Dem großen Rat der Leipziger Karneval-Gesellschaft
Dankbare und erfreute Erwiderung.
15. Januar 1873.
Ein Brief aus Leipzig! Ei, wie groß
Und bauschig! Was nur birgt sein Schoß?
Was bringt er mir, bös oder gut?
Vielleicht gar ist's ein Doktorhut.
Ein Philosophenhut als Pfand,
Daß ich zu Weisheit und Verstand
Nach sechzigjähr'ger Narretei
Vor Torschluß noch gekommen sei.
Laßt sehn! Das Siegel auf! Klinkling!
Ja so, das ist ein ander Ding!
Am Pleißestrand der Musensitz
Spendiert mir eine Schellenmütz.
Schon trag' ich ehrbar die von Köln;
Dazu nun auch die Leipz'ger Schell'n!
Harmonisch läuten Ost und West
Auf meinem Haupt zum Narrenfest
Und schüttl' ich ernst des Hauptes Moos,
Da geht erst recht das Läuten los.
Sei's drum! Bin ich doch herzlich gern
Eu'r Ehrennarr, verehrte Herrn!
Und send' euch Gruß, und send' euch Dank,
Und wünsch' euch Lust und guten Schwank,
Und freud'ge Fehde allermeist
Mit allem, was da Rückschritt heißt!
Rückschritt und Krebsgang pereant!
Darauf, ihr Männer, Wort und Hand!
Die Zeit wird bös, der Krebs kriecht an –
Nun denn, ihr Pritschen, drauf und dran!
Tag der Veröffentlichung: 19.09.2011
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