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Texte:              © Copyright by Maria Braig, 2022

Umschlag:        © Copyright by Maria Braig

Foto (Cover):     Pixabay

Cover:               Wolf Weddeling

Verlag:              Maria Braig

                        Laischaftsstr. 33

                        49080 Osnabrück

                        www.maria-braig.de

El Mundo es un pueblo

 

Die Welt ist ein Dorf – ein Dorf ist eine ganze Welt!

 

 

¡El mundo es un pueblo!

¡Un pueblo es todo un mundo!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

„Böhmische Dörfer“ nennt man in Böhmen „Spanische Dörfer“. Die Bezeichnung steht umgangssprachlich für etwas, das jemandem unbekannt oder auch unverständlich ist.


 

Vorwort

 

„Böhmische Dörfer“ nennt man in Böhmen „Spanische Dörfer“. Die Bezeichnung steht umgangssprachlich für etwas, das jemandem unbekannt oder auch unverständlich ist.

 

Nach wie vor bleibt für mich die Umgangsweise von großen Teilen der modernen Gesellschaft mit dem und den so genannten „Fremden“, mit dem, was die Mehrheitsgesellschaft als „das Andere“ definiert, unbekannt, nicht nachvollziehbar, unverständlich. Bleibt für mich ein „böhmisches Dorf“ – oder eben, wie man in Böhmen dazu sagt, ein „spanisches Dorf“.

Wie kann es sein, dass wir mit der ganzen Welt Handel treiben und Geschäfte machen und dennoch Geflüchteten, die Teile genau dieser Welt sind, den Zugang zu der unseren verwehren? Dass geradezu ein Kriegsszenario aufgebaut wird, das ein Bild von „unsere Grenzen“ stürmenden fremden Mächten zeichnet, vor denen wir uns abschotten, gegenüber denen wir uns verteidigen müssen, wenn wir überleben wollen?

Wie kann es sein, dass so viele Menschen kein Problem damit haben, sich vorzustellen, in einigen Jahren Ausflüge zum Mond oder zum Mars zu unternehmen, aber nicht, dass es mehr als zwei Geschlechter geben kann? Dass Mann und Frau nicht von Natur aus festzementierte Lebensrealitäten sind, die sich für alle gleich darstellen?

Wie ist es möglich, dass wir Herzen transplantieren und vielleicht bald auch Köpfe, aber Menschen mit Down-Syndrom oder anderen besonderen Eigenschaften tagtäglich dafür kämpfen müssen, dass ihnen die Welt ebenso offensteht wie den sogenannten „Gesunden“, denjenigen eben, die der derzeit gültigen Norm entsprechen?

 

Diese Alltagsphänomene sind für mich böhmische oder spanische Dörfer, aber mit diesem Begriff hat es in diesem Buch auch noch eine andere Bewandtnis: Im wahrsten Sinn des Wortes sind spanische Dörfer in dieser Geschichte Orte. Geburtsorte, die verlassen werden müssen, um neue Wege zu gehen. Zufluchtsorte, die es zu finden gilt – und neu entdeckte und in Besitz genommene Orte, die einen Blick in eine mögliche Welt bieten, die die noch immer vorherrschende Trennung in „wir und die Anderen“, in „Freund und Feind“, in „Norm und Abweichung“ eines Tages aufheben kann.

 

„Spanische Dörfer – Wege zur Freiheit“ erzählt die Geschichte dreier junger Menschen, die sich gemeinsam auf den Weg machen, um ein freies und selbstbestimmtes Leben ohne Unterdrückung und Diskriminierung führen zu können:

„La Marche“, so nennt sich die junge Afrikanerin selbst, befreit sich aus ihr unerträglichen Verhältnissen und macht sich auf den Weg nach Europa.

Enrique ist ein junger Spanier, der als Mädchen geboren wurde, und nun in München einen Neustart wagt.

Leon, Enriques bester Freund seit Kindertagen, besitzt ein Chromosom mehr als die meisten anderen Menschen. Mit viel Mut und Energie geht er seinen Weg als Lehramtsstudent gegen alle Widerstände.

 

Vieles an dieser Geschichte ist nur zu realistisch, manches erscheint (noch) unwahrscheinlich, ist aber nicht unmöglich. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen und existierenden Orten sind manchmal zufällig und manchmal gewollt.

 

Das Leben könnte so einfach sein …

 

La Marche

 

Der Mann neben ihr am Strand schreit: „Lauf!“ Und noch einmal: „Los, lauf!“

Sie versteht, obwohl es nicht ihre Sprache ist, in der er es ihr zuruft. Und so läuft sie los, ohne nachzudenken, ohne zurückzusehen. Sie läuft einfach los und hört erst wieder auf zu laufen, als sie sich allein in einem kleinen Dorf wiederfindet, mitten auf dem Dorfplatz. Angestarrt von einer Sechsjährigen, die gedankenverloren in der Nase bohrt. Und von einem Alten, der auf seinen Stock gestützt vornübergebeugt auf einer Bank sitzt und in regelmäßigen Abständen kleine Rauchwölkchen in die Luft entlässt.

