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Zitternd saß Ivan in den Trümmern seines Hauses, um in herum nichts als die eisige Kälte, des tiefen russischen Winters. Er war erst zarte sechs Jahre alt und schon lag keine rosige Zukunft vor ihm. Er nahm seinen Mantel von einem riesigen Brocken aus Stein und lief weg. Er wusste nicht wohin, aber das war ihm auch egal. Die Tränen liefen ihn aus den Augen und der Wind suchte sich, die kleinsten Schlupflöcher durch seine verbrannte Kleidung und ließ ihn erneut aufzittern. Nun war er der Ruinenstadt entkommen. Seine Vergangenheit war nicht mehr, als nur eine Erinnerung, die er hinter sich gelassen hatte. Er erreichte eine weite verschneite Wiese und die Müdigkeit drängte ihn sich auszuruhen, doch er wollte nicht aufgeben. Er lief weiter doch der Wind drängte ihn weiter und weiter zu Boden, bis er sich letztendlich geschlagen geben musste. Er schlug in den Schnee und seine Augen schlossen sich.

Nach einem kurzen Moment schlug er sie wieder auf. Als er seinen zierlichen Körper wieder aufrichtete, befand er sich auf einer Wiese voll mit Blumen. Ein Vogel zwitscherte eine melodische Melodie und die Hasen hoppelten in Gruppen herum. Sein Blick fiel auf den Himmel, die dichten Wolkenschwämme waren verschwunden und stattdessen durch die warme Sonne ersetzt worden. Sie lächelte Ivan förmlich an. Er stand nun wieder auf seinen Beinen und blickte zurück in die Stadt. Sie war wieder völlig die alte. Die spitzen der Dächer waren in Gold getaucht und die kleinen Gärten waren besetzt mit unzähligen Blumen und Gewächsen. Hinter einem alten Haus tauchte eine Frau mit einem Kind in ihren Armen auf. Es war seine Mutter. „ Mutter, Mutter ich bin hier!“, schrie er sich aus ganzem Leibe.
Nun raste er den Weg, den er davor mit viel Mühe zurück gelegt hatte, wieder zurück. Seine Mutter blickte nun in seine Richtung, sie hatte eine Brief in ihren zitternden Händen und die Tränen flossen über ihre rosigen Wangen. Nun blieb Ivan stehen ein bekanntes Gefühl stieg in ihm ein.

Er erinnerte sich an diesen Moment, nur damals kam er vom Spielen mit seinen Freunden wieder und heute war er allein. Es war der Tag, als seine Mutter die Naricht von dem Tod seines Vaters bekommen hatte. Er war im Krieg gefallen. Seine Mutter hatte seit diesem Augenblick kein einziges Mal ein Lächeln auf ihre Lippen bekommen. Ivan musste sich seitdem um seine kleinere Schwester Isabella kümmern. Sie war ein stilles Kind und Ivan hatte keine großen Probleme. Eines Nachmittags kamen große Flieger über ihre Stadt und alle brachen in Geschrei aus. Ivan hatte das damals nie richtig verstanden, er wusste nur er musste weg. Mit Isabelle in den Armen lief er aus dem Haus, als ihm bewusst wurde, dass er seine Mutter dort nicht zurücklassen konnte, lief er ins Haus und ließ seine Schwester für einen kurzen Moment vor dem Haus. Als er das Zimmer seiner Mutter erreicht hatte, sah er sie in ihrem Stuhl. Ihr Kopf hang in einem ungewöhnlichen Winkel zu Boden. Er lief einmal herum und blickte in das tote Gesicht seiner Mutter, sie hatte sich selber erstochen. Ohne auch nur einen Moment zu zögern lief er zurück, doch in diesem Augenblick fiel eine Bombe, direkt auf die Straße. Sein Haus brach zusammen und Ivan wurde zu Boden geschleudert, durch den entstandenen Druck und ihm war klar, dass er zu spät gekommen war.

Er wurde in diesem Moment wieder zurück gerissen. Kälte setzte ein und nun war ihm bewusst, dass er sich wieder im Jetzt befand. Traurig schlug er seine Arme um seine Körper und versuchte nicht zu zittern. Ein starker Schneesturm hatte eingesetzt. Sein Magen knurrte und versuchte ihm mitzuteilen, dass er wohl möglich verhungern würde, wenn er nicht bald was äße. Er versuchte sich aufzurichten, aber er hatte keine Chance. Er wurde erneut auf den Boden gedrückt. In diesem Augenblick war ihm klar, dass er keine Möglichkeit hatte auch nur diesen Winter zu überleben. Vor Kraftlosigkeit schloss er wieder die Augen. Er befand sich in seinem alten Wohnzimmer. Ein Schrei kam aus dem Schlafzimmer seiner Mutter. Er stieß sich von seinem Stuhl auf und lief in das kleine Zimmer. Dort blickte er in die kleinen blauen Augen seiner Schwester. Sie war vor ein paar Sekunden geboren worden. Das war sein schönster Augenblick in seinem ganzen Leben. Sein Vater klopfte ihm stolz auf die Schulter:
„ Mein Sohn, dass ist deine Schwester.“
Mit Tränen ihn den Augen überreichte sein Vater die Tochter ihrer Mutter.
Das Schwindelgefühl vom letzten Mal setzte wieder ein und er wusste, dass es ihn wieder zurück in die Wirklichkeit tragen würde, doch er kämpfte nicht dagegen an. Er war zuhause und glücklich und nichts würde ihm dieses Gefühl nehmen können. An diesem Tag, denn es war Weihnachten.

 



Ein Tag später erreichte ein Soldat die Wiese und erblickte den kleine Jungen, doch als er ihn aus dem Schnee hinausgrub, war er bereits tot. Niemand kannte ihn und niemand kümmerte sich um seine Geschichte. Nur der Soldat machte ihm ein kleines Grab und er ging nie aus seinem Gedächtnis fort.

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Texte: alle Rechte liegen allein bei mir(bunkerkind)
Bildmaterialien: bearbeitete version copyright bunkerkind/ Copyright des Bildes liegt allein bei mir(eigenes Bild))
Tag der Veröffentlichung: 04.11.2012

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