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Kapitel 1

„Liebst du mich?“ Er sah mir tief in die Augen.

Tja, dachte ich, wie soll man da antworten? Man ist mit einem zusammen, dann liebt man sich doch oder? Ich wich seinem Blick aus. Warum fragte er so etwas? Jedes normale Mädchen hätte kein Problem damit diese Frage mit „Ja“ zu beantworten. Für mich war das schwer. Ich konnte es eigentlich nicht.

„Ivan, ich...“ Es ging nicht. Er hob mein Kinn. Wieder dieser Blick. Die dunklen Augen. Wie sanft er mich anschaute.

„Lou, was ist denn, du bist ganz bleich!“

Oh Gott, was sollte ich jetzt sagen. „ Nein, ich liebe nur einen“, ging nicht. „Ja, ich liebe dich“, das wäre gelogen. Oder nein, dann würde ich nur nicht die ganze Wahrheit sagen.

Ich nickte. „Ja,... Ja Ivan!“

Seine Augen hellten sich auf. Er nahm mein Gesicht in die Hände und küsste mich voller Leidenschaft. Ich erwiderte seinen Kuss. Doch plötzlich ließ er mich schon wieder los. Irgendwie war ich froh darüber. Ich liebte ihn ja, und es fühlte sich auch richtig an, aber es gab da nun mal diesen einen Menschen. Wichtiger als alles andere. Ich biss mir auf die Lippen. Ich durfte in Ivans Gegenwart nicht an Elijah denken.

„Ist was?“, Ivans Stimme weckte mich aus meinen Gedanken.

„Nein, alles okay“, antwortete ich ihm.

Ivan nahm mich in den Arm wie ein kleines Kind. Er fuhr mit seinen Fingern durch meine Haare und sah mich dann mit so hungrigen Augen an, dass ich nicht widerstehen konnte ihn zu küssen. Diesem Blick hatte ich noch nie widerstehen können. Schon beim ersten Mal als ich Ivan gesehen hatte, mit diesem Blick, war er unwiderstehlich gewesen. Ich war sofort zu ihm gegangen und hatte ihn angesprochen. Das war vor drei Monaten gewesen. Wir hatten lange geredet und schließlich hatte er gesagt, ich würde ihm gefallen und er würde mich gerne wiedersehen. Und so waren wir zusammengekommen.

Und jetzt sah er mich so an. Ich packte seinen Kopf und zog ihn zu mir hinunter. Unsere Lippen berührten sich erst zart, dann immer heftiger. Seine Zunge drang in meinen Mund ein und spielte mit meiner. Ich presste meinen Körper verlangend gegen seinen und spielte mit seinen Haaren. Seine Finger fingen an mein T-Shirt nach oben zu ziehen, doch ich griff nach seinen Händen uns zog sie wieder weg. Plötzlich ließ er lachend von meinen Lippen los.

Er grinste mich an. „Du bist schon verrückt nach mir hm?“

Ich schnappte nach Luft. Dann lachte ich. „Ja, wahrscheinlich!“

Innerlich dachte ich allerdings etwas anderes. Nach Elijah war ich viel verrückter. Mein Handy klingelte.

„Ja?“ Es war meine Mutter.

„Sag mal, wann hast du vor nach Hause zu kommen?“

Ich warf ein Blick auf Ivans Armbanduhr. „Bin schon unterwegs, aber der Bus hatte Verspätung.“

Bevor meine Mutter etwas sagen konnte, legte ich auf. Ich wandte mich an Ivan.

„Ich muss ganz schnell los. Meine Mutter bringt mich sonst um.“ Ich rannte zu seiner Zimmertür. Dort drehte ich mich um. Ivan blickte mich vorwurfsvoll an.

„Hast du nicht etwas vergessen, Kleine?“ Wie er da stand, so unschuldig und so wunderschön. Ich stürmte auf ihn zu und sprang hinauf. Meine Hände krallten sich an seine Schultern und meine Beine umschlangen seine Hüften. Er hob mich ein Stückchen weiter rauf, damit er mich küssen konnte. Es war ein langer, wundervoller Kuss. Als ich wieder auf meinen Beinen stand, schob er mich zur Tür.

„So meine Süße, jetzt lauf bevor du wirklich noch den Bus verpasst!“

 

Eine halbe Stunde später hockte ich am Küchentisch bei mir Zuhause. Zum Glück hatte ich den Bus noch erwischt. Meine Mutter allerdings war trotzdem sauer.

„Louise, so geht das nicht. Du kannst nicht ohne etwas zu sagen zu spät kommen. Wir hatten abgemacht, dass du um neun Zuhause bist. Jetzt ist es nach zehn.“

Mir blieb nichts anderes übrig als ihr die Wahrheit zu sagen.

„Tut mir Leid, ich hab die Zeit bei Ivan vergessen.“

„Ach“, antwortete sie mir verächtlich. „Du warst bei Ivan, hätte ich mir denken können.“

Etwas netter fügte sie hinzu. „Du weißt, dass er auch hierherkommen darf. Ich meine du bist erst sechzehn und er ist schon fast achtzehn...“ Sie machte sich eindeutig Sorgen.

„Ja ich weiß, ich sage es ihm.“ Dann ging ich nach oben in mein Zimmer. Ich schmiss meine Tasche in eine Ecke und warf mich aufs Bett. Ich dachte an den langen Kuss mit Ivan. Es hatte sich richtig angefühlt. Wie richtig würde es sich mit Elijah anfühlen? Ich lächelte. Ich war unsterblich in ihn verliebt seit das ich zwölf war. Strohblonde strubbelige Haare. Darunter stachen eisblaue Augen hervor, die bei mir immer einen kalten Schauer auslösten.

Er war das Gegenteil von Ivan. Dieser hatte fast dunkelbraune Haare und so dunkle Augen, dass man meinte, sie wären schwarz. Auch Elijah hatte mich sofort angezogen wie ein Magnet. Nur war ich bei ihm schüchtern gewesen. In seiner Gegenwart war ich eine vollkommen andere Person. Nicht selbstsicher und direkt, ich war ängstlich und traute mich fast nicht in seine Augen zu schauen. Sobald er mich anschaute sah ich weg. Immer wenn er mich ansprach, brauchte ich eine Ewigkeit, um mir zu überlegen, was ich antworten sollte. Und wenn ich dann etwas sagte, lachte er. Wie Ivan war er siebzehn und ging in seine Klasse. Ivan war erst seid ein paar Monaten in der Schule, deshalb war er mir früher nie aufgefallen. Aber Elijah bestimmte schon seit vier Jahren mein Leben.

 

Kapitel 2

 

Das Klopfen an meiner Zimmertür weckte mich.

„Schätzchen, du musst aufstehen, wenn du noch rechtzeitig in die Schule kommen möchtest.“

Langsam öffnete ich meine Augen und warf ein Blick auf die Uhr.

„Oh nein“, ich sprang auf und stürmte ins Bad und spritze mir kaltes Wasser ins Gesicht. Danach zog ich mir schnell eine helle Jeans und ein dunkelgrünes T-Shirt an und schminkte mich. Dann stürmte ich die Treppe nachunten. Auf das Frühstück würde ich wohl verzichten müssen. Schnell verabschiedete ich mich von meiner Mutter und verließ das Haus.

 

Als ich in den Bus einstieg schaute ich mich nach meiner besten Freundin Lena um. Sie saß hinten. Ich stapfte zu ihr und setzte mich neben sie. Sie hatte ihre langen hellbraunen Haare perfekt nach hinten gebürstet und sie in einen in einen Zopf geflochten. Ihre blauen Augen stachen durch den schwarzen Lidstrich wunderschön heraus. Viele sagten sie sollte Model werden wegen ihrer schönen schlanken Figur.

„Hey“, sagte sie und grinste mich an. „Wieder mal verschlafen?“

Meine Haare mussten völlig zersaust aussehen. Lena griff in ihre Handtasche und gab mir ihre Haarbürste.

Als ich meine Haare gekämmt hatte fragte ich:

„Dienstag ist heute oder? Haben wir einen Test oder so?“

Sie nickte. „Ja, Biologie. Sag nichts, du hast nicht gelernt.“

„Richtig“, ich lachte.

Lena war im Vergleich zu mir echt gut in der Schule und deswegen schrieb ich oft bei ihr ab. Wir hatten noch zehn Minuten Zeit bis der Unterricht anfing und setzten uns auf eine Bank auf dem Schulhof.

„So Lou, ich erklär dir noch schnell Bio.“ Lena begann über den Teststoff zu reden, wovon ich nichts verstand.

Dann fiel mein Blick auf Elijah. Er betrat gerade das Schulgelände. Seine Gangart. Wie er sich bewegte. Er musste bemerkt haben, dass ich ihn anschaute, denn er hob die Hand und winkte mir kurz zu. Ich nickte nur schnell und schaute dann weg.

„Hast du das verstanden?“, hörte ich Lena sagen. „Lou!“ Sie schubste mich leicht.

„Ja klar, alles“, antwortete ich ihr schnell. Sie schüttelte den Kopf.

„Elijah?“ Sie grinste mich an, „Was ist denn mit Ivan?“ In dem Moment klingelte die Schulglocke.

 

 

Kapitel 3

Nach der Schule saß ich alleine auf dem Schulhof. Ich wartete auf Ivan. Wir verabredeten uns immer auf derselben Bank. Aber weil er im zweitletzten Schuljahr war, brauchte er immer etwas länger, weil er oft mit den Lehrern noch etwas wegen dem Abschluss besprechen musste. Ivan sagte allerdings immer, dass die Lehrer es gar nicht nötig hatten, so früh schon darüber anzufangen und er erst Recht nicht. Endlich öffnete sich die Doppeltüre des Schulgebäudes und ein paar aus seiner Klasse kamen heraus. Hinter ihnen konnte ich Ivan erkennen. Neben ihm lief Elijah.

Warum er? Sie verstanden so weit ich wusste nicht sehr gut. Ich starrte ihn an. Dann Ivan. Er zweigte gerade auf mich und sagte etwas zu Elijah. Der lachte und nickte. Ivan kam auf mich zu und ich stand auf, ohne Elijah aus den Augen zu lassen. Er bewegte sich langsam zum Ausgang. Auf wen wartete er?

„Hey du“, Ivan stand vor mir.

Er war so nahe, dass ich Elijah nicht mehr sehen konnte. Ivan beugte sich vor und küsste mich. Ich legte meine Arme in seinen Nacken und zog ihn an mich. Dann öffnete ich meine Augen und sah über seine Schultern, dass Elijah uns anschaute. Er war keine zwanzig Meter entfernt.

Warum schaute er zu uns? Einen kurzen Moment hoffte ich, er wäre eifersüchtig auf Ivan, schon diesen Gedanken aber schnell wieder weg. Ich bemerkte, dass Ivan ebenfalls seine Augen geöffnet hatte und mich losließ. Er hatte sichtlich bemerkt, wie ich an ihm vorbei geschaut hatte und drehte sich zu Elijah.

„Was macht er da?“, fragte ich.

„Er wartet auf mich und erklärt mir nachher Mathe, du weißt schon, dass was du nicht verstanden hast.“

Ich erschrak. „Hast du ihm auch gesagt, dass es für mich ist?“

Ivan nickte. „Ist das ein Problem?“

Mein Herz machte einen Sprung. Elijah erklärte Ivan etwas für mich. Für mich! Dann schüttelte ich heftig den Kopf. Natürlich war das kein Problem. Ich stellte mich auf Zehenspitzen und küsste ihn auf seine Wange.

„Danke Ivan.“ Dann fiel mir ein, dass ich ihn für meine  Mutter am Abend einladen musste. Ivan hatte sich schon umgedreht und wollte zu Elijah gehen.

"Ivan!", er drehte sich zu mir. "Kommst du heute Abend noch zu mir?"

"Warum denn?" Er grinste mich an.

"Naja, meine Mutter will dass du zum Essen kommst. So um halb sechs?"

"Ja klar, meine Süße." Ich lächelte ihn an.

"Dann bis heute Abend!", sagte er und warf mir einen Kussmund zu, dann ging er mit Elijah in Richtung Ausgang. 

 

 

 

 

 

 

Kapitel 4

Meine Mutter war bei der Arbeit als ich heim kam.  Ich ging nach oben in mein Zimmer um die Mathehausaufgabe die wir aufbekommen hatten zu erledigen. Schon bei der zweiten Aufgabe wusste ich nicht, wie es weitergehen sollte.

Ich rief Lena an.

"Lou?", hörte ich an der anderen Seite der Leitung.

"Hey, du also ich kapier Mathe nicht, kannst du herkommen?" Ich hoffte, dass sie kommen konnte, denn sie hatte immer viel zu tun. Sie musste oft auf ihre kleineren Geschwister aufpassen. Ich hingegen war Einzelkind, und hatte eigentlich nie etwas zu tun.

"Ja klar", antwortete Lena zu meiner Verwunderung "bin in zehn Minuten bei dir!"

Als ich aufgelegt hatte, ging ich in die Küche um mir etwas zu essen zu holen, während ich auf Lena wartete. Es kam mir wie eine Ewigkeit vor, bis es endlich klingelte. Ich öffnete die Haustüre. Lena stand mit einem breiten Grinsen vor mir.

"Ist was passiert?", erkundigte ich mich.

"Ja allerdings. Meine Eltern fahren mit meinen Minigeschwistern zwei Wochen weg, schon morgen!", sie schrie beinahe.

Dann schrie ich auch. "Wie cool ist das denn?"

"Ja ich weiß!" Lena hüpfte vor Freude. Für sie bedeutete das Freiheit. 

 

Als Lena mir Mathe erklärt hatte, fragte sie.

"Na, wie läufts mit Ivan?"

"Ganz okey?"

"Lou, was heißt hier okey? Wie weit seid ihr schon gegangen? Ihr habt noch nicht...?"

"Nein", unterbrach ich sie "Bist du bescheuert? Ich kenn ihn erst 2 Monate!"

"Ja und? Wie er dich anschaut, ich wette der will... Oder ist es wegen Elijah, dass du nicht willst?"

"Mein Gott, Lena" ich schlug sie mit einem Kissen.

"Komm schon, Lou! Ivan ist so ein toller Typ, aber wie du willst, dann warte eben noch. Mit Elijah würdest du aber schon oder?", sie kicherte.

"Sei still!", ich musste lachen.

 

Um punkt hab sechs, als Lena gegangen war, rollte ich mich aus meinem Bett um unten auf Ivan zu warten. Ich öffnete meine Zimmertür und erschrak mich fast zu Tode. Ivan stand vor mir.

"Ivan, Gott, hast du mich erschreckt."

Er hob mich hoch und trug mich um Bett. Dort ließ er mich fallen und beugte sich über mich. Er küsste mich sanst. Ich schlang meine Arme um ihn und erwiderte seinen Kuss. Es war wundervoll. Dann legte er sich neben mich. Meine Hand lag in seinem Nacken.

"Weißt du, Lou, ich wollte dich erschrecken, deshalb bin ich früher gekommen." Er grinste mich an.

"Woah Ivan, ich schlag dich!"

"Versuchs doch",erwiderte er.

Ich hob meine Hand, hielt noch kurz Inne, sodass er es sich noch anders überlegen konnte, was er aber nicht tat und klatschte meine Hand auf seine Brust.

Er prustete los."Das war harmlos Kleine. Richtig harmlos!"

"Ich könnte dich niemals fest schlagen Ivan", sagte ich beleidigt und drehte mich von ihm weg. Er schob seine Finger in mein Haar und pustete rein.

"Du hast so krass wunderschönes Haar, Lou", flüsterte er.

Ja, dachte ich, das höre ich öfter. Gut, ich war nicht unzufrieden. Ich hatte langes, leicht gewelltes rotes Haar, das in der Sonne wie Gold schimmerte. Es reichte mir bis ein gutes Stück über die Schultern und ich trug es meistens offen. Fast jeder sagte zu mir, dass ich schöne Haare hatte. Ich drehte mich wieder zu Ivan und blickte in diese unschuldigen Augen. Ich legte meine Finger auf seine weichen, vollen Lippen. Sie waren halb geöffnet.

"Und du hast so krass schöne Lippen Ivan."

Sein Mund formte sich zu einem Grinsen. Ich grinste zurück. Dann packte er mich und hob mich rauf. Er zog seine Beine an und legte seine Füße auf meinen Bauch. Dann griff er nach meinen Händen.

"Oh ne Ivan, du willst jetzt nicht im ernst deine Beine trainieren?" Doch er antwortete mir nicht und streckte seine Beine, wodurch er mich nach oben drückte. Dann zog er sie wieder ein und küsste mich. Nach 10 mal war er endlich fertig.

"So, das reicht für heute", sagte er als ich wieder neben ihm lag.

"Du willst das noch öfter machen", fragte ich entsetzt. "Also echt, wenn das romantisch sein soll?"

Er lachte. "Du willst etwas Romantisches?"

Ich lächelte.

"Aber erst nach dem Essen okey?" Er nickte und küsste mich.

Kapitel 5

 Ich schloss meine Zimmertür. Ivan war gegangen. Er hatte mich nach dem Essen hinauf begleitet und hatte mir zum Abschied noch einen langen romantischen Abschiedskuss gegeben, so wie ich es mir gewünscht hatte.

 

Am nächsten Tag hatte ich Bauchschmerzen. Lena hatte mir am Morgen eine SMS geschrieben, dass sie nicht in die Schule kommen würde, da es ihr nicht gut ging. Ich hätte ja auch Zuhause bleiben können, aber ich hatte die Hoffnung, dass ich Elijah sehen würde.

Ich lief über den Schulhof. Ivan würde mir heute nach der Schule Mathe erklären, was er für mich von Elijah gelernt hatte. Dieses Gefühl, dass er es Ivan für mich erklärt hatte, machte mich jedes Mal, wenn ich daran dachte wieder glücklich. Der Gedacke daran, dass sie über mich geredet hatten, brachte mich zum lächeln.

"Warum lachst du?", hörte ich plötzlich eine Stimme hinter mir.

Ich wirbelte herum. Elijah. "Elijah... Ich...", stotterte ich herum.

Er lächelte mich an. Sein Lächeln war so wunderschön.

Lou, jetzt sag schon was, befahl ich mir selbst. "Du, manchmal lache ich einfach so", sagte ich unsicher.

Er lachte.

"So wie du, grundlos", traute ich mich zu sagen.

"Hatte das denn keinen Grund?", fragte er.

"Hatte es denn einen", gab ich zurück.

Er antwortete nicht, sondern sah mich genauer an. Ich schaute weg, wie immer.

"Warum schaust du immer weg wenn ich dich ansehe, Lou?", fragte er.

Oh nein, was jetzt? Spiel jetzt nicht schüchtern Louise! Sei so, wie du normalerweise bist. Stell dir einfach vor es wäre Ivan.

Doch es funktionierte nicht. Ich brachte kein Wort heraus. Dann hob ich meinen Blick un dsah ihm direkt in die Augen. Ich starrte in diese eisblauen Augen. Er hielt meinen Blick stand, bis er wieder anfing zu lachen.

"Ganz schön gefährlich bist du Lou."

Allergings, dachte ich, aber nur wenn du nicht da bist. Ich biss mir so fest auf meine Lippen, dass ich anfing zu bluten. Ich wollte mich umdrehen, als Elijah sagte:

"Du blutest, komm her." Er holte ein Taschentuch aus seiner Hosentasche.

Ich machte einen Schritt auf ihn zu, ohne ihn dabei anzusehen.

Er hielt es mir hin. "Oder soll cih es machen?" Er klang besorgt.

Ich schaute ihm in die Augen, sagte aber nichts. Die Schulglocke läutete, aber Elijah hörte nicht darauf. Schüler rannten an uns vorbei, doch ich bewegte mich nicht. Elijah legte seine Hand unter mein Kinn und hob es leicht an, mit der anderen drückte er das Taschentuch auf meine Lippen. Ich konnte nicht wiederstehen ihn anzuschauen. Er bemerkte es nicht. Ich spürte seine Hand auf meinem Kinn und hoffte er würde sie nie wieder wegnehmen. Er bemerkte dass ich ihn ansah und lächelte.

"Tut es noch weh?"

Ich schüttelte den Kopf. "Danke, Elijah", war alles was ich rausbekam, dann drehte ich mich um und ging ins Schulgebäude. 

 

Den ganzen Unterricht varbrachte ich damit an Elijah zu denken. Warum war er auf einmal so nett gewesen? Okay, wir waren schon seit fünf Jahren einigermaßen gut miteinander. Aber die Berührung. Seine Hand auf meiner Hand. Himmel war das schön gewesen. Ich hoffte, dass er mich bald wieder berührte.

Ich schaute auf die Uhr. Noch vier Minunten. Dann konnte ich endlich Heim .Ich hatte sechs Stunden lang an Elijah gedacht. Dann viel mir wieder Ivan ein. Ich würde auf ihn warten und er würde mir bei ihm zu Hause Mathe erklären.

Als die Deutschlehrerin endlich den Unerricht beendete, stürmte ich sofort raus. Ich wollte so schnell wie möglich draußen sein, damit ich vielleicht Elijah nich sehen konnte, bevor Ivan da war. Ich stellte mich beim Tor hin. Nacheinander kamen meine Klassenkollegen vorbei. Dann erblickte ich endlich Elijah, er kam alleine heraus. Ich lehnte mich so locker wie möglich gegen das Schultor, um nicht aufzufallen. Er kam näher. Und dann sah ich, dass Ivan hinter ihm das Schulgebäude verließ. Ich beachtete ihn nicht, sondern schaute Elijah an, der vor mir stehen geblieben war.

"Das sieht schon sehr viel besser aus." er zeigte auf meine Lippen.

Ich nickte nur. Warum musste denn jetzt Ivan kommen? Ich wünschte er würde sich umdrehen und irgendwas holen gehen. Aber er war schon da. Er begrüßte Elijah mit einem Handschlag und kam dann zu mir.

Kurz stand er so nah vor mir, dass ich seinen Atem spüren konnte. Dann nahm er mein Gesicht in die Hände und küsste mich. Wieder sah ich an ihm vorbei, und bemerkte dass Elijah uns ansah. Nein, dieses Mal nicht uns, sondern er sah mir direkt in die Augen. Ich zuckte zusammen. Er bemerkte es und lächelte. Dann ging er weg. Ich wollte rufen, schreien, aber ich konnte nicht.

Ivan ließ mich los und zog mich mit sich. Ich konnte sein Gesicht nicht sehen.

War er sauer? Hatte er gesehen, dass ich Elijah angeschaut hatte?

"Ivan..."

Er stoppte, sodass ich gegen ihn prallte. Dann drehte er sich zu mir um. Ich sah in seine Augen, konnte aber nicht herauslesen was er dachte. Ich blickte herab auf seine Hand. Sie hielt meine ganz fest. Ich fühlte mich sicher bei ihm.
"Ja, Lou?"
"Du hast mich gerade ein bisschen verwirrt", sagte ich schnell.

Er lachte. "Du verwirrst mich Tag und Nacht, Lou." Da stand er vor mir. So nahe.

Ich grinste. "Du Arschloch." Ich wollte ihn küssen.

Doch dann drehte er sich weg und warf ein Blick auf seine Uhr. 

"Wenn ich dir noch Mathe erklären soll müssen wir uns beeilen." 

"Wieso?", fragte ich verwundert. Es war doch erst kurz nach zwei.

"Ich habe um vier mit jemanden abgemacht."

Ich hätte liebend gerne gefragt mit wem, doch dann klänge es als wäre ich erifersüchtig.

"Okey dann...beeilen wir uns...", antwortete ich.

Er nickte nur kurz. Dann gingen wir Hand in Hand zu ihm nach Hause. 

 

Als ich um vier Heim kam und anfing die Hausaufgabe zu machen, die mir Ivan aufgetragen hatte zu machen, musste ich die ganze Zeit an die Person denken , mit der sich Ivan traf.

Ob es ein Mädchen war? Warum hatte er mir nicht gesagt mit wem? Andererseits: Ich hätte ihn ja auch fragen können. Trotzdem war mir diese Person jetzt schon unsympathisch. 

 

Kapitel 6

Am darauffolgenden Tag in der Mittagspause, saß ich vor Ivans Klassenraum. Als er heraus kam lief er sofort auf mich zu.

"Ich kann heute nichts mit dir machen."

"Was?"

Er sah mich an. "Ja ich weiß, aber ich habe jetzt schon Schule aus und du erst in zwei Stunden."

Wut kam in mir hoch, doch meine Stimme klang dennoch traurig.

"Aber wir machen doch immer etwas zusammen!"

Er nickte. "Ich muss noch etwas erledigen", sagte er nur und hauchte mir einen schnellen Kuss auf die Lippen, dann ging er.

Ich blieb zurück. Enttäuscht. Auch wütend. Was hatte er nur? Hatte er wieder etwas mit dieser gewissen Person vor?

 

Nach der Schule saß ich neben Lena im Bus. Ich musste ihr unbedingt erzählen was passiert war, aber sie kam mir zuvor.

"Holt nicht Ivan dich normalerweise ab?"

"Doch, normalerweise schon", antwortete ich ihr genervt.

"Was ist denn los", fragte sie.

"Er hat schon etwas vor, und ist auch total komisch drauf, ich wüsste so gern was mit ihm los ist."

"Ruf ihn doch mal an", ermutigte mich Lena.

"Nicht im Bus, gehen wir zu dir?"

Sie nickte "Meine Familie ist eh nicht da."

 

Als ich das erste Mal Ivan anrief, ging niemand ran. Beim zweiten Mal wurde ich weggedrückt. Ich bekam kein Wort heraus. Lena sah mich an.

"Will der mich verarschen?" Ich war wütend.

Warum drückte Ivan mich einfach weg? Ich hatte ihm nichts getan!

"Ruf ihn doch einmal an, vielleicht war er gerade mit jemandem am reden", ermutigte mich Lena.

"Warum sollte ich", entgegnete ich "Soll er mich doch zurückrufen."

Trotzdem tippte ich nochmal seine Nummer ein. Er hob sofort ab, aber es entönte nicht seine, sondern eine Frauenstimme.

"Ivan ist beschäftigt." Dann lag sie auf.

Ich ließ meine Hand sinken. "Ich wusste es, ein Mädchen, er trifft sich mit einer anderen!"

Lena lachte "Ja und? Ich mach ja auch nicht immer alles mit den gleichen Typen, mit dem einen gehe ich shoppen, mit dem anderen geh..."

"Lena", unterbrach ich sie "er hat mir gesagt, dass er etwas erledigen muss und... Er verleugnet sie allgemein. Wenn nichts zwischen ihnen wäre dann hätte er mit einfach gesagt, dass er etwas mit einem Mädchen vor hat."

Lenas Augen blitzten. "Ja stimmt. Wie wärs, wenn du bist heute Abend wartest. Er ruft dich sicher an. Ich meine, es ist Ivan, er geht nie schlafen, ohne sich noch bei dir zu melden."

Ich hoffte, dass sie Recht hatte. Lena holte ihre Geldtasche aus ihrer Handtasche.

"Gehen wir ein Eis essen?

 

Die Eisdiele war nicht weit von Lenas Haus entfernt, aber so ziemlich die Einzige in unserem Dorf die gutes Eis hatte. Als wir um die Ecke, die zum Hauptplatz führte bogen, blieb Lena plötzlich stehen.

"Was ist?", fragte ich.

Sie zeigte mit dem Kopf in Richtung Terasse der Eisdiele. "Ist das nicht Ivan?"

Ich schaute in die Richtung. Da saß tatsächlich Ivan an einem der Tische, aber er war nicht allein. Neben ihm saß ein Mädchen.

"Okey, das reicht", gab ich von mir.

"Ich hätte nie gedacht, dass Ivan..." Lena redete nicht weiter.

Ich schüttelte den Kopf und drehte mich weg.

"Sollen wir gehen?"

Lena nickte. ich warf noch einen letzten Blick auf Ivan und sah, wie er einen Arm um das Mädchen legte. Traurigkeit stieg in mir hoch. Lena nahm mich in den Arm, doch ich heulte nicht, ich konnte es nicht.

 

Den ganzen Abend wartete ich auf einen Anruf von Ivan.

Lena hatte gesagt, ich sollte das Handy aussschalten, sodass er mich nicht erreichen konnte, doch eigentlich wollte ich, dass er mich anrief. Ich wollte unbedingt seine Erklärung und auch die Entschuldigung hören. Die würde ich allerdings nicht annhmen.

Und da klingelte tatäschlich mein Handy. Und es war Ivan. Ich hob ab.

"Lou, du, ich wollte dir sagen, dass es mir echt Leid tut, ich hatte gerstern und heute keine Zeit für dich. Aber wie wäre es mit morgen? Kino?"

"Ach, jetzt hast du Zeit, ja?"

"Ja klar, ich denke schon den ganzen Tag an dich", sagte er.

Wie konnte er mich nur so sehr anlügen? Ich glaubte es nicht.

"Ja, tust du das?", ich schrie beinahe.

"Ja, das tue ich", nun klang seine Stimme etwas besorgt. "Lou, gehts dir gut?"

Gott, wie konnte er sowas fragen?

"Nein Ivan, es geht mir nicht gut, wenn du es genau wissen willst, mir gehts beschissen!", brüllte ich ins Handy.

"Was ist denn los?"

"Was los ist? Anscheinend hat es dir nicht gereicht, was wir hatten? Und den Satz 'ich muss noch etwas erledigen' den kannst du echt vergessen. Etwas erledigen, ja, mit einer Anderen."

"Wovon redest du Lou?", Ivan schien verwirrt.

"Ich hab dich gesehen, Ivan, bei der Eisdiele."

Ich hörte wie er seufzte. "Hör zu, Süße", fing er langsam an "es ist ganz anders als das du denkst..." ich ließ hn nicht ausreden.

"Tschüss, Ivan."

"Nein, Lou warte!", hörte ich ihn noch hilflos rufen, doch ich legte auf.

 

Das ganze Wochenende tat ich nichts anderes als im Bett liegen und Ivans Anrufe wegdrücken. Einmal rief Lena an.

"Lou, dir ist doch sicher langweilig."

"Nein", antwortete ich ihr. "Eher nicht."

Sie versuchte fröhlich zu klingen. "Hör zu, wir gehen ein Kleid kaufen, du weißt doch, der Schulball ist in zwei Wochen!"

"Lena, ich hab gerade echt andere Dinge im Kopf tut mir Leid, bis dann." Ich legte auf, bereute es allerdings sofort.Ein Kleid kaufen gehen würde mich auf andere Gedanken bringen. Ich würde mit Ivan auf den Ball gehen. ich dachte an ihn und meine Laune sank noch tiefer.

 

Kapitel 7

 Am Montag war Lena nicht im Bus. Ich wusste das sie enttäuscht war, weil ich nicht gegangen war ein Ballkleid kaufen. Auf dem Schulhof sah ich Ivan. Er stand beim Eingang. Sein Blick schweifte über die Schüler die in das Gebäude gingen. Als er mich sah hellten sich seine Augen auf. Er kam sofort auf mich zu. Ich wollte ihm ausweichen und lief an ihm vorbei, doch er packte mich am Arm und drehte mich zu ihm.

"Lou, was ist bitte los?"

Ich sah ihn nur eiskalt an. "Was habe ich dir getan?"

Ich spürte noch immer wie er mich festhielt und riss mich los.

"Lou, jetzt warte doch! Lou!"

Ich wirbelte herum. "Nein, Ivan!"

Er blickte mich mit endlos traurigen Augen an. Ich ließ ihn hinter mir stehen und betrat das Gebäude.

 

Die Pausenglocke erklang und ich konnte mich endlich bei Lena entschuldigen. Sie saß alleine an einem der Tische in der Aula. Ich ging zu ihr rüber und setzte mich neben sie.

"Lena, tut mir Leid wegen dem am Wochenende. Ich hatte einfach..."

"Andere Dinge zu tun", vollendete sie meinen Satz. "Schon ok, Lou. Ich bin nicht sauer, aber erzähl mal, ich habe dich vorher mit Ivan gesehen, was wollte er?"

Nachdem ich ihr alles erzählt hatte saßen wir eine Weile schweigend da.

Dann erblickte ich Ivan, der gerade aus seiner Klasse kam. Ich drehte mich schnell weg und hoffte, dass er mich nicht gesehen hatte. Das tat er aber leider und bewegte sich in unsere Richtung. Ich tat so als ob ich mit Lena reden würde, doch dann stand er schon neben mir.

"Kann ich bitte kurz mit dir reden?" Nein, dachte ich innerlich.

"Dauert es lang? Ich bin beschäftigt." Das war gelogen.

"Nein", sagte er "aber bitte irgendwo, wo nicht die gesamte Schule mithört."

Widerwillig folgte ich ihm nach draussen. Der Schulhof war leer. Die nächste Stunde hatte angefangen, aber das schien Ivan egal zu sein. Dann blieb er stehen und drehte isch zu mir. Ich blickte ihn an. In dem Moment wurde mir klar, wie sehr ich ihn vermisste, aber das durfte ich auf keinen Fall zeigen.

Ivan sah in meine Augen. "Kannst du mir endlich sagen was los ist?"

Ich nickte langsam. "Ja, das kann ich. Du hast am Wochenende gesagt, du musst noch etwas erledigen. Warum hast du nicht gleich gesagt, dass du dich mit einem anderen Mädchen triffst?"

"Sie ist doch nur eine alte Freundin."

Ich lachte verächtlich."Eine Freundin? Du hast sie umarmt und geküsst!"

"Geküsst? Hast du gesehen, dass ich sie geküsst hab Lou?"

"Nein aber..."

Ivan unterbrach mich. "Du hast einen kurzen Moment gesehen und den Rest malst du dir dann im Kopf aus. Ich habe sie nicht geküsst Lou!"

"Ich habe doch Augen im Kopf. Ich habe gesehen wie du sie angeschaut hast", rief ich.

Ivan schüttelte den Kopf und wollte etwas sagen, doch ich drehte mich um und ging.

 

Als ich durch den Gang lief kam mir plötzlich Elijah entgegen. Ich blieb sofort stehen.

"Elijah, was machst du denn hier?"

Er stand inzwischen neben mir und lächelte. "Das Gleiche könnte ich dich fragen."

Ich blickte ihn verlangend an.

Er lachte. "Okey okey, ich such Ivan, hast du ihn gesehen?"

"Mir doch egal, wo der sich rumtreibt", antwortete ich ihm.

Elijah sah mich verwundert an. "Was ist los?"

"Gar nichts?", meine Stimme klang viel zu hoch.

"Gut dann, ich such dann mal weiter" er hob die Hand und ging. Wie gern ich ihm hinterherlaufen würde.

Da drehte er sich nochmal um. "Hey, Louise, hast du keinen Unterricht?"

Ich lächelte. "Nein, ich war... Das geht dich doch nichts an."

Er kam zurück auf mich zu, bis das er so nahe vor mir stand, dass ich zu ihm hochschauen musste.

"Zu privat?", er grinste mich an.

"Ja, zu privat", es wunderte mich, wie locker ich klang.

Elijah schaute mich an. Ich wurde nervös unter seinem Blick und drehte mich weg.

"Also dann. ich muss wieder zum Unterricht."

Er lachte "Ja ich auch."

Kapitel 8

Die ganze nächste Woche hielt ich Ausschau nach Elijah, doch ich sag ihn nie. Ivan schien begriffen zu haben, dass er mich in Ruhe lassen sollte, denn sobald er mich erblickte, ging er mit großem Bogen um mich herum.Liebend gern hätte ich ihn gefragt, wo Elijah war, aber das wäre ziemlich unpassend.

Lena meinte dazu nur: "Vielleicht ist er ein paar Tage krank oder so."

Ich hoffte, dass sie Recht hatte. Manchmal dachte ich daran, er könnte Schule gewechselt haben, doch diese Gedanken schob ich dann gleich wieder weg.

Am Wochenende gingen ich und Lena ein Ballkleid für ich kaufen. Ich musste alle Kleider anprobieren, die Lena mir zeigte. Doch bei den meisten fand sie, dass sie nicht zu meinen Haaren passten.

Dann brachte sie mir ein weißes Kleid, allerdings sagte sie als ich es anhatte: "Als ob du auf eine Hockzeit gehst."

Als ich ein beiges anhatte "Nein, nein, die Farbe passt total nicht zu deinen hellbraunen Augen und schon gar nicht zu deiner hellen Haut."

Ich blickte an ihr vorbei und sah ein wunderschönes Kleid. Ich zeigte darauf. Lena reichte es mir und ich zog es an. Es passte mir perfekt. Das Kleid war dunkelblau und war bis zu den Hüften eng, dann wurde es weiter und es reichte mir bis knapp über die Knie.

Lena staunte. "Wow, du siehst wundervoll aus. Es passt dir wie angegossen. Jetzt brauchst du aber noch Schuhe."

Im Schuhgeschäft entschieden wir uns für schwarze Absatzschuhe mit Glitzer darauf.

Lena war ganz aufgeregt. "Lou, du wirst so toll aussehen, da wird sich Ivan noch fragen, warum er dich gehen lassen hat. Und Elijah, ja genau, du wirst natürlich Elijah sehen.. Du schnappst ihn dir, Lou!" Sie redete und redete.

Ich lachte. "Schon okey, Lena, jetzt hör endlich auf."

 

Am Montag in der Freistunde saß ich mit Lena an einem der Tische in der Aula. Wir machten Hausaufgabe aber ich konnte mich nicht konzentrieren. Meine Augen suchten nach Elijah. Heute musste er doch da sein. Er war die gesamte letzte Woche nicht hier gewesen, außer am Montag.

Ich stand auf und ging den gang entlang, wo seine Klasse war. Ich stellte mich so unauffällig wie möglich in den Türrahmen und schaute hinein. Mein Blick suchte jede einzelne Person im Raum ab, aber Elijah war nicht da. Dann sah ich Ivan, der mich ebenfalls anschaute. Kurz trafen sich unsere Blicke, dann sah er weg.

Wie arrogant kann man eigentlich sein?, dachte ich.

Da ich Elijah auch sonst nicht finden konnte ging ich aufs Klo. Ich betrachtete mich im Spiegel. Meine Haare waren ziemlich zersaust. Ich fuhr mit der Hand durch, sodass sie wieder schön herunterfielen.

Als ich gerade zurück zu Lena gehen wolltem sah ich Elijah die Schule betreten. Schnell lehnte ich mich an die Wand und tat so, als hätte ich ihn nicht gesehen. Doch dann bemerkte ich, wie er an mir vorbei ging ohne mich zu sehen und hielt es nicht mehr länger aus.

"Elijah!"

Er drehte sich um. "Oh, hey ich hab dich gar nicht bemerkt."

"Wo warst du?", ich bereute diese Frage sofort, das klang wie eine Kontrolle.

Er lachte. "Warum willst du das wissen?"

"Ja, also... Du warst die ganze Woche nicht da und...", mir fiel nichts mehr ein.

Elijah kam auf mich zu. "Dir ist das aufgefallen?"

Ich drückte mich fester an die Wand und nickte. Er machte einen Schritt näher zu mir, sodass ich ihn berühren konnte wenn ich meine Hand ausstrecken würde.

"Dir gehts nicht so gut hm?"

Ich schüttelte den Kopf. Ich wollte Elijah auf keinen Fall zeigen dass es aus war mit Ivan.

"Was ist denn? Es ist wegen Ivan oder?", fragte Elijah vorsichtig.

Woher wusste er das? Hatte er alles gesehen? Oder hatte Ivan ihm etwas erzählt?

Ich wusste nicht was ich sagen sollte. "Was.. Ich meine.. Woher?"

Er lächelte mich an. "War nur eine Vermutung, Lou."

Langsam wurde mir unwohl zumute. 

Warum war Elijah in letzter Zeit immer so nett zu mir? 

Es war ja nicht so, dass es mich störte, nur es war komisch, dass er mir so viel Aufmerksamkeit schenkte. Ich sah zu Boden.

"Alles ok?", Elijah klang besorgt. Er wollte mein Gesciht hochheben, aber ich wich seiner Hand aus. Schnell ging ich an ihm vorbei. Ich wusste nicht, was ich tun sollte,.

Warum war ich nicht bei Elijah geblieben?

Plötzlich fehlte mir Ivan so sehr. Ich wollte ihn wieder küssen, ihn wieder lachen hören. Doch dann sah ich ih wieder bei der Eisdiele mir dem Mädchen und die Wut stieg wieder in mir hoch. Hinter mir hörte ich Elijah meinen Namen rufen, aber ich lief weiter. Ich war es einfach nicht gewohnt, dass Elijah nett zu mir war, und konnte nicht gut damit umgehen. Andererseits freute es mich auch. Aber es war so plötzlich gekommen. Seit dem Tag an dem er Ivan Mathe für mich erklärt hatte.

Kapitel 9

 Als ich am Freitag aus der Klasse kam, stand Elijah vor mir. Er nahm mich sofort am Arm und zerrte in den hinteren Teil des Gangs. Ich sah wie Lena und hinterher schaute. Sie lachte und warf mir einen Kussmund zu. Ich lächelte ihr schief zu und versuchte mich von Elijah loszureißen.

"Elijah, lass mich los."

Er ignorierte mich, drückte mich gegen die Wand und sah mich durchdringend an. Ich wich seinem Blick aus.

"Warum bist du mir die ganze Woche aus dem Weg gegangen?"

Ich antwortete ihm nicht.

"Lou."

Jetzt sah ich ihn. Plötzlich beugte er sich vor und küsste mich. Ich erstarrte. Ich spürte seine Lippen verlangend auf meinen. Ich erwiderte den Kuss automatisch,  doch im selben Moment ließ mich Elijah wieder los und machte einen Schritt zurück.

Er starrte mich an. Ich nahm die Hand vor den Mund und sog scharf die Luft ein.

Scheisse, ich hab den Kuss erwidert, dachte ich entstetzt.

"Ich...", was sollte ich jetzt sagen?

Elijah sagte auch nichts, sondern ging. Ich wollte ihm hinterherlaufen, doch meine Beine wollten nicht.

Elijah hatte ich gerade geküsst, schoss es mir durch den Kopf. Es war real. Und jetzt war er weg.

Warum war er gegangen? Hatte er nicht erwartet, dass ich den Kuss erwidern würde? Ich konnte immer noch nicht fassen, was gerade passiert war.

Hatte er mich wirklich geküsst? Langsam ging ich zum Ausgang.

Ich spürte immer noch Elijahs Lippen auf meinen und quietschte laut auf. Ich war so glücklich und konnte es kaum erwarten, ihn wiederzusehen.

Als ich Lena sah, die auf mich gewartet hatte, rannte ich grinsend auf sie zu.

"Erzähl", schrie sie "Erzähl mir alles."

"Ja, also... Er hat mich..."

"Er hat dich geküsst? Nein, oder? Oh mein Gott, Lou!"

"Ja ich weiß, das ist so..."

"Abnormal und geil!"

Ich musste lachen, Lena schien sich fast noch mehr zu freuen als ich.

"Morgen ist der Ball, Lou. Gehst du mit ihm hin oder mit Ivan?"

"Mit Ivan nicht. Elijah hat nicht gefragt."

Lena grinste. "Ja dann gehen wir zusammen hin!" Sie umarmte mich.

"Das wären wir doch sowieso."

Kapitel 10

"Elijah wir die Augen nicht mehr von dir lassen können." Lena betrachtete mich.

Ich hatte mein Ballkleid an und drehte mich vor dem Spiegel. Es sah wirklich schön aus. Lena stellte sich neben mich. Sie trug ein violettes Kleid, dass ihre dünne Figur betonte. Meine Mutter kam in mein Zimmer.

"Ihr seht ja umwerfend aus. Seid ihr fertig?"

Lena nickte. "Dann mal los!"

 

Als Lena und ich uns ein Getränk geholt hatten, stellten wir uns an einen der Tische. Ich suchte Elijah, aber ich sah ihn nicht. Dann erblickte ich Ivan. Er schaute mich mit endlos traurigen Augen an.

Vermisste er mich?  Ich vermisste ihn. Jetzt wo ich ihn sah. Er fehlte mir so sehr.

"Da ist Elijah!" Lena riss mich aus meinen Gedanken.

Sie zeigte in Richtung Eingang. Ich wirbelte herum. Elijahs Blick war auf den Boden gerichtet. Ich starrte zu ihm. Dann hob er langsam seinen Blick und schaute mich direkt an. Ich zuckte zusammen und wandte mich schnell an Lena.

Sie lachte."Jetzt schon die Kontrolle verloren? Er kommt", sie zwinkerte mir zu "versaus nicht."

Dann ließ sie mich alleine stehen. Ich tat so als würde ich etwas in meiner Tasche suchen, aber Elijah lehnte sich trotzdem an den Tisch.

"Hey", begrüßte er mich.

Ich lächelte ihn kurz an.

"Bist du alleine hier?", er sah sich um.

