Vorwort
Der Autor dieses Buches hatte sehr wohl Spaß in der Schulzeit, sie war auch nicht dumm oder zurückgeblieben. Im Gegenteil: Ihre Intelligenz war so weit ausgeprägt, das sie sich eben drum entschied NICHT im Unterricht mit zu machen, da sie ja –wie Sie sicher gemerkt haben- alles wusste.
Sie versucht auch nicht ihre Lehrer oder Mitschüler auf das furchtbarste auf den Arm zu nehmen, den das alles ist –auch nicht überspitzt und sarakstisch übertrieben- wirklich geschehen.
Auf Grund der Sorge Anzeigen zu bekommen, wurden die Namen der Lehrer und Schüler verändert.
Dieses Buch widme ich meiner lieben Mommy da sie mich zum einem dazu inspirierte es nieder zu schreiben und zum anderen mir erst die Idee dazu gab. Danke ♥
Ich Liebe Dich!
Viel Spaß beim Lesen!
Kapitel 1
Herr Mullbart
Der Mathematikunterricht verlief wie immer sehr schleppend, mal von der Tatsache abgesehen das unsere 20 Köpfige Klasse wieder einmal rein gar nichts verstand. Doch unsere, normalerweise, nichtvorhandende Aufmerksamkeit richtete sich auf einen Schüler der sich, nach vielen Monaten des Nichterscheinens, wohl dazu entschieden hatte mal wieder in die Schule zu kommen, Bullat.
Bullat lümmelte auf seinem Stuhl, welcher wohl genauso wenig Lust hatte in diesem Raum zu sitzen wie er selber, desinteressiert blickte er auf die Wände, stellte sich die Frage warum Räume meistens viereckig waren und ignorierte das seltsame Gefasel von diesem dummen Mann der sich doch tatsächlich jeden Morgen an eine Tafel stellte und seltsames Zeug labberte das a) keinen interessierte und b) keiner Verstand. Doch der werte Herr Mullbart durchschaute die verdammt klevere Taktik Bullats so zu tun als würde man sich brennend für den Satz des Pythagoras interessieren und stellte folgende Frage, die die Klasse für satte fünf Minuten in Lachen versetzen würde, was ziemlich lange war, denn zwei Stunden Mathe zogen sich wie ein Kaugummi der unbedingt an dem Boden festkleben wollte als an dem Schuh eines Jugendlichen: „Bullat, wie groß sind die Winkel in diesem Dreieck?“
Angesprochener, der sich satte dreißig Sekunden lang nicht angesprochen fühlte sagte hoch interessiert: „Isch kann das nisch les’n!“ Herr Mullbart zeichenete mit unglaublicher Eleganz ein riesen Dreieck an die Tafel und beschriftete die Ecken folgend: Alpha, Beta, Gamma, welche Bullat ja nicht lesen konnte. „Besser?“ – „Jo isch weiß ja nisch was der Scheiß da heißn soll ey!“ Herr Mullbarts Augenbrauen zuckten gefährlich, seine Falten auf der Stirn zogen sich kraus und seine Nase rümpfte sich über den Gestank der Dummheit der ihm die Atemwege zuschnürte. „Isch schwöär altah das kann sogar isch lesen ey! Voll Krass was man alles mit Brillen machen kann, weißt du?!“, sagte Herr Mullbart und zeichnete die Lösung an das Dreieck. „Achso jaaa das wollt isch auch sag’n, ich schwöär!“, sagte Bullat schnell und versuchte unglaublich schlau auszusehen, was jedoch damit endete das sein Gesicht aussah als ob er gerade einen Frosch zu Matsch gefahren hätte.
„Voll Krass was?“, meinte Mullbart und lächelte Bullat breit an. Dieser bemerkte in einigen Sekunden des Nachdenkens das Mullbart in verarschte.
Die restlichen 10 Monate des Schuljahres sahen wir Bullat nicht mehr, zumindestens in der Schule.
Kapitel 2
Frau Haab
Nicht nur dem Matheunterricht gehörte unsere unendliche Liebe, nein es gab ein Unterrichtsfach auf welchem wir mindestens vier Tage der Schulwoche sehnsüchtig warteten: Den Kunstunterricht mit Frau Haab. Leider muss ich hier, als wichtiger Autor, hinzu fügen das Frau Haab nun in Rente ist, was unsere Klasse zu tiefst erschütterte.
Wieder einmal saßen wir, so gerade wie eine Kurve nur sein konnte, auf unseren Stühlen und beschäftigten uns damit unseren Nachbarn von irgendwelchen Reistöpfen die in China umgefallen waren zu erzählen, als zu zeichnen. Natürlich war bei Frau Haab stricktes reden, flüstern, lachen, weinen, rummeckern, Widerworte geben und natürlich wichtige Sachen vergessen, verboten.
Das Thema des Kunstunterrichtes für die nächsten Monate war es, „etwas abstraktes zu malen“, natürlich machten wir uns ohne ein großes und laut gestöhntes „oh Gott!“ sofort an die Arbeit um auch ja eine gute Note zu bekommen.
Mein bester Freund Filipus wusste nicht was genau er so abstraktes malen sollte, er kritzelte seltsame Muster auf seinen Block, radierte diese wieder weg, verfluchte Frau Haab, die sicher ihren Wohnsitz in der Hölle hatte (aber das wissen wir alle schon lange!) und zeichnete aus lauter Verzweiflung einen eckigen Kackhaufen.
„Abstrakt verkackt!“, rief er so laut, das es Frau Haab hören konnte, ihr Gesicht war empört über diese Obzönität, sie atmete scharf die Luft ein und die Augenbrauen wanderten so hoch das diese fast ihren Haaransatz berührten.
Natürlich waren wir sehr bedacht nicht laut los zu lachen, denn lachen war ja verboten wie wir wussten und unsere Klasse war immer darauf bedacht alle Regeln brav ein zu halten. Also waren unsere Gesichter verzerrte Steinmasken die nicht lachten aber auch nicht lächelten. Filipus zeichnete natürlich etwas neues abstraktes, gab dieses am Ende der Stunde ab und Frau Haab versicherte ihm das dieses Bild eine 1 wert war.
Einige Wochen später wurde aus der besagten 1 eine 3-.
Kapitel 3
Herr Runz
Neben all den Lehrern die wir gerne in die tiefste Ecke unserer Gedankenlosigkeit verbannen wollten, gab es einen Lehrer auf den wir uns mit aufrichtiger Freude freuten. Hier muss ich jedoch anmerken –ohne Sarkasmus- das dieser, Herr Runz, mitte des Schuljahres schwer erkrankte und ganze fünf Monate im Krankenhaus verweilte, mittlerweile geht es ihm wieder gut.