Der Alte und das Kind scheinen nichts miteinander zu tun zu haben, und als sie mitten auf dem Platz zusammenbricht, erstarrt das Kind, zieht den Finger aus der Nase und läuft weg. Der Alte bläst weiterhin seine Wölkchen, er sieht sie nicht und hört sie nicht. Er sieht und hört wohl gar nichts mehr – hat schon genug in seinem langen Leben gesehen und gehört, sodass es ihm für alle Zeiten ausreicht.

 

*

 

„Europa ist frei. In Europa wirst auch du frei sein“, so hatten sie gesagt. Und diese Hoffnung auf Freiheit hatte sich in ihr eingebrannt und ließ sie alles auf sich nehmen, was diese Reise, die eigentlich keine Reise war, mit sich bringen sollte. Reisen war etwas Freiwilliges. Sie aber hatte sich nicht aus freiem Willen auf den Weg gemacht. Sie musste weg, musste los, musste alles hinter sich lassen, um frei zu sein – um zu leben.

Auf ihrem Weg begegneten ihr viele, die dort, wo sie bisher gelebt hatten nichts mehr hielt und die ihr altes Zuhause lieber gegen die Fremde eintauschen wollten, weil sie der Überzeugung waren: „Europa ist frei. In Europa wirst auch du frei sein.“

Trotz der riesigen Entfernung waren auch bei ihnen damals die Bilder einer stürzenden Mauer angekommen, die ein Land mitten in Europa jahrzehntelang geteilt hatte. Sie hatten gesehen, wie Zäune abgerissen wurden, die den Kontinent jahrelang durchtrennt hatten. Nie wieder würde es Mauern und Zäune geben in Europa, so hieß es. Europa war jetzt frei und würde für immer frei bleiben.

Und frei sein hieß doch zu tun und zu lassen, was man wollte. Zu heiraten oder nicht, zu lieben, wen man wollte, zu essen zu haben, wenn man hungrig war, und vor allem, leben zu können – ohne Angst vor bewaffneten Männern mit oder ohne Uniformen, die mit einem anstellen durften, was ihnen gerade in den Sinn kam.

So war sie eines Nachts aufgebrochen, nur mit dem Notwendigsten bei sich, und hatte alles und alle zurückgelassen. Sie war allein und konnte gehen, musste kein Kind mit sich nehmen und keines zurücklassen.

„Lauf! Los, lauf!“, flüsterte jemand hinter ihr, als sie mit dem Rucksack, in dem alles war, was sie für ihr neues Leben brauchte, auf die Straße trat und dort noch einmal zögerte, den Schritt aus ihrem alten Leben hinaus zu tun.

„Lauf! Los, lauf!“

Sie wusste nicht, hatte wirklich jemand geflüstert oder bildete sie es sich nur ein? Sie sah nicht mehr zurück, sondern lief einfach los. Sie musste sich beeilen, die ersten Anzeichen der Dämmerung waren in der Ferne schon zu erkennen. Sie sah nicht mehr zurück und sie beschloss in diesem Augenblick, niemals mehr zurückzublicken. Sie wollte vergessen, was hinter ihr lag, wer sie war und woher sie kam. Sie hatte es schon vergessen. Sie lief und lief, bis sie nicht mehr konnte. Suchte einen sicheren Ort zum Ruhen, aß und trank, was sie mitgenommen hatte, und dann lief sie weiter. Irgendwann hörte sie auf zu laufen und verfiel in eine gemächlichere Gangart, um nicht die Blicke der Menschen auf sich zu ziehen. Wer läuft, macht sich verdächtig. Wer mit einem prallen Rucksack auf dem Rücken läuft, macht sich sehr verdächtig. Also schritt sie nun zügig voran. Immer Richtung Norden, der Freiheit entgegen.

Sie ging bei Tag und sie lief in der Nacht, und wenn sie einen sicheren Platz fand, schlief sie. In den Dörfern unterwegs versorgte sie sich mit dem Nötigsten und so vergingen die Tage, einer nach dem anderen. Sie zählte sie nicht.

An jedem neuen Tag löschte sie die Erinnerung an den vergangenen. Erinnern wollte sie erst wieder, wenn sie in Europa war. Ab dem ersten Tag ihres neuen freien Lebens würde sie wieder zulassen, dass sich die Tage in ihre Erinnerung einprägten. Das alte Leben sollte für immer vergessen bleiben.

