeder Sekunde schlimmer wurden. Ich stöhnte und sah in dunkelbraune Augen, die mich besorgt musterten.
>>Das wird jetzt wehtun. Aber ich muss das Messer entfernen, damit ich dich heilen kann.<<, meiner er. Jetzt fiel mir wieder ein, dass er mir ja meinen Arsch gerettet hatte.
>>Danke für deine Hilfe.<<, sagte ich zu ihm und biss die Zähne zusammen.
>>Keine Ursache. Ist ja mein Job. So. Ich werde jetzt bis drei Zählen, dann zieh ich das Messer heraus, in Ordnung?<<, fragte er mich. Ich nickte uns sah ihn grimmig entschlossen an. Nur noch am Rande hörte ich sine sanfte, beruhigende Stimme. Das Rauschen in meinen Ohren übertünchte alles. Dann zog er dass Messer aus meinem Bauch. Ich schrie auf. Ein seltsames Brennen breitete sich in mir aus.
>>Diese Wichser haben es mit Gift versetzt.<<, zischte Dylan wütend. Ich hörte wie Ellie eilig die Treppe heruntergerannt kam.
>>Was zum…? Was ist passiert?!<<, fragte sie panisch, als sie mich entdeckte.
>>Einer dieser Vampirbastarde hat mich erwischt.<<, brachte ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Dann spürte ich Dylans Hand an meiner Wunde. Keuchend holte ich Luft und verdrängte den Schmerz. Plötzlich war da wohlige Wärme und ein leichtes Kribben, welches Heilung verkündete. Das hatte ich schon häufig gespürt, wenn die Heilung einsetzte. Ich seufzte glücklich als der Schmerz verschwand. Vorsichtig berührte ich meinen Bauch…glatte Haut, so wie zuvor.
>>Danke. Aber wie hast du das gemacht? Vor allem ohne dass eine Narbe zurückbleibt? Und wie alt bist du eigentlich?<<, schossen die Fragen aus mir heraus. Da brach er in schallendes Gelächter aus und strich mir ein paar wirre Strähnen aus dem Gesicht. Tief sah er mir in die Augen.
>>Äh. Also ich geh dann mal wieder ins Bett.<<, hörte ich Ellie unbehaglich sagen.
>>Natürhlich. Schlaf gut Ellie. Wenn du möchtest helfe ich dir morgen die Sachen aus deiner Wohnung zu holen.<<, sagte ich und sah sie an. Dankbar lächelte sie mich an und zog sich dann zurück.
>>Nun. Du scheinst ja schon erraten zu haben wer ich bin. Ich bin ebenso ein Auserwählter der Götter wie du, nur habe ich andere Fähigkeiten. Eines Tages wirst auch du sie haben. Das ist nur eine Frage der Übung und des Alters. Und da wären wir auch schon bei meinem Alter. Ich letztes Monat zehntausendachthundertelf Jahre alt geworden.<<, sagte er sanft und berührte mit seinen Fingerspitzen meine Wange.
>>Wahnsinn. Und ich dachte, ich wäre schon alt.<<, scherzte ich und wir lachte beide. Vorsichtig erhob ich mich von der Wohnzimmercouch und als ich schwankte, stützte er mich.
>>Also jetzt brauch ich erst mal ne heiße Dusche.<<, teilte ich ihm mit und ging mit seiner Hilfe ins ober Stockwerk.
>>Wenn du willst kannst du heute gern hier schlafen, wenn du möchtest.<<, bot ich ihm an.
>>Gern. Wenn ich bei dir im Bett schlafen darf.<<, sagte er mit dunkler, samtener Stimme und beugte sich zu mir herunter um mich zu küssen. Ganz sanft und liebevoll küsste er mich und strich mir mit seiner Zunge über meine Lippen, bis ich sie öffnete. Unsere Zungen verschlangen einander. Er schmeckte nach Kaffe und irgendeinem Gebäck. Sein maskuliner Duft stieg mir in die Nase und weckte ein lang vergessenes Verlangen in mir. Da erinnerte ich mich an das, was Aphrodite und Zeus einmal sagten, als sie dachten ich würde schlafen.
Damals war ich siebzehn.
>>Natürlich. Dylan Nadyawin ist schon viel zu lange allein. Er braucht eine Gefährtin.<<, sagte sie mit melodischer Stimme.
>>Genau. Also wirst du sie zusammenführen. Und zwar so schnell wie möglich.<<, meinte Zeus.
>>Wenn sie sich das erste mal sehen, werden sie ihre Gefühle nicht zügeln können. Sie sind immerhin Seelengefährten, und Calenlaya ist noch fast ein Kind. Obwohl sie schon viele Schlachten geschlagen und sehr viel durchgemacht hat. Wahre Liebe gibt es sehr selten. Sie wird sie vor allem in den ersten Tagen übermannen. Und bevor Calenleya nicht genügend Erfahrungen im Kampf gewonnen hat, werde ich es nicht riskieren. Außerdem ist sie der gewaltigen Leidenschaft von Dylan noch nicht gewachsen. Und erinnere dich an die Vision die ich hatte…Sie werden sich das erste mal in der Zeit der hellen Licht kennen lernen.<<