"Nein", sagte ich nur. "Mit wem bist du da?"

"Jemand aus meinem Jahrgang, kennst du nicht", antwortete ich so locker wie möglich.

"Ja, mit wem?"

Ich spürte wie meine Wangen heiß wurden. "Lena."

Er fing an zu lachen.

Schnell sah ich runter, obwohl er schon längst gesehen hatte, dass ich rot angelaufen war. Dann fühlte ich wie jemand mich von hinten mich von hinten packte und von Elijah wegdrehte.

"Ivan!"

"Hey, meine Kleine, ich hab dich schon überall gesucht."

Ich sah ihn entsetzt an. "Was? Ivan du..." doch er hörte mir nicht zu, sondern nahm meine Hand und zog mich mit. Ich blickte zurück zu Elijah, der mir mit einem enttäuschten Blick nachschaute. Ich wollte mich von Ivan losreißen, doch er hielt meine Hand so fest, dass es wehtat.

"Ivan, lass mich los du tust mir weh."

Er blieb stehen, drehte sich um, nahm mein Gesicht in die Hände und presste seine Lippen fordernd auf meine. Ich stemmte meine Hände auf seine Brust und versuchte ihn wegzudrücken, ohne Erfolg.

Als er mich dann endlich losließ, wollte ich mich sofort zu Elijah umdrehen, doch Ivan griff wieder nach meiner Hand.

"Lou, hör mir bitte zu."

Ich sah ihn wütend an. "Warum sollte ich?"

"Bitte, nur kurz, lass mich das Ganze erklären, bitte", sagte er verzweifelt.

Ich sah ihn erwartungsvoll an.

"Okey", fing er an "also das Mädchen mit dem du mich bei der Eisdiele gesehen hast ist nur eine Freundin. Ihre Eltern haben sich gerade getrennt und deswegen war sie bei mir damit ich sie auf andere Gedanken bringe."

Ich fing an zu lachen. "Hat sie keine Verwandten?"

"Ihre Eltern sind gut mit meinen befreundet, meine Eltern haben das vorgeschlagen, weil sie mich auch kennt."

Ich hatte Ivan noch nie so ernst gesehen. Langsam kam ich mir ziemlich dumm vor. "Ivan, also ich...", mir fiel nichts ein, doch Ivan redete weiter.

"Es tut mir wirklich Leid, dass du gedacht hast, ich hätte eine Andere."

Ich musste lächeln. Er entschuldigte sich, obwohl ich das eigentlich hätte tun sollen.

Ivan seufzte. "Lou, ich muss es dir ehrlich sagen, ich liebe dich, ich hab die ganzen letzten paar Tage nur an dich gedacht und...", ich hörte Ivan nur halb zu.

Konnte ich wieder mit ihm zusammen sein, obwohl Elijah so nett zu mir war und mich sogar geküsst hatte?

Ich drehte mich um und blickte zu Elijah. Er stand noch immer am selben Tisch, aber nicht mehr allein. Ein Mädchen stand bei ihm. Sie war blond und älter als ich, womöglich aus seiner Klasse. Ich hatte sie noch nie gesehen. Sie sagte gerade etwas zu Elijah. Er grinste, so wie er vorher mich angegrinst hatte. Und sie wurde rot, genauso wie ich vorher auch. Wut, aber auch Enttäuschung stieg in mir hoch.

Ich wendete mich wieder an Ivan.

"Lou, können wir es nochmal versuchen?", fragte er gerade.

Vor zwei Minuten hätte ich vermutlich noch gezweifelt, jetzt war ich mir allerdings sicher.

"Klar", sagte ich "ich meine, wieso nicht?" Ich lächelte ihn so überzeugend wie möglich an.

Ivans Augen hellten sich auf und er küsste mich. Ich legte meine Arme in seinen Nacken und hoffte, Elijah würde es sehen. Ich hielt Ivan solange bis ich mir sicher war, dass er es gesehen hatte. Dann ließ ich ihn los und blickte in Elijahs Richtung. Das Mädchen war nicht mehr da. Ich nahm Ivans Hand und ging langsam mit ihm an Elijah vorbei. Elijah sah mich und unsere Blicke trafen sich sofort. Sein Blick war kalt, und verletzt. In dem Moment fragte ich mich, ob ich das Richtige getan hatte. Ivan drückte meine Hand fester und ich bekam wieder dieses sichere Gefühl, dass ich bei Elijah nie gehabt hatte.

"Willst du schon wieder gehen?", fragte Ivan. Jetzt bemerkte ich erst, dass ich mich auf den Ausgang zubewegte. Ich blieb stehen. Ich hatte keinen Grund zu bleiben.

"Ja."

"Wieso?"

Ich seufzte. "Weil ich...Ich bin ziemlich müde."

Ivan sag mich besorgt an."Soll ich dich nach Hause bringen oder wirst du abgeholt?"

Bevor ich Ivan antworten konnte, kam Lena auf uns zu.

"Du Lou, ich hab gerade mit meiner Mutter telefoniert, sie könnte uns in zwei Stunden abholen, wäre das okey für dich?"

Ich zeigte mit dem Kopf zu Ivan, der gerade nicht auf uns achtete und Lena verstand sofort.

"Ja gut, dann bis morgen", sie grinste mich an.

Ich verdrehte die Augen. Ivan hatte sich inzwischen wieder an mich gewendet. "Ich bin mit dem Auto da, komm", er legte einen Arm um mich und zog mich nach draußen.

 

Als wir vor meiner Haustür standen, küsste mich Ivan zum Abschied.

Ich blickte ihn traurig an. "Musst du schon wieder gehen?"

Er lächelte. "Willst du, dass ich noch bleibe?"

Ich nickte. "Meine Mutter ist nicht da und..."

"Und du hast Angst allein?" Er lachte.

Dann öffnete er die Tür, hob mich rauf und trug mich rauf in mein Zimmer. Dort setzte er mich aufs Bett.

"Sollen wir jetzt endlich etwas Romantisches machen?"

Ich sah ihn verwirrt an. Ich entdeckte das verlangende Flackern in seinen Augen und wusste was er meinte.

Scheisse Lou, dachte ich, dann ist es jetzt wohl soweit.

"Ivan, ich..." Wenn ich ihm jetzt sagte, dass ich nicht will... Aber ich wollte nicht. Ich erinnerte mich an Elijahs Blick als Ivan mich von ihm wegzog. Ich spürte, wie sehr ich Elijah liebte und wie sehr ich nach ihm verlangte. Ich konnte nicht mit Ivan schlafen, dafür liebte ich Elijah zu sehr.

"Ivan, es geht nicht", sagte ich entschlossen.

"Was", Ivan klang überrascht.

"Es geht nicht. Ich kann nicht."

"Warum?"

Wegen Elijah, ging es mir durch den Kopf.

"Ich fühle mich noch... Irgendwie zu jung. Wir können alles machen, aber nicht das, okey?", ich hoffte, dass Ivan nicht wütend war. Doch er schien eher verletzt und auch enttäuscht.

"Tut mir Leid", ich wusste nicht, was ich sagen sollte.

Ivan sah mich an sagte aber nichts. Ich beugte mich vor und küsste ihn. Er erwiderte den Kuss. Verlangend, und es machte mir irgendwie Angst. Ich schob ihn von mir weg und setzte mich gerade hin. Er legte einen Arm um mich.

"Alles okey, Lou, ich gehe wenn du das willst."

Ich sah ihn mit glasigen Augen an. Ich wusste, dass ich das nicht mehr lange machen könnte. Mit ihm zusammen sein und ihn so sehr anlügen. Ivan stand auf und sagte, als hätte er meine Gedanken gelesen:

"Aber irgendwann wirst du dich entscheiden müssen."

Woher wusste er davon? Von Elijah? Ich schüttelte den Kopf, aber Ivan ging aus meinem Zimmer und schloss die Tür hinter ich. Ich starrte ihm nach, obwohl ich ihn nicht mehr sehen konnte. Tränen stiegen in meine Augen. Ich drückte mein Gesicht ins Kissen und weinte.

 

Ich musste schließlich eingeschlafen sein, denn als ich aufwachte, hatte ich noch immer mein Ballkleid an. Und ich ließ es an. den ganzen Sonntag hatte ich es an. Meine Mutter fragte in paar Mal, ob ich nicht etwas anderes anziehen wollte, aber ich schüttelte immer nur den Kopf. Am Abend aß ich mit meiner Mutter.

"Was ist heute los mit dir?", fragte sie "hat dir der Ball nicht gefallen?"

"Doch, der war toll."

"Bist du allein nach Hause gekommen?"

"Nein", sagte ich "Ivan hat mich begleitet." Ich wusste, dass sie gerne gefragt hatte, was wir noch gemacht hatten und wie lange er noch geblieben war, aber ihr war klar, dass sie darauf sowieso keine Antwort gekriegt hätte. Den ganzen restlichen Abend war ich am Schokolade essen und am Film schauen mit meiner Mutter.

Kapitel 11

 

 Am Montan war Schule. Irgendwie hoffte ich, dass ich Elijah sehen würde. Aber ich wusste gar nicht, was ich ihm sagen sollte. Ich war wieder mit Ivan zusammen. Ich liebte Ivan. Und Elijah liebte ich mehr. Eigentlich war ich nur wieder mit Ivan zusammen, weil ich Elijah mit diesem anderen Mädchen gesehen hatte. Aber ich hatte Ivan auch vermisst.

Ich ging durch den Gang und wollte gerade um die Ecke biegen, als ich Ivans Stimme hörte.

"Lass sie einfach ok?"

"Vergiss es", das war Elijah.

"Wenn du sie noch einmal berührst oder in ihre Nähe kommst, dann kriegst du aufs Maul.", Ivan klang wütend.

"Ich weiß nicht, ob du es bemerkt hast, aber sie mag mich auch. Sehr sogar", beharrte Elijah.

"Sie ist mein Mädchen, also lass sie."

Ich wusste, dass sie über mich sprachen.

"Ich mag sie, ich werde sie nicht in Ruhe lassen."

Elijah mochte mich? Ich konnte aufschreien vor Freunde, tat es aber nicht.

"Wenn du dich noch einmal...", ich hörte das Ivan nahe dazu war, Elijah eine reinzuhauen und ging um die Ecke. Dabei lief ich sofort in Elijah hinein. Ich wich zurück. Er starrte mich an. Ivan griff von hinten nach meiner Hand und wollte mich zu ihm ziehen, doch zugleich griff Elijah nach meiner Anderen. Ich sah Ivan an. Er sah mich an. Dann blickte ich zu Elijah, der mich anstarrte. Ich zuckte zusammen.

"Lou, bitte komm her", Ivan zog an mir, doch ich ich hielt Elijahs Blick stand.

Er sah mich durchdringend an.

"Lou, bitte..." Ivans Stimmt hallte durch meinen Kopf.

Ich konnte meinen Blick nicht von Elijah lassen. Doch plötzlich ließ er meine Hand los und Ivan zog mich schnell an sich. Er schlang seine Arme um mich.

Warum hatte Elijah mich losgelassen? Und warum schaute er mich so an, als hätte ich ihn losgelassen?

"Willst du noch was?", Ivan meinte anscheinend gewonnen zu haben.

"Ivan", ich griff nach seinen Händen und versuchte sie wegzuziehen, doch er hielt mich fest.

Elijahs Blick war immer noch auf mich gerichtet.  

Er schüttelte den Kopf. "Nein...Nein ich will nichts mehr."

"Dann verschwinde", sagte Ivan grob.

Elijah drehte sich um und ging zum Schulausgang.

"Elijah", rief ich "Warte!"

Ivan drehte mich zu sich. "Lou, was soll das? Willst du etwas von dem?"

Ich ignorierte seine Frage, riss mich los und eilte hinter Elijah her. Er hatte inzwischen das Gebäude verlassen.

"Elijah, jetzt warte" ich schrie beinahe.

Er ging durch das Tor und bog ab. Ich bog ebenfalls ab und rannte zum zweiten Mal an diesem Tag in Elijah hinein. Dieses Mal wich ich nicht zurück.

"Elijah ich...", ich war außer Atem und bekam kaum ein Wort heraus.

Er sah mich ernst an. "Lou, was willst du? Du hast es jetzt doch so, wie du es haben willst."

Ich schüttelte den Kopf. "Nein, nein hab ich gar nicht."

"Wieso, du bist doch jetzt mit Ivan zusammen?"

Ich nickte.

"Was willst du dann noch bei mir?"

"Warum hast du mich geküsst, Elijah?", rutschte es mir raus.

Elijah sah mich verwundert an. "Warum ich dich geküsst hab? Ich weiß es nicht, ich musste es tun."

Wieder nickte ich. "Das ist alles?"

"Wie meinst du das?", Elijah sah mich durchdringend an.

"Du hast mich also geküsst, weil du gerade Lust darauf hattest?", meine Stimme zitterte.

Elijah gab mir keine Antwort. Tränen stiegen in meine Augen. Er liebte mich nicht. Ich blickte zu Boden.

"Hey, Lou, was ist denn los?", Elijah wollte seine Hand auf meine Wange legen, doch ich wich zurück. Dann hob ich meinen Blick und sah ihn eiskalt an.

"Ich glaube Ivan sagte, du darfst mich nicht mehr berühren."

Sofort zog Elijah seine Hand zurück. Ich ging an ihm vorbei. Weg von der Schule, weg von Ivan und auch weg von Elijah. Er ging mir nicht nach. Ich spürte seinen Blick in meinen Rücken. Tränen flossen über meine Wangen. Mir wurde schwindelig und ich konnte kaum laufen. Ich hielt mich an einem Baum fest und schloss die Augen. Dann hörte ich wie sich Schritte näherten. Meine Beine ließen nach und ich fiel, doch dann packte ich jemand an den Schultern und hielt mich fest, sodass ich stand.

Ich öffnete die Augen und erblickte Elijah. Ich spürte seine Arme, die mich kräftig festhielten. Ich legte meine Arme um seinen Nacken und zog mich mit der letzten Kraft hoch. Seine Augen schauten in meine. Zum ersten Mal fühlte ich mich sicher bei ihm.

"Darf ich dir zumindest die Tränen aus dem Gesicht wischen?", fragte er.

Ich lächelte. Langsam hob er seine Hand und fuhr damit über meine Wangen. Dann lehnte ich meinen Kopf gegen seine Brust und spürte die die Wärme die von ihm ausging.

"Louise."

Ich schaute auf.

"Ich habe dich nicht geküsst, weil ich gerade Lust darauf hatte, es war weil..."Elijah atmete tief ein. "Ich fühle mich seit ein paar Wochen angezogen von dir. Du bist wie ein Magnet. Sobald ich dich nicht mehr sehe, verlange ich schon wieder nach dir."

Nach einer langen Pause fuhr Elijah fort. "Ich liebe dich Lou, und ich möchte mit dir zusammen sein, ganz dringend."

Ich konnte nichts sagen. Kurz dachte ich träumte, aber dass war real. Die Kraft kehrte in meinen Körper zurück, aber ich bekam trotzdem kein Wort heraus. Ich sah ihn einfach nur an.

Elijahs Blick war ernst. Iich habs schon zu oft versaut, ich lass dich nicht nochmal gehen."

Innerlich explodierte ich.

Hatte er das gerade wirklich gesagt?

Ich lächelte. "Du hast mich nie gehen lassen, Elijah."

Endlich lächelte er auch. Er hob mein Kinn, beugte dich vor und wollte mich küssen, doch genau in diesem Moment rief Ivan hinter mir meinen Namen.

"Lou! Da bist du ja."

Ich wirbelte herum. Er sah mich an.

"Störe ich?", fragte er. Seine Stimme war gefüllt vor Zorn.

"Äh, nein", stotterte ich. Elijah ließ mich los.

"Gar nicht", presste er hervor. "Lou ist kurz schlecht geworden und..."

"Und Elijah hat mich glücklicherweise aufgefangen", beendete ich Elijahs Satz.

Ivan nickte. Ich wusste, dass er mir nicht glaubte.

"Dann gehts dir jetzt wieder besser?", fragte er.

"Ja, es geht schon wieder", antwortete ich schnell, um weiteren Fragen zu entkommen.

"Komm her", Ivan streckte seine Hand zu mir. "Ich fahr dich heim."

Ich ergriff seine Hand, dabei drehte ich mich zu Elijah um. Er lächelte mir zu. dann wurde ich von Ivan mitgezogen.

"Hat er irgendwas mir dir gemacht?" Ivans Ton war besorgt.

Ich schüttelte nur den Kopf. Ich wusste, dass Ivan gesehen hatte, dass wir uns beinahe geküsst hatten. Ich fragte mich nur, warum er noch nett zu mir war?

 

"Soll ich noch mit reinkommen?", fragte Ivan, als wir vor meiner Haustür standen.

"Nein, du musst wieder in die Schule Ivan", ich wollte, dass er ging.

Er lachte. "Okey, wie du willst. Ruf mich an, wenns dir besser geht."

Er nahm mein Gesicht in die Hände und presste seine Lippen auf meine. Zu meiner Verwunderung schmeckte sein Kuss nicht nur nach Liebe. Er schmeckte nach Angst. Mir wurde klar, dass Ivan Angst hatte mich zu verlieren. Aber das hatte er schon. Ich fühlte mich nicht mehr wohl in seiner Nähe, er hatte sich verändert. Als Ivan mich endlich losließ, wollte ich ihm sagen, dass es nicht mehr ging.

"Ivan, also, wegen uns..."

Ivan ließ mich nicht aussprechen.

"Kleine, ich muss jetzt wirklich los", er umarmte mich und eilte zu seinem Auto.

Ich sah ihm traurig nach. Er hatte gewusst was ich hatte sagen wollen. Er wollte mich nicht verlieren. Ich ging kopfschüttelnd ins Haus. Als ich meine Jacke aufhing, fiel ein Stück Papier aus der Jackentasche. Ich hob es vom Boden und faltete es auf. Es stand eine Telefonnummer drauf. Darunter stand: Damit du mich endlich anrufen kannst, Elijah.

Ich lächelte. Ich kannte Elijah seit 5 Jahren und hatte mich nie getraut, ihn nach seiner Nummer zu fragen. Und jetzt hatte er sie mir gegeben. Ich wollte ihn sofort anrufen, doch dann fiel mir ein, dass er Schule hatte. Ich ging hinauf in mein Zimmer. Meine Mutter war nicht daheim. Ich sah auf die Uhr. Elijah hatte gerade Pause. Ich beschloss ihn anzurufen, ohne zu wissen, was ich sagen sollte. Ich tippte zögerlich die Nummer in mein Handy und hielt es dann gegen mein Ohr. Elijah hob sofort ab.

"Hallo?", beim Ton seiner Stimme hüpfte ich schon in die Luft.

"Hey", quietschte ich.

"Lou, bist du das?", fragte er.

"Ja."

Ich hörte ihn lachen. "Gehts dir gut?"

"Ja, gut!"

"Das freut mich. Sag mal, hast du heute noch was vor?"

Ich schüttelte heftig den Kopf obwohl ich wusste, dass er mich nicht sehen konnte.

"Nein", ich grinste über mein ganzes Gesicht.

"Dann... Holst du mich nachher von der Schule ab?"

Ich lachte. "Ich soll dich abholen?"

Er lachte auch. "Bis gleich, Lou!"

 

Als ich bei der Schule aus dem Bus stieg, stand Elijah schon vor mir. Er lächelte mich an. Ich blickte unsicher herum, um mich zu vergewissern, dass Ivan nicht da war. Elijah bemerkte es.

"Keine Sorge, er ist nicht mehr da."

Ich lächelte.

"Liebst du ihn, Lou?"

Ich zögerte. "Er hat Angst mich zu verlieren", sagte ich.

Er nickte. "Davor hätte ich auch Angst."

Ich sah ihn verträumt an. Elijah nahm meine Hand. Ein Stück liefen wir schweigend nebeneinander.

"Das heißt, ihr seid noch immer zusammen?", fragte er nach einer Weile.

"Ja, ich wollte ihm vorher sagen, dass es nicht mehr geht, aber er ließ mich nicht ausreden. Ich denke er wusste, was ich sagen wollte."

Elijah drückte meine Hand. "Das weiß er schon länger, Lou."

Ich sah zu ihm hoch. Seine eisblauen Augen waren auf mich gerichtet. Ich wollte ihn küssen, ihm zeigen, dass ich ihn liebte. Ich stellte mich auf Zehenspitzen und küsste ihn. Er erwiderte den Kuss sofort. Er nahm mein Gesicht in die Hände und Zog mich weiter rauf. Es war ein wundervoller langer Kuss. Als Elijah mich schließlich losließ, blieben unsere Blicke aneinander hängen. Er lächelte. Ich lächelte zurück.

"Gehen wir noch ein Stück?", fragte er schließlich.

Ich nickte.

 

Elijah brachte mich noch zurück zum Bus.

"Wir sehen uns morgen, Lou", verabschiedete er sich von mir.

"Ja", ich lächelte ihn an.

Er beugte sich vor und hauchte mir einen Kuss auf die Wange, dann stieg ich ein. Ich war so glücklich. Mit Elijah. Würde Ivan jemals loslassen können? Ich beschloss morgen in der Schule mit ihm zu reden.

 

 

 

 

Kapitel 12

Ich wartete beim Schuleingang. Ivan betrat als einer der Letzten den Schulhof.

Als er sah, dass ich auf ihn zulief, grinste er.

"Na, meine Kleine, hast du mich so vermisst?"

"Ivan ich muss mit dir reden", sagte ich ohne auf seine Frage zu antworten.

"Natürlich, jetzt gleich?"

Ich nickte. "Ja", fing ich an. "Es geht um uns Ivan, ich glaube, das mit uns das geht nicht mehr", die Worte fielen mir schwer. Ivans Blick verdunkelte sich.

"Es ist so Ivan", fuhr ich mit gedämpfter Stimme fort "Ich mag dich, aber... Nicht mehr so wie früher."

Ich sah ihn an. Seine Augen funkelten. Er griff nach meinem Gesicht und presste seine Lippen auf meine. Ich ließ es geschehen. Es hatte keine Sinn mich zu wehren. Als er bemerkte, dass ich keinerlei Anstalten machte den Kuss zu erwidern, ließ er mich los. Jetzt war Angst in seinen Augen zu lesen.

"Ivan es tut mir Leid.", mit diesen Worten drehte ich mich um und wollte gehen doch Ivan packte meine Hand.

"Lou! Ich kann nicht leben ohne dich!", rief er verzweifelt.

"Du musst Ivan", sagte ich entschlossen.

Ivan ließ meine Hand los und ich ging in die Schule. Ich lief durch den Gang an Ivans Klasse vorbei und hoffte, Elijah würde rauskommen. doch das tat er nicht.

Aber dann kam Eliajh mir plötzlich entgegen. Als er mich sah hielt er kurz Inne, dann kam er mit großen Schritten auf mich zu. Ich starrte ihn nur an ohne etwas zu sagen.

"Alles okey Lou?", fragte er.

Ich schüttelte den Kopf. "Ich hab gerade mit Ivan mit Ivan geredet. Er... Er kann nicht ohne mich hat er gesagt."

Elijah sah mich verwundert an. "Liebst du ihn noch?"

"Nein", sagte ich sofort, ohne mir so sicher zu sein. "Nein, dass hab ich ihm gesagt, aber dann...", erneut schüttelte ich den Kopf. "Er kann nicht ohne mich."

Elijah strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Das wird schon wieder, Louise, glaub mir."

Ich lächelte schwach. Ich liebte es wenn er meinen vollen Namen aussprach. Elijah zog mich an sich und küsste meine Stirn. Ich blickte zu ihm hoch. Er sah nachdenklich aus und blickte über mich drüber. Dann bemerkte er, dass ich ihn anschaute, senkte seinen Blick und lächelte mich an. Verlangend legte ich meine Arme in seinen Nacken, zog ihn zu mir runter und küsste ihn. Seine Hände glitten über meinen Rücken hinunter zu meiner Taille. Ich strich mit den Fingern durch seine strohblonden Haare. Am liebsten hätte ich ihn nie wieder losgelassen, doch dann hörte ich wie die Schultür zufiel. Ich ließ von Elijahs Lippen los. Er sah mich verwundert an.

"Was ist denn?" Ich sah zur Seite und erblickte die Person die hereingekommen war. Sie schaute direkt in unsere Richtung. Es war Ivan. Ich ließ Elijah sofort los und schob ihn von mir weg.

"Ja dann, danke Elijah", sagte ich peinlich berührt und zeigte Elijah mit dem Kopf er solle gehen. Dann ging ich langsam zu Ivan und sah ihn an. Sein Blick war düster. Ich hatte ihn noch nie zuvor so wütend gesehen und bekam Angst. Nicht um mich, um Elijah. Ich wusste, dass Ivan Elijah in diesem Moment liebendgern zusammengeschlagen hätte.

"Ivan, bitte...", gab ich flüsternd von mir.

"Wie lange geht das schon, Lou?", fragte Ivan. Der harte Unterton in seiner Stimme war nicht zu überhören.

"Was meinst du?", fragte ich, obwohl ich genau wusste, was er meinte. Ich sah ihn so unschuldig wie möglich an.

"Dass du Elijah gern hast, weiß ich schon länger, aber ich hätte nie von dir erwartet, dass du das alles hinter meinem Rücken durchziehst."

Ich blickte zu Boden. "Tut mir Leid, Ivan, ich wollte es dir schon länger sagen, aber ich konnte nicht.

"Wieso nicht?", fragte er vorwurfsvoll.

"Jedes Mal, als ich es dir erklären wollte, bist du weggangen."

"Dann erklärs mir jetzt Lou", forderte er mich auf.

Ich schaute ihn an.

"Erklärs mir", sagte er nocheinmal.

"Ivan, also es ist so..." stotterte ich, "also ich, ich...", ich wusste genau was ich sagen wollte, aber plötzlich war ich mir nicht mehr sicher, ob es die Wahrheit sein würde.

"Ist es so schwer, mir zu sagen, dass du mich nicht mehr liebst?" Ich hörte den Spott in seiner Stimme.

Ich nickte kurz.

Ivan packte meine Schultern. "Sag es mir, Lou."

"Es geht nicht, Ivan", ich blickte zu Boden. Ich konnte ihm nicht in die Augen schauen.

"Ich weiß, dass du es schon früher sagen wolltest, warum hast du es nicht getan?"

Plötzlich bemerkte ich, dass ich nicht mehr das selbstsichere Mädchen war. Vor ein paar Wochen wäre es mir nicht schwer gefallen, es Ivan zu sagen. Doch jetzt bekam ich kein Wort heraus. Schnell schlüpfte ich durch die Tür hinaus ins Freie. Ich hörte wie Ivan mir folgte.

"Lou, jetzt warte", rief er, doch ich nahm seine Stimme kaum wahr. Ich ging so schnell wie ich konnte. Ich rannte nicht. Ich wusste, dass Ivan mich einholen würde. Ich war inzwischen am Ende des Schulhofs angelangt, als er von hinten nach meiner Hand griff. Ich wirbelte herum.

"Lou, mir ist klar was du sagen willst, aber ich will es aus deinem Mund hören."

Ich blickte ihn an. "Willst du das? Das, was ich dir sagen will?" fragte ich gereizt.

"Nein natürlich nicht", Ivan schüttelte den Kopf. "Ich verstehe nicht warum..."

"Weil ich es auch nicht weiß", unterbrauch ich ihn.

In dem Moment wurde mir klar, dass ich ihn noch liebte. Ja, ich liebte Ivan noch. Und zwar sehr.

"Ich, ich liebe Elijah, wirklich, aber dich... Dich liebe ich auch."

Ivans Augen weiteten sich auf.

"Ich wollte dir wirklich sagen, dass ich dich nicht mehr liebe aber jetzt... es wäre gelogen Ivan."

Ich blickte zu Boden.

"Und doch wirst du Elijah nicht aufgeben", ich hörte die Traurigkeit in seiner Stimme und doch schüttelte ich heftig den Kopf.

"Aber ich werde dich auch nicht aufgeben, Lou", mit diesen Worten drehte er sich um und ging.

Jetzt erst sah ich hoch. Ivan lief mit großen Schritten zum Gebäude zurück. Plötzlich erschrak ich. Wenn Ivan Elijah erzählen würde, was ich gesagt hatte... Ich dachte nicht weiter darüber nach.

"Ivan!" Er drehte sich um. Ich eilte auf ihn zu.

Als ich bei ihm war, war ich völlig außer Atem. "Ivan, du..."

"Keine Sorge, Lou, ich werds ihm nicht sagen", unterbrauch er mich.

Ich lächelte ihn keuchend an. "Okey."

 

Am Abend rief mich Lena an.

"Lena!"

"Lou!"

"Wie gehts dir?", fragte ich sofort.

"Gut, wir haben ja wenig geredet in letzter Zeit. Du bist jetzt mit Elijah zusammen, oder?"

Ich seufzte. "Ja, und was ist mit dir, du musst doch wiedr einmal jemanden haben?"

"Ja, es gibt da einen Typen..."

Ich lachte. "Wer?"

"Nicht so wichtig, und Ivan, bist du jetzt ganz über ihn hinweg?", wechelte sie das Thema.

Ich wunderte mich warum sie keinen Namen nannte und warum sie auf Ivan kam.

"Ich weiß es nicht", antwortete ich ihr. "Ich glaube nicht."

"Oh", ihre Stimme klang angespannt.

"Jetzt sag schon wer es ist, Lena!", rief ich neugierig.

"Meine Mutter ruft mich, bis dann", Lena legte auf.

Ich starrte auf mein Handy. Was war das denn? Warum hatte sie es nicht verraten wollen? Ihre Eltern waren nicht mal zuhause, fiel mir ein. Lena lügte mich an, aber ich verstand nicht wieso.

 

Am nächsten Tag war Lena nicht im Bus, auch in der Schule ging sie mir aus dem Weg. Während der Stunde bekam ich eine Sms von Elijah. Er schrieb, er warte in der Aula auf mich. Ich sagte meinem Lehrer ich müsste auf die Toilette und verließ den Klassenraum.

Als Elijah mich sah grinste er. "Na, Lou, alles ok?"

Ich nickte abwesend. Ich machte mir Sorgen um Lena. Elijah ignorierte meine geistige Abwesenheit und nahm meine Hand. Er zog mich in den hinteren Teil des Ganges, wo mich das erste Mal geküsst hatte. Er drückte mich sanft gegen die Wand, beugte sich vor und küsste mich. Seine Hände tasteten langsam zu meinen und fingen an mit meinen Fingern zu spielen. Ich musste lachte und öffnete dabei leicht den Mund, wodurch Elijah ohne Probleme seine Zunge in meinen Mund führen konnte. Ich spürte dieses Kribbeln im Bauch.

Wie ich diesen Moment liebte. Elijahs Hände ließen langsam meine los und fassten an meinen Beckenrand, wodurch mein T-Shirt leicht nach oben geschoben wurde. Bei der Berührung seiner Hände auf meiner Haut zuckte ich zusammen, doch Elijah achtete nicht darauf und drückte mich fester gegen die Wand. Er selbst kam ebenfalls näher, sodass sich unsere Körper berührten. Ich genoss seine Nähe und legte meine Hand in seinen Nacken, mit der Anderen hielt ich seinen Arm fest. Elijah ließ von meinen Lippen los und begann mich am Hals entlang zu küssen. Jetzt konnte ich mich nicht mehr zurückhalten und stieß einen leisen Schrei aus. Plötzlich kniff mich Elijah in meine Seite und ich schrie nochmals, nur lauter.

Er lachte. Ich drückte ihn von mir weg und schlüpfte schnell unter seinen Arm durch, doch er war schneller und packte mich von hinten, drehte mich wieder zu ihm und sah mich warnend an.

"Was sollen denn ale denken, was wir hier machen, wenn du so herumschreist?" Sein Blick war ernst, doch ich sah das Blitzen in seinen Augen. Ich lächelte. Er schob mich nach hinten in eine Ecke. sodass ich keinen Ausweg hatte und grinste mich an.

Ich blickte verlangend auf seine Lippen. Dann grinste ich zurück.

"Was willst du?"

"Du weißt genau, was ich will", antwortete er mit rauer Stimme.

Kurz hielt ich Inne, dann presste ich verlangend meine Lippen auf seine. Plötzlich ertönte die Pausenglocke und Schüler strömten aus allen Türen.

Elijah lachte. "Das werden wir wohl nachholen müssen, denn jetzt werde ich dich verlassen."

"Ich vermisse dich jetzt schon", gab ich sarkastisch zurück, doch es klang ziemlich ernst. Elijah lächelte und verbeugte sich.

"Wenn immer du nach mir verlangst, werde ich da sein, meine Prinzessin." 

Kapitel 13

Nach der Schule beschloss ich mit Lena zu reden. Ich folgte ihr auf dem Schulhof.

"Lena, warte", rief ich hinter ihr her, doch sie drehte sich nicht um.

"Lena", rief ich nocheinmal.

Wieder ignorierte sie mich. Leichte Wut stieg in mir hoch. Inzwischen war ich bei ihr angelangt und klopfte auf ihre Schulter.

Sie wirbelte herum. "Lou, musst du mich so erschrecken?"

Ich zuckte erschrocken zusammen. "Ja, tut mir Leid, ich hab dich gerufen, aber du hast mich ignoriert, was ist eigentlich los?"

"Ich war nur mit Gedanken woanders", redete sich raus.

"Was war denn?" Ich atmete tief durch, um nicht auszurasten. "Du bist mir den ganzen Tag aus dem Weg gegangen, obwohl ich nichts gemacht hab, und du erzählst mir nicht einmal, wer dein neuer Typ ist?"

Lena schüttelte den Kopf und schaute zur Seite. Ich folgte ihren Blick und erkannte Ivan, der mir direkt in die Augen sag.

"Lou, komm mal her"; rief er.

Ich stapfte zu ihm. "Dauert es lang? Ich rede gerade mit Lena", sagte ich.

"Sieht nicht so aus", er zeigte mit dem Kopf in die Richtung aus der ich gekommen war.

Ich schaute über die Schulter. Lena verließ gerade das Schulgelände ohne sich ein einziges Mal umzudrehen. Ich wandte mich wieder an Ivan.

"Ich muss los."

"Nein, musst du nicht, du bleibst noch hier."

"Nein, ehrlich, ich muss zum Bus und..."

Ivan griff nach meiner Hand.

"Lou, dein Bus fährt erst in zehn Minuten", sagte er grinsend.

Ich seufzte. Mir fiel keine andere Ausrede mehr ein. Ich lächelte und sah zum Schuleingang, wo gerade Elijah herauskam. Ivan hatte ihn auch bemerkt und ließ meine Hand sofort los. Dafür war ich ihm unendlich dankbar. Ich starrte zu Elijah. Als er mich sah, lächelte er, dann sah er Ivan, der seiner Meinung nach mir zu nahe war, denn sein Blick verdunkelte sich. Ivan machte einen Schritt von mir weg.

Ich blickte ihn fragend an. "Warum?"

"Ich will nur, dass du glücklich bist", sagte er noch, bevor Elijah es hören konnte. Jetzt starrte ich Ivan an. Dann legte Elijah seine Hand auf meine Wange und drehte mein Gesicht zu sich und blickte mich kurz durchdringend an. Dann schlang er seine Arme um meinen Oberkörper, sodass wir beide in Ivans Richtung schauten. Ivan seufzte. Ich sah die Traurigkeit in seinen dunklen Augen. Am liebsten wäre ich zu ihm gegangen und hätte ihn getröstet, doch das ging jetzt nicht, denn Elijah hielt mich fest. Ivan drehte sich langsam um, ohne aufzuhören mich anzustarren. Ich konnte diesem Blick kaum widerstehen. Ich musste mich zurückhalten mich nicht sofort von Elijah loszureißen und hinter Ivan herzurennen. Doch inzwischen hatte Ivan den Schulhof verlassen.

"Der steht ja wohl noch ziemlich auf dich", lachte Elijah.

"Was ist daran so schlimm?", fragte ich wütend. "Hast du Angst, dass ich zu ihm zurückgehe?", plötzlich erschrak ich über meinen Ton. Schnell nahm ich die Hand vor den Mund.

"Lou, du magst ihn doch nicht mal, wieso...", ich blickte Elijah dunkel an, weshalb er nicht weiter sprach.

"Ach, du magst ihn also doch?"

"Ist das verboten? Ja, ich mag ihn und wenn das für dich nicht okey ist, dann suche dir eine andere Freundin", giftete ich ihn an.

Elijah hob die Hände in die Luft. "Lou, was ist los mit dir? Ich hab dir doch niemlas verboten, Ivan gern zu haben?"

Ich ignorierte seinen liebevollen Ton. "Glaubst du, ich hab nicht bemerkt wie du ihn vorher angeschaut hast?"

Elijah schüttelte den Kopf ohne mir eine Antwort zu geben.

"Mann, könnt ihr nicht einfach wieder gut miteinander sein, so wie früher?", rief ich.

Elijah lachte kalt. "Wie stellst du dir das vor? Lou, wir lieben beide das gleiche Mädchen, das kann doch niemals eine Freundschaft werden."

Ich wusste, dass er Recht hatte.

"Aber warum ist dir das so wichtig?" Elijah sah mich fragend an.

"Was? Ja, also...ich...", diese Frage hatte ich nicht erwartet. "Weil er... naja, er, also er ist ein guter Freund von mir und es wäre einfacher, wenn ihr euch vertragen würdet", antwortete ich stockend. Innerlich hoffte ich, dass er nicht merken würde, dass ich lügte.

Doch Elijah nickte nur kurz. "Machen wir heute noch etwas zusammen?"

Ich schaute auf die Uhr. Eigentlich wollte ich ja hinter Ivan her, aber das würde wohl nicht mehr möglich sein.

"Ja, aber ich habe ziemlich viel Hausübung...", ich sah ihn hoffnungsvoll an.

Er grinste. "Du willst, dass ich dir helfe?"

Ich lachte. "Wenn du Zeit hast?"

"Ich sagte doch, ich komme wann immer du nach mir verlangst", Elijah griff nach meiner Hand.

 

"Ich hol noch schnell mein Zeug von oben", sagte ich, als wir bei mir ins Haus gingen.

Als ich wieder runter kam, saß Elijah auf dem Sofa. Ich setzte mich zu ihm.

"Also, Prinzessin, was verstehst du nicht?"

"Alles", gab ich kleinlaut von mir.

Elijah lächelte. Ich wollte mich vorbeugen und ihn küssen, doch er wich zurück.

"Für jede Aufgabe, die du richtig machst, darfst du mich küssen."

Ich grinste. "Okey, du willst also keinen einzigen Kuss bekommen?"

"Willst du damit sagen, ich sei ein schlechter Lehrer?"

"Vielleicht..." Elijah lachte und begann zu erklären. Ich konnte mich schlecht konzentrieren. Ich liebte Elijah sosehr, und doch log ich ihn an. Aber ich wollte ihn nicht verlieren.

"Richtig", sagte Elijah, als ich eine Aufgabe richtig beantwortet hatte.

Er sah mich an. Seine eisblauen Augen. Er nahm mein Gesicht in die Hände und gab mir einen sanften Kuss auf die Lippen.

Plötzlich klingelte es. Ich drückte Elijah zart von mir weg und stand auf. Ich verließ das Wohnzimmer und ging durch den Gang zur Tür und öffnete sie.

"Ivan!"

"Hey, Lou", seine Augen leuchteten.

Ein warmes Gefühl machte sich in mir breit. Ich lächelte ihn an.

"Ich bin gerade vorbeigefahren und..."

"Lou, kommst du wieder?", ertönte Elijahs Stimme auf dem Wohnzimmer.

Ich drehte mich um. Elijah schaute um die Ecke.

"Ivan, was tust du hier?"

Ivans Blick verdunkelte sich.

"Elijah, also ich...", er sah mich an. "Ich kann auch wieder gehen..."

Ich schüttelte heftig den Kopf. "Nein, komm einfach rein."

Ich zog die Tür weiter auf und Ivan betrat zögernd das Haus. Elijah sah mich fragend an, doch ich ignorierte ihn und schob ihn zurück ins Wohnzimmer.

"Setzt euch schon mal hin, ich hol nur schnell was zu essen", ich zog die Tür zu, sodass sie nur noch einen Spalt weit geöffnet war und lauschte gespannt.

"Glücklich mit Lou?", das war Ivan.

"Ja, sie ist wirklich wunderbar."

"Das ist sie."

"Du liebst sie noch oder?", ich hörte die Reizbarkeit in Elijahs Stimme.

"Ich will nur, dass sie glücklich ist. Sie hat dich immer geliebt, verletz sie nicht", sagte Ivan ernst.

"Ich könnte sie nie verletzten", als Elijah das sagte wurde mein Herz warm.

"Ich finde wir sollten Freunde sein. Der Krieg um das Mädchen hat doch keinen Sinn", schlug Elijah vor.

"Sie hat dir das gesagt oder?", Ivan lachte.

Anscheinend kannte er mich besser als dass ich dachte.

"Du kennst sie besser als ich", sprach Elijah meine Gedanken aus.

"Aber sie hat Recht", sagte Ivan "lass und das einfach vergessen."

In dem Moment realisierte ich mich, dass ich wieder dieses Problem hatte, dass ich mich nicht entscheiden konnte.

"Wenn wir gerade über sie reden, wo bleibt sie überhaupt?", fragte Elijah.

Ich rannte in die Küche und griff nach einer Chipstüte. Damit ging ich zurück ins Wohnzimmer und tat so, als hätte ich nichts mitbekommen. Beide sahen mich lächelnd an. Ich lächelte berührt zurück. Ich war so glücklich.

"Was ist?", ich sah sie verwundert an.

Elijah stand auf und legte einen Arm um mich.

"Wir haben gerade beschlossen, dass wir uns verstehen werden, auch wenn es nicht einfach wird", sagte er mit einem Seitenblick auf Ivan.

"Ehrlich?", quietschte ich.

"Ja klar, Lou", lachte Ivan. Seine Augen funkelten amüsiert.

"Ich geh dann wieder mal, ihr habt sicher noch viel zu tun", er stand auf.

Bevor ich ihm widersprechen konnte konnte hatte Elijah schon wieder das Wort ergriffen.

"Ja stimmt, wir sehen uns."

Ich begleitete Ivan zur Haustür. Dort drehte er sich nochmals um.

"Ich hoffe, dass ich dich bald wiedersehe, Lou", sagte er mit gedämpfter Stimme.

Ich lächelte. "Spätestens morgen in der Schule", antwortete ich lachend.

Ich sah ihn verlangend an. Am liebsten hätte ich ihn geküsst, doch Elijah saß im Raum nebenan.

"Vielleicht auch schon früher", flüsterte Ivan.

Ich sah ihn verwirrt an. Dann beugte er sich vor und hauchte mir einen Kuss auf die Wange. Er nahm meine Hand und drückte mir ein Stück Papier gegen die Handfläche. Sobald ich es ergriffen hatte ließ Ivan meine Hand los und verließ schnell das Haus. Ich starrte ihm nach. Plötzlich legte jemand die Hände auf meine Schultern. Ich zuckte zusammen.

"Lou, ich bins nur", lachte Elijah. Schnell ließ ich das Stück Papier in die Hosentasche gleiten, dann drehte ich mich um.

"Ich schätze mal, du hast keine Lust mehr auf Hausaufgaben", behauptete er.

Ich grinste. "Du auch nicht?"

Er schüttelte den Kopf. "Aber ich war schon eintoller Lehrer, oder?"

Während er das sagte, beugte er sich vor, doch kurz bevor seine Lippen meine berührten, flüsterte ich.

"Bild dir mal nichts ein, ja?"

Kurz starrten wir uns an, dann lachte er.

"Wie bitte?" Er packte mich und trug mich rauf in mein Zimmer. Dort setzte er sich aufs Bett. Ich blieb auf seinem Schoß sitzen und lehnte meinen Kopf gegen seine Schulter. In dem Moment dachte ich an Lena und seufzte.

"Was ist?" Elijah hatte es bemerkt.

"Nichts, also, ich dachte nur gerade an Lena."

"Was ist mit ihr?"

Ich erzählte ihm alles, dass sie mir nicht sagen wollte, auf wen sie stand.

Ich erklärte ihm detailweise unser Telefongespräch, außer, dass ich mir nicht sicher war, ob ich über Ivan hinweg war ließ ich weg. Als ich fertig war, hob Elijah verwundert die Augenbrauen.

"Sie hat dich also gefragt, ob du über Ivan hinweg bist?"

Ich nickte. Bitte frag nicht was ich geantwortet hab, flehte ich.

"Also ich denke, so weit ich mich mit Frauen auskenne", hob er an "dass es Ivan ist."

Mir stockte der Atem. Ich sah ihn erschrocken an.

"Ivan?"

Elijah nickte.

