Kein Garten hat mich je vergnügt,
Wo jedes Sprößchen, das kaum aufgeschossen,
Auch schon in festen Windeln liegt,
Und Blumen nur auf Schnirkelbeeten sprossen;
Wo man mit einer Schnur Alleen mißt;
Und jedes Bäumchen ein Verschnitt'ner ist;
Wo man das Wasser tanzen lehret,
Und ihm den Lauf durch Marmorbecken wehret,
Wo man statt Blumen Kiesel sä't,
Und die Natur im Fischbeinrocke geht;
Wo nur die Kunst allein regieret,
Und ihre Meisterin am Gängelbande führet. -
Nicht so der Ort, Erlauchter, den dein Ruf
Zu einem zweiten Eden schuf.
Hier dient die Kunst gleich einem Knechte,
Und lässet der Natur die Rechte;
Sie ließ ihr jeden Reiz, den ihr der Schöpfer gab,
Und fegte nur, was sie entstaltet, ab.
O freue dich, Natur, dein Liebling wollte,
Daß man, nachdem die Kunst das Ihrige gethan,
Nur dich allein noch sehen sollte.
Und wenn die Kunst - hier eine eb'ne Bahn,
Dort einen Teich mit kleinen Wasserfällen,
Da eine Grotte, dort bequeme Ruhestellen,
Und hier ein Baumbouquet dir abgewann,
Sieh, so verbarg sie doch bescheiden vor dem Blicke
Des Forschers sich, und ließ nur dich allein zurücke.
Was dir dein Liebling zur Verschön'rung gab,
Die schattichten verschlungnen Pfade,
Um jeden Teich' die lachenden Gestade,
Geländer, wo ein Weidenstab
Sich in den andern schlingt, die Brücke, deren Stütze
Lebend'ge Bäume sind, die weichen Rasensitze,
Den Reiz der Aussicht, den er ihnen gab,
Dies alles - sah er dir nur ab.
Nicht Reize neuer Kunst, nein, nur die deinen
Wollt' er auf seinen Hügeln sich vereinen.
So liebt er dich, und du liebst ihn,
Und schenkst ihm jede deiner stillen Freuden,
Die täglich ihn in deine Arme zieh'n,
Und lässest ihn von dir nie unerquicket scheiden.
Dich, Glückliche! die du in dessen Händen bist,
Der dich zugleich verschönert - und genießt.
Tag der Veröffentlichung: 11.01.2011
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