 

Sie ist nun schon so lange unterwegs, dass sie sicher ist, bald ans Ende von Afrika zu gelangen. Dann war da noch ein Stück Wasser zu überqueren – falls sie kein Boot fand, das sie mitnahm, so musste sie eben anders durchkommen. Schließlich war sie eine ebenso gute Schwimmerin, wie sie eine Läuferin war. Die Meerenge zwischen Afrika und Europa sollte kein Problem für sie darstellen.

Und so läuft und geht sie weiter und versucht Menschen möglichst aus dem Weg zu gehen. Nur wenn sie nichts mehr zu essen in ihrem Rucksack hat, geht sie in ein Dorf und besorgt sich, was sie zum Überleben braucht. Einmal betrachtete sie ein sehr alter Gemüsehändler sehr genau, von oben bis unten und wieder zurück.

„Du bist fremd hier. Und du bist schon lange unterwegs“, so formulierte er schließlich das Ergebnis seiner Musterung. „Woher kommst du?“

„Von Süden.“

„Und wohin gehst du?“

„Nach Norden.“

Der Frager lächelte und nach einer Pause sagte er: „Du bist klug und stark. Du wirst deinen Weg gehen. Wie heißt du?“

Sie zögerte nur kurz. „Ich bin La Marche – der Weg.“

Der Alte lächelte wieder, wie einer nur nach einem langen Leben, mit dem er irgendwann unterwegs Frieden geschlossen hat, lächeln kann. „Leb wohl, La Marche. Egal wie lang dein Weg sein wird und ganz gleich wo er langgeht, du wirst das Ziel erreichen. Verliere nie den Glauben daran.“

Diese Begegnung blieb ihre erste Erinnerung, die sie – entgegen ihren Vorsätzen – für das neue Leben aufbewahrte.

 

 

***

 

 

 

 

 

 

 

La Marche setzt ihren Weg fort. Unendliche Tage, Wochen, Monate, sie weiß es nicht. Sie läuft und schläft und läuft, das ist ihr Leben. Sie durchquert Wälder, Städte, Wüsten und bleibt allein. Nur im Notfall, wenn es gar nicht mehr anders geht, schließt sie sich anderen an. Händlern, Touristen, Flüchtlingen. Reisenden eben, die alle aus ihren eigenen Gründen unterwegs sind, die sie nicht interessieren. Wenn sie nicht schläft oder läuft, fährt sie mit dem überfüllten Bus, sitzt auf der offenen Ladefläche Rauchwolken spuckender LKWs oder sie schließt sich zu Fuß Kamelkarawanen an. An besonders guten Tagen, lässt sie sich von Touristen, die aus reiner Freude am Reisen und Entdecken unterwegs sind, im Geländewagen mitnehmen. Manche von ihnen kommen aus Europa.

Wenn die Sonne untergeht, löscht sie, was ihr an diesem Tag begegnet ist aus der Erinnerung und beginnt den nächsten Tag wie ein unbeschriebenes Blatt.

Deshalb weiß sie auch keine Antwort, als sie plötzlich am Rande der Wüste auf ein Camp stößt und einer sie sehr erstaunt fragt, als er die Frau mit dem Rucksack allein aus der Wüste kommen sieht: „Woher kommst du, Schwester? Wie hast du den Weg geschafft, so ganz allein?“

Sie schweigt lange und denkt nach, doch es fällt ihr nichts ein, was sie ihm auf seine Frage antworten könnte. So sagt sie nur: „Ich bin La Marche. Ich komme aus dem Süden. Wo geht es nach Europa?“

Der Frager lacht. „Du willst nach Europa? Wir alle wollen nach Europa. Eigentlich ist es auch gar nicht mehr weit. Hier ganz in der Nähe gibt es eine kleine Ecke auf dem Kontinent Afrika, die seit vielen Jahren Spanien gehört. Und Spanien ist Europa. Also ist ein kleiner Zipfel des afrikanischen Kontinents Europa. Und wir sitzen nur wenige Kilometer vor Europa in einem Camp und wissen nicht, wie wir dort hingelangen sollen.“

La Marche sieht ihn fragend an.

„Du verstehst nicht? Komm mit ins Camp, ruh’ dich erst mal aus. Und morgen werde ich dir zeigen, warum es so schwierig ist, nach Europa zu kommen.“

La Marche sucht sich einen Platz am Rande des Lagers. Sie braucht Abstand zu den Menschen, auch wenn diese hier wie sie selbst auf der Flucht sind und das gleiche Ziel haben wie sie: Europa, die Freiheit. Sie wundert sich noch immer über die Worte des Fragers. Wie kann man in diesem Camp bleiben, wenn Europa so nahe ist? Aber sie ist zu müde, um sich diese Frage zu beantworten, und zu müde, um noch heute weiterzugehen. Also bleibt sie und schläft unruhig. So viele Menschen um sich herum ist sie nicht mehr gewöhnt und sie fühlt sich zwischen ihnen auch nicht sicherer als auf ihrem Weg allein.

