Ich sah dich noch ein lieblich Kind,
Umflattert von der Unschuld Träumen,
Wie Knospen, die am Aufblühn sind,
Und schüchtern, aufzublühn noch säumen;
Schon waren alle Reize dein,
Dich ahnungsvoll vorauszuschmücken,
Und wer dich sah, sprach mit Entzücken:
Wie schön wird einst dies Mädchen sein!
Ich sah dich wieder - Jahr und Tag
War unterdes dahingegangen;
Anstatt der Jugendrosen lag
Ein stiller Gram auf deinen Wangen.
Doch welche Hoheit war noch dein!
In deinen Blicken welche Sonne!
Ich sprach zu mir mit Schmerz und Wonne:
Wie schön muß sie gewesen sein! -
Ich sprach dich, welche Milde floß
Und welche Anmut dir vom Munde,
Wie stand'st du da, wie rein und groß,
Verhüllend deines Herzens Wunde;
Dein edles Herz, dies blieb ja dein,
Das wird dich stets am meisten schmücken,
Ich fühl's mit innigem Entzücken:
So schön, so wirst du immer sein!
Tag der Veröffentlichung: 12.10.2011
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