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Nicht alles, was man Liebe heißt, ist Liebe,
Wenn's gleich Uraniens Gewänder trägt.
Unschuldig sind des Herzens erste Triebe,
Und selig der, der sie in uns erregt!

Ihr Feuer wärmet sanft, so wärmt die Sonne
Im Frühlinge den jungen Blüthenbaum;
Sie ist allein der Urborn ächter Wonne,
Und was ihr vorging, was ihr folgt, ist Traum.

Nur sie berührt des Herzens feinste Saite,
Die Einmal, Einmal nur harmonisch klingt,
Und dann verstummet, wenn nicht eine zweyte
Gleich lautende zur Antwort widerklingt.

Sie ist genügsam, duldend und bescheiden,
Sie zehret stets von ihrem eignen Schatz;
Ein Wort, ein Blick gewährt für alle Freuden
Der Eitelkeit den reichlichsten Ersatz.

Durch stille Selbszufriedenheit geblücket,
Ist sie verschwiegen, kaum dem Busenfreund
Vertraut sie, was sie kränket und entzücket;
Sie ist, indess die Afterliebe scheint.

Vor ihr entfliehn die niedrigen Begierden,
Erhabene Gedanken zeugt sie nur,
Und machet leicht der Menschheit schwerste Bürden.
Ach! was wär' ohne sie die Creatur!

Sie kennt nicht kleinen Eigennutz, sie währet
Auch dann noch oft, wann jede Hoffnung flieht,
Still wie ein Lämpchen, das sich selbst verzehret,
Und ungesehn in öden Gräbern glüht.

Ihr, die ihr zürnt, wenn diese sanften Triebe
In uns erwachen, eh' ihr ihnen wehrt,
Bedenket, dass der Frühling ächter Liebe
Oft schnell verblüht, und selten wiederkehrt.

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Tag der Veröffentlichung: 03.12.2010

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