Nun so schwebt denn, meine Lieder,
Aus der Heimath Ihr verbannt,
Schwebt auf tönendem Gefieder
In das freie Schweizerland:
Frei, trotz Pfaffenlist und Fehde,
Frei, trotz Dämmerung und Nacht,
Dennoch frei! weil unsre Rede
Dort kein Censor überwacht!
Zwar Ihr stammt aus deutschem Herzen,
Wurdet groß an deutschem Herd,
Deutsche Lust und deutsche Schmerzen
Haben wechselnd Euch genährt:
Doch was hilfts? Ihr seid gewogen,
Aber ach! zu leicht erkannt:
Seid Ihr doch nicht zwanzig Bogen!
Und so müßt Ihr aus dem Land.
Schwebt denn hin, wo zu den Sternen
Sich die Alpe kühn erhebt,
Wo in blauen Himmelsfernen
Freien Flugs der Adler schwebt!
Von den Stürmen lernt das Sausen,
Das die Waldung niedermäht,
Von den Strömen lernt das Brausen,
Dem kein Felsen widersteht!
Horcht, o horcht dem Alpenreigen,
Der das tiefste Herz durchdringt,
Und den Schweizer, ach! so eigen
Heimwärts in die Berge zwingt:
So, wie heimathliche Glocken,
Wie ein Alphorn süß und weich,
So zur Freiheit sollt Ihr locken
Das verirrte deutsche Reich!
Bis der Zukunft Rosen blühen
Nach der winterlichen Nacht,
Bis, wie prächt'ges Alpenglühen
Morgenroth der Freiheit lacht!
Bis, wie Donner der Lawinen,
Deutschland seine Ketten sprengt,
Bis ein neuer Tell erschienen,
Und die That das Lied verdrängt!
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