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1. Die Einladung



Ich hatte meinen Freund Leberecht Hühnchen sehr lange nicht gesehen, da traf ich ihn eines Tages kurz vor Weihnachten in der Leipziger Straße. Er hatte Einkäufe gemacht und war ganz beladen mit Paketen und Paketchen, die an seinen Knöpfen und Fingern baumelten und überall weggestaut waren, wo sich Platz fand, so daß er in seinem Überzieher ein höchst verschwollenes und knolliges Aussehen hatte und fast allen Begegnenden ein behagliches Lächeln auf die Lippen nötigte, denn um die Weihnachtszeit sieht man gern also verzierte Leute. Er freute sich unbändig, mich zu sehen, und sagte: »Wenn du Zeit hast, so begleite mich doch zum Potsdamer Bahnhof, daß wir noch ein wenig plaudern können.« Ich tat dies, und unterwegs zog er wie gewöhnlich alle Schleusen auf. »Ungewöhnliches hat sich ereignet im vorigen Sommer«, sagte er, »ich bin unter die Bauherren gegangen, und habe an mein Häuschen noch zwei Zimmer angebaut, eins oben und eins unten. Die ältere Dame mit den Zahnschmerzen und der vornehmen Vergangenheit mußte deshalb ausziehen, aber dafür haben wir jetzt in der vergrößerten Wohnung etwas ganz Glanzvolles eingetauscht, nämlich einen wirklichen Major a.D. Dieser hat eine kleine Stellung bei der Bahn und ist mit allerlei Talenten ausgerüstet. Besonders gern erzählt er kleine Geschichten aus seiner militärischen Vergangenheit, die merkwürdig reizvoll sind dadurch, daß sie niemals eine Pointe haben. Denke dir, immer wenn man gespannt wird und gerade meint, nun kommt es, schnapp, ist die Geschichte aus. Dies ist ein ganz neuer Effekt von höchst merkwürdiger Wirksamkeit. Wir nennen ihn deshalb, wenn wir unter uns sind, den Major ohne Pointe. Für unsere Kinder malt er niedliche Bilder, auf denen sich junge, elegante Damen von honigsüßem Liebreiz befinden und tapfere Soldaten in durch und durch vorschriftsmäßigen Uniformen; und aus den blauen Augen dieser Krieger strahlt altpreußischer Heldenmut, und auf den Spitzen ihrer Schnurrbärte wohnt der Sieg. Auch die Gabe der Dichtkunst ward ihm verliehen; er hatte früher einmal ein Lustspiel bei Hülsen eingereicht, das ihm dieser aber ›mit einem sehr liebenswürdigen Briefe‹ zurückgeschickt hat. Seitdem hat er es in sein Pult verschlossen, denn mit nachahmungswürdigem Stolze äußert er sich: ›Auf einer anderen als der königlichen Bühne lasse ich meine Stücke gar nicht aufführen!‹

Wenn du nun meinst, damit wären seine Talente erschöpft, da irrst du dich; nein, wenn die Erinnerung an alte Zeiten ihn überkommt, da setzt er sich ans Klavier und singt mit einem dünnen, aber ganz angenehmen Tenörchen allerlei Arien aus Opern, die es gar nicht mehr gibt. Ja, ein angenehmer, geselliger Herr und gar nicht stolz, – den Heiligen Abend wird er bei uns verleben, weil er hier ganz allein steht. Außerdem haben wir noch die Dame mit der vornehmen Vergangenheit eingeladen als Gegenstück zum Major. Sie ergänzen sich merkwürdig, und seine unbeschreibliche Galanterie zaubert ungekannten Sonnenschein auf ihre Züge. Ja, es ist am Ende gar nicht ausgeschlossen, – sie hat ein kleines, nettes Vermögen und der Major ist für sein Alter noch recht mobil...« Hühnchen bewegte zuerst die Linke und sodann die Rechte, gerade als ob er jemand vorstelle, schloß darauf beide Hände ineinander, wobei er ungemein pfiffig aussah und »Ja, ja!« sagte; dann fuhr er fort:

»Übrigens, da fällt mir ein, wo wirst du an diesem Abend sein?«

Ich sagte, ich würde wohl zu Hause sitzen und meine melancholischen Gedanken mit einem einsamen Punsch begießen. Da leuchteten Hühnchens Augen auf: »Natürlich kommst du zu uns!« rief er, »Lore und die Kinder werden sich unbändig freuen. Selbstverständlich gibt es Karpfen, und Punsch bekommst du bei mir auch, sogar nach einem berühmten Rezept. Keine Widerrede.« Ich sah ein, daß ich wohl kommen mußte, und sagte zu. Unterdes hatten wir den Potsdamer Bahnhof erreicht, Hühnchen kam eben noch zurecht, mit seinen unzähligen Paketen in einen Wagen zu klettern, und während er aus dem Fenster winkte und »Auf Wiedersehen!« rief, rollte er alsbald nach Steglitz davon.