Worauf ich eigentlich hinaus wollte war, dass Herr Runz und Filipus ein wirklich außergewöhnlich interessantes Verhältnis miteinander hatten. Ihre Diskussionen und Streitigkeiten zogen sich manchmal über eine ganze Schulstunde, das Hauptthema dabei war: Warum Filipus immer im Schneidersitz saß und nicht wie ein normaler Mitteleuropäer.
„Aber Herr Runz, ich finde es so aber viel gemütlicher!“ – „So sitzt doch kein normaler Mensch, setz dich wie ein normaler Mitteleuropäer hin!“
Da unsere Klasse wusste, dass irgendwas in Filipus Hirn falsch gelaufen war, mal von der Tatsache abgesehen das er gerne mal Grabtschte –und zwar alles und jeden was zwischen seine Finger geriet- , wussten wir auch, das Filipus diesen Kommentar nicht auf sich ruhen lassen würde. Er blickte sich in der Klasse um, dabei spiegelte sich etwas in seinem Gesicht wider, was ich nach all den Jahren in denen ich ihn nun ertragen musste sofort erkannte: Eine Idee.
Filipus schlug, so elegant wie eine Frau, seine Beine übereinander und lächelte Runz zuckersüß an. „So sitzen doch die Mitteleuropäer!“, meinte er dazu und beobachtete Herr Runz wütenden Blick. Jetzt stellt ihr euch sicher die Frage WARUM genau wir Herr Runz Unterricht so mochten. Ich erkläre es euch: a) Die Aufnahme von wichtigen Informationen betrug in seinem Unterricht 0,1 Prozent, das einzige was wir wahrnahmen in diesem Fach, war der Gong der die Pause einläutete b) den ganzen Unterricht schrieben wir von Folien ab, unser nicht vorhandendes Wissen wurde also nur in seltenden Ausnahmen in Anspruch genommen und zu guter letzt c) wenn er uns dann mal etwas fragte, wir uns meldeten und eine Antwort gaben die wohl genauso viel Wissen erhielt wie eine Bananenschale die irgendwo auf einem Pausenhof rumgammelte, konnten wir am Ende des Schuljahres mit einer 2 im Zeugnis rechnen. Also könnt ihr euch sicher vorstellen das drei viertel der Klasse eine 2 im Zeugnis hatte, außer Filipus (und andere Ausnahmen die auch noch keine Lust hatten sich zu melden und Mist von sich zu geben), seine Note, am Ende des Schuljahres, war eine 4 natürlich war Herr Runz daran Schuld, nicht? Die Diskussion wie Mitteleuropäer wirklich normal saßen möchte ich hier nicht weiter führen, da ich mich zum Teil nicht mehr genau daran erinnern kann. Das einzige an das ich mich noch genau erinnere, ist die Tatsache, dass jedes Mal wenn Filipus unseren Herr Runz mit strahlendem Lächeln begrüßt, ein genervtes Augenrollen als Gegenbegrüßung kam.
Kapitel 4
Frau Finger
Doch bevor ich in den Genuss von Herr Mullbart, meinem jetzigem Klassenlehrer kam, hatte ich bis zur 8ten Klasse Frau Finger (unsere Klasse war mit 30 Köpfen schon fast so groß wie ein kleiner Jahrmarkt, weswegen die Schulleitung sich wohl, nach zwei Jahren des Überlegens, dazu entschieden hatte uns zu trennen). Frau Finger war eine Frau die ihren Job wohl genauso liebte wie eine Maus die Mausefalle. Ihre Augen waren immer halb geschlossen, ihre Haare waren eine Lockenmähne und ihre Stimme so umotiviert das man sich gleich irgendwie noch gelangweilter fühlte. Anders als bei Herr Runz, lasen wir bei Frau Finger immer nur in dem Physikbuch und durften als Hausaufgabe Fragen zu den Texten stellen. Hier betrug unser Lernwille ganze 5 Prozent, da sie manchmal vom Thema abschweifte und wir uns über andere Dinge unterhielten die ihr sicher auch mehr Spaß machten wie uns.
Aber eines langweiligen Matheunterrichts mittags, beschloss Frau Finger uns ein paar Blätter zu kopieren. Wir waren davon sehr angetan und hatten nun fünf Minuten Zeit so viel Lärm zu machen als würde gerade eine Bombe explodieren. Plötzlich kam unser Klassenclown, neben Filipus, Floris Mann –wir nannten ihn alle immer Manny- auf die Idee den Fernseher, welcher in unserem Klassenraum auf einem riesigem Schrank zum Schieben stand, vor die Tür zu schieben damit Frau Finger nicht mehr in den Klassenraum kommen würde. Alle waren sehr davon angetan, außer ich, denn ich wollte nie Streit mit meinen Lehrern, oder sowas, jedenfalls sagte ich: „Und was machen wir wenn sie fragt was das soll oder wer das war?“ Manny erwiderte fröhlich: „Wir machen das einfach wie in dieser Werbung da, wir stehen auf und sagen alle: Ich war das!“ Alle lachten laut los, bis heute weiß ich nicht warum wir das damals so witzig fanden. Tatsache ist, das Frau Finger kam und versuchte den Schrank wegzuschieben, was leider nur von der Seite ging. Jedoch fragte sie nicht das erhoffte, sondern sagte: „Haha, witzig, schiebt das Ding weg!“
Manny stöhnte genervt auf und half nach: „Wollen sie nicht wissen wer das war?“ – „Also gut... Wer war das?“, fragte sie in ihrem daueranhaltenden genervten Ton, den sie sicher bei ihrer Hochzeit auch drauf gehabt hatte. („Wollen sie diesen Mann hier zu ihrem Gatten nehmen?“ – „Ja.“, wobei man ihre Begeisterung förmlich rausschreien hörte....) „Ich war das!“, sagten wir alle aufs Stichwort und standen auf. Die Situation war so unlustig wie eine Karotte, trotzdem lachten wir, schoben den Fernseher beiseite und hörten uns die restliche Stunde nur irgendwelches Mathegeschwafel an.
Kapitel 5
Isolde
Wisst ihr, ich habe nicht nur unglaublich interessante Lehrer die ich genaustens analysieren und durchschauen kann, nein, auch meine Klassenkameraden schafften es, die Schule mit viel Humor und Witz abzusitzen (und wenn ich absitzen meine, dann meine ich das auch so). Nicht nur Filipus, welcher auch gerne mal so tat als würde er Lehrerinnen an den Arsch grabschen –Dabei waren sich ¾ der Klasse sicher das er es trotz allem gerne machen würde- war ein Auslöser für witzige Momente.
Denn es gab da noch Isolde. Und Isolde war nun ja, gewöhnunsbedürftig. Hierbei möchte ich anmerken, dass Isolde und ich am Anfang ziemliche Startporbleme hatten, sicher könnt ihr euch vorstellen wie das endete. In Schreierein, Beschimpfungen, Stühle die durch die Räume flogen und einige Male auch Blutergüsse die so groß waren, das man als Schlumpf durchgegangen wäre.
