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Als man ein Opfer bringen wollt'
Den Göttern in der Stadt Athen,
Da bat man bei den Armen und den Reichen,
Ein jeder dazu geben sollt'.
Als man zu Phocion thät gehn,
Dem Hauptmann, daß er gebe auch dergleichen,
Entgegnet' er: »Ich schämte mich,
Den Göttern reich die Armuth mein zu geben,
Und sollt' doch lassen mangeln dich,«
Wies einen Gläubiger, der stand darneben;
Meint', besser sei's, er bezahlt' die Leut',
Als gar den Göttern zu opfern heut',
Darvon in Saus und Braus die Pfaffen leben.

Demonax, ein Philosophus,
Ward von den Pfaffen angered't,
Warum er denn durchaus sein ganzes Leben
Der heiligen Göttin Venus,
Minerva auch, der Göttin, hätt'
In ihrem Tempel Opfer nie gegeben.
Er sprach: »Ich habe nie gedacht,
Daß beide meines Opfers dürftig wären;
Ich hätt' es ihnen sonst gebracht,«
Verspottet' so ihr geiziges Begehren,
Vermeint', die Götter äßen nit,
Die Pfaffen mästeten sich darmit,
Das Volk sie mit dem Fuchsschwanz thäten scheeren.

Als man zu Sparta, in der Stadt,
Den Göttern sammlet' insgemein,
Da war ein Sparter, der nichts wollte geben;
Man sprach ihn an, ob der Unthat,
Ob er veracht' die Götter rein,
Die ihn doch könnten plagen an dem Leben?
Er sprach und lächelte bei sich:
»Weil man den Göttern sammelt alle Tage,
Sind sie viel ärmer doch als ich!
Was sollt' ich fürchten mich vor ihrer Plage?« –
So schreibt Plutarchus uns fürwahr,
Der Pfaffen Geiz verspottend gar,
Daß man ihn merken könn' in Spruch und Sage.



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