2. Unterwegs



Am 24. Dezember lag der Schnee überall fußhoch, und es war bitterlich kalt. Hühnchen hatte mich gebeten, recht früh zu kommen, und so machte ich mich, nachdem ich um ein Uhr zu Mittag gegessen hatte, auf den Weg zum Bahnhof. In der Stadt herrschte um diese Zeit, wenn man so sagen darf, eine friedliche Unruhe, und fast kein Mensch wurde gesehen, der nicht irgend etwas trug. Selbst der lästigste Junggeselle und der gewissenloseste Vater sowohl, als jene bedauernswerte Klasse von Menschen, die die Bescherung für eine lästige Komödie hält, hatten sich zu guter Letzt noch in Trab gesetzt, ihren weihnachtlichen Pflichten zu genügen und aus den Spielwaren- und anderen Läden, wo an diesem Tage Greuel der Verwüstung herrschten, einiges zu entnehmen.

Die Tannenbaumhändler standen frierend, aber zufriedenen Gemütes zwischen ihren gelichteten Beständen und wurden ihre Straßenhüter an die Nachzügler los. Schaukelpferde, die vor einiger Zeit in einem traurigen Zustand der Verwahrlosung auf geheimnisvolle Weise von ihrem gewohnten Standort verschwunden waren, hatten sich auf der wunderbaren Himmelswiese des Weihnachtsmannes wieder glänzend herangefüttert, ihre Wunden waren geheilt, und mit großen blanken Augen schauten sie von den Schultern ihrer Träger in den kalten Wintertag. Puppenstuben von märchenhafter Pracht und eingewickelte große Gegenstände von phantastischen Formen schwankten vorüber, die Transportwagen der großen Geschäfte karriolten überall und hielten bald hier, bald da; die sogenannten Kremser, die die Post zur Weihnachtszeit zu mieten pflegt, rumpelten schwerfällig von Haus zu Haus, mit Schätzen reich beladen, Lastwagen donnerten auf den bereits gereinigten Straßen oder quietschten pfeifend auf dem hartgefrorenen Schnee, wo dies nicht der Fall war, – kurz, es war umgekehrt, wie sonst die gewöhnliche Redensart lautet, der Sturm vor der Stille.

Diese festliche Unruhe erstreckte sich auch bis auf den Zug, der nach Steglitz fuhr. Die Wagen waren erfüllt von verspäteten Einkäufern, die ängstlich Pakete von jeglicher Form hüteten und mächtige Tüten, denen ein süßer Kuchenduft entströmte; wahrlich, man hätte einen Preis aussetzen können für den, der heute nichts bei sich trug. Ich hätte ihn gewiß nicht gewonnen, denn außer einem Kästchen mit zarten Süßigkeiten von Thiele in der Leipziger Straße für Frau Lore führte ich für Hühnchen eine Zigarrenspitze bei mir, deren Kopf aus einem Gänseschädel gebildet war, dem durch geschickte Bemalung, ein Paar eingesetzte Glasaugen und eine Zunge von rotem Tuch das Ansehen einer abscheulichen, zackigen Teufelsfratze verliehen worden war. Ich wußte, daß dieses Kunstwerk Hühnchen in die höchste Begeisterung versetzten würde. Für Hans und Frieda, die beiden Kinder, hatte ich Robert Reinicks Märchen, Lieder und Geschichten eingekauft, ein Buch, das ich jedem Kind schenken möchte, das es noch nicht hat, und eine Puppe, die nach dem Urteil weiblicher Kennerschaft »einfach süß« war. Ich kann also wohl sagen, daß mein Weihnachtsgewissen rein war, wie draußen der frisch gefallene Schnee, und daß ich mit jener Ruhe, die uns das Bewußtsein erfüllter Pflicht erteilt, in die nächste Zukunft sah.



3. Die Reise zum Südpol



Die »Villa Hühnchen«, wie ihr Besitzer das kleine Häuschen, nicht ohne einen leisen Anflug von Selbstironie, zu nennen pflegte, war trotz ihrer Vergrößerung immer noch eine merkwürdig winzige Wohngelegenheit, aber sie zeigte sich sehr sauber und niedlich, da sie bei dieser Gelegenheit neu abgeputzt und angemalt worden war. An einem der vereisten Fenster war ein talergroßes Guckloch sichtbar, wie Kinder es mit einem erwärmten Geldstück einzuschmelzen lieben, und von diesem verschwand, als ich in Sicht kam, ein Auge, während sofort dafür ein anderes sich zeigte, das freundlich zwinkerte. Auf dem Flur, wo ein angenehmer Kaffeegeruch bemerklich war, kam Hühnchen mir vergnügt entgegen, indem er rief: »Willkommen, lieber Weihnachtsgast, tritt ein in die zwar nicht übermäßig warmen, aber dennoch behaglichen Festräume. Gegen diesen Winter können wir nicht anheizen, obgleich die Öfen heute den ganzen Tag schon bullern. Die Kinder wollten so gerne nach dir ausschauen und baten mich, ihnen ein Markstück zu leihen, um sich ein Loch in die gefrorenen Fenster zu tauen. Ich aber sagte, Weihnachten ist nur einmal im Jahr und habe ihnen für diesen Zweck einen Taler gepumpt!«