 

Als sie die Augen aufschlägt, steht der Frager von gestern Abend vor ihr.

„Komm mit, ich zeige dir Europa“, sagt er und wartet nicht lange, sondern läuft einfach los. La Marche steht, noch steif vom Schlaf, auf und folgt ihm.

Sie sind keine halbe Stunde unterwegs, da erhebt sich vor ihren Augen ein riesiger eiserner Zaun. Zunächst denkt sie, sie träumt noch und hat Schlaf in den Augen. Aber je näher sie dem Zaun kommt, desto größer und erschlagender wird sein Anblick. Dann stehen sie direkt davor, er erstreckt sich nach links und nach rechts, so weit sie sehen kann.

„Was ist das?“

„Das“, so antwortet ihr Gegenüber etwas pathetisch, „das ist der Zaun, der Europa von Afrika trennt. Das ist der Zaun, der dafür Sorge tragen soll, dass wir Menschen aus Afrika draußen bleiben. Hast du gedacht, du kannst einfach so nach Europa? Hast du gedacht, sie freuen sich am Ende noch über die Gäste aus Afrika? Das haben wir alle einmal gedacht und hier endete unser Traum von der Freiheit. Und jetzt sitzen wir in unserem Camp und überlegen Tag und Nacht, wie wir den Zaun überwinden können.“

La Marche steht nur da und schaut. Sie sieht sich den Zaun an, diese Mauer aus Eisen, die nun um Europa herumzuführen scheint, obwohl es doch einmal geheißen hatte, das Zeitalter ohne Mauern und Zäune wäre angebrochen. Und sie denkt, ob die Mauern dann nicht auch in den Köpfen und Herzen der Menschen sind? Aber es ist zu spät. Sie kann nicht zurück, sie hatte nie zurückgekonnt. Etwas Besseres als den Tod findest du allemal, hätte sie jetzt gedacht, wenn ihr jemand dieses europäische Märchen irgendwann einmal erzählt hätte. So denkt sie nicht in literarischen Sätzen, aber sie weiß, sie muss weiter. Kann nicht zurück in ein Leben, das keines war und an das sie sich nicht erinnern will.

„Wir versuchen es immer wieder“, unterbricht eine Stimme ihre Gedanken. Erstaunt sieht La Marche auf, sie hat ihren Begleiter längst vergessen. „Schon oft sind Hunderte von uns auf den Zaun geklettert. Manchmal klappt es und die meisten kommen hinüber, andere stürzen ab, zurück nach Afrika. Wieder andere werden von denen, die den Zaun bewachen, abgewehrt und klettern wieder herunter, gehen zurück ins Lager und versuchen es einige Nächte später erneut. Aber diesen Weg über den Zaun schaffen nur die Starken und Jungen unter uns, die keine Kinder haben.“

La Marche, die auf der anderen Seite des Zaunes uniformierte Männer hin- und hergehen sieht und mit Gewalt dagegen ankämpfen muss, nicht sofort wegzulaufen, fragt: „Und die es nach drüben schaffen, was geschieht mit denen?“

„Die Polizisten nehmen sie erst einmal mit. Dann kommen sie in ein Lager und es wird darüber entschieden, ob sie aufs europäische Festland gebracht werden und dort bleiben dürfen. Die meisten von ihnen werden irgendwann abgeschoben und wieder zurück nach Afrika gebracht. Auch ich war schon drüben und bin nun wieder hier. Aber ich werde es immer wieder versuchen.“

„Und es gibt keinen anderen Weg nach Europa?“, fragt La Marche.

„Die Stadt jenseits des Zaunes heißt Melilla. Und es gibt noch so einen Ort, Ceuta, der zu Spanien gehört, obwohl er noch auf afrikanischem Boden ist. Aber auch dort sind Mauern und Zäune und auch dort versuchen es viele von uns immer wieder.“

„Und drüben nehmen die uniformierten Männer die Leute mit?“, fragt La Marche noch einmal nach, obwohl sie es ja eigentlich schon weiß.