Aber nun gut, ich schweife ab. Isolde sagte alles was sie bedrückte, sollte diese Sache auch noch so klein sein, sie sagte es. Die recht klein gewachsene junge Frau –Immerhin wurde sie bald 18- war wie eine tickende Zeitbombe, man wusste nie wann sie wieder anfing zu reden, wobei man reden auch als schreien interpretieren konnte –zumindestens bei Isolde-. Sie war auch liebevoll, denn manchmal hatte sie so eine Phase da liebte sie alles und jeden, erstickte Leute mit ihren Küssen, drückte sie so fest an sich, das man rosane Elefanten und lauter buntes Zeugs sah, so als wäre man unter Drogen, nur das man irgendwie keine Luft bekam.
Doch sie hatte auch ihre Kehrseite, denn sie schien die Stille nicht zu mögen. Es war fast so als würde Isolde sich nur in einem Meer aus Geräuschen richtig wohl fühlen.
Beispiel 1
: Unsere Klasse saß im Matheunterricht und es war fast so als habe Gott ihn dieses eine mal gesegnet sodass Frau Finger –es war noch der Unterricht bei Frau Finger- die Gewissheit hatte uns endlich mal was beizubringen. Sie freute sich schon so sehr, das wir endlich mal was lernen würden, das sich ein Lächeln auf ihren schmalen Lippen gebildet hatte. Gespannt schauten wir zu unserer Lehrerin, immer darauf bedacht zu lernen, wobei unsere Gedanken schon zu dem Wochenende entglitten, welches in exakt 32 Minuten und 24 Sekunden beginnen würde.
Isolde schien es nicht mehr aus zu halten, in 32 Minuten und 19 Sekunden begann das Wochenende, sie hatte schon so viel geplant, shoppen, feiern, telefonieren und oh Gott, ja telefonieren! Ihre Finger krallten sich in ihr Mäppchen, sie presste ihre Lippen zusammen und ihre Augenbrauen zuckten gefährlich. Hätte jetzt einer aus unserer Klasse einen Blick auf Isolde geworfen, dann hätten wir sofort gewusst was in ein paar Sekunden passieren würde.
„EVERYBODY DANCE NOW!!“
Der Schrei Isoldes hallte förmlich durch unsere Klasse, Frau Finger gab die Hoffnung für einen lehrreichen Matheunterricht auf und wir fingen an zu lachen.
Wenn Isolde schrie –und es war in all den Jahren immer ‚Everybody dance now‘- wussten wir das ihre Konzentration schon Feierabend hatte.
Beispiel 2: Da saßen wir nun, mitten im Deutschunterricht, umgeben von Charakterisierungen, Inhaltsangaben, Erörterungen und Interpretationen. Wir fühlten uns bedroht, verängstigt. Schweißperlen auf unserer Stirn. Tränen der Hoffnungslosigkeit in unseren Augen. Unsere Hände zitterten, der Füller lag neben unserem Heft, Frau Zeipfer schaute uns an, analysierte unsere Handlungen und schrieb in ihren Gedanken ein Protokoll über unsere Klasse.
Bam. Ein lauter Knall.
Isoldes Mäppchen war runter gefallen. Und aufeinmal fing sie ohne Grund an zu lachen, so laut das der restliche Unterricht schon einmal gegessen war...
Doch obwohl sie wohl der lauteste Mensch im ganzen Bundesland war, hatte sie auch die Fähigkeit ziemlich langsam zu denken und zu realisieren.
Zum Beispiel stellte mal eine gute Freundin, Aylev, fest: „Oh, Ayla hat am 3. November, der Autor dieser Geschichte, der unglaublich heiß, gutausehend, schlau, sexy etc. ist am 5. November und Sarina am 7. November! Das ist ja witzig!“ Aylev lachte daraufhin wie eine Bekloppte, ich fand das auch witzig, weswegen ich in ihr Lachen einstimmte.
Isolde schaute verträumt gegen die Wand, aufeinmal, rissen sich ihre Augen auf, sie sah uns ganz erstaunt an und sagte, so als habe sie gerade als erste Person den Mond erkundet: „Oh! Ayla hat am 3. November, der Autor dieser Geschichte, der unglaublich heiß, gutausehend, schlau, sexy etc. ist am 5. November und Sarina am 7. November!“ Dabei lachte sie so laut und freudig, das sie mich an ein Kleinkind erinnerte das gerade einen Luftballoon geschenkt bekommen hatte.
Jaja Isolde war schon eine Person die genau wusste wie man uns zum Lachen brachte, es wurde nie langweilig mit ihr.
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Kapitel 6
Marven
Die Begeisterung für die Schule teilten leider nicht alle aus unserer Klasse. Bullat verließ unsere Klasse leider schon sehr früh, Filipus war ein Mittelgänger der gerne mal gute Noten schrieb und der Rest der Klasse schwamm mit. Doch da gab es noch Marven. Seine Motivation jeden Morgen zu erscheinen blieb mir Schleierhaft –Einmal hatte ich ihn gefragt was er denn in der Schule zu suchen hatte, seine Antwort war folgend: ‚Das frag ich mich auch‘- Er kam tatsächlich jeden Morgen in die Schule und setzte sich an seinen Platz. Doch er nahm am Unterricht wohl so viel Teil wie ein Fisch auf dem Lande: nämlich gar nicht.
Er saß da, mit verschränkten Armen, starrte auf die Tafel und zählte in seinem Kopf die Sekunden in welchen er nun schon in diesem Raum saß. Seine Augen waren immer halb geschlossen und immer wenn er so vor sich hinstarrte zog er einen Schmollmund, so als wäre er einfach nicht zufrieden mit der Wandfarbe, verständlich, denn durch einen dummen Zufall, wurde unsere Klasse rosa gestrichen.
Wenn der Lehrer redete kam es nur als dumpfes Rauschen in seinem Gehirn an. Die einzigen Worte die er in dem Vokabular der Lehrer beherrschte waren: Ferien, Pause, Freistunde, Vertretungslehrer, Stundenausfall, Klassenausflug, Klassenfahrt und Wochenende. Da diese Worte recht selten fielen war Marven einfach nur eine Statue die sich für die gesamte Schulstunde keinen Zentimeter bewegte und vom Reden oder Melden wollen wir mal lieber nicht anfangen. Er machte nie seine Hausaufgaben und war morgens immer noch ziemlich müde, da er am Tag davor wohl bis morgens vor dem Playstationspiel ‚Call of Duty‘ gesessen hatte (Und das ist nichts als die nackte Wahrheit, immerhin erzählte er mir immer stolz davon).
