Als eines Nachts der Tod
Bei einem Wirth zur Herberg' war,
Hing er auf den Köcher mit den Todespfeilen,
Mit dem er bracht' in Noth,
Die schon verlebt so manches Jahr:
Durch sein Geschoß zum Grab sie mußten eilen.
Nach dem der Liebe Gott, Cupido, spat
Auch in die Herberg' zu dem Wirth eintrat;
Den in des Tod's Gemach der Wirth auch that.
Den Köcher er aufhing,
Darin er hatt' der Liebe Strahl,
Womit die Jungen er macht' wund alleine;
Früh in dem Finstern ging
Der Tod hinweg, nahm in dem Saal
Cupido's Köcher, meint' es wär' der seine;
Cupido in dem Finstern nahm in Eil'
Des Todes Köcher mit der Todten Pfeil;
Ein jeder nahm also des andern Theil.
Drauf, wenn der Tod nun schoß
'Nen Alten, so ward er von Lieb'
Ergriffen, und um Buhlschaft thät er werben;
Und wenn Cupido bloß
Durch diese Pfeil' 'nen Jüngling trieb
Zur Lieb', so mußt' er auch der Wunden sterben. –
Derhalb manch Alter noch um Liebe wirbt,
Dargegen mancher Jüngling noch verdirbt
Und an der süßen Liebe Wunden stirbt.
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