„Ja, aber es würde dir auch nichts nützen, wenn sie dich in Ruhe ließen. Die Stadt ist klein, da kann man nicht auf Dauer leben, nicht wir alle. Du müsstest weiter aufs spanische Festland und dazu brauchst du ein Schiff, das dich mitnimmt. Wenn die Uniformierten bestimmen, dass es dich mitnehmen soll, dann darfst du weg von hier. Wenn nicht, dann hast du keine Chance.“

Sie schüttelt den Kopf. Das ist nichts für sie. „Aber ich habe gehört, es gibt eine Stelle, wo Afrika und Europa ganz dicht beieinanderliegen. Ist dort auch eine Mauer?“

„Soviel ich weiß nicht, denn dort reicht Afrika bis zum Meer. Aber kein normales Schiff nimmt dich mit, wenn du kein Visum für Europa hast.“

La Marche wirft noch einen letzten Blick auf den Zaun, dreht sich um und geht zurück. Sie will noch ein paar Tage im Camp bleiben, sie muss ausruhen und nachdenken. Aber sie weiß jetzt schon, dass es nicht ihr Weg ist, Zäune und Mauern zu überwinden, nur um von irgendjemandem festgehalten zu werden. Sie wird das Meer an seiner engsten Stelle überwinden. Sie wird ein Schiff finden oder notfalls schwimmen. Noch weiß sie nicht, wie sie es schaffen wird, aber sie ist sicher, dass es einen Weg für sie gibt. Sie ist jung und stark und sie ist allein. Muss sich um niemanden kümmern. Kann tun und lassen, was sie will und wie sie es will.

Das ist für sie immer noch eine neue Erfahrung, ganz anders als ihr altes Leben. Und sie weiß, das wird so bleiben, solange sie es irgendwie einrichten kann.

 

 

Enrique

 

Enrique lag am Strand, sonnte sich und grübelte. Er hatte vor wenigen Wochen sein Architekturstudium abgeschlossen und wie viele junge Spanier und Spanierinnen besaß er nun zwar eine gute Ausbildung, aber Aussicht auf einen entsprechenden Arbeitsplatz bestand nicht. Die aktuelle Situation der spanischen Wirtschaft bot kaum Möglichkeiten, für ein gesichertes Auskommen zu sorgen. An eine Karriere im erlernten Beruf wagten die meisten nicht einmal zu denken. Auch Enrique hatte längst keine Hoffnung mehr, in absehbarer Zeit eine Anstellung als Architekt zu finden. Aus Madrid, wo er die Universität besucht hatte, war er vor wenigen Tagen zurück in das Haus seiner Eltern gekommen, denn das Leben in der Stadt konnte er sich einfach nicht länger leisten.

Dass Enrique, bevor er sein Studium in Madrid begonnen hatte, im Dorf als Henriqua bekannt gewesen war, machte ihm das Leben, nun da er wieder zurück war, nicht leichter. Seine Mutter, die schon lange bevor er mit ihr darüber sprach, geahnt hatte, dass ihre Tochter in Wahrheit ein Sohn war, akzeptierte Enriques Entscheidung. Sein Vater war entsetzt und sprach nur noch das Nötigste mit ihm – hätte ihn wohl am liebsten davongejagt und aus seinem Leben hinauskatapultiert. Doch das ließ Enriques Mutter nicht zu.

Enrique war klar, dass er nicht lange im Dorf bleiben konnte. Deshalb lag er nun am Strand, blickte aufs Meer hinaus, wo er ganz in der Ferne die Küste Afrikas sehen oder vielleicht auch nur erahnen konnte, und grübelte.

Wie sollte es mit ihm weitergehen? Er würde Spanien verlassen müssen, um Arbeit zu finden und ein selbständiges Leben aufzubauen. Aber wo und vor allem wie würde ihm das gelingen?

Außer Enrique war niemand am Strand. Es war noch früh und Touristen gab es hier nur selten. Ab und zu kamen zwei Polizisten vorbei, die das Ende Europas bewachen sollten. Und weit draußen auf dem Meer schaukelte ein verspätetes Fischerboot. Es hätte wie die anderen längst im Hafen sein sollen – wer zu spät kam, konnte nur noch wenig verkaufen –, aber heute würden die anderen Fischer die Geschäfte wohl allein machen.

 

Enrique musste eingeschlafen sein. Als er in die Sonne blinzelte, sah er, noch ziemlich verschwommen, eine dunkle Gestalt aus dem Wasser steigen. Er rieb sich die Augen. Hatte er so lange geschlafen und nicht bemerkt, was sich um ihn herum tat? Er war doch eben noch allein am Strand gewesen.

Enrique sah sich um, sah niemanden sonst und auch keine Decke, kein Handtuch, keine Liege. Außer ihm war niemand da. Verwundert drehte er sich wieder dem Wasser zu. Direkt vor ihm schleppte sich die Gestalt ans Ufer. Enrique rieb sich noch einmal die Augen. Es könnte eine Frau sein, die da aus dem Wasser kam, glaubte er zu erkennen, ganz sicher war er sich jedoch nicht. Nicht jung, nicht alt, nur sehr müde erschien sie ihm. In ihren nassen Kleidern, die am Körper klebten – warum ging ein Mensch voll bekleidet schwimmen, fragte sich Enrique –, sah sie nicht schlank, sondern eher halb verhungert aus. Sie war schwarz und – das war es, was Enrique völlig verwirrte, was er aber erst nach einiger Zeit wirklich begriff – die Gestalt, die aus dem Wasser kam, trug einen Rucksack auf den Schultern. Sie kam auf ihn zu und ließ sich direkt neben seinen Beinen in den Sand fallen.

