Trost
Ja, mein Glueck, das lang gewohnte,
Endlich hat es mich verlassen!
- Ja, die liebsten Freunde seh ich
Achselzuckend von mir weichen,
Und die gnadenreichen Goetter,
Die am besten Huelfe wuessten,
Kehren hoehnisch mir den Ruecken.
Was beginnen? Werd ich etwa,
Meinen Lebenstag verwuenschend,
Rasch nach Gift und Messer greifen?
Das sei ferne! Vielmehr muss man
Stille sich im Herzen fassen.
Und ich sprach zu meinem Herzen:
Lass uns fest zusammenhalten!
Denn wir kennen uns einander,
Wie ihr Nest die Schwalbe kennet,
Wie die Zither kennt den Saenger,
Wie sich Schwert und Schild erkennen,
Schild und Schwert einander lieben.
Solch ein Paar, wer scheidet es?
Als ich dieses Wort gesprochen,
Huepfte mir das Herz im Busen,
Das noch erst geweinet hatte.
Eduard Mörike
Tag der Veröffentlichung: 25.06.2010
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