Das Fräulein mit der vornehmen Vergangenheit war bereits da und hatte die Gnade, sich meiner zu erinnern. Die gute Dame schien mir heute ganz besonders aufgezäumt zu sein, es klirrte und funkelte allerlei Schmuck an ihr, und über die ganze Gestalt war ein phantastischer Schimmer von künstlicher Jugend verbreitet. Sie sah aus, als wenn man sich Matthissons Gedichte hat neu einbinden lassen.

Als nun auch Frau Lore und die Kinder begrüßt waren, sagte Hühnchen: »Bevor wir uns an den Kaffeetisch setzen, teurer Freund, muß ich dich mit einer Merkwürdigkeit dieses außerordentlichen Hauses bekannt machen, die durch den Umbau erzielt worden ist. Wie dein baukundiges Auge sofort bemerkt haben wird, ist in dieses, früher unser größtes, Nordzimmer die neue Treppe nach oben eingebaut, wodurch es kommt, daß zur Verbindung mit dem Südzimmer nur ein breiter Gang übriggeblieben ist, in dem ein Sofa steht, wie du siehst. Nun haben wir uns noch nicht zu Doppelfenstern aufgeschwungen, – nebenbei, einfache haben den Vorzug, daß sie außerordentlich energisch ventilieren, – und da stellt sich nun an solchen kalten Wintertagen wie heute die wunderbare Tatsache heraus, daß wir uns in dem Mikrokosmos dieser beiden kleinen Zimmer sämtlicher Zonen und Klimate zu erfreuen haben. Beginnen wir unsere Wanderung hier am Nordende. Dicht am Fenster befinden wir uns in der kalten Zone und können auf das Polareis den Finger legen. Dieses Guckloch mag den Nordpol bedeuten. Nun bewegen wir uns nach Süden und gelangen hier bei diesem Großvaterstuhl bereits in die gemäßigte Zone. Ein tropischer Anhauch weht uns entgegen von jenem Ofen am Beginn des breiten Ganges. Dieser Ofen bezeichnet den Wendekreis des Krebses. Wir passieren ihn und geraten in den Durchgang, in die heiße Zone. Dieses Sofa, das hier zur Ruhe einladet, heißt Kamerun. Hier halte ich zuweilen in behaglichem Klima ein Nachmittagsschläfchen, wenn dringende Verhandlungen des ›Vereins der Zeitgenossen‹ mich noch in später Nachtstunde im Kreis meiner Freunde festhielten.« Hier sah er sich schalkhaft nach seiner Frau um, die lächelnd mit dem Finger drohte. Dann fuhr er fort: »Was du für Ritzen im Bretterfußboden hältst, sind die Breitengrade, und dieser hier, etwas stärker als die übrigen, stellt den Äquator vor. Wir befinden uns demgemäß bereits auf der südlichen Halbkugel, treten durch diese geöffnete Tür in das zweite Zimmer und finden dort wieder einen Ofen, den Wendekreis des Steinbockes. Langsam schreiten wir durch die südliche gemäßigte und kalte Zone vor, bis uns wiederum Polareis entgegenstarrt. Und sieh mal, dies alles in dem Zeitraum weniger Sekunden, und wir brauchen dazu nicht Siebenmeilenstiefel wie Peter Schlemihl, der, als ihm im Norden beim Botanisieren der Eisbär in den Weg trat, in seiner Verwirrung durch alle Klimate taumelte, bald kalt, bald heiß, wodurch er sich die monumentale Lungenentzündung zuzog. Wir können das viel bequemer in Hausschuhen machen. Aber nun, auf zum Kaffee!«



4. Der Major tritt auf



Während wir beim Kaffee saßen, brach die Dämmerung herein, und allmählich ward es dunkel zur großen Wonne der Kinder, die wußten, daß nun bald die Bescherung vor sich gehen würde. Als Frau Lore die Lampe angezündet hatte, ließ sich der Tritt knarrender Stiefel auf der Treppe vernehmen; es klopfte, und herein trat ein kleiner, untersetzter Herr, der in seinen Bewegungen etwas feierlich Gemessenes hatte. »Herr Major Puschel«, sagte Hühnchen. Der Major begrüßte die Damen mit wundervoller Galanterie, und als er dem Fräulein mit einer bezaubernden Verbeugung die Hand küßte und ihr Aussehen lobte, da ging etwas wie ein Abglanz vergangener Herrlichkeit über ihre Züge und verschönte sie sichtlich. Dann schloß er, wie aus alter Gewohnheit, die Hacken, machte auch mir eine kleine Verbeugung, und indem er nach seiner Gewohnheit die linke Spitze des semmelfarbigen, kurzen Schnurrbartes nach oben drehte, sprach er mit der schnurrenden Stimme, die so oft alten Soldaten eigen ist, zu mir: »Als ich noch Platzingenieur in Pillau war, hatte ich einen Kameraden Ihres Namens. Erst gestern wurde ich an ihn erinnert. Mir ging es nämlich am Abend recht schlecht, ich war furchtbar enrhümiert und glaubte kaum, daß ich diese kleine Fete hier würde mitmachen können. Da verfiel ich drauf, mir ein großes Glas Grog zu machen, eine innere Stimme sagte mir, Grog sei für meinen Zustand angezeigt. Und merkwürdig, heute morgen war alles wie weggeblasen, und ich fühlte mich ganz ungemein wohl. Ja.«