„Water?“, fragte die Unbekannte aus dem Wasser in gebrochenem Englisch und Enrique reichte ihr seine Flasche, die sie sofort an die Lippen setzte und fast nicht mehr loslassen wollte. Inzwischen hatte Enriques Gehirn wieder zu arbeiten begonnen und er versuchte zu begreifen, was da gerade vor sich ging.

„Woher kommst du?“, fragte er.

Sie zeigte nur hinaus aufs Wasser. Enrique fand, das sei keine wirklich einleuchtende Antwort, wollte aber nicht weiter nachhaken. Sie würde schon wissen, warum sie ihm nichts Genaues erzählte. Vielleicht war sie auch nur zu erschöpft für weitreichende Erklärungen.

„Ich heiße Enrique“, sagte er dann, um irgendetwas zu sagen und die Stille zu unterbrechen.

„La Marche“, sagte die Frau aus dem Meer, zeigte dabei auf sich und nahm noch einen Schluck aus Enriques Wasserflasche.

Er wusste nichts weiter zu sagen, war sich auch bewusst, dass sie ihn wohl kaum verstehen würde. Da nahm er plötzlich aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahr. Die beiden Polizisten kamen zurück und in diesem Moment verstand Enrique. Später wunderte er sich selbst über seine geistesgegenwärtige Reaktion. Er sprang auf, lief in Richtung Patrouille, drehte sich, während er schon auf dem Weg war noch einmal zu La Marche und rief: „Lauf! Los, lauf!“ Er konnte nur hoffen, dass sie, obwohl sie seine Sprache nicht kannte, verstand, was er ihr mit diesen Worten sagen wollte.

Enrique wollte die beiden Uniformierten ablenken, indem er so plötzlich auf sie zu rannte, und dadurch der Unbekannten die Flucht ermöglichen. Vielleicht gelang es ihm ja, die beiden lange genug festzuhalten, irgendetwas würde ihm schon einfallen, womit er sie eine Weile beschäftigen konnte. Im Laufen hatte Enrique nach dem Badehandtuch gegriffen und es sich um die Hüften geschlungen. Es war für ihn zum Reflex geworden, darauf zu achten, dass niemand sah, dass in seiner Badehose nicht das war, was in die Badehose eines Mannes eigentlich hineingehörte. Vielleicht würde er das eines Tages ändern lassen, aber Enrique war noch unentschieden und jetzt in diesem Moment ging es auch um etwas ganz anderes: Er brauchte sehr schnell eine gute Idee, wie er die beiden aufhalten konnte.

Kurz bevor Enrique die beiden Polizisten erreichte, drosselte er sein Tempo, brachte die Atmung in Normalzustand und verstellte ihnen dann den Weg.

„Entschuldigung, darf ich Sie mal was fragen?“, begann er und hoffte, die beiden würden die Gestalt, die gleich hinter der nächsten Biegung der Bucht verschwinden würde, wie er sich mit einem kurzen Blick versichert hatte, nicht bemerken.

„Was gibt’s denn, junger Mann?“, fragte einer der beiden, während der andere sein Fernglas herausholte. Enrique drehte sich um, aber von La Marche war nichts mehr zu sehen.

„Wie wird man Polizist?“, fragte er, und als die zwei ihn ziemlich erstaunt ansahen, begann er ausführlich über die wirtschaftliche Situation in Spanien zu referieren, über die Folgen, die diese für junge Menschen im Allgemeinen und für ihn im Besonderen mit sich brachte. „Und als ich Sie nun eben hier vorbeikommen sah, habe ich mich gefragt, ob das nicht vielleicht auch ein Beruf für mich wäre. Wie werde ich Polizist?“

Als Enrique meinte, La Marche wäre nun weit genug gekommen, dass sie, selbst wenn der Polizist mit dem Fernrohr Verdacht geschöpft hatte, nicht mehr einzuholen wäre, bedankte er sich höflich für die Auskunft der immer noch etwas irritierten Uniformierten, die es nicht gewohnt waren, am Strand mit derartigen Fragen geradezu überfallen zu werden. Er würde darüber nachdenken, sagte er, es hätte ihm gut gefallen, was sie ihm erzählten. „Vielen Dank noch mal.“ Mit diesen Worten ging er zurück zu seinem Liegeplatz im Sand.

Zu gerne wäre Enrique der Frau aus dem Meer nachgelaufen, aber er wollte sie nicht gefährden und außerdem war sie ja hoffentlich sowieso schon viel zu weit weg. So blieb er noch eine Weile liegen und machte sich dann auf den Weg nach Hause. Als er seine sieben Sachen zusammenpackte, lag dazwischen ein kleines geflochtenes Armband. Sie musste es wohl verloren haben – oder war es ein Dankeschön für ihn? Enrique befestigte das Band an seinem Handgelenk.

