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Schwaben Krimi

Seite 195


Zum Inhalt Blut & Gaisburger Marsch

Hauptkommissar Jason Mueller wird beurlaubt von Schirmer, dem Polizeipräsidenten, da er einen Täter beim Verhör geschlagen hat, um aus ihm das Versteckt des Entführungsopfer Udo Kölbl herauszupressen. Die Presse ist scharf auf die Story. Jason ermittelt weiter, da Herr Kölbl ihn privat anstellt. Zu selben Zeit geht eine Bombe vor der Synagoge hoch, mehrere Tankstellen werden brutal ausgeraubt, Jason sieht hier im Fall Synagoge und der Raubüberfälle Zusammenhänge. Der Entführer Schiller entkommt der Polizei, nimmt den Kommissar Franz Kirsch als Geisel. Es stellt sich heraus, dass Schiller auch beim Ku-Klux-Klan ist. Und er auf dem Campingplatz am Neckar bei einer Party anwesend war. Der Metzger Kübler landet tot am Flussufer. Der Fall zieht weite Kreise. Jason kommt unter Druck, muss sich der Inneren Revision stellen, Kollegen von der Polizei Heilbronn. Als Franz Kirsch freikommt, nach einer Geldübergabe, sieht er rot, er will sich rächen und Schiller töten. Kann Jason dies verhindern?

 

Personen Biografie:

Jason Mueller Kripo Stuttgart

Schirmer Polizei Präsident

Moshe Friedman Mossad

Bill Hedda Agent

Fritz Bauer BKA

Luc Bosch BKA

Heidi Bekannte von Jason

Gise Moderatorin

Ulf Schiller Entführung Täter

Stadelheim Nazi

Roger Weber Soldat Nazi

Ernst der Rothaarige BW Soldat Nazi

Saleh Partner von Jason Detektei Sam Spade

Naomi dasselbige Partnerin

Krakow Russen Mafia

Smirnoff Russen Mafia

Toro The Hang Man

Mendez Mexiko Kartell

Pippo Basten Mexiko Kartell

Franz Kirsch Hauptkommissar

Hahn Siebenmühlen Tal

Ronja Dumas hilft Schiller das entführte Kind zu betreuen

Rita Schober dasselbige

Herr Kölbl reicher Millionär

Sein Sohn Udo entführt

1

Der Polizeipräsident zögerte nicht, fackelte nicht lang, Jason Mueller war verärgert, eine Gardinen Predigt im Büro des Alten, der schaukelte auf dem Chefsessel hin und her. Schirmers Büro war feiner als Jason Muellers Box, mit braunem Holz getäfelt. Der Boss vesperte nebenher, Schinkenwurst, er schnitt eine Scheibe, tauchte die in den Senf, putzte mit dem Handrücken ab. Er blinzelte, grinste, grimmig.

„Nun, Jason, Junge, du hast ihn gefoltert.“

„Ohne das führt er uns nicht zu der Leiche, Chef.“

„Leider hat die Presse das Ding herausgefunden. Der Innenminister hat angerufen.“

„Sorry, er nervte mich, mit seinem Schweigen.“

„Du bist beurlaubt. Ich muss handeln, ich will nicht meinen Job verlieren. Tut mir leid um dich, du bist ein guter Bulle, Jungspund. Du hattest eine große Zukunft bei uns. Pack deine Sache, gebe deine Knarre in der Waffenkammer ab.“

Jason stand auf, ging zu seinem Büro, füllte einen Karton, mit privaten Sachen, den Bildern von seiner Stammtischmannschaft, seinen Frauen, Mätressen, Liebschaften, das Foto von den Beatles. Er wanderte zum Lager, gab seine Walther ab, die Reserve Magazine. Der Fisch war gegessen.