Damit setzte er sich und sah alle nach der Reihe mit seinen runden, wasserblauen Augen auf die Wirkung dieser Wunderkur hin forschend an.

Hühnchen fiel sofort ein: »Ja, zuweilen schlagen die wunderlichsten Dinge an bei Kranken. Als in Hannover mein Freund Knövenagel todkrank war und die Ärzte ihn aufgegeben hatten, da bekam er eine sehnsüchtige Begier nach saurer Milch. Seine Wirtin war schwach genug, ihm eine große Schüssel davon zubringen, denn sie dachte, wenn er doch sterben muß, da mag er noch vorher sein Vergnügen haben. Mein Freund Knövenagel löffelte die ganze Schüssel aus, legte sich auf die Seite, schlief ein, schwitzte wie ein Spritzenschlauch, und am anderen Morgen war die Krankheit gebrochen. Auf saure Milch war sie nicht vorbereitet.«

»Das ist es ja eben«, sagte der Major, »weshalb mir gestern mein Kamerad in Pillau einfiel. Er litt am Nervenfieber, und der Arzt schüttelte mit dem Kopf, denn es stand bedenklich. Nun war es gerade Donnerstag, und die Frau, bei der er wohnte, hatte Erbsen, Sauerkohl und Pökelfleisch gekocht. Als nun einmal die Tür des Krankenzimmers geöffnet wurde und eine Wolke Küchengeruch hereindrang, da wollte mein Kamerad mit Gewalt von diesem Gericht haben, und es half alles nichts, sie mußten ihm davon bringen. Aber das war nun wieder höchst merkwürdig; als er es zu sehen bekam, drehte er den Kopf nach der Wand und rührte es nicht an. Nein, er mochte es nicht sehen und rührte es nicht an. Ja!«

Hühnchen sah mich leuchtend an bei diesem unerwarteten Schluß, und ich konnte mich nicht enthalten, zu fragen: »Ward er denn gesund?«

»I bewahre«, sagte der Major, »starb noch in derselben Nacht.«

Unterdes waren die Kinder schon sehr unruhig geworden, und endlich kam Hans mit einer großen, perlmuttglänzenden Muschelschale, in der sich weiter nichts befand als ein Endchen Wachslicht. Dies reichte er dem Vater hin, während er ihn bittend anblickte und dabei von seiner Schwester unterstützt ward.

»Jawohl, Kinder«, sagte Hühnchen. »Zeit und Stunde sind da.« Dann nahm er das Endchen Wachslicht, zeigte es mir, indem er es mit liebevoller Feierlichkeit zwischen den Fingerspitzen hielt, und sagte: »Du weißt, teurer Freund, daß an manchen Orten noch der Gebrauch herrscht, am Weihnachtsabend den mächtigen Julblock in den Kamin zu legen, dessen unverbrannte Reste aufgehoben werden, den Block vom nächsten Jahre damit anzuzünden. Wir haben leider keinen Kamin, sie sind nicht ökonomisch und heizen die freie Natur mehr als unsere Zimmer. Da habe ich nun einen anderen Gebrauch eingeführt, den ich für nicht minder sinnreich halte. Alle die kleinen Wachslichtenden vom Tannenbaum hebe ich auf, hier in dieser Perlmuttschale, und das ganze Jahr hindurch dienen sie mir für solche Zwecke, wo man auf kurze Zeit ein Licht braucht, wie zum Siegeln und dergleichen. Fast an jedem haften einige Tannennadeln, und so geht bei uns durch das ganze Jahr eine Kette von süßem Weihrauchduft von einem Fest zum anderen, und jedesmal, wenn ein solches Licht ausgeblasen wird, rufen die Kinder entzückt: ›Ah, das riecht aber nach Weihnachten!‹ Das letzte jedoch – hier siehst du es – wird auch im Fall der äußersten Not nicht verbraucht, sondern damit werden die Lichter des nächsten Weihnachtsbaumes angezündet. Und zu diesem feierlichen Geschäft begebe ich mich jetzt an den Ort der Geheimnisse.« Damit schritt er zur Tür hinaus, indes die Kinder vor Vergnügen und freudiger Erwartung auf den Zehen hüpften.