Lena stand auf Ivan? Jetzt wo ich darüber nachdachte, war es ziemlich eindeutig. Mir war es nur nicht aufgefallen, weil ich selbst mit ihm beschäftigt gewesen war. Deswegen hatte Lena es mit nicht gesagt.

Was sollte ich jetzt bloß tun?

"Ich würde ihr vorerst nichts sagen, sie soll zu dir kommen", beantwortete Elijah meine Frage.

Ich konnte nur nicken. Ich war geschockt. Ich liebte Ivan. Lena liebte Ivan. Aber Ivan liebte mich. Ich wusste, dass er Lena kaum kannte. Für ihn war sie nur eine Freundin von mir. Er hatte auch nie Interesse gehabt, mehr über sie zu erfahren.

"Warte ein paar Tage, Lou, ich bin mir sicher, dass sie mit dir darüber reden wird", riss Elijah mich aus den Gedanken.

Ich lächelte und legte meinen Kopf in den Nacken, sodass ich in Elijahs eisblaue Augen sah. Wie ich diese Augen liebte. Und auch, wie sie mich anschauten. Mein Blick fiel auf seine Lippen. Ich wollte Elijah küssen. Ich hatte plötzlich das starke Verlangen danach. Ich merkte, dass Elijah mich ansah und hob meinen Blick wieder. Ich streckte mich und küsste ihn zärtlich. Seine Lippen fühlten sich trocken an. Er erwiderte den Kuss und ich genoss es. Seine Nähe, die Wärme die er ausstrahlte.

Doch dann schob er mich sanft weg.

"Was ist?", fragte ich leise.

Er grinste. "Küssen geht nicht so gut wenn du mit dem Rücken zu mir sitzt."

Ich grinste zurück und versuchte mich umzudrehen, doch das fiel mir schwerer als erwartet. Elijah packte mich an der Taille, drehte mich um und zog mich ein Stück weiter zu sich. Ich spürte die Erregung an meinem ganzen Körper. Ich nahm Elijahs Gesicht in die Hände und presste meine Lippen auf seine. Kurz saß er ganz still, also ob er sich vergewissern wollte, dass ich ihn wirklich küsste, aber dann entspannte er sich. Er öffnete langsam den Mund, drängte seine Zunge in meinen und forderte meine Zunge zu einem Tanz auf. Ich krallte mich an seine Schultern. Bei der Berührung unserer Zungen zog ich ihn noch näher an mich. Das Kribbeln  in meinem Bauch wurde immer stärker. Ich spürte wie Elijah seine Hände auf meinen Rücken legte und mein T-shirt vorsichtig nach oben zog. Ich erwartete, dass er es noch weiter rauf ziehen würde, doch er ließ seine Hände auf meinem Rücken liegen. Sie waren eiskalt und ich zuckte zusammen, wodurch ich von seinen Lippen losließ. Elijah fing an zu lachen.

"Tut mir Leid Prinzessin, meine Hände sind so kalt."

"Ja, allerdings", schnell nahm ich seine Hände und hielt sie fest.

Plötzlich war ich schrecklich müde, obwohl es erst 6 Uhr war.

"Elijah, ich...ich bin total müde."

Er sah mich nachdenkend an. "Soll ich gehen?"

"Nein", ich schüttelte heftig den Kopf. Er hatte diese Aussage ganz falsch verstanden.

"Ich bin eben nur müde."

Elijah blickte mir liebevoll in die Augen. "Dann leg dich hin, komm her", er rückte ein Stück von mir weg, sodass ich meinen Kopf in seinen Schoß legen konnte.

"Bleibst du noch?", fragte ich, sobald ich mich hingelegt hatte.

Er lächelte. "Ich hab wohl keine andere Wahl."

Er beugte sich zu mir runter und küsste meine Stirn. "Schlaf gut, Prinzessin."

Kapitel 14

"Lou", Elijahs Flüstern weckte mich.

Langsam öffnete ich meine Augen.

"Jemand ist heimgekommen."

"Ja", antwortete ich locker. "Wird meine Mutter sein."

"Weiß sie das mit uns?" Elijah klang angespannt.

Jetzt verstand ich erst was er meinte. Er und meine Mutter kannten sich kaum. Sie hatte ihn vor einem Jahr ungefähr das letzte Mal gesehen. Und außerdem hatte ich ihr auch nichts erzählt.

"Nein, aber...", in dem Moment öffnete sich meine Zimmertür und meine Mutter steckte den Kopf herein.

"Louise ich bin zuhause...", als ihr Blick auf Elijah fiel verstummte sie.

Ich setzte mich auf. Meine Mutter lächelte ihn an.

"Elijah richtig?"

Elijah erwiderte ihr Lächeln. "Richtig", er stand auf und reichte ihr die Hand.

"Elijah", sie schüttelte seine Hand, "schön dich endlich besser kennenzulernen, da hast du mir wohl einiges verschwiegen Lou", endete sie mit dem Blick auf mich gerichtet.

"Nachher Mama, okey?", ich warf ihr einen Kussmund zu und sie schloss die Tür wieder.

Elijah grinste mich an.

"Gott, ich bin echt eingeschlafen", ärgerte ich mich. Es war mir irgenwie unangenehm, dass ich geschlafen hatte obwohl Elijah da war.

"War schön dir zuzusehen", sagte er.

Ich lächelte. Elijah machte Anstalten zu gehen.

"Musst du schon gehen?", fragte ich verwundert.

"Lou, es ist nach zehn, es wird langsam Zeit."

Ich nickte und stand auf. Kurz wurde mir schwindelig und ich wäre fast zurück aufs Bett gefallen, aber Elijah fing mich auf.

"Langsam, Prinzessin", lachte er.

Wieder blickte ich in diese wunderschönen Augen. Ich konnte nie genug davon kriegen. Hand in Hand gingen wir hinunter zur Haustür. Am liebsten hätte ich gehabt, er wäre die ganze Nacht geblieben, dass ich in seinen Armen die ganze Nacht verbracht hätte. Elijah wendete sich an mich und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

"Bis morgen, Lou", er hauchte mir einen Kuss auf die Lippen, dann ging er.

 

Ich setzte mich zu meiner Mutter ins Wohnzimmer.

"Erzähl mal", forderte sie mich auf.

Ich lächelte. "Ich liebe ihn Mama, schon ewig!"

Sie schaute mich verwirrt an. "Was ist denn mit Ivan?"

Ich blickte zu Boden. Langsam fing ich an zu erzählen was passiert war, dass Ivan mich noch liebte verschwieg ich allerdings. Als ich geendet hatte runzelte meine Mutter die Stirn.

"Und Elijah kennst du schon lange nicht?"

 "Ja, fünf Jahre", sagte ich.

"Dann hoffen wir, dass es lange haltet", sie umarmte mich.

"Ich geh jetzt rauf okey?" Ich gab ihr einen Gutenachtkuss und ging dann nach oben.

Als ich mich umzog, fiel plötzlich ein Stück Paier aus meiner Jeans. Dann erinnerte ich mich. Ivan. Ich hatte es komplett vergessen. Ich hob den Zettel vom Boden und faltete ihn auf.

-Ich warte im Garten auf dich- stand darauf, darunter stand Ivans Name. Ich spürte leichte Aufregung in meinem Bauch. Ich öffnete die Balkontür und trat hinaus. Von hier konnte ich den Garten von oben sehen. Ivan war nicht da und in dem Moment fragte ich mich, ob er überhaupt solange gewartet hatte.

Oder meinte er einen anderen Garten? Ein kühler Wind fegte und ich zitterte vor Kälte. Jetzt bemerkte ich erst, dass ich gar keine Hose anhatte und floh schnell zurück in mein warmes Zimmer, um mir was anzuziehen. Ich schlüpfte schnell in eine Leggings und zog einen Pulli über den Kopf. Damit schlich ich leise die Treppe hinunter und schlüpfte in meine Chucks. Vorsichtig schloss ich die Tür hinter mir und ließ den Schlüssel in meine Hosentasche gleiten.

 

Ich lehnte mich gegen die kleine Birke, die am Rand des Gartens stand. Nach fünf Minuten war Ivan noch immer nicht aufgetaucht.

Wo blieb er nur? Ich machte mir Sorgen. Als er nach einer Viertelstunde immer noch nicht da war, wurde mir kalt. Ich gähnte und wollte wieder hineingehen, doch dann hörte ich Fußstapfen im hinteren Teil des Gartens und erkannte Ivan.

"Ivan", rief ich glücklich.

Er war dunkel gekleidet, wie schon am Nachmittag.

Hatte er tatsächlich den ganzen Abend hier gewartet?

"Hey Lou." Seine Stimme.

Ich war sofort wieder hellwach. "Warum bist du jetzt erst gekommen?", fragte ich immer noch zitternd.

"Ich wollte schauen wie lange du wartest", sagte er lächelnd. "Ist dir so kalt?"

Ich nickte. "Weißt du, wie lange ich hier schon warte?"

"Ja", antwortete er grinsend. Dann zog er seine Jacke aus und hielt sie mir hin. Ich drehte mich um und schlüpfte mit den Armen rein.

Als ich fertig war drehte Ivan mich wieder zu sich. Er küsste meine Stirn und meine Wangen. Dann legte er seine Hände auf meine kalten Wangen und hob mein Gesicht nach oben. Ich sah ihm in die Augen. Zögernd beugte sich Ivan runter und küsste meine Lippen, doch ich wich zurück.

"Ivan, das kann ich doch nicht tun", sagte ich leise.

"Wieso nicht?", fragte er verwundert.

"Das weiß ich selbst nicht genau aber...", ich war verzweifelt.

"Aber", hakte er nach.

"Ich wünschte ich könnte, aber ich will Elijah nicht anlügen sowie..."

"So wie du mich angelogen hast", beendete Ivan meinen Satz.

Ich nickte, ohne ihm in die Augen zu schauen.

"Weißt du, es war ein Fehler dich anzukügen, und ich will den gleichen Fehler nicht nocheinmal machen."

"Heißt das, dass wir nie wieder zusammen sein können?"

"Ich weiß es..."

"Nein, können wir nicht", unterbrach mich Ivan "Lou, du musst gar nicht versuchen es anders zu sehen, es geht nicht."

Sein Blick war verletzt. Ich schüttelte den Kopf, aber brachte kein Wort heraus. Meine Kehle war zugeschnürt und ich hatte Tränen in den Augen. Ich wollte ihn an mich reißen und ihn nie wieder loslassen. Ihm zeigen, dass ich ihn liebte, doch Ivan drehte sich um un ging.

 

Am nächsten Tag in der Schule ging es mir schlecht. Ich hatte die ganze Nacht geweint wegen Ivan. Ich wusste nicht was ich tun sollte. Jetzt hätte ich Lena gebraucht, aber ihr konnte ich unmöglich sagen, dass ich wegen Ivan so schlecht drauf war. Und sie ignorierte mich. Jedes Mal wenn ich an ihr vorbeilief schaute sie weg. Es tat weh. Plötzlich erblickte ich Ivan und Elijah auf dem Schulhof, die mich beide ansahen. Elijah lächelnd, Ivan traurig. Ich konnte Ivan nicht ansehen. Ich ging ohne etwas zu sagen an ihnen vorbei.

"Lou?", ich hörte Elijah meinen Namen rufen. Ich wünschte es wäre Ivan gewesen. Ich hatte einen Klumpen im Hals.

"Lou!" Elijah kam hinter mir her. Ich blickte über die Schulter zurück und traf Ivans Blick. Ich starrte ihn an. An Elijah vorbei. Ich wusste, dass er sah, aber in diesem Moment war es mir egal. Elijah hatte mich inzwischen erreicht und packte mich von hinten.

"Lou, was hast du denn?"

"Es ist nichts", ich versuchte überzeugend zu klingen. "Es ist nur, ich hab Bauchschmerzen."

Elijah sah mich ungläubig an. "Und was hat das mit Ivan zu tun?"

"Ivan? Gar nichts wieso?" Ich konnte nicht lügen, das hatte ich noch nie gekonnt.

"Was ist gestern zwischen euch gewesen?"

Ich seufzte. "Ehrlich. es ist...nichts", sagte ich. "Es war, also... ich hab ihm gesagt, dass...", stotterte ich herum. "Dass?", hakte Elijah nach. 

"Elijah lass sie doch", hörte ich plötzlich eine rettende Stimme hinter mir. Ivans Stimme. Ich wirbelte herum. Ivan stand direkt hinter mir. Er sah mich kurz an, dass richtete er seinen Blick wieder auf Elijah. 

"Tut mir Leid, dass ich mich einmische aber...", hörte ich Ivan sagen.

Ich betrachtete ihn. Er war so schön. Seine braungebrannte Haut, sene seidenweiche Haare. Dass blickte ich zu Elijah. Er war das Gegenteil. Blonde strubbelige Haare, die ihm immer vor seine eisblauen Augen fielen. Ich wusste, dass ich mich irgendwann für einen entscheiden musste. Zu dieser Zeit schien es unmöglich. Bis vor kurzem hatte ich Elijah mehr geliebt, doch inzwischen war mir Ivan genau so wichtig wie Elijah. Ich bemerkte plötzlich, wie beide mich anschauten. Ivan noch immer wie vorher, obwohl ich mir einbildete, dass seine Mundwinkel ein wenig höher waren. Trotzdem waren seine Augen genauso dunkel geblieben. Durch Elijah erschrak ich. Sein Blick war kalt. Allerdings war dieser Blick nicht für mich, sondern für Ivan gedacht. Ich griff nach Elijahs Hand und zog ihn ein Stück von Ivan weg.

"Wieso schaust du Ivan so an?", fragte ich, als wir weit genug weg waren.

"Siehst du nicht wie er dich ansieht?"

"Ich weiß, er ist wütend, aber das hat nichts mit dir zu tun!"

"Das meine ich nicht", widersprach Elijah. 

"Was dann?"

"Er sieht dich so an als würde er dich unbedingt zurück wollen, oder als ob er dich schon zurück hätte", erklärte Elijah.

"Das ist doch gar nicht wahr", rief ich aufgebracht "Ivan ist nur... er ist... er ist nur ein guter Freund." Ich ärgerte mich darüber, dass mir nicht etwas besseres eingefallen war, und vorallem schneller, denn ich sah an Elijahs Gesicht, dass er mir ganz und gar nicht glaubte.

"Du starrst ihn an, Lou, denkst du mir ist das nicht aufgefallen?"

"Ist doch egal, ich meine ich bin mit dir zusammen und du regst dich darüber auf, dass ich Ivan ansehe. Tut mir Leid, Elijah, aber so geht..."

"Du siehst ihn nicht einfach nur an", unterbrach mich Elijah. 

"Lass es einfach okey?", ich wandte mich zum Schulgebäude.

"Lou, bitte..."

"Vergiss es, Elijah", sagte ich ohne mich umzudrehen. 

Obwohl Elijah gesagt hatte, dass Lena zu mir kommen würde, beschloss ich mit ihr zu reden. Und zwar sofort. Ich ging in den Klassenraum und suchte nach Lena. Sie saß ganz hinten allein an einem Tisch.

"Lena, können wir reden?", fragte ich, als ich vor ihr stand. Sie sah mich verwundert an, nickte aber. 

Sie folgte mir aus dem Klassenraum. 

"Können wir das Ganze vielleicht besprechen, ohne dass du sofort wegläufst?", fragte ich, als wir auf dem Gang standen. 

"Lou, ich weiß dass du fragen wirst, warum ich dir aus dem Weg gegangen bin, aber ich dir den Grund dafür nicht sagen", sagte Lena sofort.

Ich seufzte. "Was immer es auch ist, Lena, du kannst es mir doch einfach sagen."

"Das geht eben nicht", widersprach sie.

Ich beschloss, selbst zum Punkt zu kommen, wenn sie es nicht tun würde. 

"Lena", hob ich an "ich weis, dass du mich wegen Ivan meidest."

Lena erstarrte, was mir zeigte, dass ich Recht hatte. Sie sah zu Boden. "Tut mir Leid", fuhr ich fort "mir ist es gar nicht aufgefallen, weil ich immer mit Elijah beschäftigt war, aber trotzdem, wieso hast du es mir nicht gesagt?"

Lena schüttelte den Kopf. "Als du gesagt hast, dass du nicht über Ivan hinweg bist, habe ich beschlossen, es dir nicht zu sagen. Das hätte dich durcheinander gebracht", sagte sie unsicher. Jetzt hob sie ihren Blick und sah mich neugierig an. "Wie hast du erfahren?"

"Das war nicht so schwer", lachte ich "so wie du ihn angesehen hast und sowieso, die Frage ob ich über ihn hinweg bin."

Lena lächelte leicht. Ich war unendlich glücklich darüber. WEnn das mit Ivan und Lena etwas werden würde, wäre es natürlich schwer für mich, aber unsere Freundschaft war mir viel wichtiger. 

"Und, was ist dein Plan?", fragte ich dann.

Lena sah mich verwundert an. "Wie meinst du das?" 

"Ja mit Ivan!"

"Das kann sowieso nichts werden", sie schüttelte den Kopf.

"Wieso nicht?"

"Ist doch klar, wegen dir? Du liebst ihn ja noch..."

Ich wollte ihr widersprechen, überlegte es mir dann doch anders. "Macht doch nichts. Immerhin kann ich nicht für immer zwei Arschlöcher lieben."

Endlich lachte sie. "Aber er liebt dich doch noch?"

"Weiß nicht", log ich. "Kann sich ja ändern."

"Du meinst, du wirst das verändern", verbesserte sich mich belustigt. "Lou, tut mir auch Leid", fuhr sie dann ernst fort "ich hätte dir die Wahrheit sagen sollen. Die letzten paar Tage waren echt die Hölle."

"Ging mir genauso", ich umarmte sie "gehen wir wieder hinein?" Sie lächelte mich glücklich an und nickte.

 

Nach der Schule liefen Lena und ich zusammen über den Schulhof. Als Ivan auf uns zukam, merkte ich, dass Lena sich sofort anspannte.

"Hallo Lou", begrüßte er mich sobald er vor uns stand. Er schenkte Lena einen kurzen Blick und nickte ihr freundlich zu. Sie lächelte ihn an. Dann schaute er wieder zu mir.

"Hast du heute schon was vor? Ich hab zwei Kinokarte bekommen und dachze wir könnten gemeinsam hingehen."

Ich fragte mich warum er mich fragte, eigentlich war er ja enttäuscht von mir gewesen. Vielleicht lag es auch daran, dass Elijah nicht in der Nähe war. Aber darüber dachte ich nicht länger nach.

"Wann wäre denn das?", erkundigte ich mich, obwohl ich wusste, dass ich nicht mit ihm ins Kino gehen würde."In einer halben Stunde", er sah mich hoffnungsvoll an.

Ich schüttelte entschuldigend den Kopf. "Tut mir Leid, Ivan, ich muss erst heim, aber Lena hat Zeit, sie kommt sicher gerne mit."

Lena neben mir schnappte nach Luft, aber ich ignorierte sie.

"Lena, kennst du ja, meine beste Freundin?"

Ivan nickte. "Ja, ich weiß", er zögerte "okey, Lena, hast du Lust mit mir zu kommen?"

Lena stand stocksteif da.

"Ja sie hat Lust", antwortete ich für sie und gab ihr einen leichten Stoß in die Seite.

Schnell nickte sie. "Ja, gern."

Ich grinste Ivan an, der keine Ahnung hatte was los war.

"Okey, ihr zwei, ich muss zum Bus, viel Spaß", sagte ich und spazierte eilig zum Schultor, bevor Lena noch etwas sagen konnte.

Ich sah über die Schulter zurück. Lena stand immer noch an der gelichen Stelle und blickte mir verzweifelt nach. Ich winkte ihr zu und zeigte auf Ivan. Sie nickte und machte einen kleinen Schritt auf Ivan zu. Ich lächelte in mich hinein. Ich war glücklich. Glücklich für Lena. Jetzt musste ich mich nur noch um Elijah kümmern. Als ich zusause war tippte ich Elijahs Nummer in mein Handy, legte aber nach dem ersten Ton woeder auf. Ich wollte mich nicht per Telefon bei ihm entschuldigen. Auf einmal war ich mir gar nicht mehr sicher, ob ich diejenige war, die sich entschuldigen musste. Immerhin war Elijah eifersüchtig gewesen. Aber ich wollte nicht wegen so etwas mit ihm streiten. Eigentlich vermisste ich ihn jetzt schon. Ich beschloss es ihm morgen in der Schule zu sagen, doch dann klingelte mein handy. Elijah.

"Elijah", hob ich ab.

"Lou, du has mich angerufen, richtig?"

"Richtig, ich weiß, heute war ich echt bescheuert, ich hab echt nicht darüber anchgedacht was ich gesagt hab und so...", erklärte ich ihm "eigentlich wollte ich es dir morgen in der Schule sagen."

"Und warum sagst du es mir dann jetzt?"

"Weil du mich angerufen hast."

Elijah seufzte. "Okey, dann bis morgen." Er legte auf.

Ich starrte uaf den Bildschirm. Gut, dachte ich, dann eben morgen. Ich schaute auf die Uhr. Der Film sollte inzwischen fertig sein den Ivan und Lena anschaute. Ich rief sie an, doch sie hob nicht ab. Ein paar Minuten später kam eine Sms von ihr.

-Lou, ich kann gerade nicht, ich erzähl dir alles morgen. Ich liebe dich, Lena-

Ich lächelte. Das war also gut gegangen.

 

 

 

 

Kapitel 15

 

Als ich am nächsten Tag in den Bus stieg, hörte ich sofort, dass jemand meinen Namen rief. "Lou, komm schnell her, nach hinten!", schrie Lena durch den gesamten Bus. Der halbe Bus glotzte sie an, aber sie achtete nicht darauf. "Lou, ich bin neben ihm gesessen", fing sie an zu reden, sobald ich bei ihr angekommen war.

"Es war so toll, er ist so toll und dann hat er mich heimgefahren und...", sie war völlig außer Atem.

Ich lachte. "Erzähl mal langsam, sonst komm ich nicht mit."

"Also, am Anfang war war er noch verwirrt", fing sie an "aber dann ist er immer offener geworden. Im Kino haben wir nicht viel geredet natürlich, aber danach hat er mich noch auf etwas zu trinken eingeladen und dort haben wir viel geredet. Auch über dich."

"Echt?", ich versuchte meine Neugier zu unterdrücken. "Was hat er gesagt?"

"Nicht viel eigentlich, ich denke ihm war es zu privat, er kennt mich ja kaum."

"Aber es hat dir gefallen?"

"Ja", Lena strahlte "ich bin dir unendlich dankbar dafür!"

"Die Situation war einfach zu perfekt", entgegnete ich grinsend.

"Ja, stimmt", Lena nickte. 

Wir stiegen aus dem Bus und gingen zu unserer Klasse. Während der dritten Stunde schrieb ich Elijah eine Sms er solle auf den Gang kommen.

 

Es dauerte eine Ewigkeit bis Elijah endlich kam.

"Elijah, wieso kommst du jetzt erst?", fragte ich sofort, doch bemerkte sofort, dass das nicht die richtige Frage gewesen war.

"Ich meine, wie gehts dir?" Diese Frage war genauso blöd.

Elijah stand inzwischen vor mir. 

"Ich meine,... ich bin verwirrt", ich legte eine Hand auf die Stirn. "Also nein, eh... ich denke, nein... ich weiß, dass es mit Leid tut", stammelte ich herum.

"Was denn?" Elijah sah mich an, aber ich wusste nicht was er dachte.

"Das, was ich gestern gesagt hab, das war echt dumm", ich blickte zu Boden.

"Es tut dir also Leid, und was genau?", fragte Elijah mit einer belustigten Stimme. Ich merkte, dass er mit mir spielte. 

"Dass ich dich angeschrien hab und so...", sagte ich und schielte zu Elijah hinauf. Er grinste.

"Kannst du das auch beweisen?"

Ich hob meinen Blick. Elijah sah mich erwartungsvoll an. Ich erwiderte seinen Blick. Er hob die Augenbrauen und ich tat dasselbe. 

"Ja was jetzt?"

"Du willst, dass ich dich küsse", behauptete ich lächelnd. Elijah fing an zu nicken.

"Okey." Ich legte meine Arme in seinen Nacken und schob ihn zur Wand. Er legte seine Hände auf meine Taille und zog mich näher an ihn. Ich spürte seinen Atem, so nahe war er. Er starrte mich verlangend mit seinen eisblauen Augen an und eine Gänsehaut machte sich auf meinem ganzen Körper breit. Dann schloss er seine Augen und er machte einen Kussmund. Ich lachte und küsste ihn, aber nur kurz. Elijah öffnete die Augen und sah mich enttäuscht an.

"Das war alles?" 

Ich grinste zustimmend.

Plötzlich packte er mein Gesicht, drehte mich zur Wand und presste seine Lippen fordernd auf meine. Genau das wollte ich und erwiderte den Kuss verlangend. Elijah öffnete meinen Mund und drängte seine Zunge in hinein. Während er meine Mundhöhle erkundigte, wanderte er mit seinen Händen zu meiner Taille und presste mich fester an die Wand. Ich bekam kaum mehr Luft und stieß ihn sanft von mir weg. Doch Elijahs Blick blieb an mir hängen. Er sah mich hungrig an, und das machte mir Angst. 

"Elijah sieh mich nicht so an."

"Wie?"

"So, ich weiß nicht, aber es macht mir Angst", sagte ich leise.

Elijah lachte. "Ach, es macht dir Angst?"

Ich nickte.

"Ich denke, dann werde ich dich jetzt öfters so anschauen", lachte er.

Ich sah ihn verzweifelt an. "Wirst du nicht..."

Er legte einen Arm um mich und zog mich an sich, sodass mein Gesicht gegen seine harte Brust gedrückt wurde. 

"Keine Sorge, Prinzessin, nur in den schlimmsten Fällen", beruhigte er mich. 

Ich sah drohend zu ihm auf und wollte ihn gerade von mir wegstoßen, doch dann nahm er mein Gesicht schon wieder in die Hände und küsste mich sanft. Ich vergaß mein Vorhaben sofort und erwiderte den Kuss. Ich hatte das Gefühl dass ich gestorben war, als mich Elijah schließlich losließ. Der Kuss war so intensiv gewesen, dass ich mich beinahe darin verloren hätte. Unsere Blicke trafen sich und Elijah griff nach meinen Händen. 

"Ich liebe dich, Lou", er drehte sich um und ging. 

"ich dich auch", murmelte ich ihm traumatisiert hinterher. Kurz warf er noch einen Blick über die Schulter und lächelte. Ich lächelte ihm hinterher, obwohl er schon längst verschwunden war. Trotzdem bekam ich seinen verlangenden Blick nicht aus dem Kopf. War er jetzt schon so weit, dass Elijah dasselbe wollte wie Ivan damals?" Ich war mir nicht sicher, ob ich das schon wollte. Ich war noch nicht einmal zwei Wochen mit ihm zusammen. Ich liebte ihn über alles und er bedeutete mir unendlich viel. Und jetzt kamen mir der gleiche Zweifel wie bei Ivan hock. Was wäre mit Ivan, wenn ich mit Elijah schlafen würde? Würde er es überhaupt erfahren?

 

"Du glaubst also, dass Elijah mehr will?", fragte Lena, als wir nach der Schule auf dem Schulhof standen. 

"ich weiß es nicht, er schaut mich so an", erwiderte ich.

"Wie?"

"So verlangend irgendwie. Ich meine nicht so, als ob er mich bloß küssen will oder so, es ist...schlimmer", erklärte ich stockend.

"Schlimmer? Was wäre daran schlimm?", fragte Lena verwundert.

"Wegen...", ich unterbrach mich selbst. ich konnte ihr nichts von meinen Gefühlen zu Ivan erzählen.

"Wegen was?", hakte sie nach. 

Eher wegen wem, dachte ich verbittert.

"Egal, wir müssen zum Bus", sagte sie plötzlich.

"Geh schon mal vor, ich muss noch etwas erledigen", widersprach ich "Elijah", fügte ich schnell hinzu.

Sie nickte. "Ich ruf dich später an."

"Okey", ich winkte ihr kurz zu und ging zurück ins Gebäude, an Elijahs Klasse vorbei, allerdings nicht wegen Elijah, sondern wegen Ivan. "Bitte, komm raus, dachte ich mit dem Blick auf die Klassentür gerichtet. Er hatte noch zehn Minuten Unterricht.

"Liebste Tür, öffne dich", betete ich leise.

Und tatsächlich öffnete sie sich einige Sekunden später und Ivan trat heraus. 

"Lou", sagte er überrascht als er mich erblickte. 

Ich ging auf ihn zu und griff nach seiner Hand.

"Lou, was ist denn los?", erkundigte er sich, als ich ihn in den hinteren Gang zog. Den Gang, wo Elijah und ich uns immer trafen. Dort, wo Elijah mich das erste Mal geküsst hatte. 

"Ich muss dir was sagen, Ivan."

"Okey, dann sags mir", Ivans Stimme klang leicht gereizt.

Ich drehte mich zu ihm und sah ihm in die Augen. 

"Es war falsch zu sagen, dass wir nie wieder zusammen sein können, also ich... ich kann nicht an die vorbeigehen ohne...", ich redete nicht weiter sondern stellte mich auf meine Zehenspitzen und küsste ihn zart. Er erwiderte den Kuss nur zögerlich. Als ich meine Arme in seinen Nacken legte, um meine Lippen fester auf seine zu pressen, fasste er mich an der Taille und drückte mich sanft weg. Ich stolperte nach hinten und drohte hinzufallen, doch Ivan hielt meine Hände. 

"Langsam Lou, du liebst doch Elijah?", redete er ruhig auf mich ein.

"Ja, aber Ivan, ich liebe dich auch", sagte ich verzweifelt "und ich weiß, dass ich das nicht ewig druchziehen kann, aber... ich kann nicht so tun also ob ich dich nicht... nicht liebe."

Ivan sah mich verwirrt an. "Du willst mit uns beiden zusammen sein? Gleichzeitig?"

Ich blickte ihn an und nickte langsam.

"Du willst also das Gleiche nocheinmal durchziehen, nur dann umgekehrt?"

"Ich kann nicht anders Ivan", flüsterte ich ängstlich und senkte meinen Blick.

Ich spürte seinen Blick auf mir ruhen und wünschte ich wüsste, was er dachte.

Plötzlich spürte ich seine Hand unter mein Kinn. Langsam hob er es und sah mir tief in die Augen. Bevor ich wusste was mit mir geschah lagen seine Lippen zart auf meinen. Der Kuss war so sanft, dass ich drohte umzufallen, doch Ivan schlang einen Arm um meine Taille und hielt mich fest. Ich erwiderte den Kuss verlangend, doch Ivan schien keinen intensiven Kuss geplant zu haben, denn er schob mich sanft von ihm weg. 

"Ich muss wieder zum Unterricht", entschuldigte er sich. 

Ich nickte verständnisvoll und er drehte sich um und verschwand um die Ecke, wo er jemanden begrüßte. Ich lehnte mich gegen die Wand und erkannte Elijahs Stimme. Mein Mund wurde trocken und mir fuhr ein Schauer über den Rücken. Was, wenn er das alles gehört hatte? Ich spannte mich an und lauschte.

"Hey", Elijahs Stimme klang wütend.

"Was machst du hier?", fragte Ivan, der anscheinend nichts mitbekommen hatte.

"Bin gerade erst gekommen. wir haben aus", ich hörte, dass er log.

Ich biss meine Zähne zusammen.

"Ja, dann hol ich meine Sachen."

Ich hörte, wie die Klassentüre zufiel, dann war es still. War Elijah wieder reingegangen? Ich nutzte die Gelegenheit, aus dem Gebäude zu flüchten, doch sobald ich mich auf den Weg gemacht hatte, erstarrte ich. Elijah stand vor mir und blickte mir eiskalt in die Augen. 

Ich schüttelte den Kopf. "Elijah, bitte..."

"Ich brauch keine Erklärungen, Lou", unterbrach er mich, drehte sich um und lief mit großen Schritten auf den Ausgang zu. Ich rannte verzweifelt hinter ihm her, doch bevor ich ihn erreichte, hatte er sich schon wieder an mich gewandt. 

"Ich will nichts hören, ich weiß genug", er machte eine kurze Pause, bevor er weitersprach "ich denke, wir lassen das mit uns."

Ich hatte Tränen in den Augen und schüttelte erneut den Kopf.

"Nein, Elijah, das kannst du nicht...", eine Träne rollte über meine Wange.

Durch wässrigen Augen sah ich, dass Elijah entschieden nickte.

"Viel Glück mit Ivan", brachte er durch zusammengebissenen Zähnen hervor.

Ich konnte nichts sagen. Tränen flossen über meine erhitzten Wangen. Ich sah, wie der Junge, den ich so über alles liebte das Schulgebäude verließ. Ein kühler Wind wehte druch die offene Tür herein. Ich zitterte. Kurz stand ich wackelig auf den Beinen und hielt mich an einer Säule fest. Dann folgte ich Elijah. Als ich die Tür öffnete, peitschte der Wind meine Haare ins Gesicht und sie blieben an meinen feuchten Wangen kleben. Ich wünschte, Elijah würde sich noch einmal umdrehen, doch das tat er nicht. Er drehte sich kein einziges Mal mehr um.

 

Kapitel 16

 In den folgenden Tagen war ich krank. ich musste mich ständig übergeben. Meine Mutter verbat mir in die Schule zu gehen, was mich nicht allzu viel störte, denn ich wollte Elijah so wenig wie möglich sehen, also lag lag ich  den ganzen Tag auf meinem Zimmer. Das Wochenende verging schnell. Am Montag blieb ich auch noch zuhause. Am Nachmittag rief Ivan an. Ich war unendlich glücklich darüber.

"Ivan", flüsterte ich ins Handy. Meine Stimme war weg.

"Lou, wie gehts dir?", als ich Ivans glücklich Stimme hörte, breitete sich Wärme über meinen ganzen Körper aus.

"Nicht so gut", krächzte ich "Elijah hat... er hat...", Tränen stiegen in meine Augen.

"Ich weiß", erwiderte Ivan.

"Er hats dir gesagt?"

"Nein", antwortete Ivan, und ich hörte an seiner Stimme, dass er lächelte. "Aber sein Blick zeigt schon genug."

"Ich vermisse ihn so sehr, Ivan", weinte ich.

"Er dich auch", beruhigte er mich.

"Woher..."

"Jedes Mädchen, dass ihm zu nahe kommt, haltet er auf sicherem Abstand", unterbrach Ivan mich. "Sein Blick könnte töten."

Ich lächelte durch meine Tränen. "Wirklich?"

"Ja, ich lüge nicht, also mach dir keine Sorgen", heiterte Ivan mich auf. "Lou, ich muss jetzt auflegen, Lena kommt..."

Ich spürte einen Stich in meinem Herz.

"Ist das Lou?", hörte ich Lenas Stimme im Hintergrund. Bevor ich mich noch von Ivan verabschieden konnte, sprach Lena zu mir.

"Lou, hoffentlich gehts dir bald besser, bist du krank?" Kommst du morgen wieder, ich muss dir etwas erzählen", sie redete ohne Pause, "aber später, ich hab mit Ivan abgemacht, also...", Eifersucht stieg in mir hoch, doch ich ließ mir nichts anmerken. 

"Ja, kein Problem, bis morgen und... viel Spaß", fügte ich dann etwas zögerlich hinzu.

"Ja", erwiderte Lena und legte auf.

Ich hatte an ihrer Stimme gehört, wie glücklich sie war. Trotzdem hatte ich ein ungutes Gefühl dabei. Ich wusste niht genau was es war, aber es tat weh. Jetzt stand Ivan nicht nur zwischen mir und Elijah, sondern auch zwischen mir und Lena. Und das Beste daran war, dass er keine Ahnung hatte.

Kapitel 17

Ich hörte Musik, als es plötzlich klingelte. Da meine Mutter bei der Arbeit war, stolperte ich die Treppe hinunter zur Haustüre. Es war 7 Uhr abends und ich fragte mich, wer es sein konnte. Ich öffnete die Tür einen Spalt weit und erblickte Ivan und Lena.

"Ivan, Lena, was macht ihr denn hier?"

"Na, dich besuchen", Lena grinste, dann betrachtete sie mich.

"Lou, du hast ja geweint", sagte sie besorgt.

Jetzt erst bemerkte ich, dass sie keine Ahnung hatte, ich hatte ihr nichts davon erzählt.

Schnell verdeckte ich mein Gesicht mit den Händen.

"Ich glaube, ihr geht jetzt besser wieder", sagte ich und wollte die Tür wieder zu machen, doch Ivan stoß sie weiter auf und trat ein.

"Du siehst immer noch wunderschön aus."

Ich lächelte ihn schwach an.

Ganz kurz verdunkelte sich Lenas Blick, hellte sich allerdings sofort wieder auf, als Ivan eine Hand auf ihre Schulter legte und sie sanft ins Wohnzimmer schob.

"Ich geh noch schnell", ich zeigte auf die Treppe.

Ivan nickte. "Kein Stress Kleine."

Ich stürmte hinauf ins Bad. Ich warf mir Wasser ins Gesicht. Als ich es abgetrocknet hatte, deckte ich meine tiefen Augenringe ab und riss meine Augen auf. Besser bekam ichs gerade nicht hin. Ich putzte meine Zähne und eilte dann in mein Zimmer, um mich umzuziehen. Ich streifte eine schwarze Leggins über und über mein dunkles Top eine warme Strickjacke. Dann setzte ich auf die Treppe und lauschte gespannt.

"Du fühlst also noch etwas für Lou?", fragte Lena gerade.

"Ja", ich hörte Ivan seufzen.

"Aber sie ist doch mit Elijah zusammen", Lenas Stimme klang leicht gereizt.

Ich schluckte schwer.

"Nein, ist sie nicht, er hat Schluss gemacht, aber das soll sie dir..."

Ich hustete laut auf, was Ivan sofort verstummen ließ.

Lena starrte mich erschrocken an als ich in das Wohnzimmer kam.

"Ja, Lena, er hat Schluss gemacht."

"Aber wieso?"

Ich zuckte mit den Schultern.

Ivan sah mich fragend an, doch ich zeigte ihm den Grund zu verschweigen.

Lena stand auf und umarmte mich mitfühlend. 

"Es tut mir so Leid, ich weiß, wie sehr du ihn liebst", tröstete sie mich.

Ich schob sie sanft von mir weg. "Schon okey, mir gehts gut", log ich.

Sie nickte und warf einen Blick auf ihre Armbanduhr.

"Ich hätte jetzt eigentlich zu meiner Tante müssen und...", sie sah mich entschuldigend an.

"Geh nur, Lena, mir gehts wirklich gut", betonte ich.

Ich sah Ivan an, der mich ginsend beobachtete. Er hob die Augenbrauen und meine Knie wurden weich unter diesem verlangenden Blick.

"Ich komme morgen in die Schule", verabschiedete ich mich von Lena, als wir vor der Haustür standen.

"Okey", Lena nickte.

"War schön, dass du da warst", ich umarmte sie, dann ging sie.

 

Zurück im Wohnzimmer setzte ich mich zu Ivan aufs Sofa. Er legte einen Arm um mich.

"Fühlst du dich noch krank?"

Ich schüttelte heftig den Kopf.

"Dann kannst du mich nicht anstecken?" Er grinste mich an.

Wieder schüttelte ich den Kopf und blickte verlangend auf seine Lippen. Obwohl ich immer noch wegen Elijah weinen konnte, wollte ich dennoch Ivan küssen. Davor wollte ich allerdings noch etwas fragen.

"Was haltest du eigentlich von Lena?"

Ivan sah mich überrascht an. "Lena?"

Ich nickte.

"Sie ist nett,  ich kenne sie nicht gut, aber sie ist okey", beantwortete er meine Frage.

"Okey", sagte ich zufrieden. 

"Hattest du Angst, ich könnte sie lieber haben als dich?"

"Schon ein bisschen", gab ich zu.

Ivan lachte. "Lou meine Kleine, es gibt niemand den ich lieber habe als dich."

"Beweis es", befahl ich.

Ivan blickte in meine Augen. Ernst. Ich versuchte vergeblich seinen ernsten Blick zu erwidern, und musste lächeln.

"Habe ich dir schon mal gesagt, wie unglaublich du bist?", fragte Ivan liebevoll.

"Nein, aber ich höre es gern nochmal."

Er sagte es nicht nocheinmal, sondern zog mein Gesicht zu seinem. Zart berührten sich unsere Lippen. Kurz hielt Ivan Inne, bevor er sanft meinen Mund mit der Zunge öffnete und in meine Mundhöhle eindrang. Ich spürte ein leichtes Kribbeln im Bauch. 

Ivan drückte mich nach hinten, wodurch mein Kopf auf der Lehne des Sofas lag. Ich fuhr mit meinen Fingern über seinen Bauch. Ich spürte seine angespannten Muskeln und bekam das starke Verlangen danach, sein T-Shirt auszuziehen, hielt mich aber zurück. Fasziniert fuhr ich nocheinmal darüber.

Ivan vergrub seine Hände in meinem Haar und küsste mich intensiver. Ich neigte meinen Kopf leicht zur Seite, damit ich besser mit meiner Zunge in seinen Mund eindringen konnte.

Dann stützte er seine Hände neben meinen Kopf und drückte sich ein wenig nach oben, wodurch er von meinen Lippen losließ. Ich öffnete meine Augen und blickte sofort in diese unendlich liebevollen Augen.

"Wollen wir nicht in dein Zimmer gehen?"

Ich nickte voller Erwartung. Ivan nahm meine Hände und drückte sie. Das Gefühl von Sicherheit und Vertrauen stieg in mir hoch. 

War das richtige Liebe?

Ivan stand auf und schob vorsichtig seine Arme unter meinen Körper. Dann hob er mich hoch und lief zur Treppe. Ich lehnte meinen Kopf gegen seine harte Brust und betrachtete seine starken Oberarme. 

In meinem Zimmer angelangt ließ Ivan mich runter. Zum Glück stellte ich fest, dass mein Zimmer aufgeräumt war. 

Bin ich bereit für das?, ging es mir durch den Kopf. 

Ich drehte mich um und ging ins Bad. Ich wollte bereit dafür sein. Und ich wollte schön aussehen. Ich tuschte meine Wimpern und zog einen rosanen Lippenstift über die Lippen. Danach bürstete ich meine Haare und spritzte mich mit Parfum voll.

 

 

 

Kapitel 18

Als ich in mein Zimmer zurück kam, war es dunken. Nur mein großer Globus strahlte Licht. Ivan hatte die Gardinen zugemacht und saß auf dem Bett. Mit langsamen Schritte ging ich auf ihn zu.

Er lächelte mich an. Nicht verlangend. Ruhig, und trotzdem schluf mir mein Herz bis zum Hals. Jetzt erst fiel mir auf, dass ich keinen einzigen Moment an Elijah gedacht hatte, doch das hatte ich auch nicht vor und schob den Gedanken zur Seite und richtete meinen Blick auf Ivan.

Er streckte seine Hand zu mir und ich ergriff sie.

"Wofür hast du dich denn noch schöner gemacht?", fragte er, als ich neben ihm saß.

Ich blickte zu Boden. "Naja, also... weil..."

"Ich will das nur wenn du es auch willst. Fühl dich nicht gezwungen, bitte...", unterbrach mich Ivan und sah mich durchdringend an.

Ich erwiderte verzweifelt seinen Blick. "Aber dann werde ich doch nie wieder deine kleine Lou sein."

Ivan lachte. "Das bleibst du für immer." 

Ich lächelte ihn an, dann senkte ich meinen Blick. 

Konnte ich das tun?

Elijahs Name ging mir tausende Male durch den Kopf.

Wäre er verletzt? Würde er es überhaupt erfahren?

Ich beschloss, nicht mehr an ihn zu denken, sondern meine gesamte Aufmerksamkeit Ivan zu geben. Ivan legte seine Hand auf meine Wange und drehte mein Gesicht zu seinem. Mit einem fragenden Blick sah er mich an. Ich nickte ihm überzeugt zu. 

Er beugte sich vor und küsste mich zart. Seine Hände wanderten zu meiner Taille herab und drückten mich leicht nach hinten. Ich legte meinen Kopf auf ein Kissen. Ivan vergrub mich unter sich und drängte seine Zunge tiefer in meine Mundhöhle. Ich griff mit meinen Händen nach seinem Kopf und zog ihn fester an mich, wodurch sich unsere Lippen fester aufeinander pressten. 

Ivan begann langsam an meiner Strickjacke zu zupfen, die er wenig später verlangend von meinem Körper riss. Er warf er auf den Boden und schob sofort seine Hand unter mein dünnes Shirt. Eine Welle von Wärme und Gier strömte durch meinen Körper. 