2

Der Fall Kölbl, der reiche Bankier, der Sohn wurde entführt, da begann der Schlamassel für Jason Mueller, eine unangenehme Aufgabe, jetzt die Bombe vor der Synagoge, zwei Tote, er fuhr hin, obgleich er suspendiert war, Stadtmitte, es regnete, er parkte, zog seinen US Armee Parka über die Arme und Schultern, der Joint von Thomas, seinem Dealer gedreht, den dampfte er zu Ende. Er stieg aus, ging hinüber, einige Streifenwagen standen da, Notarztwagen, Sani Fahrzeuge, Franz Kirsch, sein Kollege, leitete die Ermittlung. Beide waren im Polizei Sportverein, Abteilung Boxen. Franz war Schwergewicht, Jason Mittelgewicht, je nachdem, wie er die Diät einhielt und nicht zu viel Spaghetti Bolognese verspeiste, Steak, ohne Soße, war besser. Franz sah den Kollegen lächelnd an:

„Na, Jason. Was willst du hier? Bist du nicht in Rente?“

„Urlaub mehr oder weniger, ich bin unterbeschäftigt.“

„Ich kann dir nicht helfen.“

„Wer sind die Toten?“

„Unmöglich hier am Tatort zu identifizieren, Amigo.“

Die Särge standen auf dem Asphalt. Mit den Leichenresten.

„Gewinnt der VFB gegen St. Pauli.“

„Nach Adam Riese schon. Die Mannschaft ist jung und talentiert.“

„Der Mario Gomez wird es richten.“

„Okay, sobald du was weißt, rufe mich an.“

„Du wurdest aus dem Verkehr gezogen.“

„Ich arbeite auf privater Basis, der Rabbi hat mich angerufen. Er kennt mich gut.“

„Lüg mich nicht an.“

„Alter, ich bin Jude.“

„Oh, wusste ich nicht.“

„Schalom.“

Jason ging hinein, der Rabbi Maier war erschüttert, er saß auf einer der Bänke, neben ihm Gläubige, die weinten, jammerten, um Abbitte flehten, die Täter wussten Bescheid, über die Betstunden, die Abläufe. Scheiß Rassismus.

„Du musst die finden, Jason.“

„Ich werde hartnäckig sein, ohne Pardon sie verfolgen, bis ans Ende meiner Tage.“

„Auf die Polizei ist kein Verlass.“

„Stimmt, die rechte Szene wird verharmlost von den Politikern.“

„Durch unsere Geschichte sind wir Kummer gewohnt. Seit dem Auszug aus Ägypten in das gelobte Land.“

Jason sauste davon, er fuhr zur Altstadt, beim Bolzplatz kaufte er Cannabis, von Thomas, 15 Euro, drei Gerollte, er hörte über die Ohrenstöpsel: „Don‘t Bogart that Joint, pass it over to me, roll me anotherone,“ der Song war mal ein Hit, in den Sixties, Fraternité of Men, Woodstock, Geruch von Kuhmist, Pisse und Gras, Oben Ohne, Anti Baby Pille, ein Milliarden Geschäft, mit der Liebe, Love & Peace. Und jetzt darfst du davon träumen. Von den bösen alten Zeiten. Die Illusionen strandeten in der Zeit, die alles überwältigt, auch Träume. Das hinterließ Spuren im Gesicht.

2

Einige sagten makaber, die Juden hätten selbst die Bombe gezündet, da sie mehr Geld von uns wollen, andere meinten, es waren die Moslems, der IS, der Clou war, die Mafia wurde bezichtigt, der Corleone Klan, und sogar einen Opa verhafteten die Kollegen, der in der Nähe der Synagoge auf einem Gehwagen saß, Bild war mit dabei: „Ex SS Offizier jagt jüdischen Tempel in die Luft“, Jason suchte die Gegend der Synagoge ab, wühlte in Mülleimer und Papierkörben, warf einen Blick auf verdächtige Autos, er fand eine Pistole, er tütete die ein, er dokumentierte alles mit dem Foto Apparat, so konnte er später checken, ob er was übersehen hatte, ein winziges Detail konnte einem auf die Sprünge helfen. Er fuhr mit dem Jaguar E zurück, zum Heusteigviertel, eine alte Kiste, er hörte den Polizeifunk an, in der Nacht Alarm, Überfall auf eine Tankstelle in Vaihingen, im Gewerbegebiet, Jason fuhr in Richtung Flughafen, ein Gewitter zog auf, Blitze, Schauer, der Kassierer war tot, heavy, Metall, hart, aber unredlich, ein Aufgebot an Polizisten, Willy Cohn von der Bild, die Nachteule war da.