Er erzählte niemandem von dieser Begegnung am Strand, aber er vergaß sie niemals.

 

La Marche

 

La Marche bleibt einfach liegen.

Niemand kommt, nur der Alte sitzt immer noch auf seiner Bank und raucht.

Sie liegt da. Vielleicht ist sie ja tot? Sie weiß es nicht, weiß nur, dass sie am Ende ist und nicht mehr weiter kann. Da hört sie wieder die Stimme des jungen Mannes am Strand: Lauf!, ruft er. Los, lauf!

Obwohl er eine ihr fremde Sprache benutzte, verstand sie doch sofort, was er meinte. Und jetzt ist die Stimme wieder da. Sie weiß genau, die Stimme ist nur in ihrem Kopf. Sie weiß aber auch, dass die Stimme recht hat. Sie erinnert sich, dass sie dem Jungen als Dank für das Wasser und alles andere eines ihrer Armbänder dagelassen hat, rappelt sich auf und folgt erneut seiner Aufforderung: Lauf! Los, lauf! Aber sie läuft nicht mehr, sie kann nicht mehr. Sie geht langsam durch die Straßen, erkundet das Dorf, das einen fast ausgestorbenen Eindruck auf sie macht. Als sie ein wenig abseits versteckt im Gebüsch ein leerstehendes, halb verfallenes Haus entdeckt, zieht sie dort ein. Irgendwann einmal hat hier jemand gewohnt und im kleinen Garten hinter dem Haus Gemüse angebaut. La Marche findet so einiges, was sich selbst wieder ausgesät hat und nun für sie Früchte trägt, als ob sie erwartet wurde. Sie bringt den Garten in Ordnung, isst, was sie ernten kann und was sich im umliegenden Wald so findet. Sie braucht nicht viel Nahrung, denn meist schläft sie. Sie war so lange unterwegs, wie lange, weiß sie nicht. Sie weiß nur, sie hat keine Kraft mehr. Muss hier so lange bleiben, bis sie weiterkann.

Eines Morgens, als sie aus dem Haus tritt, steht das Kind da, bohrt in der Nase und starrt sie lange an, ohne sich zu bewegen. Dann verschwindet es zwischen den Bäumen.

Am anderen Morgen liegen drei Eier vor der Tür. Am nächsten Tag ein großes Stück Brot. Jeden Morgen findet La Marche nun eine Kleinigkeit, aber das Kind sieht sie nicht mehr. Manchmal hört sie ein Rascheln irgendwo im Gebüsch und weiß nicht, ist es ein Tier oder das Kind, das sie beobachtet?

Als sie eines Nachts von Enrique träumt, der ihr zuwinkt und ruft: „Lauf! Los lauf!“, da packt sie ihre wenigen Sachen zusammen, setzt eine alte Puppe, die sie im Haus gefunden hat, vor die Tür, wo sonst immer das Essen liegt, und zieht weiter.

Als sie schon einige Zeit durch den Wald gegangen ist und um eine Kurve biegt, steht mitten auf dem Weg das Kind mit der Puppe unter dem Arm. Es steht nur da, sieht ihr nicht in die Augen, als sie an ihm vorbeiläuft, beobachtet sie ohne ein Wort.

 

La Marche läuft, bis es dunkel wird. Vorbei an kleinen Dörfern, durch Felder und wann immer möglich, sucht sie sich Wege durch den Wald. Kurz bevor die Sonne untergeht, steht sie plötzlich vor seltsamen, grob zusammengebauten Gerüsten, über die Planen geworfen sind.

Gut für die Nacht, denkt La Marche. Vielleicht haben Kinder hier gespielt und Hütten gebaut oder irgendjemand will hier Holz trocken lagern. Doch als sie unter die erste Plane sieht, liegen dort ein Rucksack, eine Isomatte und ein Schlafsack. Einen kleinen Kocher findet sie auch und alle möglichen Dinge, die man braucht, um zu leben. Vorsichtig zieht La Marche sich zurück, sieht noch unter ein paar andere Planen, wo sie ähnliche Dinge findet und bleibt dann versteckt unter Bäumen und wartet.

Dann, als es schon stark dämmert, hört sie Stimmen und lautes Knacken. Eine Gruppe Menschen kommt zu den Hütten, die sie sich wohl als provisorischen Unterschlupf gebaut haben. Fünf Männer und drei Frauen glaubt La Marche zu erkennen. Sie bringen prall gefüllte Plastiktüten mit und verschwinden unter den Planen. Nichts weiter geschieht. La Marche bleibt in ihrem Versteck, weiß nicht recht, was sie tun soll. Es ist schon zu dunkel, um weiterzuziehen, sie hat aber auch versäumt, sich einen Schlafplatz zu suchen. So bleibt sie im Gebüsch und wartet einfach ab, was weiter geschieht.

