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I

Urplötzlich -
durch Vorhangspalten -
der Mond ...
Drunter,
schneehell,
der See ...
Dazwischen
schwarzblaue Kluft ...
Hinaus,
in den Nichtraum-Raum
der Myriaden Welten!
Abgrund!
Ausgrund!
Urungrund! ...
Nicht fallen, Geist! -:
Hier!-:
Lampe, Bücher, Tintenfaß! ...
O Narrheit!
Narrheit!
Narrheit!


II

Was wollt ihr doch
hier um mich?
Wisst, wer ihr seid?
Wer ich bin?
Was wandelt durch uns?
Welch Spieles Puppen
sind wir?
"Lebe! lebe!"
Ich lebe ja!
Auch das ist Leben,
wenn unter dem Fuße
der Feindin Finsternis
der Wurm sich krümmt
und an ihm
zu beiden Seiten hinauf
strebt,
züngelt,
seufzet
- - -


III

Wahrt euer Mitleid für euch,
gutherzige Menschlein!
Auch der düstersten Leidenschaft
bitterster Seufzer
ist köstlicher noch,
als was ihr uns bieten könntet!
In unserm Schmerz,
Zorn, Hass, Einsamsein -
wieviel glücklicher sind wir
als ihr!
Hinweg mit dem Leichnam,
den, trostbeflissen,
eu'r Eifer heranschleppt!
Fort mit der Mumie!
Was soll
den lebendigen Göttern
der tote!


IV

Und da ich nun so frei wie nur ein Mensch,
von Schönheit übervoll und hell an Geist,
so weiß ich nicht, was ich nicht zwingen sollte
in meiner Kunst gefügig Alphabet.
Frei, frei! du schönstes Wort der neuen Welt,
Pass aller Unersättlichen und Glück!
Wer ermaß schon deinen Wert?
Höher, heitrer wölbst du des Helden Stirn,
stolzer stößt ihm das Herz,
wuchtiger wirken die Lungen ihm,
und seine Schritte
tragen geflügelt ihn über die Erde.
Keines Gottes rächender Blitz
schreckt,
wer selber von Flammen ein Schoß.
Lächelnd löst er den Blitz
seiner Hand -:
Mein ist er, war er von je!
Ich gab ihn dir,
ihm dich,
dich mir!...
Frei! ruf ich, frei!...
Und sieh, kein Echo wirft den Ruf zurück -
ins Grenzenlose warf ich ihn.
Fliege, mein Adler, schieße, mein Stern!
Und erst die Stunde, die mein Auge bricht,
wird dich den Kopf zerschelln und enden sehn -
am Echoschild des Tods.


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