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Weh dir, Unglück,
Wie hast du mich so schwer verwund't!
Drum führ' ich jetzo schwere Klag',
Den Abend und den Morgen,

Durch deine Tück'.
Wenn ich gedenk' der Unglücksstund',
Mich nichts auf Erden freun mehr mag.
Mein Leid trag' ich verborgen,

Da ich muß in die Fremd' davon;
Das ist mir gar beschwerlich heut':
Deß laß dich, Lieb', erbarmen.
Nur Trauer ist der Liebe Lohn,
Auf große Freud' folgt Herzeleid:
So auch geschieht mir Armen.
Ich bin elend; [Fußnote] wie möcht' ich noch elender sein,
Seit ich muß scheiden von der Allerliebsten mein?
Der ich so lang' gedient mit treu beständ'gem Sinn,
Der muß ich jetzt begeben mich,
Darf sie nicht schauen fürderhin.

Vor aller Noth
Behüt' dich Gott Tag, Nacht und Stund'!
Gesegnet sei'n die Aeuglein klar
Und deiner Kehlen Weiße!

Behüt' dir Gott
Auch deinen rosenfarbnen Mund
Und auch dein gelb geflochten Haar,
Dein Brüstlein, geziert mit Fleiße;

Auch deiner weißen Hände Zier!
Gesegnet sei dein freundlich Herz,
Muth und darzu die Sinne!
Zur Fremde scheide ich von dir:
Das bringet mir unsel'gen Schmerz,
Jedoch ich muß von hinne.
Ich fahr' dahin; mein Herze wieder um sich schaut,
Ob nicht ihm komme nach sein' Herzensliebe traut!
Doch ist sie leider also weit und fern von ihm,
Daß es sie nicht ersehen mag;
Dann schreit es mit kläglicher Stimm':

Ach herzig Herz,
Wie bleibst so weit du hinter mir!
Du meines Herzens Freud' und Wund',
Ich hatt' dich auserkoren

In Freud' und Scherz;
O wie muß ich so bald von dir!
Deß traure ich von Herzensgrund,
Seit ich dich hab' verloren.

Mit Leibe muß ich von dir zieh'n,
Mein Wesen bleibt an anderm Ort;
Das thut mich, schön's Lieb, kränken.
Jedoch laß ich Herz, Muth und Sinn
Bei dir, meines Herzens höchster Hort:
Darbei thu' mein gedenken.
O weh! o weh! o herzeliebes Lieb, o weh!
Ich fürcht', Herzlieb, daß ich dich nimmer wiederseh'.
In keiner Noth mein Herz mir je so traurig wâs.
Behüt' dich Gott, mein Herzelieb!
Ich fahr' zur Fremde meine Straß'.



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