5. Die Bescherung



»Ein sehr amüsanter Herr, Ihr Herr Gemahl«, sagte der Major zu Frau Lore, »er erinnert mich immer an einen früheren Bekannten, der Hirsewenzel hieß und ganz merkwürdig gern Hamburger Aalsuppe aß. Er war nun allerdings mehr melancholischer Natur, und wenn er etwas im Kopf hatte und dabei Musik hörte, dann pflegte er schrecklich zu heulen. Später ist er nach Amerika ausgewandert und soll dort eine kleine neue, ganz nette Religion gestiftet haben. Ja!«

Ich muß gestehen, daß ich den Gedankensprüngen des Herrn Majors nicht immer zu folgen vermochte; seine Phantasie schien mir Haken zu schlagen, wie der Hase, wenn er zu Lager geht.

Nach einer Weile gellte plötzlich das Haus von dem fürchterlichen Sturmläuten einer Tischglocke, und die Kinder stürzten nach dem Flur, auf dessen anderer Seite sich das Weihnachtszimmer befand. Wir folgten in gemäßigterem Tempo und traten in das Heiligtum, aus dessen Tür ein glänzender Lichtschein hervorbrach. Ich muß gestehen, die Herrlichkeit war groß, und die beiden Kinder standen wie in einem Bann und wagten gar nicht näherzutreten in diese prachtvolle Sesamhöhle voller schimmernder und funkelnder Schätze. Aber schließlich gewöhnte sich das Auge an all diesen Glanz, und bald ging es ans Besichtigen und Bewundern. Hühnchen nahm mich zunächst in Anspruch für den Tannenbaum. »Liebster«, sagte er, »es ist eine bekannte Tatsache, daß jeder seinen eigenen Tannenbaum am schönsten findet und alle übrigen ein wenig verachtet, aber du muß doch auch sagen, mein Stolz auf ihn entbehrt nicht einiger Berechtigung. Findest du nicht, daß eine Harmonie der Farben von ihm ausstrahlt wie eine sanfte Musik? Und dies ist kein Zufall, nein, das Resultat weiser Berechnung und genauer Überlegung. Alle diese Papiere und farbigen Verzierungen sind bei Licht ausgesucht, damit sie auch bei Licht wirken, und sind zusammengestellt nach dem Komplementärprinzip. Was dir natürlich und einfach reizvoll erscheint, ist ein Resultat schweren Nachdenkens und liebevoller Vertiefung in die Sache, mein Sohn. Auch eine Neuerung haben wir diesmal daran, nämlich vergoldete Erlenzäpfchen. Der Dichter Theodor Storm, dessen Werke ja auch du so hochschätzest, schmückt ebenfalls mit solchen seinen Tannenbaum. Zwar etwas schief ist die kleine Fichte und an manchen Stellen, wo ein Zweig sitzen sollte, ist merkwürdigerweise keiner da, aber gibt das nicht einen neuen Reiz? Nur der Philister schwärmt für absolute Symmetrie.«

Dann stand er eine Weile und blickte mit begeisterten Augen auf den kleinen schiefen Baum, der in seinem bunten Schmuck so aussah, wie sie alle aussehen, und setzte dazu eine Miene auf, als vertiefe er sich in die Schönheiten der Sixtinischen Madonna.

Für ihr kleines Mädchen hatten die Hühnchens gemeinsam eine Puppenstube angefertigt, die wahrlich zauberhaft war und einer zweiten Familie Hühnchen in einem Zehntel der natürlichen Größe zum Wohnsitz diente. Dieses Wunderwerk zu beschreiben, sind Worte zu schwach; es genügt zu sagen, daß in diesen Puppenräumen nichts, aber auch gar nichts fehlte von dem, was die wirklichen Räume der Hühnchenschen Wohnung enthielten, und daß alles von einer großartigen Eleganz und Zierlichkeit war. Die Schränke waren angefüllt mit den winzigsten Kleidern und Leinensachen und die Küche mit den niedlichsten Geschirren, selbst Kinderspielzeug, Bilderbücher und Schulhefte waren vorhanden in liliputanischer Größe und Porträts der Hühnchenschen Vorfahren an den Wänden, sauber in Gold gerahmt. Ja, die Naturwahrheit war fast zu weit getrieben, denn sogar jener Ort, zu dem selbst Karl der Große keinen Vertreter schicken konnte, fehlte nicht, wie mir Hühnchen unter großem Schmunzeln zeigte. Der Major hatte auch seine Künste entfaltet und für Hans aus Pappe einen Husaren angefertigt, der auf einem Pferd ritt, das offenbar arabisches Blut in seinen Adern führte, während der Reiter, aufs vorschriftsmäßigste ausgerüstet, eine so sieghafte Heldenschönheit zur Schau trug, daß niemand an seiner Macht über alle weiblichen Herzen zu zweifeln wagte.