Leider kamen ab und zu mal die Situationen in denen die bösen (!!) Lehrer Marven drann nahmen und ihm eine furchtbar Komplexe Frage stellten. Marvens Handlung war folgend: Raten was das Zeug hielt. Und das konnte er gut. Wenn er mal richtig geraten hatte, freute er sich dann immer einen Keks ab und ein breites Ich-bin-ein-Sieger-Lächeln bildete sich auf seinen Lippen. Die Tests sprachen dagegen. Seine Lieblingsnote war die 5 und seine beste Note, auf die er es wirklich ganz scharf abgesehen hatte, war eine 6.
Erst vor kurzem hatte er seine Deutschausarbeit wieder bekommen, nun ja der springende Punkt dabei war, das er gar keine abgegeben hatte. Frau Zeipfer hatte ihm also nur einen Bewertungsbogen gegeben, auf welcher ziemlich viele nicht vorhandene Punkte waren und eine große 6 als Endnote. Marven fand das immer ganz witzig, ein breites Grinsen war dann oft mals zu sehen. Er schaute mich an und fragte: „Na, was hast du für eine Note?“ Ich blickte ihn ganz stolz an, immerhin hatte ich eine 1 bekommen und ein liebevolles ‚Gut Gemacht ‘ stand neben der Note. „Eine 1!“, prahlte ich und meine Augenbrauen wanderten in die höhe, sodass ich aussah wie eine Irre.
Doch plötzlich sprang mir etwas ins Auge und zwar folgender Satz, welcher sich unter Marvens Bewertungsbogen befand:
„Wenn ich an deine Abschlussarbeit denke bekomme ich Bauchschmerzen. – Fr. Zeipfer“
Kapitel 7
Die Handysucht
Unsere Klasse war die bekannteste unter den gesamten Realschulklassen, nicht nur weil wir in Mathe immer am schlechtesten abschnitten –wir waren schon so schlecht das es beinahe als Wunder galt das wir es bis zur 10ten Klasse geschafft hatten- sondern auch durch die langanhaltende Handysucht.
Handysucht ist eine Krankheit die mit dem Kaufen eines stinknormalen Handys anfängt. Die anfangenden Symptome sind ständiges SMS schreiben –Isolde schaffte satte 2000 SMSe in ganzen zwei Wochen, das sogar in ihrer Anfangszeit- und übermäßiges ‚nach Neuigkeiten schauen-. Danach kauft man sich ein sogenanntes iPhone. Irgendwann ist man soweit, das selbst der Drang nach irgendetwas neuem nach zu schauen immer größer wird, sei es Facebook, WKW, SVZ, Twitter oder was auch immer, es wird gemacht, auch im Unterricht, auf dem Klo, überall.
Diese Krankheit ist vorallem in unserer Klasse weit verbreitet, Filipus und ich sind die einzigen die clean sind. Ich, weil ich kein Handy besitzte und Filipus, weil seine Intelligenz nicht ganz dazu ausreicht um ein Handy richtig zu bedienen. Isolde, Alinza und Sera waren die jenigen die es einfach nicht ohne schafften.
Isolde schrieb dabei so auffällig SMSe –an unserer Schule war das Benutzen der Handys verboten- das man sich gleich neben einen Lehrer hätte stellen und sagen können: „Hey schau mal, du Idiot, ich schreib hier eine SMS und wenn du mich erwischst diskutiere ich was das Zeug hält damit du mir nicht das Handy abnimmst! Und ‚ja‘ ich benutze das Personalpronomen ‚du‘! Wouh!“ Jedes Mal wenn eine Lehrkraft in Isoldes Handyreichweite kam, versteckte sie ihr Kommunikationsgerät so schnell und auffällig wie sie nur konnte. Dabei war es eigentlich ein Glücksspiel ob es nun abgenommen wurde oder nicht (War Lehrer XY gut gelaunt, tat er so als würde er es nicht sehen, war er schlecht gelaunt folgendes: „Was soll das? Du weißt Handys sind verboten! Und du weißt auch das man sich an Regeln halten soll? Blah blah blah Eltern blah blah Sekräteritat blah blah abholen blah blah ...“ Und dann entbrannte meist eine Diskussion zwischen Schüler A und Lehrer XY).
Unterrichtsfächer die am meisten von der Handysucht betroffen waren, waren meistens Religion, Mathe und Chemie. Religion, weil die Lehrer so sehr mit Jesus Christus und seinen Handylosen Jüngern beschäftigt waren, das sie nicht merkten, das die Schüler viel lieber die Statusmeldungen von Justin Bieber lasen als die Tatsache an der Tafel das Jesus es geschafft hatte Blinde und Gelähmte zu heilen (mal im Ernst, Justin Bieber kann keine Gelähmten heilen, vielleicht Lähmungen verursachen aber nun ja, ich schweife ab). Mathe, weil die Zahlen an der Tafel viel zu kompliziert waren, sodass die Zahlen auf dem Handy eine beruhigende Wirkung auf die Schüler hatten. Und zu guter Letzt: Chemie, weil alles andere interessanter war als die Reaktion von Chlor und Natrium zu Natriumchlorid. Das brauchte man alles nicht fürs spätere Leben, es reicht schon wenn man wusste das Chemie mit Chemikalien zu tun hatte.
Würde man uns aber anhängen wir würden den gesamten Unterricht etwas anderes machen, würden wir es natürlich leugnen, wir waren soziale und kompetente Schüler, die nie, nie, nie , niemals auf die Ideen kommen würden etwas anderes im Unterricht zu machen, außer zu zuhören!
Nun, leider hat das Institut gegen Süchte und Krankheiten noch kein richtiges Heilmittel gegen die Handysucht an unserer Schule gefunden. Wobei ich mir sicher bin, das wir NICHT süchtig sind. Wirklich, ich meins Ernst...