„Wird wie L.A. hier, Jason.“, knurrt er, der rasende Reporter.

„Lebe schnell, sterbe früh.“

„James Dean.“

„Erst der Schwert Killer, dann die Synagoge und jetzt die T- Tankstelle.“

„Solange es Rostbraten, Trollinger & Maultaschen gibt, ist alles in Ordnung.“

Es war nicht sein Fall, da Schirmer ihm nicht vertraute. Er war aus reiner Neugier hergekommen, die Spurensicherung Kollegen durchsuchte den Laden, auf Spuren, der Arzt beugte sich über den Leichnam. Routine. So blöd es klingt. Kommissar Franz Kirsch redete nicht über den Fall, die Atmosphäre war beklommen. Er wusste nicht, wie er mit Jason umgehen sollte, schweigend rauchte sie draußen neben der Waschanlage.

Zurück, Vollgas, Scheibenwischer einschalten, ein Donnerwetter tobte über dem Kessel, Regentropfen prasselten auf die Karosserie, um schlafen zu können, leerte Jason eine Flasche 0,7 Haberschachter, Heuchelberg, Lemberger, er träumte, blödes Zeug.

Am Morgen reiste Jason zum Labor, er kannte Willy Bändel gut, sie redeten über Jasons unfreiwilligen Urlaub und den VFB. Und über das Brauhaus von Schönbach, das Treffen der Bullen in dem Lokal war mies gelaufen, da das Essen nicht vom Feinsten war, auf Willys Salat Pute waren nur drei Stücke Fleisch. Bei Jason waren die Maultaschen Brühe versalzen. Der Geschäftsführer tauchte nicht auf, trotz höflicher Reklamation.

Zwei Tage später ein Überfall auf die OMV Tanke am Flughafen, Gerüchte kamen auf, die RAF sei es gewesen, es gäbe eine neue Rote Armee Fraktion, die einen sagten, die Täter trugen Frauenkleider und Perücken, einig waren sich die Zeugen wegen den großen gelben Sonnenbrille, ein Zeuge redete von einem Elvis Presley Kostüm, Witz komm raus, du bist umzüngelt, die Spur führte Richtung Reutlingen, Metzingen, in diesem Fall, da eine Streife einen verlassenen Wagen fand, an der B27, Willy verglich die Abdrücke der Knarre, mit den Funden der Kollegen. Bingo. Eine Übereinstimmung. Jason fuhr nach Metzingen, schnüffelte ihm Boss Outlet herum, checkte Hotels, seinen Dienstausweis hatte er nicht abgegeben.

„Da war ein Paar, zwei Männer, einer trug ein blaues Kleid und High Heels.“, sagte die Frau an der Rezeption.