Ein Kunstwerk zarterer Natur hatte er für Frieda gepappt und ausgemalt, nämlich Dornröschen in einer Rosenlaube, welche blaßrote Schönheit über alle menschlichen Begriffe süß und reizvoll war. Auch der himmelblaue Ritter, der ihr soeben nahte und sich über sie beugte, hatte so wunderzierliche Hände und Füßchen, so große Mondscheinaugen und einen so bezaubernden Schnurrbart, daß man ihm auf hundert Schritte den echten Prinzen ansehen konnte. Dabei war das Kunstwerk zugleich mechanischer Art, denn zog man an einem kleinen Bändchen, dann beugte sich der schöne Ritter nieder und küßte Dornröschen, während diese den Arm erhob, genau nach der Uhlandschen Vorschrift:


›Der Königssohn, zu wissen,
Ob Leben in dem Bild,
Tät seine Lippen schließen
Auf ihren Mund so mild:
Er hat es bald empfunden
Am Odem süß und warm,
Und als sie ihn umwunden,
Noch schlummernd, mit dem Arm.‹



Es würde zu weit führen, wollte ich alle diese Überraschungen hier schildern und aufzählen, zum Beispiel die wunderbare Festung mit Wasserkunst, die Hühnchen für seinen Sohn hergestellt hatte, und alle die kleinen Dinge, womit die Eheleute selber sich erfreuten. Es war, nach Hühnchens eigenem Ausdruck, ›einfach monumental‹.



6. Beim Punsch



Die Lichter des Tannenbaumes brannten allmählich herunter und vermengten schon mit Knistern und Puffen Nadeln und kleine Zweige, so daß zuletzt ein allgemeines wetteiferndes Ausblasen begann und das ganze Zimmer sich mit Weihnachtsduft erfüllte. Während wir dann in behaglichem Geplauder beieinander saßen, und die Kinder sich eifrig mit ihren neuen Schätzen abgaben, nahte die Zeit des Abendessens heran, und Hühnchen verschwand in geheimnisvoller Weise auf eine halbe Stunde. Als er dann wieder eintrat, kam durch die geöffnete Tür eine Wolke von köstlichem Punschgeruch mit ihm; wir begaben uns in das andere Zimmer zum Essen und taten dem vortrefflichen Karpfen und dem nicht minder guten Getränk alle Ehre an.

»Das Rezept zu diesem Weinpunsch habe ich von meinem Freund Bornemann«, sagte Hühnchen. »Dieser gab in jedem Winter seinen guten Bekannten drei Punschabende, weil er selber dieses Getränk so außerordentlich liebte. Ich war gewöhnlich der erste, der kam, und fand ihn dann regelmäßig an dem gedeckten, mit allerlei guten Sachen besetzten Tisch, und vor ihm stand eine ungeheure Punschbowle. Er sah ernst und nachdenklich aus und hatte schon einen ziemlich roten Kopf. ›Lieber Freund‹, sagte er dann, ›es freut mich, daß du kommst, denn ich bedarf deines Urteils. Ich sitze nun schon seit einer Stunde und probiere ein Glas nach dem anderen, ohne zu einem anderen Resultat zu kommen, als daß der Punsch gut ist. Trotz aller Aufmerksamkeit kann ich zu keiner anderen Ansicht gelangen; was sagst du?‹ Ich trank dann und antwortete: ›Wunderbar, wie immer!‹ ›Dies beruhigt mich sehr›, sagte er dann, ›diese Bestätigung meines eigenen Urteils tut mir wohl‹. Dann schlürfte er bedächtig ein neues Glas leer und fuhr fort: ›Ja, du hast recht, ich habe das Meinige getan, nun tut ihr das Eure‹. Jedoch es gelang uns nie, in gemeinschaftlicher Arbeit auf den Grund dieser ungeheuren Bowle zu gelangen, aber wenn wir uns mit schweren Köpfen entfernt hatten, saß Freund Bornemann wie eine Eiche, schweigend und einsam, und rauchte und trank, bis er den Boden des Gefäßes sah. Dann schaute er melancholisch in den geleerten Abgrund, seufzte ein wenig und ging zu Bett.«

Der Major war unterdes ziemlich unruhig geworden und hatte schon mehrfach versucht, seinen etwas geschwätzigen Hauswirt in dem sanft dahinfließenden Strom seiner Rede zu unterbrechen. Hühnchen riß das Gespräch aber immer wieder an sich; jedoch als er begann von lieben Gewohnheiten zu sprechen und über die süße Macht des Herkommens und ständiger Gebräuche an gewissen Tagen sich in begeisterter Rede zu verbreiten, da räusperte der Major sich so stark und anhaltend und machte so energische Versuche, seinen Keil in eine Lücke des Gespräches zu treiben, daß Hühnchen endlich schwieg und ihn zu Wort kommen ließ.