Kapitel 8
Beziehungen
Unsere Klasse war durchtränkt von verschiedenen Arten Beziehungen. Mit Marven teilte ich eine Beziehung, die so langweilig war wie ein Zirkusaufenthalt eines 40-jährigen. Ich erinnerte ihn stetig daran etwas für die Schule zu machen, da ich doch so eine vorbildlicher Schülerin war. Diese Mahnungen endeten dann meist darin, das Marven von MW3 saß und zockte und das solange, bis er merkte das er ja noch zur Schule musste, sich fertig machte und in den Schulbus stieg. Aber nicht nur diese Beziehung von einer ungewollten Freundschaft bildete eine komische Klassengemeinschaft. Es war auch die äußerst merkwürdige Beziehung zwischen Isolde und Filipus. Wie ihr sicher in dem Kapitel ‚Isolde‘ mitbekommen habt, ist Isolde ein kleiner Magnet für peinliche Situationen. Sie schaffte es immer, sich so dämlich anzustellen, das wir gar nicht anders konnten als MIT ihr zu lachen (falls Isolde mitliest: Wir lachen dich NIE aus...). Da Filipus aber Jemand war, dessen Hirn wohl beim Einsetzen ein paar mal runter gefallen war, konnte er es nicht lassen, Isolde bei jeder Kleinigkeit nochmal so richtig bloß zu stellen. Also äffte er sie nach, schubste sie Bustreppen runter, boxte gegen ihre Möpse und wuschelte ihr solange durch die Haare, das 132742368 Stunden Haarestylen umsonst waren (Sicher denkt ihr jetzt Filipus ist ein Idiot und irgendwie beschränkt, was er ja auch irgendwie ist, aber er ist auch ein ganz Lieber, haha). Trotzdem strahlte ihre Liebe heller als ein Dreckfleck auf einem beschmierten Glas. Sie verstanden sich ganz ohne Worte, sodass nur ein gehässiger Blick Filipus‘ genügte um Isolde vor Wut aufschreien zu lassen. Filipus wusste einfach wie man Menschen zur Weißglut brachte, Herr Runz und Frau Klöbigerkleiber –unsere damalige Chemielehrerin, die nach einem Jahr uns aufgab und an Frau Schulz weitergab- könnten darüber ganze Geschichten erzählen. Doch Isolde liebte Filipus auf irgendeine verdrehte, verknotete und merkwürdig unerklärliche Weise, das wir jedes Mal vor dem Einschlafen uns die Frage stellten: ‚Warum?!‘. Jedes Mal wenn sie ihn sah, hopste ihre Stimme drei Höhen weiter nach oben, sie quiekte in einem Schreiton Filipus‘ Namen, rannte auf ihn zu und schlabberte ihn mit ihren Küssen ab, sodass ich jedes Mal Angst hatte, ihn nie wieder lebendig wiederzusehen. Sera, der auch etwas an Filipus lag, musste Isolde wie einen Saugnapf von unserem guten alten Grabscher wegzerren.
Doch die interessanteste Beziehung unserer Klasse, war jene die wir mit unserem Klassenlehrer Herr Mullbart teilten. Seine Vorliebe für den heutigen Jugendslang begeisterte uns immer wieder, da wir die Hoffnung hatten uns mit ihm mal zu unterhalten, ohne dabei mit dem Wort ‚Mathe‘ in jedem Satz, blieb deswegen immer irgendwo da. Mullbart, liebte es schicke Anzüge anzuziehen und das obwohl sie jede Stunde mit Tonnen über Tonnen voll mit Kreide gesaugt waren, sodass er aussah wie ein Schneemann. Seine unendliche Liebe für Mathe, die immer über alles andere –sogar über uns!- stand, merkte man ihm bei jedem Schritt an, bei welchem er sicher den Winkel seiner Beine, mal dem Auftrittswinkel minus der geraden des Beines nahm, um auszurechnen wie viele Zentimeter er brauchte um zum Sekretäriat zu laufen. Aber trotz allem liebte er uns, (obwohl wir wohl die Schlimmsten in Mathe waren, die er je unterrichtet hatte, sodass er sich sicher jeden Abend in den Schlaf weinte) denn jedes Jahr zum Nikolaus, schenkte er uns kleine Schokoladenweihnachtsmänner, in der Hoffnung wir würden eines lieben Tages ja doch mal etwas für Mathe machen.
Schulausflüge machten wir nur an Tagen, an welchen wir kein Mathe hatten, Mathe wurde immer vorverlegt, ganz egal welches Fach im Moment wichtiger war, Mathe war unser Amen beim Gebet und unser Guten Morgengruß gegenüber Herr Mullbart. Doch tief in unserem Inneren wussten wir, das Herr Mullbart eine Sache mehr liebte als Mathe: Seine Frau!
Doch durch diese Seltsamen Beziehungen war unsere Klasse nicht ganz einig wie ein Schokopudding normalerweise. Wir waren aufgeteilt in zwei Gruppen: Diejenigen die Isolde nicht ärgerten und diejenigen die es liebten Isolde zur Weißglut zu treiben. Unglücklicherwiese gehörten Filipus und ich zu denjenigen die es liebten Isolde zu ärgern, wobei ich an einigen Tagen, mich des Sozialverhalten wegens, auf Isoldes Seite schlug. Hierbei möchte ich anmerken, das Herr Mullbart es auch liebte, seine Schüler zu Ärgern. Das liegt vermutlicherweise an unserem Mangelnden Wissen gegenüber Mathe...
Kaptitel 9
Catalina
Unsere Klasse war in verschiedene Kategorien aufgeteilt. Die unterste Schicht bezog ich mit großen Stolz, ich war der Mitläufer, der gerne mal bei etweigigen Gesprächen zuhörte, aber nicht sonderlich großes Interesse daran hegte irgendwie daran teilzunehmen, Filipus war mir stets ein treuer Begleiter weswegen er mit mir die unterste Schicht dieses ‚Kastenwesens‘ bezog –allgemein betrachtet waren wir wie ein Staat, genau wie in Indien, das Kastenwesen halt-. Marven, der auch nie sonderliches Interesse an seine Mitmenschen hegte, oder auch allgemein keinen Bock auf andere Menschen hatte die ihn ansprachen, gehörte zu unserer kleinen Gruppe. Die zweite Schicht war bezogen von denjenigen, die großes Interesse hatten unbedingt eine Klassengemeinschaft aufzubauen, da unsere kleine Klasse da doch irgendwie ihre Probleme hatten Gemeinsamkeiten zu finden, zu dieser Gruppe gehörte unter anderem Isolde. Dann war da noch die dritte Gruppe, sie bestand aus denjenigen, die grundsätzlich auf alles keinen Bock hatten, zu dieser außerordentlich groß ausgeprägten Schicht, gehörte Catalina. Catalina war groß, blond und verkörperte so ziemlich alles was man heute unter der deutschen Jugend verstand. Sie blühte immer voll auf, wenn Stunden ausfielen, ihre Freude war aber immer ziemlich begrenzt, so als habe sie nur einen Anteil von Freude für den Tag übrig. Allgemein hatte Catalina ziemliche Stimmungsschwankungen, sodass eine Konversation sich oft als schwierig heraus stellte.
Selim, eine gute Freundin von Catalina, hatte eines Tages mal den gloreichen Einfall eine Konversation mit Catalina zu führen.
„Catalina, deine Haare sind voll gelb.“ (Catalina hat eigentlich braunes Haar)
„Nein, die sind hell blond!“ (allgemeines Entsetzen)
„Joo klar, das ist doch gelb! Ich kann dich gar nicht angucken, dass blendet ja schon wie die Sonne!“
Einige Zeit später, die für diesen Verlauf des Gespräches aber wichtig ist, erwiederte Catalina hoch entzürnt: „Ich hasse meine Haare! Die sind voll gelb!“
Es war schon schwierig mit einem Menschen in einem Klassenraum zu leben, der seine Meinung gerne mal änderte, was uns nicht viel ausmachte, denn die anstrengenste Person unserer Klassenfamilie war ja immer noch Isolde, aber psssst!