„Wie sahen die aus?“

„Mittelgroß, kurze Haare, der eine hatte eine Augenklappe.“

„Okay, danke,“

Jason ging in das Restaurant, bestellte Leber Berliner Art und ein Kristall Weizen

Im Schwanen war das Essen auch schon besser. Die Fleisch Portion mickrig. Braune Soße ohne Geschmack. Der Kartoffelbrei schmeckte. Manche Wirte hatten es nicht nötig. Die Schwaben meckern immer. Danach kaufte er eine Levis Jeans und ein T-Shirt von Hilfiger. „Die Tunten Bestien Tankstellen Räuber“, titelte die Bild, nach dem Überfall auf die Aral Tankstelle, Vaihingen, Hauptstraße, die Polizei war unter Druck, die Sache lief aus dem Ruder, ein Fahrzeug wurde an der Panzer Straße gefunden, Jason war der erste, seinem Instinkt folgend drehte er ein Runde, im Wald fand er Perücken und Frauenkleider, das war Pech für die Räuber, rein in die Tüte, Bullen rückten an, Streifenwagen, Blaulicht, Spusi war mit dabei, Franz Kirsch stieg aus dem roten alten Opel Kapitän, sein Privat Auto.

„Was machst du hier?“, fragte Franz, der letzthin mürrisch war, schweigsam.

„Ich war wandern, Herr Kollege.“

Jason gab ihm die Tüte.

„Unser freier Mitarbeiter der Kripo, Du warst fleißig. Und was hast du noch?“

„Einer läuft in normalen Kleidern rum, der andere bevorzugt Kleider, sie übernachteten im Gasthof Schwanen Metzingen. Sie sind aufgefallen. Beide mittelgroß sagte die Dame am Empfang.“

„Immerhin etwas. Die kauften im Outlet Anzüge. Und was machst du jetzt?“

„Ich fahre zurück, geh ins Leuze.“

„Viel Spaß, Sam Spade.“

Jason stieg in seine Karre, brauste zur Autobahn, Vaihinger Kreuz, über den Westen in die Stadt, seine Nase sagte ihm: „Die beiden waren Terroristen, der Tankstellen Fall hing mit der Bombe zusammen“. Zwiesprache, beim Fahren war sein Gehirn folgsam, kreativ, munter.

Im Bad traf er Salah, der arbeitslos war. In der Sauna.

„Und bist du noch Kaufhaus Detektiv?“, fragte Jason.

„Nö, bin rausgeflogen, blöd gelaufen.“

Er hatte den schwarzen Gürtel in Karate, er war ein Schwergewicht. Glatze, bulliger Typ, der sich nichts gefallen ließ. Gut, er war schon im Knast: Brandstiftung und Versicherungsbetrug, er hatte seine Disco in Brand gesteckt, als es bergabging.

„Ich eröffne ein Detektiv Büro. Kannst mein Partner werden.“

„Klasse, dann komme ich wieder auf die Beine.“

„Komm morgen zu meiner Bude im Heusteigviertel. Ich werde ein Büro dort mieten. Sam Spade Detektei.“

„Okay, bis dann.“

Er ging raus, sprang ins kühle Nass, zur Abhärtung. In seiner Wohnung war jemand, er zog die Spritze, 52er, die hatte eine gehörige Durchschlagskraft, es war Franz Kirsch, verdammt, was wollte er?

„Die Familie Kölbl will nur mit dir reden.“

„Das ein Einbruch ist eine Straftat, Franze.“

„Ich heiße Franz.“

„Schirmer, der Polizeipräsident, hat mich kaltgestellt, Franze.“

„Franz, Franz Kirsch.“

„Jetzt verpiss dich, Alter.“

„Wir treffen uns an der Villa der Kölbls. Okay?“

„Wo?“

„Beim Fernsehturm, wo die Mercedes Benz Bosse wohnen.“

„In Degerloch.“

„Ja, wir dürfen keine Zeit verlieren, um den Jungen zu finden.“

„Wenn du mich fragst, ist der längst tot.“

„We see, Dude.“

„Ich bin nicht der Dude von Big Lebowski.“

„Dann bist du der Duder oder seine Duderheit.“

Er zog Leine, Jason ging zum Griechen, Heidi bediente, ihr Verhältnis war locker vom Hocker, er nahm Gyros und den Vorspeisen Teller, Weißbier, später wartete er auf sie, nachdem sie Feierabend hatten, gingen sie zu seiner Wohnung. Sie blieb über Nacht.

