Ein Bauernsohn, der hatt' ein junges Weibe,
Die hatt' 'nen schönen rothen Rock,
Darmit viel Hochfahrt trieb,
Denn sie war schlank und grad' an ihrem Leibe,
Geformet wie ein Amboßstock.
Der Bauer hatt' sie lieb.
Sie sprach: »Mein Mann. ich bin dir hold,
Und wenn dich nähm' der Tod dahin,
In meinen Rock ich nähn dich wollt'.«
Des Bauern schlauer Sinn
Die Lieb' erfahren wollt', und fruh
Fuhr hin er nach dem Walde,
Sprach zum Knecht Heinzen balde:
»Mit Schwarzbeeren mich wohl bestreich'
Blutig und bleich,
'Nem Todten gleich,
Und leg' als Leich'
Mich still auf den Holzwagen hin,
Deck' mich mit Reisig zu.
»Führ' heim mich, sprich, ein Baum hab' mich erschlagen,
Wie sich die Frau doch stellen wird:
Näht sie mich in den Rock?«
Der Knecht that, wie der Bauer ihm thät sagen,
Zum Hof mit einem Pferd ihn führt',
Da lag er wie ein Block.
Der Knecht weint' sich die Augen roth;
Die Bäurin sprach: »Was ist dir doch?«
Er sprach: »Der Bauer wurde todt
Geschlagen von 'nem Baume hoch.«
Sie sprach: »Schau, Narr, ich mein', du bist
In deinen Fuß gehauen.«
Den Bauern thät sie schauen.
Der Knecht sprach: »Holt den Rock herein,
Daß man näht ein
Den Todten fein.«
Sie sprach: »Ei nein!
Hol' aus dem Stall die alt' Säuhaut:
Zum Grabtuch gut die ist.«
Da thät sie in die Säuhaut ihn einnähen;
Doch Fuß und Kopf ragt' ihm heraus:
Die Säuhaut war zu schmal.
Sie sprach: »Mein Mann, wie bist du anzusehen,
Wie schaut dein Haar, das sonst war kraus!«
Der todte Mann mit Schall
Da sprach: »Ich schaue wie Säuhaut,
Du grober, unverschämter Bock!
Ich hätt' dir bessres zugetraut.
Ist dies dein rother Rock?
Jetzt kenn' ich deine Treu' fürwahr!«
List sann sie da im Herzen
Und sprach: »Soll man nicht scherzen?
Ich wußt', daß du nicht warest todt,
Nur triebest Spott.
Mein Rock blutroth
Sollt' ohne Noth
Dir werden, stürb'st du morgen halt.«
So ward bethört der Narr.
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