Du blühst in Hoffnung.
Höchstem Glück,
dem nahen, träumst du still entgegen.
Doch aus der Zukunft schweift dein Blick zurück.
Da werden deine Augen groß:
Du siehst dich klein, klein Kind auf Kinderwegen,
ein erstes Lockenpüppchen auf dem Schoß.
Auf deinem Nähtisch
weiß und fein,
hellschimmernd liegt das weiche Linnen.
Ein Hemdchen ist es, ach, wie putzig klein.
Die goldnen Sonnenstrahlen rinnen
dir über deine fleißige Hand,
aufflammt ein Brand!
Es blitzt
der Ring, der dir am Finger sitzt.
Die goldne Sonne!
Ja, sie soll
dir deine liebe Arbeit segnen!
Wie ist dein Auge auch so sonnenvoll,
wenn Sonn' und Auge sich begegnen.
Ein Mutterherz ist so voll Glanz und Licht,
die Sonne selbst beschämt es nicht.
Ein Mutterherz?
Du lächelst leis
und siehst durchs Fenster in die Weite,
da färbt sich schon ein schmächtig Rebenreis
hinschwankend an der Fensterbreite,
mit einem ersten zarten Hauch
von frühem Herbst.
Siehst du es auch?
Wie solltest du!
O nein, du kannst den Herbst nicht sehn.
Und wenn nun alle späten Blätter,
ein Farbenfeuer, dich umwehn,
dir ist es nur ein Frühlingswetter.
Aus wildem Wein
schlürfst du den Lenzduft neuen Lebens ein.
Dort an der Wand,
wo jetzt das Gold
der Sonne die Tapete malet,
denk ich mir schon die Wiege, hold
mit deinem Lächeln überstrahlet,
und denke schon - nein, wende nicht
dein überglühtes Angesicht -
denk schon das Kindlein mir dazu,
licht wie der Frühling
und so schön wie du!
Tag der Veröffentlichung: 17.03.2011
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