Plötzlich setzte sich Ivan auf und zog sein T-Shirt über den Kopf. Auch dieses landete auf dem Boden. Auf diesen Moment hatte ich schon ewig gewartet. Das Verlangen danach, seinen durchtrainierten, nackten Oberkörper zu sehen, hatte ich schon lange. Und nun saß er auf mir, seine Brust so nahe. Ich fuhr langsam mit den Fingern darüber. Ich strich von seinem Hals, immer weiter nach unten. Als ich bei seinem Gürtel angelangt war, spannte sich sein Bauch krampfhaft zusammen, wodurch ich das Spiel seiner Muskeln noch besser betrachten konnte. Wieder strich ich über seine Brust. Plötzlich griff Ivan nach meiner Hand. Ich kicherte aufgeregt.

"Lou, hör auf", warnte er mich und sah mich gequält an.

Ich grinste spöttisch. "Wieso, macht dich das geil?"

Ivan beugte sich über mich, sodass ich für einen kurzen Moment sein gesamtes Gewicht auf mir spürte. Unsere Gesichter berührten sich fast.

"Nur ein bisschen", flüsterte Ivan und presste seine Lippen fordernt auf meine.

Er küsste meinen Mund, dann am Hals entlang bis zu meinem Schlüsselbein. Plötzlich biss er sanft in mein Ohr und ich schnappte erregt nach Luft. 

"Ivan...", keuchte ich.

Doch Ivan beachtete mich nicht, sondern küsste mich sofort wieder auf den Mund. Ich tastete gierig mit meinen Händen zu seiner Hose und war gerade dabei, seinen Gürtel zu öffnen, als er sein Gesicht von meinem hob und mich durchdringend anschaute.

"Bist du dir sicher?"

Ich nickte ohne nachzudenken. Ich wollte gar nicht darüber nachdenken. Ivan sah mich immer noch an. Erneut nickte ich, diesmal überzeugender. Und bevor ich wusste was passierte lagen seine Lippen schon wieder auf meinen. Er schob eine Hand und mein Shirt.

Nicht nachdenken, befahl ich mir selbst.

Doch je weiter sich Ivans Hände nach oben tasteten, desto mehr dachte ich nach.

Elijah, sein Name kam in mir hoch. Und sein Gesicht, sein wütendes, aber auch enttäuschtes Gesicht als ich ihn gehen ließ. ich wollte nicht an ihn denken, nicht jetzt, doch ich konnte es nicht verhindern. Ich versuchte mich wieder auf Ivan zu konzentrieren. Seine Hände berührten den Rand meines BHs und fuhren am Rand entlang nach hinten zur Öffnung. Mein gesamter Körper spannte sich an und ich fing an zu zittern. 

Ivan unterbach den intensiven Kuss und öffnete seine Augen. Ich sah ihn ängstlich an.

"Du bist dir gar nicht sicher oder?", fragte er ganz ruhig.

Ich schüttelte den Kopf ohne von seinen dunklen Augen loszulassen. Zu meiner Verwunderung veränderte sich nichts an seinem liebevollen Blick. Einen kurzen Moment sah er mich noch an, dann legte er sich neben mich.

"Ist dir kalt?", fragte er besorgt, als er mein Zittern spürte.

Ich nickte kurz. 

Er schlang sein Arme um mich und zog mich an sich. Ich presste die Hälfte meines Gesichts gegen seine warme Brust. Ivan küsste meinen Scheitel und zog mich noch näher zu sich. Ich zitterte nicht mehr. Ivan legte eine Decke über uns, sodass mir auf keinen Fall mehr kalt war. 

Nach einer Weile blickte ich zu ihm hpch. Seine Augen waren geschlossen und sein Gesicht entspannt. Wie schön er aussah. Ich hörte seinen regelmäßigen Atem. Er schlief, so ruhig und so liebevoll. ich drückte meinen Körper ein wenig hoch und küsste sanft seine warmen Lippen. Dann kuschelte ich mich in seine Umarmung und schloss ebenfalls die Augen.

Kapitel 19

Als ich die Augen öffnete war es still. Das Zimmer war dunkel, und draußen auch. Ich blickte auf meine Nachttischuhr. Es war kurz nach Mitternacht. Ich war immernoch von Ivans Armen umschlungen und hörte seinen regelmäßigen Atem.

Ich drehte mich langsam um und befreite vorsichtig mich aus seiner Umarmung, dann schlüpfte ich aus dem Bett. Ich schlich aus meinem Zimmer und fragte mich, ob meine Mutter heimgekommen war. Sie arbeitete bei der Polizei und kam oft erst sehr spät nach Hause. Ich öffnete leise ihre Zimmertür und schielte hinein. Erleichtert stellte ich fest, dass sie schlief. 

Ob sie Ivan gesehen hatte?

Meine Mutter schaute eigentlich immer noch in mei Zimmer, als sie heimkam. Ich würde ihr einiges erzählen müssen, da ich vor ein paar Tagen noch mit Elijah zusammen war und ihr gesagt hatte, dass das mit Ivan vorbei war. 

Ich schloss die Tür wieder und ging zurück in mein Zimmer. Ich öffnete ein Fenster, dass legte ich mich zu Ivan ins Bett. Kurz öffnete er seine Augen und sah mich an. Ich lächelte ihn beruhigend an, rutschte näher zu ihm und er schloss mich wieder in eine Umarmung. Nach ein paar Sekunden schlief er wieder.

Ich betrachtete ihn. Es sah aus, als würde er lächeln. Er sah so zufrieden aus. Und so wunderschön. Ich strich sanft über seine weichen Wangen. Dann berührte ich seine vollen Lippen. Sie hatten mich schon so oft geküsst. Es war so ein wunderbares Gefühl geliebt zu werden.

Es war so einfach zu sagen Ich liebe dich, aber es auch wirklich zu tun...

Liebte ich Ivan? Mochte ich wirklich alles an ihm? Alles? 

Ich war mir nicht sicher, doch ich konnte momentan nichts finden was ich nicht an ihm mochte. Ich küsste ihn, ganz zart, sodass ich ihn nicht weckte. 

Als ich wieder von seinen Lippen getrennt hatte, lehnte ich mich wieder gegen seine Brust und schloss die Augen.

 

Ich wurde wach, weil sich Ivan neben mich regte.

"Gut geschlafen Kleine?", fragte er, nachdem er ausgiebig gegähnt hatte. 

ich nickte. "Und du?"

"Besser gehts nicht", er grinste und schob mich von Bett.

"Ivan", schrie ich, als ich auf den harten Boden fiel. 

Er stellte sich neben mich und hielt mir die Hände hin. Ich ergriff sie und er zog mich rauf. Dann packte er meine Taille und presste meinen Körper gegen seinen. Er hatte kein T-Shirt an und ich starrte auf seinen nackten Oberkörper. Ich fuhr mit den Fingern über seine muskulösen Arme, dann sah ich auf in seine Augen. Sein Gesicht war so nahe, dass ich seinen Atem spürte.

Er beugte sich zu mir runter und küsste mich. Ich nahm verlangend sein Gesicht in die Hände, und zog mich weiter rauf. Ich legte erst ein, dann das zweite Bein um seine Hüften. Ivan legte seine Hände auf meinen Hintern um mich zu heben. Wir standen dicht umschlungen beieinander, als plötzlich Schritte auf dem Gang ertönten. Schnell ließ ich mich von Ivan runter und schob ihn sanft von mir weg. Dann klopfte es auch schon an meiner Zimmertür.

"Schätzchen, kann ich reinkommen?", ertönte die Stimme meiner Mutter. 

"Ja klar", sagte ich schnell. 

Die Tür öffnete sich und meine Mutter trat ein. 

"Was gibts denn?", erkundigte ich mich und versuchte dabei so normal wie möglich zu klingen, doch meine Mutter starrte Ivan an. Er lächelte sie peinlich berührt an, und sah an seinem nackten Oberkörper herab. Schnell griff ich nach seiner Hand.

"Mama!", sagte ich laut.

Sie erwiderte meinen verstörten Blick, doch bevor sie etwas fragen konnte, fiel ich dazwischen.

"Ich erklärs dir,... später."

Sie nickte langsam. "Du musst übrigens in die Schule", sie warf einen Blick auf Ivan, der noch immer Hilfe suchend um sich herum schaute. "Du auch, Ivan", fügte sie schmunzelnd hinzu. 

Ivan nickte, und meine Mutter verließ lächelnd das Zimmer.

 

"Dreh dich um", forderte ich Ivan auf.

"Wieso?"

Ich lachte. "Ja, weil ich mich umziehen will."

"Achso", Ivan warf mir einen vielsagenden Blick zu.

"Arschloch", murmelte ich un warf ein Kissen nach ihm, doch er fing es geschickt auf und warf es zurück. Es prallte leicht gegen meinen Kopf und fiel auf den Boden.

"Aua", gab ich gespielt schmerzhaft von mir.

Ivan drehte sich um. "Jetzt mach schon", lachte er.

Ich eilte zu meinem Kleiderschrank, zog eine Jeans heraus und eine hellblaue Bluse. Ich schlüpfte aus der Leggins und zog die Hose an. Dann warf ich einen Blick zu Ivan, der immer noch mit dem Rücken zu mir gewandt da stand. Beruhigt zog ich mein Top über den Kopf und griff nach der Bluse.

"Lou, wie lange brauchst du noch?", hörte ich plötzlich Ivan fragen.

Ich starrte ihn an. Er hatte sich zu mir gedreht und sah mich erwartungsvoll an. Ich mir die Bluse vor die Brust.

"Ivan, du sollst dich nicht umdrehen", regte ich mich auf. 

Er grinste. "Schönen BH hast du an", sagte er und wandte sich dann wieder weg von mir. 

Kurz stand ich geschockt da, dann warf ich die Bluse aufs Bett und griff nach einem Kissen. In dem Moment war es mir egal ob Ivan mich halb nackt sah oder nicht.

Ich schmiss das Kissen mit voller Kraft nach ihm. Es traf seinen Kopf, wie ich mir erhofft hatte. Er wirbelte herum und starrte mich entsetzt an. Ich fing laut an zu lachen. Er kam drohend auf mich zu und packte mich. Er drückte mich nach hinten, sodass mein Körper gegen den Schrank gepresst wurde. Sein Gesicht war so nahe, dass ich seinen warmen Atem auf meinem spürte.

"Was fällt dir eigentlich ein?", flüsterte er warnend. Seine Stimme klang ernst, doch seine Augen verrieten das Gegenteil. Ich stutzte und er fing an zu grinsen. Er beugte sich vor und wollte mich küssen, doch ich legte sanft einen Finger auf seine Lippen.

"Ziehen wir uns erst mal an."

"Dich ziehen wir zuerst an", erwiderte er lachend.

Ich sah ihn verwundert an. "Wir?"

Ivan nickte und reichte mir die Bluse. Ich schlüpfte mit den Armen hinein und drehte mich dann wieder zu ihm. Er kniete sich hin und begann sie von unten nach oben zuzuknöpfen. Ich schaute ihm fasziniert dabei zu. Als der letzte Knopf zu war, stellte er sich wieder gerade hin. Ich blickte in seine Augen.

"Kriege ich noch ein Danke?", fragte er vorwurfsvoll und grinste mich an.

Ich lächelte, dann stellte ich mich auf Zehenspitzen und küsste ihn sanft.

"Danke Ivan", sagte ich und gab ihm sein T-shirt.

 

Als wir Hand in Hand die Küche betraten, war der Tisch schon vollständig gedeckt. Meine Mutter stand beim Kühlschrank und suchte anscheinend nach etwas.

"Setzt euch schonmal hin", murmelte sie.

Ich schob Ivan zum Esstisch und drückte ihn auf einen Stuhl, ich setzte mich gegenüber von ihm hin. Er grinste mich mit gehobenen Augenbrauen an. Ich versuchte eine Augenbraue zu heben, doch vergeblich. Ich hatte es noch nie geschafft. Ivan sah mir amüsiert dabei zu.

"Du wirst es nie schaffen, Kleine", lachte er und hob eine Augenbraue.

Ich grinste. Meine Mutter kam mit einer Orangessaftverpackung aus der Küche und setzte sich an die Spitze des Tisches.

"Wem gehört denn der rote VW vor der Garage?", erkundigte sie sich.

"Oh der gehört mir", antwortete Ivan mit einer entschuldigenden Stimme "tut mir Leid, stand er im Weg?"

Meine Mutter schüttelte den Kopf und lächelte ihn dann an. "Ivan, ich habe dich ja länger nicht mehr gesehen, wie gehts dir?"

"Gut und ja, ich war länger nicht hier", antwortete er.

"Wieso denn nicht?"

"Ach, ich weiß es nicht, aber ich schätze, ich habe Lou einfach vermisst", er blickte mich mit leuchtenden Augen an. Ich lächelte und schaute weg.

"Ihr seid also wieder zusammen?"

Ich starrte mein Mutter an. Dann in Ivans fragende Augen. "Sind wir das?"

Ich lachte, gab aber keine Antwort, denn es gab keine. Zum Glück fragte sie nicht weiter. Nach einer Weile schaute ich auf die Uhr an der Wand. Erschrocken sprang ich auf.

"Ivan, wir müssen zum Bus", rief ich.

"Wieso", fragte er ruhig "ich habe ein Auto."

Erleichtert ließ ich mich wieder in den Stuhl zurückfallen.

 

"Ich hol noch schnell meine Tasche von oben", sagte ich, als wir fertig gefrühstückt hatten und auf dem Gang standen.

"Okey, ich warte hier", sagte Ivan nickend. 

Ich eilte in mein Zimmer und packte meine Tasche. Danach rannte ich noch schnell ins Bad und betrachtete mein Gesicht im Spiegel. Ich fuhr den Mascara nocheinmal nach und kämmte meine Haare, dann sprang ich die Treppe hinunter zu Ivan.

 

Fünf Minuten vor Unterrichtsbeginn parkte Ivan sein Auto vor dem Schulhof, sodass es jeder sehen konnte. Ich musste grinsen. Jeder musste natürlich wissen, dass er ein eigenes Auto hatte.

Ich erblickte sofort Elijah, der gerade an dem Auto vorbei den Schulhof betrat, und sich an uns wandte. Noch hatte er mich nicht gesehen. 

Ivan stieg aus. Sofort drehten sich einige Mädchen zu ihm und lächelten ihn verträumt an. Dann öffnete ich die Tür und das Lächeln aus ihren Gesichtern verschwand. Sie steckten die Köpfe und tuschelten, ohne uns aus den Augen zu lassen.

Ich beachtete sie nicht länger und richtete meinen Blick auf Elijah. Ein paar Mädchen gingen auf ihn zu, doch er zeigte ihnen mit einem Handzeichen, Abstand zu halten und sah mir dabei direkt in die Augen. Sein Blick war kalt. Er zerstörte mich, er machte mich dem Boden gleich. Am liebsten wäre ich zurück in Ivans Auto geflüchtet. 

Plötzlich spürte ich eine Hand auf meiner Schulter.

"Sagte ich doch, er behält alle auf Abstand", hörte ich Ivan sagen. 

Ich nickte ihm kurz zu, während ich noch immer Elijah anstarrte, der sich keinen Zentimeter bewegt hatte. Ivan schob mich vorwärts. Wir gingen langsam an Elijah vorbei. Bei jedem Schritt den ich machte, spürte ich seinen Blick in meinem Rücken, und war froh, als ich endlich im Gebäude war.

"Also, bis später", verabschiedete sich Ivan von mir. 

Er wollte sich schon von mir abwenden, als mir etwas Wichtiges einfiel.

"Ivan, sag Lena bitte nichts von heute Nacht, okey?"

"Ich hätte keinen Grund dazu, aber wieso?", erwiderte Ivan.

"Tu es einfach nicht, bitte."

Er nickte und hauchte mir einen Kuss auf die Lippen. "Kein Problem, Kleine."

 

Nach der zweiten Stunde hatten ich und Lena eine Stunde frei. Wir setzten uns an einen Tisch in der Cafeteria.

"War Ivan gestern noch lange bei dir?", erkundigte sich Lena.

Ich schüttelte den Kopf. "Ich glaube, dem war langweilig ohne dich", log ich.

Sie lächelte. "Meinst du?"

"Ja sicher", versuchte ich sie zu überzeugen.

"Aber er hat mir gesagt, dass er noch für dich empfindet", beharrte Lena. 

Ich zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung, ist doch auch egal oder?"

Lena nickte nur zögerlich.

Okey, Lou, ein anderes Thema bitte.

"Hey, du hast mir doch gestern dringend etwas sagen müssen?"

Lenas Blick hellte sich zu meiner Erleichterung auf.

"Wir bekommen einen neuen Schüler in unsere Klasse."

"Was?"

"Ja, ein Junge aus Frankreich."

Ich verstand nicht was sie daran so toll fand und sah sie verwirrt an.

"Oh richtig, du warst ja nicht gestern", lachte Lena und zeigte mir verträumte Augen. "Ich habe ein Foto gesehen."

"Wie sieht er aus?", fragte ich neugierig.

"Wie ein Traum, und zwar wirklich wie ein Traum", antwortete sie mir.

"Aber wie?"

Lena zuckte wohlwissend mit den Schultern und lachte.

"Wann kommt er?", fragte ich lachend und schlug sie.

"Morgen", grinste sie und schob meine Arme weg, die versuchten, sie zu treffen.

"Morgen?", rief ich erschrocken.

Lena sag mich warnend an. "Der gehört mir ist das klar, du hast Ivan und Elijah."

Ich grinste sie an. "Ich dachte du magst Ivan?"

Lena blickte zu Boden. "Schon aber, er hängt noch sehr an dir, den krieg ich sowieso nie."

Ich legte einen Arm um sie. "Wenn du meinst", stimmte ich ihr vorsichtig zu. 

Innerlich war ich froh darüber.

Kapitel 20

"Er müsste jeden Moment hier sein", verkündete unsere Klassenlehrerin am nächsten Tag, als wir alle an unseren Plätzen saßen. Tatsächlich klopfte es im nächsten Augenblick und der Direktor trat ein, hinter ihm ein Junge.

Mein Atem stockte. Der Junge, der inzwischen mitten vor der Klasse stand, hatte dunkelbraune, beinahe schwarze Haare, die zu einer ähnlichen Frisur wie Elijah geschnitten waren, außer dass ihm kaum eine Strähne ins Gesicht fiel. Das Lächeln mit dem er vor der Klasse stand war atemberaubend. Seine Lippen waren nicht voll, so wie die von Ivan, aber auch nicht schmal. Sie hatten eine hellrosane Farbe und sie sahen so weich aus, dass man sie am liebsten sofort küssen wollte. 

Die ganze Klasse war still geworden, nur die Jungs saßen etwas unsicher da. Auch Lena neben mir saß stocksteif auf ihrem Stuhl.

"Der sieht ja doch besser aus als auf dem Foto", kommentierte sie verträumt. 

Ich konnte ihr nicht antworten, denn auch ich war faszinierd. Ich hatte das Gefühl noch nie so einer Schönheit von Mensch begegnet zu sein. 

Der Junge reichte meiner Lehrerin die Hand.

"Willkommen Yanis, stell dich vielleicht einfach mal kurz vor", begrüßte sie ihn lächelnd, denn auch ihr schein sein wunderbare Aussehen nicht entgangen zu sein. Kopfschüttelnd widmete sie sich ihrer Mappe.

Yanis wandte sich der Klasse zu. Jetzt erst konnte ich seine Augen betrachten. Sie leuchteten in einem unendlich schönen moosgrün. Die dunklen, dichten Wimpern schmückten sie und ließen sie noch heller wirken. 

Ich fiel zurück in meine Stuhllehne.

"Hallo, ich bin Yanis Beau", fing Yanis nun an zu reden. 

"Dieser Name sagt wirklich alles über sein Aussehen", seufzte Lena.

Yanis warf ihr einen kurzen Blick zu und grinste, ehe er weitersprach.

"Ich bin siebzehn und komme aus einem Dorf nahe bei Bordeaux", er sprach fehlerfrei deutsch, man hörte fast nicht, dass er nicht aus Deutschland kam. Ich fragte mich, woher er die Sprache so gut konnte.

"Meine Mutter ist deutsch, deswegen kann ich die Sprache sprechen", beantwortete er meine Frage. "Ich surfe gerne und viel und...", er machte eine kurze Pause und ließ seinen Blick über die Klasse schweifen. Sein Blick blieb an Lena hängen, die dadurch zusammenzuckte. "Ich spiele auch gerne Fussball", endete er dann.

Ich betrachtete seine Figur. Er hatte breite Schultern und schmale Hüften. Ähnlich wie Ivan, nur ein wenig kleiner. Ich schätzte ihn 1,80m ungefähr.

"Setz dich doch" meine Lehrerin zeigte auf einen freien Platz vor mir. Ich sah gespannt zu, wie er sich uns näherte und musste feststellen, dass ich nicht die Einzige war. Alle Mädchen im Raum starrten ihn wie gebannt an, und verfolgten jede seiner Bewegungen. Yanis schenkte allen ein kurzes Lächeln. Dann sah er mich an. Diese Augen, und dieses Lächeln. Dieser Typ war einfach zu schön für diese Welt.

Sein Blick blieb wieder an Lena hängen. Er sah sie solange an, bis er sich von ihr wegdrehte und sich auf den Stuhl vor mir fallen ließ.

"Yanis ist umgezogen, und wird ab jetzt noch dieses Schuljahr und hoffentlich auch das Nächste bei uns sein", erzählte unsere Lehrerin.

 

Als es endlich zur Pause leutete, zog Lena mich aus der Klasse.

"Oh mein Gott", brachte sie seufzend hervor.

Ich nickte. "Wie perfekt kann man sein?"

Wir grinsten uns an.

"Hast du gesehen, wie er dich angeschaut hat?", fragte ich leise.

Lena schüttelte wohlwissend den Kopf und sah mich peinlich berührt an. "Er hat doch alle so angeschaut", verteidigte sie sich.

Ich lachte laut auf. "Aber nicht so lange."

Lena lächelte verlegen. "Sollen wir mal mit ihm reden?"

Ich nickte und zog sie in den Türrahmen, wo wir feststellten, dass das mit dem Unterhalten schwerer werden würde als gedacht. Yanis war umzingelt von allen Mädchen der Klasse. Wir blieben stehen und schauten uns erschrocken an.

"Hast du Geschwister", "Wann hast Geburtstag?", fing ich ein paar Fragen auf. 

Dann drängelte sich Sarah, die Blondine unserer Klasse vor.

Und, hast du eine Freundin?", fragte sie aufreißerisch. 

Sarah war zwar hübsch und hatte eine tolle Figur, aber ihre Art Typen anzumachen, fand keiner wirklich anziehend. Deswegen hatte sie auch keinen Freund, sie hatte viele gehabt, aber die hatten früher oder später mit ihr Schluss gemacht.

Ich schielte durch die Menge, damit ich Yanis sehen konnte. 

Er lächelte Sarah freundlich an. "Leider nein", bedauerte er.

Sarahs Augen blitzten hoffnungsvoll. Sie beugte sich zu ihm vor, damit ihr viel zu großer Ausschnitt direkt vor seinem Gesicht war. Neben mir zog Lena scharf die Luft ein.

Doch Yanis blickte nur kurz darauf, da er praktisch keine andere Wahl hatte, blickte dann auf und sah ihr ruhig in die Augen.

"Ich habe bis jetzt noch nicht die Richtige gefunden", antwortete er kontrolliert.

Sarah zog sich permanent zurück. Auch die Anderen begaben sich wieder auf ihr Plätze oder blieben in kleinen Gruppen stehen und tuschelten leise, wobei sie immer wieder zu Luke schauten. 

Lena verschränkte die Arme vor der Brust. "Die stehen jetzt schon alle auf ihn", kommentierte sie genervt.

"Du doch auch", ich grinste sie an.

Sie erwiderte mein Grinsen. "Du etwa nicht?"

Ich stellte mir gerade selber die Frage. Ich fand ihn zwar wunderschön und auch sehr nett bis jetzt, aber mehr war da nicht, also schüttelte ich den Kopf.

"Nein, er ist perfekt und wunderschön, aber Elijah und Iv...", ich unterbrach mich selbst. "Elijah ist perfekter."

Lena starrte noch immer Yanis an, wodurch sie glücklicherweise nichts bemerkt hatte. Dann fing sie an zu lachen.

"Lou, es gibt nichts besseres als perfekt."

Ich lachte ebenfalls, doch bemerkte plötzlich, dass Yanis in unsere Richtung schaute und verstummte augenblicklich. Auch Lena verstummte und sah ihn an.

Er erwiderte ihren starren Blick, ohne sich von ihr wegzudrehen. Bevor Lena vor Verlangen nicht mehr von seinem Blick loslassen konnte, zog ich sie auf den Gang hinaus. 

"Lena, komm mal runter, du starrst ihn an", warnte ich sie grinsend.

"Ja, aber ich kann nicht anders", sie drehte sich verträumt zur Tür um.

Ich lachte. "Okey, ich kanns ja verstehen, immerhin schaut er dich auch an."

Sie zuckte mit den Schultern. "Mir doch egal, aber...", sie verstummte plötzlich und blickte an mir vorbei. 

Ich folgte ihrem Blick und erblickte Yanis, der im Türrahmen stand und uns anschaute.

Ich lächelte ihn peinlich berührt an.

"Wieso beobachtest du uns?", fragte Lena plötzlich.

Yanis sah sie verwirrt an. "Ich beobachte euch nicht, ich wollte nur sehen wie es euch geht", verteidigte er sich.

Ich musste lächeln.

"Uns gings nicht schlecht?", erwiderte Lena.

Er nickte. "Ja, gut dann..." Er grinste.

Ich blickte zu Boden.

"Ja", hakte Lena ungeduldig nach.

Bevor Yanis etwas sagen konnte, fuhr ich dazwischen.

"Hast du die ganze Schule schon gesehen?", erkundigte ich mich.

"Eh, nein", Yanis schüttelte den Kopf.

"Wir können sie dir zeigen, wenn du willst", schlug ich vor.

"Ja gerne, aber habt ihr keinen Unterricht?", fragte Yanis und sah mich an. Diese wunderbaren Augen, dieses tiefe grün.

Ich lächelte. "Ja, aber wir würden es in der Mittagspause machen, wir haben immer eine Stunde fr..."

"Ich weiß, was eine Mittagspause ist", unterbrach Yanis mich grinsend.

Ich schaute bedrückt zu Boden. "Ja, tut mir Leid."

"Kein Problem", er klopfte mir tröstend auf den Arm. "Ich weiß eure Namen gar nicht?"

Ich schaute lächelnd auf. "Oh richtig, ich bin Lou."

Auch Lena lächelte. "Und ich bin Lena."

Yanis Blick blieb an ihr hängen. Solange, bis unsere Lehrerin die nächste Stunde verkündete. Lena griff nach Yanis Arm und zog ihn mit sich rein. Ich folgte ihnen grinsend. Lena wusste, dass sie sich hiermit sicher nicht beliebt machen würde, allerdings war es ihr immer schon egal gewesen, was die anderen von ihr dachten.

Wie ich erwartet hatte, starrten alle Mädchen Lena wütend an, als sie mit Yanis in den Raum eintrat. Doch sie bemerkte es nicht, denn sie schaute Yanis noch immer ununterbrochen an. 

Als wir schließlich nebeneinander am Tisch saßen, sah sie mich fasziniert an.

"ich glaube, ich bin verliebt", flüsterte sie.

Ich grinste. "Ist mir nicht entgangen."

 

 

Kapitel 21

Als wir endlich Mittagspause hatten, drehte sich Yanis, mit einem hinreißenden Lächeln zu uns um.

"Zeigt ihr mir die Schule oder habt ihr schon etwas anderes vor?"

Bei diesem Lächeln konnte man gar nicht widersprechen. Auch Lena schüttelte heftig den Kopf.

"Nein, wir haben Zeit!"

Ich nickte zustimmend.

"Okey, danke, ist echt lieb von euch", bedankte sich Yanis.

"Ja, wir sind zwei ganz süße", erwiderte Lena grinsend.

Yanis lachte leicht auf und stand auf. Auch ich erhob mich und ging zur Tür, dort drehte ich mich um und sah gerade, wie Yanis Lena die Hand reichte und ihr beim aufstehen half. Sie betrachtete ihr vertröumt und ließ sich von ihm in meine Richtung ziehen. 

Ich fragte mich, ob Yanis mir allen Mädchen so umgehen würde? Ob er Lena nur ausnütze? Jetzt allerdings wollte ich mir darüber noch keine Sorgen machen, da sie sicher gerade mal ein paar Stunden kannten.

"Hier ist die Kantine", ich zeigte auf den Raum neben der Treppe "und hier ist die Aula, mit einigen Stühlen", fuhr ich fort.

"Und was ist oben?", fragte Yanis.

"Oben sind die Kleineren", antwortete ich, da Lena kaum redete, weil sie nur damit beschäftigt war, Yanis zu bewundern.

"Und ihr seid hier die Ältesten?", folgte seine nächste Frage.

Ich schüttelte den Kopf. "Oh nein, es gibt noch zwei Jahrgänge über uns."

Lena und ich tauschten vielsagende Blicke.

Ich grinste. "Die sind hier drüben", ich bewegte mich in Richtung Gang, an dem die Klasse von Elijah und Ivan war. 

Lena und Yanis folgten mir, doch als plötzlich Ivan uns entgegen kam, stoppte Lena und versteifte sich auf der Stelle. Luke legte sofort eine Hand auf ihre Schulter.

"Alles okey?", fragte er besorgt, doch bevor Lena antworten konnte, wurde sie von Ivans fröhlich Stimme unterbrochen.

"Na wen haben wir denn da?", er grinste mich an.

"Ivan", murmelte ich. 

Mir war klar, dass ich auf keinen Fall anmerken lassen konnte, wie sehr ich Ivan mochte und dass er bei mir übernachtet hatte.

"Hallo Lena", Ivan nickte ihr kurz zu, dann sah er zu Yanis. "Und das ist...?"

"Ivan, das ist Yanis aus Frankreich", sagte ich schnell "Yanis, das ist Ivan, mein... Ein guter Freund von mir."

Ivan legte einen Arm um meine Schultern.

"Wir sind sehr gute Freunde, Kleine", widersprach er.

Ich befreite mich aus seiner Umarmung, wodurch Ivan mir einen fragenden Blick zuwarf. Dann betrachtete er Yanis mit einem abwertenden Blick. Ich konnte nicht verhindern, dass ich grinste. Er sah jetzt in Yanis schon einen Typ, der mich möglicherweise von ihm wegnehmen konnte.

"Lou, komm mit", sagte er und griff nach meiner Hand, doch ich zog sie zurück. 

Ich wollte auf keinen Fall, dass Lena Verdachte schöpfte.

"Lena, du kannst Luke noch den Rest des Gebäudes zeigen, ist okey oder?", ich wandte mich an die beiden.

Lena nickte eifrig. "Ja klar, kein Problem."

Ich fragte mich, ob Lena Ivan überhaupt bemerkt hatte, denn sie schien überhaupt kein Problem damit zu haben, dass ich alleine mit Ivan mitging. Innerlich war ich froh darüber, weil ich wollte eigentlich gar nicht, dass Lena Zeit mit Ivan verbrachte. Ivan war mir sehr wichtig, und ich bemerkte, wie eifersüchtig ich allein beim Gedanken daran schon wurde.

"Ja gut dann, viel Spaß euch beiden", verabschiedete ich mich von ihnen und lief dann hinter Ivan her.

Wir verließen nebeneinander das Schulgebäude. Ich wartete darauf, dass Ivan etwas sagen würde, doch er schwieg.

"Ivan", begann ich schließlich "was hast du?"

Ivan schaute sich um. Wartete er auf jemand? Kurz kam die Angst in mir hoch, Elijah könnte auftauchen, doch der Schulhof war leer.

"Was hast du mit diesem Yanis?", fragte er plötzlich.

Ich blickte entsetzt hoch, doch er meinte es ernst. "Was, mit Yanis? Gar nichts."

"Warum darf er dann nicht wissen, dass wir... Naja irgendwie zusammen sind?"

"Was meinst du?"

Ivan machte einen Schritt auf mich zu. "Als ich deine Hand nehmen wollte, hast du sie weggezogen Lou, wieso?"

Ich schüttelte den Kopf. "Das ist doch gar nicht wegen ihm", rief ich.

"Ich meine", fuhr Ivan im selber Moment fort, doch stoppte sofort. "Nicht wegen ihm?", wiederholte er.

"Nein", seufzte ich lächelnd.

"Wieso dann?"

"Wegen", ich nahm die Hand vor den Mund. Wie würde Ivan wohl reagieren, wenn ich ihm erzählte, dass es wegen Lena war?

"Wegen", hakte er ungeduldig nach.

"Es ist...", ich zögerte. "Es ist wegen Lena."

"Wegen Lena?", sprach Ivan erneut meine Worte nach. Er schien verwundert. "Warum ist Lena ein Problem?"

"Weil, naja..." wieder zögerte ich. "Weil... ich kanns dir nicht sagen", ich blickte ihn entschuldigend an.

Plötzlich packte Ivan mich an der Taille und fing an mich zu kitzeln. Ich erschrak und schnappte nach Luft. Vergeblich versuchte ich mich aus seinem Griff zu befreien. 

"Ivan", flehte ich "bitte, hör auf."

"Sagst dus mir?", fragte er, ohne aufzuhören mich zu kitzeln.

Ich stemmte lachend meine Hände gegen seine Brust und versuchte ihn von mir wegzstoßen. "Mann, es geht nicht."

"Warum nicht?", er stoppte und sah mich warnend an.

Ich blickte zu Boden. "Es ist ein beste Freundinnengeheimnis."

Grinsend schielte ich zu ihm hoch. Ivan schien zu verstehen und machte automatisch ein Schritt von mir weg.

"Dein Ernst?"

Ich nickte. "Es ist ja deine Schuld."

Er sah mich fragend an. "Wieso das denn?"

"Du solltest nicht so gut aussehen!"

Ivan lachte. "Ja natürlich, es ist meine Schuld."

Ich grinste ihn frech an. Er kam auf mich zu, nahm mein Gesicht in die Hände und küsste mich leidenschaftlich. Nur kurz konnte ich seine Nähe genießen, denn Ivan trennte sich eigentlich sofort wieder von mir. Ich schaute mich sofort um, doch der Schulhof war immer noch leer.

Dann kam mir Elijah in den Sinn. Ich hatte ihn den ganzen Tag nicht gesehen. Normalerweise sah ich ih immer, jeden Tag in der Schule. Ich vermisste ihn so sehr. Es war noch nicht mal eine Woche her, als er Schluss gemacht hatte, doch es schien mir wie eine Ewigkeit.

Ivan hob mein Kinn und blickte mich an. "Wollen wir wieder reingehen?"

Ich nickte und nahm seine Hand und wir liefen nebeneinander ins Schulgebäude zurück.

"Ich muss noch Hausaufgabe machen, sehen wir uns heute nach der Schule?", fragte Ivan, als wir in der Aula standen.

"Okey", ich lächelte.

Er lächelte zurück und verschwand dann in seiner Klasse. Ich wollte gerade zur Treppe laufen, um oben Lena und Yanis zu suchen, als ich hinter mir eine vertraute Stimme hörte.

"Louise."

Ich wirbelte herum und starrte in Elijas Augen. Sein Blick war weder wütend noch freundlich. Er war leer.

"Ich muss mit dir reden", sagte er mit einer tonlosen Stimme.

Mein Herz schlug mir bis zum Hals, doch ich blieb kalt. "Worüber?"

"Hörst du mir zu?"

Ich schüttelte den Kopf. 

"Elijah, du hast Schluss gemacht", erwiderte ich leise.

Sofort verdunkelte sich sein Blick. "Du weißt, dass das einen Grund hatte."

"Ich habe keine Lust, mit dir darüber zu reden", ich wandte mich von ihm ab.

"Lou, bitte...", flehte er mich an.

"Es ist dein Problem", brauste ich auf und entfernte mich mit großen Schritten von ihm. 

Was er wohl gewollt hatte? Innerlich hätte ich ihm liebend gern zugehört, aber ich durfte auf keine Fall schwach rüberkommen.

Ich sprang die Treppe nach oben, da ich mir sicher war, dass Lena Yanis zu einem ruhigeren Ort geführt hatte. 

"Hast du eigentlich einen Freund?", hörte ich tatsächlich Yanis Stimme ganz nahe. 

Ich blieb sofort stehen und lehnte mich gegen die Wand um zu lauschen. Sie mussten auf dem Gang stehen, stellte ich fest.

"Nein", antwortete Lena sofort "nein habe ich nicht."

Ich hörte Yanis tief einatmen. "Aber dieser Ivan, er schien dich..."

"Nein" fiel Lena ihm ins Wort. "Ivan ist Lous Freund."

"Du meinst fester Freund?"

"Oh nein", lachte Lena "aber sie lieben sich, sie sind nur nicht zusammen."

Ich lächelte. Ja, ich liebte Ivan, es war so unglaublich. Ich liebte ihn so sehr.

Yanis fragte nicht weiter. War Lena etwa über Ivan hinweg, wenn sie so locker darüber sprach? Vielleicht wollte sie aber auch einfach nicht, dass Yanis wusste, dass sie auf ihn stand. Tausende Fragen gingen mir durch den Kopf. Ich hoffte, Lena hatte Ivan vergessen, denn ich wollte sie nicht länger anlügen.

"Gehen wir wieder runter", hörte ich Lena dann sagen. 

Schnell rannte ich die Treppe hinunter und tat so, als wäre ich gerade erst gekommen. Da kamen mir die beiden entgegen.

"Habt ihr alles gesehen?", erkundigte ich mich.

"Ja", antwortete Yanis "echt schöne Schule", fügte er mit einem wunderbaren Lächeln hinzu.

 

Nach der Nachmittagschule verabschiedete sich Yanis von uns. 

"Dann bis morgen."

"Warte", hielt Lena ihn zurück. "Wir könnten doch am Abend etwas zusammen machen?" 

"Ja, von mir aus gerne", sagte Yanis. 

Ich nickte ebenfalls. "Klar, um halb ach im Sydney's?"

Yanis nickte überzeugt. Wusste er denn wo es war, fragte ich mich, doch er fragte nicht weiter und ging lächelnd davon.

 

 

 

Kapitel 22

Am Abend stand ich vor meinem Kleiderschrank und wusste nicht so recht, was ich anziehen sollte, also rief ich Lena an.

"Lou", meldete sie sich sofort. "Ich wollte dich gerade anrufen, ich hab keine Ahnung was ich anziehen soll?"

Ich lachte. "Dasselbe wollte ich dich fragen."

Lena lachte ebenfalls. "Oh mann, ich weiß es voll nicht, ich kann mich nicht entscheiden."

"Du willst natürlich gut aussehen, weil Yanis dabei ist", behauptete ich.

"Ja unbedingt, aber..." Lena wurde von einer lauten Stimme im Hintergrund unterbrochen.

"Lena", sagte eine raue Frauenstimme "du weißt, dass deine Familie heute zurück kommt oder?"

Ich hörte Lena enttäuscht seufzen. "Das hatte ich ganz vergessen...", sprach Lena zu ihr. "Lou, ich denke nicht, dass ich heute kommen kann", sagte sie schließlich zu mir.

"Hast deine Familie wegen Yanis vergessen", lachte ich.

"Ja echt, ich habs total verpennt, tut mir voll Leid", entschuldigte sie sich.

"Ist doch egal, du kannst ja nächstes Mal mitkommen."

"Aber fang nichts mit Yanis an", warnte sie mich.

"Keine Sorge", beruhigte ich sie "dass mit Elijah ist nicht vorbei."

 

Ich entschied mich für eine hautenge schwarze Jeans und ein leicht durchsichtiges Glitzertop. Darunter zog ich meinen schönsten BH an und meine Haare ließ ich offen. Jetzt, wo Lena nicht mitkam, sah ich eigentlich gar keinen Grund mehr zu gehen, doch ich wollte nicht sofort einen schlechten Eindruck hinterlassen. 

Während ich mich schminkte, rief Ivan plötzlich an.

Oh nein, ich erinnerte mich, dass er nach der Schule etwas mit mir hatte machen wollen, doch ich hatte es total vergessen. Was sollte ich jetzt bloß sagen?

"Ivan", hob ich zögernd ab. 

"Lou, hey Kleine", begrüßte er mich mit einer seidenweichen Stimme.

"Du Ivan, es geht gerade ganz schlecht", unterbrach ich ihn, bevor er irgendeine Frage stellen konnte.

"Oh okey, hast du denn noch etwas vor?", erkundigte er sich.

War er jetzt etwa sauer? Ich ignorierte das ungute Gefühl im Bauch.

"Ja, und ich muss jetzt auch los, tut mir Leid", sagte ich und legte schnell auf.

Ich wusste, dass er enttäuscht warm vielleicht sogar sauer, aber wenn ich ihm gesagt hätte, dass ich etwas mit Yanis vorhatte, würde er garantiert auch in der Bar auftauchen und mich kontrollieren bei allem was ich tat.

Ich lächelte in mich hinein. Eigentlich war es ein schönes Gefühl jemanden zu haben, der am liebsten immer in meiner Nähe sein wollte und immer sicher sein wollte, dass es mir gut ging.

Morgen würde ich mich bei ihm entschuldigen, entschied ich.

 

Als ich beim Sydney's ankam war Yanis schon da. Er stand lässig vor dem Eingang und wartete offensichtlich auf jemanden, denn er sah sich andauernd um. Sobald er mich erblickte lächelte er mich freundlich, doch sein Blick suchte eindeutig nach einer zweiten Person. Er kam sofort auf mich zu. 

"Wo ist Lena?", fragte er besorgt.

Ich betrachtete ihn bevor ich ihm antwortete. Er hatte eine helle Jeans an und ein schwarzes T-shirt mit V-Ausschnitt. Obwohl es ein normales Outfit war, sah er darin aus wie ein Model. Seine moosgrünen Augen ruhten auf mir. Ich war fasziniert von diesem ruhigen, aber doch neugierigem Blick und konnte kaum ein Wort herausbringen. 

"Lena...", begann ich "sie hat dir nichts gesagt?"

Er schüttelte den Kopf.

"Oh, sie kann nicht kommen, ihre Eltern kommen heute vom Urlaub zurück und ja..."

Yanis schien enttäuscht. 

Wie süß, dachte ich, er hatte sich offensichtlich auf Lena gefreut.

"Sollen wir dann mal reingehen?", fragte er dann und nahm mich am Arm.

Kurz kam mir der Gedanke, meinen Arm wegzuziehen, entschied mich dann aber doch anders, schließlich lief nichts zwischen uns.

Das Sydney's war nicht groß, aber doch groß genug für die kleine Stadt in der wir wohnten. Es gab eine Tanzfläche, eine Bar und ein paar Tische. Als wir reinkamen spielte laute Musik. Es war schon ziemlich voll und wir hatten Glück noch einen kleinen Tisch am Rand des Raumen zu bekommen, nachdem wir uns beides ein alkoholfreies Getränkgeholt hatten.

"Wer ist eigentlich dieser Ivan?", fragte Yanis, sobald wir saßen.

"Ein guter Freund von mir, wieso?", log ich.

"Lena meinte, ihr gehört zusammen oder so", erwiderte er.

Mein Gesicht wurde heiß und ich sah zu Boden.

"Ja", sagte ich zögernd "sie erzählt sehr viel."

Yanis lachte, wurde aber sofort wieder ernst. "Zwischen ihr und ihm ist aber nichts oder?"

Ich schüttelte heftig den Kopf. "Nein, soweit ich weiß nichts."

Kurz verunsicherte sich Yanis Blick.

"Aber ich weiß alles, also", fügte ich schnell hinzu.

Er lächelte. "Gut."

Gut? Sagte er das immer so? Mein Blick schweifte herum. Ich wusste, dass Ivan oft hierher kam, weil es der einzige Ort war in der kleinen Stadt, wo man feiern konnte. Ich hoffte, er würde heute nicht da sein. Aber meistens kam er nur am Wochenende, versuchte ich mich zu beruhigen, doch ganz überzeugen konnte ich mich selbst nicht.

Plötzlich hatte ich das Gefühl, ich werde beobachtet und drehte mich abrupt um, konnte jedoch niemand erblicken, der in meine Richtung sah. Dann hörte ich Yanis Stimme hinter mir und wandte mich an ihn.

"Was?"

Sein Mund bewegte sich, doch ich konnte nicht hören was er sagte. Ich zeigte ihm einen verständnislosen Blick worauf er sich erhob und sich zu mir vor beugte.

Wollte er mich etwa küssen? 

Sein Gesicht kam näher. Ich starrte gebannt auf seine Lippen, wollte ihn aber nicht küssen, und lehnte mich vorsichtig zurück.

"Eh", hob ich an.

Yanis hielt Inne, ohne mich aus den Augen zu lassen.