Als der Geruch nach gekochtem Gemüse die Luft erfüllt und zwei der Männer ein Feuer entfachen – klein genug, um nicht von außerhalb des Waldes gesehen zu werden – und beginnen, darauf Fleischstücke zu rösten, da glaubt La Marche es nicht mehr länger aushalten zu können. Seit dem Morgen hat sie nichts gegessen, hat auch nur noch ein Stück Brot in ihrem Rucksack. Nun kommt eine der Frauen unter der Plane hervor und stellt einen dampfenden Topf ans Feuer. Eine zweite Frau kommt mit einem langen weißen Brot in der Hand aus ihrem Unterschlupf, bleibt irritiert stehen und sieht sich um. La Marche erstarrt. Sie weiß nicht, hat sie sich ungeschickt bewegt und die Zweige zum Knacken gebracht oder hat ihr Magen so laut geknurrt? Jedenfalls legt die Frau das Brot neben das Feuer und wendet sich dann zum Gebüsch. Sie geht direkt auf La Marche zu, die keine Chance mehr hat, zu fliehen, es eigentlich auch gar nicht will, fasst sie an der Hand und zieht sie hinter sich her zum Feuer.

Die anderen haben bemerkt, dass etwas vor sich geht, niemand bewegt sich, alle starren sie stumm die Gestalt an, die da aus dem Dickicht kommt. Erstaunt, forschend, aber nicht wirklich erschrocken mustern sie die Frau mit dem Rucksack von oben bis unten. Dann wenden sie sich wieder dem Feuer zu, einer steht auf, holt Teller und Löffel und verteilt sie an alle – auch an La Marche, die inzwischen ihren Rucksack abgenommen und sich zu ihnen gesetzt hat.

Sie essen und sitzen dann noch lange ums Feuer, das sie nun ganz klein halten. Wohl um nicht entdeckt zu werden, überlegt La Marche, oder um keine Ausbreitung des Feuers im trockenen Gehölz ringsum zu riskieren. Schließlich legt niemand mehr auf, das Feuer brennt herunter, alle stehen auf. Nur La Marche bleibt sitzen, an ihren Rucksack gelehnt. Sie kann ja hier am Feuer schlafen, sie fühlt sich gut und sicher, und morgen wird sie weiterziehen. Aber da kommt die Frau, die sie schon aus dem Gebüsch geholt hat, nimmt sie wieder bei der Hand, bedeutet ihr aufzustehen und zieht sie hinter sich her in ihren Unterschlupf. Sie zeigt La Marche, wo sie ihre Decke ausbreiten kann, und legt sich schlafen.

 

Am nächsten Morgen – es ist noch nicht richtig hell – kriechen alle ringsum aus ihren Schlafsäcken und Hütten, und auch La Marche steht auf, rollt ihre Decke zusammen und befestigt sie am Rucksack. Die Frau, in deren Behausung sie übernachtet hat, schüttelt den Kopf.

„Du musst nicht zusammenpacken, du kannst hier bei uns bleiben. Komm erst mal mit auf die Felder. Am Abend sind wir dann wieder hier“, sagt sie.

La Marche versteht die Worte nicht, wohl aber die Zeichen, die sie begleiten. Sie nickt, lässt sich aber nicht bei ihrem Tun unterbrechen. Sie verschließt den Rucksack, zieht noch mal alles fest, damit er wirklich sicher verschlossen ist und ja nichts verloren geht. Egal was sie heute macht, sie wird sich nicht von ihrem Gepäck trennen. Es ist alles, was sie hat, und außerdem weiß sie nie, wann die Stimme in ihrem Kopf wieder laut wird: Lauf! Los, Lauf!

La Marche hat keine Idee, was die anderen vorhaben, aber sie tritt mit ihrem Rucksack aus dem Zelt, verschwindet kurz im Gebüsch und steht dann abmarschbereit da und wartet. Jemand drückt ihr einen Becher Tee in die Hand und ein Stück Brot. Sie essen und trinken im Stehen, dann kippt jemand Wasser aus einem Kanister ins Feuer, das sie am Morgen wieder angefacht haben, um Wasser zu kochen. Sie warten gemeinsam, bis auch wirklich alles erloschen ist, und dann machen sie sich im Gänsemarsch auf den Weg.

Zwischen den Bäumen hindurch schlängelt sich ein kleiner Pfad, von ihnen ausgetreten oder vorher schon von den Tieren, die im Wald zu Hause sind? La Marche kann den Unterschied nicht erkennen, es ist

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Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 15.06.2022
ISBN: 978-3-7554-1568-8

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