Zwischen Himmel und Hölle
Calantha Felber
alle Rechte liegen bei mir. Copyright by Calantha Felber 2011. Vertrieb oder Vervielfältigung verboten.
Und ja, es geht noch weiter :) Ich werde das Buch kapitelweise aktualisieren.
Kapitel 1 - Rausch
Normalerweise wandte man sich der Magie durch naive Spielerein zu, wie Gläserrücken oder anderen Experimenten, es war die Neugier zum Übernatürlichen, die einen dazu brachte, sich mehr mit dem Thema zu beschäftigen.
Bei Cathy war das anders. Sie hatte nie wirklich an so etwas geglaubt und machte nie bei solchen Spielereien mit. Trotzdem fing bei ihr auch alles auf einer Party an.
Sie war nicht sonderlich erfreut, auf Partys eingeladen zu sein, aber ihre beste Freundin Michelle wurde 20. Ein runder Geburtstag, mit vielen Gästen und viel Aufwand. Da konnte sie nicht so einfach nein sagen. Sie wusste zu solchen Anlässen nie was sie anziehen sollte und entschied sich dann doch wieder für Jeans und Tshirt. Ihre langen hellbraunen Haare band sie immer zu einem Zopf, damit sie ihr nicht im Gesicht fielen. Sie war eine typische Graue Maus, würde man sagen.
Sie wollte nie im Mittelpunkt stehen, deshalb befand sie sich immer am Rande der Party, irgendwo wo man gemütlich beisammen saß. Ihre Freundin war jedoch schon seit einer Stunde verschwunden und ihr war sehr unbehaglich. Die meisten der Leute kannte sie nicht, und sie beobachte allein das Partygeschehen, auf einem Sessel, mit einem Coktail in der Hand. Eine ferne Bekannte kam vorbei und grüßte sie kurz und schon war sie auch wieder verschwunden. Umso dunkler es draußen wurde, umso lauter wurde die Musik und umso depressiver wurde Cathy. Sie hatte sich zumindest erhofft den Abend mit ihrer Freundin zu verbringen, doch sie tauchte scheinbar nicht wieder auf.
Gelangweilt sog sie an dem Strohhalm in ihrem Getränk und beobachtete eine Gruppe junger Leute, die gerade ausgelassen beim Tanzen waren.
Die Gruppe schien ihre Blicke zu spüren und zwei von ihnen wandten sich ihr zu und lächelten sie an. Als Cathy nicht zurücklächelte, kamen sie zu ihr und forderten sie zum Tanzen auf. Doch Cathy schüttelte nur den Kopf. „Keine Lust“, sagte sie knapp. Doch der junge Mann und die Frau ließen nicht locker. Da es zu laut für ein Gespräch war, nahm das Mädchen Cathy an die Hand und versuchte sie von ihrem Sessel hochzuziehen. Cathy verdrehte die Augen und lies sich widerwillig mitziehen. Sie gingen nach Draußen und der Mann bot ihr eine Flasche Wodka an, die er im Vorbeigehen von einem der Tisch geschnappt hatte.
„Ich bin Juan.“, stelle er sich vor, „und das ist Maja“ Maja kicherte. Sie war schon sichtlich angetrunken, lies es sich aber nicht nehmen, sich noch einen Schluck Wodka zu genehmigen.
„Ich bin Cathy“, murmelte sie. Es war angenehm kühl hier draußen und Cathy atmete tief die frische Luft ein.
„Komm Süße, lass uns ein bisschen tanzen, ein bisschen Spaß haben, du schaust so traurig aus, das kann man sich ja kaum mit ansehen“, meinte Maja und legte ihren Arm um ihre Schultern.
„Nimm einen tiefen Schluck, das lockert auf“, bot Juan an und hielt ihr wieder die Flasche Wodka unter die Nase. Cathy hatte an diesem Abend noch nicht viel getrunken, sie griff zaghaft nach der Flasche. Vielleicht würde es ihr tatsächlich etwas besser gehen, wenn sie ein paar Schlucke trank, was sollte sie auch sonst tun. Immerhin beachtete sie überhaupt jemand auf dieser Party, auch wenn sie die Beiden nicht kannte. Sie nahm einen kräftigen Schluck und die Flüssigkeit lief ihr brennend die Kehle herunter, so dass sie sich verschluckte und einen Hustenanfall bekam. Puren Wodka war sie nicht gewohnt. Juan klopfte ihr auf den Rücken und meinte lachend, „Na, du trinkst wohl nicht oft Alkohol. Aber ich weiß schon, was dir helfen wird.“
Er verschwand kurz nach Drinnen und kam mit einem halben Glas Orangensaft wieder. Die andere Hälfte füllte er mit Wodka auf. Er grinste schelmisch und Cathy nahm das Glas und kostete vorsichtig. Es war gar nicht so schlecht, etwas süßlich, etwas sauer, und man schmeckte den Wodka gar nicht mehr so heraus. Es war wirklich gut. Sie trank fast das ganze Glas und spürte wie sich eine wohlige Wärme in ihrem Körper ausbreitete. Man hörte die Musik bis nach Draußen und Maja summte die Melodie des Liedes mit und griff nach Cathys Armen, um mit ihr zu tanzen. Widerwillig wiegte sie sich etwas hin und her. Alkohol lockerte auf. Sie fühlte sich zwar nicht viel anders als vorher, aber sie versuchte ihre schlechte Laune zu verdrängen. Hier draußen war es nicht schwer zu tanzen, es schaute niemand zu und sie bewegte ihre Hüften noch ein bisschen mehr und lächelte Maja an. So vergingen ein paar Minuten.