Catalina ist eine Person die ständig den Drang dazu hat dem Lehrer Widerworte zu geben, dabei war der Grund egal, Hauptsache eine Lehrkraft, die sicher den gesamten Tag mit Teenagern zu tun hatte die irgendwelche unnötigen Widerworte von sich gab, wurde zur Weißglut gebracht.
Doch manchmal, da kam es vor, dass etwas nicht nach Catalinas Belangen ging, da kam es vor, dass Dinge nicht so liefen, wie sie es sich vorgestellt hatte –um nicht zu sagen, sie hatte sich vorgestellt das Mathe ausfiel-, dann zogen sich ihre dünnen Augenbrauen zusammen und ein Urschrei durchzuckte unsere Klasse: „SAMMA‘! WAS SOLL DENN DAS HIER?!“ (Deutsche Übersetzung: Sagen Sie mal, lieber Herr Mullbart, ich verstehe nicht warum Mathe nicht einmal ausfällt!)
In diesem Momenten musste ich unweigerlich an einen Stierkampf denken, nur leider war der liebe Herr Mullbart, der uns immer mit Freuden mitteilte das Mathe NICHT verschoben wurde, nicht der Stier. Marven, der das immer voll geil fand, wenn Catalina ihren Urschrei hervorspuckte wie ein Kaugummi, stimmte mit ein und sagte neben mir ein entzürntes „Samma!“, in welchem nun auch Filipus mit einstimmte.
Und wenn dann alle um mich rum sitzen und ein laut gebrülltes „Samma!“ von sich geben, ja dann ist alles perfekt und Herr Mullbart denkt in diesen Sekunden wirklich darüber nach sich nicht irgendwo im Klassenzimmer zu erhängen. Doch auch wenn Catalina manchmal ihren Urschrei von sich gibt, ist sie doch eine wirklich liebenswerte Person wenn sie Isolde zusammenscheißt. Außerdem macht es unheimlich großen Spaß sich mit ihr zu Unterhalten!
Kapitel 10
Chemie – Chaos
Unser hauptsächliches Problem, was die Klasse R10c daran hinderte einen einwandfreien Realschulabschluss zu ergattern, lag nicht nur in Mathe, sondern auch in Chemie.
Unsere Lücken in diesem Fach waren so imens, das unsere Chemielehrerin Frau Schulz uns jede Stunde daran erinnern musste, dass Chemie ein Fach mit Chemikalien war, Atome und Moleküle irgendwas miteinander zutun hatten, dass Elektronen negativ geladen sind und das Archimedes erst vor kurzem den mathematischen Beweis hatte das die Erde eine Kugel ist.
Leider gehörte es zum Hauptproblem unserer Klasse alle Worte die Frau Schulz gerade aussprach, so schnelll wie möglich wieder zu vergessen. Marven war so gut darin, das er innerhalb von drei Sekunden alles Gesagte wieder vergessen konnte, so dass seine Antworten bei jeder an ihn gestellten Frage „Weiß ich nicht...“ oder „Hab ich vergessen...“ waren –Frau Schulz bewunderte insgeheim Marvens nicht funktionierendes Kurzzeitgedächtnis-.
Das führte leider dazu, das Frau Schulz sich mehrere Chemiestunden krank meldete. Aber wer konnte ihr es verübeln? Sicher saß sie abends auf dem Sofa, weinte und fragte sich warum im Gottes Namen sie sich nur dafür entschieden hatte Chemielehrerin zu werden, das Fach schlecht hin, das so gut wie 98% aller Schüler nicht verstanden und sich die Frage stellten, warum man überhaupt mit Chemikalien experimentierte wenn es doch sowieso klar war, dass kein Schüler auf der Welt irgendeinen Beruf ausüben würde der damit etwas zu tun hatte. Was mich eigentlich zu dem Punkt bringt, auf den ich die ganze Zeit hinaus wollte: Frau Klöbigerkleiber war in dieser Zeit unsere Vertretungslehrerin.
Frau Klöbigerkleiber wusste dass wir nichts wussten und das stimmte sie immer ziemlich traurig, da sie uns mit einem bemitleidenden Blick ansah. Denn sie fand es ganz furchtbar schrecklich nicht die Gabe zu besitzen Chemie zu verstehen!
Doch das einzige was uns in den Momenten mit Frau Klöbigerkleiber interessierte, waren die paar Minuten ohne sie, wenn sie den Klassenraum verließ.
Just in dem Moment, als Frau Klöbigerkleiber in einem Wahnsinnstempo den Raum verließ, überlegten wir, wie wir unsere liebe Lehrerin doch ein wenig auf den Arm nehmen konnten.
Gizem sprang auf, betätigte den Schalter, der sämtlichen Strom in diesem Raum ausschaltete, sodass der Overheadprojektor, den Frau Klöbigerkleiber mit Mühe und Liebe aufgebaut hatte, sofort aussprang. Als die liebe, liebe Frau wieder zurück kam, stellte sie erst in einigen Sekunden des Nachdenkens fest, das der Projektor aus war, doch sie kam nicht auf die Idee das wir den Strom ausgeschaltet hatten, sie drückte mehrmals auf den Schalter des Projektors und dachte wirklich für einen kurzen Moment dieser sei kaputt.
Seufzend schlurfte sie zu dem Schalter, steckte den Schlüssel rein –so als habe sie gemerkt wir wären es gewesen- und stellte den Strom wieder an. Plötzlich schlurfte sie zurück in den Nebenraum, Gizem sprang wie von der Hummel gestochen auf, drückte erneut den Knopf für den Strom und setzte sich erneut ganz unschuldig zurück auf ihren Platz.
Doch wir waren der Annahme dass das noch nicht genug waren, schnell überlegten wir uns einen Bombensicheren Plan, wie wir unsere Vertretungslehrerin noch mehr in den Wahnsinnn treiben konnten.
„Ich hab’s! Wir gehen alle einfach aus der Klasse, warten ein paar Minuten und klopfen dann an die Tür um nach Frau Klöbigerkleiber zu fragen!“, schlug Sofiye vor.
Wir wahren davon ziemlich begeistert, standen auf und verließen schleunigst den Chemieraum. Aylev war ziemlich hippelig, sie konnte sich in diesem Moment nichts schöneres Vorstellen als Frau Klöbigerkleiber so richtig zu ärgern.
Also warteten wir. Wir warteten und warteten. In der Zeit des Wartens, liefen einige Klassen an uns vorbei, hielten uns vielleicht sogar für knallharte Schwänzer.
Irgendwann schlug dann Selim vor wieder zurück in die Klasse zu gehen, da Frau Klöbigerkleiber uns sicher schon suchte.
Aylev klopfte voller Vorfreude gegen die Tür, öffnete diese und fand den Raum leer vor. „Samma! Ist die uns jetzt suchen gegangen, oder was?“, fragte Catalina und drängte sich nach vorne um mit eigenen Augen den leeren Raum zu sehen.
Plötzlich lief Frau Klöbigerkleiber in den Raum, so als wäre sie wirklich erst wieder zurückgekehrt.