"Yanis, ich habe einen Freund", sagte ich dann, obwohl es aus seiner Sicht gar nicht stimmte, aber in diesem Moment war mir nichts anderes eingefallen.

Zuerst sah er mich fragend an, dann lehnte er sich wieder zurück, ließ sich in seiner Stuhl fallen und fing an zu lachen. Ein unendlich wundervolles Lachen, wo man sich wünschte, er würde nicht mehr aufhören.

"Du dachtest, ich wollte dich küssen?", fragte er dann.

Ich nickte überzeugt.

Yanis schüttelte lächelnd den Kopf. "Nein Lou, ich habe mich schon in jemand anderes verliebt."

Ich schaute in seine ernsten grünen Augen, und konnte aus seinem Blick herauslesen, an wen er dachte.

Lena, ging es mir durch den Kopf.

Ich grinste ihn vielsagend an. Ich glaubte an ihm zu sehen, dass er wusste, dass er sich selbst verraten hatte, doch ihm schien es nichts auszumachen, denn er grinste zurück und hob eine Augenbraue.

Ich wollte es sofort Lena sagen, ich musste es ihr sagen.

"Ich geh schnell nach unten", rief ich ihm zu, während ich aufstand.

"Wie bitte?"

"Aufs Klo", ich zeigte zur Treppe nach unten un Yanis nickte verständnisvoll.

Ich rannte die Treppe nach unten und lehnte mich gegen die Wand des Ganges zu den Toiletten. Fast hatte ich schon Angst, sie würde nicht abheben, als ihre fröhliche Stimme erklang.

"Lou, was ist denn los?"

"Frag mich nicht, aber er hat sich innerhalb von einem Tag in dich verliebt", schrie ich aufgeregt ins Handy.

"Echt jetzt?", kreischte sie genauso laut. "Woher weißt du das? Hat er das gesagt?"

"Ja, also indirekt, aber ich bin mir sicher, dass er dich meint, weil er...", ich konnte nicht weiter reden, denn ein betrunkener Typ stolperte die Treppe hinunter und lehnte sich auf meine Schulter.

"Hey Süße, wo sind die Toiletten?", während er das fragte, legte er seinen Arm um mich und fing an, an meinem Top herumzufummeln.

Ich versuchte ruhig zu bleiben und wies ihn in den hinteren Teil des Ganges. Der Typ nickte, blieb jedoch stehen und beugte sich zu mir vor. Langsam wurde mir unwohl zu Mute und ich versuchte mich von seinem Griff loszumachen.

"Bist du alleine hier?", fragte er. 

Sein Atem roch stark nach Alkohol und mir lief ein Schauer über den Rücken. Jetzt zog der Typ mich näher an sich und versuchte mich zu küssen.

"Mann, jetzt lass mich endlich", schrie ich und versuchte mich nocheinmal vergeblich loszureißen.

"Jetzt geh komm, verpiss dich", hörte ich plötzlich eine laute Stimme hinter mir.

"Elijah", seufzte ich erleichtert.

Der Typ ließ mich langsam los. "Was", lachte er verächtlich "ist das etwa deine?"

Er griff nach meinem Hintern.

"Ich sagte, du sollst verschwinden", warnte Elijah.

"Glaubst du, du kannst so mit mir reden?", der Typ ließ mich nun völlig los und näherte sich schwankend Elijah.

Jetzt fiel mir erst auf, dass der Typ ziemlich groß war, sogar größer als Ivan. Doch es ging keinerlei Zweifel von Elijah aus und er machte einen Schritt vor und schlug dem Typ genau ins Gesicht. Er schrie auf vor Schmerz. Ich wich erschrocken zurück. So wütend hatte ich Elijah noch nie gesehen. 

"Elijah", ich wollte schon sagen, dass es reichte, als er nocheinmal zuschlug.

Erneut stöhnte das Opfer auf. Er drehte sich zu mir um und ich sah sein verletztes Gesicht. Durch die dunkelbraunen Strähnen die vor seiner Stirn hingen, stachen hellgraue Augen hervor, die von Schmerz gefüllt waren. Ein Auge war stark geschwollen und aus seiner Nase strömte Blut. 

Er machte einen Schritt auf mich zu. Ich presste meinen Körper fester gegen die Wand, um einen so groß wie möglichen Abstand zu ihm aufzubauen, doch der junge Mann wurde bereits von hinten von Elijah gepackt und von mir weggezogen. 

"Jetzt geh, bevor ich dir deine Nase breche?" Elijah stieß ihn grob in Richtung Treppe, wo er noch immer stöhnend nach oben ging.

Als er verschwunden war, wandte sich Elijah erst an mich.

"Gehts dir gut?" Die Frage klang keineswegs liebevoll, so ich es mir vielleicht gewünscht hatte, sondern eher hart und kalt.

Ich nickte verwirrt. "Ja, danke...Elijah."

Sein Blick schweifte kurz über mein Gesicht und über meinen Körper. Ich sah automatisch auch an meinem Körper herab, und bemerkte, dass ich mich ziemlich offen angezogen hatte, denn man sah den schwarzen Spitzen-BH ziemlich gut durch das halbdurchsichtige Top. Doch Elijah schien gar nicht darauf zu achten und sah  mir wieder in die Augen.

"Nächstes Mal passt du besser auf", sagte er ernst, und schon drehte er sich um und ging.

Kurz blickte ich ihm geschockt nach, dann rannte ich hinter ihm her. 

"Elijah, warte doch mal", rief ich, doch er drehte sich nicht um und blieb auch nicht stehen.

Er ging so schnell, dass er das Sydney's verlassen hatte, bevor ich ihn erreicht hatte.

"Mann", regte ich mich vor dem Ausgang auf und schlug mir gegen die Stirn.

"Was ist denn mit dir los?", hörte ich plötzlich Yanis hinter mir fragen. "Wer war das?"

"Was meinst du, da war keiner", log ich und schaute ihn so überzeugt wie möglich an.

"Na, der blonde Typ hinter dem du hergerannt bist", beharrte Yanis.

"Was... ich bin hinter keinem hergerannt", erwiderte ich.

Yanis runzelte die Stirn und sah mich vorwurfsvoll an.

Ich lächelte. "Okey, das war... das war Elijah", seufzte ich.

"Und Elijah ist wer?"

"Das ist kompliziert", sagte ich nur.

Zu meiner Erleichterung nickte Yanis nur und fing an mich über meine Hobbys und andere Sachen auszufragen, worauf ich bei fast jeder Frage grinsen musste.

Er war so freundlich und verständnisvoll, und vorallem so wunderschön. Seine Augen hingen immer an mir bis ich eine Antwort gab. Manchmal wurde mir fast unwohl unter diesem Blick, weil ich das Gefühl bekam, ich würde etwas falsch sagen.

 

 

 

Kapitel 23

Am nächsten Morgen liefen ich und Lena gemeinsam über den Schulhof. Sie war total nervös wegen Yanis. Ich hatte ihr alles nochmal detailweise erzählt. Dass ich auf einmal nicht mehr zu ihr gesprochen hatte wegen dem betrunkenen Typ, hatte sie schon vergessen  und ich beschloss es ihr auch nicht zu sagen.

"Meinst du, dass er schon da ist?", fragte sie.

"Keine Ahnung, werden wir gleich sehen."

Ich dachte immerzu an Elijah, der mich gestern gerettet hatte.

Aber warum war er einfach gegangen?

Ich hatte Angst, dass es vielleicht nie wieder etwas zwischen uns geben würde. Nicht einmal eine Freundschaft, so wie früher.

Hätte ich nicht mit ihm zusammenkommen dürfen? Hatte ich deswegen alles kaputt gemacht...?

Aber ich hatte in diesem Moment gar nicht darüber nachgedacht. Ich war so verträumt gewesen, in diesem Moment war alles so perfekt gewesen. Und ich liebte ihn immer noch, auch wenn es aus war.

Lena rüttelte an meinem Arm und riss mich somit aus meinen Gedanken. Sie zeigte auf Ivan, der mit einem besorgten Blick auf uns zukam.

"Lou, was war denn gestern los?"

"Also ich...", stammelte ich "ich war mit Lena und Yanis gestern... wir sind ins Sydney's gegangen", ich sah Lena warnend an, sie sollte nicht sagen, dass sie gar nicht dabei war. "Und als du angerufen hast", fuhr ich fort "musste ich gerade zum Bus." 

Ivan nickte langsam. 

"Tut mir Leid", sagte ich schnell "ich hätte dich noch zurückrufen sollen, ich weiß."

Ivan lächelte, ich sah zu Boden, hoffend, er würde keine weiteren Fragen stellen.

"Schon okey, ich dachte nur, falls du allein gegangen wärst, hätte ich dich begleitet", sagte er liebevoll.

Ich bemerkte, dass Lena sich neben mir das Lächeln verkneifen musste, weil sich Ivan so um mich kümmerte. Ich musste ebenfalls leicht lachen, es war einfach so süß. Dann blickte ich auf in diese dunklen Augen, die mich betrachteten.

"Warum lachst du? Darf ich mir etwa keine Sorgen machen?", fragte er dann.

Ich schüttelte den Kopf. "Nein, das ist schon okey Ivan, aber, ich kann mich auch um mich selbst kümmern", sagte ich lächelnd, machte einen Schritt auf ich zu und sah ihn dankbar an. "Aber es ist trotzdem sehr lieb von dir."

Ivan wollte sich gerade vorbeugen und mich küssen, als er Lena ansah und sich sofort zurückzog. Ich grinste ihn an und er entfernte sich wieder von uns. Lena sah mich verträumt an.

"Oh mein Gott, wie süß war das denn? Ich wünschte jemand würde sich solche Sorgen um mich machen", sie machte große Augen.

"Es macht dir gar nichts aus?", fragte ich kleinlaut.

Sie grinste. "Nein gar nicht, Yanis ist einfach...", sie seufzte. "Da läuft also wieder etwas... stärkeres?"

Ich blickte erwischt zu Boden. "Schon ja..."

"Aber Lou, das sollte dich doch freuen!", rief sie.

"Tut es ja auch, aber...", ich redete nicht weiter, denn Lena blickte an mir vorbei auf etwas hinter mir.

Ich sah sie fragend an.

"Eh Lou, Elijah starrt gerade voll hierher."

Ich fuhr herum. Elijah stand beim Schuleingang und sah tatsächlich in unsere Richtung. Sein Blick war unendlich leer. 

Was war bloß los mit ihm? Sollte ich zu ihm gehen? 

"Ich muss mit ihm sprechen", murmelte ich.

"Worüber", wunderte sich Lena.

"Gestern", sagte ich nur.

"Ich wollte sowieso in die Klasse, wegen Yanis", Lena winkte mir zu "viel Glück!"

Ich lächelte ihr schwach hinterher, bevor ich auf Elijah zusteuerte. Langsam hatte ich das Gefühl, dass er gar nicht mich ansah, sondern an mir vorbei oder durch mich hindurch, als wäre ich Luft.

Als ich mich ihm näherte, änderte sich nichts an seiner Haltung. Auch nicht als ich vor ihm stehen blieb.

"Elijah", sagte ich leise. 

Er zuckte zusammen und sah mich erschrocken an.

"Oh tut mir Leid, ich wollte dich nicht erschrecken", entschuldigte ich mich sofort. 

Er sah mich kalt an. "Was wolltest du dann?"

Der Ton mit dem er das sagte, ließ mich ungewollt zusammenzucken. Es klang so kalt, so rau.

"Ich, also ich... ich wollte fragen was das gestern war?"

"Was meinst du?", Elijah schaute mich nicht an.

"Warum bist du weggelaufen?"

"Ich hatte dir nichts zu sagen", antwortete er rasch, wobei er mich immer noch nicht ansah.

Er sah auf etwas hinter mir. Ich schaute kurz über die Schulter, doch der Schulhof war leer.

"Du wolltest mir doch gestern etwas sagen", fiel mir plötzlich ein.

Kurz huschte Elijahs Blick über mein Gesicht, dann drehte er sich abrupt um und ging ins Gebäude. Ich folgte ihm ohne zu zögern.

"Elijah warte... du wolltest mir doch gestern ganz eindeutig etwas sagen", rief ich ihm hinterher.

"Du wolltest nicht zuhören", gab er zurück und lief weiter in den hinteren Teil des Ganges.

"Warte", rief ich nocheinmal "ich will es verstehen, das will ich wirklich."

Darauf blieb Elijah sofort stehen und wandte sich an mich. 

"Ach wirklich Lou?", fragte er verächtlich "das glaube ich kaum, ich glaube nicht, dass du das verstehen möchtest!"

Ich sah ihn gequält an. "Wieso nicht?"

Elijah lachte kalt. "Weil du mich vermutlich für immer verlieren willst", sagte er ohne Pause

Ohne zu zögern. Es kam so schnell, und es traf mich. Tief. Es tat weh, sehr weh. Ich spürte nichts mehr, nicht mal mein Herz, und doch atmete ich.

"Sags mir", brachte ich mühevoll hervor. 

Elijah schüttelte den Kopf und wollte sich abwenden, doch ich hielt ihn zurück, machte einen Schritt auf ihn zu und presste verlangend meine Lippen auf seine. Ich legte meine Arme in seinen Nacken, damit er nicht zurückweichen würde, aber das versuchte er gar nicht. Er ließ es zu, er erwiderte den Kuss sogar. Seine Finger krallten sich an meine Taille und drückten meinen Körper fester an seinen. Er machte ein paar Schritte vor und drückte mich somit gegen die Wand. Ich fuhr mit den Fingern durch seine Haare und zog seinen Kopf weiter zu mir runter.

Der Kuss war so intensiv, so gefühlvoll. Doch plötzlich fing Elijah an zu zittern. Ich ließ vorsichtig von seinen Lippen los und sah ihm in die Augen. Sie öffneten sich langsam und schweiften über mein Gesicht, dann blickte er in meine Augen. 

Dieser Blick traf mich. Er durchbohrte mich. Dieses unendlich blau seiner Augen. Ich hatte das Gefühl gleich loszuweinen, so traurig war sein Blick. 

"Ich liebe dich Elijah", flüsterte ich "du kannst es mir sagen, egal was es ist."

"Auch wenn es dich verletzen wird?", Elijah atmete schwer.

Ich nickte, obwohl Furcht in mir hochstieg.

Was würde mich verletzen? Wie konnte sich Elijah so sicher sein, dass es mir wehtun würde?

Um uns herum war es still, denn der Unterricht hatte bereits angefangen. Ich nickte Elijah nocheinmal zu.

Minuten vergingen, dann atmete er tief ein. 

"Ich bin krank, sehr krank", sagte er endlich "und ich werde nicht mehr lange leben."

Eine kurze Stille entstand. Ich hatte nicht verstanden was gesagt hatte, aber vielleicht wollte ich es auch gar nicht verstehen. Ich spürte nichts mehr. Dann fand ich meine Worte wieder.

"Was hast du?", brachte ich mühevoll hervor.

"Krebs, im Blut", antwortete er mit tonlos.

Ich hatte das Gefühl umzufallen. Nichts zu spüren als Schmerz. Und Schmerz spürte ich tatsächlich. Es tat so unendlich weh. Ich spürte wie mir Tränen in die Augen stiegen.

"Leukämie", murmelte ich. 

Die erste Träne kullerte über meine Wange und landete auf meinem T-Shirt.

"Seit wann weißt du es?", fragte ich dann durch meine Traurigkeit hindurch.

"Noch nicht so lange."

Ich sah an Elijahs Gesicht, dass ihm jedes Wort viel Mühe kostete.

"Warum hast du es mir nicht sofort gesagt?", rutschte es mir dann heraus, doch ich wusste, dass diese Frage überflüssig war.

Er hatte es mir sagen wollen.

"Ich wollte eigentlich nicht, dass du es weißt, ich wollte dich nicht verletzen", presste er hervor.

Ich sah bedrückt zu Boden. Ich wollte etwas sagen, ihn trösten, ihn retten, doch ich brachte kein Wort heraus. 

 

 

Kapitel 24

Ich konnte mich im Unterricht nicht mehr konzentrieren. Ich konnte nur noch an Elijah denken. Ich hatte ihn auf dem Gang stehen lassen, weil ich das Schweigen nicht ausgehalten hatte. Es war alles zu schlimm.

Warum musste das mir passieren?

Aber egal was jetzt noch passieren würde, ich würde jetzt alles tun, um Elijah glücklich zu machen. Ich würde alles dafür hergeben.

Ivan, ging es mir dann durch den Kopf.

Würde ich Ivan hergeben? Würde ich ihn opfern, für Elijah? 

Lena verstand sofort, dass ich in den nächsten Monaten alle Zeit mit Elijah verbringen wollte, denn sie wusste, dass sie für immer meine beste Freundin sein würde.

Doch bei Ivan war ich mir nicht sicher, ob ich ihn wirklich verlieren wollte. Er würde es niemals verstehen, wenn ich es ihm erklären würde. Es hätte keinen Sinn, er würde denken, dass ich ihn nicht mehr wollte. Und doch entschied ich, es ihm zu sagen.

 

Nach der Schule wartete ich in der Aula auf Ivan. Ich blickte gespannt auf seine Klassentür. Elijah kam zuert herausgestürzt. Sein Gesicht war bleich. Ich ging eilig auf ihn zu.

"Elijah, was ist denn?", fragte ich erschrocken.

"Ich habe keine Zeit Lou", sagte er und schon war er weg.

Enttäuscht sah ich ihm hinterher.

"Lou", hörte ich Lena plötzlich hinter mir sagen. "Ich gehe mit Yanis noch ein bisschen ins Zentrum, magst du mitkommen?"

Ohne mich zu ihr umzudrehen schüttelte ich den Kopf. Dann stellte sich Lena vor mich hin und umarmte mich.

"Es wird schon wieder Lou, ich bin mir sicher", flüsterte sie mir ins Ohr, bevor sie mich wieder losließ und mit Yanis an ihrer Seite das Gebäude verließ.

Ich starrte ihnen hinterher. Yanis legte einen Arm um sie und zog sie an sich. Sie lächelte ihn seelig an und ließ sich von ihm mitziehen. Erst als sie verschwunden waren, stemmte ich mit der Schulter gegen die Tür und verließ ebenfalls das Schulgebäude.

Plötzlich packte mich jemand von hinten.

"Na, Kleine, schon auf dem Heimweg", erklang Ivans tiefe Stimme.

Statt ihm zu antworten, griff ich nach seiner Hand und zog ihn mit mir vom Schulgelände weg. Immer weiter, bis wir so weit waren, dass keine Schüler mehr herumliefen. Erst dann blieb ich stehen.

"Lou, was hast du denn?", fragte Ivan lachend.

Schweigend betrachtete ich ihn. 

Sollte ich es ihm wirklich sagen?

Ich würde ihn vermutlich dadurch verlieren. Ich sah zu Boden. Der Wind fegte ein paar alte Blätter von Herbst über den Asphalt. Ivan legte seine Hand unter mein Kinn und hob es, sodass er in meine Augen sah.

"Lou?"

Ich konnte es ihm nicht sagen. Ich liebte ihn zusehr. Es war unmöglich.

"Ivan, es ist nichts", meine Stimme war heiser. Ich schluckte. "Ich wollte nur...", ich redete nicht weiter, sondern zog seinen Kopf zu mir runter und küsste ihn.

Seine Lippen erwiderten meinen Kuss. Seine Hände wanderten von meinem Rücken nach unten zu meiner Taille, wo sie meine T-Shirt leicht nach oben schoben. Seine warmen Finger kneteten meine kalte Haut und verursachten einen Schauer über meinen Rücken. Ich drängte verlangend meine Zunge in seinen Mund und er tat das Gleiche bei mir.

Der Kuss wurde immer intensiver und es wurde immer schwerer für mich zu entscheiden, ob ich es ihm wirklich nicht sagen sollte oder doch. Immerhin musste ich es tun. Es war Elijah oder Ivan.

Ivan trennte langsam seine Lippen von meinen und sah mich herausfordernd an. 

"Also, was ist denn so schlimm, dass du mich erst küssen musst, bevor du es sagen kannst?"

Zum ersten Mal nach Elijahs Neuigkeiten lächelte ich. "Es ist nichts Ivan, ich hab dich einfach nur geküsst."

Er schaute mich durchdringend an. "Bist du dir sicher?"

Ich nickte voller Überzeugung, doch ich wusste, dass er mir nicht glaubte.

"Okey, komm" er nahm meine Hand.

"Wohin?", fragte ich verwundert.

"Ja wohin wohl? Ich fahr dich heim", er grinste mich an.

 

Am nächsten Tag war Donnerstag. Ich freute mich aufs Wochenende, dann musste ich nicht dauernd Ivan und Elijah über den Weg laufen. Elijah wollte ich ja sehen, aber nicht dort, wo Ivan auch war.

Sobald ich das Schulgebäude betreten hatte, sah ich mich automatisch nach Elijah um. Ich hatte die ganze Nacht über ihn nachgedacht. Als ich ihn auf den Gängen und in der Aula nirgendwo erblickte, warf ich einen Blick in seinen Klassenraum.

Doch von diesem Anblick erschrak ich, denn ich sah nur traurige Gesichter, die Löcher in die Luft starrten. Dann traf ich Ivans Blick, der mich besorgt betrachtete.

Langsam kam er auf mich zu und zog mich ein Stück aus dem Türrahmen.

"Lou, gehts dir gut?"

Plötzlich begriff ich, warum alle so traurig waren. Sie hatten das von Elijah erfahren, und deswegen fragte Ivan mich auch wie es mir ging.

"Ja, schon", antwortete ich.

"Ich nehme an, du weißt Bescheid über Elijah", behauptete er.

Ich hatte einen Klumpen im Hals, den ich vergeblich versuchte runterzuschlucken. Tränen stiegen in meine Augen und Eine stahl sich heraus und rann über meine Wange. Schnell fuhr ich mit der Hand darüber und nickte.

"Wo ist er?", fragte ich dann.

"Im Krankenhaus", sagte Ivan und sah mir dabei tief in die Augen.

Ich zuckte zusammen.

Elijah war im Krankenhaus? 

"Wann... wann kommt er wieder?", brachte ich mühevoll hervor.

Ivan atmete tief ein. Ich blickte zu Boden, denn ich wollte es nicht hören. Ich wusste, was Ivan sagen würde.

"Sie glauben nicht, dass er noch entlassen wird bevor er...", Ivan sprach nicht weiter und das war auch gut so.

Ich verkraftete seine Worte kaum. Ich lehnte mich gegen die Wand und drückte mein Gesicht gegen das glatte Holz. Ich spürte wie Ivan seine Hände auf meine Schultern legte und mich vorsichtig zu sich drehte. Ich vergrub mein Gesicht in seinem T-Shirt und schlang verlangend meine Arme um ihn. 

Dann sah ich durch wässrigen Augen zu ihm hoch. 

"Ivan, wir müssen sofort zu ihm", rief ich mit rauer Stimme.

Doch Ivan schüttelte sofort den Kopf. "Nein Lou, er mag mich nicht, ich kann dich hinfahren aber...", er unterbrach sich selbst.

Ich sah ihn zornig an. "Elijah wird sterben, und das ist dir völlig egal?"

Ich konnte es nicht fassen und stieß ihn grob von mir weg. Ohne mich zu ihm umzudrehen stolzierte ich zum Ausgang.

"Lou, du verstehst das falsch", rief Ivan hinter mir her. Ich wusste, dass er mir folgen würde.

"Lou, warte doch, bitte."

"Ich brauch dein Auto nicht, ich komme auch mit dem Bus hin, allein", erwiderte ich ohne mich umzudrehen. 

Ivan packte mich von hinten. Ich wirbelte herum und bevor ich wusste, was passierte lagen seine Lippen auf meinen. Ich erstarrte. Ivans Hände lagen in meinem Nacken und zogen mich an sich. Er küsste mich solange, bis ich mich wieder entspannte. Er gab mir Sicherheit, und Vertrauen. Ich konnte losheulen, auf der Stelle. 

Langsam trennte er seine Lippen von meinen, obwohl ich am liebsten noch eine Ewigkeit so gestanden wäre. Trotzdem nickte ich ihm dankbar zu. Er sah mich durchdringend an.

"Ich verstehe, dass du dir Sorgen um Elijah machst, aber du darfst dich selbst nicht vergessen. Du kannst jetzt nicht zu Elijah, du hast doch Schule", redete Ivan ruhig auf mich ein. 

Er hatte ja Recht, ging es mir durch den Kopf. Ich nickte und küsste ihn nochmal. Seine Lippen waren so unendlich weich und perfekt. 

Er lächelte, als ich ihn wieder losließ. "Wir gehen am Nachmittag hin ok? Zusammen."

 

 

Kapitel 25

Ivan klopfte an die Tür, die uns die Frau unten im Krankenhaus genannt hatte. Vorsichtig öffnete sie und wir traten nebeneinander ein. Das Zimmer hatte weiße Wände, um genau zu sein, alles hier drinnen war weiß. Es standen zwei Betten im Zimmer, das eine war leer, im anderen lag Elijah. Er lag auf seine Decke und starrte Löcher in die Luft. Er hatte eine Jogginghose und ein lockeres T-shirt an.

"Elijah", begrüßte Ivan ihn, als er uns bemerkte.

Ivan war mitgekommen, obwohl die zwei zerstritten waren, und dafür war ich ihm unendlich dankbar. 

"Ivan", Elijahs Stimme war rau "was machst du denn hier?"

Ivan warf mir einen kurzen Blick zu, dann wandte er sich wieder Elijah zu. "Ich dachte ich begleite Lou hierher und schau mal wies dir geht", antwortete er dann locker.

Ich stand immer noch im Türrahmen, als Elijahs Blick auf mich fiel. Er lächelte. Ich zwang mich auf ihn zuzugehen, obwohl es unendlich schwer für mich war.

"Elijah", stieß ich durch meine zusammengepressten Lippen. "Wie gehts dir?"

Eigentlich konnte ich mir selbst eine Antwort darauf geben, also schüttelte ich den Kopf. "Tut mir Leid, das wollte ich nicht fragen."

Elijah grinste, als ob nichts passiert wäre. "Kein Problem Lou, solange du hier bist, gehts mir gut."

Ich lächelte schwach. Ivan sah mich vorwurfsvoll an, aber ich ignorierte ihn. Stattdessen sah ich mich um. Es wunderte mich, dass seine Eltern nicht hier waren, immerhin war er erst seit heute im Krankenhaus.

Ob sie keine Zeit hatten? Ich kannte seine Eltern eigentlich kaum, ich wusste noch nicht mal welchen Beruf sie hatten. 

Vielleicht sind sie auch erst gerade gegangen, beruhigte ich mich selbst.

"Ich muss wieder los, tut mir Leid", sagte Ivan plötzlich und weckte mich aus meinen Gedanken.

Ich sah ihn verwundert an. "Wieso?"

Er grinste. "Ich hab Nachmittagschule, Kleine", er stand auf, strich kurz mit seiner Hand über meine Schulter und verließ das Zimmer. 

Ich blickte ihm verwirrt nach. Er hatte mich hergefahren, obwohl er noch Schule hatte?

"Kleine?", hörte ich Elijah fragen.

Ich richtete peinlich berührt meinen Blick auf ihn. "Ivan nennt mich immer so",redete ich mich raus und hoffte innerlich, er hätte die sanfte Berührung übersehen.

Elijah schien nicht überzeugt. Themawechsel, Lou!

"Sag mal, können wir hier raus, es ist hier so... krank", erkundigte ich mich.

Elijah grinste, darüber war ich so froh. "Ich bin auch krank... aber ja, wir können in den Park wenn du willst."

Ich nickte und nahm automatisch seine Hand.

 

Der Park lag direkt neben dem Krankenhaus. Eine lange Zeit gingen wir schweigend nebeneinander her. Dann atmete ich tief. 

"Wie lange schätzen sie denn deine... deine Zeit?", fragte ich mit einer langen Pause dazwischen.

Elijah seufzte. "Wenn ich es nicht schaffe", hob er an, und ich merkte sofort, dass ich gar nicht daran gedacht hatte, dass er vielleicht auch überleben konnte. "Fünf bis sechs Monate", beendete er seinen Satz.

"Nur so wenig", entfuhr es mir.

Er nickte. ich erkannte den Schmerz in seinen Augen, schnell griff ich nach seiner Hand, die er jedoch behutsam wegzog. "Lou, ich will das nicht."

Ich sah ihn erschrocken an. "Was meinst du?"

"Ich will dich nicht mehr sehen", sagte er ernst. 

Ich brachte kein Wort heraus, ich glaube ich sah ihn einfach nur unedlich enttäuscht und traurig in die Augen.

"Jedes Mal, wenn ich dich sehe, wird der Schmerz stärker, weil ich weiß, dass ich dich verlieren werde", es war an Elijahs Stimme zu hören, wie schwer es ihm fiel, mir das zu erklären.

Ich presste meine Lippen aufeinander, um nicht laut loszuheulen, es war alles so traurig, so schrecklich traurig. "Ich will dich nicht verlieren, Elijah."

"Du musst", erwiderte er streng.

Ich nahm all meinen Mut zusammen und blickte ihm in die Augen. "Mann Elijah, ich bin hier nicht hergekommen um das hier zu hören", rief ich "ich bin hier um Zeit mit dir zu verbringen. Auch wenn du es nicht willst, du bist krank, daran können wir und du auch nichts ändern, aber du hast doch noch 6 Monate, das ist doch ein halbes Jahr, weißt du wie lang das...", ich kam nicht weiter, ich wurde von Elijahs Lippen unterbrochen, die mich zart küssten.

Ich legte meine Arme in seinen Nacken und presste meine Körper fester an seinen. Plötzlich stieg richtige Angst in mir hoch. Ich stellte mir den Tag vor, an dem er wirklich nicht mehr da sein würde.

Was sollte ich denn ohne Elijah tun?

Mein Leben ohne ihn gab es nicht. Lou ohne Elijah, das gab es gar nicht. Ich hätte am liebsten geweint, doch ich wollte stark sein und Elijah noch seinen letzten Monaten die besten machen.

 

Ich muss mit Ivan reden, befahl ich mir selbst. Egal wie schwer es sein würde, ich musste es ihm sagen. Elijah brauchte mich, und ich wollte ihn sehen, jeden Tag. Für Ivan würde keine Zeit bleiben. Ich wusste, dass es nicht richtig war, aber es musste sein. Ich erblickte ihn schon als ich aus dem Bus stieg. Er hatte gerade die Tür seines roten VWs geöffnet und stieg aus. Ich eilte auf ihn zu, denn ich wollte verhindern, es im Schulgebäude besprechen zu müssen. 

"Ivan", rief ich. 

Sein Blick schweifte über die Schüler, die aus dem Bus gestiegen waren. Viele waren größer als ich, wodurch er mich nicht sehen konnte. Ich drängte mich durch die Menge und stolperte schließlich ins Freie, direkt in Ivan hinein.

"He he he Kleine, ganz ruhig", beruhigte er mich und legte seine Hände auf meine Schultern.

Ich atmete schwer. "Ivan, ich muss dir was sagen", begann ich. 

Er sah mich aufmerksam an. "Schieß los", er lächelte. 

Meine Knie wurden weich. "Also ich, du weißt ja, dass... dass Elijah krank ist und ich will, also...", stammelte ich herum.

Innerlich hoffte ich, Ivan würde erkennen was ich sagen wollte, doch seine Miene änderte sich keineswegs.

"Ich würde gerne die Zeit die er noch lebt mit ihm verbringen, unbedingt", floss es dann aus mir heraus.

Ivan nickte verständnisvoll. "Ja okey, aber wieso betrifft das mich?"

Ich schaute ihn verwirrt an. "Naja, ich werde..." Es fiel mir schwer es ihm zu sagen.

"Ich werde dann kaum Zeit mit dir verbringen verstehst du, also es ist... Er wird ja nur noch...", ich redete nicht weiter. Ivan sah mich dunkel an.

"Willst du mich verarschen Lou? Du willst lieber mit ihm Zeit verbringen als..."

"Nein Ivan, das ist nicht..."

"Schon okey, ich verstehe schon: Er ist dir wichtiger als ich." Ivan klang wütend, aber auch enttäuscht.

"Ivan, er wird sterben, wieso verstehst du das nicht?" Er lachte verächtlich.

"Ich weiß, dass er sterben wird. Aber das heißt noch lange nicht, dass du jeden Tag mit ihm verbringen musst."

"Es ist ja nicht so lange. Es sind nur..."

"Ein paar Monate? Du willst mich allen ernstes ein halbes Jahr nicht sehen?" Ich schüttelte meinen Kopf.

"Wir sehen uns ja immer noch in der Schule." Aber ich wusste, dass es Ivan nicht reichen würde.

"Nein Lou", sagte er. "Du musst dich entscheiden. Er oder ich. Nichts dazwischen. Du weißt, du kannst uns nicht beide haben." Wieder schüttelte ich meinen Kopf. 

"Das kannst du nicht tun. Ich meine, ich kann mich doch nicht..."

"Okey", unterbach mich Ivan "dann tu ich das für dich, leb wohl Lou", er spuckte die letzten Worte förmlich aus. 

Sofort drehte er sich um und ging zum Schulgebäude. Ich sah ihm sprachlos nach. Ivan ist weg, ging es mir durch den Kopf. Ob das wieder werde würde, wusste ich nicht. Ich hoffte es, doch konnte mich selbst nicht überzeugen.

 

Kapitel 26

Die Monate vergingen. Ich besuchte Elijah so oft ich konnte. Jedes Mal, wenn ich Ivan sah, spürte ich das tiefe Verlangen nach ihm, doch er würdigte mich keines Blickes. Es tat weh. Es hatte mich so viel Mühe gekostet mich zu entscheiden, schließlich war es Elijah gewesen. Doch jeder Tag, an dem ich in Elijahs Zimmer kam, schaute ich dabei zu, wie es ihm schlechter ging. Er  sah immer schlechter aus. 

Ich versuchte mich gegen die Furcht in mir zu versetzen, aber irgendwann ging es nicht mehr. Ich hielt es nicht mehr aus. Ich konnte nicht mehr damit leben jeden Tag zu sehen, wie es ihm schlechter ging. Der Abschied fiel mir unendlich schwer, doch mir war klar geworden, dass es mich sonst kaputtmachen würde. Nachdem ich es Elijah erklärt hatte, nickte er.

"Das ist okay Lou, ich verstehe dich."

Ich lag neben ihm im Bett mit Tränen in den Augen.

"Es tut mir so Leid", schluchzte ich.

Elijah lag mit dem Gesicht zu mir. Ich schob meinen Körper dichter an seinen und küsste ihn. Vermutlich das letzte Mal. Elijahs Hände fuhren durch mein Haar. Ich nahm sein Gesicht in die Hände und presste meine Lippen verlangender auf seine. Ich spürte den Schmerz an seinem ganzen Körper, und doch würde ich gehen. Ich musste es tun, um mich selbst zu retten. Ich könnte seinen Tod nicht verkraften, wenn ich bis zu seinem letzten Tag bei ihm war.

Langsam löste ich mich von Elijah und stand auf. Das letzte Mal griff ich nach seiner Hand. Sie war eiskalt. Er drückte meine fest und nickte mir zu. Ich sah nocheinmal zu ihm zurück, als ich bei der Tür angekommen war. Ich wollte noch etwas sagen, doch brachte kein Wort heraus, also schloss ich die Tür hinter mir. Ich dachte allzu an Elijahs verletztes, unendlich trauriges Gesicht, als er mich das letzte Mal sah. Zuhause brach ich in Tränen zusammen. Ich wusste, dass ich ihn nie vergessen würde.

 

Am Wochenende klingelte ich bei Ivan an der Haustür. Seine Mutter öffnete. "Louise, wie schön dich zu sehen, dass ist ja lange her." 

Ich lächelte. "Ja stimmt, ist Ivan da?"

Sie nickte. "Er ist in seinem Zimmer", sie wies zur Treppe.

Ich bedankte mich herzlich, zog meine Schuhe aus und stieg die Treppe nach oben. Vorsichtig klopfte ich an Ivans Zimmertür.

"Ja", erklang seine tiefe Stimme. Wie ich diese Stimme vermisst hatte. 

Ich drückte die Klinke nach unten und trat ein. Ivan saß mit gesenktem Blick auf seinem Bett. Er trug kein T-Shirt, nur eine Jeans.

"Hey", begrüßte ich ihn.

Jetzt erst hob er seinen Blick und sah mich verwundert an. "Lou, was machst du hier?" Diese Frage klang keineswegs freundlich.

"Ivan, ich möchte...", Ivan stand auf und ich redete nicht weiter. Er ließ an mir vorbei und schloss die Tür.

"Was?", fragte er dann. Er kehrte zu seinem Bett zurück und setzte sich wieder. Kurz starrte ich auf seinen immernoch freien Oberkörper, dann fuhr ich fort.

"Ich werde Elijah nicht mehr sehen."

"Warum nicht?"

"Ich will nicht dabei zusehen wie er stirbt, dass, dass würde zu sehr weh tun... Und", ich atmete tief durch "ich habe dich vermisst Ivan, ganz ehrlich, ich will dich wiederhaben."

Ivan sah mich ungläubig an. "Kaum ist Elijah weg, kommst du wieder angekrochen..."

"Es ist nicht deswegen, du weißt, dass ich dich noch sehen wollte, aber du wolltest das nicht", unterbrach ich ihn.

Ivan erhob sich langsam und kam auf mich zu. Sein Blick war durchdringend. Ich trat zurück, wurde aber schließlich von der geschlossenen Tür aufgehalten. Ivans Augen blitzten.

"Und was willst du jetzt?", fragte er.

"Ivan, glaub mir doch einfach...", sagte ich leise.

"Was soll ich dir glauben?", Ivan war inzwischen so nahe, dass unsere Körper sich beinahe berührten. Ich senkte meinen Blick.

"Du kannst mich haben Ivan, auf welche Art du willst, ich gehöre jetzt dir", diese Worte flüsterte ich nur noch.

Ivan legte seine Hände auf meine Wangen und hob mein Gesicht. 

Ich sah in seine flackernden Augen, dann schlang ich meine Arme um seinen Hals und küsste ihn. Ich küsste ihn wieder und wieder. Sein warmen Lippen bewegten sich erst nicht, doch dann zog er mich näher zu sich und erwiderte leidenschaftlich den Kuss.

Ich sprang herauf und umschlang mit den Beinen seine Hüfte. Seine Hände tasteten sich herunter zu meinem Hintern und er trug mich zum Bett, wo er mich ohne den Kuss zu unterbrechen niederließ. Er fuhr mit seinen Händen durch mein Haar und seine Lippen umfassten meine immer stärker und unsere Zungen spielten ungeduldig miteinander. Ich schob meine Hände zu seinem Hosenbund und wollte den Gürtel öffnen, aber Ivan zog meine Hände weg.

"Lou, was machst du da?", fragte er lächelnd.

"Komm schon Ivan, sag nicht, dass du es nicht auch willst", entgegnete ich und näherte mich mit den Fingern wieder seinen Gürtel.

Ivan sah mich ernst an. "Ehrlich gesagt, bin ich mir nicht sicher, ob du es willst..."

Ich nickte überzeugt, und war es auch. Ich wollte ihn, jetzt sofort. "Es ist doch sicher nicht dein ersten Mal oder?"

Bevor Ivan mir antworten konnte, klopfte es an der Tür. Ivan rollte sich von mir runter und ich setzte mich hastig auf. "Ja?"

Seine Mutter steckte ihren Kopf durch den kleinen Türspalt. "Ich hoffe ich störe euch nicht bei etwas wichtigem", sie warf Ivan einen vielsagenden Blick zu, worauf er ertappt grinste. Ich schüttelte allerdings heftig den Kopf. 

Sie lächelte. "Ich hab euch unten etwas zu essen gemacht", an mich gewandt fuhr sie fort "Lou, du kannst gerne bleiben, ich komme erst spät wieder."

"Okay, dankeschön", bedankte ich mich, bevor sie die Tür schloss und wir wenig später auch die Haustür zufallen hörten.

Ivan erhob sich und zog mich vom Bett runter.

"Komm", Hand in Hand liefen wir die Treppe runter zur Küche.

"Setz dich doch", er schob mir einen Stuhl nach hinten und ließ meine Hand erst los, als ich mich gesetzt hatte. Als er mir einen Teller Salat brachte, zog ich seinen Kopf zu mir runter und hauchte einen sanften Kuss auf seine Lippen, dann ließ er sich auf dem Stuhl gegenüber von mir nieder.

Eine Weile saßen wir schweigend da. Manchmal schielte ich zu ihm herüber, was er meiner Meinung nach nicht bemerkte. Zum Glück hatte er ein T-Shirt übergezogen, sonst hätte ich mich wohl kaum aufs Essen konzentrieren können.

"Und", fragte er plötzlich "was willst du jetzt wegen Elijah machen?"

Ich schluckte, dann zuckte ich die Schulter. "Ich sagte doch, ich werde ihn nicht mehr sehen."

Ivan grinste zu mir herüber. "Und das soll ich dir glauben?"

"Eh, ja? Ich meine, ich lüg dich ja nicht an. Außerdem will ich nicht...", ich redete nicht weiter. 

Ivan schien gar keine ausführliche Antwort erwartet zu haben, denn er nickte als ob er interessiert wäre und sah mich mit funkelnden Augen an. "Ja, red ruhig weiter", forderte er mich amüsiert auf.

Ich warf eine Serviette nach ihm, traf natürlich nicht. "Mann Ivan!"

Er stand lachend auf, kam um den Tisch herum und beugte sich herunter zu meinem Ohr. "Okay Kleine, ich glaub dir", flüsterte er, dann erhob er sich wieder.

Ich blickte ihn seelig an, erhob mich ebenfalls und stellte mich vor ihn. Ivan packte mit seinen Hände meine Taille, drückte mich vorsichtig nach hinten gegen die Anrichte. Seine Augen leuchteten vor Verlangen und ich war mir sicher, dass meine genauso aussahen. 

"Du bist dir sicher?", fragte er, lehnte seinen Kopf zu mir vor.

Ich nickte, legte eine Hand in seinen Nacken und streichelte seinen Haaransatz. Endlich berührten sich unsere Lippen. Beide stöhnten erleichtert auf. Unsere Körper berührten sich und ich spürte sofort ein Kribbeln im Bauch, dass nach Ivan verlangte. Ich schlang meine Beine um seine Hüfte. Ohne den Kuss zu unterbrechen fand Ivan den Weg zur Treppe hinauf in sein Zimmer. 

Dort stellte er mich ab und warf die Zimmertür hinter sich zu. Sofort küsste ich ihn wieder und zog ihm das T-Shirt über den Kopf, was zu einer Pause führte. Sobald es auf dem Boden lag presste ich meine Lippen schon wieder auf seine und schob ihn nach hinten zum Bett. Ivan setzte sich und zog mich auf seinen Schoß. Er nahm mein Gesicht in die Hände und drückte es sanft von sich. Ich sah ihn fragend an.

"Lou", er räusperte sich "ich muss dir noch was sagen", er schaute mich durchdringend an.

Ich konnte seinem Blick kaum standhalten und musste mich beherrschen, nicht auf seine Lippen zu starren. Ich nickte gespannt.

"Ich, ich habe auf dich gewartet", hob er leise an "es ist mein erstes Mal."

Mein Herz machte einen Sprung und Glücklichkeit machte sich innerhalb weniger Sekunden in meinem  gesamten Körper breit. Ich lächelte ihn unendlich glücklich an. 

"Oh mein Gott Ivan", stieß ich erleichtert hervor. Das war alles zu perfekt.

Ivan strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr und beugte sich vor um mich zu küssen. Ich lehnte mich zurück aufs Bett, während Ivan mit seinen Fingern durch mein Haar fuhr und mich unter sich vergrub. Ein letztes Mal ließ er von meinen Lippen los und sah mich fragend an, als ob er immernoch auf mein Einverständnis wartete. Ich nickte verträumt. "Ivan, nimm mich doch endlich", seufzte ich. 

Sein Blick blieb auf mir ruhen. Erneut nickte ich ihm zu. Noch immer sah er mich an, ohne die Miene zu verändern. Um ihn von meiner Sicherheit zu überzeugen, fing ich an, meine Bluse aufzuknöpfen. Er schaute mir dabei zu. Als ich beim letzten Knopf angelangt war, griff er nach meiner Hand und zog sie weg, um den Knopf selbst zu öffnen. Er strich mit einem Finger über meinen Bauch, was mich anspannen ließ und ich sofort die bekannte Feuchtigkeit zwischen meinen Beinen spürte. Er streichelte mich zwischen meinen Brüsten, bevor er mich unendlich zart küsste. Ich würde es genießen, nichts und niemand konnte mich davon abhalten.