3

Am Morgen hatte er einen Kater, sie kochte Kaffee, kolumbianischen, Heidi war schon beim Bäcker, besorgte Brezeln, Wecken, er liebte Orangen Marmelade. Ausgiebiges Frühstück.

„Jason, wann heiraten wir?“

„In zwei Monaten habe ich Urlaub.“

„Und?“

„Wir fliegen nach Las Vegas, übernachten im MGM. Zimmer sind nicht teuer, die machen ihr Geld mit dem Glückspiel.“

Sie küsste ihn, strich ihm noch ein dunkles Roggen Brötchen. Mit Mett und Zwiebel. Er löste eine Aspirin C im Evian Wasser auf. Sie öffnete die Jalousie. Die Sonne warf helles Licht in den Raum. Es klingelte, Jason öffnete, es war Franz Kirsch und Schirmer, die Top Bullen.

„Wusste gar nicht, dass du eine Frau hast.“, knurrte Schirmer.

„Setzt euch, greift zu.“

Jason ging zum Balkon, steckte eine Gauloise an, filterlose, ihm gingen die beiden auf den Sack. Heidi umarmte und küsste ihn, nachdem sie Kaffee für die Gäste serviert hatte. Das Trio fuhr nach Degerloch an die Front. Parken und Klingeln.

Herr Kölbl öffnete, rein in die Bibliothek, über Marmor Fliesen hinweg, die Regale vollgestopft mit Büchern, teure chinesische Vasen als Dekoration, und Art Déco Möbel.

„Ich wollte Jason Mueller sprechen.“, knurrte Kölbl.

„Deswegen sind wir hier.“

„Alleine, meine Herren, verlassen Sie mein Haus.“

Die beidem gingen raus, Schirmer schüttelte mit dem Kopf,Franz Kirsch fluchte. Scheißebach.

Kölbl lockerte seine rote Seiden Krawatte, er trug einen blauen Armani Anzug. Sein Gesicht sah asketisch aus, eingefallene Wangen, Falten an den Augenrändern. Er holt Luft. „Herr Mueller, ich möchte, dass Sie weiter ermitteln.“, brummte er, „ich halte von den Methoden von Schirmer nichts.“

„Mach ich, aber das ist kostspielig.“

„Hier haben Sie eine Kreditkarte, Sie können zehntausend pro Monat abheben. Suchen Sie meinen Sohn.“

„Das werde ich tun, versprechen kann ich nichts.“

„Bestehen noch Chancen?“

„Auf jeden Fall. Ich hege Hoffnungen, den Fall zu lösen.“

Jason steckte die Karte in seine Geldbörse.

„Halten Sie mich auf dem Laufenden.“, warf Kölbl ein.

„Klar, das werde ich tun.“

Jason verabschiedete sich, wackelte hinaus, seine Kollegen waren angefressen, sie starrten ihn an, standen beim Auto.

„Was gibt es für Geheimnisse?“, fragte Schirmer.

„Alles vertraulich.“

„Du bist angestellt bei der Polizei.“

„Ich kann kündigen, wenn du das willst.“

„So war es nicht gemeint, Franz braucht alle Informationen von dir.“

„Sorry, es gibt keine Neuigkeiten, meine Herren.“

„Du bist für deine eigenwillige Kapriolen bekannt.“

„Wer von euch hat mit der Presse geredet?“

Sie schwiegen stiegen ein, rasten davon, über die Steige hinab, in den Tal Kessel. Ruhe, kein Wort fiel, alles würde mal explodieren. Sie verstanden sich nicht mehr, wie früher, eine neue Zeit war angebrochen. Auch bei der Polizei war es jetzt härter im Dienst und Einsätze gefährlicher geworden, wie früher, sie setzten Jason am Charlottenplatz ab. Saleh wartete, sie gingen zum Brunnenwirt. Linsen mit Spätzle, geräuchertem Bauchspeck, Saiten Würste. Essig und Senf, schwäbisch sauer. Halbe Bier. Der Kellner und die Köchin gehörtem zum Inventar. Saleh sah Jason an.