Seltsamer Weise hatte sie uns nie vermisst, was entweder daran lag das sie die paar Minuten ohne uns wirklich genossen hatte oder das wirklich erst vor einigen Sekunden wieder den Chemieraum betreten hatte. Dieses Rätsel kann leider nur Frau Klöbigerkleiber lösen.
Kapitel 11
Yoga – Physik
„Ich geh mal kurz rüber zum Sekretäriat.“, waren die besagten Worte von Frau Finger, ehe sie mit rasantem Tempo den Klassenraum verließ. Stille.
Es dauerte keine zehn Sekunden, ehe wir einen gloreichen Plan erfanden. Er sollte unser jetziges Dasein als langweilige Abschlussklasse ein für alle Mal aus der Welt schaffen. Ja wir wurden rebellisch.
Filipus schob die Tische in dem Physikraum beiseite, sodass wir uns in einem großen Sitzkreis –in der Mitte des Raumes- positionierten. Ayla stellte einen orangenen Mülleimer in die Mitte unseres lieblichen Kreises.
Eigentlich hätten wir ja unsere Aufgaben machen sollen, und eigentlich hätte ich sie ja auch gemacht, wir alle, weil wir ja vorbildliche und soziale Schüler sind, so hat uns Papa Mullbart erzogen. Nunja ... eigentlich. Also saßen wir nun in einem Kreis um einen orangenen Mülleimer der genauso spektakulär war wie der Matheunterricht, nämlich gar nicht.
Als Frau Finger dann in einer Grazie den Raum betrat und uns so auf dem Boden hocken sehen sah, merkte man ihr an welche Gedanken gerade durch ihren Kopf huschten: „Haben sie die Aufgaben gemacht? Was machen die da unten? Versuchen sie Kontakt zu Gott aufzunehmen? Hey! Moment! Das hat ja alles nichts mit Physik zu tun!“
Plötzlich zerschnitt Filipus quiekende Stimme, die peinliche Stille: „Ohm ... heiliger Widerstand!“
Wir holten tief Luft. „Ohmmmm!“, stimmten wir in Filipus Singsang mit ein.
„Ohm ... Spannung, Strömstärke.“
„Ohmmmmm.“, stimmten wir wieder ein.
„PTC, NTC“
„Ohmmmmm.“
Wir waren so sehr eins mit dem physikalischen Wörtern, die wir genauso wenig verstanden hatten wie die binomischen Formeln. Doch der Wille war ja bekanntlich alles!
Frau Finger war zunächst skeptisch, als sie uns dort unten meditieren sah und für einige Sekunden warteten wir bis eine Reaktion von unserer Physiklehrerin zu hören war.
Ein Lachen durchschnitt das Schweigen, gefolgt von dem „Und weiter?“, Frau Barths.
Ich musste mich unheimlich anstrengen nicht laut loszulachen, was in dem Falle meinen Kopf knallrot anlaufen ließ. Daraufhin folgten Tränen die meine Wange runterrannen und meine Schminke in die nächste Dimension beförderten. Auch Aylev schien heftig mit den Tränen zu kämpfen, denn ihr Kopf war ebenfalls in einem tiefrot gezeichnet.
Doch alles hat ein Ende –außer die Wurst, die hat zwei- denn uns fielen leider keine physikalischen Begriffe mehr ein, weswegen wir Frau Finger nur noch monoton ansahen.
„Also ja... Ich mach ja auch immer Yoga und das was ihr da unten veranstaltet habt, war davon ziemlich weit entfernt.“, stellte Frau Finger dann fest und sah uns unverwandt an. „Wir wollten uns Physik verinnerlichen!“, quäkte Filipus und erhielt unser zustimmendes Nicken.
„Und was ist mit den Aufgaben?“
Diese Frage kam so unerwartet wie ein Tritt in den Rücken, wir wussten nicht mehr weiter! Was sollten wir nun tun? Die Aufgaben hatten wir jedenfalls nicht gemacht und laut dem skeptischen Gesicht Frau Fingers, schien sie die nicht gemachten Aufgaben nicht gerade willkommen zu heißen.
Wir versuchten ihr auf Umwegen zu erklären, warum genau wir nicht in der Lage gewesen waren, Physik zu machen. Vielleicht würde es als gute Ausrede gelten, dass unser Yoga dabei geholfen hatte das Thema besser zu verstehen?
Doch das Ende vom Lied war, das unsere Klasse eigentlich noch genauso dumm war wie vorher, der Mülleimer irgendwo vergammelte wo er nicht hingehörte, Frau Finger uns als verrückte Taugenichtse abstempelte und bald eine Physikarbeit anstand mit demselbigen Thema, wozu wir heute so gloreich meditiert hatten. Aber hey, wir haben wirklich gut meditiert! Vielleicht sollten wir uns an unserer Abschlussfeier auch um einen orangenen Mülleimer setzen und meditieren...
Kapitel 12
Der Sponsorenlauf
Fast alle zwei Jahre entschied sich unsere Schule dazu einen Sponsorenlauf zu veranstalten, das Geld für die Verschönerung unserer Schule zusammen sammeln sollte. Dieses Jahr sollte das Geld für eine Kletterwand in unserer Sporthalle sein. Tragischer Weise interessierte es die zehnt Klässer so wenig wie ein umgefallener Reistopf in China. Marven war von der Idee so begeistert wie er es immer bei Arbeiten oder Überraschungstests war: Gar nicht. Allgemein war unsere Klasse wohl die ummotivierteste die man sich vorstellen konnte, wir weigerten uns T-Shirts zu kaufen, auf welchem das Motto dieses Sponsorenlaufs gedruckt worden war. Herr Mullbart zwingte uns schließlich mit Peitsche und vielen Mathetest dazu, die Shirts dann doch zu kaufen.
Tatsache war, dass keiner wirklich Lust hatte auch nur einen Meter zu laufen. Herr Mullbart, jedoch, trank jeden Morgen einen Liter Motivation, welche er zwanghaft versuchte an uns weiter zu geben, jedoch immer erfolglos, zumindestens die meiste Zeit.
Dieses Mal versuchte er uns –diesmal erfolgreich- zum Laufen zu motivieren in dem er Schanina in einen Rollstuhl setzte und sie jede Runde des Sponsorenlaufs schob. Schanina hatte wirklich gedacht sie könne, da sie am Fuß operiert worden war und laut dem Arzt keine langen Strecken laufen durfte, sich vor dem Sponsorenlauf drücken. Eigentlich wäre es möglich gewesen, zumindestens bei allen anderen Lehrern, nur nicht bei Herr Mullbart.
Voller Begeisterung schob er Schanina in dem Rollstuhl durch die Gegend. Schnina stellte sich in diesem Moment nur vor, das sie woanders war, überall nur nicht in diesem Stuhl, der so sehr auffiel wie ein Baum in einer Wüste. Zu allem Überfluss wurden auch noch Fotos gemacht die Schaninas Begeisterung auch festhielt.