»Ja, über die Macht der Gewohnheit«, sagte er, »habe ich eine höchst merkwürdige Erfahrung gemacht. Als ich noch Platzingenieur in Pillau war, da hatten wir da einen Baugefangenen, der Kerl war zu zwanzig Jahren verurteilt und hatte sich immer ganz gut geführt. Na, eines Tages war seine Zeit abgelaufen, da sagten wir zu ihm: ›Du bist nun frei, du kannst nun gehen.‹ Da erschrak der Kerl aber furchtbar und bat sehr: ›Ach lassen Sie mich doch hier, wo soll ich denn hin, ich kenne ja niemanden in der Welt.‹ Ja, wir hatten Mitleid mit ihm und ließen ihn sitzen in seiner alten Zelle, an die er sich gewöhnt hatte, und beschäftigten ihn so gut es ging. Da saß er denn und schnitzte Pfähle zum Befestigen der Rasenböschungen und schnitzte immerzu Pfähle und war ganz vergnügt. Das dauerte eine ganze Zeit, und ich wurde darüber versetzt in eine andere Garnison. Ja.«

Der Major sah uns eine Weile mit seinen hellen Augen freundlich an, und als er bemerkte, daß wir noch etwas zu erwarten schienen, fuhr er fort: »Als ich dann nach einigen Jahren wieder mal nach Pillau kam und mich nach dem Kerl umsehen wollte, da war er gar nicht mehr da. Da war er gar nicht mehr da. Ja.«

Eine Geschichte von höchst merkwürdiger Wirkung. Wenn man sich einbildet, man habe noch einen tüchtigen Schluck in seinem Glas und dann plötzlich findet, daß es vollkommen leer ist, so erzeugt dies ähnliche Empfindungen. Das Fräulein mit der vornehmen Vergangenheit schien aber diesen Mangel nicht zu fühlen, sondern lauschte den Erzählungen des Majors mit sichtlicher Aufmerksamkeit und verfehlte nicht, sie am Schluß regelmäßig mit einem »sehr interessant« oder »höchst geistreich« zu kritisieren. Da solches dem Major wohl selten vorzukommen pflegte, so tat es ihm besonders wohl und bestärkte ihn in der günstigen Meinung, die er von der Klugheit und ungewöhnlichen Bildung dieser Dame bereits gefaßt hatte, so daß er nicht umhin konnte, bei solcher Gelegenheit unter heftigem Drehen des linken Schnurrbartes aus seinen hellen runden Augen ungemein wohlwollende Blicke auf sie zu richten. Schließlich ward er durch solchen ungewohnten Beifall ganz entfesselt und begann Manöver- und Exerzierplatzgeschichten zu erzählen, die zuweilen weder hinten noch vorn, noch eine Mitte hatten, und fing an schrecklich zu lügen, zum Beispiel von dem Leutnant Besenried, der so ungeheuer lang war: »Wenn ich vor ihm stand, da sah ich immer bloß Knöpfe, und wollte ich ihm ins Gesicht blicken, da war es so, als wenn man nach der Kirchturmuhr sieht. Aber das kann ich Sie versichern, Sie mögen es nun glauben oder nicht, wir hatten in der Kompanie einen Kerl, der war noch länger. Der Kerl hieß Kiekebusch und war aus Dramburg. Wenn er gesessen hatte und aufstand, dauerte es immer beinahe fünf Minuten, bis er ganz oben war.«

Das regte nun Hühnchen wieder an, aus dem Schatz seiner Erfahrungen ähnliche Geschichten heraufzuholen, zum Beispiel die von dem eisernen Ofen, den er erfunden hatte, der nur des Morgens einmal aufgezogen zu werden braucht, wonach er auf Gummischuhen so lange in der Stube umherläuft, bis er warm geworden ist, sich dann in die Ecke stellt und heizt. Oder von dem Mausefallentier auf Borneo, dem die Natur einen Odem verliehen hat, der gar lieblich nach gebratenem Speck duftet, wodurch es die Mäuse, die ihm zur Speise dienen, in seinem Rachen lockt. Während nun die beiden also sich anlogen, ward es Frau Lore allmählich zu viel von dieser Sorte und sie brachte ein wenig Musik in Vorschlag. Dies wurde von allen Seiten mit Vergnügen aufgenommen, und das Fräulein mußte trotz alles Sträubens ans Klavier, nachdem es sich herausstellte, daß sie Noten mitgebracht hatte. Sie wußte das zwar nicht gewiß, aber bei näherem Nachsuchen fanden sich in ihrem Pompadour eine ganze Menge vor. Die Dame war fast verwundert darüber, sie müsse dies ganz in Gedanken getan haben, sie sei oft so hingenommen von ihren Ideen.