 

 

 

Kapitel 27

Ich spürte Sonnenstrahlen auf meinem Gesicht und öffnete langsam die Augen. Die Sonne war aufgegangen und schien durch das Fenster aus Bett, wo ich eng gekuschelt an Ivan lag. Ich hörte ihn regelmäßig atmen, also schlief er noch. Seine Arme waren dicht um meinen Oberkörper geschlungen.

Ich drehte mich vorsichtig um, damit ich ihn nicht weckte und presste meinen Kopf gegen seine warme, harte Brust, die sich hob und senkte. Ich seufzte und schloss die Augen wieder. 

Ich war keine Jungfrau mehr. Früher hatte ich immer gedacht, nur Elijah könnte mir meine Jungfräulichkeit wegnehmen, aber nun war es Ivan gewesen. Trotzdem wusste ich, dass es die richtige Entscheidung gewesen war. Wenn es Elijah gewesen wäre, hätte es bei seinem Tod noch mehr wehgetan. Er wüde sterben, daran konnte ich nichts ändern. Obwohl ich immer noch wegen Elijah weinen konnte, war ich glücklich. Ich liebe Ivan, und er liebte mich auch, das wusste ich.

 

Ich musste wieder eingeschlafen sein, denn als ich zum zweiten Mal die Augen aufschlug, sah ich direkt in Ivans dunkelbraune, liebevolle Augen. Er stand neben dem Bett und betrachtete mich. Er hatte sich schon angezogen und lächelte mich aufmunternd zu. Ich erwiderte sein Lächeln. 

"Morgen", murmelte ich verschlafen.

"Hast du Hunger?", fragte er sofort. 

Ich wollte schon verneinen, doch mein Magen knurrte verdächtig. Ich grinste.
"Na komm", er nahm meine Hand.

"Ivan", hielt ich ihn zurück. Ich sah an meinem nackten Körper herab und zog die Decke ein wenig höher. "Ich muss mir was anziehen", sagte ich schüchtern. 

Schnell zog ich meinen Slip und meinen BH an, dann schlüpfte ich langsam unter der Decke hervor. Ivan griff erneut nach meiner Hand und zog mich an sich, sodass unsere Körper sich berührten. Ich blickte auf in seine Augen. Er legte eine Hand in meinen Nacken und hob mein Gesicht zu seinem. Unsere Lippen berührten sich zart. So zart, dass sich eine Gänsehaut auf meinem Körper breitmachte. 

Ich verrgaß die Welt um mich herum. Es war so wunderschön. Auf diese Art hatte mich Ivan noch nie geküsst. Keiner hatte das. Der Kuss war nicht verlangend, er war einfach nur unglaublich. Ich konnte dieses Gefühl nicht beschreiben. Ganz langsam trennte Ivan seine Lippen wieder von meinen und ich kam wieder in die reale Welt zurück.

Ich lächelte ihn einfach nur überglücklich an, und am liebsten hätte ich ihn auf der Stelle wieder geküsst, doch Ivan reichte mir lächeln ein T-Shirt, wandte mich mit leuchtenden Augen von mir ab und öffnete die Zimmertür.

 

Die nächsten Wochen vergingen schnell. Ich verbrachte fast all meine Zeit mit Ivan. Manchmal unternahm ich etwas mit Lena und Yanis, die inzwischen das süßeste Paar der ganzen Schule waren. Ich war sehr froh darüber, dass Lena defenitiv über Ivan hinweg war.

Ich war so viel mit Ivan beschäftigt, dass ich Elijah beinahe vergaß. An der einen Seite war ich glücklich darüber, an der anderen Seite aber wollte ich es gar nicht so. Ich dachte kaum mehr an ihn und das machte mir ein schlechtes Gewissen. Das Gefühl, dass er immer noch lebend im Krankenhaus lag und ich ihn nicht mehr besuchen kam, wurde ich nicht los. Ganz vergessen würde ich ihn wohl nie, da war ich mir sicher. Aber ich war glücklich mit Ivan. Überglücklich. Er versuchte alles dafür zu tun, dass es mir gut ging, denn er wusste, dass ich doch immer noch ab und zu an Elijah dachte.

Die letzten drei Monate der Schule waren schnell vorbei, ebenso wie die Sommerferien. Ich war mit Ivan, Lena und Yanis in Frankreich gewesen und hatte danach allein meinen Vater in Hamburg besucht. ich war gerade dabei meine Schulsachen für den ersten Schultag einzupacken, als es an der Tür klingelte. Ich zuckte zusammen.

Wer konnte das sein? Meine Mutter? Sie war mit einer Freundin in die Stadt gefahren, keine Ahnung wieso. Lena war mit Yanis unterwegs und Ivan würde heute Besuch bekommen. Es war Sonntag. der letzte Tag der Ferien. Ich war deswegen nicht gerade gut drauf und stapfte genervt zur Haustür. Bevor ich öffnete, sah ich doch sicherheitshalber noch in den Spiegel, vielleicht plante Ivan eine Überraschung oder sowas.

Dann drückte ich die Klinke nach unten und zog die Tür auf mit einem Lächeln, dass jedoch sofort verschwand, als ich erkannte, wer eigentlich dahinter stand. Da stand ein gesunder, breit lächelnder junger Mann. Ich erkannte ihn fast nicht wieder.

"Elijah?", gab ich ungläubig von mir. 

Seine eisblauen Augen leuchteten, seine Haare waren nachgewachsen, er sah fast wieder so aus wie früher. Nein, nicht fast, er sah wieder so aus wie früher, wenn nicht besser. Ich schluckte schwer.

"Elijah", wiederholte ich seinen Namen. "Wie... Also wie, wie ist das möglich du, du bist..."

"Louise", unterbrach er mich. "Ich bin wieder gesund."

 

Kapitel 28

 

Meine Welt brach zusammen. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Mir gingen tausende Fragen durch den Kopf, den ich liebend gern sofort gestellt hätte, doch zuerst bar ich ihn herein, während ich ihn immer noch anstarrte wie eine Verrückte.

"Oh nein, ich muss noch wo hin", lehnte er dankbar ab "ich wollte es dir nur sagen, nicht, dass du morgen denkst, ich hätte es dir verschwiegen", fügte er hinzu und zwinkerte mir zu.

"Du kommst morgen in die Schule?", fragte ich verwundert.

Er nickte. "Ja, du meinst, weil ich solange gefehlt habe?"

Ich bejahte. Er lächelte. "Ich hab in den Ferien, als es mr besser ging, alles aufgeholt und eine Art Aufnahmeprüfung für das letzte Schuljahr gemacht, und... Ich habs geschafft."

Ich konnte mich kaum auf das konzentrieren, was Elijah sagte. Ich nickte nur abwesend.

"So, ich geh dann mal", er drehte sich grinsend um und ging. Mir wurde schwindelig. Elijah war wieder gesund. Er hatte keine Krebs mehr. Ich griff nach der Türklinke und stützte mich darauf. Ich konnte es nicht glauben.

War es tatsächlich keine Einbildung? War er wirklich hier gewesen und hatte mir dies mitgeteilt? Kopfschüttelnd ging ich ins Haus. Was sollte ich jetzt bloß tun? Liebte Elijah mich immernoch? Er durfte auf keinen Fall erfahren, dass ich mit Ivan geschlafen hatte. Das würde ihm womöglich das Herz brechen, und mir auch. Mein Kopf war voller Sorgen. Ich hatte Elijah beinahe vergessen gehabt, aber jetzt, jetzt dachte ich nur noch an ihn. Ich schlug meine Hand gegen die Stirn. Ich durfte mich nicht wieder verlieben, doch egal wiesehr ich mir einredete, dass ich es durfte, desto größer wurde das Verlangen nach ihm.

Ich hatte mich wieder in ihn verliebt. Sofort, auf den zweiten ersten Blick.

 

"Er ist wieder gesund? Also ganz?", fragte Lena, nachdem ich ihr am nächsten Tag im Bus alles erzählt hatte.

"Halb geht wohl nicht", murmelte ich bitter.

"Aber darüber solltest du doch glücklich sein?", rief sie.

Die Bustüren öffneten sich und wir stiegen aus.

"Bin ich ja auch aber hallo, denk doch mal nach... Was, wenn Elijah erfährt, dass ich mit Ivan geschlafen hab?"

Lena blickte mich nachdenklich an. "Vielleicht hatte er ja auch eine Freundin als du...", ich sah sie vorwurfsvoll an. "Okay", verbesserte sie sich "das ist unwahrscheinlich, aber", sie unterbrach sich selbst, denn Yanis kam uns entgegen. Er lächelte mich kurz an, dann gab er Lena einen Kuss auf den Mund. 

Als sie ihren Blick wieder an mich wandte, strahlten ihre Augen. "Wir reden später okay?"

Ich nickte. "Worüber denn?", erkundigte sich Yanis. Wir schlenderten in Richtung Schulgbäude. "Gar nichts", sagte Lena schnell. Sie grinste mich an. Plötzlich erblickte ich Elijah, der nur einige Meter vor uns lief. Aber er war nicht allein, neben ihm ging Ivan. 

"Du bist also wieder gesund?", fragte er.

"Ja", antwortete Elijah knapp.

Gerade als Ivan etwas erwidern wollte, drängten sich Schüler zwischen uns, warum ich sie nicht mehr hören konnte. Ich sah nur noch, wie sie kurz freundschaftlich beieinander einschlugen, bevor sie ins Gebäude gingen.

 

In der Pause standen ich und Lena in der Aula, um unser Gespräch zu beenden. "Wie ich schon sagte", fuhr ich fort "ich glaube nicht, dass er eine Freundin hatte in der Zeit, die er krank war..." 

"Ja und auch wenn, hat er sicher nicht mit ihr geschlafen so wie du und...", Lena stoppte.

Elijah lief gerade an uns vorbei, ohne uns eines Blickes zu würdigen. Naja, eigentlich sah er uns ja gar nicht. Ich verfolgte jede einzelne seiner Bewegungen mit den Augen. 

"So wie du und Ivan", beendete Lena ihren Satz.

"Auch wenn, ich denke nicht, dass das etwas helfen würde", sagte ich.

"Wie helfen?"

"Ja, wenn er eine Freundin gehabt hätte", beharrte ich "ich könnte sowieso nie aufhören, ihn zu lieben."

Lena beugte sich zu mir. "Er sieht ja auch so wunderbar aus." Wir betrachteten beide Elijah, der gerade nicht in unsere Richtung schaute, denn er war gerade dabei, etwas aus dem Getränkeautomat zu holen.

"Ja", gab ich zu "und das, obwohl er erst vor kurzem...", ich unterbrach mich selbst. Ich bemerkte nämlich, dass jemand in unsere Richtung blickte. Ich sah ihn aus den Augenwinkeln. Es war Ivan, der uns mit verschränkten Armen beobachtete. Ertappt richtete ich meine Blick auf ihn. In seinen Augen blitzte eindeutig Wut. ich ließ Lena stehen und ging langsam auf ihn zu.
"Na", sagte ich so unschuldig wie möglich "was hast du denn?"

Ivan antwortete nicht, er sah mich nur an. Ich konnte nicht aus seinen Augen herauslesen, was er dachte, aber ich konnte es mir vorstellen. Schnell stellte ich mich auf Zehenspitzen und küsste ihn sanft. Ich küsste ihn wieder und wieder, bis seine Haltung sich entspannte, dann ließ ich ihn los. Er nickte, als ob er mir sagen wollte, dass es wieder gut war.

Ich nahm seine Hand und wollte zurück zu Lena, doch dann traf mich Elijahs eisiger Blick. Er sah mir direkt in die Augen. Mir lief ein Schauer über den Rücken, aber ließ mir nichts anmerken. Ivan schob mich vor zu Lena, die uns amüsiert betrachtete.

"Hey Ivan", begrüßte sie ihn. Er schenkte ihr ein kurzes, aber doch bemüht nettes Lächeln, und schaute mich ernst an. "Wusstest du, dass Elijah wieder gesund ist?"

"Ja", antwortete ich sofort "er war gestern bei mir und hats mir gesagt", während ich diesen Satz aussprach wurde mir bewusst, dass das nicht die richtige Entscheidung gewesen war. Ivans Blick verdunkelte sich. "Er war bei dir?"

Ich schüttelte schnell den Kopf. "Nein, also, er hat nur kurz geklingelt, er ist eigentlich sofort wieder gegangem", widersprach ich eilig. Ivan beruhigte sich zum Glück, aber schien nicht ganz zufrieden.

 

"Kommst du mit in die Cafeteria?", fragte Lena in der Mittagspause.

"Ja klar", ich folgte ihr und Yanis aus der Klasse. Bevor ich die Cafeteria betrat sah ich mich um. Es war nicht sehr voll, doch zwei Personen irritierten mich, die eher am Rand des Raumen an einem Tisch saßen. Ivan und Elijah. Sie waren in einem Gespräch vertieft, wodurch sie nicht bemerkten, dass ich mich langsam näherte. Ich wählte einen Tisch, der von ihnen aus hinter einer Säule versteckt war aber doch so nahe, dass ich jedes einzelte Wort verstehen konnte. Lena und Yanis bestellten gerade irgendwas zu essen. Ich lauschte aufmerksam.

"Was für ein Wunder, dass du es geschafft hast", fing ich Ivans Stimme auf. "Lou hat mir gesagt, dass du es sicher nicht schaffen würdest."

Ich bemerkte sofort, dass Ivan Elijah provozieren wollte. "Wirklich?", das war Elijah enttäuschte Stimme. Ich wünschte mir, Ivan würde aufhören zu reden.

"Ja, so hat sie es mir jedenfalls erzählt... Ich denke, sie war da einfach nur fertig", fuhr Ivan fort.

"Wann war das?", fragte Elijah mit einer etwas heiseren Stimme. Wehe, du sagst etwas, flehte ich Ivan innerlich an.

"Das war, kurz bevor wir miteinander geschlafen haben, also vor ein paar Monaten, da warst du noch im Krankenhaus", antwortete Ivan locker.

Mir stockte der Atem. Wie konnte er nur. Zorn stieg in mir hoch. Ich wäre fast aufgesprungen und hätte Ivan in tausend Stücke zerfetzt, doch ich konnte mich zurückhalten.

"Ihr habt", Elijah machte eine kurze Pause "ihr habt miteinander geschlafen?", presste er mühevoll hervor.

Nein Elijah, glaub ihm nicht, ich schrie innerlich.

"Ja, ist das ein Problem?", fragte Ivan gespielt unschuldig. Elijah sog die Luft ein. "Oh verstehe, du stehst noch auf sie..."

"Nein", sagte Elijah nach einem kurzen Schweigen "nein, ich stehe nicht auf sie."

"Na dann", ich hörte Ivan aufstehen und kurz darauf verließ er eilig die Cafeteria. Am liebsten wäre ich im Erdboden versunken, oder wäre hinter Ivan hergerannt und hätte ihn angebrüllt, doch das war nicht möglich. Ivan durfte auf keinen Fall wissen, dass mir Elijah immer noch unendlich viel bedeutete.

Dann hörte ich, wie Elijah ebenfalls aufstand. Ich starrte auf meinen Tisch um nicht aufzufallen, doch ich bemerkte, dass er mich schon gesehen hatte. Langsam hob ich meinen Blick und traf seinen. Seine eisblauen Augen starrten mich an. Ein Blick, der töten konnte. Bei ihm funktionierte es jedefalls beinahe. Ich konnte diesem Blick nicht standhalten, aber das musste ich auch nicht, denn Elijah drehte sich um und verschwand. 

Ich vergrub mein Gesicht in den Händen. Wieso hatte Ivan das gesagt? Ich wusste, dass er schon ein riesiges Eifersuchtssyndrom entwickelt hatte, weil er Angst hatte, mich erneut zu verlieren.

Am Ende der Mittagspause gingen Lena und ich auf dem Pausenhof umher und redeten. "Ich fass es nicht, dass Ivan ihm das einfach so gesagt hat", regte ich mich auf.

"Er ist eifersüchtig Lou, das kannst du ihm nicht verübeln", versuchte sie mich zu beruhigen.

"Ja, aber es nervt, ich meine, ich kann Elijah nicht mal ansehen oder Ivan tickt schon fast aus", erwiderte ich bitter.

"Warte doch ab, wie Elijah weiterhin reagiert..."

Ich lachte kalt. "Er hat schon reagiert, er hasst mich."

"Mein Gott Lou, jetzt nimm nicht alles gleich so negativ", entfuhr es ihr.

Ich zuckte die Schultern. Dann stieß Lena mir sanft in die Seite. "Da kommt Ivan."

Tatsächlich hatte Ivan gerade das Schulgebäude verlassen und kam direkt auf uns zu. "Ich geh dann mal rein", sagte Lena, bevor Ivan uns hören konnte. Sie nickte mir ermutigend zu und ließ mich stehen. Ivan lächelte sie im Vorbeigehen kurz an, dann wandte er sich an mich. "Hey Kleine", begrüßte er mich mit leuchtenden Augen. Es kostete mir viel Mühe so zu tun, als ob nichts gewesen wäre.

Ich lächelte ihn an. "Du hast schon aus?"

Er schüttelte den Kopf. "Nein, ich muss zum Zahnarzt, gleich jetzt."

Ich seufzte. "Achso, dann sehen wir uns heute nicht mehr?"

Ivan lachte. "Ich kann heute Abend vorbeikommen, wenn du das willst."

Die Schulglocke klingelte. "Ich hab Unterricht, heute Abend gehts mir nicht", log ich schnell. Ivan griff nach meiner Hand und drückte mir einen zarten Kuss auf die Lippen. "Dann bis morgen", verabschiedete er sich von mir.

 

Kapitel 29

Ich war unendlich glücklich, als endlich die letzte Stunde vorbei war. Es war halb sechs und es war kaum mehr jemand in der Schule. Außer Elijah. Er hatte auch solange Schule. Es war eigentlich so bescheuert, dass man gleich am ersten Schultag solange Schule hatte. Dafür hatten wir den Rest der Woche immer früh aus. Auf dem Gang hielt ich Ausschau nach Elijah, damit ich ihm rechtzeitig ausweichen konnte, doch ich sah nur seine Klassenkollegen.

"Kommst du?", hörte ich plötzlich Lena neben mir fragen,

"Eh nein, ich muss auf die Toilette, geh schon mal vor", redete ich mich raus. Ich wollte auf keinen Fall Elijah begegnen, also hielt ich es für eine gute Idee, mich zu verstecken, bis jeder gegangen war. Lena nickte und ging Hand in Hand mit Yanis aus der Schule.

Ich eilte zu den Toiletten. Ich hörte, wie es auf den Gängen immer leiser wurde, bis ich keine Schritte mehr erkennen konnte. Jetzt musste ich Elijah nicht mehr sehen. Das hätte ich vermutlich nicht ertragen. Ich stemmte mit meiner Schulter die Tür auf und trat auf den Gang hinaus. Ich erstarrte. Vor mir stand Elijah. Er hatte gerade die Tür seines Klassenraums geöffnet. Er hörte mich und blieb stehen. Langsam drehte er sich zu mir und traf mich mit seinem immernoch kalten Blick.

"Lou", sagte er tonlos "was machst du hier?"

Ich sah ihn verwirrt an. "Ehm, ich war auf dem Klo, und du?"

"Muss noch ein paar Sachen holen", antwortete er.

"Achso." Eine kurze Stille entstand. "Ja", sagte er dann bestimmt. Ich konnte sein Schweigen nicht ertragen.

"Okay", murmelte ich. Am liebsten wäre ich zum Ausgang gestürmt, doch etwas hielt mich zurück. Sein Blick, der immer noch düster an mir hing. Wir starrten uns an. Erneute Stille. Dann hielt ich es nicht mehr aus.

"Was ist eigentlich dein Problem?", fuhr ich ihn an.

"Mein Problem? Du bist mein Problem!"

"Was?", ich war überrascht.

"Tu doch nicht so unschuldig, du hast doch bloß darauf gewartet, dass ich verrecke, damit ich dir und Ivan nicht mehr im Weg stehe. Aber keine Angst, ich kann mich auch lebend da raushalten", seine Stimmt wurde immer lauter. 

Ich kam nicht mehr mit. Leichter Zorn stieg in mir hoch. "Was, was redest du da?" Das ist doch überhaupt nicht..."

"Ich hoffe, ihr habt es schön gehabt", unterbrach er mich mit einer gefühllosen Stimme. "Mit wem hast du denn sonst noch alles rumgevögelt?" Seine Stimmt war gefüllt von Spott.

Ich konnte es nicht fassen, was er da sagte. Ich konnte mich nicht mehr zurückhalten und stürzte mich auf ihn. Wild begann ich mit den Fäusten auf seine Brust einzuschlagen, doch er wehrte sich nicht, ich hätte genauso gut gegen eine Wand schlagen können. 

"Elijah, weißt du eigentlich was ich durchgemacht habe? Ich habe mich nächtelang wegen dir in den Schlaf geweint", brüllte ich "ich konnte mir ein Leben ohne dich gar nicht vorstellen und...", ich atmete kurz, bevor ich fortfuhr. "Ich brauchte jemanden. Ivan hat er mir geholfen, Elijah, er war einfach immer für mich da."

Elijahs Miene änderte sich nicht. Ich hörte auf zu schlagen. Er sah arrogant und spöttisch mit seinen krass blauen Augen auf mich herab. "Und wie er für dich da war", gab er sarkastisch zurück. 

Ich weitete meine Augen. "Du bist so ein widerliches Arschloch", schrie ich empört. 

Plötzlich packte mich Elijah, drückte meine Arme über meinen Kopf gegen die Wand und presste seine Lippen fordernd auf meine. Er drängte seinen Körper gegen meinen und wanderte mit einer Hand pausenlos über meine Seite. Ich riss meine Hände von seinem Griff los mit der Absicht, ihn von mir wegzustoßen, doch als ich seine Muskeln unter meinen Fingern spürtem vergaß ich mein Vorhaben, schlang stattdessen meine Arme um seinen Hals und zog ihn näher zu mir heran.

All die alten Erinnerungen steigen schlagartig wieder in mir hoch. Elijah bat um Einlass, den ich sofort zuließ. Er stöhnte in den Kuss hinein. Seine Zunge forderte meine, nach einer ausgiebigen Erkundung meiner Mundhöhle zu einem wilden Tanz auf. Mir drang der Geruch seines Aftershaves und etwas zutiefst männlichen in die Nase. Ich seufzte, meine Knie gaben nach.

Er schlang einen Arm um meine Taille und hob mich wieder höher, um besser mit seiner Zunge in meinen Mund eindringen zu können. Der Kuss wurde immerzu leidenschaftlicher und ich verlor mich darin.

Auf einmal ließ Elijah keuchend von mir ab. Wir starrten uns schwer atmend an. Er hatte sich vollkommen von mir gelöst, nur sein Arm gab mir noch Halt, stehen zu bleiben. Als ich endlich wieder sicher auf Beinen stand, ließ er mich ganz los. Er murmelte eine flüchtige Entschuldigung und hastete aus dem Schulgebäude. Ich ließ mich an der Wand herabgleiten und verbarg mein Gesicht in den Händen.

"Was war das denn eben", flüsterte ich. Und warum bin ich so glücklich, fügte ich in Gedanken hinzu.

 

Am Abend lag ich wach im Bett. Ich konnte unmöglich einschlafen. Ich musste allzu an Elijahs Kuss denken, der immer noch auf meinen Lippen brannte. Ich fuhr mir automatisch darüber und musste lächeln. Aber nicht lange. Irgendwie wünschte ich mir, es wäre nicht passiert, denn nun trat meine Unsicherheit nur wieder mehr hervor. 

Das Verlangen nach Elijah wurde immer stärker, es war einfach nicht abzuschalten. Und Ignorieren konnte ich es auch nicht. In dem Moment regte ich mich über mich selbst auf. Warum konnte ich mich nicht einfach mal entscheiden? Ich war doch das glücklichste Mädchen der Welt mit Ivan! Er tat alles für mich. Das Einzige, was ihm wichtig war war das, dass es mir gut ging. Und doch irritierte mich genau das. Er kontrollierte mich. Vielleicht nicht mit Absicht, aber ich fühlte mich manchmal so eingeengt.

Ich konnte nichts tun, ohne das er Bescheid wusste. Wenn ich mit Lena irgendwo hinging, wusste er davon. Und meistens wollte er uns sogar begleiten. Mir war ja klar, dass er es nur gut meinte und es war auch süß, aber allmählich ging es mir auf die Nerven. 

Ich war wohl doch schließlich eingeschlafen, denn ich wurde durch das laute Summen meines Weckers wach. Mühsam zwang ich mich aus dem Bett. Ich ging ins Bad und betrachtete mich im Spiegel. Meine Haare waren zersaust und unter meinen Augen waren dunkle Ringe zu erkennen. 

Schnell sprang ich unter eine kalte Dusche um wach zu werden, danach föhnte und bürstete ich meine Haare. Ich ertappte mich selbst dabei, dass ich unbedingt gut aussehen wollte. Elijah war immer noch in meinem Kopf. Er wollte nicht raus. Oder wollte ich nicht, dass er rausging? Sein Kuss spürte ich auf meinen Lippen. Und seine Augen wollten auch nicht veschwinden. Dieser kalte Blick, mit dem er mich angeschaut hatte, bevor er mich geküsst hatte. Dieser Kuss war einfach unglaublich gewesen. Ich glaube, ich hatte noch nie so viel Verlangen in einem Kuss gespürt wie in diesem.

Die warme Frühherbstsonne fiel durch das Fenster auf mein Gesicht und ließ meine hellbraunen Augen grün wirken. Ich zog einen dünnen Lidstrich auf meine Lider und tuschte dann meine Wimpern, nachdem ich mir ordentlich die Augenringe abgedenkt hatte. Als ich fertig war, sah ich zufrieden in den Spiegel und nickte.

Als ich in mein Zimmer ging um mich anzuziehen, klingelte mein Handy. Es war Ivan.
"Ivan", begrüßte ich ihn und versuchte dabei so normal wie möglich zu klingen.

"Hey Lou, ich kann dich heute in die Schule fahren wenn du willst."

Ich war überrascht. "Was, aber du kommst doch gar nicht an mir vorbei?"

Er lachte, und das wärmte mich. "Darf ich meine Freundin nicht mal in die Schule fahren?"

"Doch schon", entgegnete ich "ich dachte nur, ich meine, ich kann auch den Bus nehmen."

"Nein", beharrte er "ich hol dich ab."

Ich seufzte. "Okay, dann bis gleich..." Ich legte auf und setzte mich aufs Bett.

Ivan wohnte ganz in der Nähe der Schule, warum wollte er mich abholen? Ich strich nachdenklich über die Decke. Elijah hatte mich auf diesem Bett geküsst. Ivan auch. 

"Lou, jetzt hör auf an Elijah zu denken", befahl ich mir laut.

 

Kapitel 30

Ivan fuhr gerade auf die Einfahrt, als ich die Haustür hinter mir zuzog. Kurz blieb ich stehen und betrachtete seinen roten VW. Ivan hatte dieses Auto nur gekauft, weil es mir so gut gefallen hatte. Das war das erste Mal gewesen, dass er mich geküsst hatte. An dem Tag waren wir zusammen gekommen. Meine Gedanken schweiften zurück zu diesem Tag...

Wir standen nebeneinander im Autogeschäft. ich sah sofort den leuchtend roten VW und zeigte darauf. "Ivan, schau die das Auto an!", rief ich.

Ivan kam zu mir und betrachtete etwas kritisch das Auto. Ich lief unendlich viele Runden um das Auto, ich liebte es auf den ersten Blick. Ivan schaute mir amüsiert dabei zu, wie ich alle Vorteile auflistete, zum Teil komplett unnötige Sachen.

"Das rot passt sogar total gut zu deiner hautfarbe", zum Beispiel. Ivan lachte. "Du bist dir also ganz sicher, dass dieses das Beste ist?", fragte er, als ich fertig war.

Ich nickte nur heftig. "Okay", er strich mir kurz über die Wange und dann nahm er es auch schon.

Ich wartete draußen. Nachdem Ivan alles geklärt hatte, ich wusste natürlich nicht, was man da alles machen musste, kam er auch. Ich schaute ihm lächelnd entgegen. Als er mir gegenüber stand, sah er mir tief in die Augen. Meine Knie wurden weich unter diesem Blick. Zuerst senkte ich meine Augenlider, dann hob ich meinen Blick und schaute in sein ernstes, aber doch so unendlich liebevolles Gesicht. 

Irgendwie wusste ich, dass er mich jetzt küssen würde. Er legte seine Hand unter mein Kinn und hob es hoch. Dann beugte er sich vor und unsere Lippen trafen sich. Es war das erste Mal, dass ich seinen Mund auf meinem spürte. Es war ein wundervolles Gefühl. Mir wurde warm und ich schloss die Augen. Ich wollte meine Arme in seinen Nacken legen, so wie man es den Liebesfilmen immer sah, doch ich konnte nicht. Ich stand stocksteif da. Aber ich war überglücklich. Ivan ließ ganz langsam von mir los und ich öffnete die Augen wieder.

Er strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr und sah mich druchdringend an. "Lou", hob er an "du bist so wunderschön."

Ich konnte nur selig lächeln. "Ich habe mich in dich verliebt Lou", fuhr er langsam fort "ich liebe dich, so sehr wie keine Andere", er erwiderte mein Lächeln.

Ich hielt die Luft an. "Meine kleine Lou", er nahm meine Hände "willst du mit mir zusammen sein?"

Ich starrte ihn an. Der Moment war zu perfekt, nur eins fühlte sich falsch an. Meine Liebe zu Elijah. Ich fand Ivan toll, und ja, ich war auch ziemlich in ihn verknallt, doch Elijah liebte ich. Aber ich konnte Ivan lieben lernen, ging es mir durch den Kopf.

Also nickte ich. "Ja", hauchte ich erleichtert. Ivans Augen fingen an zu leuchten und er küsste mich wieder. Diesmal intensiver. Innerlich hoffte ich auf mein Glück. 

Zurück in der Gegenwart seufzte ich. Ich hatte es geschafft, ich hatte Ivan lieben gelernt, doch eins hatte ich damals außer Acht gelassen. Ich würde Elijah weiterhin lieben und nun, da ich mich für einen entscheiden musste wünschte ich, ich wäre nie mit Ivan zusammen gekommen.

Ivan öffnete gerade die Seitentür seines Autos, stieg aus und lehnte sich lässig aufs Autodach. "Hey Kleine", begrüßte er mich mit einem wundervollen Lächeln.

"Morgen", erwiderte ich strahlend. Dass Ivan Elijah erzählt hatte, dass wir miteinander geschlafen hatten, hatte ich bereits vergessen. Ivan kam mit leuchtenden Augen auf mich zu und beugte sich zu mir herab. Er nahm mein Gesicht in die Hände und presste seine Lippen auf meine. Ich legte meine Hände in seinen Nacken um den Kuss zu vertiefen, doch Ivan trennte lächelnd seine Lippen von meinen. 

"Später", versprach er und hob vielsagend eine Augenbraue. Dann zog er die Beifahrertür auf und ließ mich einsteigen.

Als er das Auto gestartet hatte, betrachtete ich ihn besorgt. War er sauer wegen irgendwas, oder hatte er mich wirklich grundlos abgeholt? Aber Ivan tat nie etwas ohne Grund.

"Wieso hast du mich abgeholt Ivan?", fragte ich deshalb.

Er sah mich grinsend an. "Das siehst du gleich."

Meine Augen wurden schmal, dann schaute ich aus dem Fenster. Wir fuhren auf die Autobahn zu, an der Schule vorbei. Ich blickte Ivan erschrocken an. "Ivan, die Schule ist hier", ich zeigte darauf.

Er lachte. "Ich weiß."

"Was machen wir?"

Er warf mir einen kurzen Blick zu. "Sagte ich doch, wirst du gleich sehen."

Er bog kurz vor der Autobahn ab. "Ah", entfuhr es mir "wir fahren zu dir nach Hause."

"Hm, wir gehen frühstücken, hast du was dagegen?"

"Wir gehen nicht in die Schule?"

Ivan fuhr bei ihm auf den Parkplatz. "Nein Kleine, heute nicht." Er stieg aus und öffnete mir die Tür. Schmunzelnd erhob ich mich. 

"Dreh dich um", sagte Ivan, als er hinter uns die Haustür zugemacht hatte. Ich tat was er verlangte. Er band mir ein Tuch um die Augen und führte mich in die Küche. Den Weg kannte ich.

"Bleib hier stehen", befahl er mir. Er ließ mich los, ein paar Sekunden lang stand ich still da. "Du kannst das Tuch jetzt abnehmen.

Vorsichtig schob ich es nach oben und öffnete die Augen. Ich traute meinen Augen nicht. Ein Tisch voller leckeren Sachen stand vor mir. Es gab alles, was man sich wünschen konnte. Ich strahlte Ivan an, der sich auf der anderen Seite des Tisches auf eine Stuhl lehnte. Er lächelte sein unwiderstehliches Lächeln.

Ich rannte um den Tisch herum und sprang in seine Arme. Ich presste meine Lippen verlangend auf seine. Er erwiderte den Kuss durch ein leises Stöhnen und legte einen Arm um meine Taille, um mich fester an seinen Körper zu ziehen. Unsere Zungen berührten sich zart. Ich krallte meine Finger an seine Schultern, damit ich mich noch ein Stück höher ziehen konnte. Ivan drängte mich nach hinten gegen die Wand. Ich schlang meine Beine um seine Hüften und wanderte mit einer Hand zu seinem Nacken. Der Kuss wurde immerzu verlangender und leidenschaftlicher und ich bekam kaum mehr Luft.

Schwer atmend ließ ich von seinen Lippen los. "Ivan", flüsterte ich angestrengt. Auch er hatte Mühe ein Wort herauszubringen. 

"Lou, alles okay?", keuchte er. 

Ich lächelte. "Ja, alles okay."

ich ließ meine Beine an seinem Körper heruntergleiten, sodass ich wieder stand. Ivan legte eine Hand auf meine glühende Wange.

"Ich möchte dir etwas schenken, Lou", sagte er. Ich konnte inzwischen wieder normal atmen und sah ihn fragend an. Mit seiner anderen Hand griff er nach meiner und ließ etwas kalten, metallisches darin fallen. Ich senkte meinen Blick und erblickte eine silberne Kette auf meiner Handfläche. Es hing ein kleiner Anhänger in Herzform daran. Ich betrachtete ihn genauer, nachdem ich Ivan einen verzauberten Blick zugeworfen hatte.

Ganz klein waren die Buchstaben I und L darin eingraviert. Ich sah Ivan mit leuchtenden Augen. "Ivan", seufzte ich "sie ist wunderschön."

Er lächelte und nahm mir die Kette aus der Hand und drehte mich, um sie mir umzulegen. Sie war kalt auf meiner Haut über das Herz, dann wandte ich mich wieder an Ivan. Ich küsste ihn sanft. "Danke", hauchte ich "ich liebe sie."

 

Kapitel 31

"Lou, was war denn gestern los? Wo warst du?", fragte Lena am nächsten Tag im Bus.

Ich grinste verschmitzt. "Ich war bei Ivan."

Sie weitete ihre Augen. "Der ganze Tag?"

Ich lachte leise. "Ja, der ganze Tag."

Lenas Blick fiel auf die Kette, die ich natürlich angezogen hatte. "Wow, wo hast du die denn her?", sie ging näher heran. "Oh, von Ivan", sie sah mich vielsagend an.

Ich lächelte verträumt. "Sie ist schön, nicht?" Lena nickte begeistert. "Sie ist wundervoll!"

Wir stiegen aus. Auf einmal bemerkte ich, dass ich ihr garnichts von Elijahs Kuss vorgestern erzählt hatte. Wie hatte ich das bitte vergessen können? "Leeeena", sagte ich gedehnt. Sie sah mich fragend an. "Elijah hat mich geküsst." 

Lena stoppte und blickte mich erschrocken an. "Echt jetzt? Wann?"

"Vorgestern schon." 

"Warum hast du mir nichts davon erzählt du Bitch?"

Ich lachte verlegen. "Habs vergessen..."

"Ja erzähl komm!", forderte sie mich auf und schlug mich spielerisch.

 

"Du Glückliche, nein, du Glücklichste!", rief sie, als ich ihr alles erzählt hatte. "Und was machst du jetzt?"

Ich zuckte mit den Schultern. "Das ist es ja eben, ich dachte, ich wäre über ihn hinweg aber...", ich schüttelte den Kopf. 

Lena grinste. "Und so wird es immer sein Lou, du wirst dich wohl niemals entscheiden können."

Ich lachte kalt. "Lena, bitte...", ich unterbrach mich. Wie vor zwei Tagen störte Yanis uns in unserem Gespräch.

"Hey Petite", begrüßte er Lena. (petite frz= Kleine). Er küsste sie sanft.

"Lou", er nickte mir zu. Zu dritt gingen wir zum Klassenraum.

 

In lief in der Pause an Ivans Klasse vorbei zum Klo. Nicht, dass ich aufs Klo musste, aber ich hoffte natürlich auf Elijah.

"Schöne Kette hast du an", hörte ich tatsächlich Elijah plötzlich hinter mir sagen. 

Ich fuhr herum und starrte ihn an. "Elijah... Danke", sagte ich leise.

"Darf ich sie mir ansehen?"

Ich zögerte, doch Elijah ignorierte es und sah sie sich von nahem an. Er drehte sich zur Seite, sodass das Licht auf mein Dekolleté fiel. Dann sah er mich mit diesen eisblauen Augen an. Ich zuckte zusammen. "Ivan hat sie dir gegeben richtig?", behauptete er kalt.

Ich nickte. 

"Sie ist schön", Elijah sah mir immer noch direkt in die Augen. 

Ich lächelte schwach und bedankte mich erneut. Ich wusste, dass er sauer war. Und eifersüchtig schien er auch zu sein. Ich blickte zu Boden. Meine Wangen glühten. Ich fühlte sein Grinsen wortwörtlich.

"Elijah", sagte ich dann, als er sich umdrehen wollte. Er hielt Inne. "Ja?"

"Wegen Montag", hob ich an "was war, also, wieso...", ich schüttelte den Kopf. Ich hätte ihn liebend gern nach dem Kuss gefragt, entschied mich aber doch anders. Elijah fragender Blick ruhte auf mir. "Ach nichts, egal", schnell ging ich an ihm vorbei auf Klo, bevor er nachfragte. Eigentlich war ich mir allerdings ziemlich sicher, dass er wusste, was ich hatte fragen wollen.

 

Ich war froh, dass ich heute keinen langen Unterricht hatte, ich traf Ivan zu Mittag auf dem Schulhof. Er hatte Mittagspause. 

"Ivan", grüßte ich ihn und wollte ihn küssen, doch er wich zurück.

"Hey", ich hörte sofort an seiner Stimme, dass etwas nicht stimmte.

"Was ist los?"

"Nichts Lou", entgegnete er tonlos.

"Okay", sagte ich leise "sollen wir heute noch was machen?", ich sah ihn hoffnungsvoll an, doch Ivan schüttelte bestimmt den Kopf. "Nein, ich hab noch Schule."

Verletzt blickte ich in seine Augen. "Du könnstest doch krank werden oder..."

"Nein Lou", fiel er mir ins Wort. Ich zuckte zusammen. Was war bloß los mit ihm?

Ich sah ihn zornig an. "Gut, dann eben nicht", ich wandte mich dem Ausgang zu. Ich blickte über die Schulter zurück zu ihm, doch Ivan hatte sich ebenfalls umgedreht und lief ins Gebäude. Ich hatte Tränen in den Augen. Was hatte ich ihm getan? Es tat weh.

 

Nachdem ich zuhause meine Hausaufgaben erledigt hatte, kehrte ich zurück in die Schule. Ich hatte beschlossen, mit Ivan über heute Mittag zu reden. Ich konnte mir nicht erklären, wieso er so verärgert gewesen war. So in Gedanken versunken merkte ich erst, dass ich angekommen war, als ich bereits in der Aula stand. ich sah mich um.

Die letzten Schüler verließen das Gebäude, als ich Ivan neben der Treppe entdeckte. Er stand mit dem Rücken zu mir und schien sich mit jemanden zu unterhalten. Als ich auf ihn zugehen wollte, erkannte ich, mit wem er redete. Es war das Mädchen, dass damals auch mit ihm bei der Eisdiele gewesen war. Ich hatte ihr Aussehen nicht vergessen können. 

In dem Moment, als ich seinen Namen rufen wollte, stellte sich das Mädchen auf ihre Zehenspitzen und drückte ihre Lippen leicht auf seine. Im selben Augenblick öffnete sie ihre Augen und sah mich über seine Schulter an. Ihr Blick verdunkelte sich. Sie zog Ivan am T-Shirt mit sich gegen den Rand der Treppe, wo sie dann ihren Mund fordernd auf seinen presste. 

Erst jetzt realisierte ich, was passiert war. Zuerst stieg Wut in mir auf. Ich wartete ein paar Sekunden lang, dass Ivan sie von sich stieß. Als er das nicht tat, spürte ich einen Stich in meinem Herz und die Tränen in meinen Augen. Meine Brust zog sich krampfhaft zusammen und ich versuchte vergeblich, den Kloß in meinem Hals herunter zu schlucken. Dann stolperte ich zum Ausgang, stieß die Tür auf und schluchzte draußen laut auf.

Ich konnte nicht mehr klar denken, ich hörte Ivans sanfte Stimme in meinem Kopf widerhallen. "Sie ist nur eine alte Freundin." Wie konnte ich nur so blöd sein? Es war ja von vorherein klar gewesen, dass ich nicht die Einzige sein würde. Die Mädchen standen ja Schlange für Ivan. Und dazu war das Mädchen nicht mal hässlich. War ja klar, dass er ihr nicht widerstehen können würde.

Meine Augen brannten. Ohne, dass ich es merkte, fing ich an zu rennen. Als den Rand des Waldes hinter der Schule erreichte, hörte ich Ivan immer wieder meinen Namen rufen. Seine Stimme wurde immer lauter, er kam näher, ich rannte schneller. Er holte mich bei einer großen Eiche ein und drückte mich gegen den Stamm. Er versperrte den Weg mit seinem Körper. Sein beschleunigter Atem vermischte sich mit meinem, seine dunklen Augen glänzten erschöpft. Ich spürte seinen hohen Herzschlag unter der Hand, die ich gegen seine muskulöse, warme Brust stemmte. 

Die kalten, salzigen Tränen rannen über meine erhitzten Wangen. ich schloss meine Augen um seinen durchdringenden Blick auszuweichen. "Lou", wiederholte er leise meinen Namen. Es so sanft, so verletzlich.

"Was war das?", fragte ich mit gesenkten Lidern. Meine Stimme war rau.

"Das war... nichts." Er hatte gezögert, er hatte gelogen. Es war wie ein Faustschlag in die Magengrube. Es tat so weh. Ich zwang mich ihm den Schmerz nicht zu zeigen. Ich öffnete meine Augen und sah ihn eiskalt an. "Nichts?"

Er zuckte zusammen. Es klang noch gefühlsloser, als ich beabsichtigt hatte. "Nein, nicht so, es war..." Ich ließ ihn nicht ausreden. "Wieviele einfache Freundinnen hast du denn noch, mit denen "nichts" ist?

Er antwortete nicht. Was sollte er denn auch sagen? Schließlich fand er seine Stimme wieder. "Mann Lou, ich wollte den Kuss nicht, ich habe ihn noch nicht mal erwidert!"

Ich lachte spöttisch auf. "Soll ich mich jetzt darüber freuen?"

Er atmete genervt ein. "Nein natürlich nicht, aber ich konnte ja nicht wissen, dass...", wieder unterbrach ich ihn. "Komm schon Ivan, du weißt, wie gut du aussiehst. Es ist doch klar, dass dir alle Mädchen verfallen. Und es war doch offensichtlich, dass sie auf dich steht, das ist sogar dir aufgefallen, du bist ja nicht blöd. Und dann kommt sie in die Schule, wenn es dort komplett leer ist zu dir, und du willst mir sagen, du wusstest nicht, dass sie auf dich steht?"

Sein Schweigen bestätigte meine Vermutung. Und wieder schien meine Welt zu zerbrechen. Es geahnt zu haben, hatte mich verletzt, doch seine Bestätigung brachte mich innerlich um. Ich atmete keuchend aus. Er sah bedrückt zu Boden, doch dann trat Wut in sein Gesicht. 

"Ach so ist das?"

Ich war verwirrt. Was? Ich öffnete meinen Mund um etwas zu sagen, doch Ivan kam mir zuvor. 

"Es dürfen keine anderen Mädchen auf mich stehen, wofür ich nichts kann und von denen ich nichts will, denn Lou, ich liebe nur dich, aber du darfst mit Anderen flirten ja?", der Zorn in seiner Stimme war unüberhörbar.

"Ich darf was?", fragte ich verwundert. ich verstand nichts mehr.

