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Zu Augsburg war vor manchem Jahr
Ein Schuhknecht, welcher ein gewalt'ger Buhler war,
Der großer Buhlschaft täglich sich thät rühmen.
Am Festtag trug er einen Kranz,
Den er sich selber kauft'; er lief zu jedem Tanz
Und thät sich tanzend dorten drehn und krümmen.
Und wo er war bei einer Zech',
Lief weg er allerwegen
Wie Buhler, die spazieren aus;
Auch lag er selten Nachts in seines Meisters Haus,
Als hätt' er Nachts der Buhlschaft obgelegen.

Mit ihm ein Schuhknecht schustern thät.
Derselbe ganz geheim ihm eines Nachts nachspäht',
Als er in eines Bürgers Haus wollt' schleichen.
Zum Perlach hin der Prahler schlich
Und barg in einem alten leeren Fasse sich:
Das war die Buhle, die er wollt' erreichen!
Der andre dacht': »Er wird 'ne Weil'
Im Faß sich still verhalten.«
Bald schlich er hin: Der Buhler faul
Lag da im Faß und schnarchte wie ein alter Gaul.
Da dacht' er: »Dein mög' nun der Teufel walten.«

Dem Fasse starken Stoß er gab;
Das kugelte geschwind den Perlachberg herab.
Die Schergen liefen zu oben und unten.
Ausschlüpft' der Buhler und lief hindann;
Ohn' Schuh' und Mütze er den Schergen kaum entrann,
Sein Antlitz war zerstoßen und zerschunden.
Doch früh erzählt' er diesen Streich:
»Nachts man mich arg verkeilte
Bei einer Bürgerin aus Haß!«
Sein G'nosse sprach: »Ja, ja! am Perlach 's alte Faß!«
Vor Scham der Buhler aus der Stadt enteilte.



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