7. Romeo und Julia



Während das Fräulein mit Frau Lore am Klavier beschäftigt war und beide zwischen den Noten kramten, sagte der Major zu Hühnchen: »Eine sehr angenehme Dame, die bei jeder neuen Begegnung gewinnt. Man merkt ihr an, daß sie viel in guter Gesellschaft verkehrt hat. Sie führt wohl ein ganz behagliches Leben?« Hühnchen, der recht wohl wußte, worauf der Major hinauswollte, denn dieser hatte schon bei früheren Gelegenheiten über diesen Punkt allerlei versteckte Forschungen angestellt, sagte sehr harmlos: »Ja, das glaube ich wohl, besonders seit sie das Zahnweh los ist, von dem sie früher ewig geplagt wurde.«

»Zahnweh ist schlimm«, sagte der Major etwas enttäuscht, »und ich kannte jemanden, der sich glücklich schätzte, als er seinen letzten Zahn an der Uhrkette trug. War ein sehr drolliger Herr, konnte sehr schöne Kartenkunststücke machen und starb später an der Cholera. Ja.« Dann nahm er plötzlich einen leichten und gesucht gleichgültigen Ton an und sagte so oben hin: »Das Fräulein ist Rentiere?« Hühnchen verspürte endlich Teilnahme für seine Wißbegierde und sagte: »Sie hat etwas über fünfundzwanzigtausend Mark, bombensicher in Hypotheken angelegt.«

»Hm, hm«, machte der Major sichtlich angenehm überrascht und versank in tiefes Nachdenken. Das Fräulein hatte sich unterdes entschieden, präludierte und sang »Ein Fichtenbaum steht einsam...« Während des Gesanges hatte der Major seine runden, nichtssagenden Augen starr auf die Hinterseite der Dame gerichtet und drehte beide Schnurrbartspitzen mit verzehrendem Eifer. Kaum hatte sie geendet, brach er in ein ungeheures Beifallklatschen aus, begab sich zum Klavier und erschöpfte sich unter Hackenzusammenschlagen und vielen Verbeugungen in fein gedrechselten Komplimenten, die das Fräulein mit großem Appetit verzehrte und mit huldvollem, aber vorsichtigem Lächeln belohnte. Denn die Natur hatte ihr einen etwas großen Mund verliehen, und für gewöhnlich gab sie diesem deswegen gern eine Stellung, als wollte sie »Böhnchen« sagen. Dann erblickte der Major zufällig ein Notenblatt, und seine Züge verklärten sich: »O was sehe ich, gnädiges Fräulein«, rief er, »da haben Sie ja das Duett aus Romeo und Julia. Wie oft habe ich das gesungen in meiner Leutnantszeit mit Fräulein Esmeralda von Stintenburg aus dem Hause Käselow. O mir ist noch jede Note geläufig.« Und nun fing er an, mit seinem dünnen Tenörchen erklecklich zu tirelieren, und das Ende davon war, daß sich beide Leutchen über das altmodische Duett von irgendeinem verschollenen italienischen Komponisten, dessen Namen ich vergessen habe, hermachten. Es war köstlich zu sehen, wie der Major bei den zärtlichen Worten des Textes feurig und siegreich, wie es einem Soldaten zukommt, auf die Dame hinblickte, während diese in jüngferlicher Verschämtheit die Augen niederschlug und sogar ein leidlich gearbeitetes Erröten zustande brachte. Das Pärchen vertiefte sich bald so in das Musikmachen, daß es gar nicht bemerkte, wie Frau Lore sich heimlich entfernte, um an der Schlafstube der Kinder zu horchen, ob ihr gesunder Jugendschlaf der Gewalt dieser Töne gewachsen sei. Dann, nach einer kurzen Weile, zog mich Hühnchen geheimnisvoll mit sich fort unter dem Vorwand, mir in seinem kleinen Arbeitszimmer, ich weiß nicht mehr was, zeigen zu wollen, und ich folgte gern, denn diese Art von Musik, die dort gemacht wurde, konnte durch die Entfernung immer nur gewinnen. Als wir nach einiger Zeit zurückkehrten, war es unterdes still geworden, und als Hühnchen nun leise die Tür öffnete, bot sich uns ein wundervoller Anblick dar. Fichtenbaum und Palme hatten sich gefunden und standen nicht mehr einsam, sondern hielten sich zärtlich umschlungen. Und da die schlanke Palme um einiges den etwas untersetzten Fichtenbaum überragte, so hatte sie sanft den Wipfel geneigt, und wahrhaftig, sie küßten sich. Als sie nun auseinander fuhren und das Fräulein verschämt ihr Antlitz mit den Händen bedeckte, da zog der Major siegreich und heiter ihren Arm in den seinen, trat wie ein Held einen Schritt vor und sprach, indem er mit der freien Linken den Schnurrbart drehte: »Meine Herren, ich habe die Ehre, Ihnen meine Braut vorzustellen. Ja.«

Das war doch endlich mal eine Pointe, und zwar was für eine. Ich glaube, keine bessere kann ich finden als diese, um damit die kleine Geschichte von dem Weihnachtsfest bei Leberecht Hühnchen zu schließen. »Ja!«

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Tag der Veröffentlichung: 26.06.2012

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