"Stell dich nicht dumm Lou, ich habe dich heute mir Elijah auf dem Gang gesehen. Ihr habt geredet, du bist rot geworden und er hat gegrinst. Ich weiß genau, was das heißt."

Meine Augen weiteten sich. "Ich habe nicht mit ihm geflirtet! Da war nichts! Da ist nichts!"

Diesmal lachte er spöttisch auf. "Wie du schon sagtest, ich bin ja nicht blöd."

Wut kochte in mir. Was bildete er sich eigentlich ein? "Du glaubst mir also nicht?", fragte ich leise nach. 

Er schüttelte leicht seinen Kopf. Seine dunklen Haare fielen genauso perfekt wie zuvor. "Nein", erwiderte er "ich kann dir das nicht glauben,"

Ich stieß ihn kräftig von mir. "Ich muss dir glauben, dass du nichts mit diesem Mädchen hast. Dass da nichts lief, aber du kannst mir nicht vertrauen", schrie ich ihn an, ehe ich ihm erneut den Rücken zuwandte und ich stehen ließ. Auf einmal hörte ich ihn rufen.

"Lou! Warte! Das hätte ich dir nicht unterstellen dürfen..."

Nein, das hättest du nicht, dachte ich, doch meine zu enge Kehle ließ nicht zu, dass ich etwas sagte. "Gib mir eine zweite Chance, bitte", flehte er mich an, als er mich erreicht hatte. Ich sah ihn nicht an, ich drehte mich nicht einmal zu ihm. 

"Das war deine zweite Chance Ivan, und ich weiß nicht, ob ich dir noch eine Dritte geben kann." Mit diesen geschluchzten Worten ließ ich ihn alleine im Wald zurück.

 

 

Kapitel 32

Zuhause ließ ich mich erschöpft auf meinem Bett fallen. Mein Handy meldete eine SMS.

Hey Lou, die Bar macht heute ein Angebot. Yanis und ich holen dich in 30min ab:-) 

Sie war von Lena. Ich hatte keine Lust mitzugehen, also antwortete ich einfach: Sorry, heute nicht.

Nach dem Abschicken schloss ich meine Augen und weinte mich in den Schlaf. Ich träumte gerade, dass Elijah und Ivan kurz davor waren, sich zu prügeln, als es an der Haustür klingelte. Als ich sie öffnete stand eine top-gestylte Lena vor der Tür. Sie hatte eine helle Jeans und eine weiße Bluse, die hauptsächlich aus Spitze bestand und eine schwarze Lederjacke darüber an. 

Hinter ihr stand ein grinsender Yanis, der in seinem V-Kragen T-Shirt und der dunklen Jeans verboten gut aussah. Lenas Gesichtsausdruck veränderte sich schlagartig, als sie mich im Pyjama sah. 

"Och komm schon Lou, ich weiß, dass du nicht die Beste in der Schule bist, aber die Uhr wirst du ja wohl noch lesen können", sagte sie, als sie mich ins Haus schob und zurück in mein Zimmer führte. 

"Lena, ich hab doch gesagt, dass ich heute...", fing ich an, mich rauszureden, doch sie beachtete mich nicht, und erklärte mir weiter die faszinierende Funktion einer Uhr. 

"Eine Stunde sind genau 60 Minuten. Eine halbe Stunde sind also 30 Minuten. Wieviel sind dann ein Zwölftel einer Stunde, liebste Louise?", fragte sie mich, als wäre ich geistig zurückgeblieben.

"Ähm, drei?", antwortete ich. Scheiß Mathe, wer braucht das schon?

"Nein, fünf Minuten. Du hast jetzt genau ein Zwölftel einer Stunde um zu duschen. Ich suche dir in der Zeit etwas zum Anziehen raus und überleg mir wie ich dich schminke", erklärte sie ihren Plan.

"Lena, wirklich...", doch wieder schenkte sie meinem Einwurf keine Beachtung. "Beweeeegung, Lou, ich will Tempo sehen!", rief sie und scheuchte mich ins Badezimmer. 

Dort duschte ich mich schnell. Als ich in Handtüchern eingewickelt mein Zimmer wieder betrat, war es aufgeräumt. Lena hatte gelüftet, das Bett gemacht, die Kleidung zusammengefaltet und im Schrank versorgt und ein neues Outfit auf mein Bett gelegt. Sie durchstöberte gerade meine Schminke. Als sie sich umdrehte war ich angezogen.

Ich trug eine schwarze, hautenge Hose und dazu ein wunderschönes, silbernes Glitzertop, welches nicht mir gehörte. Lena setzte sich, nachdem sie zufrieden genickt hatte auf einen Stuhl und fing an. Meine Haare ließen wir offen und sie brachte mit ein wenig Schminke meine Augen zum Leuchten. Dann schleifte sie mich zum Auto, wo Yanis schon auf uns wartete. Ich musste leise über ihre Entschlossenheit lachen.

"Yanis fahr los, bevor Lou uns noch aus dem Auto springt", ordnete sie an.

 Er lachte. "Alles was du willst, ma petite." Dann fuhr er los.

Lena hörte nicht auf zu reden. "Lou, ich weiß, was passiert ist. Elijah hat dich geküsst, du fandest es toll, natürlich. Eine Andere, eigentlich dieselbe wie das letzte Mal hat Ivan geküsst, das hat dich geärgert, und verletzt. Aber weißt du, es hilft nichts wenn du flennend auf dem Bett liegst! Du brauchst Abwechslung", sie klopfte mir tröstend auf die Schulter, dann grinste sie. "Und ich als deine beste Freundin, übernehme diese Aufgabe liebend gerne."

Ok, vielleicht hatte sie ja Recht. Ich brauchte wirklich etwas Ablenkung. Ich hatte zwar keine Ahnung, wo sie all diese Information her hatte, aber irgendwie wollte ich es auch gar nicht wissen...

Als wir die Bar erreichten, war schon viel los. Yanis besorgte uns etwas zu trinken, bevor er mit der kichernden Lena auf der Tanzfläche verschwand. Diese hatte sich natürlich zuerst hunderte Male vergewissert, dass es kein Problem für mich war, dass sie einfach ging. Ich sah ihnen nach. Sie waren so süß zusammen, so richtig verliebt ineinander.

Jetzt endlich hatte ich Zeit, mich in der Bar umzusehen. Es waren viele Leute da. Auch aus meiner Schule. Mein Blick schweifte über die Menge und blieb an einem blonden Haarschopf hängen. Elijah. War ja klar gewesen. Ich hätte mir eine klatschen können. War doch eindeutig gewesen, dass er hier sein würde. Und Lena hatte das auch gewusst. Kleines Biest. Mit der würde ich noch ein ernstes Wörtchen reden müssen. 

Als ich mich wieder auf Elijah konzentrieren wollte, war er nicht mehr da. Verwirrt sah ich mich um. Wo war er plötzlich hin?

"Suchst du mich?", erklang eine traumhafte Stimme von hinten. Als ich in sein Gesicht blickte, verlor ich mich in einem Ozean von blauen Augen.

"Ja", erwiderte ich. Er grinste. "Äh, ich meine nein...", stotterte ich "ich meine vielleicht..." Oh Gott bitte, wie alt war ich? "Egal, was tust du hier?", fragte ich stattdessen.

"Ein paar Freunde haben mich hergezwungen und mich hier dann aber liegenlassen", erzählte er und sah mich gequält an. 

"Wem sagst dus", murmelte ich.

"Du wolltest mich heute etwas fragen?", fing er an. Ich wurde nervös. Worauf wollte er hinaus? "Wenn du willst", fuhr er fort "beantworte ich dir die Frage, die dich seit Tagen beschäftigt."

Woher wusste er, dass ich seit so langem darüber nachdachte? Ich hatte es keinem erzählt. Außer Lena, aber die hätte es ihm nie gesagt.

"Nun", hob er an, während er mir immer näher kam "es ist so, ich habe in den letzten Monaten die Hölle durchgemacht. Als du nicht mehr gekommen bist, habe ich gemerkt, dass ich vollkommen von dir anhängig war. Und ich wollte, dass es aufhörte. Und als du wieder in die Schule gekommen bist, dachte ich, ich hätte es geschafft, doch als ich erfuhr, dass du mit Ivan...", er stockte kurz, ließ sich davon aber nicht beirren. "Auf jeden Fall bin ich innerlich gestorben. Es hat mich so wütend gemacht, und dann warst du aufeinmal da, auf dem Gang. Allein..."

Bei jedem seiner Worte hatte ich das Gefühl, kleiner zu werden. Es war zu viel. Ich konnte mich nicht bewegen. "Alles ist dort wieder hochgekommen Lou, mir ist klargeworden, dass jeglicher Versuch, dich zu vergessen, vergeblich sein wird. Denn ich werde dich immer lieben. Und du wollst fragen, was der Kuss bedeutet hat. Mir hat er alles bedeutet, was er für dich war, musst du selbst entscheiden. Für mich war er alles und das bleibt auch so."

Er stand direkt vor mir. Ich befreite mich von meiner Starre und atmete aus. Sein Gesicht war meinem so nahe, mein Herzschlag beschleunigte sich. Doch plötzlich drehte er sich um und ging. Einige Sekunde stand ich da. Mein Gehirn musste er einmal verarbeiten, was gerade passiert war. Er hatte er gesagt, dass er mich liebte. Und dass er mich immer lieben würde. Ich hatte es so noch nie aus seinem Mund gehört. Endlich konnte ich reagieren. Ich sah, wie Elijah aus der Tür verschwand, nach draußen. Ich drängelte mich durch die Menge, die Musik dröhnte in meinen Ohren.

 

Kapitel 33

"Elijah", rief ich, doch er hörte mich nicht. Er war schon längst durch die Tür und drinnen war es zu laut. Als ich das Gebäude verließ, atmete ich froh die frische Luft ein. Es war stockdunkel und es regnete. Trotzdem war es nicht wirklich kalt. Nur ein wenig kühl, eine angenehme Abwechslung zu der Hitze in der Bar.
Ich sah mich zum zweiten Mal an dem Abend hastig nach Elijah um. Ich erkannte ihn. Er lief allein von der Bar weg, richtung Parkplatz. Ich fing an zu rennen und erreichte ihn wenige Augenblicke später. Als ich ihn am Oberarm packte, blieb er sofort stehen. Sobald er sich zu mir gedreht hatte, legte ich meine Lippen auf seine. Ich seufzte. Seine Lippen waren wie gemacht für die Meinen. So sanft, ganz im Gegensatz zu seinem stahlharte Körper. Er so perfekt und wärmte mich mit seiner Anwesenheit.
Der Kuss hatte nichts raues oder verlangendes. Es war ein stummes Versprechen, dass es mit uns immer anhalten würde. Dass wir, trotz allen Komplikationen, immer zu einander zurückfinden würde. Ich genoss es eine Ewigkeit so, doch ich wollte ihm auch zeigen, wie sehr ich ihn begehrte. Ich öffnete langsam meinen Mund, doch er stieß mich sanft von sich. Was war los? Irritiert schaute ich ihn an.
"Bist du dir sicher?", fragte er. "Bin ich nicht nur dein Trostpflaster für Ivan, nach dem, was heute passiert ist?"
Woher wusste er davon? Doch im Moment war alles, woran ich denken konnte Elijah. Ich schüttelte den Kopf. "Ich liebe dich Elijah, von Anfang an und für immer."
Das himmlische blau seiner Augen wurde dunkler, seine Pupillen weiteten sich. Er beugte seinen Kopf herunter. Ich konnte nicht mehr klar denken unter diesem Raubtierblick. Dann trafen sich unsere Lippen. Sofort öffnete er meinen Mund mit seiner Zunge und drang tief in meine Mundhöhle. Meine Beine drohten mal wieder nachzugeben. Elijah packte meine Taille und drückte meinen Körper gegen seinen. Ich schlang erst ein, dann das zweite Bein um seine Hüften um ihm näher zu sein. 

Haltsuchend krallte ich meine Finger in seine Schulterblätter, während eine seiner Hände mich am Hintern hielt und die andere um meinen Rücken geschlungen war. Der Kuss wurde intensiver. Ich neigte meinen Kopf zur Seite, um ihm das Eindringen zu erleichtern und stöhnte in den Kuss. Er antwortete mit einem animalischen Knurren, welches ich in meinem ganzen Körper als Vibrieren spürte. Wir lösten uns kurz voneinander um keuchend nach Luft zu schnappen, ehe sich unsere Münder voller Verlangen wiederfanden. 

Der Regen fiel auf uns hinab. Unsere Kleidung und unsere Haare fingen an, an unserer Haut zu kleben wie eine Zweite, doch es war uns egal. Plötzlich fing Elijah an, mit mir in seinen Armen zu gehen, er unterbrach den Kuss jedoch nicht. Wenig später spürte ich, wie ich gegen ein Auto stieß, doch es kümmerte mich nicht. Er presste mich fester gegen das kalte Metall. Die Hand, die an meinem Rücken gelegen hatte, zog er zurück und fuhr mit ihr über die Rundung meiner Brüste, während er mit dem Mund an meinem Hals hinabwanderte.

Ich stöhnte leise auf und warf meinen Kopf in den Nacken. Ich nahm jede seiner Bewegungen wahr und genoss sie in vollen Zügen. Er verteilte Küsse an meinem gesamten Dekolleté und biss mich zart in die Halsmulde. Ich keuchte erregt auf. Wieder ein tiefes, männliches Knurren seinerseits. Er spreizte meine Beine weiter und drängte seinen Unterleib gegen meinen.

Ich spürte die Härte seiner Erregung gegen meinen Bauch pochen. Mein Magen zog sich zusammen. "Elijah", im selben Augenblick hatte ich vergessen, was ich sagen wollte.

"Oh Gott Lou, ich will dich", stöhnte er als Antwort. Seine Stimme war rau und rauchig, und sein dunkler Blick glitt gierig über meinen Körper. 

Mir lief ein kalter Schauer über den Rücken und eine Gänsehaut bildete sich auf meinem gesamten Körper. Er drängte wieder seine Zunge in meinen Mund. Mit jedem Stoß schien sich mein Verstand weiter zu verabschieden. Unser Herzschlag schien im Einklang zu rasen. Während er mich weiter wild küsste, fuhr er mit der Hand unter mein Top. Als seine warme Hand meine nackte Haut berührte, schienen Blitze durch mein Körper zu zucken.

Er fuhr immer höher in Richtung meines BHs, indem er meine Haut liebkoste. Ungeduldig zog ich ihm sein T-Shirt über den Kopf. Die kurze Unterbrechung nutzten wir, um schnell Luft zu holen. Ich fuhr mit den Händen über seinen Oberkörper. So muskulös. Meine Finger wanderte hauchzart über seine starken Arme weiter hinab. Er spannte sich an, wodurch sein Six-Pack noch stärker hervortrat. Doch ich setzte meine Erkundigung fort. 

"Lou", knurrte er düster in den Kuss, als ich den Rand seiner Jeans erreichte. Ich kicherte und kratzte mit den Nägeln an der Haut oberhalb des Gürtels. 

"Ich meins ernst, ich nimm dich sonst hier und jetzt", seine Stimme wurde tiefer und heiser. Es klang bemüht kontrolliert. 

Ich grinste ihn frech an. "Mach doch."

Er verdrehte die Augen und stöhnte auf, als er mir hungrig einen weiteren Kuss raubte. "Soll ich?", seine Stimme wurde immerzu gepresster.

"Ja", keuchte ich erstickt.

Ich wollte es. Mehr als alles andere. ich wusste, dass seine Selbstbeherrschung nur noch an einem seidenen Faden hing. Ich rieb mich an ihn. Das gab ihm den Rest. Er fiel über mich her. Während er mir das Top über den Kopf zog, öffnete er den Verschluss meines BHs. Beides landete auf der Vorderhaube des Autos. Direkt neben seinem Oberteil. Er verdeckte meinen Körper mit seinem.

Seine nackte Haut berührte meine und steigerte meine Erregung. Ich machte mich an den Reißverschluss seiner Hose und er tat dasselbe bei meiner, während er mich wieder küsste. Ich hatte gerade den Knopf losgemacht, als eine lallende Stimme zu uns vordrang.

"Looooooooooooooouuuuuuuu? Wo bist du? Isch find disch irwiee nicht?!"

Elijah und ich erstarrten. Schnell zogen wir uns wieder an. Als wir wieder angezogen waren, starrten wir uns an.

"Bisch du 'ier?" Lena kam gerade um die Ecke geschwankt. Sie war vollkommen betrunken. Als sie uns erreicht hatte, sah sie mich mindestens eine Minute lang an, bevor sie anfing zu schreien. "Yaaaaaniiiiss, isch 'abe sie gefunden!"

Elijah sah mich gequält an. "Du bist schon Lou?", fragte Lena mich dann skeptisch. 

Elijah lachte. Er hatte so ein wunderschönes Lachen. Dann kam Yanis zwischen ein paar Autos durch zu uns gerannt. "Lena, où est -ce que tu es? Je t'ai perdu, viens chez moi!", brüllte er besorgt in seiner Muttersprache. (Lena, wo bist du? Ich habe dich verloren, komm zu mir!)

Als er sie erkannte, atmete er erleichtert aus. "Mon dieu (mein Gott) hast du mich erschreckt", sagte er, schloss sie in seine Arme und streichelte sie über den Rücken. Jetzt erst nahm er Elijah und mich wahr. Als er erkannte, wobei uns Lena gerade unterbrochen hatte, grinste er wie ein Kleinkind und fragte provokant. "Tschuldigung, wir gehen schon. Ich hoffe, wie haben euch nicht bei etwas Wichtigem gestört?"

Ich biss mir ertappt auf die Unterlippe. "Nein", beeilte ich mich zu sagen.

"Doch", brummte Elijah im selben Augenblick. Ich sah peinlich berührt zu Boden. Yanis lachte leise und ging mit Lena in die Richtung, wo er das Auto geparkt hatte. Ich hörte ihn noch leise auf Lena einreden. 

"Lena, das kannst du doch nicht tun, einfach so auf andere Leute zugehen, was wenn ich dich nicht mehr finde?

"Aber du findest mich doch immer", erwiderte Lena unschuldig. 

Ich erkannte noch Yanis sein amüsiertes Lachen, dann verschwanden sie hinter den Autos. Ich sah Elijah an, welcher ihnen noch hinterher sah. 

"Sie sind süß zusammen", bemerkte er.

"Ja", stimmte ich leise zu.

"Wir sollten auch langsam gehen", er schaute mich an.

"Ja", wiederholte ich. Eine peinliche Stille entstand. 

"Wir könnten mit ihnen mitfahren", schlug er vor. Er lächelte mich an. Ich nickte zustimmend. Mir war immer noch nicht ganz klar geworden, was gerade passiert war. Ich hatte beinahe mit Elijah geschlafen. Mit Elijah! Ich konnte es kaum glauben. Es hatte inzwischen aufgehört zu regnen und wir gingen schweigend nebeneinander her, wobei ich bemerkte, dass Elijah mir immer wieder Seitenblicke zuwarf. Einmal sah ich ihn an, worauf er mir ein wundervolles Lächeln schenkte.

Plötzlich war ich schrecklich müde. Meine Augenlider drohten zuzufallen und ich griff nach Elijahs Arm. Dieser legte schnell einen Arm um mich und drückte mich sanft an sich. Er küsste meine Stirn, dann näherten wir uns dem Auto von Lenas Eltern, mit dem Yanis hergefahren war. Wir hatten es fast erreicht, als wir Yanis verzweifelte Stimme hörten.

"Lena, komm wieder her, gib mir die Autoschlüssel!"

Ich erblickte Lena, die schwankend vor Yanis herrannte, mit den Schlüsseln in der Hand. "Hier bin...", sie stolperte nd es sah einige Sekunden so aus, also würde sie hinfallen. "Ich", kreischte sie dann, als sie wieder sicher auf den Beinen stand.

Yanis packte sie und nahm ihr die Schlüssel aus der Hand. Dann schob er sie ins Auto und schaute zu uns. "Kommt ihr mit?", fragte er.

"Ja, wenn es kein Problem ist", erwiderte ich dankbar.

"Nein nein, ich sollte dann nur wissen, wo Elijah wohnt", meinte er und winkte uns mit der Hand zu sich, während er ins Auto stieg. 

"Er bleibt bei mir", sagte ich uns setzte mich hinten zu Lena, die kichernd mit sich selbst redete. Elijah ließ sich lässig auf den Beifahrersitz fallen.

"Ich...schlafe heut bei Yaniihis", Lena strahlte mich an. "Und dann werden wir miteinander schlafen."

Elijah räusperte sich. Ich musste mir das Lachen verkneifen. "Lena", Yanis sah gequält zu uns zurück "ich denke du solltest..." 

Lena unterbrach ihn. "Das ist nicht das erste Mal.. Tatsächlich", sie prustete los. Als sie sich wieder eingekriegt hatte, fuhr sie fort. "Wir haben schon oft miteinander gevöhögelt."

"Leeenaa", Yanis wurde die Situation immer unangenehmer."

"Der Sex ist wirklich supeeer", kicherte sie "er", weiter kam sie nicht, denn ich fing lauthals an zu lachen. Elijah hustete kräftig." Besorgt sah Lena ihn an.

"Du siehst angetrunken aus, du solltest wirklich die Finger vom Alkohol lassen." Niemand beachtete sie weiter und Yanis fuhr uns lachend nach Hause. 

Kapitel 34

Als wir angekommen waren verabschiedeten wir uns herzlich voneinander und gingen ins Haus. Gerade hatten wir die Tür hinter uns zugemacht, kam meine Mutter uns eilig entgegen.
"Hallo Elijah, hallo Mäuschen", sie trug ihre Polizeiuniform "es gibt einen Notfall in der Stadt, ich muss dringend weg. Ich glaube nicht, dass ich es heute Nacht noch nach Hause schaffe, wir sehen uns dann morgen", sie drückte mir einen Kuss auf die Stirn und schon war sie weg.
Elijah und ich waren zu keinem Wort gekommen. "Hast du Hunger?", unterbrach ich die Stille.
"Ja, und wie", antwortete er. Ich war glücklich, dass er das Angebot angenommen hatte, sonst wäre die Situation noch unangenehmer geworden.
"Wir könnten Pfannkuchen machen", schlug ich vor. Elijah nickte mir aufmunternd zu. Ich griff nach seiner Hand und zog ihn in die Küche. "Also, wir brauchen Milch, Mehl..."
"Ich weiß, wie man Pfannkuchen macht", fiel er mir belustigt ins Wort.
"Ja also... Der Kühlschrank ist..."
"Ich weiß auch, wo der Kühlschrank ist", unterbrach er mich erneut. Ich holte eine Schüssel heraus.

Als Elijah dabei war, das Mehl hinein zu geben, fiel ein wenig von dem Pulver auf meine Kleidung. Ich sah ihn gespielt entsetzt an. Ich nahm eine Hand voll Mehl. "Das wagst du nicht", warnte mich Elijah, als er meine Absichten durchschaute.

"Mach doch was dagegen", lachte ich und bewarf ihn damit.

Er kam auf mich zu. Langsam nahm er mein Kinn in eine seiner beiden Hände. Auf der Stelle hatte ich die Essenschlacht vergessen. Seine Lippen kamen immer näher. Aufeinmal knackte etwas über meinem Kopf, dann spürte ich, wie etwas kaltes über meine Haare rann. "Das hast du nicht", stellte ich drohend fest.

Er nickte grinsend. Er hatte tatsächlich ein Ei auf meinem Kopf zerbrochen. Dann ging die Schlacht erst richtig los. Zutaten flogen und wir wurden immer schmutziger. Völlig außer Atem rief ich.

"Halt! Stop! Ich ergebe mich."

Er lachte. 

"Ich muss unter die Dusche", fügte ich hinzu und musste neidisch feststellen, dass nur sein T-Shirt dreckig war. Ich hingegen war von oben bis unten voll.

"Okay, mach ruhig", sagte er.

 

Als ich frisch geduscht und angezogen wieder in die Küche kam, verschlug es mir die Sprache. Es war alles sauber. Ein halbnackter Elijah stapelte auf dem Herd Pfannkuchen auf einen Teller. Er drehte sich mit einem strahlenden Lächeln zu mir um. "Wo warst du so lange?", zog er mich auf.

Ich konnte beim Anblick seiner nackten Brust nicht klar denken. "Ich ehm... duschen", stammelte ich "könntest du dir was überziehen?"

Er sah mich mit gehobener Augenbraue an. "Wieso?", fragte er, so gemein wie er war.

"Weil ich... Du kannst du noch so oben ohne herumrennen", protestierte ich.

"Wieso nicht? Irritiert es dich?", er kam auf mich zu. Schritt für Schritt. Ich wurde nervös und biss mir auf die Unterlippe.

"Hör auf", flüsterte er und strich mir mit seinem Daumen über die Stelle, in der ich gerade reingebissen hatte. "So schöne Lippen verdienen es nicht, verletzt zu werde, Die verdienen es liebkost zu werden." Er stand direkt vor mir.

"Von anderen Lippen?", fragte ich provokant.

"Von meinen Lippen", hauchte er und stürzte sich auf mich. Wir stöhnten beide, als er mit seiner Zunge tief in mich eindrang. Er hob mich am Hintern hoch und trug mich in mein Zimmer. Dort legte er mich sanft auf mein Bett. Der Kuss wurde zärtlicher. Ich wanderte mit meinen Händen über seine Muskeln, ohne den traumhaften Kuss zu unterbrechen.

Als ich an seinem Gürtel ankam und daran zupfte, sah er mich ernst an.

"Willst du es wirklich?", fragte er mit einem prüfenden Blick.

Ich konnte ihm nicht widerstehen. "Jetzt nimm mich endlich Elijah."

Er küsste mich wieder. Es war ein sanfter Kuss gefüllt mit Leidenschaft. Doch ich wollte jetzt keine Zärtlichkeit. Ich rieb mich bewusst an ihn. Er stöhnte. "Lou, wenn du so weiter machst, wird das keine sanfte Nacht, so wie ich es beabsichtigt hatte." Seine Augen verdunkelten sich. 

Als Antwort küsste ich ihn stürmisch. Damit war es um ihn geschehen. Er zog mir das T-Shirt über den Kopf und warf es in eine Ecke. Bald folgte der BH. Ich rieb meinen Oberkörper an seinen, was ihm ein Stöhnen entlockte. Er hielt mich mit seinen warmen Händen an der Taille. Dann griff er mit einer von Beiden nach meinem Kopf und drückte mich verlangend an sich. 

Er lag inzwischen über mir und kniete, um mich nicht mit seinem Gewicht zu erdrücken. Jetzt spreizte er mit seinem Knie meine Beine und ließ sich dazwischen nieder. Die Hand, die vorher meinen Kopf gehalten und mit meinen Haare gespielt hatte, benutzte er als Stütze. Ich öffnete seinen Gürtel und seine Hose war schnell entfernt.

Zum zweiten Mal in dieser Nacht machte er sich daran, meine Jeans auszuziehen. Seine Hand strich langsam über meinen Oberschenkel, während er die Hose weiter herunterzog. Ich vergaß die Welt um mich herum. Einen Moment lang ließ Elijah von meinen Lippen los, um mir die Hose komplett vom Körper zu reißen, dann presste er jedoch seinen  Mund sofort wieder auf meinen. 

Ich stöhnte leise auf und schlang meine nackten Beine um seinen Oberkörper und drückte meine Mitte fester an ihn. Ich spürte seine Erregung durch den dünnen Stoff meines Slips und wünschte, ich würde sie endlich in mir spüren. 

Elijah stützte sich immer noch auf den Ellbogen neben meinem Kopf, ehe er begann meinen Körper herunter mit Küssen zu bestreuen. Er strich mir sanft über die Brüste, während er die Gegend um meinen Bauchnabel liebkoste. Meine Beine, die nun auf seiner Brusthöhe seinen Körper umschlungen hielten, ließen nach und fielen auf die Matraze nieder. Ich stieß ein leises Wimmern aus, als er seine Finger langsam unter meinen Slip schob.

 "Elijah", stöhnte ich erregt, doch er ignorierte es und fuhr mit seiner Erkundigung fort. Er küsste mich kanpp oberhalb des Bauchnabels. Vorsichtig zog er meinen Slip nach unten und strich dabei mit seinen Fingern über meine nackte Haut. Ich presste meinen Kopf ins Kissen und musste mich beherrschen, vor Erregung nicht laut aufzuschreien.

Inzwischen hatte Elijah sich wieder weiter nach oben gearbeitet und küsste mich zwischen den Brüsten. Seine Hände suchten meine. Als er sie gefunden hatte, schob er sie über meinen Kopf und presste seine Lippen erwartungsvoll auf meine. Ich erwiderte ungeduldig den Kuss und spürte wieder seine Härte an meiner Mitte. 

Unbewusst presste ich meine Schenkel zusammen. Ich befreite meine Hände aus seinem Griff und drang wild und verlangend mit meiner Zunge in seinen Mund. Ich fuhr mit den Fingern über seinen angespannten Bauch nach unten zu seiner Shorts. Ich war gerade dabei, sie eilig von seiner Hüfte herunterzuziehen, als ich von Elijahs Knurren unterbrochen wurde. Ich stoppte kurz mein Vorhaben und ließ schwer atmend von seinen Lippen los.

"Elijah", stöhnte ich.

"Lou", erwiderte er keuchend. Er sah mich durchdringend an und legte eine Hand auf meine Wange. "Lou", wiederholte er meinen Namen "du bist so wunderschön, alles an dir", flüsterte er immer noch außer Atem.

Meine Hände, die bis jetzt dabei gewesen waren, seine Shorts auszuziehen, fuhren nun wieder über seinen muskulösen Oberkörper nach oben und nahmen sein Gesicht in die Hände.

"Jeder Zentimeter", fuhr er fort und verteilte Küsse auf meinem Hals. 

"Dann beweis es", sagte ich atemlos. "Nimm ich einfach Elijah."

Er stöhnte "Lou, wenn du nur wüsstest", fing er an "der Gedanke an diesen Moment hat mich seit Monaten jede Nacht wachgehalten. Das Gefühl, dich zu haben, dass ich dich als meins beanspruchen kann, was zu berauschend... Und jetzt...", er hielt an und sah mich an.

Ich nickte. Ich hatte das Gefühl, kein Wort verstanden zu haben. "Dann nimm es dir einfach, nimm mich, bitte", ich flehte ihn beinahe an.

Ich würde das nicht viel länger aushalten. Und er auch nicht. Ich schlang meine Arme um seinen Nacken und zog ihn zu mir herab. Ich küsste fordernd und spreizte erwartungsvoll meine Beine, als er begann, denn Kuss wild zu erwidern. Er hielt kurz Inne, traf meinen Blick und drang dann mit einem Stoß komplett in mich ein. 

Ich keuchte. Es war perfekt. In diesem Moment war alles so wie es sein sollte. Seine Augen glänzten liebevoll und hungrig zugleich. Als er anfing, sich in mir zu bewegen, krallte ich meine Finger haltsuchend an seinen Rücken. Er knurrte erregt.

"Gott Elijah, ich liebe dich", stöhnte ich.

Ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus, ehe er mich intensiv küsste. Er zog sich ganz aus mir heraus, nur um dann quälend langsam wieder einzudringen. Ich konnte nicht mehr klar denken. In mir baute sich Druck auf. Wenig später kamen wir. Er küsste mich und verharrte. Mein Unterleib zog sich zusammen und einen Augenblick lang glaubte ich, Sterne zu sehen. Wir atmeten heftig. Er zog sich aus mir zurück und hielt mich. Ich war überwältigt.

Als sich unser Atem endlich beruhigt hatte, lagen wir eng zusammen im Bett. Er hatte seine Shorts, und ich meine Slip wieder übergezogen. Er strich mir leicht über den nackten Rücken, was eine Gänsehaut verursachte. Ich hörte seine amüsierte Stimme und konnte mir das freche Grinsen bildlich vorstellen.

"Na, wie war ich?"

Ich lachte leise. "Hmm, geht schon, ich hatte schon bessere...", neckte ich ihn,

"Wirklich?", fragte er gespielt bedrohlich, konnte sein Lachen aber nicht ganz verbergen.

"Jaaaa", bestätigte ich.

Aufeinmal fing er an, mich zu kitzeln. Er hörte nicht auf, egal wiesehr ich ihn anflehte. Lachend fragte er mich erneut. "Und jetzt? War ich der Beste oder nicht?"

"Ja", keuchte ich völlig außer Atem.

"Ganz sicher?", hakte er nach.

"Ja! Jetzt hör auf, bitte", kicherte ich.

Er beugte sich zu mir herab und küsste mich leidenschaftlich. Ich drang fordernd mit meiner Zunge in seinen Mund ein und biss ihm sanft in die Unterlippe. Er stöhnte und schob seinen Körper auf meinen, die er verlangend spreizte. Hinterhältig grinsend zog ich mich zurück und lachte ihn keck an.

"Morgen vielleicht wieder", sagte ich.

Er sah mich frustriert an. "Wieso?"

"Das ist meine Rache", ich zuckte mit den Schultern um ihm zu zeigen, dass er selbst Schuld war. 

Sein Gesichtsausdruck veränderte sich. Aus Verwunderung wurde Verführung. Er rieb sich absichtlich an mich, was mich erstaunt und erregt auskeuchen ließ. "So schnell kommst du mir nicht davon", sagte er wissend.

Ich biss mir auf die Unterlippe, riss mich zusammen und rollte mich unter ihm weg. "Vielleicht ja doch", erwiderte ich leise. 

Elijah küsste mich und versuchte mich umzustimmen, doch schließlich gab er es auf und wenig später schliefen wir eng aneinander gekuschelt ein.

 

Kapitel 35

Ich wurde wach, weil mir viel zu heiß war. Nachdem ich aus der Traumwelt zurück in die Realität gekehrt war, spürte ich Elijahs schwere Arme. Einer lag um meine Taille geschlungen und die Hand ruhte auf meinem Bauch, die Andere lag auf meinem Hintern. Mit einem Bein hielt er mich eng an sich gedrückt und ich schmiegte mich seufzend an seine Brust.

Ich hatte ihn vermisst. Seine Nähe, seine Wärme, seine Ruhe, und seine wilde Leidenschaft. Er war nicht wie Ivan. Er war so anders. Beide liebten mich, doch Ivan war so zärtlich, so vorsichtig. Er behandelte mich als wäre ich aus Glas. Er erfüllte mir ohne zu zögern jeden Wunsch, manchmal ohne, dass ich darum gebeten hatte. Er war so süß, aber das war auf Dauer anstrengend. Es war immer gleich.

Ganz anders als mit Elijah. Mit ihm war alles so anders. Er war so ein Sturkopf und reizte mich immer, brachte mich aus Langeweile auf die Palme. Mit ihm wäre es nicht leicht, das war mir klar. Aber ich liebte ihn. Ebenso wie Ivan. Mit allen guten und schlechten Seiten.

In Gedanken versunken merkte ich nicht, wie Elijah wach wurde. Erst als er anfing mit meinen Haaren zu spielen, merkte ich, dass er nicht mehr schlief. Ich gähnte erschöpft. "Schlaf noch eine Runde Lou, heute ist eh Feiertag", flüsterte er beruhigend in mein Ohr. Tatsächlich schlief ich kurz daraufhin wieder ein.

Das nächste Mal wurde ich vom Geruch von Pfannkuchen wach. Als ich meine Augen öffnete, lag auf der einen Seite von mir ein grinsender Elijah, an der anderen Seite ein Tablett mit Pfannkuchen mit Nutella und Himbeermarmelade. Mein Magen knurrte, worauf Elijah einen Pfannkuchen mit Nutella zusammenrollte und mich anfing zu füttern.

Einmal traf er nicht meinen Mund sondern meine Nase. "Elijah", rief ich erschrocken. Ich schielte auf meine Nasenspitze hinunter, die voll mit der Schokolade war. "Mmmm leckeer", Elijah beugte sich vor und küsste meine Nase, indem er die gesamte Nutella mit der Zunge wegleckte.

Ich kicherte dabei, und nahm ihm den Pfannkuchen aus der Hand, den ich nun selber zu essen anfing. Als ich fertig war, nahm Elijah meine Finger nacheinander in den Mund und aß die Reste davon weg. Elijah steckte einen Finger in die Nutella und malte damit ein Herz auf meine Wange, was ich leider erst bemerkte, als es schon fertig war.

"Sag mal bist du bescheuert?", ich schlug nach ihm.

Er grinste gespielt entschuldigend. "Mann, tu es weg", forderte ich ihn auf. Er nahm mein Kopf in die Hände und zog mich zu sich. "Nicht küssen", warnte ich ihn.

"Wie soll ich das Zeug sonst wegbekommen?", fragte er lachend.

Ich zuckte die Schultern. "Weiß nicht, erfinde doch was, du bist ja so kreativ", ich zeigte dabei auf meine Wange.

"Pff", Elijah schob seinen Körper auf mich, sodass ich keinen Ausweg hatte. Er lächelte und drehte meinen Kopf so, dass die verschmutzte Wange zu ihm geneigt war. Zaghaft leckte er mir die Nutella weg. 

"Ich sagte, nicht küssen", murmelte ich beleidigt, doch musste innerlich lächeln.

"Ist ja nicht küssen", entgegnete er und fuhr mit seiner Zunge wieder über meine Wange.

"Was dann?", erkundigte ich mich.

Er lachte auf und küsste meinen Mund. "Das, das ist küssen Prinzessin."

Den restlichen Vormittag verbrachten wir gemeinsam in meinem Bett. Wir redeten, lachten und kitzelten uns gegenseitig. Ich hatte Ivan völlig vergessen, in diesen Stunden des Glücks. Doch meine Erinnerung an ihn kehrte schlagartig zurück, als Elijah das Haus verlassen hatte.

Am Nachmittag kam meine Mutter wieder heim. Sie war auf der Polizeistation eingeschlafen. Als sie bei der Haustüre reinkam, rief sie laut meinen Namen.

"Jaaa! Ich bin zu Hause!", antwortete ich.

"Wie wars?", fragte sie, als sie in mein Zimmer kam. Ich saß auf dem Bett und hörte Musik, die ich natürlich sofort abschaltete. 

"Wie war was?", fragte ich blöd. Ich wollte dieses aufklärende Mutter-Tochter Gespräch jetzt echt nicht führen. Meine Mutter sah mich lächelnd an.

"Keine Sorge, du musst es mir nicht sagen, aber wenn etwas ist, dann kannst du jederzeit zu mir kommen, das weißt du doch oder?", fragte sie liebevoll.

"Klar Mama", ich stand auf und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Sie nahm mich in den Arm. Ich war einfach so müde. 

"Liebst du Elijah?", fragte sie mich, während sie mir fürsorglich durch das Haar strich.

"Ja", sagte ich fest. "Und Ivan?", fuhr sie fort. Ich zuckte kaum merklich zusammen. "Das ist...", kompliziertm dachte ich "Vorbei", sagte ich aber laut.

"Ach ja?", sie sah mir in die Augen. Sie drückte mir einen Kuss auf die Stirn und ging. Als sie bei der Treppe war drehte sie sich nochmals um. "Schöne Kette übrigens", sagte sie wissend und ließ mich dann allein.

Ich griff automatisch zu dem Herz und spürte unter meinen Fingern die Gravur. Ich lief in mein Zimmer und ließ mich mit einem verzweifelten Seufzer aufs Bett fallen. Ich hatte eine so wunderbare NAcht gehabt. Ehe ich mich versah, war ich eingeschlafen.

Kapitel 36

In der Früh (ich hatte den Abend und die ganze Nacht durchgeschlafen) wurde ich von meinem Wecker wach, doch anders als an anderen Tagen, fiel mir das Aufstehen sehr leicht. Ich war frühzeitig fertig und beschloss zu Lena zu spazieren. Als ich bei ihr ankam, verließ sie gerade das Haus.

Sie sah mich verwundert an. "Lou, was machst du hier? Bist du zu früh ausgestanden?"

Ich lachte leicht. Dann verstand Lena, warum ich da war. Sie rannte ins Haus zurück und kam wenig später mit Keksen und Schokolade wieder zu mir. Zusammen liefen wir zum Bus. Wir hatten so viel zu besprechen, aber keine von uns wusste, wo sie anfangen sollte.

"Ich habe mir Elijah geschlafen", sagte ich schließlich.

Sie sah mich von der Seite an. "Ich weiß, aber du fühlst dich schlecht. Weil du jetzt weißt wie sehr du Elijah liebst, aber du weiß auch, dass du für Ivan genauso empfindest. Und jetzt weißt du nicht mehr, was du tun sollst", behauptete sie ohne Pause.

Ich blickte in ihre Augen, biss mir auf die Unterlippe und nickte zustimmend. "Was soll ich machen?"

"Vorerst?", stellte sie mir die Gegenfrage.

"Schwänzen", sagten wir beide gleichzeitig grinsend und lachten. Also stiegen wir in den Bus in die entgegengesetzte Richtung. Wir beschlossen allerdings am Nachmittag in die Schule zu gehen. Als wir die Schule betraten, hatte die Mittagspause gerade angefangen. Trotz der Tatsache, dass wir den gesamten Morgen im Mc Donalds verbracht hatten, gingen wir in die Kantine. Und natrülich war Elijah da. 

"Hey du", begrüßte er mich "wo warst du?"

"Ich war...", ich machte eine Pause "krank", sagte ich dann grinsend.

Elijah legte einen Arm um meine Schulter und zog mich rasch an sich, sodass mein Gesicht unsanft gegen seine Brust gedrückt wurde. "Elijah", prustete ich. 

Er sah lachend zu mir herab, beugte sich zu mir und küsste meine Lippen. "Krank warst du also?", fragte er dann. Ich nickte.

Er kniff mir in die Seite, worauf ich verwundert aufkeuchte. Ich sah ihn gespielt entsetzt an und schlug ihm sanft ins Gesicht. "Spinnst du?", lachte er und griff mit einer Hand nach meinem Kinn, welches er zusammendrückte und somit aus meinem Mund einen Kussmund machte. 

"Ohooo du willst geküsst werden ja?", fragte er. Er zog mein Gesicht zu seinem hoch, während ich heftig den Kopf schüttelte.

"Doch willst du", er grinste wohlwissend. Ich musste ungewollt lächeln, was man allerdings vermutlich nicht sehr gut sehen konnte. Elijah bemerkte er jedoch schon und presste seine Lippen auf meine.

Nach einer Weile bescheuertes Gespiele ließen wir einander in Ruhe und stellten uns zu Lena, die sich schon in die Reihe angestellt hatte. "Was essen wir?", erkundigte sie sich.

"Lou muss nichts essen, sonst wird sie nur noch runder", antwortete Elijah, bevor ich etwas sagen konnte. 

Ich wirbelte zu ihm herum. "Elijah, jetzt hör auf", lachte ich. 

"Okay okay", er drehte mich zu Lena und legte beide Arme um meinen Hals "du hast die wundervollste Figur, die es gibt", flüsterte er in mein Ohr. 

Ich lächelte verträumt. Plötzlich bemerkte ich, dass Ivan zu uns blickte. Zu mir. Aufeinmal fühlte ich mich unwohl. Was tat ich hier? Ich sollte eigentlich mit Ivan reden. Ihm sagen, dass ich mich entschieden hatte. Für Elijah. Aber ich wollte nicht. Ich konnte einfach nicht. 

"Ich muss auf die Toilette", sagte ich. Ich küsste Elijah auf die Wange. "Ich warte im Chemiesaal auf dich", fuhr ich an Lena gewandt fort. Elijah drückte kurz meine Hand und nickte.

Ich hastete aus der Kantine. Ich wurde immer schneller, bis ich in die Toilette hereinstürzte. Dort blieb ich, bis die Stunde anfing und machte mich erst dann auf den Weg zum Saal. So war ich mir sicher, dass ich Ivan nicht begegnen musste, und ein Gespräch mit ihm verhindern konnte. Auch wenn ich wusste, dass es so nicht für immer weiter gehen konnte.

Als ich nach Hause kam, stand Ivan vor meiner Haustür. Ich erstarrte. "Louise", sagte er. Ich erschauerte. Was sollte ich bloß sagen?"

"Ivan", brachte ich mit rauer Stimme hervor.

"Wir müssen reden", fuhr er fort.

Dann kam alles hoch. All die Wut, all der Schmerz, die Liebe. "Nein", es war sicher. Meine Stimme war nicht kalt, aber duldete keinen Widerspruch.

"Lou", fing er an.

"Nein Ivan", unterbrach ich ihn "ich werde jetzt nicht mit dir reden. Und wenn du willst, dass ich dir je wieder eine Chance gebe, dann gehst du jetzt. Ich liebe dich,... Ja, das tue ich, aber ich habe noch nicht genug nachgedacht. Wenn du mich zu einer Antwort drängst, wird es nicht besser, also bitte... Geh", das letzte Wort flehte ich.