„Ich habe nachgedacht, Officer. Wir müssen die Wohnung vom Entführer uns nochmal vornehmen.“

„Gute Idee. Morgen früh, geht die Post ab. Du musst dir im Klaren sein, es ist kein Tatort Krimi.“

„Ich schau diese langweiligen Film nicht an.“

„Waren früher besser, Schimanski, Götz George.“

„Der Dortmunder geht noch. Die Story ist Tod geleiert.“

„Aber die Einschalt-Quoten stimmen. Der Münster Shit, der spielt den Pathologen zu aufgesetzt. Komödien muss man todernst spielen.“

„Aber hat eine hohe Quote, Officer. Noch zwei Halbe bitte.“

Sie saßen im Raucherzimmer, der Kellner flitzte hinaus, brachte den Alkohol. Hopfen und Malz Gott Erhalts. Jetzt noch eine Zigarre, und Charles Bukowski Sex.

4

Am nächsten Tag fuhren Jason und Saleh zur Ulf Schillers Wohnung, im Westen, Nähe Feuersee, Rote Kapelle, Jason entfernte das Siegel, die Tür im dritten Stock zu öffnen, war kein Problem, während sie die Wohnung durchsuchten, verhörte Franz Kirsch Ulf in Stammheim, Schirmer war mit dabei, obgleich es nicht sein Job war, ihm ging die Muffe eins zu tausend, der Innenminister war an seinem Arsch. Die Presse ließ nicht locker, wegen der Folter Episode, Jason war das Bauernopfer. Saleh fand was.

„Schau dir das an.“

Saleh zeigte Jason einen College Block, mit Zeichnungen, der Name Kölbl und die Degerlocher Adresse standen auf einer Seite.

„Sieht aus wie in einer Gartenanlage, soll das ein Brunnen sein?“, versetzte Saleh.

„Ja, das Versteck, aber wo ist es?“

„Er hat seinen Entführungsplan minutiös ausgearbeitet. Detail für Detail. Schritt für Schritt.“

„Immerhin Hinweise, blöde, dass wir den Entwurf nicht gefunden haben.“

„Wir sollten Campingplätze und Gartenanlagen untersuchen.“

„Kann auch in einem Wald sein. Ich denke, nicht so weit weg von der Kölbl Villa.“

„Okay, pack den Tiger in den Tank, wir greifen es an.“

Sie verschlossen die Tür, klebten das Siegel auf das Schloss, zischten ab, sie fuhren zum Fernsehturm hoch, stellten den Jaguar E ab, ein Oldtimer, sie durchsuchten eine Gartenanlage, Gewehr bei Fuß, nein, sie brauchten keine Waffen, ihnen konnte der Instinkt helfen, der Riechkolben, sie studierten die Skizzen des Täters, schauten sich um, das war wie die Nadel im Heuhaufen suchen, der Anruf, Schirmer war dran, sie fuhren zum Waldfriedhof, ein hohes Aufkommen an Streifenwagen.

„Was ist passiert?“, fragte Jason.

„Schiller ist entkommen.“, sagte Schirmer.

„Wie?“

„Er hatte plötzliche eine Pistole in der Hand, kickte mich raus. Und zielte auf Franz, der am Steuer saß. Sie brausten davon. Unsere Verfolgung lief ins Leere.“

„Was wolltet ihr hier mit ihm?“

„Er sagte, er würde uns zum Versteck von Rudy führen.