In meinem Schlafzimmer angekommen bat ich ihn hier zu warten, während ich im Badezimmer nebenan schnell und die Dusche sprang. Dort, unter dem angenehm warmen Wasser, entspannte ich mich wieder. Vorsichtig entflocht ich meine Haare und bearbeitete sie mit Shampoo und Spülung. Anschließend rieb ich mich gründlich mit Seife ein um den scheußlichen Geruch von Tod loszuwerden. Furchtbar, wie die Vampire stanken, wenn sie zu Staub zerfielen. Nach dieser Prozedur fühlte ich mich gleich viel besser. Schnell trocknete ich mich ab, bürstete meine Haare und ging, nur mit einem Handtuch bekleidet in mein Zimmer. Unter der Dusche hatte ich angestrengt über meine Erinnerung nachgedacht. Aphrodite war wohl jetzt der Meinung, dass ich für eine Beziehung mit Dylan genügend Erfahrungen gesammelt hatte. Ich war so in meine Gedanken vertieft gewesen, dass ich nicht bemerkte, wie Dylan hinter mich trat. Als ich dann seine Stimme genau hinter mir vernahm, erschrak ich.
>>Ist irgendwas? Du siehst besorgt aus.<<
>>Nein. Alles in Ordnung. Ich habe nur über etwas nachgedacht, was ich Zeus und Aphrodite einmal sprechen hörte als ich noch jung war.<<, sagte ich mit leicht zitternder Stimme, da er gerade mein Haar zur Seite strich und sanft meinen Hals küsste.
>>Was sagten sie denn?<<, fragte er.
Ohne zu antworten drehte ich mich um und berührte seine Stirn. Dann schloss ich meine Augen und zeigte ihm meine Erinnerung. Ich öffnete die Augen wieder und blickte in seine.
>>Hmm. Deswegen hatte ich also in letzter Zeit diese Träume von dir. Diese Götter! Warum mischen sie sich überall ein?<<, sagte er nachdenklich und ging auf und ab. Ich zuckte mit den Schultern und ging in meinem begehbaren Kleiderschrank. Ich zog mir schnell ein langes T-Shirt und Slip an und ging wieder zurück ins Zimmer. Dylan war nirgends zu sehen. Ich spitzte die Ohren und hörte das Rauschen der Dusche. Da war er also! Als mich plötzlich Müdigkeit übermannte, stieg ich in mein Bett und schloss die Augen. Kurz bevor ich einschlief, spürte ich wie mich zwei starke Arme von hinten umschlingen und an eine muskulöse Brust drückten.

Als helle Sonnenstrahlen durch das Fenster fielen erwachte ich. Mein Kopf ruhte auf Dylans Brust und seine Arme hielten mich noch immer fest. Liebevoll strich er mir durchs Haar. Ich kuschelte mich noch enger an ihn und warf einen schnellen Blick auf die Uhr. Verdammt! Es war halb sieben. Den Göttern sei Dank, hatte ich meinen ersten Kurs erst um neun. Ich flog praktisch aus dem Bett und stürmte ins Bad. Schnell manifestierte ich mir eine Jeans und dazu passendes T-Shirt und bürstete meine wirre Mähne. Nachdem ich auch meine Zähne geputzt hatte, stürmte ich zurück ins Zimmer und schlüpfte in meine Turnschuhe.
>>Du hast es wohl eilig, was?<<, neckte mich Dylan, der sich gerade verschlafen das Haar aus dem Gesicht strich.
>>Ja. Ich halte den Geschichtskurs in der New Yorker Universität. Und ich komme zu spät.<<, erklärte ich ihm. Da lachte er.
>>Wieso tust du das? Geld brauchst du gewiss keines mehr.<<
>>Es hat etwas normales. Ich wollte schon immer einfach nur normal sein. Eine eigene Familie gründen. Da ich weiß, dass ich so etwas nicht haben kann, hab ich mir eben was anderes normales gesucht.<<, gestand ich ihm. Er stieg nur in Boxershorts bekleidet aus dem Bett und schloss mich in die Arme.
>>Das alles kannst du immer noch haben.<<, schwor er mir.
>>Wie denn? Ich kann nicht schwanger werden.<<, sagte ich deprimiert.
>>Klar kannst du das. Eben von keinem gewöhnlichen Mann.<<
Während das, was er eben noch sagte meinen Verstand zu erreichen versuchte, hob er mein Kinn an und küsste mich.
>>Na los. Nimm dir die nächsten Wochen frei und wir klären das. Lass uns Aphrodite rufen und sie fragen.<<
>>Na gut…Hey Aphrodite! Würdest du bitte mal kommen? Es ist wichtig!<<, schrie ich.
Kurz darauf erschien ein goldenes Licht inmitten des Raumes. Dann stand genau an dieser Stelle Aphrodite, die bei unserem Händchen haltenden Anblick vor Freude strahlte.
>>Dann habt ihr also zueinander gefunden. Wie schön.<<
>>Ja. Haben wir. Aber Calenleya will wissen ob sie schwanger werden kann. Es ist für sie sehr wichtig.<<, sagte Dylan.
>>Klar kann sie. Jedoch nur von dir, wie du schon richtig erkannt hast. Den Zeitpunkt könnt ihr selber bestimmen. Ihr werdet aber dennoch weiterhin gegen all die Monster auf der Welt kämpfen müssen. Während du schwanger bist, wird weder dir, noch dem Kind etwas zustoßen können. Noch fragen?<<
>>Ja. Wieso habt ihr ausgerechnet mich erwählt?<<, fragte ich die schöne Göttin.

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Tag der Veröffentlichung: 20.02.2012

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