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Der fremde Buhle



Ein Mädchen stand am Abend
Vor ihres Hauses Thür:
Der Mond trat aus den Wolken
Mit blassem Schein herfür.

Da kam ein junger Reiter
Und nahm sie bei der Hand
Und spielt in ihren Locken
Und mit dem Busenband.

Und unter'm Federhute
Quoll fein goldlockig Haar!
Und sein Gesicht viel süßer
Noch als das Mondlicht war.

Und schmeichelnd klang die Stimme,
Und in des Mädchens Brust
Wogt' unbekanntes Drängen,
Wie Schmerz halb und wie Lust!

Und als er lang' geschmeichelt,
Ließ sie den Knaben ein
In ihrer stillen Klause
Verschlossen Kämmerlein.

Und faßt ihn in die Arme
Und blickt ihm in's Gesicht; –
Da traf sie jäher Schrecken –
Es war sein Antlitz nicht!

Ein Todtenschädel grins'te
Sie hohlen Auges an;
»Hilf Jesus!« schrie sie weinend,
Und all' ihr Blut gerann! –

Die Dirne liegt im Wahnsinn
Nun schon in's dritte Jahr;
Sie konnte nie erfahren,
Wer doch ihr Buhle war!

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Tag der Veröffentlichung: 06.10.2010

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