„Ihr seid Anfänger.“

„Zielfahndung Alarm ist ausgelöst, wir erwischen ihn.“

„Was erwartest du von mir?“

„Du musst uns helfen.“

„Das kostet, Schirmer.“

„Ich werde das verrechnen mit meinem Account Sonderausgaben.“

„Hoffentlich.“

„Du musst Franz aus der Scheiße hauen.“

„Für die Schmutzarbeit bin ich gut genug.“

„Niemand sagt, du sollst Schiller töten.“

Er lächelte.

„Wenn es nicht anders geht, mach ich ihn fertig. Dann hat die arm Seel ruh.“

Das war der reine Wahnsinn. Schiller entführt einen Kommissar. Und keiner kann ihn aufhalten, dabei sah die Polizei schlecht aus.

Saleh und Jason gingen zum Auto, sie stiegen ein, wo könnte der Gangster stecken? Was für eine Kacke war da am Laufen?

Ulf Schiller war fast zwei Meter groß, kräftig gebaut, ein Muskelpaket, Geheimratsecken, hohe Stirn, alles stand Spitz auf Knopf.

„Schiller hat vielleicht Partner.“, meinte Saleh.

„Das Geld ist in den Untergrund gesickert. Man muss die einschlägigen Kneipen besuchen. Es redet immer jemand.“

„Welche?“

„Leonards Hof. Heidis Bar. Schwarz-Weiß Bar.“

„Franz ist bestimmt schon tot.“

„Möglich, der Mann ist skrupellos und eiskalt. Oder er lässt ihn leben, als Pfand. Wir fahren zum Campingplatz am Neckar.“

Kuppeln, Gang rein, Gas geben. Saleh war ein guter Fahrer. Der Motor summte, trotz der vielen Kilometer, die der Tacho anzeigte. Am Anschlag die Nadel.

Es blitzte in der Unterführung vor dem Breuninger Kaufhaus, Bingo. Der Strafzettel würde teuer sein, da Jason noch telefonierte. Schirmer war dran, Schiller verlangt Geld für Franz, immerhin war es billiger als die Summe für den Sohn von Kölbl. Zweihunderttausend. Ein BMW als Fluchtwagen, ein Flugzeug auf dem Flughafen in Bereitschaft. Schirmer fluchte. Das Handy war nicht zu orten, vermutlich ausgetauscht und samt Sim-Karte zerstört, zu viel lief schief.

Dem Chef des Campingplatzes war nichts aufgefallen, sie drehten eine Runde. Das Fahndungsfoto von Schiller in der Hand. Ein Frau erkannte ihn.

„Ja, der war da.“

„Vor drei Monaten.“

„Wo genau?“

„Drüben bei einer Party. Grill Abend.“

„Führen Sie uns hin.“

„Auf diesem Platz an diesem Camping Wagen.“

„Wem gehört der?“

„Willy Kübler.“

„War er da seit der Fete?“

„Nein.“

„Wo wohnt er?“

„Keine Ahnung, fragen Sie den Camping Wart.“

„Gut, danke, rufen Sie mich an, falls er auftaucht.“

Jason gab ihr seine Visitenkarte, sie gingen zum Eingang. Der Aufseher saß im Büro, er wusste wenig, als sie ihn ansprachen.

„Der Kübler ist hier gemeldet, Chef. Ob der noch eine Wohnung hat, weiß ich nicht, komisch, der ist verschwunden. Er lebt hier. Seine Rente ist mies. Der bekommt Grundsicherung.“

„Nach der Party ist er nicht mehr aufgetaucht.“

„Nein, der gönnte sich die Heimspiele vom VFB. Sonst ist er bescheiden.“

„Was ist er von Beruf?“

„Metzger. Früher war er bei Hertie, in der Restaurant Küche. Der hat das Fleisch vorbereitet für die Köche. Zu der Zeit arbeiteten noch Bedienungen in dem Schuppen, von Tisch zu Tisch, alte Schule. Die kassierten auch. Und es gab Forellen, Karpfen und Aale frisch aus dem Becken. Das ist großartig gelaufen. Die Leute wollen jetzt Hamburger, Döner und Pizza.“

„Haben Sie den Herrn hier gesehen?“, fragte Saleh.

