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Ermahnung zur Tapferkeit



Kein Tod ist löblicher, kein Tod wird mehr geehret,
Als der, durch den das Heil des Vaterlands sichnähret,
Den Einer willkomm heißt, dem er entgegenlacht,
Ihn in die Arme nimmt und doch zugleich veracht'
Ein solcher stehet fest mit unverwandten Füßen,
Er weichet Niemand nicht, die Feinde weichen müssen.
Ein solcher Mann der ist der Stadt gemeines Gut,
Der Widersacher Graus, des Lands wehrhafte Hut:
Er kann der Schlachten Fluth bestehn nach seinem Willen,
Mit seiner Gegenwart des Feindes Trotze stillen,
Sein unverzagtes Herz ist seinem Vaterland

Ein' unerstiegne Burg, des Volkes rechte Hand.
Mit seines Leibes Mau'r sperrt er den wilden Feinden
Gleich vornen an der Spitz' den Zugang zu den Freunden,
Verscherzt die Freiheit nicht um einen Hut voll Fleisch,
Um eine Hand voll Blut, um einen Mund voll Geist,
Begehrt des Lebens nicht auf niedrige Gedinge,
Hält unbarmherziger Leut' Gnade für geringe,
Sucht seiner Feind' Freundschaft mit seinem Schaden nicht,
Sein' hohe Seel' steht nur auf Gottes Gnad' gericht'.
Es geh' ihm wie es woll', er ist gerüst' zu leiden
Das gut' und böse Glück; und weil er nicht kann meiden,
Daß er doch endlich muß, was er nur einmal kann,
Sucht er recht würdiglich den Tod zu legen an;
Frischt an die Seinigen mit Worten und mit Werken,
Thut ihrer Tugend Schärf mit Feuerblicken stärken,

Und lehret sie, es sei viel besser, Einer sterb',
Als daß das ganze Volk und Vaterland Verderb',
Stirbt ungerochen nicht,weiß, daß er wird zur Erden
Todt auf dem' todten Feind liegend gefunden werden;
Besorgt nicht, daß der Feind stark, er hingegen schwach,
Verläßt sich auf die Stärk' seiner gerechten Sach'.
Die gute Sach' ihn tröst, sollt' auch der Feind obsiegen,
So wird die Wahrheit doch mit Nichten unten liegen;
Sein' Unschuld selber sich zu einem Bürgen stellt,
Daß sie doch endlich noch behalten werd' das Feld.
Wann er die Winde nun sieht mit den Fähnlein spielen,
Da thun erst Zorn und tust all seine Adern-fühlen,
Indem er sicher ist, daß der in seiner Macht
Des Feindes Leben hat, der seines selbst nicht acht',
Acht' für die beste Kunst, wenn er nicht frei kann
leben, Daß er doch sterbe frei, thut immer vorwärts streben;

Sein' ungesäumte Faust macht beider Seiten Platz,
Bis sie errungen hab' den vorgesetzten Schatz,
Gestrafet den Unbill durch zugelaß'ne Rache,
Dringt durch, auf daß sie sich unüberwindlich mache,
Und durch den schönsten Sieg oder den schönsten Tod
Sich hab' versicheret vor allem Feindesspott.
Wie ihr die Sonn', wann sie am allertiefsten stehet,
Zum Untergang geneigt, am allergrößten sehet,
So auch erzeiget sich in seinem letzten Streit
Sein unerschrocken Herz mit doppler Herrlichkeit,
Vergisset seiner selbst, in seinem Geist entzücket,
Des Himmels Vorgeschmack des Lebens Lust verdrücket,
Erfüllt mit Ewigkeit, mit lauter Freud' entzündt,
Durch seinen Tod die Furth zum rechten Leben sindt.
Es folgt das ganze Volk, das auf ihn thäte bauen,
Der Leiche traurig nach, der Leiche, von Jungfrauen,
Den' er ihr' Ehr' bewahrt, die er vor Schand' behüt,

Mit Kronen aufgeziert, mit Blumen überschütt'.
Ihn klaget Jung und Alt, das Lands thut beweinen
Zwar ihn wohl nicht so sehr, als selbst sich und die Seinen,
Die dieser Säul' entsetzt, die diesen Arm verlorn,
So ihn' zum Aufenthalt und Rettung war geborn.
Sein' Kinder und Geschlecht seintwegen hochgepriesen,
Geliebt von Jedermann, und Jedermann gewiesen,
Sein Grab, das Tapferkeit fürtrefflich zugericht',
Erleuchtet durch der Ehr' unauslöschliches Licht.
Sein Ruhm füllt alle Land'; liegt schon sein Leib vergraben,
Bleibt doch sein edler Nam' am Himmel hoch erhaben,
Erhaben an den Thron der wahren Herrlichkeit
Umgeben mit dem Glanz unsterblicher Klarheit.
Ein' solchen schönen Tod beschert Gott nur den Frommen:

Wer knechtisch ist gesinnt, muß unter Herren kommen,
Die ihn mit einem Zauw nach ihrem Willen sühnt,
Weil er, der Freiheit müd', sich selbst nicht mag reglem.
Seht den verdienten Lohn der Weichling' und Verräther,
Die setzen aus dem Gleis der Redlichkeit der Väter,
Die das unschuldige Blut der Nachkommenheit
Versklaven in das Joch der fremden Dienstbarkeit.
Es ist zu lang gewart', sie werdennicht entkommen,
Es ist zu spät gewehrt, wenn's Herz schon ist genommen;
Wenn Wollust, Geh, Haß, Furcht hat diese Festung ein,
Als andre Festungen gewiß vergeblich sein.
O weh des Herzeleids, o weh der schweren Leiden!
Wo von dem Weib der Mann, vom Mann das Weib gescheiden,
Wo von den Elteren die zarten Kinderlein,
Ein Freund vom anderen verjagt, getrennt muß sein;

Wo fremd' Unkeuschheit man muß ihren wüsten Willen
An seinen Töchteren und Weibern sehn erfüllen,
Darf drüber seufzen nicht, darf weder sehn, noch hörn,
Muß vor Trostlosigkeit sich in sich selbst verzehrn,
Darf sich in seinem Kreuz mit Weinen nicht ergötzen,
Darf mit der Freiheit sich durch keine Thräne letzen,
Wenn von ihm weichen will der ungeschätzte Schatz,
Muß leiden, daß ihn reit' auch der geringste Fratz;
Und mit dem Rücken dann das Seine noch ansehen,
Und also leer und bloß am Bettelstabe gehen,
Verlassen Haus und Hof zusammt dem Vaterland,
Hinziehn, da Niemand ihm, er Niemand ist bekannt;
Mit seinen Eltern grau, mit seiner lieben Frauen
Und unerzogner Zucht das bittre Elend bauen,
Bei jedermänniglich verschmähet und verhaßt,

Und, wo er auch kommet hin, ein unwilllommner Gast.
Sein's Stammes Achtbarkelt man draußen wenig achtet,
Vor Unmuth all' Anmuth der Schönheit ihm verschmachtet,
Niemand sich sein annimmt, und meinet Jedermann,
Gott nehme sich auch selbst keines Vertriebnen an.
Es scheuet Keiner sich, ihm Leide zuzufügen,
Ihm zu verweisen sein' Unfall, ihn zu betrügen.
Wer liegt, der liegt, vor ihm läuft männiglich vorbei,
Denkt nicht, wie nah vielleicht sein eigen Unglück sei.
O weh und aber weh, wann noch die Füll' des Kummers
Den harten Stand beschleußt, der Hunger alles
Hungers, Wo man des Trost's beraubt, des wahren Seelenbrodt;
Ein solches Volk das ist gleich als lebendig todt.

Drum gehet tapfer an, ihr meine Kriegsgenossen,
Schlagt ritterlich darein; eu'r Leben unverdrossen
Für's Vaterland ausseht, von dem ihr solches auch
Zuvor empfangen habt, das ist der Tugend Brauch.
Eu'r Herz und Augen laßt mit Eiferflammen brennen,
Keiner vom Andern sich menschlich' Gewalt laß trennen,
Keiner den Anderen durch Kleinmuth ja erschreck,
Noch durch sein' Flucht im Heer ein' Unordnung erweck'.
Kann er nicht fechten mehr, er doch mit seiner Stimme,
Kann er nicht rufen mehr, mit seiner Augen Grimme,
Den Feinden Abbruch thu', in seinem Heldenmuth
Nur wünschend, daß er theu'r verkaufen mig' sein Blut.
Ein jeder sey bedacht, wie er das Lob erwerbe,
Daß er in männlicher Postur und Stellung sterbe,
An seinem Ort besteh' fest mit den Füßen sein,
Und beiß' die Zähn'zusamm' und beide Lippen ein;
Daß seine Wunden sich lobwürdig all' befinden
Davornen auf der Brust, und leine nicht dahinten,
Daß ihn der Tod selbst auch in dem Tode zier.
Und man ihm in sein Gesicht den Ernst noch leben spür'.
So muß, wer Tyrannei geübriget will leben,
Er seines Lebens sich freiwillig vor begeben;
Wer nur des Tod's begehrt, wer nur frisch geht anhin,
Der hat den Sieg, und dann das Leben zu Gewinn.

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Tag der Veröffentlichung: 08.10.2010

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