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In Rom einst ein Senator saß;
Derselbe auferzogen hatt'
Sechs junger Söhn'; in seinen alten Tagen,
Als ihm der Tod nun nahe wâs,
Die Knaben er berufen that
Und sprach: »Ich hab' euch, Söhne, was zu sagen:
Bring' jeder einen Haselstab,
Daß ich darnach mein Testament vollende.«
Gleich holte da ein jeder Knab'
Ein Stäblein, gab's dem Vater in die Hände:
Der einen Riemen nahm zur Hand,
Die Stäblein er zusammenband
Und wandte sich zum ältsten Sohn am Ende;

Sprach: »Nimm die Stäblein, sie zerbrich!«
Der Sohn, der bog sie übers Knie:
Sie brachen nicht; der Vater gab zur Stunden
Sie allen; die versuchten sich,
Doch mocht' sie keiner brechen nie:
Da hat der Alt' die Stäblein aufgebunden.
Dem ältsten Sohn gab er allein
Sein Stäblein, daß er's sollte brechen ab:
Er brach es mit den Händen sein;
Den fünfen auch er ihre Stäblein gab –
Und jeder bald das seine brach.
Zu ihnen drauf der Alte sprach:
»Hier nehm' ein jeder Lehr' bei seinem Stab:

»Als ich gebunden sie zusamm',
Da mochtet ihr sie brechen nicht,
Denn alle hielten stark sich aneinander;
Als einer von den andern kam,
Da wurden schwach sie und zunicht'
Und wurden auch zerbrochen miteinander.
Also, ihr lieben Söhne mein,
So lang' zusamm' in Lieb' ihr bleibt verbunden,
Euch schützt einander im Verein,
So lange bleibt ihr reich, unüberwunden;
Doch gebt ihr nicht einander Schutz,
Sucht jeder seinen eignen Nutz,
So gehet ihr zu Grund' in kurzen Stunden.«



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