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O Göttin / der ich voller pflicht
Mein erstes opffer angericht /
Verachte nicht die letzten Flammen /
Und dencke noch an das altar /
Darauff mein kindisch räuchwerck war /
So dich und mich verband zusammen.

Ich weiß wohl / daß die schnöde zeit /
Und meine grosse niedrigkeit
Dein ohr hat von mir weggerissen /
Und daß kein zeugniß meiner pflicht /
So hand und seele zugericht /
Recht würdig ist / dich zu begrüssen.

Doch aber / wilstu göttin seyn?
So muß auch deiner strahlen schein
Ein kleines opffer nicht verhöhnen.
Der himmel liebt barmhertzigkeit /
Und alle götter sind erfreut /
Wenn unsre hände sie versöhnen.

Drum thu auch deinen himmel auff /
Und laß der tauben saiten lauff
Mich und mein opffer nicht verzehren!
Die dürfftigkeit hemmt meine hand /
Und ist dir doch zuvor bekandt /
Was dir mein armuth kan gewähren.

Ist gleich räuch-opffer / brandt und heerdt
Nicht deiner himmel-schönheit werth /
So wird dich das doch nicht beflecken;
Und bistu göttin / so da liebt /
Da man ihr himmels-ehre giebt?
So laß mich deinen nectar schmecken.

So dich mein feuer lencken kan /
So schaue dessen funcken an /
Und laß mich nicht so schmählich sterben;
Doch / soll es ja gestorben seyn /
So laß mein leben samt der pein
Durch deiner augen glut verderben.

Es komme leben oder tod /
Es komme wohlfahrt oder noth /
Ich nehm es an mit tausend küssen /
Dein urtheil stärcket meinen muth /
Ich bin bereit / mein treues blut
Vor deinen füssen zu vergiessen.

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Tag der Veröffentlichung: 25.07.2011

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