Am Grabe eines Mädchens,
das sich selbst den Tod gab
Im Mai 1781
Du – von deinen Schwestern längst vergessen,
Schlummernde! der Keine Thränen gab,
Fremde Hand umpflanzet mit Zypressen,
Armes Mädchen! dir dein stilles Grab.
Mild umschattet von der Dämmrung Flügel,
Von des Halmes Grille nur gehört,
Rollen Thränen auf den niedern Hügel,
Den dir hartes Mitleid kaum gewährt.
Ist kein freundlich Zeichen dir geblieben?
Nicht ein Kreuzmal oder Leichenstein? -
War der ganze Lohn für treues Lieben,
Nur dies Grab im düstern Eichen-Hain? -
Ruhig, Herz! – auch hier schläfst du im Frieden,
Und ein Gott der Liebe ruft auch dich
Zu der Palme, wo, von Leid geschieden,
Treue Liebe währet ewiglich.
Tag der Veröffentlichung: 08.11.2010
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