„Der war auf der Party.“

„Hat er einen Campingwagen?“

„Nein, er war vertraut mit Elvira.“

„Hat sie einen?“

„Ja, die kommen im Sommer, Freitagabend, bis Sonntagnachmittag. Und es gibt Phasen, da bleiben sie länger, um zu Urlauben.“

„Sie und ihr Mann?“

„Ja, er hat eine Werbeagentur. Sie war Sachbearbeiterin bei der IBM. Die ist in Rente. Sie trinken gerne einen, essen gut. Einen gut Schluck. Sie Wein, er Pils. Sie Laden Leute ein zum Umtrunk.“

„Name?“

„Hasenauer, er heißt Rolf. Der trink immer Asbach Cola.“

„Waren sie auf der Party?“

„Ja, Rolf war zu, wie tausend Russen, pennte am Tisch ein. Der becherte ordentlich, den Gespritzten. Ein großer Cognac Schwenker randvoll. Asbach Cola. Fünf. Sechs. Stück. Und wenn sie kein Eis hat, dreht er durch. Er ist ein Choleriker.“

„Gut, rufen Sie uns an. Wenn Kübler erscheint. Meine Handynummer benutzen. Ich bin zur Zeit wenig im Büro.“

Jason reichte ihm den Wisch. Nicht ganz tote Hose der Besuch. Sie fuhren zurück. Naomi wartete vor der Tür. Ihr Verhältnis war nicht so cool. Sie hatten sich über die Sache über Whats Up ausgetauscht, sie wollte mit einsteigen, ja, es war blöd gelaufen, sie war durch die Prüfung bei der Polizei geflogen, Ziel einer Anstellung verfehlt. Jason war gutmütig.

„Und bin ich im Team?“, fragte sie.

„Ja, das ist ein Praktikum.“

„Einverstanden, bekomme ich eine Pistole.“

„Pfefferspray und Elektroschocker.“

„Ich bin im Schützenverein Ehningen.“

„Wir gehen gemeinsam auf die Schießbahn, alle, auch du Saleh. Ihr braucht Waffenscheine.“

„Saleh kann ich mich zum Training begleiten.“

„Keine schlechte Idee. Doch, erst muss ich sehen, was ihr draufhabt.“

Die Polizei suchte fieberhaft nach Schiller, mit Hubschraubern, die über der Stadt kreisten. Mit Wärmebild Kameras. Dazu kamen Straßensperren, wie einst zu Zeiten der RAF. Jason war mit seinem Team auf dem Schießstand, beide waren gut. Naomi etwas besser. Der Anruf vom Camping Wart. Ein Leichenfund. Es war Kübler, der Metzger. Am Ufer im Neckar angeschwemmt. Hässlich, aufgedunsen. Jason rief Schirmer an, ohne Pathologie würde er nicht weiterkommen. In der Brieftasche ein Foto von Ku-Klux-Klan vermummten Männer, der eine entsprach der Größe von Schiller. Ware Kübler mit Schiller im selben Rassismus Klub?

Eine alte Wehrmacht Pistole, sie gingen zu Küblers Campingwagen, um die Bude zu durchsuchen, bevor die Bullen eintrafen, weitere Klan Fotos in einem Album. Einwandfrei, ohne Kapuze, das war Schiller. Jason erkannte einen Kollegen, er gab das Material Naomi, die brachte die Beweise zum Auto. Der Jaguar war etwas eng. Sie mussten noch ein Auto leasen, einen Transporter, Ford hatte ein günstiges Angebot. Noch bekam er Gehalt von der Polizei. Wie er die Gehälter

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 22.06.2020
ISBN: 978-3-7487-4677-5

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Raymond Chandler, James Ellroy.

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