Verschwiegene Liebe
Laßt fahren eu'r Verlangen,
Die ihr ausforschen wollt,
Ob ich von ihr gefangen,
Und sie mir seie hold.
Je mehr meine Flamme brennet,
Je minder ist der Schein,
Je minder sie bekennet,
Je größer ist die Pein.
Sie gleicht dem Donnerstrahle,
Der innerhalb verzehrt,
Auswendig überalle
Nicht das geringste versehrt.
Sie hat mich nur im Herzen
So inniglich entzündt,
Also, daß auch kein Schmerzen
Der übrig' Leib empfinde.
Ja, wenn mein Herz gedächte,
Daß irgend dieser Lieb'
Geheimniß man ausbrächte,
Uns beiden zu Betrüb:
Es würden sich verhehlen
Selbst die Gedanken mein,
Auch meinem Mund befehlen,
Hinfort gar stumm zu sein.
Wie könnt' mlr denn gedeihen,
Glückseliger zu sein?
Was könnt' mir mehr verleihen,
Zu mindem meine Pein?
Als ln der Still' zu mehren
Die süße Liebesbrunst,
Und so mich zu verehren
Der Allerliebsten Gunst;
Mich in Geheim beschließen
Bei dieser argen Zeit,
Und in mir selbst genießen
Meiner Glückseligkeit.
So, Schatz, so werd' ich sehen,
Bei dem Verstande dein Dich
Mich vielmehr verstehen,
Als bei den Worten mein.
So, Schatz, so red' mein Herze
Durch eine neue Sprach',
Erzählend seinen Schmerze
Durch eine stillschweigend Klag'.
Es beut', was es begehret,
Und zeuget, was es sei,
Und will von euch gewähret
Sein einer gleichen Treu'.
Nun sagt, thut der nicht flehen,
Thut der nicht bitter sehr,
Der seine Lieb' läßt sehen
Und sonst nichts saget mehr?
Tag der Veröffentlichung: 08.10.2010
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