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Der unglückselge Mensch kan kaum die Welt begrüssen/
Daß nicht ein Thränen-Fluß/ eh das noch schwache Licht
Den hellen Tag erkennt/ aus seinen Augen bricht:
Wird frey und lässet sich in neue Bande schlüssen.
Ist er der zarten Milch und ersten Speiß entrissen/
So fässelt seinen Mutt der Zucht gezwungne Pflicht/
Befreyet ihn die Zeit/ wie muß sein Hertze nicht
Sich lebend offt und tod von Glück und Liebe wissen!
Was hat er denn für Sorg' und Kummer auszustehn/
Was muß ihm nicht für Schmertz und Leid zu handen gehn/
Biß er gebückt und matt ergreifft den schwachen Stab.
Zulezt entflieht der Geist/ der Leib wird hingetragen/
So plötzlich/ daß ich muß mit tieffem Seuffzen sagen:
Wie nahe grentzen doch die Wieg' und unser Grab.

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Tag der Veröffentlichung: 05.11.2010

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