Ivan nickte bedrückt und ging. Als ich das Haus betrat und die Treppe hinauf ging, stürmte mir ein wütender Elijah entgegen. Ohne ein Wort zu sagen, wollte er an mir vorbei, doch ich hielt ihn zurück. "Was ist?", fragte ich.

"Du liebst ihn?", entgegnete er. Ich schreckte zurück. Die Stimme war mir fremd. So kalt, so tief. "Lass mich einfach in Ruhe", rief er, als ich nach seinem Arm griff.

"Elijah... ich liebe dich", flüsterte ich ängstlich "lass mich nicht alleine bitte, ich brauche dich", der Kloß in meinem Hals ließ sich nicht schlucken.

"Lüg mich nicht an Lou, für mich ist ein ich liebe dich eine Aussage, die nur dann geäußert wird, wenn es stimmt. Bei mir stimmt es Louise. Ich liebe dich. Mehr als alles andere. Und das werde ich auch immer. Ich würde alles für dich hergeben, alles für dich opfern, doch das ist nicht genug. Es wird dir nicht reichen", Elijah Stimme wurde immer leiser. Bei jedem seiner Worte zuckte ich zusammen und die Tränen rannen über meine Wangen. "Es würde dir nicht reichen", wiederholte er "aber es ist alles, was ich dir geben kann", sagte er schließlich heiser. Kurz sah er mich noch an, dann drehte er sich um und verließ das Haus. 

Ich hatte keine Kraft mehr. Ich sah ihm durch meinen wässrigen Augen hinterher, dann sackte ich zu Boden. Nach einer Weile, die ich hilflos auf dem Boden gelegen war, zog mich jemand hoch und half mir zur Treppe. 

"Lena", schluchzte ich.

"Leg dich ins Bett", sagte sie sanft. 

Wenig später gab die Matraze unter mir nach. Jemand hatte sich gesetzt. Ich öffnete meine Augen und erblickte Lena, die mir eine Tasse mit Tee hinhielt. Ich schüttelte den Kopf, doch Lena bestand darauf. Wir schwiegen.

"Vielleicht sollte ich...", fing ich schließlich an.

"Solltest du was?", hakte sie nach, als ich aufhörte zu reden.

"Ivan", brachte ich heraus und sah sie unsicher an "ich könnte mit ihm reden, er würde mir sicher verzeihen..."

"Nein Lou", fiel mir Lena ins Wort "wage es nicht daran zu denken, es reicht. Du musst dich entscheiden. Du kannst nicht je nach Laune hin und her wechseln. Das tut dir weh, und Ivan und Elijah auch. Das weißt du. Es war von Anfang an klar, dass du irgendwann eine Entscheidung fällen müsstest. Auch wenn du nicht willst, es ist jetzt so weit, du kannst so nicht weitermachen. Es ist aus", sie klang immer strenger, 

Während dem Reden war sie aufgestanden. Sie sah mich zornig an, aber auch liebevoll. Ich wusste, dass sie Recht hatte. Sie wollte nur das Beste für mich. Und ich sah ein, dass es wirklich die richtige Entscheidung war.

"Wer?", fragte ich.

"Das kannst nur du entscheiden. Aber mach es schnell, ehe du noch beide verlierst", antwortete sie.

Der leichte Zorn war endgültig aus ihrer Stimme verschwunden. Sie setzte sich wieder neben mich und sah mich traurig an. "Du weißt, dass du immer auf mich zählen kannst, aber diesmal musst du das alleine durchziehen."

Ich nickte bedrückt. Ich hatte es immer gewusst. In meiner Kehle bildete sich ein Kloß, den ich vergeblich versuchte runterzuschlucken. Meine Augen brannten. Ich wollte nicht weinen. "Ich glaube, ich übernachte hier", sagte Lena, als sie meine wässrigen Augen sah. Ich nickte erneut.

Es wurde eine lustige Nacht, trotz allem, was mich unendlich traurig machte. Wir bestellten Pizza und sahen um die fünf Filme. Ich genoss den Abend, auch wenn ich die Geschehnisse nicht aus meinem Kopf verbannen konnte.

Kapitel 37

Die nächsten Wochen wurden anstrengend. Abgesehen von den Prüfungen und Schularbeiten, die ich zu bestehen hatte, war Elijah abwesend und Ivan ging mir aus dem Weg. Irgendwie freute es mich sogar, dass Elijah nicht da war, auch wenn ich ihn schrecklich vermisste. So musste ich zumindest nicht mit ihm reden, beziehungsweise ihm nicht mal über den Weg laufen.

Nicht so wie Ivan, der zwar immer einen gewissen Abstand hielt, mich aber trotzdem ab und zu einen wartetenden Blick zuwarf. Er wartete, dass ich auf ihn zukam. Dass ich ihn ansprach. Aber ich war nicht so weit. Ich hatte das Gefühl, ich würde nie so weit sein würde. Dass ich nie mit Ivan abschließen konnte, falls meine Wahl Elijah sein sollte. Davor hatte ich Angst.

Gedankenverloren ließ ich Tag für Tag in die Schule rein und wieder raus. Alles schien immer bedeutungsloser zu werden. Elijah tauchte nicht auf. Es verletzte mich. Es war jeden Montag aufs Neue ein Stich ins Herz, mit dem ich immer weniger gut umgehen konnte. Meine Laune wurde immer schlechter. 

Ich hatte Stimmungsschwankungen und verdrängte meine Trauer mit Essen, wobei mich Lena unterstützte. Aber ich merkte, dass meine Situation sie runterzog. Sie zog sich zurück und machte mehr mit Yanis, mit dem sie überglücklich war. Ich war tatsächlich eifersüchtig auf die zwei. Sie spaßten miteinander und scherzten dauernd. 

Lena half Yanis in Deutsch, und sie machte tolle Fortschritte in Französisch. Aber ich gönnte Lena diese Liebe trotz meiner Eifersucht. Trotzdem zog es mir jedes Mal den Magen krampfhaft zusammen, wenn ich sie sah.

 

"Komm schon Lou, das war doch echt witzig", beschwerte sich Lena, nachdem sie zum fünften Mal unseren Mathematiklehrer nachahmte. 

"Ja, aber es nach dem dritten Mal aufgehört, lustig zu sein", murmelte ich seufzend.

Wir saßen beide auf meinem Bett. Es war Freitagnachmittag und wir hatten gerade unsere letzten Hausübungen erledigt. Dennoch war meine Laune im Keller.

"Ich habe Hunger", grummelte ich.

"Lou", lachte Lena "bist du etwa schwanger? Du isst durchgehend und hast Stimmungsschwankungen, die kein Mensch aushält!"

Ich erstarrte. "Was?"

Lena lachte immer noch. Langsam drehte ich mich um. Mir wurde schlecht. Mein Kopf pochte und drehte sich. Ich stützte mich auf die Bettkante. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich fast zehn Tage drüber war.

"Lou?", fragte Lena, als sie bemerkte, dass ich nicht lachte, sondern entsetzt schwieg.

"Lou?", diemal war ihre Stimme fordernder, unsicherer, zittriger.

"Ich bin zehn Tage drüber", sagte ich bitter.

"Aber du hast verhütet, ich meine, wir haben seit sechs Jahren Sexualkunde. Kein Mensch ist so blöd und vergisst, dass Verhütung in unserem Alter quasi Pflicht ist", es war eher eine panische Frage als eine Feststellung.

Ich schüttelte den Kopf. "Scheisse", brachte Lena hervor. "Wir müssen zur Apotheke, sofort!" Sie packte meine Hand und etwas Geld und zerrte mich hastig die Straße runter. Wenige Minuten später saßen wir im Bad. Ich hatte den Schwangerschaftstest ausgepackt und wir starrten beide das weiße Plastikgerät an.

Aufeinmal klingelte es. Das Geräusch unterbrach die Stille und ließ uns zusammenzucken, als seien wir bei etwas Verbotenem erwischt worden. Hastig rappelte ich mich auf und rannte die Treppe hinunter. Ich zupfte eilig meine Kleidung zurecht um ansatzweise ordentlich auszusehen. Hinter mir hörte ich Lena. Ich zwang mich zu einem Lächeln, welches sofort erstarb, als ich die Tür öffnete und erkannte wer dahinter stand.

"Wir müssen reden", die Stimme ließ mich erschaudern. Augenblicklich hatte ich alles vergessen. Ich versank in den blauen Augen meines Gegenübers. 

"Elijah", seufzte ich. Ich sah auf seine rosanen Lippen und spürte deren Druck auf meinen. Automatisch fuhr ich mit meiner Zunge über meine Lippen um sie zu befeuchten.

"Darf ich reinkommen?", fragte er. 

Ich ging zur Seite. Als ich beobachtete, wie er das Haus betrat, spürte ich eine Welle von Erleichterung. Es schien alles so normal. Als hätten wir nie gestritten. In mir tobte ein Feuerwerk, als er mich ansah.

"Ich geh dann wohl besser ins Wohnzimmer", murmelte Lena hinter mir. Ich hörte wie sie sich entfernte.

"Sollen wir in mein Zimmer?", schlug ich vor. Elijah nickte. Zusammen gingen wir hoch. Tausende Fragen mir schlagartig durch den Kopf. Was machte er hier? Wo war er gewesen? Worüber wollte er reden? Als wir vor meiner Zimmertür standen, drehte er sich nochmals um. 

"Darf ich noch schnell auf die Toilette?", fragte er über die Schulter.

"Klar", bejahte ich sofort. Er lächelte leicht. "Danke."

Das brachte mich um den Verstand. Als er sich umdrehte ließ ich mich in meinem Zimmer aufs Bett fallen. Verträumt dachte ich an ihn. Es fühlte sich so richtig an. Alles. Dann erstarrte ich. Ich hatte den Test im Bad liegen lassen. Ich sprang entsetzt auf und rannte zum Badezimmer. Er durfte es nicht sehen. Er würde mich verlassen. Bitte nicht.

Als ich die Tür erreicht hatte, kam Elijah gerade raus. Bitte lass ihn den Test übersehen haben, flehte ich innerlich. Er hatte etwas in der hand. Mein Herz setzte für einen Augenblick aus, um dann doppelt so schnell gegen meine Brust zu hämmern. Mein Atem war unregelmäßig. Er sah mich nichtssagend an. Dann hielt er es mir entgegen.

Das gab mir den Rest. Meine Beine gaben nach und ich klappte auf dem Boden zusammen. Er würde mich verlassen. Er würde aus meinem Leben treten. Elijah. Elijah. Ich wollte seinen Namen schreien. Meine Brust wurde eng. Kalte Tränen rannen mir über die Wangen, und Schluchzer entwichen meiner Kehle. 

Plötzlich spürte ich eine Hand auf meiner Schulter. Sie strich mir beruhigend über den Rücken, während Elijah sich neben mich setzte. Ich spürte seine Wärme und erschauderte. Er legte seinen Arm um mich. "Louise", flüsterte er rau. Er klang so besorgt. "Wie geht es dir?", fragte er und strich mir sanft die Haare aus dem Gesicht. Er hob mein Gesicht und wischte mir zärtlich die Tränen weg.

"Schlecht", gab ich zu. Dann enstand wieder Schweigen.

"Ist es meins?", fragte er schließlich. Die beruhigenden, streichelnden Bewegungen hörten auf. Seine Stimme war rau. Ich hörte die leichte Verzweiflung.

"Ja", bestätigte ich. 

Er atmete hörbar aus. "Was machst du jetzt", fuhr er fort. Er zog mich fester an sich. 

Ich schloss meine Augen und genoss seine Nähe. Ja, was machte ich jetzt? "Ich habe den Test noch nicht gemacht", gab ich leise von mir, ohne ihn anzuschauen.

"Was", entfuhr es ihm "du weißt gar nicht, ob du schwanger bist?"

Ich schüttelte den Kopf. "Ich hab Angst Elijah."

Er strich mir sanft über meine immernoch feuchten Wangen. "Ich weiß", sagte er mit einer beruhigenden Stimme "aber du bist nicht allein, ich bin für dich da Lou."

Ich blickte verzweifelt in seine Augen, die ernst auf mich herab sahen. "Du bist nicht allein",wiederholte er "was auch immer bei dem Test heraushommt, ich werde bei dir sein und dich nicht verlassen."  Er zog meinen Kopf zu seinem und küsste mich. "Ich liebe dich", sagte er, als er von meinen Lippen losgelassen hatte. 

Meine Angst und Verzweiflung ließen nach, verschwanden jedoch nicht. Ich starrte ihn selig an. "Komm", forderte er mich auf und zog mich rauf auf die Beine. Hand in Hand gingen wir ins Badezimmer und setzten uns auf den Rand der Badewanne. Elijah legte einen Arm um mich und sah mich durchdringend an.

"Bist du bereit?" Ich nickte zögerlich. "Du kannst das Lou, ich bin da", ermutigte er mich. Wieder nickte ich und sah ihn dankbar an. "Okay," Er drückte meine Hand und verließ das Badezimmer, da ich ihm gesagt hatte, ich wäre gerne allein dabei.

Als ich fertig war, schloss ich meine Augen. Ich war zwar neugierig, was das Ergebnis sein würde, wollte aber noch kurz warte und mich beruhigen. Was, wenn ich schwanger war? Erneut kam Verzweiflung in mir hoch. Elijah ist für dich da, versuchte ich mich zu beruhigen. Ich atmete tief durch und öffnete dann die Augen. Ich drehte das in meiner Hand nach unten gerichtete Gerät um, sodass ich das Ergebnis sehen konnte. 

Ich stieß einen unendlich erleichterten Seufzer aus. Es war rot, ich war nicht schwanger. "Oh mein Gott", hauchte ich fast erschöpft, und doch so glücklich. Ich sprang auf, legte das Gerät ins Waschbecken und zog die Tür auf. Elijah stand gegen die Wand gelehnt und sah mich hoffnungsvoll an. 

Ich schüttelte lächelnd den Kopf. "Ich bin nicht schwanger", flüsterte ich. 

Seine bis jetzt angespannte Haltung veränderte sich schlagartig. Er stieß erleichtert die Luft aus und umarmte mich. Ich schlang meine Arme um seinen Nacken und vergrub mein Gesicht in seinem T-Shirt, Eine Ewigkeit standen wir eng umschlungen auf dem Gang, bis Lena die Stille unterbrach, indem sie vorsichtig die Treppe hinauf kam.

Ich schob Elijah sanft von mir und ging auf sie zu. Nachdem ich ihr die gute Nachricht überbracht hatte, umarmte sie mich ebenfalls. "Wär aber auch nicht schlimm gewesen, wenn du ein Kind bekommen hättest, ich meine, schau dir Elijah an", flüsterte sie mir grinsend ins Ohr.  Ich schlug sanft nach ihr, dann ließ sie uns allein.

Elijah legte seine Hände auf meine Schultern und drehte mich zu sich. Nach einem langen Blick küsste er mich voller Leidenschaft. Ich erwiderte verlangend den Kuss und schlang meine Beine um seine Hüften. Elijah lief mit mir in seinen Armen in mein Zimmer und legte mich sanft auf Bett ohne den wunderbaren Kuss zu unterbrechen. Ich war so glücklich, aber auch erleichtert.

 

Kapitel 38

Ich fragte mich, ob ich das Kind behalten hätte, falls ich schwanger gewesen wäre. Ich war doch erst sechzehn.Obwohl Elijah gesagt hatte, er wäre für mich da gewesen und er hätte mir geholen, wusste ich, dass er selbst auch sehr froh darüber war, dass ich kein Kind erwartete. Völlig in Gedanken versunken hatte ich nicht bemerkt, dass Elijah meine Bluse aufgeknöpft hatte und mir verlangend über den Bauch strich, ehe er anfing, meine Hose aufzuknöpfen.
Ich musste lächeln. Er schien das Thema völlig vergessen zu haben. Vielleicht wollte er aber auch nur auf andere Gedanken kommen und damit war ich einverstanden. Ich zog ihm das T-Shirt über den Kopf, während er mir einen weiteren Kuss raubte. Ich keuchte erregt auf, als er sanft in mein Schlüsselbein biss. Darauf sah er mich grinsend an und presste wenige Sekunden später seine Lippen auf meine.
Er drang mit seiner Zunge in meine Mundhöhle und fing nun an, meine Hose samt Slip nach unten zu ziehen. Dann spreizte er meine Beine und ließ sich dazwischen nieder. Ich spürte seine Härte und fuhr mit meinen Fingern über seinen angespannten Bauch hinunter zum Hosenbund, wo ich zuerst den Gürtel, dann die Hose öffnete.
Elijah holte ein Kondom aus seiner Hosentasche und zog ihn sich über, nicht ohne mir aber grinsend zuzuzwinkern. Ohne noch länger zu warten, drang er in mich ein. Ich stöhnte auf. Kurz trennten sich unsere Lippen voneinander und wir atmeten tief ein, ehe sich unsere Münder wiederfanden. Elijah schob seinen Arm unter meine Kniehöhle, um meine Beine weiter zu spreizen und noch tiefer in mich einzudringen.
Ich bog mich ihm entgegen und stöhnte erneut auf, als er sich erst aus mir herauszog und mit einem harten Stoß sofort wieder in mich eindrang. Ich warf den Kopf in den Nacken und krallte meine Finger an seinen Schulterblättern fest. Wenig später kamen wir zum Höhepunkt.
"Lou", keuchte er mit einer tiefen Stimme. Er verharrte in mir und wir starrten uns an. Ich wischte ihm die Schweißperlen von der Stirn und küsste ihn dann sanft. Er lächelte mich leicht an, zog sich aus mir heraus und rollte von mir runter. Immernoch atmeten wir schwer. Eine Weile lagen wir eng nebeneinander, bis ich bemerkte, wie er mich von der Seite ansah und mich zu ihm drehte.
"Was?", fragte ich. Mein Atem wurde immer regelmäßier und auch er hatte sich beruhigt.
"Nichts, ich schau dich nur gerne an", antwortete er.
Ich lächelte ihn selig an, bevor er sanft seine Lippen auf meine drückte. Dann sah er auf seine Armbanduhr und blickte mir entschuldigend in die Augen. "Tut mir Leid Prinzessin, ich muss los."

"Wieso?", ich war enttäuscht. Ich hatte gehofft er würde den Rest des Nachmittags bleiben. Im Vergleich zu mir schien er vollkommen über den Schock der möglichen Schwangerschaft hinweg zu sein. Es war, als hätte er es vergessen, aber das konnte ich ihm nicht verübeln. Wie sehr ich es auch wollte, ich würde es nicht so schnell vergessen. Obwohl die Angst nur eine kurze Zeit da gewesen war, würde ich diese Momente der Verzweiflung wohl nie vergessen können.

Elijah stand auf und zog mich ebenfalls von Bett, nachdem ich meinen Slip wieder angezogen hatte. Da ich nicht die Zeit gehabt hatte, ihm die Hose ganz auszuziehen, musste er nur noch sein T-Shirt überziehen. "Ich muss nach Hause, wir bekommen Besuch", beantwortete er erst jetzt meine Frage. Er legte einen Arm um mich und küsste meine Stirn, dann zog er mich aus meinen Zimmer. Während wir zur Haustür liefen, küsste er mich immer wiederm als ob er sich dafür entschuldigen wollte, dass er ging. 

"Elijah, es ist okay, geh ruhig", lachte ich, als er vor der Tür noch einmal seine Lippen auf meine legte. 

Ich stieß ihn sanft von mir weg und schob ihn zur Tür heraus, doch als ich sie schließen wollte, fuhr er mit seinem Arm dazwischen und drückte sie wieder auf. Er sah mir verlangend in die Augen. Ich schüttelte lächelnd den Kopf. "Was ist denn jetzt noch?"

Er grinste. "Ich will einen Abschiedskuss."

Ich hob meine Augenbrauen und blickte ihn ungläubig an. Ich würde ihm keinen Abschiedskuss geben, obwohl ich mich danach sehnte. Ich wollte sehen, wie er reagieren würde. Ich stemmte meine Hände gegen seine Burst und schob ihn wieder nach draußen, dann schloss ich die Tür. Ich lehnte mich gegen das Holz und erwartete, dass er klopfen würde, doch es kam nichts. Schnell riss ich die Tür auf und starrte Elijah hinterher, der gerade dabei war, das Gartentor zu öffnen.

"Elijah" rief ich. Er hielt Inne und schaute absichtlich enttäuscht zu mir zurück. Ich erkannte das amüsierte Blitzen in seinen Augen. Er hatte gewusst, dass ich ihm hinterherlaufen würde. Ich konnte diesem Blick nicht widerstehen und stürmte auf ihn zu, ohne darauf zu achten, dass ich nur Unterwäsche und eine dünne weiße Bluse anhatte.

Elijah sah mir entgegen und fing an zu grinsen, kurz bevor ich ihn erreicht, sein Gesicht in die Hände nahm und meine Lippen auf seine presste. Er nahm mich in seine Arme und hob mich, sodass ich meine Beine um seinen Oberkörper schlingen konnte. Dann fuhr er leicht mit den Fingern über meine nackten Oberschenkel, was eine Gänsehaut verursachte.

"Dann gehe ich jetzt wohl besser", unterbrach er lächelnd seine Tätigkeit. Ich schnappte empört nach Luft, ließ ihn aber lachend los. 

"Ja, geh", zwinkerte ich ihm zu. Er stellte mich wieder auf den Boden ab, verbeugte sich elegant und küsste meinen Handrücken ohne mich jedoch aus den Augen zu lassen. Ich kicherte und spürte, wie meine Wangen rot wurden. Er erhob sich und verließ rückwärts laufend das Grundstück. Ich sah ihm solange nach wie ich konnte. Dann ging ich überglücklich wieder ins Haus.

Kapitel 39

Ich fühlte in mir, dass ich mich entschieden hatte. Ich hatte an Elijahs Reaktion, auf die Nachricht, dass ich vielleicht schwanger war gesehen, dass er der Richtige war. Aber es änderte nichts an den Gefühlen, die ich immer noch für Ivan hatte. Und so sehr ich auch versuchte mir das Gegenteil einzureden, wusste ich, dass ich Ivan nie ganz vergessen würde, solange es eine Möglichkeit gäbe, mit ihm zusammen zu sein.

Aber Lena hatte Recht. So ging es nicht weiter. Ich musste es Ivan sagen. Ich legte mich aufs Bett und schloss meine Augen. Erinnerungen strömten auf mich ein. Wundervolle Momente füllten meinen Kopf. Leidenschaftliche Küsse, romantische Abende, verliebte Versprechen, hitzige Diskussionen, kalte Tränen und gebrochene Herzen.

Ich spürte all die Liebe und all den Schmerz. All die Freude und all das Glück, dass ich mich Ivan erlebt hatte. Ich war immer glücklich mit ihm. Und jetzt noch immer. Doch innerlich hatte ich immer gewusst, dass mich und Elijah mehr verbunden hatte. Mit ihm war alles so viel intensiver. Lang nicht perfekt, aber perfekt für mich. Er war derjenige, mit dem ich mir eine Zukunft vorstellen konnte. Derjenige, dessen Meckereien ich vermissen würde, wenn ich nicht sehen würde. Derjenige, der mich mit einem einfachen Lächeln konnte. Es war immer er gewesen. Ivan und ich hatten eine gemeinsame Vergangenheit, doch ich wollte mit Elijah eine gemeinsame Gegenwart. Und wenn er wollte auch eine Zukunft. 

Am nächsten Tag standen Prüfungen an. In Deutsch hatte ich keine Probleme. Den Englisch-Vokabel Test bekam ich super hin und in Physik griff mir Lena unter die Arme, obwohl ich stolz sagen konnte, dass ich auch selbst positiv gewesen wäre. Ivan ging mir weiterhin erfolgreich aus dem Weg. Elijah und ich küssten uns nur dann, wenn nicht die gesamte Schule und auf keinen Fall Ivan dabei zusahen. 

Während der Mittagspause, wollten er, Lena, Yanis und ich zum Asiaten essen gehen. Irgendwie hatten wir in dem Moment alle Stimmung. Wir fingen an aus den Stäbchen Brücken zu bauen und uns gegenseitig damit zu bewerfen. Wir hatte Spaß und mussten soviel lachen, dass mir der Bauch weh tat. Ich nahm einen Biss von meinem Reis und schrak auf. 

Yanis und Elijah prusteten los, als ich nach Luft schnappte. "Scheisse, ist das scharf", entfuhr es mir.

Elijah klopfte mir laut lachend auf den Rücken. Lena sah die beiden gequält an. "Oh mein Gott, ihr seid so bescheuert", ich hielt mir die Hand vor den Mund. "Ich wars nicht", lachte Yanis.

Ich richtete meinen Blick dunkel auf Elijah, der abwehrend die Arme in die Luft warf. "Schau nicht mich an", verteidigte er sich, doch grinste dabei. "Aber mich oder was", regte sich Lena auf. Elijah legte seine Hand in meinen Nacken und zog mein Gesicht zu seinem. "Du hast ganz rote Lippen", sagte er verschmitzt und küsste mich dann. 

Ich wollte eigentlich sauer sein, doch musste ungewollt lachen. Als unsere Lippen sich voneinander getrennt hatten, bemerkte ich plötzlich Ivan, der uns beobachtete. Er stand draußen hinter dem Glas des Restaurants und hatte uns offenbar im Vorbeigehen erkannt. So nass wie er vom Regen war, stand er schon eine halbe Ewigkeit dort. Sein Blick war das, was mir fast die Augen trieb. Er war so unendlich traurig. Weder Wut noch Verletztheit konnte ich, wie sonst auch immer in seinen Augen ausmachen. Nur herzzerreißende Trauer.

Als er bemerkte, dass ich ihn ansah, schaute er mir kurz direkt in die Augen, nickte dann, und ging. Auch wenn ich es mir nicht eingestehen wollte spürte ich, dass das ein Abschied gewesen war. 

Es vergingen mehrere Tage ohne, dass ich Ivan zu Gesicht bekam. Elijah, Yanis, Lena und ich wurden unzertrennlich. Ich hatte ihnen nicht erzählt, dass ich Ivan gesehen hatte. Nicht einmal Lena. Es war Freitag, als ich Ivan nach einer Woche endlich wiedersah. Er hatte mich gar nicht wahrgenommen. Ich hatte ihn im Vorbeigehen bemerkt. Okay, das war gelogen. Ich hatte nach ihm Ausschau gehalten. Täglich. Stündlich.

Lena und Yanis waren bereits gegangen. Elijah hatte mich zum Kopierer begleitet um ein paar Seiten aus seinem alten Matheheft zu kopieren. Lächelnd verabschiedeten wir uns voneinander mit einem leidenschaftlichen Kuss. Ich wollte gerade zum Bus laufen, als mir einfiel, dass ich mein Handy unter meiner Bank liegen gelassen hatte. Im Klassenraum angekommen nahm ich es erleichtert und wollte auf den Bus rennen, den ich allerdings fast sicherlich verpasst hatte.

Plötzlich griff jemand von hinten nach meiner Hand. Ich wirbelte herum und verlor mich in Ivans wundervollen, aber verletzten Augen.

"Was ist zwischen dir und Elijah?", fragte er kalt. Ich starrte ihn irritiert an. "Seid ihr zusammen?", folgte die nächste Frage.

Ich senkte meine Lider. "Ivan, ich...", versuchte ich zu erklären, doch er ließ mich nicht zu Wort kommen.

"War ich gut als Trost in der Zeit, dass Elijah krank war? Ja, habe ich da gerade gepasst?", seine Stimme war plötzlich gefüllt von Zorn.

Ich hob meinen Blick und schaute ihn ungläubig an. "Ivan, was redest du da?" 

Seine Augen schweiften über mein Gesicht, eine Antwort erhielt ich nicht. "Du hast mit ihm geschlafen, habe ich Recht?", fragte er dann. Seine Stimme was noch immer zornig, aber nur noch leise. Ich seufzte bedrückt. Er nickte wohlwissend. "Ja, ich hab Recht, noch am selben Tag oder", sagte er und schüttelte ungläubig den Kopf.

"Das geht dich doch überhaupt nichts an", erwiderte ich.

Ivan packte meine Schultern und drückte mich nach hinten gegen die Wand. Ich stieß mit dem Rücken gegen etwas Spitzes, doch der Schmerz tat mir gut. Ich fühlte nämlich nichts in diesem Moment. Nichts als Leere. Den Schmerz brauchte ich. Ivan sah mich durchdringend an.

"Was habe ich dir bloß getan Lou", flüsterte er entsetzt.

"Sie hat dich damals geküsst Ivan, und du hast nichts dagegen gemacht, gar nichts, es war wie", ich stockte, mir kamen die Tränen hoch. Ich hätte mich ohrfeigen können. Statt Wut zeigte ich nun diese beschissene Traurigkeit. "Es wa wie", fuhr ich leise fort "als hätte es dir sogar gefallen", ich sah in seine Augen, die sich weiteten.

"Lou, wie kannst du nur so etwas sagen?"

"Kannst du denn das Gegenteil behaupten?", entgegnete ich kalt. 

Er nickte spöttisch. "Oh ja, das kann ich", ich sah ihn erwartungsvoll an, doch ich merkte, dass sich dieser Blick zu Verlangen veränderte. Ich hatte es nicht beabsichtigt, es geschah einfach. 

"Wie ich dir schon oft gesagt hab, ich liebe nur dich", begann Ivan "und du willst mir nicht sagen, dass du mich nicht auch liebst", fuhr er fort. Seine Stimme wurde immer lauten und hungriger. "Ich weiß, dass du es tust."

Ich konnte ihm nicht in die Augen schauen, ich konnte diesem Blick nicht standhalten. "Nein Ivan", brachte ich mühevoll hervor. Ich wollte das nicht. Ich wollte mich nicht umentscheiden müssen. Nicht schon wieder. Ich hatte für Elijah gewählt, und ich musste es durchziehen. Warum war das so unendlich schwer?

Aufeinmal lachte Ivan kalt auf. "Du bist so ein schwaches Mädchen Lou, schau dich an, du kannst mir nicht mal in die Augen schauen, wenn du mir klarmachen willst, dass du mich nicht mehr liebst."

Ich blickte erschrocken auf. "Was?"

Das hatte nicht nach Ivan geklungen. So etwas würde er doch nie sagen, oder doch? Ivan lagte eine Hand auf meine Wange und hob mein Gesicht. Sein Blick durchbohrte mich. Es schein, als ob er alles aus mir herausholen wollte, was da war. Mein magen zog sich krampfhaft zusammen. Ivans Gesicht kam näher, und ich bekam das starke Verlangen danach, seine Lippen auf meinen zu spüren, doch kurz bevor unsere Münder sich trafen, wich er zurück und sah arrogant auf mich herab.

"Nein", sagte er bestimmt "du bist nicht mehr die Lou, in die ich mich verliebte. Die, die ich liebte, war anders."

Mir stockte der Atem. Ich spürte nichts mehr. Nichts als dieser Schmerz. Ich wollte nichts mehr hören. Ich konnte nichts mehr hören. Ich sah ihn mit scherzerfüllten Augen an und hoffte, er würde sich für das, was er gesagt hatte entschuldigen, dass er sagen würde, dass es ihm Leid tat. Doch Ivan wandte mir den Rücken zu und ging, ohne sich ein einziges Mal umzudrehen.

Ich hörte tausende Stimmen, die mir Dinge zuriefen, doch ich konnte ihnen nicht antworten. Es war meine eigene Stimme, die ich hörte. Ich taumelte. Mir wurde schwindelig. Ich machte einen Schritt vorwärts, verlor jedoch die Kontrolle über meine Beine und stürzte nach hinten. Ich spürte nur, wie mein Kopf gegen die Wand schlug, dann wurde mir schwarz vor Augen.

Kapitel 40

Als ich meine Augen öffnete, sah ich nur weiß. Nach einer Weile erkannte ich, dass es das Weiß meiner Decke in meinem Zimmer war. Ich rieb mir die Augen und sog die Luft ein. Wie war ich hierher gekommen? Was war passiert? 

Du bist nicht mehr die, die ich liebte... Ich hörte Ivans Stimme in meinem Kopf widerhallen. Er liebte mich nicht mehr. Es tat so unendlich weh. Schon wieder trieb es mir die Tränen in die Augen. Die Sterne, die an meiner Decke klebten, verschwammen. "Ivan", schluchzte ich und schloss meine Augen wieder. Ich wollte diese Welt nicht mehr sehen. 

Das zweite Mal als ich meine Augen vorsichtig aufmachte, erblickte ich Elijahs eisblaue Augen, die mich besorgt betrachtete. "Morgen meine Schöne", er lächelte. "Elijah", hauchte ich. Er beugte sich über mich und küsste meine Wangen. Dann meine Lippen. 

"Was machst du denn für Sachen?", fragte er dann. Ich beantwortete seine Frage nicht. "Wielange war ich weg?"

"Zwei Tage, du bist ziemlich hart gefallen", er legte sich zu mir ins Bett "ich hatte schon Angst, du würdest gar nicht mehr wach werden", Elijah küsste mich leidenschaftlich.

Wenn es so wäre, dachte ich bitter, müsste ich diese Schmerzen zumindest nicht mehr überstehen. "Meine Kleine", murmelte Elijah und schlang seine Arme um mich, doch ich riss mich los und sah ihn ernst an. "Elijah, sag nie wieder Kleine zu mir." Ich setzte mich auf. Mein Kopf tat schrecklich weh. 

"Wieso nicht?", erkundigte er sich.

Wegen Ivan... "Bitte", ich wollte keinen Grund nennen. Er nickte, schien jedoch nicht überzeugt.

Zur Wiedergutmachung kuschelte ich mich an ihn und küsste ihn sanft auf die Wange. "Sag mal, wer hat mich gefunden?", fragte ich dann nebenbei.

Elijah sah mich überrascht an. "Du meinst, nachdem du mit Kopf gegen die Wand geschlagen bist? Ein Lehrer. Du warst im Krankenhaus und dann hat deine Mutter dich hierher gebracht. Sie hat mir erst heute morgen Bescheid gesagt", er schüttelte grinsend den Kopf.

"Und...", ich wollte nach Ivan fragen, überlegte es mir aber doch anders. "Ja?"

"Ehm, was für ein Tag ist heute?"

"Samstag."

Okay, ich ging innerlich die Woche durch... Dann bin ich seit Donnerstag am Nachmittag weg. "Du bist schon verwirrt hm?", Elijah streichelte meinen Bauch.

"Wie würdest du dich fühlen wenn du zwei Tage quasi tot warst?", entgegnete ich.

Auf diese Frage lachte er nur und gab mir einen langen Kuss. Ich wollte ihm sein T-Shirt ausziehen, doch er griff nach meinen Händen. "Deine Mutter ist zuhause Lou", warnte er mich. Meine Hände ließen enttäuscht sein T-Shirt los. "Also wirklich Lou, du willst jetzt schon wieder Sex haben?"

Ich kicherte. "Unbedingt."

Ich legte meine Hände in seinen Nacken und zog ihn an mich. "Aber kuscheln reicht auch", hauchte ich und küsste ihn intensiv. 

 

Epilog

3 Jahre später

 

Man hörte schon von weitem die Musik. Ivan hatte mich und Elijah zu seinem 22. Geburtstag eingeladen. Elijah jhatte er auch bei denen davor eingeladen, da sie sich auf irgendeine Art und Weise wieder vertragen hatte, mich jedoch nicht. Ich hatte ihhn nicht mehr gesehen, seit er mit der Schule fertig gewesen war, also vor ungefähr drei Jahren. 

Es hatte mich eine Ewigkeit gekostet, ihn zu vergessen und ich hatte es endlich geschafft, und jetzt lud er mich zu seinem Geburtstag ein. Zuerst hatte ich ja gar nicht gehen wollen, aber Elijah hatte mich quasi gezwungen. Wir lebten zu zweit in einer Wohnung in der Stadt. 

Elijah studierte Maschinenbau und ich suchte nach einem Studium, da ich bis jetzt noch nicht das Richtige gefunden hatte. Ich hatte ein Auslandsjahr in Australien, wo ich immer schon hingewollt hatte, gemacht und war erst seit kurzem bei Elijah eingezogen.

Obwohl Ivan in der gleichen Stadt wohnte, hatte ich mich nie getraut, mich mit ihm zu treffen. Er hatte er oft gefragt. Und nun stand ich vor seiner Haustür. Das Haus war riesig. Es war vollkommen weiß und bestand zum größten Teil aus Glas. Soweit ich wusste, hatte Ivan schon einen festen Beruf, wo er viel Geld verdiente, deswegen auch das Haus. Um ehrlich zu sein wusste ich nicht einmal, was er studiert hatte.

Die Tür war mit weißen Schleifen verziert. Überhaupt nicht Ivans Geschmack, stellte ich fest. Ich sah zur Seite und erblickte Ivans roten VW. Er hatte ihn also immer noch. Kurz durchströmte Wärme meinen Körper. Dann fing ich an zu zittern. Natürlich. Ich war richtig nervös und hätte mich dafür ohrfeigen können.

"Na, so nervös?", fragte Elijah und grinste mich an. Er drückte provokant auf die Klingel. 

"Ja", antwortete ich und schlug ihn scherzhaft. 

Er legte einen Arm um mich. "Keine Sorge, er hat sich kaum verändert."

Und genau das, was Elijah da sagte, beunruhigte er mich. Ich war ja über Ivan hinweg, aber ich hatte ihn auch seit Jahren nicht mehr gesehen. Was, wenn ich es doch nicht war? Nein Lou, sagte ich mir selbst, du bist jetzt kein Teenager mehr, du bist eine reife, junge Studentin und... Weiter kam ich nicht, denn die Haustür wurde geöffnet. Eine dunkelhaarige, mit strahlendem Lächeln junge Frau stand vor uns. Sie umarmte Elijah herzlich. "Elijah, schön, dass ihr kommen konntet."

"Hey du", begrüßte er sie. Sie sah ihn kurz an, dann richtete sie ihren Blick auf mich. "Du musst Lou sein", sagte sie und reichte mir die Hand.

Ich fragte mich, wer sie war. Sie war jedenfalls sehr hübsch mit ihren blauen Augen, ihren dunkelbraunen Haaren und ihrer schönen Figur, die durch das enge rosane Kleid sehr gut betont wurde. Ich selbst hatte es bei einem Jeansrock belassen und einer weißen Bluse. "Ja, das bin ich", grüßte ich sie schließlich zurück.

"Schön dich endlich kennenzulernen, ich habe soviel von dir gehört." Bevor ich fragen konnte, von wem, hatte sie sich umgedreht. "Ivan ist übrigens im Garten", rief sie uns über die Schulter zu, ehe sie eine Treppe nach unten lief. Ich wandte mich an Elijah.

"Wer ist das?"

Er lächelte mich an. "Prinzessin, das ist Kitty, Ivans Freundin."

Kurz sah ich ihn geschockt an, dann lächelte ich. Innerlich lächelte ich allerdings nicht. Ivans Freundin, es klang herablassend. Es war keine Eifersucht, eher Neugier. Ivan hatte mich wohl vergessen, als feste Freundin. Aber das wunderte mich nicht, immerhin hatten wir uns am Schluss nur noch gestritten, wenn wir überhaupt miteinander kommunieziert hatten. 

"Okay", sagte ich nur. Elijah nahm meine Hand und zog mich durch das Haus in Richtung Garten. Es war eine große Glastür, die auf die Terasse führte. Sie stand weit auf. Dahinter spielte Musik. Unter all den Leuten, die mit Getränken in der Hand miteinander redeten oder tanzten, suchte ich Ivan. Erst als ich mitten auf der Terasse stand, entdeckte ich ihn.

Mit stockte der Atem. Er hatte sich tatsächlich nicht verändert. Er war nur älter, aber jede Bewegung die er machte, erinnerte mich an früher. Kurz starrte ich ihn an. Er trug eine verwaschene Jeans mit einem schwarzen Poloshirt. Ich sah ihn nur von der Seite, da er gerade mit einem Typ reden, der kaum älter war als ich. 

Plötzlich drehte sich Ivans Gesicht zu mir und sein Blick schweifte über mich, ehe er sich wieder dem jungen Mann widmete. Ich erstarrte. Hatte er mich nicht erkannt? Panik stieg in mir hoch, doch die verschwand sofort wieder, als er sich im selben Moment wieder zu mir drehte und mir in die Augen sah. Sein Blick hellte sich auf.

"Ich lass euch allein", hörte ich Elijah sagen, der eine Hand auf meine Schulter gelegt hatte, und sich nun von mir entfernte. Ich nickte nur.

Ivan kam lässig auf mich zu. Schritt für Schritt. Ich erwartete verzweifelt, dass meine Unsicherheit und meine Gefühle für ihn jeden Moment wieder zurückkehren würden, doch ich spürte keins von beiden. Ich schaute ihn an. Von vorne war er noch schöner. Und dann stand er vor mir.

"Ich hätte nich gedacht, dass du kommst", sagte er, ohne mich davor zu begrüßen.

"Ich hätte nicht gedacht, dass du mich einladest", entgegnete ich mit demselben, etwas arroganten Ton.

Er stutzte, dann lachte er. "Du hast dich nicht verändert Lou."

Ich sah zu Boden. "Du auch nicht Ivan." Ein kurzes Schweigen entstand, wie sahen uns einfach nur an. 

"Und du wohnst jetzt...", begann er dann. "Mit Elijah zusammen, richtig", beendete ich seinen Satz, ohne ihn jedoch anzuschauen.

"Und du und deine Freundin, wie lange seid ihr schon zusammen?", fragte ich höflich. Ich war immer noch sehr nervös ihm gegenüber, obwohl ich zu meiner Erleichterung keine Liebe empfand.

"Zwei Jahre", beantwortete er meine Frage. Er holte tief Luft. "Weißt du Lou, es hat mich erst mal eine Ewigkeit gekostet, dich zu vergessen."

Ich blickte erschrocken auf. "Wie bitte?"

Er nickte lächelnd. "Ja Lou, du fragst dich jetzt sicher, warum ich dich dann immer so abwertend behandelt habe?"

Ich nickte. Was hatte Ivan gerade gesagt? Ich konnte es nicht ganz wahrhaben. Er hatte mich nie gehasst?

"Nun, ich habe dich so behandelt, weil ich wollte, dass die Entscheidung dir leichter fallen würde", erklärte er "ich wusste, dass es bei dir am Schluss immer Elijah sein würde, auch wenn du manchmal versucht hast, dies zu verdrängen."

Ich sah ihn ungläubig an. "Was, du bist nur so mit mir umgegangen, um mir zu helfen?"

Ivan lächelte. "Ja, dachtest du etwa, ich hätte plötzlich aufgehört, dich zu lieben?"

Ich brachte kein Wort heraus. Ich konnte immer noch nicht fassen, was er gerade gesagt hatte. "Um ehrlich zu sein, es schien mir am Anfang unmöglich, dich nicht mehr zu lieben, doch als ich merkte, dass du mich vergessen hattest fing ich an, dich imemr weniger zu lieben...", gab er zu.

"Ich habe dich nie vergessen Ivan, wie konnte ich auch", unterbrach ich ihn "aber, ich hatte mich für Elijah entschieden und ich hatte Angst, dass ich womöglich nie über dich hinwegkommen würde, wenn ich dich weiterhin sehen würde."

Ivan sah mich verwundert an, aber auch wissend. "Vermutlich hast du dich deswegen nie gemeldet und auch nie auf meine Nachrichten geantwortet."

Ich nickte. "Ja, richtig. Und was ist danach passiert, ich habe dich vorher unterbrochen", entschuldigte ich mich.

Er lachte. Er hatte immer noch diese sonnenklare, wundervolle Lachen. "Kein Problem Lou", er seufzte "tja, vor zwei Jahren, als ich es geschafft hatte, dich zu vergessen, oder naja, dich nicht mehr zu lieben, lernte ich Kitty kennen", er zuckte mit den Schultern, als würde er sagen wollen, dass er zuende gesprochen hatte.

"Und warum hast du mich heute eingeladen?", fragte ich, nachdem wir uns eine Weile lang einfach nur in die Augen geschaut hatten. Diese Frage hatte mich beschäftigt, seit ich die Einladung bekommen hatte.

Ivan machte einen Schritt auf mich zu, legte seine Arme um mich und küsste meine Stirn. Ich schlang ebenfalls meine Arme um seinen immernoch kräftigen Oberkörper und vergrub mein Gesicht in seiner Schulter. Ich nahm die mir so bekannten weichen Lippen, die gegen meine Stirn gepresst waren wahr und schluckte. Ich sog seinen Geruch ein. Dann trennten wir uns wieder voneinander. Sein Blick ruhte auf mir.

"Es wurde Zeit Louise", sagte er schließlich und lächelte.

 

 

Ende

 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 12.10.2014

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Vollständig fertiggeschrieben!:-)

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