„Wie geht es dir Cathy?“, fragte Juan und beobachte die beiden Mädchen mit einem listigen Lächeln.
„Gut.“, antwortete sie, doch in diesem Moment war sie sich plötzlich nicht mehr so sicher. Ihre Beine wankten etwas und ihre Umgebung fing an sich zu drehen. Ihr wurde ganz heiß und ihr Herz schlug schneller. Sie stützte sich an Maja ab, um nicht umzufallen. Ihre Wahrnehmung spielte verrückt. Sie hörte Juans Stimme ganz leise, wie hinter einem dichten Vorhang. Auch ihre Augen spielten ihr einen Streich, die Umgebung verschwamm in Farben und Formen. Das war kein Alkohol-Rausch, schoss es ihr durch den Kopf. Juan musste ihr etwas in den Orangensaft getan haben. Das Denken fiel ihr schwer und ihr Körper fühlte sich so leicht an.
„Alles ok, Kleine.“, lachte Juan, „jetzt kann die Party beginnen.“
Als Cathy wieder zu sich kam, fand sie sich nicht in ihrem Bett wieder, sondern merkte, dass sie auf einer Couch lag. Ihre Glieder waren total verspannt und sie streckte sich ein wenig. Kaum bei Bewusstsein, hämmerte schon ein wahnsinniger Schmerz auf ihren Kopf ein. Sie fasste sich an den Kopf und stellte fest, dass ihre Haare offen waren. Sie waren total verwuschelt und sofort machte sie eine weitere erschreckende Entdeckung, sie war lediglich mit ihrer Hose und ihrem BH bekleidet. Von ihrem Tshirt war keine Spur.
„Oh mein Gott.“, stöhnte sie. Was war nur in der letzten Nacht geschehen? Ihr Kopf schmerzte und sie konnte kaum einen klaren Gedanken fassen. Sie setzte sich auf und sah sich in dem Zimmer nach irgendwas um, was sie anziehen konnte. Dabei blieb ihr Blick an der Uhr hängen. Es war schon 15 Uhr am Nachmittag. Wieder seufzte sie.
Ihre Freundin kam in das Zimmer und sah, dass Cathy endlich wach war.
„Na bitte, ich habe mir schon Sorgen gemacht, dass du den ganzen Tag verschläfst.“, meinte sie, „Das war eine Party, nicht wahr? Wundervoll. Ich habe einen total tollen Kerl kennengelernt“, sprudelte es aus ihr heraus.
„Könnte ich was zum Anziehen haben?“, meinte Cathy verwirrt.
„Und wie ich gehört habe, hattest du auch reichlich deinen Spaß. So kenne ich dich ja gar nicht, was ist passiert?“, lachte Michelle.
Cathys Schädel brummte noch immer. Doch langsam kamen die Erinnerungen zurück. Da waren Maja und Juan. Juan hatte ihr wahrscheinlich Drogen in ihr Getränk gegeben und ab diesem Punkt waren ihre Erinnerungen nur noch einzelne Fetzen.
„Juan, was für ein Mistkerl“, murmelte Cathy.
„Ah, so heißt er also.“, Michelle lachte, „war Er das, mit dem du angeblich auf dem Tisch getanzt haben sollst?“
„Oh man. Was habe ich? Das ist nicht lustig.“, meinte Cathy und wieder kamen einige Erinnerungen an die Oberfläche. Juans braune Augen und wie sie mit ihm und Maja getanzt hat, wie er sie während dem Tanzen im Arm hatte und ihren Nacken küsste, wie Maja es ihm gleich tat, die Hitze, wie sie ihr Tshirt von sich warf, der Alkohl, der in Strömen floss, die Ausgelassenheit und die Lichter.
Sie glaubte kaum, dass ihr tatsächlich so etwas passiert war. Sie schüttelte den Kopf und war ziemlich fertig mit der Welt. Sie war naiv gewesen, was nahm sie auch einfach Getränke von einem Fremden. Sie hätte weiter in ihrem Sessel sitzen können, in ihrer Depressivität, hätte nicht mitgehen müssen, dann wäre das alles nicht passiert, dann würde ihr Kopf nicht wie ein Vorschlaghammer dröhnen. Aber irgendwie war es auch eine interessante Erfahrung. Es war das Erste mal in ihrem Leben, dass sie losgelassen hatte.
Tag der Veröffentlichung: 25.06.2011
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