Herr Mullbart hüpfte wie eine Waldfee herum, freute sie das seine Klasse sich doch einmal in den ganzen Jahren so vorbildlich verhielt, es war fast so als ob sein Traum von einer sozialen und kompetenten Klasse endlich wahr geworden war, nur das wir immer noch keine Mathematik beherrschten.
Jeder, außer Schanina, war von dem Rollstuhl begeistert, Schnina war eigentlich diejenige die den Stuhl am Meisten benötigte, trotzdem fuhr jeder mit dem Ding, ich musste sogar eine Lehrerin eine Runde schieben, dennoch war Schnina erleichtert das sie nicht alleine mit dem Ding fahren musste. Herr Mullbart ließ seine Fotografen Ader spielen und schoss unheimlich viele Fotos von seinen unfotogenen Schülern.
Und zum Abschluss eines gelungenen Sponsorenlaufes –zumindestens für Herr Mullbart- fing es auch noch an zu regnen!
Kapitel 13
Der Staffellauf
Eines schönen Juni Tages standen schon die Abschlussnoten für unsere Klasse fest, wir wussten das wir eigentlich nichts mehr zu verlieren hatten, denn es war doch so, das nichts und niemand mehr unser Zeugnis hätte verändern können (so im Nachhinein, hätte man es wohl doch...), also hatten wir kurzerhand beschlossen wenigstens den Staffellauf ein wenig zu sabotieren.
Jeder stand an seinem Platz, blickte über die weite grüne Wiese und jeder der nicht mit bei der Staffel lief, fragte sich ob auch alles so lief wie geplant. Was wäre wenn unsere Sportnote um eine Note schlechter wurde? Aber dann war es uns egal.
„Auf die Plätze.... fertig.... LOS!“
Ein lauter Knall ertönte und Missilla rannte los, sie überholte jeden bis er sich einige Meter hinter ihr befand und dann... dann kam sie an, tat so als wäre das Staffelholz eine Pistole und erst als die letzten hinter ihr schon den Stab ausgewechselt hatten reichte sie Nonna den Stab, diese lief zu allererst in einem unheimlich schnellen Tempo die Strecke bis sie in der Mitte des Weges sich wie eine Ballerina bewegte, in einer furchtbar schönen Grazie bewegte sie sich über das Feld. Die ersten blickten ziemlich verwirrt zu unserer Klasse rüber, einige Lehrer schienen wütend, doch dann war da die geringe Ausnahme die sich vor Lachen den Bauch hielt.
Nun hatte Catalina das Staffelholz, auf den ersten Blick sah es so aus als ob sie die Aussetzer der R10c noch retten wollte, doch dann schien auch sie der Lebensgeist verlassen zu haben und sie hüpfte wie eine kleine Waldfee zu ihren Kameraden, sie lächelte die Anderen ganz entspannt an, so als ob sie diesen Staffellauf wirklich noch gewinnen konnten. Ayla nahm den Stab entgegen, rannte wie eine Irre, aber auch sie entschied sich auf halben Weg es ihren Klassenkameraden gleichzutun, während die anderen schon fast fertig waren, sie lief nun Rückwärts zu dem nächsten der niemand anderes als Filipus war.
Schon von weiter Ferne konnte man erkennen das dieser unsere Sportlehrerin wohl zum Weinen bringen würde.
In Zeitlupe lief er los, er tat in einem Schneckentempo einen Schritt vor den anderen, unsere Gegner beobachteten das Spektakel ganz gespannt, bis Filipus im gejoggten Tempo auf die andere Seite des Platzes lief.
Plötzlich streckte er seine Arme in die Luft, schmiss das Staffelholz auf den Boden und schrie aus voller Inbrunst: „TOUCHDOWN!“, riss die Arme erneut in die Luft und hüpfte wie Rumpelstilzchen im Kreis. Sarina bückte sich, hob den Stab auf und lief daraufin los. Sicher wir waren die letzten, eigentlich hätten wir just in diesem Moment einfach aufhören sollen, so nach dem Sprichwort „Man soll aufhören wenn es am Schönsten ist.“... was wir leider nicht taten.
Sarina hüpfte einige Male wie ein Kaninchen in die Luft und mittlerweile waren wir der Mittelpunkt dieses gesamten Staffellaufes, auch Arlenna die die gesamte Strecke im Laufschritt lief konnte den Vorsprung die sich unsere Gegner erarbeitet hatten nicht aufholen. Selbst Anninka die sich große Mühe gab mit dem Einholen der Anderen, entschied sich kurz vor Ende der Strecke doch lieber dazu, lieber ihre Schuhe zuzubinden, als doch weiter zu laufen. Und als Selim als letzte so tat als würde sie humpeln, wussten wir das wir verloren hatten, was an sich auch gar nicht so schlimm war, auch Sophye die ihr bestes gab um uns auch wirklich verlieren zu lassen, konnte unsere vollkommen klare Niederlage nicht mehr abwenden. Doch es störte uns nicht weiter, denn heute hatten wir einen Spaß gemacht, den vorallem wir am witzigsten fanden.
Doch Frau Lutze sah das ganz anders.
„So geht das nicht! Das hier ist eine Sportveranstaltung und kein Kindergarten! So etwas ist inakzeptabel! Mir ist sowas ja noch nie passiert! Und ihr seid auch disqualifiziert!“
Selbst die Entschuldigung Filipus‘ das Staffelholz sei ihm ‚ausversehen‘ herunter gefallen, konnte uns nicht mehr retten.
Epilog
Die Schulzeit wird sicher die einfachste Zeit gewesen sein, wenn wir dies bis zu unserem Abschluss nicht gemerkt haben, dann werden wir es spätestens dann merken, wenn wir schon lange in der Arbeitswelt fest sitzen.
In der Zeit in der man in der Schule sitzt, lernt man nicht nur wie man Formeln anwendet und die Rechtschreibung beherrscht, man lernt auch mit anderen Menschen auszukommen, ihre Meinung zu akzeptieren und sich selber immer wieder weiter zu entwickeln und über sich hinaus zu wachsen.
Für alle, und hiermit beziehe ich mich auf unsere Klasse R10c, waren es unheimlich tolle Jahre, die wir mit Sicherheit fest in unseren Erinnerungen behalten werden.
ENDE
-> Unter dem Epilog folgt im Originalen noch Danksagungen und Auflösungen der veränderten Namen, dies habe ich aber hier rausgelassen. Danke für's Lesen!
Tag der Veröffentlichung: 26.09.2011
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Meinen Lehrer und Klassenkameraden, die mich ganze sechs Jahre begleitet -um nicht zu sagen 'ausgehalten'- haben. Ich danke euch für die 10te Klasse, nach der ich, so hoffe ich, das Gymnasium besuchen werde!