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Stobäus schreibt, benannt Johann,
Wie daß in Griechenland
Archetimus, ein reicher Mann,
Gab hin zu treuer Hand
An Golde große Summ'
Dem Cydias, seinem Wirth.
Als er nun über ein'ge Zeit
Das wieder haben wollt',
Verläugnete voll Listigkeit
Der Cydias das Gold.
Archetimus darum
Ihn vor Gericht citirt'.
Dem Cydias nun das Gericht
Den Eidschwur auferlegte,
Daß dieses Gold er hätte nicht.
Doch dessen List sich regte:
Ging heim, macht' einen hohlen Stab
Und legt' das Gold darein.
Am dritten Tag kam er hinab
Zu Jovis Tempel sein
Und ging am Stab ganz krumm,
Als ob ihn Krankheit irrt'.

Er gab den Stab dann in die Hand
Mit dem verborgnen Gold
Archetimus ganz unverwandt,
Daß er ihn halten sollt'.
Drauf hebt er beide Händ',
Und ganz vernehmlich spricht:
»Das Gold ich wol empfangen hab'
Einst von Archetimo,
Doch kürzlich ich's ihm wieder gab;
Ich schwöre hier also
Den Eid zu diesem End',
Daß ich das Gold hab' nicht.«
Mit diesem listigen Betrug
Die Menschen zu betrügen
Vermeint' er und die Götter klug,
Der Wahrheit obzusiegen,
Weil Geiz hatt' über ihn Gewalt.
Jedoch der Götter Schaar,
Die machte ihn zu Schanden bald
Und seine Tücke klar.
Es stand allda elend
Archetimus besiegt.

Als er hört' die Unbilligkeit,
Die Cydias vorgab,
Warf er im Tempel von sich weit
Des Cydias hohlen Stab.
Der fiel vor'm Altar nieder,
Daß er brach in zwei Stück';
Das Gold fiel auf die Erd':
Dabei ward der Betrug
Des Cydias öffentlich bewährt.
Gleich das Gerichte klug
Archetimo gab wieder
Sein Gold und schalt die Tück'.
Doch Cydias stand in großer Scham,
Verlor zum Gut die Ehre
Und bald ein böses Ende nahm. –
Draus ziehe man die Lehre,
Und handle treu und ehrenhaft
Mit Herze, Mund und Hand!
Denn Gott die Untreu endlich straft
Mit Schaden und mit Schand'.
Daran begnüg' sich jeder,
Was Gott bescheert und Glück.



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