Das war kein Schrei aus Menschenbrust:
Das war Verzweiflung selbst, die schrie,
die aus der Hölle tiefstem Dust
ihr Herzblut wild zur Sonne spie.
Das war kein Schrei aus Menschenleib -
Und doch! was stürzt das Volk herbei ?
Am Felsen dort das irre Weib
das schrie den fürchterlichen Schrei.
- - - - - - - - - - - - - - -
Vor sieben Tagen war's, da zog
sein Sohn in dieses Berges Nacht:
Vor sieben Tagen war's, da schwoll
die Flut und schloss den engen Schacht.
Es floss ein Tag und noch ein Tag -
und noch ein Tag -und noch ein Tag:
Und immer noch das Felsengrab
vom Flutenschwall verschlossen lag.
Vor sieben Tagen war genaht
ein weinend Weib zu stummer Wacht;
es schloss kein Aug', es nahm kein Mahl:
Sechs Tage saß es vor dem Schacht.
Dann sank es um wie tot und schlief,
man hüllte es in Decken lind.
Die Mutter aber rief und rief
die ganze Nacht im Traum ihr Kind.
Und als der siebente Tag erwacht,
und fruchtlos noch der Retter Fleiß:
Da richtet sie sich auf - und lacht.
Ihr Aug' ist stier, ihr Haar ist weiß.
Und von den Lippen bricht und schrillt
es wie des Wahnsinns gelles Schrein . . .
Zur Erde kniet sie irr und wild
und wühlt und krallt im toten Stein.
- - - - - - - - - - - - - - - - -
So klingt kein Schrei aus Menschenbrust:
Das war Verzweiflung selbst, die schrie,
die aus der Hölle tiefstem Dust
ihr Herzblut wild zur Sonne spie.
So klingt kein Schrei aus Menschenleib -
Und doch! Was stürzt das Volk herbei?
Am Felsen dort das irre Weib
das schrie den fürchterlichen Schrei.
Alle Rechte vorbehalten